20 WIRTSCHAFT 9. März 2017 DIE ZEIT N o 11

FAKT ODER FAKE (5) MACHER UND MÄRKTE

Feminismus für Macht der Niedrigzins arm? 2,50 Euro Die Behauptung: »Die Sparer verlieren allein in diesem Jahr 100 Milliarden Euro«, sagt Bayerns Finanzminister Markus Söder. Schuld daran sei die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Er unterschlägt, dass viele Menschen davon profitieren VON MARK SCHIERITZ

ine flotte Zahl, ein populäres Thema: aber nicht auf null Prozent. Bei der Allianz beispiels­ Was Söders Rechnung überhaupt nicht be­ Und: Die deutschen Verbraucher haben nicht Markus Söder weiß, wie man in die weise gibt es auf Lebensversicherungsguthaben in rücksichtigt: Viele Menschen profitieren von den nur viel Vermögen angehäuft, sie haben auch Schlagzeilen kommt. »Angesichts der diesem Jahr immerhin noch 2,8 Prozent Rendite. niedrigen Zinsen. Etwa eine Billion­ Euro haben hohe Schulden. Der ­Gesamtwert der Verbind­ Nullzinspolitik der EZB bedeuten Auch bei einer Inflationsrate von 2,2 Prozent ver­ die Bundesbürger in Aktien oder Investment­ lichkeiten beläuft sich auf 1,6 Billionen Euro. Cover der ersten »F MAG«-Aus­ zwei Prozent Inflation, dass die Sparer mehrt sich das Kundenvermögen also noch, wenn fonds gesteckt. Die Aktienkurse aber haben in Wenn die Zinsen sinken, dann können diese gabe aus dem Hause Gruner + Jahr Eallein in diesem Jahr 100 Mil­liar­den Euro verlie­ auch langsamer als früher. den vergangenen Monaten kräftig zugelegt. Die Schulden günstiger bedient werden. Diese Zins­ ren«, sagte der bayerische Finanzminister vergan­ Nur rund 2,1 Billionen meisten Menschen besitzen ersparnis müsste also streng genommen von den gene Woche und schaffte es damit immerhin auf Euro lagern auf ­klassischen überdies nicht nur Geld, Zinsverlusten abgezogen werden. Um am Kiosk Erfolg zu haben, setzen Verlage die erste Seite des Wirtschaftsteils der Frankfurter Bankkonten oder werden sondern auch Schmuck, Und selbst wenn Söder richtig gerechnet hät­ heutzutage auf Mandalas zum Ausmalen oder Allgemeinen Zeitung. Es sei »höchste Zeit für eine von den Verbrauchern als Wo das Geld steckt Autos, Wohnungen, Häu­ te, sagt das noch wenig darüber aus, welche Fol­ auf die omnipräsente Barbara Schöneberger – Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik«. Bargeld gehalten. Davon ist Finanzvermögen ser. Dieses sogenannte gen das Zinstief für den Alltag der Menschen Gruner + Jahr versucht es nun mit Feminismus. Tatsächlich hat die Europäische Zentralbank ein großer Teil kurzfristig der deutschen Haushalte Sachvermögen ist in den hat. So verfügen die ärmsten 20 Prozent der F MAG heißt das Magazin, das seit dieser Wo­ (EZB) den Leitzins auf null gesenkt, um die Wirt­ angelegt, zum Beispiel auf meisten Fällen viel wich­ Haushalte über praktisch kein Finanzvermögen, che im Verkauf ist, die Startauflage liegt bei schaft zu stützen. Und tatsächlich ist die ­ dem Girokonto. Auf dieses tiger als das Finanz­ weshalb die Klage über niedrige Zinsen mit der 100.000 Exemplaren. »Wir wollten unbedingt Bargeld und Versicherungen Inflationsrate in Deutschland im Febru­ ar­ auf 2,2 Geld gibt es in der Regel Einlagen vermögen. Nach Schätzun­ Lebenswirklichkeit der meisten Geringverdiener ein Magazin machen, das wir selbst gern lesen Prozent gestiegen. So weit sind Söders Ausführun­ tatsächlich keine Zinsen gen der Bundesbank besitzt nur wenig zu tun haben dürfte. Und die Hälfte würden: mit Politik, Mode, Sex«, sagt Redak­ gen korrekt. Aber wie kommt er auf 100 Mil­liar­ mehr, weshalb es, wie von jeder Haushalt im Schnitt der Deutschen hat im Schnitt weniger als 17 000 