Aus dem Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin

(Direktor Univ. Prof. Dr. med. Thomas Kraus)

Verletzungen und Überlastungsschäden

bei Bogenschützen auf Leistungsniveau

Der Medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen vorgelegte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Medizin

von

Claudia Katharina Niestroj

aus Bonn

Für meine Familie

Die Ergebnisse dieser Dissertation wurden unter folgendem Titel zur Publikation akzeptiert:

Niestroj, C. K.; Küpper, Th., Schöffl, V.: Acute and overuse injuries in elite archers; J Sports Med Phys Fitness 7828, accepted for printing 13.09.2017 Inhaltsverzeichnis

1 Einführung ...... 1

1.1 Geschichte des Bogenschießens ...... 1

1.2 Bogenschießen in der heutigen Zeit ...... 6

1.3 Material und Ausrüstung ...... 8

1.4 Wettkampfregularien ...... 13

1.5 Technik des Bogenschießens ...... 14

1.6 Anatomische Grundlagen des Bogenschießens ...... 18

1.7 Aktueller Forschungsstand ...... 23

2 Zielsetzung der Arbeit ...... 27

3 Material und Methoden ...... 28

3.1 Untersuchungskollektiv und Messort ...... 28

3.1.1 Deutsche Meisterschaft ...... 28

3.1.2 Europameisterschaft ...... 29

3.2 Inhaltliche Beschreibung des Fragebogens ...... 31

3.3 Datenauswertung ...... 33

4 Ergebnisse ...... 36

4.1 Rücklauf ...... 36

4.2 Epidemiologische Daten ...... 36

4.3 Trainingserfahrung ...... 39

4.4 Wettkampferfahrung ...... 42

4.5 Überlastungsschäden ...... 46 4.5.1 Häufigkeit und Anzahl der Überlastungsschäden ...... 46

4.5.2 Lokalisation der Überlastungsschäden ...... 47

4.5.3 Art der Überlastungsschäden ...... 49

4.5.4 Folgen der Überlastungsschäden ...... 51

4.5.5 Klassifikation des Schweregrades der Überlastungsschäden ...... 55

4.6 Unfallbedingte Verletzungen ...... 56

4.6.1 Häufigkeit und Anzahl der unfallbedingten Verletzungen ...... 56

4.6.2 Lokalisation der unfallbedingten Verletzungen ...... 57

4.6.3 Art der unfallbedingten Verletzungen ...... 57

4.6.4 Folgen der unfallbedingten Verletzungen ...... 58

4.6.5 Schweregrad der unfallbedingten Verletzungen ...... 58

4.7 Überlastungsschäden und Verletzungen pro 1000 Sportstunden ...... 59

4.7.1 Zusammenhänge ...... 60

5 Diskussion ...... 62

5.1 Rücklauf ...... 62

5.2 Anthropometrische Daten ...... 64

5.3 Trainingsparameter ...... 68

5.4 Überlastungen und unfallbedingte Verletzungen ...... 73

5.5 Überlastungsschäden ...... 78

5.5.1 Überlastungsschäden der Schulter ...... 79

5.5.2 Überlastungsschäden des Armes...... 83

5.5.3 Sonstige Überlastungsschäden ...... 84 5.5.4 Behandlung und Folgen der Überlastungsschäden...... 89

5.6 Unfallbedingte Verletzungen ...... 91

5.6.1 Unfallbedingte Verletzungen des Armes ...... 91

5.6.2 Sonstige unfallbedingte Verletzungen ...... 92

5.6.3 Behandlung und Folgen unfallbedingter Verletzungen ...... 94

5.7 Zusammenfassung und Ausblick ...... 95

5.7.1 Verhaltensvorschläge für den Bogenschützen ...... 95

5.7.2 Limits und Ausblick ...... 98

6 Zusammenfassung ...... 100

7 Summary ...... 101

8 Literatur...... 102

9 Anhang ...... 112

9.1 Abbildungsverzeichnis ...... 112

9.2 Tabellenverzeichnis ...... 113

9.3 Zulassungsringzahlen Deutsche Meisterschaft Halle 2012...... 115

9.4 Fragebogen Deutsche Meisterschaft ...... 116

9.5 Probandeninformation Deutsche Meisterschaft ...... 134

9.6 Fragebogen Europameisterschaft ...... 138

9.7 Probandeninformation Englisch Europameisterschaft ...... 167

9.8 Probandeninformation Französisch Europameisterschaft...... 170

10 Danksagung ...... 174

Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung ...... 176 Eidesstattliche Erklärung gemäß § 5 Abs. (1) und § 11 Abs. (3) 12. der Promotionsordnung ...... 177

Lebenslauf ...... 178

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzung Bedeutung ACG Acromioclaviculargelenk BMI Body Mass Index BWS Brustwirbelsäule DBSV Deutscher Bogenschützenverband DFBV Deutscher Feldbogenverband DM Deutsche Meisterschaft DOSB Deutscher Olympischer Sportbund DSV Deutscher Schützenbund EM Europameisterschaft EMAU European and Mediterrean Union = Europäische Bogensportunion, Bezeichnung bis 2011 FITA Fédération Internationale de Tir à l’Arc = Internationale Bogensportorganisation, Bezeichnung bis 2011 HWS Halswirbelsäule IFAA International Association IOC Internationales Olympisches Komitee Jhdt. Jahrhundert K. o. Knock out lb, lbs Pound (1 lb = 0,45359237 kg) LWS Lendenwirbelsäule n. Chr. nach Christus NACA National Advisory Committee for Aeronautics = US-Amerikanische Raumfahrtforschungsbehörde (heute NASA) PP Positionsphase nach Haidn TOS Thoracic Outlet Syndrome UIAA Union International des Associations d'Alpinisme = Internationale Bergsportorganisation v. Chr. Vor Christus WA = Internationale Bogensportorganisation, Bezeichnung seit 2011 WAE World Archery Europe = Europäischer Bogensportverband, Bezeichnung seit 2011 WM Weltmeisterschaft 1 Einführung

1.1 Geschichte des Bogenschießens

Bogenschießen ist eine der ältesten Kunstfertigkeiten, die immer noch prakti- ziert wird (Hibner 2004 p.1). Die Geschichte dieses Sportes reicht bis an die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück und ist eng mit ihrer Entwicklung verknüpft (McKinney & McKinney 1997 p.13, Hibner 2004 p.1). Manche Autoren vergleichen das Bogenschießen in seiner Wichtigkeit sogar mit der Entwicklung der Sprache, des Rades und der Kunst Feuer zu entfachen (Schröter 1983 p.6, Hibner 2004 p.1, Kinney 2005 p.7).

Tatsächlich hat man mittlerweile auf allen bewohnten Kontinenten Hinweise darauf gefunden, dass Pfeil und Bogen seit vielen Jahrhunderten zu verschie- denen Zwecken verwendet wurden. Man kann nicht genau feststellen, wann und wo die ersten Bögen und Pfeile entwickelt wurden, da deren Material, Holz, mit der Zeit zerfällt. Aus diesem Grunde basieren die Vermutungen auf den Funden von Pfeilspitzen, die aus Stein, Knochen oder aber auch Horn herge- stellt wurden (McKinney & McKinney 1997 p.15, Haidn et al. 2010 p.13). Die ältesten Pfeilspitzen, die entdeckt wurden, werden auf gut 50.000 Jahre v. Chr. datiert (Kinney 2005 p.7, Haidn et al. 2010 p.13, Gegg 2012a). Sie wurden im Zusammenhang mit archäologischen Grabungen im heute algerischen Bir-el- Ater entdeckt (Haidn et al. 2010 p.13). Man geht daher davon aus, dass die Entwicklung des Bogenschießens in Afrika seinen Anfang genommen hat (Kinney 2005 p.7, Gegg 2012a p.71). Beweisen kann man die Existenz von Pfeil und Bogen in Europa durch Höhlenzeichnungen, wie man sie in Lascaux (Frankreich) sowie Castéllon und Los Caballos (Spanien) findet (McKinney & McKinney 1997 p.13, 15, Haidn et al. 2010 p.13). Man schätzt das Alter dieser Zeichnungen auf mindestens 15.000 Jahre (Haidn et al. 2010 p.13). Auch der „Mensch aus dem Eis“ oder „Ötzi“, welcher der Kupferzeit (3300 bis 3100 v. Chr.) entstammen soll, trug Pfeile und Bogen mit sich und ist durch einen Schuss in die Schulter ums Leben gekommen (Röggla 2002 , Gegg 2012b p.52-62).

1 Im Altertum hatte Bogenschießen drei wichtige Aspekte: der Bogen wurde als Waffe verwendet, außerdem wurde er im Rahmen von Ritualen und Zeremo- nien sowie zur körperlichen Ertüchtigung eingesetzt.

Bereits im 14. Jahrhundert v. Chr. wurde in Ägypten das Bogenschießen als Sport praktiziert, und zwar von den Pharaonen der 18. Dynastie (Tutmosis I, Tutmosis II und Amenophis II) (Kinney 2005 p.8-9, Haidn et al. 2010 p.16, IOC 2015a). Anhand von Grabbeigaben wie Bögen und anderem Zubehör im Grab des Tutenchamun, sowie Schriften und Zeichnungen lässt sich die Existenz von Pfeil und Bogen in dieser Epoche noch heute nachvollziehen (McKinney & McKinney 1997 p.16, Kinney 2005 p.8).

Zur gleichen Zeit finden sich auch die ersten Wurzeln des Bogenschießens in China. Diese gehen bis in die Shang-Dynastie zurück (16.-11. Jhdt. v. Chr.) (Hibner 2004, Haidn et al. 2010 p.18). In der Zhou-Dynastie (11.- 8. Jhdt. v. Chr.) spielte Bogenschießen ebenfalls als Sportart eine Rolle. Aus dieser Zeit gibt es auch Schriftstücke über Bogensportwettkämpfe (Kinney 2005 p.12, Haidn et al. 2010 p.18, IOC 2015a). Zeremonien und Rituale beinhalteten Bogensport-Präsentationen, in denen, begleitet von Musik, wettkampfmäßig auf Scheiben geschossen wurde (Hibner 2004, Kinney 2005 p.12). In der Tang- Dynastie (618-920 n. Chr.) wurde das Bogenschießen als Auswahltest für zu- künftige Soldaten etabliert (Kinney 2005 p.12, Haidn et al. 2010 p.18).

In der indischen Kultur wurde das Bogenschießen ab ca. 400 - 300 v. Chr. aus- führlich schriftlich dokumentiert (Kinney 2005 p.14). Bogenschießen war hier ein Privileg der Könige oder Priester (Kinney 2005 p.14, Paddhati 2005 p.5, Haidn et al. 2010 p.18). In mehreren Geschichten beispielsweise in der Mahabarata und dem zweiten Nationalepos Ramayana durfte der Held nach einem gewon- nenen Bogensport-Wettkampf die Prinzessin zur Frau nehmen (Kinney 2005 p.14, Paddhati 2005 p.6, Haidn et al. 2010 p.18). Der Gott Rana trägt Pfeil und Bogen in seiner Hand, und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein ließen sich indi- sche Könige mit dem Daumenring – einem Symbol des Bogenschützens – port- rätieren (Kinney 2005 p.14, Paddhati 2005 p.6). In den Schriften der Dhanurve- das („Das Wissen vom Bogen“), die teilweise noch aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. stammen, wird detailliert die Kunst des Bogenschießens

2 beschrieben, vom Aufbau des Bogens, der Pfeile und der Sehne, bis zur An- wendung im Krieg (Paddhati 2005 p.11).

Auch in Korea wurde bereits in prähistorischen Zeiten Bogenschießen prakti- ziert. Bereits Jahrhunderte vor Christus wurden Jugendliche im Bogenschießen ausgebildet (Haidn et al. 2010 p.19). Als Wettkampfsport wurde das Bogen- schießen in der Joseon-Dynastie (1392-1893 n. Chr.) eingeführt (Kinney 2005 p.16, Haidn et al. 2010 p.20). Das Praktizieren des Bogensports hatte in Korea dabei einen rituellen Hintergrund: Sein Ursprung lag im Konfuzianismus, in dem Bogenschießen neben Musik, Schreiben und Mathematik als eine der grundle- genden Fähigkeiten galt (Kinney 2005 p.16-17, Haidn et al. 2010 p.20). 1471 wurde das erste große Bogensport-Ritual gegründet, ein großer Wettkampf im kaiserlichen Palast. Die Sieger dieses Wettkampfes wurden vom Kaiser mit Preisen belohnt (Hibner 2004, Kinney 2005 p.17, Haidn et al. 2010 p.20). Heut- zutage ist Korea die weltweit führende Bogensportnation. Nahezu alle Weltre- korde im Freien werden von Koreanern gehalten (Kinney 2005 p.17). Das kore- anische Damenteam hat seit Einführung der Team-Wettbewerbe 1988 in Seoul jede olympische Goldmedaille im Bogenschießen gewonnen (Gegg 2012c p.20) und auch bei den olympischen Sommerspielen 2012 in London gingen wieder 4 von 12 Medaillen an die Koreaner, davon 3 von 4 Goldmedaillen (Einzel Herren, Einzel Damen, Team Damen) (Gegg 2012c p.41, IOC 2015b).

In Japan war das Bogenschießen Teil der höfischen Kultur. Nachdem der Bo- gen von den Chinesen im 6. Jahrhundert n. Chr. eingeführt wurde, wurde er zunächst vorwiegend als Waffe verwendet (Hibner 2004 p.1). Mit Einführung der Feuerwaffen war der Bogen ab dem 16. Jahrhundert als Kriegsgerät jedoch nicht mehr konkurrenzfähig und so wurde das Bogenschießen vielmehr als Kunstfertigkeit angesehen. Das Kyujutsu („Die Kunst des Bogens“), ist heutzu- tage als Kyudo (der „Weg des Bogens“) bekannt (McKinney & McKinney 1997 p.19, Hibner 2004 p.1, Kinney 2005 p.20, Haidn et al. 2010 p.20). Noch heute wird diese Art des traditionellen japanischen Bogenschießens ausgeübt und erfreut sich auch in Europa großer Popularität.

In der griechischen Kultur war das Bogenschießen ebenfalls lange vor Christus bekannt, wobei der Bogen sowohl als Jagdgerät als auch als Sportgerät, aber

3 weniger als Kriegswaffe galt (Hibner 2004 p.1). Einige Götter und andere Figu- ren der griechischen Mythologie tragen einen Bogen, so beispielsweise Achilles oder der Zentaur Chiron, der Achilles das Bogenschießen lehrte (Kinney 2005 p.11, Haidn et al. 2010 p.17). Homer beschrieb in seiner „Ilias“ erste Bogen- sportwettkämpfe (Kinney 2005 p.11, Haidn et al. 2010 p.17), und auch in der „Odyssee“ kämpfte Odysseus mit dem Bogen um seine Frau Penelope (Kinney 2005 p.11, Haidn et al. 2010 p.17). Auf vielen Fundstücken wie Vasen, Schalen und Münzen ist das Schießen mit Pfeil und Bogen künstlerisch festgehalten (Hibner 2004 p.1, Kinney 2005 p.11).

Die Römer waren dagegen nur mittelmäßige Bogenschützen, Pfeil und Bogen wurden bei ihnen nie fester Bestandteil der Kriegsführung. Man nimmt an, dass ihre Technik zu einem Hindernis wurde. Die Römer zogen die Bogensehne nur bis zur Brust, dadurch erreichten sie eine kürzere Auszugslänge, geringere Pfeilgeschwindigkeit und Treffsicherheit als ihre Gegner (Hibner 2004 p.1, Kinney 2005 p.24). Erst ab dem 13. Jahrhundert wurde der Bogen als Sportge- rät weit verbreitet (Kinney 2005 p.24).

Auch in Nord- und Mitteleuropa hat das Bogenschießen eine reiche Tradition, welche allerdings erst im Mittelalter aufkam. Insbesondere in Großbritannien war das Schießen mit dem Langbogen weit verbreitet. Eingeführt wurde es nach der Invasion der Normannen und der Schlacht von Hastings 1066, die erst durch die Bogenschützen unter Wilhelm I der Normandie gewonnen wurde (McKinney & McKinney 1997 p.17, 21, Kinney 2005 p.23, Haidn et al. 2010 p.26). Auch viele andere Schlachten, unter anderem in Crécy, Agincourt und Poitiers, wurden durch englische Bogenschützen gewonnen (Hibner 2004 p.1, IOC 2015a). Der sportliche Aspekt des Bogenschießens wurde von vielen Herr- schern gefördert und ausgeübt, beispielsweise von Queen Victoria (Hibner 2004 p.1). Edward III. deklarierte es im 14. Jhdt. zum Nationalsport, führte ein Pflichttraining im Bogenschießen für jeden männlichen Bürger des Landes ein und verbot andere Sportarten (McKinney & McKinney 1997 p.20, Kinney 2005 p.23, Haidn et al. 2010 p.26). Unter Henry V und James II. wurden im 14. Be- ziehungsweise im 17. Jhdt. zugunsten des Bogenschießens Fußball, Kricket und Golf teilweise verboten (Hibner 2004 , Kinney 2005 p.23). Henry VIII. führte im 16. Jhdt. die Pflicht ein, sich an Feiertagen mit Bogenschießen körperlich zu

4 ertüchtigen (Haidn et al. 2010 p.26) und gründete den ersten Bogenverein „Bruderschaft von St. George“ (Hibner 2004 p.1-2). Auch in vielen Schriftstü- cken wird das Bogenschießen beschrieben – so kennt nahezu jeder die Erzäh- lung vom Nationalhelden Robin Hood. Das erste englischsprachige Buch über das Bogenschießen wurde 1545 veröffentlicht: In „The Schole of Shootynge“, welches später als „Toxophilus“ („Der den Bogen liebt“) herausgebracht wurde, reflektiert der englische Humanist Roger Asham über die Bedeutung des Bo- genschießens (Schröter 1983 p.6-7, McKinney & McKinney 1997 p.23, Kinney 2005 p.23, Haidn et al. 2010 p.27). Nur kurze Zeit später, 1583, fand in London bereits ein Wettkampf mit über 3000 Teilnehmern statt (Hibner 2004 p.2). Der älteste noch heute durchgeführte Bogensportwettkampf ist „The Ancient Scor- ton Silver “, welcher bereits seit 1673 nahezu kontinuierlich veranstaltet wird (Kinney 2005 p.23, Rolls ohne Jahr).

Die Geschichte des Bogenschießens in Frankreich begann ebenfalls mit der militärischen Nutzung von Pfeil und Bogen. Unter Charles VII. (1403-1461) musste pro 40 Einwohner ein Bogenschütze in den Städten vorhanden sein (Kinney 2005 p.25, Haidn et al. 2010 p.25-26). Bereits im frühen 14. Jahrhundert wurden sogenannte „Compagnies d’Arc“ gegründet, deren Mit- glieder spezielle Privilegien genossen (Kinney 2005 p.25, Haidn et al. 2010 p.26). Ab dem 15. Jahrhundert und der Erfindung der Feuerwaffen entwickelte sich das Bogenschießen als Sport. Es wurden Wettkämpfe veranstaltet, die all- jährlich stattfanden und sich zu großen Festen entwickelten (Kinney 2005 p.25, Haidn et al. 2010 p.26).

Sinnbildlich für alle Bogenschützen im deutschsprachigen Europa ist wohl Wil- helm Tell. Diese Legende, die 1840 in Schillers Theaterstück nacherzählt wur- de, stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und ist ein Zeichen dafür, dass auch in unseren Breiten die Menschen mit Pfeil und Bogen umzugehen wuss- ten. Karl der Große (748-814 n. Chr.) führte das Bogenschießen in Deutschland ein und wurde von Bogenschützen aus Aachen auf dem Weg zu seiner Krö- nung in Rom begleitet (Haidn et al. 2010 p.25). Zu dieser Zeit schlossen sich erste Bogenschützen in Gilden zusammen und hielten gemeinsames Training und Wettkämpfe ab. Viele Schützenvereine haben sich aufgrund dieser Schüt-

5 zengilden entwickelt und auch die Tradition der Schützenfeste begann in dieser Epoche (Kinney 2005 p.28).

Auf der anderen Seite des Atlantiks, in Amerika, wurden Pfeil und Bogen von den Ureinwohnern ebenfalls als Jagd- und Kampfwerkzeug sowie zu rituellen Zwecken verwendet (Hibner 2004 p.1, Haidn et al. 2010 p.29). Es gibt kaum Hinweise auf eine Tradition von Wettkämpfen, allerdings ist die Datenlage nicht ausreichend (Kinney 2005 p.25). Nach Eroberung Nordamerikas durch europäi- sche Siedler wurden die Traditionen des Bogenschießens in der neuen Welt etabliert (Kinney 2005 p.29).

Auch in Afrika wurde das Bogenschießen hauptsächlich zu Jagd und Verteidi- gung eingesetzt. In einigen Teilen von Afrika ist die Bogenjagd eine noch heute praktizierte Kunst (Hibner 2004 p.1). Noch heute werden in bestimmten Regio- nen Afrikas, des Pazifiks und Indiens Pfeil und Bogen bei Stammeskämpfen eingesetzt (Kaynaroğlu & Kılıç 2012).

1.2 Bogenschießen in der heutigen Zeit

In der heutigen Zeit wird Bogenschießen in den meisten Teilen der Welt als Freizeit- und Wettkampfsport betrieben. In den USA waren beispielsweise 2009 8,5 Millionen Menschen im Bogensport aktiv, damit betrieben mehr Menschen Bogensport als beispielsweise Inline-Skating, Badminton oder Eishockey (Palsbo 2012). Auch in Deutschland erfreut sich der Sport immer größerer Beliebtheit. Zurzeit sind 35.000 – 50.000 Bogenschützen in Deutschland aktiv in den Vereinen des Deutschen Schützenbundes (DSB) sowie 8.500 Personen im Deutschen Bogenschützenverband (DBSV) engagiert (Dielen 2011 , Lindau 2012 , Kierberg 2015).

Obwohl schon seit Jahrhunderten bekannt und praktiziert, wurde der Sport al- lerdings erst 1900 als olympische Sportart bei den Spielen in Paris eingeführt. Bei drei weiteren Spielen (1904 St. Luis, 1908 London, 1924 Antwerpen) war Bogenschießen im olympischen Programm, dann verschwanden die Bogen- schützen für mehr als 50 Jahre von der olympischen Bühne. Erst 1972 in Mün- chen fanden wieder Bogensportwettbewerbe im Rahmen der olympischen Spie- le statt (McKinney & McKinney 1997 p.25, Kinney 2005 p.61). Diesmal durften

6 auch Frauen an den Wettkämpfen teilnehmen. 1988 wurden in Seoul die Mann- schaftswettkämpfe eingeführt (Kinney 2005 p.98, Hildenbrandt & Rayan 2010 , Olympic Studies Centre 2015).

Um den Bogensport international zu organisieren und zu ordnen, aber auch um ihn beim olympischen Komitee populär zu machen, wurde 1931 die FITA, Fédération Internationale de Tir à l’Arc, gegründet. Mit damals gerade einmal sieben Mitgliedsländern (Polen, Frankreich, Tschechoslowakei, Schweden, USA, Ungarn und Italien) gegründet, umfasst die Gesellschaft heute 144 Län- der (Hibner 2004 p.2, Dielen 2011 , Palsbo 2012). Ihre Aufgaben bestehen ne- ben der Herausgabe der international gültigen Bogensportregeln auch im Aus- richten der jeweils im 2-Jahres-Turnus stattfindenden Weltmeisterschaften im Freien und in der Halle. Diese fanden im Rahmen der Gründungsversammlung 1931 erstmals in Lvov, damals Polen, heute Ukraine, statt (Hibner 2004 p.2, Kinney 2005 p.48-49). 2011 wurde die FITA im Rahmen ihrer Delegiertenver- sammlung in Turin, Italien, in World Archery Federation (WA) umbenannt. Ihr Vorsitzender ist seit 2005 Ugur Erdener, Türkei (World Archery 2013a).

In Deutschland sind die olympischen Bogenschützen dem Deutschen Schüt- zenbund (DSB) angeschlossen. Dieser wurde 1861 gegründet (Wiedergrün- dung 1951) und ist der Dachverband aller Schießdisziplinen. Daneben existiert ebenfalls der Deutsche Bogenschützenverband (DBSV), der seinen Ursprung in der ehemaligen DDR hat (Gründung 1959 in Zittau). Er wurde nach der Wieder- vereinigung nicht mit dem in der Bundesrepublik bestehenden DSB zusam- mengeschlossen. Stattdessen schlossen sich östliche und westliche Vereine auch dem jeweils anderen Dachverband an. Heutzutage existieren beide ne- beneinander und viele Bogensportvereine sind Mitglieder in beiden Verbänden. Da der DBSV bisher nicht dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unterstellt ist, sind die Turniere und Meisterschaften international nicht aner- kannt. Auch die Altersklassen unterscheiden sich gegenüber den international und national im DSB gültigen Klassen.

Neben diesen beiden Verbänden besteht der DFBV (Deutscher Feldbogensport Verband), welcher der IFAA (International Field Archery Association) unterstellt ist. Unter dem Dach der Feldbogenorganisation wird mit verschiedensten Bo-

7 genklassen auf unterschiedlichste Arten von Zielen geschossen. So gibt es 3 D- Ziele (Tiermodelle) und auch Tierbilder als Zielauflagen. Viele Wettkämpfe fin- den in freier Natur und im Wald statt. Da jedoch nur der DSB die olympischen Bogenschützen in Deutschland repräsentiert, wird im Weiteren nur auf diesen Bezug genommen.

1.3 Material und Ausrüstung

Es gibt viele verschiedene Bogenarten, jedoch ist nur eine Klasse olympisch – der Recurvebogen. In dieser Studie wurden ausschließlich Recurve-Schützen befragt, daher bezieht sich die genauere Beschreibung von Material und Aus- rüstung insbesondere auf diese Art des Wettkampfbogens. Bei einem Sportbo- gen handelt es sich definitionsgemäß um ein Sportgerät, keine Waffe.

Abbildung 1: Recurve-Bogen

8 Grundsätzlich nutzen fortgeschrittene Laien und erfahrene (Profi-) Wettkampf- schützen prinzipiell gleichwertiges Material (Ertan 2006). Sportbogen und -pfeile haben im Laufe der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung mitgemacht (Reilly & Lees 1984).

Ein olympischer Recurvebogen besteht primär aus zwei Komponenten: einem Mittelstück und einem Paar Wurfarmen. Insgesamt wiegt ein solcher Wett- kampfbogen je nach Material ca. 2-3 kg. Das Mittelstück wird heutzutage zu- meist aus legierten Leichtmetallen, die je nach Modell mit Glas- oder Kohlefaser ummantelt werden, hergestellt (Haidn et al. 2010 p.633). Natürlich gibt es, ins- besondere für Anfänger, auch Mittelstücke aus Holz. Die Wurfarme weisen eine charakteristische Krümmung auf, die dem olympischen Bogen seinen Namen verleiht: Zu den Enden hin sind die Wurfarme nach außen gekrümmt, daher die Bezeichnung „Recurve“. Sie werden durch sogenannte Wurfarmtaschen mit dem Mittelstück verbunden und rasten erst ein, sobald der Bogen gespannt ist (Haidn et al. 2010 p.634). Wurfarme können je nach Modell aus mehreren La- gen und Kombinationen von unterschiedlichsten Laminaten bestehen. Werk- stoffe sind beispielsweise Carbon-Netze, Glasfaser, Keramik, aber auch Holz. Je nach Materialzusammensetzung und Krümmung verändern sich die Zugei- genschaften des Wurfarmes und damit die erreichbare Pfeilgeschwindigkeit (Haidn et al. 2010 p.635). Wurfarme gibt es in verschiedenen Stärken und Län- gen, sodass unterschiedliche Zuggewichte und Auszugslängen erreicht werden können. Je höher das Zuggewicht, desto schneller ist die potentielle Pfeilge- schwindigkeit und dementsprechend die Genauigkeit des Trefferbildes. Für die Recurvebögen gibt es keine Reglementierung, die das maximale Zuggewicht einschränken würde.

Der Bogen wird mit einer Sehne gespannt. Diese kann aus unterschiedlich vie- Strängen verschiedenster Sehnengarne zusammengesetzt sein. Die Seh- nengarne sind heutzutage alle synthetisch, es kommen unter anderem Dacron, Kevlar oder Fast Flight® zum Einsatz (Haidn et al. 2010 p.651). Wichtig ist für das Sehnenmaterial eine möglichst geringe Dehnung, damit keine Längenun- terschiede auftreten, welche eine Variabilität zwischen den einzelnen Schüssen entstehen lassen (Haidn et al. 2010 p.651). Es ist obligat, dass eine Feinab- stimmung („Tuning“) zwischen Pfeil, Sehne und Bogen stattfindet. So kann zum

9 Beispiel durch eine Veränderung der Strangzahl oder eine Modifikation des Sehnengarnes der Pfeilflug stark beeinflusst werden (Haidn et al. 2010 p.651).

Auf der Sehne befindet sich der sogenannte Nockpunkt. Dies ist eine Verdi- ckung der Sehne, die durch einen aufgeklemmten Metallring oder einen gewi- ckelten Knoten hergestellt wird. Hier wird der Pfeil mit seinem Ende, der Nocke, befestigt – „eingenockt“. Er dient zum reproduzierbar gleichen Positionieren des Pfeils auf der Sehne.

Des Weiteren befinden sich an modernen Recurvebögen heutzutage regelhaft ein Klicker, ein dünnes Metallplättchen, welches als Kontrolle der Auszugslänge dient (Leroyer et al. 1993). Es liegt über dem Pfeil, und sobald der Schütze den Pfeil darunter hinweg gezogen hat, schlägt es auf das Mittelstück auf und ein metallisches Klacken ertönt. Dies ist für den Schützen das Signal zum Lösen.

Abbildung 2: Klicker, Pfeilauflage und Plunger Button

Weiterhin sind alle olympischen Bögen mit einem Visier ausgestattet. Auch hier gibt es verschiedene Varianten und Bauweisen. Gleich ist allen Visieren der Korntunnel. Im Gegensatz zu den Pistolen- und Gewehrdisziplinen im Schieß- sport, wo über Kimme und Korn gezielt wird, darf der Bogenschütze nur über den Korntunnel zielen, den er mit dem Mittelpunkt der Scheibe in Deckung bringt.

10 Auch eine Stabilisierung wird von nahezu jedem Wettkampfschützen verwen- det. Als Stabilisator bezeichnet man eine oder mehrere Metallstangen, die vor- ne am Mittelstück befestigt werden. Sie haben die Funktion, Schwingungen, die durch den Abschuss auf Mittelstück und Wurfarme übertragen werden, abzu- dämpfen, sowie den Schwerpunkt des Bogens auszutarieren (Haidn et al. 2010 p.645). Durch die träge Masse kommt es zu einer Stabilisierung des Bogens während des Schusses. Auch die Stabilisatoren können aus den unterschied- lichsten Materialien und Komponenten bestehen.

