- 5 -

Begründung zum Flurbereinigungsbeschluss vom 29.01.2021 der Flurbereinigung Neckartenzlingen Landkreis

1. Die Voraussetzungen nach §§ 1 und 37 FlurbG liegen vor. Die Verhältnisse in der Feld- und Forstflur wirken sich nachteilig auf die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft aus.

Die meisten Grundstücke sind trotz einer zwischen den Jahren 1912 und 1930 stattgefun- denen Feldbereinigung - insbesondere durch Realteilung - für eine rentable landwirtschaft- liche Nutzung zu klein (siehe Gebietskarte). Die von den einzelnen Betrieben bewirtschaf- teten Flächen (Eigentum und Pacht) liegen - nach eigenen Erhebungen der Flurneuord- nungsverwaltung - häufig über das ganze Flurbereinigungsgebiet zerstreut (Besitzzersplit- terung). Daher ist die Bewirtschaftung der Grundstücke mit unrentierlichen Kosten, vor al- lem durch unnötiges Wenden und die großen Entfernungen zwischen den Feldern, ver- bunden. Die erforderliche Neuordnung des Eigentums kann mit einem freiwilligen Nutzungstausch der Pachtflächen ergänzt werden. Dadurch ergeben sich sowohl für die Pächter, als auch für die Eigentümer weitere Vorteile.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Erschließung der Grundstücke durch Wege trotz ei- ner in früheren Jahren durchgeführten Feldbereinigung bezüglich des Ausbaustandards den heutigen Anforderungen nicht genügt. Die vorhandenen Wege sind meist nach Ver- lauf, Breite und Befestigung nicht für moderne Maschinen und Geräte ausgelegt. Zudem ist das vorhandene Wegenetz vielfach zu engmaschig und lässt dadurch keine an die heu- tigen Verhältnisse angepassten Gewannlängen zu.

Nutzung und Ertrag der Grundstücke werden außerdem in größeren Teilen des Flurberei- nigungsgebiets beeinträchtigt: Die Vorflut ist unzureichend oder fehlt ganz. Dies führt zu unkontrolliertem Abfluss von Oberflächenwasser, verbunden mit Erosionsproblemen.

Diese ungünstigen Verhältnisse in der Feld- und Waldflur behindern den rationellen und umweltschonenden Einsatz moderner technischer Mittel bzw. Maschinen sowie die An- wendung neuzeitlicher Bewirtschaftungsmethoden. Abhilfe kann hier zweckmäßig nur eine Flurbereinigung schaffen. Belange der Ökologie und Ökonomie können dadurch ausgewo- gen verbunden werden. Beispielsweise lässt die Verminderung von Fahrzeiten (Einspa-

- 6 -

- 6 -

rung von Treibstoff) und von Bodenverdichtungen auch einen Vorteil für die Ökologie er- warten. Die unzureichende Vorflut führt zudem zu Beeinträchtigungen der Ortslage bei Stark- regenereignissen. Die Gemeinde möchte daher zur Behebung dieser Problematik eine Oberflächenwasserkonzeption umsetzen, insbesondere durch Anlegung zweier Mulden und neuer Wasserableitungen. Dies führt zu Nutzungskonflikten mit der Landbewirtschaf- tung, die durch Bodenordnung behoben werden können. Die Oberflächenkonzeption regelt zugleich den Wasserabfluss in der Feldlage und mindert damit die Erosion. Die Umset- zung der Konzeption bleibt aber gegenüber dem Anspruch der Flurbereinigungsteilnehmer auf gleichwertige Landabfindung nachrangig.

2. Darüber hinaus fördert das Flurbereinigungsverfahren auch die allgemeine Landeskultur und die Landentwicklung.

Das Landratsamt Göppingen hat in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde, dem Kreisbauernverband Esslingen sowie mit Vertretern des privaten Naturschutzes und der Gemeinde Neckartenzlingen allgemeine Leitsätze aufgestellt über die in der Flurbereini- gung zu berücksichtigenden Belange und über die voraussichtlich zu verwirklichenden Maßnahmen und Ziele des Naturschutzes, der Landschaftspflege und der Erholungsvor- sorge.

Danach lassen sich die geplante Agrar- und Forststrukturverbesserung und die Belange der Landschaftspflege ausgewogen miteinander verbinden.

Das Flurbereinigungsgebiet wird unter Beachtung der bestehenden Landschaftsstruktur neu gestaltet; dabei sollen Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig gesichert werden. Durch bodenschützende und landschaftsgestaltende Maß- nahmen soll ein leistungsfähiger Landschaftshaushalt angestrebt werden.

Im Flurbereinigungsgebiet sollen zudem über den naturschutzrechtlichen Ausgleich hinaus zusätzliche ökologische Maßnahmen umgesetzt werden.

Dabei wird den Erfordernissen des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie des Denkmalschutzes und der Erholung Rechnung getragen.

3. Bei Abwägung aller für und gegen die Flurbereinigung sprechenden sachlichen Gesichts- punkte ist der betriebswirtschaftliche Erfolg der Flurbereinigung für die Mehrheit der Betei- ligten gewährleistet. Die in der Flurbereinigung möglichen Gestaltungsmaßnahmen, z. B. die Erschließung und Bodenordnung, verbessern die Produktivität der landwirtschaftlichen

- 7 -

- 7 -

Betriebe. Die nicht selbst bewirtschaftenden Eigentümer erlangen Vorteile durch die Wert- steigerung ihrer Grundstücke und leichtere Verpachtung. Das Interesse der Beteiligten im Sinne von § 4 FlurbG ist damit gegeben.

Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung hält daher diese Flurbereinigung unter Berücksichtigung aller Umstände für zweckmäßig.

4. Das Verfahrensgebiet wurde so begrenzt, dass der Zweck der Flurbereinigung möglichst vollkommen erreicht wird (§ 7 FlurbG).

Bestimmend war hierbei insbesondere, dass der ländliche Grundbesitz der Teilnehmer der Flurbereinigungsgemeinde Neckartenzlingen auf dem Höhenrücken zwischen und bzw. B 312 erfasst wird und das Wege- und Gewässernetz zweckmäßig gestaltet werden kann. Deshalb wurden auch drei Grundstücke der Stadt , Gemarkung Mittelstadt, einbezogen. Die Einbeziehung der geschlossenen Waldfläche war erforderlich, - um eine zweckmäßige Feld-Wald-Grenze zu ermöglichen, - zur Regelung der Holzabfuhr, - um Traufwege anlegen zu können und - um im Westen ein Pappelwäldchen ökologisch umzugestalten.

5. Die voraussichtlich beteiligten Grundstückseigentümer wurden aufgeklärt. Die Flurbereini- gungsgemeinden, die landwirtschaftliche Berufsvertretung sowie die gesetzlich bestimm- ten Organisationen und Behörden wurden gehört.

Dieter Ziesel DS Abteilungsdirektor