Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein am

Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde

Fassung vom 28.04.2016

Auftraggeber: Gemeinde Karlstein am Main Am Oberborn 1 63791 Karlstein am Main

Bearbeitung: HWP - Büro für Städtebau und Architektur Holl Wieden Partnerschaft Stadtplaner und Architekten Ludwigstraße 22, 97070 Würzburg Tel.: 0931 / 41998-3, Fax: 0931 / 41998-45 Mail: [email protected]

Gefördert aus Mitteln der Städtebauförderung

3 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Inhaltsverzeichnis 7 Nahversorgung und Einzelhandel 38 7.1 Aktuelle Versorgungssituation 38 I Einführung 6 7.2 Stärken und Schwächen 39 7.3 Handlungsbedarf 39 1 Anlass der Untersuchung 6 8 Tourismus, Kultur und Naherholung 40 2 Aufgabe und Zielsetzung 7 8.1 Beherbergung und Gastronomie 40 8.2 Touristische Attraktionen 41 3 Vorgehensweise und Beteiligungs- 8.3 Stärken und Schwächen 43 prozess 8 8.4 Handlungsbedarf 44 9 Soziale Infrastruktur 46 II Städtebauliche 9.1 Kindertagesstätten 46 Bestandsanalyse 10 9.2 Schulen 46 9.3 Einrichtungen für Jugendliche 47 9.4 Einrichtungen für Senioren 48 1 Lage und Funktion im Raum 10 9.5 Medizinische Versorgung 49 1.1 Geografi sche Lage 10 9.6 Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen 49 1.2 Verkehrsanbindung 10 9.7 Vereinsleben 49 1.3 Stärken und Schwächen 11 9.8 Integration 49 1.4 Handlungsbedarf 11 9.9 Stärken und Schwächen 50 2 Bevölkerung 12 9.10 Handlungsbedarf 50 2.1 Bevölkerungsentwicklung 12 10 Technische Infrastruktur 52 2.2 Bevölkerungsstruktur 13 10.1 Verkehrliche Infrastruktur 52 2.3 Bevölkerungsprognose 15 10.2 Infrastruktur für Ver- und Entsorgung 52 2.4 Stärken und Schwächen 15 10.3 Stärken und Schwächen 54 2.5 Handlungsbedarf 15 10.4 Handlungsbedarf 54 3 Wirtschaft 18 11 Kooperation 56 3.1 Wirtschaftsstruktur 18 11.1 Lokale Koopeation 56 3.2 Beschäftigungsentwicklung 21 11.2 Interkommunale Kooperation 56 3.3 Stärken und Schwächen 22 11.3 Stärken und Schwächen 56 3.4 Handlungsbedarf 22 11.4 Handlungsbedarf 57 4 Siedlungswesen 24 4.1 Historische Siedlungsentwicklung 24 III Entwicklungsleitbild 58 4.2 Aktuelle Siedlungsstruktur 25 4.3 Stärken und Schwächen 27 4.4 Handlungsbedarf 27 IV Städtebauliches 5 Wohnen 28 Entwicklungskonzept 60 5.1 Entwicklung der Wohnbautätigkeit 28 5.2 Wohnraumpotenzial 29 Impulsprojekte und Rahmenplanung 62 5.3 Stärken und Schwächen 31 5.4 Handlungsbedarf 32 1 Stärkung des Karlsteiner Ortszentrums 62 6 Natur und Landschaft 34 1.1 Aufwertung und Erweiterung des 6.1 Naturräumliche Voraussetzungen 34 Ortszentrums 63 6.2 Stärken und Schwächen 35 1.2 Verlagerung Edeka-Markt / Anlage 6.3 Handlungsbedarf 36 Marktplatz 63 1.3 Mehrgenerationentreff in der Nähe des Rathauses 63

4 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

2 Entwicklung der historischen 2 Interkommunale Koopeartion 99 Ortskerne 64 2.1 Ehemalige Feuerwehr in Großwelzheim 65 2.2 Karlsplatz / Platz am Museum in Dettingen 65 VII Erfolgskontrolle 100 2.3 Nutzungsoptimierung Festplatz Dettingen 65 1 Instrumente einer mittelfristigen Erfolgskontrolle 100 3 Entwicklung der Wohngemeinde 66 1.1 Monitoringsysteme 100 3.1 Analyse von Innenentwicklungspotenzialen 1.2 Evaluierungssysteme 100 in Dettingen und Großwelzheim 67 3.2 Ortsentwicklung nach innen 67 3.3 Erweiterung Wohngebiet nahe dem 2 Indikatoren aus städtebaul. Sicht 101 Ortszentrum 69 2.1 Ortskernentwicklung 101 3.4 Sicherung der wohnungsnahen 2.2 Leerstände und Brachfl ächen 101 Infrastruktur 71 2.3 Wohnungswirtschaft 101 2.4 Infrastruktur 101 4 Mobilität, Verkehr und Umwelt 72 4.1 Neugestaltung der Ortsdurchfahrt: Hanauer 3 Indikatoren aus wirtschaftlicher und Landstraße 73 sozialer Sicht 101 4.2 Aufwertung des Bahnhofsgeländes 75 3.1 Bevölkerung 102 4.3 Lärmkonzept 77 3.2 Wirtschaft 102 4.4 Energiekonzept 77 3.3 Einzelhandel 102 3.4 Soziales 102 5 Karlstein als Freizeit- u. Erholungsort 78 5.1 Erlebnis Wald- und Seenlandschaft 79 4 Indikatoren aus touristischer Sicht 102 5.2 Aufwertung des Mainufers in Siedlungsnähe 81 5.3 Aufwertung des Mainufers gegenüber von Bildnachweis 104 81 5.4 Fußgängerbrücke nach Seligenstadt 81 5.5 Entwicklung des Schleusengehöfts 83 Anhang: Bürgerbeteiligung 106

6 Gewerbliche Entwicklung 84 6.1 Förderung der gewerblichen Entwicklung 85

7 Interkommunale Kooperation und Vermarktung 86 7.1 Kooperation mit den Nachbargemeinden 87 7.2 Vermarktungsstrategien 89

8 Städtebaulicher Rahmenplan 90

V Kosten und Finanzierung 92

VI Kooperation und Akteurs- vernetzung 98 1 Organisation auf lokaler Ebene 98

5 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

I Einführung

1 Anlass der Untersuchung Die Folgen des demographischen und Außerdem ist auf die Notwendigkeit wirtschaftsstrukturellen Wandels sind der Umwandlung und Ergänzung der Ausgangssituation sehr vielschichtig: Aus sozialer Sicht sozialen Infrastruktur in Reaktion auf ist eine räumliche Entmischung der die strukturellen, v.a. altersbedingten Die aktuellen Veränderungen in De- Bevölkerung zu erwarten, indem Arme Bevölkerungsverschiebungen zu ver- mographie und Wirtschaft stellen und Reiche, Mobile und Immobile, weisen. neue Herausforderungen an die Pla- Einheimische und Zuwanderer räum- nung, die Wege und Strategien zur lich weiter auseinanderstreben. Aus Die genannten Phänomene und ihre Auseinandersetzung mit den Folgen ökonomischer Sicht ist auf den Rück- Folgen sind seit einigen Jahren zu- dieser Veränderungen aufzeigen gang der Nachfrage nach Wohnungen mindest teilweise auch in der Gemein- muss. Demographische Veränderun- und Konsumgütern zu verweisen, der de Karlstein zu beobachten. Obwohl gen ergeben sich sowohl in quantitati- zu Leerständen vor allem bei Woh- sich die Gemeinde in einer an sich ver Hinsicht (Bevölkerungsabnahme) nungen und im Handel, aber auch bei wachstumsstarken Region am Rande als auch in struktureller Hinsicht Gewerbe und Dienstleistungen führt. des Verdichtungsraumes Aschaffen- (Älterwerden der Gesellschaft, Zunah- Außerdem bewirkt der Nachfrage- burg und der Metropolregion Rhein- me des Anteils der Bevölkerung mit rückgang einen zunehmenden Verfall Main befi ndet, ist hier eine tendenziell Migrationshintergrund). Die wirtschaft- der Marktpreise von Grundstücken rückläufi ge Bevölkerungsentwicklung lichen Veränderungen resultieren vor und Immobilien. In infrastruktureller zu verzeichnen - bei einer fast sta- allem aus der Globalisierung nahezu Hinsicht ist die potenzielle Unteraus- gnierenden Beschäftigungsentwick- aller Wirtschaftsbereiche, dem tech- lastung der bestehenden öffentlichen lung. Zwar stellt die Gemeinde - nologisch bedingten Strukturwandel und privaten Einrichtungen und In- neben ihrer Funktion als Wohnstand- und den veränderten Verteilungsstruk- frastrukturnetze zu nennen, aus der ort - nach wie vor einen bedeutenden turen für Waren und Dienstleistungen. erhebliche Kostensteigerungen resul- Gewerbestandort in der Region dar, tieren. doch zeichnen sich hier inzwischen Funktionsverluste insbesondere im Einzelhandel und bei den Dienstlei- Wachstums- und Schrumpfungsräume in Deutschland stungen ab. Auch im Bildungsbereich droht mittel- bis langfristig ein Funk- tionsverlust durch Schließung der örtlichen Mittelschule. Zudem ergeben sich besondere Herausforderungen für die Gemeinde durch den lagebe- dingt sehr hohen Grundlärmpegel im Gemeindegebiet (Lärmimmissionen durch Ortsdurchfahrt, nahegelegene , Bahnlinie und Flugver- kehr).

Der sich in den letzten Jahren abzeichnende schleichende Funk- tionsverlust in Karlstein ist in den historischen Ortskernen der ehemals selbständigen Ortsteile Dettingen und Großwelzheim besonders augenfällig. Karlstein Wachsende und schrumpfende Diese bieten heute fast keine orts- Städte und Gemeinden kerntypischen Nutzungen mehr und stark wachsend erfüllen kaum noch eine Funktion als Versorgungsstandorte und soziale wachsend Treffpunktorte. Stattdessen hat sich stabil seit einigen Jahren eine neue gemein- schrumpfend same Ortsmitte im Schnittpunkt der

stark schrumpfend Ortsteile Dettingen und Großwelzheim herauskristallisiert, in der neben dem Rathaus weitere soziale und Ver- sorgungseinrichtungen konzentriert sind. Diese gemeinsame Ortsmitte bietet zukünftig Potenzial für eine weitere Aufwertung durch zusätzliche

6 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Bündelung von Funktionen. Zugleich besondere sind die Optimierung des Beauftragung eines Integrierten städ- bestehen Chancen zur Steigerung lokalen Versorgungsangebots, der tebaulichen Entwicklungskonzepts des Wohn- und Freizeitwerts der Ge- Fortbestand der Mittelschule, ein ge- meinde durch die gezielte Aufwertung zieltes Leerstandsmanagement, ge- Mit der Aufnahme Karlsteins in die und verbesserte Erschließung der eignete Lärmschutzmaßnahmen und Städtebauförderung können der siedlungsnahen Mainuferzonen. Hier- die Erhöhung der Funktionsvielfalt in Gemeinde umfangreiche fi nanzielle durch und durch die bessere Kom- der gemeinsamen Ortsmitte Karlstein Mittel zur Durchführung entwicklungs- munizierung weiterer örtlicher Poten- anzustreben. Andererseits müssen In- fördernder Umbau- und Modernisie- ziale (Seenlandschaft im nördlichen teressen der wirtschaftlichen Entwick- rungsmaßnahmen in ausgewählten Gemeindegebiet, Heimatmuseum mit lung sowie der Sicherung der Wohn- Schwerpunktbereichen mit besonde- Darstellung der örtlichen Siedlungs-, und Naherholungsqualität miteinander rem Handlungsbedarf zur Verfügung Kultur- und Industriegeschichte) kann in Einklang gebracht werden. Beson- gestellt werden. Immerhin 60% der sich Karlstein auch als Zielort für dere Zielsetzung dabei ist, die heraus- förderfähigen Kosten für bewilligte Touristen und Tagesbesucher im touri- ragenden Freiraumqualitäten der im Umbaumaßnahmen werden im Regel- stisch bereits gut erschlossen Maintal Maintal gelegenen Gemeinde gezielt fall durch Bundes- und Landesmittel stärker als bisher in Szene setzen. in Szene zu setzen. gedeckt, der Rest muss von der Ge- meinde selbst getragen werden. Um eine zukunftsfähige Gemeinde- Konsequenzen und Handlungsbedarf entwicklung in Karlstein dauerhaft zu Voraussetzung für die Gewährung gewährleisten, ist ein kooperatives von Fördermitteln im Rahmen der Vor dem Hintergrund der aktuell be- Vorgehen der Verantwortungsträger Städtebauförderung ist die Erstellung stehenden Probleme (demografi scher im Rahmen einer gemeinsamen, eines Integrierten städtebaulichen Wandel mit rückläufi ger Einwohne- von Bürgern und lokalen Akteuren Entwicklungskonzepts (ISEK), wel- rentwicklung und zunehmender Al- getragenen Entwicklungsstrategie ches die Richtung der zukünftigen terung der Bevölkerung, Leerstände unabdingbar. Erste Kooperationsan- Entwicklung vorgibt und die zentralen und Funktionsverluste, verkehrliche sätze auf lokaler Ebene bestehen in Handlungsfelder für zukünftige Um- Lärmbelastungen) muss die Ge- Karlstein bislang vor allem in Form bau- und Modernisierungsmaßnah- meinde Karlstein als Unterzentrum besonderer gemeindlicher Gremien men benennt. Beauftragt mit der Er- (zukünftig Grundzentrum) um die (Senioren- und Umweltbeirat) sowie stellung des ISEK wurde Anfang des Stärkung ihrer zentralen Funktionen weiterer örtlicher Vereine und Initiati- Jahres 2015 das Büro Holl Wieden und die Sicherung einer zukunftsfähi- ven. Diese Kooperationsansätze gilt Partnerschaft aus Würzburg. gen Entwicklung bemüht sein. Noch es weiter fortzuführen und durch neue stärker als bisher wird die Entwicklung Formen einer aktiven Bürgerbeteili- der Gemeinde davon abhängen, wie gung zu ergänzen. Nur so kann ein 2 Aufgabe und Zielsetzung gut es den Verantwortlichen Karl- breiter gesellschaftlicher Konsens im steins gelingt, die richtigen Antworten Hinblick auf zukünftige entwicklungs- Das Integrierte städtebauliche Ent- auf die aktuellen und zukünftigen Her- fördernde Maßnahmen erzielt werden. wicklungskonzept (ISEK) soll dazu ausforderungen zu fi nden und eine dienen, die zukünftige Entwicklung zukunftsfähige Gemeindeentwicklung Neben der Kooperation und Bür- Karlsteins an die Erfordernisse des anzustoßen, von der Einheimische gerbeteiligung auf lokaler Ebene wirtschaftlichen und demografi schen wie Auswärtige gleichermaßen profi - ist zukünftig auch eine verstärkte Wandels anzupassen und unter Aus- tieren können. interkommunale Zusammenarbeit im schöpfung vorhandener Potenziale Raum Karlstein vonnöten. Dies gilt positiv zu gestalten. Dabei sollen Ziel der Gemeinde Karlstein muss es insbesondere hinsichtlich der touristi- die Möglichkeiten, neue Qualitäten sein, sich als Wohn- und Gewerbe- schen Zusammenarbeit der Gemein- entstehen zu lassen, gezielt genutzt standort, aber auch als Versorgungs- de Karlstein mit ihren Nachbarkom- werden, indem Optionen und Ge- standort sowie als Zielort für Touri- munen und der Vermarktung der in staltungsspielräume für die künftige sten, Freizeitaktivisten und Erholungs- Karlstein vorhandenen, für Touristen Gemeindeentwicklung aufgezeigt wer- suchende weiter zu profi lieren und und Tagesbesucher interessanten den. Die Bezüge zum umgebenden die vorhandenen Infrastrukturen für Attraktionen in überörtlichen Medien. Raum und zu den Nachbargemeinden verschiedenste Nutzer und Akteure Aber auch in anderen Bereichen wie werden dabei besonders berücksich- weiter zu optimieren. Dabei muss in insbesondere beim Lärmschutz sind tigt. Karlstein ein Weg gefunden werden, zukünftig interkommunal abgestimmte innovative Maßnahmen zur Anpas- Lösungen gefragt. Das ISEK stellt diejenigen Bereiche sung der gemeindlichen Entwicklung heraus, die Zukunftsaussichten eröff- an den sozioökonomischen Wandel nen und auf die sich die Gemeinde und zur Sicherung bestehender Infra- Erfolg versprechend hin entwickeln struktureinrichtungen einzuleiten. Ins- kann. Die besonderen Stärken und

7 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Entwicklungspotenziale der Gemein- 3 Vorgehensweise und völkerung) und aktiv gestalteter Dia- de Karlstein, die es zukünftig gezielt Beteiligungsprozess logplanung in moderierten Veranstal- zu nutzen gilt, sowie vorhandene tungen (informelle Gespräche, Work- Mängel aus städtebaulicher und funk- Die Erarbeitung des ISEK erfolgte im shops) konnten einvernehmliche tionaler Sicht werden benannt und es Rahmen einer Dialogplanung gemein- und abgestimmte Problemlösungen werden Vorschläge zur Einleitung der sam mit den Bürgern und Akteuren durch die betroffenen Akteure erzielt erforderlichen Anpassungsmaßnah- der Gemeinde Karlstein in mehreren werden. Deren in den informellen men in verschiedenen Handlungsfel- aufeinander aufbauenden Arbeits- Gesprächen und Workshops geäu- dern unterbreitet. schritten. ßerte Ideen und Anregungen wurden vom beauftragten Planer aufgegriffen, Für die zentralen Handlungsfelder • Bestandsanalyse: gleichzeitig wurden die aus planeri- werden im ISEK konkrete Maßnah- Darstellung der strukturellen Rahmen- scher Sicht für zweckmäßig gehalte- men und Prioritäten festgelegt, die bedingungen in allen für die Gemein- nen Maßnahmen eingehend mit den realistisch und umsetzbar sind. Hierzu deentwicklung wichtigen Themenfel- Betroffenen diskutiert. Als wesentli- wurden im Rahmen des Planungspro- dern einschließlich der Darstellung che Schritte der Bürgerbeteiligung im zesses bereits vorhandene Planun- von Stärken und Schwächen sowie Rahmen des Planungsprozesses zur gen und Projektideen erfasst und be- zukünftiger Handlungsbedarfe. Erstellung des ISEK sind zu nennen: wertet sowie neue Maßnahmen- und Projektvorschläge entwickelt. Darauf • Entwicklungsleitbild: • Auftaktveranstaltung für Bür- aufbauend wurden eine integrierende Erarbeitung zentraler Leitlinien für ger in der Lindighalle in Dettingen Strategie und ein Handlungspro- die zukünftige Entwicklung der Ge- (26.03.2015) gramm mit ausgewählten Impulspro- meinde Karlstein auf Grundlage der jekten zur künftigen Entwicklung der Bestandsanalyse • Erster Bürgerworkshop in Gemeinde erarbeitet. Zugleich wur- der Bayernhalle in Großwelzheim den die Möglichkeiten zur Finanzie- • Entwicklungskonzept: Erarbeitung (07.05.2015) rung der Projekte unter Ausschöpfung eines integrierten Entwicklungskon- der bestehenden Fördermöglichkeiten zepts für zentrale Handlungsfelder • Zweiter Bürgerworkshop in der aufgezeigt. einschließlich Rahmenplan für die Lindighalle in Dettingen (18.06.2015) Gemeinde Karlstein und vorrangig zu Schließlich wurde der Aufbau einer verfolgenden Impulsprojekten. • Abschlussveranstaltung für Bür- geeigneten Umsetzungsstruktur ger in der Bayernhalle in Großwelz- konzipiert, um zu einer schnellen • Organisationsmodell: heim (28.04.2016) Realisierung von Sofortmaßnahmen Erarbeitung eines Organisationsmo- sowie ausgewählter Impulsprojekte zu dells zur weiteren Konkretisierung Ergänzend zu dem beschriebenen gelangen. In alle Phasen der Erarbei- und Umsetzung von Projekten Beteiligungsverfahren wurden im Vor- tung des fachübergreifenden Entwick- feld und während der Bestandsana- lungskonzepts wurden die betroffenen lyse sowie im Rahmen des nachfol- Bürger und Akteure der Gemeinde Dialogplanung genden Planungsprozesses weitere Karlstein intensiv mit einbezogen. Beteiligungsschritte durchgeführt. Zu Angesichts der anstehenden Zu- nennen sind u.a. folgende Termine: Mit Fertigstellung des ISEK liegt nun- kunftsaufgaben ist eine Kooperation mehr ein umsetzungsorientiertes und der für die Entwicklung Karlsteins • Abstimmungstermine in Würzburg fortschreibungsfähiges Handlungs- wichtigen Akteure und Institutionen (14.01.2015, 23.02.2015, 20.05.2015) konzept vor, welches die Ziele für die dringend anzuraten. Die Erarbeitung zukünftige gemeindliche Entwicklung des ISEK erfolgte daher in Gestalt • Besprechung und Ortsbesichti- klar defi niert und konkrete Maßnah- eines interaktiven Prozesses unter gung in Karlstein (23.03.2015) men zur Erreichung dieser Ziele intensiver Einbindung und Vernet- benennt. Das Konzept ist so ange- zung aller Beteiligten (auftraggeben- • Informelles Gespräch zum The- legt, dass ein fl exibles Reagieren auf de Kommune, Gemeinderat, Bürger, menkreis „Gewerbe, Einzelhandel, zukünftige neue Herausforderungen lokale Akteure, Regierung von Unter- Dienstleistungen, Gastronomie, möglich ist. Entsprechend enthält es franken, Kreisbaumeisterin, Fachgut- Umwelt“ im Rathaus Karlstein Hinweise auf ein effi zientes Beobach- achter). Dabei ist der sog. moderierte (16.04.2015) tungs- und Kontrollsystem (Monitoring Planungsprozess von wesentlicher / Evaluation) als Grundlage für not- Bedeutung. • Informelles Gespräch zum The- wendige Anpassungen des Konzepts menkreis „Wohnen, Soziales, Famili- an veränderte Rahmenbedingungen. Durch Schaffung eines kreativen en, Jugend, Senioren, Kirchen, Verei- Milieus mittels bottom-up-Prinzip (Auf- ne“ im Rathaus Karlstein (21.04.2015) greifen von Anregungen aus der Be-

8 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

• Besprechung und Museumsbe- • 1. Lenkungsgruppensitzung im tung und Bürgerschaft sichergestellt sichtigung in Karlstein (13.10.2015) Rathaus Karlstein (10.03.2015) wurde. Der Entscheidungsspielraum und die Möglichkeit des Gemeinde- • 2. Lenkungsgruppensitzung im rats, weitere oder modifi zierende Vor- Lenkungsgruppe Rathaus Karlstein (21.05.2015) schläge einzubringen, bleibt grund- sätzlich erhalten. Insgesamt wurde der Planungspro- • 3. Lenkungsgruppensitzung im zess begleitet durch mehrere Treffen Rathaus Karlstein (17.09.2015) Besonderer Termin zur Information einer Lenkungsgruppe, welcher der des Gemeinderats war: 1. Bürgermeister der Gemeinde Karl- stein, Herr Bruder, Vertreter der Ge- Gemeinderat • Vorstellung des ISEK-Entwurfs meinderatsfraktionen, Vertreter der vor den Gemeinderäten in Karlstein Gemeindeverwaltung, Frau Kircher Zentrales politisches Entscheidungs- (02.03.2016) als Vertreterin der Regierung von gremium ist der Gemeinderat Karl- Unterfranken, die Kreisbaumeisterin stein. Die im Zuge des Planungspro- des Landkreises , Frau zesses erarbeiteten Ergebnisse Freytag, sowie Vertreter des beauf- müssen hier politisch beschlossen tragten Planungsbüros angehörten. werden. Mitglieder des Gemeinderats Aufgabe der Lenkungsgruppe war waren in allen wichtigen Phasen des die Steuerung und Koordinierung der Planungsprozesses (Auftaktveran- einzelnen Schritte im Rahmen des staltung, informelle Gespräche, Bür- Planungsprozesses zur Erstellung gerworkshops) beteiligt, so dass eine des ISEK. Sitzungstermine der Len- möglichst frühzeitige und enge Ab- kungsgruppe waren: stimmung zwischen Politik, Verwal-

ISEK - Planungsprozess

Eingangsbesprechung Lenkungs- Analysephase mit Auftraggeber 10. März gruppe Bestandsanalyse Gesamtgemeinde 2015 Entwicklungsperspektiven Auftaktveranstaltung Vertreter der 26. März Schwerpunktgebiete für Maßnahmen für Bürger und Akteure Gemeinde 2015 Karlstein Informelle Gespräche a.Main April 2015 Vertreter der Strategische Ebene Reg. v. Ufr. Strategien / Leitlinien / Handlungsfelder Strategisches Handlungskonzept Gutachter: Bewertung von Projekten 1. Bürgerworkshop 7. Mai 2015 Büro Dr. Holl

3 Sitzungen

10. März 2015 Operative Ebene 21. Mai 2015 Maßnahmenkatalog / Impulsprojekte 18. Juni 17. Sept. 2015 Städtebaulicher Rahmenplan 2. Bürgerworkshop 2015 Umsetzungskonzept / Evaluierung

Gemeinderatstermin 2. März Konzeptentwurf Vorstellung Konzeptentwurf 2016 Änderungs- / Ergänzungsvorschläge Überarbeitung / Fertigstellung Abschlussveranstaltung für 28. April Bürger 2016 Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept

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II Städtebauliche Bestandsanalyse

1 Lage und Funktion im Raum Bedingt durch ihre attraktive Lage am 1.2 Verkehrsanbindung Main sowie am Rand des Verdich- tungsraums Aschaffenburg und der Wichtigste Straßenverkehrsachsen 1.1 Geographische Lage Metropolregion Rhein-Main ist die im Gemeindegebiet Karlstein sind die Gemeinde Karlstein vor allem als innerorts verlaufende Staatsstraße St Die Gemeinde Karlstein a.M. befi ndet Wohngemeinde zu charakterisieren, 3308 (ehemalige Bundesstraße B 8) sich in einer landschaftlich reizvollen die vom hohen Arbeitsplatz- und und die östlich am Siedlungsbereich Lage am Bayerischen Untermain und Versorgungsangebot in der Region vorbei führende Bundesautobahn A in Nähe des Naturparks mit profi tiert, aber auch selbst eine grö- 45 Gießen - Aschaffenburg mit der hohem Wohn-, Freizeit- und Erho- ßere Zahl gewerblicher Arbeitsplätze Abfahrt Karlstein. Die Bundesauto- lungswert. Gleichzeitig ist Karlstein bietet. Nächstgelegene Zentren sind bahn A 3 - Nürnberg ist nur Teil einer sehr dicht besiedelten das Oberzentrum Aschaffenburg wenige km entfernt über die A 45 und Region am Rand des Verdichtungs- rund 15 km südöstlich von Karlstein die Anschlussstelle Seligenstädter raums Aschaffenburg und der Metro- und die maximal 10 km von Karlstein Dreieck zu erreichen. Damit besteht polregion Rhein-Main. Administrativ entfernten Mittelzentren (in eine insgesamt sehr gute Anbindung zählt Karlstein zum Landkreis Aschaf- Bayern) und Seligenstadt (in Hes- Karlsteins an das bundesdeutsche fenburg im Nordwesten Bayerns und sen). Karlstein selbst ist derzeit als Fernverkehrsnetz, was einerseits die grenzt unmittelbar an die hessische Unterzentrum (zukünftig Grundzent- Standortgunst Karlsteins für gewerb- Landesgrenze an. Der Landkreis rum) eingestuft, das neben seiner liche Ansiedlungen erhöht, anderer- Aschaffenburg wiederum liegt inner- Wohnfunktion auch Funktionen zur seits aber auch Belastungen durch halb des Unter- Versorgung der Bevölkerung des Verkehrslärm mit sich bringt. franken und innerhalb der Planungs- Nahbereichs mit Gütern und Dienst- region 1 „Bayerischer Untermain“. leistungen des kurzfristigen Bedarfs Die verkehrliche Lagegunst Karlsteins erfüllt. Der Nahbereich ist dabei auf wird durch die Anbindung der Ge- Entstanden ist die Gemeinde Karl- das Gemeindegebiet beschränkt, da meinde an das Schienenverkehrsnetz stein am 1. Juli 1975 durch den Zu- in den Nachbargemeinden Alzenau (Bahnhof Dettingen an der Regional- sammenschluss der ehemals selb- und Kahl a.Main ein umfangreiches zugstrecke Aschaffenburg - Frankfurt) ständigen Gemeinden Dettingen und Versorgungsangebot besteht, das weiter erhöht. So sind per Bahn Großwelzheim, die heute die einzi- auch Kaufkraft aus Karlstein abzieht. die Oberzentren Aschaffenburg gen Ortsteile Karlsteins darstellen. und Frankfurt a.Main mit ihren ICE- Die Gesamtfl äche der Gemeinde Als Unterzentrum (zukünftig Grund- Bahnhöfen von Karlstein aus gut Karlstein beträgt 12,67 km²; die Ein- zentrum) verfügt Karlstein über eine erreichbar. Auch der internationale wohnerzahl liegt aktuell bei 7.900 Reihe von sozialen Infrastruktur- und Flughafen in Frankfurt a.Main ist von Einwohnern. Freizeiteinrichtungen (u.a. Grund- Karlstein aus schnell erreichbar. und Mittelschule, Kindertagesstätten, Seniorentagesstätte, zwei Veranstal- Des weiteren besteht auch eine gute tungshallen, Hallenbad, Bibliothek, ÖPNV-Anbindung Karlsteins an die Ärzte und Apotheken). Wichtig für die benachbarten Zentren (insb. Ober- lokale Ökonomie ist vor allem das zentrum Aschaffenburg) und Nach- relativ gut entwickelte produzierende barorte (u.a. Alzenau, Kahl a.Main, Gewerbe, das zu einer vergleichs- ). Gewährleistet wird weise hohen Beschäftigtenquote diese Anbindung über mehrere Bus- (42 Beschäftigte je 100 Einwohner) linien der Verkehrsgemeinschaft am und zu einer leicht positiven Pendler- Bayerischen Untermain (VAB) und bilanz führt, aber teilweise auch Prob- der KVG Schöllkrippen. Verbesse- leme durch Zersiedlung und Immissi- rungsfähig erscheint zukünftig noch onsbelastungen mit sich bringt. Kaum die Citybuslinie Karlstein - Kahl - von Bedeutung für die lokale Ökono- Alzenau. Wünschenswert wäre auch mie ist dagegen bislang das Gastro- ein S-Bahn-Anschluss an den Rhein- nomie- und Beherbergungsgewerbe Main-Verdichtungsraum. Zudem ist (aktuell nur rund 8.450 Gästeankünfte die Erreichbarkeit der hessischen pro Jahr). Nachbarstadt Seligenstadt für ÖPNV- Benutzer, aber auch für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger noch opti- mierbar (derzeit besteht lediglich eine Fährverbindung über den Main). Raumstruktur in der Region Bayer. Untermain

10 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Aufgrund der besonderen verkehrli- • Höhere Anzahl gewerblicher 1.4 Handlungsbedarf chen Rahmenbedingungen in Karl- Arbeitsplätze durch gut ent- stein (u.a. langgezogene Ortsdurch- wickeltes produzierendes Aufgrund der räumlichen und funktio- fahrt der St 3308, Bahnlinie und Gewerbe nalen Ausgangsvoraussetzungen im Autobahn in Siedlungsnähe, Flugver- • Gute Anbindung an das bundes- Gemeindegebiet Karlstein lässt sich kehr am nahegelegenen Flughafen deutsche Fernverkehrsnetz folgener Handlungsbedarf ableiten: Frankfurt, Liefer- und Pendlerverkehr (Lage an der A 45 und Nähe zur der gewerblichen Ansiedlungen) ist A 3), schnelle Erreichbarkeit der • Gezielte Außendarstellung und der Grundlärmpegel in der Gemeinde Oberzentren Aschaffenburg und Profi lierung als attraktiver Karlstein relativ hoch. Insbesondere Frankfurt a.Main Wohn-, Freizeit- und Erholungs- der Durchgangsverkehr auf der Orts- • Anbindung an das Schienenver- ort am Main durchfahrt der St 3308 verursacht kehrsnetz, schnelle Erreich- • Ausschöpfung der besonderen erhebliche Lärmimmissionen. Daher barkeit der ICE-Bahnhöfe landschaftlichen Potenziale (Er- ist eine Umgehungsstraße geplant, Aschaffenburg und Frankfurt lebbarkeit der Mainlandschaft, die in den nächsten Jahren (bis ca. a.Main Ausbau des Rad- und Wander- 2017) fertiggestellt werden soll. Als • Schnelle Erreichbarkeit des inter- wegenetzes) weitere Maßnahmen zur Reduzierung nationalen Flughafens Frankfurt • Funktionale Stärkung der der Lärmbelastungen sind die Errich- a.Main Gemeinde als Standort für tung von Lärmschutzwänden entlang • Gute ÖPNV-Anbindung an Wohnen, Versorgung, Bildung der Bahnlinie und der Autobahntrasse benachbarte Zentren und und Gewerbe, insbesondere oder die Verwendung von Flüsteras- Gemeinden Ausbau der Funktionen Freizeit, phalt auf der Autobahn denkbar. • Geplanter Bau einer Umgeh- Erholung und Tourismus Seitens der Deutschen Bahn wurden ungsstraße (verkehrliche • Entwicklung einer gemeinsamen bereits Überlegungen zum Lärm- Entlastung der Ortsdurchfahrt) Ortsmitte für Dettingen und schutz im Kreisausschuss vorgetra- Großwelzheim durch Bündelung gen. Zu empfehlen ist, dass sich Schwächen: von Funktionen Vertreter der DB im Rahmen einer • Verkehrsberuhigung entlang der öffentlichen Veranstaltung zum The- • Gemeinde mit zwei ehemals Ortsdurchfahrt / Realisierung der ma Lärmschutz äußern. selbständigen Ortsteilen, Umgehungsstraße kein gemeinsamer historisch • Erhalt und Verbesserung der gewachsener Ortskern bestehenden Mobilitätsangebote 1.3 Stärken und Schwächen • Relativ geringe Gemeinde- (Schiene, Bus, Park+Ride), gebietsfl äche Optimierung der Citybuslinie Zusammengefasst lassen sich mit • Fehlender Einzugsbereich für Karlstein - Kahl - Alzenau Blick auf die räumliche Lage und lokale Versorgungseinrichtungen, • Realisierung eines S-Bahn-An- funktionale Einordnung der Gemeinde Kaufkraftabfl uss in benachbarte schlusses an den Rhein-Main- Karlstein folgende Stärken und Gemeinden Verdichtungsraum Schwächen benennen: • Zersiedlungstendenzen und Im- • Verbesserung der Erreichbarkeit missionsbelastungen aufgrund der Nachbarstadt Seligenstadt in Stärken: gewerblicher Ansiedlungen Hessen • Schwach entwickeltes • Verbesserungen beim Lärm- • Landschaftlich reizvolle Lage am Gastronomie- und Beher- schutz / Lärmkonzept Bayerischen Untermain mit ho- bergungsgewerbe hem Wohn-, Freizeit- und Erho- • Fehlender S-Bahn-Anschluss an lungswert den Rhein-Main-Verdichtungs- • Nähe zum Naturpark Spessart raum als bedeutendem Naherholungs- • Ungenügende verkehrliche An- raum bindung an die Nachbarstadt Se- • Lage am Rand des Verdichtungs- ligenstadt in Hessen raums Aschaffenburg und der • Hoher Grundlärmpegel, Lärmbe- Metropolregion Rhein-Main mit lastungen durch Bahnlinie, hohem Arbeitsplatz- und Versor- Autobahn, Flugverkehr und gungsangebot gewerblich bedingten Verkehr • Unterzentrum (zukünftig Grund- • Starke verkehrliche Belastungen zentrum) mit guter Ausstattung entlang der Ortsdurchfahrt an sozialen Infrastruktur- und Freizeiteinrichtungen

11 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung 2000 - 2013: 2. Bevölkerung Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern

2.1 Bevölkerungsentwicklung

104,0 In der Gemeinde Karlstein leben 103,0 aktuell rund 7.900 Einwohner, die 102,0 sich zu etwa gleichen Teilen auf die Ortsteile Dettingen und Großwelz- 101,0 heim verteilen. In den letzten Jah- 100,0 ren hatte die Gemeinde Karlstein eine rückläufi ge Bevölkerungsent- 99,0 wicklung zu verzeichnen. So ging 98,0 die Bevölkerung in Karlstein im Zeit- raum von 2000 bis 2013 um rund 97,0 3,2% zurück, während im gleichen 96,0 Zeitraum die Bevölkerungsentwick- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 lung im Landkreis Aschaffenburg

Bevölkerung Karlstein a.Main (- 3,2 %) Bevölkerung Lkr. Aschaffenburg (- 0,6 %) relativ stabil war (geringfügige Abnahme um durchschnittlich rund Bevölkerung Unterfranken (- 2,8 %) Bevölkerung Bayern (+ 3,1 %) 0,6%) und in Bayern die Bevölke- rung durchschnittlich um rund 2,1% zunahm (Unterfranken: Abnahme Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung der Bevölkerung um durchschnitt- lich rund 2,9 %) (Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung).