Neben diesen Bauteilen des Bogens gibt es noch diverse andere, die für den Schützen und das Feintuning wichtig sind, zum Beispiel die Pfeilauflage oder der Plunger-Button. Jedes einzelne Bauteil kann den Pfeilflug und das Schieß- verhalten des Bogens deutlich beeinflussen. Daher ist es für den Schützen wichtig, das Zusammenspiel der Einzelteile gut abzustimmen und in ein Gleich- gewicht zu bringen.

Wichtigstes Utensil neben dem Bogen ist der Pfeil. Dieser besteht aus einem Schaft, der aus diversen Materialien hergestellt werden kann, zum Beispiel Holz, Aluminium, Carbon oder auch Aluminium und Carbon (Haidn et al. 2010 p.640). Im Hochleistungsbereich werden meist Aluminium-Carbon-Pfeile ver- wendet. Außer den Materialunterschieden bestehen bei den Pfeilen auch Un- terschiede in der Durchbiegesteifigkeit oder der Form des Schaftes (Haidn et al. 2010 p.640). Dies muss wiederum individuell auf Schützen und Bogen ange- passt werden. Grundsätzlich sollte ein Pfeil so leicht wie möglich sein, um eine möglichst große Fluggeschwindigkeit zu erreichen (Reilly & Lees 1984). Ver- vollständigt wird der Pfeil durch eine Spitze, die aus unterschiedlichen Metallen und ihren Legierungen bestehen kann, den Federn und der Nocke (Haidn et al. 2010 p.640). Dieses Kunststoffteil dient der Verbindung mit der Sehne. Bei den Federn handelt es sich entweder um Naturfedern oder Kunststofffedern. Diese werden je nach Einsatzgebiet verwendet. Naturfedern werden vor allem auf kurzen Distanzen, also in der Halle, eingesetzt, Kunststofffedern können dage- gen aufgrund ihrer großen Vielfalt auf allen Distanzen verwendet werden (Haidn et al. 2010 p.641). Die Federn werden in einem bestimmten Winkel auf den Pfeil geklebt, um seinen „Spin“, die Drehung um die eigene Achse zu unterstüt-

11 zen. Federn und Pfeil sollten für ein ideales Tuning gut aufeinander und auf die Konstitution des Schützen abgestimmt sein (Haidn et al. 2010 p.658).

Des Weiteren benötigen die Schützen Zubehör, welches nicht direkt mit Bogen und Pfeil assoziiert ist. Dazu gehört zum Beispiel der Unterarmschutz: Dabei handelt es sich um einen schmalen Leder-, Metall- oder Kunststoffstreifen, wel- cher mithilfe von (Gummi-) Bändern am Unterarm befestigt wird und somit den Arm vor dem Anprall der Sehne schützt (Rayan 1992). Ebenfalls tragen die meisten Schützen einen Brustschutz, der eine Interaktion zwischen Oberbeklei- dung und Bogensehne verhindert. Auch der Fingerschutz (Tab) oder teilweise ein Schießhandschuh wird von nahezu allen Schützen getragen. Diese sollen die Fingerkuppen des Zugarmes vor den repetitiven Reizen der Sehne schüt- zen (Rayan 1992). Manche Modelle von Tabs besitzen eine Auflagefläche für die Wange, um einen gleichmäßigen Ankerpunkt zu gewährleisten (Haidn et al. 2010 p.649).

Neben dem olympischen Recurvebogen unterscheidet man heute noch weitere Bogentypen, die jeweils ihre Wettkampfberechtigung haben und für die es Meis- terschaftsrunden gibt. Teil des olympischen Programms sind jedoch nach wie vor ausschließlich die Recurve-Disziplinen.

Der Compoundbogen ist das technisch ausgereifteste Sportgerät im Bereich des Bogensports. Hier kommen zwei Umlenkrollen an den Enden der Wurfarme zum Einsatz, um eine Reduzierung des Zuggewichtes im Auszug zu realisieren. So können insgesamt höhere Zuggewichte geschossen werden und es wird dementsprechend die Treffsicherheit verbessert. Für diesen Bogen ist in den FITA/WA-Regeln das maximale Zuggewicht auf 60 lbs festgelegt (World Archery 2013b).

Eine traditionelle Art ist das Schießen mit einem konventionellen Recurvebo- gen, aber ohne Visier und Stabilisator. Diese Disziplin wird Blankbogen ge- nannt. Hier wird anders geankert als beim Schießen mit Visier und über den Pfeil statt über ein Korn gezielt.

Weiterhin gibt es noch traditionelle Bogenarten wie den Langbogen, Reiterbo- gen oder Jagdbogen, sowie die typischen japanischen Kyudo-Bögen.

12 1.4 Wettkampfregularien

Wettkämpfe mit dem Recurvebogen werden national und international auf allen Ebenen ausgetragen. Man unterscheidet dabei grundsätzlich die Wettkämpfe im Freien und in der Halle. Olympische Disziplin sind ausschließlich die Wett- bewerbe im Freien. Dort werden Einzelwettkämpfe für Damen und Herren so- wie Teamwettkämpfe ausgetragen.

Im Freien finden die Wettbewerbe entweder auf der 70-Meter-Distanz statt (olympische Runde), oder als sogenannte World-Archery 1440 (WA 1440)- Wettkämpfe. Dabei werden jeweils 36 Pfeile auf vier Distanzen geschossen, 70, 60, 50, 30 Meter in der Damenklasse und 90, 70, 50, 30 Meter in der Schützen- klasse. Bei insgesamt 144 geschossenen Pfeilen kann ein maximales Ergebnis von 1440 Ringen erzielt werden. Im Jugend- und Schüler- sowie im Senioren- bereich gibt es wiederum andere Distanzen. Die offiziellen Scheibenauflagen für die Distanzen im Freien sind ebenfalls von der FITA/WA vorgegeben. Sie bestehen aus Kreisen verschiedener Farben (Gelb: 10 und 9 Ringe, Rot: 8, 7 Ringe, Blau: 6 und 5 Ringe, Schwarz: 4 und 3 Ringe, Weiß: 2 und 1 Ring). Sie sind nach ihrem Durchmesser bezeichnet: Es handelt sich um 122 cm für 70 und 90 m, sowie 80 cm für 50, 40 und 30 m Distanzen (World Archery 2013b). Ein Wettkampf auf die olympische Distanz von 70 Metern besteht aus 12 Pas- sen von jeweils 6 Pfeilen, das heißt es werden 72 Pfeile geschossen und es kann eine Maximalringzahl von 720 erreicht werden. Der Weltrekord liegt aktuell bei 699 (2012) Ringen in der Schützen- und 686 (2015) Ringen in der Damen- klasse. In der WA 1440-Runde liegen die Weltrekorde bei 1391 (2014) Ringen in der Schützen- und 1405 (2004) Ringen in der Damenklasse (World Archery 2015).

Nach der Qualifikationsrunde werden in der Finalrunde die Sieger im K.o.- System ermittelt. Bei internationalen Wettkämpfen ist dies immer der Fall, bei nationalen Turnieren je nach Altersklasse. Im Finale schießen jeweils zwei Schützen im direkten Wettkampf gegeneinander. Nach jeweils drei Pfeilen wird ein Zwischenergebnis gegeben, ein Match ist beendet. Wer die meisten Mat- ches gewonnen hat, kommt eine Runde weiter. Es werden maximal 5 Matches

13 nach dem „best of five“ Modus geschossen, gibt es danach durch Ringgleich- heit keinen Sieger, kommt es zum Stechen (World Archery 2013b).

In der Halle beträgt die offizielle Wettkampfdistanz in der Meisterschaftsrunde 18 Meter, daneben gibt es aber auch Turniere mit 25 Metern Wettkampfdistanz. Nur auf die 18 Meter-Distanz wird jedoch eine Weltmeisterschaft ausgetragen. Generell schießen in der Halle alle Altersklassen auf die gleiche Distanz, jedoch unterscheidet sich die Auflagengröße. Für Damen und Schützen gilt die 40 cm Auflage, die entweder als komplette Auflage mit allen Ringen von 10 bis 1, oder aber als Dreier-Spot mit drei vertikal oder im Dreieck angeordneten Scheiben, bei denen jeweils die Ringe 5 bis 1 fehlen, angeboten wird (World Archery 2013b). In der Meisterschaftsrunde auf die 18 Meter-Distanz werden die vertikal angeordneten Dreier-Spots geschossen. Schüler und Jugendliche schießen auf größere Auflagen, je nach Altersklasse. Ein Wettkampf in der Halle besteht aus 20 Passen von jeweils 3 Pfeilen, also insgesamt 60 Pfeilen und einem Maximal- ergebnis von 600 Ringen. Hier liegt der Weltrekord bei 597 Ringen für Schützen (2001) und 592 Ringen bei den Damen (2009) (World Archery 2015). Auch in der Halle wird bei internationalen Wettkämpfen immer, bei nationalen je nach Altersklasse, im Anschluss an die Qualifikationsrunde ein Finale im selben Mo- dus wie im Freien geschossen.

1.5 Technik des Bogenschießens

Bogenschießen ist ein statischer Sport, der vom Sportler Kraft und Ausdauer des Oberkörpers und insbesondere der Arme und des Schultergürtels erfordert (Mann & Littke 1989 , Ertan et al. 2003 , Kosar & Demirel 2004 , Ertan et al. 2008). Der Erfolg des Schützens begründet sich in einer konstanten und repro- duzierbaren Ausübung der Bewegungsabläufe. Die erfolgreiche Technik ent- steht durch ein Zusammenspiel von hoher Präzision, Konsistenz und Stabilität (Edelmann-Nusser & Ganter 2008). Zunächst soll die reine Technik des Bogen- schießens beschrieben werden. Die anatomischen Grundlagen einschließlich des Belastungsprofils des Sportes finden sich ab Kapitel 1.6.

Der Ablauf eines Schusses kann je nach Autor in eine unterschiedliche Anzahl von Phasen unterteilt werden. Bei der Einteilung in drei Phasen unterscheidet

14 man eine Standphase, eine Zugphase sowie die Zielphase (Leroyer et al. 1993). Wird von sechs Abschnitten ausgegangen, so werden das Halten des Bogens, die Zugphase, der Endauszug, die Zielphase, das Lösen und das Nachhalten unterschieden (Nishizono et al. 1987). Haidn benennt vier Phasen: Positionsphase (PP) 1 bis Positionsphase 4. In PP-1 wird der Bogen gegriffen und die Grundposition eingenommen, PP-2 beinhaltet das Anheben des Bo- genarmes sowie die Positionierung der Schulterblätter in der Auszugsposition. PP-3 beschreibt die Position des Vollauszuges, vom Ankern bis zum Abschuss, wogegen PP-4 die Körperposition nach dem Schuss, das Nachhalten be- schreibt (Haidn et al. 2010 p.48). Unabhängig von der Anzahl der Phasen sollte jeder Abschnitt des Bewegungsablaufes in sich abgeschlossen und gleichmä- ßig sein. Nur durch die erfolgreiche Repetition der einzelnen Phasen des Schussablaufes kann eine entsprechende Perfektion erreicht werden.

Der Schuss beginnt mit dem Aufnehmen des Bogens mit dem Bogenarm. Mit dem freien Zugarm wird der Pfeil in die Sehne eingenockt. Dann hebt der Schütze den Bogenarm und hält den Bogen am abduzierten Arm in Richtung Zielscheibe (Ertan et al. 2008).

Abbildung 3: Anheben des Bogens

Gleichzeitig greift der Schütze mit der Hand des Zugarmes die Sehne. Sobald die Vorhalteposition erreicht ist, wird mit dem Zugarm ein gleichmäßiger, flüssi- ger Zug der Sehne nach hinten ausgeübt. Dieser gleichmäßige Zug endet in

15 dem Moment, in dem die Sehne gelöst wird (Leroyer et al. 1993 , Kosar & Demirel 2004). Die Bewegungen von Bogenarm und Zugarm sollten simultan erfolgen und die Kraft der beiden Arme sollte ebenfalls äquivalent sein (Kamei et al. 1971 , Ertan et al. 2008). Während des gesamten Auszuges sollte der Griff des Bogens stabil in der Handfläche ruhen, von Daumen und Zeigefinger locker umschlossen (Ertan 2009). Der Griff des Bogens sollte nicht aktiv festge- halten werden (Kosar & Demirel 2004).

Abbildung 4: Vorhalteposition

Um eine Kontrolle über den gleichmäßigen Auszug der Bogensehne zu erhal- ten, legt der Schütze vor dem Zielen die Zughand an sein Gesicht (Kinn) oder den Hals an (Lapostolle 2004 , Haidn et al. 2010 p.74). Dabei wird auch die Sehne an Nasenspitze, Lippen und Kinn angelegt (Soylu et al. 2006). Der Be- rührungspunkt der Zughand im Gesicht, auch Ankerposition genannt, sollte im- mer gleich sein.

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Abbildung 5: Vollauszug

Nun folgt die wichtige Phase des Zielens. Dabei fixiert der Schütze die Zielauf- lage durch den Korntunnel des Visieres. Dieser muss direkt mit der Schießauf- lage in Deckung gebracht werden.

Abbildung 6: Ankerposition und Zielen

Die Bogensehne wird gelöst, sobald der Schütze einen akustischen Stimulus vom „Klicker“ erhält (Leroyer et al. 1993 , Ertan et al. 2003 , Açıkada et al. 2004). Sobald der Pfeil bis zu einer definierten Länge gezogen wurde, fällt der Klicker und der Schütze sollte so schnell wie möglich auf das Klick-Geräusch

17 reagieren (Ertan et al. 2008). Es nutzen alle Wettkampfschützen einen Klicker und es ist die allgemeine Ansicht, dass er die Ergebnisse der Schützen verbes- sert (Leroyer et al. 1993 , Ertan et al. 2003 , Ertan et al. 2008). Die Phase des Lösens muss besonders gleichmäßig erfolgen und immer wieder reproduzierbar sein, damit gute Ergebnisse erzielt werden können (Nishizono et al. 1987 , Clarys et al. 1990 , Ertan et al. 2008).

Nach dem Lösen der Bogensehne sollte der Schütze noch eine gewisse Zeit in einer Position verharren. Dieses Nachhalten ist ebenso wie alle anderen Schrit- te essentiell, um den Schuss zu Ende zu bringen.

Abbildung 7: Nachhalteposition

1.6 Anatomische Grundlagen des Bogenschießens

Die beim Bogenschießen beanspruchte Muskulatur wird in vier Hauptregionen unterteilt: die Rücken-, die Schulter-, die Arm- und die Handmuskeln. Alle Mus- keln müssen innerhalb einer kurzen Zeitspanne koordiniert werden und die In- teraktion zwischen den einzelnen Muskeln und Muskelgruppen ist besonders wichtig (Ertan et al. 2008).

Es zeigten sich in mehreren Studien deutliche Unterschiede der muskulären Aktivitäten bei Anfängern, Fortgeschrittenen und Profi-Schützen (Nishizono et al. 1987 , Ertan et al. 2003 , Ertan et al. 2005). Dabei handelt es sich vor allem

18 um Unterschiede in der Koordination der Muskeln und der Abstimmung ihrer Anspannung und Entspannung – die verwendeten Muskelgruppen waren die- selben. Insbesondere die seitengleiche Anspannung der Rückenmuskulatur wird als ein Indikator für das Leistungsniveau der Schützen angesehen (Ertan et al. 2008). Es herrscht Einigkeit darüber, dass eine ökonomische Abstimmung der Muskelarbeit ein seitliches Abweichen von Bogen oder Sehne verhindert und damit ein stabilerer Pfeilflug mit entsprechend konstanter Treffsicherheit und schlussendlich einem besseren Ergebnis erreicht wird (Ertan et al. 2003 , Kosar & Demirel 2004). Grundsätzlich ist eine ausreichende Grundkraft und Ausdauer aller beteiligten Muskeln erforderlich, um die repetitiven Bewe- gungen sauber durchführen zu können und das Gewicht des Bogens sowie die Zugkraft der Sehne beherrschen zu können (Kosar & Demirel 2004 , Haidn et al. 2010 p.62).

Ein sicherer und fester Stand ist zunächst die Grundlage des Schusses. Ohne eine stabile Körperbasis kann die Technik des Schultergürtels noch so gut sein – der Oberkörper wird dennoch schwanken (Littke 2004a). Dabei ist die Stütz- und Haltemuskulatur des gesamten Rumpfes von großer Bedeutung. Eine auf- rechte Körperposition kann durch entsprechende Schulung der Rumpfmuskula- tur wie des M. erector spinae und der Bauchmuskulatur, sowie der Abduktoren und Adduktoren der Hüfte erreicht werden (Weineck 2002 p.262, Kosar & Demirel 2004 , Littke 2004a). Da der Bogenschütze lange Zeit stabil stehen muss, ist ebenso eine gut ausgebildete Muskulatur der Beine relevant (Kosar & Demirel 2004). Der Schütze steht mit beiden Füßen parallel zur Schießlinie in einem 90° Winkel zur Scheibe, die Füße sollten dabei etwa schulterbreit ausei- nander stehen (Kosar & Demirel 2004).

Der Schussablauf an sich ist abhängig von Kraft und Ausdauer der Muskeln der Schulter und des oberen Rückens sowie der Oberarmmuskeln. Der Bogenarm muss nach dem Einnocken des Pfeiles in die Sehne zunächst abduziert (M. supraspinatus, M. deltoideus und M. bizeps brachii) und dann durch den M. del- toideus und M. triceps brachii in der Waagerechten stabilisiert werden (Weineck 2002 p.260, Kosar & Demirel 2004 , Haidn et al. 2010 p.70). Eine leichte Hori- zontalextension wird durch die Mm. deltoideus, infraspinatus und teres minor ausgeführt (Kosar & Demirel 2004). Ebenfalls muss der Bogenarm innenrotiert

19 und im Bereich des Ellenbogens supiniert werden, was durch die Mm. delto- ideus, pectoralis major, latissimus dorsi, teres major und subscapularis im Be- reich der Schulter und den M. supinator im Ellenbogenbereich realisiert wird (Kosar & Demirel 2004 , Lapostolle 2004 , Haidn et al. 2010 p.68). Das Schulterblatt wird vom M. serratus anterior sowie den Mm. rhomboidei und M. trapezius am Brustkorb fixiert (Kosar & Demirel 2004 , Littke 2004b , Haidn et al. 2010 p.70). Der Bogenarm wird im weiteren Verlauf durch den M. triceps, den M. biceps brachii und den M. anconeus in der Extension stabilisiert (Ertan et al. 2003 , Kosar & Demirel 2004). Es erfolgt eine isometrische Kontraktion der beteiligten Muskeln, um die Position zu halten (Kosar & Demirel 2004).

Während der Bogenarm stabil extendiert ist, wird der Zugarm im Ellenbogen flektiert. Aus diesem Grunde sind hier die Mm. biceps brachii, brachioradialis und brachialis relevant (Weineck 2002 p.262, Kosar & Demirel 2004 , Lapostolle 2004 , Haidn et al. 2010 p.71). Die Mm. flexor digitorum superficialis und profundus halten den Sehnengriff aufrecht (Weineck 2002 p.262, Kosar & Demirel 2004 , Haidn et al. 2010 p.68). Der Zugarm wird gleichzeitig mit dem Bogenarm abduziert (M. supraspinatus, M. deltoideus, M. biceps brachii) (Kosar & Demirel 2004 , Haidn et al. 2010 p.70). Dann erfolgt analog zum Bogenarm eine Horizontalextension, welche jedoch bis zum Erreichen des Ankerpunktes weitergeführt wird. Daher sind auch hier die Mm. deltoideus, infraspinatus und latissimus dorsi besonders wichtig (Kosar & Demirel 2004 , Ertan et al. 2008 , Haidn et al. 2010 p.71-73). Ebenfalls besteht eine Analogie was die Adduktion der Scapula an die Wirbelsäule betrifft (Kosar & Demirel 2004). Jedoch erfolgt dann eine Rotation der Scapula nach cranial, welche durch den M. trapezius und M. serratus anterior realisiert wird (Kosar & Demirel 2004 , Littke 2004b). Der Humeruskopf wird im Glenohumeralgelenk durch die Muskeln der Rotato- renmanschette stabilisiert (Kosar & Demirel 2004 , Littke 2004b , Haidn et al. 2010 p.74). Insgesamt ist schon für die Standphase eine entsprechende Kraft- ausdauer der Schulter-, Arm- und Handmuskeln erforderlich (Kosar & Demirel 2004).

Um den Sehnenauszug zu realisieren, erfolgt eine konzentrische Kontraktion aller oben beschriebenen Muskeln von Schultergürtel und oberem Rücken des Zugarmes (Kosar & Demirel 2004). Wichtig ist, dass die Zugbewegung vor al-

20 lem von den Schulter-und Rückenmuskeln ausgeht, nicht von den Armmus- keln (Kosar & Demirel 2004). Vielmehr wird auch die Flexion des Zugellenbo- gens während des Auszuges nahezu ausschließlich passiv durch die Zugbewe- gung ausgeführt (Kosar & Demirel 2004). Die Kraft der Schultermuskeln des Zugarmes sollte gleich der des Bogenarmes sein, um einen gleichmäßigen Se- henauszug zu realisieren (Ertan et al. 2008). Die bereits eingeleitete Horizon- talextension, Abduktion und Innenrotation werden beibehalten und fortgesetzt. Hier sind der M. deltoideus und der M. trapezius sowie die Mm. infraspinatus, teres maior und minor und die Mm. rhomboidei beteiligt (Kosar & Demirel 2004). Hauptakteur ist jedoch der M. deltoideus des Zugarmes, der vor allem die Zugbewegung reguliert und auch für das Halten des Endauszugs von Be- deutung ist (Nishizono et al. 1987 , Açıkada et al. 2004 , Kosar & Demirel 2004). Gerade bei Hochleistungsschützen wird er besonders stark aktiviert (Nishizono et al. 1987). Leistungsschützen zeigten in EMG-Untersuchungen von Nishizono et al. eine seitengleiche (Zug- und Bogenarm) Aktivität der Mm. deltoidei, wogegen Anfänger und Fortgeschrittene unbalancierte Aktivitäten des M. deltoideus und der Rückenmuskeln erkennen ließen (Nishizono et al. 1987). Hier zeigt sich wie schon oben beschrieben, dass gleichmäßige Kraft und Mus- kelkontraktion essenziell für ein gutes Schussergebnis sind.

In der Ankerphase wird die Schulter des Bogenarms besonders statisch belas- tet. Die isometrische Kontraktion der Schultermuskeln wird fortgesetzt. Die Muskeln der Rotatorenmanschette (M. supraspinatus, M. infraspinatus, M. teres maior, M. teres minor, M. subscapularis) müssen den Humeruskopf in der Ge- lenkpfanne zentrieren, um einen stabilen Stand des Armes zu gewährleisten und eine Verkürzung des Auszuges durch ein Hochrutschen des Humerus in der Schulter zu verhindern (Kosar & Demirel 2004 , Littke 2004b , Haidn et al. 2010 p.74). Währenddessen sorgt die Muskulatur des Handgelenkes und des Unterarmes des Bogenarmes für eine gestreckte Position des Handgelenkes, die den Druck des Bogens bei gespannter Sehne auf den Bogenarm aushält (Weineck 2002 p.260-262, Kosar & Demirel 2004). Hier sind insbesondere die Mm. flexor carpi radialis und ulnaris zu nennen (Kosar & Demirel 2004). Auf der Seite des Zugarmes verharrt das Handgelenk in leicht extendierter aber vorwie- gend neutraler Position. Es wird durch die Mm. extensor carpi radialis brevis und longus sowie den M. extensor carpi ulnaris in diese Position gebracht und

21 gehalten (Kosar & Demirel 2004). Die Sehne ruht weiterhin in den distalen Fin- gergelenken von Zeige, Mittel- und Ringfinger (Kosar & Demirel 2004).

Die kritischste Phase ist der Lösevorgang. Eine richtige Balance zwischen Kon- traktion und Relaxation der Unterarm- und Handmuskeln erweist sich für repro- duzierbare Ergebnisse als besonders relevant (Ertan et al. 2008). Wichtige Muskeln im Lösevorgang sind der M. extensor digitorum sowie die Mm. flexor digitorum superficialis und profundus (Nishizono et al. 1987 , Martin et al. 1990 , Ertan et al. 2003). Es herrschen zwei Meinungen über die ideale Durchführung des Lösens (Ertan et al. 2011). Lange existierte die gängige Lehrmeinung, dass die beste Art des Lösens darin bestünde, die Sehne durch ein plötzliches Ent- spannen des M. flexor digitorum superficialis zu lösen, und nicht etwa durch ein aktives Kontrahieren des M. extensor digitorum (Martin et al. 1990). Die zweite Lehrmeinung besteht darin, dass ein gleichzeitiges Entspannen der Flexoren und Kontrahieren der Extensoren stattfinden muss (Ertan et al. 2003). Diese Variante erfordert eine besonders gute Koordination zwischen den Agonisten und Antagonisten und dementsprechend eine lange Trainingserfahrung (Nishizono et al. 1987 , Clarys et al. 1990 , Hennessy & Parker 1990 , Martin et al. 1990 , Ertan et al. 2003). Trotzdem zeigten sowohl Nicht-Schützen als auch Schützen verschiedener Leistungsniveaus in Studien beide Komponenten der muskulären Aktivität, allerdings reagieren hochklassige Schützen schneller auf das Klickersignal als Beginner und fortgeschrittene Anfänger (Ertan et al. 2003). Ein ungenaues Lösen kann eine seitliche Abweichung der Bogensehe und so- mit ungenaue Trefferbilder produzieren (Martin et al. 1990 , Ertan et al. 2003). Dementsprechend erscheint die Abstimmung zwischen diesen beiden Muskeln essentiell für ein sauberes Lösen und damit für gute Ergebnisse zu sein (Nishizono et al. 1987 , Ertan et al. 2003). Es zeigt sich des Weiteren in einem Fallbericht einer sehr erfolgreichen Schützin dass ausschließlich eine Relaxati- on des M. flexor digitorum sowie auch des M. extensor digitorum zu einer ver- ringerten Interaktion zwischen Fingern und Sehne führen kann (Ertan et al. 2011).

Nach Beendigung des Schusses verharrt der Schütze noch eine Weile in der vorher aufgebauten Körperspannung bevor die Haltung aufgelöst und ein neuer Schuss begonnen werden kann (Haidn et al. 2010 p.87).

22 1.7 Aktueller Forschungsstand

Obwohl Bogenschießen als Freizeitsport derzeit immer bekannter und beliebter wird, ist die Datenlage zu dieser Sportart durchaus gering. Insbesondere zu Verletzungen im Bogensport ist die Datenlage dürftig. Bei einer Suche in der Onlinedatenbank pubmed finden sich unter dem Suchbegriff „archery injury“ 21 Artikel (Stand 10.01.2016), davon jedoch zum größten Teil Fallbeschreibungen. Die meiste Literatur stammt aus den Jahren 2000 und jünger. Bisher nicht pu- bliziert wurden zwei auf einem Fragebogen basierende retrospektive Studien der FITA (FITA Medical Commitee 2002, Lapostolle & FITA Medical Commitee 2004). Sämtliche weitere Schriftstücke zu Verletzungen im Bogenschießen fin- den sich ausschließlich in der einschlägigen Fachliteratur oder aber es handelt sich um Fallbeschreibungen (Hashimoto et al. 1983, Fukuda & Neer 1988, Rayan 1992, Takami et al. 1993, Naraen et al. 1999, Vogel & Rayan 2003, Ozcakar et al. 2008, Park et al. 2013, Yavuz et al. 2013). Im Folgenden werden Auszüge aus der verfügbare Literatur chronologisch geordnet vorgestellt.

Lange Zeit war die Standardliteratur zu dem Thema die Studie zu „Shoulder Injuries in Archery“ von Mann & Littke (Mann & Littke 1989). Sie untersuchten bereits 1989 21 Bogenschützen auf ihre Schulterverletzungen und suchten Kor- relate in anatomischen Präparaten. Sie fanden heraus, dass die häufigste Ver- letzung beim Bogenschießen eine Schädigung der Zugschulter bei Schützinnen ist. Die häufigste Art der Schulterverletzung sei das Impingement.

Mann fügt der der Studie von Mann und Littke außerdem weitere Aspekte der Überlastungen im Bogensport hinzu, zum Beispiel die Überlastungsschäden des Rückens und Handgelenkes (Mann 1997).

In „Sports Medicine and Science in Archery“ finden sich ebenfalls drei Kapitel über Verletzungen im Bogensport (Lapostolle 2004, Littke 2004b, Littke 2004a). Diese basieren unter anderem auf den retrospektiven Fragebogenstudien der FITA von 2002 und 2004. In den FITA-Studien wurden Teilnehmer des Grand Prix Turniers in Antalya/Türkei (2002), sowie der Juniorenweltmeisterschaft in Lilleshal/Norwegen (2004) zu ihren Verletzungen befragt (FITA Medical Commitee 2002, Lapostolle & FITA Medical Commitee 2004).

23 In der Studie von 2002 wurden 202 Schützen der Disziplinen Recurve und Compound eingeschlossen. Die Studie ergab, dass Frauen tendenziell häufiger verletzt sind als Männer, sowohl in der Recurve- als auch Compound-Disziplin. Ebenfalls wurde die Schulter ohne Differenzierung zwischen Bogen- oder Zug- schulter als die verletzungsträchtigste Region beschrieben (49,0 %), gefolgt von Fingerverletzungen (12,3 %). 79,2 % der Verletzungen entwickelten sich chro- nisch. Es wurde gefolgert, dass die Schusstechnik verantwortlich für Verletzun- gen sein könnte und das Zuggewicht möglicherweise einen protektiven Faktor darstellen könnte (FITA Medical Commitee 2002).

Die Jugendstudie von 2004 schließt 311 Schützen unter 18 Jahren ein. Bei den jungen Schützen haben die Mädchen weniger Verletzungen als die Jungen, die Lokalisation der Verletzungen spiegelt jedoch das Bild der Studie von 2002 wieder. Die Schulter ist am häufigsten betroffen (51,0 %), gefolgt vom Handge- lenk (22,5 %). Gleichfalls ist der Großteil der Verletzungen chronisch entstan- den. Es wird vermutet, dass das Zuggewicht eine Rolle bei der Verletzungsent- stehung spielen könnte (Lapostolle & FITA Medical Commitee 2004).

