Lied des Monats Dezember: Gl 250/262

„Engel auf den Feldern singen“ (GL 250)

Text: (1912-2005) (1954)

Melodie: Frankreich, 18. Jahrhundert

Satz: Theophil Rothenberg (1912-2004) (1983)

Die Gedanken zum Lied stammen von Elfriede Monihart

Wenn nicht zu Weihnachten, wann dann? Weihnachtslieder und Weihnachtsmusik gehören zum Fest wie die Krippe und der Christbaum. „Die Musik besitzt wie kaum eine andere Kunst die Fähigkeit, die Tiefenschichten des menschlichen Bewusstseins anzusprechen – als Sprache, wo Sprachen enden (R. M. Rilke). Sie kann zur Erfahrung des Göttlichen sowie zu den großen Fragen eigener Existenz führen.“ (vgl. www.amt-fuer-kirchenmusik.de) Besonders die alten und bewährten Weihnachtslieder beweisen dies immer wieder. „Engel auf den Feldern singen“ beruht auf dem französischen Weihnachtslied „Les anges dans nos campagnes“, dessen Text und Melodie auf das 18. Jahrhundert zurückgehen und im 19 Jahrhundert von Abbé Louis Lambilotte in seine Sammlung „Choix de cantiques sur des airs nouveaux“ aufgenommen wurde. Zahlreich übersetzt und mehrfach sprachlich verändert sind allein in deutscher Sprache die Versionen „Hört der Engel helle Lieder“, „Hört ihr wie die Engel singen“, Engel haben Himmelslieder“ usw. bekannt. Maria Luise Thurmair verfasste 1954 die Version, die wir im unter der Nr. 250 finden. Es ist ein mehrstimmiges Lied. Den dreistimmigen Satz verdanken wir dem evangelischen Kirchenmusiker Theophil Rothenberg (1912 – 2004). Dieses traditionelle Weihnachtslied nimmt uns direkt mit hinein in das Weihnachtsgeschehen wie es uns im Lukasevangelium erzählt wird (Lk 2, 8-18). Engel sind es, die den einfachen Hirten die Menschwerdung Gottes verkünden. Sogleich machen sich diese auf den Weg nach Bethlehem. Das Lied ist zum größten Teil in der Gegenwart verfasst, weil das Weihnachtsgeschehen nicht nur ein historisches Ereignis ist. Die für alle Zeit gültige und erlösende Botschaft besingt die 3. Strophe „Christus, der Retter, stieg hernieder, der sein Volk von Schuld befreit“. Der Glanz des Weihnachtsbaumes wird sich verlieren, die besondere Atmosphäre der Weihnachtszeit wird verfliegen, die weihnachtliche Dekoration wird weggepackt und der Alltag bekommt wieder die Oberhand. Berechtigte Fragen tauchen auf „War das alles?“ „Was bleibt von dieser Weihnacht für mein Leben?“ „Was bedeutet weihnachtlich leben?“ Bleibend ist das göttliche Geschenk: Jesus Christus will in jedem und jeder von uns geboren werden und unser Leben prägen und durchwirken. Daran knüpft sich auch der Auftrag, mein Leben immer wieder neu auf ihn auszurichten, ähnlich den Hirten, die ihre Herden verlassen, um den neugeborenen Messias zu sehen. Was bedeutet der Mensch gewordene Gott für mich? Geht mir die Liebe Gottes zu Herzen? Bringt sie mich in Bewegung? „Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren…“ erinnert und mahnt der barocke Lyriker, Mystiker, Arzt und Theologe Johannes Scheffler, bekannt als Angelus Silesius (Schlesischer Engel/Bote). Die Kindheitsgeschichte von Lukas, auch als Vorgeschichte bezeichnet, lässt bereits die erlösende Bedeutung Jesu erahnen, die später durch sein Leben, Sterben und Auferstehen sichtbar und spürbar wird. Unsere Freude und unser Lobgesang kommen im Refrain des Liedes besonders zum Ausdruck. „Gloria in excelsis Deo“ greift am Ende jeder Strophe den Lobpreis der himmlischen Boten auf. An Sonn- und Feiertagen außer in der Advents- und Fastenzeit stimmen wir in der Eucharistiefeier das Gloria an und in der Wortgottesfeier schließen wir mit diesem frühchristlichen Hymnus den Lobpreis ab. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade!“ Lk 2,14. In der Weihnachts- und Osteroktav gehört das Gloria sogar zur täglichen Liturgiefeier. Das feierliche Gloria wird oft mit kräftigem Orgelklang, manchmal auch mit Schellen und Glockengeläut begleitet und macht deutlich, dass unser Feiern unsere dankende und lobpreisende Antwort auf Gottes Handeln an uns ist. Die Gottesdienstgemeinde ist eine zur Ehre Gottes versammelte Gemeinschaft.

„Seht ihr unsern Stern dort stehen?“ (GL 262)

Text: (*1935)

Melodie und Satz: wie Gl 250

Seht ihr unsern Stern dort stehen? lautet die Frage, die sich uns besonders zum Fest der Erscheinung des Herrn stellt. Dem deutschen Dominikanerpater Diethard Zils verdanken wir diesen Text. Damit steht den Buben und Mädchen, die in der Weihnachtszeit frohbotschaftend, bittend und segnend unterwegs sind, ein geeignetes Sternsingerlied zur Verfügung. Die biblische Grundlage eröffnet sich uns in der Vorgeschichte oder Kindheitsgeschichte des Matthäusevangeliums (Mt 2,1-12) Diese biblische Erzählung ist für mich mehrfach bemerkenswert. Der Stern, erst im Kontrast mit der Dunkelheit zu sehen, leuchtet auf und bietet sich als Wegweiser an. Weise, Sterndeuter, Menschen aus dem Osten machen sich durch eine besondere Sternenkonstellation auf den Weg, um den Messias, den Erlöser zu finden. Der Stern gibt ihnen zwar die richtige Richtung an, aber erst durch die Botschaft der biblischen Schriften bekommen sie die punktgenauen Koordinaten. Wie die Hirten so kommen auch die Weisen mit Geschenken. Sie geben von dem, was sie haben. Für ihren sicheren Heimweg sorgt ein Traum, von dem sie sich leiten lassen. Der Liedtext nimmt sowohl die Nöte als auch die Hoffnungen der Menschen ernst, bleibt aber darin nicht stecken, sondern zeigt Wege für die Erlösung auf. Die großen Nöte und die dringlichen Hilferufe vieler Menschen aus den Kriegs- und Hungergebieten unserer Erde fordern uns Christen heraus, fordern mich heraus. Was lässt mich aufschauen? Von welchem Stern lasse ich mich leiten? Wie weit bin ich bereit, in meinem christlichen Handeln zu gehen? Auf welche Weggemeinschaft lasse ich mich ein? Auf wessen Botschaft will ich hören? Welche Träume bewahren mich vor Irrwegen und Unheil?

„Weihnachten heißt: Er ist gekommen. Er hat die Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Finsternis, die Nacht unserer Unbegreiflichkeit, die grausame Nacht unserer Ängste und Hoffnungslosigkeiten zur Weihnacht, zur Heiligen Nacht gemacht. Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort in die Welt hinein gesagt: Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch! Ja, zündet die Kerzen an! Sie haben mehr recht als alle Finsternis Viel kannst du nicht mitnehmen auf dem Weg Und viel geht dir unterwegs verloren.“

Karl Rahner, „Ein Stern ist mir ins Herz gefallen. Worte zu Weihnachten.“ München 1998)

http://gotteslob.dsp.at/sites/www.dsp.at/files/u195/122015.pdf