Bevölkerungsentwicklung 2000 - 2013: Beim Vergleich Karlsteins mit den Vergleich mit Gemeinde Kahl a.Main und Gemeinde Kleinostheim Städten und Gemeinden in unmittel- barer Nachbarschaft zeigt sich bezüglich der Bevölkerungsent- 104,0 wicklung folgendes Bild: Deutlich günstiger als in Karlstein verlief 103,0 zwischen 2000 und 2013 die Be- 102,0 völkerungsentwicklung in den bay- erischen Nachbargemeinden Kahl 101,0 a.Main (Zunahme um rund 3,1%) 100,0 und Kleinostheim (Zunahme um

99,0 rund 1,4%). In der in Hessen gele- genen Nachbarstadt Seligenstadt 98,0 war die Bevölkerungsentwicklung 97,0 sogar noch günstiger (Zunahme um rund 6,4%) (Datenquelle: Bayeri- 96,0 sches Landesamt für Statistik und 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Datenverarbeitung, Hessisches Sta- Bevölkerung Karlstein a.Main (- 3,2 %) Bevölkerung Kahl a.Main (+ 3,1 %) tistisches Landesamt). Bevölkerung Kleinostheim (+ 1,4 %) Bevölkerung Lkr. Aschaffenburg (- 0,6 %) Ursächlich für den in den letzten Jahren zu verzeichnenden Bevöl- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung kerungsrückgang in Karlstein waren Wanderungsverluste, die in den Jahren 2008 bis 2011 besonders stark zu Buche schlugen. Negativ beeinfl usst worden ist der Wande- rungssaldo in Karlstein vor allem durch die selektive Abwanderung

12 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

junger erwerbsfähiger Menschen. Wanderungssaldo in Karlstein (2000 - 2014) Zugleich fand ein Zuzug junger Fami- lien nach Karlstein nur in begrenztem Maße statt, da die Nachfrage nach 850 Wohnbauland in Karlstein aktuell nicht hinreichend befriedigt werden 800 775 755 772 kann (Mangel an attraktiven Bauplät- 750 720 zen). Deutlich bessere Rahmenbe- dingungen bestehen diesbezüglich 700 693 680 650 634 631 in den Nachbargemeinden, die daher 637 in der jüngeren Vergangenheit eine 609 608 600 583 meist positive Wanderungsbilanz ver- zeichnen konnten. 550 577 545 538 546 540 500 Beeinfl usst wird die Bevölkerungs- 499 495 entwicklung in Karlstein auch durch 450 die natürliche Bevölkerungsentwick- 400 lung. Diese war in den letzten Jahren 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 relativ ausgeglichen (annähernd Zuzüge Fortzüge gleiche Zahl von Lebendgeburten und Sterbefällen), lässt aber seit etwa 2009 eine tendenzielle Abnahme der Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Geburtenzahl erkennen. Sollte die Geburtenzahl auch in den nächsten Jahren auf dem derzeit niedrigen Ni- veau verharren, ist zukünftig in Karl- stein mit einer negativen natürlichen Bevölkerungsentwicklung zu rechnen. Einer solchen Entwicklung kann nur durch den Zuzug junger Familien Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in Karlstein (2000 - 2014) wirksam begegnet werden, welcher den Anteil junger Menschen an der Karlsteiner Bevölkerung erhöhen und 180 170 langfristig zu einer Stabilisierung der 159 155 160 158 Geburtenrate beitragen würde. 150 152 150 142 140 143 140 140 139 130 137 2.2 Bevölkerungsstruktur 132 120 Angesichts der zuletzt ungünstigen 110 98 Trends bei der Bevölkerungsentwick- 100 88 90 lung (selektive Abwanderung junger 90 84 91 erwerbsfähiger Menschen, zu 80 85 81 76 geringer Zuzug junger Familien, 70 68 68 tendenziell sinkende Geburtenrate) 60 66 zeichnet sich in Karlstein eine Ten- 50 denz zunehmender Alterung der 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Bevölkerung ab. So ist in Karlstein Lebendgeburten Sterbefälle der Anteil der Senioren, die 65 Jahre und älter sind, von rund 14,0% im Jahr 2000 auf rund 19,6% im Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Jahr 2013 angestiegen und wird in den nächsten Jahren weiter zu- nehmen. Noch etwas stärker ist die Tendenz zur Alterung der Be- völkerung im Landkreis Aschaffen- burg (Seniorenanteil von 19,9% im

13 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Jahr 2013), in Unterfranken (20,3% Vergleichsweise gering ist in Karl- nicht gesondert erfassten Aussied- Seniorenanteil 2013) und in Bayern stein und Umgebung der Anteil ein- lern). So liegt aktuell der Anteil aus- (19,8% Seniorenanteil 2013) (Daten- kommensschwacher Personengrup- ländischer Mitbürger im Gemeinde- quelle: Bayerisches Landesamt für pen wie Empfänger von Transferleis- gebiet Karlstein bei fast 9%, während Statistik und Datenverarbeitung). tungen (Sozialhilfe) oder Arbeitslose. dieser Anteil im Landkreis Aschaffen- Der Anteil der Empfänger von Trans- burg nur rund 7% und in Unterfranken Anders als der Seniorenanteil hat ferleistungen nach dem SGB XII nur rund 6% beträgt (Bayern: 9,6%) sich der Anteil der Kinder und Ju- (12. Buch Sozialgesetzbuch, 5. bis (Datenquelle: Bayer. Landesamt für gendlichen an der Gesamtbevölke- 9. Kapitel) liegt aktuell im Landkreis Statistik und Datenverarbeitung). rung Karlsteins in den letzten Jahren Aschaffenburg bei rund 0,5% und kontinuierlich verringert. Machten damit deutlich unter dem bayerischen Zukünftig ist vor dem Hintergrund der Kinder und Jugendliche unter 18 Jah- Landesdurchschnitt (ca. 1,3%). Die aktuellen Flüchtlingsproblematik da- ren im Jahr 2000 noch rund 21,0% Arbeitslosenquote im Landkreis mit zu rechnen, dass der Anteil aus- der Bevölkerung Karlsteins aus, so Aschaffenburg betrug im Durchschnitt ländischer Mitbürger (speziell Asyl- lag ihr Anteil im Jahr 2013 nur noch des Jahres 2014 rund 3,7% (bezogen bewerber) in Karlstein weiter steigen bei rund 15,3%. Dieser Wert liegt auf abhängige zivile Erwerbsperso- wird. Nötig sind daher neben der deutlich unter den Werten von 2013 nen) und lag damit ebenfalls unter Bereitstellung von Notunterkünften für für den Landkreis Aschaffenburg dem bayerischen Landesdurchschnitt Asylbewerber eine Ausweitung des (durchschnittlich rund 16,5% Kinder (ca. 4,3%) (Datenquelle: Bayer. Lan- Wohnraumangebots für dauerhaft in und Jugendliche unter 18 Jahren), für desamt für Statistik und Datenverar- Karlstein verbleibende Flüchtlinge Unterfranken (16,0%) und für Bayern beitung). sowie eine Verstärkung der Maß- (16,5%) (Datenquelle: Bayerisches nahmen zur Integration der Flüchtlin- Landesamt für Statistik und Daten- Relativ hoch ist in Karlstein der Anteil ge (darunter auch unbegleitete Min- verarbeitung). von Menschen mit Migrationshinter- derjährige). Aber auch für die bereits grund (darunter vor allem ausländi- heute in Karlstein lebenden ausländi- sche Mitbürger neben den statistisch schen Mitbürger sowie sozial benach- teiligten Personengruppen sind unterstützende soziale Angebote wei- terhin vorzuhalten bzw. auszuweiten. Altersstruktur der Bevölkerung 2013: Dies gilt insbesondere für Kinder und Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern Jugendliche aus sozial benachteilig- ten Familien, für die z.B. Bildungsgut- scheine ausgegeben werden könn- 100% ten. 19,6 19,9 20,3 19,8

80% Angesichts des steigenden Senioren- anteils in der Karlsteiner Bevölkerung 20,9 65 J. und mehr 24 23,1 22,5 kommt schließlich auch der Siche- 60% 50 bis unter 65 J. rung von Angeboten zur Pfl ege und 30 bis unter 50 J. Betreuung von Senioren, aber auch 28,2 27,5 27,3 26,6 zur Freizeitgestaltung von Senioren 40% 18 bis unter 30 J. eine wachsende Bedeutung zu. Dies- 6 bis unter 18 J. bezüglich besteht bereits eine gute 13,6 13,2 14,6 14,6 20% Grundausstattung in Karlstein, die unter 6 Jahre sukzessive weiter ergänzt werden 10,5 11,8 11,3 11,4 kann. Mit Blick auf den geringer wer- 4,8 4,7 4,7 5,1 0% denden Kinder- und Jugendanteil an Karlstein Lkr. Unterfranken Bayern der Karlsteiner Bevölkerung ergibt a.Main Aschaffenburg sich die Zielsetzung, offensiv junge Familien anzusiedeln. Vorausset- zung hierfür ist die Vorhaltung eines Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung attraktiven Wohnraumangebots für Familien (insb. preisgünstiges Wohnbauland) sowie eines guten Versorgungs-, Bildungs- und Frei- zeitangebots.

14 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

2.3 Bevölkerungsprognose Abwanderungen wird sehr stark durch der Bevölkerungsgruppe 65+ im die allgemeinen wirtschaftlichen Vergleich zum Landkreisdurch- Zukünftig ist in der Gemeinde Karl- Rahmenbedingungen und die beson- schnitt) stein mit einer weiter rückläufi gen dere wirtschaftliche Situation vor Ort • Relativ geringer Anteil von Men- Bevölkerungsentwicklung zu rechnen. sowie von persönlichen Beweggrün- schen mit erhöhtem Integrations- Hierauf verweist u.a. die Regionali- den der Bewohner beeinfl usst. Gera- bedarf (Empfänger von Transfer- sierte Bevölkerungsvorausberech- de diese Faktoren können kurzfristig leistungen, Arbeitslose) nung des Bayerischen Landesamtes starken Schwankungen unterworfen für Statistik und Datenverarbeitung sein (z.B. Schließung oder Neuan- Schwächen: für Bayern, die von einer anhaltenden siedlung eines größeren Unterneh- Bevölkerungsabnahme in Karlstein mens als lokales Trendbruchereig- • Rückläufi ge Bevölkerungsent- wie auch im gesamten Landkreis nis), was eine genaue Bevölkerungs- wicklung seit dem Jahr 2000 Aschaffenburg bis 2029 ausgeht. prognose erschwert. • Tendenziell negativer Wande- Nach dem Demographiebericht der rungssaldo (überwiegend Bertelsmann Stiftung ist in Karlstein Ein wichtiger Einfl ussfaktor für das Wanderungsverluste, selektive für den Zeitraum von 2013 bis 2030 Wanderungsverhalten der Bevölke- Abwanderung der jungen er- u.a. mit folgenden Veränderungen in rung ist auch die Baulandpolitik der werbsfähigen Bevölkerung, zu der Bevölkerungsstruktur zu rechnen: einzelnen Kommunen. So kann die geringer Zuzug junger Familien) Ausweisung von attraktivem und • Relativ geringer Anteil von Kin- • Das Durchschnittsalter der preisgünstigem Wohnbauland in dern und Jugendlichen an der Bevölkerung steigt von 44,5 auf ausreichender Größenordnung den örtlichen Bevölkerung (geringer 49,0 Jahre (+4,5) Zuzug von Bauwilligen begünstigen, Anteil der Bevölkerungsgruppe während eine allzu restriktive Bau- U 18) • Der Jugendquotient (unter 20- landpolitik den Zuzug begrenzt. In • Tendenz zunehmender Alte- jährige je 100 Personen der Karlstein erscheint vor dem Hinter- rung der Bevölkerung (zuletzt Altersgruppe 20-64) sinkt von grund der zuletzt eher zurückhalten- sinkende Geburtenrate, stei- 27,6 auf 27,1 (-0,5) den Baulandentwicklung und der gender Anteil der Bevölke- rückläufi gen Bevölkerungsentwick- rungsgruppe 65+) • Der Altenquotient (ab 65- lung die Ausweisung zusätzlicher • Tendenziell steigender Anteil jährige je 100 Personen der Wohnbaufl ächen in einem moderaten von Menschen mit Migrations- Altersgruppe 20-64) steigt von Umfang zweckmäßig. Nur so er- hintergrund und erhöhtem In- 31,0 auf 55,1 (+24,1). scheint es realistisch, dass sich der tegrationsbedarf (insbesondere Zuzug junger Familien nach Karlstein Asylbewerber) • Der Anteil der unter 18-jährigen spürbar erhöht. an der Bevölkerung sinkt von 15,4% auf 13,5% (-1,9%) 2.5 Handlungsbedarf 2.4 Stärken und Schwächen • Der Anteil der ab 65-jährigen Zukünftig wird die Bevölkerungsent- an der Bevölkerung steigt von Zusammengefasst lassen sich mit wicklung in der Gemeinde Karlstein 19,6% auf 30,2% (+10,6%) Blick auf die demografi schen Fakto- vor allem durch folgende Trends ren für die Gemeinde Karlstein fol- gekennzeichnet sein: • Die Gesamtbevölkerung gende Stärken und Schwächen be- Karlsteins schrumpft um ca. nennen: • Abnahme der Zahl von Kindern 9,1% und Jugendlichen (darunter Stärken: Kleinkinder, Kindergartenkinder Eine genaue Prognose hinsichtlich und Schulkinder) der zukünftigen Bevölkerungsent- • Relativ starke Bindung der Be- • Abnahme der Zahl junger wicklung der Gemeinde Karlstein ist völkerung an ihre Gemeinde erwerbsfähiger Menschen (se- schwierig, da diese neben der leich- (eher untypisch für städtisch lektive Abwanderung) ter zu prognostizierenden natürlichen geprägte Pendlergemeinden) • Zunahme der Zahl von Senioren (darunter mobile und unter- Bevölkerungsentwicklung, also der • Relativ stabile natürliche Be- stützungsbedürftige Senioren) Erwartung von Geburten und Sterbe- völkerungsentwicklung bis • Zunahme der Zahl von Men- fällen in den kommenden Jahren, ca. 2009 (ausgeglichener Sal- schen mit Migrationshintergrund auch wesentlich von den nur schwer do aus Lebendgeburten und (insb. Asylbewerber) vorhersehbaren Wanderungsbewe- Sterbefällen) • Zunahme kleinerer Haushalte gungen in naher Zukunft abhängt. • Bislang moderate Alterung der (Ein- und Zwei-Personen-Haus- Die Entwicklung zukünftiger Zu- und Bevölkerung (geringerer Anteil halte, Seniorenhaushalte)

15 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Gegenwärtig ist nur schwer abzu- schätzen, in welcher Intensität die Gemeinde Karlstein von der be- schriebenen Entwicklung betroffen sein wird. Um eine Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung zu errei- chen und den Zuzug von Familien nach Karlstein zu fördern, ist die Vorhaltung eines attraktiven und preisgünstigen Wohnraumangebots unabdingbar. Zu empfehlen ist eine offensivere Baulandpolitik als zuletzt, ohne dabei die Innenentwicklung zu vernachlässigen.

Parallel müssen Überlegungen dar- über angestellt werden, mit welchen Maßnahmen in den Schulen und Kindergärten auf die Entwicklungen (einerseits sinkende Kinderzahl aus Kindergarten Villa Kunterbunt einheimischen Familien, andererseits höherer Anteil von Kindern mit be- sonderem Integrationsbedarf, darun- ter Flüchtlingskinder) zu reagieren ist (z.B. Zusammenlegung von Kinder- gartengruppen, multifunktionale Nut- zung freiwerdender Raumkapazitäten in Schulen und Kindergärten, neuarti- ge Betreuungskonzepte, Sprachun- terricht für Flüchtlingskinder).

Grundsätzliches Ziel muss es darüber hinaus sein, der selektiven Abwande- rung meist jüngerer Menschen durch Maßnahmen zur Sicherung eines gu- ten Arbeits-, Bildungs-, Versorgungs- und Freizeitangebots vor Ort entge- genzuwirken. Familien mit Kindern sollen durch ein gutes und preisgüns- tiges Wohnraumangebot mit woh- nungsnaher Infrastruktur (Schulen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten) gehalten bzw. neu gewonnen wer- den. Ein wichtiger Schritt hierfür besteht in der Stärkung der eigenen Identität.

Ein zusätzlicher Anpassungsbedarf ergibt sich zukünftig aufgrund des steigenden Seniorenanteils bei gleichzeitiger Zunahme kleiner Haus- halte (Seniorenhaushalte). Es müs- sen Wohn- und Betreuungsangebote gesichert und ggf. weiter ausgebaut sowie eine seniorengerechte Freizeit- Grundschule Karlstein infrastruktur vorgehalten werden. Dabei muss bedacht werden, dass die Gruppe der Senioren keineswegs homogen ist, sondern sich vielmehr in einem Prozess zunehmender sozia-

16 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

ler, aber auch mentaler Ausdifferen- zierung befi ndet. Diese Ausdifferen- zierung kann schlagwortartig mit Begriffen wie „junge und mobile Alte“ oder „pfl ege- und unterstützungsbe- dürftige Alte“ belegt werden und führt dazu, dass die Nachfrage nach stär- ker spezialisierten Angeboten abseh- bar zunimmt.

Eine besondere Herausforderung stellt schließlich der gesteigerte Zu- zug von Flüchtlingen dar. Für aner- kannte und dauerhaft verbleibende Flüchtlinge müssen adäquate Wohn- raumangebote (möglichst nicht in isolierter Lage) geschaffen und Ar- beitsplätze bereitgestellt werden. Zugleich müssen die bereits begon- nenen Maßnahmen zur sozialen In- tegration der Flüchtlinge fortgeführt und bedarfsweise ausgeweitet wer- den. Parallel dazu müssen auch die unterstützenden Angebote für bereits heute in Karlstein lebende sozial benachteiligte Personengruppen weiter vorgehalten und ggf. ausge- weitet werden (z.B. Bildungsgut- scheine).

17 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Wirtschaft

3 Wirtschaft

Beschäftigungsstruktur 2014: 3.1 Wirtschaftsstruktur Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern In der Gemeinde Karlstein hat die 0,3 0,7 0,7 0,5 100% Energiegewinnung in Verbindung mit

90% energieaffi ner gewerblicher Produk- 33,6 tion traditionell eine hohe Bedeutung 37,8 Land- u. Forstwirt- 80% 42,1 für die gemeindliche Entwicklung. 51,0 schaft, Fischerei 70% Prägend für das örtliche Wirtschafts- Produzierendes leben im Raum Karlstein war zu- 60% Gewerbe 21,6 nächst der Braunkohleabbau (Zeche 21,5 50% Handel, Verkehr, Gustav ab 1902) mit daran anknüp- 28,8 Gastgewerbe 40% 21,3 fender Energieerzeugung (Öl- und 13,7 20,1 Unternehmens- Kohlekraftwerk) und Brikettfabrika- 30% dienstleistungen tion. Seit den 1960er Jahren wurde 20% 13,5 18,0 Öffentl. u. private Karlstein (damals noch unterteilt in 26,3 24,2 10% Dienstleistungen die selbständigen Gemeinden Dettin- 14,9 9,4 gen und Großwelzheim) auch be- 0% Karlstein a.Main Lkr. Unterfranken Bayern kannt als Standort für das erste deut- Aschaffenburg sche Atomkraftwerk (bezeichnet als Versuchsatomkraftwerk Kahl VAK), dem ein weiteres Versuchskraftwerk Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Heißdampfreaktor Großwelzheim HDR) folgte. Die genannten Ver- suchs- und Forschungsreaktoren wurden in den 1980er Jahren stillge- legt und sind inzwischen rückgebaut.

Einpendler und Auspendler 2014: Auch wenn heute in Karlstein die früher bestehenden Kraftwerke zur Vergleich mit Gemeinde Kahl a.Main und Gemeinde Kleinostheim Energiegewinnung nicht mehr existie- ren, ist der Energiesektor nach wie 4.000 vor prägend für die Wirtschaftsstruk- 3.337 tur in Karlstein. So sind heute mit 3.053 3.000 der Firma Areva GmbH (sie unterhält 2.657 2.528 ein privatwirtschaftliches Kernfor- 2.312 schungszentrum und stellt unter dem Einpendler 2.000 1.709 Firmenzweig ANF Brennelemente Auspendler her) und der Fa. Siemens AG (sie

1.000 809 fertigt unter dem Firmenzweig PG Pendlersaldo 396 Produkte für die Stromerzeugung wie Öl- und Gasturbinen) zwei internatio- 0 nale Großkonzerne der Energiesparte in Karlstein vertreten. Die Niederlas- -603 -1.000 sungen dieser Großkonzerne liegen Karlstein a.Main Kahl a.Main Kleinostheim konzentriert im Innovationspark Karlstein im äußersten Westen des Gemeindegebiets und bieten Arbeits- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung plätze für zusammen rund 450 Be- schäftigte.

Neben dem Energiesektor ist heute auch der Bereich Elektronik / Elektro- technik (Fa. BMZ GmbH als System- anbieter für Akku-Lösungen mit rund

18 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

500 Beschäftigten) wichtig für das befi nden. Zentrale Gewerbestandorte Neben den von den Karlsteiner Ge- örtliche Wirtschaftsleben in Karlstein. im westlichen Gemeindegebiet sind werbegebieten ausgehenden Immis- Hinzu kommt das Speditionsgewerbe dabei der oben bereits erwähnte sionen (u.a. Anlieferverkehr) entste- (Fa. Kühne + Nagel mit rund 200 Innovationspark Karlstein (Gewerbe- hen zusätzliche Immissionsbelastun- Beschäftigten), das von der guten gebiet Nördlich der Seligenstädter gen für den Siedlungsbereich Karl- Anbindung Karlsteins an das überört- Straße) und das am Gustavsee gele- stein durch die im Stadtgebiet Alze- liche Fernverkehrsnetz profi tiert. Zu gene Industriegebiet Zeche Gustav, nau gelegenen, bis unmittelbar an die verweisen ist darüber hinaus auf die keine unmittelbare Anbindung an Karlsteiner Gemeindegrenze heran- einige weitere kleine und mittlere die Wohnsiedlungsbereiche von Karl- reichenden Gewerbefl ächen. Diese Betriebe, die zu einer gewissen Di- stein aufweisen. Dagegen fi nden sich Gewerbefl ächen erstrecken sich rela- versifi zierung der Wirtschaftsstruktur im östlichen Gemeindegebiet mehre- tiv weiträumig zwischen der Bundes- in Karlstein beitragen. Zukünftig wird re, teils kleinere Gewerbegebiete, die autobahn A 45 im Osten und dem seitens der Gemeinde Karlstein eine häufi g sehr nah an die bestehenden Siedlungsbereich Karlstein im Süd- noch stärkere Mischung aus kleinen Wohnsiedlungsbereiche heranreichen westen, während im relativ kleinen und mittleren Betrieben angestrebt, und erhöhte Anforderungen an den Gemeindegebiet Karlstein kaum um die aktuell sehr starke Abhängig- Immissionsschutz mit sich bringen. Spielraum für Gewebegebietsauswei- keit der Gemeinde von den lokalen Zu verweisen ist im Einzelnen auf sungen besteht. Eingeschränkt wird Großarbeitgebern zu verringern. folgende Gewerbegebiete: dieser Spielraum neben immissions- schutzrechtlichen Vorgaben auch Mit Blick auf die Standortverteilung • Am Kieswerk - Herzberg durch naturschutzrechtliche Restrikti- der Gewerbebetriebe im Gemeinde- • Am Stadtweg rechts (An den onen (Landschaftsschutzgebiet im gebiet Karlstein fällt auf, dass sich die Hirtenäckern) Osten des Gemeindegebiets Karl- meisten der Betriebe in den Randzo- • An der Pfi ngstweide stein). nen des Gemeindegebiets (Richtung • Nördlich der Frankenstraße Seligenstadt im Westen, Richtung • Östlich der Auwanne Alzenau und Kleinostheim im Osten) • Östlich der B 8 (Am Sportplatz)

Gewerbegebiet im westlichen Gemeindegebiet

19 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Beschäftigungsentwicklung 2000 - 2014: Angesichts der starken Restriktionen Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern für gewerbliche Flächenausweisun- gen bestehen aktuell im Gemeinde- gebiet Karlstein nur noch wenige 125,0 Potenzialfl ächen für zukünftige 120,0 gewerbliche Entwicklungen. Hierzu

115,0 zählen insbesondere noch nicht bau-

110,0 reif erschlossene Flächen im Gel- tungsbereich eines rechtskräftigen 105,0 Bebauungsplans südlich des 100,0 Industriegebiets Zeche Gustav. 95,0 Hinzu kommen folgende kleinere

90,0 Flächenreserven:

85,0 Sofort verfügbare Flächen: 80,0 • 2 Privatgrundstücke An den Hir- 75,0 tenäckern (ca. 0,48 ha) 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Beschäftigte Karlstein a.Main (+ 0,8 %) Beschäftigte Lkr. Aschaffenburg (+ 4,2 %) Baureif erschlossene Flächen: Beschäftigte Unterfranken (+ 10,6 %) Beschäftigte Bayern (+ 12,6 %) • 2 Privatgrundstücke An den Hir- tenäckern (ca. 0,24 ha) • 1 Privatgrundstück Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung Frankenstraße (ca. 0,23 ha)

Im Rahmen der Aufstellung des Be- bauungsplans „Südlich der Franken- straße“ ist zukünftig geplant, weitere Flächen für die gewerbliche Entwick- Beschäftigungsentwicklung 2000 - 2014: lung in einem Umfang von rund 5,1 Vergleich mit Gemeinde Kahl a.Main und Gemeinde Kleinostheim ha im Osten des Gemeindegebiets südlich der Frankenstraße zur Verfü- gung zu stellen. Im Zuge dieser Pla- 125,0 nung soll auch eine moderate Abrun- 120,0 dung der bestehenden Wohnbebau- 115,0 ung ermöglicht werden (organische

110,0 Siedlungsentwicklung). Zwischen den zukünftigen Gewerbefl ächen und der 105,0 benachbarten Wohnbebauung muss 100,0 der Immissionsschutz durch eine 95,0 ausreichende Abstandsfl äche ge- 90,0 währleistet werden.

85,0 Zu prüfen ist, ob entlang der zukünf- 80,0 tigen Umgehungsstraße weitere 75,0 Potenzialfl ächen für die gewerbliche 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Entwicklung herangezogen werden Beschäftigte Karlstein a.Main (+ 0,8 %) Beschäftigte Kahl a.Main (- 2,1 %) können. Zu prüfen ist zudem die Beschäftigte Kleinostheim (+ 24,5 %) Beschäftigte Lkr. Aschaffenburg (+ 4,2 %) Möglichkeit der Abstufung von Ge- werbegebieten im Sinne der Verträg- lichkeit mit benachbarten Wohnge- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung bieten.

20 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.2 Beschäftigungsentwicklung Trotz der insgesamt zufriedenstellen- den Beschäftigungssituation in Karl- Die Zahl der am Arbeitsort Karlstein stein ist zu beklagen, dass die letzt- sozialversicherungspfl ichtig Beschäf- jährige Entwicklung mehr oder weni- tigten liegt aktuell bei rund 3.300 ger deutlich hinter derjenigen in ande- Beschäftigten (Stand 30.06.2014). ren Kommunen der näheren Umge- Hieraus resultiert eine Beschäftigten- bung und des Landkreises Aschaf- quote von rund 42 Beschäftigten je fenburg zurückgeblieben ist. So nahm 100 Einwohner für Karlstein, die deut- zwischen 2000 und 2014 die Zahl der lich höher liegt als in der Nachbarge- Beschäftigten in der Nachbargemein- meinde Kahl a.Main (28 Besch. je 100 de Kleinostheim mit rund 24,5% we- Einw.) und in etwa so hoch wie in der sentlich stärker zu als in Karlstein. einwohnerstärkeren Nachbarstadt Zudem konnten im gleichen Zeitraum Alzenau (43 Besch. je 100 Einw.). die Kommunen im Landkreis Aschaf- Lediglich in der Nachbargemeinde fenburg durchschnittlich einen Be- Kleinostheim liegt die Beschäftigten- schäftigtenzuwachs von immerhin quote mit rund 49 Beschäftigten je rund 3,7% erzielen, was die regionale 100 Einwohner höher als in Karlstein. Arbeitslosenquote auf den sehr ge- Die relativ hohe Beschäftigtenquote ringen Wert von 3,7% drückte (Bay- in Karlstein unterstreicht, dass die ern: +16,0% Beschäftigtenzuwachs Gemeinde über eine insgesamt gute zwischen 2000 und 2014, Arbeitslo- Arbeitsplatzausstattung verfügt. Dies senquote von 4,3%) (Datenquelle: belegen auch die Zahlen der ge- Bayerisches Landesamt für Statistik meindlichen Pendlerstatistik, die für und Datenverarbeitung). 2014 einen positiven Pendlersaldo von +396 Personen als Differenz Ähnlich wie bei der Beschäftigungs- der registrierten Einpendler (3.053 entwicklung bestehen auch bei der Personen) und der registrierten Aus- Beschäftigungsstruktur Unterschiede pendler (2.657 Personen) erkennen zwischen der Gemeinde Karlstein lassen (Datenquelle: Bayerisches und den meisten Kommunen des Landesamt für Statistik und Daten- Landkreises Aschaffenburg. So do- verarbeitung). miniert in Karlstein das produzierende Gewerbe mit rund 51% Beschäftig- Seit dem Jahr 2000 war die Beschäf- tenanteil als Beschäftigungsgrundla- tigungsentwicklung in Karlstein ten- ge vor dem tertiären Sektor (hierzu denziell stagnierend bis wechselhaft, zählen insbesondere die Bereiche so dass bis zum Jahr 2014 kein nen- Handel, Verkehr und Gastgewerbe nenswerter Beschäftigtenzuwachs, sowie öffentliche und private Dienst- aber auch kein gravierender Beschäf- leistungen), während im Landkreis tigungseinbruch zu verzeichnen war. Aschaffenburg der tertiäre Sektor Nach zwischenzeitlichen Beschäfti- mit einem Beschäftigtenanteil von gungsrückgängen insbesondere in über 57% wesentlich bedeutsamer den Jahren 2003 und 2010 gab es ist. Noch bedeutsamer ist der tertiäre zwischen 2004 und 2007 sowie seit Sektor in Bayern (ca. 66%) und in dem Jahr 2011 eine leichte Aufwärts- Unterfranken (ca. 62%) (Datenquelle: entwicklung bei den Beschäftigten, Bayerisches Landesamt für Statistik gefolgt von einem leichten Rückgang und Datenverarbeitung). im Jahr 2014. Insgesamt ist die Zahl der am Arbeitsort Karlstein sozial- versicherungspfl ichtig Beschäftigten im Zeitraum von 2000 bis 2014 um knapp 1% angestiegen (Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung).

21 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.3 Stärken und Schwächen durch kleines Gemeindegebiet, • Gezielte Darstellung der örtlichen Immissionsschutz und Land- Industrietradition (Braunkohle- Zusammengefasst lassen sich mit schaftsschutzgebiet im Osten abbau, Energieerzeugung, Ver- Blick auf die wirtschaftlichen Rah- des Gemeindegebiets) suchsatomkraftwerke) als Beitrag menbedingungen in der Gemeinde • Tendenziell stagnierende Be- zur touristischen Entwicklung Karlstein folgende Stärken und schäftigungsentwicklung seit Schwächen benennen: dem Jahr 2000, insgesamt schwächere Entwicklung als in Stärken: den meisten Kommunen des Landkreises Aschaffenburg • Gute Anbindung an das bundes- • Nachholbedarf bei der Ent- deutsche Fernverkehrsnetz (La- wicklung des tertiären Sek- ge an der A 45 und Nähe zur A 3) tors als günstiger Standortfaktor für gewerbliche Entwicklung (insb. für Speditionsgewerbe) 3.4 Handlungsbedarf • Bedeutende Arbeitgeber aus den Bereichen Energie und Mit Blick auf die wirtschaftliche Ent- Elektronik / Elektrotechnik wicklung im Gemeindegebiet Karl- im Gemeindegebiet (Innova- stein ergibt sich für die Gemeinde vor tionspark Karlstein, Industrie- allem folgender Handlungsbedarf: gebiet Zeche Gustav) • Potenzialfl ächen für gewerbliche • Sicherung lokaler Arbeitsplätze Entwicklung südlich des Indust- (größere und kleinere Arbeitge- riegebiets Zeche Gustav (westli- ber) ches Gemeindegebiet) und süd- • Realisierung einer Mischung aus lich der Frankenstraße (östliches kleinen und mittleren Betrieben, Gemeindegebiet) Verringerung der Abhängigkeit • Relativ hohe Beschäftigtenquote, von wenigen großen Arbeitge- leicht positiver Pendlersaldo bern, Stärkung des tertiären • Gutes lokales Arbeitsplatzange- Sektors bot, geringe Arbeitslosenquote • Realisierung gewerblicher An- • Starke Stellung des produzie- siedlungen im Bereich vorhande- renden Gewerbes ner Potenzialfl ächen (südlich des Industriegebiets Zeche Gustav, Schwächen: südlich der Frankenstraße) • Gewährleistung eines ausrei- • Relativ starke Streuung von chenden Immissionsschutzes im Gewerbestandorten im Ge- Umfeld der Gewerbegebiete im meindegebiet, Konzentration von östlichen Gemeindegebiet (inkl. Gewerbebetrieben in den Rand- neue Gewerbefl ächen südlich zonen des Gemeindegebiets der Frankenstraße), Entschär- (teils ungünstige Erschließung, fung bestehender Lärmkon- Beeinträchtigung des Land- fl ikte schaftsbilds im Westen) • Prüfung der Entwicklungsfähig- • Erhöhte Anforderungen an Im- keit zusätzlicher Potenzialfl ächen missionsschutz durch Nähe von entlang der zukünftigen Umge- Gewerbegebieten zu Wohnsied- hungsstraße lungsbereichen im östlichen • Prüfung der Abstufungsmöglich- Gemeindegebiet, zusätzliche keit von Gewerbegebieten im Immissionsbelastungen durch Sinne der Verträglichkeit mit be- großfl ächige Gewerbegebiete nachbarten Wohngebieten im anschließenden Stadtgebiet • Abstimmung der gewerblichen Alzenau Entwicklung mit Entwicklungs- • Insgesamt begrenztes Flächen- vorstellungen in den Bereichen angebot für weitere gewerbliche Wohnen, Freizeit und Erho- Entwicklung (Restriktionen u.a. lung

22 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

23 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Siedlungswesen

Bedeutendste Veränderungen in der Dettinger Siedlungsgeschichte des 20. Jahrhunderts waren zum einen die Entstehung neuer, architektonisch wertvoller Kirchenbauten (Dettinger Pfarrkirche St. Peter und Paul des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm, evang. Erlöserkirche) sowie zum anderen die Entstehung der Hag- und Lindigsiedlung im Zeitraum von 1948 bis 1952 (Aufnahme von Kriegsvertriebenen aus dem Sude- tenland). Im Jahr 1952 sind zudem weitere Wohngebäude im Bereich der heutigen Wingertstraße errichtet wor- den. Auch eine zentrale Wasserver- sorgung wurde selbigen Jahres in Dettingen eingerichtet.