Ertan betrachtete in seiner Studie von 2006 insgesamt 88 Teilnehmer der türki- schen Meisterschaften und erfragte retrospektiv anhand eines Fragebogens ihre Verletzungen in den letzten 2 Jahren. Dabei fand er heraus, dass von den 88 Probanden insgesamt 38 Personen niemals eine Verletzung hatten. Die häu- figsten Verletzungen waren Blasen an den Fingern (n=15) sowie Verletzungen der Zugschulter (n=11). Weiterhin häufig berichtet waren Handgelenksverlet- zungen am Zugarm und Sehnenberührungen am Bogenarm. Ertan beschreibt, dass eine saubere Technik sowie Aufwärmübungen und Krafttraining essentiell für die Prävention von Verletzungen sind. Außerdem solle das Zuggewicht pas- send zum Schützen, also nicht zu hoch, ausgewählt werden (Ertan 2006).

2012 wurde in „Sports Injuries“ von Doral et al. (Hrsg.) ein Kapitel zu „Archery- Related Sports Injuries“ (Kaynaroğlu & Kılıç 2012) veröffentlicht. Hier wird ein kurzer Überblick zu Verletzungen im Bogensport gegeben, jedoch mit einem starken Augenmerk auf traditionellem Bogenschießen und der Bogenjagd. Pri- mär wird zwischen penetrierenden und muskuloskelettalen Verletzungen unter- schieden. Die penetrierenden Verletzungen werden als selten beschrieben und

24 treten vor allem akzidentiell bei Sport und Bogenjagd auf. Die meisten Fälle fänden sich in Regionen, in denen Bogen noch als Waffe verwendet werden, sowie den USA, wo die Bogenjagd erlaubt ist. Bezüglich der muskuloskelettalen Verletzungen wird eine kurze Zusammenfassung über potentielle Verletzungs- lokalisationen gegeben und es werden einige Fallstudien eingearbeitet. Das Resümee des Kapitels stellt heraus, dass traditionelles Bogenschießen deutlich verletzungsgefährdeter ist als olympisches Bogenschießen, und zwar aufgrund erhöhter Zuggewichte sowie unterschiedlicher Technik und anderer Regeln.

Die aktuellste Studie stammt von Palsbo et al. (Palsbo 2012). Hier wurden Krankenhausdaten von Personen analysiert, die sich Verletzungen im Rahmen von Bogenschießen und Bogenjagd als Freizeitbeschäftigung zugezogen ha- ben. Es handelt sich also weniger um Wettkampfschützen oder regelmäßig praktizierende Sportler als um Personen, die möglicherweise das erste Mal Bo- genschießen. Da die Daten aus den Notaufnahmen von Krankenhäusern stammen, liegt es nahe, dass chronische Schäden unterrepräsentiert sind. Das Ergebnis der Studie ist dennoch interessant: Insgesamt wird geschlussfolgert, dass Bogenschießen mit 4,4 Verletzungen/10.000 Freizeitbogenschützen ein wenig verletzungsträchtiger Sport ist, und insbesondere sicherer als viele Brei- tensportarten wie Fußball oder Handball. Häufigste Verletzung in der Studie waren Wunden, welche durch Pfeilspitzen oder Bogensehnen hervorgerufen wurden. An zweiter Stelle stehen Stichwunden, beispielsweise durch Pfeilschäf- te oder Pfeilspitzen. Lokalisiert waren die Verletzungen am häufigsten an den Fingern, der Hand und dem Handgelenk. Überlastungsschäden wurden nur bei knapp 5,0 % der Studienteilnehmer festgestellt. Diese waren vor allem an der Schulter lokalisiert. Als Ursache werden die repetitiven Bewegungen und zu hohes Zuggewicht angegeben. Es wird angeregt, ein geregeltes Training und die Schutzausrüstung wie Armschutz und Tab anzubieten um die Sicherheit des Bogensports zu verbessern und das Verletzungsrisiko noch zu minimieren.

Die Fallstudien beinhalten die unterschiedlichsten Fälle. Fukuda und Neer präg- ten beispielsweise den Begriff der “Archer’s Shoulder”. Sie beschrieben zwei Fälle von jungen Männern, bei denen es nach langjährigem Ausüben des Bo- genschießens zu Schulterschmerzen und -instabilität kam. Es wurde gefolgert, dass das Bogenschießen nicht unbedingt die Ursache, aber möglicherweise der

25 Auslöser für die Schulterinstabilität bei schon vorbelasteten Sportlern war. Mög- licherweise unsaubere Technik wird ebenfalls als Auslöser angesehen (Fukuda & Neer 1988).

1992 brachte Rayan eine Sammlung von Bogensport-assoziierten Verletzungen von Hand, Unterarm und Ellenbogen heraus (Rayan 1992). Dabei handelt es sich um fünf Fallbeschreibungen von Patienten mit Erkrankungen der oberen Extremität, welche im Zusammenhang mit dem Bogenschießen aufgetreten waren. Ein Fall von Ellenbogenschmerzen, ein Patient mit Parästhesien in den Fingern sowie einem Karpaltunnelsyndrom, eine Streifverletzung des Bo- genarms sowie eine Stichverletzung durch die Pfeilspitze eines Jagdpfeiles werden beschrieben.

Ozcakar et al. berichten von zwei jungen Männern mit Thoracic Outlet- Syndrome. Einer der beiden entwickelte Symptome des TOS vor allem während des Bogenschießens (Ozcakar et al. 2008). Auch Park et al. berichten über ein TOS im Endauszug beim Bogenschießen (Park et al. 2013).

Weitere Case-Reports beschreiben eine Mittelhandfraktur bei einem Bogen- schützen (Vogel & Rayan 2003), eine Stressfraktur der Ulna bei einem Bogen- schützen mit Hypophosphatämie (Yavuz et al. 2013), eine Überlastungsfraktur des Processus coracoideus bei einem 11-jährigen Bogenschützen (Naraen et al. 1999) sowie eine Lähmung des M. infraspinatus durch eine Affektion des N. suprascapularis (Hashimoto et al. 1983).

Insgesamt ist die Datenlage nicht sehr breit. Insbesondere durch die Differen- zierung zwischen Überlastungsschäden und akuten Verletzungen, die in der vorliegenden Arbeit vorgenommen wird, soll diese Arbeit die bestehende Litera- tur erweitern.

26 2 Zielsetzung der Arbeit

Mit der vorliegenden Arbeit sollten Überlastungsschäden und unfallbedingte Verletzungen bei Bogenschützen, die an der Deutschen Meisterschaft in der Halle 2012 sowie an der Europameisterschaft im Freien 2012 teilgenommen haben, erhoben, klassifiziert und ausgewertet werden. Es sollte ein Vergleich zwischen beiden Kollektiven erfolgen. Insbesondere sollten Überlastungsschä- den und unfallbedingte Verletzungen getrennt voneinander ausgewertet und beschrieben werden. Die Ergebnisse sollten mit der vorhandenen Literatur ver- glichen und diskutiert werden. Nach den vorherigen Rechercheergebnissen wurde eine Aufspaltung zwischen Überlastungsschäden und akuten Verletzun- gen bisher nicht vorgenommen. Anhand der erfassten Daten zu Trainingszu- stand und genereller Fitness sollten eventuell protektive oder negative Faktoren zu Verletzungen im Bogensport herausgearbeitet werden. Mithilfe dieser Er- gebnisse sollen Hinweise zur Prävention von Überlastungen und unfallbeding- ten Verletzungen gegeben werden.

27 3 Material und Methoden

3.1 Untersuchungskollektiv und Messort

Grundlage dieser retrospektiven Arbeit sind zwei Untersuchungskollektive, die sich aus den Teilnehmern der Deutschen Meisterschaft 2012 in der Halle sowie der Europameisterschaft 2012 im Freien zusammensetzen. Dazu wurde ein Fragebogen spezifisch für die Sportart und die dabei zu erwartenden Verlet- zungen und Überlastungsschäden entwickelt. Näheres zum Inhalt des Frage- bogens siehe Kapitel 3.2. Formell handelt es sich somit um eine Kohortenstu- die.

Es wurden 186 Fragebögen an die insgesamt 398 Recurveschützen bei der DM in Solingen, sowie 189 Bögen an sämtliche Recurveschützen bei der EM in Amsterdam verteilt. Die Teilnahme an der Studie erfolgte bei beiden Kollektiven freiwillig und nach umfangreicher Aufklärung durch ein detailliertes Informati- onsschreiben. Bei beiden Kollektiven war jederzeit ein Ansprechpartner vor Ort, der Fragen beantworten konnte. Zuvor war die Studie von der Ethikkommission an der RWTH Aachen beratend zur Kenntnis genommen worden (Aktenzeichen EK 031/12).

3.1.1 Deutsche Meisterschaft

Die Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft wurden im Zeitraum vom 16. bis 18. März 2012 in Solingen befragt. Die Schützen mussten bei den jeweiligen Landesverbandsmeisterschaften ihrer Landesverbände eine altersentsprechen- de Mindestringzahl erbringen, um zur Deutschen Meisterschaft zugelassen zu werden (Kapitel 9.3, Zulassungsringzahlen). Diese Qualifikationsringzahl wird aus sämtlichen Ergebnissen der jeweiligen Landesverbandsmeisterschaften der Saison ermittelt. Es handelt sich bei diesem Kollektiv also um Amateurschüt- zen, die auf dem national höchsten Leistungsniveau schießen.

Der Fragebogen wurde in diesem Fall im Rahmen der obligatorischen Start- nummernausgabe an die Teilnehmer ausgehändigt. Hierbei weisen sich die Schützen vor Wettkampfbeginn mit ihrem Sportpass, dem Personalausweis und der Startberechtigung beim Wettkampfkomitee (Kampfrichter des DSB) aus.

28 Dabei wurden die Fragebögen von der Studienleitung an Schützen, welche das 14. Lebensjahr vollendet hatten, verteilt. Auf Plakaten, die in der Wettkampfhal- le angebracht waren, wurden die Schützen auf die Studie hingewiesen und in der Begrüßungsansprache durch den Organisator der Meisterschaft wurden die Schützen ebenfalls ermutigt, an der Studie teilzunehmen. So kamen auch eini- ge Schützen aus eigenem Antrieb zum Stand, um sich einen Fragebogen ab- zuholen.

Die Sportler konnten die Bögen am Wettkampftag in der Pause bzw. vor und nach ihrem Wettkampf ausfüllen und vor Ort wieder zurückgeben. Fünf Teil- nehmer sandten ihren Fragebogen auch per Post oder Email zurück bzw. ga- ben sie persönlich ab. Eine Person erfragte im Nachhinein einen Fragebogen per Email, da sie kein Formular mitgenommen hatte.

Die Einschlusskriterien waren:

- Teilnahmeberechtigung für den Wettkampf o Mindestringzahl o Deutsche Nationalität - Alter von über 14 Jahren

3.1.2 Europameisterschaft

Die Teilnehmer der Europameisterschaft im Freien wurden vom 21. bis 26. Mai 2012 in Amsterdam befragt. Es handelt sich um Schützen auf dem höchsten europäischen Leistungsniveau. Die Europameisterschaft 2012 galt zusätzlich als Qualifikationswettkampf für die Olympischen Spiele 2012 in London. Dem- entsprechend war die gesamte sportliche Elite Europas versammelt, von denen einige im Verlauf des Sportjahres auch an den Olympischen Spielen teilnah- men.

Bei diesem Sportereignis wurden die Fragebögen bereits vor Veranstaltungs- beginn vor Ort an den Chef der Medizinischen Kommission der WAE (World Archery Europe), Herrn Dr. Stefano Osele, übergeben, da es nicht möglich war, persönlich während der ganzen Wettkampfwoche vor Ort zu sein. Zur Vereinfa- chung des Prozedere waren im Vorfeld Pakete für jedes einzelne Team gepackt

29 worden, welche die entsprechende Anzahl an Fragebögen und Aufklärungsbö- gen für jeden Recurveschützen im Team sowie ein Informationsschreiben für die Teamchefs enthielt (Kapitel 9.7, Probandeninformation Englisch Europa- meisterschaft und Kapitel 9.8, Probandeninformation Französisch Europameis- terschaft). In diesem Schreiben wurde nochmals auf Art und Inhalt der Studie hingewiesen und gebeten, die Sportler zur Teilnahme an der Studie zu motivie- ren. Die Pakete waren mit dem Namen des jeweiligen Landes beschriftet. Herr Dr. Osele verteilte die Fragebogenpakete im Rahmen des Eröffnungs-Meetings der Teamkoordinatoren an die Teamchefs der einzelnen Nationen. In seiner Ansprache bat er die Teamchefs, den Schützen die Studienteilnahme nahe zu legen. So erhielt jedes Team die passende Anzahl Fragebögen und es war si- chergestellt, dass jeder der 189 Recurveschützen potentiell einen Fragebogen erhalten haben müsste.

Die Schützen hatten während der gesamten Wettkampfwoche Zeit, die Bögen auszufüllen und sie an Herrn Dr. Osele zurück zu geben. Dies war sowohl auf dem Wettkampfgelände, als auch in der gemeinsamen Sportlerunterkunft mög- lich. Herr Dr. Osele stand jederzeit für die Sportler zur Verfügung. Bezüglich nicht klärbarer Fragen war verabredet worden, dass er sich jederzeit an die Studienleitung wenden könne. Hiervon wurde jedoch kein Gebrauch gemacht. Die Rücklaufzeit endete am letzten Wettkampftag, dann wurden die ausgefüll- ten Bögen in Amsterdam abgeholt.

Bei dem Fragebogen für dieses Probandenkollektiv handelte es sich um eine nur leicht modifizierte Form des ursprünglichen Fragebogens, der mithilfe von zwei Muttersprachlern auf Englisch und Französisch übersetzt worden war (An- hang 9.6, Fragebogen Europameisterschaft). Die Fragen waren also dreispra- chig angegeben, in Deutsch, Englisch und Französisch. Einige DM-spezifische Fragen waren entfernt worden, zum Beispiel die Frage nach der Mitgliedschaft in einem der deutschen Leistungskader. Dafür mussten andere Fragen an die EM-Teilnehmer angepasst werden, hier wurde beispielsweise bei der Frage nach dem hochrangigsten Wettkampf die Angabe „Deutsche Meisterschaft“ ent- fernt. Die wichtigsten Kategorien, nämlich Trainings- und Wettkampfparameter sowie die Tabellen zur Angabe eventueller Verletzungen waren unverändert.

30 Die Einschlusskriterien waren:

- die Teilnahme an der Europameisterschaft o dementsprechend: Alter > 14 Jahre o Mitgliedschaft in der Nationalmannschaft des eigenen Landes o Erfüllung der landesspezifischen Qualifikation zur EM - das Verständnis einer der drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Franzö- sisch)

3.2 Inhaltliche Beschreibung des Fragebogens

Das Fragenspektrum des für diese Studie erstellten Fragebogens erstreckt sich von Freitextantworten über ja/nein-Antworten bis hin zu Tabellen mit Mehrfach- antworten. Der Fragebogen befindet sich im Anhang (Kapitel 9.4, Fragebogen Deutsche Meisterschaft). Grundsätzlich war der Fragebogen in vier Kategorien unterteilt:

Persönliche Daten

Hier wurden persönliche Daten abgefragt, die neben Alter und Geschlecht auch anthropometrische Angaben wie Größe und Gewicht, aus denen der BMI (Body Mass Index) berechnet werden konnte, umfassten. Außerdem wurden demo- graphische Parameter wie die familiäre Situation, die Berufsausbildung und die berufliche Tätigkeit erfragt. Dabei war auch insbesondere die körperliche Belas- tung am Arbeitsplatz von Bedeutung.

Sportparameter

Diese Kategorie bestand aus zwei Unterkategorien. Insgesamt lag hier der Focus auf der Intensität der sportlichen Aktivität sowie den Eigenschaften des Sportgerätes und dem Verlauf der sportlichen Karriere.

Trainingsparameter

In diesem Abschnitt wurden die Trainingserfahrung der Schützen, sowie die Trainingshäufigkeit (Trainingseinheiten/Woche) sowie – intensität (Pfeil- zahl/Trainingseinheit) evaluiert. Ein weiteres Augenmerk lag auf den Parame- tern des Sportgerätes wie Zuggewicht und Auszugslänge. Außerdem gab es

31 Fragen zu eventuellem zusätzlichem Krafttraining, Aufwärmübungen und Aus- gleichssport.

Wettkampfparameter

Hier lag das Hauptaugenmerk auf der Dauer der Sportaktivität (Wettkampfer- fahrung), den Bestleistungen auf verschiedene Distanzen und eventuellen Ka- derzugehörigkeiten. Da Teilnehmer der Europameisterschaft zwangsläufig Mit- glieder ihrer jeweiligen Nationalmannschaft sind, war hier die Frage nach der Kaderzugehörigkeit aus dem Fragebogen gestrichen worden. Außerdem wur- den der hochrangigste Wettkampf und die derzeitige Altersklasse erfragt.

Verletzungen

Der Hauptteil des Fragebogens besteht aus detaillierten Tabellen (jeweils 5 für Überlastungsschäden und Verletzungen), in denen Ursache, Lokalisation, Fol- gen und Behandlung der möglicherweise aufgetretenen Verletzungen oder Überlastungsschäden abgefragt werden.

Um als Überlastungsschaden bzw. Verletzung definiert zu werden, mussten die jeweiligen Schäden zu mindestens einer der folgenden Situationen geführt ha- ben: einem Arzt- oder Physiotherapeutenbesuch, einer (Selbst-) Behandlung, einem Krankenhausaufenthalt, Trainings-/Wettkampfpause oder Arbeitsunfä- higkeit. Als Überlastungsschäden wurden solche Schäden definiert, die ohne direkte Gewalteinwirkung entstanden sind, unfallbedingte Verletzungen werden durch eine direkte Gewalteinwirkung definiert. Hier wurden Beispiele angege- ben, um eine bessere Verständlichkeit zu gewährleisten.

Pro Verletzung sollte der Teilnehmer eine Tabelle ausfüllen. Hier konnten na- hezu ausschließlich vorgegebene Antworten angekreuzt werden, um Vergleich- barkeit herzustellen. Lediglich die genaue Verletzungsart beziehungsweise Di- agnose und persönliche Anmerkungen zu den jeweiligen Fragen konnten in Freitext angegeben werden.

Zur Lokalisierung der Verletzungen wurden 12 Körperregionen unterschieden („Kopf“, „Hals“, „Schulter“, „Arm“, „Hand“, „Finger“, „Brust“, „Rücken“, „Bauch“, „Gesäß“, „Bein“, „Fuß“), sowie für Schäden der oberen Extremität einschließlich

32 der Schulter die Seite im Sinne von „Bogenarm“ und „Zugarm“ angeben. Die Verletzungsfolgen umfassen die definierenden Folgen Arzt-, Physiotherapeu- ten- oder Heilpraktiker-Besuch, Krankenhausaufenthalt, Arbeits- und Trainings- pause sowie Art der Behandlung. Zu sämtlichen Unterpunkten konnten Anmer- kungen gemacht werden.

Zusätzlich wurde jedem Fragebogen ein Informationsschreiben beigefügt, das die Teilnehmer über Art und Inhalt der Studie sowie die entsprechenden rechtli- chen Grundlagen informieren sollte (Kapitel 9.5, Probandeninformation). Im An- hang an das Informationsschreiben befand sich eine Teilnehmererklärung, wel- che von Studienteilnehmer und Studienleitung unterschrieben werden musste, um Einverständnis an der Teilnahme zu dokumentieren.

3.3 Datenauswertung

Alle Daten wurden anonymisiert in eine Microsoft EXCEL®-Tabelle übertragen und anschließend mit dem Datenverarbeitungsprogramm IBM® SPSS® Statis- tics (Version 20) statistisch ausgewertet. Das Hauptaugenmerk wurde auf die deskriptive Statistik gelegt.

Zunächst wurde eine Analyse der gesamten Daten durchgeführt, um einen Überblick zu erhalten. Dann wurden die Kollektive DM-Teilnehmer und EM- Teilnehmer getrennt voneinander ausgewertet und verglichen, um Unterschiede herauszuarbeiten. Diese wurden mithilfe des t-Tests für unabhängige Variablen auf Signifikanz geprüft, sofern es sich um normalverteilte Werte handelte. Au- ßerdem wurden Vierfeldertafeln und der chi²-Test bei Stichproben mit n>60 so- wie der Exakte Fisher-Test bei Stichproben mit n<60 verwendet. Normalvertei- lungen wurden mithilfe des Kolmogorow-Smirnow-Tests sowie graphisch be- stimmt.

Grundsätzlich wurde jeweils nur mit „harten Daten“ gerechnet, was bedeutet, dass ausschließlich die von den Teilnehmern gegebenen Antworten berücksich- tigt wurden und somit n als Gesamtheit aller Antworten gesehen wurden. Wur- den keine Angaben gemacht, wurde dies nicht in der Gesamtzahl der Antworten berücksichtigt. Aus diesem Grunde kann sich die Gesamtheit n bei unterschied- lichen Fragestellungen unterscheiden.

33 Mithilfe von statistischen Tests wurde außerdem das Auftreten von Überlas- tungsschäden und unfallbedingten Verletzungen auf Zusammenhänge zu ver- schiedenen Faktoren geprüft. Dabei wurden kleine Stichproben wie schon oben beschrieben mithilfe von Vierfeldertafeln und dem exakten Fisher-Test oder dem chi²-Test ausgewertet, bei mehr Ausprägungen wurden größere Kontin- genztafeln verwendet. Die untersuchten Faktoren waren: „Art des Wettkamp- fes“, „Geschlecht“, „Altersklasse“, „Kadermitgliedschaft“, „BMI-Klasse“, „Kraft- training“, „Aufwärmübungen“ und „Ausgleichssport“. Metrische Variablen wie „Zuggewicht“, „Auszugslänge“, „Pfeile/Training“, „Trainingserfahrung“ und „Ge- wicht“ wurden zunächst klassiert und dann als klassierte Variablen ebenfalls mithilfe der Kontingenztafel und dem Fisher-/chi²-Test auf ihren Einfluss auf Überlastungen und Verletzungen untersucht. Als signifikant wurden p-Werte von ≤ 0,05 festgelegt.

Tabelle 1: UIAA-Klassifikation der Verletzungen (Schöffl et al. 2010)

Patientenstatus Score Level Keine Verletzung oder Erkrankung 0 Leichte Verletzung oder Erkrankung, keine ärztliche Behandlung nötig, Selbsttherapie 1 (z.B. Blasen, Prellungen, Zerrungen) Mittelschwere Verletzung oder Erkrankung, nicht lebensbedro- hend, mittelfristige ambulante konservative oder chirurgische The- rapie, Aufsuchen eines Arztes innerhalb eines kurzen Zeitrah- mens (Tage), verletzungs- oder krankheitsbedingte Arbeitsunfä- 2 higkeit, Abheilung ohne dauerhafte Schäden (z.B. unverschobene Frakturen, Bänderrisse, Ringbandrupturen, Verrenkungen) Gravierendere Verletzung oder Erkrankung, nicht lebensbedro- hend, aber stationäre Therapie erforderlich, umgehendes Aufsu- chen ärztlicher Hilfe, verletzungs- bzw. krankheitsbedingte Ar- beitsunfähigkeit, Abheilung mit oder ohne Dauerschäden 3 (z.B. verschobene Frakturen, Wirbelbrüche, I° Schädel-Hirn- Trauma). Akute Lebensgefahr, Polytrauma, notärztliche Versorgung oder Versorgung durch Rettungsassistenten erforderlich (wenn mög- 4 lich), akute ärztliche Intervention nötig; wird normalerweise über- lebt, aber mit Dauerschäden. Akute Lebensgefahr, Polytrauma, umgehende notärztliche Ver- sorgung oder Versorgung durch Rettungsassistenten nötig (wenn 5 möglich), akute ärztliche Intervention, Ausgang tödlich. Primärer Tod 6

34 Sämtliche Verletzungen und Überlastungsschäden wurden, um bessere Ver- gleichbarkeit zu erreichen, anhand der Klassifikation zur Schwere von Verlet- zungen der UIAA klassifiziert (Schöffl et al. 2010). Dieser Score wurde ur- sprünglich für den Berg- und Klettersport entwickelt und basiert auf dem NACA- Score (Schlechtriemen et al. 2005). Die Verletzungen werden anhand ihrer Fol- gen klassifiziert, welche nicht nur die direkten Verletzungsfolgen, sondern auch das Outcome von Behandlung und Therapie, sowie eventuelle Residuen be- rücksichtigen (Tabelle 1). Somit eignet er sich aufgrund des retrospektiven Cha- rakters hervorragend für die vorliegende Fragestellung und wurde dem NACA- Score vorgezogen, dessen Stärke in der Vorhersage des Outcomes akuter Ver- letzungen liegt (Schlechtriemen et al. 2005).

Zuletzt wurde die Anzahl der Verletzungen und Überlastungsschäden auf das allgemein verwendete Maß von Verletzungen pro 1000 Sportstunden umge- rechnet um bessere Vergleichbarkeit mit anderen Studien zu schaffen. Dabei wurde die Gesamtzahl der Verletzungen auf die Gesamtsporterfahrung aller Studienteilnehmer bezogen und auf 1000 Sportstunden berechnet. Die Berech- nung erfolgte wie folgt:

Anhand der von den Schützen angegebenen der Pfeilzahl pro Trainingseinheit wurde die wöchentliche Trainingszeit (nur Schießen) berechnet. Orientiert man sich an den Wettkampfbedingungen, so kann ein Schütze 6 Pfeile in 4 Minuten schießen. Das ergibt 308,9 Minuten reine Schießzeit pro Woche, also 5,2 h. Aufgrund der erhaltenen Schießzeit/Woche und der angegebenen Trainingser- fahrung wurde unter der Annahme eines 52-wöchigen Jahres und einem unver- änderten Trainingsverhalten der Schützen eine Lebenstrainingszeit bis zum Befragungszeitpunkt berechnet. Somit konnte eine Gesamttrainingsdauer aller teilnehmenden Schützen von insgesamt 10.818.080 Trainingsstunden berech- net werden. Mit der Anzahl der aufgetretenen Überlastungsschäden und Verlet- zungen wurde dann eine Gesamt-Verletzungsrate berechnet und zuletzt auf 1000 Sportstunden herunter gerechnet. Dies wurde für Verletzungen und Über- lastungsschäden separat durchgeführt.

35 4 Ergebnisse

4.1 Rücklauf

Im Rahmen der beiden Wettkämpfe wurden insgesamt 369 Fragebögen an die Teilnehmer verteilt. Davon wurden 62 Bögen ausgefüllt und zurückgegeben. Diese verteilen sich auf 40 Bögen von Teilnehmern der Deutschen Meister- schaft und 22 Bögen von Teilnehmern der Europameisterschaft. Damit ergibt sich eine Teilnehmerquote von 16,8 % insgesamt, bzw. 21,5 % bei der DM und 12,0 % bei der EM.

4.2 Epidemiologische Daten

Unter den 62 in die Studie eingeschlossenen Sportlern waren 40 (64,5 %) Teil- nehmer der Deutschen Meisterschaft in der Halle und 22 (35,5 %) Teilnehmer der Europameisterschaft im Freien. 42 Studienteilnehmer (67,7 %) waren Män- ner, 20 Frauen (32,3 %). Unter den DM-Teilnehmern nahmen 29 Männer (72,5 %) und 11 Frauen (27,5 %) an der Studie teil, bei der Europameister- schaft waren es 13 Männer (59,1 %) sowie 9 Frauen (40,9 %) (Tabelle 2).

Tabelle 2: Geschlechterverteilung innerhalb der Studie

DM EM Gesamt

Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] männlich 29 72,5 13 59,1 42 67,7 Geschlecht weiblich 11 27,5 9 40,9 20 32,3 gesamt 40 100,0 22 100,0 62 100,0

Die Sportler der EM kamen aus insgesamt 8 Nationen (Deutschland, England, Frankreich, Israel, Norwegen, San Marino, Ungarn, Weißrussland). Entspre- chend der Startbedingungen waren die Schützen der DM ausschließlich deut- scher Nationalität (Tabelle 3).

Die meisten Probanden aus dem Kollektiv der EM-Teilnehmer entstammten der weißrussischen Recurve-Nationalmannschaft (n=6, 27,3 %), welche geschlos- sen teilnahm. Das französische Team nahm ebenfalls nahezu vollständig teil (n=5, 22,7 %). Darauf folgt Ungarn mit vier Teilnehmern (n=4, 18,2 %) sowie

36 England, Norwegen und San Marino mit jeweils 2 Teilnehmern (n=2, 9,1 %). Nur ein einzelner Sportler aus Israel (der jedoch das gesamte Recurve-Team seines Landes repräsentierte) nahm an der Studie teil. Die deutsche National- mannschaft beteiligte sich nicht an der Studie.

Tabelle 3: Nationalität der Studienteilnehmer

DM EM Gesamt Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] deutsch 40 100,0 0 0,0 40 65,0 englisch 2 9,1 2 3,2 französisch 5 22,7 5 8,1 israelisch 1 4,5 1 1,6 norwegisch 2 9,1 2 3,2 san-marinisch 2 9,1 2 3,2 ungarisch 4 18,2 4 6,5 weißrussisch 6 27,3 6 9,7

Das Alter der Probanden war normalverteilt. Ihr Durchschnittsalter betrug zum Befragungszeitpunkt 33,6 Jahre (± 13,9 Jahre). Die Teilnehmer der DM (36,3 ± 15,9 Jahre) waren im Mittel älter als die Teilnehmer der EM (29,0 ± 7,7 Jahre) (Tabelle 4). Dieser Unterschied ist signifikant (p=0,018). Auch die Spannweite der Altersverteilung war unter den DM-Teilnehmern größer. Der älteste Teil- nehmer war hier 63 Jahre, der jüngste 15 Jahre alt.

Tabelle 4: Anthropometrische Daten

DM EM Gesamt

Mittel SD Min Max Mittel SD Min Max Mittel SD Min Max p Alter [Jahre] 36,3 15,9 150 63 29,0 7,7 18 42 33,6 13,9 15 63 0,018 Größe [cm] 177,9 6,6 162 193 175,1 8,7 161 194 176,9 7,5 161 194 0,155 Gewicht [kg] 79,6 13,1 52 120 74,6 12,6 52 103 77,8 13,1 52 120 0,151 BMI [kg/m²] 25,2 4,1 18 35 24,3 3,4 20 32 24,9 3,9 18 35 0,393

Auch hinsichtlich der anthropometrischen Größen Körpergröße, Gewicht und BMI entsprechen beide Untersuchungskollektive einer Normalverteilung. Dabei wiesen die Schützen, die an der DM teilnahmen, einen höheren mittleren BMI

37 (25,2 kg/m²) auf als die EM-Teilnehmer (24,3 kg/m²) (Tabelle 4), was aber kei- nem signifikanten Unterschied entspricht (p=0,393), genauso wie die Größen- und Gewichtsunterschiede (p=0,155 bzw. 0,151). Interessanterweise lassen sich ein Drittel aller Teilnehmer, 20 Sportler (32,3 %), in die Kategorie Präadi- positas (BMI 25-30 kg/m²) einordnen und 8 Schützen (12,9 %) haben eine ma- nifeste Adipositas Grad I (BMI 30-35 kg/m²). Dementsprechend sind nur wenig mehr als die Hälfte, also 33 Schützen (53,2 %) überhaupt normalgewichtig.

