& Diversity in Wort und Bild Formen antidiskriminierender Sprachhandlungen | Leitfaden 2019

3. Auflage – neu überabeitet – Juni 2019 Inhalt 4 Geleitwort 36 Ausnahmen

8 Einführung 39 Weitere Hinweise

10 Gender & Diversity 42 Geschlechtersensibel formulieren – auf unterschiedlichen Ebenen aber wie?

19 Sprache im Wandel 46 Vielfalt in Stellenanzeigen und Berufsbeschreibungen 24 Geschlechtergerechte Sprache: Wirkung, Umsetzung, 52 Gender & Diversity in der Bildsprache Herangehensweisen 68 Schlusswort 26 Geschlechtersensible und antidiskriminierende 73 Verwendete und weiterführende Sprachhandlungen – Literatur/Onlinepublikationen die gängigsten Formen i. Statischer Unterstrich (Gender-Gap) 75 Gesetze/Zitate ii. Sternchenform (Gender-Star) iii. Paarform 76 Impressum iv. Binnen-I v. Geschlechtsneutrale Formulierungen

2 Geleitwort

Liebe Freiburger_innen, Im Artikel 3, Satz 3 (GG) unseres Grundge- Die Einführung der Dritten Option „divers“ liebe Mitarbeiter_innen, setzes ist es eindeutig formuliert: im Personenstandregister, die auf ein Urteil „Niemand darf wegen seines des Bundesverfassungsgerichts im Oktober als Verwaltung der Stadt Freiburg ist es Geschlechtes, seiner Abstammung, 2017 folgte, liefert neben dem AGG und unsere höchste Priorität, in unseren Funktio- seiner Rasse, seiner Sprache, der “Ehe für Alle“ (2017) die gesetzliche nen als Dienstleister_in, als Arbeitgeber_in, seiner Heimat und Herkunft, Grundlage, um die Verwendung von als Auftraggeber_in, als Fördermittelgeber_in seines Glaubens, seiner religiösen geschlechtersensibler und antidiskriminieren- und als Ausführungsorgan von Rechtsvor- oder politischen Anschauungen der Sprache zu begründen. Die Vielfalt an schriften alle Menschen anzusprechen und benachteiligt oder bevorzugt geschlechtlichen Identitäten und sexuellen ihre Teilhabe zu fördern. Die Verwendung werden. Niemand darf wegen seiner Orientierungen ist somit auch gesetzlich von geschlechtersensibler Sprache hat dabei Behinderung benachteiligt werden.“ anerkannt und Menschen, die sich weder zum Ziel, die Vielfalt unserer Gesellschaft zu eindeutig dem weiblichen oder dem männ- berücksichtigen sowie diese auch sichtbar Durch die Nutzung der geschlechtergerech- lichen Geschlecht zuordnen, haben nun die zu machen – sei es im gesprochenen oder ten Sprache soll die Vielfalt unserer Gesell- Möglichkeit auf einen weiteren, positiven geschriebenen Wort, bei Abbildungen in Pu- schaft in das Bewusstsein gerufen werden, Geschlechtseintrag im Personenstandregis- blikationen, in Pressemitteilungen als auch um eine gesellschaftspolitische Basis für ter. Das Gesetz nimmt uns als Verwaltung bei dem Web-Auftritt der Stadtverwaltung. Toleranz und Akzeptanz zu befördern. nun in die Pflicht, die Option „divers“ zu

4 5 benennen und diese in Anreden und Nutzung des Gender-Gaps (Unterstrich). Stadtverwaltung Freiburg dazu verhalten. Anliegen als Stadtverwaltung, Vielfalt in Formularen zu berücksichtigen. Der Gender-Gap soll die Grenzen der binären Im Zusammenhang mit den vielfältigen Wort und Bild sichtbar zu machen, im Kategorisierung in der Sprache auflösen und Aufgaben und den Zielen sowie der Vor- Denken zu verstetigen und Stereotype Neben den gesetzlichen Grundlagen zeigt bindet neben der geschlechtlichen Identität bildfunktion einer Stadtverwaltung ist die aufzulösen. auch die aktuelle gesellschaftspolitische und der sexuellen Orientierung weitere einheitliche und konsequente Anwendung Debatte zur Verwendung der geschlech- soziale Dimensionen mit ein, u.a. Alter, eine der geschlechtersensiblen und antidiskri- tersensiblen Sprache, dass ein Wandel in mögliche Behinderung, kulturelle Herkunft, minierenden Sprache fachübergreifend von der Sprache bereits stattfindet. Für das Religion oder Weltanschauung. Vom Rat für Bedeutung. Verwaltungshandeln bedeutet das auch, deutsche Rechtschreibung gibt es noch keine dass es sich nicht mehr um eine Frage des eindeutige Empfehlung, wie geschlechterge- Geschlechtersensible Sprache erweitert Hori- „ob“, sondern vielmehr um eine Frage des rechte Formulierungen zu handhaben sind, zonte, gestaltet Vorstellungen neu und zeigt Martin W. W. Horn „wie“ handelt. weshalb es in Verwaltungen auf Kommunal-, jedem Menschen seine Möglichkeiten auf. Oberbürgermeister Landes- und Bundesebene keine einheitli- Seit dem 1.1.2018 gilt innerhalb der Stadt- chen Regelungen gibt. Es bleibt abzuwarten, Nutzen Sie den vorliegenden, nun evaluier- verwaltung Freiburg die Organisations- welche Empfehlungen letztendlich auf ten Leitfaden „Gender & Diversity in Wort verfügung zur verbindlichen Anwendung Bundesebene ausgesprochen werden, und Bild“, um sich an den Vorschlägen der geschlechtergerechten Sprache und der entsprechend wird sich natürlich auch die zu orientieren und stärken Sie so unser

6 7 Einführung

Eine lebendige Sprache entwickelt sich „Die Sprache ist die „Ohne Verschiedenheit, das absolute mit den Menschen, die sie sprechen. Auch Kleidung der Gedanken.“ Unterschiedensein jeder Person von die zunehmende Gleichberechtigung der (Samuel Johnson, 1709 – 1784) jeder anderen, die ist, war, oder sein Geschlechter findet sich in der Sprache wird, bedürfte es weder der Sprache wieder. Das betrifft gleichermaßen Medien noch des Handelns für eine Verständi- und Alltagssprache, Politik und Wirtschaft gung; eine Zeichen- und Lautsprache sowie Verwaltung. wäre hinreichend, um einander im Notfall die allen gleichen, immer identisch bleibenden Bedürfnisse und Notdürfte anzuzeigen.“ (Hannah Arendt, 1906 – 1975)

8 9 Gender & Diversity als geschriebenes Wort

Hinweise zu einer geschlechtersensiblen Der Begriff Gender Mainstreaming als Grundgesetz (GG), Artikel 3: Sprache gibt es seit der UNESCO-Resolution geschriebenes Wort wurde erstmals 2006 von 1987, in der die explizite Nennung von im Rechtschreibduden berücksichtigt. 1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Frauen zum Zweck ihrer Sichtbarmachung Die Erklärung fokussierte primär die Ver- festgehalten ist (Deutsche UNESCO-Kom- wirklichung der Gleichstellung von Mann 2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche mission 1993). und Frau unter Berücksichtigung der ge- Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf schlechtsspezifischen Lebensbedingungen die Beseitigung bestehender Nachteile hin. und Interessen und ist konform mit Artikel 3 des Grundgesetzes (GG). 3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_3.html (letzter Aufruf am 13.06.2019)

10 11 Gender & Diversity als geschriebenes Wort

Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz „Ziel des Gesetzes ist, Benachteili- Die Gleichstellung der Geschlechter und Die Gleichstellung in der Sprache geht mit (AGG), das seit 2006 in Kraft ist, geht die gungen aus Gründen der Rasse oder der Abbau von Diskriminierung sind der Strategie Gender Mainstreaming und Definition über die Zweigeschlechtlichkeit wegen der ethnischen Herkunft, des wichtige gesellschaftspolitische Ziele und Diversity einher, da diese sich auf Gleich- hinaus: Geschlechts, der Religion oder Welt- spiegeln sich in unterschiedlichen Gesetzen stellung in allen Aspekten bezieht. anschauung, einer Behinderung, des wider. Die wichtigste Strategie bildet Gender Alters oder der sexuellen Identität zu Mainstreaming (GM) welche seit 1999 verhindern oder zu beseitigen.“ (Amsterdamer Vertrag) die Realisierung von (AGG § 1) Gleichstellungspolitik auf der Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen fördert. Deutschland ratifizierte zwar den Amsterdamer Vertrag 1999, doch die ge- naue Verwirklichung der Strategie allerdings fiel unterschiedlich aus, da es auf Bundes- ebene keine einheitlichen Vorgaben gab.

Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/agg/__1.html (letzter Aufruf am 13.06.2019)

12 13 Gender & Diversity auf Bundesebene

Auf Bundesebene erfolgt im Rahmen der Im Oktober 2017 fällte das Bundes- 1) Das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) gesellschaftlichen Entwicklung schrittweise verfassungsgericht weiterhin ein richtungs- schützt die geschlechtliche Identität. Es schützt auch die geschlechtliche eine Evaluierung der bestehenden Gesetze. weisendes Urteil hinsichtlich der Rechte Identität derjenigen, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem Ein Beispiel ist der langwierige Weg zur von Menschen, die sich weder als männlich weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. rechtlichen Gleichstellung der gleichge- noch als weiblich definieren. Die folgenden schlechtlichen Ehe. Erst 1994 wurde mit Leitsätze begründen die Entscheidung des 2) Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG schützt auch Menschen, die sich dauerhaft dem ersatzlosen Streichen des §175 StGB Bundesverfassungsgerichtes, die gleichzeitig weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, Homosexualität entkriminalisiert. 2001 den Gesetzgeber verpflichtete, innerhalb vor Diskriminierungen wegen ihres Geschlechts. folgte das Lebenspartnerschaftsgesetz. Aber eines Jahres eine Gesetzesänderung umzu- erst im Oktober 2017 wurde die gesetzliche setzen. 3) Personen, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem Definition der Ehe auf gleichgeschlechtliche weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, werden in beiden Grundrechten Paare ausgeweitet, woraufhin schließlich verletzt, wenn das Personenstandsrecht dazu zwingt, das Geschlecht zu die “Ehe für Alle“ in Kraft treten konnte. registrieren, aber keinen anderen positiven Geschlechtseintrag als weiblich oder männlich zulässt.

Quelle: https://www.bundesverfassungsgericht.de/e/rs20171010_1bvr201916.html (letzter Aufruf am 13.06.2019).

14 15 Gender & Diversity auf Bundesebene

Im Dezember 2018 beschloss der Bundes- PStG § 22 Absatz 3: „Kann das Kind Die Änderung des neuen Personenstand- „Die Entscheidung geht also an die tag die entsprechende Gesetzesänderung. weder dem weiblichen noch dem rechts betrifft nicht nur standesamtliche Fundamente von Alltagswissen in Neben den Möglichkeiten “weiblich”, männlichen Geschlecht zugeordnet Vorgänge, sondern bringt verwaltungsweit unserer Gesellschaft, deshalb ist “männlich” und “ohne Angaben” findet werden, so ist der Personenstands- Handlungsbedarf mit sich. Auf der neuen sie so revolutionär. Es geht ja um sich im Personenstandregister nun auch die fall ohne eine solche Angabe oder gesetzlichen Grundlage ist es von nun an Anerkennung, etwas zu sein anstatt Option “divers”. Mit der Gesetzesänderung mit der Angabe „divers“ in das begründungsbedürftig, nur Frauen und nichts zu sein.“ werden erstmals geschlechtliche Identitäten Geburtenregister einzutragen.“ Männer anzusprechen, ohne die dritte (Prof.in Dr.in Nina Degele, 12.11.2017 im jenseits der binären Kategorien (weiblich Geschlechterkategorie zu berücksichtigen. Interview mit der Badischen Zeitung) und männlich) offiziell anerkannt. Während PStG § 45b Absatz 1: „Personen mit Diese muss unter anderem in Stellenanzei- die bisherige Gleichstellungspolitik sich pri- Varianten der Geschlechtsentwick- gen, Formularen, Dienstanweisungen sowie mär auf Frau und Mann bezogen hat, gibt lung können gegenüber dem Standes- sämtlichen Veröffentlichungen (Online oder es nun eine feste gesetzliche Grundlage, amt erklären, dass die Angabe zu Print) berücksichtigt werden und erfordert die auch intersexuelle Menschen in den ihrem Geschlecht in einem deutschen eine umfassende Evaluierung bisheriger Fokus nimmt. Personenstandseintrag durch eine Verfahren. andere in § 22 Absatz 3 vorgesehene Bezeichnung ersetzt oder gestrichen werden soll. [...]“

16 17 Gender & Diversity Sprache im Wandel in Freiburg

Die Stadtverwaltung Freiburg hat sich im Der Unterstrich soll die geschlechtliche Viel- „Sprache ist die „Hätten wir das Wort, Zuge der Organisationsverfügung, die seit falt und ihre Gleichstellung verdeutlichen. Quelle aller hätten wir die Sprache, dem 1.1.2018 in Kraft ist, „klar für die Zusätzlich bietet „die Lücke“ Platz, um auch Missverständnisse.“ wir bräuchten die Waffen nicht.“ Implementierung der Verwendung von weitere soziale Dimensionen wie Alter, (Antoine de Saint-Exupéry, 1900 – 1944) (Ingeborg Bachmann, 1926 – 1973) einheitlicher geschlechtergerechter und Religion und Weltanschauung, Menschen antidiskriminierender Sprache, Vielfalt und mit oder ohne Behinderung und/oder unter- Gender im Verwaltungshandeln, auch im schiedlicher Herkunft mitzudenken und zu „Der Geist einer Sprache offenbart „Sprache ist ein Spiegel, in dem geschriebenen Wort sowie bei Abbildungen adressieren. sich am deutlichsten in sich der – jeweilige – Zustand der in Publikationen, in Pressemitteilungen Wichtig ist, dass der Hinweis auf die ihren unübersetzbaren Worten.“ Kultur abbildet. Lange ist unsere oder beim Web-Auftritt der Stadtverwaltung Verwendung einer geschlechtersensiblen (Marie von Ebner-Eschenbach, Gesellschaft durch Herrschaftsver- ausgesprochen.“ Sprache/Schreibweise in Dokumenten bzw. 1830 – 1916) hältnisse und Machtasymmetrien Publikationen stets in der Fußzeile vermerkt geprägt gewesen. Wenn sich das, Der bundesweite Trend zur vermehrten werden sollte.1 wie wir alle wünschen, ändert, zeigt Nutzung des Gender-Gaps in wissenschaftli- „Die Grenzen meiner Sprache auch die Sprache ein anderes Gesicht.“ 1 Der Unterstrich, auch Gender-Gap genannt, bietet in der chen Institutionen und Verwaltungen diente Schriftsprache symbolisch Raum für Menschen, die sich bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Cornelia Klinger, 2018, Deutschlandfunk dabei als Orientierung für die Organisati- nicht (nur) in der Zweigeschlechtlichkeit von Frau und Mann (Ludwig Wittgenstein, 1889 – 1951) Kultur) wiederfinden (möchten). So weist der Unterstrich darauf hin, onsverfügung. dass es neben der weiblichen und männlichen Geschlechteri- dentitäten auch andere Geschlechteridentitäten gibt. 18 19 Sprache im Wandel Entwicklungen im Verwaltungshandeln auf kommunaler Ebene

Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Land Berlin Landeshauptstadt Hannover, Niedersachsen

„Das Bezirksamt möchte eine Kultur entwickeln, die von Respekt und Wert- Die Landeshauptstadt Hannover hat zu Beginn des Jahres 2019 eine neue „Emp- schätzung geprägt ist. Wir möchten auf den Internetseiten unseres Bezirks fehlung für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache‘“ herausgegeben. alle Menschen ansprechen. Um nicht nur die Zweigeschlechtlichkeit (Mann Diese „trägt der Vielzahl geschlechtlicher Identitäten Rechnung – und geht und Frau) darzustellen, sondern auch alle sozialen Geschlechter und damit weiter als der bisherige Ausgleich zwischen männlichen und weiblichen Geschlechtsidentitäten anzusprechen, werden entweder geschlechtsneutrale Formulierungen. Außerdem entspricht sie der neueren Gesetzgebung, nach der Bezeichnungen benutzt (z.B. Mitarbeitende) oder der sogenannte zum Beispiel seit dem 1. Januar das dritte Geschlecht im Personenstandsregister „Gender-Gap” verwendet (Bürger_innen). [...] geführt wird.“

