Software-Ergonomie

Navigation in der -Oberfläche Untersuchung der grundlegenden, systemweiten Navigationselemente hinsichtlich Selbstbeschreibungsfähigkeit und Erwartungskonformität (nach ISO 9241 Part (1)10) am Beispiel der Wiedergabe multimedialer Inhalte und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Vorerfahrungen der Nutzer

Autoren Matrikelnummern EMail Philipp Clos 211201862 [email protected] Robin Dinse 211201805 [email protected] Arend Buchacher 211100073 [email protected] Raphael Menges 211100712 [email protected]

Universität Koblenz-Landau Campus Koblenz Universitätsstraße 1 56070 Koblenz

Fachbereich 4 Informatik Fachrichtung Computervisualistik Einführung in die Software-Ergonomie Dozent: Oppermann Sommersemester 2012 Abgabedatum: 28.09.2012 Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Inhalt

1. Zusammenfassung ...... 3 2. Einleitung ...... 3

2.1 Windows 8 ...... 3 BuchacherArend 2.2 Metro ...... 4 2.3 Motivation ...... 5 3. Forschungsstand...... 6 3.1 Metro-Design-Language ...... 6

3.2 Für Fragestellung relevante Bedienkonzepte und Betriebssysteme ...... 7 3.3 Adaptierte Bedienkonzepte ...... 8 4. Fragestellung ...... 13

5. Untersuchungsdesign ...... 14 Menges Raphael 5.1 Grundüberlegung ...... 14 5.2 Hauptuntersuchung ...... 16 5.2.1 Eingangsfragebogen ...... 16

5.2.2 Experiment ...... 20 5.2.3 Ausgangsfragebogen ...... 21 5.3 Nachuntersuchung ...... 23 5.3.1 Thema der Nachuntersuchung und Umsetzung...... 23 5.3.2 Erster Teil der Nachuntersuchung ...... 24 5.3.3 Zweiter Teil der Nachuntersuchung ...... 27 6. Darstellung der Durchführung ...... 28 6.1 Hauptuntersuchung ...... 28

Philipp Clos Philipp 6.1.1 Aufbau ...... 28 6.1.2 Ort und Zeit ...... 29 6.1.3 Durchführung des Experimentes ...... 29

6.1.4 Protokoll-Beispiele ...... 38 6.1.5 Bemerkungen ...... 39 6.2 Nachuntersuchung ...... 39 6.2.1 Aufbau ...... 39 6.2.2 Ort und Zeit ...... 39 6.2.3 Bemerkungen ...... 39

Sommersemester 2012 Seite 1

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

7. Ergebnisse der Hauptuntersuchung ...... 40

7.1 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse ...... 40

Dinse 8. Ergebnisse der Nachuntersuchung ...... 48

8.1 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse ...... 48 Robin 9. Schlussfolgerungen und Ausblick ...... 50 10. Literaturverzeichnis ...... 51 11. Anhang ...... 52 11.1 Einleitung vom Experiment ...... 52 11.2 Aufgabenkatalog vom Experiment ...... 52 11.3 Fragebögen ...... 53 11.4 Übersichtstabelle der Bedienkonzepte in den verschiedenen Betriebssystemen ...... 55 11.5 DVD ...... 56

Alle URLs wurden am 27.09.2012 zwischen 11 und 12 Uhr auf ihren Inhalt überprüft.

Seite 2 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

1. Zusammenfassung In dieser Ausarbeitung wird die neue Oberfläche mit Codenamen “Metro” des neuen Betriebssystems “Windows 8” von auf die Selbstbeschreibungsfähigkeit und Erwartungskonformität untersucht. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Wiedergabe multimedialer Inhalte und damit verbundenen Aufgaben. In der Einleitung wird auf die untersuchte Software, in diesem Fall die “Windows 8 Consumer Preview”, eingegangen und die Motivation hinter der Untersuchung beschrieben. Daraufhin gibt ein Kapitel über den Forschungsstand einen groben Überblick über andere aktuelle und ältere Softwareprodukte, welche mit dem neuen Windows konkurrieren. Aber auch die Produkte aus der gleichen Familie werden zu Rate gezogen, sodass neue und übernommene Konzepte aus anderen Produkten deutlich werden. Die Fragestellung wird dann im gleichnamigen Kapitel erläutert, insbesondere warum genau die Wiedergabe multimedialer Inhalte einen interessanten Faktor darstellt. Wie dieses Thema nun genau untersucht wird kommt im Untersuchungsdesign zur Sprache, wobei es eine Haupt- und Nachuntersuchung gibt. Deren Durchführung wird dann im darauffolgenden Kapitel beschrieben. Wo genau die Untersuchungen stattgefunden haben, wie der Aufbau gewesen ist und auch, wie eine Musterlösung des Experimentes hätte aussehen können. Wie nahe die Probandinnen und Probanden an diese gelangt sind und welche anderen Erkenntnisse erlangt wurden, wird in den Kapiteln über die Ergebnisse genau beschrieben. Die Ausarbeitung endet in einer Schlussfolgerung, inwiefern die neuen Konzepte die am Anfang genannten Kriterien erfüllen und ob eine Einführung nach der Installation oder dem Kauf als sinnvoll erscheint. Vorgreifend kann man sagen, dass für alle Nutzergruppen eine grobe Einführung nötig zu sein scheint, um vor allem neue Bedienweisen verständlich machen zu können. Scheinbar wird dies aber nicht der Fall sein, wie die Installation der finalen Version von Windows 8 aufzeigt.

2. Einleitung

2.1 Windows 8 8 ist der Name des für einen Release im Herbst 2012 geplanten Betriebssystems von Microsoft. Es wird der direkte Nachfolger von Microsoft , dem seit dem 22. Oktober 2009 von Microsoft vertriebenen Betriebssystem aus der Microsoft Windows-Reihe1. Objektiv betrachtet bleiben die benutzeroberflächlichen Veränderungen und Weiterentwicklungen bei der Evolutionsiteration Microsoft (Veröffentlichung 30. Januar 2007)2 zu Microsoft Windows 7 insignifikant. Neben einigen geringen Darstellungsänderungen, wie der veränderten Taskleiste, bleibt die Bedienung mit Maus und Tastatur identisch. Jegliche

1 http://windows.microsoft.com/en-US/windows/history 2 http://windows.microsoft.com/en-US/windows/history

Sommersemester 2012 Seite 3

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Tastenkombinationen beim Bedienen des Desktops, des Startmenüs und der Navigation zwischen Programmen behalten ihre Funktionalität.3 Obwohl Windows 7 bereits Multitouch-Funktionalität einführte, ist Windows 8 tatsächlich Touch-optimiert. Die deutliche Neigung zur Touch-Optimierung wird deutlich, da Microsoft im Juni 2012 eine neue Familie von Tablet-PCs vorstellte, die Microsoft Surface Tablet-PCs. Jeder Surface Tablet-PC ist nativ mit einer Windows 8 Version ausgestattet und wird zeitgleich mit Windows 8 erhältlich sein.4 Möglicherweise sieht sich Microsoft gezwungen, der wachsenden Vorherrschaft von Apple und Google auf dem - und insbesondere dem TabletPC-Markt mit einem attraktiven Gegenmodell Einhalt zu gebieten. Obwohl Android und iOS auf Tablet-PCs und der iPad-Reihe seit Jahren verwendet werden, wird deren Ähnlichkeit zu ihren Smartphone- und iPhone-Pendants und zu sich gegenseitig von vielen Nutzern als ernüchternd empfunden. Wenig ausgeprägt ist die tatsächliche Optimierung für einen wesentlich größeren Touch-Bildschirm. Man vermutet unausgeschöpftes Potential in dieser noch relativ neuen Technologie, die derzeit eher mit Konventionen der älteren Smartphone-Generation gespeist wird.5

2.2 Metro Microsoft Windows 8 wird als erstes Desktop-PC-Betriebssystem der Reihe ein deutlich von bisherigen Konventionen abweichendes Bedienkonzept einführen. Das zur Entwicklungszeit als “Metro”-Oberfläche bekannt gewordene Startmenü unterscheidet sich in einer Vielzahl von Eigenschaften grundlegend von dem seit Microsoft (Veröffentlichung August 24, 1995)6 eingesetzten Konzept des Startmenüs und der Desktop-Ansicht. Das Design der “Metro”-Oberfläche basiert auf einer von Microsoft ursprünglich für das Microsoft 7 entwickelten Designsprache. Sie orientiert sich an Anwendung und Typographie. Dazu mehr im Kapitel Forschungsstand. Offiziell wird die Bezeichnung “Metro” von Microsoft auf Grund von markenrechtlichen Konflikten mit der europäischen Metro AG nicht verwendet7. Stattdessen ist "Modern UI Style" der offiziell verwendete Referenzbegriff. In diesem Dokument wird aus Gründen der Einfachheit weiterhin der Begriff “Metro-Oberfläche” verwendet, da dieser über einen langen Zeitraum hinweg verbreitet wurde und es sich bei der untersuchten Windows 8 Version um die unvollständige, nicht-finale Consumer Preview8 handelt. Diese Windows 8 Version wird von Microsoft offiziell nicht mehr zum Download bereitgestellt. Die Metro-Oberfläche wird die Aufgaben des bisher eingesetzten Startmenüs und Teile des Desktop-Konzepts übernehmen. Programme, sogenannte “Apps”, werden über die im Vollbildmodus angezeigte Metro-Oberfläche gestartet. Die Darstellung

3 http://windows.microsoft.com/de-DE/windows7/Keyboard-shortcuts 4 http://www.youtube.com/watch?v=dpzu3HM2CIo 5 http://news.bbc.co.uk/2/hi/programmes/click_online/9729882.stm 6 http://windows.microsoft.com/en-US/windows/history 7 http://www.bbc.co.uk/news/technology-19108952 8 http://windows.microsoft.com/de-DE/windows-8/release-preview

Seite 4 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche der Programmverknüpfungen erfolgt in Form von interaktiven Kacheln statt der etablierten Darstellung als Icons. Eine Wetter-App-Kachel zeigt beispielsweise die aktuellen Wetterdaten an. Bei Klick auf eine Kachel wird die entsprechende App in Vollbildmodus gestartet. Die etablierte Desktop-Ansicht ist nur noch über den Aufruf der Desktop-App möglich. Dabei ist die Desktop-App nicht als alternative Ansicht auf den derzeitigen Zustand des Betriebssystem zu sehen, sondern als parallel laufende Systeminstanz, denn die in der Desktop-App gestarteten Programme sind unabhängige funktionale Varianten der App-Version, die nur über die Metro-Oberfläche gestartet werden kann. Startet man beispielsweise den Microsoft durch Aufruf in der Metro-Oberfläche, ist dieser sowohl nutzeroberflächlich als auch funktional von einer Instanz, die über die Desktop-App aufgerufen wird, zu unterscheiden. Desweiteren sind die beiden Systeme nicht direkt kompatibel. "Drag-and-Drop", das Ziehen und Loslassen von Dateien, funktioniert zwischen Apps bzw. Programmen beider Systeme nicht.

2.3 Motivation Microsoft Windows 8 entfernt sich mit der Metro-Oberfläche von einem über Jahrzehnte hinweg etablierten Desktop-PC-Bedienkonzept. Bereits das mit der Suite 2007 eingeführte “Ribbon”-Bedienkonzept stieß auf großen Unmut bei den Kunden, obwohl es die Navigation lediglich vereinfachen sollte. Es ist sehr unsicher, ob unerfahrene und erfahrene Nutzer das neue Konzept gleichsam benutzerfreundlich empfinden werden. Microsoft Windows 8 soll auch auf Tablet-PCs Verwendung finden soll, insbesondere auf dem von Microsoft angekündigten Tablet- PC “Surface”. Es stellt sich die Frage, ob sich die für einen Touch-Bildschirm optimierte Bedienoberfläche auch mit Maus und Tastatur intuitiv nutzen lässt. Es hegt sich zudem generelle Skepsis gegenüber dem neuen System. Insbesondere Programmierer und erfahrene Computernutzer haben eine tendenziell schlechtere Meinung von Windows 8 und der Metro-Oberfläche. Gabe Newell, Geschäftsführer des Software-Entwicklungsstudios Valve Corporation und ehemaliger Microsoftmitarbeiter nannte Windows 8 im Juli 2012 "[...] a catastrophe for everyone in the PC space"9. Diese Meinungen entstanden bereits mit den ersten Bekanntmachungen über das System, ohne es selbst einmal bedient zu haben. Doch ist das neue Konzept wirklich so schlecht wie es eingeschätzt wird? Microsoft Windows ist als marktführendes Betriebssystem relevant für Millionen von Nutzern, sowohl für Entwickler, Konzerne und privater Nutzer. Die Auswirkungen des neuen Bedienkonzepts sind nur zu erahnen, sodass sich aus eigenem Interesse die Motivation zur Untersuchung der Problematik der Ergonomie findet. Diese Ausarbeitung ist eine Evaluation der grundlegenden, systemweiten Navigationselemente hinsichtlich Selbstbeschreibungsfähigkeit und Erwartungskonformität (nach ISO 9241 Part (1)10) am Beispiel der Wiedergabe

9 http://www.bbc.co.uk/news/technology-18996377

Sommersemester 2012 Seite 5

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

multimedialer Inhalte und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Vorerfahrung der Nutzer an einem Desktop-PC und der Eingabe durch Maus und Tastatur. Eine Erläuterung der Fragestellung folgt in Kapitel 4.