Weiterhin sind für den Bogensport die Daten zur Links- bzw. Rechtshändigkeit der Probanden relevant. 58 Teilnehmer (93,5 %) gaben an, Rechtshänder zu sein (Tabelle 5). Dementsprechend nahmen nur 3 (4,8 %) Linkshänder an der Studie teil. Dabei waren alle Linkshänder DM-Teilnehmer. Unter den Teilneh- mern der EM befand sich kein Linkshänder, ein Sportler machte keine Anga- ben. Es ergab sich hier kein Unterschied zwischen den Gruppen (p=0,198).

Abweichend zur dominanten Hand im Alltag waren die Angaben zur Seite des Zugarmes (Tabelle 5). 5 Personen (8,1 %) gaben an, den linken Arm als ihren Zugarm zu nutzen. 90,3 % der Sportler (n=56) ziehen mit dem rechten Arm. Auch hier machte wiederum eine Person keine Angaben und es wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt (p=0,479).

Tabelle 5: Rechts- und Linkshändigkeit

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil p [-] [%] [-] [%] [-] [%] Linkshänder 3 8,0 0 0,0 3 5,0 Händigkeit 0,198 Rechtshänder 37 93,0 21 100,0 58 95,0 links 4 10,0 1 5,0 5 8,0 Zugarm 0,479 rechts 36 90,0 20 95,0 56 92,0

38 4.3 Trainingserfahrung

Die durchschnittliche Trainingserfahrung der Studienteilnehmer betrug 13,2 Jahre (Tabelle 6). Dabei war die Trainingserfahrung der Teilnehmer an der DM mit 11,8 Jahren zwar kürzer als die der EM-Teilnehmer (15,7 Jahre), jedoch stellt dies keinen signifikanten Unterschied dar (p=0,061). Interessanterweise betrug die geringste Trainingserfahrung bei beiden Probandengruppen nur 4 Jahre. Auch die maximale Trainingserfahrung war ähnlich mit 39 Jahren bei der DM und 34 Jahren bei den EM-Teilnehmern.

Tabelle 6: Trainingsparameter

DM EM Gesamt Mittel SD Min Max Mittel SD Min Max Mittel SD MinMax p Trainingserfahrung 11.8 7.3 4 39 15.7 7.5 4 34 13.2 7.5 4 39 0,061 [Jahre] Training/Woche 2.8 0.7 2 5 5.1 1.2 3 7 3.5 1.4 2 7 <0,001 Pfeile/Training 108.1 32.3 50 200 160.3 37.5 100 230 124.1 41.4 50 230 <0,001 Zuggewicht [lbs] 38.5 4.8 28 47 42.9 5.9 26 50 40.0 5.6 26 50 0,003 Auszugslänge [zoll] 29,0 2.3 26 39 28.7 1.9 25 33 28.9 2.2 25 39 0,642

Der jeweilige Trainingsumfang der beiden Gruppen war signifikant unterschied- lich. Durchschnittlich 3,5 Mal pro Woche trainieren die Schützen und schießen dabei 124,1 Pfeile, das entspricht 404,4 Pfeilen pro Woche (Tabelle 6). Die DM- Teilnehmer kommen dabei auf 2,8 Trainingseinheiten/Woche bei 108,1 Pfeilen/Training (273,7 Pfeile/Woche). Im Gegensatz dazu trainieren die EM-Teilnehmer knapp doppelt so häufig, entsprechend 5,1 Einheiten/Woche (p<0,001) jeweils 160,3 Pfeile (p<0,001). Das ergibt insgesamt 696,5 Pfeile/Woche (p=0,001). Der maximale Trainingsaufwand beträgt 7 Einheiten/Woche, es handelt sich dabei um EM-Teilnehmer.

Die DM-Schützen verwandten ca. 203,9 min/Woche (3,4 h) und die EM- Schützen 563,8 min/Woche (9,4 h) auf das reine Schießtraining (p<0,001). Auch bezüglich der Lebenstrainingszeit bis zum Befragungszeitpunkt ergibt sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Im Schnitt haben die Sportler 3836,2 h ihres Lebens mit reiner Schießzeit verbracht. Das entspricht 8.061,7 h bei den Teilnehmern der EM und 2.043,6 h bei den DM-Teilnehmern

39 (p<0,001), also etwa 4-mal so lange bei den EM-Teilnehmern wie bei den DM- Teilnehmern.

Das Zuggewicht der Kollektive unterscheidet sich ebenfalls signifikant (p=0,003). Im Mittel beträgt das Zuggewicht der Sportgeräte 40,0 lbs (18,1 kg) (vgl. Tabelle 6). Dabei ziehen die DM-Teilnehmer im Mittel 38,5 lbs (17,4 kg). Die EM-Teilnehmer ziehen durchschnittlich 4 lbs mehr, was 42,9 lbs (19,5 kg) entspricht. Insgesamt kommen die Schützen im Schnitt auf eine mittle- re Gesamtzugkraft von 19.232,3 lbs/Woche (8723,6 kg/Woche), wobei sie sich signifikant unterscheiden (DM 12.118,4 lbs/Woche bzw. 5496,8 kg/Woche, EM 36.000,7 lbs/Woche bzw. 16329,7 kg/Woche, p<0,001). Dementsprechend ist das „Zugvolumen“ der EM-Teilnehmer circa 3-mal so groß wie das der DM- Teilnehmer.

p = 0,022 p = 0,002 p = 0,170

Abbildung 8: Trainingsgestaltung in den beiden Kollektiven

Ein zusätzliches Krafttraining absolvierten 43,6 % (n=17) der DM-Teilnehmer und 85,7 % (n=18) der EM-Teilnehmer (Abbildung 8). Regelmäßiges Aufwärm- programm vor dem Schießen bauten immerhin 70,0 % (n=28) der DM- Schützen, aber sogar 90,2 % (n=20) der EM-Teilnehmer in das Trainingspro- gramm ein. Beide Zusammenhänge sind signifikant unterschiedlich zwischen den beiden Gruppen (p=0,002 bzw. p=0,024).

40 Bei einem ausgleichenden Zusatzsport sieht es dagegen anders aus. 18 DM- Teilnehmer (45,0 %) gaben an, regelmäßig Ausgleichssport zu betreiben, bei den Teilnehmern der EM waren es nur 6 Schützen (27,3 %). Der Unterschied ist jedoch nicht signifikant (p=0,188). Um einen besseren Überblick zu erhalten, wurden die Sportarten in 5 Gruppen unterteilt: Ausdauersportarten, Kraftsport- arten, allgemeine Fitness/Gymnastik, Mannschaftssportarten und Sonstige. Welche Sportarten von den Sportlern im Allgemeinen betrieben werden, ist in Tabelle 7 dargestellt. Dabei ist auffällig, dass die Mehrheit der sportlich aktiven Bogenschützen (23,7 % des Gesamtkollektives) einen Ausdauersport zum Ausgleich betreiben (Laufen, Radfahren, Nordic Walking, Gehen, Schwimmen). 7,9 % betreiben jeweils vorwiegend kraftbetonte Sportarten (Fitnessstudio, Ru- dern/Kraft) bzw. allgemeines Fitnesstraining (Fitness, Zumba, Pilates). Mann- schaftssportarten (Volleyball, Fußball) werden nur von 5,3 % der Probanden angegeben, ebenso wie sonstige Sportarten (Reiten, Golf, Squash, Parcours).

Tabelle 7: Ausgleichssport Sportarten

Anzahl [-] Anteil [%] Ausdauersport 19 50,0 Kraftsport 3 7,9 Allgemeine Fitness 7 18,42 Mannschaftssport 6 15,8 sonstiges 3 7,9 Gesamt 38

41 4.4 Wettkampferfahrung

Die Altersverteilung der Studienteilnehmer lässt sich gut anhand der Altersklas- sen der Sportordnung (Stand 2012) beschreiben. Die meisten Sportler aus dem Kollektiv der DM-Teilnehmer (n=15, 37,5 %) schießen in der Schützen- und Damenklasse (Alter 21-45 Jahre) (Abbildung 9). Dies ist die theoretisch leis- tungsstärkste Klasse, aus der auch zum größten Teil die Nationalmannschaft zusammengesetzt wird. Weiterhin nahmen viele Schützen (n=13, 32,5 %) aus den Altersklassen (Altersklasse und Damen Altersklasse, Alter 46-55 Jahre) teil. Jugendliche Schützen (Jugend, Junioren, Junioren weiblich) waren unterreprä- sentiert (n=8, 20,0 %). Sportler aus der Schülerklasse waren aufgrund des Ein- schlusskriteriums Alter ≥ 14 Jahre nicht vertreten (Alter 13-14 Jahre, Schüler- klasse A).

Abbildung 9: Wettkampfklassen bei den verschiedenen Wettbewerben Entsprechend des Wettkamp- fes waren alle Teilnehmer aus dem Kollektiv der Europameisterschaft in der Schützen- oder Damenklasse gemeldet, wobei hier ein Sportler keine Angabe machte. Unter den Studienteilnehmern waren sowohl im DM- als auch im EM- Kollektiv einige ehemalige und aktuelle Olympiateilnehmer. Zum Zeitpunkt der Befragung hatten insgesamt 9 Sportler einmal an olympischen Spielen teilge-

42 nommen, davon 8 EM-Teilnehmer und auch einer der DM-Teilnehmer (Tabelle 8). Ebenfalls 9 Sportler waren schon einmal bei einer WM gestartet, hierbei handelt es sich ausschließlich um EM-Teilnehmer.

Unter den EM-Teilnehmern war die Europameisterschaft nur bei 3 Sportlern der hochrangigste Wettkampf, an dem sie teilgenommen hatten. 85,0 % der Sport- ler (n=17) hatten einmal an einer WM oder den Olympischen Spielen teilge- nommen.

Tabelle 8: Hochrangigster Wettkampf

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil [-] [%] [-] [%] [-] [%] DM 36 92,3 0 0,0 36 61,0 Weltcupturnier 0 0,0 0 0,0 0 0,0 Hochrangigster EM 2 5,1 3 15,0 5 8,5 Wettkampf WM 0 0,0 9 45,0 9 15,3 Olympische 1 2,6 8 40,0 9 15,3 Spiele

Im Verlauf des Sportjahres 2012 nahmen insgesamt 6 Studienteilnehmer an den Olympischen Spielen in London teil.

Tabelle 9: Kadermitgliedschaft

DM Anzahl [-] Anteil [%] nein 24 63,2 Kader ja 14 36,8 gesamt 38 100,0 A 1 7,1 B 1 7,1 Kaderklasse C/D 1 7,1 D 11 78,6 gesamt 14 100,0

43

44 Unter den Teilnehmern der Deutschen Meisterschaft gaben 14 Schützen (36,8 %) an, jemals einem Kader angeschlossen gewesen zu sein (Tabelle 9). Dabei handelte es sich in der Mehrzahl um Landeskadermitglieder (D-Kader, n=11, 78,6 %). Ein (ehemaliger) Olympiakaderschütze beteiligte sich in diesem Kollektiv an der Studie. Obwohl die aktuelle deutsche Nationalmannschaft an der Meisterschaft teilnahm, stellten sie keinen Studienteilnehmer.

45 4.5 Überlastungsschäden

4.5.1 Häufigkeit und Anzahl der Überlastungsschäden

Insgesamt 36 Probanden (59,0 %) gaben an, im Zusammenhang mit dem Bo- genschießen mindestens einen Überlastungsschaden erlitten zu haben (Tabelle 10). Deutlich weniger, nur 25 (41,0 %) gaben an, noch nie einen Überlastungs- schaden durch das Bogenschießen entwickelt zu haben.

Bei den Teilnehmern der DM hat die überwiegende Mehrzahl (n=28, 71,8 %) schon einmal mindestens einen Überlastungsschaden gehabt, und nur 11 Personen (28,2 %) gaben an, niemals einen Überlastungsschaden beim Bo- genschießen erlitten zu haben (Tabelle 10). Unter den EM-Teilnehmern war die Mehrheit frei von Überlastungsschäden. 63,6 % der Sportler (n=14) berichteten, noch nie eine Überlastung durch ihren Sport entwickelt zu haben. Dementspre- chend waren es nur 36,4 % (n=8), die bereits mindestens eine Überlastung er- lebt hatten. Es besteht ein signifikanter Unterschied zwischen dem Auftreten von Überlastungsschäden bei Teilnehmern der DM bzw. der EM (p=0,007).

Tabelle 10: Auftreten von Überlastungsschäden in beiden Wettkampfkollektiven

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil p [-] [%] [-] [%] [-] [%] nein 11 28,2 14 63,6 25 41,0 Auftreten von 0,007 ja 28 71,8 8 36,4 36 59,0 Überlastungsschäden gesamt 39 100,0 22 100,0 61 100,0

Bei genauerer Spezifizierung der Anzahl der Überlastungen ist auffällig, dass die meisten Sportler nur einen Überlastungsschaden erlitten haben (Abbildung 10). 23 (37,7 %) Teilnehmer gaben an, nur eine Überlastung erlitten zu haben, das entspricht 63,2 % der verletzten Sportler. 11 Schützen (18,0 %) hatten zwei Überlastungen, das entspricht 30,8 % der verletzten Sportler, und nur jeweils 1 Sportler (1,6 %) gab 3 oder 4 Überlastungsschäden an. Unterschieden nach Wettbewerb ergab sich ein signifikanter Unterschied in der Anzahl der erlittenen Überlastungsschäden (p=0,003): Unter den EM-Teilnehmern lag die maximale Anzahl von Überlastungen bei zwei (n=1). Alle weiteren 7 (31,8 %) verletzten

46 EM-Teilnehmer wiesen nur einen Überlastungsschaden auf. Dementsprechend finden sich alle Sportler mit 3 oder 4 Überlastungen im Kollektiv der DM- Teilnehmer. Aber auch innerhalb dieses Kollektives berichten die meisten Sportler allerdings von nur einer Überlastung (n=16, 41,0 %).

Abbildung 10: Anzahl der Überlastungsschäden in beiden Kollektiven

(DM: n=40 Teilnehmer, EM: n=22 Teilnehmer)

4.5.2 Lokalisation der Überlastungsschäden

Insgesamt traten im Untersuchungskollektiv 52 Überlastungsschäden auf, unter denen zu 51 Ereignissen eine Lokalisation angegeben wurde. Details dazu sind in Abbildung 11 aufgeführt. Am häufigsten traten Überlastungen der Schulterre- gion auf (n=27, 52,9 %). Dies spiegelt sich auch innerhalb einzelnen Wett- kampfkollektive wider: Innerhalb der DM-Teilnehmer sind knapp die Hälfte der Überlastungen (n=19, 45,2 %) in der Schulter lokalisiert, bei den EM- Teilnehmern betrifft das 88,9 % (n=8, p=0,397). Am zweithäufigsten sind die Arme betroffen. Insgesamt 12 Überlastungsschäden (23,5 %) befanden sich im Bereich der Arme.

47 p = 0,397

p = 0,042

Abbildung 11: Lokalisation der Überlastungsschäden in beiden Kollektiven

(DM: n=42 Überlastungsschäden, EM: n=9 Überlastungsschäden)

Dabei zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen dem Kollektiv der DM- Teilnehmer und der EM-Teilnehmer: Knapp ein Drittel der Überlastungsschäden der DM-Teilnehmer (26,2 %, n=11) sind in den Armen lokalisiert, wogegen nur ein EM-Teilnehmer (11,1 %, p= 0,042) eine Überlastung des Armes angab. Am dritthäufigsten (jeweils n=3, 5,9 %) werden Schäden im Hals-, Rücken- und Handbereich berichtet. Diese Lokalisationen kommen jedoch nur im Kollektiv der DM-Teilnehmer vor. Finger- (n=2, 3,9 %) und Kopfüberlastungen (n=1, 2,0 %) kommen am seltensten vor, und auch diese nur im Kollektiv der DM-Teilnehmer. Dort entsprechen sie 4,8 % (Finger) bzw. 2,4 % (Kopf).

Da Bogenschießen ein asymmetrischer Sport ist, ist es nun interessant zu se- hen, welche Seite (Zugarm oder Bogenarm) von den Überlastungen betroffen war (Abbildung 12). Diese Angabe konnte nur bei Verletzungen der oberen Ext- remität gemacht werden, da sich dort die Asymmetrie des Sportes manifestiert. Die meisten Schulterverletzungen (n=11, 64,7 %) sind auf der Zugarmseite lo- kalisiert. Nur 5 Teilnehmer (29,4 %, p=0,076) lokalisierten ihre Überlastung auf der Bogenarmseite. Ein Sportler (5,9 %) gab beide Seiten an. Jedoch machten auch 10 Sportler keine Angabe zur seitlichen Lokalisation. Ein umgekehrtes Bild zeigte sich bei den Armverletzungen. Hier befanden sich doppelt so viele Ver-

48 letzungen auf der Bogenarmseite (n=8, 66,7 %) wie auf der Zugarmseite (n=4, 33,3 %, p=0,130). Ebenso sind alle Überlastungen der Hand auf der Bo- genarmseite lokalisiert (n=3, 100,0 %). Beide Fingerüberlastungen befinden sich im Gegensatz dazu am Zugarm (n=2, 100,0 %).

p = 0,076 p = 0,130

Abbildung 12: Seitliche Lokalisation der Überlastungsschäden an der oberen Extremität

4.5.3 Art der Überlastungsschäden

Zur Art bzw. Diagnose der Überlastungsschäden war eine Freitextantwort ge- fordert. Hier wurden verschiedenste Diagnosen angegeben, welche in Tabelle 11 aufgelistet sind.

Da sich viele der von den Probanden angegebenen „Diagnosen“ ähneln, wur- den die gesamten Überlastungsschäden im Nachhinein in vier Gruppen unter- teilt (Tabelle 12). Dabei ist auffällig, dass es sich bei den häufigsten Überlas- tungsschäden (n=12, 42,9 %) um Bänder- und Sehnenüberlastungen handelt, gefolgt von degenerativen Schäden der Gelenke (n=7, 25,0 %). Reine Muskel- schäden traten nur 3 Mal auf (10,7 %). Sonstige Überlastungsschäden machen 21,4 % aus und beinhalten z. B. nicht näher beschriebene Schmerzzustände („Schulterschmerzen“), aber auch nicht weiter klassifizierbare Überlastungen wie „Taubheitsgefühl im Mittelfinger“, „Kiefer“.

49 Tabelle 11: Art und Diagnosen der Überlastungsschäden

Anzahl [-] Anteil [%] - 77 98,7 Kopf Kiefer 1 1,3 Bursitis 1 1,3 Entzündung der langen Bizepssehne 1 1,3 Entzündung der Schulter, Abnutzung Schultergelenk 1 1,3 Entzündung re. Schulter 1 1,3 Ganglion 1 1,3 keine Diagnose 1 1,3 Muskelentzündung 1 1,3 Schleimbeutelentzündung, angerissene Sehne 1 1,3 Schulter Schultereckgelenk 1 1,3 Sehne überdehnt 1 1,3 SLAP-Läsion am Labrum 1 1,3 Stärkste Schmerzen während des Schießens 1 1,3 Tendinitis 1 1,3 Kompression des N. thoracicus longus 1 1,3 Verstauchung des ACG 1 1,3 Schulterschmerzen 2 2,6 Keine Angabe 61 78,2 Bursitis am Ellenbogen 1 1,3 Sehne am Bogenarm überlastet 1 1,3 Arm Epicondylitis (Tennisarm) 3 3,9 Keine Angabe 73 93,6 Sehnenscheidenentzündung 1 1,3 Hand Sehnenscheidenentzündung linkes Handgelenk 1 1,3 Keine Angabe 76 97,4 Rechte Hand Mittelfinger Sehne entzündet 1 1,3 Finger Taubheitsgefühl im Mittelfinger 1 1,3 Keine Angabe 76 97,4 Verhärtung der Schulter- und Rückenmuskulatur 1 1,3 Rücken Keine Angabe 77 98,7

50 Tabelle 12: Klassifikation der Überlastungsschäden

Anzahl [-] Anteil [%] Muskelüberlastung 3 10,7 Sehnen- und Bänderüberlastung 12 42,9 Degenerative Gelenküberlastung 7 25,0 Sonstige 6 21,4

4.5.4 Folgen der Überlastungsschäden

Zu jedem Überlastungsschaden konnten Informationen zu seiner Behandlung und eventuellen Folgen angegeben werden. Eine Übersicht über die Behand- lung und Folgen der Überlastungsschäden im Bereich der Schulter gibt Tabelle 13. Die meisten Sportler mit Schulterüberlastungen gingen zunächst zu einem Arzt (n=21, 84,0 %), ein Heilpraktiker wurde nur von wenigen Sportlern konsul- tiert (n=4, 16,7 %). Bei mehr als der Hälfte der Schulterüberlastungen war eine Behandlung notwendig (n=15, 60,0 %), jedoch behandelten sich nur 40,0 % der Schützen selber (n=10), und zwar mit Cremes, Muskelölen, Kinesiotape und Kühlung (Gel, Eis), aber auch mit ausgleichendem Sport, Muskel- und Kraft- übungen sowie Technikumstellung. Am häufigsten wurde ein Physiotherapeut hinzugezogen (n=18, 72,0 %). Die wenigsten Sportler mussten im Krankenhaus behandelt werden (n=4, 17,0 %) oder waren für eine bestimmte Zeit arbeitsun- fähig (n=6, 26,1 %), jedoch legten nahezu alle verletzten Schützen eine Trai- ningspause ein (n=23, 88,5 %). Diese war im Schnitt 29,35 Tage, also wenig mehr als 4 Wochen, lang. Immerhin ein Viertel der Schulterüberlastungen hin- terließ einen bleibenden Schaden (n=6, 25,0 %).

Die Teilnehmer der beiden Meisterschaften unterschieden sich in ihrem Verhal- ten nach Auftreten der Überlastungen nicht wesentlich. Einzig das Auftreten bleibender Schäden zeigte sich signifikant unterschiedlich in den beiden Kol- lektiven: 62,5 % der Schulterüberlastungen bei den EM-Teilnehmern hinterlie- ßen einen bleibenden Schaden, bei den DM-Teilnehmern war dies nur bei 6,2 % der Schulterüberlastungen der Fall (p=0,007).

51 Tabelle 13: Überlastungsschäden der Schulter: Behandlung und Folgen

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil p [-] [%] [-] [%] [-] [%] nein 3 17,6 1 12,5 4 16,0 Arztbesuch 1,00 ja 14 82,4 7 87,5 21 84,0 nein 7 41,2 0 0,0 7 28,0 Physiotherapeutenbesuch 0,057 ja 10 58,8 8 100,0 18 72,0 nein 15 93,8 5 62,5 20 83,3 Heilpraktikerbesuch 0,091 ja 1 6,2 3 37,5 4 16,7 nein 7 41,2 3 37,5 10 40,0 Behandlung notwendig? 1,00 ja 10 58,8 5 62,5 15 60,0 nein 10 58,8 5 62,5 15 60,0 Selbstbehandlung 1,00 ja 7 41,2 3 37,5 10 40,0 nein 13 86,7 6 75,0 19 82,6 Krankenhausaufenthalt 0,589 ja 2 13,3 2 25,0 4 17,4 nein 11 73,3 6 75,0 17 73,9 Arbeitsunfähigkeit 1,00 ja 4 26,7 2 25,0 6 26,1 nein 3 16,7 0 0,0 3 11,5 Trainingspause 0,529 ja 15 83,3 8 100,0 23 88,5 nein 15 93,8 3 37,5 18 75,0 Bleibender Schaden? 0,007 ja 1 6,2 5 62,5 6 25,0

Auch bei Überlastungsschäden des Armes suchten die meisten Sportler (n=8, 66,4 %) zunächst einen Arzt auf, einen Heilpraktiker konsultierte nur ein Schüt- ze (9,1 %) (Tabelle 14). Wie bei den Schulterüberlastungen war hier bei der Mehrzahl der Überlastungen eine Behandlung notwendig (n=7, 58,3 %). Jedoch wurden nur wenig mehr als ein Drittel der Sportler von einem Physiotherapeu- ten behandelt (n=4, 36,4 %). Die meisten Sportler führten eine Selbstbehand- lung durch (n=6, 40,0 %). Dabei handelte es sich ähnlich wie bei den Schulter- verletzungen um Einreibungen mit Muskel- und Gelenköl, aber auch um eine Haltungsänderung des Armes beim Schießen. Keine der Armüberlastungen führte zu einem Krankenhausaufenthalt oder einer Arbeitsunfähigkeit, aber zwei Drittel der verletzten Sportler legten eine Trainingspause ein (n=7, 63,6 %). Es

52 kam zu keinem bleibenden Schaden. Die Sportler der beiden Wettkampfkollek- tive handelten bei den Armverletzungen gleich.

Tabelle 14: Überlastungsschäden des Armes: Behandlung und Folgen

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil p [-] [%] [-] [%] [-] [%] Nein 3 27,3 1 100,0 4 33,3 Arztbesuch 0,333 Ja 8 72,7 0 0,0 8 66,7 Nein 6 60,0 1 100,0 7 63,6 Physiotherapeutenbesuch 1,000 Ja 4 40,0 0 0,0 4 36,4 Nein 9 90,0 1 100,0 10 90,9 Heilpraktikerbesuch 1,000 Ja 1 10,0 0 0,0 1 9,1

5 45,5 0 0,0 5 41,7 Behandlung notwendig? Nein 1,000 Ja 6 54,5 1 100,0 7 58,3 Nein 3 33,3 1 100,0 4 40,0 Selbstbehandlung 0,400 Ja 6 66,7 0 0,0 6 60,0 Krankenhausaufenthalt Nein 10 100,0 1 100,0 11 100,0 - Arbeitsunfähigkeit Nein 9 100,0 1 100,0 10 100,0 - Nein 4 40,0 0 0,0 4 36,4 Trainingspause 1,000 Ja 6 60,0 1 100,0 7 63,6 Bleibender Schaden? Nein 8 100,0 1 100,0 9 100,0

Überlastungsschäden der Hand traten ausschließlich bei drei DM-Teilnehmern auf (Tabelle 15). Sie führten die betroffenen Schützen in den meisten Fällen zu einem Arzt (n=2, 66,7 %), jedoch war meist keine Behandlung erforderlich (n=2, 66,7 %). Ein Heilpraktiker oder Physiotherapeut wurde dementsprechend nicht aufgesucht. Eine Selbstbehandlung wurde nur von einem Sportler (33,3 %) durchgeführt. Ein Krankenhausaufenthalt oder eine Arbeitsunfähigkeit bestanden in keinem Fall, auch zu einem bleibenden Schaden führte keine Überlastung. Nur ein Sportler hielt eine Trainingspause ein (33,3 %).

53 Tabelle 15: Überlastungsschäden der Hand: Behandlung und Folgen

DM Anzahl [-] Anteil [%] Nein 1 33,3 Arztbesuch Ja 2 66,7 Physiotherapeutenbesuch Nein 3 100,0 Heilpraktikerbesuch Nein 3 100,0 Nein 2 66,7 Behandlung notwendig? Ja 1 33,3 Nein 2 66,7 Selbstbehandlung Ja 1 33,3 Krankenhausaufenthalt Nein 3 100,0 Arbeitsunfähigkeit Nein 3 100,0 Nein 2 66,7 Trainingspause Ja 1 33,3 Bleibender Schaden? Nein 3 100,0

Die Fingerverletzungen traten ebenfalls nur bei DM-Teilnehmern auf und zeig- ten sich wenig behandlungsintensiv. Nur einer der beiden Sportler, die eine Überlastung im Bereich der Finger angaben, ging mit diesem Schaden zu ei- nem Arzt. Keine Fingerüberlastung wurde in irgendeiner Weise behandelt, we- der Physiotherapeut noch Heilpraktiker wurden hinzu gezogen, es wurde keine Trainingspause gemacht. Das „Taubheitsgefühl im Finger“ verschwand ohne weiteres Zutun nach dem Saisonende. In Ermangelung weiterer Diagnostik bleibt dieser Fall letztlich unklar.

Auch die beiden Sportler, die einen Überlastungsschaden des Rückens ange- geben hatten, waren Teilnehmer der DM. Sie suchten zunächst einen Arzt und einen Physiotherapeut auf. Ein Sportler gab an, dass eine Behandlung notwen- dig gewesen sei und zwar im Sinne von krankengymnastischen Anwendungen. Beide Sportler führten dennoch eine Selbstbehandlung durch und zwar mit Muskel- und Gelenköl, sowie mit einer Salbe. Keine der Rückenüberlastungen führte zu einem Krankenhausaufenthalt, einer Arbeitsunfähigkeit oder einem bleibenden Schaden. Alle Sportler legten eine Trainingspause ein.

54 4.5.5 Klassifikation des Schweregrades der Überlastungsschäden

Um den Schweregrad der Überlastungsschäden abschätzen zu können, wur- den sie anhand der Behandlung und Folgen retrospektiv nach der international gängigen UIAA-Klassifikation eingeordnet. Hierbei zeigt sich, dass die Überlas- tungsschäden, welche im Rahmen des Bogenschießens auftreten, durchweg nicht schwer sind (Tabelle 16). Nur 4 Überlastungsschäden (8,0 %) werden in Kategorie 3 („Gravierendere Verletzung oder Erkrankung, nicht lebensbedro- hend, aber stationäre Therapie erforderlich“) eingeordnet. Hierbei handelt es sich um die Überlastungsschäden, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die überwiegende Anzahl (n=31, 62,0 %) der Überlastungsschäden benötigte jedoch keine oder nur eine Selbstbehandlung. Zwischen den beiden Kollektiven besteht im Auftreten der unterschiedlich schweren Überlastungs- schäden kein signifikanter Unterschied.

Tabelle 16: Klassifikation der Überlastungsschäden nach UIAA

DM EM Gesamt Status Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] Anzahl [-] Anteil [%] p 0 ------1 27 65,9 4 44,4 31 62,0 0,273 2 12 29,3 3 33,3 15 30,0 1,000 3 2 4,9 2 22,2 4 8,0 0,144 4 0 0,0 0 0,0 0 0,0 - 5 0 0,0 0 0,0 0 0,0 - 6 0 0,0 0 0,0 0 0,0 - Gesamt 41 100,0 9 100,0 50 100,0 -

55 4.6 Unfallbedingte Verletzungen

4.6.1 Häufigkeit und Anzahl der unfallbedingten Verletzungen

Unfallbedingte Verletzungen traten bei den befragten Sportlerkollektiven deut- lich seltener auf als Überlastungsschäden (p<0,001). Nur 5 Probanden im Ge- samtkollektiv (10,4 %) gaben an, jemals eine unfallbedingte Verletzung erlitten zu haben (Tabelle 17). Dementsprechend gab die Mehrheit der Probanden (89,6 %, n=43) an, noch nie ein akutes Trauma beim Bogenschießen gehabt zu haben. 14 Sportler machten zu dieser Frage keine Angabe.

