. Donnerstag, 30. Juni 2016 UND FEDERSEE Schwäbische Zeitung 21

Moosburger feiern ihre Kämmerer, Kümmerer – und Schaffer Kirche St. Maria Alfred Nuber geht nach 38 Jahren als Aktuar der Federseegemeinden in den Ruhestand Am 3. Juli 1966 wurde der Neubau geweiht – Von Annette Grüninger Jubiläumsfeier genau 50 Jahre später ● MOOSBURG (sz) - Vor 50 Jahren ist DÜRNAU - In einer Demokratie ist al- die Kirche St. Maria in Moosburg ein- les in Bewegung. Bürgermeister, Ge- geweiht worden. Die Kirchengemein- meinderäte werden gewählt, wirken de Moosburg feiert das Jubiläum mit auf der lokalpolitischen Bühne und einem Gottesdienst am Sonntag, 3. Ju- treten wieder ab. Das ist auch rund li, in St. Maria. Beginn ist 9 Uhr. Mit- um den Federsee so. Geblieben ist nur gestaltet wird der Gottesdienst vom einer: Alfred Nuber. Fast 40 Jahre lang Kirchenchor . hat der Kämmerer die Geschicke der Am 3. Juli 1966 – am Jubiläumsfest Federseegemeinden mit bestimmt. werden es also auf den Tag genau 50 Doch nun ist auch für ihn die Zeit ge- Jahre – konnte Dekan Haas die neue kommen: Am Donnerstagabend ver- Kirche einweihen. Der Zustand der abschiedet der Gemeindeverwal- alten Kapelle, die auf dem Platz der tungsverband seinen Kämmerer in heutigen Leichenhalle stand, veran- den wohl verdienten Ruhestand. lasste die Gemeinde zu einem Neu- Als Kämmerer ist Alfred Nuber bau. natürlich ein Mann der Zahlen. Und Im Juni 1965 wurde mit dem Bau so fällt es ihm nicht schwer, eine ganz der neuen Kirche auf dem von ortsan- eigene Bilanz seiner 38-jährigen Tä- sässigen Landwirten unentgeltlich tigkeit als Aktuar des Federseegebiets zur Verfügung gestellten Bauplatz be- zu ziehen: 323 Millionen Euro an gonnen. Die Planung der Kirche in Haushaltsvolumen sind in dieser Zeit Fertigbauweise übernahm der Sindel- Mit enormen Eigenleistungen ha- in den neun Federseegemeinden be- finger Architekt Paul Nagler. Dank ben die Moosburger vor 50 Jahren wegt worden. Für 111 Millionen Euro der enormen Eigenleistungen der die Kirche St. Maria gebaut. wurde investiert, wurde gebaut, sa- Moosburger Bürger wurde im Okto- FOTO: ARCHIV niert, erschlossen. Und ermöglicht ber 1965 das Richtfest gefeiert. haben dies auch die Zuschüsse in Hö- Zur Inneneinrichtung gehört der Während der Außenrenovation in he von 23 Millionen Euro, die der aus „Muschelkalk Blaubank“ beste- den Jahren 1996/1997 wurde die pro- Kämmerer in seiner 38-jährigen hende Altar. Der Tabernakel, die Mut- visorische Verglasung des Außen- Amtszeit beantragt hat. tergottesstatue und das Kreuz fertigte fensters beim Tabernakel durch ein der Bildhauer Josef Henger aus Ra- schönes Kunstglasfenster ersetzt, das Eigentlich kein Schreibtischtäter vensburg. Rechts und links der Ein- vom Künstler Hermann Geyer aus Hinter den nüchternen Zahlen stehen gangstür befinden sich die Figuren Ulm stammt. Die Weihe des neuen aber ganz andere Werte. Begegnun- des heiligen Wendelin, Patron der Orgelpositivs mit sechs Registern, gen, Geschichten, Erinnerungen, un- Bauern und Viehzüchter, und die Ma- das Orgelbauer Eduard Wiedenmann zählbar, aber umso bedeutender, rei- rienfigur. Beide stammen noch aus aus Oberessendorf gefertigt hat, wur- cher. „Ich hab’s gern gemacht“, kann der alten Kapelle. de am 20. Juli 2002 gefeiert. Nuber heute von sich sagen. Und je- der, der ihn kennt, weiß, dass das stimmt. Wenn der Kämmerer von Aus dem Rat „seinen“ Gemeinden, „seinen“ Bür- ● germeistern spricht, dann schwingt da immer auch eine tiefe Sympathie, „Vertrauen“ hat Alfred Nuber seine Skulptur genannt. Die Bronzefiguren zeigen zwei Kletterer, von denen einer, eine große Verbundenheit mit. Was auf die Hilfe des anderen vertrauend, einen