Sonnabend/Sonntag, 29./30. Dezember 2018 UND UMGEBUNG OSTSEE−ZEITUNG 13

Wirtschaft: Quarantänelager in Ventschow: Starkes Jahr „Wir sind die letzten Zeitzeugen“ für Region Prall gefüllte Anton Hermann (85) wurde im Alter von zwölf Jahren aus dem Sudetenland vertrieben Auftragsbücher bei Unternehmen

VonMichaela Krohn ger.MeineMutter warkrank,sie Wismar. Mit dem Jahreswechsel kriegte keineLuft.“ Bis der zwölf- endet ein für die Westmecklen- /Ventschow. Er ist vermutlich jährige Anton Hermann schließlich burgerWirtschaft insgesamt einerder letztenZeitzeugen,die sich eine lindernde Spritze vom Lagerarzt sehr erfolgreiches Geschäfts- noch an das sogenannte Quarantä- erbettelte. „Nachts habenwir jahr.Industrie,Handel und nelager in Ventschow, in demnach Kartoffeln geklautund sie dannin Dienstleister sprechen insge- dem ZweitenWeltkrieg Flüchtlinge Wasseraus dem See gekocht.Das samt von sehr guten Ergebnis- und Vertriebene untergebrachtwur- warendie besten Kartoffeln,die ich je sen, teiltdie Industrie- und Han- den, erinnern können.AntonHerr- gegessen habe.“ Nachzwei Wochen delskammer(IHK) zu mann –heute 85 Jahrealt –kam im LagerinVentschow wurde dieFa- mit. DieAuftragsbücher seien in dort alszwölfjährigerJungemit milienach Hagenowgebracht.Dort den meisten Betriebenreichlich Mutter und Schwester an. Zuvor wurden sieeinem Bauern in Bobzin gefüllt gewesen.Einige Bran- wurden sieaus dem Sudetenland zugeteilt. Der musstedie Familieauf- chen kamenmit der Abarbei- zwangsumgesiedelt.Eswar der nehmen. Anton Hermann arbeitete tung kaum hinterher.Das betraf Sommer 1946, als derjunge Anton fortan dort,konnte auch wieder zur 2018 insbesondere das ver- mit den Frauender Familie für etwa Schule gehen. arbeitende Gewerbe, die Logis- zehn Tage in einer baumhaus Letztendlich sagt der heutige tik, unternehmensnahe Dienst- ähnlichen Hütte, einer Baracke, mit Zierower:„Für unswar es gut, dass leister sowie das Bauhauptge- zwei kleinenRäumen lebte. wir gehen mussten. In derHeimat werbe.ImHandel war die Lage Anton Hermann hattedas Kriegs- hätten wir keinePerspektivegehabt, verhaltener. ende im Dorf Benatekimheutigen man wollteuns dortnicht mehr.Und In der Spitze erreichteder Tschechien miterlebt.Nochheute meineFrau hätte ich sonst auch IHK-Konjunkturklimaindexim kann er sich an viele Details und ein- nichtkennengelernt.“Nach der Frühsommer mit 135,1Punkten schneidende Momente erinnern. Schule hat Anton Hermann eine ein neues Allzeithoch. „Bereits „Wir haben noch etwaein Jahrlang LehreinHagenow gemacht, hat bei 2017 war für die Unternehmen nach Endedes Krieges dortgelebt“, den Weltfestspielen 1951 seine Frau ein sehrerfolgreichesWirt- berichtetder heutigeZierower.Er kennengelernt und eine Familie schaftsjahr.Vor genau einem war gerade zwölf Jahrealt, als sein gegründet. Später hat er nachLehre Jahr sind wir davon ausgegan- Vaternochalsvermisstgaltundermit und Studium als Ingenieur für die gen, dass die Wirtschaft auch seiner an Asthmaerkrankten Mutter Der ZierowerAnton Herrmannist einerder letzten Zeitzeugendes Lagers in Ventschow.Zuvor wurde er mit seiner Werft in Wismargearbeitet, war dort 2018 eine gute Entwicklung und der zehnjährigen Schwester den Familieaus dem Sudetenland vertrieben.Inden Händen hält er einen Stein, der zumFundament seines Elternhauses für die Luftversorgung der Schiffe nehmenwird. Unsere Erwar- Ort verlassen musste, der sein Zu- gehörte. FOTO:MICHAELAKROHN zuständig. tungensind zu unserer großen hausewar.„Ichhatte plötzlichdie Auchseine alte Heimat im Sude- Freudeübertroffen worden“, Verantwortung für dieFamilie“, sagt dorf. Mitnehmendurften sie nur in einenneuen Zug, in einen deut- tenlandhat er immermal wiederbe- berichtet IHK-Hauptgeschäfts- er.Von den Bomben in den Großstäd- 50 KilogrammGepäck. AntonHer- schen Zug,umgestiegen. „Dortgab sucht–zuletzt warerimMai dort. führerSiegbert Eisenach. ten hatten sie auf dem Land nichtviel manngönnte sich noch einen letzten es füruns ein warmesFrühstück „Von derSiedlungist nichts mehr üb- Auchdas Handwerk ist mit mitbekommen,dennoch gab es auch Blick auf sein Dorf.„Ich werdediesen Für uns war es gut, mit Malzkaffee.“ Bis sie schließlich rig. Dortist alles bewachsen“,berich- Bestwerten in das vergangene in seiner Gegend Überfälle. „Man Anblicknie vergessen“, sagter–und im mecklenburgischen tet er.Als beimletzten Besuch jedoch Jahr gestartet. Die prallgefüll- hatteAngst,wenn man alleine mit ist nochheutesichtlichberührt, wenn dass wir gehen eintrafen. sein Blick zu einer umgeknickten ten Auftragsbücher haben aber dem Fahrrad gefahrenist.