Tabelle 17: Auftreten und Anzahl unfallbedingter Verletzungen in beiden Wettkampf- kollektiven

DM EM Gesamt Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil p [-] [%] [-] [%] [-] [%]

Auftreten unfallbedingter nein 24 82,7 19 100,0 43 89,6 0,142 Verletzungen ja 5 17,2 0 0,0 5 10,4 0 24 82,8 19 100,0 43 89,6 Anzahl unfallbedingter Ver- 1 4 13,8 0 0,0 4 8,3 0,031 letzungen 2 1 3,5 0 0,0 1 2,1

Im Vergleich ist auffällig, dass unter den EM-Teilnehmern kein akutes Trauma auftrat. Die 5 Personen mit unfallbedingten Verletzungen entstammen also dem Kollektiv der DM-Teilnehmer. In diesem Kollektiv haben demnach 17,2 % der befragten Sportler eine unfallbedingte Verletzung angegeben. Es bestätigt sich aber auch hier, dass die Mehrheit (82,8 %) keinen Unfall mit Verletzungsfolge beim Bogenschießen angeben konnte.

4 Sportler (8,3 %) gaben maximal eine Verletzung an, eine Person (2,1 %) erlitt dagegen zwei Verletzungen. Bei Betrachtung der Anzahl der Verletzungen be- steht ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen DM und EM (p=0,031).

56 4.6.2 Lokalisation der unfallbedingten Verletzungen

Insgesamt wurde von den Sportlern von 6 unfallbedingten Verletzungen berich- tet. Zu jeder dieser Verletzungen wurde eine Lokalisation angegeben (Tabelle 18).

Tabelle 18: Lokalisation unfallbedingter Verletzungen

DM Anzahl [-] Anteil [%] Kopf 1 16,7

Lokalisation unfallbedingter Arm 4 66,7 Verletzungen Hand 1 16,7 Gesamt 6 100,0

Der Arm ist das am häufigsten betroffene Körperteil bei den unfallbedingten Verletzungen (n=4, 66,7 %). Kopf und Hand (jeweils n=1, 16,7 %) liegen an zweiter Stelle.

Nur bei den Armverletzungen wurde die seitliche Lokalisation spezifiziert (Tabelle 19). Die große Mehrzahl von 75,0 % (n=3) der Armverletzungen waren auf der Bogenarmseite lokalisiert.

Tabelle 19: Seitliche Lokalisation unfallbedingter Armverletzungen

Anzahl [-] Anteil [%] Zugarm 1 25,0 Bogenarm 3 75,0

4.6.3 Art der unfallbedingten Verletzungen

Zur Art der unfallbedingten Verletzungen existieren spezifische Angaben nur zu den Armverletzungen. Hier gab es keine Freitextantwort, sondern die Möglich- keit, zwischen den Diagnosen „Bluterguss“, „Offene Wunde“, „Bruch“ sowie „Andere“ zu wählen. Bei allen Armtraumata (n=4, 100,0 %) handelte es sich um „Blutergüsse“/Hämatome.

57 Alle Sportler machten Angaben zur Entstehung der Verletzung. Ein Hämatom entstand durch ein Anprallen der Bogensehne gegen den Bogenarm, alle ande- ren hatten als Ursache einen Materialfehler. Zu den Materialfehlern wurden in zwei Fällen noch genauere Angaben gemacht: In einem Fall brach ein Pfeil während des Fluges, im anderen Fall kam es zu einem Nockbruch und dadurch zu einem Lösefehler. Der dritte Materialfehler wurde nicht näher beschrieben.

4.6.4 Folgen der unfallbedingten Verletzungen

Tabelle 20: Verletzungen des Armes: Behandlung und Folgen

Anzahl [-] Anteil [%] Arztbesuch Nein 2 100,0 Physiotherapeutenbesuch Nein 2 100,0 Heilpraktikerbesuch Nein 2 100,0 Behandlung notwendig? Nein 2 100,0 Selbstbehandlung Ja 2 100,0 Krankenhausaufenthalt Nein 1 100,0 Arbeitsunfähigkeit Nein 1 100,0 Trainingspause Nein 1 100,0 Bleibender Schaden? Nein 1 100,0

Zu den Folgen der unfallbedingten Verletzungen wurden ebenfalls nur im Be- reich der Arme Angaben gemacht (Tabelle 20). Die Hämatome führten die Schützen weder zu einem Arzt, Physiotherapeuten oder Heilpraktiker, noch war eine Behandlung notwendig. Alle Sportler führten jedoch eine Selbstbehandlung durch, welche aus Kühlung und Arnika-Salbe sowie Kühlung und Ausmassieren des Hämatoms bestand.

4.6.5 Schweregrad der unfallbedingten Verletzungen

Aufgrund der geringen Anzahl der unfallbedingten Verletzungen sowie der nur eingeschränkten Aussagen über die Art, Behandlung und Folgen der Verlet- zungen kann nur eine Aussage über den Schweregrad der Armverletzungen gemacht werden. Diese sind nach UIAA in die Kategorie 1 („Leichte Verletzung oder Erkrankung, keine ärztliche Behandlung nötig, Selbsttherapie“) einzuord-

58 nen. Somit handelt es sich bei den Verletzungen ausschließlich um sehr leichte Schäden.

4.7 Überlastungsschäden und Verletzungen pro 1000 Sport- stunden

Um eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Sportarten herstellen zu können, wurden die Verletzungen auf ein allgemein verwendetes Maß umgerechnet: Verletzungen pro 1.000 Sportstunden. Dieses Maß wird in den meisten anderen Studien, die sich auf Verletzungen in bestimmten Sportarten beziehen, verwen- det. Aus den Daten des der Studie zugrunde liegenden Kollektivs konnte eine Gesamttrainingsdauer 10.818.080 Trainingsstunden berechnet werden. Da ins- gesamt 58 Überlastungen und Verletzungen ermittelt wurden, ergibt sich eine Gesamt-Verletzungsrate von 0,005 Verletzungen und Überlastun- gen/1.000 Sportstunden. Bei alleiniger Betrachtung der Überlastungsschäden ergeben sich 0,0048 Überlastungsschäden/ 1.000 Sportstunden, sowie für aus- schließlich akute Verletzungen sogar nur 0,00056 Verletzungen/ 1.000 Sportstunden.

Bei getrennter Berechnung für die beiden Kollektive ergibt sich folgendes Bild: Die Gesamtverletzungsrate beträgt für die DM-Teilnehmer 0,012 Verletzungen und Überlastungen/1.000 Sportstunden, für EM-Teilnehmer nur 0,0013 Verlet- zungen und Überlastungen/1.000 Sportstunden. Somit ist die Verletzungsrate der EM-Teilnehmer etwa 10 Mal kleiner als die der DM-Teilnehmer.

Ausschließlich Überlastungsschäden traten mit einer Häufigkeit von 0,011 Überlastungsschäden/1.000 Sportstunden unter den DM-Teilnehmern auf, so- wie 0,0013 Überlastungsschäden/1.000 Sportstunden bei den EM-Teilnehmern auf, was wiederum etwa 10 Mal weniger ist als bei den DM-Teilnehmern.

Akute (unfallbedingte) Verletzungen treten unter den EM-Teilnehmern gar nicht auf, unter den DM-Teilnehmern mit 0,0012 Verletzungen/1.000 Sportstunden.

59 4.7.1 Zusammenhänge

Mit Vierfeldertafeln und dem chi²-Test bei Stichproben mit n>60 sowie dem Exakten Fisher-Test bei Stichproben mit n<60 wurde das Auftreten von Über- lastungsschäden und unfallbedingten Verletzungen auf Unabhängigkeit von verschiedenen Faktoren geprüft. Die entsprechenden Vergleiche sind in Tabelle 21 dargestellt.

Tabelle 21: Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Überlastungen/Verletzungen und Variablen. Grau hinterlegt sind signifikante Unterschiede.

Überlastungsschäden Unfallbedingte Verletzungen Fisher-Test Fisher-Test Wettkampf p= 0,013709 p= 0,141790

Fisher-Test Fisher-Test Geschlecht p= 0,403739 p= 0,641536 Chi²: 4,533730 Chi²: 8,605476 Altersklasse p= 0,716652 P= 0,282235 Chi²: 5,309942 Chi²: 9,421395 Gewicht p= 0,806496 p= 0,308003 Chi²: 2,639712 Chi²: 13,405653 BMI p= 0,450570 p= 0,003837 Fisher-Test Fisher-Test Kadermitgliedschaft p= 0,006013 p= 0,004514 Chi²: 8,930297 Chi²: 2,930727 Pfeile/Training p=0,030232 p= 0,402430 Chi²: 11,465336 Chi²: 3,163902 Zuggewicht p= 0,021803 p= 0,530781 Chi²: 4,354516 Chi²: 2,452665 Auszugslänge p= 0,360148 p= 0,483906 Chi²: 0,348468 Chi²: 7,031250 Trainingserfahrung p= 0,950670 p= 0,070908 Fisher-Test Fisher-Test Krafttraining p= 0,291322 p= 0,644054 Fisher-Fest Fisher-Test Aufwärmübungen p=0,751070 p= 0,308780 Fisher-Test Fisher-Test Ausgleichssport p= 0,592187 p= 0,028060

60 Bezüglich des Auftretens von Überlastungsschäden kann ein Zusammenhang zu folgenden Variablen beschrieben werden: Wettkampf, Kadermitgliedschaft, Pfeile/Training und Zuggewicht.

Es besteht Zusammenhang zwischen unfallbedingten Verletzungen und dem BMI des Schützen, einer Mitgliedschaft in einem Kader, der Trainingserfahrung und einem Ausgleichssport.

Sowohl Überlastungsschäden als auch Verletzungen zeigen keinen Zusam- menhang zu Geschlecht, Altersklasse, Körpergewicht, Auszugslänge, Krafttrai- ning und Aufwärmübungen.

61 5 Diskussion

In der vorliegenden Studie wurde das Auftreten von Überlastungsschäden und akuten (unfallbedingten) Verletzungen bei Bogenschützen auf nationalem und internationalem Niveau untersucht. Dabei wurden neben anthropometrischen Parametern und Daten zur sportlichen Aktivität die Anzahl, Lokalisation, Art und Therapie der Verletzungen abgefragt und analysiert.

5.1 Rücklauf

Mit insgesamt 62 Teilnehmern bei 369 (DM: 186, EM: 183) verteilten Fragebö- gen lag der Rücklauf dieser Studie (16,8 %) deutlich unter den Erwartungen. Bei der Studie von Schwarz (Schwarz et al. 2008 , Schwarz 2009), welche eine ähnliche Herangehensweise hatte wie die vorliegende Arbeit, war ein Rücklauf von 73,3 % (88 von 120) zu verzeichnen. Schreiner erfuhr primär einen Rück- lauf von 36,4 % (Schreiner 2015). Auch bei der Fragebogenstudie der FITA, welche wiederum wie die vorliegende Arbeit Bogensportler als Probandenkol- lektiv hatte, gab es eine Teilnahmequote von 81,0% (202/297) (FITA Medical Commitee 2002).

Man kann nur vermuten, wieso die Bogensportler nur zu so geringem Maße an der Studie teilnahmen. Fest steht, dass es insbesondere beim ersten Teil, der Deutschen Meisterschaft, nur sehr wenig Kooperation, wenn nicht sogar Stol- persteine, von Seiten der Organisatoren gab, sodass die Durchführung nicht so gestaltet werden konnte wie vorgesehen. Ursprünglich war verabredet worden, die Fragebögen bei der Anmeldung der Sportler zusammen mit den Wett- kampfunterlagen auszugeben, um sicherzustellen, dass alle Sportler einen Bo- gen erhalten. Dies wurde jedoch kurzfristig von höherer organisatorischer Stelle abgelehnt, obwohl die dafür zuständigen Kampfrichter aufrichtiges Interesse an der Studie sowie an einer Mitarbeit bekundet hatten. Die erschwerten Informa- tions- und Ablaufbedingungen haben somit sicher einen Teil beigetragen. Den- noch ist die Teilnahme an einer Studie eine individuelle Entscheidung und ist somit letztendlich abhängig von den potentiellen Probanden. Es gab trotz der eigentlich bestehenden persönlichen Betroffenheit offensichtlich nur ein nach- rangiges Interesse unter den Bogensportlern an einer Studienteilnahme. Sicher-

62 lich muss daher im Nachhinein auch die Frage einer möglicherweise existenten Bias gestellt werden, also dass vorwiegend solche Sportler die Studie ausgefüllt haben, die selbst eine Verletzungshistorie haben und diese mitteilen wollten. Dies ist jedenfalls nicht gänzlich auszuschließen, wenn auch der geringe Anteil an Sportlern insbesondere mit akuten/unfallbedingten Verletzungen dies nicht unbedingt wahrscheinlich macht. Andererseits ist bekannt, dass es auch durch- aus Kollektive gibt, die situativ oder aus grundsätzlichen Überlegungen oder Einstellungen schwer zur Teilnahme zu motivieren sind, auch wenn das Stu- dienziel einen möglicherweise persönlichen Vorteil zur Konsequenz hat. Dies wurde beispielsweise in einer aktuellen Studie zur Prävention von Halsmuskel- beschwerden bei Jagdflugzeugführern gesehen (Rausch 2016).

Was die Rückläufe der Europameisterschaft betrifft, so lief die Organisation aufgrund der interessierten und engagierten Mitglieder des Medical Committe reibungslos ab. Jedes Team erhielt einen Umschlag mit der passenden Anzahl Fragebögen für jeden Recurve-Schützen und es war während der gesamten Wettkampfwoche ein Ansprechpartner vor Ort, der eventuelle Fragen beantwor- ten und die Fragebögen einsammeln konnte. Hier ist bei der Analyse der Rück- läufe interessant zu beobachten, dass die Mannschaften entweder vollständig geantwortet haben oder überhaupt nicht. Man kann wohl die Trainer und ihr Interesse an der Studie sowie die Weitergabe der Informationen und Fragebö- gen innerhalb des Teams als einen Grund sehen, ob eine Mannschaft teilge- nommen hat oder nicht. So bat beispielsweise der Trainer der norwegischen Mannschaft um eine Mitteilung der Ergebnisse nach ihrer Auswertung. Sicher- lich spielt auch der Gruppeneffekt eine Rolle: beteiligt sich ein Sportler, ziehen die anderen eher nach und nehmen ebenfalls teil.

Obwohl in beide Studien eingeschlossen, beteiligten sich die Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft nicht an dieser Studie. Auch wenn dies grund- sätzlich ein eher fragwürdiges weil desinteressiertes Bild der Einstellung von Mannschaft und Trainer zur Gesundheit und Gesunderhaltung im Sport zeich- net, erwies sich diese im Sinne der Studie im Nachhinein als ein wesentlicher Vorteil. So konnte ein Kollektiv von Hochleistungsschützen (EM-Teilnehmer) mit einem Kollektiv von Amateurschützen (DM-Teilnehmer) verglichen werden, oh-

63 ne dass es hinsichtlich der Kollektive zu irgendwelchen Überschneidungen kam.

5.2 Anthropometrische Daten

Die Geschlechterverteilung der Probanden spiegelt gut die entsprechenden Teilnehmerfelder der einzelnen Meisterschaften wider und bildet damit die Kol- lektive in der Stichprobe gut ab. Bei den Deutschen Meisterschaften gingen insgesamt von 398 Recurve-Bogenschützen 294 Männer und 104 Frauen an den Start, das entspricht einem Verhältnis von 74,0 % (Männer) zu 26,0 % (Frauen). Nahezu dasselbe Verhältnis (72,5 % Männer, 27,5 % Frauen) konnte beim Rücklauf der Fragebögen erreicht werden. In Bezug auf die Europameis- terschaft entspricht die Verteilung ebenfalls beinahe exakt dem Teilnehmerfeld. Von den 183 Recurveschützen waren 74 Frauen, das entspricht einem Verhält- nis von 40,0 % Frauen zu 60,0 % Männern. Die Studienteilnehmer der Europa- meisterschaft setzen sich auf 40,9 % Frauen und 59,1 % Männern zusammen.

Das durchschnittliche Alter der Probanden ist mit 33,64 Jahren im Vergleich zu anderen Sportarten ziemlich hoch. Insbesondere die EM-Teilnehmer sind mit 29,0 Jahren vergleichsweise alt. Jedoch spiegelt sich dies auch in den Teil- nehmern aus Manns Studie wider (Mann & Littke 1989). Diese setzten sich aus den kanadischen WM-Teilnehmern von 1987 zusammen, welche durchschnitt- lich 32,5 Jahre (Männer) bzw. 34,0 Jahre (Frauen) alt waren. Die Teilnehmer der FITA-Studie, also Teilnehmer des World-Cups 2002, waren im Schnitt 26,9 Jahre alt (FITA Medical Commitee 2002). Ertans Kollektiv aus Teilnehmern der türkischen Meisterschaft sticht mit einem Durchschnittsalter von 24,0 Jahren deutlich heraus (Ertan 2006). Von der Teilnehmerstruktur und der Art des Wettkampfes (nationaler Wettkampf, alle Altersklassen) sind diese Sportler zunächst nur mit dem Kollektiv der DM-Teilnehmer (Alter 36,3 Jahre) vergleichbar. Hier zeigt sich allerdings ein deutlicher Unterschied. Dieser lässt sich dadurch erklären, dass Ertan auch sehr viele jugendliche Teilnehmer ein- schließen konnte. Die Junioren machten bei ihm 56,8 % aller Probanden aus. In der vorliegenden Studie ist der Anteil an Rückläufen von Jugendlichen und Ju- nioren im Kollektiv der DM-Schützen mit insgesamt 20,0 % gering, was sich natürlich auf das Durchschnittsalter der Gesamtkohorte auswirkt. Insgesamt

64 starteten bei der Deutschen Meisterschaft 2012 jedoch auch nur 34,7 % aller DM-Teilnehmer überhaupt in den Jugend- und Juniorenklassen, sodass Werte wie bei Ertan nicht das Teilnehmerfeld widerspiegeln würden. Warum sich die- ses Verhältnis allerdings nicht auf die Studienteilnahme niederschlägt, lässt sich nur vermuten. Sicherlich ist die mangelnde Routine jüngerer Schützen in solch hochrangigen Wettkämpfen ein wichtiger Faktor. Die jungen Sportler fokussie- ren sich zunächst hauptsächlich auf den wichtigen Wettkampf und blenden pri- mär nicht für den Wettkampf relevante Faktoren, wie beispielsweise eine wis- senschaftliche Studie, aus. Ähnliches beobachtete Lapostolle bei der FITA- Jugendstudie. Er bemerkte, dass die älteren Jugendlichen (Junioren) zahlrei- cher teilnahmen als jüngeren (Kadetten = Jugendklasse) (Lapostolle & FITA Medical Commitee 2004). Andererseits könnte man auch argumentieren, dass in jüngerem Alter möglicherweise noch weniger Verletzungen oder Überlas- tungsschäden bestehen und somit die Motivation der (unverletzten) Teilnehmer, an einer Studie teilzunehmen, fehlt.

Grundsätzlich kann man sagen, dass im Bogensport, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten, durchaus ältere Teilnehmer erfolgreich und auf ho- hem Level schießen können, wie man an der Altersverteilung der EM- Teilnehmer und den Daten der World-Cup-Teilnehmer sowie der kanadischen WM-Teilnehmer aus der Literatur sehen kann. Mann proklamiert, dass der Bo- gensport ein Sport der älteren Sportler sei und dass das Durchschnittsalter sei- ner Probanden deutlich höher ist als in vielen anderen Sportarten. Viele interna- tional erfolgreiche Sportler seien älter als 30 Jahre alt. Als Gegenbeispiel führt er Schwimmer an, welche ebenfalls einen schulterbetonten Sport betreiben und bei Eintritt ins hochklassige Niveau meist erst um 20 Jahre alt sind (Mann & Littke 1989 , Mann 1997). So waren die Olympiateilnehmer im Schwimmen 2012 in London im Schnitt 22,4 Jahre alt, die Bogensportler aber 26,1 Jahre (Huges & Rogers 2012). Die Altersstruktur der Sportler ist insbesondere bei der Analyse der auftretenden Überlastungsschäden wichtig, da das Alter an sich einen Risikofaktor für das Auftreten von chronischen Überlastungssyndromen darstellt. Hier wäre im Verlauf eine weitere Studie mit einer Vergleichsgruppe aus der Normalbevölkerung empfehlenswert.

65 Das spezielle Altersprofil des Bogensports liegt insbesondere in der statischen Natur des Sports begründet, die unmittelbar zunächst keine übermäßige körper- liche Fitness, keine Schnellkraft oder Reaktionsschnelligkeit erfordert. Vielmehr hängt der Erfolg im Bogensport von einer korrekten Ausführung der repetitiven Bewegungen ab (Leroyer et al. 1993 , Ertan et al. 2005), welche auch in höhe- rem Alter erfolgen kann. Im Vordergrund steht somit für den Erfolg jeden ein- zelnen Schusses ein extremes Maß an Bewegungskoordination und Körperbe- herrschung, welches nur über Jahre perfektioniert werden kann. Im Unterschied beispielsweise zum Geräteturnen oder Klettern, wo ebenfalls die Koordination im Vordergrund steht, ist das Ausmaß an reiner Muskelkraft im Bogensport eher begrenzt. Es wäre zu argumentieren, dass ein hohes Maß an Kraftausdauer erforderlich ist, da die Wettkämpfe oft mehrere Stunden dauern. Andererseits ergeben sich ausgiebige Regenerationszeiten, da zwischen den einzelnen Wettkampfpassen jeweils beim Holen der Pfeile und Auswerten der Schüsse längere Pausen liegen.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Altersstruktur des Unter- suchungskollektives sehr gut die der aktuellen Wettkampfszene widerspiegelt.

Passend zum vergleichsweise hohen Alter der Sportler war auch ihre Trai- ningserfahrung entsprechend lang. Durchschnittlich 13,2 Jahre betrieben die Sportler bereits das Bogenschießen. Interessant war hierbei, dass die Trai- ningserfahrung der DM- und der EM-Teilnehmer nicht signifikant unterschiedlich war (DM: 11,8 Jahre; EM: 15,7 Jahre), also eine lange Trainingserfahrung nicht unbedingt größeren Erfolg verspricht. Hier bewahrheitet sich, dass die Perfor- mance im Sport auch von der Qualität des Trainings abhängt (Açıkada 2008) und nicht ausschließlich von der Quantität. Die aktuellen Ergebnisse zur Trai- ningserfahrung decken sich mit denen der Literatur. Manns Probanden wiesen eine Trainingserfahrung von 13,5 Jahren (Männer) und 10,9 Jahren (Frauen) auf (Mann & Littke 1989) und die FITA-Studie ergab ein Trainingsalter von 9,3 Jahren (Männer) bzw. 9,4 Jahren (Frauen). Deutlich andere Ergebnisse er- hob jedoch Ertan mit 5,0 Jahren (Ertan 2006). Hier macht sich wiederum der große Anteil an jugendlichen Schützen bemerkbar, weswegen seine Studie nicht vollständig mit den anderen vergleichbar ist.

66 Die körperliche Konstitution der Schützen betreffend zeigen die Probanden ein für den Bogensport typisches Bild. Anders als in vielen anderen Sportarten ist die körperliche Konstitution der einzelnen Sportler für ihre Performance im Bo- gensport nicht sehr bedeutsam (Haidn et al. 2010 p.36). So ist beispielsweise beim Kunstturnen oder auch beim Klettern ein geringes Körpergewicht von Vor- teil. Im Bogensport findet man dagegen auch auf hohem Leistungsniveau ein tendenziell hohes Körpergewicht, so auch in der aktuellen Studie (79,6 kg DM- Teilnehmer, 74,6 kg EM-Teilnehmer). Passend dazu zeigte sich bei den Teil- nehmern der olympischen Spiele 2012 in London ein mittleres Gewicht von 71,9 kg (80,0 kg Männer und 63,9 kg Frauen) (Huges & Rogers 2012). Haidn ermittelte unter den Teilnehmern der Weltmeisterschaft in Riom, Frankreich, ein durchschnittliches Gewicht von 68,0 kg für Frauen und 77,0 kg für die Männer (Haidn et al. 2010 p.36-37). Bei Ertan (Ertan 2006) ergab sich ein Durch- schnittsgewicht von 66,0 kg für alle Teilnehmer der türkischen Meisterschaft (84,2 kg Männer, 72,4 kg Frauen, 53,4 kg Junioren männlich, 55,3 kg Junioren weiblich) und in der FITA-Studie während des Weltcups in Antalya wogen die Teilnehmer 62,3 kg (Frauen) bzw. 77,0 kg (Männer) (FITA Medical Commitee 2002). Insgesamt wäre bei allen Studien der BMI (Körpergewicht/Körpergröße²) aussagekräftiger, da damit die Körpergröße, welche beispielsweise innereuro- päisch von Nord nach Süd variiert, relativiert würde. Jedoch wurde der BMI in keiner anderen Studie berechnet. Daher wird das Ergebnis dieser Studie auf die Normalbevölkerung bezogen. Mit einem Durchschnitts-BMI von 24,9 kg/m² lie- gen die Bogensportler im oberen Normalbereich. Betrachtet man jedoch aus- schließlich die DM-Teilnehmer, so liegt deren durchschnittlicher BMI im Bereich leichten Übergewichtes (25,2 kg/m²). Es ist also zu bestätigen, dass Bogen- sportler generell ein eher hohes Körpergewicht sowie einen erhöhten BMI auf- weisen. Da der BMI allerdings keine Aussage zur Zusammensetzung der Kör- permasse trifft, wären hier noch Körperfettmessungen angebracht gewesen, um ein muskuläres („athletisches“) Übergewicht von einem adipösen Übergewicht zu trennen. Feldbeobachtungen über mehrere Jahre bei mittel- und hochklassi- gen nationalen Wettkämpfen ergeben jedoch die Tendenz, dass das erhöhte Körpergewicht insbesondere im Kollektiv der DM-Teilnehmer durchaus durch einen erhöhten Körperfettanteil ausgemacht wird. Haidn beschreibt ebendies in den Ergebnissen seiner Studie aus Riom (Frankreich). Insbesondere die Teil-

67 nehmerinnen wiesen dort einen hohen Körperfettanteil von ungefähr 30,0 % auf (Haidn et al. 2010 p.37).

Um die Trainingsparameter später objektiv betrachten zu können, wurde auch der Berufsstatus der Sportler erhoben. Dabei zeigte sich, dass es sich bei der Mehrzahl aller Teilnehmer um Amateursportler handelt, welche den Sport ne- ben ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung ausüben. Unter den Teilnehmern der DM gaben 30,0 % an, einen akademischen Beruf auszuüben, 40,0 % sind in einem Ausbildungsberuf tätig. Bei den restlichen 30,0 % handelt es sich um Schüler, Auszubildende und Studenten. Auch der Großteil der EM-Teilnehmer ist Ama- teursportler, jedoch gaben 22,7 % der Teilnehmer an, Profi-Sportler zu sein. Aber auch unter den Personen, die nicht „Profi-Sport“ als ihren aktuellen Beruf angaben, befinden sich Personen, die ihren Beruf auf den Sport ausrichten: unter anderem „Sporttrainer“ und „Soldatin“. Dies ist naheliegend, da in Rand- sportarten, von denen ein Sportler nicht oder nur eingeschränkt leben kann, viele Sportler in Berufe einsteigen, in denen sich Sport, Training und Berufsall- tag gut kombinieren lassen. In diesem Zusammenhang sei die Armee oder auch die Polizei des jeweiligen Landes zu nennen. Dementsprechend kann damit gerechnet werden, dass auch diese Sportler ihren Berufsalltag auf das Bogenschießen abstimmen. Sicherlich liegt daher alleine in der beruflichen Tä- tigkeit bei einem leider nicht genau bestimmbaren Teil der Teilnehmer beruflich eine körperliche Belastung vor, die dem Kraft- und/oder Ausdauertraining ande- rer Sportler mit körperlich wenig belastenden Berufen entspricht.

5.3 Trainingsparameter

Bei den durchschnittlich ermittelten Zuggewichten (gesamt: 40,0 lbs/18,1 kg; DM: 38,5 lbs/17,4 kg; EM: 42,9 lbs/19,5 kg) liegt das untersuchte Kollektiv im Rahmen von schon in anderen Studien angegebenen Mittelwerte. Laut Mann & Littke bewegt ein männlicher Bogenschütze 40-45 lbs (20-23 kg) pro Schuss (Mann & Littke 1989 , Mann 1997) und Ertan gibt ebenfalls als durchschnittli- ches Zuggewicht für den männlichen Standardschützen 45 lbs an (Ertan 2006). Auch bei der Studie der FITA wurden von den Recurveschützen im Schnitt 38,2 lbs (Frauen) bzw. 44,8 lbs (Männer) geschossen (FITA Medical Commitee 2002). Während seiner Untersuchungen bei der türkischen Meisterschaft erhob

68 Ertan ein durchschnittliches Zuggewicht der Teilnehmer von 18,1 kg (39,8 lbs). Die türkischen Elite-Schützen aus Tinazcis Studie (Tinazci 2011) schossen ein mittleres Zuggewicht von 16,9 kg (37,4 lbs).

Hierbei wird deutlich, dass die Sportler unabhängig von ihrem Leistungsniveau ähnliche Zuggewichte schießen. Da die Pfeilgeschwindigkeit und dementspre- chend auch die Schussgenauigkeit vom Zuggewicht abhängen, versuchen alle Bogensportler, ein größtmögliches Zuggewicht zu schießen, um ihre Perfor- mance zu verbessern. Dabei ist aber zu beachten, dass ein zu hohes Zugge- wicht, vor allem wenn es in Relation zu einer zu geringen Kraft steht, zu ver- mehrten Schulterverletzungen führen kann (Palsbo 2012). Hierzu im Kapitel 5.5.1 mehr. Dementsprechend ist eine Balance zwischen Kraft und Zuggewicht zu finden, sowie eine ideale Technik für eine korrekte Kraftübertragung der Zugkraft auf den Schultergürtel anzuwenden. In der Trainingslehre wird sport- artübergreifend postuliert, dass Technik und Kondition günstig beeinflusst wer- den, wenn zunächst die Koordination verfeinert und erst im Verlaufe die Kondi- tion trainiert wird (Weineck 2004 p.39, Zinner 2016 p.165). Es sollte immer mit einem Gerätegewicht trainiert werden, dass der aktuellen Kraft und Konstitution des Sportlers angepasst ist (Weineck 2004 p.359). Haidn gibt speziell für das Bogenschießen an, dass vor einer Erhöhung des Zuggewichtes immer ein ent- sprechendes Training der Muskelkraft erfolgen sollte (Haidn et al. 2010 p.655).