Der Unterstrich, auch Gender-Gap genannt, bietet in der Schriftsprache symbo- Dazu auch Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok: „Vielfalt ist unsere lisch Raum für Menschen, die sich nicht (nur) in der Zweigeschlechtlichkeit von Stärke – diesen Grundgedanken des städtischen Leitbilds auch in unserer Ver- Frau und Mann wiederfinden (möchten), z.B. Lehrer_innen.“ waltungssprache zu implementieren, ist ein wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen.“

Quelle: https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Verwaltungen-Kommunen/Die-Verwaltung-der-Landeshauptstadt-Hannover/ Gleichstellungsbeauf%C2%ADtragte-der-Landeshauptstadt-Hannover/Aktuelles/Neue-Regelung-f%C3%BCr-geschlechtergerechte-Sprache Quelle: https://www.berlin.de/ba-tempelhof-schoeneberg/allgemeine-infos/gender_gap-364349.php (letzter Aufruf am 13.06.2019) (letzter Aufruf am 13.06.2019)

20 21 Sprache im Wandel Entwicklungen im Verwaltungshandeln auf Landesebene

Ministerium für Familie, Frauen, Integration und Verbraucherschutz, Rheinland-Pfalz

„ [...] Insbesondere nach dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017 ist eine Sprache gefordert, die Menschen, die sich nicht dauerhaft dem männlichen und weiblichen Geschlecht zuordnen, einbezieht und sichtbar macht. [...] Da jenseits der auf Frauen und Männer bezogenen ‚Geschlechtsgerechten Amts- und Rechtssprache‘ pragmatische Lösungen ge- fragt sind, wollen wir mit dieser Handreichung Anregungen für eine geschlech- tergerechte Sprache und einen respektvollen Umgang mit allen Menschen in Rheinland-Pfalz geben. [...]“ „ [...] Seit dem 22. Dezember 2018 ist es begründungsbedürftig, das 3. Geschlecht nicht einzubeziehen und zu benennen. Dies muss sich insbesondere in einer Sprache zeigen, die dieser Personengruppe Sichtbarkeit und Würdigung verleiht. Denn die Sprache ist der Spiegel des Alltags und gleichzeitig wird der Alltag auch von der Sprache geprägt. [...]“

Quelle: https://mffjiv.rlp.de/fileadmin/MFFJIV/Vielfalt/Handreichung_geschlechtergerechte_Sprache_Maerz_2019.pdf (letzter Aufruf am 13.06.19) 22 23 Geschlechtergerechte Sprache Geschlechtergerechte Sprache Wirkung und Umsetzung Herangehensweisen

Geschlechtersensibles III. Antidiskriminierung in der Sprache: Zwei Strategien II. Strategie „Sichtbarmachen“: Formulieren verlangt: Geschlechtersensibles Formulieren bedeutet zum gendersensiblen Klar definierte Adressat_innen werden auch, antidiskriminierend zu wirken. Damit Formulieren sichtbar gemacht. Die verschiedenen wird Gleichberechtigung mitgedacht und Geschlechter werden gezielt angesprochen. I. Eindeutigkeit: befördert. Geschlecht wird als eine wichtige Vielfalt wird bewusst benannt und durch Wer wird angesprochen? Wer ist gemeint? I. Strategie „Neutralisieren“: Ordnungskategorie betrachtet, das durch passgenaue Formulierungen ebenfalls Neutrale Formulierungen (z.B. Mitarbei- tradierte Überlieferungen Hierarchien „sichtbar“ gemacht, direkt benannt und II. Repräsentation: tende, Lehrpersonen etc.) machen das erzeugt. Gesellschaftliche Strukturen sind angesprochen. Formulieren ist (k)eine Kunst, wenn Geschlecht „unsichtbar“. Es sollte darauf jedoch keine starren Gebilde, sondern von vornherein der Gedanke eine Rolle geachtet werden, dass Texte weiterhin veränderbar. spielt, dass mit dem geschriebenen Text flüssig lesbar sind. Das Neutralisieren des oder durch das gesprochene Wort alle Geschlechts ist eine Alternative zur Bildung Geschlechter adäquat angesprochen und von Paarformen (Lehrerinnen und Lehrer). repräsentiert werden.

24 25 Geschlechtersensible und antidiskriminierende Sprachhandlungen – die gängigsten Formen

Spätestens seit dem Inkrafttreten des Allge- Da die Gleichberechtigung der Geschlechter meinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) zunehmend auch in der Sprache abgebildet 2006 muss die tradierte sprachliche Aus- wird, haben sich seit den 1990er Jahren richtung im Kontext der Zwei-Geschlechter- konsequent der statische Unterstrich „_“ Norm in Frage gestellt werden. Im AGG und die Sternchen-Form „*“ als gender- wird explizit auf das Ziel des Gesetzes sensible Schreibweisen in akademischen eingegangen, dass die „Benachteiligun- Arbeitsbereichen sowie in unterschiedlichen Freiburger_innen gen aus Gründen der Rasse oder wegen Verwaltungen bundesweit und darüber der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, hinaus etabliert. der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“ Denn unterm Strich (AGG § 1) sind. zählen Wir!

26 27 Geschlechtersensible und antidiskriminierende Sprachhandlungen – die gängigsten Formen

Statischer Unterstrich Wird der Text mit dem Gender-Gap vorge- Sternchenform Das Sternchen „*“ umfasst eine Vielzahl an (Gender Gap) lesen oder soll die zugehörige Bedeutung (Gender-Star) geschlechtlichen Identitäten, die sich meist in einer Ansprache hervorgehoben werden, jenseits der binären Geschlechterkategorien Bei dieser Schreibweise wird ein Unterstrich wird an der Stelle des Unterstrichs eine Beim Gender-Star wird ein Sternchen „*“ „männlich“ und „weiblich“ bewegen. „_“ zwischen der männlichen und der kurze Sprechpause eingebaut. zwischen der männlichen und der weibli- Der Gender-Star erlangte große Popularität weiblichen Form eingefügt, z.B.: chen Form eingefügt, z.B.: in der queeren Bewegung und adressiert Mit dem Unterstrich sollen die Gleichstel- primär die sexuelle Identität bzw. Orien- • Mitarbeiter_innen lung aller Geschlechter verdeutlicht sowie • Mitarbeiter*innen tierung, während der Gender-Gap mit Menschen in ihren verschiedenen Lebensal- weiteren „Diversity“-Dimensionen assoziiert • Kolleg_innen tern, Menschen mit und ohne Behinderung, oder an das Ende einer maskulinen bzw. wird. • Einwohner_innen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Reli- femininen Bezeichnung gesetzt: gion oder Weltanschauung gleichberechtigt Beide Varianten sollen das Bewusstsein • Stadträt_innen mitgedacht und adressiert werden. • Damen* oder Herren* für ein selbstverständliches „Mitdenken“ im Kontext der verschiedenen Gender- • Mädchen* oder Jungen* Kategorien und Diversity-Dimensionen unterstreichen.

28 29 Antidiskriminierende Sprachhandlungen Die gängigsten Formen

Paarform Bei der Paarform werden in der Regel beide Das Binnen-I • MitarbeiterInnen Sprachvarianten im Wechsel verwendet. • KollegInnen Bei der Paarform werden weibliche und Im mündlichen Vortrag wird zu Beginn Das Binnen-I erfuhr parallel zu der UNESCO- männliche Formen durch ein „und“ oder verdeutlicht, dass eine geschlechtersensible Resolution von 1987, die die Sichtbarma- • EinwohnerInnen „oder“ verbunden, z.B.: Sprache verwendet wird, indem abwech- chung von Frauen ausdrücklich einforderte, selnd die weibliche und die männliche wachsenden Gebrauch. Die Schreibweise • Schülerinnen und Schüler Sprachform genutzt wird. mit dem Binnen-I fand ihre Ursprünge in der Im akademischen Bereich sowie in verschie- Frauenbewegung und gilt als Vorreiter_in denen Verwaltungen fand das Binnen-I seit • Bewerberinnen und Bewerber Allerdings verbleibt diese Sprachform antidiskriminierender und geschlechterge- den 1990er Jahren eine rege Anwendung. durch die deutliche Hervorhebung rechter Sprachformen. Bei der Schreibweise Mit dem Aufkommen des Diskurses im • Einwohnerinnen und Einwohner der Zwei-Geschlechter-Norm innerhalb mit dem Binnen-I wird mit dem großen „I“ Kontext von Gender und Diversity haben der binären Vorstellung, nach der es im Wortinneren der Fokus auf die Sicht- sich in Folge der Gender-Gap „_“ sowie • „Bestehen Unklarheiten über die gesund- ausschließlich Frauen und Männer barmachung des weiblichen Geschlechts der Gender-Star „*“ anstelle des Binnen-I heitliche Verfassung sollte der Rat einer gibt. gelegt, z.B.: zunehmend im Gebrauch etabliert. Ärztin oder eines Arztes eingeholt werden.“ (besser: „der ärztliche Rat“)