tions­lei­te­rin Sara Schurmann. »Anfangs haben den Euro Verlust für deutsche Sparer? Söder beschrieben, entwer­ 187 000 Euro an Sach­ Euro angespart – ein Prozentpunkt Zins mehr wir dabei gar nicht an Feminismus gedacht, der 2097 Anfrage beim bayerischen Finanzministerium: tet wird. Damit ergibt sich 2149 Mrd. vermögen, aber nur 53 900 oder weniger macht bei einer solchen Summe im Begriff hatte für mich zu dem Zeitpunkt auch Wie hat der Minister gerechnet? Antwort: Das Spar­ aber ein maximaler Verlust Euro an Finanzvermögen. Jahr gerade einmal 170 Euro aus. Umgekehrt ist eher noch etwas Verstaubtes und Altbackenes.« vermögen der deutschen Privathaushalte belaufe­ sich in Höhe von 42 Mil­liar­den € Der wichtigste Sach­ Immobilienbesitz vor allem unter Gutverdienern Dann habe sie aber gemerkt, dass ihr Blick doch auf rund fünf Billionen Euro. »Zwei Prozent auf Euro – zwei Prozent von sonstige vermögensgegenstand wie­ verbreitet, weshalb diese Gruppe von den niedri­ ein feministischer sei. fünf Billionen ergibt 100 Milliar­ ­den. Ganz einfach.« 2,1 Billionen Euro. Forderungen 505 563 derum sind Immobilien – gen Zinsen besonders profitiert. Zu den Haupt­ Feminismus, dafür stand jahrzehntelang vor al­ Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn Das ist nicht einmal 33 44 Prozent der Haushalte leidtragenden der niedrigen Zinsen dürften also lem Alice Schwarzer. Es gab ihr Magazin Emma, Söder nimmt offenbar an, dass die gesamten fünf halb so viel, wie Markus Schuldver- leben in einem Haus oder Sparer mit hohen Rücklagen auf dem Bank­ das 1977 zum ersten Mal erschien, dann kam Billionen an Geldvermögen – es sind nach Daten Söder behauptet. Und da­ schreibungen einer Wohnung, die ihnen konto, aber ohne Immobilienbesitz gehören. lange nichts. 2008 brachten Meredith Haaf, 131 der Bundesbank genau 5,5 Billionen – keinerlei bei kommt er noch gut Aktien selbst gehört. Und wenn Richtig ist also: Immer wenn der Zins – wie Susanne Klingner und Barbara Streidl das Buch Rendite einbringen. Nur in diesem Fall würde weg, denn von den 2,1 Bil­ Anteile an und sonstige die Zinsen sinken, fällt der derzeit – niedriger ist als die Inflationsrate, Wir Alphamädchen heraus (Unterzeile: Warum sich die Kaufkraft des Ersparten bei einer lionen Euro entfallen etwa Investmentfonds Anteilsrechte Wert einer Immobilie in schrumpft der reale Wert des Ersparten auf der Feminismus das Leben schöner macht), 2012 er­ Inflations­rate von zwei Prozent tatsächlich auch 600 Mil­liar­den Euro auf ZEIT-GRAFIK/Quelle: Deutsche Bundesbank der Regel nicht, sondern Bank. Wie sehr und mit ­welchen Folgen für die fand Lena Dunham die TV-Serie Girls und um zwei Prozent pro Jahr und damit um ins­ Spareinlagen und Sparbrie­ steigt. In den großen Städ­ allgemeine Vermögenssituation der Verbraucher, prägte damit ein neues weibliches Selbstbewusst­ gesamt 100 Mil­liar­den Euro verringern. fe. Wie diese Gelder im ten haben sich die Immo­ lässt sich aber nicht durch eine einfache Prozent­ sein. Feminismus hat das Schwarzer-Image ab­ Das trifft jedoch nicht zu. So sind laut ­ Einzelnen verzinst werden, lässt sich nicht er­ bilien­preise in den vergangenen Jahren nicht ­ rechnung ­bestimmen. Der von Markus Söder ge­ gelegt, der Begriff ist sexy geworden. Pinke Bundesbank etwa zwei Billionen Euro bei­ mitteln. Gesichert ist aber, dass gerade ältere selten verdoppelt, wodurch Immobilienbesitzer nannte Betrag ist in jedem Fall zu hoch gegriffen. Fingernägel und politisches Interesse passen für Versicherungen angelegt. Und die großen ­ Sparverträge häufig durchaus noch Zinsen ab­ zumindest auf dem Papier reicher geworden junge Feministinnen zusammen. Versicherungskonzerne haben die Zinsen, die sie an werfen. Deshalb müssten sie eigentlich auch ge­ sind. Auch das müsste bei der Bewertung der­ Weitere Informationen im Internet: »Das F im Titel ist ein offenes F, das für alles ihre Kunden auszahlen, zwar gesenkt – in der Regel sondert betrachtet werden. Niedrigzinspolitik berücksichtigt werden. www.zeit.de/serie/fakt-oder-fake steht, was wir mögen«, sagt Schurmann. »Frei­ heit, fummeln, frittieren.