Im Vergleich der Anzahl geschossener Pfeile pro Training liegen die Probanden im Mittel deutlich hinter den von Ertan (Ertan 2006) beschriebenen Werten. In seiner Studie gab er eine durchschnittliche Pfeilzahl von 168,5 Pfeilen pro Trai- ningseinheit an. Das der aktuellen Studie zugrunde liegende Kollektiv von Sportlern schoss im Durchschnitt 125,0 Pfeile (davon DM: 108,1 / EM: 160,3). Betrachtet man die EM-Teilnehmer separat, so ergibt sich ein mit Ertans Wer- ten vergleichbares Ergebnis, wobei von der Art des Wettkampfes (türkische na- tionale Meisterschaft) eher die DM-Teilnehmer vergleichbar wären. In der FITA- Studie wurde eine Pfeilzahl von 181,8 für Frauen und 185,6 für Männer be- schrieben (FITA Medical Commitee 2002). Dies liegt wiederum höher als die von Ertan berichteten Zahlen. Je höher also das Wettkampfniveau, desto mehr Pfeile schießen die Sportler in ihren Trainingseinheiten. Dies muss von zwei Seiten beleuchtet werden. Auf der einen Seite muss es für den Sportler ein

69 Leichtes sein, 60 – 144 Pfeile (je nach Wettkampf) sowie die entsprechende Pfeilzahl eventuell anstehender Finals ohne Kraft- und Präzisionsverlust über- stehen zu können. Andersherum kann man vermuten, dass vor allem diejenigen Sportler erfolgreich werden, die ein ausgiebiges Training durchführen, um die geforderte Präzision auch für hohe Schusszahlen zu erreichen.

Auch die Anzahl der Trainingseinheiten unterscheidet sich daher zwischen den Teilnehmern der Deutschen Meisterschaft und den hochklassigeren Turnieren. Mit 2,8 Einheiten/Woche liegen die deutschen Schützen ebenfalls unter den Werten der Teilnehmer der türkischen Meisterschaft (4,5 Einheiten/Woche) (Ertan 2006). Manns Probanden trainierten 4,1-mal (Männer) bzw. 4,4-mal (Frauen) pro Woche, also gleich häufig (Mann & Littke 1989). Die Teilnehmer der Europameisterschaft trainieren noch häufiger, insgesamt 5,1 Mal pro Wo- che. Dies entspricht der Trainingshäufigkeit, die die Teilnehmer des World Cups aufwendeten: sie trainierten 5,5 (Frauen) bzw. 5,4 (Männer) Mal pro Woche (FITA Medical Commitee 2002). Dabei handelt es sich prinzipiell um die gleiche Leistungsklasse. Es zeigt sich also, dass für ein international hohes Niveau vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche nötig sind, in denen auch eine hohe Anzahl von Pfeilen geschossen werden, um die Bewegungsabläufe zu verfei- nern und die Kraftausdauer zu trainieren. Anders betrachtet kann es bedeuten, dass insbesondere die Schützen erfolgreich werden, die eine entsprechende Trainingsleistung absolvieren.

Im Hinblick auf die Trainingsgestaltung fällt weiterhin ins Auge, dass Amateur- und Hochklasse-Schützen ein unterschiedliches Nebenprogramm zum Schie- ßen betreiben. Nahezu alle EM-Teilnehmer (85,7 %) absolvieren im Rahmen ihres Trainingsprogramms ein Krafttraining. Unter den DM -Teilnehmern betrei- ben nur 43,6 %, also nicht einmal die Hälfte der Studienteilnehmer, ein zusätzli- ches Krafttraining. Dieses Phänomen kann erneut – wie alle Unterschiede im Bereich der Trainingsgestaltung – von zwei Seiten betrachtet werden: Erstens erfordert ein erweiterter Trainingsumfang im Sinne einer größeren Schussan- zahl und höherem Zuggewicht eine größere Kraft und Kraftausdauer, welche durch ein zusätzliches Krafttraining antrainiert wird. Die EM-Teilnehmer benöti- gen also, um ihr Training und Sportgerät beherrschen zu können, ein ausrei- chendes Krafttraining. Zweitens ist natürlich eine höhere Muskelkraft und insbe-

70 sondere eine gute Kraftausdauer ein wichtiger Grund für eine gleichmäßige und konstante Schießleistung auch über längere Wettkämpfe hinweg. Dementspre- chend kann man hier von einem „healthy worker effekt“ ausgehen. Das bedeu- tet, dass diejenigen Sportler, die ein Krafttraining durchführen, möglicherweise eher an einer Europameisterschaft teilnehmen als solche, die kein Krafttraining absolvieren. Andersherum benötigen Sportler, um sich auf europäischer und internationaler Ebene behaupten zu können, eher ein zusätzliches Krafttraining als solche, die „nur“ auf nationaler Ebene erfolgreich sind. Ein weiterer Aspekt eines zusätzlichen Krafttrainings kann das Training zum Bogenschießen nicht explizit genutzter Muskelgruppen (beispielsweise Bein-Beckenmuskulatur, Bauchmuskulatur) sein. Auch diese Regionen des Körpers sollten ausreichend trainiert werden, um eine stabile Basis für den Schussablauf zu gewährleisten. Außerdem können durch ein zusätzliches Krafttraining muskuläre Dysbalancen vermieden werden (Weineck 2004 p.338). Im Allgemeinen wird daher ein ge- zieltes Krafttraining als Verletzungsprophylaxe angesehen (Weineck 2004 p.338).

Im Gegensatz zum explizit ausgewiesenen Krafttraining treiben die DM- Teilnehmer mehr sonstigen Sport neben dem Schießen als die EM-Teilnehmer. 45,0 % der DM-Teilnehmer betreiben neben dem Bogenschießen noch einen Ausgleichssport, jedoch nur 27,3 % der EM-Teilnehmer. Hier macht sich sicher das ohnehin schon ausgeweitete Training der Nationalkaderschützen der Euro- pameisterschaft bemerkbar. Schieß- und Krafttraining nehmen bereits ausrei- chend Zeit in Anspruch und sind speziell auf den Bogensport ausgerichtet. Si- cherlich gab es jedoch auch eine Schwäche des Fragebogens. Es wurde expli- zit nach „anderen Sportarten“ neben dem Bogenschießen gefragt. Möglicher- weise absolvieren auch viele Teilnehmer der EM in ihrem Trainingsplan ein dem Bogensport angepasstes ausgleichendes Ausdauer- oder Koordinations- training neben dem oben angegebenen Kraft- und Schießtraining, welches je- doch von den Teilnehmern nicht als „weitere Sportart“ gewertet wurde. Mann beschreibt, dass bei seinen Probanden 4/12 (Männer) bzw. 8/9 (Frauen) ein bogensport-spezifisches Zusatztraining durchführen (Mann & Littke 1989). Höchstwahrscheinlich wird dies nicht nur im kanadischen Team angeboten. Dieses wurde aber durch die Fragestellung nicht erfasst und könnte somit zu der geringeren Rate an Ausgleichssport in der EM-Gruppe beigetragen haben.

71 Insbesondere diejenigen Sportler, die schon im Beruf körperlich gefordert sind oder Bogenschießen zu ihrem Beruf gemacht haben, werden hier möglicher- weise ebenfalls nicht mit „ja“ geantwortet haben.

Dagegen können die DM-Teilnehmer, ausnahmslos Amateure, die das Bogen- schießen freizeitmäßig betreiben, aufgrund des geringeren Trainingsaufwandes für das Schießtraining noch andere Hobbies außer dem Bogensport ausüben, verwenden andererseits aber auch weniger Zeit auf das Schießtraining und an- dere zielgerichtete Übungen. Die am häufigsten nebenher ausgeübten Sportar- ten sind Ausdauersportarten, welche allgemein die körperliche Fitness, Aus- dauer und damit Leistungsfähigkeit steigern. Ebenso können sie andere Mus- kelgruppen trainieren und somit einseitige Belastungen kompensieren. Ein im Gegensatz zum Bogenschießen symmetrisches Ausgleichstraining wird in der Literatur empfohlen (Littke 2004b). In der vorliegenden Studie hat sich jedoch nur ein Zusammenhang zwischen dem Ausüben eines Ausgleichssports und dem Auftreten von unfallbedingten Verletzungen ergeben. Es handelt sich also nicht unbedingt um einen protektiven Faktor für Überlastungsschäden, sondern möglicherweise sogar um einen negativen Faktor, denn auch kumulative Effek- te können auftreten, beispielsweise, wenn Schwimmen oder andere Sportarten mit Schulterbelastung und/oder Überkopfbewegungen ausgeübt werden. Dies wäre in weiteren Untersuchungen zu prüfen.

Ein regelmäßiges Aufwärmen vor dem Schießen hat sich bei allen Studienteil- nehmern etabliert. 70 % der DM - und 95,2 % der EM-Teilnehmer wärmen sich vor Training und Wettkampf regelmäßig auf. Aufwärmübungen oder Stretching werden in der bogensportspezifischen Literatur als eine der wichtigen prophy- laktischen Maßnahmen zum Schutz vor Überlastungen im Bogensport angege- ben (Mann 1997 , Ertan 2006). Im Allgemeinen wird dieses Thema jedoch sehr differenziert gesehen. Bezüglich des Aufwärmens ist eine verbreitete Meinung, dass es Muskelverletzungen beim Sport reduzieren kann (Safran et al. 1988). Bei Sportarten, in denen kaum oder keine schnellen dynamischen Bewegun- gen, wie zum Beispiel Sprünge, notwendig sind, also auch beim Bogenschie- ßen, wird Stretching als nicht notwendig zur Prävention von Verletzungen an- gesehen, da die Sehnen-Muskel-Einheit nicht als Energiespeicher für schnelle Bewegungen benötigt wird (Witvrouw et al. 2004). Dehnen und Aufwärmen hat

72 am meisten Effekt bei Sportarten, in denen hauptsächlich Muskelverletzungen vorkommen. Auf Überlastungsschäden hat beides keinen relevanten Einfluss (McHugh & Cosgrave 2010). Aus diesem Grunde kann man sagen, dass auch beim Bogenschießen Dehnübungen und Aufwärmübungen keinen relevanten Einfluss auf die Verletzungshäufigkeit haben. Muskelschäden machen nur 10,7 % aller berichteten Überlastungsdiagnosen aus und unter den akuten Ver- letzungen traten keinerlei Muskelverletzungen auf. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen dem Auftreten von Überlastungsschäden mit oder ohne Durchführen eines regelmäßigen Aufwärmprogramms nachgewiesen werden. Grundsätzlich muss natürlich betont werden, dass durchaus Effekte auf die Leistungsfähigkeit der Muskeln bestehen und die Verhinderung der seltenen, aber möglichen Muskelverletzungen positiv zu sehen ist. Außerdem wird in der Sportwissenschaft postuliert, dass Aufwärmen durchaus eine Rolle im Erlangen sportlicher Höchstleistungen spielt (Weineck 2004 p.652). Daher soll nicht pos- tuliert werden, ein Aufwärmen oder Stretching im Bereich des Bogensportes sei nicht sinnvoll, auch wenn aktuell über das Ausmaß positiver Effekte keine Da- ten vorliegen.

5.4 Überlastungen und unfallbedingte Verletzungen

Am wichtigsten für diese Arbeit sind zwangsläufig die Angaben der Probanden zu Überlastungsschäden und unfallbedingten Verletzungen. Insgesamt zeigten sich wie erwartet mehr Überlastungsschäden als akute Verletzungen.

Nach der aktuellen Recherche ist diese Studie unter allen bisher vorliegenden Studien im Bereich des Bogensportes die Einzige, die explizit Überlastungs- schäden von akuten Traumata („unfallbedingten Verletzungen“) trennt. Man muss daher die Gesamtanzahl von Verletzungen und Überlastungsschäden betrachten, um mit bisher bestehenden Studien vergleichen zu können. In an- deren Studien werden alle Arten von Traumata im Gesamten ausgewertet. Die Gesamtverletzungsrate (Überlastungen und Verletzungen) der vorliegenden Studie beträgt 66,1 % im Gesamtkollektiv, entsprechend 82,5 % für die DM- Teilnehmer und 36,4 % für die EM-Teilnehmer. Damit liegt das Ergebnis für die DM-Teilnehmer höher als in der Literatur angegebene Werte. So ermittelte Er- tan unter den Teilnehmern der türkischen Meisterschaft eine Verletzungsrate

73 von nur 56,8 % (Ertan 2006). Vom Leistungsniveau der Wettkampfteilnehmer wäre dies mit den Teilnehmern der DM vergleichbar. In der Studie der FITA ergab sich eine Verletzungshäufigkeit von 40,0 % (FITA Medical Commitee 2002). Dieses Untersuchungskollektiv entspricht eher den EM-Teilnehmern. Die ermittelte Verletzungsrate stimmt mit den Erhebungen im Kollektiv der EM- Teilnehmer überein.

Aus den im Kollektiv ermittelten 10.818.080 Trainingsstunden und den 58 be- schriebenen Überlastungsschäden und akuten Verletzungen ergibt sich über diese Studie eine Gesamt-Verletzungsrate von 0,005 Verletzungen und Über- lastungen/1.000 Sportstunden. Bei alleiniger Betrachtung der Überlastungs- schäden lässt sich eine Inzidenz von 0,0048 Überlastungsschäden in 1.000 Sportstunden ermitteln, sowie für ausschließlich akute Verletzungen so- gar nur 0,00056 Verletzungen/1.000 Sportstunden. Neben diesen Daten exis- tiert bisher nur eine Berechnung über Verletzungen/1.000 Sportstunden, und zwar aufgrund der Erhebung der FITA. Dabei ergibt sich eine Gesamtinzidenz von 0,2 Überlastungen und Verletzungen/1000 h (FITA Medical Commitee 2002). Dies kommt den Daten der aktuellen Studie nicht nahe und widerspricht auch im Vergleich der Annahme, dass hochklassige Schützen wie die Proban- den der FITA-Studie, weniger verletzungsgefährdet sind als national erfolgrei- che Schützen. Jedoch besteht die Schwierigkeit in der mangelnden Vergleich- barkeit der Berechnungen. In der aktuellen Studie wurde zunächst die Trai- ningsdauer der Schützen anhand der Anzahl geschossener Pfeile bestimmt. Die Daten der FITA beruhen auf Angaben, die die Schützen zu ihrer Trainings- dauer gemacht haben. Wie bereits beschrieben, ist diese Trainingsdauer nicht mit der aktuell ermittelten Zeit für das reine Schießtraining zu vergleichen. Dementsprechend sind auch die ermittelten Verletzungshäufigkeiten nicht direkt vergleichbar. Dieses Problem ergibt sich jedoch auch für andere Sportarten. Je nach betrachtetem Kollektiv, Art der Datenerhebung und beobachtetem Zeit- raum ergeben sich häufig deutlich abweichende Inzidenzen. Im Fußball bei- spielsweise rangieren die Verletzungshäufigkeiten zwischen 3,1/1000 Sport- stunden (Becker 2006) und 11,3/1000 Sportstunden (Walden et al. 2007) und im Handball zwischen 2,5/1000 Sportstunden (Seil et al. 1998) und 108,5/1000 Sportstunden (Langevoort et al. 2007). Mehrere Studien ergaben, dass retro- spektive Erhebungen von Verletzungen und Überlastungsschäden eher dazu zu

74 tendieren, zu niedrige Ergebnisse zu erhalten, da die Erinnerungsfähigkeit der Sportler schon über einen Zeitraum von 12 Monaten eingeschränkt ist (Junge & Dvorak 2000 , Gabbe et al. 2003). Wenn die Antwort ausschließlich ver- letzt/nicht verletzt heißt, dann kann ein einigermaßen akkurates Ergebnis erho- ben werden. Geht die Informationssammlung jedoch, wie in der aktuell durchge- führten Studie geschehen, darüber hinaus, wird das Ergebnis ungenau. Schon die Anzahl der Verletzungen pro Sportler ist also nur eingeschränkt zu verwer- ten. Sportler, die nie eine Verletzung hatten, wissen dies dagegen ganz genau. Somit ist letztlich die reale Rate an Überlastungsschäden und unfallbedingten Verletzungen nur durch eine deutlich aufwändigere prospektive Studie zu klä- ren. Hierbei ist jedoch aus zahlreichen situativen Gründen, beispielsweise der Motivation der Studienteilnehmer über einen längeren Zeitraum fraglich ist, ob mit realistische Aufwand ein ausreichend großes Kollektiv an Sportlern zu rek- rutieren wäre.

Vergleicht man die beiden Wettkampfkollektive innerhalb der Studie, so wird sehr deutlich, dass es eine signifikante Diskrepanz zwischen den beiden Grup- pen gibt, was das Auftreten bzw. die Anzahl von Überlastungsschäden und Ver- letzungen angeht. Daraus kann gefolgert werden, dass für Amateurschützen eine höhere Verletzungsgefahr vom Bogensport ausgeht als für Hochleistungs- sportler. Ähnliches wurde in anderen Studien für verschiedene Sportarten ge- zeigt. Im Handball sieht man beispielsweise, dass im Training unter Amateuren deutlich mehr Verletzungen auftreten als bei Spitzensportlern (Seil et al. 1998). Im Rugby ist die Verletzungsrate bei Profisportlern geringer als bei semiprofes- sionellen Spielern (Gabbett 2003). Jedoch wird für verschiedene Sportarten auch ein anderes Bild gezeigt. So steigt der Schweregrad der Verletzungen im Handball mit dem Leistungsniveau der Sportler (Seil et al. 1998) und beim Windsurfen entstehen mehr Verletzungen bei Hochleistungssportlern im Ver- gleich zu Hobbysportlern (Raabe 2011). Hierbei ist sicherlich die größere Risi- kobereitschaft hochrangiger Sportler im Wettkampf ein wichtiger Grund. Im Windsurfen beispielsweise müssen immer kompliziertere und waghalsigere Manöver erlernt werden um auf hohem sportlichem Niveau erfolgreich zu sein. Diese gehen mit einer höheren Verletzungsgefahr einher. Anhand des Handball werden außerdem die beiden unabhängigen Parameter einer Risikokonstellati- on deutlich: Verletzungshäufigkeit und Verletzungsschwere. Ähnlich deutlich

75 wird dies im Reitsport. Die Verletzungshäufigkeit ist hier zwar relativ gering, tritt aber eine Verletzung auf, sind die Verletzungsmuster überproportional schwer (Chitnavis et al. 1996).

Im Vergleich zu den meisten anderen Sportarten ist Bogenschießen, unabhän- gig vom Niveau, dennoch ein sehr gefährdungsarmer Sport. Engbretsen et al. verglichen die aufgetretenen Verletzungen sämtlicher Sportler der olympischen Spiele 2012 in London. Bogenschießen rangiert bei diesem Event unter den am wenigsten verletzungsgefährdeten Sportarten, zusammen mit Kanu-Slalom und Kanu-Sprint, Bahnradfahren, Rudern, Schießen und Reiten. In diesen Sportar- ten verletzten sich weniger als 5,0 % der Olympiateilnehmer. Unter den Bogen- schützen (n=128) traten nur 2 Verletzungen (1,6 %) auf (Engebretsen et al. 2013). Auch bezogen auf die Inzidenz in Verletzungen/1.000 Sportstunden ran- giert Bogenschießen ganz deutlich unter den wenig verletzungsträchtigen Sportarten – sowohl mit den Daten der FITA als auch mit den Daten der vorlie- genden Studie. In Tabelle 22 wurden die Verletzungshäufigkeiten ausgewählter Sportarten miteinander verglichen. Dabei wurden sowohl die Angaben der FI- TA-Studie, als auch die Werte der hier vorliegenden Studie eingefügt. Es bestä- tigt sich, dass Bogenschießen deutlich hinter den kontaktintensiven Ball- und Mannschaftssportarten zurückliegt, die allerdings was Verletzungsentstehung und -lokalisation angeht, nicht mit dem Sportbogenschießen verglichen werden können. Aber auch bei Betrachtung anderer Arm- und Schulter-betonter Sport- arten wie beispielsweise Schwimmen und Klettern ergibt sich weiterhin das Bild, dass Bogenschießen eine geringe Verletzungshäufigkeit aufweist. Einzig Hal- lenklettern ist weniger verletzungsträchtig, wenn man die Werte der FITA-Studie zugrunde legt.

76 Tabelle 22: Verletzungshäufigkeiten ausgewählter Sportarten

Verletzungshäufigkeit/ Sportart Quelle 1000 Sportstunden Rugby Amateure 283,5 (Gabbett 2002) Handball International 108,0 (Langevoort et al. 2007) Handball (Frauen) 50,0 (Wedderkopp et al. 1999) Fußball EM 2004-2006 11,3 (Walden et al. 2007) Regattasegeln 8,8 (Neville et al. 2006) Europäischer Spitzenfußball 8,0 Männer (Ekstrand et al. 2011) Mountainbike Alpencross 6,2 (Schreiner 2015) Sprinten 5,8 (Lysholm & Wiklander 1987) America' s Cup Yacht- Segeln 5,7 (Neville et al. 2006) Eisklettern 4,9 (Schwarz 2009) Gewichtheben 3,3 (Calhoon & Fry 1999) Hallenklettern Weltcup 3,1 (Schöffl & Kuepper 2006) Frauenfußball 3,1 (Becker 2006) Langstreckenlauf 2,79 (Ristolainen et al. 2010) Schwimmen 2,64 (Ristolainen et al. 2010) Marathonlauf 2,5 (Lysholm & Wiklander 1987) Skilanglauf 2,1 (Ristolainen et al. 2010) Nordic Walking 0,926 (Knobloch & Vogt 2006) Bergsteigen 0,56 (Schussman et al. 1990) Wellenreiten 0,41 (Dau et al. 2005) Windsurfen 0,22 (McCormick & Davis 1988) Bogenschießen 0,20 (FITA Medical Commitee 2002) Volleyball Amateure 0,179 (Schafle et al. 1990) Hallenklettern (D) 0,08 (Schöffl & Winkelmann 1999) Hallenklettern (GB) 0,027 (Limb 1995) Bogenschießen 0,00536 aktuelle Studie

77 5.5 Überlastungsschäden

Bei alleiniger Betrachtung der Überlastungsschäden konnte festgestellt werden, dass 36 der 62 Probanden mindestens einen Überlastungsschaden in ihrer Sportkarriere erlebt hatten. Damit liegt die Rate an Überlastungsschäden des Kollektivs bei 59,0 % (DM: 71,8 %, EM: 36,3 %). Es zeigt sich, dass unter den Teilnehmern nationaler Wettkämpfe mehr Überlastungen auftreten, als bei Sportlern der Nationalmannschaften, die an internationalen Events teilnehmen. Mathematisch konnte bestätigt werden, dass ein signifikanter Unterschied zwi- schen dem Auftreten von Überlastungsschäden bei den beiden Kollektiven be- steht (p=0,007). Auch bezüglich der Mitgliedschaft in einem Kader (National- mannschaft, Landeskader) zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Auftreten von Überlastungsschäden (p=0,006). Ebenfalls zeigt sich ein signifikanter Un- terschied im Auftreten von Überlastungsschäden in Abhängigkeit von der An- zahl geschossener Pfeile pro Training sowie dem Zuggewicht (p=0,006 bzw. p= 0,033). Dies zeigt, dass insbesondere auch eine körperliche Überlastung und Überbeanspruchung der muskuloskelettalen Strukturen mit Überlastungsschä- den assoziiert ist. Dementsprechend kann geschlussfolgert werden, dass ein den Konstitutionen des Sportlers angepasster Trainingsumfang und ein ange- messenes, der Stabilität der Rumpf-, Schulter- und Armmuskulatur angepasstes Zuggewicht maßgeblich für die Prävention von Überlastungsschäden ist. Wer- den nun, wie es möglicherweise bei vielen Amateurschützen der Fall ist, eine unsaubere Technik und ein hohes Zuggewicht kombiniert, besteht für den Schützen ein hohes Risiko, einen Überlastungsschaden im Laufe der Sportler- karriere zu erleiden. Die Tatsache, dass hochklassige Schützen trotz höheren Trainingsumfanges und höherer Trainingsintensität weniger Verletzungen und Überlastungen entwickeln, erklärt sich dagegen am ehesten in der Struktur des Trainings und der Betreuung im Kader.

Es kann geschlussfolgert werden, dass gut betreute Schützen, bei denen eine saubere Technik sowie ein bogensportspezifisches Training gefördert wird, sel- tener Überlastungsschäden entwickeln als Amateurschützen, deren Training möglicherweise nicht optimal aufgebaut ist. Aus Untersuchungen in anderen Sportarten weiß man, dass eine engmaschige Betreuung und individuelle Trai- ningspläne der Sportler zu deutlich weniger Verletzungen führen. Ekstrand et al.

78 fanden heraus, dass Fußballspieler, die eine gute Betreuung hatten und in ein Netz an vorbeugenden Maßnahmen eingespannt waren, signifikant weniger Verletzungen aufwiesen, als eine Kontrollgruppe ohne die entsprechenden Maßnahmen (Ekstrand et al. 1983). Auch Grooms et al. postulieren, dass durch ein spezifisches Programm aus sportartspezifischem Aufbau-, Koordinations- und Krafttraining Verletzungen bei Fußballern deutlich reduziert werden können (Grooms et al. 2013). Hier ist sicherlich ein wichtiger Ansatzpunkt für den Bo- gensport insbesondere auf Ebene der Hobbyschützen zu finden.

5.5.1 Überlastungsschäden der Schulter

Die gefundene Lokalisation der Überlastungsschäden entspricht dem, was als grundlegende Hypothese dieser Arbeit zugrunde gelegt wurde: Die Mehrzahl der Überlastungsschäden ist in der oberen Extremität, insbesondere der Schul- ter lokalisiert.

Schon Mann und Littke bestätigten 1989 diese Vermutung. Sie beschrieben, dass die häufigste Verletzung in ihrem 21 Personen umfassenden Sportlerkol- lektiv die Schulterverletzung des Zugarmes bei der Schützin sei. Fünf der neun Studienteilnehmerinnen klagten über Schulterprobleme (Mann & Littke 1989). Auch andere Studien beschrieben eine Häufung von Verletzungen in dieser anatomischen Region. In der FITA-Studie von 2002 (FITA Medical Commitee 2002) waren 49,0 % der Verletzungen in der Schulterregion lokalisiert und auch bei Chen (Chen et al. 2005) ergaben sich bei den insgesamt 24 Studienteil- nehmern 15 Verletzungen in der Schulterregion, das entspricht 62,5 %. Ertan beschreibt, dass 15 der Probanden (20 %) mit Verletzungsgeschichte in den letzten 2 Jahren eine Verletzung der Schulter hatten. Dabei war insbesondere der Zugarm betroffen (n=11, 14,7 %) (Ertan 2006). Palsbo gibt ebenfalls an, dass bei den in ihrem Untersuchungskollektiv aufgetretenen Überlastungsschä- den die Mehrzahl in der Schulter lokalisiert war (38,6 %) (Palsbo 2012). Die Er- gebnisse der aktuellen Studie bestätigen diese Zahlen in jeder Hinsicht: Auch bei den deutschen und europäischen Spitzenschützen ist die häufigste Verlet- zung eine Überlastung der Schulter auf der Seite des Zugarmes. 27 der 52 do- kumentierten Verletzungen sind in der Schulter lokalisiert, das entspricht 52,9 %. Davon sind zwei Drittel auf der Seite des Zugarmes lokalisiert (64,7 %)

79 und ein Drittel auf der Bogenarmseite (29,4 %). Unter den EM-Teilnehmern fin- den sich sogar nahezu ausschließlich Schulterüberlastungen (88,9 %).

Grund für die Häufung der Überlastungen in der Schulter, insbesondere des Zugarms, ist der spezifische Bewegungsablauf im Bogenschießen, der mit re- petitiven, langsamen Bewegungen der Zugarm-Schulter einhergeht. Als ver- stärkende Faktoren werden in der Literatur ein zu hohes Zuggewicht, insbeson- dere in Relation zur Kraft des Schützen, ein mangelnder Trainingszustand der Schultermuskulatur, zu große Pfeilzahlen und falsche bzw. unsaubere Technik angegeben (Mann & Littke 1989, FITA Medical Commitee 2002, Palsbo 2012). Auch in der vorliegenden Studie konnte ein Zusammenhang zwischen dem Auf- treten von Überlastungsschäden und dem Zuggewicht sowie der Anzahl der Pfeile pro Training gesehen werden.

Die langsame und wiederholte Zugbewegung in Abduktion ist besonders schä- digend für die Sehnen der Rotatorenmanschette des Zugarmes. Tendinopa- thien sind die Folge, insbesondere des M. supraspinatus, und der langen Sehne des M. bizeps brachii. Diese Sehnen werden schon in der Grundposition des Schusses, also bei auf 90° abduziertem Arm, im subakromialen Raum kompri- miert. Während des Auszuges wird die Kompression durch die Bewegung des Humerus, welche die Sehnen stärker unter das Akromion presst, verstärkt. Eine Abduktion auf weniger als 90° ist nicht möglich, da dann die Zugbewegung durch die Skapula nicht mehr exekutiert werden kann. In der Zielposition des Zugarmes bleiben die Sehnen für einige Sekunden vollständig unter dem Schul- terdach eingeklemmt. Diese repetitiven Reize führen zu inflammatorischen Pro- zessen, welche strukturelle Veränderungen und Schädigungen der Sehne initi- ieren (Mann & Littke 1989, Mann 1997, Littke 2004b, Bahr et al. 2012, Kaynaroğlu & Kılıç 2012). Sobald der Schütze seinen Zugellenbogen im End- auszug und während des Zielens unnötigerweise auf- und abwärts bewegt bzw. um mehr als 90° abduziert, wird die Enge im Subakromialraum noch verstärkt (Mann & Littke 1989, Mann 1997). Diese Bewegungen des Zugellenbogens zeugen von einer nicht idealen Technik und sollten dementsprechend so weit wie möglich eingeschränkt werden, um eine zusätzliche Kompression der Sup- raspinatussehne zu verhindern (Mann & Littke 1989). Um den subakromialen Raum während des Schussablaufs möglichst weit zu halten, muss das Schul-

80 terblatt durch den unteren und mittleren Teil des M. trapezius nach kranial so- wie nach außen rotiert werden (Littke 2004b). Dadurch gelangen das Akromion und das Glenoid nach kranial und der Subakromialraum wird geweitet (Graichen et al. 1999, Littke 2004b). Bei ausreichender Kraft der Rotatoren- manschette wird der Humeruskopf in die Nähe des Glenoids gebracht (Peterson & Renström 2001b). Ist die Rotatorenmanschette nicht kräftig genug oder gar instabil, kann der Humeruskopf nach oben rutschen und die Enge un- ter dem Akromion verstärken. Nur mithilfe einer kräftigen Rotatorenmanschette kann das ausschließlich muskelgeführte Schultergelenk Stabilität und Funktion erhalten (Wanivenhaus et al. 2012). Eine verminderte Kraft der Schulterregion führt Mann als Ursache für die größere Anzahl von Schulterüberlastungen bei seinen weiblichen Studienteilnehmern an (Mann & Littke 1989) und sie wird auch bei den Probanden der aktuellen Studie, insbesondere bei den DM- Teilnehmern, eine der Ursachen für die Häufung der Schulterverletzungen sein.