Urkataster Dettingen Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der jüngeren Dettinger Siedlungsge- schichte war die Ausweisung von 4 Siedlungswesen Dettingen rund 170 neuen Baugrundstücken im Zuge der Umlegungsverfahren „Stra- Die Siedlung Dettingen wurde erst- ßengewanne“ und „Schutzhecke“ im 4.1 Historische Siedlungsent- mals im 10. Jahrhundert in einer Jahr 1967/68. Im Jahr 1969 erfolgte wicklung Schenkungsurkunde des Kaisers der Anschluss Dettingens an das Otto II. schriftlich erwähnt. Heraus- Wasserwerk Dettingen. 1970 wurde Die historische Siedlungsentwicklung ragendes Ereignis in der Geschichte das elektrische Ortsnetz an das der Gemeinde Karlstein mit ihren des Ortes war die Schlacht von Rheinisch-Westfälische Elektrizitäts- Ortsteilen Dettingen und Großwelz- Dettingen im Jahr 1743 vor dem werk (RWE) verkauft und in der Folge heim reicht weit zurück, wie zahlrei- Hintergrund des österreichischen verbessert und erweitert (Quelle: che Funde aus vorchristlicher Zeit Erbfolgekriegs. In dieser für die 1000 Jahre Dettingen a.M.). belegen. Der Ortsname Dettingen europäische Geschichte bedeuten- verweist auf einen alemannischen den Schlacht wurde die französi- Großwelzheim Ursprung der Siedlung, während sche Armee von einer Allianz aus der Ortsname Großwelzheim auf englischen, österreichischen, Die Siedlung Großwelzheim wurde einen fränkischen Siedlungsursprung hannoverschen und hessischen erstmals im 8. Jahrhundert in einer schließen lässt. Truppen (sog. pragmatische Ar- Schenkungsurkunde an das Kloster mee) geschlagen. Anlässlich des Lorch schriftlich erwähnt. Bis in die Der Zusammenschluss der Ortsteile Sieges der pragmatischen Armee Mitte des 19. Jahrhunderts hinein war Dettingen und Großwelzheim zur Ge- komponierte Georg Friedrich Händel Großwelzheim ein reines Straßen- meinde Karlstein erfolgte im Zuge der im Auftrag des englischen Königs dorf mit nur zwei schmalen Gassen. bayerischen Gemeindegebietsreform Georg II. das „Dettinger Te Deum“ Wohngebäude befanden sich vor am 1. Juli 1975. In einer Abstimmung und das „Dettinger Anthem“. allem beidseits der von Ost nach entschieden sich die Gemeindebür- West verlaufenden „gemeinen Gas- ger für den Namen Karlstein, der Historischer Kern der heutigen Sied- se“, der heutigen Hauptstraße. bereits um das Jahr 1000 in einer lung Dettingen ist der Bereich an der Beschreibung des Aschaffenburger Hag- und Kirchgasse mit Karlsplatz Erst im Zeitraum von 1850 bis 1875 Forstbezirks auftaucht und ein Grenz- und St. Hippolytkirche. Dieser Be- kam es zu einer größeren Auswei- mal an der ehemaligen Gemarkungs- reich erstreckt sich nordöstlich der tung des Dorfes Großwelzheim durch grenze zwischen Dettingen und Hanauer Landstraße (St 3308) in Verlängerung der Hauptstraße nach Großwelzheim bezeichnet. Richtung Bahnlinie im Osten und liegt Osten und Westen (heutige Seligen- relativ nahe zum südwestlich an Det- städter Straße). In der Folge wurde tingen vorbeifl ießenden Main. das Dorf bis etwa 1914 weiter erwei- tert durch die heutige Spessartstraße,

24 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Urkataster Großwelzheim die Bergwerkstraße, den Mühlweg seinen Ortsteilen Dettingen und körper wird durchzogen von einer und die obere Maingasse. Großwelzheim sind auch die meisten sehr langen, von Südosten nach Nachbarsiedlungen (darunter die Nordwesten verlaufenden Ortsdurch- Nach der Entdeckung von Braunkoh- Stadt Seligenstadt in Hessen sowie fahrt (Hanauer Landstraße bzw. St levorkommen im Raum Großwelz- die Gemeinden Kahl und Kleinost- 3308) und weist - abgesehen von heim am Ende des 19. Jahrhunderts heim in Bayern) sämtlich im Maintal den historischen Siedlungskernen der wurde 1902 die Zeche Gustav ge- gelegen. Lediglich die Nachbarstadt Ortsteile Dettingen und Großwelz- gründet. Hier wurde bis 1932 Kohle Alzenau ist mit ihrem Siedlungs- heim - kein gemeinsames gewachse- gefördert, die dann in einer Brikettfab- schwerpunkt im Kahlgrund, einem nes Ortszentrum auf. Entlang der rik weiter verarbeitet wurde (heutiger Seitenarm des Mains, gelegen. Ortsdurchfahrt fehlen zudem auffälli- Gustavsee als Relikt der Kohleförde- ge Zäsuren, welche den Siedlungs- rung). Mit der industriellen Entwick- Die Siedlungsstruktur der Gemeinde körper gliedern und dessen Monoto- lung in Großwelzheim stieg auch der Karlstein wird durch die Lage am nie durchbrechen. Lediglich der Bedarf an neuen Wohnungen, die vor Main als südlicher Gemeindegebiets- Bahnhofsbereich an der Bahnlinie im allem zwischen 1920 und 1939 in der grenze sowie das nahe Heranrücken Nordosten von Dettingen, das Grund- Spessartstraße, in der Friedhofsstra- der Nachbarkommunen Alzenau, schulgelände in Dettingen sowie das ße, am Schafrain und in der Berg- Kahl und Seligenstadt an das insge- Sport- und Mittelschulgelände (nebst werkstraße entstanden. Das Sied- samt sehr kleine Gemeindegebiet Bayernhalle) im Norden von Groß- lungsgebiet wurde hierdurch deutlich (nur ca. 12,67 qkm Gebietsfl äche, welzheim stechen aus dem Sied- ausgeweitet und reichte bis zur davon rund 29% Siedlungs- und Ver- lungskörper der Gemeinde Karlstein heutigen St 3308. Hinzu kamen erste kehrsfl äche) maßgeblich beeinfl usst. stärker hervor. Gleiches gilt für die Wohnhäuser in der Siedlung Kim- Kennzeichnend für die Siedlungs- relativ nah an den Wohnsiedlungsbe- melsteich. Zudem wurde die Groß- struktur in Karlstein ist ein sehr kom- reichen gelegenen Gewerbegebiete welzheimer Pfarrkirche nach Plänen pakter und langgezogener Siedlungs- im Osten von Dettingen, für die er- des Kirchenbaumeisters Dominikus körper nördlich des Mains, der aus höhte Anforderungen an den Immis- Böhm erweitert. dem Zusammenschluss der Ortsteile sionsschutz bestehen. Dettingen und Großwelzheim ent- Zu erneuten Siedlungserweiterungen standen ist und teils lange Distanzen Wichtigster Kristallisationspunkt für kam es nach dem Zweiten Weltkrieg, von den Wohnsiedlungsbereichen zu städtebauliche und funktionale Auf- als sich Großwelzheim vor allem nach den sozialen und Versorgungseinrich- wertungsmaßnahmen im Karlsteiner Norden weiter ausdehnte (Vorrücken tungen aufweist. Weitere Ortsteile Siedlungskörper ist der Rathausbe- der Häuserviertel vom Schafrain bis bestehen im Gemeindegebiet Karl- reich am Schnittpunkt der Ortsteile zur Gleisanlage des RWE). Auch stein nicht - sieht man einmal von den Dettingen und Großwelzheim. Hier die Siedlung Kimmelsteich dehnte relativ verstreut im Westen des Ge- wurde durch die Konzentration diver- sich weiter aus (Quelle: 1200 Jahre meindegebiets gelegenen Gewerbe- ser öffentlicher und Versorgungsein- Großwelzheim). gebieten (Industriegebiet Zeche richtungen (neben dem Rathaus Gustav, Gewerbegebiet nördlich der sind hier die Gemeindebibliothek Seligenstädter Straße) sowie den im und das Haus der Begegnung als 4.2 Aktuelle Siedlungsstruktur Südosten gelegenen Siedlungsberei- sozialer Treffpunkt angesiedelt, in chen (Gewerbegebiet An der Pfi ngst- der Nähe befi nden sich zudem zwei Im Raum Karlstein stellt das Maintal weide, Bereich Lindighalle) ab. Nahversorger) eine gemeinsame mit seinen hier verlaufenden Ver- Mitte für Dettingen und Großwelzheim kehrswegen die zentrale Siedlungs- Der für die Gemeinde Karlstein cha- mit guter Zugänglichkeit zum Main als achse dar. Neben Karlstein mit rakteristische kompakte Siedlungs- Freizeit- und Erholungsraum neu

25 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Neben den genannten zentralen Handlungserfordernissen sollten in Karlstein mit Blick auf die Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität die besonderen Qualitäten der Siedlun- gen Dettingen und Großwelzheim stärker in den Vordergrund gerückt werden. Zu diesen Qualitäten zählt vor allem die Lage der Siedlungen in unmittelbarer Nähe zum Main mit seinen attraktiven Mainuferzonen. Um diese Zonen als Erholungs- und Freizeitraum noch besser erlebbar zu machen, sollte die wegemäßige An- Siedlungsstruktur bindung der Siedlungen an den Main weiter verbessert werden. Gleichzei- tig sind auch die Mainuferzonen selbst als Erholungs- und Freizeit- raum weiter aufzuwerten (z.B. durch attraktive Treffpunktsituationen, att- raktive mainparallele Rad- und Fuß- wege, Erhöhung der Sauberkeit). geschaffen. Diese gemeinsame Mitte Zielstellungen sind hier die Nut- muss weiter gestärkt werden, wozu zungsoptimierung des Bahnhofs- Positive Effekte für die Wohn- und u.a. die jüngst erfolgte Etablierung gebäudes, die Klärung eines Aufenthaltsqualität der Siedlungen eines neuen Feuerwehrstandorts und möglichen Abrisses der z.Zt. funk- Dettingen und Großwelzheim können die Einführung eines Wochenmarkts tionslosen Güterhalle, die Verbes- sich auch durch die Anwendung von auf dem Rathausplatz beitragen. serung der Parkplatzsituation und Instrumenten der Baugestaltung er- Zu empfehlen sind zukünftig die die Standortoptimierung der Bus- geben, welche die Bereitschaft priva- weitere Bündelung von Angeboten in haltestelle. Darüber hinaus ist zu ter Hauseigentümer zu Investitionen der Ortsmitte (u.a. Banken, private klären, ob ggf. Nahversorgungsein- im eigenen Baubestand (Sanierungs- Dienstleister, Versorgungsstätten) richtungen im Umfeld des Bahnhofs und Modernisierungsmaßnahmen) sowie die Konzentration neuer angesiedelt werden können. fördern. Zu diesen Instrumenten, die Wohnraumangebote in Nähe der unter dem Begriff „Werkzeugkasten Ortsmitte anstelle randgemeindlicher Schließlich sind als weitere Schwer- Baugestaltung“ zusammengefasst Siedlungserweiterungen. punktbereiche für gestalterische und sind, zählen im Einzelnen: funktionale Aufwertungsmaßnahmen Besonderer Handlungsbedarf besteht die historischen Ortskerne in Dettin- • Kommunales Förderprogramm zukünftig in Karlstein auch bezüglich gen (insbesondere Aufwertung des • Bauberatung für Hauseigentümer der Neugestaltung der bislang sehr Karlsplatzes und der Haggasse, • Gestaltungssatzung ungegliederten und verkehrlich stark Neunutzung der ehem. Feuerwehr) • Leitfaden Baugestaltung belasteten Ortsdurchfahrt (St 3308). und in Großwelzheim (inkl. Aufwer- als Orientierungshilfe für Hier sollte im Zuge des Baus der tung des Bereichs um die Alte Schu- Hauseigentümer Umgehungsstraße, die zu einer spür- le, Neunutzung der ehem. Feuer- baren Reduzierung des innerörtlichen wehr) zu nennen. Auch das Umfeld Mit Blick auf die Neunutzung Verkehrsaufkommens führen wird, der Kindertagesstätte Regenbogen- leerstehender und mindergenutzter eine deutliche Erhöhung der Aufent- land in Dettingen sollte neu gestal- Gebäude in den Innerortsbereichen haltsqualität durch gestalterische und tet werden. Zudem sollte der Bereich empfi ehlt sich die Einrichtung eines verkehrsberuhigende Maßnahmen des sog. Schleusengehöfts westlich Leerstandsmanagements. Zu prüfen angestrebt werden. der Ortslage Großwelzheim einer ist auch die Zweckmäßigkeit des neuen attraktiven Nutzung zugeführt Einsatzes von Instrumenten, die Weiterer Schwerpunktbereich für werden. Zu denken wäre dabei auf- in Sanierungsgebieten verwendet gestalterische und zugleich auch grund der Nähe des Anwesens zum werden können (z.B. Vorkaufsrecht). funktionale Aufwertungsmaßnahmen Main vor allem an Erholungs- und Voraussetzung ist die Benennung ist das Bahnhofsgelände in Dettingen Freizeitnutzungen für Einheimische von Bereichen, in denen bestimmte mit seiner teils leerstehenden bzw. und Besucher (z.B. Radwanderer). Nutzungen (z.B. Gastronomie, Wege) mindergenutzten Bausubstanz. beabsichtigt sind.

26 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4.3 Stärken und Schwächen • Relativ nahe Lage einzelner Ge- Ortskerne von Dettingen (insb. werbegebiete zu den Wohnsied- Karlsplatz, ehem. Feuerwehr) Zusammengefasst lassen sich mit lungsbereichen im Osten von und Großwelzheim (inkl. Alte Blick auf die siedlungsstrukturellen Dettingen (Immissionskonfl ikte) Schule und ehem. Feuerwehr) Voraussetzungen in der Gemeinde • Lange monotone Ortsdurchfahrt • Neunutzung des Schleusenge- Karlstein folgende Stärken und (St 3308) mit Barrierewirkung, höfts (Erholungs- und Freizeit- Schwächen benennen: hoher verkehrlicher Belastung nutzungen) und geringer Aufenthaltsqualität • Verbesserung der Zugänglichkeit Stärken: • Fehlen eines gemeinsamen ge- zu den Mainuferzonen, Aufwer- wachsenen Ortszentrums tung der Mainuferzonen als • Architektonisch wertvolle Kir- • Fehlen urbaner Situationen / le- attraktiver Erholungs- und Frei- chenbauwerke in Dettingen und bendiger Treffpunkte innerhalb zeitraum Großwelzheim (Kirchen des des Siedlungskörpers • Optimierung der Erschließung Kirchenbaumeisters Dominikus • Funktionale und gestalterische von verstreut liegenden Sied- Böhm, evang. Erlöserkirche) Mängel im Bereich des Bahnhofs lungsbereichen (Gewerbegebiete • Wertvolle Relikte der Industriege- • Gestalterische Mängel in weite- im Westen, Gewerbegebiet und schichte (Gustavsee als Relikt ren Siedlungsbereichen (u.a. Lindighalle im Südosten) der früheren Kohleförderung) Umfeld der Kindertagesstätte • Sicherung landschaftlicher Quali- • Nähe zum Main als besondere Regenbogenland) täten im Westen des Gemeinde- Quaität der Siedlungen Dettingen • Teils unzureichende Erschlie- gebiets (Beschränkung der ge- und Großwelzheim (hohe Wohn- ßung der Mainuferzonen von werblichen Entwicklung) und Lebensqualität) den Siedlungsbereichen her • Inszenierung wertvoller bauli- • Ansätze einer gemeinsamen cher und industriegeschichtlicher Ortsmitte im Bereich des Rathau- Zeugnisse in Dettingen und ses (Konzentration diverser 4.4 Handlungsbedarf Großwelzheim (Kirchenbauwer- öffentlicher und Versorgungsein- ke, Gustavsee als Relikt der richtungen), Potenzial für weitere Mit Blick auf die weitere Siedlungs- früheren Kohleförderung) städtebauliche und funktionale entwicklung und Ortsbildgestaltung • Förderung privater Sanierungs- Aufwertung der Ortsmitte im Gemeindegebiet Karlstein ergibt und Modernisierungsvorhaben • Absehbare verkehrliche Entlas- sich zukünftig vor allem folgender durch Anwendung von Instru- tung der Ortsdurchfahrt durch Handlungsbedarf: menten der Baugestaltung Realisierung der geplanten Um- (komm. Förderprogramm, Bau- gehungsstraße • Städtebauliche und funktiona- beratung, ggf. Gestaltungssat- • Aufwertungspotenzial in den his- le Aufwertung der gemeinsa- zung und Leitfaden Bauge- torischen Ortskernen von Dettin- men Ortsmitte im Bereich des staltung) gen und Großwelzheim Rathauses, Bündelung von • Leerstandsmanagement zur För- • Aufwertungspotenzial in ver- Angeboten aus den Bereichen derung der Innenentwicklung schiedenen weiteren Bereichen Versorgung, Kultur und Soziales (Neunutzung marktfähiger Leer- (insb. Bahnhofsbereich, Schleu- • Konzentration neuer Wohnraum- stände, Nachverdichtung) sengehöft, Mainuferzonen) angebote in Nähe der Ortsmitte • Prüfung des Einsatzes von In- anstelle randgemeindlicher Sied- strumenten, die in Sanierungs- Schwächen: lungserweiterungen gebieten verwendet werden • Verkehrsberuhigung und ge- können (z.B. Vorkaufsrecht) • Kleines Gemeindegebiet mit be- stalterische Aufwertung der Orts- grenztem Potenzial für weitere durchfahrt im Zuge des Baus der Siedlungserweiterungen Umgehungsstraße, Erhöhung • Sehr langgezogener Siedlungs- der Verkehrssicherheit und der körper mit teils langen Distanzen Aufenthaltsqualität von den Wohnsiedlungsberei- • Gestalterische und funktionale chen zu den sozialen und Ver- Aufwertung des Bahnhofsgelän- sorgungseinrichtungen des (Nutzungsoptimierung Bahn- • Relativ verstreute Lage einzelner hofsgebäude, ggf. Abriss Güter- Siedlungsbereiche (Gewerbege- halle, Verbesserung Parkplatzan- biete im Westen, Gewerbegebiet gebot, Standortoptimierung und Lindighalle im Südosten), Bushaltestelle) Beeinträchtigung des Land- • Gestalterische und funktionale schaftsbilds im Westen Aufwertung der historischen

27 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Wohnen

5 Wohnen

Baugenehmigungen und Baufertigstellungen in Karlstein (2000 - 2014) 5.1 Entwicklung der Wohn- bautätigkeit

30 Die Wohnattraktivität der Gemeinde 26 Karlstein wird vor allem durch ihre 25 Lage im landschaftlich reizvollen Maintal und in Nähe des Naturparks 20 Spessart mit seinem hohen Freizeit- 16 und Erholungswert positiv beeinfl usst. 15 14 14 14 13 12 12 Gesteigert wird der Wohnwert Karl- 13 12 12 10 12 10 11 10 11 9 steins zudem durch die Lage der 8 10 8 10 8 10 7 10 8 7 Gemeinde am Rand des Verdich- 7 5 5 tungsraums Aschaffenburg und der 4 Metropolregion Rhein-Main. Weitere 0 Faktoren, die den Wohnwert Karl- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 steins erhöhen, sind die gute verkehr- Baugenehmigungen Baufertigstellungen liche Erreichbarkeit der benachbarten Zentren sowie das rege Vereinsleben und der soziale Zusammenhalt, die Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung für einen relativ hohen Identifi kati- onsgrad der Bevölkerung mit ihrem Wohnort sorgen.

Gemindert wird allerdings die Wohn- Veränderung der Anzahl der Wohnungen von 2000 bis 2014: attraktivität Karlsteins durch den ins- Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern gesamt hohen Grundlärmpegel in der Gemeinde (Lärmimmissionen entlang der Ortsdurchfahrt der St 3308 sowie 112,0 durch die Bahnlinie, die Autobahn 111,0 110,0 A 45, den Flugverkehr und den Lie- 109,0 fer- und Pendlerverkehr der gewerbli- 108,0 chen Ansiedlungen). Auch die ver- 107,0 gleichsweise schwache Ausstattung 106,0 105,0 der Gemeinde mit Nahversorgungs- 104,0 einrichtungen beeinträchtigt die 103,0 Wohnattraktivität, doch kann dieser 102,0 Nachteil bislang durch die schnelle 101,0 100,0 Erreichbarkeit der Einkaufsmärkte in 99,0 den Nachbarkommunen weitgehend 98,0 kompensiert werden. Dennoch sollte 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 mittel- bis langfristig eine bessere Wohngebäude Karlstein a.Main (+ 5,6 %) Wohngebäude Lkr. Aschaffenburg (+ 10,0 %) Ausstattung der Gemeinde mit Nah-

Wohngebäude Unterfranken (+ 6,9 %) Wohngebäude Bayern (+ 10,5 %) versorgungseinrichtungen angestrebt werden, insbesondere vor dem Hin- tergrund eines steigenden Anteils Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung älterer und wenig mobiler Bevölke- rungsgruppen.

Am stärksten wird aktuell die Wohn- attraktivität Karlsteins durch das nur knappe gemeindliche Baulandange- bot beeinträchtigt. So herrscht zwar derzeit in Karlstein eine durchaus hohe Nachfrage nach Wohnbauland,

28 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

doch kann diese Nachfrage mangels einer ausreichenden Zahl attraktiver Bauplätze nicht adäquat befriedigt werden. Dieser Sachverhalt ist mit- entscheidend dafür, dass die Bevöl- kerungsentwicklung wie auch die Wohnbautätigkeit in Karlstein in den letzten Jahren tendenziell rückläufi g waren. Wurden im Jahr 2000 immer- hin noch 14 Baugenehmigungen und 26 Baufertigstellungen in Karlstein registriert, so waren es im Jahr 2014 nur noch 12 Baugenehmigungen und 7 Baufertigstellungen. Insgesamt wurden in Karlstein im Zeitraum von 2000 bis 2014 durchschnittlich nur rund 10 Baugenehmigungen und rund 11 Baufertigstellungen pro Jahr Ortszentrum beim Rathaus gezählt. Damit war die Wohnbautä- tigkeit in Karlstein in diesem Zeitraum deutlich schwächer als in den Nach- barkommunen Kahl a.Main (durch- 5.2 Wohnraumpotenzial • 1 Gemeindegrundstück in der schnittlich rund 19 Baugenehmigun- Sudetenstraße (ca. 230 qm) gen und rund 19 Baufertigstellungen Für die Gemeinde Karlstein stellt sich • 1 Gemeindegrundstück in der pro Jahr) und Kleinostheim (durch- zukünftig die Frage, ob die vorhande- Hörsteiner Straße 1a (ca. 490 schnittlich rund 15 Baugenehmigun- ne Nachfrage nach Wohnraum neben qm) gen und rund 15 Baufertigstellungen der Ausweisung von Wohnbauland • 7 Gemeindegrundstücke in pro Jahr) (Datenquelle: Bayerisches auch im vorhandenen Bestand (z.B. Großwelzheim (zusammen ca. Landesamt für Statistik und Daten- leerstehender Wohnraum) oder im 2.560 qm) verarbeitung). Bereich von Innenentwicklungsfl ä- chen (z.B. Baulücken und Nachver- Hinzu kommen baureif erschlossene Die schwache Wohnbautätigkeit in dichtungspotenziale im Innenbereich) Flächen in der Gemarkung Groß- Karlstein lässt sich auch an der Ent- gedeckt werden kann. Das Thema welzheim (ca. 7,1 ha), die sich jedoch wicklung des Wohngebäudebestands Innenentwicklung / Flächensparen in Privateigentum befi nden und nicht im Zeitraum von 2000 bis 2014 able- wurde in jüngster Vergangenheit sofort verfügbar sind. Geplant ist sen. Nahm der Wohngebäudebe- seitens der Landespolitik stärker zudem die Ausweisung von Wohn- stand der Nachbarkommunen Kahl propagiert; jedoch sind nicht alle baufl ächen in einer Größenordnung und Kleinostheim in diesem Zeitraum Gemeinden gleichermaßen prädesti- von ca. 2,7 ha im Rahmen des in um immerhin rund 9,4% bzw. 14,0% niert für die Nutzung von Innenent- Aufstellung befi ndlichen Bebauungs- zu, so lag die Zuwachsrate in Karl- wicklungspotenzialen (unterschiedli- plans „Südlich der Frankenstraße“ stein im gleichen Zeitraum bei nur che räumliche und strukturelle Vor- (moderate Abrundung der bestehen- rund 5,6% (zum Vergleich: Landkreis aussetzungen). Im Allgemeinen ist den Wohnbebauung südlich der Aschaffenburg: +10,0%, Bayern: die Nutzung von Leerständen / Bau- Frankenstraße im Zuge der beabsich- +10,5%) (Datenquelle: Bayerisches lücken nur ein sehr kleines Segment tigten Entwicklung eines Gewerbege- Landesamt für Statistik und Daten- auf dem Wohnungsmarkt. Nötig biets unter Beachtung immissions- verarbeitung). Diese aus Karlsteiner erscheint insofern ein differenziertes schutzrechtlicher Bestimmungen). Sicht unbefriedigende Entwicklung Wohnraumangebot, das neben In- konnte auch nicht dadurch positiv nenentwicklungspotenzialen weiterhin Angesichts der derzeit nur knappen beeinfl usst werden, dass der Quad- auch Wohnbauland im Außenbereich Baulandreserven bei gleichzeitig nur ratmeter-Preis für Baugrundstücke in für den Ein- und Zweifamilienhausbau begrenzt nutzbaren Innenentwick- Karlstein um rund 20% unter demje- umfasst. Aktuell stehen in Karlstein lungspotenzialen (derzeit gibt es nigen in der Nachbargemeinde Kahl nur noch wenige Baulandreserven nur wenige Leerstände in Karlstein) liegt. zur Verfügung. Hierzu zählen im Ein- erscheint zukünftig in Karlstein die zelnen: Ausweisung zusätzlicher Wohnbau- fl ächen zweckmäßig, die abschnitts- weise entwickelt werden können.

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Dettingen Hierfür spricht auch, dass in Karlstein eine Vermeidung neuer Baugebiets- ausweisungen aus Gründen des Landschaftsschutzes nicht zwingend geboten ist, denn anders als in vielen Landgemeinden müssen in Karlstein keine wertvollen Landschaftsteile für Wohnbauzwecke in Anspruch ge- nommen werden.

Am sinnvollsten erscheint die Aus- weisung zusätzlicher Wohnbau- fl ächen in Nähe der in den letzten Jahren entwickelten gemeinsa- men Mitte für die Ortsteile Dettin- gen und Großwelzheim, um eine schnelle Erreichbarkeit der hier konzentrierten öffentlichen und Versorgungseinrichtungen (u.a. Rathaus, Gemeindebibliothek, Nah- versorgungseinrichtungen) zu ge- währleisten. Dabei muss darauf ge- achtet werden, dass die angebote- nen Bauplätze nicht zu klein sind. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass allzu kleine Bau- plätze kaum nachgefragt werden.

Parallel zur Ausweisung neuer Wohn- Großwelzheim baufl ächen muss auch die Innenent- wicklung in Karlstein weiter vorange- trieben werden. Zwar waren bisherige Versuche in Karlstein zur Stärkung der Innenentwicklung (Nachverdich- tung durch Neuparzellierung in hinte- rer Reihe von Wohngrundstücken) wenig erfolgreich. Dennoch sollten die Bemühungen um eine Innenent- wicklung auch zukünftig fortgesetzt werden. Zentrale Bestandteile der Karlsteiner Innenentwicklungsstrate- gie könnten dabei sein:

• Abbruch und Neubau von Wohn- gebäuden (z.B. Reihen- und Mehrfamilienhäuser anstelle von Einzelhäusern) • Modernisierung von Wohnraum (Wärmedämmung, Heizung, Fenster, Türen) • Nachverdichtung (Grenzanbau, Bebauung auf Hinterlieger- grundstücken) • Bebauung von Brachfl ächen • Nutzungsmischung (Kleinfi rmen mit Heimarbeitsplätzen in Wohn- siedlungsbereichen)

30 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Eine besondere Herausforderung dürfte zukünftig für die Gemeinde Karlstein die Bereitstellung von ge- eignetem Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge darstellen - neben der Bereitstellung von Wohnraum für Familien und Senioren sowie für Sin- gles und Alleinerziehende (immerhin rund 78% der in Karlstein registrierten Haushalte stellen heute 1- bis 2-Personen-Haushalte dar). Darüber hinaus muss sich die Gemeinde auf eine Verschärfung der bislang nur schwach ausgeprägten Leerstands- problematik einstellen. Von dieser Leerstandsproblematik dürften insbe- Betreutes Wohnen sondere die Altorte von Dettingen und Großwelzheim stärker als bisher betroffen sein. Aber auch andere Wohnsiedlungsbereiche mit einer ralisierung von Bauvorschriften in 5.3 Stärken und Schwächen überalterten Bewohnerstruktur (er- bestehenden Baugebieten angeregt höhter Anteil von Bewohnern über 65 werden. Allzu restriktive Bebauungs- Zusammengefasst lassen sich mit Jahre) dürften zukünftig eine höhere pläne können ein nicht geringes Blick auf die Wohnsituation in der Leerstandsquote aufweisen. Hindernis im Hinblick auf die Umset- Gemeinde Karlstein folgende Stärken zung von Bauvorhaben darstellen. und Schwächen benennen: Angesichts der genannten Heraus- Derartige Bebauungspläne sollten forderungen müssen zukünftig in daher in Bezug auf eine Ausweitung Stärken: Karlstein auf Grundlage einer umfas- der Nachverdichtungsmöglichkei- senden Leerstandsanalyse (Erfas- ten überprüft und überarbeitet wer- • Hohe Wohnattraktivität der sung aktueller und zukünftiger Leer- den. Gemeinde durch Lage im land- stände) Maßnahmen zur Anpassung schaftlich reizvollen Maintal und des Wohnraumangebots an die struk- Beim Seniorenwohnen ist vor allem in Nähe des Naturparks Spes- turell veränderte Nachfrage (insb. das Wohnen vor dem Eintritt ins Al- sart mit hohem Freizeit- und Nachfrage nach fl exibel nutzbarem tenheim das entscheidende Thema. Erholungswert Wohnraum) ergriffen werden. Dabei Entsprechend sind seniorengerechte • Steigerung des Wohnwerts der muss eine gemischte Strategie ver- Wohnungen (barrierefreie Wohnun- Gemeinde durch Lage am Rand folgt werden, die neben vereinzelten gen) anzubieten, wobei gleichzeitig des Verdichtungsraums Aschaf- Maßnahmen zur Reduzierung nicht auch entsprechende Serviceleistun- fenburg und der Metropolregion vermarktungsfähiger Wohnungsbe- gen für Senioren vorzuhalten sind. Rhein-Main stände vor allem Maßnahmen Insbesondere müssen Möglichkeiten • Gute verkehrliche Erreichbarkeit zur Modernisierung und zum ziel- der ambulanten Pfl ege gewährleistet der benachbarten Zentren als gruppenspezifi schen Umbau im sein. Als Anbieter für ambulante begünstigender Faktor für das erhaltungs- und umbaufähigen Dienste kommen heute neben carita- Wohnen Wohnungsbestand umfasst (siehe tiven Einrichtungen zunehmend auch • Hoher Identifi kationsgrad der o.g. Bestandteile einer Innenentwick- private Anbieter in Frage. Eine be- Bevölkerung mit ihrem Wohnort lungsstrategie). sondere Wohnform im Zusammen- aufgrund verschiedener Fakto- hang mit dem Thema Seniorenwoh- ren (reges Vereinsleben, sozi- Um die Bautätigkeit insbesondere nen, die zukünftig auch in Karlstein aler Zusammenhalt) von Familien mit Kindern anzuregen, realisiert werden könnte, stellen • Möglichkeit der Ausweisung ist zukünftig die Gewährung eines Mehrgenerationenhäuser oder Se- zusätzlicher Wohnbaufl ächen in „Baukindergelds“ denkbar - vorzugs- nioren-WGs dar. Nähe der gemeinsamen Orts- weise bei der Renovierung und mitte (keine Restriktionen aus Neunutzung von Altbauten, um die Gründen des Landschaftsschut- Innenentwicklung zu fördern. Hilf- zes) reich ist dabei auch ein kommunales • Relativ günstiger Quadratmeter- Förderprogramm. Des Weiteren kann Preis für Baugrundstücke im die Bautätigkeit auch durch die Libe- Vergleich zu Nachbarkommunen

31 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

• Bislang geringe Leerstandsquote 5.4 Handlungsbedarf • Sicherung bzw. Schaffung ange- im gemeindlichen Wohnbaube- messener Wohnraumangebote stand Mit Blick auf die zukünftige wohnbau- für anerkannte Flüchtlinge • Möglichkeiten zur Förderung der liche Entwicklung ergibt sich für die • Zielgerichtete Vermarktung des Innenentwicklung bei Umsetzung Gemeinde Karlstein vor allem folgen- gemeindlichen Wohnraumange- einer gezielten Innenentwick- der Handlungsbedarf: bots (z.B. Immobilienbörse) lungsstrategie • Möglichkeiten der Liberalisierung • Erhöhung der gemeindlichen von Bauvorschriften zur Anre- Wohnattraktivität durch besse- gung der Bautätigkeit re Ausstattung mit Nahversor- gungseinrichtungen (Prüfung Schwächen: der Ansiedlung zusätzlicher Einzelhandelsbetriebe, insb. • Minderung der Wohnattraktivi- Lebensmittel-Einzelhandel) tät durch hohen Grundlärmpe- • Ausweisung zusätzlicher Wohn- gel in der Gemeinde (Lärmbe- baufl ächen in einem moderaten lastungen durch Ortsdurchfahrt Umfang (abschnittsweise Ent- der St 3308, Bahnlinie, A 45, wicklung von Wohnbauland in Flugverkehr und gewerblich Nähe der gemeinsamen Orts- bedingten Verkehr) mitte) • Minderung des Wohnwerts durch • Abrundung der bestehenden relativ schwache Ausstattung mit Wohnbebauung südlich der Nahversorgungseinrichtungen Frankenstraße (Realisierung (Nachteile für ältere und weniger B-Plan „Südlich der Franken- mobile Bevölkerungsgruppen) straße“) • Geringes gemeindliches Bau- • Aufstellung eines Innenentwick- landangebot (Nachfrage nach lungskonzepts mit verschiedenen Wohnbauland kann nicht hinrei- Komponenten (u.a. Abbruch und chend befriedigt werden) Neubau, Nachverdichtung) • Tendenziell rückläufi ge und im • Leerstandsanalyse (Erfassung Vergleich zu den Nachbarge- aktueller und zukünftiger Leer- meinden schwächere Wohnbau- stände), Leerstandsmanagement tätigkeit in Karlstein (rückläufi ge zur Nutzung marktfähiger Leer- Zahl von Baugenehmigungen stände und Baufertigstellungen) • Anpassung des Wohnraumange- • Nachholbedarf im Bereich der bots an die strukturell veränderte Innenentwicklung (bislang wenig Nachfrage (insb. Modernisierung erfolgreiche Versuche der Nach- und zielgruppenspezifi scher Um- verdichtung) bau im erhaltungs- und umbau- • Gefahr zunehmender Wohnungs- fähigen Wohnungsbestand) leerstände in Altortbereichen und • Finanzielle Anreize für bauwillige Wohnsiedlungsbereichen mit junge Familien (z.B. Baukinder- überalterter Bewohnerstruktur geld), vorzugsweise bei der Re- • Ergänzungs- und Anpassungsbe- novierung und Neunutzung von darf beim Wohnraumangebot Altbauten für bestimmte Personengruppen • Liberalisierung von Bauvorschrif- (u.a. anerkannte Flüchtlinge, ten in bestehenden Baugebieten, Senioren, Singles, Alleinerzie- Anpassung von Bebauungsplä- hende) nen • Sicherung bzw. Schaffung an- gemessener Wohnraum- und Serviceangebote für Senioren (z.B. Mehrgenerationenhäuser, Senioren-WGs, ambulante Pfl egedienste)

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Natur und Landschaft

6 Natur und Landschaft Im Landschaftsbild des Gemeinde- Um den insgesamt hohen, durch die gebiets Karlstein stechen heute vor schnelle Erreichbarkeit des Natur- allem die Flussauen entlang des parks Spessart zusätzlich gesteiger- 6.1 Naturräumliche Vorausset- Mains sowie die Seen und Waldfl ä- ten Erholungs- und Freizeitwert im zungen chen nördlich der Ortslage Großwelz- Raum Karlstein weiter zu steigern, heim hervor (immerhin rund 30% der sollten insbesondere die Mainland- Das Gemeindegebiet Karlstein liegt Gemeindegebietsfl äche von Karlstein schaft im Bereich der Karlsteiner aus naturräumlicher Sicht in der „Un- sind bewaldet). Die weiteren bislang Mainschleife, aber auch die Mainufer- termainebene“, die wiederum der unbebauten Flächen im Gemeinde- zonen unmittelbar südlich der Sied- naturräumlichen Haupteinheit „Ober- gebiet werden meist landwirtschaft- lungen Dettingen und Großwelzheim rheinisches Tiefl and und Rhein-Main- lich genutzt (ca. 31% der Gemeinde- weiter aufgewertet und besser erleb- Tiefl and“ zugeordnet ist. Kennzeich- gebietsfl äche von Karlstein sind bar gemacht werden (u.a. durch Op- nend für diesen Naturraum ist ein Landwirtschaftsfl ächen, darunter timierung des Rad- und Wanderwe- relativ mildes Klima mit vergleichs- Ackerland und Grünland). genetzes und durch Verbesserung weise hoher Jahresdurchschnittstem- der Wegebeziehungen vom Main peratur (ca. 10°C) und eher geringer Zusammengefasst lässt sich die zu den Siedlungen). Bislang gibt es jährlicher Niederschlagsmenge (ca. in und um Karlstein anzutreffende kaum Ideen zur gestalterischen und 650 mm). Naturlandschaft als attraktiver Land- funktionalen Aufwertung der Main- schaftsraum in reizvoller Lage am uferzonen, die vor allem von Jugend- Prägend für das Landschaftsbild Main charakterisieren, der durch kul- lichen temporär genutzt werden. Be- im Raum Karlstein ist vor allem das turlandschaftliche Attribute zusätzlich hindert werden solche Ideen u.a. da- Maintal, das innerhalb der sog. „Ha- bereichert wird. Zu verweisen ist hier durch, dass das Wasserwirtschafts- nau-Seligenstädter Senke“ verläuft. neben den Relikten des Braunkohle- die Errichtung von Freizeitanla- Bei dieser Senke handelt es sich um und Kiesabbaus (Seenlandschaft) gen in den Mainuferzonen untersagt einen Grabenbruch, der von Verwer- insbesondere auch auf die nahegele- (Überschwemmungsgebiet mit Hoch- fungen begrenzt ist: vom Rande des gene Abtei Seligenstadt, welche die wassergefahr). Hier müssen daher Vorspessarts im Nordosten bis hin zu Entwicklung der Region über Jahr- mit dem Wasserwirtschaftsamt abge- einer Bodenschwelle, die dem süd- hunderte mitgeprägt hat. Noch heute stimmte Lösungen gefunden werden westlich gelegenen vorge- stellt das Kloster Seligenstadt mit der (z.B. Klärung der Integration eines lagert ist. Innerhalb der Senke fi nden Einhardbasilika ein herausragendes Spielplatzes und Neugestaltung eines sich größere Braunkohleablagerun- Kulturdenkmal von nationalem Rang Festplatzes in den Mainuferzonen). gen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in der Landschaft am Untermain dar. großfl ächig abgebaut wurden (u.a. in In der Vergangenheit gab es mit Blick der Zeche Gustav in der Gemarkung Besonders eindrücklich ist die Ansicht auf die Ausweitung der Erholungs- Großwelzheim). Als Relikt des dama- des unmittelbar am Main gelegenen und Freizeitnutzungen am Mainufer ligen Braunkohleabbaus fi nden sich Klosters Seligenstadt, wenn man von Bedenken wegen möglicher Vermül- heute diverse Seen in der Region, Nordosten vom Karlsteiner Mainufer lung und Lärmbelastung. Auch auf die darunter der Gustavsee im Gemein- aus nach Südwesten auf das Seligen- Belange des Naturschutzes wurde degebiet Karlstein. städter Mainufer blickt. Hier befi ndet hingewiesen, die nicht vernachlässigt sich gewissermaßen das „Sahne- werden dürfen. Aktuell gibt es einen Die in der „-Seligenstädter stück“ der Mainlandschaft im Raum Gewässerpfl egeplan, der bestimmt, Senke“ vorhandenen Braunkohleab- Karlstein, das man auch als „Karlstei- welche Vegetationsarten in den lagerungen sind überdeckt von Kies, ner bzw. Seligenstädter Mainschleife“ Mainuferzonen angepfl anzt wer- Sand und Ton als Verwitterungs- bezeichnen könnte, die zukünftig den dürfen. Möglicher Kompromiss schutt der benachbarten Mittelgebir- gezielt vermarktet werden sollte. für die zukünftige Entwicklung der ge. Der vorhandene Kies wurde früher Getrübt wird allerdings das Land- Mainuferzonen könnte die Belassung und wird teilweise heute noch abge- schaftsbild im Bereich der Mainschlei- natürlicher Schutzzonen bei Schaf- baut, was sich in der Entstehung wei- fe durch die relativ nah am Main ge- fung punktueller Freizeit-, Ruhe- und terer Seen in der Landschaft wider- legenen Gewerbegebiete im Westen Erholungszonen an geeigneter Stelle spiegelt (u.a. Weißsee im Gemeinde- des Gemeindegebiets Karlstein (In- sein. In jedem Fall bedarf es hierzu gebiet Karlstein, Hörsteiner See im dustriegebiet Zeche Gustav, Gewer- der Abstimmung mit dem Landrats- Stadtgebiet Alzenau). In der Land- begebiet Nördlich der Seligenstädter amt (Untere Naturschutzbehörde) und schaft fi nden sich z.T. auch Flugsand- Straße). Weitere Beeinträchtigungen lokalen Naturschutzverbänden. dünen; hinzu kommen fl acheingetief- des Landschaftsbilds im Bereich der te Rinnen, weitere Seen und Moore Mainschleife durch gewerbliche Ent- Zentraler Baustein der Gestaltung der als Ergebnis früherer Flussverläufe wicklungen sollten in Zukunft mög- Mainlandschaft könnte zukünftig die des Mains und seiner Seitenarme. lichst vermieden werden. Errichtung einer Fußgängerbrücke

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über den Main bei Seligenstadt sein (in Kooperation mit der Stadt Seligenstadt). Die bisherige Fähr- verbindung über den Main für Kfz und Radfahrer bei Seligenstadt sollte wie bisher beibehalten werden. Allerdings sollte die Wege- verbindung von der Fähre und ggf. der zukünftigen Fußgängerbrücke in Richtung Karlstein verbessert und durch interessante Stationen entlang der Wegstrecke weiter attraktiviert werden (z.B. durch zusätzliche Gastronomie- und Freizeitangebote im Bereich des Badesee Großwelzheim Schleusengehöfts).

