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Nahaufnahmen Berichte aus den »Naturvielfalt-Gemeinden« 2012/13 Vorwort

Naturvielfalt in der Gemeinde

Moorlandschaften, Auwälder, Blumenwiesen in der qualität, sondern auch eine Verankerung des Natur- Kulturlandschaft und im Siedlungsraum, Hochstamm- schutzgedankens im Gemeindealltag sichergestellt obstbäume vor der Haustür – Vorarlbergs Natur ist werden soll. vielfältig und wunderschön. Diesen Reichtum auch Der dritte Bericht „Nahaufnahmen“ zeigt die Fülle an für künftige Generationen zu erhalten, die Natur als Aktivitäten in den Gemeinden zum Thema Naturviel- Lebens- und Erholungsraum zu schützen und damit falt auf. Der Bogen spannt sich von der Information eine hohe Lebensqualität für die Menschen Vorarlbergs über die Naturjuwele vor der Haustür über öffentliche zu gewährleisten, liegt in unserer Verantwortung. Grünräume als Naturoasen für Menschen, Tiere und Pflanzen bis zum Schutz besonderer Biotope. Er zeigt In enger Zusammenarbeit mit Kommunen und auf, dass sich biologische Vielfalt und Lebensqualität Beratern entstand ein Programm, das Gemeinden nicht ausschließen, sondern Mensch und Umwelt vom auf ihrem Weg, die Arten- und Lebensraumvielfalt Nachhaltigkeitskonzept „Naturvielfalt in der Gemein- nachhaltig zu bewahren, unterstützt und begleitet. de“ profitieren. Durch individuelle Beratung, Vernetzung und orga- nisierten Erfahrungsaustausch, Bereitstellung von Wir danken allen Bürgermeisterinnen und Bürger- Fachinformationen und einem praxisorientierten meistern, Gemeindevertreterinnen und –vertretern, Bildungsprogramm wird in den Gemeinden der Aufbau den Mitgliedern der „Naturvielfalt-Teams“, unseren von Wissen und die Entwicklung von Strategien engagierten Beraterinnen und Beratern und den vielen und Maßnahmen für eine aktive Naturvielfalt-Kultur Menschen vor Ort, die sich für die Naturvielfalt in gefördert. Die Beteiligung der Bevölkerung ist dabei ihrer Gemeinde einsetzen. von zentraler Bedeutung.

„Naturvielfalt in der Gemeinde“ ist als Prozess zu ver- stehen. Gemeinden werden begleitet und unterstützt, Mag. Markus Wallner Ing. Erich Schwärzler womit nicht nur langfristig eine hohe Umsetzungs- Landeshauptmann Landesrat

Vorwort

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Das Vorarlberger Programm „Naturvielfalt in der dass das Engagement der Gemeinden und des Landes Gemeinde“ hat sich seit dem Pilotprojekt im Jahr 2000 Früchte trägt. und dem Neustart 2008 von einem Samenkorn zur schönen Blume entwickelt. Mit dem Programm werden die Gemeinden darin unterstützt, Naturschutz selbst in die Hand zu nehmen. Prof. Dr. Georg Grabherr Dieser Bericht zeigt anhand zahlreicher Beispiele, Vorsitzender Vorarlberger Naturschutzrat Die Naturschutzberaterinnen und -berater (v.l.n.r): Mag. Christiane Machold, DI Rosemarie Zöhrer, Jutta Soraperra, Mag. Marlies Sperandio, Ing. Markus Burtscher, Mag. Andreas Beiser, Dipl.-Geogr. Katrin Löning, DI Maria-Anna Moosbrugger, DI Rudi Alge (nicht im Bild: DI Georg Rauch) 02 Einstieg 03 Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser! 04 Einleitung 06 Das Landesprogramm „Naturvielfalt in der Gemeinde“ oder dem Netzwerk Blühende Landschaft führten und Naturoasen geht heuer in sein siebtes Jahr. Knapp 30 Vorarlberger führen immer noch zu spannenden Impulsen für uns Gemeinden sind nun beim Naturvielfalt-Netzwerk und das Programm. 08 Naturvielfalt im Siedlungsraum dabei und engagieren sich für die Naturschätze vor Die Nahaufnahmen 2012/2013 zeigen anhand vieler 10 Natur(spiel)räume schaffen ihrer Haustüre. Beim letzten Bericht im Jahr 2011 praktischer Beispiele aus Gemeinden die unter- 12 Naturspielpark waren es noch 21. Aber nicht nur an Gemeinden ist schiedlichen Handlungsfelder und Möglichkeiten für 14 Ein Bach beschreitet neue Wege das Programm gewachsen, sondern auch inhaltlich hat Projekte im Bereich Naturvielfalt und sollen damit 16 „...in Zukunft bunt und artenreich“ das Programm weitere Akzente gesetzt. auch Ideenpool für lokale und regionale Akteurinnen 19 Netzwerk Blühendes Vorarlberg und Akteure sein. Damit werden dem Einsatz und dem 20 Wo sich Natur und Wirtschaft die Hand geben Ein besonderer Schwerpunkt der letzten zwei Jahre lag Engagement zu Schutz, Erhalt und Entwicklung der 24 Grüne Dächer sicher in der Stärkung der Naturvielfalt im Siedlungs- Naturwerte in den Gemeinden Vorarlbergs besonderes 26 Invasive Neophyten in Vorarlberg raum. Ob zu öffentlichen Grünflächen, Spielräumen, Augenmerk geschenkt und die vielfältigen Projekte 30 28 Alles ist erleuchtet Quartiers- und Betriebsgebietsentwicklung, zu all diesen vor den Vorhang geholt. Kulturlandschaft Themen haben wir versucht, mit Veranstaltungen, Exkursionen und Pilotprojekten ein ansprechendes Aufbauend auf der Naturvielfalt-Veranstaltungsreihe 32 Die zukünftige Landschaft erinnern und zielgruppenspezifisches Angebot zu bieten. Rein Zwischenzeitnehmen im Herbst 2012 untergliedert 36 Elemente der Kulturlandschaft statistisch konnten wir damit in den letzten zwei Jahren sich der Bericht in die Kapitel „Naturoasen“, „Kultur­ 38 Inventarisierung historischer Mauern in Vorarlberg fast 600 Menschen erreichen und Impulse für eine landschaft“ und „Naturzugänge“. 40 Freiwilligenprojekte im Natur- und naturnahe Gestaltung in zahlreichen Gemeinden setzen. Umweltschutz 44 Gemeinsam aktiv für Moore Beachtenswert ist das große Interesse am Projekt „...in Zukunft bunt und artenreich“, das letztes Jahr gestar- tet wurde. Da die Anlage von artenreichen Wiesen und blühenden Straßenrändern für Wildbienen, Schmet- 46 terlinge und uns Menschen nicht immer so einfach ist, Die Stempel „Kurs“, „Exkursion“ und „Projekt aus der Naturzugänge sammeln hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Gemeinde“ geben der Leserin und dem Leser eine gute 18 Gemeinden unter fachlicher Begleitung Erfahrun- Übersicht beim Durchschmökern. Damit werden Kurse 48 Bringen wir Natur, Tourismus und Erholung Einleitung Inhaltsverzeichnis gen in der Anlage und Pflege naturnaher und insek- und Exkursionen, die im Rahmen des Programms unter einen Hut? tenfreundlicher öffentlicher Flächen. stattgefunden haben, ebenso leicht auffindbar wie die 50 5 Jahre Moore Krumbach 52 Ein Tag unter Geistern 4 vielfältigen Projekte, die in Vorarlbergs Gemeinden im 5 54 Vielfalt fördern Ein Grundanliegen in der Entwicklung des Programms Bereich Naturvielfalt umgesetzt wurden. 56 Alles neu am Alten Rhein ist stets die enge Zusammenarbeit mit anderen lan- 58 Biotopexkursionen desweiten Programmen, Initiativen und Projekten, um Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der Lektüre, die bestmögliche Synergien, aber auch neue Dimensionen hoffentlich Lust zum Mitmachen bereitet! in der Diskussion zu schaffen. Hier möchten wir insbe- 60 sondere dem Umweltverband danken, der von Beginn Das Programm an im Rahmen seines Bildungsprogramms „Wissen ver- mitteln“ Naturvielfalt-Themen Platz gegeben hat. Aber Mag. Christiane Machold Dipl.-Geogr. Katrin Löning 62 Ein Fest den Naturvielfalt-Gemeinden 64 Die Naturvielfalt-Gemeinden auch die Zusammenarbeit mit der Raumplanungsab- Programmleitung, Amt der Programmkoordination, 66 Der Weg zur Naturvielfalt-Gemeinde teilung, Regio Im Walgau, kindgerechte Lebensräume, Vorarlberger Landesregierung, Österreichisches 68 Die Erstberatung Vorarlberger Wirtschaftskammer, Sektion Tourismus Abt. Umweltschutz Ökologie-Institut 70 Veranstaltungen im Überblick NATUROASEN A Visionen für den öffentlichen Raum

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Foto: Alexandra Serra Die Natur vor der Haustür, sei das im Garten, in den Grünräumen der Wohnanlage, auf dem Schul- oder Arbeitsweg, im Park, auf dem begrünten Flachdach etc., ist häufig unsere Alltagserfahrung von „Natur“. Sie beeinflusst unsere Ansichten über Natur, macht die Jahreszeiten erlebbar, ermöglicht unseren Kindern Naturerlebnisse und zeigt uns bei entsprechender Naturnähe auch Tiere und Pflanzen, die wir sonst vielleicht nur noch aus dem Fernseher kennen.