gewagten Ausfallschritt macht und die Hand nach oben reckt. Auch Gemeinde baut Breitbandversorgung aus er an den Federseegemeinden so Nuber ist dankbar für das Vertrauen, das er erfahren durfte. Bei seiner Arbeit als Kämmerer genauso wie im UTTENWEILER (grü) - Wenn die auf 13,98 Euro netto je laufendem schätzt? „Das offene Miteinander – Leben und Glauben. FOTO: ANNETTE GRÜNINGER Erdgas Südwest in Uttenweiler ihr Meter zuzüglich Materialkosten. man kennt einander, man kennt auch Netz erweitert, dann möchte die Einen Förderantrag hat die Ge- die Familien.“ Diskutiert, gestritten schließlich doch in einer Amtsstube herbergten, standen halbleer, befan- Gleichwohl hat sich rund um den Gemeinde gleich Mikrorohre für die meinde bereits bestellt. Interessierte werde zwar zuweilen auch an den gelandet ist, das verdanke er dem Rat den sich in „desolaten Zuständen“. Federsee viel getan in den vergange- Glasfaserkabel verlegen lassen. „Die Hauseigentümer werden gebeten, Ratstischen rund um den See. Aber des damaligen Ertinger Bürgermeis- nen 38 Jahren. Und Alfred Nuber war Kosten dafür sind im Haushalt mit der Erdgasleitung das Mikro- nie bösartig. „Und hinterher trinkt ters Max Gotterbarm. Und es war Eine gewagte Wette als hauptamtlicher Kämmerer im momentan natürlich nicht ent- rohr ins Gebäude verlegen zu lassen. man dann zusammen ein Viertele. richtig so, ist Nuber heute überzeugt. Doch es waren spannende Jahre, An- Kreise der meist ehrenamtlichen Bür- halten, aber etwas anderes würde Die Maßnahme betrifft folgende Das Zwischenmenschliche, das ist Über die erste Stelle als Oberin- fang der 1980er, Jahre des Aufbruchs. germeister immer mit dabei. „Das hat keinen Sinn machen“, sprach sich Straßen: Schmidgasse, Federsee- das Liebenswürdige an unserer spektor in Dürmentingen gelangte er Durch Förderprogramme erhielten mich fasziniert, angespornt in mei- Bürgermeister Werner Binder in der straße, Betzenweiler Straße, St.-Uta- Raumschaft.“ schließlich an den Federsee. Mitte 20, die kleinen abgeschiedenen Kommu- nem Beruf: Du kannst was bewegen – Sitzung für das Vorhaben aus, das Straße, Am Ziegelberg, Amsel- Dabei stammt Nuber, der in Dür- ein junger Kerl damals – und doch ge- nen die Möglichkeit, sich zu entwi- zum Wohle der Raumschaft.“ die Gemeinderäte denn auch ein- straße, Robert-Koch-Straße, Peniger nau lebt, ursprünglich aus Ertingen. achtet von den Bürgermeistern der ckeln. Eine Möglichkeit, die der Käm- stimmig befürworteten. Die Kosten Straße, Abt-Ulrich-Straße, Michel- „Ich bin ein richtiger Hägehenker“, Seegemeinden, die wesentlich älter, merer voll ausschöpfte. Freilich sei es Einfach nur Zeit haben für die Mitverlegung belaufen sich Buck-Straße und Wielandstraße. sagt der 64-Jährige und lacht. Und gesetzter waren, die noch die schwere damals unkomplizierter gewesen, Auch künftig wird der 64-Jährige auch die Verwaltungslaufbahn war Zeit des Zweiten Weltkriegs mitge- Förderanträge zu stellen. So wurde wohl viel bewegen – vor allem aber ihm nicht vorherbestimmt. „Ich bin macht hatten. „Das waren für mich Nuber regelmäßig im Regierungsprä- sich selbst, beim Radfahren, beim SV 1848 Bad Buchau auf einem Bauernhof aufgewachsen – ruhige, sehr ausgeglichene Respekts- sidium Tübingen vorstellig. „Damals Reisen mit dem neuen Wohnmobil. ● Schaffen ist also keine Strafe für personen, die mir in ihrer einfachen ist man halt so frisch und frech vor- Vor allem möchte sich Nuber aber mich“, erzählt Nuber. Richtig zu Art imponiert haben.“ Dass er das gegangen.