3. Forschungsstand

3.1 Metro-Design-Language Die “Metro”-Oberfläche basiert auf einer von Microsoft in der Vergangenheit bei anderen Produkten bereits angewandten Design-Sprache. Das Design wurde speziell für berührungsempfindliche, mobile Displays entwickelt: “Design explicitly for the form factor of a hand held device using touch, a high resolution screen and simplified and expedited forms of interaction”10. Bereits vor der Namensgebung für fanden sich Elemente bei Microsoftprodukten wie dem Windows Media Center, der aktuellen Oberfläche des XBox360 Systems ((s. Abbildung 3.1a) und dem mobilen Media-Player Zune11.

[Abbildung 3.1a: XBox360 System-Oberfläche von 2012]12

Einflüsse wie die die typografischen Grundzüge der Metro Design-Sprache stammen aus der Schweizer Typografie (s. Abbildung 3.1b).

10 http://www.microsoft.com/design/toolbox/tutorials/windows-phone-7/metro/#GuidingPrinciples 11 Übersicht: http://en.wikipedia.org/wiki/Zune 12 http://weeabooswithcontrollers.com/wp-content/uploads/2012/05/04-e3-2011-e28093-new-- dashboard-pictures.png

Seite 6 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 3.1b: Helvetica, eine Schriftart der Schweizer Typografie]13

Das Bedienkonzept der Metro-Oberfläche adaptiert zahlreiche Bedienelemente, die bereits in anderen Betriebssystemen oder im Smartphone-Bereich Anwendung finden. Insbesondere und Tablet-PCs bieten für Touch-Bildschirme optimierte Bedienkonzepte, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. Die Vorerfahrung von Tablet-PC- oder Smartphone-Nutzern kann einen Einfluss haben, wie erwartungskonform sie die Metro-Oberfläche empfinden.

3.2 Für Fragestellung relevante Bedienkonzepte und Betriebssysteme Relevante Bedienkonzepte, mit denen Nutzer bereits in Kontakt gekommen sein könnten und die für die Fragestellung interessant sein können, sind unter anderem die Eingabeart, also Maus und Tastatur oder Touch-Eingabe, die Darstellungsweise des Menüs hinsichtlich der Darstellung von Programmverknüpfungen oder interaktiven Flächen, das Scrollen, also Bewegen des Bildschirmausschnitts, das Verschieben der Programmicons, das Starten von Programmen, das Aufrufen des

13 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/28/HelveticaSpecimenCH.svg

Sommersemester 2012 Seite 7

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Hauptmenüs, also Startbildschirms, das direkte Wechseln zwischen Programmen, mit Windows 8 gemeinsame Tastenkürzel, Funktionalitäten wie etwa sensitive Bildschirmecken, oder dem Vorhandensein eine Betriebssystemeigenen Taste wie die Windows-Taste, das simultane Einblenden von mehreren Programmen gleichzeitig, bzw. das Nebeneinanderanordnen von Programmfenstern und das Beenden von Programmen. Weiterhin sei noch die äußerliche Ähnlichkeit mit der Metro-Oberfläche zu berücksichtigen, da diese ebenfalls die Erwartungskonformität beeinflussen könnte. Aufgrund der größten Nutzerspanne beschränke sich der Vergleich dabei auf die folgenden Betriebssysteme: Windows 7, MacOS, Linux/Ubuntu, iOS, Windows Phone, Android, , Blackberry. Windows 7 wird berücksichtigt, da es der direkte Vorgänger von Windows 8 ist. Da sich Microsoft in Zukunft auf den Vertrieb und Unterstützung von Windows 8 beschränken wird, ist davon auszugehen, dass eine erhebliche Anzahl von Nutzern von Windows 7 ihr System durch Windows 8 ersetzen werden. MacOS wird berücksichtigt, da Apple neben Microsoft den größten Marktanteil bezüglich PC-Betriebssysteme besitzt. Linux, beziehungsweise Ubuntu wird berücksichtigt, da es die größte Nutzerzahl nichtkommerzieller Betriebssysteme besitzt. iOS wird berücksichtigt, da es als Betriebssystem der Apple iPhone-Reihe und Apple iPad-Reihe neben Android die größte Nutzerzahl bezüglich Smartphone- beziehungsweise Tablet-PC-Betriebssystemen besitzt und wichtige Impulse in der Bedienweise gesetzt hat. Windows Phone wird berücksichtigt, da es bei der Entwicklung der Metro- Oberfläche einen deutlichen Einfluss hat und sich die Oberfläche offensichtlich ähnelt. Android wird berücksichtigt, da es als Betriebssystem der meisten anderen Smartphones neben dem iOS die größte Nutzerzahl bezüglich Smartphonebetriebssystemen besitzt. Symbian wird berücksichtigt, da es die meisten Betriebssysteme von Handys umfasst, die weder Android noch iOS unterstützen. Blackberry wird berücksichtigt, da es neben Symbian die meisten Betriebssysteme von Handys umfasst, die weder Android noch iOS unterstützen. Die Tabelle in Anhang 11.4 zeigt eine stichwortartige Übersicht über die Art der Bedienung in den verschiedenen Betriebssystemen.

3.3 Adaptierte Bedienkonzepte Die Metro-Oberfläche adaptiert dabei eine ganze Reihe von Bedienelementen die ebenfalls in den oben aufgeführten Betriebssystemen Anwendung finden.

Seite 8 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 3.3a: links: Eingbemethode von Windows8. Touch-Eingabe, rechts: Tastatur- und Maus-Eingabe]14

Die Eingabe bei der Metro-Oberfläche erfolgt über Maus und Tastatur und/oder Touch-Eingabe. Die Eingabe über Maus und Tastatur erfolgt außerdem bei Windows 7, MacOS und Linux/Ubuntu. Die Eingabe durch Bildschirmberührung erfolgt bei iOS, Windows Phone, Android, Symbian und Blackberry, wobei dies bei Symbian und Blackberry nicht zwingend der Fall sein muss.

[Abbildung 3.3b: Homescreen oder auch "Start"]

Die Menüdarstellung erfolgt bei der Metro-Oberfläche durch eine Mischung aus Kacheln und Widgets, minimalistische Kacheln die interaktive, dynamische Inhalte zeigen können. Die Kacheldarstellung ist deutlich mit der Darstellung des Windows Phone 7 zu vergleichen (s. Abbildung 3.3e). Widgets gibt es außerdem bei Android

14 Screenshots aus Release-Preview Video: http://www.youtube.com/watch?v=eM5pFkNQ7no

Sommersemester 2012 Seite 9

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

und Symbian und in geringerem Umfang bei Windows 7 und MacOS. Es ist zu bemerken, dass die Kacheln im Vergleich zu der Standardgröße von Icons bei anderen Betriebssystemen wesentlich größer, aber auch deutlich minimalistischer gestaltet sind. Kacheln können außerdem unterschiedliche Größen haben, sodass interaktiver Inhalt angezeigt werden kann. Das Scrollen bei der Metro-Oberfläche erfolgt horizontal durch das Drehen am Mausrad bei Maus und Tastatur Eingabe oder durch das Greifen und Ziehen, dem Wischen des Fingers über den Bildschirm, beziehungsweise Klicken, Gedrückt halten und Bewegen der Maus. Das Scrollen erfolgt ebenfalls horizontal bei iOS, Android und Symbian. Bei Blackberry erfolgt sie horizontal oder vertikal. Die Wisch-Geste hat die gleiche Funktionalität bei iOS, Windows Phone, Android, Symbian und Blackberry. Bei Maus und Tastatureingabe hat das Mausrad die gleiche Funktionalität wie bei Windows 7, MacOS und Linus/Ubuntu, wobei bei allen drei PC-Betriebssystemen das Scrollen in der Regel vertikal erfolgt. Das Verschieben von Programmverknüpfungen erfolgt bei der Metro-Oberfläche bei Maus und Tastatureingabe durch das gedrückt halten der linken Maustaste und Ziehen einer Verknüpfung. Außerdem sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Programme bei Windows 8 als Apps bezeichnet werden, wie im Smartphone-Bereich üblich. Bei Touch-Eingabe erfolgt das Verschieben ähnlich, allerdings muss man kurz über der Verknüpfung gedrückt verharren, bis sie sich verschieben lässt, da sonst das Scrollen aktiviert wird. Das Verschieben von Programmverknüpfungen bei Maus und Tastatureingabe wird ebenso bei MacOS, Linux/Ubuntu gehandhabt. Das Verschieben bei Touch- Eingabe wird ebenso bei iOS, Windows Phone, Android, Blackberry und bei einigen Symbian-Versionen gehandhabt, sofern diese das Verschieben von Verknüpfungen unterstützen. Das Starten von Programmen erfolgt bei der Metro-Oberfläche durch das einmalige Klicken beziehungsweise Berühren einer Programmkachel. Das Starten von Programmen wird ebenso bei iOS, Windows Phone, Android, Symbian und Blackberry gehandhabt, allgemein also die Handhabung im Smartphone- und Tablet- PC-Bereich. Die Ordnernavigation und das Doppelklicken wie beim Desktopkonzept fällt damit weg. Das Öffnen des Startmenüs erfolgt bei der Metro-Oberfläche durch Drücken der Windows-Taste auf der Tastatur. Es wird bei Tablet-PCs der Home-Button verwendet. Dies ist außerdem der Fall bei Android, iOS, Windows Phone, Symbian und Blackberry, sofern bei letzteren Zweien ein Homebutton vorhanden ist.

Seite 10 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 3.3c: Android-Multitasking]15

Das Wechseln zwischen Programmen erfolgt bei der Metro-Oberfläche durch die Bewegung des Mauszeigers in die obere linke Ecke und dem darauffolgenden Auswählen einer der geöffneten Programme. Dies ist vergleichbar mit der Taskleiste bei Windows 7, Linux/Ubuntu und MacOS. Auch MacOS besitzt sensitive Ecken die unter anderem das Navigieren zwischen geöffneten Fenstern ermöglichen. Die Darstellung bei aktuellen Android-Systemen ist ähnlich, wird jedoch durch Tastendruck ausgelöst (s. Abbildung 3.3c).

[Abbildung 3.3d Simultane Darstellung von Musik-App (links) und Galerie-App (rechts)]

Das simultane Anzeigen von mehreren Programmen nebeneinander ist bei der Metro-Oberfläche etwas Besonderes, da mehrere nativ im Vollbildmodus dargestellte

15 http://cdn3.sbnation.com/imported_assets/952292/Multitasking_medium.png

Sommersemester 2012 Seite 11

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Programme auch nebeneinander dargestellt werden können, obwohl sie keine frei beweglichen, frei skalierbaren Fenster sind. Besonders im Tablet-PC-Bereich ist dies etwas Außergewöhnliches. Hier muss bisher zwischen Programmen gewechselt werden. Die Ausführung geschieht durch das Berühren der oberen linken Ecke und dem darauffolgenden Ziehen der Programme an den jeweiligen Bildschirmrand. Die Ausführung ist vergleichbar mit der Funktion von Windows 7, Fenster an die Ränder des Monitors zu ziehen, sodass diese jeweils die Hälfte des Bildschirms belegen. Vollbildanwendungen ließen sich bei Windows 7 jedoch nicht nebeneinander darstellen. Das Beenden von Programmen erfolgt bei der Metro-Oberfläche durch das Führen der Maus an den oberen Bildschirmrand, gefolgt von dem Klicken und Ziehen des Fensters auf die Untere Hälfte des Monitors. Es ist vergleichbar mit dem Greifen der Kopfzeile eines Fensters bei Windows 7, MacOS und Linux/Ubuntu, jedoch werden dort Programme so nicht beendet. Diese Art ein Programm zu beenden gibt es bei keinem der anderen Betriebssystemen und es ist daher fraglich, ob sich die Methode intuitiv genug gestaltet um sich selbst zu erklären. Es sollte bemerkt werden, dass Programme bei der Metro-Oberfläche keine der etablierten Kopfzeilen mit den “Minimieren”, “Maximieren”, und “Schließen” Schaltflächen besitzen.

[Abbildung 3.3e links: Ausschnitt der Metro-Oberfläche, rechts: Windows Phone Startbildschirm]

Visuell ähnelt mit größter Deutlichkeit die Metro-Oberfläche der Benutzeroberfläche des Windows Phone 7. Generell ähnelt die Metro-Oberfläche in der Darstellung und Animation eher Smartphone-Betriebssystemen als einer Desktop-Ansicht.