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“ Naturvielfalt im Siedlungsraum Afrikanisches Sprichwort

Mag. Christiane Machold – Umweltschutzabteilung des Landes Vorarlberg und Leiterin des Programms Natur vor der Haustür setzt eine hohe Zugänglichkeit Permatop , Foto: Siegfried Vogel „Naturvielfalt in der Gemeinde“ von Grünräumen und damit Nähe zu den Wohn- und Arbeitsorten voraus. Eine ausreichende und über das ganze Siedlungsgebiet verteilte Grünflächenversor- gung ist auch für die ökologische Vernetzung der Warum kümmert sich die Naturschutzabteilung des Gewinn für Mensch und Natur lungen der Bevölkerung und erhöhen gleichzeitig die Grünräume zu begrüßen. Landes Vorarlberg um die Grünflächen im Siedlungs- Biodiversität im Siedlungsraum. raum? Sind das nicht verschwendete Ressourcen, die Hohe biologische Vielfalt in Städten und Siedlungen Die Ansprüche an unseren Lebensraum sind vielfältig, besser zur Erhaltung und Entwicklung der Arten- resultiert aus der großen strukturellen Diversität in Naturnah gestaltete Grünräume bringen aber neben der Druck auf Natur und Landschaft riesig. Durch die vielfalt außerhalb der Siedlungsräume, zum Schutz den Agglomerationen. Die Artenzahlen steigen mit ökologischen und sozialen Verbesserungen auch Schaffung von vielfältigen naturnahen Grünräumen der Moore, naturnahen Fließgewässer, artenreichen zunehmendem Grünanteil und der weniger häufigen noch wirtschaftliche Vorteile, wie geringere Unter- im Siedlungsraum können wir nur gewinnen. Magerwiesen und standortgerechten Waldgesell- Pflege der Grünräume. Siedlungen sind aber vornehm- haltskosten für Gemeinden. Eine naturnahe Planung, schaften als Lebensräume einer vielfältigen Tier- und lich auch Lebensräume für uns menschliche Bewohner. Ausführung und Pflege von Freiräumen wird somit Pflanzenwelt verwendet werden sollten? Vielfalt im Auch wir profitieren von naturnahen Freiräumen in zum praktischen Umsetzungswerkzeug des Nachhal- Siedlungsraum oder in der Natur? Das eine schließt unserem Wohn- und Arbeitsumfeld. tigkeitskonzepts. das andere nicht aus. Natürlich müssen wir alle unsere Dies zeigt auch eine Befragung im Rahmen des Pro- Kräfte einsetzen, um alte, gewachsene Lebensräume jekts BiodiverCity, das Dr. Sandra Gloor (SWILD Büro Naturoasen Naturoasen wie Moore oder artenreiche Magerwiesen zu erhalten, für Stadtökologie-Wildtierforschung-Kommunikation) Vielfalt fördern für sie gibt es so schnell keinen Ersatz, aber auch die auf der Veranstaltung „Naturoasen – Visionen für den 8 Artenvielfalt im Siedlungsraum verdient Beachtung. öffentlichen Raum“ vorgestellt hat. Viele unterschiedliche Grünräume, von der mageren Weiterführende Informationen zum Thema Biodiversität 9 Blumenwiese über Säume oder Ruderalflächen bis in der Stadt unter: www.wsl.ch/biodivercity Untersuchungen in den 60er und 70er Jahren des Für 96% der Befragten ist der Zugang zur Natur wich- zu einer Vielfalt von Bäumen und Gebüschen, das vorigen Jahrhunderts brachten das überraschen- tig für ihre Lebensqualität, für 70% ist die Nähe zu zunehmende Alter der Lebensräume, die Reduzierung Obrist, M.K.; Sattler, T.; Home, R.; Gloor, S.; Bontadina, F.; de Ergebnis, dass Siedlungsräume den zunehmend Grünräumen ein entscheidender Faktor für die Wahl versiegelter Flächen und eine vielfältige Pflege fördern Nobis, M.; Braaker, S.; Duelli, P.; Bauer, N.; Della Bruna, P.; intensiver bewirtschafteten Agrarlandschaften an ihres Wohnortes. Lässt man Stadtbewohner wählen, die Artenvielfalt und auch die Lebensqualität der Hunziker, M.; Moretti, M., 2012: Biodiversität in der Stadt Artenreichtum sogar überlegen sind. Damit war die entscheiden sich über 60% für ein naturnahes Umfeld, Menschen im Siedlungsraum. Geringe Versiegelung, – für Mensch und Natur. Merkblatt für die Praxis 48: 12 S. Stadtökologie geboren. Auch neuere wissenschaftliche d.h. eine abwechslungsreiche Vegetation aus locker eine mosaikartige Vielfalt an Strukturen und Lebens- Untersuchungen bestätigen, dass die Biodiversität verstreuten Büschen und Bäumen auf Wiesen mit raumelementen oder die Anzahl an Gehölzen können Sattler, T., 2009: Biodiversity in urban landscape matrices: in gut strukturierten und durchgrünten Siedlungen nicht gemähten Bereichen. neben praktischen und gestalterischen Kriterien from species richness to functional community structure. ausgesprochen hoch ist (Sattler 2009). Der Wunsch hin zu mehr „Grün“ ist also da, vielfältig erfolgreich und ohne großen Mehraufwand in die Diss. Philosophisch-naturwissenschaftliche Fakultät der gestaltete Grünräume entsprechen den Idealvorstel- Planung eingebunden werden. Universität Bern. Natur(spiel)räume schaffen

Die Ansprüche an den öffentlichen Grünraum sind 2009 wurde die ehemalige Betonwüste, begleitet vom vielfältig: Begegnungs- und Erlebnisraum für alle Biologen, Journalisten und naturnahen Grünplaner Generationen, Grünoase im Siedlungsgebiet, Ruhe- Dr. Reinhard Witt, in einen Naturerlebnis-Schulhof zone, am besten auch noch ökologischer Ausgleich umgestaltet. Die Kinder selbst haben die Entwürfe und Lebensraum für Mensch und Natur gleichzeitig. dazu gefertigt und unter Mithilfe von Stadt, Eltern, Konventionell gestaltete Grünräume werden diesen Hauswart, Lehrenden, Schülerinnen und Schülern ent- Nutzungsansprüchen nur selten gerecht, da sie durch stand der neue Schulhof innerhalb von vier Wochen. ihre zweckmäßige Struktur zwar überschaubar und „Unsere Pause ist eine ganz andere geworden. Die ordentlich sind, aber als Frei- und Erlebnisraum aber Kinder sind jetzt viel mehr bei sich, sie sind viel mehr nur wenige Möglichkeiten bieten. präsent (…) und wir brauchen keine Streitschlichter mehr, denn es gibt kaum mehr Streit!“, so Susanne Wie vielfältig Spiel- und Freiräume aber sein können, Ehrichs, Direktorin der Grundschule. Die Stadt zeigen inzwischen unzählige Vorzeigebeispiele im In- Unterschleißheim ist vom Sinn dieses Naturerlebnis- und Ausland. 2012 fand im Rahmen des Programmes Schulhofes überzeugt und möchte in Zukunft mehr „Naturvielfalt in der Gemeinde“ in Kooperation mit Schulhöfe zu Erlebnisräumen umgestalten. Wie schön! dem Projekt „Kindergerechte Lebensräume“ und dem „Netzwerk Blühendes Vorarlberg“ eine Exkursion nach Süddeutschland statt, auf der kommunale Spielraum- teams, Schul- und Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sowie Grünraumpflegende aus Vorarlberger Gemeinden gemeinsam naturnah gestaltete Spiel- und Freiräume besuchten. INFO Naturoasen

Mit dem Erlass des Spielraumgesetzes 10 Auszug aus dem Tagebuch 2009 haben Vorarlbergs Gemeinden die 11 einer Exkursionsteilnehmerin Möglichkeit, Projekte zur Errichtung und Erhaltung von Spiel- und Freiräumen auf Es klingelt. Fast 300 Schülerinnen und Schüler stür- Grundlage des kommunalen Spielraum- men auf den reichlich mit Blumen, Hügeln, Natur- konzepts mit finanzieller Unterstützung steinen und Gewässern ausgestatteten Schulhof der des Landes umzusetzen. Die neuen Michael-Ende-Grundschule in Unterschleißheim (D). Förderungsrichtlinien ab 1.1.2014 sind 24 Vorarlberger Teilnehmende der Exkursion „Spiel- unter www.vorarlberg.at abrufbar. und Freiräume in erlebbarer Vielfalt“ folgen fasziniert. Balancierend, hüpfend und singend laufen die Kinder in ihre Lieblingsecken. „Darf ich dir unsere Frösche zeigen?“, fragt ein Mädchen eine Teilnehmende, „Ich beobachte sie jede Pause!“

