Landschaftsplan Piano paesaggistico

Gemeinde Ahrntal di Valle Aurina Landschaftsplan der Gemeinde Ahrntal Beschluss der Landesregierung Nr. 994 vom 02.07.2012

Piano paesaggistico del Comune di Valle Aurina Delibera della Giunta provinciale n. 994 del 02/07/2012

Planverfasser / Redattore del piano: Dr. KONRAD STOCKNER Tel.: 0471-417739 Amt für Landschaftsökologie / Ufficio Ecologia del paesaggio www.provinz.bz.it/natur-raum/ AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI - ALTO ADIGE

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Erläuternder Bericht

1. Ausgangslage und Zielsetzungen 2

2. Gebietsbeschreibung 3

3. Schutzmaßnahmen 6

Gebiete von landschaftlichem Interesse...... 6 Landschaftliche Bannzonen ...... 8 Ahrntaler Höfelandschaften...... 11 Biotope...... 12 Naturdenkmäler...... 15 Mineralienschutzgebiete Tristenspitze und Schönberg...... 17 Landschaftliche Strukturelemente ...... 18 Baumschutz und urbanes Grün...... 19 Archäologische Schutzgebiete ...... 20 Neuabgrenzung des Naturparks Rieserferner-Ahrn...... 20

4. Landschaftsentwicklung und -pflege 21

Unterschutzstellungen reichen nicht aus ...... 21 Landschaftsentwicklungskonzept für die Gemeinde ...... 21 Bürgerbeteiligung und Information...... 21 Fördermaßnahmen...... 21 Landschaftsleitbild Südtirol...... 22

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1. Ausgangslage und Zielsetzungen

Der derzeit gültige Landschaftsplan der Bannzonen gilt ein absolutes Bauverbot, Gemeinde Ahrntal wurde mit Dekret des wobei allerdings in diesen Zonen für Pro- Landeshauptmannes von Südtirol vom jekte eine allgemeine Ermächtigungspflicht 4. Februar 1985, Nr. 163/V/81 genehmigt. durch die Landesbehörde für Landschafts- Die Ausarbeitung des Planes erfolgte also schutz nicht mehr vorgesehen ist. vor mehr als 25 Jahren. Da sich in der Wie bereits im Artikel 6 des Landesgeset- Zwischenzeit die allgemeinen Bestimmun- zes vom 25. Juli 1970, Nr. 16 so festgelegt, gen, die Planungskriterien, der Gemeinde- sind von landschaftlichen Bindungen die bauleitplan sowie die Erfordernisse des Wohnbau- und Gewerbegebiete mit geneh- Natur- und Landschaftsschutzes stark ver- migten Durchführungsplan ausgenommen. ändert haben, erschien eine Überarbeitung Durch verschiedene Abänderungen des des Planes, auch aufgrund der Wünsche Bauleitplanes und dessen Überarbeitungen der Gemeinde, als vordringlich. haben sich für die Baugebiete und Zonen Des Weiteren kam es in der Natur- und für Infrastrukturen wesentliche Veränderun- Landschaftsschutzarbeit auf Landesebene gen ergeben. Der überarbeitete Land- zu neuen Weichenstellungen durch die Ver- schaftsplan soll dieser Situation Rechnung abschiedung des LEROP-Fachplanes Land- tragen. Der Landschaftsplan der Gemeinde schaftsleitbild Südtirol. Einen besonderen Ahrntal betrifft nicht das gesamte Gemein- Anstoß zur Überarbeitung des Landschafts- degebiet. Der höher gelegene Gebirgsanteil planes stellt die notwendige Neufestlegung der Durreckgruppe gehört zum Naturpark der Bannzonen dar. Rieserferner-Ahrn und bleibt von diesem Vorschlag zur Unterschutzstellung ausge- Unterschutzstellungen klammert.

Die landschaftlichen Unterschutzstellungen Landschaftsentwicklung und –pflege erfahren teilweise gegenüber dem Land- schaftsplan aus dem Jahr 1985 erhebliche Völlig neu ist im überarbeiteten Land- Veränderungen, sowohl bezüglich deren schaftsplan der Bereich Landschaftsent- Abgrenzungen als auch deren Schutz- wicklung und –pflege. Zu einem nachhalti- bestimmungen. gen Umgang mit Natur und Landschaft Durch die Neuausweisung eines Biotops, gehören heute nicht nur Unterschutzstel- von vier Naturdenkmälern, die Kennzeich- lungen, sondern auch die Pflege wertvoller nung der einzelnen Feuchtbereiche und Kulturlandschaften als auch Revitalisie- Auwaldreste sowie die Festlegung von rungsmaßnahmen für verarmte Land- Schutzbestimmungen für eine Reihe von schaftsräume. Zentrale Bedeutung nimmt Landschaftselementen, wie Feldhecken und die Wahrnehmung von Tendenzen in der Wasserläufen, soll der Lebensraumschutz Landschaftsentwicklung vor Ort ein. Mit im überarbeiteten Landschaftsplan verstärk- Hilfe von kommunalen Landschaftsleitbil- te Berücksichtigung finden. Der überarbeite- dern oder -entwicklungskonzepten können te Landschaftsplan enthält auch bezüglich negative Entwicklungen aufgezeigt und der Landschaftsschutzzonen einige Neueru- Gegenmaßnahmen festgelegt werden. Aber gen. Die Schutzkategorie Besonders auch positive Tendenzen gilt es zu erken- schutzwürdige Landschaft wird mittlerweile nen und zu verstärken. Das Landschafts- in der Landschaftsplanung nicht mehr ange- leitbild Südtirol mit seiner tiefgehenden Ana- wandt. Im neuen Landschaftsplan werden lyse der Landschaftssituation in Südtirol und diese Schutzgebiete mit einigen Grenz- den zahlreichen Maßnahmenvorschlägen änderungen in Bannzonen bzw. Ahrntaler zur Lenkung der Landschaftsentwicklung Höfelandschaften umgewandelt und deren stellt eine wichtige Grundlage für die Land- Schutzbestimmungen neu formuliert. In den schaftsschutzarbeit in der Gemeinde dar.

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2. Gebietsbeschreibung

Das bei von Norden her einmün- Im Vegetationsbild dominiert der einförmige dende Tauferer- Ahrntal zählt zu den montane (bis 1.600-1.700m) und subalpine bedeutendsten Nebentälern Südtirols. Das Fichtenwald, dem immer die Lärche beige- anfangs weite Trogtal nimmt nach der Eng- mischt ist. An den sonnseitigen Hängen stelle zwischen Sand und Luttach eine typi- tieferer Lagen tritt auch die Rotföhre stärker sche V-Form an, dessen steile Talflanken in hervor. In Hochlagen gesellt sich die Zirbe eisbedeckten Dreitausendern gipfeln. Das dazu, die ab 1.900 m einen Zirmenwald Gebiet der Gemeinde Ahrntal reicht von ausbilden kann. Längs der und im Luttach bis St. Peter und umfasst im Unterlauf der Seitenbäche kommen Erlen- Westen auch das Weißenbachtal. bestände vor. An Steilhängen gedeihen häufig Birken. Das Klima ist mitteleuropäisch- bis alpin geprägt. Die jährliche Niederschlags- menge beträgt im Talbodenbereich von Luttach-St. Johann ca. 800 mm und nimmt mit der Höhe zu. Die mittleren Jahrestempe- raturen liegen bei 6-7°C. Das Klima ist – der Höhenlage entsprechend – also eher rauh, die Winter sind schneereich und auch die kalten Talwinde tragen das Ihrige dazu bei.

Das Ahrntal gehört, geologisch gesehen, zu den Zentralalpen. Die rechte Talseite liegt im Bereich der Zentralgneiszone, die hier den Alpenhauptkamm aufbaut. Vereinzelt treffen wir auch auf Einschlüsse von Paragneisen, Anphyboliten, Seriziten, Chlo- Die Lärche ist sehr gut vertreten in den Berg- ritschiefer, Kalk und Dolomit. Die südliche wäldern des Ahrntals. Talhälfte wird von der Schieferhülle einge- nommen. Die untere Schieferhülle, die Die obere Waldgrenze ist durch die Aus- meist kalkfrei ist, tritt allerdings nur im dehnung der Almen stark beeinflusst, die Gebiet zwischen Luttach und Weißenbach sich mit dem Zwergstrauchgürtel abwech- zu Tage. Die Hauptgesteine der oberen seln. Auf den Schattenseiten treffen wir Schieferhülle sind Grüngesteine, Kalkglim- ausgedehnte Rhododendrovaccinieten an merschiefer und Kalkphyllite. Die Grün- (mit Alpenrose, Heidel-, Preisel- und gesteine sind durch ihren Mineralienreich- Rauschbeeren, Grünerlen) auf Sonnenhän- tum bekannt. Wirtschaftlich bedeutsamer gen hingegen Calluneten (Besenheide). An war ihr Erzgehalt, der jahrhundertelang vom gewissen Stellen kommt auch die Latsche Ahrner Bergbau ausgebeutet wurde vor (Ericomugeten), so im Rotbach- und (Kupfer). Im Landschaftsbild unterscheidet Schwarzenbachtal oder auf den Holzer- sich die Zentralgneiszone (schroffere Käm- böden. Die winterharte Gemsheide über- me und Taleinschnitte, langsamere Ge- zieht exponierte Windkanten. Auf den Alm- steinsverwitterung und Bodenbildung, weiden dominieren Nardeten (Bürstlings- Schutt und Geröllhalden, "Steinberge") gesellschaften). Die eigentlichen alpinen deutlich von der Schieferhülle (breite abge- Rasengesellschaften werden überwiegend rundete Bergrücken, tiefgründige Boden- von Hallers Schwingel und Krumm-Segge bildung, "Grasberge"). (Festucetum halleri und Caricetum curvule) gebildet und nur in wenigen Orten sind