Seite 12 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

4. Fragestellung Dieser klare Bruch mit dem bisherigen Bedienkonzept der Windows-Reihe, wobei der Desktop als App für die Arbeit mit herkömmlichen Win32-Programmen erhalten bleibt, führt recht schnell zu der Frage, für wen diese neue Benutzeroberfläche ohne große Umstellung zu bedienen ist und für welche Nutzergruppen die neue Oberfläche eher ein Hindernis darstellt. In dieser Ausarbeitung soll zudem ergründet werden, ob vollkommen neue Konzepte in der Bedienung selbsterklärend eingepflegt werden oder ob in der finalen Verkaufsversion eine anfängliche Erklärung in Form einer Einführung nach dem ersten Start vonnöten ist um die frustfreie Benutzung zu gewährleisten. Daher wird in dieser Ausarbeitung der Selbstbeschreibungsfähigkeit (s. Hegner: 12f.) und der Erwartungskonformität (s. Hegner: 13) nach der ISO 9241 Part (1)10 nachgegangen und beides gezielt mit verschiedenen Methoden untersucht. Desweiteren wird im weiteren Verlauf auch der subjektive Eindruck der Probanden erfasst, um ein allgemeines Meinungsbild zur Metro-Oberfläche zu erhalten. Im Vorfeld der Veröffentlichung gibt es in diversen Internetforen und Artikeln sehr skeptische Kommentare zum Bruch mit der herkömmlichen Bedienoberfläche und Kritik an der Bedienweise der neuen Oberfläche16, vor allen Dingen bei Benutzung von Maus und Tastatur zur Eingabe. Ein sehr interessanter Aspekt ist dabei, inwiefern diese Kritik auch bei Nutzern zu erheben ist, welche nicht direkt im Thema eingearbeitet sind und einen eher distanzierten Blick als schlichte Benutzer pflegen. Die neue Oberfläche scheint auf eine intuitive Bedienung ohne Vorkenntnisse ausgerichtet zu sein, was gerade unerfahrene Nutzer ansprechen sollte. Rechteckige Flächen, klare Farben und große Schrift. Dazu eine klare Designlinie aus immer wiederkehrenden Elementen. Erfahrene Nutzer könnten sich an diesen Veränderungen stören, was mit den Methoden im Untersuchungsdesign ergründet wird (vergl. Kapitel 5.1). Welche Vorerfahrungen sind zum Vorteil für das Verständnis der Metro- Oberfläche und aus welchen Bereichen stammen diese hilfreichen Vorerfahrungen? Diese Frage bildet die Kernidee der Ausarbeitung und wird besonders beachtet. Der Siegeszug des Smartphones, wie in Kapitel 1.3 aufgezeigt, hat klaren Einfluss auf die Gestaltung der Oberfläche genommen aber auch die Erfahrung in herkömmlichen Systemen auf Desktops müssen berücksichtigt werden, da sich die Metro-Oberfläche laut Microsoft auch ausdrücklich für Systeme ohne berührungsempfindlichen Bildschirm eignet17 und damit alle Geräteklassen bedient werden können. Der Spagat zwischen produktiver Arbeitsumgebung und intuitiver Medien- und Kommunikationszentrale soll nun also gelungen sein und eine einheitliche Bedienung für alle Geräte gewährleistet. Da der bekannte Desktop in leicht veränderter Form noch vorhanden ist (vergl. Kapitel 2.2) wird im Weiteren ausschließlich auf die multimediale Nutzung mithilfe der neuen Metro-Oberfläche bei Bedienung mit der

16 Siehe zum Beispiel URL: http://derstandard.at/1343744264645/Zwang-zu-Metro-UI-Droht-Windows- 8-das-Vista-Schicksal 17 Offizielles Video zur Release Preview: http://www.youtube.com/watch?v=eM5pFkNQ7no

Sommersemester 2012 Seite 13

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Maus und Tastatur eingegangen. Denn genau die Wiedergabe multimedialer Inhalte ist eine der Kernkompetenzen der Metro-Oberfläche und soll auch mit Maus und Tastatur gleichwertig oder besser funktionieren als bisher. Wie in Kapitel 3.1 gezeigt kommt auch eine sehr ähnliche Oberfläche schon bei der aktuellen Menüführung der Microsoft Spielkonsole XBox360 zum Einsatz, welche ausschließlich für solche Aufgaben vorgesehen ist. Natürlich wäre auch eine Versuchsreihe bei Benutzung der Touchbedienung, für welche Metro eher entwickelt wurde, durch die Probanden sehr aufschlussreich. Jedoch sind zum momentanen Zeitpunkt nur sehr wenige und dazu teure Touchscreen-Computer fähig die Consumer-Version von Windows 8 auf den Schirm zu bringen. Die Alternative eines berührungsempfindlichen Bildschirms in Kombination mit einem Computer ist an der Universität Koblenz ebenfalls nicht gegeben. Der Versuch das Ausgabebild von Windows 8 vom Notebook auf ein Apple iPad mithilfe der App „SplashTop“18 zu streamen und dessen Eingabedaten wiederum an das Notebook zu leiten haben zwar grundlegend funktioniert, jedoch gibt es dort zum einen Probleme mit Verzögerungen bei der Bildübertragung wegen der Kompression und Übertragungsrate und zum anderen haben einige Funktion der Metro-Oberfläche wie das Andocken von Fenstern an der Bildschirmseite schlichtweg gar nicht funktioniert. Ebenso ist der Versuch der Aufnahme der Metro-Oberfläche während des Experimentes gescheitert. Verschiedene Programme wie „CamStudio“19 oder „Fraps“20 konnten gar nicht erst gestartet werden. Einzig „Bandicam“21 kann zum jetzigen Zeitpunkt die Metro- Oberfläche aufzeichnen. Jedoch führt die Aufnahme zu einer starken Beeinflussung der Performance. Da die Probandinnen/Probanden von diesen Problemen verunsichert werden würden und das Ergebnis damit negativ beeinflusst wird wäre eine solche Versuchsreihe nicht verwertbar.

5. Untersuchungsdesign 5.1 Grundüberlegung In der Untersuchung soll die Selbstbeschreibungsfähigkeit und die Erwartungskonformität (vgl. 4. Fragestellung) untersucht werden. Außerdem wird die subjektive Meinung der Probanden zur Metro-Oberfläche erfasst und ausgewertet. In einer Hauptuntersuchung werden die Vorerfahrungen mit aktuellen und älteren Systemen der Probanden in Form eines Eingangsfragebogen erfasst, daraufhin mit der Metro-Oberfläche im Experiment konfrontiert und danach zu ihrem Erlebnis in einem Ausgangsfragebogen befragt. Diese drei Komponenten sind voneinander abhängig und werden jeder Probandin / jedem Probanden in der genannten Reihenfolge ausgeführt.

18 Offizielle Homepage von SplashTop: http://www.splashtop.com/home 19 Offizielle Homepage von CamStudio: http://camstudio.org/ 20 Offizielle Homepage von Fraps: http://www.fraps.com/ 21 Offizielle Homepage von Bandicam: http://www.bandicam.com/de/

Seite 14 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Die Konfrontation mit dem System im Experiment geschieht in Form kleiner Aufgaben in einem festen Zeitrahmen, die sich konsequent mit der Wiedergabe multimedialer Inhalte befassen. Falls die Probandin / der Proband die Aufgabe in der vorgegeben Zeit nicht löst, wird ihr/ihm ein Lösungsweg gezeigt, um eine subjektive Einschätzung im Ausgangsfragebogen zu ermöglichen. Vor den Aufgaben wird jedoch eine minimale Einleitung gegeben, welche für die Aufgaben relevante und neuartige Bedienkonzepte erläutert. Die Begründung hierfür ist Kapitel 5.2.2 zu entnehmen. Als Belohnung für die komplette Durchführung der Hauptuntersuchung erhalten die Probanden eine Tüte Gummibärchen, welche im Vorfeld auch als Anreiz angekündigt wird. Daraufhin wird in einer Nachuntersuchung auf einen besonders auffälligen Aspekt aus der Hauptuntersuchung eingegangen. Dies geschieht in Form eines Online-Fragebogens mit 2 Teilen. Im 1. Teil werden ähnlich wie im Eingangsfragebogen der Hauptuntersuchung die Vorerfahrung mit aktuellen und älteren Systemen ermittelt. Im 2. Teil wir hinsichtlich eines besonders auffälligen Aspekts der Hauptuntersuchung nach der Meinung der Probandinnen/Probanden befragt. Bei der Hauptuntersuchung handelt es sich um eine Mischung aus “Subjektiven Methoden” (vgl. Hegner: 18) und “Objektiven Methoden” (vgl. Hegner: 16ff.). Beide Fragebögen haben in Form von subjektiven Fragen den genannten subjektiven Anteil (s. Abbildung 5.2.1e und Abbildung 5.2.3a) und bereiten gleichzeitig die Basis an Informationen über die Vorerfahrung, welche für die Auswertung des objektiven Experimentes benötigt werden. Aus diesem kann dann anhand der Protokolle, die während dem Experiment angefertigt werden, harte Information über gute und schlechte Funktionen abgeleitet werden (vgl. Hegner: 21. Tabelle 1. Spalte 2. Zeile 1). Als ‘gute’ Funktionen kann man dabei jene nennen, die für nahezu als selbsterklärend zu bezeichnen (“...in dem für den Benutzer zu jeder Zeit offensichtlich ist, in welchem Dialog, an welcher Stelle im Dialog sie sich befinden, welche Handlungen unternommen und wie diese ausgeführt werden können.” Oppermann: 169) sind oder an die gewohnte Arbeits- beziehungsweise Konsumwelt des Probanden angelehnt sind (“...wenn er konsistent ist und den Merkmalen des Benutzers entspricht, zum Beispiel seinen Kenntnissen aus dem Arbeitsgebiet, seiner Ausbildung und seiner Erfahrung sowie allgemein anerkannten Konventionen” Oppermann: 176). Also Funktionen, die der Proband in der vorgegeben Zeit eigenständig findet und benutzen kann (vgl. Hegner: 21. Tabelle 1. Spalte 2. Zeile 5). Denn es handelt sich bei der Metro-Oberfläche um einen rigorosen Bruch und es werden explizit, für Windows-Desktopsysteme, neue Funktionen wie die sensitiven Ecken oder die Neuzuweisung von Tastenfunktionen werden eingeführt (vgl. Kapitel 3.3). Nach dem Experiment gibt die Probandin / der Proband dann wieder ihre/seine subjektive Meinung zu den in den Aufgaben benutzen Funktionen ab (vgl. Hegner: 21. Tabelle 1. Spalte 2. Zeile 3). Dadurch wird gewährleistet, dass herausgearbeitet wird, welche Funktionen der Metro-Oberfläche zum einen die genannten Kriterien der Selbsterklärungsfähigkeit und Erwartungskonformität erfüllen und zum anderen noch neue Funktionen, welche beide Kriterien zwar vielleicht nicht erfüllen, trotzdem von

Sommersemester 2012 Seite 15

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

den Probanden als sinnvoll eingeschätzt werden. Denn es wäre ein Nachteil bei alten Bedienkonzepten zu verharren, nur weil sie schon bekannt sind. Die Hauptuntersuchung ist also eine Kombination unterschiedlicher Methoden um dem komplexen Thema gerecht zu werden. Bei der Auswertung werden diese beiden Faktoren pro getesteter Funktion gewichtet. Zusammenfassend zu erwähnen bilden die aus den Fragenbogen erfassten Daten und Vorerfahrungen die “Unabhängigen Variablen” (vgl. Hegner: 70f.), da sich diese von Probandin/Proband zu Probandin/Proband unterscheiden und wir keinen direkten Einfluss außer der Zielgruppendefinition haben. Von diesen abhängig sollen sich die Ergebnisse des Experimentes verhalten. Ob und bei welcher Aufgabe Hilfe gebraucht wird bildet also die “Abhängigen Variablen” (vgl. Hegner: 70f.)) in dieser Untersuchung. Dagegen kann die Nachuntersuchung als summativer Test angesehen werden, da es sich um eine Umfrage handelt, viele Personen zur ihrer Meinung befragt werden und es zu einer Entscheidung über die Umsetzung einer Funktion geht. Zwar handelt es sich nicht direkt um eine “Objektive Methode” (vgl. Hegner: 16ff.), da eine subjektive Meinung abzugeben ist. Jedoch ist diese Meinung, welche durch den Fragebogen stark eingeschränkt ist im Spektrum, kombiniert mit den zu Beginn der Nachuntersuchung erfassten Vorerfahrungen und der Vielzahl an Probanden ein hartes Kriterium. Zielgruppe beider Untersuchungen sind die Studenten des Campus Koblenz der Universität Koblenz-Landau. Diese bilden einen guten Schnitt aus erfahrenen Nutzern (z.B. Fachbereich 4 Informatik) und Gelegenheitsnutzern, welche einen eher distanzierten Blick auf Betriebssysteme pflegen. 5.2 Hauptuntersuchung

5.2.1 Eingangsfragebogen Der Eingangsfragebogen bildet im Besonderen für die Erwartungskonformität die entscheidende Basis für die spätere Auswertung. Außerdem soll auch eine rein subjektive Meinung jener Probanden abgegeben werden, welche die Metro- Oberfläche schon einmal gesehen oder gar benutzt haben. Im Ausgangsfragebogen gibt es dazu eine kongruente Frage, welche das Befinden nach dem Experiment erfasst (s. Abbildung 5.2.3b). Die Gestaltung richtet sich nach Beispielen aus “Methoden zur Evaluation von Software” (Hegner) und “Benutzbarkeit von Software: Wie usable sind Evaluations-Verfahren?” (Holling & Freund & Kuhn & Martin), wie im Folgenden beschrieben. Teilweise sind die Konzepte aber nicht eins-zu-eins übernommen, da die Autoren eher Bürosoftware und ähnliche Programme bei der Gestaltung der Fragen im Blick hatten und weniger Betriebssysteme deren Oberfläche für die Medienwiedergabe und Kommunikation optimiert ist und viele von Grund auf neuartige Bedienkonzepte verwenden. Auch darauf wird im jeweiligen Fall eingegangen. Zur Erstellung beider Fragebögen wurde Microsoft PowerPoint 200722 benutzt, da dadurch ein komplett freies Design ermöglicht wird. Zum Bearbeiten wird

22Kurze Übersicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Power_Point

Seite 16 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche nur ein Stift benötigt. Die einzelnen Felder sind durchnummeriert, um eine Kommunikation über die Fragen und die Erfassung der Daten zu erleichtern. Von dieser Nummerierung wird auch bei Referenzierungen innerhalb dieser Ausarbeitung Gebrauch gemacht.