30 31 Geschlechtsneutrale Formulierungen

Substantivierung von Beispiele: Auch durch Passiv-Formulierungen lassen Beispiele: Partizipien und Adjektiven sich manche Texte geschlechtergerecht „Die Studenten“ umformulieren: „Die Antragsteller müssen das Formular Besser: „Die Studierenden“ vollständig ausfüllen.“ Unter Verwendung von Adjektiven und Besser: „Der Antrag ist vollständig auszu- Partizipien lassen sich generisch männliche „Die Lehrer“ füllen.“ Substantive einfach umschreiben: Besser: „Die Lehrenden“ „Die Mitarbeiter erhalten das Kindergeld „Wissenschaftliche Mitarbeiter“ mit dem Arbeitsentgelt.“ Besser: „Die wissenschaftlich Tätigen / Besser: „Das Kindergeld wird mit dem Beschäftigten“ Arbeitsentgelt ausgezahlt.“ „Die Promovenden“ Besser: „Die Promovierenden“

„Der Herausgeber“ Besser: „herausgegeben von“

32 33 Geschlechtsneutrale Formulierungen

Umschreibungen und Ableitungen auf: Geschlechtsneutrale -ung, -ium, kraft, -schaft Personenbezeichnungen

Beispiele für Umschreibungen: Mögliche Ableitungen: Durch die Verwendung von geschlechts- „Der Stimmberechtigte“ neutralen Personenbezeichnungen können Besser: „Das stimmberechtigte Mitglied“ “Wir suchen einen praxiserfahrenen „An den Vertreter“ Sie Doppelungen vermeiden. Mitarbeiter.“ Besser: „An die Vertretung“ „Der Einzelne und seine Freiheit“ Besser: „Wenn Sie Praxiserfahrungen Besser: „Der einzelne Mensch und Beispiele: haben, melden Sie sich bitte bei uns!“ „An die Kollegen“ seine Freiheit“ Besser: „An das Kollegium“ • Das Mitglied „Bewerberinnen und Bewerber müssen „Alle Mitarbeiter können ihre Vorschläge • Die Leute das Formular vollständig ausfüllen.“ „Wo ist die Pflegeschwester?“ einbringen.“ Besser: „Das Formular ist vollständig Besser: „Wo ist die Pflegekraft?“ • Der Mensch / Die Menschen Besser: „Alle Beschäftigten können auszufüllen.“ ihre Vorschläge einbringen.“ • Die Person / Die Personen „Bürgerinnen und Bürger“ „Sie suchen den Rat der Ärztin/des Arztes.“ Besser: „Bürgerschaft“ • Das Individuum / Die Individuen Besser: „Sie suchen einen ärztlichen Rat.“

34 35 Ausnahmen

Ausnahmen liegen vor allem bei der Die Bezeichnung von feststehenden Kollek- Die Gründung der Bundesrechtsan- Als weitere Beispiele seien an dieser Stelle Bezeichnung feststehender Kollektivorgane tivorganen muss jedoch immer im Kontext waltskammer erfolgte im Jahr 1959. Ihr der Deutsche Akademikerinnenbund e.V. vor, z.B.: Ärztekammer oder Rechtsanwalts- ihrer Entstehungsgeschichte und der jewei- Fundament baute sie auf im Vorfeld bereits oder der Deutsche Ärztinnenbund e.V. kammer. ligen Zeit betrachtet werden. Am Beispiel bestehende, rechtliche Konstrukte, die genannt. der Kollektivbezeichnung „Rechtsanwalts- zumeist männlich dominiert waren, auf. Diese und andere Eigennamen sind in der kammer“, der heutzutage sowohl Männer Hingegen zeigt das Beispiel der im Jahr Form zu verwenden, in der sie von den und Frauen als auch Menschen, die für 2007 gegründeten Organisation „Anwäl- jeweiligen Institutionen aktuell festgelegt sich eine andere sexuelle Orientierung oder tinnen ohne Grenzen e.V.“, die primär die sind. Identität beanspruchen, angehören, wer- gesellschaftspolitischen Interessen von den tradierte Wertvorstellungen evident. Frauen und Jurist_innen vertritt, dass auch Gleiches gilt auch für maskuline Personen- maskuline Kollektivbezeichnungen durch bezeichnungen ohne weibliches Pendant, gleichstellungspolitische Veränderungen z. B.: Gast, Prüfling, Flüchtling. dem sprachlichen Wandel unterliegen.

36 37 Ausnahmen Weitere Hinweise

Im Kontext des Verwaltungshandelns gilt Beispiel: I. Verwendung von Schrägstrichen „/“ In Verbindung mit Schrägstrichen werden es zu beachten, dass aufgrund fehlender zur Hervorhebung eines Geschlechtes zu- einheitlicher Ausführungsvorschriften Bekanntmachung zum Bürgerentscheid Die Verwendung von Schrägstrichen zeigt weilen auch Endungen mit Großbuchstaben rechtliche Anschreiben bzw. Rechtstexte (weiblich, männlich, divers) Dietenbach sich in unterschiedlichen Varianten. Diese innerhalb eines unbestimmten Geschlechts- nicht verändert werden dürfen. Werden ist jedoch in die Kritik geraten, da die weib- wortes verwendet: Begriffe oder Passagen aus einem solchen „Die Abstimmungsberechtigten haben ihre liche Form lediglich ein Anhängsel bildet, Rechtstext indirekt wiedergegeben, sind Wahlbenachrichtigung und ihren amtlichen wodurch eine Hierarchie angedeutet wird. • Akteuren/-innen allerdings Ergänzungen möglich, z.B. durch Personalausweis, Unionsbürger (weiblich, Des Weiteren werden Personen, die sich • einE Mitarbeiter/in einen Zusatz in der Klammer (weiblich/ männlich, divers) einen gültigen Identitäts- jenseits der binären Geschlechterkategorien männlich/divers oder die Kürzel w/m/d). ausweis, oder Reisepass zur Abstimmung definieren, nicht berücksichtigt. Diese umständliche Schreibweise lässt sich mitzubringen.“ durch die Verwendung des neutralen Plurals • Mitarbeiter/innen oder der erweiterten Paarbenennung • Kolleg/innen umgehen. Durch die wachsende Popularität des Gender-Gaps oder des Gender-Stars • Einwohner/innen verliert der Schrägstrich aktuell jedoch an • Stadträt/innen Bedeutung.

38 39 Weitere Hinweise

II. Die Verwendung von Klammern, in denen III. Auch vermeintlich unpersönliche Für- Akademische Grade, Titel auf das weibliche Geschlecht hingewiesen wörter wie „jeder“ und „keiner“ sind nicht wird, gilt inzwischen als inakzeptabel. Die neutral, da sie Hinweise auf das Geschlecht V. Bei der Abkürzung akademischer Grade Weitere Beispiele: „Ausklammerung“ erfolgt dabei sowohl der handelnden Person geben. oder Titel gibt es unterschiedliche Schreib- sprachlich als auch visuell und unterstellt in „Jeder hat das Recht,...“ weisen, um Geschlecht sichtbar zu machen: • Prof. Prof.’in (Prof_in, Prof*in) dem weiblichen Geschlecht eine „Nachran- Besser: „Alle haben das Recht,...“ gigkeit“. Außerdem fehlt die Einbindung der Kennung im Kontext der zweigeschlecht- • Dipl.-Päd.in Dipl.-Päd.’in (Dipl.-Päd_in, dritten Geschlechterkategorie: lichen Norm: z.B. Doktor oder Doktorin Dipl.-Päd*in)

IV. Vermeidung von Sprachbildern mit in • Mitarbeiter(in) Kennung in der ausgeschriebenen • Dipl.-Ing. Dipl.-Ing.’in (Dipl.-Ing_in, Klischees und Stereotypen über „weibliche“ weiblichen Form: Dr.in Dipl.-Ing*in) • Einwohner(in) und „männliche“ Eigenschaften. Verwendung des Apostrophs und der • Stadträt(in) „Sie löste das Problem staatsmännisch.“ weiblichen Endung: Dr.‘in Besser: Auch wenn im DUDEN die Verwendung von „Sie löste das Problem ausgezeichnet.“ Geschlecht im Kontext von Vielfalt: Klammern in diesem Zusammenhang noch Gender-Gap (Dr_in) oder Gender-Star üblich ist, ist von dieser Variante abzusehen. (Dr*in)

40 41 Geschlechtersensibel formulieren – aber wie?