Verbessert werden sollten auch die Wegebeziehungen zur Seen- und Waldlandschaft im Norden des Gemeindegebiets Karlstein. Dabei ist zu prüfen, ob und inwieweit die Seeufer- zonen (insb. des Gustavsees) aus naturschutzrechtlicher Sicht zumindest partiell zugänglich gemacht werden können. Zu prüfen ist zudem, ob auch der Hörsteiner See auf Alzenauer Gemarkung nach Einstellung des dortigen Mainlandschaft Karlstein Kiesabbaus mittel- bis langfristig in ein Wegekonzept eingebunden werden kann (Abstimmung mit Stadt Alzenau nötig). Zu prüfen Stärken: • Chance zur Verbesserung der wäre schließlich auch, ob der zur wegemäßigen Erschließung Zeit verbuschte Wanderweg von • Landschaftlich reizvolle La- des Landschaftsraums (z.B. Großwelzheim nach Hörstein, der ge im Maintal in Nähe des Fußgängerbrücke über den überwiegend durch das Stadtgebiet Naturparks Spessarts als Main bei Seligenstadt, Er- Alzenau verläuft, wieder als Rad- bedeutendem Naherholungs- schließung der Mainuferzo- und Fußweg ertüchtigt werden raum nen und der Seenlandschaft) kann. Zu klären wäre dabei ein • Mildes Klima im Maintal möglicher Durchlass an der A 45 • Interessante Seenlandschaft Schwächen: (hier besteht z.Zt. nur ein Wild- als Relikt des Braunkohle- und durchlass). Kiesabbaus • Beeinträchtigung des Land- • Geschlossene Waldfl ächen im schaftsbilds durch Gewerbe- Norden des Gemeindegebiets gebiete im westlichen Gemein- 6.2 Stärken und Schwächen • Interessante kulturland- degebiet (Bereich Mainschlei- schaftliche Attribute in der fe) Zusammengefasst lassen sich mit Naturlandschaft (insb. Kloster • Restriktionen bezüglich Gestal- Blick auf die naturräumlichen und Seligenstadt im Bereich der tung der Mainuferzonen durch landschaftlichen Gegebenheiten in Mainschleife westlich von Hochwasserschutz und Natur- der Gemeinde Karlstein folgende Karlstein) schutz Stärken und Schwächen benennen: • Aufwertungspotenzial im Be- • Bislang fehlendes Konzept reich der Mainschleife und der zur gestalterischen und funk- Mainuferzonen, ggf. auch der tionalen Aufwertung der Main- Seeuferzonen uferzonen

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• Optimierungsbedarf bezüglich • Prüfung eines gemeinsamen Zugänglichkeit des Mains von Wegekonzepts mit der Nach- den Siedlungen her barstadt Alzenau (ggf. Ein- • Optimierungsbedarf bezüglich bindung Hörsteiner See, Re- wegemäßiger Anbindung Karl- aktivierung Wanderweg von steins an Seligenstadt Großwelzheim nach Hörstein) • Optimierungsbedarf bezüglich wegemäßiger Erschließung der Seen- und Waldlandschaft im nördlichen Gemeindegebiet

6.3 Handlungsbedarf

Mit Blick auf die Steigerung des Erho- lungs- und Freizeitwerts der Land- schaft in und um Karlstein ergibt sich für die Gemeinde Karlstein vor allem folgender Handlungsbedarf:

• Vermarktung der Mainschleife im westlichen Gemeindegebiet als besonders wertvollen Land- schaftsraum (Kooperation mit Stadt Seligenstadt) • Darstellung der besonderen landschaftlichen Potenziale (Mainuferzonen, Seenlandschaft, Kloster Seligenstadt im Bereich der Mainschleife) • Vermeidung zusätzlicher Beein- trächtigungen des Landschafts- bilds im Bereich der Mainschleife (Beschränkung der gewerblichen Entwicklung) • Gestalterische und funktionale Aufwertung der Mainuferzonen in Abstimmung mit Wasserwirt- schaftsamt und Naturschutz • Verbesserung der Zugänglichkeit der Mainuferzonen von den Siedlungen her • Verbesserung der Anbindung Karlsteins an die Stadt Seligen- stadt (Fußgängerbrücke über den Main) • Optimierung des Rad- und Wanderwegenetzes (bessere Erschließung der Mainschleife, der Mainuferzonen sowie der Seen- und Waldlandschaft) • Prüfung möglicher Zugänge zu Seeuferzonen (insb. Gustavsee)

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Nahversorgung und Einzelhandel

7 Nahversorgung und Aufgrund der aktuellen Versorgungs- kaufsfl äche des Einzelhandels durch- Einzelhandel situation im Raum Karlstein mit domi- schnittlich bei rund 1,46 qm/Einw.) nierenden Anbietern in Alzenau und (Datenquelle: CIMA GmbH 2012). Als Kahl a.Main ist das lokale Einzelhan- wichtigste Nahversorger (Anbieter für 7.1 Aktuelle Versorgungs- delsangebot in Karlstein fast aus- Lebensmittel und sonstige kurzfristige situation schließlich auf Grundversorgungsan- Bedarfsgüter) sind derzeit in Karlstein gebote beschränkt; höherwertige noch verblieben: Die Gemeinde Karlstein weist aktuell Bedarfsgüter werden dagegen in eine gemessen an ihrer Einwohner- Karlstein kaum angeboten. So gibt es • 1 Edeka-Markt (nah & gut) zahl geringe Ausstattung mit Einzel- etwa im Bereich des Kfz-Einzelhan- • 1 Norma-Filiale handelsbetrieben auf. Der Einzugsbe- dels als besonderer Sparte für den • 1 Naturkostladen reich der in Karlstein ansässigen Verkauf hochwertiger Produkte nur • 1 weiterer kleiner Laden Einzelhändler reicht dabei kaum über zwei Autohändler in Karlstein (neben • 2 Getränkemärkte das eigene Gemeindegebiet hinaus. mehreren Kfz-Werkstätten). Dagegen • 3 Bäckereien Bedingt ist dies durch die räumliche fi ndet sich in den Nachbargemeinden • 2 Metzgereien Nähe größerer Einkaufsmärkte in eine deutlich höhere Zahl von Auto- den Nachbargemeinden Alzenau und händlern, darunter auch größere Hinzu kommen für die Ortsteile Det- Kahl a.Main, die zumindest teilweise Autohäuser. tingen und Großwelzheim jeweils die Versorgung der Einwohner Karl- folgende Dienstleistungsanbieter: steins übernehmen und entsprechend Die für den Einzelhandel schwierigen Kaufkraft aus der Gemeinde Karlstein Rahmenbedingungen in Karlstein • Sparkasse (Filialbetrieb) abziehen (Kaufkraftabfl uss von rund aufgrund starker Konkurrenz in den • VR-Bank (Filialbetrieb) 36,5 Mio. EUR im Jahr 2012). Dem Nachbarorten hat dazu geführt, dass • Postagentur insgesamt beträchtlichen Kaufkraftab- einige früher in Karlstein ansässige • Apotheke fl uss aus Karlstein steht ein ver- Einzelhändler ihren Betrieb in den gleichsweise geringer jährlicher Um- letzten Jahren aufgegeben haben Neben der insgesamt geringen Aus- satz des Karlsteiner Einzelhandels (u.a. Schließung eines Drogerie- stattung mit Einzelhandelsbetrieben von rund 13,8 Mio. EUR (inkl. Kauf- marktes). Dies hat zu einer weiteren wird die Versorgungsqualität in Karl- kraftzufl uss von nur rund 1,4 Mio. Ausdünnung des lokalen Versor- stein auch dadurch beeinträchtigt, EUR, Stand 2012) gegenüber (zum gungsangebots in Karlstein geführt dass sich die meisten der ansässigen Vergleich: Alzenau: Umsatz von rund und die Verkaufsfl äche des lokalen Betriebe auf mehrere Standorte in 116 Mio. EUR pro Jahr). Dies zeigt, Einzelhandels auf den sehr niedrigen den Ortsteilen Dettingen (vor allem dass das Marktpotenzial in Karlstein Wert von nur 0,40 qm/Einw. (Stand entlang der sehr langgezogenen von fast 49 Mio. EUR pro Jahr bis- 2012) gedrückt (zum Vergleich: in 17 Hanauer Landstraße als Ortsdurch- lang kaum ausgeschöpft ist (Daten- anderen bayerischen Gemeinden ver- fahrtsstraße) und in Großwelzheim quelle: CIMA GmbH 2012). gleichbarer Größe lag 2012 die Ver- (vor allem entlang der Hauptstraße) verteilen. Entsprechend müssen die Kunden des Karlsteiner Einzelhan- dels oft lange Wegedistanzen zurück- legen, um von einem Anbieter zum nächsten zu gelangen. Lediglich die beiden Nahversorger Edeka und Norma weisen eine zentrale Lage in Nähe der gemeinsamen Ortsmitte beim Rathaus Karlstein an der Ortsdurchfahrt (St 3308) auf. Beide Märkte sind somit für Kfz- Kunden gut erreichbar, bieten ein ausreichendes Parkplatzangebot und ermöglichen Kopplungsaktivitäten in den nahen öffentlichen und sozialen Einrichtungen (Rathaus, Gemeinde- bibliothek, Wochenmarkt). Allerdings ist die Verkaufsfl ächenausstattung beider Märkte relativ klein, so dass geprüft werden muss, ob die derzeiti- Einzugsgebiet des Karlsteiner Einzelhandels ge Verkaufsfl äche dauerhaft genügt

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und ob ggf. Standorterweiterungen Streulagen möglichst vermieden und • Ungünstige Streulage der meis- bzw. -verlagerungen nötig sind. eine stärkere Bündelung von Angebo- ten Einzelhandelsbetriebe, da- ten angestrebt werden (z.B. im Be- durch oft lange Wegedistanzen Eine solche Prüfung ist auch vor dem reich der ehem. Feuerwehren oder in für Karlsteiner Einzelhandels- Hintergrund zweckmäßig, dass heute Nähe des Bahnhofs). kunden größere Lebensmittelanbieter i.d.R. • Geringe Verkaufsfl ächenausstat- standortangepasste Strategien ver- tung der Nahversorger Edeka folgen und Kooperationen mit ande- 7.2 Stärken und Schwächen (nah & gut) und Norma, ggf. ren Anbietern (z.B. Drogeriemarkt, erforderliche Maßnahmen der Discounter) bevorzugen. Insofern Zusammengefasst lassen sich mit Standortoptimierung sollte zukünftig in Karlstein auf eine Blick auf die Versorgungssituation der • Problem des zusätzlichen Flä- weitere Bündelung von Versorgungs- Gemeinde Karlstein folgende Stärken chenverbrauchs bei Ausweitung funktionen im Umfeld der gemeinsa- und Schwächen benennen: des Versorgungsangebots men Ortsmitte hingewirkt werden. Dabei ist vor allem an eine Auswei- Stärken: tung des Lebensmittelangebots zu 7.3 Handlungsbedarf denken, wofür in Karlstein angesichts • Gesicherte Grundversorgung in einer einzelhandelsrelevanten Kauf- der Gemeinde Karlstein (durch Mit Blick auf die Versorgung der kraftkennziffer von 106,7 (Bundes- lokale Anbieter und schnell er- Karlsteiner Bevölkerung ergibt sich durchschnitt: 100) und eines mögli- reichbare Einkaufsmärkte in den für die Gemeinde Karlstein vor allem chen Umsatzpotenzials des Karlstei- Nachbargemeinden) folgender Handlungsbedarf: ner Einzelhandels von rund 26,0 Mio. • Überdurchschnittliche Kaufkraft- EUR pro Jahr (Quelle: CIMA GmbH ziffer der Gemeinde Karlstein • Sicherung und Optimierung vor- 2012) durchaus Potenzial vorhanden (106,7), noch unausgeschöpftes handener Versorgungsangebo- ist. Bisherigen Überlegungen zur An- Kaufkraftpotenzial im Bereich der te (inkl. Wochenmarkt) siedlung eines zusätzlichen Lebens- Lebensmittelversorgung • Erhöhung der Kaufkraftbindung mittelmarkts in Karlstein stand aller- • Zentrale Lage der Nahversorger durch Ausweitung des lokalen dings die Mehrheit der Bevölkerung Edeka (nah & gut) und Norma in Versorgungsangebots (insb. im ablehnend gegenüber (Bedenken Nähe der gemeinsamen Ortsmit- Lebensmittelbereich) wegen hohen Flächenverbrauchs). te Karlstein • Prüfung zukünftiger Entwick- • Chance zur Stärkung der ge- lungsoptionen für die Nahver- Neben der Ausweitung des Lebens- meinsamen Ortsmitte Karlstein sorger Edeka (nah & gut) und mittelangebots empfi ehlt sich im Um- durch Ausweitung des Versor- Norma (Standortoptimierung, Er- feld der gemeinsamen Ortsmitte Karl- gungs- und Dienstleistungsange- höhung der Verkaufsfl äche) stein auch die Etablierung zusätzli- bots (zusätzliche Angebote im • Prüfung zukünftiger Entwick- cher sozialer und Dienstleistungsan- Lebensmittelbereich, Standort- lungsoptionen für die ansässi- gebote. Vor allem für die in den Orts- konzentration der örtl. Banken) gen Bankfi lialen (Standortkon- teilen Dettingen und Großwelzheim zentration) ansässigen Bankfi lialen erscheint zu- Schwächen: • Stärkung der gemeinsamen Orts- künftig eine Standortkonzentration im mitte Karlstein durch Ausweitung Bereich der gemeinsamen Ortsmitte • Geringe Ausstattung der Ge- des Versorgungs- und Dienstleis- Karlstein attraktiv. Hier profi tieren die meinde Karlstein mit Einzelhan- tungsangebots (zusätzliche An- Banken von der zentralen Lage und delsbetrieben gemessen an der gebote im Lebensmittelbereich, einem lebendigen Umfeld mit Bünde- Einwohnerzahl Standortkonzentration der ört- lung der Funktionen Verwaltung, Ver- • Geringer Einzugsbereich für lichen Banken) sorgung, Kultur und Soziales. Karlsteiner Einzelhändler, hoher • Sicherung der Nahversorgung Kaufkraftabfl uss in benachbarte in den Ortsteilen, Bündelung Parallel zur Standortkonzentration im Gemeinden mit ihren dominie- von Angeboten (z.B. im Bereich Bereich der gemeinsamen Ortsmitte renden Einkaufsmärkten der ehem. Feuerwehren oder in Karlstein sollten auch in den Ortstei- • Angebotsdefi zite bei höherwer- Nähe des Bahnhofs) len Dettingen und Großwelzheim tigen Bedarfsgütern weiterhin Versorgungsangebote vor- • Zusätzliche Ausdünnung des gehalten werden, um eine möglichst Versorgungsangebots durch wohnungsnahe Versorgung der Be- Betriebsaufgaben in den letzten völkerung (darunter auch weniger Jahren (u.a. Schließung Dro- mobile ältere Menschen) zu gewähr- geriemarkt), relativ wenig Ver- leisten. Dabei sollten ungünstige kaufsfl äche je Einwohner

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Tourismus, Kultur und Naherholung

8 Tourismus, Kultur und Naherholung

Gästeübernachtungen (2000 - 2014): 8.1 Beherbergung und Gastro- Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern nomie

230 Der Bereich Beherbergung und Gast- 220 ronomie ist im Gemeindegebiet Karl- 210 stein bislang nur ansatzweise entwi- 200 ckelt. Aktuell besteht in Karlstein ein 190 180 Beherbergungsangebot, das rund 170 120 Gästebetten umfasst. Diese 160 verteilen sich auf drei Hotels sowie 150 auf mehrere Ferienwohnungen und 140 Pensionen mit Gästezimmern. Hinzu 130 120 kommt das spezifi sche Übernach- 110 tungsangebot für Camper (Camping- 100 platz am Weißsee). 90 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 2013/2014 2014/2015 Im Fremdenverkehrsjahr 2014/15 ver- Gästeübernacht. Karlstein a.Main (+ 68,7 %) Gästeübernacht. Lkr. Aschaffenburg (+ 45,6 %) zeichneten die Beherbergungsbetrie- Gästeübernacht. Unterfranken (+ 25,1 %) Gästeübernacht. Bayern (+ 23,3 %) be in Karlstein ca. 8.450 Gästean- künfte, die Zahl der Gästeübernach- tungen lag bei etwa 19.570 Über- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung nachtungen. Hieraus resultierte eine durchschnittliche Gästeverweildauer von rund 2,3 Tagen bei einer Auslas- tungsquote von etwa 30% (Daten- quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung). Gästeübernachtungen (2000 - 2014): Diese Zahlen verweisen darauf, Vergleich mit Gemeinde Kahl a.Main und Gemeinde Kleinostheim dass der Langzeittourismus in Karl- stein bislang keine prägende Rolle 240 spielt und eher Kurzzeitgäste das touristische Geschehen in Karlstein 220 bestimmen.

200 Im Zeitraum von 2004 bis 2014 ist 180 die Zahl der Gästeübernachtungen

160 in Karlstein deutlich angestiegen (Zu- nahme um rund 69%; zum Vergleich: 140 Lkr. Aschaffenburg: +45,6%, Bayern:

120 +23,3%). Dennoch liegt das Ausstat- tungsniveau des übernachtenden 100 Fremdenverkehrs in Karlstein immer

80 noch deutlich unter demjenigen in 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010 2010/2011 2011/2012 2012/2013 2013/2014 den größeren Nachbarorten wie Kahl Gästeübernacht. Karlstein a.Main (+ 68,7 %) Gästeübernacht. Kahl a.Main (+ 68,3 %) a.Main, wo aktuell ein Angebot von Gästeübernacht. Kleinostheim (+ 87,8 %) Gästeübernacht. Lkr. Aschaffenburg (+ 45,6 %) rund 260 Gästebetten besteht und zuletzt rund 52.000 Gästeübernach- tungen pro Jahr registriert wurden Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (rund 68% mehr als im Jahr 2004). Etwas geringer als in Karlstein ist die touristische Ausstattung in Kleinost- heim mit einem Angebot von rund 90 Gästebetten und zuletzt rund 15.500 Gästeübernachtungen pro Jahr (rund 88% mehr als 2004). Allerdings ist

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in Kleinostheim, ebenso wie auch in Treffpunkte in jüngerer Zeit spürbar Ziel muss es sein, den Landschafts- Kahl a.Main, die Auslastungsquote zurückgegangen; es gibt kaum noch raum in Karlstein mit seinen besonde- in den Beherbergungsbetrieben mit eine lebendige Gaststättenkultur. Nur ren Potenzialen noch besser als rund 50% deutlich höher als in Karl- wenige der in Karlstein vorhandenen bisher für Touristen und Erholungssu- stein (Datenquelle: Bayerisches Lan- Gaststätten werden neben einheimi- chende zu erschließen und erlebbar desamt für Statistik und Datenverar- schen Gästen auch von auswärtigen zu machen. Hierzu muss das Wege- beitung). Besuchern stärker frequentiert. netz für Radfahrer und Wanderer im Gemeindegebiet zielgerichtet Die tendenziell gestiegenen Über- Abhängig ist der Besucherstrom von ausgebaut, optimal beschildert und nachtungszahlen der letzten Jahre in außen in die örtlichen Gaststätten vor mit attraktiven Verweilorten am Main, Karlstein zeigen, dass hier durchaus allem von der Investitionsbereitschaft an den Seen und in den Siedlungen noch Potenzial zur Steigerung der der Inhaber und Betreiber. Ziel der Dettingen und Großwelzheim ver- Tourismusintensität besteht. Voraus- Gemeinde Karlstein muss es daher knüpft werden. Zugleich müssen die setzung für eine solche Steigerung sein, die Inhaber mittels beispielge- Mainuferzonen im Bereich der Main- ist, dass neben den Beherbergungs- bender öffentlicher Maßnahmen zur schleife und auch in Siedlungsnähe kapazitäten auch die sonstige touris- Aufwertung und Erlebbarmachung weiter als Erholungs- und Freizeit- tische Infrastruktur vor Ort weiter des umgebenden Landschaftsraums raum aufgewertet werden. optimiert wird. Hierzu zählen neben (Mainschleife, Mainuferzonen, Seen- spezifi schen touristischen Einrichtun- landschaft) sowie zur gestalterischen gen im Kultur- und Freizeitbereich und funktionalen Aufwertung zentra- (z.B. museale Einrichtungen) auch ler Siedlungsbereiche (insb. Orts- ausreichend große Raumangebote für durchfahrt, gemeinsame Mitte beim Kultur- und Freizeitveranstaltungen Rathaus und historische Ortskerne sowie ein quantitativ ausreichendes von Dettingen und Großwelzheim) zu und qualitativ hochwertiges Gast- mehr investivem Einsatz im privaten ronomieangebot. Bereich anzuregen. Wünschenswert wären dabei vor allem Investitionen Derzeit stehen in Karlstein für kultu- zur Ausweitung der Freiraumgastro- relle und anderweitige Veranstaltun- nomie, die bislang in Karlstein deut- gen zwei größere Hallen zur Verfü- lich unterrepräsentiert ist (u.a. Mangel gung, die auch sportlichen Aktivitäten an attraktiven Biergärten). der örtlichen Vereine dienen: die Lindighalle im Ortsteil Dettingen und die Bayernhalle im Ortsteil Groß- 8.2 Touristische Attraktionen welzheim. Hinzu kommt das Haus der Begegnung mit Räumen für klei- Wichtigstes Potenzial für den Touris- nere Veranstaltungen in Nähe des mus und Tagesbesuchsverkehr im Kirche St. Hippolyt Rathauses Karlstein. Zum bislang Gemeindegebiet Karlstein ist die eher dünnen Gastronomieangebot in attraktive Mainlandschaft (insbeson- Karlstein zählen aktuell: dere die Mainschleife im Westen des Gemeindegebiets). Auch die Seen- • 5 Gaststätten mit gutbürger- landschaft im nördlichen Gemeinde- licher Küche gebiet mit dem Weißsee (Badesee • 4 italienische Restaurants mit angelagertem Campingplatz) • Mediterran Hotel Juwel mit und dem Gustavsee (der allerdings internationaler Küche aus Gründen des Naturschutzes und • 2 Eisdielen mangelnder Erschließung nur schwer • mehrere kleine Kneipen zugänglich ist) ist touristisch attraktiv. Hinzu kommt als weiterer dem Tou- Die in Karlstein vorhandenen Gast- rismus förderlicher Aspekt die Nähe stätten und sonstigen gastronomi- zum Naturpark Spessart und zur schen Einrichtungen sind bislang Stadt Aschaffenburg mit ihren Se- kaum auf die Bedürfnisse von Touris- henswürdigkeiten. Diese für Touristen ten und Tagesbesuchern ausgerich- und Besucher attraktiven Ziele kön- tet und dienen überwiegend sozialen nen von Karlstein aus relativ schnell Zwecken innerhalb der einheimischen erreicht werden. Bevölkerung. Allerdings ist die Be- Kirche St. Peter und Paul deutung der Gaststätten als soziale

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Wichtig für die touristische Entwick- lung Karlsteins wird zukünftig auch sein, die im Siedlungsverband beste- henden Sehenswürdigkeiten sowie die für Touristen und Tagesbesucher attraktiven Kultur- und Freizeitstätten besser darzustellen und zugänglich zu machen. Insbesondere gilt dies für die architektonisch interessanten Kirchenbauwerke in Dettingen und Großwelzheim (Böhm’sche Kirchen, evang. Erlöserkirche) und für das Heimatmuseum in Dettingen, das Einblicke in die Geschichte Karl- steins von der Frühzeit bis heute gibt Freizeitgebiet am Weißsee (u.a. mit anschaulicher Darstellung der Schlacht von Dettingen 1743 als bedeutendem historischen Ereignis und Hinweis auf das „Det- tinger Te Deum“ als besonderem kompositorischen Kulturbeitrag).

Durch ein stimmiges Kommunikati- onskonzept (inkl. Leitsystem für Besucher, Broschüren, Apps, QR- Codes) sowie durch Führungen des örtlichen Geschichtsvereins können die genannten Attraktionen den künf- tigen Besuchern auf eingängige Wei- se nahe gebracht werden. Zudem soll das Kommunikationskonzept Segel- und Sportboothafen dazu dienen, die Erreichbarkeit aller weiteren Kultur- und Freizeitstätten sowie zentraler Funktionsbereiche in Zu prüfen ist, ob neben den attrakti- Nah und Fern anlockt, deutlich zu Karlstein deutlich zu verbessern. Zu ven Zonen im Gemeindegebiet Karl- verbessern. Zu empfehlen ist, neben diesen Einrichtungen und Bereichen stein auch interessante Bereiche in der bestehenden Fährverbindung zählen vor allem: den Nachbargemeinden (z.B. Hör- in Nähe des Klosters zusätzlich steiner See, Rad- und Fußweg nach eine Fußgängerbrücke über den • Fähranlegestelle und Fußgän- Hörstein im Stadtgebiet Alzenau) Main einzurichten. Am Karlsteiner gerbrücke über den Main nach mittel- bis langfristig in das Karlstei- Mainufer könnte dann eine Seligenstadt (Mainschleife) ner Wegekonzept mit eingebunden attraktive Verweilstation in Nähe der • Segel- und Sportboothafen am werden können (Erforderlichkeit Brücke bzw. der Fähranlegestelle Main mit benachbartem Schleu- interkommunaler Kooperation). In eingerichtet werden, die einen sengehöft jedem Fall muss gewährleistet sein, schönen Blick auf das Kloster • Festplätze und Spielplätze am dass sich die Rad- und Wanderwege Seligenstadt ermöglicht und durch Main bzw. in Nähe des Mains im Raum Karlstein stimmig in das eine attraktive mainparallele • Gemeinsame Ortsmitte mit Rat- überregionale Rad- und Wanderwe- Verbindungsachse (Rad- und haus, Haus der Begegnung und genetz (z.B. Maintalradweg als Pre- Fußweg) mit dem Siedlungsbereich Gemeindebibliothek mium-Radweg) einfügen. Karlstein verknüpft ist. An diese • Gemeindliches Hallenbad Verbindungsachse angebunden • Campingplatz am Weißsee Von zentraler Bedeutung für die tou- werden können weitere interessante • Bayernhalle in Großwelzheim ristische Entwicklung Karlsteins wird Stationen in Mainnähe wie etwa mit benachbartem Sportgelände es zukünftig sein, die Anbindung an der Segel- und Sportboothafen mit „Am Langen See“ die Nachbarstadt Seligenstadt benachbartem Schleusengehöft, • Lindighalle in Dettingen mit dem Kloster Seligenstadt als das als Erholungs- und Freizeitort • Bahnhof Dettingen herausragendem Kulturdenkmal, besonders entwickelt werden kann. das jährlich viele Besucher aus

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• Historische Ortskerne in Dettin- gen (Karlsplatz, ehem. Feuer- wehr) und Großwelzheim (inkl. Bereich Alte Schule und ehem. Feuerwehr)

Unverzichtbar mit Blick auf die weitere touristische Entwicklung in Karlstein ist schließlich auch eine gezielte Darstellung der Ge- meinde und ihrer touristischen Potenziale in den überörtlichen Medien (Internet, Presse, regionale Karten und Prospekte). Eine solche mediale Darstellung der Gemein- de fi ndet bislang kaum statt und muss zukünftig in Kooperation mit weiteren touristischen Partnern (Tourismusverbände, Nachbarge- Heimatmuseum Karlstein meinden) auf den Weg gebracht werden. Dabei sollte neben den o.g. Kernthemen der touristischen Weißsee als Badesee mit • Potenzial zur Darstellung der Vermarktung wie Mainschleife, Campingplatz) örtlichen Industriegeschichte Seenlandschaft, Kirchenbauwerke • Nähe Karlsteins zum Naturpark (Braunkohleabbau, Versuchs- und Heimatmuseum auch das bis- Spessart und zur Stadt Aschaf- atomkraftwerke) lang eher vernachlässigte, aber fenburg als interessante Aus- touristisch durchaus interessante fl ugsziele Schwächen: Thema der Industriegeschichte • Nachbarschaft Karlsteins zum (Braunkohleabbau, Versuchs- Kloster Seligenstadt als heraus- • Unterdurchschnittliches Aus- atomkraftwerke) stärker in den ragendem Kulturdenkmal stattungsniveau des übernach- Blick gerückt werden. Auch re- • Architektonisch wertvolle Kir- tenden Fremdenverkehrs in gional bedeutsame siedlungsge- chenbauwerke in Dettingen und Karlstein (geringe Zahl von schichtliche Themen (Entwicklung Großwelzheim (Böhm’sche Kir- Gästebetten, geringe Auslas- der Abtei Seligenstadt, Entstehung chen, evang. Erlöserkirche) tungsquote der Beherber- des „nassen Limes“ am Main in • Heimatmuseum in Dettingen mit gungsbetriebe) der Römerzeit) können stärker be- anschaulicher Darstellung der • Relativ geringe Verweildauer leuchtet werden. Geschichte Karlsteins der in Karlstein übernachtenden • Diverse Angebote im Kultur- Besucher und Freizeitbereich (u.a. Segel- • Mängel im bestehenden Gast- 8.3 Stärken und Schwächen und Sportboothafen, Hallenbad, ronomieangebot (nur wenige Veranstaltungen in Lindig- und Gaststätten, fehlende Ausrich- Zusammengefasst lassen sich mit Bayernhalle sowie im Haus der tung auf Bedürfnisse von Tou- Blick auf die touristische Ausstattung Begegnung) risten und Tagesbesuchern, der Gemeinde Karlstein folgende • Positive Entwicklung im über- kaum Freiraumgastronomie) Stärken und Schwächen benennen: nachtenden Fremdenverkehr • Zunehmender Bedeutungs- seit 2004 (Zunahme der Gäs- verlust der Gaststätten als Stärken: teübernachtungen), Potenzial soziale Treffpunkte, fehlende zur Steigerung der Touris- Investitionen örtlicher Gast- • Hohe touristische Attraktivität musintensität stätteninhaber der Mainlandschaft im Raum • Potenzial zur Aufwertung der • Unzureichende wegemäßige Karlstein, Mainschleife im west- Mainuferzonen als Erholungs- Anbindung Karlsteins an Stadt lichen Gemeindegebiet als und Freizeitraum, Chance der und Kloster Seligenstadt als besonders wertvoller Land- gemeindlichen Anbindung an touristisch interessantem Ziel- schaftsraum Maintalradweg ort • Seenlandschaft im nördlichen • Potenzial zur Entwicklung • Teils mangelhafte Erschließung Gemeindegebiet als zusätz- des Schleusengehöfts als des Landschaftsraums (insb. cher Attraktivitätsfaktor (insb. Erholungs- und Freizeitort Seenlandschaft)

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• Teils isolierte Lage örtlicher Kul- • Entwicklung des Schleusenge- tur- und Freizeitstätten (z.B. Lin- höfts als attraktiver Erholungs- dighalle, Bayernhalle), bislang und Freizeitort (z.B. Raststation fehlende Verknüpfung einzelner für Radwanderer) Einrichtungen im Rahmen eines • Verknüpfung aller lokalen Kultur- Kommunikationskonzepts und Freizeitstätten und wichtigen • Unzureichende Darstellung Funktionsbereiche innerhalb des der Gemeinde in überörtlichen touristischen Wegenetzes (insb. Medien, schwache gemeindliche Kirchenbauwerke, Heimatmuse- Profi lierung um, gemeinsame Ortsmitte, hi- storische Ortskerne, Lindig- und Bayernhalle, Bahnhof) 8.4 Handlungsbedarf • Einrichtung eines einheitlich gestalteten Kommunikationskon- Mit Blick auf touristische Entwicklung zepts (inkl. Leitsystem für Be- im Gemeindegebiet Karlstein ergibt sucher, Broschüren, Apps, QR- sich vor allem Folgender Handlungs- Codes; ggf. zentrale Info-Stelle bedarf: beim Rathaus) • Verbesserung der touristischen • Entwicklung der Mainlandschaft Vermarktung, Darstellung Karl- als attraktiver Erholungs- und steins in überörtlichen Medien Freizeitraum (Mainschleife im (Internet, Presse, Karten und westlichen Gemeindegebiet und Prospekte), insb. Erwähnung Mainuferzonen in Siedlungsnä- Karlsteins in überörtlichen Rad- he) und Wanderkarten • Entwicklung und Erlebbarma- • Profi lierung Karlsteins mit seinen chung der Seenlandschaft (Gus- Potenzialen (Mainschleife, Seen- tavsee, Weißsee mit Camping- landschaft, Kirchen, Heimatmu- platz, ggf. Hörsteiner See in Ko- seum, Siedlungs- und Industrie- operation mit der Stadt Alzenau) geschichte) • Ausbau des Rad- und Wander- • Interkommunale Kooperation bei wegenetzes zur Erschließung touristischer Vermarktung der Main- und Seenlandschaft (Kooperation mit Nachbarge- meinden, Anbindung an überre- gionales Rad- und Wanderwe- genetz) • Verbesserung der Infrastruktur für Radwanderer (Service, Be- schilderung, Raststationen) • Ausweitung und Qualifi zierung des gastronomischen Angebots (Ausrichtung auf Bedürfnisse von Touristen und Tagesbesuchern, mehr Freiraumgastronomie) • Ausweitung und Qualifi zierung des Beherbergungsangebots (Steigerung der Übernachtungs- zahlen) • Verbesserung der Anbindung Karlsteins an Stadt und Kloster Seligenstadt (Fußgängerbrücke über den Main in Abstimmung mit der Stadt Seligenstadt), at- traktiver Rad- und Fußweg von Seligenstadt nach Karlstein

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45 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Soziale Infrastruktur

9 Soziale Infrastruktur Klabauterschiff) mit zusammen rund gesehen werden. Eine besondere 420 Plätzen zur Verfügung (Betreu- Aufgabe wird zukünftig auch sein, Zur sozialen Infrastruktur zählen vor ung von Kindern im Vorschulalter und die Kinder aus Flüchtlingsfamilien zu allem die Bildungs- und Erziehungs- von Kleinkindern). Ein zusätzlicher integrieren. einrichtungen sowie die Einrichtungen Kinderhort für Schulkinder befi ndet der medizinischen und der Alten- sich im Bau. In den letzten Jahren versorgung. Hinzu kommen Kultur-, wurde das Angebot an Plätzen für 9.2 Schulen Freizeit- und Sporteinrichtungen, die die Kinderbetreuung in Karlstein aus- von der örtlichen Bevölkerung (darun- geweitet (Steigerung um rund 13% Für die schulische Bildung der in ter Familien, Jugendliche und Senio- seit 2007; zum Vergleich: Landkreis Karlstein lebenden Kinder gibt es ren) genutzt werden können. Eine Aschaffenburg: +6,5%, Unterfranken: aktuell in der Gemeinde eine Grund- qualitative und breitgefächerte soziale +7,3%). Somit kann heute in Karlstein schule (nahe des Bahnhofs in Dettin- Infrastruktur ist für die Gemeinde der Bedarf an Plätzen in Kindergär- gen) und eine Mittelschule (nahe der Karlstein als Grundzentrum von hoher ten, Kinderkrippen und Kinderhorten Bayernhalle im Norden von Groß- Bedeutung, da sie ein maßgeblicher vollständig gedeckt werden (die Zahl welzheim). Die nächsten weiterfüh- Faktor im Hinblick auf die Bindung der betreuten Kinder lag 2014 bei 395 renden Bildungseinrichtungen wie der einheimischen Bevölkerung an Kindern) (Datenquelle: Bayerisches Realschulen und Gymnasien befi n- ihren Wohnort und den Zuzug von Landesamt für Statistik und Daten- den sich in den Nachbarstädten Neubürgern ist. Gemessen an der verarbeitung). Alzenau und Seligenstadt und im Einwohnerzahl besteht aktuell in Oberzentrum Aschaffenburg. Für Karlstein eine gute Ausstattung mit Nach Angaben der Gemeinde Karl- die Erwachsenenbildung werden in Infrastruktureinrichtungen. Bei weiter stein besteht eine relativ hohe Zufrie- Karlstein zahlreiche Kurse der Volks- rückläufi ger Einwohnerentwicklung denheit der Bevölkerung mit den hochschule Kahl-Alzenau-Karlstein ist allerdings der Bestand dieser Angeboten der Kinderbetreuung. angeboten. Einrichtungen zumindest teilweise Besonders positiv hervorzuheben ist, gefährdet. dass es auch in den Sommer- und An der Grund- und Mittelschule in Ferienzeiten Betreuungsangebote Karlstein wurden im Schuljahr 2013/ für Kinder gibt; zu prüfen wäre, ob 14 insgesamt rund 330 Schüler 9.1 Kindertagesstätten auch für die Abendstunden eine unterrichtet - rund 41% weniger als Ausweitung der Betreuungsangebote noch zehn Jahre zuvor im Schuljahr Für die Kinderbetreuung stehen aktu- zweckmäßig ist. Ein gewisser Bedarf 2003/ 04. Damit war der Rückgang ell in Karlstein drei Kindertagesstätten kann zukünftig bei der Betreuung der Schülerzahl in den Karlsteiner (Regenbogenland, Villa Kunterbunt, von Kleinkindern durch Tagesmütter Schulen seit 2004 deutlich stärker als in den Volksschulen der Nachbarge- meinde Kahl a.Main (-10,1%) und Belegte Plätze in Kindertagesstätten (2007 - 2014): auch stärker als durchschnittlich Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern in den Volksschulen im Landkreis Aschaffenburg (-36,4%) (zum Ver- gleich: Unterfanken: -34,5%, Bayern: 125,0 -24,2%) (Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Daten- 120,0 verarbeitung).

115,0 Wie die Zahlen zeigen, sind die schulischen Bildungseinrichtungen 110,0 in Karlstein immer weniger ausgelas- tet. Infolgedessen wurde inzwischen 105,0 behördlicherseits die Schließung der Mittelschule verfügt. Auch der 100,0 Erhalt der Grundschule ist auf lan- ge Sicht schwierig - zumal eine 95,0 relativ starke Konkurrenz durch 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 schulische Einrichtungen in Hessen KiTa-Plätze Karlstein a.Main (+ 13,0 %) KiTa-Plätze Lkr. Aschaffenburg (+ 6,5 %) und durch private Schulen besteht. KiTa-Plätze Unterfranken (+ 7,3 %) KiTa-Plätze Bayern (+ 20,7 %) Als Fazit ergibt sich, dass eine Stabilisierung der Bevölkerungs- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung entwicklung überaus wichtig für den

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Bedeutungserhalt des Schulstandorts Schülerzahlen in Karlstein (2003 - 2014): Karlstein ist. Eine besondere Rolle Volksschulen (Grund- und Mittelschule) kann dabei die Aufnahme und Unter- richtung von Kindern aus Flüchtlings- familien spielen. 600 565

547 551 9.3 Einrichtungen für Kinder und 521 517 Jugendliche 500 469 Zu den sozialen Einrichtungen zählen neben den Bildungs- und Erziehungs- 434 413 stätten auch Einrichtungen und An- gebote für Kinder und Jugendliche. 400 385

Für sie gibt es aktuell in Karlstein ein 365 umfangreiches Angebot an Freizeit- plätzen, darunter ein Dirt-Bike- 333 Parcour, eine Skater-Anlage, eine 300 Basketball-Anlage sowie mehrere 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14

Bolz- und Spielplätze (insgesamt 13 Schüler in Volksschulen Spielplätze im Gemeindegebiet).