“ So kam es auch zu jener Zeit nehmen. Zeit für seine Familie, schaffen, körperlich, mit den Händen, volle Vertrauen der verdienten Wür- Wette mit dem damaligen Bürger- für seine zwei Enkel, denen er so ger- Fußballjugend sammelt Altpapier das erfülle ihn noch heute. „Da hat denträger erfahren durfte, darauf meister Harald Müller. Bevor der sein ne Zaubertricks vorführt. Zeit zum BAD BUCHAU (sz) – Die Fußball- zichten. Für Selbstanlieferer stehen man Zeit, sich zu sammeln, Zeit, sich blickt Nuber dankbar zurück. Buchauer Rathaus saniert habe, pro- Lesen, Zeit für Musik, Zeit, um neue jugend des Sportvereins Bad Buchau ab Freitagnachmittag vier Container zu hinterfragen.“ Deshalb stand der Schließlich gab es auch viel zu tun phezeite Nuber, habe er die neun Rat- Skulpturen für den Garten zu erschaf- sammelt am Samstag, 2. Juli, in Bad auf dem Gelände des ehemaligen Berufswunsch eigentlich fest: Förster. in jener Zeit. Die Ratshäuser, die nicht häuser der Federseegemeinden sa- fen. „Aber eigentlich“, sagt der künfti- Buchau und Kappel Altpapier. Das WLZ-Lagerhauses bereit. Die Fuß- „Ich wollte nie an den Schreibtisch, nur Verwaltung, sondern einst auch niert. Eine Wette, die der Kämmerer ge Ruheständler, „nehme ich mir vor, Altpapier sollte ab 8 Uhr vor den balljugend ist auf die Sammlungen ich bin ja ein Naturbursche.“ Dass er Volksschule und Lehrerwohnung be- nur um ein halbes Jahr verlor. dass ich mir nichts vornehme.“ Häusern getrennt nach Haushalts- angewiesen, um ihren Spielbetrieb papier, Mischpapier und Kartonagen sichern zu können. bereit stehen. Am besten sollte das Papier einfach lose in Kartons oder mit Schnüren gebündelt bereit Die weiteren Altpapiersamm- gestellt werden. Die Sammler bitten lungen in diesem Jahr sind jeweils Musikalische Leidenschaft wirkt mitreißend eindringlich darum, auf Plastiktüten, samstags am 17. September und Trio Rasmus konzertiert für die Musikwochen Donau-Oberschwaben Drähte und Klebebänder zu ver- 26. November statt. Von Kurt Zieger dahingleitend die Läufe auf dem Kla- ● vier, sonor als Basis die Musizier- Schwäbischer Albverein Bad Buchau BAD BUCHAU - „Young Artists“, also kunst auf dem Cello – so entwickelte ● junge Künstler, sind bei einem Kon- sich eine feinfühlige Musizierweise, zert der Musikfestwochen Donau- die dem Schubertschen Empfinden Wanderung zur Kolbinger Höhle Oberschwaben im Goldene Saal Bad voll gerecht wurde. Betörend weiche Buchau aufgetreten. In der klassi- Zwischenspiele gingen mühelos ins BAD BUCHAU (sz) - Die Ortsgruppe ist ebenfalls vorhanden. Zum Ab- schen Besetzung eines Trios für Vio- Ohr, auch wenn diese Phasen oft naht- Bad Buchau des Schwäbischen schluss erreichen die Wanderer den line, Violoncello und Klavier entfach- los in temperamentvolle Sequenzen Albvereins wandert am Sonntag, 3. Aussichtsturm Fridingen. Die elf ten drei Musiker aus Estland mitrei- übergingen. In edler Kommunikation Juli, entlang der Donau. Ab Fridin- Kilometer lange Strecke hat einen ßende Leidenschaft und ernteten da- verstanden sich die beiden Streichin- gen geht es vorbei an der Schauhöh- steilen Anstieg und einen steilen für brausenden Applaus. strumente prächtig mit den perlen- le Mühlheim auf dem Donauberg- Abstieg. Neben dem Rucksack- Zu den Grundideen der Musikfest- den Passagen, die oft dem Pianisten landweg zur Felsendomhöhle und vesper empfiehlt die Ortsgruppe wochen Donau-Oberschwaben gehö- vorbehalten waren. zum Aussichtsturm Fridingen. An Bad Buchau, Wanderstöcke mit- re, so Vorsitzender Werner Blank, der Höhle bekommen die Teil- zunehmen. Treffpunkt zur Abfahrt jungen Talenten die Gelegenheit zu Robert Traksmann (Violine), Marcel Johannes Kits (Violoncello) und Ras- Drei Individualisten, ein Trio nehmer eine Höhlenführung von mit Fahrgemeinschaften ist um 8.30 geben, in ausgewähltem Konzertrah- mus Andreas