Ansprachen in der erwünschte Ansprache unklar ist oder wo die Gesprochene Sprache angesprochen. Im Kontext der betreffenden schriftlichen Form Anrede mit Frau/Herr nicht gewollt ist. Thematik wird dabei immer auf die ange- „Guten Morgen, Joseph Steffke“ Die vorgeschlagenen Schreibweisen lassen sprochenen Personen eingegangen. Hier gilt zunächst die Aufmerksamkeit der „Guten Tag, Dilek Oktay“ sich nicht eins zu eins in die gesprochene Wie auch bei der schriftlichen Ansprache Frage, nach der Ansprechperson In Fällen, wo eine Person angesprochen Sprache umsetzen. Es gibt aber unter- wird empfohlen, in der mündlichen Rede bzw. nach den Adressat_innen: wird, die erkennbar als Mann oder Frau schiedliche Lösungsmöglichkeiten, von de- an bestehende Formen anzuknüpfen und tituliert wird, kann diese selbstverständlich diese zu erweitern. Bei Grußworten kann Zu der klassischen Ansprache „Sehr geehrte nen die folgenden beiden sehr praktikabel mit „Sehr geehrte Herr“, oder „Sehr geehrte die gängige Floskel „Sehr geehrte Damen Damen und Herren“wird entsprechend des erscheinen: Frau“ angeschrieben werden. und Herren“ um Anlasses der Zusatz gewählt, z.B.: Sollten Sie im direkten Konkakt zu einer I. Die genannten Formen werden aufgelöst „Sehr geehrte Gäste“, „Sehr geehrte Interessierte“ Person stehen (E-Mail, Telefonat, Gespräch), und als vollständige Paarform ausgespro- „Sehr geehrte Anwesende“, „Sehr geehrtes Kollegium“ können Sie im Zweifel ihre Ansprache z.B. chen, wie z.B. Stadträtinnen und Stadträte. „Sehr geehrtes Publikum“, „Sehr geehrte Antragstellende“ wie folgt formulieren: „Guten Tag! Wir „Sehr geehrtes Team“ oder weniger formell, „liebe Gäste“. möchten Sie gerne so ansprechen, wie Sie II. Während des Sprechaktes werden Immer häufiger wird auch bei der Ansprache sich es wünschen. Teilen Sie uns gerne die jeweiligen Geschlechter im Wechsel oder „Sehr geehrte Teilnehmende der der volle Name ausgeschrieben, diese mit, wie Sie von uns angesprochen werden benannt bzw. werden die jeweiligen Veranstaltung zur Förderung von Frauen in Variante eignet sich gerade in Fällen, wo die möchten.“ Personengruppen namentlich explizit technischen Berufen“ ergänzt werden.

42 43 Geschlechtersensibel formulieren – aber wie?

Beispiel für eine Ansprache Als Stadtverwaltung handeln wir in unterschiedlichen Funktionen. Wir sind sowohl Dienstleister_in für die Bürger_innen und Ausführungsorgan von Rechtsvorschriften als „Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Anwesende, auch zuständig für die Vergabe von Aufträgen und Fördermitteln. Ebenfalls handeln wir als zweitgrößte Arbeitgeber_in in der Stadt, einerseits innerhalb der Stadtverwaltung, Wir freuen uns, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Bei den unterschiedlichen Dienst- andererseits auch nach außen. Vielfalt spiegelt sich auch bei unseren Beschäftigten wider, leistungen, die wir als Verwaltung für die Bürger_innen unserer Stadt anbieten, wenden die aus über 40 Nationen stammen. Darüber hinaus richten wir uns als Arbeitgeber_in sich an uns Menschen unterschiedlichen Geschlechtes, das bedeutet Frauen und Männer, an Außenstehende und werben stets um qualifizierte Fachkräfte. Nicht zuletzt bieten wir oder auch Menschen, die für sich eine andere geschlechtliche Identität oder sexuelle Ausbildungen in unterschiedlichen Berufen an. [...]“ Orientierung benennen. Daher bieten wir als Verwaltung selbstverständlich vielfältige Beratungs- und Betreuungsangebote sowohl für heterosexuelle Männer und Frauen, für Homosexuelle, Intersexuelle, , Transsexuelle oder queere Personen, für alle Familienformen, für Menschen ohne und mit Behinderung, Deutsche und Nichtdeutsche sowie für Menschen unterschiedlicher religiöser und kultureller Herkunft oder Weltan- schauung an. Unser Anliegen ist es, Dienstleister_in für alle Menschen in unserer Stadt zu sein. In diesem Sinne freue ich mich, Sie hier und heute zu begrüßen.

44 45 Vielfalt in Stellenanzeigen und Berufsbeschreibungen

Sprache prägt die Wahrnehmung von zutrauten, einen „typisch männlichen“ Beruf Durch die stärkere Nutzung von geschlech- Mit Stellenanzeigen, unter Verwendung Berufen und kann so bei der Auflösung (z.B. Automechaniker) auszuüben als Kinder, tersensiblen Schreibweisen wie z. B. des Auslassungszeichens „_“ auch Gender von Geschlechterstereotypen unterstützend denen nur die männliche Berufsbezeichnung • Amtsleiter_in anstatt Gap genannt, wird bereits in den Titelzeilen wirken.In einer Studie der Freien Universität vorgelegt wurde. Die Vielfalt der Frei- • Amtsleiter (w/m/d) zu erkennen geben, dass alle Menschen Berlin aus dem Jahr 2015 lasen Dr.in Dries burger Bürger_innen soll sich auch in der wird das generische Maskulinum unter der angesprochen sind, die die Qualifikation Vervecken und Prof.in Bettina Hannover Stadtverwaltung unter ihren Beschäftigten Verwendung der Kürzel für das Geschlecht: erbringen, wie z. B. bei der Tätigkeit als Grundschüler_innen aus Deutschland und widerspiegeln, weshalb eine geschlechter- „w“ für weiblich, • Assistent_in oder Belgien Berufsbezeichnungen vor, die ent- gerechte Formulierung der Stellenanzeigen „m“ für männlich, • Informatiker_in weder in geschlechtergerechter oder in der unabdingbar ist. Ziel ist es, analog zum Ur- „d“ für divers Geschlechtsneutrale Begriffe für Berufsbe- männlichen Sprachform formuliert waren. teil des Bundesverfassungsgerichtes, in dem zunehmend ersetzt. zeichnungen oder Tätigkeiten eignen sich Die Kinder sollten in einem Fragebogen den nunmehr die geschlechtliche Identität als Mit dem neuen Personenstandrecht, das ebenfalls sehr gut, um alle Menschen anzu- Beruf hinsichtlich Einkommen, Schwierigkeit konstituierend für die Persönlichkeitsbildung seit dem 1.1.2019 in Kraft ist, etablieren sprechen und das generische Maskulinum des Erlernens und der Ausführung bewerten anerkannt wurde, (vgl.: 1 BvR 2019/16: sich geschlechtersensibel ausgeschriebene nicht zu nutzen, wenn sich tatsächlich jedes und angeben, ob sie sich zutrauen würden, B. I. 1. b.) alle – für die jeweilige Stelle Stellenanzeigen, u.a. in der Wochenzeitung Geschlecht für die Aufgabe eignet: den Beruf zu erlernen. Die Studie kam zu qualifizierten – Menschen respektvoll anzu- DIE ZEIT, in der Tageszeitung FAZ sowie • Amtsleitung dem Ergebnis, dass durch die geschlechter- sprechen: Frauen, Männer und Menschen auf Online-Stellenportalen StepStone oder • Assistenz gerechte Formulierung Kinder sich viel eher anderer geschlechtlicher Identität. Indeed etc. • Betreuungskraft Quelle: https://mffjiv.rlp.de/fileadmin/MFFJIV/Vielfalt/Handreichung_ 46 geschlechtergerechte_Sprache_Maerz_2019.pdf 47 (letzter Aufruf am 13.06.19) VIelFalt In StellenanZeIGen unD BeruFSBeSchreIBunGen Überregionale Zeitungen und Jobportale – Beispiele