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Seite / Pag. 4 kalkliebende Gesellschaften, wie Seslerio- geeigneter Verarbeitungsweise besonders sempervireten oder Elyneten zu finden. zu achten, um diesen Reichtum an land- schaftlicher Identität des Ahrntales zu erhal- Die vergletscherten Berggipfel am Nord- ten. hang des Ahrntales entlang sind das land- schaftliche Markenzeichen schlechthin die- Dies erscheint umso notwendiger, als die ses Gebirgstales. Die wichtigsten davon Neubautätigkeit der letzten Jahrzehnte von sind der Turnerkamp (3.416 m), der deutlichen Zersiedelungserscheinungen ge- Schwarzenstein (3.369 m), der Große prägt ist. Längs der Talstraße wurden Ein- Löffler (3.378 m) und der Wollbachspitz familienhäuser, Pensionen und Gasthöfe (3.210 m). Sie dominieren das Landschafts- recht beziehungslos in die Landschaft ge- bild; der Große Löffler kann sogar vom stellt. Auch eine Reihe von Neubauzonen ist Brunecker Talkessel aus schon bewundert ohne Bezug mit den bestehenden Dorf- werden. strukturen entstanden, wo eben billig ver- fügbarer Grund (Ödland, Auwald) vorhan- Die landwirtschaftliche Nutzung, fast aus- den war. Eine Fortschreitung dieser Ent- schließlich Grünlandwirtschaft, beschränkt wicklung würde den landschaftlichen Identi- sich auf einen Streifen in der Nähe der Tal- tätsverlust des Ahrntales noch verstärken. sohle sowie auf zahlreiche in den Wald eingebettete Rodungsinseln an den Son- nenhängen, wo einige Höfe auch eine Meereshöhe von mehr als 1.500 m errei- chen.

Die Hauptsiedlungen der Gemeinde Ahrntal sind Luttach, St. Johann, Steinhaus, St. Jakob und St. Peter. Sie liegen alle längs der Talsohle auf kleinen Schwemm- kegeln oder Terrassen. Lediglich Weißen- bach liegt in einem SeitentaI. Die eigent- lichen Dorfkerne waren ursprünglich sehr klein mit weilerartiger Struktur und beher- bergten die wenigen Einrichtungen von öffentlichem Interesse: Kirche, Schule, Unübersehbar sind die landschaftlichen Eingriffe Gasthaus, Kramladen. Erst durch die Bau- im alpinen Bereich des Klausbergs, die im Zusammenhang mit der Errichtung des Ski- tätigkeit der letzten Jahrzehnte sind sie gebietes getätigt worden sind. mehr oder weniger stark angewachsen. Die Flanken des Ahrntales werden von der Während der Bergbereich an der oro- Einzelhofsiedlung geprägt: Wohnhaus und graphisch rechten Seite der Ahr und im Wirtschaftsgebäude sind durchwegs ge- Weißenbachtal sich weitgehend intakt prä- trennt (Paarhof) und mit der Firstseite zum sentiert, ist der orographisch linke Berghang Tal ausgerichtet. Manchmal entsteht durch bei Steinhaus, über Klausberg bis hinauf in verschiedene Nebengebäude (Kornkasten, die alpine Region des Rauchkofels von Mühle, Backofen, Hofkapelle, Schuppen) Skiinfrastrukturen (Lifttrassen und –statio- das Bild eines Haufenhofes. Während die nen, Parkplätze, Skipisten, Beschneiungs- Wirtschaftsgebäude mehr oder minder aus anlagen, Straßen und Gastbetriebe) ge- Holz erstellt sind, ist beim Feuerhaus zeichnet. Das Skigebiet ist vom Naturpark zumindest das untere Stockwerk in Stein- Rieserferner-Ahrn ausgeklammert. bauweise errichtet. Die traditionelle Höfe- landschaft mit ihren architektonischen Einen relativ hohen Ausbaugrad hat die Details gehört zu den wertvollsten, auf weite Wasserkraftnutzung im Ahrntal bereits Strecken noch erhaltenen Charakteristiken erreicht. Es gibt eine große Dichte an des Ahrntales. Bei der Bautätigkeit ist auf Kleinkraftwerken und auch mehrere Anla- die Verwendung geeigneten Baumaterials in

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Seite / Pag. 5 gen mittlerer Größe wurden entlang der Ahr die Reduzierung der Wasserführung in den sowie am Weißenbach errichtet. Vor allem Ausleitungsstrecken und schließlich auch die in Serie geschalteten Kraftwerke an der die Verbauung und Einengung des Bach- Ahr bedeuten für diesen schönen und was- laufes auf gewissen Abschnitten insgesamt serreichen Gebirgsbach eine erhebliche eine spürbare Einschränkung der gewässer- Beeinträchtigung. Jedes Ausleitungsbau- ökologischen Funktion mit sich. werk bedeutet eine Unterbrechung des Fließgewässerkontinuums. Weiters bringt

Landschaftlich besonders prägend wirken die vergletscherten Dreitausender entlang des Ahrntaler Nordkamms; im Bild der Schwarzenstein und der Große Löffler.

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3. Schutzmaßnahmen

Gebiete von landschaftlichem bilden und wesentlicher Bestandteil der Interesse Struktur des Gebietes, seines ökologischen Gleichgewichts und seiner Erholungsfunk-

tion sind. Das gesamte Gemeindegebiet mit Aus- nahme der Wohnbau- und Gewerbegebiete Die Waldbereiche bedecken einen Großteil mit genehmigten Durchführungsplan im des Gemeindegebietes. Die Nutzung der Sinne des Artikel 6, Absatz 3 des Landes- Wälder wird in ausreichender Weise durch gesetzes Nr. 16/1970 wird als Gebiet von das Forstgesetz geregelt und von der Forst- landschaftlichem Interesse definiert. Dazu behörde kontrolliert; daneben erfüllen Wald- gehören somit auch all jene Bauzonen und gebiete vor allem im steilen Gelände eine Zonen für Infrastrukturen, die keinen Durch- wichtige Schutzfunktion. Zudem haben sie führungsplan aufweisen. Im Allgemeinen auch eine hohe ökologische Bedeutung, da reichen für diese Flächen die Raumord- sie als naturnahe Ausgleichsflächen in einer nungsinstrumente sowie die Forstgesetz- immer stärker urbanisierten Umwelt Rück- gebung aus, um deren nachhaltige Entwick- zugsgebiete für die Fauna darstellen und lung zu gewährleisten. Die Landschafts- auch dem Menschen eine Zuflucht als schutzermächtigung wird in der Regel vom Ruhe- und Erholungsraum bieten. In diesem Bürgermeister erteilt. Sinne ist bei der Bewirtschaftung der Wäl-

der auf ein möglichst breites Artenspektrum Eine besondere Bedeutung nimmt das zu achten, wobei neben den Baumarten das Landwirtschaftsgebiet ein. Die Landwirt- Augenmerk auch auf eine abwechslungs- schaftsflächen mit den charakteristischen, in reiche Kraut- und Strauchschicht zu richten typischer örtlicher Bauweise errichteten ist. Gehöften sind ein wichtiger Bestandteil der vorhandenen Landschaftstypologie. Sie Oberhalb der Wälder breitet sich das alpine stellen eine von Menschenhand im Laufe Grünland aus. Während in der alpinen der Zeit umgewandelte Landschaft dar, die Region von Natur aus Rasengesellschaften Ausdruck der geschichtlich-kulturellen Tra- und Kleinsträucher vorherrschen, wurden dition des Gebietes ist. Die Ausweisung als durch jahrhundertelanger Almbewirtschaf- Gebiet von landschaftlichem Interesse hat tung auch in der montanen und subalpinen zum Ziel - ohne Einschränkung der land- Stufe Mähwiesen und Almweiden geschaf- wirtschaftlichen Tätigkeit - bei den zulässi- fen, die das Landschaftsbild bereichern und gen Bauten und Eingriffen eine harmoni- durch die Ausbildung einer eigenen Vege- sche Eingliederung und Anpassung an die tation und Fauna zur ökologischen Berei- bestehende Landschafts- und Siedlungs- cherung beitragen. Durch Intensivierung struktur zu gewährleisten. und Rationalisierung in der Bewirtschaftung

von Almen und Mähwiesen ist heute die Weitere wichtige Bereiche von landschaft- hohe ökologische Vielfalt bedroht. Es ist die lichem Interesse sind der Wald , die Auwäl- Tendenz festzustellen, dass einerseits die der , die bestockten Wiesen und Weiden , günstigsten Flächen durch Bodenverbesse- die Feuchtgebiete , das alpine Grünland, rungsarbeiten und Düngung intensiviert die Weidegebiete , die Felsregionen und werden, während entlegene und ungünsti- Gletscher sowie die Gewässe r. Aus der gere Standorte aufgeforstet werden. Ver- Sicht des Landschafts- und Umweltschutzes loren gehen die landschaftlich zumeist reiz- sind sie von besonderer Bedeutung, sei es vollen und ökologisch wertvollen, extensiv als wichtiger Faktor des Mikroklimas und genutzten Magerrasen und Streuwiesen. der Schutzwirkung, sei es weil sie ein Habi- tat für eine Vielzahl von typischen Tierarten

