Gemarkungs- Und Ortspläne Aus "Alten Zeiten" Dokumentieren Die Dorfentwicklung Schriftenreihe Des AK Heimatpflege Durmersheim E.V
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Gemarkungs- und Ortspläne aus "alten Zeiten" dokumentieren die Dorfentwicklung Schriftenreihe des Arbeitskreis Heimatpflege Durmersheim e.V. 2017 1 Josef Tritsch - Gemarkungs- und Ortspläne aus "alten Zeiten" dokumentieren die Dorfentwicklung Schriftenreihe des AK Heimatpflege Durmersheim e.V. www.ak-heimatpflege-durmersheim.de Durmersheim 2017 2 Gemarkungs- und Ortspläne doku- desland verteilten verschiedenen Abtei- mentieren die Siedlungsentwicklung lungen sowie in Gemeinde- und Stadt- von Gemeinden, aufgezeigt am Bei- archiven. spiel Durmersheim Beim Generallandesarchiv (GLA) Zu den ältesten Zeugnissen lokaler Karlsruhe sind Gemarkungspläne im Entwicklungsgeschichte einer Gemein- Bestandsverzeichnis "H Gemarkungs- de zählen ihre Orts- und Gemarkungs- pläne" registriert und größtenteils als pläne aus früheren Zeitepochen, als es Digitalisate in Online-Findbüchern zu- noch keine Fotografie, Luft- oder Satelli- gänglich. tenbilder und GPS-Ortung gab. Dabei wird unterschieden zwischen den An ihnen lassen sich im Vergleich mit älteren handgezeichneten Karten aus heutigen Ortsplänen die Etappen der lo- dem 16.-18. Jahrhundert im Bestand "H kalen Siedlungs- und Infrastrukturent- Gemarkungspläne" und den gedruckten wicklung aufzeigen. Karten aus den amtlichen badischen Kartenwerken des 19. und 20. Jahrhun- Denn sie dokumentieren die Wachs- derts in den Beständen "H 1:10000" tumsstufen einer Gemeinde, zeigen oder "H-f". welche aktuellen Wohngebiete in frühe- rer Zeit unbebaute Landwirtschafts- Die ältesten handgefertigten Karten sind oder Waldflächen waren und somit an- zunächst überwiegend als Gerichtsak- ders genutzt wurden. ten angelegt worden, die zur Regelung von Grenzstreitigkeiten zwischen den Sie zeigen längst abgegangene, früher Gemeinden oder zur Klärung von stritti- aber ortsprägende Gebäude und Ein- gen Nutzungsrechten an Weiden und richtungen, z.B. Mühlen, Brücken, Was- Wegen, Waldungen oder Gewässern serläufe, Kapellen und Kirchen. als Beweismittel vorgelegt wurden. Da- Zudem enthalten die alten Planwerke bei entwickelten die Gerichtsmaler die- meistens sehr detaillierte Bezeichnun- ser "Landtafeln" ab dem 16. Jahrhundert gen der traditionellen Gewannabteilun- oft wahre Meisterschaft im Festhalten gen und halten so vergessene Flurna- landschaftstypischer Merkmale, die für men und ihre Lage auf den Gemarkun- den Prozessverlauf entscheidend sein gen in Erinnerung. konnten. Diese Punkte treffen auch auf Durmers- Schöne Beispiele sind eine Karte aus heim zu. Malsch, die in einem Rechtsstreit im 16. Jhdt. von Malsch (GLA H Malsch KA 11- Wo findet man diese alten Pläne? Bild 1) gegen Bietigheim und Durmers- Orts- und Gemarkungspläne der badi- heim Verwendung fand, und eine Karte sche Städte und Gemeinden finden sich unserer ehemaligen Amtsstadt Kuppen- in den Beständen des Landesarchivs heim, die 1588 in einer Auseinanderset- Baden-Württemberg(www.landesarchiv zung mit den Nachbargemeinden -bw.de) bzw. in dessen über das Bun- Niederbühl und Förch vor Gericht als 3 AKH 4 AKH AKH 5 Beweismittel diente (GLA H Kuppen- Er