« Das Cover zeigt eine Frau in der Pose der Freiheitsstatur, im Heft wird ein Porno rezensiert, und es gibt tatsächlich Frittierrezepte. Ein positives Körpergefühl sei Die Wut der Frauen Fortsetzung von S. 19 Ein Mittwochabend im Dezember, in einer ihnen wichtig. »Unsere Leser sollen nicht den­ sächsischen Kleinstadt. Draußen nieselt es, drin­ ken: Oh Gott, ich muss eine Diät machen.« Johannisthal zum Beispiel. Sie hat gemeinsam mit nen wummert How Deep is Your Love­ aus den ’s Next Topmodel (GNTM), die Sen­ anderen Frauen gegen die SED-Führung gekämpft, Lautsprechern. Der örtliche AfD-Kreisverband dung mit den sehr schlanken Mädchen, hat es etwa mit , der späteren - bietet hier einen »Selbstverteidigungskurs« an, trotzdem ins Heft geschafft, indirekt. Der Auto­ Unterlagen-Beauftragten. Als Angelika Barbe in den den der stellvertretende Kreisratsvorsitzende als hersteller Opel, offizieller Partner von GNTM, einzog, da kämpfte sie auch für feminis­ Angebot gerade auch für weibliche Mitglieder hat eine Anzeige geschaltet, mit GNTM-Logo. tische Anliegen. verstanden wissen will. An diesem Tag ist aber nur Mit F MAG wagt sich Gruner + Jahr in eine Seitdem hat sich etwas verändert in der deut­ eine Frau gekommen, 18 Jahre alt, sie hat ihre Printnische. In Deutschland kennt man seit schen Gesellschaft: Es gibt weniger Hausfrauen – langen schwarzen Haare zum Pferdeschwanz ge­ 2008 vor allem das Missy Magazine, das sich und eine flächendeckende Krippenbetreuung nicht bunden und trägt eng anliegende Trainings- selbst als »ein feministisches Magazin für eine mehr nur in , Rostock oder Dresden, klamotten. Außer ihr sind nur Männer in der neue Generation« bezeichnet. Sonja Eismann, sondern eben auch in Stuttgart, Bielefeld oder Runde. Vor einigen Monaten, sagt sie, sei einer eine der Herausgeberinnen, sagt: »Das Missy Lüneburg. Ost-Frauen haben ihr Lebensmodell in ihrer Freunde – ein AfD-Mitglied – von Flücht­ Magazine war Teil einer Speerspitze der feminis­ die Bundesrepublik exportiert. Für Frauen wie lingen überfallen worden. Bei der Polizei wurde tischen Bewegung.« Der Feminismus von heute Angelika Barbe ist daraus ein Gefühl erwachsen: damals Anzeige erstattet, diese bestätigt das auch, sei »marktkonform«, aber nicht bloß ein Trend. Avantgarde­ zu sein. Auf der richtigen Seite zu stehen zu einem Prozess kam es bislang nicht. Deswegen »Das wird bleiben.« JBA – auch wenn das der Rest der Republik noch nicht jedenfalls, sagt die junge Frau, komme sie zu die­ begriffen zu haben scheint. sem Kurs, und deswegen sei sie ein bisschen ängst­ So ist das offenbar auch jetzt, nachdem Hun­ lich und wolle nicht, dass ihr Name in der Zei­ derttausende Flüchtlinge nach Deutschland ge­ tung stehe. Sandra sollen wir sie nennen. kommen sind. Angelika Barbe sagt: »Ich fürchte, »Wenn dir jemand an den Hintern gehen Die Mütter bleiben zu dass die mühsam erkämpfte Gleichberechtigung der will, dann kannst du dich dagegen wehren«, sagt Frauen wieder aufgegeben wird.