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Auch die Weidegebiete der mittleren und Gräben durchziehen unsere Wälder und die tiefen Lagen fallen in diese Kategorie. Sie Kulturlandschaft und lockern diese mit der sind leider in jüngster Vergangenheit viel- Ufervegetation auf. Seen, Weiher und Tei- fach der Intensivierung oder Nutzungsauf- che schaffen ökologische Nischen und stel- lassung zum Opfer gefallen. Umso mehr len häufig landschaftliche Höhepunkte dar, verdienen es die übrig gebliebenen Weide- die gerne als Ziele für die Erholung und flächen erhalten zu werden. Sie bieten Freizeitaktivitäten genutzt werden. In die- inmitten der intensiv genutzten Landwirt- sem Sinne ist die Erhaltung der Gewässer schaftsgebiete für eine Reihe von Tieren aus landschaftsökologischer Sicht von und Pflanzen letzte Zufluchtsstätten (unter hoher Relevanz, wobei der Wasserqualität, den Vögeln sind es z.B. die Bodenbrüter, der natürlichen Wasserführung und der die sich wegen dem Verschwinden dieser möglichst angepassten Einbettung in den Weidebereiche immer schwerer tun, geeig- jeweiligen Landschaftsraum eine besondere nete Nistplätze zu finden). Bedeutung zukommt.

Auch wenn nur in geringem Rahmen ge- Auch die in der Kartographie als bestockte nutzt, treten Felsregionen und Gletscher Wiesen und Weiden eingetragenen Flä- zumeist landschaftlich stark in Erscheinung. chen fallen in die Kategorie Gebiete von Die Berggipfel, Steilabbrüche, Schlucht- landschaftlichem Interesse. In der Gemein- wände, Gesteinsformationen und Geröll- de Ahrntal gibt es keine größeren Lärchen- halden sind vielfach weitum sichtbar und wiesenareale. Kleinere Bereiche, Wiesen prägen das Südtiroler Landschaftsbild. Sie und Weiden, die mit Lärchen oder anderen erscheinen zwar äußerst lebensabweisend, Baumarten locker bestockt sind, sind vor aber dennoch handelt es sich um interes- allem entlang der oberen Waldgrenze sante und zumeist völlig intakte Natur- anzutreffen, aber vereinzelt auch in den lebensräume. Dabei trifft man nicht so sehr tieferen Lagen, in extensiv genutzten Rand- auf einen großen Artenreichtum, dafür aber bereichen. auf eine Reihe von besonderen hoch- Die lockere Bestockung bringt nicht nur eine spezialisierten Arten, die mit den kargen Bereicherung für das Landschaftsbild mit Lebensbedingungen in den Felsspalten und sich und gestaltet es abwechslungsreicher, auf den Schutthalden zurecht kommen. sondern schützt diese Flächen auch vor Austrocknung: sie verbessert durch Wind- schutz das Mikroklima, verhindert Schnee- verwehungen, schließt wegen der tieferen Wurzeln der Bäume den Nahrungskreislauf und dämmt die Sonneneinstrahlung etwas ein. Bessere Wachstumsbedingungen sind die Folge. Grundsätzlich ist die forstliche Nutzung auf den natürlichen Zuwachs zu beschränken und für die Verjüngung der Bäume muss gesorgt werden. Wo eine gewisse Verfich- tung feststellbar ist, sollte die Fichte vor den anderen Baumarten genutzt werden. Die Fichte kann nämlich die anderen Baumarten verdrängen und verursacht neben einer Ve- Die Felsregionen und Gletscher nehmen einheitlichung des Landschaftsbildes auch flächenmäßig einen großen Teil des Ahrntaler größere Beeinträchtigungen für die landwirt- Gemeindegebietes ein. schaftliche Nutzung. Als Flachwurzler be-

einflusst sie auf einer größeren Fläche das Die Gewässer bestimmen in vielfältiger Graswachstum, sie wirft schlechter verrott- Form das landschaftliche Erscheinungsbild bare Nadeln ab und erzeugt eine stärkere und stellen eine ökologische Bereicherung Beschattung. für ihre Umgebung dar. Bäche, Flüsse und

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Auf die Stockrodung soll verzichtet werden, halt wegen deren Funktion als Wasser- da das bewegte Bodenrelief ein charakteri- speicher. Deshalb sind alle Feuchtflächen, stisches Merkmal für diese bestockten Flä- auch wenn sie nicht eigens als Biotop oder chen ist und gerade die Stellen mit den Naturdenkmal unter Schutz gestellt sind, Baumstümpfen für die Baumverjüngung in erhaltenswert und dürfen nicht trocken- Frage kommen. gelegt werden.

Auch Feuchtgebiete sind in der Karto- Die noch vorhandenen Auwaldreste sind graphie abgegrenzt. In den tiefen Lagen ebenfalls im Landschaftsplan eingetragen. fehlen Feuchtgebiete völlig. Aber auch die Entlang der Ahr und des Weißenbaches alpine Stufe ist im Ahrntal eher arm an sind noch einige Restauflächen vorzufinden Moorflächen. Wegen der vorhandenen Geo- und an gewissen Seitengerinnen, vor allem morphologie (enge Seitentäler mit steilen im Bergfußbereich, vor deren Einmündung Hängen und wenigen, klar begrenzten in die Ahr oder den Weißenbach, sind flachen Bereichen) kommen in der Gemein- kleinere Hangerlenwälder erhalten geblie- de Ahrntal größere, zusammenhängende ben, die eine nicht minder wertvolle Vegeta- Feuchtgebiete nicht vor. Umso wichtiger tion aufweisen. erscheinen die noch vorhandenen verein- Bei diesen Auwaldformationen handelt es zelten Feuchtflächen. Neben den größten sich um besondere Naturlebensräume, die und schönsten Feuchtstandorten, die im eine spezielle Pflanzengemeinschaft und überarbeiteten Landschaftsplan als Biotop auch eine äußerst vielfältige Fauna beher- bzw. Naturdenkmal (Gögemöser, Keilbach- bergen. Auwälder begleiteten ursprünglich moos und Nocklacke) vorgeschlagen wer- in einem mehr oder weniger breiten Streifen den, sind vor allem die kleine Niedermoore sämtliche Wasserläufe, vor allem in deren auf den Holzerböden und im Schwarzen- flacheren Abschnitten. Sie wurden durch die bachtal erwähnenswert, die großteils noch zunehmende Nutzung der Talböden von einen hohen Intaktheitsgrad aufweisen. Seiten des Menschen stark zurückgedrängt. Die übrig gebliebenen Restbestände sind heute vielfach durch Verbauungsmaßnah- men an den Fließgewässern gefährdet. Durch Vertiefung des Fluss- oder Bach- bettes und Errichtung von Dämmen oder anderen Schutzbauten wird den anliegen- den Waldflächen Wasser entzogen. Die Folge sind stark veränderte Standortbedin- gungen. Die für die Entstehung der Auwäl- der, aber auch für deren Fortbestand not- wendigen Wechselbeziehungen mit dem Fließgewässer sind deshalb oftmals nicht mehr gegeben. Für die noch vorhandenen Auwaldbestände ist der Erhalt optimaler hydrologischer Verhältnisse von existenziel- Die Moorbereiche auf den Holzerböden weisen ler Bedeutung. keine große Flächenausdehnung auf, sind aber dennoch aus landschaftsökologischer Sicht als sehr wertvoll einzustufen. Landschaftliche Bannzonen Feuchtgebiete erfüllen vielfältige land- schaftsökologische Funktionen. Sie bedeu- Die Ausweisung von Bannzonen hat zum ten Landschaftsreichtum und stellen vor Ziel, die für das Landschafts- und Sied- allem wertvollste Lebensräume dar für eine lungsbild der Gemeinde Ahrntal besonders Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- und charakteristischen und wertvollen Bereiche Tierarten. Nicht unerwähnt bleiben darf bestmöglich zu erhalten. Es handelt sich auch ihre Bedeutung für den Wasserhaus- dabei um die Umgebung von kulturhisto-

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Seite / Pag. 9 risch wertvollen, landschaftsprägenden einen wichtigen Umgebungsschutz für Bauten, um markante und/oder exponierte die Kirche geht, sowie die Freiflächen Geländeformen oder um größere noch weit- zwischen Luttach und Oberluttach auf gehend unverbaute Grünbereiche zwischen beiden Seiten der Ahr. den besiedelten Bereichen, die wichtige Blickfelder darstellen und deren intakte Typologie ein wertvolles Element der vor- - Landschaftlich einen besonderen Stellen- handenen Landschafts- und Siedlungsstruk- wert nimmt die völlig unverbaute Tal- tur ist. bodenfläche bei St. Martin ein. Sie ge- währt ein schönes Blickfeld auf die genannte Kirche.