Allgemeine Daten

[Abbildung 5.2.1a: Eingangsfragebogen Felder 1-3]

Im ersten Block (s. Abbildung 5.2.1a) werden in den Feldern erstens bis drittens allgemeine Daten erfasst, um zu überprüfen ob auch die Zielgruppenvorgabe erfüllt wird. Da ausschließlich Studenten die Zielgruppe bilden werden noch die Fachbereichszugehörigkeiten erfragt. Außerdem gibt es ein Feld oben rechts um die Fragebögen zu nummerieren. Diese Nummer wird außerdem für die Anonymisierung der Probandinnen/Probanden benutzt, damit sie später ihren Protokollen zugewiesen werden können.

Erfahrungsstufe mit Computer-Anwendung

[Abbildung 5.2.1b: Eingangsfragebogen Feld 4]

Daraufhin wird im zweiten Block (s. Abbildung 5.2.1b) mit dem vierten Feld die Vorerfahrung mit Computer-Anwendungen erfasst. In diesem Gebiet, nämlich an einem herkömmlichen Notebook, findet dann auch das Experiment statt. Zur Erleichterung der Selbsteinschätzung und auch zur allgemeinen Normierung der Ergebnisse werden bei den anzukreuzenden Bullets Beispiele der Computer- Anwendung gegeben. Die Anzahl der Bullets orientiert sich an den Beispiele aus Hegner (vgl. Hegner: 56) und ermöglichen eine simple aber differenzierte Abstufung, die eine einfache Selbsteinschätzung ermöglicht. Die Stufen sind aufeinander aufbauend, wodurch bei den Probandinnen/Probanden eine eindeutige Einordnung möglich ist.

Sommersemester 2012 Seite 17

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Erfahrungsstufe mit Smartphone-Anwendung

[Abbildung 5.2.1c: Eingangsfragebogen Feld 5]

Parallele Befragung zur Erfahrung mit Smartphone-Anwendungen in Feld Nummer Fünf (s. Abbildung 5.2.1c). Die Metro-Oberfläche selbst ist, wie erwähnt, stark beeinflusst von den Bedienkonzepten von Smartphones und es wird erwartet, dass mehr Vorerfahrung bei Smartphones für die Bedienung der Metro-Oberfläche von Vorteil ist. Hier werden nur drei Stufen angeboten, da die Benutzung von Smartphone nicht so komplex wie die eines Desktop-Betriebssystems ist. Ebenfalls sind wie bei dem vorangegangenen Feld pro Bullet Hilfen für die Selbsteinschätzung gegeben, um das Ergebnis normieren zu können und den Probandinnen/Probanden eine treffende Selbsteinschätzung zu ermöglichen.

Angabe der Vorerfahrung mit spezifischen Systemen

[Abbildung 5.2.1d: Eingangsfragebogen Felder 6-7]

Im nächsten Block wird explizit die Vorerfahrung der Probadinnen/Probanden bei einzelnen Systemen erfasst (s. Abbildung 5.2.1d). Die Vorerfahrung betreffend einzelner Systeme ist wichtig um Auswirkungen auf den Ablauf des Experiments im Nachhinein einschätzen zu können. Auf die zur Auswahl stehenden Systeme ist schon in vorherigen Kapiteln (vgl. Kapitel 3.2) eingegangen worden. Hier werden sie in die zwei benannten Sparten “Computer”, stellvertretend für Desktop- Betriebssysteme, und “Smartphone” eingeteilt. Es werden ausschließlich verfügbare Systeme gelistet. Windows 8 wird zum Beispiel als Windows Phone 8 auf Smartphones laufen und als Windows 8 RT23 auf Tabletts mit ARM-Architektur. Zum Zeitpunkt der Befragung ist aber beides noch nicht verfügbar, weshalb Windows 8 noch eindeutig unter eine Computer-Anwendung fällt. Falls die Probandin / der Proband Fragen zu den Systemen hat wird ihr/ihm während des Ausfüllens des

23 Kurze Übersicht: http://en.wikipedia.org/wiki/Windows_RT

Seite 18 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Fragenbogens mit Informationen geholfen. Viele ältere Smartphones laufen zum Beispiel mit Symbian, ohne dass dies besonders erwähnt wird. Außerdem wird durch die Abstufung der Bewertung durch “nichts”, “+” oder “++” ein noch differenzierteres Bild über die Erfahrungen der Probanden pro System gewährleistet, sodass eventuell bestimmte Verhaltensweisen oder Erwartungen auf die Erfahrung in herkömmlichen Systemen zurückgeführt werden können. Falls sich bei der Auswertung der einzelnen Aufgaben keine Gruppen herausstellen welche hier Verbindungen aufweisen, werden die beiden oberen Felder (4 und 5) für die Bestimmung der Gruppen zu Rate gezogen, um ein allgemeineres Bild zu erhalten.

Subjektive Voreinschätzung zur Medienwiedergabe in Windows 8

[Abbildung 5.2.1e: Eingangsfragebogen Felder 8-9]

Als letzter Block des Eingangsfragebogen (s. Abbildung 5.2.1e) wird erst erfragt, ob Windows 8 bzw. die Metro-Oberfläche bekannt ist. Falls “ja” angegeben wird soll weiterhin die subjektive Meinung kundgetan werden, wie man anhand dieses Eindruckes die Medienwiedergabe im Vergleich zu aktuellen Systemen einschätzt. Dabei wird nicht explizit der Begriff “Metro” verwendet, weil Windows 8 nahezu ausschließlich in Verbindung mit der neuen Oberfläche gezeigt wurde, da sie die größte Neuerung darstellt24. Auch hier orientiert sich die Anzahl der Bullets an den Beispiele aus Hegner (vgl. Hegner: 56). Dies bietet sich hier auch explizit an, da es eine negative, neutrale oder positive Einstellung geben kann.

24 Verschiedene Meldungen zu Windows 8: http://www.golem.de/1109/86411.html http://www.chip.de/news/Windows-8-Design-Features-und-Technik_51626379.html http://www.bild.de/digital/computer/windows-8/fg-22938620,cid=22939640.bild.html

Sommersemester 2012 Seite 19

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

5.2.2 Experiment Das Experiment ist eine Form der “Verhaltensbeobachtung” oder genauer “Teilnehmenden Beobachtung”, wie in Hegner beschrieben (vgl. Hegner: 44). Während dem Experiment wird die Probandin / der Proband, nach Hegner die “Versuchsperson” (vgl. Hegner: 42), von einem Interviewer, welcher die Funktion des “Versuchsleiters” (vgl. Hegner: 42) einnimmt, geleitet. Desweiteren übernimmt ein Protokollant, laut Hegner der “Testbeobachter” (vgl. Hegner: 42) die Aufgabe der Zeiterfassung und der Verfassung des Protokolls. Im Experiment werden der Probandin / dem Probanden acht kurze Aufgaben vom Interviewer vorgelesen und ihr/ihm ein bestimmter Zeitrahmen gelassen, um die aktuelle Aufgabe zu erfüllen. Falls der jeweilige Zeitrahmen für diese überschritten wird bricht der Interviewer den Versuch der Probandin / des Probanden ab, zeigt mündlich auf wie die Lösung aussehen könnte und geht nach der Durchführung durch die Probandin / den Probanden auf die nächste Aufgabe ein. Dadurch erhalten auch Versuchspersonen, die mit der Bedienung der Metro-Oberfläche Schwierigkeiten haben, einen Eindruck über die Bedienweise und können im Ausgangsfragebogen ihre subjektive Meinung dazu mitteilen (s. Abbildung 5.2.3a). Die einzelnen Aufgaben zielen auf die Benutzung der Metro-Oberfläche in Hinsicht der Wiedergabe multimedialer Inhalte und den damit einhergehenden weiterführenden Konzepten wie das Anzeigen einer App in Fenstern oder das Anpassen der Kachelposition auf dem Startbildschirm ab (vgl. Kapitel 3.3). Vor den Aufgaben wird eine kurze, ausformulierte Einleitung gegeben, um komplett neue Bedienelemente wenigstens anzukündigen, damit diese von den Probanden auch gefunden und benutzt werden können. Wie in Kapitel 3.3 beschrieben kommen teilweise komplett neue Umsetzungen von Funktionen zum Einsatz oder Tasten erhalten neue Aufgaben. Aus “Pilot-Tests” (vgl. Hegner: 46) innerhalb der Übungsgruppe ging hervor, dass Nutzerinnen/Nutzer, welche noch keinerlei Erfahrung mit dem System hatten auch keinerlei Chance hatten die in dieser kurzen Einleitung dargebotenen Konzepte eigenständig zu finden oder besser gesagt zu erraten. Dies wird bei der Auswertung einbezogen und lässt schon im Vorfeld erkennen, dass dieses neue Bedienkonzept nicht völlig ohne Einführung des Benutzers auskommen wird. In diese Ausarbeitung wird also von einer minimalsten Einführung ausgegangen, welche aber wirklich nur beschreibt, dass es diese neuen Konzepte gibt und nicht wo. Der genaue Wortlaut ist im Anhang (Kapitel 11.1) zu finden. Die genannten Aufgaben nach der Einleitung sehen dann zum Beispiel folgendermaßen aus: “1. Scrollen Sie auf dem Startbildschirm nach rechts und links (10 Sek.)”. Dies gehört zwar nicht direkt zur Wiedergabe multimedialer Inhalte, wird aber eventuell benötigt um Apps zu erreichen welche außerhalb des aktuellen Darstellungsrahmens liegen. Dagegen ist “5. Öffnen Sie die Musik App und laden Sie ‘Symphonie 5’ von Beethoven aus der Bibliothek (30 Sek.)” eine klare Aufgabe zur Wiedergabe von Musik. Da die Wiedergabe von Musik und der von Video sich sehr ähnelt wird auf letztere nicht eingegangen, damit das Experiment im zeitlichen Rahmen von 10-15 Minuten bleibt. Die Aufgaben werden vom Interviewer

Seite 20 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche vorgelesen, woraufhin die Probandin / den Proband nach dem Vorlesen die Aufgaben bei Nutzung von Maus und Tastatur ausführen soll. Falls die Zeit, welche in Klammern hinter den Aufgaben angegeben ist und vom Protokollanten erfasst wird, abgelaufen ist, zeigt der Interviewer eine Lösungsmöglichkeit auf und lässt die Probandin / den Proband die Aufgabe zu Ende führen. Dies ist nötig, damit die Probandin /der Proband im Ausgangsfragebogen zu einer subjektive Meinung zu den Umsetzungen der Funktionen gelangen kann. Die einzelnen Zeitrahmen sind während der Übungsstunden in Pilot-Tests mit mehreren Personen ermittelt worden. Der gesamte Aufgabenkatalog ist im Anhang (Kapitel 11.2) zu finden. Selbstbeschreibungsfähigkeit und Erwartungskonformität der benutzten Funktionen sind dabei eng verzahnt und schwierig zu trennen. Daher werden während dem Experiment Kommentare zur Vorgehensweise des Probanden vom Protokollanten angefertigt um das Einbringen von Erfahrungen aufzuzeichnen. Außerdem wird durch die Kommentare deutlich, welche der Vorerfahrungen erfolglos angewendet werden und eventuell noch als mögliche Vorgehensweise in der finalen Version aktiviert werden sollten. Falls also viele Probandinnen/Probanden - ob mit oder ohne Vorerfahrung - eine Funktion finden beziehungsweise benutzen können oder ob sich eine Gruppe herauskristallisiert, welche eine explizite Gemeinsamkeit in der Vorerfahrung aufweist ist der Unterschied zwischen einer selbstbeschreibenden Funktion oder einer, welche bestimmte Vorerfahrungen benötigt. Wenn bestimmte Aufgaben gar nicht erfüllt werden können oder mögliche Wege der Bedienung gar nicht genutzt werden, sind beide Kriterien nicht erfüllt.

5.2.3 Ausgangsfragebogen Der Ausgangsfragebogen befindet sich auf der Rückseite des Eingangsfragebogens, weshalb es hier auch kein extra Feld für die Nummerierung der Probandinnen/ Probanden gibt. Desweiteren wird auch die Feldnummerierung von Eingangsfragebogen fortgesetzt. Dieser Fragebogen wird von der Probandin / vom Probanden direkt nach erfolgreichen Vollenden des Experimentes ausgefüllt, sodass die Erinnerungen und neuen Eindrücke noch frisch sind. Die erfassten Daten beziehen sich ausschließlich auf den subjektiven Eindruck der Probandin / des Probanden bezüglich des behandelten Themenfeldes der Medienwiedergabe mit der Metro-Oberfläche, denn die Erfassung der harten Daten während des Experimentes ist nun abgeschlossen.

Sommersemester 2012 Seite 21

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Meinung zu angewendeten Funktionen

[Abbildung 5.2.3a: Eingangsfragebogen Feld 10]

Bei dem ersten Feld des Ausgangsfragebogen (s. Abbildung 5.2.3a) handelt es sich um sieben unabhängige Unterfelder (10.a - 10.g), welche die Probandin / den Probanden nach ihrer/seiner subjektiven Meinung bezüglich einzelner Funktionen der Metro-Oberfläche befragen. Die einzelnen Funktionen sind jeweils vorher in den Aufgaben während des Experimentes benutzt worden, selbst wenn die Probandin / der Proband die Umsetzung der Funktion nicht selbst gefunden hat sondern dazu angeleitet worden ist, nachdem die Zeit abgelaufen war. Da manche dieser Funktionen auf verschiedene Weise umgesetzt worden sind, muss bei der Auswertung das Protokoll, welches während dem Experiment vom Protokollanten angefertigt wurde, benutzt werden um zu erkennen zu welcher Umsetzung genau die Probandin / der Proband ihre/seine Bewertung abgibt. Diese Form der Erfassung ist Beispiel-Items zur Selbstbeschreibungsfähigkeit aus den Fragebogenmethoden der “ISONORM” (s. Holling & Freund & Kuhn & Martin: 2.3.1. ISONORM) nachempfunden. Jedoch werden hier nur drei Abstufungen statt sieben eingesetzt, um die Beantwortung für die Probandin / den Probanden zu erleichtern.