« Sie selbst höre von der Trainer. Blitzschnell drehen, den Unterarm Hause Freunden und Bekannten Geschichten über musli­ des Mannes packen und auf die Gelenke ­ mische Jungen in deutschen Kitas, die sich weiger­ drücken. Danach wird geübt, anderthalb Stun­ ten, die Tische abzuwischen, schließlich sei das den lang. Sandra greift dem Trainer mit beiden Frauenarbeit. Oder über muslimische Jungen in Händen an den Hals, als würde sie ihn würgen. Berliner Schulen, die sagten, sie nähmen von Lehre­ Sie lernt an diesem Abend, wie man einen Mann rinnen keine Weisungen an. Mit jeder weiteren in die Knie zwingt. solcher Anekdoten, die Angelika Barbe hört, wächst Später zündet sich Sandra vor dem Fitnessstudio für sie eine Gewissheit: mit ihrer Meinung vielleicht eine Zigarette an und erklärt, wie unglaublich sie es nicht in der Mehrheit zu sein, aber trotzdem recht selbst findet, plötzlich – sozusagen – politisch aktiv % zu haben. »Ich nehme in Kauf, allein zu stehen, das zu sein. »Hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, habe ich zu DDR-Zeiten schon getan«, sagt sie. dass ich heute Mitglied einer Partei sein würde, ich 90der Mütter von Kleinkindern Sie steht nicht allein da, sondern montags neben hätte ihn ausgelacht«, sagt sie. Sie habe sich nie für hatten 2015 keinen Vollzeitjob einigen Hunderten anderen in Dresden auf der Stra­ Politik interessiert, lese kaum Zeitung, gucke kaum ße. Angelika Barbe läuft immer noch bei Pegida mit, Fernsehen, den Politikunterricht in der Schule habe obwohl der Anführer der Truppe, Lutz Bachmann, sie ausgesessen: »Ich war froh, wenn die Stunde rum inzwischen wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. war.« Sandra ist im Januar 19 Jahre alt geworden, Noch immer sind es vor allem die Frauen, die Einmal sprach Angelika Barbe in der Landes­ mit 16 hat sie ein Kind bekommen, ungeplant. Sie mit Kleinkindern zu Hause bleiben. Das zei­ zentrale mit einer Besuchergruppe über Pegida, sie hat keinen Schulabschluss, vom Vater ihres Kindes gen Zahlen des Statistischen Bundesamts, die weigerte sich, Pegidisten per se als Rechtsextreme lebt sie getrennt. Sie bekommt Hartz IV und wohnt es anlässlich des Weltfrauentags am Mittwoch zu bezeichnen – so jedenfalls erzählt sie es heute. in einem Plattenbau einer sächsischen Kleinstadt. dieser Woche präsentierte. Demnach haben Dieser Vorfall habe Folgen für sie persönlich gehabt: Sandra war nie auch nur Mitglied in einem Verein. nur zehn Prozent der Frauen mit Kindern un­ Öffentliche Veranstaltungen dürfe sie in der Landes­ Wieso wird eine wie sie Mitglied der AfD? ter drei Jahren einen Vollzeitjob. Bei 51 Pro­ zentrale nun nicht mehr moderieren. »Ich habe »Man kann auch mal was gut finden, was die zent der Paare mit Kleinkindern geht die Mut­ einen Maulkorb bekommen«, sagt sie – und es Masse blöd findet«, sagt Sandra. Und: »Die AfD ter gar nicht mehr arbeiten. Ganz anders die scheint, als sei sie ein bisschen stolz darauf. »Ich habe setzt Hoffnungen frei.« Sandra sagt, ein Freund von Männer: Trotz Vatersein arbeiten 83 Prozent in der DDR Berufsverbot bekommen, weil ich nicht ihr sei schon länger in der AfD, der habe nur Gutes regulär weiter. Bei nur zwei Prozent der Paare zu den SED-Verbrechen schweigen wollte«, sagt sie. AfD-Sympathisantin Marion Held: »Sie werden denken, ich bin rechts, erzählt. Irgendwann sei sie zu einer Parteiveranstal­ läuft es umgekehrt, also so, dass der Mann zu »Ich habe einen zu hohen Preis dafür bezahlt, ­meine aber ich stehe für meine Heimat ein« tung mitgekommen. »Sobald man dabei ist, lernt Hause bleibt und sich ausschließlich um die Meinung zu sagen, als dass ich jetzt darauf­ man total nette Leute kennen.« Plötzlich interessie­ Kinder kümmert, während die Mutter einem verzichten würde.