Luttach: Kirchhügel und unverbaute Wiesen- bereiche in dessen unmittelbaren Umgebung.

Trotz der allgemein regen Bautätigkeit in Der völlig flache, unverbaute Talboden- abschnitt bei St. Martin. den letzten Jahrzehnten sind einige mar- kante Grünbereiche intakt und großteils unverbaut geblieben, auch weil sie bereits - St. Johann : die intakten Landwirtschafts- seit 1985 als Besonders schutzwürdige flächen östlich der Ortschaft sind bereits Landschaft geschützt sind. Diese bereits heute großteils geschützt. Neu als Bann- bestehenden Schutzgebiete werden somit zone ausgewiesen werden soll die unver- im neuen, überarbeiteten Landschaftsplan baute Talbodenfläche nördlich der Jahrl- mit einigen Grenzkorrekturen als Bann- höfe. zonen übernommen. Es werden auch ein- zelne Flächen im Talbereich als neue

Bannzonen vorgesehen. Damit soll der - In Mühlegg befinden sich die markanten bereits relativ weit fortgeschrittenen Zersie- Grünbereiche unmittelbar vor dem Ansitz delung ein weiterer Riegel vorgeschoben und unterhalb der Moarhöfe. Die verbau- werden. Gerade im Ahrntal sind sämtliche ten Flächen werden vom Schutzgebiet noch vorhandene unverbaute Grünbereich ausgeklammert. Auch auf der gegen- im Talboden von besonderer Bedeutung überliegenden orographisch linken Tal- und entsprechend schutzwürdig. seite befindet sich ein größeres Schutz-

gebiet, das mit einigen geringfügigen Im Einzelnen handelt es sich um folgende Grenzänderungen in den neuen Land- Zonen: schaftsplan übernommen wird.

- Luttach: die landschaftlich intakten Grünbereiche sind jene westlich der Pfarrkirche von Luttach, wo es auch um

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- Ein landschaftlich schöner Talabschnitt befindet sich zwischen Stoana und Marche . Er ist zwar nicht völlig unver- baut, aber wegen der charakteristischen, gut erhaltenen Einzelhöfe trifft man dort noch auf einen schönen Ahrntaler Kultur- landschaftsbereich.

- Die Wiesenhänge rund um der Kirche von St. Peter stellen ein weiteren wich- tigen landschaftlichen Kontext dar. Das Schutzgebiet soll im Osten noch auf ein Ansitz und Kapelle bei Mühlegg ist eine weiteres unverbautes Wiesenareal erwei- unverbaute Wiesenfläche vorgelagert, die ein tert werden. wichtiges Blickfeld darstellt.

- Zwei Schutzgebiete beinhaltet der neue Landschaftsplan östlich von Steinhaus . Jenes orographisch links der Ahr besteht bereits und für den rechtsseitigen steilen Hangfuss ist eine neue Bannzone vor- gesehen.

- Die exponierte Landschaftsterrasse um St. Jakob mit der Kirche in zentraler

Lage stellt auch einen landschaftlichen Fixpunkt im Ahrntal dar. Entsprechend St. Peter auf einem Felsvorsprung umgeben schützenswert sind die umliegenden von einer schönen Kulturlandschaft. intakten Wiesenhänge. Einige kleinere Bereiche, die bereits eine gewisse Ver- bauung aufweisen werden vom Schutz- - Schließlich werden auch noch in gebiet ausgeklammert. Weißenbach die Wiesenhänge an den beiden Talseiten vor dem Dorf mit eini- gen Grenzänderungen als Bannzone wiederbestätigt. Die intakten Grünberei- che stellen eine schöne Visitenkarte für das kleine Bergdorf dar.

Diese Flächen sollen durch die Aus- weisung als Bannzonen vor Zersiede- lungen und Verdrahtungen möglichst verschont werden. In den Bannzonen gilt ein absolutes Verbot für die Errichtung neuer oberirdischer Gebäude. Eine allge- meine Ermächtigungspflicht durch die Der Kirchhügel von St. Jakob sticht land- Landesbehörde für Landschaftsschutz schaftlich besonders hervor. für die möglichen Eingriffe und Projekte ist im Gegensatz zum alten Landschafts- plan nicht mehr vorgesehen.

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Die Bewirtschaftung der Felder (inklusive Fauna sind naturräumliche Vernetzungen Kulturartenänderungen) in diesen Land- wichtig, um die Wandermöglichkeiten zwi- schaftsschutzzonen unterliegt keinen zu- schen den einzelnen Lebensräumen für sätzlichen Einschränkungen und auch Me- gewisse Tierarten gewährleisten zu können liorierungsarbeiten, Wegebauten u.ä. sind und somit den genetischen Austausch der nicht untersagt, womit die geltenden Geset- Populationen und deren langfristige Über- zesbestimmungen diesbezüglich unverän- lebensfähigkeit zu sichern. Insbesondere dert bleiben. kleinere Populationen gewisser Tierarten Da es sich bei den vorgeschlagenen bleiben ohne diesen Austausch immer in Schutzzonen größtenteils um wertvolle Kul- ihrem Bestand gefährdet. Aufgrund der turgründe handelt, kommt dieser Schutz- Tatsache, dass an diesen Stellen Seiten- maßnahme auch eine erhebliche Bedeu- bäche in das Tal münden und deshalb bei tung für die Landwirtschaft zu. Tatsächlich den Straßen Brücken vorhanden sind, würde eine Verbauung und Zersiedlung stellen auch diese Verkehrsinfrastrukturen dieser Kulturgründe einen unersetzbaren keine unüberwindbaren Barrieren dar. Verlust für die Landwirtschaft darstellen. Durch die Ausweisung als Bannzone wird Damit die in diesen Bannzonen eingeglie- hier die Priorität der landwirtschaftlichen derten Waldkorridore auch für die Zukunft Nutzung vor anderen Nutzungsansprüchen ihre Funktion als biologische Vernetzungs- unterstrichen. elemente erhalten können, muss der Wald- bestand in der heutigen Ausdehnung erhal- ten bleiben. Es wird deshalb für die Wald- flächen innerhalb der zwei Bannzonen ein Kulturänderungsverbot festgelegt.

Die intakten Wiesenhänge auf beiden Talseiten sind ein wichtiges landschaftliches Merkmal von Weißenbach.

Zwei weitere neue Bannzonen betreffen die Die Moarhöfe bei Mühlegg und weiter oben die talquerenden Waldkorridore , Moarwald Holzberghöfe. bei Luttach und Trippach bei St. Johann , die in diesen Abschnitten des Ahrntales erhalten geblieben sind. Solche quer zum Landschaftsschutzgebiet Tal verlaufende Naturkorridore sind in den Ahrntaler Höfelandschaften intensiv genutzten Talbereichen Südtirols nur mehr selten anzutreffen und stellen Wie bereits weiter oben beschrieben, besitzt deshalb besonders wichtige Verbindungs- das Ahrntal noch eine außerordentlich wert- elemente zwischen den Gebirgslebens- volle bäuerliche Siedlungslandschaft, wobei räumen dar. Deren Erhalt ist nicht weniger die charakteristische örtliche Architektur mit wichtig als der Schutz der hochwertigen der umliegenden Kulturlandschaft ein Bild Naturräume selbst. Ohne diese Korridore vollendeter Harmonie ergeben, das vor bleiben letztere isoliert und somit auch negativen Eingriffen bewahrt werden muss. deren Flora und Fauna. Vor allem für die

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Angesichts des großen Gebietes musste Blickfeld der Talstraße bzw. anderer viel zwangsweise eine Auswahl getroffen wer- begangener Punkte liegt, da in diesen Fäl- den, die bei der relativen Einheitlichkeit die- len ein größeres öffentliches Interesse vor- ser Kulturlandschaft nicht leicht war. Wie liegt. Sechs Höfelandschaften werden so im aus den Kartenunterlagen hervorgeht, wird Landschaftsplan besonders hervorgehoben: vorgeschlagen, zumindest jene Bereiche die Arzbachhöfe oberhalb Luttach, der unter Schutz zu stellen, die sich durch eine Gföllberg , Rohrberg und Blossenberg besonders reiche und gut erhaltene Sied- oberhalb St. Johann sowie die Moarhöfe lungslandschaft auszeichnen und auch im und der Holzberg oberhalb Mühlegg.