Subjektive Nacheinschätzung zur Medienwiedergabe in Windows 8

[Abbildung 5.2.3b: Eingangsfragebogen Feld 11]

Seite 22 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Das elfte Feld (s. Abbildung 5.2.3b) der Befragung ist das Gegenstück zu jener auf dem Eingangsfragebogen in Feld neun, sodass hieraus abgeleitet werden kann, ob die Probandin / der Proband durch das Experiment und der Ausführung der wichtigsten Tätigkeiten zur Wiedergabe multimediale Inhalte von der neuen Oberfläche überzeugt worden ist. Diese Feld kann aber auch bei Probadinnen/Probanden, welche vorher noch keinerlei ‘Berührung’ mit der Oberfläche hatten, hier auch im wörtlichen Sinne zu verstehen, Aufschluss darüber geben wie die generelle Neigung zur Nutzung ist.

Subjektive Nacheinschätzung zur Medienwiedergabe in Windows 8

[Abbildung 5.2.3c: Eingangsfragebogen Feld 12]

Dieses letzte Feld des Fragebogens ist für eine optionale, schriftliche Äußerung der Probandin / des Probanden gedacht. In jenem kann diese/dieser mitteilen, was sie/ihn gestört hat beziehungsweise was ihrer/seiner Meinung noch verändert werden sollte. Dabei ist dieser Kommentar wichtig für die Nachuntersuchung, welche auf eine besonders oft kritisierte Umsetzung einer Funktion in der Metro-Oberfläche eingeht. Beide Fragebögen sind im Anhang 11.3 nochmal komplett zu finden. 5.3 Nachuntersuchung

5.3.1 Thema der Nachuntersuchung und Umsetzung In Feld 10 des Ausgangsfragebogen der Hauptuntersuchung war am auffälligsten Punkt g “Apps schließen”. Das Schließen einer Applikation unter Windows 8 hatte zum größten Teil eine negative Bewertung. Zudem haben einige

Sommersemester 2012 Seite 23

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Probandinnen/Probanden in Feld 12 des Ausgangsfragebogen der Hauptuntersuchung das Schließen von Applikationen unter Windows 8 kritisiert. Aus diesen Gründen ist das Thema der Nachuntersuchung “Das Beenden von Apps”. Um eine möglichst hohe Anzahl an Probandinnen/Probanden mit geringem Aufwand zu erreichen, ist die beste Methode eine Online-Umfrage. Google Spreadsheet bietet die Möglichkeit eine Umfrage online zu gestaltet und nach dem Absenden wird sie direkt in eine Tabelle von Google Drive übertragen.

5.3.2 Erster Teil der Nachuntersuchung Beide Teile der Nachuntersuchung sind ein Online-Formular, gestaltet als Umfrage. Zur Bearbeitung der Online-Umfrage benötigt man nur eine Maus und man kann zu jeder Frage nur eine Antwort geben. Der 1. Teil der Nachuntersuchung befasst sich mit der Erfassung von Daten für die spätere Einteilung in der Auswertung und ist weitestgehend kongruent zum Eingangsfragebogen der Hauptuntersuchung.

Erfahrungsstufe der Vorerfahrung mit Desktop-PCs und Smartphones

[Abbildung 5.3.2a: Teil1 Frage 1 und 2]

In Frage 1 und 2 des 1. Teils der Nachuntersuchung (s. Abbildung 5.3.2a) wird die Vorerfahrung mit Desktop-PCs und Smartphones im Allgemeinen erfasst. Sie orientieren sich ebenfalls an den Beispiele aus Hegner (vgl. Hegner: 56). Die Probandin/der Proband soll ihre/seine Erfahrungsstufe selbst einschätzen. Dabei steigt die Erfahrungsstufe beider Fragen von oben nach unten an. Damit die

Seite 24 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Probandin/der Proband sich besser orientieren kann, sind Beispiele wie “Was ist ein Computer?!” gegeben.

Erfahrungsstufe der spezifischen Vorerfahrung mit Desktop-PCs

[Abbildung 5.3.2b: 1. Teil Frage 3 bis 6]

In Frage 3 bis 6 (s. Abbildung 5.3.2b) wird genauer auf die Vorerfahrung mit Desktop- PCs eingegangen. Die Probandin/der Proband soll ihre/seine eigene Erfahrung mit verschiedenen Betriebssystemen selbst einschätzen. Wie bei den ersten zwei Fragen steigt auch hier die Erfahrungsstufe von oben nach unten an und es werden Beispiele wie “Kenn ich nicht” gegeben.

Sommersemester 2012 Seite 25

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Erfahrungsstufe der spezifischen Vorerfahrung mit Smartphones

[Abbildung 5.3.2c: 1. Teil Frage 7 bis 12]

In den Fragen 7 bis 12 (s. Abbildung 5.3.2c) wird genauer auf die Vorerfahrung mit Smartphones eingegangen. Die Probandin/der Proband soll ihre/seine eigene Erfahrung mit verschiedenen Betriebssystemen von Smartphones selbst einschätzen. Wie bei den ersten zwei Fragen steigt auch hier die Erfahrungsstufe von oben nach unten an und es werden Beispiele wie “Kenn ich nicht” gegeben.

Seite 26 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

5.3.3 Zweiter Teil der Nachuntersuchung Subjektive Meinung zum Beenden von Apps mit verschiedenen Methoden

[Abbildung 5.3.3a: 2. Teil Frage 1 bis 3]

Im 2. Teil zielen die Fragen 1 bis 3 (s. Abbildung 5.3.3a) auf das Thema der Nachuntersuchung. Alle Fragen sollen aus zwei Perspektiven beantwortet werden. Die erste Perspektive ist die einer Nutzerin/eines Nutzers eines Desktop-PCs und die zweite ist die eines Nutzers eines Gerätes mit Touchscreen wie Smartphone, Tablet- PCs oder ähnlichem. Die Probandin/der Proband soll nun bei jeder Frage entscheiden, ob die angegebene Möglichkeit des Beenden einer Applikation abhängig von dem Bedienkonzept seiner subjektiven Meinung nach negativ, neutral oder positiv ist (Auswahlmöglichkeiten von links nach rechts). Je Frage kann die Probandin/der Proband nur eine Antwort pro Bedienkonzept geben. Die erste Frage “Beenden mit dem Button oben rechts in der Ecke” bezieht sich darauf, wie es zur Zeit bei zum Beispiel Windows 7 möglich ist, ein Fenster zu schließen. Es ist bei Windows 8 immer noch möglich in der Desktop-Applikation, die man über die Metro-Oberfläche öffnet, so ein Fenster zu schließen. Diese Methode hat sich stark etabliert unter den Desktop-PC Nutzern, so dass einige unserer

Sommersemester 2012 Seite 27

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Probandinnen/Probanden beim Schließen einer App nach einem Button oben rechts gesucht haben. Es wird erwartet, dass mehr Probandinnen/Probanden bei Touchbedienung eine negative Einschätzung eintragen, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man versehentlich den Button berühren kann. Die zweite Frage “Beenden per Kopfleiste greifen und nach unten “wegwerfen”” beschreibt die Methode von Windows 8 zum Beenden einer App auf der Metro- Oberfläche. Dazu klickt man auf die Kopfleiste und führt die Maus mit gedrückter Taste an den unteren Bildschirmrand. Dies bedarf dem Desktop-PC Nutzer eines höheren Aufwandes, wenn er die App beenden möchte, als die Methode eines einzelnen Buttons. Im Gegensatz dazu verringert sich damit auch die Wahrscheinlichkeit des versehentlichen Beendens von Apps von Nutzern eines Touchscreen-Gerätes. Die dritte Frage “Beenden des Tastendruck” beschreibt eine Methode, wie sie sowohl bei Desktop-PCs als auch bei Smartphones derzeit vorkommen. Der Nutzer eines Desktop-PCs muss dabei gegebenfalls das Eingabemedium von Maus zu Tastatur wechseln, was wie bei der zweiten Frage seinen Aufwand erhöht. Es handelt sich hierbei wieder um einen Button ähnlich wie in der ersten Frage, der Unterschied ist aber, dass nicht eine Berührung das Betätigen auslöst, sondern man Druck auf die Taste ausüben muss.

6. Darstellung der Durchführung 6.1 Hauptuntersuchung

6.1.1 Aufbau An der Durchführung sind drei Personen beteiligt. Diese drei Personen sitzen an einem Tisch hinter einer Trennwand, um einen separaten Bereich zu schaffen. An der längeren Seite des Tisches sitzen rechts der Protokollant und links die Probandin/der Proband. An der kurzen Seite des Tisches neben der Probandin/dem Probanden sitzt der Interviewer. Mit diesem Aufbau wird eine räumliche und auch akustische Abtrennung geschaffen. Dem Protokollant ist es so möglich den Bildschirm zu sehen, da er die Aufgabe und die Zeit, die die Probandin/der Proband für die Aufgabe benötigt, notiert. Zudem vermerkt er den Lösungsweg, den die Probandin/der Proband wählt, um eine Aufgabe zu lösen. Dem Interviewer ist es so möglich Blickkontakt mit der Probandin/dem Probanden zu halten. Er leitet die Hauptuntersuchung ein und erklärt die einzelnen Schritte. Wenn die Probandin/der Proband Fragen hat, soll sie/er sich an den Interviewer wenden.

Seite 28 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.1a: Darstellung des Aufbaus]

6.1.2 Ort und Zeit Die Hauptuntersuchung fand am 13.07.2012 von 12 bis 16 Uhr im Foyer des D- Gebäude der Universität Koblenz-Landau statt. Dieses Foyer wird von Studenten aus allen Fachbereichen häufig benutzt. Zur gleichen Zeit begann auch die Sommer-Uni am Campus Koblenz, was zwar dazu führte, dass das Foyer häufiger benutzt wurde, aber auch durch die anderen Stände die Aufmerksamkeit und das Interesse der Studenten minderte.

6.1.3 Durchführung des Experimentes Im Folgenden soll eine Lösung des Experimentes dargestellt werden. Bei einigen Aufgaben ist die hier dargestellte Lösung nicht die einzige. Vor dem Experiment wird die Probandin/der Proband begrüßt und eine kurze Einleitung gegeben. Es wird erklärt, dass nur die Metro-Oberfläche von Windows 8 getestet werden soll und nicht die Probandin/der Proband selbst. Zudem werden drei Hinweise zur neuen Metro-Oberfläche gegeben. Erstens, dass die Windows-Taste

Sommersemester 2012 Seite 29

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

neue Funktionen hat. zweitens, dass es Sensitive-Ecken in Windows 8 gibt und drittens, dass man mit gegriffener Fensterleiste neue Funkionen nutzen kann.

Aufgabe 1 Danach wird die erste Aufgabe gestellt: “Scrollen Sie auf dem Startbildschirm nach links und rechts.” Dafür hat die Probandin/der Proband 20 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

[Abbildung 6.1.3a: Metro-Oberfläche linke Seite]

[Abbildung 6.1.3b: Metro-Oberfläche rechte Seite]

Auf der Abbildung 6.1.3a wird die Ausgangssituation, die Metro-Oberfläche, und gleichzeitig der zweite Lösungsteil, die Metro-Oberfläche nach links gescrollt, gezeigt. Die Abbildung 6.1.3b zeigt die Metro-Oberfläche nach rechts gescrollt.

Seite 30 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Aufgabe 2 “Verschieben Sie die Kalenderkachel nach links unten.” Dafür hat die Probandin/der Proband 20 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

[Abbildung 6.1.3c: Metro-Oberfläche beim Kalender verschieben]

[Abbildung 6.1.3d: Metro-Oberfläche mit verschobener Kalender-App]

Mit gedrücktem Links-Klick zieht die Probandin/der Proband die Kalender-App auf die gewünschte Position, hier unten links (siehe Abbildung 6.1.3c und Abbildung 6.1.3d).

Aufgabe 3 “Öffnen Sie die Foto-App und öffnen Sie das Portrait der Mona Lisa.” Dafür hat die Probandin/der Proband 30 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

Sommersemester 2012 Seite 31

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3e: Metro-Oberfläche Foto-App]

[Abbildung 6.1.3f: Foto-App]

[Abbildung 6.1.3g: Bildbibliothek]

Seite 32 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3h: Bild der Mona Lisa]

Zuerst wählt die Probandin/der Proband die Foto-App auf der Metro-Oberflache aus (siehe Abbildung 6.1.3e). Nun befindet er sich in der Foto-App. Nun klickt er auf die Bildbibliothek, wo man schon das Bild der Mona Lisa erkennen kann (siehe Abbildung 6.1.3f). In der Bildbibliothek wählt man das Bild der Mona Lisa (siehe Abbildung 6.1.3g). Die Aufgabe ist gelöst, wenn das Bild der Mona Lisa vollständig angezeigt wird (siehe Abbildung 6.1.3h).