Wichtigste Einrichtung für Jugendli- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung che ist ein Jugendraum im Haus der Begegnung nahe dem Rathaus. Hier fi ndet seitens der Gemeinde eine Jugendbetreuung durch eine Jugend- pfl egerin und weitere Aktive der offe- nen Jugendarbeit statt. Weitere An- gebote für Jugendliche sind die kirch- lich organisierten Sommerfreizeiten, die von den Jugendlichen gut ange- Entwicklung der Volksschülerzahlen (2003 - 2013): nommen werden; darüber hinaus ist Vergleich mit Lkr. Aschaffenburg, Unterfranken und Bayern die Jugendarbeit der Kirche allerdings begrenzt. 105,0

Aktuell bestehen Überlegungen zur 100,0 Nutzung von Mainuferzonen für Ju- 95,0 gendaktivitäten. Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass eine früher 90,0 bereits eingerichtete Freizeitfl äche 85,0 auf den Mainwiesen von der Ju- 80,0 gend kaum angenommen wurde. 75,0 Zu bedenken ist auch, dass es teilweise Probleme aufgrund von 70,0 Verwüstungen und Vermüllungen 65,0 durch Jugendliche auf Spielplätzen 60,0 und anderen Treffpunktorten gibt. 55,0 Auch nächtliche Ruhestörungen im 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Bereich von Treffpunktorten können Schüler VS Karlstein a.Main (- 41,1 %) Schüler VS Lkr. Aschaffenburg (- 36,4 %) ein Problem darstellen. Schüler VS Unterfranken (- 34,5 %) Schüler VS Bayern (- 24,2 %) Zu empfehlen ist, zukünftige Maß- nahmen zur Einrichtung von Treff- Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung punktorten und Freizeitangeboten für Jugendliche in Absprache mit den Jugendlichen selbst vorzunehmen.

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Darüber hinaus sollten Vertreter der Jugend grundsätzlich auch bei ande- ren Themen der Gemeindeentwick- lung stärker als bislang mit einbezo- gen werden (Einladung zu Work- shops und Arbeitskreisen).

9.4 Einrichtungen für Senioren

Wie die Schulen, Kindertagesstätten und Jugendeinrichtungen erfüllen auch die Senioreneinrichtungen eine wichtige soziale Funktion und werden angesichts des steigenden Anteils Kindertagesstätte Klaubauterschiff von Senioren an der Gesamtbevölke- rung immer bedeutsamer. Als wich- tigste Senioreneinrichtungen und seniorenspezifi sche Angebote sind aktuell in Karlstein vorhanden:

• Caritas-Seniorentagesstätte (Tagespfl egeeinrichtung) in Nä- he des Rathauses • Caritas-Sozialstation St. Lau- rentius mit betreutem Wohnen in Großwelzheim • Ambulante Pfl egedienste (APK, CuraVita, Völkel) • Freizeitangebote für Senioren (z.B. Tanzen im Sitzen) • Kirchliche Angebote für Senioren

Grundschule in Dettingen Problematisch ist, dass die in Karl- stein bestehende Seniorentagesstätte nur mangelhaft ausgelastet ist; es kommen eher Auswärtige als Einhei- mische in die Tagespfl ege nach Karl- stein. Als nachteilig für die Nutzung der Einrichtung erweist sich auch die Tendenz zu mehr heimischer Betreu- ung (billige Pfl egekräfte aus Osteuro- pa). Zudem werden viele weitere in Karlstein vorhandene Angebote im- mer weniger genutzt, da die mobilen Senioren verstärkt Angebote in ande- ren Orten in Anspruch nehmen.

Wichtiges Ziel für die Zukunft ist die Sicherung und bessere Kommunizie- rung der in Karlstein vorhandenen Angebote für Senioren. Eine wichtige Mittelschule in Großwelzheim Funktion kommt dabei dem in Karl- stein existierenden Seniorenbeirat zu, dessen zur Zeit 12 Mitglieder sich vierteljährlich treffen und Vorschläge zur Verbesserung der Lebenssituati-

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on der Senioren erarbeiten (Umset- zeit- und Sportangebot. Als wichtigste Gemeinde Karlstein. Hier hat sich seit zung der Vorschläge durch die Ge- Kultur-, Freizeit- und Sportstätten der den 1970er Jahren eine ausgeprägte meindeverwaltung). Gemeinde seien hier genannt: Vereinslandschaft entwickelt (Entste- hung mehrerer Vereinsheime) mit • Heimatmuseum in Dettingen vielfältigen Aktivitäten im sportlichen 9.5 Medizinische Versorgung • Haus der Begegnung in der und kulturellen Bereich (Musik, Thea- gemeinsamen Ortsmitte (mit ter, Geschichte). Zu verweisen ist Eine ausreichende medizinische Ver- Rudolf-Wöhrl-Pavillon) auch auf Vereinsaktivitäten in den sorgung ist unverzichtbarer Bestand- • Gemeindebibliothek in der ge- Bereichen Politik, Kirche, Naturschutz teil des Versorgungsangebotes einer meinsamen Ortsmitte und Soziales sowie auf die Tätigkeit Gemeinde für ihre Bewohner. Gerade • Anton-Wombacher-Haus (Veran- der freiwilligen Feuerwehr. Besonders ältere Menschen, deren Anteil an der staltungsort) in Dettingen hervorzuheben sind die Karlsteiner Bevölkerung steigt, sind darauf an- • Alte Schule (Veranstaltungsort) Dachorganisationen ARGE Dettingen gewiesen, dass ihnen wohnortnah in Großwelzheim und AdO Großwelzheim, die das medizinische Einrichtungen zur Ver- • Lindighalle in Dettingen (Sport- jährliche Veranstaltungsprogramm fügung stehen. In der Gemeinde und Veranstaltungshalle) der örtlichen Vereine koordinieren Karlstein wird die medizinische • Bayernhalle in Großwelzheim und den Karlsteiner Kulturkalender Versorgung derzeit vor allem durch (Sport- und Veranstaltungshalle) herausgeben (u.a. mit Kabarett- und folgende Einrichtungen sicher ge- • Turnhalle der Grundschule Det- Musikveranstaltungen). stellt: tingen • Turnhalle der Mittelschule Groß- Ziele für die Zukunft sind die Bewah- • 4 Allgemeinärzte welzheim rung der intakten Vereinskultur in • 4 Zahnärzte • Sportplatz Dettingen Karlstein und die Realisierung zusätz- • 1 Kinderarzt • Sportplatz „Am Langen See“ in licher „Highlights“ im Kulturkalender. • 2 Tierärzte Großwelzheim Darüber hinaus muss dafür Sorge • Gemeindliches Hallenbad getragen werden, dass weiterhin Je eine Apotheke in Dettingen und in • Badesee mit Campingplatz adäquate Raumangebote für die viel- Großwelzheim runden das medizini- (Weißsee) fältigen Vereinsaktivitäten sowie für sche Angebot ab. Hinzu kommen die • Segel- und Sportboothafen Kultur- und Freizeitveranstaltungen gesundheitsspezifi schen Angebote • Festplatz in Dettingen (am Main- zur Verfügung stehen. Durch die gro- privater Dienstleister in Karlstein (z.B. ufer und an der Lindighalle) ße Anzahl an Vereinen in Karlstein Ergotherapie). • Festplatz und Jahnplatz in Groß- kommt es vor allem im Winter gele- welzheim gentlich zu Engpässen in den vor- • Tennisplätze handenen Sport- und Veranstaltungs- 9.6 Kultur-, Freizeit- und Sport- • Reitplatz hallen, weshalb durchaus Bedarf an einrichtungen zusätzlichen Räumen besteht. Die in Karlstein vorhandenen Einrich- Für die Attraktivität einer Gemeinde tungen aus dem Kultur-, Freizeit- und als Wohnort spielt neben einer guten Sportbereich sind zukünftig zu erhal- 9.8 Integration sozialen Infrastruktur auch die quali- ten, zu attraktivieren und ggf. durch tativ gute Ausstattung mit Kultur-, neue Einrichtungen zu ergänzen. Wichtig für das Zusammenleben der Freizeit- und Sporteinrichtungen eine Konkret angedacht ist die Neunut- verschiedenen in Karlstein lebenden immer wichtigere Rolle. Generell zung des Schleusengehöfts als Erho- Menschen ist neben der Sicherung ergibt sich für viele kleinere Gemein- lungs- und Freizeitort. Zudem sollen der o.g. Infrastrukturen auch die Be- den das Problem, dass ihr Freizeit- das Rad- und Wanderwegenetz wei- reitstellung unterstützender Angebote angebot i.d.R. weniger umfangreich ter optimiert, vorhandene Kultur- und für einkommensschwache und sozial und attraktiv ist als dasjenige der Freizeitstätten besser miteinander benachteiligte Bevölkerungsgruppen größeren Zentren; insbesondere für verknüpft und die Mainuferzonen als (Transferleistungsempfänger, Arbeits- Jugendliche bieten die zentralen Orte attraktiver Erholungs- und Freizeit- lose). Für diese Menschen gibt es meist ein deutlich attraktiveres Ange- raum aufgewertet werden. teilweise besondere Angebote ver- bot. Mit der genannten Problematik schiedener Institutionen (z.B. Kleider- ist grundsätzlich auch die Gemeinde kammer Karlstein, reduzierte Mit- Karlstein konfrontiert. Dennoch ver- 9.7 Vereinsleben gliedsbeiträge in Vereinen). Zu prüfen fügt die Gemeinde - gemessen an sind weitere mögliche Angebote (z.B. ihrer Einwohnerstärke - über ein gu- Aus sozialer Sicht von besonderer Bildungsgutscheine für Kinder aus tes, wenngleich in Teilbereichen noch Bedeutung ist das Vereinsleben und sozial benachteiligten Familien). weiter ausbaufähiges Kultur-, Frei- das sozio-kulturelle Leben in der

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Schwächen:

• Problem geringer werdender Auslastung von Einrichtungen in Folge schrumpfender Be- völkerung (Verteuerung des Unterhalts von Einrichtungen, Bestandsgefährdung) • Tendenziell rückläufi ge Schüler- zahl in der örtlichen Grund- und Mittelschule (Bescheid über Schließung der Mittelschule, Lindighalle erschwerte Bestandssicherung der Grundschule) Eine besondere Herausforderung • Lokale Angebote der schuli- • Erschwernisse bei der Findung stellt zukünftig in Karlstein die Integ- schen Bildung für Kinder und zusätzlicher Treffpunktorte für ration von Asylbewerbern dar. Die Erwachsene (insb. Grundschu- Jugendliche, Probleme durch Gemeinde ist sich der steigenden le, Volkshochschule) Vermüllung und nächtliche Bedeutung von Integrationsaufgaben • Angebote für Kinder und Ju- Ruhestörung bewusst und strebt eine Willkom- gendliche (u.a. Jugendraum • Mangelhafte Auslastung der Se- menskultur für Asylbewerber an. im Haus der Begegnung, niorentagesstätte, schwindende Aktuell existiert bereits ein runder gemeindliche Jugendbetreu- Inanspruchnahme lokaler Ange- Tisch zum Thema Integration mit ung) bote für Senioren (Tendenz zur rund 100 Beteiligten; rund 50 Bürger • Angebote für Senioren (u.a. Nutzung auswärtiger Angebote beteiligen sich ehrenamtlich. Durch Seniorentagesstätte, Sozial- durch mobile Senioren) organisierten Sprachunterricht und station mit betreutem Wohnen, • Defi zite bei der Kommunizierung zusätzliche (meist kirchliche) Aktivitä- ambulante Pfl egedienste), Tä- vorhandener Angebote im sozia- ten soll die Integration vereinfacht tigkeit des örtlichen Senioren- len Bereich (insb. Angebote für werden. Wünschenswert wäre eine beirats Senioren) bessere Steuerung des Zuzugs von • Medizinische Grundversorgung • Engpässe im Winter beim Asylbewerbern, die dazu führt, dass vor Ort (Ärzte, Apotheken) Raumangebot für örtliche Ver- vor allem dauerhaft verbleibende • Gutes Angebot an Kultur-, Frei- eine in den Sport- und Veran- Asylbewerber nach Karlstein kom- zeit- und Sportstätten (u.a. Hei- staltungshallen men. matmuseum, Haus der Begeg- • Zunehmender Integrationsbe- nung, Gemeindebibliothek, darf (v.a. Asylbewerber, daneben mehrere Veranstaltungshallen auch einkommensschwache und 9.9 Stärken und Schwächen und -räume, Hallenbad, Bade- sozial benachteiligte Menschen) see, Segel- und Sportboot- Zusammengefasst lassen sich mit hafen) Blick auf die soziale Infrastrukturaus- • Potenzial zur Ausweitung des 9.10 Handlungsbedarf stattung der Gemeinde Karlstein lokalen Erholungs- und Freizeit- folgende Stärken und Schwächen angebots (Schleusengehöft, Als Konsequenz aus den aktuel- benennen: Rad- und Wanderwege, Main- len Entwicklungstrends, insbeson- uferzonen) dere der Bevölkerungsentwicklung, Stärken: • Vielfältige Vereinslandschaft ergibt sich, dass zukünftig beson- mit Dachorganisationen ARGE dere Anstrengungen zur Qua- • Gute Ausstattung Karlsteins mit Dettingen und AdO Großwelz- litätssicherung der vorhandenen sozialen Infrastruktureinrichtun- heim Infrastruktur - darunter Schulen, gen gemessen an der Einwohn- • Ehrenamtliches Engagement Kindergärten und öffentliche Ein- erzahl zur Integration von Asylbewer- richtungen wie Hallenbad oder • Gutes Angebot im Bereich der bern Bibliothek - unternommen werden Kinderbetreuung, vollständige • Erhöhte Chancen der Sicherung müssen. Neben dem Problem Deckung des Bedarfs an Plät- von Infrastrukturen durch Asyl- der quantitativ schrumpfenden zen in Kindergärten, Kinder- bewerber als zusätzliche Nutzer Einwohnerzahl, das zu einer ge- krippen und Kinderhorten (insb. Flüchtlingskinder in Schu- ringeren Auslastung von Infra- (Betreuungsangebote auch in len und Kindergärten) struktureinrichtungen, deren Ver- Sommer- und Ferienzeiten) teuerung im Unterhalt und ggf.

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zur Schließung führt, ergeben sich • Sicherung der medizinischen weitere Herausforderungen durch die Versorgung, Prüfung möglicher qualitative Veränderung der in Karlstein Ergänzungen des Versorgungs- lebenden Bevölkerung. angebots (z.B. zusätzlicher Kin- derarzt) Zu verweisen ist insbesondere auf • Verbesserung der Kommunizie- den steigenden Anteil älterer Mitbür- rung lokaler Angebote im so- ger über 65 Jahre, für die besondere zialen Bereich (insb. Angebote Versorgungs- und Betreuungsange- für Senioren) bote, aber auch angepasste Wohn- • Sicherung und Ausweitung der raumangebote vorzuhalten sind. Be- Angebote im Kultur-, Freizeit- sonderes Augenmerk ist zudem den und Sportbereich (insb. Ent- Familien, Kindern und Jugendlichen wicklung des Schleusengehöfts, zu schenken, denen mit Blick auf die Optimierung des Rad- und Wan- wünschenswerte Stabilisierung der derwegenetzes, Aufwertung der Bevölkerung weiterhin attraktive Le- Mainuferzonen) bensbedingungen geboten werden • Ausweitung des lokalen Veran- müssen. Schließlich ist den Bedürf- staltungsprogramms (Kulturka- nissen einkommensschwacher und lender) sozial benachteiligter Menschen so- • Förderung von Vereinen, Siche- wie der größer werdenden Gruppe rung und bedarfsweise Optimie- von Asylbewerbern Rechnung zu rung des Raumangebots für tragen. Für sie sind unterstützende Vereine soziale Angebote, aber auch adäqua- • Sicherung und Ausweitung des ter Wohnraum und geeignete Be- bürgerschaftlichen Engagements schäftigungsmöglichkeiten vorzu- • Sicherung unterstützender Ange- halten. Im Einzelnen sind erforder- bote für sozial Benachteiligte (z.B. lich: Bildungsgutscheine) • Maßnahmen zur Integration von • Sicherung und Qualifi zierung Asylbewerbern, Wohnraum- und des Angebots bei der Kinderbe- Arbeitsplatzangebote für dauer- treuung (Prüfung der Zweck- haft verbleibende Flüchtlinge mäßigkeit zusätzlicher Betreu- ungsangebote in den Abend- stunden, evtl. Ausweitung der Betreuung durch Tagesmüt- ter) • Sicherung des Schulstandorts Karlstein (insb. Bestandssiche- rung der Grundschule), Qualitäts- sicherung des Bildungsange- bots • Integration von Flüchtlingskin- dern in den Kindertagesstätten und Schulen • Verbesserung der Angebote für Jugendliche (z.B. zusätzliche Freizeitzonen am Mainufer), Be- teiligung von Jugendlichen an gemeindlichen Entwicklungspro- zessen (Einladung zu Workshops und Arbeitskreisen) • Sicherung und Ausweitung der Betreuungsangebote für Senio- ren, Sicherung der Mobilität von Senioren, Einrichtung von Hol- und Bringdiensten

51 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Technische Infrastruktur

10 Technische Infrastruktur künftig neben der Autobahntrasse und Neben der Erstellung eines gesamt- der Bahnlinie vor allem die Trasse gemeindlichen Lärmschutzkonzepts der neuen Umgehungsstraße sowie sind in Karlstein auch Verbesserun- 10.1 Verkehrliche Infrastruktur die von Lärmimmissionen stärker gen bei der ÖPNV-Bedienung zu betroffenen Wohnsiedlungsberei- empfehlen, die derzeit durch mehrere Wie in Kap. II 1.2 bereits ausgeführt, che im Osten von Dettingen (u.a. in Buslinien der Verkehrsgemeinschaft weist die Gemeinde Karlstein eine Nähe der Hörsteiner Straße und der am Bayerischen Untermain (VAB) und gute Anbindung an das bundesdeut- Frankenstraße). der KVG Schöllkrippen gewährleistet sche Fernverkehrsnetz (Lage an der wird. Verbesserungen sind dabei vor Bundesautobahn A 45 und Nähe zur Insgesamt empfi ehlt es sich, ein ge- allem in folgender Hinsicht denkbar: Bundesautobahn A 3) und an das samtgemeindliches, auch Lärmquel- Schienenverkehrsnetz (Bahnhof Det- len aus den Nachbarkommunen (Ge- • Optimierung der Citybuslinie tingen an der Regionalzugstrecke werbegebiet Alzenau) berücksichti- Karlstein - Kahl - Alzenau (insb. Aschaffenburg - Frankfurt mit An- gendes Lärmkonzept auf Grundlage Prüfung einer verbesserten schluss an das ICE-Fernverkehrs- eines fl ächendeckenden Lärmkatas- Linienführung durch neue Hal- netz) auf. Wichtigste innerörtliche ters zu erstellen, aus dem dann testelle in Nähe des Bahnhofs Verkehrsachse in Karlstein ist die konkrete, aufeinander abgestimmte Dettingen, z.B. bei alter Feuer- Staatsstraße St 3308 (ehemalige Lärmschutzmaßnahmen abgeleitet wehr Dettingen) Bundesstraße B 8), die den Sied- werden können (z.B. Lärmschutz- • Realisierung eines S-Bahn-An- lungsbereich Karlstein als langgezo- wände entlang der Bahnlinie und der schlusses an den Rhein-Main- gene Ortsdurchfahrt von Südosten Autobahntrasse, Flüsterasphalt auf Verdichtungsraum nach Nordwesten durchzieht. der Autobahn, interkommunal abge- • Verbesserung der Erreichbarkeit stimmtes Verkehrsleitsystem). In der hessischen Nachbarstadt Entlang der Staatsstraße ergeben diesem Lärmkonzept sind auch die Seligenstadt für ÖPNV-Benutzer sich aufgrund des Durchgangsver- Ergebnisse aus bisherigen Untersu- kehrs beträchtliche Lärmbelastungen, chungen (verkehrstechnische Unter- Nicht nur für ÖPNV-Benutzer, auch die zukünftig im Zuge des Baus einer suchungen und schalltechnische für Radfahrer und Fußgänger sollte Umgehungsstraße (Realisierung bis Berechnungen im Zuge der Planfest- zukünftig die Erreichbarkeit der Stadt ca. 2017) deutlich reduziert werden stellung der St 3308 / Neubau Orts- Seligenstadt weiter verbessert wer- können. Auch von der Autobahntras- umgehung Karlstein aus dem Jahr den (z.B. durch eine neue Fußgän- se der A 45 und der Bahnlinie sowie 2014, Schallpegelmessungen des gerbrücke über den Main als Ergän- vom Flugverkehr und vom gewerblich Ingenieurbüros Wölfel, Höchberg, aus zung zur bestehenden Fährverbin- bedingten Verkehr gehen erhebliche dem Jahr 2014) zu beachten. Glei- dung). Darüber hinaus bedarf das Lärmbelastungen aus, denen durch ches gilt für die Ergebnisse der Öf- Rad- und Fußwegenetz im Gemein- gezielte Immissionsschutzmaßnah- fentlichkeitsbeteiligung zur Lärmak- degebiet Karlstein ganz allgemein men begegnet werden muss. Beson tionsplanung des Einsenbahn-Bun- einer Optimierung bezüglich Wege- dere Schwerpunktbereiche für Lärm- desamtes aus dem Jahr 2015. führung, Ausbauqualität und Beschil- schutzmaßnahmen sind dabei zu- derung.

10.2 Infrastruktur für Ver- und Entsorgung

In der Gemeinde Karlstein ist die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und Energie (Strom, Gas) grundsätzlich gesichert. Auch die Abwasserentsorgung nach den geltenden Regeln der Technik ist in Karlstein gewährleistet (regelmäßige Kanalsanierungen bei Ver- und Entsorgungsleitungen). Allerdings erfolgen die Ver- und Entsorgung in Karlstein nicht einheitlich durch einen oder wenige für das gesamte Ge- meindegebiet zuständige Betriebe; Ortsdurchfahrt Karlstein vielmehr bestehen getrennte Verant-

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wortlichkeiten mehrerer Ver-/ Entsor- Hinzuweisen ist des Weiteren auf die Feuerwehr in Frage. Hier ist aller- gungsanbieter für unterschiedliche Tätigkeit des gemeindlichen Umwelt- dings das Einsparpotenzial nach Gemeindegebietsteile. beirats, der sich neben ökologischen Durchführung diverser Maßnahmen und Naturschutzbelangen auch um in der jüngeren Vergangenheit (u.a. So erfolgt die Trinkwasserversor- Fragen des technischen Umwelt- Neubau Feuerwehr) bereits weitge- gung für die Gemeinde Karlstein mit schutzes und der Energieeffi zienz hend ausgeschöpft. Zu prüfen wäre den Ortsteilen Dettingen und Groß- durch Nutzung erneuerbarer Ener- zukünftig, inwieweit im Zuge der Rea- welzheim seit 1969 zwar größtenteils gien kümmert. Bislang fi ndet eine lisierung von Lärmschutzmaßnahmen durch das Wasserwerk Dettingen. Nutzung erneuerbarer Energien in entlang der größeren Verkehrstras- Ein Teilbereich der Siedlung Kim- Karlstein vor allem in Form von Pho- sen im Gemeindegebiet Karlstein melsteich in Großwelzheim wird aber tovoltaikanlagen statt. (Lärmschutzwälle bzw. -wände an durch die Gemeindewerke Kahl ver- Autobahn, Bahnlinie, Umgehungs- sorgt; zudem wird die Straße „Am Grundsätzlich ist die Nutzung er- straße) auch zusätzliche Photovol- Kieswerk“ vom Zweckverband Fern- neu-erbarer Energien ein wichtiges taikanlagen errichtet werden können. wasserversorgung Spessartgruppe Zukunftsthema nicht nur für die Ge- versorgt. Auch im Bereich der Ab- meinde Karlstein, sondern auch für Ein wichtiges Zukunftsthema neben wasserentsorgung gibt es eine geteil- andere Kommunen in der Region. dem Thema Energie ist für die Ge- te Zuständigkeit. So ist für den Orts- Langfristig sollen durch die Erhöhung meinde Karlstein auch der Ausbau teil Dettingen der Abwasserverband des Anteils erneuerbarer Energien des Breitbandnetzes. Diesbezüglich Untermain und für den Ortsteil in der kommunalen und regionalen bestanden zuletzt in Karlstein noch Großwelzheim der Abwasserver- Energiebilanz mehr Energieautarkie deutliche Defi zite (relativ geringe Ra- band Schleifbach zuständig. für die Region erreicht und gleichzei- te an Breitbandanschlüssen, relativ tig das Image als ökologische und langsames Internet). Bis April 2016 Lediglich im Energiebereich (Versor- umweltfreundliche Region gestärkt wird aber mittels staatlicher Förde- gung der Gemeinde mit Strom und werden. Um die genannten Ziele zu rung der Ausbau des Breitbandnet- Gas) gibt es mit der SÜWAG Energie, erreichen, sind die bislang bestehen- zes so weit abgeschlossen sein, Niederlassung Mitte in Karlstein, nicht den Ansätze zur Nutzung erneuerba- dass eine Downloadrate von über mehrere, sondern nur einen zentralen rer Energien und zur Steigerung der 30 Mbit/s in allen Karlsteiner Haus- Versorgungsträger für das gesamte Energieeffi zienz weiter auszudehnen. halten gewährleistet werden kann. Gemeindegebiet. Ebenso besteht im Hilfreich ist dabei ein Coaching der Miitelfristig sollte eine weitere Erhö- Bereich der Abfallentsorgung nur eine Kommunen und ihrer Akteure durch hung der Downloadrate angestrebt Verantwortlichkeit für das gesamte Energieagenturen und andere Bera- werden (Downloadrate von über Gemeindegebiet durch den Landkreis ter in Unterfranken. 50Mbit/s, wie sie in einigen Nach- Aschaffenburg. barkommunen größtenteils bereits Als konkrete Maßnahme zur Steige- realisiert ist) (siehe Breitbandatlas Neben den diversen Trägern und rung der Energieeffi zienz kommt in 2014, herausgegeben vom Bundes- Anbietern im Bereich der Ver- und Karlstein vor allem die energetische ministerium für Verkehr und digitale Entsorgung, die ein umfangreiches Sanierung gemeindlicher Gebäude Infrastruktur). Leitungsnetz und technische Anlagen wie Rathaus, Schulen, Bauhof und wie z.B. Kläranlagen in Karlstein und Umgebung unterhalten, werden tech- nische Infrastrukturen auch seitens der Gemeinde Karlstein selbst vor- gehalten. Als wichtigste gemeindliche Einrichtungen im Bereich der techni- schen Infrastruktur sind in Karlstein vor allem zu nennen:

• Bauhof und Recyclinghof in Großwelzheim • Grünabfallplätze in Dettingen und Großwelzheim • Kleiderkammer Karlstein in Räu- men der Mittelschule, Altkleider- container • Müllcontainer für Glas und Blechdosen Wasserwerk in Dettingen

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10.3 Stärken und Schwächen • Ungenügende verkehrliche An- • Erhalt und Verbesserung der be- bindung an die Nachbarstadt stehenden Mobilitätsangebote Zusammengefasst lassen sich mit Seligenstadt in Hessen für (Schiene, Bus, Park+Ride) Blick auf die verkehrliche und techni- ÖPNV-Benutzer, Radfahrer • Optimierung der Citybuslinie sche Infrastrukturausstattung der und Fußgänger Karlstein - Kahl - Alzenau (insb. Gemeinde Karlstein folgende Stär- • Optimierungsbedarf beim ge- Prüfung einer verbesserten Li- ken und Schwächen benennen: meindlichen Rad- und Fußwege- nienführung durch neue Halte- netz (Wegeführung, Ausbau- stelle in Nähe des Bahnhofs Stärken: qualität, Beschilderung) Dettingen) • Vielzahl von Zuständigkeiten im • Realisierung eines S-Bahn-An- • Gute Anbindung an das bundes- Bereich der Wasserversorgung schlusses an den Rhein-Main- deutsche Fernverkehrsnetz (La- und Abwasserentsorgung Verdichtungsraum ge an der A 45 und Nähe zur A 3) • Begrenzter Ausweitungsspiel- • Verbesserung der Erreichbarkeit • Anbindung an das Schienenver- raum zur Nutzung erneuerbarer der hessischen Nachbarstadt Se- kehrsnetz (Bahnhof Dettingen Energien ligenstadt für ÖPNV-Benutzer, an der Bahnlinie Aschaffenburg • Weiterer Ausbaubedarf im Be- Radfahrer und Fußgänger (z.B. - Frankfurt mit Anschluss an das reich der Breitbandversorgung durch neue Fußgängerbrücke ICE-Fernverkehrsnetz) über den Main) • Vorhandene Untersuchungen • Optimierung des gemeindlichen zum Lärmschutz als Grundlage 10.4 Handlungsbedarf Rad- und Fußwegenetzes (We- für die Erstellung eines gesamt- geführung, Ausbauqualität, Be- gemeindlichen Lärmkonzepts Aufgrund der aktuellen verkehrlichen schilderung) • Funktionierendes Grundgerüst Rahmenbedingungen im Gemeinde- der ÖPNV-Bedienung gebiet Karlstein lässt sich mit Blick Im Bereich der Infrastruktur für Ver- • Gesicherte Grundversorgung auf die verkehrliche Infrastruktur und und Entsorgung kommt es vor allem der Bevölkerung mit Wasser und den erforderlichen Lärmschutz vor darauf an, die nötigen Qualitätsstan- Energie (Strom, Gas), gesicher- allem folgender Handlungsbedarf dards weiterhin zu sichern, indem die te Abwasserentsorgung ableiten: bestehenden Ver- und Entsorgungs- • Sicherung der Belange des Um- anlagen in der Gemeinde bedarfs- weltschutzes (inkl. technischer • Verkehrsberuhigung entlang der weise ergänzt und auf dem neuesten Umweltschutz, Energieeffi zienz) Ortsdurchfahrt / Realisierung der technischen Stand gehalten werden. durch Tätigkeit des gemeindli- Umgehungsstraße Wichtig ist die Gewährleistung einer chen Umweltbeirats • Erstellung eines gesamtgemeind- ausreichenden Auslastung der Ver- • Realisierte Maßnahmen zur Stei- lichen Lärmkonzepts auf Grund- und Entsorgungsanlagen. Je stabiler gerung der Energieeffi zienz im lage eines fl ächendeckenden die Bevölkerungsentwicklung verläuft, gemeindlichen Gebäudebestand Lärmkatasters (unter Berücksich- desto höher ist die Auslastung der • Nutzung erneuerbarer Energien tigung nachbargemeindlicher vorhandenen Anlagen und desto in Form von Photovoltaikanlagen Lärmquellen und der Ergebnis- niedriger sind die Pro-Kopf-Kosten • Realisierte Maßnahmen zur Ver- se bereits vorliegender Lärm- für den Unterhalt der Anlagen. Nimmt besserung der Breitbandversor- untersuchungen) dagegen die Bevölkerung und damit gung • Durchführung konkreter, aus die Auslastung in stärkerem Maße dem Lärmkonzept abgeleiteter ab, müssen nicht nur die Fixkosten Schwächen: Lärmschutzmaßnahmen (z.B. auf weniger Köpfe verteilt werden, Lärmschutzwände entlang sondern muss u.U. auch echter Zu- • Hoher Grundlärmpegel, Lärmbe- der Bahnlinie und der Auto- satzaufwand im Betrieb fi nanziert lastungen durch Bahnlinie, Auto- bahntrasse, Flüsterasphalt auf werden. bahn, Flugverkehr und gewerb- der Autobahn, interkommunal lich bedingten Verkehr abgestimmtes Verkehrsleit- Besondere Aufwendungen zur An- • Starke verkehrliche Belastungen system) passung der Netze der technischen entlang der Ortsdurchfahrt • Prüfung der Errichtung zusätz- Infrastruktur könnten erforderlich • Unzureichende Anbindung der licher Photovoltaikanlagen im werden, wenn im Zuge des Bevölke- Citybuslinie Karlstein - Kahl - Al- Zuge der Raelisierung von rungsrückgangs und des damit ver- zenau an den Bahnhof Dettin- Lärmschutzmaßnahmen entlang bundenen Leerfallens von Wohnraum gen der größeren Verkehrstrassen ein Rückbau von Wohnungen erfol- • Fehlender S-Bahn-Anschluss an (Lärmschutzwälle bzw. -wände gen sollte. Ein derartiger Rückbau den Rhein-Main-Verdichtungs- an Autobahn, Bahnlinie, Umge- von Wohnungen ist allerdings in der raum hungsstraße) Gemeinde Karlstein allenfalls partiell

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zu erwarten, so dass aus heutiger und Gemeinden erzielen. Im Einzel- regenerativer Energien (z.B. pho- Sicht keine Aufwendungen in einem nen erfolgt die Erarbeitung eines to-voltaische und solarthermische allzu großen Umfang zu befürchten Gesamtenergiekonzepts in folgen- Anlagen) aus Gründen der Ortsbild- sind. den Phasen: erhaltung nur teilweise verwirklichen. Zu empfehlen ist daher die Einrich- Besondere Bedeutung wird auch • Erhebung der Energiever- tung genossenschaftlicher Bürgerso- zukünftig der Sicherung moderner brauchsdichte laranlagen an geeigneten Standorten Kommunikationsnetze (DSL, Glasfa- • Erhebung der vorhandenen außerhalb der Altorte. In den Altorten sernetz, digitales Fernsehen etc.) Energie-Infrastruktur selbst ist zu prüfen, inwieweit eine zukommen, die heute im Hinblick auf • Ermittlung der Energiepotenziale energetische Sanierung im Gebäu- die Attraktivität der Kommunen als • Erstellung des Energienutzungs- debestand möglich und zweckmä- Wohn- und Gewerbestandort unver- plans (Maßnahmenpaket, Vor- ßig ist. zichtbar sind. Hier muss seitens der gabe von Zeithorizonten) Gemeinde Karlstein dafür Sorge ge- • Kostenlose Energieberatung tragen werden, dass die Netzqualität für Wohnhäuser nicht hinter derjenigen in anderen Kommunen zurückbleibt. Im Rahmen der Erhebungen sind zu- nächst die bei der Kommune bereits Ein besonderer Aufgabenschwer- vorhandenen Daten zu sichten. So- punkt ergibt sich zukünftig im Bereich fern kein nutzbares Datenmaterial der gemeindlichen Energieversor- vorhanden ist, müssen ggf. Daten gung im Hinblick auf mögliche Ener- neu erhoben werden. Auf Grundlage gieeinsparungen und die Nutzung der ermittelten Daten wird sodann regenerativer Energien. Diesbezüg- eine Wärmedichtekarte erstellt. Dabei lich sind in Karlstein bereits wesentli- wird sowohl die gegenwärtige als che Schritte durch diverse Maßnah- auch die zukünftige (Horizont 2030) men unternommen worden. Energieverbrauchsdichte in visuali- sierter Form dargestellt. Ebenso wird Zukünftig empfi ehlt sich vor dem Hin- die Energie-Infrastruktur in visualisier- tergrund des zur Zeit viel diskutierten ter Form dargestellt. Weiter werden Klimaschutzes und der steigenden die Energiepotenziale ermittelt und Bedeutung des Energiethemas die visualisiert, um schließlich zum Ener- Erstellung eines Energiekonzepts gienutzungsplan zu gelangen, der für das gesamte Gemeindegebiet. in visualisierter Form die zukünftige In einem solchen Energiekonzept Nutzung bezüglich Nahwärme, Ab- sollen die Strukturen für mögliche wärme, Grundwasserwärmenutzung, Einsparpotenziale im Energiebereich Erdwärmenutzung oder Gasnutzung aufgezeigt werden, auf deren Grund- darstellt. lage dann neue konkrete Einzelpro- jekte auf den Weg gebracht werden Insgesamt sind im Zuge der Erstel- können. lung eines Gesamtenergiekonzepts nicht nur physikalisch-technische Auf- Eine nur punktuelle Betrachtung hat gaben zu lösen; es geht auch darum, auf die Gesamtenergiebilanz der die Bürger und Wirtschaftsakteure Gemeinde Karlstein kaum spürbare mitzuziehen und das Verbraucher- Auswirkungen. Erst aus einer Ge- verhalten positiv zu beeinfl ussen. samtuntersuchung können zielgerich- Entsprechend sind die Bürger und tet Einzelprojekte abgeleitet werden, Akteure rechtzeitig und umfassend die eine möglichst große Wirkung über die mit dem Energiekonzept ver- entfalten. Mit der Realisierung zu- bundenen Zielsetzungen und über kunftsweisender Projekte im Rahmen bestehende Fördermöglichkeiten zu eines Gesamtenergiekonzepts kann informieren. sich die Gemeinde Karlstein zukünftig als fortschrittliche und energiebe- In den Altortbereichen der Ortsteile wusste Kommune profi lieren und Dettingen und Großwelzheim lassen einen Vorsprung vor anderen Städten sich zukünftig Projekte zur Nutzung

