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Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Ornithologische Jahresberichte des Museum Heineanum

Jahr/Year: 2011

Band/Volume: 29

Autor(en)/Author(s): Nicolai Bernd

Artikel/Article: Rotmilan Milvus milvus und andere Greifvögel (Accipitridae) im nordöstlichen Harzvorland Situation 2011 1-26 Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011): 1-26

Aus dem Museum Heineanum

Rotmilan Milvus milvus und andere Greifvögel (Accipitridae) im nordöstlichen Harzvorland Situation 2011

Red Kite Milvus milvus and other birds of prey (Accipitridae) in the northeastern Foreland Situation in 2011

Bernd Nicolai

Summary

Results of extensive investigations of the breeding population of raptors in open landscape (440 km2 out­ side the great forests) in the northeastern Harz Foreland are shown (see fig. 2). In 2011 altogether 7 species with 74 BP/100 km2 (= 13 % lower than in 2006) are registered in the studied area as secure breeding birds: most frequent are BuzzardButeo buteo (26.8 pairs/100 km2), Red Kite Milvus milvus (22.0 pairs/100 km2) and KestrelFalco tinnunculus (9.8 pairs/100 km2). The Goshawk Accipiter gentilis is a new breeding spe­ cies. Information about nest position (tree species, nest height; tab. 2, 3, fig. 13) are given. The current situation of Red Kite is discussed particularly by a large sector of landscape (1500 km2, including great forests; fig. 2). In northeastern Harz Foreland Red Kite has still the highest extensive po­ pulation density with 23 pairs/100 km2. But the population has shown tremendous changes over the last four decades (see tab. 4, fig. 11, 12); remarkable are: (1.) clear population increase in the 1970/80s, (2.) vacating the forests from 1980, (3.) increasing settlement of open landscape, (4.) settlement of village areas and (5.) extreme population decrease at the beginning of 1990s. The particular importance of low-lying areas along the rivers (Bode, Selke, Holtemme) are confirmed as a kind of withdrawal-area or refuge. The low breeding success (only 61 %) and the extremely small reproduction number (FPFZ) of only 1,1 juv./pair (tab. 5) are especially remarkable. Extensively the decrease of its population in the area about 50 % since 1991 is attested. The main cause of this decreasing is lack of food, caused by (1.) the intensification of land-use practi­ ces, (2.) decreasing of prey or food and deterioration of their accessibility, and (3.) therefore increasing interspecific competition by other birds of prey. Remarkably negative effects on Red Kite population are additionally caused by: (1.) increased losses by traffic, wind turbines, predators, (2.) loss of nesting places by destruction of tree stock and (3.) increasing interspecific nesting places competition (new: RaccoonProcyon lotor and Egyptian GooseAlopochen ae- gyptiacus\ fig. 10). These factors let expect a further decreasing of Red Kite population in the near future.

Einleitung

Die reizvolle Landschaft des nordöstlichen Harzvorlandes (Abb. 1) geht bald in die fruchtbare Börde mit ihren hochproduktiven Landwirtschaftsflächen über. Dieses Ge­ biet ist seit langem auch bekannt für seine hohen Dichten an Greifvögeln. Von außer­ gewöhnlicher Bedeutung ist dabei vor allem der Rotmilan, da sich hier sein Weltdich- 2 Ornithol. Jber Mus. Heineanum 29 (2011)

tezentrum befindet(N icolai 1997, N icolai et al. 2009). Die Hälfte des Weltbestandes dieser Art wohnt in Deutschland, was unter den rund 250 heimischen Brutvogelarten einzigartig ist. In Sachsen-Anhalt, mit rund 5 % Flächenanteil nur ein kleines Bundes­ land, kommen wegen der hohen Siedlungsdichten dieses Greifvogels nach den letzten Schätzungen immerhin mehr als 10 % der Weltpopulation des Rotmilans vor(N icolai & M ammen 2009). Wegen der besonderen Verhältnisse tragen wir auch eine herausra­ gende Verantwortung für diese Vogelart. Verantwortlich sein bedeutet hier in erster Li­ nie (1.) in besonderem Maße über die ökologische Situation dieser Vogelart und ihrer Bestandsentwicklung informiert zu sein und (2.) akute und potenzielle Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und diese möglichst abzuwenden. Ziel muss die nachhaltige Sicherung eines stabilen Vorkommens sein. Die grundlegende Voraussetzung ist also die wiederholte flächenmäßige Bestands­ erfassung der Greifvögel (Monitoring). Die vorliegende Auswertung ist somit die kontinuierliche Fortführung der seit 1986 im Pentaden-Rhythmus erfolgenden Unter­ suchungen der offenen Landschaft des Nordharzvorlandes hinsichtlich seiner Greif- vogelzönose.

Abb. 1. Blick über das Nordharzvorland vom Osthuy in Richtung SE zum Wald­ gebiet des Hakel. Foto: 05.06.20210, B. N icolai .

Untersuchungsgebiet

Wie in den vorausgegangenen Jahren ([1986, 1991], 1996, 2001, 2006) handelt es sich um genau dasselbe Untersuchungsgebiet: Es ist ein großflächiger Ausschnitt der offe­ nen Landschaft des nordöstlichen Harzvorlandes (außerhalb der großen isolierten Wald­ N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 3

gebiete), insgesamt 14 Messtischblattquadranten (MTBQ) mit einer Fläche von rund 440 km2 (Abb. 2). Die Beschreibung des Gebietes ist den vorausgegangenen Berichten (s. N icolai 1993fF.)zu entnehmen, Angaben dazu finden sich auchW beieber (2002). Die gegenüber den früheren Jahren erfolgten Veränderungen lassen sich kaum in konkreten Zahlen ausdrücken. Auf jeden Fall hat über den gesamten Zeitraum eine mehr oder weniger kontinuierliche Zunahme der bebauten bzw. versiegelten Fläche stattgefunden, beispielsweise für Straßen, Siedlungs- und Gewerbegebiete. Insgesamt bleibt der Anteil des Siedlungsbereiches mit knapp 6 % aber immer noch relativ gering. Wesentliche Bedeutung erlangten allerdings nach 1990 die Veränderungen in der An­ baustruktur und Bewirtschaftungsweise der Feldflächen, die derzeit annähernd 77 % der Gesamtfläche des Gebietes einnehmen. Leider können keine konkreten Angaben zu den Flächenanteilen unterschiedlicher Ackerfruchtarten gemacht werden. Hinsicht-

Abb. 2. Untersuchungsgebiet (14 MTBQ) im nordöstlichen Harzvorland. Einge­ zeichnet sind die drei größeren Städte , Quedlinburg, Oschersleben, kleinere Städte bzw. Dörfer (Punkte), die größeren Waldgebiete (schraffiert) und die wesentlichen Fließgewässer. Der große Kreis umschreibt die kalkulierte Flä­ che von 1500 km2. Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

Abb. 3. Umbruch von Grünland in der Bode-Selke-Aue SW Hedersleben (MTBQ 4133/1). Foto: 06.04.2011, B. N icolai .