Aufgabe 4 ”Öffnen Sie wieder den Startbildschirm.” Dafür hat die Probandin/der Proband 15 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt. Um diese Aufgabe zu lösen, drückt man die ESC- oder Windows-Taste. Damit kommt man aus jeder Applikation wieder zur Metro-Oberfläche.

Aufgabe 5 ”Öffnen Sie die Musik-App und geben Sie das Stück “Symphonie 5” von Beethoven.” Dafür hat die Probandin/der Proband 40 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

[Abbildung 6.1.3i: Metro-Oberfläche Musik-App]

Sommersemester 2012 Seite 33

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3j: Musik-App linke Seite]

[Abbildung 6.1.3k: Musik-App rechte Seite]

[Abbildung 6.1.3l: Musik abspielen]

Seite 34 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Um diese Aufgabe zu lösen, klickt man auf der Metro-Oberfläche auf die Musik-App (siehe Abbildung 6.1.3i). Wenn man sich in der Musik-App befindet, scrollt man nach rechts und wählt die Sammlung aus, wo man schon das Bild von Beethoven sieht (siehe Abbildungen 6.1.3j und 6.1.3k). Da es in diesem Fall das einzige Musikstück ist, das sich in der Sammlung befindet, öffnet es sich sofort und damit ist die Aufgabe gelöst (siehe Abbildung 6.1.3l).

Aufgabe 6 ”Von der Musik App ohne Umweg zur (im Hintergrund geöffneten) Foto App wechseln.” Dafür hat die Probandin/der Proband 20 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

[Abbildung 6.1.3m: Musik-App mit sensitiver Ecke]

Wenn man, wie in Abbildung 6.1.3m gezeigt, mit dem Cursor in die linke obere Ecke geht, dann öffnen sich die im Hintergrund geöffneten Apps, hier die Foto-App mit der Mona Lisa. Wenn man in diesem Moment klickt, dann öffnet sich die Foto-App mit der geöffneten Mona Lisa (siehe Abbildung 6.1.3h) und die Aufgabe ist gelöst.

Aufgabe 7 ”Blenden Sie die Musik-App in der rechten Hälfte des Bildschirmes ein.” Dafür hat die Probandin/der Proband 30 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

Sommersemester 2012 Seite 35

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3n: Foto-App mit sensitiver Ecke]

[Abbildung 6.1.3o: Foto-App mit gegriffener Musik-App]

Seite 36 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3p: Foto- und Musik-App nebeneinander]

Wie in Aufgabe 6 geht man in die linke obere sensitive Ecke (siehe Abbildung 6.1.3n) und klickt, hält es gedrückt und zieht es in Richtung Bildschirmmitte (siehe Abbildung 6.1.3o). Wenn man jetzt loslässt ist die Aufgabe gelöst (siehe Abbildung 6.1.3p).

Aufgabe 8 “Beenden Sie die Foto-App.” Dafür hat die Probandin/der Proband 30 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt.

[Abbildung 6.1.3q: Gegriffene Kopfleiste der Foto-App]

Sommersemester 2012 Seite 37

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.3r: Nach unten wegwerfende Foto-App]

Für diese Aufgabe geht man mit dem Cursor an den oberen Bildschirmrand und greift (klickt und hält) dort die Kopfleiste der Foto-App, wenn sich der Cursor zu einer Hand verändert (siehe Abbildung 6.1.3q). Nun zieht man den Cursor zum unteren Bildschirmrand (siehe Abbildung 6.1.3r). Wenn man jetzt loslässt, wird die Foto-App beendet.

Aufgabe 9 Aufgabe 9: “Beenden Sie die Musik-App.” Dafür hat die Probandin/der Proband 15 Sekunden Zeit bis der Interviewer einen Lösungshinweis gibt. Diese Aufgabe ist ähnlich zu lösen wie Aufgabe 8. Man greift die Kopfleiste der Musik-App und zieht sie nach unten weg. Damit ist das Experiment beendet und es folgt der Ausgangsfragebogen. Nach Beendung der Hauptuntersuchung gibt es als Belohnung ein kleines Päckchen Gummibärchen. In der Auswertung und im Untersuchungsdesign wurde diese Aufgabe nicht beachtet, da sich ihr Informationsgehalt durch die vorherige nahezu gleiche Aufgabe stark vermindert.

6.1.4 Protokoll-Beispiele In Abbildung 6.1.4a wird ein Beispiel-Protokoll für ein Experiment gezeigt. Als erstes wird die Startzeit notiert. Danach wird das Experiment protokolliert (von Feld “Test Aufgabe 1 (10 Sek.) Scrollen” bis “Test Aufgabe 9 Kommentar”). In der Zeit zwischen den Probandinnen/Probanden werden Eingangs- und Ausgangsfragebogen digitalisiert.

Seite 38 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abbildung 6.1.4a: Protokoll-Beispiel]

6.1.5 Bemerkungen Unter den Probandinnen/Probanden befand sich kein Windows-Phone-Nutzer. Unserer Erwartung nach, würden Windows-Phone-Nutzer in dem Experiment überdurchschnittlich gut abschneiden, da die Oberfläche eines Windows-Phone ähnlich der Metro-Oberfläche von Windows 8 ist. Zudem waren unter den getesteten Personen relativ wenig Probandinnen und relativ viele Studenten aus dem Fachbereich 4 Informatik. Letzteres ist zu begründen durch das erhöhte Interesse von Informatikern an Experimenten in ihrem Fachbereich. Zudem haben einige die Übung zur Software-Ergonomie schon beendet und deshalb Interesse an unserem Experiment. Auch sollte man hier bemerken, dass viele der Probandinnen/Probanden von Feld 6 und 7 verwirrt war hinsichtlich der Antwortmöglichkeiten. Im Nachhinein ist zu sagen, dass diese Aufgaben hätten überschaulicher gestaltet werden sollen, damit direkt klar wird, was erwartet wird. 6.2 Nachuntersuchung

6.2.1 Aufbau Die Nachuntersuchung wurde als Online-Formular gestaltet. Dieses Formular besteht aus zwei Seiten und wurde mit Google Spreadsheet gestaltet. Die erste Seite befasst sich mit der Erfassung von Vorerfahrungen der Probandin/des Probanden mit verschiedenen Systemen (siehe Abbildungen 5.3.2a-c) . Erst wenn alle Fragen von der ersten Seite beantwortet wurden, gelangt man auf die zweite Seite. Dort wird die Probandin/der Proband zum Beenden von Apps mit verschiedenen Methoden befragt (siehe Abbildung 5.3.3a).

6.2.2 Ort und Zeit Das Online-Formular wurde mittels Google Spreadsheet publiziert. Der Link für die Nachuntersuchung wurde in der Newsgroup der Universität Koblenz-Landau Campus Koblenz und in der CVler Gruppe bei veröffentlicht. Verfügbar war er von 23.06.2012 bis 04.07.2012 und danach führte er nicht mehr zum Formular.

6.2.3 Bemerkungen

Sommersemester 2012 Seite 39

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Auch in der Nachuntersuchung gab es keine Windows-Phone-Nutzer unter den Probandinnen/Probanden.

7. Ergebnisse der Hauptuntersuchung Im diesem Teil werden die Ergebnisse der Hauptuntersuchung dargestellt und ausgewertet. Einleitend und zur Übersichtlichkeit sei hier nochmals die Zielsetzung und Fragestellung der Hauptuntersuchung kurz zusammenfasst: Hauptziel unserer Untersuchungen ist die Beantwortung folgender Fragestellungen:

(1) Sind die grundlegenden, systemweiten Bedien- bzw. Navigationselemente der Metro-Oberfläche selbstbeschreibungsfähig? (2) Welche Vorerfahrungen mit anderen Bedienoberflächen sind wann von Vorteil? Mit welchen Vorerfahrungen ist die Metro-Oberfläche für welche Bedien- bzw. Navigationselemente erwartungskonform? Und welche Elemente sind nicht erwartungskonform? (3) Überzeugt der erste Eindruck die Probanden?

Im Folgenden werden zunächst die erhobenen Daten bezüglich der Vorerfahrung und Rückmeldung und dann die Zeitmessungen zu den acht Aufgaben des Experiments deskriptiv-statistisch aufbereitet und zu den formulierten Untersuchungsfragen in Beziehung gesetzt. 7.1 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse Die Probanden: Vorerfahrung, Erwartungshaltung und Rückmeldung Alle Probanden sind Studenten im Alter von 19 bis 25 Jahren. Vier der siebzehn Probanden sind weiblich, zwölf Probanden sind aus dem Fachbereich 4 und fünf aus den anderen Fachbereichen 1-3. Die Probanden wurden während der Untersuchungsdurchführung zunächst gebeten ihre Erfahrung mit Desktop-Systemen sowie Smartphones einzuschätzen. Die Erfahrungspunkte wurden festgelegt, wie es in folgender Tabelle, sowie im fünften Kapitel (Abbildung 5.2.1b und Abbildung 5.2.1c), ersichtlich ist.

Punkte Desktop Smartphone

0 Neuling Neuling (Nutzung nur zum Telefonieren)

1 Gelegenheitsnutzer (Spielen und Kompetenter Nutzer (Apps Surfen) Installieren, Surfen, Spielen)

2 Kompetenter Nutzer (Installieren Experte (technische Kenntnis, von Programmen) Programmierung)

3 Gewandter Nutzer (Einrichtung und Pflege des Systems)

4 Experte (Nutzung der Konsole, Programmierung)

Seite 40 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Tabelle 7.1a: Erfahrungen der Probanden mit den unterschiedlichen Systemen. In der vertikalen Achse ist die Anzahl der Probanden angegeben, die einen oder mehr Erfahrungspunkte für die jeweiligen Systeme angegeben haben.]

Entsprechend der relativ hohen Anzahl an Studenten aus dem Fachbereich Informatik, schätzten sich die meisten Probanden im allgemeinen Umgang mit Desktop-Computern als Experten ein. Nur ein Student aus dem Informatik- Fachbereich und die fünf Probanden aus den anderen Fachbereichen gaben weniger als 4 Erfahrungspunkte an. Kein Student gab an, ein Neuling im Umgang mit Desktop-Systemen zu sein. Im Umgang mit Smartphones schätzten sich die Probanden deutlich schlechter ein. Fünf der zwölf Informatikstudenten gaben an, ihr Mobiltelefon lediglich zum Telefonieren zu benutzen, ebenso drei der fünf Studenten aus den anderen Fachbereichen. Nur ein Student schätzte sich im Umgang mit Smartphones als Experte ein. Wenig überraschend fällt die Einschätzung der Probanden mit den unterschiedlichen Systemen aus (Tabelle 7.1a). Windows-Nutzer sind bei den Desktop-Systemen am stärksten vertreten und Google Android führt bei den Mobiltelefonen und Multi-Touch-Geräten. Leider kam zu unserer Untersuchungsdurchführung nur ein Proband, der mit der Bedienungsweise der Windows Phone Metro-Oberfläche (s. Kapitel 2.2) vertraut war. Sicherlich wäre es interessant gewesen, zu sehen, ob sich die Gruppe mit Vorerfahrungen mit Windows Phone von anderen unterschiedet.

[Diagramm 7.1b: Die Erwartungshaltung der Testpersonen. Erfragt wurde „wie intuitiv bedienbar“ die Probanden die Medienwidergabe der Windows-Metro-Oberfläche einschätzen.] 2 2

Umständlicher als bei aktuellen Systemen Es wird weder besser noch schlechter 7 Es wird einfacher

Sommersemester 2012 Seite 41

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Die Erwartungshaltung gegenüber Windows 8 fiel durchwachsen aus. Wie sich aus dem Diagramm 7.1b entnehmen lässt, gaben von den 11 der 17 Probanden, die Windows 8 bereits aus der Werbung oder von Vorankündigungen kannten oder es bereits einmal bedient hatten, nur 2 Probanden an, dass sie erwarten, dass sich das System für die Medienwiedergabe besser als bestehende Systeme bedienen lässt.

[Diagramm 7.1c: Rückmeldung nach der Hauptuntersuchung. Sind die Probanden überzeugt?]

8 9 Würden Metro zur Medienwidergabe verwenden Würden Metro nicht zu Medienwidergabe verwenden

Nach der Hauptuntersuchung waren nur weniger als die Hälfte der Probanden von Metro überzeugt. Das Diagramm 7.1c beantwortet also unsere dritte Untersuchungsfrage. Für die Auswertung erschließt sich somit ein Nebenziel: Was führte dazu, dass dem größten Teil der Probanden der erste Eindruck der Metro- Oberfläche missfiel?