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Kooperation

11 Kooperation Zusammen geben die ARGE Det- für Touristen und Tagesbesucher ent- tingen und die AdO Großwelz- weder nicht oder unzureichend in heim den jährlichen Veranstal- überörtlichen Medien kommuniziert 11.1 Lokale Kooperation tungskalender der Karlsteiner Orts- (hierzu zählen etwa die Mainschleife, vereine heraus und koordinieren die Seenlandschaft, das Heimatmu- In der Gemeinde Karlstein besteht die im Jahresverlauf stattfi ndenden seum und die örtlichen Kirchenbau- seit dem Zusammenschluss der Veranstaltungen. werke); oder aber besondere in ehemals selbständigen Gemeinden Karlstein vorhandene Potenziale sind Dettingen und Großwelzheim am 1. Neben den Karlsteiner Ortsvereinen bislang noch nicht entwickelt und Juli 1975 eine gemeinsame Verwal- erfüllen auch spezielle gemeindliche werden daher weder lokal noch über- tung beider Ortsteile (neues Rathaus Gremien wie der Seniorenbeirat und lokal in den Medien thematisiert (z.B. in der gemeinsamen Ortsmitte Karl- der Umweltbeirat, aber auch die rund Industrietradition). Ziel muss es daher stein). Mit dem Gemeindezusam- 50 ehrenamtlich engagierten Bürger sein, die touristische Vermarktung menschluss ist auch ein Lernprozess zur Integration von Asylbewerbern Karlsteins im Zusammenspiel mit den für die in den Ortsteilen lebenden wichtige soziale Funktionen in der Nachbarkommunen und den Touris- Menschen und Akteure verbunden, Gemeinde Karlstein. Zukünftig wäre musverbänden deutlich zu verbes- die Entwicklung der Ortsteile nicht wünschenswert, dass sich aus dem sern (u.a. Darstellung Karlsteins mit isoliert voneinander zu betrachten, ISEK-Planungs- und Bürgerbeteili- seinen Attraktionen in überörtlichen sondern für beide Ortsteile gemein- gungsprozess heraus neue Arbeits- Rad- und Wanderkarten der Touris- sam zu gestalten. Gleichzeitig sollen kreise oder Projektgruppen mit enga- musregion Spessart-Mainland). dabei die besonderen Traditionen gierten Bürgern konstituieren, die an und Identitäten beider Ortsteile weiter der Umsetzung bestimmter, für die Besonders wichtig erscheint zukünf- bewahrt werden. Gemeindeentwicklung wichtiger Maß- tig im touristischen Bereich eine nahmen und Projekte aktiv mitwir- Zusammenarbeit Karlsteins mit der Für die Traditionspfl ege und das iden- ken. Nachbarstadt Seligenstadt in Hessen titätsfördernde soziale Miteinander (Abstimmung bzgl. Bau einer neuen in den beiden Ortsteilen erfüllen die Brücke über den Main für Fußgänger zahlreichen Vereine in Karlstein eine 11.2 Interkommunale Kooperation und Radfahrer). Aber auch eine Zu- herausragende Funktion. Dabei sind sammenarbeit mit der Stadt Alzenau die Dettinger Vereine in der ARGE Im Raum Karlstein bestehen aktuell in Bayern (Abstimmung bzgl. Ent- Dettingen und die Großwelzheimer nur wenige Kooperationen zwischen wicklung der Seenlandschaft sowie Vereine in der AdO Großwelzheim der Gemeinde Karlstein und ihren des Rad- und Wanderwegenetzes) als jeweiligen Dachorganisationen Nachbargemeinden. Zu verweisen und mit anderen Nachbargemeinden zusammengeschlossen. ist vor allem auf Kooperationen im wie Kahl a.Main, Kleinostheim oder Bereich der Ver- und Entsorgung Großkrotzenburg ist nötig. Dabei ist (Zweckverbände zur Wasserversor- neben der Kooperation im touristi- gung und Abwasserentsorgung) und schen Bereich auch an eine Koopera- im Bildungsbereich (Volkshochschule tion in anderen Feldern wie Lärm- Kahl-Alzenau-Karlstein, die gemein- schutz (interkommunal abgestimmtes deübergreifend Kurse für Erwachse- Lärmkonzept), Energieversorgung ne anbietet). Zudem ist im Umwelt- (gemeinsames Energiekonzept zur und Naturschutzbereich auf das seit Steigerung der Energieeffi zienz) und 2007 laufende ABSP-Projekt Alte ÖPNV-Bedienung (Optimierung der Mainschleife Karlstein-Kleinostheim Citybuslinie Karlstein - Kahl - Alze- hinzuweisen. Dieses Projekt soll dazu nau) zu denken. dienen, einen gemeindeübergreifen- den Biotopverbund zum Zwecke des 2015 Schutzes seltener Tier- und Pfl an- 11.3 Stärken und Schwächen Karlsteiner Vereine sind aktiv! zenarten („Rote Liste“-Arten) zu rea- Veranstaltungskalender lisieren. Zusammengefasst lassen sich mit der Karlsteiner Ortsvereine Blick auf die lokale Kooperation in Als besonders mangelhaft muss der- der Gemeinde Karlstein sowie auf die Arbeitsgemeinschaft Dettinger Ortsvereine zeit die Kooperation der Gemeinde gemeindliche Kooperation mit den ARGE Karlstein mit anderen Kommunen und Nachbargemeinden folgende Stär-

Arbeitsgemeinschaft Akteuren im touristischen Bereich ken und Schwächen benennen: der Großwelzheimer Ortsvereine AdO angesehen werden. So werden die in Veranstaltungskalender Karlstein vorhandenen Attraktionen

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Stärken: 11.4 Handlungsbedarf stimmung bzgl. Entwicklung der Seenlandschaft sowie des • Funktionierende Zusammen- Aufgrund der aktuellen Kooperations- Rad- und Wanderwegenetzes) arbeit in der Gemeinde Karlstein strukturen im Gemeindegebiet Karl- • Generelle Ausweitung der Ko- zwischen Akteuren der ehemals stein lässt sich mit Blick auf die lokale operation mit den Nachbarge- selbständigen Ortsteile Dettin- und interkommunale Kooperation vor meinden in den Bereichen gen und Großwelzheim allem folgender Handlungsbedarf Tourismus, Lärmschutz, Ener- • Traditionspfl ege und identitäts- ableiten: gieversorgung und ÖPNV- stiftende Tätigkeit der örtlichen Bedienung Vereine und ihrer Dachverbände • Intensivierung des Zusammen- (ARGE Dettingen, AdO Groß- wirkens von Akteuren aus den welzheim) Ortsteilen Dettingen und Groß- • Soziales Engagement im Rah- welzheim bei der zukünftigen men spezieller gemeindlicher Gemeindeentwicklung Gremien (Seniorenbeirat, Um- • Bewahrung der besonderen weltbeirat) und sonstiger ehren- Traditionen und Identitäten der amtlicher Betätigung (Integration Ortsteile Dettingen und Groß- von Asylbewerbern) welzheim durch Sicherung und • Chance der Etablierung neuer Förderung der Tätigkeit der Arbeitskreise und Projektgrup- lokalen Vereine und ihrer Dach- pen mit aktiven Bürgern im Zuge verbände des ISEK-Planungs- und Bürger- • Fortführung des sozialen En- beteiligungsprozesses gagements im Rahmen des Se- • Funktionierende interkommuna- nioren- und Umweltbeirats sowie le Kooperation im Bereich der durch sonstige ehrenamtlich Ver- und Entsorgung (Zweck- Tätige (Integration von Asylbe- verbände zur Wasserversorgung werbern) und Abwasserentsorgung) • Etablierung neuer Arbeitskreise • Gemeindeübergreifende Tätig- und Projektgruppen mit aktiven keit der Volkshochschule Kahl- Bürgern im Zuge des ISEK-Pla- Alzenau-Karlstein nungs- und Bürgerbeteiligungs- • Gemeindeübergreifende Maß- prozess nahmen im Umwelt- und Natur- • Fortführung bestehender Koope- schutzbereich (ABSP-Projekt rationen in den Bereichen Was- Alte Mainschleife Karlstein- serversorgung, Abwasserent- Kleinostheim sorgung, Erwachsenenbildung (Volkshochschule) sowie Um- Schwächen: welt- und Naturschutz • Verbesserung der Kooperation • Relativ wenige Kooperationen im touristischen Bereich, Dar- zwischen der Gemeinde Karl- stellung Karlsteins in überörtli- stein und ihren Nachbarge- chen Medien (Internet, Presse, meinden Karten und Prospekte), insb. • Mangelhafte Kooperation der Erwähnung Karlsteins in über- Gemeinde Karlstein mit anderen örtlichen Rad- und Wanderkar- Kommunen und Akteuren im ten touristischen Bereich • Ausweitung der Kooperation • Unzureichende Darstellung der Karlsteins mit der Stadt Seligen- Gemeinde und ihrer Potenziale stadt im touristischen Bereich in überörtlichen Medien (Abstimmung bzgl. Bau einer • Optimierungsbedarf bei inter- neuen Brücke über den Main kommunaler Kooperation in den für Fußgänger und Radfah- Themenfeldern Lärmschutz, rer) Energieversorgung und ÖPNV- • Ausweitung der Kooperation Bedienung Karlsteins mit der Stadt Alzenau im touristischen Bereich (Ab-

57 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

III Entwicklungsleitbild

Dem integrierten städtebaulichen Jahren mehr oder weniger deutli- Grundsätzlich sollte eine Nachver- Entwicklungskontept (ISEK) liegt che Einwohnerzugewinne hatten. dichtung in Teilbereichen ermög- ein integrierter Planungansatz zu Ursache ist z.T. eine deutlich zu- licht werden (Grenzanbau, Hinter- Grunde. Die kommunalpolitischen rückhaltende Baulandausweisung. liegergrundstück). Auch eine Höher- Handlungsfelder der Sozialpolitik wie Auch in den bestehenden Bauge- zonung entlang der Hanauer Land- Jugend- und Seniorenpolitik, neuer- bieten ist nach einer stichprobenar- straße mit der Zulassung von Nut- dings auch Migrationspolitik, sowie tigen Untersuchung von zwei Alt- zungsmischung ist sinnvoll. Die die kleinräumige Wirtschaftspolitik baugebieten eine Zunahme von Bestandserhebung aller Leerstände kommen ebenso ins Blickfeld wie Leerständen, aber vor allem auch sowie der in Zukunft absehbaren die städtebaulichen Fragen der von in Zukunft absehbaren Leer- Leerstände im gesamten Gemeinde- Wohnungspolitik, der Mobilität, ständen festzustellen. gebiet ist Voraussetzung einer be- der Umwelt und des Umgangs mit wussten Steuerung der Innenent- Energie u.ä. Fragestellungen. Der wicklung. Schwerpunkt liegt allerdings auf Mehr Urbanität durch den zukünftigen städtebaulichen Baulandoffensive zur Außen- und Wohnungsgebietserweiterungen Entwicklungen, die die Gemeinde Innenentwicklung sollten in unmittelbarerer Nachbar- mittel- und langfristig angehen sollte. schaft zum bestehenden Zentrum In einer Art Baulandoffensive sind und dessen Erweiterung geplant verschiedene Alternativen zur Stär- werden. Voraussetzung von Neu- Zukunftsfähigkeit der Gemeinde kung der Nachfrage auf ihre Reali- ausweisungen ist allerdings ein sierbarkeit zu untersuchen und ge- vorbereitender Grunderwerb durch Will die Gemeinde Karlstein ihre genseitig abzuwägen. die Gemeinde. Mehr Urbanität Zukunftsfähigkeit erhalten, muss versteht sich als Strategie für die sie zwei bedeutende Aufgaben in- Die Erhaltung und Verbesserung der Ortserweiterung sowie für Umbau, nerhalb der Region erfüllen. Zum Infrastruktur in Karlstein wird zukünf- für Nachverdichtung und für eine einen muss sie ihre Funktion als tig entscheidend von einem modera- Qualifi zierung bestehender räumli- attraktiver Wohnort in der Region ten Einwohnerzuwachs abhängen. cher Strukturen. weiter ausbauen. Dies bedeu- Ziel ist es, vor allem den Zuzug jun- tet die Qualität und Quantität der ger Familien mit Kindern zu fördern. Versorgungseinrichtungen zu stär- Mit der Neuausweisung von Bauge- Mehr Urbanität durch Weiter- ken und der z.Zt. abnehmenden bieten sollten auch Angebote für den entwicklung des Zentrums und Einwohnerentwicklung durch eine Wohnraum von anerkannten Flücht- zentraler Plätze forcierte Innenentwicklung, aber lingen geschaffen werden. Die Wohn- auch eine moderate Außenentwick- gebiete sollten ein differenziertes Der weitere Ausbau eines gemein- lung entgegenzuwirken. Angebot für Geschosswohnungsbau samen Zentrums ist ein wichtiges und verschiedene Formen des Ein- Anliegen der zukünftigen Entwick- Die ganz andere Aufgabe ist der familienhausbaus vorsehen. Voraus- lung der 8.000 Einwohnergemeinde Ausbau der Naherholungsfunktion, setzung von Neuausweisungen ist Karlstein. Die Modernisierung und die die Gemeinde auf Grund der allerdings ein vorbereitender Grund- Erweiterung der Grundversorgung Lage am Main und der bestehenden erwerb durch die Gemeinde. Der (Lebensmittel, ggf. Discounter und Seenlandschaft hat. Dies bedeutet Verkauf von gemeindlichen Grund- Drogeriemarkt) würde die Zentralität die Attraktivität im Bereich Freizeit stücken sollte dann mit der Aufl age und Eigenständigkeit des Ortes stär- und Erholung für Einheimische und eines Baugebotes innerhalb von 2-3 ken und der weiteren Zerstreuung der Besucher zukünftig sukzessive aus- Jahren erfolgen. Angebote entgegenwirken. Denkbar zubauen und zu verbessern. ist die Verlagerung des Edeka-Mark- Neben der moderaten Außenent- tes an der Hanauer Landstraße / Durch die Nachbarschaft der gut wicklung, die sich je nach Nachfrage Eichendorffstraße. Das dann leerste- ausgebauten Versorungsstandorte in mehreren Bauabschnitten voll- hende Edekagebäude könnte für kul- Alzenau und Kahl a.Main und auch ziehen sollte, geht es in Karlstein turelle und soziale Angebote genutzt Seligenstadt sind die eigenen Ver- vor allem um ein Innenentwicklungs- werden. Der Platz vor dem Edeka- sorgungsstrukturen nicht attraktiv konzept. Das bedeutet, man muss Markt könnte dann als öffentlicher genug, um die Bewohner im Ort zu den unterschiedlichen Nachfrage- Marktplatz neu gestaltet werden. halten. Besorgniserregend ist die bedürfnissen gerecht werden. Es tendenziell abnehmende Bevölke- ist daher erforderlich die bestehen- Ein besonders dringliches Anliegen rung in Karlstein, während die den Bebauungspläne zu ändern ist die Neugestaltung der Hanauer Nachbargemeinden in den letzten und der Nachfrage anzupassen. Landstraße (St 3308) im Ortsteil

58 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Dettingen. Auch nach dem Bau der St. Peter und Paul (1939) und die Umgehungsstraße ist wegen der erweiterte Bonifatiuskirche in Groß- geradlinigen Führung der Straße welzheim. Besonders wertvoll für die mit einem erheblichen Anteil von Entwicklung einer Ortsidentität ist das durchfahrendem Verkehr zu rech- renovierte Museum im ehemaligen nen. Dies erfordert punktuelle Schulhaus in Dettingen. Die Themen Maßnahmen an den Einfahrten der des Museums sollten noch stärker Ortsdurchfahrt zur Verringerung nach außen getragen werden. von reinem Durchgangsverkehr, aber auch Erschwernisse innerhalb der Ortsdurchfahrt. Der Umbau Die Entwicklung urbaner Quali- und die Neugestaltung der ehe- täten als Strategie maligen Ortsdurchfahrt ist eine große Planungsaufgabe, die am Insgesamt geht es in Karlstein darum besten im Rahmen eines Ideen- ein Mehr an Urbanität zu entwickeln, und Realisierungswettbewerbs d.h. zentrale Funktionen aufzubauen zu lösen ist. Dabei sollte auch die und besser zu bündeln und neue Höherzonung und Nachverdichtung Anziehungspunkte der Identifi kation der angrenzenden Nutzungen mit zu schaffen. Damit dies gelingt, müs- betrachtet werden. Auch die Fra- sen nicht nur die öffentlichen Räume ge der besseren Verbindung zur entwickelt werden, sondern auch Mainlandschaft sollte Aufgabe des neue Nutzer und Akteure aktiviert Wettbewerbs sein. werden.

Urbane Qualitäten sind nicht nur in Mehr Urbanität durch Gestaltung den Kernstädten ein wichtiges Ziel, unterschiedlicher Raumqualitäten sie müssen und können auch für Pendlergemeinden wie Karlstein Im Gegensatz zu den weitfl ächigen am Rande des Verdichtungsraums Siedlungsgebieten bieten die histo- Aschaffenburg und am Rande der rischen Kerne von Dettingen und Metropolregion Rhein-Main ein Großwelzheim ein noch dörfl iches wichtiges Ziel darstellen. Sie tragen Ambiente. Mit der Erhaltung und einem zunehmenden Bedürfnis der Pfl ege dieser Strukturen kann ein Bewohner nach einem urbanen wesentlicher Beitrag zur Identität Lebensstil Rechnung. der Gemeinde geleistet werden. Mit einem besonderen Sanierungs- Neue urbane Qualitäten entstehen programm sind die kleinteiligen Ge- durch das Schaffen von Erlebnis- bäudestrukturen zu erhalten und zu und Begegnungsräumen, die dem modernisieren. Die Straßen- und Wandel der sozialen Themen des Platzräume sind, soweit nicht bereits Wohnens, der Bildung und der Kultur geschehen, dem dörfl ichen Ambiente Rechnung tragen. Neue urbane anzupassen und neu zu gestalten. Qualitäten entstehen aber vor allem, wenn eine intensive Mitwirkung von Ein bedeutender Beitrag zur Iden- Akteuren und Nutzern ermöglicht titätsbildung des Ortes sind die 4 wird. Die im folgenden genannten Kirchenbauwerke in der Gemeinde. Impulsprojekte können bei ihrer suk- Von großer Bedeutung ist vor allem zessiven Umsetzung entscheidende der Bereich an der Haggasse und an Anstöße geben. Genauso wichtig der Kirchgasse mit St. Hippolytkirche ist es aber, dass die Bürgerschaft und Karlsplatz, der als Dorfplatz neu selbst die gemeindliche Entwicklung gestaltet werden sollte. Besondere durch Eigeninitiative und ehrenamt- baukulturelle Leistungen sind die liche Tätigkeit in die Hand nimmt. Kirchenbauwerke des berühmten Die Gemeindeentwicklung sollte als Kirchenbaumeisters Dominikus eigener Handlungsraum verstanden Böhm, die Dettinger Pfarrkirche werden.

59 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

IV Städtebauliches Entwicklungskonzept

Auf Grundlage des in der Bestands- Die wichtigsten Maßnahmen und Die nächsten Jahre werden zeigen, analyse ermittelten Handlungsbe- Projekte des Entwicklungskonzepts welche Projekte kurzfristig und wel- darfs in den verschiedenen Themen- lassen sich zu 22 Impulsprojekten che in einem längeren Zeitraum um- feldern (siehe Kapitel II) sowie auf in folgenden zentralen Handlungs- setzbar sind und ob weitere Projekte Grundlage der zentralen Leitlinien feldern zusammenfassen: hinzu kommen müssen. Entschei- (siehe Kapitel III) lässt sich ein Ent- dend sind daher die aufgezeigten wicklungskonzept entwerfen, das 1 Stärkung des Karlsteiner Handlungsfelder, in denen die Ge- gleichsam als Regiebuch für die wei- Ortszentrums meinde vorrangig tätig werden muss. tere Entwicklung Karlsteins gelten Hier werden Leitlinien gesetzt, an kann. Das Entwicklungskonzept ver- 2 Entwicklung der historischen denen sich die Gemeinde zukünftig weist auf die wesentlichen Zielset- Ortskerne orientieren sollte. zungen der gemeindlichen Entwick- lung in Karlstein und benennt wich- 3 Entwicklung der Wohn- tige, der Verwirklichung dieser Ziele gemeinde dienliche Maßnahmen und Projekte. 4 Mobilität, Verkehr und Das Entwicklungskonzept enthält Umwelt ein breites Spektrum an kleineren und größeren Maßnahmen zur Ge- 5 Karlstein als Freizeit- und währleistung einer zukunftsfähigen Erholungsort Entwicklung der Gemeinde Karlstein. Zu diesen Maßnahmen zählen ne- 6 Gewerbliche Entwicklung ben baulichen und gestalterischen Maßnahmen (z.B. Aufwertung und 7 Interkommunale Kooperation Erweiterung des Ortszentrums, und Vermarktung Neugestaltung der Ortsdurchfahrt, Aufwertung des Bahnhofsgeländes) Die Impulsprojekte werden - jeweils auch planerische Maßnahmen (z.B. differenziert nach den o.g. zentralen Lärmkonzept, Energiekonzept) und Handlungsfeldern - auf den folgen- organisatorische Maßnahmen (z:B. den Seiten näher beschrieben. Analyse von Innenentwicklungspo- tenzialen, Kooperation mit Nach- bargemeinden, Vermarktungsstra- tegien).

60 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Handlungsfelder

61 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Impulsprojekte und Rahmenplanung

1 Stärkung des Karlsteiner Ortszentrums

Verortung

Das heutige Karlsteiner Ortszentrum entstand in der jüngeren Vergangen- heit mit Rathaus, Haus der Begeg- nung, Gemeindebibliothek, Lebens- mittelmarkt und einigen kleineren Läden. Es war der erste Ansatz, den neu zusammengelegten, ehemals selbständigen Gemeinden Dettingen und Großwelzheim ein gemeinsames Zentrum zu geben.

Erweiterung des Ortszentrums

62 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

1.1 Aufwertung und Erweiterung des Ortszentrums 1.2 Verlagerung Edeka-Markt / Anlage Marktplatz 1.3 Mehrgenerationentreff in der Nähe des Rathauses

Projektbeschreibung Umsetzung

Der weitere Ausbau eines gemeinsa- • Vorsorgender Grunderwerb men Ortszentrums ist ein wichtiges durch Gemeinde oder Investor Anliegen der zukünftigen Entwicklung der 8000-Einwohner-Gemeinde Karl- • Prüfung der Rahmenbedingun- stein. gen für ein neues Ortszentrum Die Modernisierung und Erweiterung der Grundversorgung (Lebensmittel, • Aufnahme von Verhandlungen ggf. mit Discounter und Drogerie- mit möglichen Investoren und markt) würde die Zentralität des Or- Betreibern tes stärken und der weiteren Zer- streuung der Angebote entgegenwir- • Durchführung eines Raumord- ken. Wichtig ist zunächst eine Vor- nungsverfahrens sorgeplanung, um die erdorderlichen Flächen zu sichern. • Bauleitplanverfahren (Flächen- nutzungsplan und Bebauungs- Ein geeigneter Standort für die Ent- plan) wicklung des Zentrums ist der Be- reich nordöstlich der Hanauer Land- • Arbeitsgruppe zur Erarbeitung straße unmittelbar neben dem im einer Lösung für die Neunutzung Bau befi ndlichen Feuerwehrhaus. des Gebäudes des Edeka-Mark- Denkbar ist eine Verlagerung des tes und des Mehrgenerationen- Edeka-Marktes an der Hanauer treffs am Main. Landstraße/ Eichendorffstraße. Der derzeitige Betreiber und Eigentümer • Neugestaltung einer Grünfl äche will modernisieren und steht in Ver- am Main als Mehrgenerationen- handlungen mit Edeka. treff

Der Platz im Bereich des Edeka- Marktes könnte zukünftig für den Wo- chenmarkt genutzt werden. Das dann leerstehende Edeka-Gebäude könnte für kulturelle und soziale Angebote genutzt werden. Im Rahmen des Bür- gerworkshops wurde am Main auf Höhe des bestehenden Zentrums ein Mehrgenerationentreff gewünscht.

Beispiel Mehrgenerationentreff Moderner Lebensmittelmarkt

63 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

2 Entwicklung der historischen Ortskerne

Verortung

Die Gebäudestrukturen der hist- orischen Ortskerne in Dettingen und Großwelzheim sind noch gut erhalten. Der Ortskern von Dettingen liegt senkrecht zum Main in Südwest- und Nordost-Richtung. Die Hanauer Landstraße durchquert den Ortskern. Der Ortskern von Großwelzheim liegt parallel zum Main entlang der Hauptstraße.

Kleine Markthallenwehr Turnverein 1894 e.V.

Alte Schule

Ortskern Großwelzheim Alte Feuerwehr

64 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

2.1 Ehemalige Feuerwehr in Großwelzheim 2.2 Karlsplatz / Platz am Museum in Dettingen 2.3 Nutzungsoptimierung Festplatz Dettingen

Projektbeschreibung Umsetzung

Die historischen Ortskerne zu erhal- Auch in Großwelzheim sind erheb- Dettingen und Großwelzheim ten ist eine langfristige Aufgabe der liche Sanierungsmaßnahmen zur Ortsentwicklung Karlsteins. Erhaltung und Entwicklung des • Erarbeitung eines Leifadens In der einheitlichen Siedlungsstruktur historischen Ortskerns erforderlich. Baugestaltung der Neubaugebiete bieten die histo- Insbesondere der Bereich um die • Aufstellen eines kommunalen rischen Ortskerne eine angenehme Alte Schule sollte aufgewertet und Förderprogrammes Abwechslung. Mit einem speziellen die ehem. Feuerwehr einer neuen • Kostenlose Bauberatung Sanierungsprogramm sind die klein- Nutzung zugeführt werden (z.B. teiligen Gebäudestrukturen zu erhal- Räume für Vereine, kleine Markt- Alle Maßnahmen können durch ten und zu modernisieren. halle, Freiraumgestaltung). Städtebaufördermittel bezuschusst werden. Die Erneuerung von leer- Die Platzräume um die Kirche St. Mit einem „Werkzeugkasten Bau- stehenden Gebäuden für Wohn- Hippolyt sowie in nächster Nähe zum gestaltung“, bestehend aus einem nutzung kann bis zu 90% gefördert Heimatmuseum in Dettingen sollten Leitfaden Baugestaltung mit kom- werden! als Aufenthaltsräume neu gestaltet munalem Förderprogramm und werden. Das Museum im Ortskern kostenloser Bauberatung, sollte Dettingen ist ein bedeutender Beitrag auf die Erhaltung und Erneuerung zur Identitätsbildung des Ortes. Der der Ortskerne in Dettingen und Festplatz in Dettingen ist mit neuen Großwelzheim Einfl uss genom- Nutzungen aufzuwerten. Im Rahmen men werden. des Bürgerworkshops wurden hier verschiedene Vorschläge gemacht (Grillplatz im Sommer, Eisbahn im Winter, Abenteuer- und Kletterpark an der Kiliansbrücke, Kneippanlage am Forchbach).

Getränke

Ortskern Dettingen Karlsplatz

65 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3 Entwicklung der Wohngemeinde

Verortung

Die Steuerung der Innenentwick- lung in Karlstein erstreckt sich auf die gesamten bestehenden Sied- lungsgebiete. Von Leerständen sind schwerpunktmäßig die Siedlungs- bereiche der Altorte Dettingen und Großwelzheim betroffen. Besonderen Entwicklunsbedarf hat die Bebauung entlang der Hanauer Landstraße in Dettingen und der Hauptstraße in Großwelzheim.

Zentraler Siedlungsbereich Karlstein

66 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.1 Analyse von Innenentwicklungspotenzialen in Dettingen und Großwelzheim 3.2 Ortsentwicklung nach innen

Nachverdichtung

Projektbeschreibung Umsetzung

Eine Bestandsaufnahme der aktuel- Eine qualifi zierte Ortsentwicklung Ausarbeiten einer Angebotsstrategie: len Wohnungsleerstände und Woh- nach innen wird daher für Karlstein in nungen mit absehbaren Leerständen Zukunft von großer Bedeutung sein. 1. Bestandserhebung aller Leer- (alleinstehende Bewohner über 65 Die Ortsentwicklung muss sich an ei- stände Jahre), welche die Gemeinde Karl- ner differenzierten Wohnungsnachfra- 2. Einrichten einer Leerstandsbör- stein durchgeführt hat, zeigt, dass in ge orientieren. Dazu ist es notwendig, se (Internetplattform) den Altortgebieten von Dettingen und das Angebot im Bestand aufmerksam 3. Änderung und Neuaufstellung Großwelzheim zukünftig mit einer zu beobachten. Diesbezüglich sind von Bebauungsplänen beträchtlichen Zahl an leerstehenden weitere Erhebungen erforderlich und 4. Abbruch und Neubau (vom Ein- Gebäuden gerechnet werden muss. ist eine Art Leerstandsbörse (Internet- zelhaus zum Reihen- / Mehrfa- plattform) einzurichten. milienhaus) Nach den bisherigen Erfahrungen der 5. Modernisierung (Wärmedäm- Gemeinde lassen sich leerstehende Bestehende Bebauungspläne sind mung, Heizung, Fenster, Türen) Wohngebäude relativ schnell wieder übergreifend einer veränderten Nach- 6. Nachverdichtung (Grenzanbau, verkaufen. Der neue Eigentümer frage bezüglich Neubau, An- und Um- Hinterliegergrundstücke) steht dann vor der Frage, welchen bau anzupassen. In Gebieten ohne 7. Brachenbebauung Sanierungsaufwand das Altgebäude Bebauungsplan (§ 34 BauGB) sind 8. Nutzungsmischung (Kleinfi rmen hat. In Einzelfällen wird ein Abbruch Bebauungspläne aufzustellen. Eine und Arbeitsplätze zu Hause) mit anschließendem Neubau erfor- moderate Nachverdichtung durch 9. Wohnraum für Flüchtlinge derlich werden. In anderen Fällen Zulassen von Grenzanbau, Nutzung wird es den Wunsch nach Anbau von Hinterliegern und eine Höherzo- oder Umbau geben. Dies gilt vor al- nung auf 3 Geschosse entlang der lem für die kleinen Gebäude in den Hanauer Landstraße ist vorzusehen. Altsiedlungsgebieten. Entlang der Hanauer Landstraße und in der Hauptstraße in Großwelzheim sollte auch eine Nutzungsmischung vorgesehen werden.

67 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3 Entwicklung der Wohngemeinde

Verortung

Die zukünftigen Baugebietser- weiterungsfl ächen in Karlstein liegen zwischen der Hanauer Landstraße und der Eichendorff- straße sowie dem Neubau des Feuerwehrgebäudes. Das Er- weiterungsgebiet einschließlich einer Zentrumserweiterung um- fasst ca. 13 ha.

Wohngebiets- erweiterung

Wohngebietserweiterung

68 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.3 Erweiterung Wohngebiet nahe dem Ortszentrum

Projektbeschreibung Umsetzung

Die Erhaltung und Verbesserung der • Vorbereitender Grunderwerb Infrastruktur in Karlstein wird zukünf- durch die Gemeinde tig entscheidend von einem modera- ten Einwohnerzuwachs abhängen. • Durchführung eines FNP- Ziel ist es, vor allem den Zuzug jun- Änderungsverfahrens ger Familien mit Kindern zu fördern. Mit der Neuausweisung von Bau- • Erstellen von Bebauungs- gebieten sollten auch Angebote für konzepten als Mehrfachbe- den Wohnraum von anerkannten auftragung oder durch einen Flüchtlingen geschaffen werden. städtebaulichen Wettbewerb Die Wohngebiete sollten ein viel- fältiges Angebot für Geschosswoh- • Erstellen von Bebauungsplänen nungsbau und Einfamilienhausbau vorsehen. Voraussetzung von Neu- • Bildung von Erschließungs- ausweisungen ist allerdings ein vor- abschnitten bereitender Grunderwerb durch die Gemeinde. Der Verkauf von gemeind- lichen Grundstücken sollte dann mit der Aufl age eines Baugebotes inner- halb von 2-3 Jahren erfolgen.

Mögliche städtebauliche Gestaltung

69 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3 Entwicklung der Wohngemeinde

Verortung

Die kommunalen Infrastruktureinrich- tungen sind im gesamten Gemeinde- gebiet verteilt. Schwerpunktbereiche mit gemeindlichen Infrastrukturen sind der nördliche Siedlungsbereich von Großwelzheim (u.a. Mittelschule, Bayernhalle, Sportanlagen), der süd- liche Siedlungsbereich von Dettingen (u.a. Lindighalle, Sportanlagen), die Grundschule in Dettingen und die gemeinsame Ortsmitte beim Rathaus (u.a. Gemeindebibliothek, Haus der Begegnung).

interkulturelles Zentrum

KFZ Werkstatt

Standort für interkulturelles Zentrum

70 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.4 Sicherung der wohnungsnahen Infrastruktur

Projektbeschreibung Umsetzung

In Karlstein besteht heute bereits ein In allen Einrichtungen sind in den • Erarbeiten von mittelfristigen gutes Angebot an sozialen Infrastruk- nächsten Jahren fortlaufende Verbes- Strategiekonzepten zur wei- tureinrichtungen. Bei einer weiter serungen erforderlich. Eine neue ak- teren Qualifi zierung von Infra- schrumpfenden Einwohnerentwick- tuelle Aufgabe für Kommunen ist die struktureinrichtungen im Rah- lung kann es allerdings zu einem Intergration von anerkannten Flücht- men von Arbeitsgruppen Abbau der Einrichtungen in Qualität lingen. In Kindergärten und Schulen und Quantität kommen. sind zukünftig Integrationsgruppen • Bildung einer Lenkungsgruppe für Flüchtlingskinder zu schaffen. Für aus ehrenamtlichen und haupt- Für die Erhaltung des Schulstand- Integrationskurse (Sprachunterricht) berufl ichen Akteuren orts (Grund- und Mittelschule) ist sind neue Räumlichkeiten zu suchen. eine Stabilisierung der Bevölkerung Wünschenswert wäre der Aufbau • Integration von anerkannten überaus wichtig. Eine besondere eines interkulturellen Integrations- Flüchtlingen Rolle kann dabei die Aufnahme zentrums. und Unterrichtung von Kindern aus Flüchtlingsfamilien spielen. Diesbezüglich wäre z.B. denkbar, das in Kürze leerstehende Gebäude Das Angebot an Räumlichkeiten für der Norma zu kaufen und zu einem Jugendliche mit einem Jugendraum interkulturellen Zentrum auszubauen. im Haus der Begegnung nahe dem Mit einer Platzgestaltung könnte die Rathaus ist mittelfristig nicht aus- Hanauer Landstraße aufgewertet reichend. Es sollten neue Räumlich- werden. keiten und Treffpunkte in Abspra- che mit den Jugendlichen gesucht In Karlstein besteht ein gutes Ange- werden. bot für Senioren. Trotzdem werden von vielen mobilen Senioren ver- stärkt Angebote in anderen Orten in Anspruch genommen. Die vorhan- denen Angebote sollten daher in Zu- kunft besser kommuniziert werden.

Angebote für Senioren Integrationsklasse

71 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4 Mobilität, Verkehr und Umwelt

Verortung

Das Projekt umfasst vor allem die Neugestaltung der Hanauer Land- straße (derzeitige Ortsdurchfahrt der St 3308). Mit dem Bau der Umge- hungsstraße wird die dann ehema- lige Ortsdurchfahrt von durchfahren- dem Verkehr wesentlich entlastet. Auf einer Länge von etwa 3 km durchgrünt die Hanauer Landstraße die Siedlungsbezirke im Ortsteil Dettingen.

Neugestaltung der Ortsdurchfahrt

72 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4.1 Neugestaltung der Ortsdurchfahrt: Hanauer Landstraße

Projektbeschreibung Umsetzung

Die Neugestaltung der Hanauer • Aufteilung des Straßenraumes • Einsetzen einer Bürgerarbeits- Landstraße (Ortsdurchfahrt St 3308) in überschaubare Teilräume gruppe als Vorstufe zur Aus- im Ortsteil Dettingen ist nach dem schreibung eines Wettbewerbes Bau der Umgehungsstraße eines • Fahrbahnverschmälerung auf der wichtigsten Ziele der Ortsent- max. 6,5 m • Ausschreibung eines städtebau- wicklung in Karlstein. Auch nach lichen und freiraumplanerischen dem Bau der Umgehungsstraße ist • Verbreiterung der Seitenberei- Wettbewerbs als Ideenwettbe- auf der Hanauer Landstraße wegen che mit Betonsteinpfl aster für werb mit Realisierungsteil der geradlinigen Führung der Straße Gehwege und Parkplatzstreifen über rund 3 km mit einem erheb- zwischen Baumstellungen • Durchführungszeitraum des lichen Anteil von durchfahrendem Wettbewerbes ca. 2016/17 Verkehr zu rechnen, vor allem in den • Begrünung durch Baumreihen Anfangsjahren. Dies erfordert punk- • Voraussetzung ist ein abge- tuelle Maßnahmen an den Einfahrten • Anlegen von platzartigen Berei- schlossenes Planfeststellungs- der Ortsdurchfahrt zur Verhinderung chen als wichtige Zäsuren im verfahren der Umgehungsstraße von reinem Durchgangsverkehr. Im Straßenraum Bereich der Ortsdurchfahrt sollten • Anmeldung der voraussichtlichen zudem Erschwernisse für den schnell • Schaffen von Querverbindungen Kosten des Wettbewerbes an die durchfahrenden Verkehr vorgesehen zum Main Regierung von Unterfranken werden. Folgende Maßnahmen bei der Neugestaltung sind sinnvoll: • Vorkalkulation der Erschlie- ßungskosten der Anlieger in Ab- sprache mit dem Landratsamt

73 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4 Mobilität, Verkehr und Umwelt

Verortung

Die Umgestaltung des Bahnhofs im Osten des Ortsteils Dettingen erfordert eine Betrachtung des weiteren Umfelds. Insbesondere die östlich der Bahngleise gele- genen Grundstücke sind in die Planungsüberlegung mit einzube- ziehen. Die Straße Auwanne ist ebenso Teil der Neuplanung wie die Bahnhofsstraße westlich der Bahngleise.

Neugestaltung Bahnhofsgelände

74 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4.2 Aufwertung des Bahnhofsgeländes

Projektbeschreibung Umsetzung

Karlstein hat mit seiner Lage an der • Anlage von Fahrradabstellan- • Grundstücksverhandlungen mit Regionalbahnlinie Aschaffenburg - lagen der Bahn Frankfurt eine sehr gute Verbindung zum Verdichtungsraum Rhein-Main. • Abbruch der ehemaligen Güter- • Erarbeitung eines Masterplans Der derzeitige Bahnhof in Dettingen halle „Bahnhof Karlstein“ mit seinem Umfeld entspricht nicht dieser Bedeutung. Ziel muss es sein, • Erhalt des zentralen Bahnhofs- • Realisierung in Teilabschnitten den Bahnhof als Mobilitätsstation gebäudes mit öffentlichem WC auszubauen mit folgenden Maßnah- und Kiosk • Verlegung der Bushaltestelle men: • Umgestaltung des Bahnhofs- Die Maßnahme erfordert eine enge • Ausbau zu einer barrierefreien vorplatzes Kooperation mit der Deutschen Bahn. Bahnstation Wünschenswert ist eine bessere An- Kommunale Maßnahmen können im • Bau einer Unterführung im bindung des Bahnhofs Dettingen an Rahmen des Städtebauförderungs- Bahnsteigbereich mit Aufzug- das Busliniennetz im Raum Karlstein. programms gefördert werden. Vor- anlagen mit Zugang an der Insbesondere die Citybuslinie Karl- aussetzung ist die Festlegung eines Straße Auwanne stein - Kahl - Alzenau (Linie 32) sollte Sanierungsgebietes. durch eine verbesserte Linienführung • Anlage eines Pendlerparkplat- und eine neue Haltestelle besser an zes auf dem Bahngelände öst- den Bahnhof angebunden werden. lich der Gleisanlage

• Anlage von Kurzzeit-Parklätzen (Kiss and Ride) Linie 31 Linie 32 Bestand Linie 32 geplant Linie 50

Haltestelle Bestand Haltestelle geplant

Verbesserung der Buslinienführung

75 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4 Mobilität, Verkehr und Umwelt

Verortung

Das gesamte Gemeindegebiet Karl- stein ist von verschiedenen Lärm- quellen beeinträchtigt. Insbesondere die Wohnsiedlungsbereiche bedürfen einer näheren Untersuchung der Lärmquellen und Überlegungen zu möglichen Schutzmaßnahmen. Paral- lel dazu sind auch Überlegungen für ein gesamtgemeindliches Energie- konzept anzustellen.