Abb. 4. Umbruch von Grünland in der Bode-Selke-Aue SE Rodersdorf (MTBQ 4133/1). Foto: 21.04.2011, B. N icolai . lieh grundsätzlicher und bedeutender Veränderungen in diesem Bereich Gseieorge auf (1995, 2004) verwiesen. Von Bedeutung sind die ausgedehnten Flächenanteile von Raps und Winterweizen, die den Greifvögeln besonders in der Brutzeit den Zugang zur Nahrung auf den Ackerflächen versperren (vgl.N achtigall 1999). Landbewirt­ schaftung und Landnutzung sind noch intensiver geworden indem u.a. Stilhegungsflä- N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 5

Abb. 5. Frisch geschlagene Pappeln am Südufer der Holtemme SW des Ortsrandes von Derenburg (MTBQ 4031/3); hier sind nicht nur potenzielle Horstbäume verschwunden, die Pappelreihe gehörte auch zu einem Schlafplatz des Rotmilans! Foto: 16.10.2011, B. N icolai . chen aufgegeben wurden und noch mehr Randstreifen verschwanden. Neuerdings wird wieder Grünland umgebrochen, um Mais anzubauen, wie beispielsweise in der Bode- Niederung zwischen Rodersdorf und Hedersleben (MTBQ 4133/1; s. Abb. 2 und 4). Zu verzeichnen ist weiterhin ein zunehmender Verlust von Bäumen in der offenen Landschaft durch Abholzung und/oder Zusammenbruch insbesondere von Pappeln in den Windschutzstreifen (s. Abb.5).

Methode

Aus Gründen der Vergleichbarkeit erfolgten die Kartierungen 2011 wieder nach den methodischen Vorgaben der früheren Zählungen (vgl.N icolai 1993ff): Suche aller besetzten Horste und Feststellung von Revierpaaren (Nichtbrüter mit Revierbindung bzw. Vögel, die Horste besetzten, aber frühe Brutverluste erlitten). Die besetzten Hors­ te oder Nistplätze wurden in Karten (MTBQ; 1 : 25.000) eingetragen und auf einer Re­ gistrierliste mit dem Horststandort notiert. In diesem Jahr sollte aber nach Möglichkeit eine Kontrolle des Bruterfolges bei den Rotmilanen erfolgen. 6 Ornithol Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

Wie bei den früheren Auswertungen, wird hier - unabhängig vom Status oder Brut­ erfolg der Revierbesetzer - von Brutpaaren (BP) gesprochen. Außerdem konnten wie bereits 2001 und 2006 für die Rohrweihe auch in diesem Jahr wieder die Ergebnisse des Beringungsprogrammes (mit Horstsuche) von W.N icolai und T. S uckow einbe­ zogenen werden; deren Kontrollgebiet betrifft die MTBQ 3932/3, 4032/4, 4033/1, 4033/2 und 4033/3. Schließlich wurden die Ergebnisse mit dem Beringungsprogramm in der Bode-Selke-Aue (Prof. M.S tubbe /U . M ammen ) abgestimmt.

Mitarbeiter/Dank

Die Bearbeitung der einzelnen Teilflächen (jeweils MTBQ) übernahmen DetlefB e- CKER/Halberstadt(4132/2), Knut BuscHHüTER/(4032/4), Egbert G ünther /Halberstadt(4233/1), Michael HELLMANN/Halberstadt(4033/3), Rainer S chneider / Oschersleben (3933/4), Rüdiger HoLz/Halberstadt (4032/3), Uwe KRAMER/Quedlin- burg (4233/2), Bernd NicoLAi/Halberstadt (4133/1), Herbert TEULECKE/Oschersleben (3933/3), Dirk ToLKMirr/Leipzig (4033/2), Roland ScHWEiGERT/ (4133/3), Mar­ tin WADEWnz/Halberstadt(4033/1) und Frank WEiHE/Aspenstedt(3932/3, 3932/4). Für die Ergänzungen zur Rohrweihe sei WolfgangN icolai (Groningen) und Thomas S uckow (Magdeburg) gedankt. Wertvolle Hinweise, Informationen und Daten zum Bruterfolg lieferten Ubbo M ammen , Stefan H errmann , Eckehard Kartheuser, Alex­ anderR esetaritz und Lukas K ratzsch. Auskünfte zur Situation der Feldmaus gaben freundlicherweise JensE ggert (Bemburg) und LutzF iebig (Halberstadt). Egbert G ün ­ ther, Michael H ellmann und RüdigerH olz sahen das Manuskript durch und gaben wieder wichtige Hinweise zur Diskussion. Ohne die gute und uneigennützige Unterstützung durch alle genannten Mitarbeiter, Freunde und Kollegen wäre diese Auswertung nicht möglich gewesen. Allen ein herz­ liches Dankeschön! Die Erfassung erfolgte dankenswerterweise mit finanzieller Unterstützung durch den Landkreis Harz.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Greifvogeldichte sind in Tab. 1 zusam­ mengefasst. 2011 bewohnten die Fläche insgesamt mindestens 323 GreifVogelpaare von 7 verschiedenen Arten. Das entspricht einer Abundanz von annähernd 74 Paaren auf 100 km2 Fläche offener Landschaft außerhalb größerer Waldgebiete. Die häufigs­ te Art war erwartungsgemäß der MäusebussardButeo buteo mit fast 27 BP/100 km2. Während der HabichtAccipiter gentilis mit nur einem Brutpaar auf MTBQ 4033/2 (D. T olkmitt) in der Liste als sichere Brutvogelart auftaucht, kann für die Wiesenwei­ he Circus pygargus bestenfalls von einem Revier auf MTBQ 4233/1 (E. Karteuser, Mitt. an E. G ünther ) ausgegangen werden. N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 7

Tab. 1. Gesamtbestand, Abundanz und Dominanz der Greifvögel des untersuchten Ge­ bietes (440 km2) im Jahre 2011.