Ergebnisse der 8 Aufgaben Im Folgenden werden die Daten bezüglich der acht Aufgaben analysiert. Zur Beantwortung unserer ersten und zweiten Untersuchungsfrage, wird bei den acht Aufgaben zunächst jeweils entschieden welche Funktionen der Metro-Oberfläche im Vordergrund stehen und untersucht, ob Ähnlichkeiten zu anderen Betriebssystemen vorhanden sind (entsprechend dem Kapitel 3.3 „Adaptierte Bedienkonzepte“ und der Übersichtstabelle Anhang 11.4). Die jeweiligen Funktionen der Metro-Oberfläche werden dann einerseits in Hinblick auf Selbstbeschreibungsfähigkeit und andererseits in Hinblick auf die Erwartungskonformität (im Zusammenhang mit den Vorerfahrungen der Probanden) und unter Berücksichtigung der subjektiven Rückmeldungen der Probanden bewertet (siehe Kapitel 5.1 „Grundüberlegungen zum Untersuchungsdesign“). Zudem werden, wie in Kapitel 5.2.2 und 5.2.3 beschrieben ist, auffällige Vorgehensweisen der Probanden, die bei der Erfüllung oder Nicht-Erfüllung der Aufgaben vom Protokollant als Kommentare erfasst wurden, mit in die Bewertung der einzelnen Funktionen und Bedienweisen der Metro- Oberfläche einfließen. Ein Bedienelement- oder -konzept bzw. Dialog gilt nach EN ISO 9241-10 als selbstbeschreibungsfähig, wenn der Benutzer sich anhand des Bildschirminhalts, durch Rückmeldungen oder sogar Mittels eines Hilfesystems unmittelbar orientieren kann. Aufgaben die viele Probanden trotz unserer kurzen Einführung nicht erfüllen können, gelten somit als nicht- oder eingeschränkt-selbstbeschreibungsfähig. Erfüllen hingegen viele Probanden eine Aufgabe in kurzer Zeit, so lässt sich der Dialog bzw. das Bedienelement- oder konzept als selbstbeschreibungsfähig bewerten. Können bestimmte Vorerfahrungen, Merkmale oder bestimmte Konventionen der Benutzer oder konsistente Elemente der Benutzeroberfläche mit dem Gelingen einer Aufgabe in Zusammenhang gebracht werden, so lassen sich die Bedienelemente oder -konzepte bzw. Funktionen der jeweiligen Aufgabe als erwartungskonform bezeichnen (siehe dazu auch Kapitel 5.2.2 „Das Untersuchungsdesign der Hauptuntersuchung“).

Seite 42 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Aufgabe 1: Das Hin- und Herscrollen auf dem Homescreen Die Aufgabe bestand darin, dass der Proband einen Weg finden muss, auf dem Homescreen ("Start") zu scrollen. Alle Probanden schafften es, die Aufgabe nach kurzer Zeit (im Durchschnitt innerhalb von 3,8 Sekunden) zu erfüllen. Überraschenderweise fanden die Probanden mehrere verschiedene mögliche Vorgehensweisen, wie in der Tabelle 7.1d ersichtlich ist.

[Tabelle 7.1d: Die verschiedenen Vorgehensweisen der Probanden bei der Lösung der ersten Aufgabe] Häufigkeit Vorgehensweise

10 Durch Betätigung des Scrollrads an der Maus

4 Durch das Berühren der Bildschirmränder mit der Maus

3 Durch die horizontale Bildlaufleiste am unteren Bildschirmrand

Auch die subjektive Rückmeldung zu dieser Aufgabe zeigt, dass das Scrollen keine Hürde darstellt, denn lediglich ein Proband gab eine schlechte Rückmeldung. Positiv ist an dem Scrollen auf dem Homescreen vor allem die Verfügbarkeit von mehreren verschiedenen Vorgehensweisen aufgefallen, sodass der Benutzer durch Ausprobieren schnell auf eine Möglichkeit kommt, um den Bildlauf zu bewirken. Zudem wird die Scrollleiste erst dann sichtbar, wenn man die Maus etwas bewegt, lenkt somit die Aufmerksamkeit auf sich und ist für den unerfahrenen Benutzer schnell sichtbar. Das Scrollen auf dem Homescreen der Metro-Oberfläche kann also als selbstbeschreibungsfähig bewertet werden.

Aufgabe 2: Kachelposition individualisieren Die zentrale Funktion in dieser Aufgabe ist das Verschieben bzw. Neuanordnen von Kacheln auf dem Metro-Homescreen. Ähnliche Funktionen sind in vielen modernen Mobiltelefonen, sowie Tablet-PCs mit Multi-Touch-Eingabe zu finden, doch das grundlegende Drag-and-Drop-Konzept ist schon weitaus älter und eine gängige Konvention für das Anordnen von Icons in grafischen Benutzeroberflächen25. Dementsprechend schafften alle Probanden die Aufgabe in kurzer Zeit (im Durchschnitt 6,2 Sekunden) zu erfüllen, und somit ist das Individualisieren der Kachelpositionen als selbstbeschreibend und erwartungskonform zu bewerten. Die subjektive Rückmeldung der Probanden fiel ähnlich positiv aus wie bei der ersten Aufgabe. Ein Detail, das in dem Zusammenhang mit der zweiten Aufgabe hervorzuheben ist, ist die Rückmeldung für den Benutzer, die er erhält, wenn er beginnt eine Kachel zu bewegen: Alle Kacheln auf dem Homescreen schrumpfen etwas, sodass sich die Abstände zwischen den Kacheln erweitern und der Benutzer den Eindruck erhält, dass sich das Kachelgitter auflockert und es bereit ist, manipuliert zu werden (vergleiche Abbildung 7.1e).

25 http://en.wikipedia.org/wiki/Drag_and_drop

Sommersemester 2012 Seite 43

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Abb. 7.1e: Rückmeldungsverhalten bei der Neuanordnen von Homescreen-Kacheln]

Aufgabe 3: Foto-App öffnen Die Probanden müssen die Foto-App auf dem Homescreen finden und starten, um dann ein bestimmtes Foto aus der Bildbibliothek auszuwählen. Auch diese Aufgabe war für alle Probanden leicht zu lösen: Im Durchschnitt brauchten sie 6,4 Sekunden und es gab nur 2 Ausreißer, die versehentlich etwas Falsches angeklickt haben und deshalb 13 Sekunden brauchten. Die Multimediafunktion zur Anzeige von Fotos ist also selbstbeschreibungsfähig, da sich alle Probanden unmittelbar orientieren konnten.

Aufgabe 4: Zurück zum Homescreen gelangen Bei der vierten Aufgabe müssen die Probanden einen Weg zurück zum Homescreen finden, wobei es 3 verschiedene Möglichkeiten gibt: Die untere-linke sensitive Bildschirmecke (Abb. 7.1f), über das Menü der beiden rechten sensitiven Bildschirmecken (Abb. 7.2g), sowie über die Windowstaste. Dies ist die erste Aufgabe, die nicht alle Probanden lösen konnten. Nur 13 der 17 Probanden kamen auf eine Lösungsmöglichkeit mit einer durchschnittlichen Zeit von 7,8 Sekunden. Die Metro-Oberfläche ist in dieser Hinsicht also nur eingeschränkt selbstbeschreibungsfähig, da es auf dem Bildschirm keinerlei Hinweise für die sensitiven Ecken oder für die Benutzung der Windowstaste gibt.

[Abbildung 7.1f (links): Untere, linke sensitive Ecke. Abbildung 7.1g (rechts): Menü der rechten sensitiven Ecken]

Seite 44 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Tabelle 7.1h: Die verschiedenen Vorgehensweisen der Probanden bei der Lösung der vierten Aufgabe] Häufigkeit Vorgehensweise

7 Windowstaste

3 Eine der rechten sensitiven Ecken

1 Die linke, untere sensitive Ecke

5 ESC-Taste (erfolglos)

Die Daten über die Vorerfahrung zeigen, dass es sich bei den Probanden, die mit Hilfe der Windowstaste zum Startbildschirm zurückkehrten, ausschließlich um jene Windowsnutzer handelte, die im Fragebogen angaben, Experten im Umgang mit den Windows Betriebssystem-Versionen 7 und älter zu sein. Demnach lässt sich diese Tastenbelegung in Windows 8 für Windows-Experten als erwartungskonform bewerten. Wie die Tabelle 7.1h zeigt, versuchten 5 Probanden mit der ESC-Taste auf den Homescreen zu gelangen. Das Nichtbelegen der ESC-Taste für das Zurückkehren zum Homescreen lässt sich also als nicht-erwartungskonform bewerten. Ebenfalls unerwartet erscheint die Belegung der ESC-Taste, um aus dem Homescreen zurück zur letzten App zu wechseln. Diese zunächst seltsam anmutende Tastenbelegung und auch die zentrale Rolle der Windowstaste, die kein ständig sichtbares Äquivalent auf dem Bildschirm hat, scheint von den mobilen Geräten, auf den Windows 8 zum Einsatz kommt, sowie von dem ursprünglichen Windows Phone Betriebssystem herzurühren (siehe Anhang 11.4). Die ESC-Taste entspricht in diesem Fall der Zurück-Taste auf den mobilen Windows-Geräten. Positiv ist dennoch hervorzuheben, dass es mehrere Wege gibt, zurück zum Homescreen zu gelangen, so ist es wahrscheinlicher dass unerfahrene Benutzer durch Ausprobieren eine der Möglichkeiten entdecken.

Aufgabe 5: Musik-App öffnen und Wiedergabe starten Diese Aufgabe ist der dritten Aufgabe (dem Öffnen der Foto-App) ähnlich, jedoch brauchten die Probanden deutlich mehr Zeit, da die Probanden auf dem Homescreen scrollen mussten, um die Musik-App zu entdecken und in der Musik-App scrollen mussten, um die Musik-Sammlung auszuwählen. Alle Probanden schafften es die Aufgabe mit einer Durchschnittszeit von 16,6 Sekunden zu erfüllen, demnach ist auch diese Multimediafunktion von Metro als selbstbeschreibungsfähig zu bewerten. Zwei Eigenschaften der Musik-App fielen jedoch bei der Beobachtung der Probanden als inkonsistent und somit als nicht-erwartungskonform auf. Zum einen heißt die Bibliothek der Musik im Unterschied zur Foto-App nicht „Bibliothek“, sondern „Sammlung“, zum anderen funktioniert das Scrollen durch das Berühren der Maus mit dem Bildschirmrand (im Gegensatz zum Scrollen auf dem Homescreen) nicht. Die Probanden mussten also mit der Bildlaufleiste am unteren Bildschirmrand oder mit dem Scrollrad an der Maus scrollen.

Sommersemester 2012 Seite 45

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Aufgabe 6: Wechsel zwischen den Apps

[Abbildung 7.1h (links): Das Programmwechseln mit Alt-Tab. Abbildung 7.1i (mitte): Linke, obere sensitive Ecke. Abbildung 7.1j (rechts): Linke, obere sensitive Ecke nachdem die Maus am Bildschirmrand entlang gefahren ist und auf diese Weise die Programmübersicht sichtbar gemacht wurde.]

Bei der sechsten Aufgabe wurden die Probanden gebeten zwischen den beiden geöffneten Apps (der Musik-App und der Foto-App) zu wechseln. Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten, die zur Lösung führen: Der Benutzer kann auf den Homescreen zurückkehren und dort die andere App auswählen, er kann über die Tastenkombination Alt- und Tabulator-Taste wechseln (siehe Abb. 7.1h), oder mit der Maus die linke, obere Bildschirmecke berühren und dann am linken Bildschirmrand in einer Übersichtsliste eine der geöffneten Apps auswählen (Siehe Abb. 7.1i und 7.1j).

[Tabelle 7.1k: Die verschiedenen Vorgehensweisen der Probanden bei der Lösung der sechsten Aufgabe] Häufigkeit Vorgehensweise

12 Über den Homescreen

4 Mit der Tastenkombination ALT-TAB

1 Über die linke, obere sensitive Ecke

1 ESC-Taste (erfolglos)

Anhand der Tabelle 7.1k lässt sich erkennen, dass die meisten Probanden über den Homescreen gewechselt haben. Alle Probanden schafften es zwar die Aufgabe im Durchschnitt mit 13,5 Sekunden zu lösen, doch die meisten Probanden nahmen den Umweg über den Homescreen. Nur ein Proband entdeckte die linke, obere sensitive Ecke und nur vier Probanden kamen darauf, mit der Tastenkombination ALT-TAB, die in vielen Betriebssystemen in gleicher oder ähnlicher Form vorhanden ist (siehe Anhang 11.4 „Funktionsweisen der Betriebssysteme“), die Apps zu wechseln. Diese beiden Möglichkeiten sind also zu versteckt, um sie als selbstbeschreibend bezeichnen zu können. Die Tastenbelegung ALT-TAB zum Wechseln der Apps kann durchaus als erwartungskonform bewertet werden.

Seite 46 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Manche Probanden waren verwundert darüber, dass die Foto-App im Hintergrund noch geöffnet war. Insbesondere angesichts der relativ großen Bildschirmgröße von Desktop-PCs ist es verwunderlich und eine Einschränkung der Selbstbeschreibungsfähigkeit, dass in der Metro-Oberfläche auf eine ständige Statusanzeige über geöffnete Anwendungen, wie die Task-Leiste in den Vorgängern von Windows 8 oder dem Dock in Apples Betriebssystem OS X verzichtet wurde.

Aufgabe 7: Apps nebeneinander anzeigen In der siebten Aufgabe sollen die Probanden einen Weg finden, die beiden geöffneten Apps, die Foto- und die Musik-App, nebeneinander anzuzeigen. Dabei wird eine übliche Metro-Anwendung in der so genannten „Snapped View“ mit einer relativ kleinen, fixen Breite (320 Pixel) neben der aktuell laufenden App angezeigt. Dies wird bewerkstelligt, indem in der linken, oben sensitiven Bildschirmecke eine Metro-App aus der Übersicht (siehe Abb. 7.1j) herausgezogen, und links oder rechts der momentan aktiven App platziert wird. Nur 7 der 17 Probanden schafften es mit einer durchschnittlichen Zeit von 19,7 Sekunden diese Aufgabe zu lösen. Man kann hier also nicht von einer selbstbeschreibenden Funktion sprechen, denn man muss über das das Wissen der neuartigen sensitiven Bildschirmecken, sowie der Snapped-View-Funktion schon im Vorhinein verfügen. Dennoch sind hier selbstbeschreibende Details zu finden: Zieht man eine App aus der Programm-Übersicht der sensitiven Bildschirmecke, so bildet sich neben der aktuell bildschirmfüllenden, aktiven App ein breiter Rand an genau der Seite, an welcher beim Loslassen die gegriffene App im Snapped-View-Modus angezeigt werden würde. Ein Proband merkte an, dass es schade ist, dass die Breite der „Snapped View“ nicht variabel ist. Eine halbierte Ansicht hätte etwa den Vorteil, dass beide Anwendungen einen gleich großen Bildschirmbereich nutzen können.