Intakte Ahrntaler Höfelandschaft am Gföllberg.

Biotope Biotop Koflaue

Das bereits heute geschützte Biotop Kofl Südlich von St. Johann zu beiden Seiten Aue wird im überarbeiteten Landschaftsplan der Ahr ist einer der letzten Auwaldreste wiederbestätigt. Es wird genauer abge- des Ahrntales erhalten geblieben, der aus grenzt und mit der Anpassung an den Grauerlen besteht. Das Biotop hat insge- neuesten Stand der Landschaftsplanung samt eine Größe von ca. 3,3 ha. erfolgt auch eine Überarbeitung der Biotop- Wo der Trippbach in die Ahr mündet, haben bestimmungen. Ein weiteres Naturschutz- sich Sand und Schotter abgelagert. Diese gebiet, die Gögemöser , ist neu vorge- Schotterbänke sind ideale Flächen für sehen. Pionierpflanzen und so manche wärme- liebende Pflanzen- und Tierart. Unverbaute Flussufer weisen eine viel höhere Vielfalt an Arten und Lebensgemeinschaften auf. In

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Seite / Pag. 13 diesem kurzen Flussabschnitt im Mün- wald, unverbautes Flussufer mit Schotter- dungsbereich des Trippbaches in die Ahr bänken, Tümpel, Großseggenried). soll die natürliche Dynamik des Fließgewäs- sers erhalten bleiben. Biotop Gögemöser

Oberhalb der Schöllberg Göge Alm befindet sich auf ca. 2.300 m Meereshöhe ein flacher, ca. 13,5 ha großer Boden, der durchgehend feucht ist. Er wird durch einen teilweise mäandrierenden Gletscherbach mit Wasser versorgt. Dieser Bach hat sehr viel Gletschersand eingeschwemmt. Ent- standen ist deshalb ein Mineralbodenfeucht- gebiet ohne nennenswerte Torfschichten, das aber dennoch wegen seiner Ausdeh-

nung und der intakten Feuchtvegetation Die Kofl Aue bei St. Martin ist von den wenigen eine besondere landschaftliche sowie ökolo- in der Gemeinde Ahrntal erhalten gebliebenen gische Bedeutung aufweist. Auwaldresten eindeutig der wertvollste.

Am Rande des Grauerlenwaldes finden wir verschiedene Laubgehölze wie verschiede- ne Weidenarten ( Salix sp. ), Traubenkirsche (Prunus padus ), Birke ( Betula pendula ) und die Gemeine Esche ( Fraxinus excelsior ). Auf der orographisch linken Seite der Ahr befindet sich ein kleinflächig ausgebildetes Großseggenried, das von Hangwasser ge- speist wird. Die Horste der Rispigen Segge (Carex paniculata ) und die Steife Segge (Carex elata ) bilden hier die typischen Bulte. Dazwischen blüht das Mädesüß ( Filipendula ulmaria ), am Rand wächst die Trollblume (Trollius europaeus ). Die beiden Niedermoorflächen bei der Schöll- berg Göge Alm, wo auch interessante archäolo- Früher waren in diesem Gebiet zahlreiche gischen Funde getätigt wurden. Tümpel und wassergefüllte Gräben, die den Fröschen und Kröten als Laichplatz dienten. Unter den Vertretern der feuchtliebenden Um für die Lurche wieder Laichplätze zu Flora sticht vor allem das massive Auftreten schaffen, wurde im Frühjahr 1990 von Scheuchzers Wollgras ( Eriophorum anschließend ans Großseggenried ein klei- scheuchzeri ) ins Auge. Die dominierende ner Tümpel ausgehoben. Im Jahr 2004 wur- Pflanzenart ist aber eindeutig die Lachenals den zwecks Anhebung des Grundwasser- Segge ( Carex lachenalii ), stellenweise ist spiegels und Schaffung zusätzlicher Was- die Fadenbinse ( Juncus filiformis ) anzutref- serlebensräume vom Trippbach Wasser fen. Unter den Moosarten herrschen ein- abgeleitet und als Aubächlein durch das deutig die Braunmoose vor und nur in gerin- Biotop geleitet sowie eine Wasserfläche gem Maße sind auch Torfmoose zu finden. geschaffen. Etwas tiefer, in unmittelbarer Nähe der Dieses Biotop bietet sich geradezu als Schupfe der Schöllberg Göge Alm, gibt es Lehrbiotop insbesondere für die Volks- und noch zwei weitere, kleinere, jeweils ca. 0,3 Mittelschule in St. Johann an, einerseits ha große Feuchtflächen, die durch Hang- wegen der unmittelbaren Nähe zum Dorf, wasser versorgt werden. In diesem Fall andererseits wegen der Vielfalt unterschied- handelt es sich um zwei Niedermoore mit licher Lebensräume auf engem Raum (Au-

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Seite / Pag. 14 einer Torfschicht, die eine Tiefe von maxi- In diesen Moorflächen und rund um die mal 2,5 m erreicht. Z.T. kommen Schwing- Almhütte wurden auch äußerst interessante rasen vor, speziell im oberen Moorteil. Im archäologische Funde getätigt. Einzigartig Randbereich zum Gögebach tritt die Torf- ist der Fund von über 100 Holzpaletten. schicht in Erscheinung. Die vorherrschen- Wenn auch deren Funktion bis heute nicht den Moorpflanzen sind die Schnabel-Segge geklärt ist und es nur Vermutungen darüber (Carex rostrata ), die Magellan-Segge gibt, so ist doch gerade dieser Fund ein (Carex magellanica ), sowie das Schmal- sehr eindrucksvoller Beweis für die Präsenz blättrige und das Scheuchzers Wollgras des frühgeschichtlichen Menschen in den (Eriophorum angustifolium und scheuch- Hochalmen des Ahrntals. zeri ). In ihrer Gesamtbedeutung, sowohl in land- schaftsökologischer wie archäologischer Hinsicht, sind die Moorflächen der Gögealm von überörtlicher Relevanz.

Ca. 100 m oberhalb der Oberen Gögealm befindet sich eine ausgedehnte Geländeverflachung, die mit einem durchgehenden Wollgras- und Seggenteppich überzogen ist.

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Naturdenkmäler Strudeltöpfe, Rinnen und Wannen ge- schliffen hat. Folgende Naturdenkmäler werden im über- arbeiteten Landschaftsplan wiederbestätigt:

- Einige Einzelbäume, die wegen ihrer Größe und Form sowie ihrem Alter und ihrer Position in der Landschaft beson- ders hervorstechen und somit das Land- schaftsbild stark mitprägen: eine Gruppe von Lärchen bei Luttach, ein Berg- ahorn beim Feuchterhof in Weißen- bach und die Häusergangfichte.

Der Frankbachfall.

- Als Naturdenkmäler bereits ausgewiesen sind ebenfals fünf Bergseen: Tristensee, Mitterbachsee, Walcherbachsee, Grießbachsee und Klaussee , von denen vor allem der Tristensee am Kellerbauerweg und der Klaussee be- kannt sind. Sie sind als bereichernde Die Häusergangfichte überragt alle Elemente der Berglandschaft aber auch umstehenden Bäume. als Gewässerlebensräume geschützt.

- Zwei Wasserfälle - der Schwarzenbach- - Landschaftlich besonders eindrucksvoll fall und der Frankbachfall . Sie sind in Erscheinung tritt die Platter Wand . Es beide vom Tal aus nicht einsehbar, aber hadelt sich um eine fast senkrechte Fels- durch Wandersteige gut erschlossen. wand aus Gneisgestein, die von den Der ca. 25 hohe Schwarzenbachfall darunterliegenden Wiesen und vom befindet sich in einem tiefen Felsein- Platterhof bestens einsehbar ist. Sehr gut schnitt, wo das Wasser geradezu senk- beobachtet werden kann an dieser Fels- recht in ein weites Fallbecken stürzt. wand auch eine äußerst spezialisierte Beim ungefähr gleich hohen Frankbach- Flora, die in den Felsritzen zu finden ist. fall kann auch noch eine geologische Davon gibt es sowohl Vertreter von Besonderheit bewundert werden: gleich Krautpflanzen als auch Gehölzen, die unterhalb des Fallbeckens ist das felsige teilweise eine bonsaiartige Ausformung Bachbett von einem breiten Marmorband aufweisen. durchzogen, in dem das Wasser schöne

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- Eine Lärche beim Außerhofer in Weißenbach . Mit einem Stammumfang von 4 m (gemessen in Brusthöhe) über- trifft sie sogar jene bei der Hofer Alm in der Gemeinde und gilt somit als die größte im gesamten Ahrntal.