Art Bestand Abundanz Dominanz Anzahl BP BP/100 km2 % Mäusebussard Buteo huteo 117 26,8 36,0 Rotmilan Milvus milvus 98 22,0 30,2 Schwarzmilan Milvus migrans 32 6,8 9,8 Rohrweihe Circus aeruginosus 29 6,6 8,9 Turmfalke Falco tinnunculus 43 9,8 13,2 Baumfalke Falco suhbuteo 3 - 5 0,9 1,2 Habicht Accipiter gentilis 1 0,2 0,3 Wiesenweihe Circus pygargus 1? (0.2) (0,3) gesamt 3 2 3 -3 2 6 73,4 - 74,1 100

Tab. 2. Bei der Untersuchung 2011 gefundene Horststandorte von Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan in der offenen Landschaft des nordöstlichen Harzvorlandes.

R otm ilan Schwarzmilan Mäusebussard B a u m a r t n % n % n % % Pappel 72 79,1 21 91,3 67 67 160 74,8

Esche 5 5,5 - - 11 11 16 7,5 Weide 4 4,4 1 4,8 7 7 12 5,6 Eiche 3 3,3 1 4,8 2 2 6 2,8

Erle 1 1,1 - - 4 4 5 2,3 Ahorn 1 1,1 - - 4 4 5 2,3 Linde 1 1,1 - - 2 2 3 1,4

Rotbuche 2 2,2 - - - - 2 0,9

Kastanie 1 1,1 - - - - 1 0,5

Robinie - - - - 1 1 1 0,5

Lärche 1 1,1 - - - - 1 0,5 Fichte - - - - 1 1 1 0,5

Birne - - - - 1 1 1 0,5 gesamt 91 100 23 100 100 100 214 100

Die genutzten Horstplätze (Baumarten) für die dominanten Arten Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan sind in Tab. 2 aufgelistet. Mit einem Anteil von nahezu 75 % stellt die Pappel Populus spec. (überwiegend in den 1950er und 1960er Jahren als Feldge­ hölze und Windschutzstreifen angepflanzte Hybrid-Pappeln, u.a. Kanadische Pappel Populus x canadensis) erwartungsgemäß die dominanten Horstträger (Abb.6 bis 9). Es folgen weit abgeschlagen EscheFraxinus excelsior (7,5 %) und WeidenSalix spec. 8 Ornithol. Jber Mus. Heineanum 29 (2011) • Jf5T •

Abb. 6/6a. Typischer Brutplatz des Rotmilans in einer Pappelreihe entlang des Goldbaches W (MTBQ 4132/2), an dem mindestens 2 Jungvögel erfolgreich ausflogen. Fotos: 05.06.2011, B. N icolai . N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland — 2011 9

Abb. 7. Brütender Rotmilan bei Anderbeck. Foto: 10.04.2009, F. W eihe.

(5.6 %). Sämtliche Rohrweihen brüteten in der Randvegetation von Gewässern oder Feuchtstellen, zuverlässige Hinweise auf Ackerbruten wurden nicht geliefert. Über die Verteilung der geschätzten Höhen der Horste auf den Bäumen gibt Tab. 3 Auskunft. Dabei ist zunächst lediglich festzustellen, dass die besetzten Horste der Rot­ milane im Mittel um etwa 2 m höher liegen als die vom Mäusebussard. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand wieder der Rotmilan. Er erreicht immer noch eine relativ hohe Dichte von durchschnittlich rund 7 BP/MTBQ bzw. 22 BP/100 km2. Die Verteilung auf der gesamten Fläche ist allerdings ungleichmäßig (vgl. Abb.l 1). So wurden von vier MTBQ nur 3 -4 BP gemeldet, während es auf dem MTBQ 4032/3 (R. H olz ) sogar 16 BP waren. Für Aussagen zu regionalen Bestandsdichten ist des­ halb die Erfassung auf sehr großen Kontrollflächen notwendig. Wie bereits bei den 10 Ornithol. Jber Mus. Heineanum 29 (2011)

früheren Untersuchungen wird zum Vergleich die Hochrechnung des Rotmilan-Be- standes für einen repräsentativen 1500 Ion2-Aus schnitt des nordöstlichen Harzvor­ landes (einschließlich der großen Wälder, s. Abb. 1) vorgenommen. Dafür errechnen sich im aktuellen Untersuchungsjahr annähernd 340 BP und eine mittlere Dichte von 23 BP/100 km2 (Tab.4).

Tab. 3. Verteilung der Horsthöhen bei Rot- und Schwarzmilan, Mäusebussard und Turmfalke (2011).

Anteil Nistplätze [%] Horststand Rotmilan Schwarzmilan Mäusebussard i Höhe [m] n = 90 n = 23 n = 99 n = 212

< 6 - -. 2,0 0,9 6-10 11,1 8,7 28,3 18,9 11-15 22,2 43,5 35,4 34,9 16-20 43,3 43,5 28,3 36,3 21-25 12,2 4,3 6,1 8,5

> 2 5 1,1 - - 0,5 Median bei: 16m 15 m 14 m 15 m x ± s 16,1 ±4,1 15,3 ± 3 ,6 13,9 ± 4 ,5 -

Tab. 4. Großflächige Siedlungsdichte des Rotmilans im nordöstlichen Harzvorland in den Jahren 1991,2001 und 2011.

Maximale 1991 2001 2011 Rückgang Gebiet Anzahl BP Anzahl BP Anzahl BP Anzahl BP 1991-2011

Offene Landschaft 392-536 264-362 274-372 30% (1450 km2) 50 km2 große Wälder: Hakel 1979: 136 67 18 4 94% Huy 1981: 90 56 9 5 91 % Hohes Holz 1953: 54 42 10 7 83% 1500 km2 557-700 301-400 290-390 Nordharz-Vorland 630 ± 75 350 ± 50 340 ± 50 46% Siedlungsdichte: 42 ± 5 23 ± 3 23 ± 3 BP/100 km2 N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 11

Abb. 8/8a. Pappelreihe mit Rotmilan-Horst SW Hedersleben (MTBQ 4133/1); die Brut wurde hier erst sehr spät begonnen, denn Anfang Juli wurden noch rela­ tiv kleine Jungvögel offensichtlich von Waschbären gefressen, wie an den Resten (Blutkiele) unter dem Baum zu erkennen war. Fotos: 01.05.2011/26.06.2011, B. N icolai .

