DALWITZ Ein Beispiel für ländliche Entwicklung durch Flurneuordnung

Lage und Geschichte

Dalwitz liegt in der Mecklenburger Endmoränenlandschaft am Rande der Mecklenburger Schweiz, 32 km südöstlich von und 28 km nordöstlich von Güstrow. Im 11. Jahrhundert war Dalwitz eine slawische Wasserburg. 1349 kamen Burg und Hof in den Besitz der Familie Bassewitz. Im 19. Jahrhundert wurde das Gut Dalwitz von Heinrich Graf von Bassewitz (1829 – 1912) bewirtschaftet. Er modernisierte Haus und Wirtschaftsgebäude. Die im englischen Tudorstil entstandenen Gebäude sind größtenteils heute noch vorhanden und bilden den Kern der Ortslage Dalwitz.

Problemstellung Durch die Einstellung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung seitens LPG (Landwirtschaft- liche Produktionsgenossenschaft) und VEG (Volkseigenes Gut) sowie Abwanderung der Bevölkerung standen 15 Gebäude leer. Das entspricht einem Leerstand von 25 %. Die moderne Landwirtschaft mit primärer Ausrichtung auf die Wirtschaftlichkeit benötigt ext- rem wenig Mitarbeiter. Demzufolge wurde eine erhebliche Anzahl von Beschäftigten freige- setzt. Die Arbeitslosenquote lag bei 23 %. Im Entwurf zum Raumentwicklungsprogramm M-V ist Dalwitz als strukturschwacher ländli- cher Raum mit der Untersetzung Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft sowie Tourismus ausge- wiesen. Aufgrund der Finanzknappheit im Lande ist eine vordringliche Förderung vorgesehen.

Die Gemarkung schließt unmittelbar an ein vorgeschlagenes FFH-Gebiet (Flora-Fauna- Habitat) an. Anstehende investive Maßnahmen bedürfen einer umfangreichen umwelt- und naturschutzrechtlichen Prüfung. Das Schulkonzept M-V sieht in dünn besiedelten Gebieten eine starke Zentralisierung der Schulstandorte vor. Der in der Gemeinde vorhandenen Grundschule drohte die Schließung. Die stark zersplitterten Eigentumsverhältnisse, selbst innerhalb der Gebäude, die Konfronta- tion mit Erbengemeinschaften bei den Besitzständen sowie die fehlende Übereinstimmung von Eigentum und Nutzung verhindern häufig Investitionen bzw. komplexe Lösungsansätze für die Ortslage.

Lösungsweg

■ Wiedereinrichtung eines landwirtschaftlichen Betriebes auf ökologischer Basis (durch öko- logische Bewirtschaftung erhöhter Bedarf an Arbeitskräften) ■ Wiedereröffnung der 1998 geschlossenen Grundschule im August 1999 durch die evange- lische Schulstiftung Mecklenburg-Vorpommern auf Betreiben von Dr. Graf von Bassewitz und Bürgermeister Gering ■ Erhaltung des Kindergartens durch Privatisierung ■ Anordnung eines Bodenordnungsverfahrens auf Anregung von Dr. Graf von Bassewitz ■ Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich Tourismus ■ Förderung des Vereinslebens

Ziele des Bodenordnungsverfahrens

■ Lösung der Eigentumsprobleme in der Gemarkung, um den Bestand und die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern, die notwendigen öffentlichen Anlagen (Wege, Gräben, Straßen usw.) in die öffentliche Hand zu überführen, Flächenbereitstellung für Infrastrukturmaßnahmen zu ermöglichen, Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu lösen und die Grundlage für investive Maßnahmen bei Gebäuden zu schaffen.

■ Durchführung investiver Maßnahmen zur Erhaltung der überkommenen Bausubstanz durch Förderung der privaten Dorferneue- rung Verbesserung der Infrastruktur Diversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe, insbesondere im Bereich des Touris- mus

Vor und nach der Förderung ►

Schaffung einer Gaststätte mit Hofladen ►

Ergebnisse des Bodenordnungsverfahrens

Umnutzung leer stehender Gebäude für touristische Zwecke Nutzung ehemals leer stehender Bausubstanz als „Altersruhesitz“ Schaffung von Arbeitsplätzen durch Diversifizierung Schaffung eines attraktiven Umfeldes Unterstützung des landwirtschaftlichen Betriebes Schaffung von Entwicklungspotentialen durch geordnete Eigentumsverhältnisse Unterstützung von Vereinstätigkeiten Nutzung von Bioenergie/Ausbau eines Nahwärmenetzes Pflanzmaßnahmen zur touristischen Aufwertung des Ortsbildes Vor und nach der Bodenordnung ►

Ausgewählte Impressionen ►

Nicht nur Dalwitz – die ganze Region wird attraktiver

Zurzeit laufen einige Projekte, die nicht nur Dalwitz, sondern auch die Region touristisch at- traktiver machen werden. Dazu wurde im Vorfeld der Verein „Mecklenburger Agrarkultur e.V.“ gegründet. Erstes Projekt Verbindung schaffen für eine touristische Einzigartigkeit Region bekannt machen Netzwerk aufbauen Pflanzmaßnahmen umsetzen Zweites Projekt Konzept zur nachhaltigen Entwicklung im „Mecklenburger ParkLand“ „Vom Dorf in die Region“ – Dorfbildentwicklung „Landschaft und verbindende Wege“ – Rundwege und Rastplätze zum Erleben der Kul- turlandschaft ausweisen und errichten Parks – Entwicklung von 10 bis 12 Gutsparks An dem Projekt sind die Gemeinden , Boddin, , , Lühburg, , und die Stadt beteiligt.

Zur weiteren Umsetzung der Projekte sind nicht nur Fördermittel erforderlich, sondern auch die Klärung der Eigentumsverhältnisse. In der Region sind folgende Bodenordnungsverfahren angeordnet: Wardow, Groß Lunow (Boddin), Selpin, Dalwitz, Samow (Lühburg), Prebberede und Thelkow

Energieautarke Region schaffen

Der Mecklenburger Agrarkulturverein und das Umwelt-Kompetenz-Zentrum in Duckwitz ar- beiten bei der Schaffung einer energieautarken Region zusammen. Dabei geht es um die Erhaltung der Kulturlandschaft und deren ökologische Nutzung sowie um die Produktion und Nutzung von Bioenergie (Sonne, Wind, Biomasse, Biogas).

Solartechnisches Kleinkraftwerk zur Betrei- Strohverstromung in Viecheln bung einer Aquakulturanlage in Woltow

Versuchsanbau von Riesenbambus als Brennstoffersatz