Den gleichen Pathomechanismus wie die Tendinopathien weisen die Bursitiden der Schulter auf. Diese entstehen zum Beispiel wenn Sehnen wiederholt und gleichförmig über einen Schleimbeutel reiben (Peterson & Renström 2001a). Im Bereich der Schulter ist dies insbesondere die Sehne des M. supraspinatus, welche die Bursa subakromialis unter dem Akromion bei Abduktion des Armes komprimiert. Es kommt zu einer Reizung der Bursa mit konsekutiver Schwel- lung und Inflammation, welche ihrerseits die subakromiale Enge wieder verstär- ken können. Dementsprechend stellt die Bursitis subakromialis der Schulter ein Symptom des subakromialen Engesyndroms dar.

Bezüglich der Überlastungen der Bogenarmschulter ist vorwiegend eine man- gelnde Stabilisation der Schulter die Ursache der Beschwerden. Ist die Schulter nicht ausreichend stabilisiert, d. h. hält die Rotatorenmanschette den Humerus nicht ausreichend im Glenoid fest und fixieren die Mm. rhomboidei sowie der M. trapezius das Schulterblatt nicht sicher am Brustkorb, so kommt es während der Auszugsbewegung zu einem Hochstand der Bogenarmschulter (Littke 2004b). Dadurch wird auch auf der Bogenarmseite der Subakromialraum verengt und die Sehnen einer Kompression ausgesetzt, entsprechend der Verhältnisse am Zugarm.

81 Entsprechend der oben genannten Verletzungsmechanismen finden sich in der aktuellen Studie am häufigsten Sehnen-, Bänder- und Muskelüberlastungen im Bereich der Schulter. Gleiches findet sich in der Studie der FITA {FITA Medical Commitee, 2002 #35}, hier wurden 60,5 aller Überlastungen als Tendinose bzw, Impingement beschrieben.. Von den Schützen wurden sie in der aktuellen Stu- die landläufig als „Entzündung der Schulter“, „Entzündung der Schultermus- keln“, „Sehnenentzündung“ oder „Schleimbeutelentzündung“ beschrieben. Es handelt sich also um eine Tendinose, Tendinitis oder Bursitis. Sie alle sind Teil des „Subakromialen Engesyndroms“ oder „Impingement-Syndrom“ (Neer 1972, Neer 1983). Auch die Symptome „Schulterschmerzen“ und „Stärkste Schmer- zen während des Schießens“ werden im Hinblick auf den typischen Bewe- gungsablauf beim Bogenschießen, sowie auch rein statistisch, ein Impingement als Ursache haben. Hier wäre eine orthopädische Untersuchung der Schützen eine sinnvolle Ergänzung gewesen, was allerdings in der Wettkampfsituation nicht zu realisieren war. Anhand positiver Impingement-Tests, wie den Tests nach Neer oder Hawkins, sowie dem „Painful Arc“, hätte die Impingement- Symptomatik verifiziert werden können (Wilk et al. 2009, Doyscher & Scheibel 2013). Zur Differenzierung zwischen den verschiedenen Stadien des Impinge- ments hätten ergänzend laborchemische Untersuchungen und bildgebende Verfahren wie die MRT eingesetzt werden können, sofern die Diagnose nicht definitiv durch einen Arzt vorher gestellt worden wäre.

In anderen Sportarten, insbesondere in solchen, wo Überkopfbewegungen aus- geführt werden, sind Schulterschmerzen und das Impingement-Syndrom eben- falls die häufigsten Überlastungsschäden. Dies ist etwa beim Schwimmen, Wer- fen (z. B. Baseball), Tennis, Badminton oder Gewichtheben der Fall (Mann & Littke 1989, Peterson & Renström 2001b, Wilk et al. 2009, Sein et al. 2010, Wanivenhaus et al. 2012). Dort werden gleichfalls die repetitiven Bewegungen und insbesondere eine Ermüdung oder Instabilität der Rotatorenmanschette als Ursachen des Impingements angesehen (Wilk et al. 2009, Wanivenhaus et al. 2012).

Bei weiteren im Untersuchungskollektiv aufgetretenen Schulterüberlastungen handelte es sich um „Ganglion der Schulter“ sowie „Verschleiß des Akromiokla- vikulargelenkes“ sowie eine „Läsion des N. thoracicus longus“. Auch bei den

82 Ganglien („Überbein“) handelt es sich um Symptome einer chronischen Über- beanspruchung von Sehnen. Es kommt zu einer vermehrten Einlagerung von freier Flüssigkeit in die Sehnenscheide oder die Gelenkkapsel, welche makro- skopisch als kugelige Verdickung zu erkennen ist. Es werden Ganglionzysten und Synovialzysten unterschieden, wobei der Unterschied in der Lokalisation sowie der Interaktion mit dem Gelenk liegt (Chiou et al. 1999). Am häufigsten sind solche Ganglien im Bereich des Handgelenks lokalisiert, Schulterganglien werden in der Literatur selten beschrieben. Durch den spezifischen Bewe- gungsablauf des Bogenschießens ist es durchaus möglich, dass in diesem Kol- lektiv die Schulterganglien häufiger als in der Normalbevölkerung auftreten. Hier wäre ein Vergleich sinnvoll, Daten dazu liegen bislang nicht vor.

Ein Verschleiß des ACG ist in Hinblick auf den typischen Bewegungsablauf beim Bogenschießen durchaus naheliegend. Im Rahmen repetitiver minimaler Läsionen am Knorpel im Bereich des ACG kommt es zu inflammatorischen Prozessen und somit zu einer Arthrose (Menge et al. 2014).

Bei einer Läsion des N. thoracicus longus kommt es infolge einer gestörten In- nervation des M. serratus anterior zu einer Scapula alata, weswegen die be- troffene Bogenschützin diese Überlastung im Bereich der Schulter angab. Hier- bei handelt es sich um eine seltene Entität, welche allerdings in Fallberichten im Zusammenhang mit dem Bogensport beschrieben wird (Shimizu et al. 1990). Dabei wird während des Schussablaufes der Nervus thoracicus longus, am ehesten im Bereich des M. scalenus medius komprimiert (Lichtenberg & Habermeyer 2011). Es folgt eine Funktionseinschränkung des M. serratus ante- rior, welche sich klinisch als Scapula alata zeigt.

5.5.2 Überlastungsschäden des Armes

Die zweithäufigste Lokalisation mit 23,5 % aller Überlastungsschäden ist der Arm, insbesondere der Bogenarm (66,7 % aller Armverletzungen). Dieses Er- gebnis wird von der FITA-Studie unterstützt, in der 11,4 % der Verletzungen im Ellenbogenbereich lokalisiert waren sowie weitere 2,3 % (n=3) im Bereich des Unterarmes. Auch in der aktuellen Studie handelt es sich vorwiegend um Über- lastungen des Ellenbogenbereiches des Bogenarmes (Epicondylitis, „Tennis-

83 arm“, Bursitis am Ellenbogen). Die Epicondylitis des Bogensportlers stellt sich als chronische Veränderung der Sehnenansätze am Epicondylus lateralis des Ellenbogens dar, landläufig auch als „Tennisarm“ bekannt. Im Englischen exis- tiert das Synonym „Archer’s Elbow“ (Marsick 2005, Richter 2015). Es wird pos- tuliert, dass Übertraining ein besonders wichtiger Risikofaktor im Auftreten von Ellenbogenerkrankungen des Bogenschützens ist (Lapostolle 2004, Kaynaroğlu & Kılıç 2012). Ebenso werden fehlendes Aufwärmtraining, unange- passte Ausrüstung und falsche Technik genannt (Lapostolle 2004). Die Erkran- kung kann jedoch bei allen möglichen Tätigkeiten entstehen, bei denen die Un- terarmstrecker, insbesondere der M. extensor carpi radialis brevis, repetitiv be- ansprucht werden (Jobe & Ciccotti 1994, Peterson & Renström 2001c, Ahmad et al. 2013). Generell tritt der Hauptteil der lateralen Epicondylitiden nicht bei Sportlern, sondern Arbeits-assoziiert auf (Jobe & Ciccotti 1994, Van Hofwegen et al. 2010). Sowohl für Tennis- als auch Berufs-assoziierte Epicondylitiden wird eine lange repetitive Ausübung der Tätigkeit als Risikofaktor angegeben (Jobe & Ciccotti 1994, Van Hofwegen et al. 2010, Ahmad et al. 2013). Gleiches gilt auch für die Epicondylitis des Bogensportlers. Hier ist allerdings insbesondere die Wiederholung fehlerhafter Bewegungsabläufe zu nennen. Vor allem bei Überstreckung des Handgelenkes der Zughand (Dorsalextension) sowie Rotati- on der Zughand nach radial kommt es beim Auszug sowie beim Halten der Sehne in der Ankerposition zu einer vermehrten Beanspruchung der radialen Handgelenksstrecker. Anzustreben wäre eine gerade Linie zwischen Zugellen- bogen und Handgelenk, damit die Kräfte ideal übertragen werden können.

5.5.3 Sonstige Überlastungsschäden

Am dritthäufigsten waren mit je 5,9 % (n=3) die Überlastungsschäden des Pro- bandenkollektivs im Bereich von Hals, Hand und Rücken lokalisiert. Dies deckt sich nicht mit den Ergebnissen der Literatur. Bei Ertan liegen Handverletzungen gleichauf mit den Schulterverletzungen und Blasen an den Fingern an erster Stelle (n=15, 20,0 %), sofern man die Handgelenks- und Handverletzungen zu- sammen betrachtet. Es handelt sich dabei ausschließlich um Verletzungen des Zugarmes. Auch Mann beschreibt, dass sich Hand- und Handgelenksbe- schwerden beim Bogensportler üblicherweise am Zugarm manifestieren (Mann 1997). In der FITA-Studie liegen Handgelenksverletzungen mit 6,4 % auf dem

84 fünften Platz (FITA Medical Commitee 2002). Die in der aktuellen Studie be- schriebenen Handverletzungen sind ausnahmslos auf der Bogenarmseite loka- lisiert und es handelt sich um Sehnenscheidenentzündungen. Ausschließlich Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft waren betroffen. Eine Verletzung ent- stand durch Erschütterungen beim Zweitsport Langbogenschießen, musste also aus der Bewertung herausgenommen werden. Aus welchem Grunde die Daten so stark differieren, ist nicht klar. Jedenfalls sind Überlastungsschäden der Bo- genhand beim Blick auf die vorhandene Literatur ungewöhnlich. Am ehesten handelt es sich hierbei um einen Überlastungsmechanismus, der insbesondere Hobbysportler betrifft. Die Art der Überlastung, eine Tendovaginitis, lässt auf eine Überbeanspruchung der Streck- oder Beugesehnen der Hand schließen. Üblicherweise sollte der Bogen jedoch in der Bogenhand liegen, ohne dass die Finger das Griffstück fest umschließen, da man davon ausgeht, dass dies eine seitliche Abweichung des Bogens beim Schuss hervorrufen kann (Ertan 2009). Insbesondere unerfahrenere Schützen umgreifen allerdings das Griffstück wäh- rend des Schusses mit Zeige-, Mittel-, Ringfinger und Daumen (Ertan 2009), sodass hier möglicherweise die Prädisposition für Sehnenverletzungen liegt. Mann wiederum beschreibt das Auftreten von Sehnenentzündungen der Zug- hand, welche bei Schützen entstehen, die die Zughand beim Auszug sowie beim Zielen nicht in einer Linie mit dem Unterarm fixieren, sondern dorsalex- tendieren (Mann 1997). Diese traten zwar in unserem Kollektiv nicht auf, der- selbe Mechanismus gilt jedoch auch für die Tendovaginitiden an der Bogen- hand. Auch hier ist eine fehlerhafte Technik die Ursache für Überlastungen der Strecksehnen des Handgelenkes. Üblicherweise sollten Bogengriffstück, Hand- gelenk, Unter- und Oberarm sowie Schulter und Rumpf vom Grundauszug bis zum Lösen in einer Linie positioniert werden. Wird das Handgelenk schon initial dorsalextendiert, so erhöht sich die Belastung während des Auszuges und Zie- lens und die Extension wird verstärkt. Idealerweise sollten während des Schus- ses sowohl Strecker als auch Beuger des Handgelenkes entspannt sein (Ertan 2009).

Bei den Überlastungsschäden des Halses handelt es sich um eine nicht näher beschriebene Überlastung, welche mit Salbe therapiert werden konnte, einen Bandscheibenvorfall der HWS und eine Arthrose zweier Halswirbel. Bei Ertan machen Hals- und Rückenverletzungen insgesamt 2,7 % aus (n=2), in der FI-

85 TA-Studie betreffen 4,0 % der Überlastungsschäden (n=5) den Hals. Dement- sprechend rangieren alle Studien in einem ähnlichen Bereich. Nur der Band- scheibenvorfall und die Arthrose können objektiv ausgewertet werden, da die dritte Verletzung ausschließlich Mutmaßungen zulässt. Sowohl beim Band- scheibenvorfall als auch bei der Arthrose handelt es sich um degenerative Er- krankungen der Halswirbelsäule. Einseitige Belastungen und eine Schwäche der umgebenden Muskulatur können ihr Auftreten begünstigen. Die Rolle von Kopf und Hals im Schussverlauf wird von den Schützen häufig falsch einge- schätzt und vernachlässigt. Dadurch kommt es zu Fehlhaltungen und Fehlbe- wegungen des Kopfes, welche zu einem unsauberen Lösen führen (Axford 1995). Die 90°-Rotation des Kopfes beim Einstellen der Grundposition in Rich- tung Scheibe bzw. von der Scheibe weg nach Beendigung des Schusses stellt die Grundlage der HWS-Belastung während des Bogenschießens dar (Kosar & Demirel 2004). Bei idealer Technik wäre dies die einzige Bewegung, die die HWS im Schussverlauf ausführt, da der Kopf stabil in dieser Position gehalten werden solle. Führt der Schütze stattdessen Extensionen und Flexionen aus, beispielsweise um den Kopf vor Beginn des Ankerns in Richtung Sehne zu bringen, so kommt es zu einem asymmetrischen Muskelaufbau und somit auch unabhängig vom Bogenschießen zu repetitiven asymmetrischen Reizen und Fehlstellungen, womit eine HWS-Arthrose begünstigt werden kann.

Rückenüberlastungen werden in der Literatur zu Sportverletzungen im Bogen- sport sehr unterschiedlich angegeben. Bei Ertan werden sie zusammen mit den Halsverletzungen gefasst und ergeben wie zuvor beschrieben insgesamt 2,7 % (n=2). In der FITA-Studie machen sie 10 % (n=10) aller Verletzungen und Über- lastungen aus, dort wird explizit der „untere Rücken“ als Lokalisation angege- ben. Die aktuell erhobenen Werte liegen also dazwischen. Alle Überlastungen wurden als verhärtete Muskulatur im Schulter- und Rückenbereich beschrieben. Diese Verspannung der Rückenmuskulatur, insbesondere des oberen Rückens, lässt sich auf die asymmetrische Belastung beim Bogenschießen zurückführen. Die Seite des Zugarmes ist im Bereich des oberen Rückens deutlich stärker belastet als die Bogenarmseite. Andererseits wirkt die gesamte Rückenmusku- latur auf der Seite des Bogenarms als Antagonist, um während der Zugbewe- gung einen geraden Stand zu gewährleisten. Um einen sicheren Stand zu ge- währleisten, sollte der Rumpf der Bogenschützen exakt senkrecht zum Boden

86 stehen. Darauf sollte, unabhängig von der Fußposition zur Schießlinie, immer geachtet werden. Gerade ungeübte Schützen, die hohe Zuggewichte schießen, weichen häufig zur Unterstützung der Zugbewegung während des Auszuges aus dieser Position ab, indem sich der Oberkörper in Richtung des Zugarmes neigt. Dadurch wird die Rückenmuskulatur auf dieser Seite verstärkt kontrahiert. Sind die antagonistischen Muskeln der Gegenseite nicht entsprechend ausge- bildet, wird dies noch verstärkt. Häufig kommt es aufgrund von mangelnder Stabilität im unteren Rücken während des Auszuges auch zu einer Hyperlordo- sierung im Bereich der Lendenwirbelsäule. Eine repetitive Durchführung des Sportes bei einer bestehenden Fehlhaltung kann zu ausgeprägten muskulären Verspannungen, auf Dauer aber auch zu Verkürzung der Muskeln mit muskulä- ren Skoliosen führen (Mann 1997). Weiterhin kann durch die resultierenden Fehlhaltungen eine Arthrose der BWS und LWS begünstigt werden. Dementsprechend ist eine entsprechende Konditionierung der Stützmuskulatur von essentieller Wichtigkeit für die Prävention von Überlastungen des Rückens. Problematisch bei der Auswertung von allen Überlastungsschäden, aber insbesondere den Rückenüberlastungen ist, dass diese in der Normalbevölkerung eine hohe Prävalenz haben (Littke 2004a). Somit lässt sich durch die vorliegende Studie nicht abschließend klären, ob die Überlastungsschäden des Rückens ausschließlich durch den Bogensport entstanden sind. Dies ändert jedoch nichts an der präventivmedizinischen Sicht zu fordernder Optimierung des Trainingszustandes der Rückenmuskulatur der Schützen. Weitere Studien mit Vergleichsgruppen wären hier dennoch sinnvoll.

Fingerüberlastungen wurden nur zweimal berichtet und machen 3,9 % aller Überlastungsschäden aus. Damit weichen die aktuellen Ergebnisse deutlich von der Literatur ab, wo Verletzungen der Finger an erster (Ertan 2006) oder zweiter Stelle stehen (FITA Medical Commitee 2002). Ertan beschreibt Überlas- tungen der Finger im Sinne von Blasen an den Fingerspitzen als häufigsten Schaden überhaupt in seinem Kollektiv (Ertan 2006). Diese oberflächlichen Schäden der Haut entstehen durch hohe Zuggewichte und sollten durch die Benutzung eines Fingerschutzes („Tab“), welcher aus einer oder mehreren Le- der- oder Textilschichten besteht und so die Finger vor einem Einschnei- den/Reiben der Sehne schützt, vermieden werden können (Ertan 2006). Auch eine korrekte Handhaltung mit ausreichender Flexion im Bereich der Finger-

87 endgelenke kann das Auftreten von Blasen an den Fingern verringern, da es so nicht oder nur weniger zu einem Rutschen der Sehne über die Fingerkuppen kommt (Mann 1997 , Ertan 2006). Aus persönlicher Erfahrung kann jedoch be- stätigt werden, dass diese auch bei deutschen Bogensportlern sehr häufig auf- treten. Aufgrund der Konzeption des Fragebogens mit der Definition der Über- lastungsschäden über ihre Folgen (Kapitel 3.2 Inhaltliche Beschreibung des Fragebogens), werden solche trivialen Schäden in der aktuellen Studie nicht aufgetaucht sein, da sie keinerlei Behandlung nach sich zogen.

Einer der beiden berichteten Überlastungsschäden in der vorliegenden Studie wurde als „Taubheitsgefühl im Mittelfinger“ beschrieben. Dieses Taubheitsge- fühl im Mittelfinger ist aus persönlicher Erfahrung ebenfalls ein sehr häufiges Symptom des Bogensportlers. Im Rahmen der aktuellen Studie wurde es von den Studienteilnehmern aufgrund der Einschlusskriterien ebenfalls nicht als Überlastungsschaden klassifiziert (s. o.). Da während der gesamten Auszugs- bewegung und dem Zielen die Finger der Zughand, insbesondere der Ring- und Mittelfinger die ganze Last der Sehne halten, kommt es häufiger zu Kompressi- on oberflächlich liegender Nerven der Finger. In der Literatur werden auch Ner- vus medianus-Kompressionen im Bereich des Karpaltunnels, aber auch des Ellenbogens, im Zusammenhang mit dem Bogenschießen beschrieben (Rayan 1992, Hildenbrandt & Rayan 2010). Dies kann Sensibilitätsstörungen, Taubheit, Kribbeln und/oder Schmerzen hervorrufen. Präventiv und gleichzeitig therapeu- tisch sollte die betreffende Stelle von der Kompression entlastet werden (Peterson & Renström 2001a). Für den Bogenschützen bedeutet dies, dass er zunächst die Position seiner Zughand korrigieren sollte und möglicherweise ein anderes oder ein dickeres Tab verwenden muss, um seine Zugfinger vor der Kompression durch die Bogensehne zu schützen (Mann 1997). Im Zweifelsfall ist zunächst eine Trainingspause einzuhalten.

Bei der zweiten Fingerüberlastung handelt es sich um eine Entzündung der Sehne des rechten Mittelfingers. Tendovaginitiden oder -synovitiden sind, wie schon im Bereich Handverletzungen beschrieben, ein typischer Schaden der Bogenschützen. Neben den Handgelenkssehnen sind auch die Finger der Zug- hand häufig davon betroffen. Es erscheint erstaunlich, dass nur so wenige der Probanden davon berichten. Während des Auszuges und Zielens lastet die ge-

88 samte Last der Bogensehne auf den Fingern und beansprucht dementspre- chend die Sehnen der Fingerbeuger. Bei ständiger Kompression und Belastung tendieren Sehnen zu Strukturveränderungen wie beispielsweise Hypertrophie und Flüssigkeitseinlagerung. Kaymak et al. zeigten sogar bei Bogensportlern, die keine Symptome einer Entzündung an ihren Fingern zeigten, sonographi- sche Veränderungen der Fingersehnen im Sinne einer Hypertrophie, insbeson- dere im Ring- und Zeigefinger (Kaymak et al. 2012). Auch hier kann ein ange- passtes Tab die direkte Kompression der Sehnen abschwächen und somit Be- schwerden verhindern.

5.5.4 Behandlung und Folgen der Überlastungsschäden

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war auch zu untersuchen, wie die Sportler sich nach einer Verletzung verhalten. Dabei wird deutlich, dass es sich bei den Bo- gensportlern wohl um ein gesundheitsbewusstes Sportlerkollektiv handelt. Na- hezu alle Überlastungsschäden (Schulter, Arm, Hand, Rücken) führten die Mehrzahl der Sportler zunächst zu einem Arzt. Auch ein Physiotherapeut wurde von den meisten Sportlern unabhängig von der Verletzungslokalisation konsul- tiert. Hierbei zeigen sich keine Unterschiede zwischen den Teilnehmern der beiden Meisterschaften. Die meisten Sportler suchten zeitnah nach dem Auftre- ten von Symptomen den Arzt auf. Das bestätigt, dass die Sportler sich der Wichtigkeit ihrer Körperfunktion für die Ausübung des Sports bewusst sind und sie ein Interesse daran haben, möglichst bald wieder ohne Probleme ihren Sport ausüben zu können. Auch in der Studie der FITA wurden Fragen nach der Behandlung der Verletzungen gestellt. Dort zeigte sich, dass nur knapp ein Drittel der Sportler einen Arzt aufsuchten, aber circa zwei Drittel einen Physio- therapeuten (FITA Medical Commitee 2002).

Passend zu den Ergebnissen zu Art und Diagnose der Überlastungsschäden fügen sich die Angaben zur Behandlung der Schäden in das Bild. Bei den Über- lastungsschäden handelt es sich vielfach um konservativ therapierbare Verän- derungen. Die meisten Überlastungen waren mit Physiotherapie oder Selbstbe- handlung therapierbar, nur 4 Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Dabei handelt es sich um jeweils 2 Sportler beider Kollektive, die einen

89 Überlastungsschaden der Schulter erlitten hatten. Auch in der Studie der FITA mussten nur 7,0 % der Sportler operativ behandelt werden.

Eine Trainingspause legten alle verletzten EM-Teilnehmer ein, sowie die Mehr- zahl der DM-Teilnehmer, die eine Schulter- oder Armverletzung hatten. Da es sich hierbei um hauptsächlich (chronifizierte) entzündliche Prozesse der Seh- nen handelte, erscheint dies sinnvoll. Bei Finger- und Handverletzungen hielt kein Sportler (ausnahmslos DM-Teilnehmer) eine Pause ein. Die genannten Überlastungen waren jedoch Tendovaginitiden sowohl des Handgelenkes als auch der Fingersehen, sodass auch hier durchaus eine Trainingspause bis zum Abklingen der Entzündung sinnvoll gewesen wäre. Die nicht namentlich ge- nannten Überlastungen erwiesen sich möglicherweise als so trivial, dass sie bis zum nächsten Training schon verflogen waren. Was die hohe Rate an Trai- ningspausen bei den EM-Schützen angeht, trifft hier sicher zu, dass Kader- schützen unter verstärkter Kontrolle von Trainer und medizinischem Personal stehen. Eine gute Kaderbetreuung beinhaltet auch eine entsprechende medizi- nische Versorgung, sowie Anweisungen zum korrekten Verhalten im Verlet- zungs- oder Überlastungsfall. Insbesondere bei überlastungsbedingten Schä- den wird empfohlen, die betroffenen Strukturen zunächst zu schonen. Ein ge- schädigter Anteil im muskuloskelettalen System führt bei weiterer Ausübung des Sportes zu einer verstärkten Belastung der Nachbarstrukturen und damit zu einem Risiko, weitergehende Schäden zu erleiden (Mann & Littke 1989). Eben- so wird durch eine ausreichend lange Pause einer Chronifizierung der Überlas- tung sowie bleibenden Schäden vorgebeugt.

Dennoch traten insgesamt 6 Fälle bleibender Schäden auf. Dabei handelt es sich um einen DM-Teilnehmer und 5 EM-Teilnehmer. Ursächlich für den blei- benden Schaden war in allen Fällen eine Schulterüberlastung. Interessanter- weise führten diese Sportler ihren Sport trotzdem auf hohem Leistungsniveau weiter. Hier wäre es sehr interessant gewesen, zu wissen, welcher Art die blei- benden Schäden sind.

90 5.6 Unfallbedingte Verletzungen

Da die vorliegende Studie bisher als Einzige im Bereich des Bogensports zwi- schen chronischen Überlastungen und unfallbedingten Verletzungen bei den Bogenschützen differenziert, sind die aktuell erhobenen Zahlen zur Häufigkeit von akuten Verletzungen nicht ohne weiteres mit den Daten aus der Literatur zu vergleichen. Ein Vergleich zwischen den Gesamtverletzungsraten wurde bereits oben angebracht (Kapitel 0 Überlastungsschäden).

Es ergibt sich eine Rate von unfallbedingten Verletzungen von 10,4 % über das gesamte Kollektiv (n=6). Betrachtet man die beiden Wettkampfkollektive sepa- rat, zeigt sich für die DM-Teilnehmer eine Verletzungsrate von 17,2 % und für die EM-Teilnehmer von 0 %. Dies führt zu der Annahme, dass neben den be- reits diskutierten Zusammenhängen zwischen Überlastungsschäden und dem Leistungsniveau der Schützen (Kapitel 0 Überlastungsschäden) auch Verlet- zungen eher bei Schützen von (hohem) nationalem Niveau auftreten als bei international hochklassigen Spitzensportlern. Mathematisch bestand zwar dort kein signifikanter Unterschied (p=0,142), allerdings ist die Validität dessen bei der extrem kleinen Stichprobe fraglich. Jedoch zeigte sich ein signifikanter Un- terschied im Auftreten unfallbedingter Verletzungen abhängig von der Trai- ningserfahrung der Schützen, der Anzahl an Trainingseinheiten/Woche, ihrer Kadermitgliedschaft und dem Ausüben eines Ausgleichssportes, was wiederum die Gruppe der DM-Teilnehmer als das vulnerablere Kollektiv erscheinen lässt.

5.6.1 Unfallbedingte Verletzungen des Armes

Zwei Drittel der unfallbedingten Verletzungen waren am Arm lokalisiert, davon 75,0 % auf der Bogenarmseite. Bei diesen Verletzungen handelt es sich aus- nahmslos um Hämatome, welche nur von DM-Teilnehmern beschrieben wur- den. Unter den EM-Teilnehmern beklagte niemand eine solche Verletzung. Drei der vier Hämatome des Armes entstanden im Zusammenhang mit einem Mate- rialbruch und zwar durch den Bruch eines Pfeiles sowie in Folge eines gebro- chenen Nocks. Zu Verletzungen in Folge von Materialschäden siehe Kapitel 5.6.2.

91 Nur ein Hämatom entstand durch einen Anprall der Sehne am gestreckten Bo- genarm. Dabei handelt sich dabei eigentlich um eine typische Verletzung des Bogenschützen, insbesondere des Anfängers. Bei Ertan machen Sehnenberüh- rungen 10,7 % aller Überlastungen und Verletzungen aus und er gibt an, dass sie sich insbesondere unter den jüngeren Schützen finden (Ertan 2006). Auch in der weiteren Literatur wird beschrieben, dass Anprallverletzungen am Bo- genarm, insbesondere bei Anfängern mit unsauberer Technik, durchaus häufig sind (Rayan 1992, Lapostolle 2004, Kaynaroğlu & Kılıç 2012).

Diese Verletzung entsteht durch eine falsche Armhaltung, unsauberes Lösen und fehlende Schutzkleidung sowie eine Kombination der drei. Üblicherweise sollte der Ellenbogen des Bogenarmes bei gestrecktem Arm nach lateral rotiert werden, was durch eine Innenrotation des Unterarmes sowie der Hand und eine darauf folgende Supination der Bogenhand erreicht wird (Lapostolle 2004). Dies bringt eine erhöhte Stabilität des Bogenarmes mit sich und bringt den Epicon- dylus medialis sowie die ulnare Seite des Unterarmes aus der Bahn der Bogen- sehne. Jedoch muss diese Bewegung zunächst erlernt werden, was bei Anfän- gern oft eine große Schwierigkeit darstellt (Lapostolle 2004). Weiter erschwert wird diese Rotation durch ein im Verhältnis zur Muskelkraft zu großes Zugge- wicht, wie es sich oft bei ambitionierten Anfängern findet. Ebenfalls kann eine Sehnenberührung durch falsche Technik beim Lösen hervorgerufen werden: Es sollte beim Lösemechanismus die Sehne so ungestört wie möglich aus der Zughand gleiten, sodass sie nicht lateral von ihrer idealen Bahn abweicht und den Arm streift. Falsche Technik beim Lösen führt zu einem lateralen Abwei- chen der Sehne in Richtung Bogenarm (Ertan 2006). Nicht umsonst zeigt sich in der aktuellen Studie ein Zusammenhang zwischen Trainingserfahrung und dem Auftreten von akuten Verletzungen. Um sich vor eventuellen Sehnenbe- rührungen zu schützen, wird daher zusätzlich von nahezu allen Bogenschützen ein Armschutz getragen.