Bedeutende Kriterien in der Populationsbiologie sind Daten zum Bruterfolg. Insbeson­ dere beim Rotmilan sollten deshalb Erfolgskontrollen durchgefuhrt werden, was aller­ dings nicht vollständig gelungen ist. Für einen erheblichen Anteil der Rotmilan-BP (69 BP = Zufallsstichprobe) können aber Angaben gemacht werden (Tab. 5). Kennzeich­ nend ist der relativ geringe Bruterfolg, wobei die Brutpaare ohne Erfolg ihre Bruten zu den verschiedensten Zeiten verloren: sowohl Gelege- als auch Jungvogelverluste. Obwohl in den meisten Fällen zu den Verlustursachen keine gesicherten Angaben ge­ macht werden können, hat der WaschbärProcyon lotor einen erheblichen Anteil daran. Die Beobachter meldeten Hinweise auf Verluste durch den Waschbären für 3^1 Horste des Rotmilans und jeweils einen Horst von Mäusebussard und Kolkrabe. Außerdem gab es zahlreiche Nachweise des Vorkommens dieses Räubers durch Spuren oder auch direkte Beobachtungen auf Bäumen (Horste, Höhlen). 12 Ornithol. Jber Mus. Heineamim 29 (2011)

Tab. 5. Angaben zum Bruterfolg kontrollierter Brutpaare von Rotmilan, Schwarzmilan und Mäusebussard im Untersuchungsgebiet.

Anzahl BP kontrolliert (n = 69) Keine Aussage Rotmilan Erfolgreiche BP ohne juv. BP BP Erfolg Anzahl 42 7 1 - 8 3 27 20 Bruterfolg 61 % der kontollierten BP Brutgröße 1,7 - 2,0 juv./erfolgreiche Brut FPFZ 1,0 —1,2 juv./BP

Schwarzmilan Anzahl BP kontrolliert (n = 20) Keine Aussage Erfolgreiche juv. BP ohne BP BP Erfolg Anzahl 8 1 3 - 1 6 12 7 Bruterfolg 40 % der kontollierten BP Brutgröße 1,6 - 2,0 juv./erfolgreiche Brut FPFZ 0,6-0,8 juv./BP

Mäusebussard Anzahl BP kontrolliert (n = 30) Keine Aussage Erfolgreiche juv. BP ohne BP BP Erfolg Anzahl 20 3 3 - 4 3 10 81 Bruterfolg 67 % der kontollierten BP Brutgröße 1,7 - 2,2 juv./erfolgreiche Brut FPFZ 1 ,1 - 1 ,4 juv./BP

Da die Erfassung der Greifvögel über die Suche der potenziellen Horste im Frühjahr erfolgt, ist sie zwangsläufig mit der Erfassung des Kolkraben gekoppelt. Dies ist auch für die Interpretation der Ergebnisse sinnvoll, denn diese dominante Art ist ein wichti­ ger Nistplatzkonkurrent. Sie besetzt zudem sehr früh im Jahr hochwertige Horste. Die Hälfte der 14 MTBQ war besetzt, wobei auf zwei Flächen (MTBQ 3933/4 und 4133/1) sogar jeweils 3 BP gefunden wurden. Insgesamt waren es 12 BP, was einer Siedlungs­ dichte von mindestens 2,7 BP/100 km2 entspricht. Abschließend muss noch die Nilgans erwähnt werden, von der es zwar im Gebiet mehrere Brutpaare gab, die aber 2011 nur in einem Fall in einem GreifVogelhorst brütend nachgewiesen wurde: Auf dem MTBQ 4133/1 () waren 3 BP anwesend, ein Paar davon brütete erfolgreich in einem stabilen Horst auf einer Pappel am Rande des Feldgehölzes unweit der Bahnlinie südlich Hedersleben (Abb. 10); am 01.05. war das Paar mit 6 Jungvögeln bereits auf einem Teich ca. 300 m vom Horst entfernt (Schlupf: 29./30.04.). Im August/September hielten sich in der Bodeniederung regelmäßig Nilgän­ se (max. 51 ad. und juv. Ex.) auf dem Kiessee zwischen Wegeleben und Rodersdorf auf. N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 13

Abb. 9. Brütender Rotmilan an der Bode bei Wegeleben unmittelbar neben dem Weg; diese Brut ist bereits früh verloren gegangen, wobei der Horst offensichtlich vom Waschbären zerstört und heruntergerissen wurde. Foto: 21.04.2011, B. N icolai .

Diskussion

Nachdem 1986 begonnen wurde, erfolgte 2011 im fünfjährigen Rhythmus die inzwi­ schen sechste großflächige Erfassung der TaggreifVögel im nordöstlichen Harzvor­ land. Dabei besteht das Ziel in der langfristigen Kontrolle der Bestandsentwicklung. Die Ergebnisse liegen hiermit vor und sollen nun kurz bewertet und diskutiert werden, wobei dem Rotmilan besonderes Interesse gilt. 14 Ornithol. Jber Mus. Heineanum 29 (2011)

Abb. 10/10a. Üppiger Greifvogelhorst auf ei­ ner Pappel am Rand eines Feldgehölzes süd­ lich Hedersleben, der hier von der Nilgans besetzt ist; der aufmerk­ sam sichernde Altvogel brütet. Fotos: 06.04.2011, B. N icolai .

Die Greifvogelzönose wird von fünf Arten Mäusebussard, Rotmilan, Schwarzmilan, Turmfalke und Rohrweihe bestimmt. Vier weitere Arten spielen nur eine untergeord­ nete Rolle: 1. Baumfalke - sein Bestand ist zwar bis 2006 angestiegen, doch scheint er mit den erreichten 1,2 BP/100 km2 sein Potenzial (zunächst?) ausgeschöpft zu haben, denn für 2011 ist zumindest keine weitere Zunahme festzustellen.1 2. Habicht - nachdem 2006 ein Brutvorkommen nur vermutet wurde, brütete in diesem Jahr ein Paar erfolgreich.