Im titel: variante unter Quereinsteiger (m/w/d) SAP Beratung für Hochschulen Im titel: variante unter in Hamburg, Bremen, Kiel, Lübeck, Berlin oder Norderstedt verwendung des generi- verwendung des generi- schen Maskulinums, um schen Maskulinums, um Sie kennen durch Ihre bisherige Arbeit verschiedenen Hochschul- Algorithmen zu bedienen; Algorithmen zu bedienen; prozesse? […] Geschlechterangabe Geschlechterangabe unter verwendung der unter verwendung der Kürzel (m/w/d) Kürzel (m/w/d)

Was Sie erwartet: Was uns wichtig ist: Dezernat VIII * Soziales, Senioren, Jugend und Recht Wir integrieren Sie von Beginn an […] Abgeschlossenes Studium Im text: Nutzung des Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine_n Im text: Nutzung in laufende Projekte und bilden (bevorzugt Informatik, Wirtschafts- Gender-Stars und des Gender-Gaps und Sie zum SAP S/4HANA-Berater*in informatik oder BWL, gerne aber Amtsleiter_in (m/w/d) Jugend- und aus […] auch andere Fächer) […] geschlechtsneutraler geschlechtsneutraler Sozialamt (Ltd. Magistratsdirektor_in) Formulierungen Formulierungen

Quelle: https://jobs.zeit.de/jobs/amtsleiter-m-w-d-jugend-und-sozialamt-stadt-frankfurt-am-main-frankfurt-am-main-1005721 Quelle: Stellenportal der ZEiT, abrufbar unter: https://jobs.zeit.de/jobs/quereinsteiger-m-w-d-sap-beratung-fuer-hochschulen-akquinet- (letzter Aufruf am 08.04.2019) ag-verschiedene-standorte-1005887 (Stand: 08.04.2019)

48 49 Vielfalt in Stellenanzeigen und Berufsbeschreibungen Überregionale Zeitungen und Jobportale – Beispiele Beispiel der Stadtverwaltung Freiburg

Dazu suchen wir Sie als: Im Titel: Variante unter Im Titel: Variante Themenmanager*in (m/w/d) in Vollzeit Verwendung geschlech- unter Verwendung für den Bereich tersensibler Schreibweise geschlechtsneutraler Ernährungsindustrie, Agrar- und Forstwirtschaft mit „*“, „Gender Star“ Aufgabenbezeichnung Wirken Sie beim Innovationszentrum Niedersachsen mit […] und der zusätzlichen und der zusätzlichen Wir bieten Ihnen die Mitarbeit in einem innovativen Team von Geschlechterangabe Geschlechterangabe 25 Mitarbeiter*innen in flachen Hierarchien […] unter Verwendung der unter Verwendung der Kürzel (m/w/d) Kürzel (m/w/d)

Bosch Gruppe Im Titel: Nutzung Systementwickler*in des Gender-Stars und Im Text: Nutzung des Funktionale Sicherheit geschlechtsneutraler Gender Gaps im Bereich elektrischer Powertrain Formulierungen

Quelle: https://stellenmarkt.faz.net/job/themenmanager-in-m-w-d-ernaehrungsindustrie-agrar-und-forstwirtschaft.310667425.html?jw_search_ id=29766910469640579&jw_search_index=1&jw_search_count=6&pi=0 (letzter Aufruf am 08.04.2019)

Quelle: https://www.stepstone.de/stellenangebote--Schichtleiterinnen-im-Bereich-Sicherheit-Dortmund-Deutsche-Bundesbank--5680037-inline. Quellle: https://www.wirliebenfreiburg.de/pb/,Lde/1103782.html (letzter Aufruf am 08.04.2019) html?suid=99bdbbb7-91a4-46ec-b958-40d069c9d821&rltr=16_16_25_mb_m_0_0_0 (letzter Aufruf am 10.04.2019)

50 51 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für Darstellung Klischees und Stereotypen sind zu ver- Berufe im Wandel… …Vielfalt im Blick! von Arbeitssituationen meiden, um Vorurteile abzubauen und zu beseitigen. Vielfalt kann und sollte auch durch eine ausgewogene Bildauswahl dargestellt Nach Möglichkeit sollte eine gleichrangige werden. Bei der Auswahl sollten nach Darstellung bei der Abbildung mehrerer Möglichkeit junge und alte Menschen Menschen gewählt werden. Gängige unterschiedlicher Geschlechter, mit und Klischees, in denen vermeintlich hierar- ohne Behinderung sowie verschiedener chische Positionen, wie z.B. „männliche ethnischer Herkunft abgebildet werden. Person diktiert – weibliche Person notiert“ oder „männliche Person erklärt – weibliche Person hört zu“ gezeigt werden, sollten unbedingt vermieden werden.

52 53 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für Darstellungen Berufe im Wandel… …Vielfalt im Blick! von Arbeitssituationen

Bei der Darstellung von beruflichen Situationen gilt es ebenfalls, Klischees und Stereotype zu vermeiden. Neben der „Erzieher_in“ in einer Kindergartengruppe sollten auch „Erzieher_“ gezeigt werden. Ein gleiches Verfahren ist auch beim Zeigen von Pflegeberufen möglich, die bis heute primär als „Frauenberufe“ wahrgenommen werden. Umgekehrt sollten z.B. bei tech- nischen Berufen Abbildungen von Frauen nicht fehlen.

54 55 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiel für eine Berufe im Wandel… …Vielfalt im Blick! veränderte Darstellung von Berufsbildern

Während der Polizeiberuf früher als „typisch männlich“ galt, arbeiten heutzuta- ge immer mehr Frauen als Polizist_innen. In Stellenanzeigen bspw. der Landespolizei Baden-Württemberg werden Frauen explizit angesprochen sowie auch behinderte Men- schen zu einer Bewerbung ermutigt. Die errungene Vielfalt in der Polizei gilt es auch in der Öffentlichkeit, sowohl in Fotos als auch in der Sprache, zu betonen, um eine größere Zielgruppe anzusprechen.

56 57 Gender & Diversity in der Bildsprache

Die Eheschließung Ganz in Weiß als Frau & Mann das im Blickpunkt von Leben gemeinsam gestalten, heiraten… Vielfalt & Geschlecht …und in Weiß und Bunt, im Herzen Im BGB § 1353 Absatz 1 Satz 1 heißt es jung geblieben, heiraten… seit dem 1.10.2017: und die Vielfalt von Brautpaaren und „Die Ehe wird von zwei Personen ver- die Ehe für alle abbilden schiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“

Diese Gesetzeslage gilt es auch in Bildern darzustellen. Das heißt z.B., dass auf der Internetseite des Standesamtes Bilder von gleich- und gegengeschlechtlichen Paaren abgebildet sein sollten.

Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1353.html (letzter Aufruf am 05.06.2019)

58 59 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für Darstellungen Familie im Wandel… von Familien Vielfalt im Blick!

Auch hier ist es wichtig, Abbildungen zu wählen, die einerseits das veränderte Rollenverständnis von „Vater und Mutter“ in der Familie darstellen und andererseits unterschiedliche Familienkonstellationen berücksichtigen, z.B. Regenbogenfamilien, um auch gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern in den Fokus zu nehmen. Ebenfalls von Bedeutung ist die Berücksich- tigung gesellschaftlicher Vielfalt in der Bild- sprache z.B. durch generationenübergreifen- de Bilder sowie Darstellungen von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und Menschen mit und ohne Behinderung.

60 61 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für Gesellschaft im Wandel… …Vielfalt im Blick! Abbildungen von Jugendlichen

62 63 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für Beispiel für Abbildungen von Kindern Abbildungen von Kindern und Spielsituationen in Zeichnungen

Alternativen suchen, Vielfalt abbilden: Gesellschaft im Wandel... Vielfalt im Blick!

64 65 Gender & Diversity in der Bildsprache

Beispiele für die Abbildung von Ausbildungsberufen

Berufe im Wandel... Vielfalt im Blick!