5.6.2 Sonstige unfallbedingte Verletzungen

Außer den Armverletzungen wurden noch unfallbedingte Verletzungen des Kopfes und der Hand beschrieben. Beide traten jeweils einmal auf (16,7 %). Zur seitlichen Lokalisation der Handverletzung wurde keine Angabe gemacht. Bei

92 der Kopfverletzung handelt es sich um eine Verletzung, die durch einen Bruch des Bogens entstanden ist. Es wurde keine genauere Angabe zur Art und Di- agnose der Verletzung gemacht. Die Handverletzung entstand durch einen ge- brochenen Pfeil, aufgrund dessen der Schütze eine Schnittwunde in der rechten Hand erlitt.

Zusammen mit den drei materialbedingten Verletzungen des Armes (Kapitel 5.6.1: Unfallbedingte Verletzungen des Armes) entstanden also 5 von 6 Verlet- zungen (83,3 %) durch einen Materialfehler. Das zeigt einen interessanten, bis- her noch nicht betrachteten Aspekt des Bogenschießens auf. Lapostolle be- schreibt nur am Rande einen Fall einer Unterarmverletzung durch einen gebro- chenen Pfeil (Lapostolle 2004) und auch bei Kaynaroglu und Kilic wird nur sehr knapp der Fall eines Schützen erwähnt, der sich durch den Abschuss eines ge- brochenen Pfeiles seinen Unterarm verletzte (Kaynaroğlu & Kılıç 2012). Weitere Literatur zu diesem Thema findet man nicht.

Es zeigt sich aber, dass der sportliche Erfolg und auch die Gesundheit des Schützens nicht nur von der Performance des Sportlers, sondern auch vom Ma- terial abhängig sind. Dementsprechend relevant ist die reibungslose und intakte Funktion des Materials. Eine gründliche Wartung und Pflege des Bogens und der Pfeile sollten also zum täglichen Training dazugehören. Es sollte auf Risse und Laminatablösungen der Wurfarme, auf Schäden des Mittelstücks, sowie auf Risse von Sehnenfasern geachtet werden. Durch Materialschäden kann es zu einem Bruch der Wurfarme im Vollauszug oder im Abschuss oder einem Riss der Sehne im Abschuss kommen. Dadurch werden der Schütze selbst, aber auch umliegende andere Personen gefährdet. Insbesondere Karbonpfeile müs- sen nach Schüssen in harten Untergrund oder in andere Pfeile auf Defekte hin untersucht werden. Denn dadurch kann es zu feinsten Rissen kommen, die während des Abschusses zu Pfeilbruch und damit zu einer Verletzungsgefahr führen. Auch die Klemmfähigkeit der Kunststoffnocken sollte kontrolliert werden, damit die Pfeile nicht im Abschuss zu früh von der Sehne gelöst werden und lateral aus der Schussbahn abweichen, wo sie möglicherweise andere Schüt- zen oder den Bogenarm des Schützen treffen können. Bei einem Nockbruch kommt es durch das verfrühte Ablösen des Pfeiles ebenfalls zu einem lateralen Abweichen der Sehne mit Gefahr eines Anprallens an den Bogenarm.

93 Ebenfalls ist es relevant, das Sportgerät und sein Zubehör so materialschonend wie möglich aufzubewahren. Vor allem sollte der Bogen nach jeder Benutzung auseinander gebaut und vor Stößen geschützt aufbewahrt werden. Das Materi- al sollte bei gemäßigten Temperaturen und geschützt vor raschen Temperatur- wechseln gelagert werden. Eine angemessene Akklimatisationszeit des Bogens vor Schießbeginn, beispielsweise nach dem Transport in einem kalten Koffer- raum eines PKW, sollte als ebenso wichtig betrachtet werden wie die Aufwärm- übungen des Schützens vor Wettkampf- oder Trainingsbeginn.

5.6.3 Behandlung und Folgen unfallbedingter Verletzungen

Keiner der Sportler, die eine unfallbedingte Verletzung erlitten hatten, konsul- tierte einen Arzt, Physiotherapeuten oder Heilpraktiker. Die Hämatome wurden vielmehr in Eigentherapie durch Kühlung und Salben behandelt. Es ergaben sich keine Arbeits- oder Trainingsausfälle sowie bleibende Schäden. Dabei wird deutlich, dass es sich nur um leichte Verletzungen gehandelt hat, welche zwar schmerzhaft, aber nicht folgenschwer waren. Noch unkompliziertere Verletzun- gen wurden durch die Konzeption des Fragebogens mit einer initialen Definition von Verletzungen und Überlastungsschäden nicht eingeschlossen (Kapitel 3.2 Inhaltliche Beschreibung des Fragebogens). Auch bei den von Ertan beschrie- benen Blasen an den Fingern handelt es sich um eine unkomplizierte Verlet- zung. Akute Verletzungen im wettkampforientierten Bogensport sind also grundsätzlich eher harmlos. Gleichwohl finden sich im Manual of Emergency Sports Medicine des IOC unter dem Kapitel Bogenschießen ausschließlich Hinweise zur Behandlung von Penetrationsverletzungen und Sonneneinwirkung (McDonagh & Zidemann 2015).

94 5.7 Zusammenfassung und Ausblick

Folgende Punkte werden als Ergebnisse dieser Studie zusammengefasst:

- Hochleistungsschützen sind weniger verletzungsgefährdet als Amateure - Technik, Training, Kraft, Zuggewicht und Material sind Faktoren, die das Auftreten von Verletzungen und Überlastungsschäden beeinflussen - Bogensportler verhalten sich nach Auftreten einer Verletzung gesund- heitsbewusst - Überlastungen und Verletzungen im Bogensport sind zumeist nicht fol- genschwer - Im Vergleich zu anderen Sportarten ist das Verletzungsrisiko im Bogen- sport außerordentlich gering

5.7.1 Verhaltensvorschläge für den Bogenschützen

Möchte sich der Bogenschütze vor Überlastungen und Verletzungen schützen, sollte er folgende Punkte beachten:

Saubere Technik

Das Hauptaugenmerk sollte auf die Technik des Schützen gelegt werden. Nur eine saubere Technik führt zu einer ökonomischen Nutzung der Muskelreser- ven und schützt vor Überlastungen und Verletzungen.

Am Beispiel der Schulter ist dies besonders deutlich. Hier sollte das Schulter- blatt fest am Brustkorb anliegen und die Schulter auf der Bogenarmseite so tief wie möglich liegen, d.h. der Humeruskopf sollte stabil im Schultergelenk fixiert sein. Ist dies nicht der Fall, so rutscht der Humeruskopf während des Auszuges nach kranial und senkt somit die Stabilität des gesamten Schultergürtels. Auf der Zugarmseite sollte ebenfalls das Schulterblatt gut fixiert sein und die sca- pulothorakale Gleitbewegung große Teile der Zugbewegung übernehmen. Ein Impingement auf der Zugarmseite kann aufgrund der erforderlichen Schulterpo- sition im Endauszug nicht vollständig verhindert werden. Durch eine Reduktion unnötiger Ellenbogenbewegungen kann die Reibung der Supraspinatussehne unter dem Akromion jedoch vermindert werden.

95 Des Weiteren sollte ein Augenmerk auf den Ellenbogen des Bogenarmes ge- richtet werden. Er sollte durch eine mediale Rotation des Unterarmes sowie eine Supination der Hand aus der Rückschnellbahn der Sehne gebracht wer- den, um Anpralltraumata zu verhindern. Durch eine entspannte und gerade Handhaltung können außerdem Schäden im Bereich der Zughand vermindert werden. Ein gerader Stand ist für die Prävention von Rückenbeschwerden wich- tig.

Ausreichende Kraft

Neben einer guten Technik, aber vor allem, um diese ausüben zu können, ist eine ausreichende Kraft vonnöten. Dazu sollten die Schützen spezifisches Krafttraining sowie allgemeine Kräftigungs- und Ausdauerübungen durchführen. Ein bogensportspezifisches Krafttraining kann das Verhältnis von Kraft zu Zug- gewicht verbessern. Insbesondere die Muskulatur des Schultergürtels, des Ar- mes und des Rückens beider Seiten sollte trainiert werden. Besonders wichtig sind hierbei die Muskeln der Rotatorenmanschette, die eine stabile Positionie- rung des Humerus im Glenoid bewirken. Ein stabiler Stand und insbesondere eine kräftige Rückenmuskulatur beugen Fehlstellungen und asymmetrischen Überlastungen im Bereich des Rückens vor. Damit können Verspannungen und degenerative Prozesse der Wirbelsäule vermieden werden.

Angepasstes Zuggewicht und Trainingspensum

Das Zuggewicht des Bogens muss an den Kraftzustand des Schützen ange- passt sein. Das bedeutet, dass der Schütze genau so viel Zuggewicht schießen sollte, wie er locker über längere Trainingszeiten ziehen kann und wie es seine Technik erlaubt. Insbesondere Anfänger sollten zunächst mit geringen Zugge- wichten eine adäquate Technik erlernen, bevor das Zuggewicht langsam ge- steigert wird. Auch der Trainingsumfang sollte progressiv gesteigert werden und den Wettkampfanforderungen des Schützens angepasst werden. So kann eine akute Überbeanspruchung des muskuloskelettalen Systems vermieden werden.

Intaktes Material

Vor und nach jedem Training und Wettkampf sollte der Schütze sich der Intakt- heit seines Materials vergewissern. Dazu zählen die Inspektion von Mittelstück,

96 Wurfarmen, Sehne und Pfeilen genauso wie eine Kontrolle der kleinen Bauteile wie z. B. Klicker und Pfeilauflage. Ebenso sollte der Sportler entsprechende Schutzkleidung wie Armschutz, Brustschutz und Finger-Tab verwenden.

Werden diese Punkte berücksichtigt, kann der Sport überlastungs- und verlet- zungsarm ausgeübt werden. Insgesamt ist das Bogenschießen ein wenig ver- letzungsträchtiger Sport, welcher auch von älteren Sportlern gut und erfolgreich betrieben werden kann.

Tritt dennoch ein Überlastungsschaden oder eine akute Verletzung auf, sollte sich der Sportler so gesundheitsbewusst wie möglich verhalten. Das bedeutet, dass ein Sportmediziner aufzusuchen ist und entsprechend seiner Anweisun- gen eine Behandlung der Überlastung oder Verletzung durchgeführt werden sollte. Bei kleineren oder oberflächlichen Verletzungen ist auch eine Selbstbe- handlung möglich. Bei offenen Verletzungen setzt dies das Vorhandensein ei- nes Tetanus-Impfschutzes voraus. Um kleinere Verletzungen primär versorgen zu können, sollte in den Trainings- und Wettkampfstätten ein Verbandskasten mit Eisspray oder Kühlpacks vorhanden sein. Bei fehlender Besserung oder gar Verschlechterung der Symptomatik sollten auch leichtere Verletzungen nach einigen Tagen mit einem Arzt besprochen und die Behandlung möglicherweise optimiert werden. Die ideale Verknüpfung von Physiotherapie und Training ist ein Schlüsselfaktor zur erfolgreichen Heilung und Fortführung des Sports. Bei schleichenden Überlastungsschäden sollte eine Trainingspause eingehalten werden, um das Risiko einer Chronifizierung oder Verschlechterung der Symp- tomatik zu verringern. Dabei ist es jedoch sinnvoll, die Trainingspause mög- lichst aktiv zu gestalten, um Einbußen in Kondition und Technik zu verhindern. Das bedeutet, dass ein allgemeines Ausdauer- und Krafttraining weitergeführt werden darf, allerdings in verringerter Intensität. Außerdem sollte der Trainings- plan kritisch im Hinblick auf mögliches (eventuell befristetes) Übertraining über- prüft werden.

97 5.7.2 Limits und Ausblick

Nach Auswertung der Studie ergeben sich einige Punkte, an denen Verbesse- rungsbedarf besteht, bzw. die Ausgangspunkt für weitere Erhebungen sein können.

Zunächst erwies sich die Durchführung einer reinen Fragebogenstudie als nicht ideal, da so die Gefahr besteht, dass die absolute Zahl an Überlastungen und Verletzungen falsch eingeschätzt wird. Einige Sportler, die keine Verletzungen hatten, fühlten sich möglicherweise nicht angesprochen, den Fragebogen aus- zufüllen. Andere Sportler erinnerten sich möglicherweise nicht mehr an die ge- naue Anzahl ihrer Verletzungen und Überlastungsschäden. Außerdem bestand keine direkte Möglichkeit, sich mit den Probanden unmittelbar über die gegebe- nen Antworten auszutauschen und so die Angaben der Teilnehmer zu präzisie- ren. Möglicherweise war der Frageboden auch zu lang für die Situation, in der er ausgefüllt wurde. Im Rahmen eines Wettkampfgeschehens, auch vor und nach dem Wettkampf, war die Konzentration der Schützen möglicherweise nicht ausreichend, einen insgesamt 18 – (DM) bzw. 28 (EM) – seitigen Fragebogen auszufüllen. Hier wäre eventuell der Einsatz eines standardisierten Interviews in gewissem zeitlichem Abstand von der Meisterschaft sinnvoller gewesen. Auch eine anschließende orthopädische Untersuchung der Probanden wäre ange- bracht gewesen, damit die genannten „Diagnosen“ verifiziert und Symptome genau beschrieben worden wären. Vor allem der Bereich der Handverletzungen hätte so detaillierter und aussagekräftiger herausgearbeitet werden können. Hier besteht in jedem Fall der Bedarf an weiteren Untersuchungen, um aussa- gekräftige Ergebnisse über die Prävalenz von Handverletzungen im Bereich des Bogensportes zu erhalten.

Was ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden darf, ist das unterschiedliche Alter der beiden Probandengruppen. Auch wenn Trainingserfahrung und an- thropometrische Daten übereinstimmen, so sind die Teilnehmer der DM doch signifikant älter als die EM-Teilnehmer. Viele Überlastungsschäden, insbeson- dere Schulter-Engesyndrome, treten jedoch altersassoziiert auf. Auch wenn in dieser Studie keine Korrelation zwischen dem Alter der Probanden und dem Auftreten von Überlastungen und Verletzungen festgestellt werden konnte, wä-

98 re es sinnvoll, Bogensportler mit einem gematchten Kollektiv von Nicht- Bogensportlern mit dem gleichen Altersprofil zu untersuchen um zu erfassen, ob ein Unterschied im Auftreten von Überlastungsschäden insbesondere der Schulter, des Armes und des Rückens besteht.

Ein weiterer in der Arbeit nicht betrachteter Aspekt wird von Shinoara et al. be- leuchtet. Sie untersuchten zwei Kollektive von Bogensportlern, eine Gruppe von Sportlern, die niemals einen Überlastungsschaden der Schulter erlitten hatten und eine Gruppe von Sportlern, die ein Impingement in der Anamnese hatten. Sie konnten zeigen, dass sich der Bewegungsablauf der beiden Gruppen deut- lich unterschied. Dabei zeigte sich eine unterschiedliche Aktivität der wichtigen Muskelgruppen sowie unterschiedliche Winkel der Zugellenbogen oder der Skapula (Shinohara et al. 2014). Legt man die Annahme zugrunde, dass eine ideale Technik relevant für gute Leistungen ist (Ertan et al. 2005, Soylu et al. 2006), so stellt sich die Frage, ob unter den erfolgreichen Sportlern insbesonde- re solche zu finden sind, die keine Überlastungsschäden erlitten haben und nur deswegen eine gute Technik verfolgen können. Diese Hypothese sollte weiter verfolgt werden.

Darüber hinaus besteht die Hypothese eines weiteren, in dieser Studie auf- grund äußerer Umstände nicht beachteten Faktors mit Relevanz für die Entste- hung von Schulterüberlastungen beim Bogenschießen: Die Position der Schul- ter im Verhältnis zur Gesamtkörperachse. Die Schulter-Arm-Achse kann nur dann stabil und vor allem reproduzierbar stabilisiert werden, wenn auch der Rumpf eine stabile und vor allem reproduzierbare Position einnimmt. Viele Schützen schießen in leicht vorgebeugter Oberkörperhaltung. Dies entsteht durch mangelnde Rumpfstabilisation verstärkt bei Übermüdung und ist dement- sprechend nicht konstant. Die Kraft kann dann nicht mehr linear auf das Schul- tergelenk und damit auf den Schultergürtel übertragen werden, denn der Ober- arm wird in einer leicht über der Waagerechten liegenden Achse stabilisiert. Aus diesem Grunde wird der Subacromialraum noch mehr verengt als in Ideal- position. Es wäre zu prüfen, ob Schützen, die eine solche Haltung beim Schie- ßen praktizieren, ein erhöhtes Risiko haben, Überlastungsschäden zu entwi- ckeln. Rein theoretisch lässt sich dies vermuten. Hier ist ebenfalls ein weiterer Ansatz für eine Folgestudie zu finden.

99 6 Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde das Auftreten von Überlastungsschäden und unfallbedingte Verletzungen bei Bogensportlern im Leistungsbereich unter- sucht. Die Sportler wurden bei der Deutschen Meisterschaft in der Halle 2012 und der Europameisterschaft im Freien 2012 rekrutiert. Es wurden 62 Sportler in die Studie eingeschlossen, davon 40 Teilnehmer der DM und 22 Teilnehmer der EM. Im gesamten Kollektiv traten 52 Überlastungsschäden und 6 unfallbe- dingte Verletzungen auf. Die Überlastungsschäden waren zum Großteil in der Schulter lokalisiert (52,9 %) und zwar am Zugarm (64,7 %). Am zweithäufigsten war der Arm betroffen (23,5 %), hier vor allem der Bogenarm (66,7 %). Es han- delte sich bei den Überlastungsschäden zum größten Teil um Sehnen-, Bänder- und Gelenkschäden (insgesamt 67,9 %). Die Überlastungsschäden waren ins- gesamt nicht schwer (UIAA 1 oder 2) und bedurften somit keiner oder nur einer ambulanten ärztlichen Behandlung. Die Sportler verhielten sich gesundheitsbe- wusst und konsultierten zum Großteil einen Arzt oder Physiotherapeuten. Ursa- che für die spezifische Lokalisation der Überlastungsschäden ist das typische Bewegungsprofil des Bogenschützen, welches zu Schäden an Sehnen, Bursae und Muskeln des Schultergelenkes und Ellenbogens prädestiniert. Unfallbe- dingte Verletzungen traten vorwiegend am Arm auf (66,7 %). Außerdem waren die Hand und der Kopf (je 16,7 %) betroffen. Die Ursache für fast alle unfallbe- dingten Verletzungen waren Materialschäden (83,3 %). Auch die unfallbeding- ten Verletzungen waren leichtgradig (UIAA 1). Sie bedurften nur einer Selbst- behandlung. Statistisch gesehen traten im Kollektiv der EM-Teilnehmer signifi- kant weniger Überlastungsschäden auf. Die Mitgliedschaft in einem Kader ist mit weniger Überlastungsschäden und Verletzungen verknüpft. Zur Prävention von Überlastungsschäden und unfallbedingten Verletzungen im Bogensport sollte die Schusstechnik perfektioniert werden sowie eine ausreichende Kraft vorhanden sein. Ebenso sollte das Material gepflegt und vor jedem Wettkampf geprüft werden, um unfallbedingte Verletzungen zu vermeiden. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist das Sportbogenschießen jedoch ein ausgesprochen ver- letzungsarmer Sport (0,00536 Verletzungen und Überlastungen/1000 Sport- stunden).

100 7 Summary

The aim of the present study was to evaluate the occurence of acute and chron- ic injuries in high level archers. The questionnaire study was executed during the German National Indoor Championship 2012 in Solingen, Germany, and during the European Outdoor Championship 2012 in Amsterdam, The Nether- lands. In total, 62 athletes were included in the study, of which 40 archery par- ticipated in the German Chamgionship and 22 in the European Championship. In total, 52 overuse and 6 acute injuries could be reported.

Overuse injuries were mainly located in the shoulder (52,9 %), especially in the drawing arm shoulder (64,7 %). Second most overuse injuries could be found in the arm (23,5 %), especially in the bow arm (66,7 %). Overuse injuries mainly represent damage in tendons, ligaments and articulations (67,9 %). These inju- ries were in general not severe (UIAA 1 or 2). So there was no or only simple medical treatment needed. The injured athletes acted health-conscious and consulted a medical doctor or physiotherapist. The reasons for the specific lo- calisation of overuse injuries is the typical movement in archers. It predestines for damages in tendons, bursae and muscles in shoulder and elbow.

Acute injuries were rare. They occured mainly in the arm (66,7 %). Also, hand and head region were affected (both 16,7 %). The reasons for most acute inju- ries were damages of the equipment (83,3 %). As well as the overuse injuries, the acute injuries were not severe (UIAA 1). All archers suffering from acute injuries executed a self-treatment.

Overall in the group of participants in the European Championship, significantly less overuse injuries occurred. Members of a national team or comparable squads suffered from less overuse and acute injuries.

To prevent overuse and acute injuries, archers should focus on perfect shooting technique as well as adequate strength. Equipment should be treated well and be checked before and after each training and competition. Compared to other sports, archery is quite injury free (0,00536 overuse and acute injuries /1000 hours).

101 8 Literatur

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111 9 Anhang

9.1 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Recurve-Bogen ...... 8

Abbildung 2: Klicker, Pfeilauflage und Plunger Button ...... 10

Abbildung 3: Anheben des Bogens ...... 15

Abbildung 4: Vorhalteposition ...... 16

Abbildung 5: Vollauszug ...... 17

Abbildung 6: Ankerposition und Zielen ...... 17

Abbildung 7: Nachhalteposition...... 18

Abbildung 8: Trainingsgestaltung in den beiden Kollektiven ...... 40

Abbildung 9: Wettkampfklassen bei den verschiedenen Wettbewerben ...... 42

Abbildung 10: Anzahl der Überlastungsschäden in beiden Kollektiven ...... 47

Abbildung 11: Lokalisation der Überlastungsschäden in beiden Kollektiven ..... 48

Abbildung 12: Seitliche Lokalisation der Überlastungsschäden an der oberen Extremität ...... 49

112 9.2 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: UIAA-Klassifikation der Verletzungen (Schöffl et al. 2010) ...... 34

Tabelle 2: Geschlechterverteilung innerhalb der Studie ...... 36

Tabelle 3: Nationalität der Studienteilnehmer ...... 37

Tabelle 4: Anthropometrische Daten ...... 37

Tabelle 5: Rechts- und Linkshändigkeit ...... 38

Tabelle 6: Trainingsparameter ...... 39

Tabelle 7: Ausgleichssport Sportarten ...... 41

Tabelle 8: Hochrangigster Wettkampf ...... 43

Tabelle 9: Kadermitgliedschaft ...... 43

Tabelle 10: Auftreten von Überlastungsschäden in beiden Wettkampfkollektiven ...... 46

Tabelle 11: Art und Diagnosen der Überlastungsschäden ...... 50

Tabelle 12: Klassifikation der Überlastungsschäden ...... 51

Tabelle 13: Überlastungsschäden der Schulter: Behandlung und Folgen ...... 52

Tabelle 14: Überlastungsschäden des Armes: Behandlung und Folgen ...... 53

Tabelle 15: Überlastungsschäden der Hand: Behandlung und Folgen ...... 54

Tabelle 16: Klassifikation der Überlastungsschäden nach UIAA ...... 55

Tabelle 17: Auftreten und Anzahl unfallbedingter Verletzungen in beiden Wettkampf-kollektiven ...... 56

Tabelle 18: Lokalisation unfallbedingter Verletzungen ...... 57

Tabelle 19: Seitliche Lokalisation unfallbedingter Armverletzungen ...... 57

113 Tabelle 21: Verletzungen des Armes: Behandlung und Folgen ...... 58

Tabelle 22: Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Überlastungen/Verletzungen und Variablen...... 60

Tabelle 23: Verletzungshäufigkeiten ausgewählter Sportarten ...... 77

114 9.3 Zulassungsringzahlen Deutsche Meisterschaft Halle 2012

115 9.4 Fragebogen Deutsche Meisterschaft

116

117

118

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133 9.5 Probandeninformation Deutsche Meisterschaft

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137 9.6 Fragebogen Europameisterschaft

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165

166 9.7 Probandeninformation Englisch Europameisterschaft

167

168

169 9.8 Probandeninformation Französisch Europameisterschaft

170

171

172

173 10 Danksagung

Ich möchte mich herzlich bei allen Personen bedanken, die beim Zustande- kommen dieser Arbeit mitgewirkt haben. Im Einzelnen sind dies:

Mein Doktorvater, Herr Prof. Dr. med. Thomas Küpper, der meinen Wunsch, das Thema „Verletzungen bei Bogensportlern“ zu untersuchen, aufgenommen hat und mich bei diesem Projekt unterstützt und gefördert hat. Er war immer erreichbar und hat mir in vielen Diskussionen neue Denkanstöße gegeben.

Herrn Prof. Dr. med. Volker Schöffl, dessen Fragebogen für Eiskletterer die Vor- lage für den dieser Arbeit zugrunde liegenden Fragebogen war. Danke, dass ich die grundlegende Gliederung modifizieren und an die Bogensportler anpas- sen durfte.

Frau Sarah Guest, die mir mit dem Korrekturlesen des englischsprachigen Pa- pers eine unglaubliche Hilfe war. Außerdem Frau Mary Death und Frau Régine Becker, die als Muttersprachlerinnen die Übersetzungen des Fragebogens in Englisch und Französisch korrigiert haben.

Frau Dipl. Math. Miriam Tamm, die mir bei allen mathematischen Fragen wei- tergeholfen hat und die ich jederzeit zu statistischen Problemen ansprechen konnte.

Alle Bogensportler, die an dieser Studie teilgenommen und sie auf ver- schiedenste Weise unterstützt haben. Insbesondere Herrn Werner Eismar, der als Landesbogenreferent des RSB die Durchführung der Befragung während der DM 2012 in Solingen befürwortet und gegen alle Widerstände unterstützt hat. Ebenso Herrn Stefano Osele, der während der EM in Amsterdam der An- sprechpartner für die Schützen vor Ort war und der maßgeblich für den Rück- lauf der Fragebögen in Amsterdam verantwortlich ist.

Herrn Prof. Dr. Hayri Ertan, der mich auf die Idee gebracht hat, eine Studie über Sportverletzungen im Bogensport durchzuführen. Dank seines enormen Fach- wissens im Bereich des Bogensports konnte er mich in vielerlei Hinsicht bera- ten.

174 Meine Eltern und Geschwister, die mich sowohl fachlich als auch menschlich immer und in jeder Situation während des gesamten Studiums der Medizin un- terstützt haben. Danke für das Korrekturlesen und alle Anmerkungen zu dieser Arbeit. Besonders Christina vielen Dank für ihre Bereitschaft, für die Technik- aufnahmen Modell zu stehen.

Meine Großeltern, die immer hinter mir standen und mir Mut gemacht haben. Euer Glaube an mich und euer Stolz waren ein großer Antrieb, diese Arbeit er- folgreich zu vollenden.

Herrn Jonas Lölsberg, für die nicht-fachlichen Anregungen und die Hilfe bei technischen und sprachlichen Problemen und Fragestellungen. Außerdem dan- ke für die Motivation sowie die gemeinsamen Unternehmungen und die Ablen- kung, wenn etwas nicht so gut lief.

175 Erklärung § 5 Abs. 1 zur Datenaufbewahrung

Hiermit erkläre ich, dass die dieser Dissertation zu Grunde liegenden Original- daten bei mir, Claudia Katharina Niestroj, Barbarossaplatz 1, 52064 Aachen

hinterlegt sind.

176 Eidesstattliche Erklärung gemäß § 5 Abs. (1) und § 11 Abs. (3) 12. der Promotionsordnung

Hiermit erkläre ich, Claudia Katharina Niestroj, an Eides statt, dass ich folgende in der von mir selbstständig erstellten Dissertation „Verletzungen und Überlastungsschäden bei Bogenschützen auf Leistungsniveau“ dargestellten Ergebnisse erhoben habe:

Entwurf von Fragestellung und Studiendesign, Erstellung und Übersetzung des ange- passten Fragebogens für Bogenschützen, Akquirierung von Probanden und Erfassung der Daten, Datenauswertung und – Interpretation, Aufnahme und Bearbeitung der Fo- tos, Erstellen der Grafiken, Verfassen des Textes

Bei der Durchführung der Arbeit hatte ich folgende Hilfestellungen, die in der Danksa- gung angegeben sind:

Claudia Katharina Prof. Dr. Thomas Jonas Löls- Mary Death Summe Niestroj Küpper berg Régine (%) Becker

Erstellung des angepassten 80 20 100 Fragebogens

Übersetzung der Fragebögen 80 Jew. 10 100

Akquirierung von Probanden 100 100

Erfassung der Daten 100 100

Datenauswertung und - interpre- 90 10 100 tation

Aufnahme und Bearbeitung der 90 10 100 Fotos

Erstellen der Graphen 70 30 100

Verfassen des Textes 100 100

______

Unterschrift der Doktorandin

Als Betreuer der obigen Dissertation bestätige ich die Angaben von Claudia Katharina Niestroj

______

Unterschrift des Doktorvaters

177 Lebenslauf

Persönliche Daten Name Claudia Katharina Niestroj Anschrift Barbarossaplatz 1 52064 Aachen Geburtsdatum 01.08.1988 Geburtsort Bonn Staatsangehörigkeit Deutsch Familienstand verheiratet

Ärztliche Tätigkeit Seit 01.02.2017 Assistenzärztin der Allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis Dr. med. E. Hommerding Dr. med. H. Hommerding 01.02.2014 – 31.01.2017 Assistenzärztin der Klinik für Innere Medizin St. Elisabeth-Krankenhaus Geilenkirchen -Gastroenterologie und Kardiologie- Chefärzte: Dr. med. M. Nebeling Dr. med. U. Sudhues

Praktisches Jahr 25.03.2013 – 14.07.2013 Viszeralchirurgie CHU Fort-de-France, Martinique, Frankreich 04.12.2012 – 24.03.2013 Innere Medizin St. Elisabeth-Krankenhaus Geilenkirchen 13.08.2012 – 03.12.2012 Anästhesie St. Elisabeth-Krankenhaus Geilenkirchen

Studium 10.2007 – 12.2013 Studium der Medizin Medizinische Fakultät der RWTH Aachen Abschluss: Staatsexamen, Note: 2,0

178 09.2011 – 02.2012 Auslandssemester Faculté de Médicine Lyon Sud, Université Claude Bernard Lyon, Frankreich 09.2010 Ärztliche Basisprüfung, Note: 2,0

Schulausbildung 08.1998 – 06.2007 Gymnasium der Gemeinde Kreuzau, Abschluss: Allgemeine Hochschulreife, Note: 1,0 02.1995 – 07.1998 Katholische Grundschule Kreuzau 08.1994 – 02.1995 Gemeinschaftsgrundschule Richterich

Aachen, den 17 January Claudia Katharina Niestroj 2018

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