“ er über den Tagspricht, an dem er Vondort ausging es in das Escheschweift, fällt ihmetwasauf: In auch fürdeutlichverlängerte Die Menschen im Ortmussten seine Heimat verlassen musste. mussten. In der sogenannte Quarantänelager in der freigelegtenErde entdeckter Wartezeiten bei den Kunden ge- nach dem„Zusammenbruch“,wie DieDorfbewohnerwurden nun Heimat hätten wir Ventschow.Eine Karawane von einenTeil desFundaments seines führt.Umdem zu begegnen, AntonHermann die Zeit nennt, Ge- in Viehwaggons mit je 30 Personen rund1800 Menschen.Aufzeichnun- früherenElternhauses.„Ich habe hättendie Betriebe mehr Aus- treide und Vieh abliefern. „Sie hatten abtransportiert –ineine noch unge- keine Perspektive gen und Dokumente gibteskaum einenMauerstein gefunden. Der zubildende und Fachkräftebe- nichts mehr.“ Irgendwann kam dann wisse Zukunft. „Wir wussten nicht, gehabt, man wollte aus dieser Zeit–umso wichtigerfin- muss etwa 50 Jahreunter der Erde nötigt, die auf dem Markt aber der Befehl, das Dorfzuverlassen. Die wo es hingeht“, erinnert sich Anton det es Anton Hermann, dass darüber gelegen haben.“InseinemZuhause nicht mehr ausreichend zurVer- Familie musste weg, weg aus ihrer Hermann.ZweiTage und zwei uns dort nicht mehr. gesprochen wird.„Wirsind die in Zierow hat AntonHermann den fügungstehen.Daher sehen die Heimat. Zusammenmit dem Nächte waren sie unterwegs–unter letzten Zeitzeugen“, sagt er.Erkann Steingesäubert –den Stein, der ihn Handwerksbetriebetrotz eines „Knecht“und einer älteren Frau aus unmenschlichenBedingungen.An Anton Herrmann sichnoch gut daran erinnern,wie es an seine alte Heimat im Sudetenland sehr gut verlaufenenGeschäfts- dem Dorf musstensie insNachbar- der deutschen Grenze ist die Familie Zeitzeuge im Lagerzuging: „Wir hatten Hun- erinnert. jahres2018 mit etwas gedämpf- ter Euphorieindie Zukunft. „Mehr gehteinfach nicht mehr“,sagt Edgar Hummels- heim, der Hauptgeschäftsführer Bogenschützen gründen neuen Verein in Wismar der HandwerkskammerSchwe- rin. „Die Betriebe arbeiten bereits auf Hochtouren. Mit Junge Unternehmer unterstützen „Die Jagdfalken“ Rücksicht auf die Mitarbeiter und derenGesundheit, und Wismar. „Bogenschießen erfordert besondererBeliebtheit erfreut. somitdie stolze Summe von Unterstützung durchdie beiden ständiger Verein beim Aktionstag wenn sieattraktive Arbeitgeber ein hohes Maß an Konzentration Nunwird sich im kommenden 1000 Euroübergebenwerden. Unternehmernetzwerke.2020 ,beneFIT’ teilnehmen“, freut sich bleiben wollen, sind kaum und mentaler Stärke.Das Training Jahr das Bogenschießen als eigen- „Wir freuen unssehrüber die werden wir wieder gern als eigen- Jagdfalken-PräsidentPaulEnnen. noch weitere Steigerungen mit Pfeil undBogen fördertdaher ständigerVereinselbstständig möglich.“ Denn die Wett- sowohl diekörperlichenals auch machen. bewerbsfähigkeit und der wirt- die geistigen Fähigkeitenvon Kin- „Der große Andrangder Kinder schaftliche Erfolg einesUnter- dern“, sagt Paul Ennen, Präsident beiunserem Aktionstag „bene- nehmens hängen maßgeblich vom neugegründeten Verein der FIT“ hat gezeigt,welche Faszina- von seinen Beschäftigten ab. WismarerBogengilde „DieJagd- tion derrichtige Umgang mitPfeil Die Anzahl an Arbeitsplätzen falken“.Umden Mitgliedern den undBogen noch heuteausübt. ist in den vergangenen Jahren Startzuerleichtern, unterstützen Hinzu kommtdas großeEngage- stetiggewachsen.Die Unter- die jungen Unternehmerder Wirt- ment der Trainer,die ihr Wissen nehmeninWestmecklenburg schaftsjunioren den Klub finan- mitHerzblut an die Jüngstenwei- benötigenhänderingend Perso- ziell. Denn das Bogenschießen hat tergeben“, sagt die Wismarer Ho- nal. Doch die Personalnachfra- sie beim diesjährigen Aktionstag telchefin Svenja Preussvon den ge ist insgesamt sehrhoch, so „beneFIT“überzeugt. Wirtschaftsjunioren Schwerin. dass kaumnoch Fachpersonal Mehr als 500 Kinderhaben das Mit 500 Eurobeteiligen sichdie und Auszubildende zu finden Angebotder Wirtschaftsjunioren Jungunternehmer an derNeu- sind. Im Durchschnitt benann- Schwerin und des Kreissportbun- gründung. Weitere500 Euro gibt ten 2018zwei von drei Unter- des ge- derWJSeniorCircledazu. Das nehmeninden IHK-Konjunk- nutzt, um sichinverschiedenen westmecklenburger Netzwerk er- turumfragen den Mangel an Sportarten auszuprobieren.Die fahrenerUnternehmer folgt damit Fachkräften und Auszubilden- Abteilung Bogensport des Schüt- einer Empfehlung der Wirt- Die Wirtschaftsjunioren habeneine Spende an „Die Jagdfalken“, einen neu gegründetenBogenschützenverein den als Risiko ihrer wirtschaftli- zenvereinsHansehat sichdabei schaftsjunioren. Insgesamtkann aus Wismar,übergeben. FOTO:PRIVAT chen Entwicklung.