Die mächtige Felswand bei Platten.

Als neue Naturdenkmäler werden zwei wei- tere Einzelbäume und zwei Moorflächen im alpinen Bereich vorgeschlagen:

- Eine Linde bei der Kirche von Stein- haus . Es ist das schönste und größte Baumexemplar des Baumbestandes oberhalb des ehemaligen Bergbauamtes von Steinhaus, der heute als Garten und Parkanlage im Sinne des Landschafts- schutzesetzes geschützt ist. Es handelt sich allerdings um einen Grünbestand, der zwar für die Durchgrünung der Ortschaft von erheblicher Bedeutung ist, der aber darüber hinaus keine besondere Wertigkeit aufweist, da er weder als Beim Außerhofer in Weißenbach steht die historische Parkanlage einzustufen ist größte Lärche des gesamten Ahrntals. noch stiecht er durch besondere, einzig- artige Baumarten oder überaus große - Die Nocklacke , die sich im Bereich der Baumexemplare hervor. Die Ausweisung Waldgrenze unterhalb der Nockberge an als Garten und Parkanlage wird deshalb der Schattenseite des Weißenbachtales im überarbeiteten Landschaftsplan auf- befindet. gehoben. Lediglich ein Einzelbaum, die oben genannte Linde mit ihren Aus- nahmedimensionen, soll weiterhin durch den Landschaftsplan und zwar als Natur- denkmal geschützt bleiben. Dies bedeu- tet nicht, dass damit dem restlichen Baumbestand jegliche landschaftliche Bedeutung abgesprochen wird. Ein besonderer Stellenwert auf lokaler Ebene wird nicht in Frage gestellt. Er genießt aber auch ohne Ausweisung einen gewissen Schutz. Ohne Ermächtigung durch den Bürgermeister ist die Entfer- nung der Bäume nicht gestattet. Die Nocklacke ist landschaftlich besonders reizvoll gelegen.

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Die kleine Wasserfläche umrahmt von Weideflächen laut geworden waren, wurde den Ahrntaler Gletschern stellt ein klei- im Gebiet rund um die Tristenspitze und nes Landschaftsjuwel dar. Ins Natur- den Schönberg der Abbau von Mineralien denkmal mit einbezogen wird auch der untersagt. Die Tristenspitze nördlich von umgebende Sumpfgürtel, dessen Vege- Lappach befindet sich an der Grenze tation von typischen Seggen- und Bin- zwischen den Gemeinden Mühlwald und senarten zusammengesetzt ist. Ahrntal deutlich vom Zillertaler Hauptkamm durch das Nevesjoch getrennt. Das Schutz- - Eine relativ ausgedehnte Feuchtzone gebiet Tristenspitze betrifft die beiden (ungefähr 5 ha groß) ist im Keilbachtal, Gemeinden Ahrntal und Mühlwald; es ist im auf ca. 2.000 m Meereshöhe oberhalb Westen, Süden und Osten von der oberen Steinhaus zu finden, das so genannte Waldgrenze und im Norden vom Wander- Keilbachmoos. Es handelt sich um ein weg zwischen Lappacher Stausee und typisches Mineralbodenfeuchtgebiet auf Göge Alm begrenzt. Der Schönberg liegt Gletschersand, das von einem Bach mit etwas östlich davon an der nördlichen einigen Mäandern durchflossen ist und Talseite von Weißenbach. Er stellt die süd- einen fast durchgehenden Seggentep- lichste Erhebung eines Seitengebirgszuges pich aufweist, der an einigen Stellen von zum Zillertaler Hauptkamm zwischen Wasserlöchern unterbrochen ist. Neben Schwarzen- und Mitterbachtal dar. Dieser den verschiedenen Seggenarten ( Carex Schutzbereich ist im Süden vom Waldrand sp .) fällt vor allem noch die Fadenbinse oberhalb der höchstgelegenen Höfe, im (Juncus filiformis ), der Schlamm-Schach- Osten vom Schwarzenbach, im Norden vom telhalm ( Equisetum fluviatile ) und das Hantigenklammspitz und im Westen vom schmalblättrige Wollgras ( Eriophorum Mitterbach begrenzt. angustifolium ) auf. Geomineralogisch fällt nicht nur das Vor- handensein von Kalk- und Silikatgesteinen auf engstem Raum auf, sondern vor allem auch der große Mineralienreichtum. Der Hauptkamm der Zillertaler Alpen wird von so genannten Zentralgneisen aufgebaut und die vorgelagerten Berge von einer weiteren Gesteinsformation des Pennin, der Schie- ferhülle, in der auch marmorisierte Kalke und Dolomite eingelagert sind. In den Klüf- ten des metamorphen Gesteins sind zahl- reiche, teilweise sehr begehrte Mineralien zu finden: Quarz, Periklin, Adular, Apatit, Rutil, Titanit, Granat, Calcit, Hämatit, Epidot, Ein ausgedehnter Moorboden befindet sich Pyrit und andere. Die Tristenspitze ist im Keilbachtal. bekannt wegen schön ausgebiIdeter Amethyste. Bis zur Verhängung des Abbauverbotes von Mineralienschutzgebiete Mineralien im Jahre 1995 wurden die Tristenspitze und Schönberg Gebiete sehr stark nach wertvollen Kristal- len abgesucht. Dabei wurde vielerorts und Die beiden Mineralienschutzgebiete Tristen- in mehrfacher Weise gegen das Landes- spitze und Schönberg wurden bereits im mineralienschutzgesetz verstoßen und folg- Jahre 1995 (Dekret des Landeshauptmanns lich sichtbare Schäden in der Landschaft vom 7. März 1995, Nr. 339/28/1) ausgewie- verursacht. An zahlreichen Stellen, auch in sen. Nachdem von verschiedenen Seiten, äußerst steilen Lagen, wurde die obere vor allem von Seiten der Bauern Klagen Boden- und Gesteinsschicht, teilweise auch über die Vorgangsweise der Mineralien- flächenhaft, aufgebrochen, es wurden tiefe sammler und über die Schäden auf den Löcher gegraben, die Vegetationsdecke wurde nachträglich nicht wieder hergestellt

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Seite / Pag. 18 und auch das Gelände nicht den beson- Schönberg werden deshalb in den Land- deren Merkmalen der Gegend ent- schaftsplan der Gemeinde Ahrntal aufge- sprechend gestaltet, wie dies vom oben nommen, um dieses Gebiet auch weiterhin genannten Gesetz vorgeschrieben ist. vor derartigen Landschafts- und Erosions- schäden zu schützen sowie vor der totalen Plünderung durch Mineraliensammler zu bewahren und dessen mineralogische Bedeutung für die Zukunft zu erhalten.

Landschaftliche Struktur- elemente

Alle Pflasterwege (und Überreste, auch wenn sie nicht in der Kartographie ein- getragen sind), Trockenmauern , aber auch Lesesteinwälle , Feldhecken und Flur- gehölze sind geschützt wegen ihrer ästhe- Die beiden Bergbereiche im Weißenbachtal – tischen Bereicherung für die Kulturland- Tristenspitze (im Bild) und Schönberg - sind aus schaft und dem Angebot an Kleinlebens- mineralogischer Sicht äußerst interessant. räumen für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Die Landschaftsschäden sind in beson- derem Maße einschneidend auf den steilen, Den Bachläufen sowie Entwässerungs- größtenteils mit alpinen Rasen überzogenen gräben kommt als aquatische Lebens- Hängen, dort sind Grabungen von weitum räume aus Naturschutzsicht eine besondere erkennbar. Diese werden wesentlich ver- Bedeutung zu. Sie stellen wichtige Natur- stärkt durch die rötliche Farbe des hier vor- korridore dar. Vor allem in den stärker zufindenden Gesteins. Gelangt dieses anthropisierten Gebieten ist deren ökolo- rötliche Gestein an die Oberfläche, hebt gische Funktion aber vielfach erheblich sich dieses durch die Farbe stark von den beeinträchtigt (durch Verbauung, Ein- Rasenflächen und auch vom bereits an der engung, Begradigung, Wasserverschmut- Oberfläche sich befindenden, verwitterten zung und Wasserableitung) und damit auch Gestein ab. eine Flora und Fauna, die an solche SchIießIich sind das Gebiet um die Tristen- Standorte gebunden ist. Für Amphibien, spitze als auch der Schönberg wichtige aber auch für andere gefährdete Tierarten Anziehungspunkte für Bergwanderer. sind die Wasserläufe unersetzbare Lebens- Schönberg ist ein beIiebter und Ieicht be- räume. Nicht zuletzt sei an die Wasservögel gehbarer Aussichtsberg, den vergIetscher- gedacht, die besonders während der Nist- ten Ahrntaler Dreitausender vorgelagert. und Brutzeit sehr störanfällig sind. Wichtig UnterhaIb der Tristenspitze befindet sich ist auch die Präsenz einer intakten, spon- einer der landschaftIich besonders schön tanen Ufervegetation, die einen integrieren- gelegenen Bergseen des PustertaIes, der den Bestandteil eines jeden Fließgewässers Tristensee, an dem der bekannte Keller- bildet. Aus diesen Gründen dürfen sämt- bauerweg vorbei zur Chemnitzer Hütte liche Bachläufe und Entwässerungsgräben - führt. auch wenn es sich um kleine Abschnitte Aufgrund der örtIichen Gegebenheiten – handelt, die in der Kartographie nicht auf- SteiIheit der Hänge, Farbe des Gesteins, scheinen - nicht zugeschüttet oder verrohrt viel besuchtes Erholungsgebiet, Almberei- werden. che gleich unterhalb der Felsregion - sind Eingriffe von Seiten der MineraIiensammIer, Zäune stellen vielerorts einen wertvollen wie oben beschrieben, nicht tragbar. Die Bestandteil der Kulturlandschaft und somit Mineralienschutzgebiete Tristenspitze und ein interessantes landschaftsgestalterisches