66 67 Schlusswort

Sprache im Spiegel die Realität präziser und differenzierter generischen Maskulinums im Kontext von Orientierung nicht heteronormativen der Gesellschaft abzubilden. Personenbeschreibungen – denn dadurch Vorstellungen entsprechen, eröffneten sich wird die Realität nur einseitig abgebildet, plötzlich neue Möglichkeiten und Plattfor- Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen Grundlage für die Analyse und Auseinan- Stereotypen hingegen werden verfestigt. men, um für ihre Rechte einzustehen. Die spiegeln sich in der Art und Weise, wie dersetzung mit dem Wirken von Sprache Das Eintreten von Frauen für gleichbe- in diesem Zuge entwickelten Sprachformen Menschen sich ausdrücken und Gedanken war die feministische Sprachkritik (bedeu- rechtigte Teilhabe und Chancengleichheit wie der Gender-Gap oder der Gender-Star formulieren, wider. Gleichzeitig beeinflusst tende Vertreterinnen sind z.B. Deborah Tan- stärkte aber zweifellos auch die Stimme von haben zum Ziel, die zweigeschlechtliche Sprache durch die erschaffenen Bilder nen oder Luise F. Pusch), die sich in 1980er Menschen, die lange in der gesellschafts- Norm aufzubrechen und die vielfältigen Wahrnehmung unserer Lebenswelt sowie Jahren zu einer eigenständigen Disziplin politischen Wahrnehmung ebenfalls keine Lebenswirklichkeiten in unserer Gesellschaft die Vorstellung von dieser. entwickelte. Damit ist sie in der sogenann- Aufmerksamkeit fanden. sichtbar zu machen. ten „Zweiten Welle“ der Frauenbewegung Antidiskriminierende und geschlechterge- eingebettet, denn trotz Wahlrecht und der Menschen mit Behinderung, mit vielfältiger Diskriminierungen gegenüber Lesben, rechte Sprache lenkt die Aufmerksamkeit formalen Gleichstellung zwischen Frauen kultureller Herkunft, mit unterschiedlichen Schwulen, Bisexuellen, Transgender, auf die Vielfalt unserer Gesellschaft und und Männern durch Artikel 3 im Grund- Weltanschauungen oder Religionen, aber Transsexuellen, Intersexuellen und Queeren schafft Bewusstsein für die Gleichwertigkeit gesetz seit 1949 zeichnete die Realität ein auch Menschen, die sich nicht den binären zählen bis heute noch zum Alltag. Die aller Menschen. Zudem eröffnet antidis- anderes Bild. Kern der Sprachanalyse ist die Geschlechterkategorien „männlich“ oder Tatsache, dass das Wort „schwul“ noch kriminierende Sprache Möglichkeiten, Kritik an der überwiegenden Nutzung des „weiblich“ zuordnen oder deren sexuelle immer ein gängiges Schimpfwort ist, zeigt

68 69 Schlusswort

den bestehenden Handlungsbedarf. Aller- politischen Prozessen stetig weiterentwi- Menschen zu adressieren und zu vermitteln. Vielfalt in Bildern zum Ausdruck zu bringen. dings stehen wir heute, 18 Jahre nach der ckeln und kann dabei aber keinem fertigen Anhand der aktuellen Debatten zur Auch die „Bildsprache“, z.B. in Werbung Verabschiedung des Lebenspartnerschafts- Konstrukt folgen. Die Änderung des Per- geschlechtergerechten Sprache zeigt sich, und Filmen, darf und muss hinterfragt wer- gesetzes, zwei Jahre nach der Einführung sonenstandrechts zieht sich durch das ge- dass aus einer gesellschaftspolitischen und den, um festgefahrene Rollenbilder oder der Ehe für Alle und über ein Jahr nach der samte Meldewesen und wirkt auch als eine kulturellen Perspektive heraus der Wandel Stereotype aufzulösen. Einführung der Dritten Option „divers“ im Art „Weckruf“. Formulare müssen ergänzt kaum aufzuhalten scheint. Da es allerdings Personenstandregister, auf einer deutlich oder umformuliert und die Erhebung von noch keine einheitliche bundes-/landesweite Eine bewusste, antidiskriminierende Spra- festeren Basis, sowohl im gesetzlichen Kennzahlen muss um die Option „divers“ Regelung oder eine eindeutige Empfehlung che – in Wort und Bild – greift die gelebte als auch im gesellschaftspolitischen Sinne. erweitert werden. des Rats für deutsche Rechtschreibung zur Realität und die Vielfalt der Menschen Erstmals werden durch die Reform des Verwendung von geschlechtergerechter auf. Die Broschüre „Gender & Diversity in Personenstandrechts Menschen, die Von Bedeutung ist hierbei, gerade im Sprache gibt, befinden sich viele Kommunen Wort und Bild“ bietet Unterstützung und sich weder dem männlichen noch dem Kontext von geschlechtergerechter Sprache, noch im Stadium der Orientierung bzw. des Orientierung, um diskriminierende Formu- weiblichen Geschlecht zuordnen, durch dass es in den Debatten nicht mehr darum Umbruchs. lierungen und Formate zu vermeiden und das Gesetz anerkannt. geht, die Anwendung von geschlechts- ein Bewusstsein für bestehende Ungleich- umfassenden Formulierungen in Frage zu Die vorliegende Broschüre gibt neben behandlungen zu stärken. Das Verwaltungshandeln muss sich also stellen. Das Gesetz nimmt die Verwaltung Beispielen und Empfehlungen in der parallel zu diesen gesellschaftlichen und vielmehr in die Pflicht, alle Inhalte an alle Schriftsprache zusätzlich Anregungen, um

70 71 Schlusswort Verwendete und weiterführende Literatur/Onlinepublikationen

Sprache bildet den jeweiligen Zustand einer unserer Sprache können wir allen Menschen Literatur Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg. https://www.berlin.de/ba-tempelhof- schoeneberg/allgemeine-infos/gender_gap-364349.php (letzter Aufruf Die Publikation „Gender & Diversity in Wort und Bild“ basiert auf dem am 13.06.2019). Gesellschaft ab und wird bis heute von Sichtbarkeit und Würde verleihen und uns Flyer der Geschäftsstelle Gender Mainstreaming, Stadt Freiburg (2012): Gender in Wort und Bild. Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität zu Köln: ÜberzeuGENDERe ungleichgewichtigen Machtverhältnissen täglich das Ziel einer gleichberechtigten und Sprache. Leitfaden für gendersensible und inklusive Sprache. (2015). Broschüre „Vielfalt fördern und stärken – Diskriminierung bekämpfen“ https://gedim.uni-koeln.de/sites/genderqm/user_upload/Leitfaden_ geprägt. Mit der bewussten Gestaltung inklusiven Gesellschaft vor Augen führen. Das Diversity-Netzwerk der Kommunal- und Landesverwaltungen / Das geschlechtersensible_Sprache_5.Auflage_2017.pdf (letzter Aufruf am Diversity Netzwerk auf Kommunal- und Landesebene wurde gegründet 13.06.2019) von der Stadt Köln und dem Land Berlin in Kooperation mit idm e.V., Andreas Merx (Vorsitzender). Die Gleichstellungsbeauftragte der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Leitlinien für geschlechtersensible Sprache http://www.gleichstellungsbu- Geschäftsstelle Gender Mainstreaming, Stadt Freiburg (2017): Formen ero.uni-freiburg.de/de/download/LeitliniegeschlechtersensibleSprache.pdf antidiskriminierender Sprachhandlungen – eine kurze Zusammenfassung: (letzter Aufruf am 13.06.2019). Geschlechtersensibles Formulieren. https://www.freiburg.de/pb/site/ Freiburg/get/params_E1141361216/1056309/Zusammenfassung_For- FH Campus Wien, Gender and Diversity Management (2015) Leitfaden men_antidiskriminierender_Sprachhandlungen.pdf (letzter Aufruf am für geschlechter- und diversityfairen Sprachgebrauch an der FH Campus 13.06.2019). Wien. https://www.fhcampuswien.ac.at/fileadmin/redakteure/FH_Cam- pus_Wien/Gender_and_Diversity/FH_Campus_Wien_Sprachleitfa- Hornscheidt, Lann (2012): feministische w_orte. ein lern-, denk- und den_2015_web.pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019). handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, und feministischer linguistik. transdisziplinäre genderstudien, 5, Frankfurt Genderwörterbuch Geschickt Gendern: http://geschicktgendern.de/ a.M.: brandes & apsel. (letzter Aufruf am 13.06.2019). Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): So kriegen Sie alle! Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), Wiesbaden 2009: Wie denken Anregungen zur geschlechtsneutralen Kommunikation für Personalverant- die Deutschen über die Rechts- und Verwaltungssprache? http://gfds.de/ wortliche und Unternehmen (Stand: 02/2009) wp-content/uploads/2014/08/Umfrage_Rechts-_und_Verwaltungsspra- che.pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019). Onlinepublikationen Gleichstellungsbüro der Stadt Düsseldorf (2014): Klartext. Eine Arbeits- Andrea Nordlander Isabel Schöfl Snežana Sever AG Feministisch Sprachhandeln der Humboldt-Universität zu Berlin hilfe für geschlechtergerechtes Formulieren. https://www.duesseldorf.de/ (2014/2015): Was tun? Sprachhandeln – aber wie? W_Ortungen statt Taten- Akademische Akademische Leiter_in der Geschäftsstelle fileadmin/B01/gleichstellung/download/online-publikation-klartext.pdf losigkeit! http://feministischsprachhandeln.org/wpcontent/uploads/2015/04/ (letzter Aufruf am 13.06.2019). Mitarbeiter_in Praktikant_in Gender & Diversity sprachleitfaden_zweite_auflage.pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019).