1 Wahrscheinlich erscheint auch eine unvollständige Erfassung dieses erst spät im Jahr am Brutplatz eintreffenden und leicht zu übersehenen Greifvogels (vgl.Klammer 2011) Nicolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 15

3. Sperber - im Gegensatz zu 2006 wurde in diesem Jahr kein BP auf der unter­ suchten Fläche festgestellt; allerdings brütete mindestens ein Paar in unmittelba­ rer Nachbarschaft auf dem MTBQ 4132/1, wobei es bei den Jagdflügen wahr­ scheinlich auch unsere Fläche berührt. 4. Wiesenweihe - wahrscheinlich in diesem Jahr kein Brutvogel. Für die Bewertung ist zunächst auf den vorausgegangenen strengen Winter hinzuwei­ sen, der vor allem sehr früh (bereits im November 2010) mit viel Schnee und tiefen Temperaturen einsetzte. Das hatte zumindest für drei GreifVogelarten Konsequenzen. So scheint das die Ursache für die auffallend geringen Bestände von Mäusebussard und insbesondere Turmfalke (vgl. Tab.6) zu sein, die offensichtlich große Probleme bei der Nahrungsbeschaffung und deswegen erhöhte Verluste hatten. Dadurch ergeben sich erhebliche Verschiebungen in den relativen Häufigkeiten der einzelnen Arten (Tab. 7).

Tab. 6. Bestände (Anzahl BP) und Dominanz (%-Anteil) von Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan an der GreifVogelpopulation unseres Untersuchungsgebietes der offe­ nen Landschaft (1986, 1991: 13 MTBQ, 1996, 2001,2006, 2011: 14 MTBQ).

Greife Mäusebussard Rotmilan Schwarzmilan Turmfalke Jahr IBP BP % BP % BP % BP % 1986 316 129 40,8 75 23,7 10 3,2 70 22,2 1991 470 179 38.1 130 27,7 19 4,0 115 24,5 1996 251 105 41,8 63 25,1 20 8,0 42 16,5 2001 366 137 37,4 95 26,0 27 7,4 65 17,8 2006 373 147 39,4 92 24,7 36 9,7 67 18,0 2011 318 117 36,0 98 30,2 32 9,8 43 13,2 Mittel 39,1 26,3 7,0 18,7 ±1,9 ±2,5 ±2,7 ±4,1

Tab. 7. Die relativen Häufigkeiten von Schwarzmilan : Rohrweihe : Turmfalke : Rot­ milan : Mäusebussard bei den letzten Untersuchungen der offenen Landschaft.

Schwarzmilan Rohrweihe Turmfalke Rotmilan Mäusebussard 1986 1 3,0 7,0 7,5 12,9 1991 1 1,4 6,0 6,8 9,4 1996 1 1,2 2,1 3,2 5,2 2001 1 1,4 2,4 3,5 5,0 2006 1 0,7 1,9 2,6 4,0 2011 1 0,9 1,3 3,1 3,7

Die Rotmilane begeben sich bei einem frühen Wintereinbruch auf Winterflucht. Das führte 2010/11 dazu, dass selbst das Schlafgebiet nördlich von Halberstadt(H ellmann 1996, 2002, 2011), an dessen Schlafplätzen sich in normalen Wintern regelmäßig um 100 Vögel versammeln, nahezu aufgegeben wurde. In diesem Winter waren aber fast 16 Ornithol. Jber. Mus. Heinecmum 29 (2011)

sämtliche Vögel rechtzeitig abgezogen, lediglich noch 20 bis 25 Milane haben sich im Raum Halberstadt aufgehalten. Diese waren jedoch noch dichter an das engere Stadt­ gebiet und in die Nähe einer aktiv betriebenen Fütterung gerückt. Überwinternde Rotmilane besetzen ihre Brutplätze früher und haben dadurch intra- und interspezifische Konkurrenzvorteile. Dieser Vorteil konnte in der Brutsaison 2011 also nicht ausgespielt werden. Andererseits profitierten die Rotmilane offensichtlich von dem geringen Bestand an Mäusebussarden, da von dieser Art nun eine deutlich verrin­ gerte Nistplatzkonkurrenz ausging. Außerdem bedeutet ein geringer Bestand der „Mäu­ sejäger“ Mäusebussard und Turmfalke, dass damit auch wesentliche Konkurrenz um die Hauptbeute geringer wird. So könnte jedenfalls der bisher höchste Dominanzanteil des Rotmilans innerhalb der GreifVogelzönose des Gebietes erklärt werden (vgl. Tab. 6). Eine weitere wichtige Voraussetzung war das überaus niederschlagsreiche, feuchte Frühjahr. Es brachte den Landwirten Ausfälle beispielsweise durch Staunässe in Sen­ ken der Ackerflächen. An solchen Stellen ging die Saat nicht oder nur unvollständig auf, was zu Fehlstellen in den sonst monotonen Anbauflächen von Raps oder Winter­ getreide führte. Diese Situation hatte allerdings für die Greifvögel eine positive Wir­ kung, da an solchen Fehlstellen Beute (Mäuse, Regenwürmer u.ä.) erreichbar wird und sich so ihre Nahrungsfläche vergrößert. Vermutlich wegen des nassen Frühjahres gab es insgesamt auch nur ein durchschnitt­ liches Feldmaus-Jahr. Nach Angaben von JensE ggert (pers. Mitt.), der diesbezüg­ lich verschiedene Kontrollflächen u.a. auch bei Hedersleben untersucht, gab es zwar teilweise leicht verstärktes Auftreten von Wühlmäusen, doch war das nur sehr lokal. Immerhin schätzt WolfgangN icolai (briefl. Mitt.) ein, dass - nach fast vier Jahren - 2011 „die Feldmaus bei den Fütterungen der juv. Rohrweihen wieder die dominante Art war“, während 2009/10 fast ausschließlich Vögel verfuttert wurden. Dass die Nahrungssituation für den Rotmilan nicht so ungünstig war, zeigen der relativ gute Brutbestand und vor allem die Brutgröße: Der Brutbestand hat sich rein zahlenmäßig auf unserer Kontrollfläche (und auch auf der kalkulierten 1500-km2- Vorlandfläche) - nachdem er sich Anfang der 1990er Jahre innerhalb einer Pentade hier fast halbiert hat - scheinbar stabil gehalten (vgl. Tab. 4 undN icolai 2006). Die Brutgröße mit im Mittel 1,85 juv./erfolgreichem BP liegt immerhin höher als die meis­ ten Werte für das Nordharzvorland seit Anfang der 1990er Jahre. Allerdings reicht es an Werte früherer Jahre (vor 1990) oder aus anderen Gebieten mit stabilen oder gar zunehmenden Beständen nicht heran (z.B.S chönbrodt & T auchnitz 1987ff, S tubbe et al. 1991, Pfeiffer 1995, M ammen & Stubbe 2002, T auchnitz , H. 2005, M ammen in A ebischer 2009). Als grobe Orientierung dürfte noch gelten, dass stabile Rotmilan- Bestände mehr als 2,0 juv./erfolgreiche Brut aufweisen, Gebiete mit Werten deutlich unter 2,0 Bestandsabnahme zeigen(N icolai & B öhm 1997, 1999). Bedeutend ungünstiger sieht es allerdings mit dem niedrigen Bruterfolg von ledig­ lich 61 % und der geringen Fortpflanzungsziffer (FPFZ) von nur 1,1 juv./BP (Tab. 5) aus, was im Vergleich mit Literaturangaben und den Daten aus dem Monitoring (u.a. M ammen 1995, M ammen & G edeon 1996, T auchnitz 2005, G elpke & Stübing 2009, A ebischer 2009) unterste Werte sind.M ammen & Stubbe (2000) geben aus umfang­ reichem Datenmaterial (n = 5515) für die Jahre 1988-98 einen Mittelwert von 1,59 N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 17