ANZEIGE ticket UnsereTicket-Highlights

Dschungelbuch –Das Musical M. Schweighöfer: Lachen Weinen Tanzen Paul Panzer –Glücksritter…vom Pech ErsteAllgemeine Verunsicherung Game of Thrones –The Concert o. KG, Richard-Wagner-Str. 1a, 18055 Rostock, HRA 438

20.Januar 2019 ·11/15.00 Uhr Tour 2019 1. Februar 2019 26.Januar 2019 ·20.00 Uhr 22. Februar 2019 ·20.00 Uhr 20.Februar 2019 ·20.00 Uhr &C StadtHalle Rostock ab 23,00 € 20.00 Uhr · StadtHalle Rostock ab 47,90 € StadtHalle Rostock 36,60 € StadtHalle Rostock ab 42,55 € StadtHalle Rostock ab 52,95 €

Tickets: OZ-Service-Center, www.oz-tickets.de, 0381 38303017* Sie sparen mit Ihrer AboPlus-Karte (nur so lange das Kontingent reicht) Für die Veranstaltungen ist die OSTSEE-ZEITUNG nurOstsee-Zeitung Vermittler. GmbH Ein Angebot der *Es gilt der nationale Tarif, entsprechend Ihres Festnetz- oder Mobilanbieters, bei einer Festnetz-Flatrate ist das Gespräch kostenfrei.

www.oz-tickets.de