Straße Bestand Straße Planung Schiene Radweg Parkplatz

Straßennetz

76 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

4.3 Lärmkonzept 4.4 Energiekonzept

Projektbeschreibung Umsetzung

In Karlstein gibt es Beeinträchtigun- kehrsleitsystem sein. Zu prüfen ist, • Errichten eines Arbeitskreises gen durch verschiedene Lärmquellen. inwieweit im Zuge der Realisierung „Lärmsanierung in Karlstein“ mit Diese Lärmquellen und ihre spezifi - von Lärmschutzmaßnahmen entlang Beteiligung der Bürger schen Lärmemissionen sollten in der größeren Verkehrstrassen auch einer vertiefenden Untersuchung zusätzliche Photovoltaikanlagen • Vertiefende Untersuchung der erhoben und dargestellt werden. Ein errichtet werden können. Derartige Lärmquellen (Fluglärm, Bahn- geeignetes Mittel ist die Aufstellung Maßnahmen sollten sich einfügen in lärm, Verkehrslärm und Gewer- eines Lärmkatasters, das die Lärmim- ein gesamtgemeindliches, interkom- belärm) und Darstellung eines missionen tags und nachts darstellt. munal abgestimmtes Energiekonzept, Lärmkatasters für Tag und Nacht In einem weiteren Schritt sind dann das die Strukturen für mögliche Ein- spezifi sche Schutzmaßnahmen zu sparpotenziale im Energiebereich • Erarbeiten von möglichen erarbeiten und ihre Wirkung im Lärm- zeigt, auf deren Grundlage dann kon- Schutzmaßnahmen kataster darzustellen. Die mittelfristig krete Einzelmaßnahmen auf den Weg zu erwartende Verkehrsberuhigung gebracht werden können. Wichtige • Realisierung von Schutzmaß- entlang der Ortsdurchfahrt führt z.B. Phasen bei der Erstellung des Ener- nahmen zu einer geringeren Lärmbelastung giekonzepts sind: der Anlieger. Entladende Wirkung hat • Energiekonzept auch der Bau einer Lärmschutzwand • Erhebung der Energiever- entlang der vielbefahrenen Bahnlinie, brauchsdichte wie diese von der Deutschen Bahn in • Erhebung der vorhandenen vielen Orten schon errichtet wurde. Energie-Infrastruktur • Ermittlung der Energiepotenziale Weitere Lärmschutzmaßnahmen • Erstellung des Energieplans könnten Lärmschutzwälle entlang der (Maßnahmenpaket, Vorgabe Autobahn und der Umgehungsstraße, von Zeithorizonten) Flüsterasphalt auf der Autobahn und • Kostenlose Energieberatung für ein interkommunal abgestimmtes Ver- Wohnhäuser

Beispiel Lärmkataster

77 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

5 Karlstein als Freizeit- und Erholungsort

Verortung

Das Projekt befasst sich mit der Entwicklung der Wald- und Seenland- schaft im Karlsteiner Gemeindege- biet. In interkommunaler Kooperation sollte auch über die Entwicklung der gesamnten Seenlandschaft am Untermain nachgedacht werden. In- soweit sollten die Nachbargemeinden mit einbezogen werden.

Seenlandschaft an der Mainschleife

78 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

5.1 Erlebnis Wald- und Seenlandschaft

Projektbeschreibung Umsetzung

Ein besonderes Charakteristikum des Verbessert werden sollten auch die • Einrichten eines überkommuna- Karlsteiner Gemeindegebietes sind Wegebeziehungen vom Mainufer zur len Arbeitskreises „Seenland- die Seen und Waldfl ächen nördlich Seen- und Waldlandschaft im Norden schaft Untermain“ der Ortslage von Großwelzheim. des Gemeindegebietes Karlstein. Etwa 30% der Gemeindegebietsfl ä- Zu prüfen ist, ob der Hörsteiner See • Erarbeiten eines gemeinsamen che von Karlstein sind bewaldet. Als auf Alzenauer Gemarkung nach Maßnahmenpakets zur Koordi- Relikt des ehemaligen Braunkohleab- Einstellung des dortigen Kiesabbaus nation der Freizeit- und Erlebnis- baus und Kiesabbaus befi nden sich mittel- bis langfristig in ein Wegekon- angebote der Seenlandschaft heute diverse Seen in der Region, zept eingebunden werden kann (Ab- darunter der Gustavsee und der stimmung mit Stadt Alzenau nötig). • Erarbeitung von Vermarktungs- Weißsee im Gemeindegebiet Karl- Zu prüfen wäre schließlich auch, ob strategien stein Zusammen mit den Seen in der zur Zeit verbuschte Wanderweg Alzenau und bilden sie von Großwelzheim nach Hörstein, der Die Maßnahmen können aus Mitteln eine Seenlandschaft von überörtlicher überwiegend durch das Stadtgebiet des Umweltministeriums gefördert Bedeutung. Alzenau verläuft, wieder als Rad- und werden. Fußweg ertüchtigt werden könnte. Der nördlich von Großwelzheim ge- Zu klären wäre dabei ein möglicher lege Weißsee mit Campingplatz und Durchlass an der A 45 (hier besteht Gastronomieangebot ist ein hochwer- z.Zt. nur ein Wilddurchlass). tiger Freizeitort in der Region Unter- main. Der Gustavsee ist ein hochwer- Ziel sollte es sein, die Wald- und tiges Naturschutzgebiet. Hier wäre Seenlandschaft im Raum Karlstein in zu prüfen, ob und inwieweit die See- interkommunaler Kooperation besser uferzonen aus naturschutzrechtlicher zu vermarkten und zu vernetzen. Sicht zumindest partiell für Besucher zugänglich gemacht werden können.

Naturerlebnis und Badespaß in der Seenlandschaft

79 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

5 Karlstein als Freizeit- und Erholungsort

Verortung

Gegenstand der Projektbearbeitung ist die gesamte Mainuferzone im Ge- meindegebiet Karlstein. Der Ausbau eines Rad- und Wanderweges mit Fußgängerbrücke nach Seligenstadt ist von überörtlicher Bedeutung und muss interkommunal abgestimmt werden.

Mainuferzonen, Freizeit- und Erholungsfl ächen

Blick von Karlstein auf das Kloster Seligenstadt

80 den. sollten hierzukünftigvermiedenwer- durch gewerblicheEntwicklungen trächtigungen desLandschaftsbilds Westen vonKarlstein. Weitere Beein- Main gelegenenGewerbegebieteim schaft allerdingsdurchdienaheam Beeinträchtigt wirddieMainland- aufgewertet undvermarktetwerden. Mainschleife solltezukünftiggezielter Die Karlsteinerbzw. Seligenstädter Untermain darstellt. nalem RanginderLandschaftam ragendes Kulturdenkmalvonnatio- Kloster Seligenstadt,daseinheraus- ist esvorallemdasnahegelegene le- undKiesabbaus(Seenlandschaft) Neben denReliktendesBraunkoh- Attribute zusätzlichbereichertwird. raum, derdurchkulturlandschaftliche am MaineinattraktiverLandschafts- Naturlandschaft istdurchihreLage Die umKarlsteinanzutreffende Projektbeschreibung 5.4 FußgängerbrückenachSeligenstadt 5.3 Aufwertung desMainufersgegenüber Seligenstadt 5.2 Aufwertung desMainufersinSiedlungsnähe

Weißsee

Hörsteiner See gende Maßnahmenumfassen: Die PlanungsollteimEinzelnenfol- welzheim weiteraufgewertetwerden. der OrtsteileDettingenundGroß- das BandderMainuferzonensüdlich Karlsteiner Mainschleife,aberauch die MainlandschaftimBereichder durch einegroßangelegtePlanung im RaumKarlsteinzusteigern,sollten Um denErholungs-undFreizeitwert Attraktivierungdermainparal- • Verbesserung derWegebezie- • Schaffen punktuellerFreizeit-, •

Gustavsee Karlstein nachSeligenstadt Radfahrer undFußgängervon lelen Wegeverbindungen für lungen hungen vomMainzudenSied- Ruhe- undErholungszonen Integriertes städtebaulichesEntwicklungskonzeptGemeindeKarlstein werden. tel desUmweltministeriumsgefördert tebauförderungsmittel unddurchMit- Die MaßnahmenkönnendurchStäd- Verhandlungen mitWasserwirt- • ErarbeiteneinesGesamtplans • • Einrichtung einer Umsetzung Arbeitsgruppe BaueinerFußgängerbrücke • Lösungen den zweckseinvernehmlicher schaftsamt undanderenBehör- fi sierungsschritten durcheinquali- für dieMainuferzonenmitReali- Mainlandschaft zur Aufwertung derKarlsteiner Seligenstadt) dung (AbstimmungmitderStadt stadt zusätzlichzurFährverbin- über denMainnachSeligen- ziertes Planungsbüro ziertes

KKlosterloster SeligenstadtSeligenstadt 81 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

5 Karlstein als Freizeit- und Erholungsort

Verortung

Das zur Zeit ungenutzte Schleu- sengehöft befi ndet sich westlich der Ortslage Großwelzheim in Nähe des am Main gelegenen Segel- und Sportboothafens. Es bildet mit seinen anschließenden Mainuferzonen ein besonderes Potenzial zur Entwick- lung eines attraktiven Freizeit- und Erholungsorts.

Schleusengehöft

Möglichefl äche Entwicklungs

Segel- und Sportboothafen Entwicklungsfl äche Schleusengehöft

82 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

5.5 Entwicklung des Schleusengehöfts

Projektbeschreibung Umsetzung:

Das Schleusengehöft soll zukünftig • Einrichtung einer Arbeitsgruppe aufgrund seiner attraktiven Lage zur Entwicklung des Schleusen- in Mainnähe als Freizeit- und Er- gehöfts holungsort neu entwickelt werden. • Entwurfsplanung zur Neunut- Denkbar sind hier zukünftig folgende zung des Schleusengehöfts attraktive Nutzungen für Einheimi- • Kontaktierung möglicher Nutzer sche und Besucher: und Investoren • Durchführung der Nutzungs- • Gastronomisches Angebot maßnahmen (z.B. Weinstube, Biergarten) • Angebot für Radfahrer (z.B. Radhotel, Raststation) • Raumangebote für kulturelle und soziale Zwecke (z.B. Kul- turverein)

Das Schleusengehöft kann zukünftig nach Durchführung entsprechender Neunutzungsmaßnahmen einen attraktiven Verweilort an der Rad- / Fußverbindung von Karlstein nach Seligenstadt darstellen. Die Verbin- dung von Karlstein nach Seligenstadt als Freizeit- und Erholungsachse kann hierdurch nachhaltig gestärkt werden. Auch die Neugestaltung des Umfelds der Fähranlegestelle bei Seligenstadt und die Errichtung einer Fußgängerbrücke nach Seligenstadt tragen hierzu bei.

Schleusengehöft

83 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

6 Gewerbliche Entwicklung

Verortung

Das Gemeindegebiet Karlstein bietet nur noch wenige Potenzialfl ächen für zukünftige gewerbliche Ent- wicklungen (z.B. Flächen südlich des Industriegebiets Zeche Gustav und südlich der Frankenstraße). Besonderer Kristallisationspunkt für gemischt-gewerbtliche Nutzungen könnte zukünftig die Hanauer Landstraße mit entsprechend geeigneten Flächen sein.

Förderung von Förderung von Neuansiedlungen ansässigen Betrieben

Attraktive Gewerbeflächen Erweiterungsflächen Nutzung von Brachflächen Verlagerungsflächen Nutzung leerstehender Bauten Beratung / Betreuung Clusterkonzepte Gezielte Auftragsvergabe Interkommunale Kooperation Gewerbemessen Neuorientierung der kommunalen Wirtschaftspolitik

Förderung Integrierte Wirtschafts- von Gründern und Sozialpolitik

Günstige Geschäftsräume Arbeitsmarktpolitik Beratung / Betreuung von: Teilzeitbeschäftigung - Existenzgründern Geringfügige Beschäftigung - Migranten Neue Arbeitsmöglichkeiten - Mini-Firmen Weiterbildung

84 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

6.1 Förderung der gewerblichen Entwicklung

Projektbeschreibung Umsetzung

Die Gemeinde Karlstein hat für eine • Aufstellung eines Bebauungs- weitere gewerbliche Entwicklung nur plans entlang der Hanauer Land- noch ein begrenztes Flächenangebot. straße, der eine Nachverdichtung Es besteht auch ein Nachholbedarf ermöglicht bei der Entwicklung und Ansiedlung kleinerer und mittlerer Betriebe, • Aufstellung eines Bebauungs- um die Abhängigkeit von wenigen plans nordöstlich der Hanauer großen Arbeitgebern zu verringern. Landstraße für Entwicklung Insgesamt sollte vor allem der Dienst- einer gemischt-gewerblichen leistungsbereich gestärkt werden. Baufl äche Die Aufstellung des Bebauungsplans südlich der Frankenstraße sieht Flä- chen von etwa 3,8 ha für kleine und mittlere Betriebe vor.

Entlang der Hanauer Landstraße sollte zukünftig ein Bebauungsplan eine Höhenzonierung (3 Geschosse) ermöglichen und eine gemischt-ge- werbliche Nutzung zulassen. Langfri- stig ist auch außerhalb der Ortsdurch- fahrt nordöstlich entlang der Hanauer Landstraße die Entwicklung eine gemischt-gewerblichen Baufl äche denkbar. In dieser Baufl äche sollte ein Gründerzentrum errichtet werden für Start-up-Unternehmen (Beratung, preisgünstige Raumangebote).

Technologie- und Innovationszentrum (TIZ) Startup

85 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

7 Interkommunale Kooperation und Vermarktung

Verortung

Die Themen Kooperation und Vermarktung stellen interkommunale Themen dar, die seitens der Ge- meinde Karlstein in Abstimmung mit ihren Nachbargemeinden (insb. Alzenau, Kahl a.Main, Seligenstadt) angegangen werden müssen.

Großkrotzenburg

Kahl am Main Interkommunale Kooperation

Alzenau

Seligenstadt

Kleinostheim

86 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

7.1 Kooperation mit den Nachbargemeinden

Projektbeschreibung Umsetzung

Interkommunale Kooperation fi ndet Alzenau (Abstimmung bezüglich Ent- • Einrichtung eines Runden aktuell im Raum Karlstein vor allem wicklung der Seenlandschaft sowie Tisches (Gemeinde Karlstein, bei der Wasserversorgung und Ab- des Rad- und Wanderwegenetzes) Nachbargemeinden) wasserentsorgung, im Bildungsbe- und mit anderen Nachbargemeinden reich und Naturschutz statt. Mangel- wie Kahl a.Main, Kleinostheim oder • Erarbeitung von gemeinsamen haft ist dagegen bislang die Koopera- Großkrotzenburg ist zu empfehlen. Kooperationsfeldern und tion im touristischen Bereich. Projekten Dabei ist neben der Kooperation im Zukünftig empfi ehlt sich eine deutli- touristischen Bereich auch an eine • Erarbeitung einer Marketing- che Intensivierung der Kooperation Kooperation in folgenden Feldern zu strategie im touristischen Bereich Karlsteins mit seinen Nachbarge- denken: meinden im touristischen Bereich (u.a. gemeinsame Vermarktung tou- • Lärmschutz ristischer Potenziale). Insbesondere • Emergieversorgung die Zusammenarbeit mit der Stadt • ÖPNV-Bedienung Seligenstadt muss deutlich opti- miert werden, um zukunftsweisende Projekte wie den Bau einer neuen Fußgängerbrücke über den Main realisieren zu können. Aber auch eine Zusammenarbeit mit der Stadt

Runder Tisch

87 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

7 Interkommunale Kooperation und Vermarktung

Verortung

Die Vernetzung und Vermarktung größerer Raumeinheiten mit einheitlicher Charakteristik ist ein wesentlicher Treiber für den Tourismus einer Region. In den nächsten Jahren sollte daher seitens der Gemeinde Karlstein die Vermarktung örtlicher Poten- ziale im Kooperation mit den Nachbargemeinden und den Tourismusverbänden deutlich verbessert werden.

Eindrücke aus Karlstein

88 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

7.2 Vermarktungsstrategien

Projektbeschreibung Umsetzung

Die Vermarktung der in Karlstein stein in den überörtlichen Rad- und • Einrichtung eines Runden vorhandenen Attraktionen für Touris- Wanderkarten der Tourismusregion Tisches (Gemeinde Karlstein, ten und Tagesbesucher ist bislang Spessart-Mainland besser als bisher Nachbargemeinden, Tourismus- mangelhaft. Entweder werden diese präsentieren. verbände) Attraktionen nicht oder unzureichend in den überörtlichen Medien kommu- Dabei sind es vor allem folgende • Erarbeitung einer gemeinsamen niziert; oder aber vorhandene Poten- Attraktionen, mit denen sich die Ge- Vermarktungsstrategie ziale sind noch gar nicht entwickelt meinde Karlstein besonders in Szene und werden daher weder lokal noch setzen kann: • Durchführung von Marketing- überlokal in den Medien thematisiert. maßnahmen • Karlsteiner Mainschleife, Ziel muss es daher sein, die touris- Seenlandschaft tische Vermarktung Karlsteins im • Kirchenbauwerke (Böhm´sche Zusammenspiel mit den Nachbar- Kirchen) gemeinden und den Tourismusver- • Kultur (Nasser Limes, Dettinger bänden deutlich zu verbessern. Dies Te Deum) heißt, dass die Darstellung Karlsteins • Industriegeschicht (Braun- mit seinen Attraktionen in den über- kohleabbau, Versuchsreaktor- örtlichen Medien (Internet, Presse, re- kraftwerke) gionale Prospekte) optimiert werden muss. Insbesondere muss sich Karl-

Broschüre Tourismusverband Spessart-Mainland Leitsystem für den Erholungsort Markt Frammersbach

89 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

8 Städtebaulicher Rahmenplan

5.1 7.2

5.1 7.2

6

3.4

3.1b 3.3 1.1 7.2 3.3 5.3 5.3 1.2 5.2 5.5 7.1 1.3 5.4 7.2 5.2

Maßnahmen

1 Stärkung des Karlsteiner 2 Entwicklung der 3 Entwicklung der 4 Mobilität, Verkehr Ortszentrums historischen Ortskerne Wohngemeinde und Umwelt

Aufwertung und Erweiterung Ehemalige Feuerwehr in Analyse von Innenentwicklungs- Neugestaltung der 1.1 des Ortszentrums 2.1 Großwelzheim 3.1a potenzialen im Ortsteil Dettingen 4.1 Ortsdurchfahrt Dettingen

1.2 Verlagerung Edeka-Markt / 2.2 Karlsplatz / Platz am Museum 3.1b Analyse von Innenentwicklungspo- 4.2 Aufwertung des Anlage Marktplatz in Dettingen tenzialen im Ortsteil Großwelzheim Bahnhofsgeländes

1.3 Mehrgenerationentreff in 2.3 Nutzungsoptimierung 3.2 Ortsentwicklung nach Innen 4.3 Lärmkonzept i. V. m. Nähe des Rathauses Festplatz Dettingen Energiekonzept

Erweiterung Wohngebiet 3.3 nahe dem Ortszentrum 4.4 Energiekonzept

Sicherung der wohnungsnahen 3.4 Infrastruktur 90 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Planzeichen

)OlFKHQQXW]XQJ

*HZlVVHU

Gewerbe

*UQÀlFKH

Industrie

Landwirtschaft

6SRUWÀlFKH(UKROXQJ

3.3 Wald

3.3 Wohngebiet

1.2 Sonstiges

1.3 Verkehr 3.4 5.2 7.1 Gehweg

4.2 Parkplatz 4.1 4.3 Schiene 2.2 7.2 3.1a 4.4 6

3.2 Straße

2.3 Hauptverbindungsachse

Grenzen 7.1 Gemeindegrenze

Überschwemmungsgebiet

5 Karlstein als Freizeit- 6 Gewerbliche 7 Interkommunale Kooperation und Erholgungsort Entwicklung und Vermarktung

Erlebnis Wald- und Förderung der 5.1 Seenlandschaft 6 gewerblichen Entwicklung 7.1 Kooperation mit Nachbargemeinden

Aufwertung des Mainufers in 5.2 Siedlungsnähe 7.2 Vermarktungsstrategien

Aufwertung des Mainufers 5.3 gegenüber Seligenstadt

Fußgängerbrücke nach 5.4 Seligenstadt

Entwicklung des 5.5 Schleusengehöfts 91 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

V Kosten und Finanzierung

Maßnahmenplan mit Finanzie- Für die weitere Entwicklung der Neben der Inanspruchnahme öffent- rungsübersicht Gemeinde Karlstein sind die licher Fördermittel sollte die Betei- Impulsprojekte des Entwicklungs- ligung privater Akteure an der Finan- Die im Entwicklungskonzept für konzepts besonders wichtig. Aber zierung von Maßnahmen geprüft die Gemeinde Karlstein enthal- auch die weiteren Maßnahmen werden. Zu verweisen ist hier auf fol- tenen Impulsprojekte werden zur und Empfehlungen, wie sie in gende Möglichkeiten: Umsetzung in einem etwa 15-jähri- Kapitel II „Bestandsanalyse“ als gen Zeitrahmen von 2016 bis 2030 Handlungsbedarf für einzelne • Einrichtung eines Fonds (Be- (langfristig angelegte Projekte), Themenfelder dargestellt wurden, teiligung öffentlicher und privater vor allem aber bis 2018 oder 2022 sollten weiter verfolgt werden. Akteure, Verwendung von Mitteln (kurz- bis mittelfristig umsetzbare Angesichts der Begrenztheit der z.B. für Marketingmaßnahmen Projekte) empfohlen. Sie sind in kommunalen Haushaltsmittel werden oder Durchführung von Ver- nachfolgendem Maßnahmenplan mit sich viele dieser Maßnahmen aber anstaltungen) Finanzierungsübersicht aufgelistet. erst in einem mittel- bis langfristigen • Bereitstellung von Mitteln durch Zeitrahmen realisieren lassen. Stiftungen oder Vereine Hinsichtlich des Durchführungs- • Public-Private-Partnership zur zeitraums können sich im weiteren Grundsätzlich ist als Voraussetzung Realisierung von Einzelvor- Verlauf des in Karlstein begonnenen für die Realisierung der Impuls- haben Entwicklungsprozesses Verschie- projekte des Entwicklungskonzepts • Privates Sponsoring bungen bei der Umsetzung von die Gewährung von Fördermitteln Projekten ergeben, d.h. eizelne durch die Städtebauförderung oder Zusätzlich sollte geprüft werden, ob Projekte müssen wegen Finanzier- durch andere Förderprogramme zukünftig von der Gemeinde Karlstein ungsengpässen oder Umsetzungs- (z.B. Denkmalpfl ege, Leader, GVFG, für private Sanierungsvorhaben in erschwernissen zunächst zurückge- Fahr-radwegeförderung, KfW) zu begrenztem Umfang Mittel aus einem stellt werden, während andere Pro- nennen. kommunalen Förderprogramm bereit- jekte ggf. vorzuziehen sind. gestellt werden können. Die im Rahmen der Städtebauför- Insgesamt besteht das Ziel, einen derung förderfähigen Kosten der Großteil der Projekte des Entwick- geplanten Maßnahmen und Projekte lungskonzepts bis 2022 oder früher können im Regelfall mit 60% ge- durchzuführen, sofern sich bis da- fördert werden. Im nachfolgenden hin keine wesentlichen Änderungen Maßnahmenplan sind eine grobe der Rahmenbedingungen ergeben. Schätzung der voraussichtlich zu Einzelne Projekte, die vor dem Jahr erwartenden Kosten (Bruttobeträge) 2022 begonnen wurden, können auch und die aktuell bestehenden Finan- über das Jahr 2022 hinausreichen. zierungsmöglichkeiten zur Umset- Wieder andere Projekte lassen sich zung der einzelnen Maßnahmen ggf. erst nach 2022 realisieren. Inso- und Projekte dargestellt. fern markiert diese Jahreszahl keine fi xe zeitliche Grenze für den begonne- nen Entwicklungsprozess in Karlstein; vielmehr ist dieser Prozess auch in den Jahren danach weiter fortzufüh- ren.

92 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Maßnahmenplan mit Finanzierungsübersicht

Kosten Nr. Handlungsfelder / Impulsprojekte Zeitrahmen mögliche Finanzierung (EUR / brutto)

1 Stärkung des Karlsteiner Ortszentrums

1.1 Aufwertung und Erweiterung des Ortszentrums

Vorsorgender Grunderwerb im Ortszentrum 2016 - 2020 - Refinanzierung (siehe Plandarstellung S. 62)

Bauleitplanung (FNP und B-Plan) im Ortszentrum 2018 - 2020 50.000 Kommune (siehe Plandarstellung S. 62)

Modernisierung und Erweiterung der Grundver- sorgung (Lebensmittel, ggf. mit Discounter und 2020 - 2022 - Private Finanzierung Drogeriemarkt) (siehe Plandarstellung S. 62)

1.2 Verlagerung Edeka-Markt / Anlage Marktplatz

Aufwertung des Platzes bei ehem. Edeka-Markt (Marktplatz / Wochenmarkt) (siehe Plandarstel- 2020 - 2022 1.200.000 Städtebauförderung, Sponsoring lung S. 62)

Kulturelle und soziale Angebote in ehem. Edeka- z.Zt. nicht Städtebauförderung, Investoren, 2020 - 2022 Gebäude (Umnutzung) quantifizierbar Sponsoring, Vereine

1.3 Mehrgenerationentreff in Nähe des Rathauses Städtebauförderung, Sponsoring, 2018 - 2020 200.000 Gestaltung einer Naherholungsfläche für alle Fonds, Vereine Generationen zwischen Rathaus und Main

2 Entwicklung der historischen Ortskerne

2.1 Ehemalige Feuerwehr in Großwelzheim

Aufwertung des Bereichs um Alte Schule / Städtebauförderung, Denkmalpflege, Neunutzung ehem. Feuerwehr (z.B. Räume für 2016 - 2018 700.000 Sponsoring, Stiftung, Vereine Vereine, kleine Markthalle, Freiraumgestaltung)

Werkzeugkasten Baugestaltung (komm. Förder- 2016 - 2030 100.000 Städtebauförderung programm, Leitfaden Baugestaltung, Bauberatung)

2.2 Karlsplatz / Platz am Museum in Dettingen

Städtebauförderung, Denkmalpflege, Neugestaltung Karlsplatz 2018 - 2020 100.000 Sponsoring, Stiftung, Vereine

Städtebauförderung, Denkmalpflege, Neugestaltung Platz beim Heimatmuseum 2018 - 2020 30.000 Sponsoring, Stiftung, Vereine

Werkzeugkasten Baugestaltung (komm. Förder- 2016 - 2030 siehe 2.1 Städtebauförderung programm, Leitfaden Baugestaltung, Bauberatung)

2.3 Nutzungsoptimierung Festplatz Dettingen z.Zt. nicht Städtebauförderung, Leader, Grillplatz im Sommer, Eisbahn im Winter, Aben- 2020 - 2022 teuer- und Kletterpark an Kiliansbrücke, Kneipp- quantifizierbar Sponsoring, Fonds, Vereine anlage am Forchbach

93 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Kosten Nr. Handlungsfelder / Impulsprojekte Zeitrahmen mögliche Finanzierung (EUR / brutto)

3 Entwicklung der Wohngemeinde

3.1 Analyse von Innenentwicklungspotenzialen in Dettingen und Großwelzheim 2016 - 2018 40.000 Städtebauförderung, Sponsoring Bestandserhebung aller Leerstände, Einrichtung einer Leerstandsbörse (Internet-Plattform)

3.2 Ortsentwicklung nach innen

Änderung / Neuaufstellung von B-Plänen (Über- 2016 - 2020 120.000 Kommune prüfung bestehender Siedlungsbereiche)

Abbruch und Neubau (private Vorhaben) 2016 - 2030 - Private Finanzierung

Städtebauförderung, private Finan- z.Zt. nicht Modernisierungsmaßnahmen 2016 - 2030 zierung, komm. Förderprogramm, quantifizierbar andere Förderung

Nachverdichtung (Grenzanbau, Hinterlieger- 2016 - 2030 - Private Finanzierung grundstücke) (private Vorhaben)

Brachenbebauung (Überprüfung bestehender z.Zt. nicht Städtebauförderung, Kommune, 2016 - 2030 Siedlungsbereiche) quantifizierbar private Akteure

Nutzungsmischung (private Vorhaben) 2016 - 2030 - Private Finanzierung

z.Zt. nicht Städtebauförderung, Kommune, Wohnraum für Flüchtlinge 2016 - 2020 quantifizierbar private Akteure, andere Förderung

3.3 Erweiterung Wohngebiet nahe dem Ortszentrum

Vorbereitender Grunderwerb nahe Ortszentrum 2016 - 2020 - Refinanzierung (siehe Plandarstellung S. 68)

Bebauungskonzepte (Mehrfachbeauftragung oder städtebaulicher Wettbewerb) (siehe Plandarstel- 2016 - 2018 120.000 Kommune lung S. 68 / 69)

Bauleitplanung (FNP und B-Plan) nahe Ortszent- 2018 - 2020 80.000 Kommune rum (siehe Plandarstellung S. 68)

Realisierung von Erschließungsabschnitten z.Zt. nicht 2020 - 2030 Kommune, private Akteure (siehe Plandarstellung S. 68 / 69) quantifizierbar

3.4 Sicherung der wohnungsnahen Infrastruktur

geringfügige Kommunizierung von Angeboten für Senioren 2016 - 2017 Sponsoring, Vereine Kosten

Integrationsgruppen für Flüchtlingskinder in z.Zt. nicht 2016 - 2020 Kommune, staatliche Stellen Kindergärten und Schulen quantifizierbar

Interkulturelles Zentrum, inkl. Räumlichkeiten für Städtebauförderung, Sponsoring, 2018 - 2020 400.000 Jugendliche (Bereich Norma) Stiftung, Vereine

Platzgestaltung an Hanauer Landstraße Städtebauförderung, Sponsoring, 2018 - 2020 500.000 (Bereich Norma) Stiftung, Vereine

94 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Kosten Nr. Handlungsfelder / Impulsprojekte Zeitrahmen mögliche Finanzierung (EUR / brutto)

4 Mobilität, Verkehr und Umwelt

4.1 Neugestaltung der Ortsdurchfahrt: Hanauer

Landstraße Städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb (Ideenwettbewerb mit 2016 - 2017 120.000 Städtebauförderung Realisierungsteil) Neugestaltung Hanauer Landstraße 2.500.000 Städtebauförderung, GVFG, 2017 - 2022 (mehrere Bauabschnitte) (Teilumbau) Radwegeförderung, Sponsoring, Fonds

4.2 Aufwertung des Bahnhofsgeländes

Masterplan „Bahnhof Karlstein“ 2016 - 2017 60.000 Städtebauförderung

ggf. Städtebauförderung Abbruch ehem. Güterhalle 2017 - 2018 40.000 (abhängig von Nachnutzung)

Umgestaltung Bahnhofsvorplatz 2017 - 2018 300.000 ggf. Städtebauförderung

Erhalt zentraler Bahnhofsbereich (öffentl. WC, 2017 - 2018 100.000 Sponsoring, Fonds, Vereine Kiosk)

Verkehrliche Maßnahmen (barrierefreie Bahn- Deutsche Bahn, GVFG, z.Zt. nicht station, Unterführung, Pendlerparkplätze, Kurz- 2017 - 2019 Radwegeförderung, Sponsoring, quantifizierbar zeit-Parkplätze, Fahrradabstellplätze) Fonds, Vereine

Neue Führung der Buslinie 32, Verlegung Bus- z.Zt. nicht 2017 - 2019 Landkreis, GVFG haltestelle quantifizierbar

4.3 Lärmkonzept

Vertiefende Untersuchung der Lärmquellen / Kommune, Sponsoring, 2017 - 2018 80.000 Lärmkataster andere Förderung

z.Zt. nicht Kommune, Sponsoring, Realisierung von Lärmschutzmaßnahmen 2018 - 2022 quantifizierbar andere Förderung

4.4 Energiekonzept KfW-Förderung, Sponsoring, z.Zt. nicht 2018 - 2020 andere Förderung, Erstellung eines gesamtgemeindlichen, inter- quantifizierbar kommunal abgestimmten Energiekonzepts ggf. Städtebauförderung

95 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Kosten Nr. Handlungsfelder / Impulsprojekte Zeitrahmen mögliche Finanzierung (EUR / brutto)

5 Karlstein als Freizeit- und Erholungsort

5.1 Erlebnis Wald- und Seenlandschaft z.Zt. nicht Radwegeförderung, Leader, 2017 - 2022 Verknüpfung der Freizeit- und Erholungsangebote quantifizierbar Sponsoring, Fonds, Vereine (insb. Verbesserung des Wegenetzes)

5.2 Aufwertung des Mainufers in Siedlungsnähe

Erarbeitung Gesamtplan für Mainuferzonen 2017 - 2018 100.000 Städtebauförderung, Leader Städtebauförderung, Aufwertungsmaßnahmen (Freizeit-, Ruhe- und Er- z.Zt. nicht Radwegeförderung, Leader, holungszonen, Zugänge zum Main, mainparallele 2018 - 2022 quantifizierbar Sponsoring, Fonds, Wegeverbindungen für Radfahrer u. Fußgänger) Vereine

5.3 Aufwertung des Mainufers gegenüber Städtebauförderung, Seligenstadt z.Zt. nicht Radwegeförderung, Leader, 2018 - 2022 Freizeit-, Ruhe- und Erholungszonen, mainparallele quantifizierbar Sponsoring, Fonds, Wegeverbindungen für Radfahrer u. Fußgänger) Vereine

5.4 Fußgängerbrücke nach Seligenstadt 2018 - 2022 3.000.000 Radwegeförderung

5.5 Entwicklung des Schleusengehöfts

Entwurfsplanung zur Neunutzung Schleusengehöft 2017 - 2018 80.000 Leader, ggf. Städtebauförderung (ggf. Wettbewerb) Städtebauförderung, Entwicklungsmaßnahmen (gastronomisches Radwegeförderung, Leader, Angebot, Angebote für Radfahrer, Raumangebote 2018 - 2022 500.000 Sponsoring, Fonds, für kulturelle und soziale Zwecke) Vereine 6 Gewerbliche Entwicklung

6.1 Förderung der gewerblichen Entwicklung

Bebauungsplan entlang der Hanauer Landstraße 2018 - 2019 50.000 Kommune (Ermöglichung Nachverdichtung)

Bebauungsplan nordöstlich der Hanauer Land- 2019 - 2020 50.000 Kommune straße (gemischt-gewerbliche Baufläche)

Gründerzentrum (innerhalb B-Plan-Bereich z.Zt. nicht 2020 - 2022 Wirtschaftsförderung, Sponsoring nordöstlich der Hanauer Landstraße) quantifizierbar

7 Interkommunale Kooperation und Vermarktung

7.1 Kooperation mit den Nachbargemeinden z.Zt. nicht 2016 - 2030 Sponsoring, Fonds, Vereine Kooperation in den Bereichen Tourismus, quantifizierbar Lärmschutz, Energieversorgung, ÖPNV

7.2 Vermarktungsstrategien Gemeinsame Marketingstrategie, Verbesserung 2016 - 2018 100.000 Sponsoring, Fonds, Vereine der medialen Darstellung

96 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

97 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

VI Kooperation und Akteursvernetzung

1 Organisation auf lokaler Ebene Organisations- und Umsetzungs- Für eine effi ziente Umsetzung der struktur erarbeiteten Maßnahmen und Projek- Beschluss zum Integrierten städte- te in Karlstein sind die bestehenden baulichen Entwicklungskonzept Der Einsatz einer effi zienten Organi- Strukturen nur bedingt geeignet. Zu sationsstruktur zur Vorbereitung und empfehlen ist eine Fortführung der im Zentrales politisches Entscheidungs- Umsetzung von Maßnahmen und Rahmen des ISEK-Planungsprozes- gremium ist der Rat der Gemeinde Projekten ist eine der wichtigsten ses begonnenen Dialogplanung als Karlstein. Dieser beschließt, dass das Voraussetzungen für eine zukunfts- Ergänzung der vorhandenen Struk- im Rahmen des Planungsprozesses fähige Entwicklung der Gemeinde turen. Je besser es gelingt, die ver- gemeinsam mit den Bürgern und Ak- Karlstein. Derzeit bestehen in Karl- schiedenen Akteure aus den Berei- teuren erarbeitete Integrierte städte- stein als lokale Organisationsformen - chen Handel, Gewerbe, Tourismus, bauliche Entwicklungskonzept (ISEK) neben der Verwaltung der Gemeinde Kultur, Bildung und Soziales sowie eine Grundlage für künftige Entschei- Karlstein und dem Gemeinderat als die Bürgerschaft und Vertreter aus dungen sein kann. Für die Durchfüh- kommunalem Entscheidungsgremium Politik und Verwaltung zu einem sta- rung der im ISEK enthaltenen Maß- - vor allem der gemeindliche Senio- bilen Netzwerk zu formieren, desto nahmen und Projekte sind jeweils ren- und Umweltbeirat, die örtlichen erfolgreicher wird der weitere Ent- gesonderte Gemeinderatsbeschlüsse Vereine innerhalb der Dachorgani- wicklungsprozess in Karlstein sein. erforderlich. Die Durchführung von sationen ARGE Dettingen und AdO Maßnahmen, die aus Mitteln der Großwelzheim und weitere ehrenamt- Eine denkbare Organisationsstruktur Städtebauförderung gefördert werden liche Initiativen (u.a. zur Integration zur Ergänzung der bisherigen Struk- können, erfolgt in Abstimmung mit von Asylbewerbern). Zu verweisen ist turen ist in der untenstehenden Abbil- der Regierung von Unterfranken nach zudem auf die begonnene Mitwirkung dung dargestellt. Die vorgeschlagene entsprechender Antragstellung und von Bürgern und Akteuren im Rah- Organisation sieht zur Steuerung des Bewilligung. men des Planungsprozesses zur Er- weiteren Entwicklungsprozesses die stellung des ISEK (Thementische). Fortführung der bestehenden Len-