Der naturnahe Abenteuer-Spielplatz in /Sonnenheim wurde nach Wünschen der Kinder von Ing. Markus Burtscher und Mag. Franziska Stiegholzer konzipiert. Foto: Gemeinde Frastanz Spiel- und Strukturelemente

Hügel, Kletterstämme, Spielgebüsch und Balanciersteine: Naturnahe bespielbare Naturspielpark Elemente zum Bauen, Verstecken, Entde- cken und Begreifen fördern koordinative Fähigkeiten und Fantasie – nirgendwo sonst im Siedlungsraum finden sich vergleichbare In naturnah gestalteten Grünoasen mitten im Vögeln, Schmetterlingen und anderen Tieren neben Spielangebote. Siedlungsraum kann schon auf kleinstem Raum eine der Vielfalt an heimischen Wildpflanzen wohl das unglaubliche Vielfalt an Strukturen, Elementen und wichtigste Merkmal, das naturnahe Grünräume von Erlebnisräumen bestehen. Zwischen Bachläufen, konventionellen unterscheidet. Natur(spiel)räume sind Blumenwiesen, Weidenbauten, Bäumen und Sträu- ein Gewinn für Mensch und Natur. chern sind die Erlebnismöglichkeiten sehr spezifisch und fördern freies Spiel, Bewegung, Kreativität und Ein Beispiel aus Lustenau. Fantasie. Gleichzeitig ist die Vielzahl an Insekten,

Heimische Bäume und Sträucher

sind widerstandsfähiger und pflegeleichter als viele Zuchtformen und bestens als Schattenspender, natürlicher Sichtschutz oder zur Abgrenzung von Nutzflächen geeignet. Gleichzeitig sind sie wichtige Futterlieferanten für die heimische Tierwelt. Naschecke

Johannisbeere, Apfelbaum und Haselnuss: Essbare Beeren, Nüsse und Früchte laden zum Naschen und Verweilen ein und fördern Feuchtbiotope die Artenvielfalt. Neben blütenbesuchenden Insekten sind es vor allem Vögel und Naturteiche und Wasserläufe fördern Säugetiere, die hier nach Nahrung suchen das Vorkommen von Libellen, Fröschen, oder nisten. Erdkröten und Wildbienen. Als sehr abwechslungsreiche Elemente hoher sozialer Attraktion sind sie lebendiger Spiel- und Entdeckungsraum. Natürliche Materialien

Sand, Kies oder Schotter für die Befestigung von Wegen oder als Fallschutz auf bespiel- baren Flächen tragen dazu bei, den Boden als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Durch „Entsiegelung“ verbessert 12 sich das Kleinklima und das Regenwasser 13 kann vor Ort versickern. Silberweiden

Diese heimische Baumart ist nicht nur eine Augenweide und ein natürlicher Schatten- Wildblumen spender, Kinder lieben die biegsamen Wei- Heimische Wildblumen sind extrem robust, denruten als Bau- und Gestaltungselement. ästhetisch ansprechend, kostengünstig in Viele Insekten, Vögel und Schmetterlinge Ansaat und Erhaltung und bieten hohe sind auf die Silberweide angewiesen. Diversität auf engstem Raum. Sonnig, schattig, trocken, nass: Wildblumenwiesen sind in jeder Ausprägung ein Eldorado für Schmetterlinge, Heuschrecken und Wildbienen.

Der Plan des Naturspielparks wurde zur Verfügung gestellt von DI Maria-Anna Moosbrugger, LandRise Landschaftsplanung, Egg. Fotos nur beispielhaft aus anderen Spielräumen. Foto „Heimische Bäume“, „Natürliche Materialien“ und „Spiel- und Strukturelemente“: Reinhard Witt, www.reinhard-witt.de Foto: Marktgemeinde Hard/F. Angerer

Ein Bach beschreitet neue Wege

Renaturierung des Harder Dorfbaches. Nach zehnmonatiger Bauzeit wurden im April 2012 die ökologischen Maßnahmen zur Renaturierung des Harder Dorfbaches abgeschlossen und damit ein neuer Naherholungsraum für die Harderinnen und Harder geschaffen.

Beim Projekt „Dorfbach neu“ stand neben der Die Gesamtkosten für das Projekt Dorfbach beliefen umfangreichen ökologischen Aufwertung eines 720 sich auf 1,3 Millionen Euro und wurden zu 90% von Meter langen Teilabschnitts des Baches vor allem die Bund und Land getragen. Nutzung als Naherholungsraum für die Bevölkerung im Vordergrund. Neben Böschungsrückbau, Entfernung der für die Wasserlebewesen unüberbrückbaren Sohlschwellen, Aufteilung des Gefälles auf den gesamten Bachverlauf und Strukturverbesserung sind es vor allem die naturnahe Gestaltung und Schaffung öffentlicher und privater Bachzugänge, die den Dorfbach nicht nur für Kinder und Jugendliche zu einem attraktiven Erlebnisraum machen. INFO

Bürgermeister Harald Köhlmeier ist sich sicher, dass Die „Förderung Gewässerökologie für Naturoasen „der Dorfbach zukünftig auch als Lebensader im kommunale Förderungswerber“ unter- Harder Dorfzentrum fungiert“. Dem dichten Zentrums- stützt die Umsetzung von Maßnahmen 14 bereich wird ein Stück Natur zurückgegeben, der neue zur Verbesserung des ökologischen 15 Dorfbach bringt mehr Lebensqualität für alle Anrainer. Gewässerzustandes, sofern sie nicht im Dabei war das Ganze kein leichtes Unterfangen, da Zusammenhang mit Hochwasserschutz die Interessen von Anrainern, Hochwasserschutz, oder Wasserkraftnutzung stehen (Stand Naturschutz, Fischerei und Gemeinde unter einen Hut Dezember 2013). Mehr Informationen zu bringen waren. Doch es ist gelungen, den Harder unter www.lebensministerium.at Dorfbach dank vorbildlicher Planung und Umsetzung und unter größtmöglicher Einbindung der Anrainer zu einem wertvollen Naturraum direkt vor der Haustüre zu entwickeln. Aus dem kanalartigen Gewässer ist ein bespielbarer und erlebbarer Naherholungsraum geworden.

Lebensqualität und Hochwasserschutz: der renaturierte Dorfbach in Hard. Foto: Marktgemeinde Hard/ F. Angerer Vorarlbergs Gemeinden „…in Zukunft bunt und artenreich“ unterwegs! Erfahrungen zur Beschaffung, Blühende Straßenränder und artenreiche Wiesen für Wildbienen, Schmetterlinge und Passanten – das ist das Anlage und Pflege Ziel des Projektes „…in Zukunft bunt und artenreich“. Im Rahmen des Landesprogrammes „Naturvielfalt in der Gemeinde“ sammeln 18 Vorarlberger Gemeinden Erfahrungen zur naturnahen Gestaltung im öffentlichen Raum. Begleitet wird das Projekt vom Naturgartenfachmann Reinhard Witt und vom Österreichischen Ökologie-Institut. Das Wissen um konventionelle gärtnerische Gestaltung mit hochgezüchteten Kultur- und Zierpflanzen, Wechsel- flor und englischen Raseneinsaaten unter Einsatz von Kunstdünger und Herbiziden ist inzwischen weit verbreitet. Arbeitsprozesse in den Gemeinden, aber Mit Geduld und Neugier mehr Vielfalt Blühaspekte ändern sich im Laufe des Jahres: „Wir auch das Angebot von Saat- und Pflanzengut sind müssen wieder lernen, dass es im Jahr Zeiten gibt, zu hieraufhin optimiert. Je mehr unsere Siedlungen wachsen, umso mehr denen die Pflanze alle ihre Energie der Samenreifung Ziel des Projektes ist es, mit verantwortungs- und Grünflächen fallen zur Gestaltung und Pflege an. widmet und für uns nicht mehr blüht“, so Witt. umweltbewussten Gemeinden zusammen Erfahrungen „Wechselflor und einjährige Blumenmischungen zur Beschaffung, Anlage und Pflege von innerörtlichen Naturoasen Naturoasen werden auf Dauer zu teuer und sind in der Erhaltung Blumenwiesen und naturnahen Flächen zu sammeln. sehr pflegeintensiv“, begründet ein Bauhofleiter die Erfolgreicher Projektstart 18 Vorarlberger Gemeinden meldeten sich zu dieser 16 Teilnahme seiner Gemeinde am Projekt. Und tatsäch- empirischen Studie und legen nun in Folge naturnah 17 lich zeigen Studien, dass der Einsatz von Wildpflanzen Im April und Juli 2013 trafen sich die beteiligten gestaltete Erfahrungsflächen an. sich auf Dauer rechnet, da diese – richtig angelegt und Gemeinden, lernten die Prinzipien der naturnahen gepflegt – langfristig gesehen eine optimale Pflanzen- Gestaltung kennen, tauschten ihre Projektideen aus gemeinschaft bilden, die wie eine extensive Wiese nur und nahmen Tipps zur Anlage von naturnahen Blüh- Informationen zum Projekt, zu heimischen Saatgut- mehr ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden muss. flächen mit. Intensiv diskutiert wurden insbesondere die produzenten und empfohlenen Saatgutmischungen sind Beschaffung von Bodensubstraten sowie von hei- auf der Internetseite der Umweltschutzabteilung abrufbar. Allerdings bieten Wildpflanzen nicht die gleiche Optik mischem Saat- und Pflanzengut. Als Faustregel gilt: www.vorarlberg.at/naturvielfalt wie Zier- und Kulturpflanzen. Häufig sind die Blüten Umso näher die Fläche an der offenen Kulturlandschaft kleiner und unscheinbarer und außerdem brauchen liegt, umso wichtiger ist es, mit lokal vorhandenen Witt, Reinhard (2012): Nachhaltige Pflanzungen und An- die Pflanzen Zeit, sich zu entwickeln. Hier muss an Materialien zu arbeiten. Bei der Auswahl der Wildpflan- saaten, Naturgarten Verlag Ottenhofen. Bestellungen über die Geduld der Bevölkerung appelliert werden, weiß zenarten hält man sich am besten an die „Vorarlberger den Buchshop www.reinhard-witt.de Naturgartenfachmann Witt aus Erfahrung. Auch die Flora“ von Polatschek und Grabherr (1986). Anlage einer naturnahen Straßenbegleitfläche