Aufgabe 8: App schließen Die letzte Aufgabe der Hauptuntersuchung bestand darin die beiden geöffneten Apps zu beenden. Dazu muss der Benutzer von den Fensterkopfleisten (dem oberen Bildschirmrand) wissen, den man greifen und zum Beenden nach unten ziehen muss. Die App wird sozusagen nach unten hin „weg geworfen“. Erwartungsgemäß schafften es nur wenige Probanden diese Aufgabe zu erfüllen: Ebenfalls wie bei der siebten Aufgabe lösten nur 7 der 17 Probanden die Aufgabe (in durchschnittlich 22,3 Sekunden). Somit stellt sich die letzte Aufgabe als die Schwierigste der acht Aufgaben heraus. Auch die Rückmeldung der Nutzer fiel am schlechtesten aus: Nur drei Probanden gaben an, dass ihnen diese Bedienweise gefallen hat, sechs Probanden gaben eine neutrale Rückmeldung. An dieser Aufgabe lassen sich kaum selbstbeschreibende Elemente finden, denn der Benutzer ist auf die Kenntnis über die genaue Funktionsweise angewiesen. So beschwerte sich ein Proband, das man bei dem Beenden kaum Hinweise bzw. Hilfestellungen des Systems erhält. Aus ergonomischer Sicht kann zudem angezweifelt werden, ob es der Aufgabe angemessen ist, dass der Benutzer mit der Maus eine solch große Geste über die Höhe des gesamten Bildschirms zum bloßen Beenden einer App ausführen muss. Zwei Probanden gaben an, dass sie den X-Knopf zum Beenden aus den Vorgängerversionen von Windows 8 vermissen. Das Beenden kann somit als nicht- erwartungskonform für die Windows-Benutzer bewertet werden. Eine Eigenschaft der Fensterkopfleiste stellte sich bei unseren Untersuchungen aber als selbstbeschreibend heraus: Kommt der Benutzer mit der Maus in die Nähe des oberen Bildschirmrands, so wechselt der Cursor zur Hand und deutet somit an,

Sommersemester 2012 Seite 47

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

dass der Bildschirmrand mittels Drag-and-Drop gegriffen werden kann (siehe Abbildung 7.1l).

[Abbildung 7.1l: Der Mauszeiger wird zur Hand, um auf die Interaktivität der Fensterkopfleiste hinzuweisen]

8. Ergebnisse der Nachuntersuchung Im folgenden Teil werden die Ergebnisse der Nachuntersuchung zunächst dargestellt und anschließend ausgewertet. Einleitend sei hier nochmals die Zielsetzung und Fragestellung der Nachuntersuchung zusammenfasst: Zentrales Ziel der Nachuntersuchung ist es, ein signifikantes Ergebnis der Hauptuntersuchung eingehender zu beleuchten. Wir entschieden uns, die Art und Weise, wie in der Metro-Oberfläche Apps beendet werden, genauer in Betracht zu nehmen (näheres zu dieser Entscheidung ist in dem Kapitel 5.3.1 nachzulesen). Folgende Fragestellungen sollen durch die Nachuntersuchung beantwortet werden:

(1) Wie wünschen sich die Nutzer die Funktion zum Beenden von Apps auf Desktop-Systemen mit Mausbedienung? (2) Wie wünschen sich die Nutzer die Funktion zum Beenden von Apps auf mobilen Multi-Touch-Geräten, Mobiltelefonen und dergleichen?

Im folgenden Teil werden die erhobenen Daten aus der Online-Umfrage deskriptiv- statistisch aufbereitet und zu den beiden formulierten Untersuchungsfragen in Beziehung gesetzt. 8.1 Darstellung und Auswertung der Ergebnisse Zunächst wurden die Teilnehmer befragt, ob Sie einen wie aus den Vorgängerversionen von Windows 8 bekannten X-Knopf zum Beenden bei der Mausbedienung bevorzugen würden. Wie im Diagramm 8.1a abzulesen ist, fiel die Antwort dabei sehr eindeutig aus: fast einstimmig stimmten die Umfrageteilnehmer für den X-Knopf. Bei der Touchbedienung fiel die Frage deutlich weniger eindeutig aus (s. Abbildung 8.1b).

11% Dafür Neutral 25% Dagegen 64%

[Abbildung 8.1a: Beenden mit Button oben rechts in der Ecke mit Mausbedienung]

Seite 48 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Dafür 20% Neutral 40% Dagegen

40%

[Abbildung 8.1b: Beenden mit Button oben rechts in der Ecke mit Touchbedienung]

Ebenfalls eindeutig stimmten die Teilnehmer gegen die „Wegwerf“-Geste bei der Mausbedienung. Bei der Touchbedienung stimmten hingegen 52% dafür (vgl. Abb. 8.1c und 8.1d).

Dafür 20% Neutral Dagegen 52% 28%

[Abbildung 8.1c: Beenden per Kopfleiste greifen und nach unten "wegwerfen" mit Mausbedienung]

8% Dafür Neutral 19% Dagegen

73%

[Abbildung 8.1d: Beenden per Kopfleiste greifen und nach unten "wegwerfen" mit Touchbedienung]

Die Idee, eine physikalische Taste zum Beenden bereitzustellen, wurde vor allem bei der Touchbedienung befürwortet (vgl. Abbildung 8.1e und Abbildung 8.1f).

Dafür 20% Neutral 37% Dagegen

43%

[Abbildung 8.1e: Beenden per Tastendruck mit Mausbedienung]

Sommersemester 2012 Seite 49

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

6% 3% Dafür Neutral Dagegen

91%

[Abbildung 8.1f: Beenden per Tastendruck mit Touchbedienung]

Sehr eindeutig wurde also das Beenden mittels „Wegwerf“-Geste bei der Mausbedienung abgelehnt, sowie das Beenden mittels Tastendruck bei der Touchbedienung und das Beenden durch X-Knopf bei der Mausbedienung befürwortet, was sich mit den Beobachtung der Hauptuntersuchung deckt.

9. Schlussfolgerungen und Ausblick In diesem abschließenden Teil werden einerseits die Ergebnisse der Auswertung nochmals zusammengefasst und es wird ein Rückblick auf das Untersuchungsdesign geworfen. Die Untersuchungsergebnisse sind nicht durchweg positiv für Windows 8 ausgefallen: Wir konnten zwar einige Elemente finden, die sich als selbstbeschreibend und erwartungskonform herausstellten, doch an vielen Ecken tauchten problematische Eigenheiten für uns und die Probanden auf. Dies erklärt, wieso in dem abschließenden Fragebogen der Hauptuntersuchung nur etwa die Hälfte der Probanden von der Metro-Oberfläche überzeugt waren. Windows 8 bietet neuartige Funktionen und Bedienkonzepte die unbedingt einer Einführung bei der Erstverwendung bedürfen. Dazu zählen insbesondere die versteckten Funktionen, die sensitiven Ecken, die Tastenbelegung der Windows- und ESC-Taste, sowie die „Wegwerf“-Gestik für das Beenden von Programmen Bei der Hauptuntersuchung nahmen sehr viele Studenten aus dem Fachbereich 4 teil, obwohl der Versuchsaufbau an einer Stelle platziert war, die auch viele Studenten aus den anderen Fachbereichen hätten passieren könnten. Durch eine Vorauswahl der Probanden kann dies verhindert werden, stellt aber gleichzeitig einen erheblichen Mehraufwand dar. Zudem konnten wir nur einen Studenten finden, der sich mit dem Windows Phone Betriebssystem auskannte. Dies sind Punkte, die bei einer erneuten Durchführung unserer hier vorgestellten Methode berücksichtigt und besser ausgeführt werden können, um noch reichhaltigere Ergebnisse zu erzielen. Dennoch sind wir überzeugt, dass wir wesentliche Vor- und Nachteile der Metro-Oberfläche im Bezug auf die Medienwiedergabe, sowie auf Selbstbeschreibungsfähigkeit und Erwartungskonformität finden konnten. Unsere Untersuchungsmethode ist vor allem auf den ersten Kontakt und den Einstieg in die neuartige Metro-Oberfläche ausgelegt. Als ein anknüpfendes Experiment könnte nachgeprüft werden, wie die Benutzer nach längerer Nutzung mit dem System zurechtkommen.

Seite 50 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

Vor kurzem ist die finale Version von Windows 8 bei “Dreamspark Premium” erschienen, welches aber der von der Consumer Preview in Bezug auf die Metro- Oberfläche kaum Neuerungen bietet. Desweiteren gibt es nach der Installation eine minimale Einführung in Form von “Move your mouse into any corner” und einer kleinen Animation, wo sich ein Mauszeiger von der Mitte des Bildschirmes in dir obere rechte Ecke bewegt, sodass sich die Seitenleiste öffnet.

[Abbildung 9a: Einführung bei finaler Version von Windows 8]

Es wird im Endeffekt also weniger Information geliefert, als in dieser Ausarbeitung als unbedingt vorausgesetzt wurde (vgl. Kapitel 5.22). Jedoch können bei Endkunden noch Handbücher beziehungsweise Anleitungen der Software oder dem Gerät beiliegen. Dies wird sich aber erst Ende Oktober dieses Jahres zeigen, also einen Monat nach Fertigstellung dieser Ausarbeitung.

10. Literaturverzeichnis Hegner, A.: (Mai 2003). IZ-Arbeitsbericht Nr. 29. Methoden zur Evaluation von Software. Bonn: Informationszentrum Sozialwissenschaften

Holling, H. & Freund, P. A. & Kuhn, J. T. & Martin, S.: (2008). Benutzbarkeit von Software: Wie usable sind Evaluations-Verfahren? Münster: ERCIS - Arbeitsberichte des Kompetenzzentrums Internetökonomie und Hybridität; 41

Oppermann, R.: (2012). Software-Ergonomie-Einführung. Koblenz: Vorlesung zu “Einführung in die Software-Ergonomie” an der Universität Koblenz-Landau

Sommersemester 2012 Seite 51

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

11. Anhang 11.1 Einleitung vom Experiment "Sie befinden sich auf dem Startbildschirm der neuen Metro-Oberfläche von Windows 8. Es kommen in Metro neue Bedienkonzepte zum Einsatz wie sensitive Ecken und bekannte Gesten haben neue Funktionen wie die Windows Taste oder das greifen der Kopfleiste eines Fensters. Es folgen nun neun kleine Aufgaben, bei welchen wir ihnen nach einer gewissen Zeit eine direkte Hilfestellung geben. Dabei geht es wie gesagt um die Qualitäten des Systems! Viel Spaß und seien sie ungehemmt." 11.2 Aufgabenkatalog vom Experiment Die "Hilfe" beschreibt den Lösungsweg, welcher nach Ablauf der Bearbeitungszeit vorgeschlagen wird.

1. Scrollen Sie auf dem Startbildschirm nach links und rechts Zeit: 10sek Hilfe: Mausrad auf- und abdrehen. 2. Verschieben sie die Kalenderkachel nach ganz unten links Zeit: 20sek Hilfe: Linksklicken, gedrückt lassen und ziehen 3. Öffnen Sie die Foto App und öffnen sie das Portrait der Mona-Lisa aus der Sammlung Zeit: 30sek Hilfe: Foto App öffnen, zur Sammlung scrollen und mit Linksklick öffnen. Dann zum Bild scrollen und mit Linksklick öffnen. 4. Öffnen Sie wieder den Startbildschirm Zeit: 15sek Hilfe: Windows Taste 5. Öffnen Sie die Music App und öffnen sie „Symphonie 5“ von Beethoven aus der Sammlung Zeit: 30sek Hilfe: Music App öffnen, zur Sammlung scrollen und mit Linksklick öffnen. Dann zum Stück scrollen und mit Linksklick öffnen. 6. Zur (noch) geöffneten Foto App wechseln Zeit: 40sek Hilfe: Links oben in der sensitiven Ecke die Foto App auswählen 7. Musik App an der Seite als Fenster anzeigen Zeit: 40sek Hilfe: Fensterkopf mit linker Maustaste greifen und zum rechten oder linken Bildschirmrand ziehen. 8. Foto App schließen Zeit: 30sek Hilfe: Fensterkopf mit linker Maustaste greifen und zum unteren Bildschirmrand ziehen

Seite 52 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

11.3 Fragebögen

[Eingangsfragebogen]

Sommersemester 2012 Seite 53

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

[Ausgangsfragebogen]

Seite 54 Sommersemester 2012

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

11.4 Übersichtstabelle der Bedienkonzepte in den verschiedenen Betriebssystemen

[Übersichtstabelle der Bedienkonzepte in den verschiedenen Betriebssystemen]

Sommersemester 2012 Seite 55

Navigation in der Windows 8 Metro-Oberfläche

11.5 DVD Inhalt der beiliegenden DVD:  Diese Ausarbeitung als .pdf und .docx  Präsentation als .pdf und .pptx

Seite 56 Sommersemester 2012