72 73 Verwendete und weiterführende Gesetze/ Zitate Literatur/Onlinepublikationen

Gleichstellung und Teilhabe – Strategie „Gender Mainstreaming“ (2016). Ministerium für Soziales und Integration, Baden-Württemberg Stellenportal der FAZ. https://stellenmarkt.faz.net/job/themenmanager- Gesetze https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichstellung-und- (2016). Lexikon der kleinen Unterschiede. https://sozialministerium. in-m-w-d-ernaehrungsindustrie-agrar-und-forstwirtschaft.310667425. Grundgesetz Artikel 3: https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_3.html teilhabe/strategie-gendermainstreaming/strategie--gender-mainstrea- baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/lexikon-der-kleinen- html?jw_search_id=29766910469640579&jw_search_index=1&jw_ (letzter Aufruf am 13.06.2019). ming-/80436?view=DEFAULT (letzter Aufruf am 13.06.2019). unterschiede/?tx_rsmbwpublications_pi1%5Bministries%5D=11 (letzter search_count=6&pi=0 (letzter Aufruf am 08.04.2019). Goethe-Institut. https://www.goethe.de/ins/de/de/index.html (letzter Aufruf am 13.06.2019). Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz: https://www.gesetze-im-internet. Stellenportal der Stadtverwaltung Freiburg i. Br. https://www.wirliebenfrei- Aufruf am 13.06.2019) de/agg/__1.html (letzter Aufruf am 13.06.2019). Perko, Gudrun (2012): Sprache im Blick. Leitfaden für einen geschlech- burg.de/pb/,Lde/1103782.html (letzter Aufruf am 08.04.2019) Klinger, Cornelia, Sprache ist kein Kulturdenkmal. https://www. tergerechten Sprachgebrauch, in: Gleichstellungsrat der Fachhochschule Personenstandgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/pstg/ Stellenportal Stepstone. https://www.stepstone.de/stellenangebote- deutschlandfunkkultur.de/geschlechtergerechte-sprache-sprache-ist-kein- Potsdam (Hrsg.): Sprache im Blick. Leitfaden für einen geschlechter- BJNR012210007.html (letzter Aufruf am 13.06.2019). -Schichtleiterinnen-im-Bereich-Sicherheit-Dortmund-Deutsche- kulturdenkmal.1005.de.html?dram:article_id=415702 (letzter Aufruf am gerechten Sprachgebrauch. https://www.fh-potsdam.de/fileadmin/ Bundesbank--5680037-inline.html?suid=99bdbbb7-91a4-46ec-b958- Leitsätze zum Persönlichkeitsrecht: https://www.bundesverfassungsgericht. 13.06.2019). user_upload-/gleichstellung/Infomaterial/Gender_Sprachleitfaden_Per- 40d069c9d821&rltr=16_16_25_mb_m_0_0_0 (letzter Aufruf am de/e/rs20171010_1bvr201916.html (letzter Aufruf am 13.06.2019). ko2012__Druck.pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019) Landeshauptstadt Hannover (2019): Empfehlungen für eine 10.04.2019). Zur gleichgeschlechtlichen Ehe: https://www.gesetze-im-internet.de/ geschlechtergerechte Verwaltungssprache. https://www. 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Zitate tuelles/Neue-Regelung-f%C3%BCr-geschlechtergerechte-Sprache (letzter Stellenportal der ZEIT. https://jobs.zeit.de/jobs/quereinsteiger-m-w-d-sap- Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Öffentlichkeitsarbeit Aufruf am 13.06.2019). beratung-fuer-hochschulen-akquinet-ag-verschiedene-standorte-1005887 Prof.in Dr.in Nina Degele zum Dritten Geschlecht: https://www.badische- Frauenpolitik Berlin (2006): Leitfaden für eine geschlechtergerechte (letzter Aufruf am 08.04.2019). zeitung.de/suedwest-1/drittes-geschlecht-potenzial-fuer-eine-gesellschafts- Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg (2009): Sprache in der Verwaltung. Abrufbar unter https://www.berlin.de/sen/ veraenderung--144891976.html (letzter Aufruf 13.06.2019). Merkblatt zur praktischen Unterstützung bei der Anwendung der frauen/_assets/flyer_geschlechtergerechte_sprache.pdf (letzter Aufruf am Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I can! Effects of gender fair verbindlichen Vorgaben in Nummer 1.6.5 der Vorschriftenrichtlinien 13.06.2019). job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and (Anlage 2 zur Vorschriftenanordnung – VAO) zur Verwendung einer vocational self-efficacy. Social Psychology, 46, 76-92., Pressemitteilung Stadt Wien. Magistratsdirektion – Geschäftsbereich Organisation und geschlechtergerechten Rechts- und Amtssprache. https://www.freiburg. verfügbar unter: https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2015/ Sicherheit (MDOS), Dezernat Gender Mainstreaming und MA 53 – Presse de/pb/site/Freiburg/get/326310/geschlechtergerechteSprache.pdf letzter fup_15_223-einfluss-geschlechtergerechte-sprache/index.html (letzter und Informationsdienst (2011): Leitfaden für geschlechtergerechtes For- Aufruf am 13.06.2019). Aufruf am 13.06.2019). mulieren und eine diskriminierungsfreie Bildsprache. https://www.wien. Ministerium für Familie, Frauen, Integration und Verbraucherschutz gv.at/medien/service/medienarbeit/richtlinien/pdf/leitfaden-formulieren-bf. Rheinland-Pfalz, Referat Gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Ge- pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019 ). schlechtsidentität (2019). Handreichung „Geschlechtergerechte Sprache“. Stellenportal Indeed. https://de.indeed.com/jobs?q=Amtsleitung&l=Darms https://mffjiv.rlp.de/fileadmin/MFFJIV/Vielfalt/Handreichung_geschlechter- tadt&advn=4040037751218513&vjk=a3a44005e890b83f (letzter Aufruf gerechte_Sprache_Maerz_2019.pdf (letzter Aufruf am 13.06.2019). am 10.04.2019).

74 75 Impressum

Herausgeberin: Stadt Freiburg im Breisgau Geschäftsstelle Gender & Diversity Rathausplatz 2 – 4 | D-79098 Freiburg i. Br. Tel: +49 (0) 761/201-1900 /1910 | Fax: +49 (0) 761/ 201-1919 [email protected] | www.freiburg.de/gender-diversity

Konzept und Endredaktion: Snežana Sever Redaktion: Isabel Schöfl, Andrea Nordlander, Snežana Sever Lektorat: Daniela Steiner Fotos: Fionn Große (S. 4), fotolia/AdobeStock (S. 53 - 67), Helge Birke (S. 55 o., S. 61 l. + r. o., S. 63 r., S. 64 r. u., S. 66 r. u., S. 67 r., S. 72 m.), Polizeipräsidium Freiburg i. Br., Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit (S. 57), ariadne- anderspree (S. 72 r.), Kathrin Ellwert u. Ivonn Bósza-Ellwert / Andreas Wand u. Jörg M. Krause, Fotos privat (S. 59 u.) Gestaltung: Rebekka Trefzer, www.rebekka-trefzer.com

3. Auflage, Juni 2019 (inhaltlich neu bearbeitete und ergänzte Version) © Geschäftsstelle Gender & Diversity – Alle Rechte vorbehalten – www.freiburg.de/gender-diversity

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