Grubenkies 20 - 30 cm

Humus Rand- Rand- Rand- Rand- stein stein stein stein

Humusboden 20-30 cm tief 20-30 cm geeignetes Substrat Netzwerk Blühendes Vorarlberg abtragen. Gründlich auskoffern! auffüllen (z.B. Grubenkies 0/50 mm, Wurzelunkräuter ggf. tiefer Flickschotter 0/32 mm oder Gemeinsam für den Blütenreichtum! Blütenbesuchende Insekten wie Bienen, Hummeln und Co. haben’s schwer: ausgraben. Recyclingschotter 0/32 mm). In unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft bleibt immer weniger Raum für artenreiche Lebensräume. 1 2 Wichtig ist ein Fein- und Grobanteil Unsere Landschaft wird stetig blütenärmer und den Insekten fehlt die Lebensgrundlage. des Substrats.

Dabei nehmen die kleinen Blütenbesucher eine Die Idee trifft auf großen Anklang: Dank der breiten Schlüsselrolle im Ökosystem ein: Sie erbringen die Zusammenarbeit wie dem Vorarlberger Umweltverband, Grünschnittkompost notwendigen Bestäubungsleistungen für 80% der hei- dem Imkerverband, dem OGV und vielen mehr sind mischen Blütenpflanzen und sind damit für den Erhalt vielerorts bereits Einzelprojekte für ein blühendes der Naturvielfalt und die Erträge der Kulturpflanzen Vorarlberg initiiert und angeregt worden. Rand- Rand- Rand- Rand- unabdingbar. Eine blühende und vielfältige Landschaft stein stein stein stein kommt also Mensch und Natur zugute.

Maximal 2-3 cm Initialpflanzung: An manchen Stand- Grund genug zu Grünschnittkompost (z.B. Branner orten empfiehlt sich die zusätzliche handeln: Im Frühjahr oder Häusle) oberflächlich Pflanzung von jungen Stauden, damit 2011 initierte die Bo- auftragen und einarbeiten. sich ein schneller Blüherfolg einstellt densee Akademie in 3 4 (ca. 1/m²). INFO Zusammenarbeit mit weiteren Partnerorganisationen (unter anderem das Landesprogramm „Naturvielfalt in Gemeinden, die sich für die monatlich der Gemeinde“) das „Netzwerk Blühendes Vorarlberg“, erscheinende Artikelserie für Gemein- dessen vorrangiges Ziel es ist, die Vorarlberger Kultur- deblätter rund um die bienenfreundliche landschaft möglichst bienen- und insektenfreundlich Landschaft interessieren, wenden sich an: zu gestalten, zu bewirtschaften und zu pflegen.

Bodensee Akademie Naturoasen Saatgut Wissenschaftlicher Verein für Mit einem zielgruppenorientierten Bildungsprogramm, nachhaltige Entwicklung 18 Info- und Fachveranstaltungen, Exkursionen, einer 19 Rand- Rand- Rand- Rand- Tel +43 (0)5572 / 33064 stein stein Artikelserie für Gemeindeblätter und themenbezogenen stein stein www.bodenseeakademie.at Arbeitsgruppen vermittelt das Netzwerk praxisbezo- [email protected] genes Wissen, weckt Interesse und Engagement und Ausbringung des Pflege: Im ersten Jahr ist der standortangepassten Saatguts. Pflegeaufwand meist höher als in den schafft Raum für einen gemeinsamen Erfahrungsaus- Idealerweise enthält das Saatgut Folgejahren; unerwünschte „Unkräu- tausch rund um die Umsetzung von Maßnahmen für ausschließlich heimische Arten. ter“ können ggf. manuell entfernt eine arten- und blütenreiche Landschaft. 5 6 werden. In den Folgejahren genügen je nach Standort 1-2 Pflegeschnitte pro Jahr. Mähgut unbedingt Für Fragen und weitere Informationen zum Netzwerk und abtransportieren. Düngung und seinen Aktivitäten: www.bluehendes-vorarlberg.at oder Bewässerung ist nicht erforderlich. www.bluehender-bodensee.net Wo sich Natur und Wirtschaft die Hand geben

Der Trend geht Richtung Grün – Unternehmen und biologische Vielfalt. Auf den Betriebsarealen heimischer Firmen grünt und blüht es – immer mehr Betriebe entscheiden sich ganz bewusst für eine naturnahe Gestaltung ihrer Außenanlagen. Welche Vorteile sich daraus ergeben und wie man ein Firmenareal mehrwertig nutzen kann, zeigt das Interreg-Projekt „Unternehmen und biologische Vielfalt am Bodensee“.

Feuchtbiotop der Firma Haberkorn in .

Wissen rund um den Bodensee nutzen INTERREG IVa Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein. Seit Start des Interreg-Projekts 2011 ist viel passiert. Naturoasen Naturoasen Seit 2011 beteiligt sich die Vorarlberger Landesregie- Im Rahmen von zielgruppenspezifischen Veranstal- rung mit dem Programm „Naturvielfalt in der Gemein- tungen und gezielter Öffentlichkeitsarbeit wurde das 20 de“ am länderübergreifenden Projekt „Unternehmen Thema naturnahe Gestaltung aufgegriffen und an 21 und biologische Vielfalt am Bodensee“. Gemeinsam Vorarlberger Firmen vermittelt. Parallel dazu ist es mit der Vorarlberger Wirtschaftskammer, dem Na- gelungen, ein Netz aus qualifizierten Landschafts- turschutzbund Vorarlberg, der Bodensee-Stiftung planenden, -gärtnerinnen und -gärtnern, -architekt- Konstanz, der Industrie- und Handelskammer Boden- innen und -architekten aufzubauen, die im Laufe see-Oberschwaben, dem Deutschen Gewerkschafts- der vergangenen zwei Jahre verschiedene Betriebe bund und der Schweizer Stiftung Natur & Wirtschaft beraten sowie konkrete Projekte planen und umsetzen ist es Ziel, Betriebe rund um den Bodensee in der konnten. Anlage und Pflege naturnaher Flächen zu unterstüt- zen und damit langfristig einen nachhaltigen Beitrag Informationen zum Interreg-Projekt „Unternehmen zur Förderung der biologischen Vielfalt zu leisten. Das und biologische Vielfalt am Bodensee“ unter Projekt wird gefördert aus dem EU-Programm www.bodensee-stiftung.org

Blütenpracht auf dem Außengelände des Sauna- und Massagebetriebs kumma.aktiv.vital in . Good Practice-Beispiele aus Vorarlberg

Dass Betriebsflächen nicht zwangsläufig graue Wüsten sind, zeigen vorbildliche Good Practice-Beispiele aus Vorarlberg. Im Frühjahr 2014 erscheint dazu im Rahmen des Interreg-Projekts „Unternehmen und bio- Grünoase statt Graufläche – das Firmenareal der Firma Nigg Bus GmbH in . Foto: Alfred Herburger. logische Vielfalt am Bodensee“ eine Berichtserie zum Thema „Good Practice-Beispiele aus Vorarlberg“. Naturnah gestaltete Gewerbegebiete zeichnen sich durch Arten- und Strukturreichtum aus, sie bieten Lebens- und Rückzugsräume für viele Tier- und Pflan- zenarten und werden so zu wichtigen Trittsteinen im Mehr Platz für Natur und Mensch – baulich verdichteten Siedlungsraum. Nigg Bus in Rankweil „Auch die Mitarbeiter haben Freude am Gärteln“, INFO bestätigt Alfred Herburger, Geschäftsführer der Nigg „Mens sana in corpore sano“ - Bus GmbH in Rankweil, freudig. Sein Betrieb ist Weitere Informationen für Betriebe: Vorzeigebeispiel in Klaus vorarlbergweit der zweite, der durch die Schweizer Wirtschaftskammer Vorarlberg, Die Belegschaft der Firma Omicron verbringt ihre Stiftung „Natur & Wirtschaft“ für die ökologische Mag. Verena Lässer-Kemple, Kaffeepausen im Grünen. Hinter dem Betriebsge- Gestaltung des Betriebsareals zertifiziert wurde. Die [email protected], www.wkv.at bäude blüht und grünt es, Sitzgelegenheiten im Veranstaltung „Nachhaltig: Bauen und Dachbegrünung“ Schatten großer Bäume laden zum Verweilen ein, ein gab den entscheidenden Anstoß – im Rahmen der Weitere Informationen für Gemeinden: Spaziergang entlang des renaturierten Klausbaches Betriebserweiterung wurde das gesamte Außengelände