« fremdenfeindlicher, rassistischer, islamfeindlicher häufiger neigen sie dazu, sich feindselig gegen­ re sie sich für Sozialpolitik, für den Ausgleich zwi­ Vollzeitjob nachgeht. JBA Schon mehrere Male ist Barbe auch Frauke ­ und sexistischer als Männer«, heißt es in einer über schwächeren Gruppen zu äußern. schen Arm und Reich, für Energiepolitik. Nun Petry, der Parteichefin der AfD, begegnet. Einmal Studie von 2011. Eine Befragung aus dem Jahr Auffällig ist, dass Frauen zum Beispiel im Füh­ verteile sie regelmäßig AfD-Flyer, das sei eine »total drückte sie ihr eine Thesensammlung in die Hand. 2005 kam zu dem Schluss, diejenigen Deut­ rungszirkel von Pegida eine Minderheit waren – und schöne Freizeitbeschäftigung, wenn man einfach Beim nächsten Treffen habe Petry sie wiedererkannt schen, die Zuwanderer am häufigsten abwerte­ dennoch mit die wichtigsten Rollen einnahmen. mal rausgeht, eine Runde läuft«. Berichtigung und gesagt, dass sie das Papier immer in ihrer Tasche ten, seien ältere Frauen aus Ostdeutschland. An­ Zur Dresdner Oberbürgermeisterwahl nominierte Die AfD, das ist für Sandra eine Art Familie, die trage. »Das hat mir natürlich gefallen«, sagt Barbe. dreas Zick, Leiter der Studien und des Bielefelder Pegida eine Frau als Kandidatin: Tatjana Festerling. die Langeweile vertreibt. Man freue sich im Kreis­ In dem Artikel Diesel raus aus den Städten (ZEIT Rechtspopulisten haben früh erkannt, welche Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Ge­ Die AfD konnte das Potenzial von mit ihren verband darüber, dass die anderen da seien, sagt sie, Nr. 10/17) ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir Sprengkraft in feministischen Themen steckt. waltforschung, erklärt das so: »Wenn Frauen sich Themen sympathisierenden Frauen bei der ver­ man müsse gar nicht jedes Mal über Politik reden. haben die Feinstaub- und Stickoxidwerte ver­ Lutz Bachmann kritisierte Muslime auf der ­ als emanzipiert wahrnehmen – wie das häufiger gangenen Bundestagswahl aber nicht ganz he­ Ist sie eine der sogenannten Abgehängten, ver­ tauscht. Richtig ist, dass am Stuttgarter Neckar­ Pegida-Bühne anfangs vor allem dafür, dass sie in Ostdeutschland der Fall ist –, dann neigen ei­ ben. Sie war damals eine überdurchschnittlich gessen von Staat und Gesellschaft? Sandra bekommt tor im vergangenen Jahr an 63 Tagen der in der Frauen herabwürdigten. Und was Bielefelder­ nige von ihnen dazu, ihre Macht und ihre Domi­ von Männern gewählte Partei. Hätten nur de­ Geld vom Staat. Sie lebt seit Jahren davon. »Ich EU zulässige Feinstaubgrenzwert von 50 Mikro­ Sozialpsychologen im Auftrag der SPD-nahen nanz herauszustellen, auch gegenüber Zuwande­ ren Stimmen gegolten, wäre sie schon 2013 in fühle mich nicht vergessen«, sagt sie. »Aber ich gramm je Kubikmeter überschritten wurde. Das Friedrich-Ebert-Stiftung mittels Befragungen he­ rern.« Unabhängig davon gilt laut den Bielefelder den Bundestag eingezogen. Nun versucht die fühle mich auch nicht voll wahrgenommen.« Es ist Jahresmittel der Stickoxidbelastung lag bei 82 rausgefunden haben, dürfte Rechtspopulisten be­ Studien: Je geringer das Einkommen, je niedriger Partei vereinzelt, gezielt die wütenden Frauen zu keine Enttäuschung, die sie empfindet. Sondern Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Sie ist dop­

Fotos: Thomas Victor für DIE ZEIT: PR (o.r.) für DIE ZEIT: Thomas Victor Fotos: stärken. »Frauen sind im Durchschnitt signifikant der Bildungsgrad und je älter die Befragten, desto umwerben. Freude darüber, umworben worden zu sein. pelt so hoch, wie EU-Gesetze erlauben. DZ