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Element dar. Dabei ist darauf zu achten, trägt somit bei, den Grundwasserspiegel zu dass die Umzäunungen in ortsüblicher Art erhalten und den Oberflächenabfluss des und Weise errichtet werden und dass vor Regenwassers zu vermindern. Das Ortsbild allem auch auf die Verwendung von Sta- wird ebenfalls entscheidend mitgeprägt vom cheldraht verzichtet wird. Ansonsten bedeu- vorhandenen Grünbestand, wobei natürlich ten Abzäunungen eindeutige Störfaktoren in hochstämmige Bäume besonders hervor- der Landschaftswahrnehmung. stechen. Insgesamt trägt das Grün in den besiedelten Bereichen wesentlich zur Lebensqualität des dort wohnenden Men- Baumschutz und urbanes Grün schen bei, zu dessen Grundbedürfnissen auch ein gewisser Naturkontakt zählt.

Hervorgehoben werden soll bei dieser Gele- genheit die Bedeutung der Streuobst- bestände. Die alten Birn- und Apfelbäume in den Dorfbereichen oder bei Einzelhöfen sind wertvolle Elemente der Kulturland- schaft und von großer landschaftlicher Rele- vanz. Sie stellen Zeugen einer alten Obst- anbauweise dar und vielfach befinden sich unter ihnen wunderschöne Baumexemplare, die nicht so sehr wegen ihrer Größe hervor- stechen als wegen ihrem Alter, den knorri- gen Stämmen und der starken Verästelung. Blüte und Fruchtbestand unterstreichen deren landschaftlichen Reiz. Schließlich darf auch die Obstproduktion (wobei es sich um Bioobst handelt) nicht vergessen wer- den, die durch einen verhältnismäßig gerin- gen Pflegeaufwand erzielt werden kann. Die ebenfalls landschaftsrelevanten Nuss - bäume stehen fast durchwegs bei den ein- zelnen Gebäuden, wo sie die Funktion als Nicht nur generell für die Umwelt, sondern auch Hausbäume übernehmen. insbesonders für die Wohn- und Lebensqualität Aus den genannten Gründen soll mit dem in den Siedlungsräumen spielt das urbane Grün eine wichtige Rolle. Grün- und Baumbestand möglichst scho- nend umgegangen werden. Die Ermächti- Der Baumbestand und allgemein das gung für die Schlägerung von Bäumen Grün in den Siedlungsbereichen erfüllen innerhalb des verbauten Ortskerns erteilt wichtige Aufgaben. Der vom Mensch be- (gemäß Landschaftsschutzgesetz L.G. nötigte Siedlungsraum wird immer größer, 16/1970 und dazugehörender Durchfüh- weshalb auch die Notwendigkeit zunimmt, rungsverordnung) der Bürgermeister und der Natur ihren Raum auch in diesen Flä- außerhalb des verbauten Ortskerns ist (ge- chen zu gewähren. Der Grünbestand be- mäß Forstgesetz L.G. 21/1996) die Forst- deutet nämlich Lebensraum für verschie- behörde zuständig. Um den Baumschutz dene Pflanzen und Tiere und somit Erhal- und das Grünmanagement vor allem im tung der Biodiversität. Weitere wichtige Siedlungsbereich noch zu verbessern, kann Funktionen sind Wind- und Lärmschutz die Gemeinde weitreichendere Regelungen sowie Staubbindung und Verringerung der (Baumschutzsatzungen, einschlägige Be- Immissionen. Jeder Fleck urbanen Grüns stimmungen für die Gemeindebauordnung) stellt auch unversiegelten Boden dar und festlegen.

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Archäologische Schutzgebiete Neuabgrenzung des Naturparks Rieserferner-Ahrn Die archäologischen Schutzgebiete werden gemäß den Angaben des Landesdenkmal- Der Naturpark Rieserferner-Ahrn wurde im amtes in die Kartographie aufgenommen, Jahre 1988 ausgewiesen (Dekret des Lan- welches auch für Grabungsermächtigungen deshauptmanns von Südtirol vom 28. Sep- zuständig ist. Es handelt sich um vier tember 1988, Nr. 212/V/81) und 1994 Zonen: bei der Schöllberg Göge Alm, am erweitert (Dekret des Landeshauptmanns Schönbühel, auf der Platte und am Piper- von Südtirol vom 13. Dezember 1994, Nr. bühel. In der Gemeinde Ahrntal konnten 335/28/3). Mit der Überarbeitung des Funde aus verschiedenen Zeitperioden Landschaftsplanes der Gemeinde Ahrntal getätigt werden, vor allem aus der Früh- wird die Naturparkgrenze auf die neuesten geschichte (weitere Informationen zu den kartographischen Unterlagen, die für die archäologischen Schutzgebieten: Amt für Erstellung des Planes verwendet werden, Bodendenkmäler, ArchaeoBrowser). übertragen und besser an die vorhandenen Grenzlinien in der Landschaft (Wege, Bäche, Waldränder) angepasst.

Die intakte Bergwelt ist das große Landschaftskapital des Ahrntals.

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4. Landschaftsentwicklung und -pflege

Unterschutzstellungen reichen dungen und zum zweiten bringt der enge nicht aus Kontakt mit der Bevölkerung Akzeptanz- vorteile mit sich.

Beim vorliegenden Plan handelt es sich fast ausschließlich um ein Schutzinstrument für einzelne Gebiete, für gewisse Tier- und Bürgerbeteiligung und Infor- Pflanzenarten, Natur- und Kulturobjekte mation usw. Schützen allein aber reicht nicht aus. Die Landschaft ist einer ständigen Ent- Für die Umsetzung von landschaftspflege- wicklung unterworfen, die gesteuert werden rischen Maßnahmen ist die Bürgerbeteili- muss. Vor allem die Bereiche der Land- gung von großer Bedeutung. Eine nach- schaftspflege und -aufwertung (Behebung haltige Landschaftsentwicklung kann nur landschaftsökologischer Defizite, Renaturie- gelingen, wenn die vorgesehenen Maß- rungen) bedürfen zusätzlicher Instrumente. nahmen von der Bevölkerung mitgetragen Dies betrifft sowohl die ländliche Kultur- werden. Deshalb ist es wichtig, sowohl bei landschaft als auch das Siedlungsgebiet. Es der Erstellung als auch bei der Umsetzung handelt sich dabei um Maßnahmen des eines Landschaftskonzeptes, am besten in aktiven Landschaftsschutzes, wofür die Form einer Arbeitsgruppe, sämtliche Land- Initiative von Seiten der örtlichen Behörden nutzer mit einzubeziehen, um mögliche Nut- bzw. der Landnutzer besonders gefragt ist zungskonflikte auszuräumen. Auch allge- und es wenig Sinn ergibt, wenn diese meine Information und Aufklärung ist im hoheitlich verordnet werden (wie dies formal Natur- und Landschaftsschutz großge- bei den Schutzmaßnahmen der Fall ist). schrieben, denn der Mensch achtet und schützt nur, was er kennt!