legte als Kriterien die Auflistung von heim 11). Grenzen, Wasserläufen, Wegen, Sied- lungen und Kulturarten (Acker, Wiese, Daneben entstanden ab dem 17. und Wald) fest. Auch die symbolische und 18. Jahrhundert systematische Karten- farbliche Darstellung und die Maßstabs- werke auch aus militärischen und fiska- treue dieser Punkte (~ 1:10000) wurden lischen Gründen. Die erste vollständige einheitlich festgelegt. Alle in der Mark- Landesvermessung nach trigonometri- grafschaft tätigen Geometer wurden da- schen Regeln erfolgte in der Markgraf- rin unterwiesen. Die Landesaufnahme schaft Baden in der zweiten Hälfte des begann im Oberland, dem "Markgräf- 18. Jahrhunderts. lerland", und endete mit der Vermes- sung des noch unregulierten Rheinlau- Aus unserem Landkreis Rastatt liegen fes. im Bestand "H Gemarkungspläne" des GLA Karlsruhe die meisten Gemeinden Es wurden sogenannte "Inselkarten" vor: Bietigheim, Bischweier-Oberweier, angefertigt, auf denen nur die besagte Bühl, Durmersheim, Eberstein-Hauen- Gemeinde abgebildet wurde. Die an- eberstein, Gausbach, Gernsbach, Gref- grenzenden Gemarkungen, auch als fern, Hildmannsfeld, Hilpertsau, Hügels- Bann bezeichnet, sind namentlich ein- heim, Kuppenheim, Langenbrand, Lau- getragen. Grenzsteine wurden festge- tenbach, Mittelberg, Muggensturm, Neu- halten. Die Vermessung wurde von Ge- satz, Niederbühl, Obertsrot, Ötigheim, ometern vorgenommen, nach deren Ottenau-Hörden, Ottersdorf, Rastatt, Aufzeichnungen dann die Pläne ge- Reichental, Selbach-Staufenberg, Stein- zeichnet wurden. Manche Reinzeich- mauern, Stollhofen, Weisenbach, Wind- nungen sind erst einige Jahre nach Ve- eck. rmessung und Aufnahme entstanden. Die Pläne sind zeichnerisch selten exakt Das digitale Online-Findbuch wird, so- eingenordet, sondern graphisch dem weit die Pläne dem GLA vorliegen, stän- Format der Unterlage angepasst. Sie dig erweitert. Daneben finden sich wei- beinhalten auch eine Maßskala und tere Gemarkungspläne aus dieser Epo- konnten so als Grundlage zur Bemes- che auch in den örtlichen Archiven. sung von Steuern und Abgaben ver- wendet werden. Zwischen 1761 und 1791 wurden die Markgrafschaften Baden-Durlach und Die Geometer und Zeichner stellten von nach der Vereinigung der Markgraf- den einzelnen Ortschaften mehrere Se- schaft 1771 auch Baden-Baden erst- rien her. Die durch ihre "embellis- mals vollständig kartographisch ver- sements" (Randleisten, Ornamente, Ti- messen. Vorarbeiten gab es vor allem in telkartuschen, anspielungsreiche Gen- Baden-Durlach. Aber erst unter der Lei- reszenen, tromp l'oeil-Techniken) auf- tung des Hauptmanns und Ingenieurs wendigste Serie war für den Landesher- Jakob F. Schmauß wurden von den Ge- ren bestimmt. Das fürstliche Archiv er- ometern und Kartenzeichnern einheitli- hielt Belegstücke, an die Gemeinden er- che trigonometrische Regeln beachtet. ging eine "Abschrift". 6 Hinweise zur Vermessungsgeschichte Flurnamen, teilweise Holzarten genannt. und zu den badischen Landvermessun- Orte: Würmersheim, Bickesheim, Dur- gen finden sich bei: mersheim ("Dormersheim") mit ummau- erten Kirchen, herrschaftlicher Schafhof, - www.landesarchiv-bw.de Gärten und Straßenzüge" - Alfons Schäfer: Die erste amtliche Vermessung und Landesaufnahme in Die Gemarkungspläne wurden von ei- der Markgrafschaft Baden im 18. nem Zeichner (hier C. A. Lembke) ent- Jahrhundert, in: Beiträge zur sprechend den trigonometrischen "Auf- geschichtlichen Landeskunde nahmen" eines Landvermessers, in die- (Festschrift R. Oehme), Stuttgart sem Fall F. Nageldinger, erstellt. 