Amt der Vorarlberger Landesregierung, Naturoasen bringt Entspannung. Das ca. 1000 m² große Firmen- nach der Kriterien der Stiftung naturnah gestaltet. Abteilung Umweltschutz, Mag. Christiane dach bietet Platz für kreative Erholungsphasen, die Das freut nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Machold, [email protected], 22 parkähnliche Anlage kann aber ebenso als Freiluft- ter, sondern auch die zahlreichen Schmetterlinge und 23 www.vorarlberg.at besprechungsraum genutzt werden. Auch für das Bienen, die sich schon jetzt auf den neu gepflanzten körperliche Wohlbefinden ist gesorgt: Slackline und heimischen Sträuchern und Obstbäumen tummeln. Beachvolleyballplatz werden von den Mitarbeitenden Diese und viele weitere Betriebe sind Vorzeigebeispiele gerne genutzt. für Natur im urbanen Kontext. Sie sind ein Gewinn für Wirtschaft, Mensch und Umwelt. Leitfaden zur naturnahen Gestaltung von Betriebsflächen (Umweltschutzabteilung der Vorarlberger Landesregierung) Die Schweizer Stiftung Natur & Wirtschaft verleiht ihr unter www.vorarlberg.at/umwelt Qualitätslabel an Firmen, welche ihr Betriebsareal ökologisch gestalten. Bis heute wurden 335 Firmen für Informationsmappe „Wege zur Natur im Betrieb“ des ihr naturnahes Gelände ausgezeichnet. Mehr Landes Oberösterreich als Print oder Download unter Informationen unter www.naturundwirtschaft.ch www.land-oberoesterreich.gv.at

Ein Ort der Erholung und Naturvielfalt - das Firmengelände der Firma Omicron in Klaus. Dachbegrünung der Firma Omicron. Foto: Lothar Schmidt

Umgebungstemperatur, was den Wirkungsgrad der „Der Mensch muss auf den Dächern Anlagen deutlich erhöht. Gleichzeitig spenden die der Natur zurückgeben, was er ihr Panels Schatten, erhalten Feuchtigkeit und erweitern widerrechtlich unten beim Hausbau so die Lebensraumvielfalt auf dem Flachdach. Dachbegrünung der Firma Haberkorn. Foto: Firma Haberkorn weggenommen hat.“ Friedensreich Hundertwasser Erfolgsgeschichte Dachbegrünung in Basel

Ausgehend vom ersten Musterdach für naturnahe Zahlreiche Vorteile, auch für Dachbegrünungen auf dem Universitätsspital Basel die Energiegewinnung (Anfang der 90er gab es etwa 30.000 m² begrünte Dächer in Basel) wurden mit einer ersten Subventi- Grüne Dächer Naturnahe Dachbegrünungen sind aber nicht nur für onierung der Stadt 118 Objekte nach diesem Vorbild die Tiere und Pflanzen ein Gewinn: das Stadtklima begrünt. Von Wasserrückhalteflächen, Energiesparpotenzialen und ökologischen wird durch die transpirierenden Flächen lokal verbes- Ausgleichsbiotopen – Erkenntnisse aus Forschungen und Praxis in der Schweiz sert, Staub gebunden, der Dachabwasserfluss deutlich Seit 2002 schreibt der Kanton Basel-Stadt im verringert und die Lebensdauer des Daches tendenziell Bau- und Planungsgesetz (§76) eine Begrünung von verlängert. Wird eine Dachbegrünung mit Solar- und Flachdächern vor. Inzwischen hat die Stadt schon über Photovoltaikanlagen kombiniert, ergibt sich ein 1.000.000 m² Dachfläche begrünt, davon ca. 30% „Als Geograf interessiert mich die Das Dach als Lebensraum Doppelnutzen: Gründächer sorgen für eine niedrige naturnah. Naturoasen Naturoasen Nutzung der Flächen. Dachflächen, die nicht genutzt werden, sind ein Dächer können Naturoasen sein, wertvolle Lebens- 24 räume für seltene Tier- und Pflanzenarten, so das 25 brachliegendes Potenzial. Dabei Ergebnis jahrelanger Forschung in der Schweiz. Vögel, Abb: Dachbegrünung und Solaranlagen – kein Widerspruch sind Nutzflächen in unseren Insekten, Spinnen, aber auch Samen sind ausreichend Breitengraden ein rares Gut.“ mobil, um Dächer zu besiedeln. Entscheidend für eine Besiedelung sind die Bedingungen, die Pflanzen und Tiere auf dem Dach vorfinden: Der ideale „Lebensraum So startet Dr. Stefan Brenneisen, wissenschaftlicher Dach“ sollte reich strukturiert sein, Hügel und Senken, Mitarbeiter der Hochschule Wädenswil (CH) und Leiter trockene und feuchte Bereiche, niedrigwüchsige und der Fachstelle Dachbegrünung, Anfang März 2012 hochwüchsige Vegetation aufweisen. seinen Vortrag zum Thema Dachbegrünung. Aus Merkblatt „Naturschutz auf Dachbegrünungen in Verbindung mit Solaranlagen“ (Bundesamt des Kantons Basel-Stadt, Amt für Umwelt und Energie, Stadtgärtnerei und Friedhöfe, 2012) als PDF zum Download unter www.stadtgaertnerei.bs.ch Riesenbärenklau Invasive Neophyten Heracleum mantegazzianum in Vorarlberg

Neophyten sind nicht heimische Pflanzen, die durch Empfehlungen für Gemeinden Menschen absichtlich oder unabsichtlich zu uns gelangt sind und sich in freier Natur ausbreiten. Einige Ansiedlung verhindern: Verschleppung über Beifußblättrige Arten sind problematisch, da sie die ursprüngliche verunreinigtes Erdmaterial vorbeugen, offene Stand- Pflanzenwelt verdrängen, gesundheitliche Probleme orte rasch standortgerecht begrünen, Pflanzenmate- oder wirtschaftliche Schäden in Land- und Forstwirt- rial fachgerecht entsorgen, problematische Standorte Ambrosie schaft verursachen. regelmäßig kontrollieren. Ambrosia artemisiifolia

2013 wurde im Auftrag der Vorarlberger Landesregie- Frühzeitig erkennen: rechtzeitig handeln nach dem rung vom Umweltbüro Grabher (UMG) ein Aktions- Motto: Wehret den Anfängen! Wer rechtzeitig ein- programm zum landesweiten Management invasiver greift, spart künftig hohen Aufwand und Kosten! Neophyten erarbeitet. Das Programm definiert Ziele für den Umgang mit den Problemarten und enthält Prioritäten setzen: Handlungsbedarf besteht vor Informationen zu Problematik, Vorkommen, Möglich- allem bei den gesundheitsgefährdenden Arten Riesen- keiten und Maßnahmen der Bestandsregulierung. bärenklau und Ambrosie, bei Vorkommen mit hohem Begleitend dazu ermöglichten zielgruppenspezifische Ausbreitungspotenzial und auf besonders schützens- Drüsiges Schulungen für Gemeindemitarbeitende die Ausarbei- werten oder sensiblen Standorten (z. B. Streuwiesen)! tung von Merkblättern zu einzelnen Problemneophy- ten und Themenkomplexen und die Einrichtung einer Zuständigkeiten: in der Gemeinde festlegen! Springkraut zentralen Meldestelle ein landesweit abgestimmtes Impatiens glandulifera Vorgehen.

INFO

Detaillierte Informationen zum Thema Japanknöterich Naturoasen Neophyten in Vorarlberg finden sich im Fallopia japonica Naturoasen Aktionsprogramm, den Merkblättern zu 26 ausgewählten Problempflanzen und den 27 Infobroschüren „Neophyten - Aufgaben für Gemeinden“ und „Neophyten an Verkehrswegen“. Aktionsprogramm, Merkblätter und Meldeformular für Neophytenfunde online unter www.neophyten.net Späte und Kanadische Goldrute Solidago gigantea und Solidago canadensis