Landschaftsentwicklungskon- zept für die Gemeinde

Die Erarbeitung eines Landschaftsleitbildes oder landschaftlichen Entwicklungskonzep- tes ermöglicht es der Gemeinde, aktiv die Landschaftsentwicklung mitzugestalten. Auch ein Landschaftsinventar, eine Baum- schutzverordnung, ein Grünordnungsplan für den Siedlungsbereich oder ein Kultur- landschaftsprogramm tragen zu einer Ver- Wesentliche Berührungsbereiche zwischen besserung der Natur- und Landschafts- Raumnutzungen und Landschaftsschutz schutzarbeit in der Gemeinde bei. Schließ- (Quelle: Landschaftsleitbild Südtirol) lich sind die Entscheidungskompetenzen der Gemeinde ausgeweitet worden, wes- halb auch immer mehr Fachkompetenz in den Verwaltungen vor Ort gefragt ist. Die Fördermaßnahmen Gemeinde stellt für den Natur- und Land- schaftsschutz eine äußerst interessante Ein weiteres wichtiges Instrument für die Tätigkeitsebene dar: zum einen fallen in der Landschaftspflege sind die Fördermaß- Gemeinde für alle Projekte und Vorhaben nahmen. Das Land Südtirol vergibt über die wichtige Entscheidungen und Vorentschei- EU Verordnung 1698/2005 Landschafts- pflegeprämien für eine ökokompatible

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Landwirtschaft . So gibt es Prämien für die für die Erreichung dieser Ziele notwendigen Bearbeitung und Pflege von artenreichen Maßnahmen beschrieben werden. Für die Bergwiesen, Magerrasen, Lärchenwiesen, tägliche Natur- und Landschaftsschutzarbeit Kastanienhainen, für Hecken sowie für in den Gemeinden kann deshalb gerade Beweidungsverzichte in Mooren und Auwäl- dieser Teil des Fachplanes eine interes- dern, sofern sie als Biotop oder Naturdenk- sante Hilfestellung darstellen. mal ausgewiesen sind. Die Gemeinde, in Zusammenarbeit mit der Forstbehörde, kann darauf einwirken, dass diese Förde- rungen verstärkt in Anspruch genommen werden. Weiters sind auch Beiträge für die Erhal- tung und Pflege von Landschafts- elementen , wie Schindel- und Strohdächer, traditionelle Zäune, Trockenmauern sowie weitere Zeugnisse bäuerlicher Architektur und traditionelle Bewirtschaftungsformen und andere Landschaftspflegemaßnahmen (z.B. Entfernung von Drahtzäunen, unter- irdische Verlegung von Freileitungen, Schaffung von Amphibienteichen, Renatu- rierung verbauter Gewässer usw.) sowie umweltdidaktische Projekte vorgesehen.

Landschaftsleitbild Südtirol

Das Landschaftsleitbild Südtirol – der LEROP-Fachplan zum Bereich Natur und Landschaft – enthält umfassende Richtlinien und Umsetzungsstrategien für die lang- fristige Sicherung der Südtiroler Landschaft Das Gemeindegebiet von Ahrntal ist gemäß als Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. Landschaftsleitbild Südtirol fünf Land- Dieses Ziel kann aber von der Landschafts- schaftseinheiten zuzuordnen. Im Folgenden schutzbehörde allein nicht erreicht werden. werden diese fünf Einheiten mit den vom Es muss gelingen alle Landnutzer (Land- Fachplan vorgesehenen und auf einen akti- wirtschaft, Forstwirtschaft, Wasserwirt- ven Landschaftsschutz ausgerichteten schaft, Tourismus, Freizeit und Erholung, Steuerungsmaßnahmen aufgelistet: Raumplanung) in diese Aufgabe einzu- binden. Die Berührungsbereiche mit den verschiedenen Landnutzern, mögliche Kon- a) Landschaftseinheit – Siedlungs- fliktpotenziale als auch gemeinsame Inte- räume ressen erfahren eine ausführliche Analyse. Weiters werden im Landschaftsleitbild Maßnahmen: Südtirol die Instrumente und Strategien des • Vermeiden von Zersiedelung; Natur- und Landschaftsschutzes dargestellt. • Fachgerechte bauliche Ausführung (Einbin- dung in Landschaft und Baubestand, Mate- Der Fachplan liefert auch eine Gliederung rialaufbau, Regenwassernutzung, Vermei- der Landschaft Südtirols in verschiedene dung von Bodenversiegelung, Versickerung von Niederschlagswasser usw.); Landschaftseinheiten, wobei für jede die • Erhalten und Schaffen von Grünräumen naturschutzfachliche Bedeutung, die jewei- (u.a. auch Dach- und Fassadenbegrünungen) ligen Probleme und Konflikte, Nutzungs- und naturnahe Grünpflege; ziele, Schutz- bzw. Gestaltungsziele und die

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• Erhalten ökologischer Elemente im Sied- • Standortbezogene Regelung der Waldweide; lungsraum und ökologisches Vernetzen mit • Gewässerschutz (ökologische Gerinnebe- dem Umland durch Hecken, Alleen usw.; handlung, Revitalisierung, Gülleverordnung, • Ökologische Durchführungs- und Wieder- Wasserschutzgebiete usw.); gewinnungspläne; • Landschaftsgerechte Kapazitätenfestlegung • Erstellen von Grünordnungsplänen; für touristische Einrichtungen; • Ausarbeiten einer Baumschutzverordnung; • Erstellen von Landschaftsinventaren und Kul- • Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes; turlandschaftsprogrammen. • Einrichten attraktiver Naherholungszonen. d) Landschaftseinheit – Waldstufen b) Grünland- und ackerbaudomi- nierte Talböden und Randzonen Maßnahmen: • Erhaltung der Waldgesellschaften als gene- Maßnahmen: relles Ziel und Ausweisung von Schutz- • gebieten für repräsentative Waldbestände; Förderungsstopp für die Beseitigung land- • schaftsrelevanter Strukturelemente sowie die Ausgliederung von sensiblen Zonen für den Entwässerung von Feuchtlebensräumen und Schutz gefährdeter Arten (z.B. Greifvögel); • die Bewässerung von Trockenstandorten, Naturnahe Waldbehandlung; • Förderung für Düngeverzicht; Festsetzen von Pflegemaßnahmen für Wald- • Sicherung naturnaher Restflächen sowie ränder (Förderungen); • Erhaltung und Förderung einer nachhaltigen Beibehaltung traditioneller Mehrfachnutzun- Nutzung mit deutlich abgestuften Nutzungs- gen des Waldes (z.B. Waldweide); intensitäten (Nutzungsmosaik); • Anstreben einer differenzierten Wegenetz- • Ausarbeitung von Kulturlandschaftsprogram- dichte gemäß Bedarf, mit landschaftsscho- men und von Förderprogrammen zur Sicher- nender Bauweise; stellung artenreicher Wiesenflächen; • Festlegung und Erfüllung von Schalenwild- • Standortgemäße Viehdichten, Gülleverord- abschussplänen und Auflassen der Scha- nung, Reduktion der Düngemengen; lenwildfütterung; • • Beibehaltung der Landschaftspflegebeiträge Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten für die Erhaltung traditioneller Bewässe- und des Einsatzes von Schneekanonen. rungssysteme; • Reaktivierung natürlicher Retensionsräume e) Landschaftseinheit – Alpine Be- (z.B. Feuchtwiesen) sowie Erstellung von reiche und Hochlagen Richtlinien für die Revitalisierung von Fließ- und Stillgewässern sowie Gräben; • Festlegung von Tabuzonen für den Schotter- Maßnahmen: und Kiesabbau, Renaturierungsauflagen; • Aufrechterhaltung der traditionellen Almwirt- • Landschaftsschonende Baunutzung; schaft mit abgestuften Nutzungsintensitäten • Landschaftsgerechte Kapazitätsfestlegung in (Anpassung der Viehdichten); touristischen Regionen. • Nutzungssteuerung durch agrarisches För- derungswesen mit stärkerer ökologischer c) Landschaftseinheit – Bergland- Orientierung; • Streichung der Fördersätze für Gelände- wirtschaftszonen korrekturen und Entwässerung; • Erstellen von Landschaftsinventaren und Maßnahmen: Kulturlandschaftsprogrammen; • • Erhalten traditioneller Wirtschaftsformen und Erhaltung bzw. Regeneration der ausgedehn- abgestufte Anpassung der Viehdichten; ten Moorgebiete, Schutz aller Torfvorkommen • Reduzieren der Intensitätsstufen mittels und deren torfbildender Pflanzengesellschaf- Anreizen durch Landschaftspflegeprämien; ten; • • Förderungen für die Erhaltung und Pflege von Begrenzung des Ausbaus von Skigebieten Landschaftselementen (Hecken, Trocken- und des Einsatzes von Schneekanonen; • mauern, Lesesteinhaufen, Zäunen usw.); Nutzung des öffentlichen Wassergutes bzw. • Streichung der Förderungen für Gelände- Regulierung der Gewässer nach ökologi- korrekturen, Beseitigung landschaftsrelevan- schen Kriterien (z.B. ingenieurbiologische ter Strukturelemente, Entwässerung von Sicherungsmaßnahmen); • Feuchtstandorten, Bewässerung von Tro- Gezielte Besucherlenkungskonzepte (Anlage ckenstandorten); von Knüppelpfaden durch Moore, Abzäunung • Überprüfung der Förderungen für Wegebau; kritischer Bereiche, Festlegen von Reitrouten, Ausweisung von Wildruhezonen).

Aktualisiert: Jul-12

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