1968, S. 141-165 - Heinz Musall u.a.: Landkarten aus vier Jahrhunderten, 2. Aufl. Karlsruhe 2. Gemarkungsplan von 1788 1987 Warum nach 1785 bereits 1788 ein - Krimm: landesarchiv aktuell neuer Gemarkungsplan gefertigt wurde, - Eugen Reinhard: Die topographische ist nicht bekannt. Landesaufnahme in den badischen Markgrafschaften im 18. Jahrhundert, Das Original befindet sich im Gemein- in: 4. Kartographisches Colloquium dearchiv Durmersheim, eine Kopie ist im Karlsruhe 1988, Berlin 1990, S. 73-84 Hardtmuseum Durmersheim ausgestellt. - Marie Salaba, Gisela Schenck: 2014 konnte der von einem schon län- Gemarkungspläne im Generallandes- gere Zeit zurückliegenden Wasserscha- archiv Karlsruhe, Stuttgart 2001 den beschädigte und von Eisenfraß be- fallene Plan mit Spenden aus einer pri- vaten Stiftung erfolgreich restauriert Durmersheimer Gemarkungspläne werden. Von Durmersheim sind drei alte Gemar- kungspläne aus dem 18. und 19. Jahr- hundert bekannt: Plan Derer Gränzen der 1. Gemarkungsplan von 1785, Dieser Plan befindet sich im GLA Karls- Gemeind Dormersheim ruhe unter der Registratur "H Durmers- Oberamts Rastatt heim 1" und ist dort wie folgt beschrie- Geferttiget 1788 ben: Auf beiden handgemalten Plänen ist die "Topographischer Plan über den in das eingezeichnete Nord-Süd-Achse falsch Oberamt Rastatt gehörigen Durmers- und zeigt in Richtung Osten. Da bei den heimer Bann: etwa gleichzeitig erstellten Gemar- Grenzsteine, Wälder, Wiesen, Äcker, kungsplänen der benachbarten Orte die Gewässer (Federbach, Landgraben), Himmelsrichtungen korrekt dargestellt Wege und Straßen (von Rastatt nach sind, dürfte es sich hier um einen nur Carlsruhe als Allee), 7 auf Durmersheim zutreffenden Fehler Durmersheim 1785 handeln. (GLA, H Durmersheim 1) AKH 8 AKH AKH Durmersheim 1788 9 3. Gemarkungsplan von 1865 100 Jahre nach den Nageldinger-Plä- H Durmersheim 4: nen von 1763 (s.u.), 1785 und 1785 Ab 1850 wurden vom Großherzoglichen sind 1865 deutliche Veränderungen des Katasterbureau in Karlsruhe die Karten Ortsbildes erkennbar. der zweiten Vermessungsaktion der ba- dischen Gemeinden gefertigt. Diese Karten sind vermessungstechnisch noch 4. Planerische Dorfentwicklung 1890: exakter, sind eingenordet, wobei aber Wie technische Neuerungen die Sied- aus graphischen Gründen "oben" nicht lungsentwicklung beeinflussen und be- immer korrekt nach Norden weist, und schleunigen zeigt der Kartenausschnitt erwähnen die Gemarkungsfläche. von 1890. Mit dem Bau der Kleinbahn Durmersheim-Karlsruhe-Spöck wurde in 1865 werden für Durmersheim 6484 Durmersheim am Platz des heutigen Morgen und 328,6 Ruthen berechnet. Rathauses ein Bahnhofsgebäude mit einem großen Betriebsgelände errichtet. Auch Höhenangaben einzelner Punkte Die Trasse führte von Norden vom Bi- auf der Gemarkung und im Ort sind ckesheimer Platz kommend entlang der vermerkt. So liegt die 1830 erbaute noch unbebauten Speyerer Straße, an Pfarrkirche St. Dionys 402' und die Wall- der sich in den nächsten