Alle Fotos: Markus Grabher UMG wand und eine lange Lebensdauer bringen erheblichen Die Beispiele zeigen, dass Städte und Gemeinden Zusatznutzen. Realisiert wurde die Umstellung über durch die Modernisierung ihrer Beleuchtung und die eine Contracting-Lösung zwischen der Stadt und den ökologisch und ökonomisch intelligente Lichtplanung Stadtwerken Feldkirch. ohne Komfortverlust einen großen Teil ihrer Energie- kosten einsparen und damit einen wichtigen Beitrag Vorbildliche Lichtlösungen aus anderen Ländern zum Klima- und Naturschutz leisten können. Foto: Josef Biedermann Liechtenstein im Dunkeln: Probeweise schaltete das Fürstentum im Januar und Februar 2012 rund ein Drittel aller Straßenlampen aus. Bewährt sich das Experiment, soll die Nachtabschaltung zukünftig im gesamten Land eingeführt werden. Die Gemeinde Planken entschied sich bereits 2011 auf INFO einstimmigen Beschluss des Gemeinderates für die Abschaltung der gesamten Straßenbeleuchtung zwi- Das von der Tiroler Umweltanwaltschaft schen 0:30 Uhr und 5:30 Uhr. Der Stromverbrauch für Alles ist erleuchtet in Kooperation mit den Tiroler Landes- Straßenbeleuchtung sank im Vergleich zum Jahr 2010 museen initiierte Projekt „Die Helle Not“ Verantwortungsvoller Lichteinsatz im öffentlichen Raum. um annähernd 50%. zum sorgsamen Umgang mit Licht un- Wer in Mitteleuropa am Nachthimmel nach der Milchstraße Ausschau hält, tersucht die ökologischen Auswirkungen sucht sie meist vergebens. In der industrialisierten Welt ist die Nacht nicht mehr finster, tausende künstliche Seit dem 1. Juli 2013 gilt in Frankreich für Schaufens- von künstlicher Beleuchtung und bringt Lichtpunkte beleuchten öffentliche Räume, Gebäude und den nächtlichen Himmel. Lichtverschmutzung ist ein ter und Außenfassaden zwischen 1:00 Uhr und 7:00 Vorschläge für eine energieeffiziente und aktuelles Problem und betrifft uns in vielerlei Weise. Uhr ein nächtliches Beleuchtungsverbot. Ausnahme- umweltverträgliche Beleuchtung. Alle regelungen gelten für touristische Zentren und zu Informationen unter www.hellenot.org bestimmten Anlässen. Die erzielte Energieeinsparung soll in etwa dem Jahresenergieverbrauch von 260.000 Denn wo Licht ist, ist auch Schatten Verantwortungsvoller Lichteinsatz- Haushalten entsprechen. Beispiele aus der Praxis Längst schon sind unsere Nächte nicht mehr dunkel Die Südtiroler Landesregierung beschloss 2011 Richt- und dicht besiedelte Regionen sind aus weiter Entfer- Nachtabschaltung in der Gemeinde linien zur Einschränkung der Lichtverschmutzung und Selber aktiv werden? Kartieren Sie Lichtverschmutzung nung an ihrer leuchtenden Lichtkuppel zu erkennen. Seit zwei Jahren bleibt in der Gemeinde Zwischenwas- zur Energieeinsparung. Gemeinden sind dazu aufge- und die Sichtbarkeit der Sterne mit der Gratis-App „Verlust Ursächlich für die Lichtverschmutzung ist der hohe ser nachts das Licht aus. Von 0:00 Uhr bis 5:00 Uhr fordert, innerhalb eines Jahres eine Bestandserhebung der Nacht“. Weiterführende Informationen unter Anteil des nach oben abgestrahlten oder reflektierten früh werden die gut 400 Lichtpunkte auf öffentlichen der öffentlichen Beleuchtung und einen Aktionsplan www.verlustdernacht.de Lichts, der sich an den Schichten der Atmosphäre Straßen und Wegen auf 40 reduziert – nur Landes- zur stufenweisen Anpassung bestehender Anlagen an reflektiert und weiter zerstreut. Berechnungen zeigen, straßen, Kreuzungen und Zebrastreifen bleiben be- bestimmte Kriterien auszuarbeiten. Auch in Slowenien Das Land Oberösterreich veröffentlichte 2013 den Leit- dass durch das künstliche Streulicht der Nachthimmel leuchtet. Bereits im ersten Jahr brachte die Maßnah- und Tschechien regeln bestehende Gesetze den ver- faden „Besseres Licht – Alternativen zum Lichtsmog“ für in Europa jährlich im Durchschnitt um 6% heller wird. me rund 30.000 kWh Einsparungen (ca. 5.000,- Euro), antwortungsvollen Einsatz von Beleuchtungstechnik den verantwortungsbewussten Lichteinsatz. Als Download Und Streulicht bedeutet auch Energieverlust: Man somit konnte der Verbrauch für Straßenbeleuchtung im öffentlichen Raum. oder Print unter www.land-oberoesterreich.gv.at schätzt, dass EU-weit rund 5 Milliarden kWh pro Jahr um rund 1/3 reduziert werden. auf diese Weise verschwendet werden (vgl. Leitfaden „Besseres Licht“, Land Oberösterreich 2013). Energieeffiziente Beleuchtung der Stadt Feldkirch Im Auftrag der Stadt Feldkirch erarbeiteten die Naturoasen Naturoasen Dass die Nacht zusehends zum Tage wird, hat nicht Stadtwerke 2010 ein Konzept zur Optimierung des nur soziale und kulturelle Folgen. Auch unsere Umwelt Stromverbrauchs bei der öffentlichen Beleuchtung. 28 29 ist maßgeblich von der Lichtverschmutzung betrof- Vorrangige Ziele der Umstellung waren vor allem eine 7 7 3 fen: Tiere und Pflanzen reagieren empfindlich auf das energetische Optimierung und eine Verbesserung der gestörte Lichtregime. Milliarden von Insekten sterben Lichtverteilung in Verbindung mit hoher Wirtschaft- jährlich an Straßenlampen, Zugvögel kommen vom lichkeit. Weg ab und es gibt Hinweise, dass Laubbäume in unmittelbarer Nähe von Straßenlampen ihre Blätter Innerhalb von zwei Jahren wurden über 1.600 verspätet verlieren. Beim Menschen wirkt das „Zuviel“ Straßenlaternen auf innovative Beleuchtungstechnik an nächtlichem Licht unmittelbar auf den Hormon- umgerüstet, zum größten Teil in energieeffizienter haushalt (vgl. Broschüre „Die helle Not“, Tiroler LED-Technologie. Ohne Abstriche in der Lichtqualität Umweltanwaltschaft 2012). und mit deutlich verbesserter Lichtverteilung reduziert sich der Energieverbrauch bei jeder ausgetauschten Leuchte um zwei Drittel. Ein geringerer Wartungsauf- Ökologisch wertvolle Beleuchtungssysteme halten die Streulichtverteilung minimal und beleuchten einen genau definierten Bereich. KULTURLANDSCHAFT B Gestern - Heute - Morgen

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Foto: Georg Rauch Gais – Autobahnknoten -Bludesch mit Gaisbühel Links: 1970 zusammenhängende Streuewiesen im Nahbereich der Ill (Foto: Hans Burtscher) Mitte: 1978 Autobahnbau (Foto: Hans Burtscher) Rechts: 2013 Betriebsgebietsentwicklung am Autobahnknoten (Foto: Georg Rauch)

Walgau-Landschaft im Wandel Neben dem Flächenverbrauch in den Tallagen und um die Siedlungen ist auch eine konträre Entwicklung zu Viele Veränderungen der Landschaft vollziehen sich beobachten. Randlagen werden vernachlässigt oder nahezu unbemerkt. Erst der Blick im Zeitraffer zeigt aufgelassen. Viele walgautypische steile oder abge- Foto: Markus Burtscher das wahre Ausmaß dieser Entwicklung. Siedlungen legene Magerheu- und Feuchtwiesen werden heute drängen in die Landschaft, der Talraum wird überbaut nicht mehr genutzt. In diesen Hangzonen breitet sich bzw. durch Verkehrsflächen durchschnitten. Land- wieder Wald aus. wirtschaftliche Gunstlagen besonders im Talbereich wurden und werden immer weniger und zunehmend Diese Nutzungspolarisierung – Verbauung und in- intensiver bewirtschaftet, was nicht ohne Folgen für tensivere Bewirtschaftung der Gunstlagen einerseits die Kulturlandschaft im Walgau bleibt. Die Verände- und Aufgabe der Nutzung artenreicher Wiesen und rungen sind vielfältig und betreffen die Land- und Feuchtbiotope andererseits – verändert nicht nur das Die zukünftige Forstwirtschaft, die Siedlungsentwicklung, den Ver- Bild der Kulturlandschaft, sondern beeinflusst auch kehr, die Naherholungs- und Naturräume. das Artengefüge. Die Folgen sind meist Verluste an Landschaft erinnern Landschaftsattraktivität und Artenvielfalt.

Ing. Markus Burtscher, Garten- und Landschaftsplaner, Nenzing und DI Georg Rauch, Büro für Raumplanung, Kulturlandschaft Kulturlandschaft

Die Kulturlandschaft ist die durch den Menschen „Die Geschichte der Landschaft ist eine 32 33 geprägte Landschaft, die im Laufe der Zeit entstanden Geschichte der Blicke, der realen wie ist und einem ständigen Wandel unterliegt. Berge, imaginären Bilder, der Repräsentationen Hangwälder, Magerheuwiesen, Bäche, Felder, Feucht- gebiete, Auwälder, Streuobstwiesen prägen heute die und Vorstellungen. Was wir zur Einheit Landschaft genauso wie Siedlung, Gewerbe und Inf- ‚Landschaft‘ zusammenfassen, ist eine rastruktur. Die Landschaft ist nicht statisch, sondern Abstraktion, ein selektivierender und einer ständigen Veränderung unterworfen. kreativer Akt unseres Wahrnehmungs- apparats.“ Békési, Sándor (2000): Die einfältige Landschaft oder das Bild als Endstation, aus „Zu Begriff und Wahr- nehmung von Landschaft“, Forschungsschwerpunkt Kulturlandschaft, Band 6, bm:wv, 2000.