Junge/BP an. Selbst die Werte der Jahre 1994-96 vonT hom (1999) für Kontrollflä- chen, die innerhalb unseres Untersuchungsgebietes liegen, sind deutlich höher (FPFZ: 1,31/1,32/1,70). Unser hier für 2011 ermittelter geringer Wert resultiert in erster Linie aus den relativ hohen Totalverlusten von Bruten und der darauf folgenden Aufgabe des Brutplatzes für diese Saison. Leider können nur in wenigen Fällen die wahren Ursachen für die Verluste angezeigt werden. Vermutlich hat jedoch der Waschbär einen erheblich größeren Einfluss, als die erwähnten nur 3 -4 wahrscheinlichen Brutverluste durch ihn andeuten mögen. Hier wirkt es sich ungünstig aus, dass sowohl die Greifvö­ gel, insbesondere Rot- und Schwarzmilan, die Flussniederungen mit dem verbliebenen Grünland als eine Art Rückzugsgebiet betrachten und der Waschbär hier gleichzei­ tig seinen bevorzugten Lebensraum findet. Möglicherweise wurde dadurch auch die seit zwei Jahrzehnten anhaltende positive Bestandsentwicklung beim Schwarzmilan gestoppt, der 2011 bei uns offensichtlich einen besonders geringen Bruterfolg hatte (Tab. 5). In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass beispielsweise in den Pappel­ und parkartigen Gehölzen an der Bode zwischen Wegeleben und Adersleben (MTBQ 4133/1) kein einziger besetzter Greifvogelhorst gefunden wurde, wo doch bei den zu­ rückliegenden Erfassungen immer mehrere Brutpaare vorkamen. Auch die Ergebnisse von Frank W eihe, der den direkten Vergleich der beiden MTBQ 3932/3 (5 erfolgreiche BP Rotmilan, 2 erfolgreiche BP Schwarmilan) und 3932/4 (nur 1 erfolgreiches BP Rot­ milan) im Großen Bruch hatte, sprechen für sich: Während die Waschbären im ersten Gebiet intensiv bejagt werden, geschieht das auf der anderen Fläche kaum! Durch die vorliegenden Untersuchungsergebnisse und Detailkenntnisse H (u.a.ell ­ mann 1999, K önig 1974, M ammen & S tubbe 1996ff., N achtigall 1999, N icolai 1993ff, N icolai & B öhm 1997, 1999, N icolai & W eihe 2001, Pfeiffer 2000, S tubbe et al. 1995ff., W eber et al. 2003) lässt sich das Bild zur Entwicklung des Bestandes und vor allem zur Siedlungsstruktur des Rotmilans im Nordharzvorland weiter vervollstän­ digen. Während der Gesamtbestand seit Mitte der 1990er Jahre etwa gleich geblieben ist, haben die Rotmilane die einstigen „Hochburgen“, die isolierten Wälder des Vorharz­ gebietes, im Prinzip völlig geräumt: So kamen allein auf dem MTBQ 4032/3 (Nordteil von Halberstadt bis südlich Huy) im Untersuchungsjahr ebenso viele Rotmilan-BP vor wie in den drei Waldgebieten Hakel, Huy und Hohes Holz zusammen (vgl. Abb. 11). Dann erfolgte innerhalb der offenen Landschaft eine weitere Veränderung der Ver­ teilung der Brutplätze: Ein zunehmender Anteil der Rotmilane ist dichter an die Sied­ lungsbereiche herangerückt. Dabei wurden die Horststandorte bis zu einer Entfernung von ca. 300 m zu bebauten Siedlungsrändem in die Beurteilung einbezogen. Diese Entwicklung hat Anfang der 1980er Jahre begonnen und erfolgte mehr oder weniger kontinuierlich wie dem Diagramm (Abb. 12) zu entnehmen ist. Inzwischen befinden sich bereits rund 40 % der Rotmilanbrutplätze am Rande oder sogar in Siedlungen. Wesentliche Gründe liegen in der Nahrungs Verknappung in der Ackerlandschaft und relativ günstigere Nahrungsquellen im Siedlungsbereich (bis hin zu aktiven Fütterun­ gen durch interessierte Anwohner!). Eine ähnliche Attraktivität für die Ansiedlung von Milanen hatten seinerzeit die offenen Mülldeponien.H ellmann (1999) hat den Ablauf der Besiedlung städtischer Lebensräume durch den Rotmilan am Beispiel von Halber­ stadt beschrieben und diskutiert. In diesem Jahr (2011) haben fünf Paare zumindest 18 Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

Abb. 11. Veränderungen in der Siedlungsstruktur des Rotmilans innerhalb des Untersuchungsgebietes am Beispiel von drei Zeitpunkten (um 1970,1991,2011): Ver­ teilung der besetzten Horste (= Punkte) innerhalb der untersuchten 14 MTBQ; die größeren Kreisflächen zeigen die Bestände (= Zahlenangaben) der großen Wälder.

