Theoretiker und lehrer Schüler aus aller Welt

Kaum ein renommierter Komponist hat an einer deutschen Musikhochschule so lange unterrichtet wie . Erst als Hilfslehrer, dann als ordentlicher Lehrer und seit 1911 als Professor wirkte er von 1904 bis 1934 an der Hochschule für Musik in Berlin. Er gab dort nicht nur Theorie- und Kompositionsunterricht, son- dern betreute zeitweise auch eine Klasse für Kammermusik. Zu seinen bekanntes- ten Schülern aus Amerika, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grie- chenland, Italien, Österreich, Rumänien und Russland zählen die Komponisten Hans Chemin-Petit, Frederick Jacobi, Philipp Jarnach, Heinrich Kaminski, , Pantscho Wladigeroff und Stefan Wolpe.

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Nebst weiteren Komponisten bildete Juon auch den Schlager­ 1 Juons erste musiktheoretische 6 Nikos Skalkottas (1904 Chalkis auf Publikation. Erstausgabe, Euböa – 1949 Athen) liess sich nach komponisten Werner Heimann, den Pianisten Heinrich Neuhaus, Berlin 1901. DWL 1925 in Berlin erst von Philipp Jarnach, Paul Juon und ausbilden,

mehrere Interpretinnen und zahlreiche weitere Interpreten aus. 2 Paul Juon war in den 1920er Jahren in bevor er bis 1931 bei Arnold Schönberg Berlin als Kompositionslehrer gleicher­ an der Preussischen Akademie der Wie sein moderner Antipode Arnold Schönberg mit der Harmonie­ massen angesehen wie als Komponist Künste studierte. 1933 nach Griechen­ und Musiktheoretiker. land zurückgekehrt, stiess er dort mit lehre (1911) oder Ernst Toch mit der Melodielehre (1923) schuf seinem vorwiegend zwölftönigen Schaf­ Paul Juon als vielseitig interessierter Musiktheoretiker und er­ 3 Hans Chemin-Petit (1902 Potsdam – 1981 fen fast durchwegs auf Ablehnung. Berlin) studierte von 1920 bis 1926 fahrener Musikpädagoge mehrere theoretische Standardwerke. Violoncello bei Hugo Becker und Kom­ 7 Pantscho Wladigeroff (1899 Zürich – position bei Paul Juon an der Berliner 1978 Sofia) wuchs in Schumen Sowohl die zweiteilige Praktische Harmonielehre (1901) und die Musikhochschule. Seine Laufbahn als (Bulgarien) auf, galt als pianistisches Dirigent begann er 1934 mit der Urauf­ Wunderkind, ging zwölfjährig mit einem Aufgaben zum einfachen Kontrapunkt als auch die Anleitung zum führung seiner 1. Sinfonie in Dresden. Staatsstipendium nach Berlin, wo er Modulieren und das Handbuch für Harmonie fanden rasch Eingang Chemin-Petit wurde ein enger Freund bei Paul Juon und Friedrich Gernsheim Juons und schuf sich später als Leiter (Komposition) sowie bei Leonid Kreutzer in die an Musikhochschulen und Konservatorien angewandten des Berliner Philharmonischen Chores (Klavier) studierte. 1932 in seine Heimat sowie als vielseitiger Komponist einen zurückgekehrt, wirkte er als Professor Lehrmittel. Namen. an der Musikakademie in Sofia. Er wurde mit den höchsten Staatspreisen geehrt Franz Schreker (1878 Monaco – 1934 Berlin) wurde mit Opern wie 4 Philipp Jarnach (1892 Noisy, Frank­ und als bulgarischer Nationalkomponist reich – 1982 Börnsen) war der Sohn verehrt. Der ferne Klang, Die Gezeichneten und Der Schatzgräber bekannt. eines katalanischen Bildhauers und einer Flämin, studierte bei Edouard 8 Stefan Wolpe (1902 Berlin – 1972 New Er amtierte von 1920 bis 1932 als Direktor der Berliner Hoch­ Risler in , bei Paul Juon in Berlin York) besuchte 1920/21 den Komposi­ schule für Musik und bildete in jener Zeit zahlreiche Komponisten und arbeitete von 1915 bis 1920 in tionsunterricht von Paul Juon, pflegte Zürich mit zusammen. Kontakte zu Busoni, zum Bauhaus in aus, u. a. Max Brand, Jerzy Fitelberg, Berthold Goldschmidt, Sein bekanntester Kompositionsschüler Weimar und wurde 1923 Mitglied der war Kurt Weill, der Autor der «Dreigro­ Berliner Novembergruppe. 1933 studierte Alois Hába, Ernst Krenek, Karol Rathaus, Grete von Zieritz. schenoper». er bei Anton Webern in Wien, von 1934 bis 1938 lebte er in Jerusalem, von 5 Heinrich Kaminski (1886 Tiengen bei 1939 an in den USA. Von 1960 bis 1962 Waldshut – 1946 Ried) studierte ab 1909 war er Dozent bei den Internationalen bei Paul Juon und leitete als Nach­ Ferienkursen Darmstadt. folger Pfitzners von 1930 bis 1933 eine Meisterklasse für Komposition an der 9 einer der einflussreichsten Komposi­ Preussischen Akademie der Künste. Mit tionslehrer an der Berliner Musikhoch­ dem Maler Franz Marc befreundet, lebte schule: Franz Schreker, Autor abend­ er zeitweise in dessen Haus in Ried füllender Opern auf eigene Texte. (Oberbayern). Sein vorwiegend vokales Schaffen wurde vom Winterthurer Mäzen Werner Reinhart nachhaltig gefördert.

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