Links: Beschlingerberg 1951 (Nenzing) – offene Kulturlandschaft (Magerheuwiesen) Rechts: Beschlingerberg 2012 (Nenzing) – neue Waldflächen – Brachfallen der Landschaft, Naturvielfaltverlust. Quelle: VoGIS Links: Wiese 1960 kurz vor der ersten Mahd – Vielfalt trotz „intensiver“ Nutzung. Rechts: Wiese 2012 vor der ersten Mahd – intensive Düngung und Einsaat mit eiweißreichen Gräsern verändern das Bild der Landschaft nachhaltig. (Foto: Markus Burtscher)

Die zukünftige Landschaft erinnern

Sind Erinnerung und Realität ein Widerspruch? Auch Trockensteinmauern sind Zeugen einer vielfälti- Landwirtschaftliche Flächen sind in der Erinnerung gen kleinstrukturierten Kulturlandschaft im Walgau. Gurtis – Die abwechslungsreiche walgautypische offene Landschaft ist vieler Menschen blühende Wiesen, auf denen Kühe Die Erhaltung und Förderung des traditionellen die Grundlage für Naturvielfalt und Attraktivität (Foto: Georg Rauch) grasen. Blühende Wiesen und Vielfalt gehen heutzuta- Trockenmauerwerks ist aus landschaftsbildlicher und ge durch Nutzungsänderung und landwirtschaftliche ökologischer Sicht wichtig. Intensivierung immer mehr verloren.

Landschaft erzeugt Lebensqualität

Die offene nicht verbaute Landschaft in der Talsohle und die naturräumlich und topographisch vielseitigen Hanglagen prägen den Lebensraum und sind maßgeb- lich für die hohe Lebensqualität verantwortlich. Die abwechslungsreiche Landschaft steigert die Zufrie- denheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Naherholung, landwirtschaftliche Bewirtschaftung und Ökologie sollten einander ergänzen und den Foto: Markus Burtscher Freiraum stärken. Links: ortsbildlich angepasste neue Natursteinmauer (Foto: Georg Rauch) Rechts: ortsbildlich störende Flusssteinmauerwerke gehören nicht in unseren Siedlungsraum (Foto: Georg Rauch) Streuobstwiesen sind ein kostbares Kulturgut rund um die Siedlungen und ein wertvoller Lebensraum. Der Verlust der Streuobstwiesen bedeutet Verlust an Lebensqualität und Landschaftsvielfalt.

Landschaft entwickeln Artenreiche Magerwiesen und Feuchtbiotope bieten in der heutigen Kulturlandschaft Abwechslung und somit Mit Landschaftsentwicklungskonzepten werden die Erhaltung der abwechslungsreichen kleinstruk- attraktive und vielfältige Möglichkeiten des Naturge- Planungsgrundlagen zur Entwicklung und Stärkung turierten Landschaft. Einer Verwaldung, die in den nusses. des Freiraums unter Beteiligung der Bevölkerung letzten Jahrzehnten stattgefunden hat, soll mit geschaffen. gezielten Maßnahmen entgegengewirkt werden. Kulturlandschaft Wichtiges Ziel ist die Förderung der nachhaltigen Naturgenuss vor der Haustüre in Nenzing Vor allem in den Hangzonen des Walgaus ist die extensiven landwirtschaftlichen Nutzung und die 34Mottner Felder (Foto: Markus Burtscher) Erhaltung der Offenheit der Landschaft von großer Pflege einer offenen vernetzten Kulturlandschaft 35 Bedeutung für die Qualität des Lebensraumes. Ziel ist mit naturräumlicher Vielfalt.

Intakter Auwald zählt zu den artenreichsten Lebens- räumen einer Landschaft. In den letzten Jahrzehnten wurden ein Großteil der Auwälder im Walgau gerodet und bebaut.

Links: Beispiel Landschaftsentwicklung Frastanz, Biotoppflege Stutzberg 2005 (Georg Amann, Markus Burtscher und Georg Rauch); Ausschnitt aus dem Auwald aus dem Walgau (Foto: Markus Burtscher) Maßnahmenplan Rechts: Rekultivierung einer Streuewiese am Ebener Berg. (Foto: Markus Burtscher) Wallheckenlandschaft

In der Walgauer Kulturlandschaft findet man überall noch historisch und ökologisch Elemente der Kulturlandschaft bedeutsame Wallhecken-Lesesteinmauern. Mit Schlehe, Weißdorn, Kornelkirsche und Co. bilden die Wallhecken wahre Inseln der Biodiversität und sind Nahrungs- und Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Aber was ist zu tun, wenn diese traditionellen Hecken überaltern und verwildern? In Bludesch wurde vom Naturvielfalt-Team ein Heckenpflegekonzept für „die Hägi“ erarbeitet und Schritt für Schritt umgesetzt. Unter Anleitung von Naturschutz- beraterin Jutta Soraperra gingen die Bauhofmitarbeiter ans Werk und schnitten die „Musterhecke“ fachgerecht zurück. „Ziel ist die Erhaltung und Pflege der Wildhecken. Sie sind uns als Gemeinde sehr wichtig und da wir glücklicherweise noch über schöne Exemplare verfügen, wollen wir sie auch unbedingt erhalten“, so Bürgermeister Michael Tinkhauser.

Streuobstwiesen

sind attraktive und artenreiche Lebensräume, die auch in der Erhaltung alter Obstsorten eine herausragende Rolle spielen. Was früher zu einer der häufigsten Landnutzungsformen in Vorarlberg zählte, könnte heute wieder Vorbild für die Siedlungsplanung werden. So wie in der Gemeinde Düns, wo in den letzten Jahren entlang von Straßen und als Gürtel rund um das Dorf etliche Hochstammobst- Trockensteinmauer bäume angepflanzt wurden. Um Verluste und Potenziale einschätzen zu können, wurde Der Bau und Erhalt von Trockensteinmauern braucht eine detaillierte Karte aller ehemals bzw. handwerkliches Geschick, Erfahrung und vor allem das heute noch bestehenden Obstbäume im nötige Know-how. Grund genug für das Naturvielfalt-Team gesamten Gemeindegebiet erstellt. aus , gemeinsam aktiv zu werden: Im Rahmen der „Die ältesten Bäume sind bei uns über Naturvielfalt-Beratung wurde ein Inventar aller bestehender 150 Jahre alt und tragen bestimmt noch Trockenmauern der Gemeinde angefertigt. Im Anschluss die nächsten 20 Jahre, die jüngsten dagegen 36 daran waren Interessierte zu einem Trockenmauerkurs 37 brauchen noch etwa 20 Jahre bis zum vollen eingeladen, um gemeinsam eine wertvolle Mauer Ertrag“, weiß Bürgermeister Ludwig Mähr. der Gemeinde zu sanieren.

Trockensteinmauern sind in vielen Regionen typische Strukturen der Kulturlandschaft. In ihrer Funktion als Begrenzungs- oder Stützelement sind sie gleichzeitig Lebensraum für spezialisierte Pflanzenarten, Ruhe- und Winterquartier für Insekten, Schmetterlinge, Kleinsäuger und Reptilien. Als Grünkorridore sind sie außerdem wichtige Strukturen für die Vernetzung von Lebensräumen.

Foto Wallhecke und Trockensteinmauer: Jutta Soraperra, Foto Streuobstwiese: Gemeinde Düns Seit 2006 saniert die Weinbaugemeinde Röthis wegweisend ihre Trockensteinmauern. Foto: Gemeinde Röthis

Inventarisierung historischer Mauern in Vorarlberg

Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Anita Drexel, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau, Universität für Bodenkultur Wien Kulturlandschaft