Abb. 12. Kalkulierter Verlauf der Bestandsentwicklung des Rotmilans im nord­ östlichen Harzvorland (1500 km2) gesamt (fette Linie) und auf Teilflächen (Wäl­ der, Siedlungen, offene Landschaft) auf der Grundlage unserer Bestandserfassun­ gen in der offenen Landschaft und der bekannten Bestände der großen Wälder (S tubbe et al. 1982ff.,M ammen et al. 1996ff.) und entsprechende Hochrechnung (Original). N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland — 2011 19

einen Brutversuch in Halberstadt gestartet. Allerdings sind diese Vorkommen viel stär­ ker von Störungen im Horstbereich betroffen. In frühen Brutstadien sind dann insbe­ sondere Gelege und kleine Jungvögel durch Rabenvögel gefährdet. Überhaupt schei­ nen für innerstädtische Bruten des Milans RabenkrähenCorvus corone limitierender Faktor zu sein. Sie erschweren durch ihre aggressive Nestverteidigung die Ansiedlung des Rotmilans in der Stadt, wie das bereits geschrieben wurde(N icolai 2006). Neuerdings zieht bei uns nach den Rabenkrähen nun auch der Kolkrabe in die Stadt, womit ein weiterer Konkurrent für die großen Greifvögel erscheint. Nachdem sich das im letzten Jahr bereits ankündigte, erfolgte 2011 für Halberstadt der erste Brutnachweis des Kolkraben in einem Kleinpark (Mitt. M.H ellmann ). Hervorzuheben ist dabei, dass ausge­ rechnet an derselben Stelle 1983 die erste Brut des Rotmilans erfolgte(H ellmann 1999). Die Verteilung der Brutplätze in der übrigen offenen Landschaft des Untersuchungs­ gebietes ist ebenfalls nicht gleichmäßig oder zufällig. Das liegt am Vorhandensein von Baumbeständen, die geeignete Horstträger darstellen. Das sind in der ausgedehnten Ackerlandschaft vor allem die Windschutzstreifen und in den Niederungen die be­ gleitenden Gehölze der Fließgewässer. Positiv wirkte sich in den Flussniederungen zudem noch vorhandenes Grünland aus. Auf die für diesen Greifvögel relativ güns­ tigeren Nahrungsverhältnisse in Niederungs-/Grünlandgebieten gegenüber derzeitig bewirtschafteter Ackerflächen wurde bereits mehrfach hingewiesen (u.a.S chönbrodt Sc S pretke 1989, N icolai & B öhm 1997, N icolai & W eihe 2001, W eber et al. 2003, N icolai et al. 2009). Welchen hohen Stellenwert die Pappeln für den Milan noch besitzen, weist die Tab.8 aus: 77,5 % der Horste befanden sich im Mittel über den gesamten Zeitraum auf Pap­ peln, aktuell im Jahre 2011 sogar 79 %. Allerdings hat der Druck auf den Altbaumbe­ stand in der Landschaft durch Landwirte und Wasserwirtschaftler weiter zugenommen, so dass die wertvollen Horstträger zunehmend weniger werden (s. Abb. 5 und 13). Da ihre ökologische Bedeutung in unserer Kulturlandschaft erkannt ist, muss mehr für den Schutz getan werden. Für unbedingt notwendige Abholzungen müssen an geeigneten Stellen Ersatzpflanzungen erfolgen. Hinsichtlich der Horststandorte sollte noch erwähnt werden, dass sich die Höhe der Horste auf den Bäumen gegenüber der Erfassung von 2006 praktisch nicht mehr ver­ ändert hat (Abb. 13). Die nahezu kontinuierlich angestiegene Horsthöhe während der zwei Dekaden zuvor wurde mit dem Wachstum der überwiegend in den 1950er/1960er Jahren angepflanzten Hybridpappeln erklärt(N icolai 2006). Diese mussten zunächst erst einmal eine entsprechende Größe erreichen, damit darin Horste angelegt wer­ den konnten. Das Längenwachstum dieser Bäume scheint nun aber weitgehend ab­ geschlossen und an verschiedenen Stellen ist sogar verstärkt natürlicher Abgang zu vermerken. Das dürfte der Grund sein, weshalb sich auch die günstigen Stellen für die Horstanlage nicht mehr erhöht haben. Abschließend soll hier auf der Grundlage der Beobachtungen und vorgelegter Er­ gebnisse eine kurze Einschätzung der aktuellen Situation des Rotmilans im Untersu­ chungsgebiet gegeben werden. Der positive Eindruck eines seit 15 Jahren zahlenmäßig konstant erscheinenden Bestandes des Rotmilans (vgl. Abb. 12) täuscht nämlich über die negativen Veränderungen in seinem Lebensraum hinweg, die nicht ohne Auswir- 20 Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

Tab. 8. Horststandorte (Horstbäume) des Rotmilans in der offenen Landschaft in ver­ schiedenen Jahren.

Baumart 1 9 8 6 -2 0 0 6 2011 n % n % n % Pappel 330 7 1 ,7 -8 3 ,3 72 79,1 402 77,5 Weide 35 6 ,2 -1 2 ,1 4 4,4 39 7,5 Esche 25 3 ,3 - 8 ,6 5 5,5 30 5,8 Buche 9 0 - 7 ,5 2 2,2 11 2,1 Erle 7 0 ,8 -3 ,1 1 1,1 8 1,5 Eiche 4 0 - 2 ,5 3 3,3 7 1,3 Kastanie 4 0 - 2 ,2 1 1,1 5 1,0 Linde 3 0 - 2 ,1 1 1,1 4 0,8 Kiefer 4 0 - 1 ,7 - - 4 0,8

Robinie 2 0 -1 ,1 - - 2 0,4

Obstbaum 2 0 - 1 ,5 - - 2 0,4 Andere (Birke, Hainbuche, 3 0 - 1 ,7 2 2,2 5 5x 0,2 Ahorn, Fichte, Lärche) 428 100 91 100 519 100

20

18 16 14

12 l Rotmilan 10 ] Mäusebussard fl 1 ■ B Schwarzmilan H 1 fl ? ■ 1 ■ ■ I ■ f l 1986 1991 1996 2001 2006 2011