98 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

kungsgruppe vor, der neben dem Lenkungsgruppe erstattet. In der 2 Interkommunale Kooperation Ersten Bürgermeister der Gemeinde Lenkungsgruppe kann jeweils ent- Karlstein Vertreter der Verwaltung und schieden werden, ob die Teilnahme Ein wichtiges Erfordernis im Hinblick der Gemeinderatsfraktionen, Vertreter des Fachgutachters oder ein ergän- auf die zukünftige Gemeindeentwick- der Regierung von Unterfranken, zendes Fachgutachten für bestimmte lung stellt für die Gemeinde Karlstein die Kreisbaumeisterin sowie ein Themen nötig ist. die Verstärkung der interkommunalen Fachgutachter angehören. Kooperation dar. Insbesondere er- Von der Lenkungsgruppe wiederum scheint eine Ausweitung der Koope- Weiter sieht die vorgeschlagene Or- fl ießen regelmäßige Informationen in ration in den Bereichen Tourismus ganisation die Bildung mehrerer Bür- den Gemeinderat, der ggf. Zwischen- (gemeinsame Entwicklung der Main- gerarbeitskreise als Fortsetzung der beschlüsse im Rahmen des weiteren und Seenlandschaft), Lärmschutz und im Rahmen des ISEK-Planungspro- Entwicklungsprozesses fasst. Ebenso Energie (interkommunal abgestimm- zesses bereits eingerichteten The- erfolgt in regelmäßigen Abständen tes Lärm- und Energiekonzept) sowie mentische vor, in denen Bürger und eine Information der Bürger. Dies ÖPNV (interkommunal abgestimmte Akteure an der Umsetzung konkreter kann auf schriftlichem Wege durch Maßnahmen zur Optimierung der Projekte mitwirken. In diese Arbeits- Mitteilungen in der Presse und im ÖPNV-Bedienung) zweckmäßig. kreise sollen Vertreter der bereits Internet geschehen oder in Form von bestehenden lokalen Gremien und Bürgerworkshops. Diese Bürgerwork- Weiter ist eine gemeinsame Außen- Vereine (Senioren- und Umweltbeirat, shops können gleichzeitig auch als darstellung der Gemeinde Karlstein ARGE Dettingen, AdO Großwelz- Forum für neue Ideen und Anregun- und ihrer Nachbarkommunen mit heim, ehrenamtliche Initiativen) integ- gen aus der Bürgerschaft sowie ihren jeweiligen Potenzialen (Main- riert werden. Im Einzelnen wird die als Instrument der Erfolgskontrolle und Seenlandschaft, Kloster Seligen- Bildung folgender Arbeitskreise vor- dienen. In sie sollen die Ergebnisse stadt, Böhm’sche Kirchen Karlstein, geschlagen: der Tätigkeit der Bürgerarbeitskreise Industriegeschichte) zu empfehlen. sowie die Vorstellungen sonstiger Die Kommunen müssen sich dabei • Aufwertung Ortszentrum Mitte Bürgerinitiativen eingebracht und im als Teil der Tourismusregion Spes- • Wohnungsnage Infrastruktur weiteren Entwicklungsprozess be- sart-Mainland verstehen, unter deren • Gestaltung Ortsdurchfahrt rücksichtigt werden. Dachmarke sie sich gezielt vermark- • Entwicklung Schleusengehöft ten sollten (z.B. Darstellung der Kom- • Gestaltung Main- und Seen- munen in überörtlichen Rad- und landschaft (interkommunaler Öffentlich-private Kooperation Wanderkarten der Tourismusregion, Bezug, z.B. Mainbrücke bei Messeauftritte unter der Dachmarke Seligenstadt) Als Ergänzung zu den in Karlstein Spessart-Mainland). Durch die ge- • Touristische Vermarktung bestehenden Organisationsformen meinsame Vermarktung können posi- (interkommunaler Bezug) bieten sich zukünftig auch öffentlich- tive Effekte wie Kosteneinsparungen • Lärmsanierung Karlstein private Organisationsformen an. für die beteiligten Kommunen und (interkommunaler Bezug) Diese sollen zur Attraktivierung und eine Erhöhung der regionalen Ange- • Energiekonzept (interkommu- Revitalisierung der Ortskerne (his- botsvielfalt erreicht werden. naler Bezug) torische Ortskerne von Dettingen und Großwelzheim, gemeinsame Neben den Bereichen Tourismus, Empfohlen wird zudem mit Blick auf Ortsmitte beim Rathaus) und dabei Vermarktung, Lärmschutz, Energie die Förderung der Innenentwicklung vor allem der innerörtlichen Ein- und ÖPNV kann sich die interkom- in Karlstein die Etablierung eines zelhandelslandschaft beitragen. Als munale Kooperation zukünftig auch Leerstandsmanagements. zentrales strategisches Instrument auf weitere Handlungsfelder erstre- zur Ortskernentwicklung ist die cken. Zu prüfen ist, in welchen Fel- Besonders wichtig ist es, die Kontak- Einrichtung eines öffentlich-privaten dern die Gemeinde Karlstein erfolg- te und Netzwerke einzelner lokaler Fonds denkbar, an dem wichtige versprechend mit anderen Kommu- Akteure zu nutzen und die „vernetz- öffentliche und private Akteure be- nen zusammenarbeiten kann. Dabei ten“ Akteure in die Tätigkeit der ver- teiligt sind. Aus dem Fonds sollen ist zunächst vor allem an eine freiwil- schiedenen Bürgerarbeitskreise ein- entwicklungsfördernde Maßnahmen lige und informelle Zusammenarbeit zubinden. Die Arbeitskreise arbeiten fi nanziert werden, die kein allzu hohes zu denken, die fallweise auch in eine selbstständig an der Umsetzung der Kostenvolumen haben und relativ formelle Zusammenarbeit (Zweckver- Zielvorgaben des ISEK und benen- schnell umsetzbar sind (z.B. Durch- einbarung, Zweckverband) überführt nen jeweils einen Sprecher, der in führung von Events, Beschilderung, werden kann. regelmäßigen Abständen Bericht Marketingmaßnahmen). über das bislang Erreichte in der

99 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

VII Erfolgskontrolle

1 Instrumente einer mittelfristigen Zweck des Monitorings sind u.a.: • Qualitative Selbstevaluierung Erfolgskontrolle (Bewertung durch internen • Information über aktuelle Evaluator) Während der Projektumsetzungspha- Situation se und insbesondere nach Abschluss • Frühwarnsystem bei Fehlent- Grundlage für diese Evaluierungssy- einzelner Projekte ist der Erfolg der wicklungen steme, insbesondere für die indikato- eingeleiteten Maßnahmen zu über- • Erkennen von Handlungs- rengestützten quantitativen Systeme, prüfen. Zu überprüfen sind einerseits schwerpunkten sind i.d.R. die im Rahmen des Moni- der Projektfortschritt und der für die • Akquisition von Fördermitteln torings gesammelten Informationen. Projektumsetzung erforderliche fi nan- • Ermöglichung von Ziel- zielle Aufwand. Andererseits ist zu überprüfungen Die qualitative Fremdevaluierung überprüfen, inwieweit durch die Um- kann z.B. durch einen Beirat erfolgen, setzung von Projekten positive Effek- „Produkte“ des Monitorings können dem neben Vertretern aus der lokalen te für die Gemeinde und ihre Bürger u.a. sein: Politik und Verwaltung auch externe eingetreten sind. Experten aus Wissenschaft und Pra- • Fortschreibung / Aktualisierung xis angehören. Auch die Förderbehör- Als Instrumente der Erfolgskontrolle statistischer Daten den sind als Evaluatoren zu nennen. kann die Gemeinde Karlstein auf sog. • Monitoringberichte (z.B. 1 x jähr- Monitoring- und Evaluierungssysteme lich) Bei der qualitativen Selbstevaluie- zurückgreifen. Vorteile, die sich durch • Projektberichte (z.B. 1 x jährlich) rung erfolgt eine Selbstbewertung der den Einsatz dieser Systeme ergeben • Veröffentlichungen Prozessbeteiligten zu Erfolgsfaktoren können, sind: • Workshops wie z.B.: • Regelmäßige Gesprächsrunden • Stärkung der kommunalen Ana- • Problemlagen / Problemlösungen lyse-Kompetenz • Zielvereinbarungen / Zielerrei- • Stärkung der Zusammenarbeit 1.2 Evaluierungssysteme chung mit staatlichen und privaten • Projektstruktur / Projektfortschritt Akteuren Evaluierungssysteme stellen Instru- • Verantwortlichkeiten • Vereinfachte Akquisition von mente zur Bewertung von Wirkungen • Kommunikation / Teamentwick- Fördermitteln dar. Evaluierungsgegenstände kön- lung • Verbesserung der Effi zienz des nen u.a. sein: • Transparenz / Information / Doku- Fördermitteleinsatzes mentation • Programme • Prozess-/ Qualitätsmanagement • Projekte / Maßnahmen • Ressourcen / Potenziale 1.1 Monitoringsysteme • Produkte / Leistungen • Lerneffekte • Organisationen Monitoringsysteme stellen quantitativ • Technologien Wichtige Erkenntnisse können im orientierte Beobachtungssysteme dar, • Entwicklungen (z.B. Gemeinde- Rahmen der Evaluierung auch durch die angewandt werden können: entwicklung) Befragungen gewonnen werden. Denkbar sind z.B.: • auf Stadt-/ Gemeindeebene (Be- Bei diesen Evaluierungsgegenstän- obachtung von Strukturdaten) den erfolgt ein Vergleich zwischen • Befragung der Wohnbevölkerung: • auf Ortsteilebene (Beobachtung vorab formulierten Zielen und dem Stimmungsbarometer, z.B. im von Strukturdaten) tatsächlichen Zielerreichungsgrad. Hinblick auf Wohnzufriedenheit, • auf Projektebene (Beobachtung Lebensqualität, Zustimmung zu von Projektdaten / Projektfort- Als Arten von Evaluierungssystemen Projekten schritt) können genannt werden: • Befragung von Wohnungsunter- nehmen: Beobachtungsgegenstände des Mo- • Indikatorengestützte quantitative Wohnungsmarktbarometer, aktu- nitorings können z.B. sein: Evaluierungssysteme elle Situation bzgl. Leerständen, • auf Stadt-/ Gemeindeebene Miet- und Immobilienpreisen, • Bevölkerung / Sozialstruktur • auf Ortsteilebene Erfolg von Anpassungsmaßnah- • Flächennutzung • auf Projektebene men • Wohnungsbestand • Qualitative Fremdevaluierung • Befragung von Gewerbetreiben- • Wirtschaft / Arbeitsmarkt (Bewertung durch externen Eva- den / Einzelhändlern / Gastrono- • kommunale Finanzen luator) men:

100 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Stimmungsbarometer im Hin- • Anzahl / Besucherzahlen von • Wohnungsnachfrage (z.B. nach blick auf aktuelle Situation, Events / Festveranstaltungen Senioren- oder preisgünstigen Zukunftsperspektiven, Zustim- • Anzahl privater Initiativen zur Mietwohnungen) mung zu Projekten, Aussagen Nutzung von Freiräumen / • Anzahl / Belegung von Senioren- zu Standortqualitäten, Umsatz- leerstehenden Räumen wohnungen entwicklung, Planungsabsichten • Anzahl / Belegung von Mietwoh- • Befragung von Besuchsgästen: nungen (gestaffelt nach Miet- Aussagen bezüglich Aufenthalts- 2.2 Leerstände und Brachfl ächen preisniveau) qualität, Attraktivität lokaler An- • Entwicklung von Miet- / Immobi- gebote, Zufriedenheit mit • Anfragen von Investoren, Grün- lienpreisen Serviceangebote dern und privaten Initiativen • Haushalts- und Sozialstruktur (allgemein und hinsichtlich (z.B. Anteil Singles, Migranten, Weitere Informationen zum Thema verfügbarer Flächen / Gebäude / Flüchtlinge, Arbeitslose, Empfän- Monitoring und Evaluierung können Räume) ger von Transferleistungen) im Internet abgerufen werden unter: • Neuansiedlungen / Neunutzun- www.stadtumbauwest.de gen / Betriebsaufgaben / Be- triebsverlagerungen / Existenz- 2.4 Infrastruktur gründungen (allgemein und 2 Indikatoren aus städtebaulicher im Bereich von Leerständen / • Anzahl / Größe öffentlicher Sicht Brachfl ächen) Einrichtungen (z.B. Bücherei, • Flächenverbrauch für Gewerbe Museen) Der Erfolg einzelner Maßnahmen und Handel • Besuchs- / Nutzerzahlen öffent- und Projekte, die in Karlstein auf • Vergleich Innen- / Außenentwick- licher Einrichtungen Grundlage des Integrierten städte- lung • Unterhaltskosten für öffentliche baulichen Entwicklungskonzepts auf • Anzahl und Größe von Brachfl ä- Einrichtungen / Vergleich von den Weg gebracht werden, lässt sich chen und leerstehenden Gebäu- Kosten und Einnahmen im Rahmen einer mittelfristigen Er- den / Räumen • Anzahl sozialer Betreuungsange- folgskontrolle anhand verschiedener • Verhältnis von genutzter / unge- bote (öffentlich / privat) Indikatoren messen. Aus Sicht des nutzter Bausubstanz • Schülerzahlen / Klassenstärken Städtebaus können dabei vor allem • Investitionen für Sanierung / Ab- in schulischen Einrichtungen folgende Indikatoren genannt wer- bruch / Vermarktung • Kinderzahlen / Gruppenstärken in den: • Anzahl von Events im Bereich Kindergärten ehem. Leerstände / Brachfl ächen • Raumbelegung in Schulen / Kin- • Entwicklung von Immobilien- dergärten 2.1 Ortskernentwicklung preisen • Anzahl / Belegung von Plätzen in • Beschäftigtenzahlen Seniorenheimen • Anzahl innerörtlicher Versor- • Anzahl von Ärzten / Fachärzten gungseinrichtungen (Einzelhänd- • Zahlen zum Verkehrsaufkommen ler, Dienstleister, Handwerksbe- 2.3 Wohnungswirtschaft (Durchgangsverkehr, Anteil Lkw- triebe, Gastronomen) Verkehr) (Durchgangsverkehr, • Verkaufsfl äche / Jahresumsatz • Zuzüge / Fortzüge Anteil Lkw-Verkehr) von Einzelhändlern • Flächenverbrauch für Wohnen • ÖPNV-Benutzerzahlen • Anzahl von Betriebsaufgaben / • Baufertigstellungen / Bauge- Betriebseröffnungen im Ortszent- nehmigungen rum • Vergleich Innen- / Außenentwick- 3 Indikatoren aus wirtschaftlicher • Anzahl leerstehender Gebäude / lung und sozialer Sicht Ladenlokale / Wohnungen • Anzahl und Größe von Baulücken • Anteil sanierungsbedürftiger Bau- • Gebäude- / Wohnungsleerstände Ziel des Integrierten städtebaulichen substanz (z.B. stromzählergestützte Leer- Entwicklungskonzepts ist es u.a., die • Anzahl von Sanierungen / Moder- standserfassung) wirtschaftliche und soziale Stabilität in nisierungen / Abbrüchen • Eigentumsquote im Wohnungs- Karlstein zu gewährleisten. Um dies • Investitionen für Modernisierung / bestand zu erreichen, ist ein System der Er- Abbruch / Vermarktung • Anzahl von Sanierungen / Moder- folgskontrolle notwendig, mit dessen • Flächenanteil öffentlicher Frei- nisierungen / Abbrüchen Hilfe die wirtschaftliche und soziale räume / innerörtlicher Grünzonen • Investitionen für Modernisierung / Entwicklung über einen längeren Zeit- • Besucherzahlen kultureller Ein- Abbruch / Vermarktung raum beobachtet werden kann. richtungen (z.B. Museen)

101 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

3.1 Bevölkerung Leistungen zur Grundsicherung • Zufriedenheit mit der ärztlichen und Hilfen zum Lebensunterhalt Versorgung • Bevölkerungsentwicklung • Entwicklung der Frauenbeschäfti- • Veränderungswünsche • Entwicklung des Anteils von gung • Bürgerbeteiligung Migranten / Flüchtlingen • Zufriedenheit der Bevölkerung • Entwicklung des natürlichen Be- mit Wirtschaft und Arbeitsmarkt völkerungssaldos 4 Indikatoren aus touristischer • Entwicklung des Wanderungs- Sicht saldos 3.3 Einzelhandel • Geburtenentwicklung Der Erfolg von Projekten im Bereich • Entwicklung der Zahl von Kindern • Bewertung des Gesamteindrucks Tourismus, Kultur und Freizeit ist in zwischen 3 bis unter 6 Jahren • Leerstandsquote bei Ladenloka- erster Linie an der direkten Umset- • Entwicklung der Zahl von Kindern len zung der einzelnen Projekte messbar. und Jugendlichen zwischen 6 bis • Vervielfältigung des Branchen- Daneben gibt es Erfolgsindikatoren, unter 15 Jahren mixes die je nach Handlungsbedarf bzw. • Entwicklung der Zahl der Jugend- • Verbesserung des Gestaltungs- Projekt unterschiedlich sind. Im Fol- lichen und jungen Erwachsenen niveaus genden sind die wesentlichen Er- (15 bis unter 21 Jahre) • Befragung bei Unternehmern: folgsindikatoren zusammengefasst. • Entwicklung des Erwerbspoten- • Hat sich die Kundenfrequenz ge- zials (21- bis unter 65-Jährige) steigert? Wie haben sich die Um- • Umfang und Qualität der Ange- • Anteil der Senioren (65+) sätze entwickelt? botsentwicklung: • Entwicklung der Sterbefälle • Bürgerbefragung: Hat sich das messbar an der Anzahl neu ent- • Entwicklung der Haushalte Angebot verbessert? Wie ist die wickelter Pauschalen, Erlebnis- • Entwicklung der Zufriedenheit der Einkaufsatmosphäre? Wie ist die und Besichtigungsangebote; Bevölkerung Servicequalität? Anzahl der neu angesiedelten • Abwanderungswünsche und Betriebe, der Leistungsträger im Gründe für Abwanderung Gastgewerbe sowie touristisch • Zuzugswünsche externer Perso- 3.4 Soziales relevanter Dienstleistungsbe- nen und Zuzugsgründe triebe; im Idealfall: Revitalisierung • Entwicklung der medizinischen alter Bausubstanz Versorgung (Ärzte, • Medien-Resonanz bzgl. des 3.2 Wirtschaft Krankengymnastik etc.) Angebots: • Mitglieder in Vereinen messbar an der Anzahl und • Entwicklung der sozialversiche- • Entwicklung der altengerechten Qualität der Pressemeldungen, rungspfl ichtig Beschäftigten Wohnungen, Plätze im Betreuten Darstellung in den Medien, • Entwicklung der Beschäftigungs- Wohnen, Alten- und Pfl egeheim- Publikationen, Prospekten, etc. quote plätze sowie ambulante und • Akzeptanz des Angebots: • Entwicklung der Verteilung der teilstationäre Versorgung für messbar an Besucherzahlen, Wirtschaftsbereiche (u.a. produ- Senioren Umsatzentwicklung, Tragfähigkeit zierendes Gewerbe, Handel und • Entwicklung der Anzahl der Kin- des Angebots, Zufriedenheit der Dienstleistungen) dergarten-, Kinderhort- und Kin- Besucher mit Angebot und Ser- • Entwicklung der Gesamtzahl der derkrippenplätze vice, Anteil der Stammgäste, Betriebe • Entwicklung der Angebote für Bereitschaft für den Wieder- • Entwicklung der Zahl der neu Jugendliche besuch angesiedelten Unternehmen • Entwicklung der Schülerzahlen • Akzeptanz des Tourismusmana- • Entwicklung der Insolvenzanträge • Entwicklung der Ärzteversor- gements bei Politik, Verwaltung • Entwicklung des Diversifi zier- gungsquote und Touristikern: ungsgrades der Wirtschaft • Entwicklung der gesundheitlichen messbar an der Zahl der teil- • Entwicklung des Pendlersaldos Infrastrukturquote nehmenden Kommunalvertreter • Entwicklung der Kaufkraft • Entwicklung der offenen Jugend- und touristischen Leistungsträger • Entwicklung der Arbeitslosigkeit: arbeit an den Gremien des Tourismus- Arbeitslosenquoten, Jugend- und • Entwicklung der Kriminalität managements Langzeitarbeitslosigkeit, Arbeits- • Entwicklung der Straßenver- • Stellenwert innerhalb der Tou- lose 55+ kehrsunfälle ristik in der Region (Landkreis • Entwicklung der Empfänger von • Entwicklung der Wohngeldemp- Aschaffenburg): ALG II fänger messbar an Quantität und Qua- • Entwicklung der Empfänger von • Einschätzung der Lebensqualität lität der Medienpräsenz der

102 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Gemeinde Karlstein in den Veröffentlichungen der Touristik in der Region (z.B. Internet, Prospekte, PR) • Zusammenarbeit innerhalb der Region (Landkreis Aschaffen- burg): messbar an der Zahl der gemein- sam initiierten Projekte • Vermarktung unter gemeinsamer Dachmarke: messbar an konsequenter Um- setzung des Corporate Designs in Medien und PR; Präsentation gemeindlicher Angebote über das regionale Prospektangebot; fi nanzielle Entlastungseffekte • Gästeankünfte, Übernachtungs- zahlen, Auslastung, Aufenthalts- dauer: messbar über die Daten des des Bayer. Landesamtes für Sta- tistik und Datenverarbeitung, Durchführung eigener Erhebun- gen, Befragungen der Gäste und Gastgeber • Bekanntheit, Image: Bekanntheit von Gemeinde und Region durch Imagestudien zu deutschen Reisegebieten • Prämierungen und Zertifi zier- ungen: Prämierungen / Zertifi zierungen von touristischen Angeboten und Dienstleistungen

103 Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Bildnachweis

Seite 6: Wachstums- und Schrumpfungsräume in Seite 35: Mainlandschaft Karlstein. https://upload. Deutschland, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum- wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e8/Karlstein_Main_ forschung (BBSR), Bonn 2015 bei_Dettingen.JPG

Seite 9: ISEK-Planungsprozess, HWP - Holl Wieden Part- Seite 38: Einzugsgebiet des Karlsteiner Einzelhandels, nerschaft, Büro für Städtebau und Architektur (HWP) CIMA GmbH: Einzelhandelsentwicklungskonzept für die Gemeinde Karlstein am Main, München 2012, S. 10 Seite 10: Raumstruktur für die Region Bayer. Untermain, Regionalplan für die Region 1, Karte Raumstruktur Seite 41: Kirche St. Hippolyt, Kirche St. Peter und Paul, Homepage Gem. Karlstein, http://www.karlstein.de/kunst Seiten 12, 13, 14, 18, 20, 28, 40, 46, 47: Diagramme: HWP, Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Statistik Seite 42: Freizeitgebiet am Weißsee: https://www.coci. und Datenverarbeitung (BLfSD) 2015 org/img/gallery/normal/d6c7c18588.jpg

Seite 16: Kindergarten Villa Kunterbunt, Homepage des Seite 42: Segel- und Sportboothafen, http://www. Kindergartens Villa Kunterbunt: http://www.villa-kunter- karlstein.de/freizeit/freizeitangebot bunt-karlstein.de Seite 43: Heimatmuseum Karlstein. http://webmuseen. Seite 16: Grundschule Karlstein, Homepage der Grund- de/bild.php?id=9935329&w=feat schule Karlstein: http://www.gs-karlstein.de Seite 48: Kindertagesstätte Klabauterschiff, http://www. Seite 19: Luftbild Gewerbegebiet im westlichen Gemein- klabauterschiff-karlstein.de/fotos/eingang.jpg degebiet, Google-Maps Seite 48: Grundschule in Dettingen. https://upload.wi- Seite 21: Batterie-Montage-Zentrum Karlstein (BMZ): Bild kimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Karlstein_Grund- 1: http://www.bmz-gmbh.de/img/content/w316/_MG_1062. schule.JPG jpg, Bild 2: http://www.bmz-gmbh.de/img/content/w316/ BMZ_Gebaeude_ESD.jpg Seite 48: Mittelschule in Großwelzheim, http://mw2. google.com/mw-panoramio/photos/medium/38792869. Seite 21: Areva Karlstein: http://de.areva.com/mini-home/ jpg liblocal/images/fl ie%C3%9Ftextbilder/fl _inka_grey.PNG Seite 50: Lindighalle, http://www.karlstein.de/__tools/ Seite 21: Siemens Karlstein: https://www.netzwerkit.de/ show_big_image.html?ID=2050 Members/MaxMoritz/news20110821/image_mini Seite 52: Ortsdurchfahrt Karlstein, Copyright by Seiten 24, 25: Urkataster Dettingen, Urkataster Großwelz- tilman-AB. http://www.panoramio.com/map/?user heim, Bayerisches Landesvermessungsamt (BLV) =4790004#lt=50.047818&ln=9.010206&z=2&k=1 &a=1&tab=5&pl=all Seite 26: Siedlungsstruktur, HWP Seite 53: Wasserwerk in Dettingen. http://www.main- Seite 29: Ortszentrum beim Rathaus, http://www.karlstein. echo.de/regional/stadt-kreis-aschaffenburg/art4010,3863 de/_tools/no/image.php?TYPE=0&ID=20423 786,F::pic11911,3067945

Seite 30: Abbildungen Demographie, HWP Seite 56: Titelbild Veranstaltungskalender 2015, Ge- meinde Karlstein Seite 31: Angebote für Senioren. http://www.senioren- ratgeber.de/multimedia/87/75/19/51562823697.jpg Seite 61: Handlungsfelder, HWP

Seite 35: Badesee Großwelzheim. https://upload. Seite 62: Erweiterung des Ortszentrums, HWP wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/14/ Gro%C3%9Fwelzheimer_Badesee.JPG/300px- Seite 63: Beispiel Mehrgenerationentreff, WA Vision, Gro%C3%9Fwelzheimer_Badesee.JPG The DIA Summer Pavillon S. 37 Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Seite 63: Moderner Lebensmittelmarkt, http://www.donau- Seite 81: Karlsteiner Mainschleife, HWP kurier.de/_/tools/picview.html?_CMELEM=1994723 Seite 82: Segel- und Sportboothafen, http://www.karlstein. Seite 64: Ortskern Großwelzheim, Alte Feuerwehr, HWP de/freizeit/freizeitangebot; Entwicklungsfl äche Schleusen- gehöft, Google-Maps Seite 65: Ortskern Dettingen, Karlsplatz, HWP Seite 83: Schleusengehöft, Main-Echo, http://static3. Seite 66: Luftbild Zentraler Siedlungsbereich Karlstein, main-echo-cdn.de/storage/pic/mebilderserien/nachrichten/ Google-Maps region/alzenau/berichte/2641812_1_cefb7283944dab86d- f252d4c1b8e0690.jpg?version=1407697699 Seite 67: Nachverdichtung, HWP Seite 84: Neuorientierung der kommunalen Wirtschaftspo- Seite 68: Wohngebietserweiterung, HWP litik, HWP

Seite 69: Mögliche städtebauliche Gestaltung, HWP Seite 85: Technologie- und Innovationszentrum Darmstadt (TIZ), http://www.tiz-darmstadt.de/ Seite 70: Standort für interkulturelles Zentrum, HWP Seite 85: Startup Seite 71: Gartenfest im Bewohnergarten, mahl.gebhard. konzepte, IRE Östlicher Verdichtungsraum Würzburg 2014 Seite 86, 87: Interkommunale Kooperation, Runder Tisch, HWP Seite 71: Integrationsklasse: http://www.schwarzwaelder- bote.de/media.facebook.f0d725d3-1382-4f59-83e8- Seite 88: Eindrücke aus Karlstein, Abbildungen, Home- dda1f8409d73.normalized.jpg page der Gemeinde Karlstein http://www.karlstein.de, HWP Seite 72, 73: Neugestaltung der Ortsdurchfahrt, HWP Seite 89: Broschüre Tourismusverband Spessart-Mainland, Seite 74: Neugestaltung Bahnhofsgelände, HWP http://www.spessart-mainland.de

Seite 75: Verbesserung der Buslinienführung, HWP Seite 89: Leitsystem für den Erholungsort Markt Fram- mersbach, Büro Brucklacher. Visuelle Kommunikation, Seite 76: Straßennetz, HWP Reutlingen

Seite 77: Beispiel Lärmkataster Seiten 90, 91: Städtebaulicher Rahmenplan, HWP

Seite 78: Luftbild Seenlandschaft an der Mainschleife, Seite 93 ff: Maßnahmenplan mit Finanzierungsübersicht, Google-Maps HWP

Seite 79: Badesee Großwelzheim, https://upload. Seite 98: Organisationsmodell, HWP wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/14/ Gro%C3%9Fwelzheimer_Badesee.JPG/300px- Anhang Bürgerbeteiligung: Fotos und Abbildungen, HWP Gro%C3%9Fwelzheimer_Badesee.JPG

Seite 79: Badespaß, mahl.gebhard.konzepte, IRE Östli- cher Verdichtungsraum Würzburg 2014

Seite 80: Mainuferzonen, Freizeit- und Erholungsfl ächen, HWP

Seite 80: Blick von Karlstein auf das Kloster Seligenstadt, Copyright by tilman-AB, http://mw2.google.com/mw-pano- ramio/photos/medium/38785987.jpg Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Anhang: Bürgerbeteiligung

Auftaktveranstaltung am 26. März 2015 in der Lindighalle Dettingen 1 Auftaktveranstaltung

Zur Erstellung des integrierten städ- tebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) für die Gemeinde Karlstein a.Main wurden die Ziele und Schwer- punktthemen der zukünftigen Ent- wicklung vor dem Hintergrund verän- derter sozioökonomischer Rahmen- bedingungen von den Bürgern und Akteuren eingehend diskutiert. Hierzu fand am 26. März 2015 in der Lindig- halle in Dettingen eine Auftaktveran- staltung für Bürger und Akteure statt. Dabei wurden die zentralen Hand- lungsfelder und Schwerpunktthemen der zukünftigen Gemeindeentwick- lung mit den zugehörigen Fragestel- lungen behandelt. Die Bewertung der Handlungsfelder und Einzelthemen durch die Bürgerinnen und Bürger erfolgte durch Punktevergabe an vorbereiteten Themenplakaten. In nachfolgender Zusammenschau sind Foto und Abbildungen: Büro HWP 2015 die Bewertungsergebnisse ausführ- lich dargestellt (siehe Punktezahl in rechter Spalte).

106 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

107 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Im Ergebnis wurden von den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung die auf den jeweiligen Pla- katen aufgeführten Schwerpunktthemen ihrer Wichtigkeit entsprechend wie folgt bewertet:

Wichtigste Handlungsfelder

Aufwertung des 85 Wohnstandorts

Freizeit und 78 Naherholung

Städtebauliche Entwicklung der 62 Ortsteile

Versorgung, Bildung und 39 Soziales

Aufwertung des 27 Gewerbestandorts

0 102030405060708090 Bewertung: Anzahl von Punkten

Abbildungen: Büro HWP 2015

108 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Wichtigste Einzelthemen

Entwicklung der gemeinsamen Ortsmitte (Umfeld Rathaus) 52

Fußgängerbrücke über den Main nach Seligenstadt 45

Ausweitung des Gastronomieangebots 40

Umbau der Ortsdurchfahrt in Verbindung mit neuer 37 Umgehungsstraße

Neuausweisung von Bauplätzen für junge Familien 35

Sicherung der medizinischen Versorgung / Ärzte / 32 Apotheken Erhöhung der Kaufkraftbindung durch Optimierung des 28 lokalen Versorgungsangebots

Open-Air-Veranstaltungen am umgestalteten Mainufer 27

Optimierung des Rad- / Fußwegenetzes, 25 Fahrradabstellplätze, E-Bike-Stationen (fahrradfreundliche Attraktives Wohnen für Senioren und Behinderte, Mehr- 24 Generationen-Wohnen, betreutes Wohnen

Mainufergestaltung, parkähnliche Gestaltung 23

Neugestaltung des Bahnhofsgebäudes, Park + Ride, 22 Barrierefreiheit Entwicklung der Karlsteiner Mainschleife als 22 Naherholungsgebiet am Mainufer Nachverdichtung in den Altorten, Förderung der 22 Innenentwicklung (Nutzung von Leerständen) Verkehrsberuhigte Straßen / Spielstraßen / 22 Stadtraumkonzept

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Bewertung: Anzahl von Punkten

109 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

2 Informelle Gespräche Informelles Gespräch Nach der Auftaktveranstaltung wur- „Gewerbe / Einzelhandel / Dienstleistungen / den zwei informelle Gespräche im Gastronomie / Umwelt“ Sitzungssaal des Rathauses in Karl- stein zu den beiden Themenkreisen „Gewerbe / Einzelhandel / Dienstleis-  Förderung der gewerblichen Entwi cklung / Schaffung qualitativ hoch- tungen / Gastronomie / Umwelt“ (16. wertiger Arbeitsplätze vor Ort April 2015) und „Wohnen / Soziales /  Begrenztes Flächenangebot (Prüf ung von Potenzialflächen) Familien / Jugend / Senioren / Kir-  Ziel: Mischung aus kleinen und mittleren Betrieben chen / Vereine“ (21. April 2015)  Einzugsgebiet des Einzelhandels beschränkt auf Gemeindegebiet durchgeführt. Hierzu wurden ver-  Kein Angebot an höherwertigen Bedarfsgütern  geringe Kaufkraft- schiedene Akteure (lokale Experten, bindung, starker Kaufkraftverlust, kaum Kaufkraftzufluss Vertreter von Institutionen, Gewerbe-  Bisher ablehnende Haltung gegen Ansiedlung eines neuen zusätzli- treibende) eingeladen. Ziel der infor- chen Lebensmittel-Vollsortimenters; gute Erreichbarkeit und ausrei- mellen Gespräche war es, die Situa- chend Parkplätze wichtig für eventuelle Neuansiedlung tion der Gemeinde Karlstein genauer  Ziele: Stärkung der Kaufkraftbindung, Sicherung und Ausweitung der zu beleuchten und mögliche Hand- Nahversorgung lungsoptionen zu den einzelnen  Standorte der Sparkasse und der VR-Bank sollen erhalten werden Themen aus Sicht der Akteure zu  Bestrebungen zur Schaffung eines neuen Ortsmittelpunkts ermitteln. Die Ergebnisse der infor-  Gewachsene Landschaft am Main, bislang kaum Ideen zur Gestaltung mellen Gespräche sollten als Vorbe-  Ziele: Radwegoptimierung, Verbesserung der Zugänglichkeit zum reitung für die darauffolgenden Bür- Main, Vermarktung der Mainschleife gerworkshops dienen und sind nach- folgend in knapper Form zusam- mengefasst. Informelles Gespräch „Wohnen / Soziales / Familien / Jugend / Senioren / Kirchen / Vereine“

 Hohe Nachfrage an Wohnbauland, jedoch Mangel an Bauplätzen  Preise für Baugrundstücke nicht teurer als in Nachbargemeinden  Neue Bauplätze dürfen nicht zu klein und nicht übermäßig groß sein  Bausubstanz in Karlstein insgesamt in gutem Zustand  Versuche der Innenentwicklung / Nachverdichtung bislang gescheitert  In Karlstein fehlt es an urbanen Situationen / lebendigen Treffpunkten  Bedeutung der Gaststätten als so ziale Treffpunkte zurückgegangen  Integrationsaufgaben werden zukünftig immer wichtiger  Ziele: Willkommenskultur für Asylbewerber schaffen / Steuerung des Zuzugs verbessern  Bildungseinrichtungen in Karlstein sind wenig ausgelastet / Bestands- sicherung insbesondere der Mittel schule langfristig schwierig  Bedarf an Kindergärten, Kinderkr ippen, Kinderhorten zu 100% ge- deckt  Umfangreiches Angebot an Spiel- und Freizeitplätzen für Kinder und Jugendliche  Gute medizinische Versorgung in der Gemeinde  Vorhandene Tageseinrichtungen und diverse Angebote für Senioren, jedoch immer weniger genutzt  Kirchliche Sommerfreizeitangebot e werden von Jugendlichen gut an- genommen  Vielfältige Vereinskultur in Karlstein mit zahlreichen Aktivitäten  Vorhandene Hallen (Lindighalle, Bayernhalle) gut genutzt und teils stark ausgelastet (Bedarf an zusätzlichen Räumen vorhanden)

110 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Bürgerworkshop am 7. Mai 2015 in der Bayernhalle Großwelzheim 3 Erster Bürgerworkshop

Aufbauend auf den Ergebnissen der Auftaktveranstaltung und der beiden informellen Gespräche wurden in einem ersten Bürgerworkshop, der am 7. Mai 2015 in der Bayernhalle in Großwelzheim stattfand, konkrete Projektvorschläge an 5 Thementi- schen zu den in der Auftaktveranstal- tung ermittelten zentralen Handlungs- feldern erarbeitet. Anschließend wur- den die Projektvorschläge von den Teilnehmern bewertet, so dass sich besonders wichtige Projekte für jedes Handlungsfeld herauskristallisierten. Die Ergebnisse der Bewertung sind nachfolgend in tabellarischer Form zusammengefasst (siehe Punktezahl in rechter Spalte neben den Projek- ten).

Foto und Abbildung: Büro HWP 2015

Thementische im Rahmen des ersten Bürgerworkshops Aufwertung des Wohnstandorts / Entwicklung der Ortsteile

Ortsdurchfahrt /

Gestaltung der Mitte

Maßnahmen Sicherung der Umweltqualität Perspektiven Impulsprojekte Strategien

Entwicklung der Aufwertung des Erholungslandschaft Gewerbestandorts / Standorte für Einzelhandel

111 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

112 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Impressionen vom ersten Bürgerworkshop

Fotos und Abbildungen: Büro HWP 2015

113 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

sadsadas

A bbildung: Büro HWP 2015

114 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Bürgerworkshop am 18. Juni 2015 in der Lindighalle Dettingen 4 Zweiter Bürgerworkshop

Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Bürgerworkshops wurden in einem zweiten Bürgerworkshop, der am 18. Juni 2015 in der Lindighalle in Dettingen stattfand, die für die weite- re Gemeindeentwicklung zentralen Themen an fünf Thementischen ver- tieft von den teilnehmenden Bürgern und Akteuren behandelt, um zu ei- nem integrierten Handlungspro- gramm für die Gemeinde Karlstein zu gelangen. Die an den fünf Thementi- schen erarbeiteten Maßnahmen und Projekte wurden allen Workshopteil- nehmern vorgestellt und anschlie- ßend von diesen einer Bewertung unterzogen. Die bewerteten Projekte der einzelnen Thementische sind nachfolgend in tabellarischer Form dokumentiert (Hinweis: die Zahl am rechten oberen Rand jeder Tabelle stellt die Punktbewertung durch die Foto und Abbildung: Büro HWP 2015 Teilnehmer dar).

Thementische im Rahmen des zweiten Bürgerworkshops

1 Innenentwicklung, Gestaltung der Ortsdurchfahrt

2 Erweiterung Ortsmitte, Wohnraumangebot, Versorgung

3 Hist. Ortskerne, soziale Infrastruktur, kulturelles Angebot

4 Erholungslandschaft, Freizeitinfrastruktur, Vermarktung

5 Bahnhof, Mobilität, Lärmschutz, Energie, Gewerbe

115 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

116 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

117 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

118 Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Gemeinde Karlstein

Zusammenfassung der Ergebnisse Impressionen vom zweiten Bürgerworkshop

Fotos und Abbildungen: Büro HWP 2015

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