Raide am Flügel konzertrierten als „Trio Rasmus“ im Golde- Jeder der drei Künstler ist ein Indivi- der Ortsgruppe Kolbingen des Uhr in Bad Buchau an der Post. men ihr Können zu zeigen. Kaum nen Saal Bad Buchau. FOTO: KURT ZIEGER dualist, doch gerade das Sich-Zusam- Schwäbischen Albvereins, außer- Zugabfahrt ist um 9.17 Uhr ab Her- mehr als 20 Jahre alt, musizieren Ro- menfinden faszinierte an diesem dem gibt es Kaffee und Getränke. bertingen. Wanderführerin ist Petra bert Traksmann (Violine), Marcel Jo- leidenschaftlich das Cello, perlend schen träumerischen Phasen des Cel- sympathischen Trio. Besonders im Eine komfortable, große Grillstelle Walser. hannes Kits (Violoncello) und Ras- und akkordlich voluminös das Kla- listen, plätschernden Sequenzen des zweiten Satz verzauberten geradezu mus Andreas Raide (Klavier) aus Est- vier. So entwickelte sich ein teils ein- Pianisten und heller Musizierkunst sphärische Klänge des Cellisten die land seit 2012 als „Trio Rasmus“ auf fühlsames, teils dramatisches Musik- der Violine. Exakte Pizzikatopassa- Zuhörer, der sich mit geschlossenen Kleintierzuchtverein Bad Buchau internationalen Festivals und Wettbe- gefüge voll impulsiven Lebens. Im gen der beiden Streichinstrumente Augen seiner Kunst hingab. Volum- ● werben. Ihr Konzert in Bad Buchau Verbund als Trio brannten die drei In- wechselten mit perlengleichen Läu- ninöses Musizieren fand seine Erfül- strotzte vor technischem Können, dividualisten ein musikalisches Feu- fen des Pianisten, um unvermittelt lung im verklingenden Pianissimo. musikalischer Leidenschaft und erwerk ab, durch das melodische dramatischen Phasen Raum zu geben. Tänzerische Heiterkeit voll lie- Kleintiermarkt und Frühschoppen großartiger Interpretationskunst. Themen dennoch immer wieder So endete auch das zweite Trio in breizender Melodik wies abschlie- BAD BUCHAU (sz) - Der Kleintier- Nutzung der Ausstellungskäfige ist Mit dezenten Klängen führte der durchscheinen konnten. Moll mit spürbarer Freude der Musi- ßend den Weg zu einem emotionsge- zuchtverein /Bad kostenlos. Die Kleintierzüchter Cellist in ein Trio g-Moll von Sergej Weiche Themen, erzählend und ker in einem mit viel Beifall belohnten ladenen Schlusssatz als Abrundung Buchau veranstaltet am Sonntag, 3. müssen lediglich die veterinärrecht- Rachmaninov ein. Nach wenigen Tak- gut ins Ohr gehend, bildeten den Ein- markanten Schlusstakt. dieses Gastspiels, das mit rauschen- Juli, seinen monatlichen Kleintier- lichen Bestimmungen (etwa New- ten gesellte sich die Violine dazu, um stieg in ein Trio c-moll von Dimitrij Wer meinte, die jungen Musiker dem Beifall belohnt wurde. Auch markt im Vereinsheim im „Alten Castle-Impfung beim Geflügel) danach dem Klavier die dominieren- Schostakowitsch. Vor allem das Cello aus Estland seien nur in der osteuro- wenn man den jungen Musikern an- Dohlenried“ in Bad Buchau. Die einhalten. Im Vereinsheim bietet der de Rolle zu überlassen. Nach dieser brachte das Thema in all seiner päischen Musik zuhause, sah sich bei sah, wie viel Kraft diese Art leiden- Kleintierzüchtern aus der Umge- Kleintierzuchtverein einen Früh- Eingangsphase zeigten die jungen Schönheit zum Erblühen. Doch bald der Wiedergabe eines Schubert-Trios schaftlicher Musizierkunst gekostet bung haben die Möglichkeit, Tiere schoppen an. Markt und Vereins- Künstler ihr solistisches Können: hell drängten sich aufstrebende Passagen in Es-Dur gründlich getäuscht. Hell hat, hätten sich die Zuhörer über eine zu kaufen und zu verkaufen. Die heim sind von 9 bis 13 Uhr geöffnet. und strahlend die Violine, warm und in den Vordergrund als Wechsel zwi- und melodiös die Violine, mühelos kleine Zugabe gefreut.