Abb. 13. Veränderung der mittleren geschätzten Höhen besetzter Horste von Rot­ milan (n = 55, 118, 60, 91, 89, 90), Mäusebussard (n = 87, 172, 90, 127, 137, 99) und Schwarzmilan (n = 6, 17, 15, 24, 36, 23) in den sechs Untersuchungsjahren (Zeitraum von 25 Jahren). N icolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 21

kungen bleiben können. Besonders ungünstig und mit einem Einbruch (50 %) des Bestandes verbunden waren die extremen Veränderungen in der Landbewirtschaftung Anfang der 1990er Jahre. Die intensive Flächennutzung nimmt jedoch immer noch zu. Sie fuhrt zu weiterer Verringerung der Nahrungsfläche für die Kleinsäuger fressen­ den Greifvögel und insbesondere den Rotmilan. Besonders dramatisch erscheint der aktuell forcierte Anbau von sogenannten „Energiepflanzen“. Mit der Begründung der Schaffung regenerativer Energiequellen derzeit stark gefördert, führt„durch er Mono- tonisierung und Flächengrößenzunahme zu Beeinträchtigungen der Habitatfunktion und dem beschleunigten Rückgang von Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaff \ wie es kürzlich S chmidt (2010) formulierte. In unserem Untersuchungsgebiet wurden gerade in diesem Jahr für den Anbau von Mais mehr als 20 ha Grünland der Bode- Selke-Niederung bei Rodersdorf (MTBQ 4133/1; Abb. 3 und 4) frisch umgebrochen. Da die Flussniederungen eine Art Rückzugsgebiet für die Milane darstellen, ist die Zerstörung des Grünlandes hier besonders nachteilig und unbedingt zu verhindern

Abb. 14. Frisch geschlagene Pap­ peln einer Ge­ hölzreihe in der Ackerlandschaft N Quedlinburg (MTBQ 4132/4). Foto: 26.01.2008, B. N icolai . 22 Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

Abb. 15. Störungen durch „Freizeitbetrieb“ an der Bode zwischen Wegeleben und Rodersdorf; hier lagern Jugendliche nur etwa 30 m von einem Brutbaum des Schwarzmilans entfernt, dessen Brut nicht erfolgreich war. Foto: 26.06.2011, B. N icolai .

Neben dem Verlust von Nahrungsflächen zählen auch der Verlust von potenziellen Horstplätzen durch Verringerung des Baumbestandes in der offenen Landschaft (Abb. 5 und 14) und die Zunahme der Windparks bzw. Windenergieanlagen (WEA) zur allge­ meinen Verschlechterung des Lebensraumes für den Rotmilan. Nicolai: Greifvögel im Nordharzvorland - 2011 23

Problematisch erscheint weiterhin der sehr geringe Bruterfolg. Dieser ist so niedrig, dass er zu einer Bestandsabnahme des Rotmilans fuhren sollte. Kaschiert wird dies der­ zeit durch seine relative Langlebigkeit und möglicherweise Zuzug oder Umsiedlung aus benachbarten Gebieten, was allerdings nur vermutet werden kann. Wesentliche Gründe für die hohen Brutverluste sind der Feinddruck (besonders durch Waschbären) und Stö­ rungen (Abb. 15), die zur Aufgabe der Brut oder Verlust durch Rabenvögel fuhren. Die Bedeutung interspezifischer Konkurrenz um Nahrung und Brutplätze innerhalb der GreifVogelzönose und deren Auswirkung auf den Rotmilan im Untersuchungsge­ biet sind zur Zeit nicht einzuschätzen. Für seinen relativ guten Bestand im aktuellen Un­ tersuchungsjahr könnte aber die geringe Dichte des Mäusebussards beigetragen haben, der bezüglich oben genannter Ressourcen durchaus ein Konkurrent des Romilans ist. Sowohl die vorgelegten Ergebnisse als auch die sich daraus ergebenden Fragen zei­ gen schließlich, wie wichtig die Kontrolle des Greifvogelbestandes und weitergehende Untersuchungen zur Ökologie der Arten im Gebiet sind.

Zusammenfassung

Dargestellt werden die Ergebnisse großflächiger Greifvögelerfassung in der offenen Landschaft (440 km2) des nordöstlichen Harzvorlandes im Jahre 2011. Mindestens 7 Arten sind sichere Brutvö­ gel in einer Gesamtdichte von rund 74 BP/100 km2 (Tab.l), das sind 13 % weniger als bei der letzten Erfassung. Die häufigsten Arten sind MäusebussardButeo buteo (26,8 BP/100 km2), Rotmilan Milvus milvus (22,0 BP/100 km2), Turmfalke Falco tinnunculus (9,8 BP/100 km2). Der Habicht Accipiter gen- lilis brütete erstmals auf dieser Fläche. Angaben zu den Horststandorten (Baumarten und Horsthöhen; Tab. 2, 3) werden gemacht. Die aktuelle Situation des Rotmilans wird besonders diskutiert, wobei ein 1500 km2 großer Landschafts­ ausschnitt mit den großen Wäldern (Abb. 2) Berücksichtigung findet. Mit 23 BP/100 km2 besitzt der Rotmilan im Nordharzvorland großflächig noch die höchste Dichte weltweit. Allerdings hat er in den letzten vier Jahrzehnten enorme Veränderungen im Bestand erfahren (Abb. 11, 12); besonders auffällig sind: (1.) deutliche Bestandszunahme in den 1970/80er Jahren. (2.) Räumung der Wälder (ab 1980), (3.) Besiedlung der offenen Landschaft, (4.) Besiedlung der Ortslagen und (5.) extremer Bestandseinbruch Anfang der 1990er Jahre. Weiter herausgestellt wird die besondere Bedeutung der Niederungsgebiete entlang der Flüsse (insbe­ sondere Bode, Selke und Holtemme) als eine Art Rückzugsgebiet. Für das Gebiet besonders bemerkenswert ist der niedrige Bruterfolg (nur 61 %) und die extrem geringe Fortpflanzungsziffer (FPFZ) von nur 1,1 juv./BP (Tab. 5.). Großflächig wird der Rückgang seines Bestandes im Gebiet um etwa 50 % seit 1991 bestätigt. Haupt­ grund für die Bestandsabnahme ist Nahrungsmangel, bedingt durch: (1.) Intensivierung der Landbewirt­ schaftung, (2.) Abnahme von Beute/Nahrung und Verschlechterung ihrer Erreichbarkeit und deshalb (3.) zunehmende interspezifische Konkurrenz (andere Greifvögel). Deutlich negativ auf den Bestand des Rotmilans wirken: (1.) erhöhte Verluste durch Verkehr, Windkraft­ anlagen, Prädatoren, (2.) Verlust von Horstplätzen durch Abgang des Baumbestandes und (3.) zuneh­ mende interspezifische Nistplatz-Konkurrenz (neu: WaschbärProcyon lotor und NilgansAlopochen ae- gyptiacus). Diese Faktoren lassen für die nächsten Jahre eine weitere Abnahme des Rotmilan-Bestandes erwarten. 24 Ornithol. Jber. Mus. Heineanum 29 (2011)

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Dr. Bernd Nicolai Museum Heineanum Domplatz 36 D-38820 Halberstadt [email protected]