Erst seit ein paar Jahren wird in Vorarlberg den zwar Umfang und die Bedeutung der historischen Mauern, Seit fünf Jahren erstellt die Universität für Boden- 38 39 zumeist kleinen, die Kulturlandschaft jedoch prägenden andererseits werden bereits parallel mit Anrainern und INFO kultur Wien im Auftrag der Raumplanungsabteilung Baulichkeiten historischer Mauern und Wege Auf- Besitzern Probleme und Möglichkeiten der Erhaltung des Landes das „Mauerinventar Vorarlberg“. Acht Seit fünf Jahren erstellt die Universität für merksamkeit geschenkt. Vielfach wurden die Objekte und Pflege besprochen und angeregt. Da nur erhalten Gemeinden wurden bisher in diesem online abrufbaren Bodenkultur Wien im Auftrag der Raum- seit 30 Jahren nicht mehr gepflegt oder instand wird, was noch Funktion hat (ideell oder materiell) Inventar (vogis.cnv.at) erfasst, in diesem Jahr kommen planungsabteilung des Landes das „Mau- gesetzt. So sind zahlreiche Mauern nicht mehr ganz und worüber man Kenntnis hat, kommt dem Auf- drei neue hinzu. Von acht Gemeinden wurden 11 Pro- erinventar Vorarlberg“. Acht Gemeinden intakt und in ihrem Bestand bedroht. Zum gegen- bau von lokalem Handwerkswissen, welches nahezu jekte zur Erhaltung ihrer Mauern verwirklicht. Zumeist wurden bisher in diesem online abrufbaren wärtigen Zeitpunkt aber sind diese Zeugen, die von gänzlich verloren gegangen ist, große Bedeutung zu. fanden dazu Kurse unter der Leitung eines Spezialisten Inventar (vogis.cnv.at) erfasst, 2013 kamen früheren Wirtschaftsweisen und Verkehrsgeschichten Verschiedene Strategien und Instrumente erschei- statt. Auch 2014 sind ein weiteres Sanierungsprojekt drei neue hinzu. Von acht Gemeinden erzählen, noch vorhanden und in ihnen gesammeltes nen besonders zielführend. Identifikation und lokal und ein Mauerbaukurs bereits geplant. wurden 11 Projekte zur Erhaltung ihrer Handwerkswissen und Erfahrungen archiviert. Eine verankertes Wissen sind die entscheidenden Faktoren, Mauern verwirklicht. 2014 sind ein weiteres gestartete Inventarisierung, die ausschließlich auf soll dieses kulturelle Erbe der historischen Mauern und Sanierungsprojekt und ein Mauerbaukurs Initiative und unter Mitwirkung interessierter Ge- Wege langfristig erhalten bleiben. Dabei spielen die bereits geplant. meinden erfolgt, liefert einerseits Kenntnis über den Gemeinden in Vorarlberg eine entscheidende Rolle.

Trockensteinmauer in Düns. Foto: Georg Amann Freiwilligenprojekte im Natur- und Umweltschutz

Freiwillige Landschaftspflegeeinsätze stehen in Vorarlberg hoch im Kurs. Vielerorts wird gemeinsam geschaufelt, gepflanzt, gebaut, gejätet und gesät. Es wird gegraben, gerupft, gesenst und geschuftet. Und das alles zum Wohle der Natur, der Landschaft und der hier lebenden Menschen. Und es spricht auch nichts dagegen, führt man sich die folgenden beiden Überlegungen vor Augen:

Mensch und Landschaft Landschaft und Mensch

Eine schöne Umgebung, eine attraktive Landschaft Durch Siedlungsentwicklung, hohe geomorphologische und die Möglichkeit zur aktiven Freizeitbetätigung in Vielfalt und landwirtschaftliche Nutzung entstand der Natur sind entscheidende Kriterien für die Lebens- in Vorarlberg eine Kulturlandschaft von enormer qualität am Wohnort. In freien Stunden, an Wochen- Struktur- und Artenvielfalt. Diese abwechslungsreiche, enden und im Urlaub zieht es uns nach draußen, sei attraktive und ökologisch vielfältige Landschaft ist es zur körperlichen Ertüchtigung oder zur geistigen ein reiches kulturelles Erbe, das als Grundlage für die Regeneration – die Natur bietet für fast alle kommunale und regionale Identität der Menschen Aktivitäten die passenden Rahmenbedingungen. bewahrt werden soll und maßgebend für die Lebens- Eine intakte Natur als wichtiger Teil der Lebensqualität qualität des Menschen ist. wird immer stärker gefordert.

Durch die aktive Partizipation von Bürgerinnen und menbedingungen einer freiwilligen Partizipation in Bürgern als Freiwillige in der Landschaftspflege kann der Landschaftspflege. Entdeckt werden dabei ganz damit in vielfacher Hinsicht eine Win-win-Situation unterschiedliche Gründe, warum Freiwillige in ihrer für alle Beteiligten geschaffen werden. Die Einsätze Freizeit gemeinschaftlich Heu rechen, Neophyten helfen mit, durch die geleistete Pflegeleistung und die jäten oder die Motorsäge schwingen: der soziale Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung die Land- Austausch, das gemeinsame Werken, das besondere schaft in ihrer Diversität und Vielseitigkeit langfristig Erlebnis – fernab vom Alltag, die sportliche Heraus- zu erhalten. Landwirtinnen, Landwirte und Gemeinden forderung, die Wertschätzung für Natur und Umwelt, Kulturlandschaft werden in ihrer Arbeit zur Pflege und zum Erhalt der Spaß und Stolz an der erbrachten Leistung usw. Meist Landschaft unterstützt, Bürgerinnen und Bürgern wird ist es eine Kombination verschiedener Motive, die die 40 die Möglichkeit geboten, sich aktiv daran zu beteiligen. Freiwilligen antreibt. 41

Das gemeinsame Motiv Gemeinsam aktiv in Vorarlberg

Interessant in diesem Kontext sind besonders die Fak- Eine aktuelle Studie der Fachhochschule Vorarlberg toren, die Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren, aus dem Jahre 2010 zeigt, dass sich 53,5% der Vorarl- einen Teil ihrer Freizeit unentgeltlich dem Gemeinwohl berger Bevölkerung (ab 15 Jahren) in unterschiedlichs- zur Verfügung zu stellen. ten Bereichen freiwillig engagieren. Umgerechnet sind das rund 164.000 Personen, also über die Hälfte aller Eine Studie aus Deutschland (Mühlmann & Buche- Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die in irgendeiner cker, 2013) widmet sich dieser Fragestellung und im Form freiwillig tätig sind. In der Freiwilligenarbeit liegt Speziellen den Motivationen, Wirkungen und Rah- damit ein enormes Potenzial.

Mitglieder der Jungfeuerwehr Bludesch bei der gemeinsamen Adlerfarn-Entfernungsaktion. Foto: Jutta Soraperra Ehrensache

Im Folgenden zeigen vier vorbildliche Projektbeispiele aus Vorarlberg, wie Freiwillige mithelfen können, die Landschaft in all ihren Facetten zu erhalten.

Foto: Isabella Moosbrugger Foto: Gemeinde Foto: Jutta Soraperra Foto: Günter Stadler

Bezau Ludesch Bludesch Walgau-Wiesen-Wunder-Welt

In kümmert sich eine Gruppe Ehrenamtlicher In Ludesch legten Ortsvereine und freiwillige Helferin- In Bludesch engagieren sich Jungfeuerwehr, Blasmusik, Unter diesem poetischen Titel startete Günter um den artenreichen Magerwiesenbestand am nen und Helfer gemeinsam Hand an, um den Kreisver- Schulkinder, Gemeindepolitikerinnen und -politiker, Stadler 2012 ein walgauweites Projekt, mit dem das Ölberg. Durch gemeinsame Schwendaktionen und kehr an der Ortseinfahrt im Rahmen des Projekts „…in Grundbesitzende, Bürgerinnen und Bürger für den Er- Bewusstsein über die einmalige Natur der Regio andere Pflegemaßnahmen sollen die Magerwiesen Zukunft bunt und artenreich“ zum Blühen zu bringen. halt der wertvollen Bludescher Magerwiesen. In einer Walgau gehoben und die Bewirtschaftung der aufgewertet und erhalten werden. Für interessierte In gemeinsamer Handarbeit wurde die oberste Humus- gemeinsamen Aktion wurden die Wiesen von dichten ökologisch wertvollen Streu- und Magerwiesen Besucherinnen und Besucher werden kleine Infotafeln schicht abgetragen und mit Schotter und einer dün- Adlerfarn-Beständen befreit. Von Hand wurde fleißig langfristig gesichert werden soll. Ein umfangreiches mit Hinweisen zu den verschiedenen Pflanzenarten nen Kompostschicht aufgefüllt. Anschließend wurde gerupft oder dem unerwünschten Kraut mit dem Exkursions- und Vortragsprogramm, die Mitarbeit installiert. der Kreisverkehr mit heimischen Wildblumen be- Motormäher zu Leibe gerückt. Durch das gemeinsame von Freiwilligen bei der Heuarbeit bzw. beim pflanzt, die auf dem Magerstandort optimal gedeihen. Anpacken hat die vielfältige Magerwiesen-Vegetation Entbuschen oder Farnausreißen zuwachsender rund um Waldhyazinthe, Mückenhändelwurz, Sumpf- Wiesen und die Zusammenarbeit mit der Regio gladiole und Fliegen-Ragwurz wieder eine Chance. ImWalgau beim Räumlichen Entwicklungskonzept sind die wichtigsten Arbeitsbereiche dieser Initiative. Mit Pickeln und Schaufeln rückten 21 Lehrlinge der Firma Collini mit ihrem Lehrlingsbeauftragten an, um Den Ursprung hatte die Idee in der „Aktion Heugabel“ in Bludesch aufzuforsten. Die vorwiegend mit Haseln in Frastanz. Bei dieser Aktion werden seit fast bestückte Hecke – die Bludescher „Hägi“ – wurde um 20 Jahren „unproduktive“, aber ökologisch höchst Kulturlandschaft Kulturlandschaft Schlehdorn, Hundsrose, Kornelkirsche und Kreuzdorn wertvolle Flächen, die prächtigen Blumenwiesen der INFO ergänzt. Unter fachkundiger Anleitung errichteten Hang- und Tallagen, von den Landwirten in einer 42 43 Mit der Einführung der Vorarlberger die fleißigen Lehrlinge der Firma Collini auch eine einmaligen Zusammenarbeit mit der Bevölkerung Freiwilligenversicherung sind all jene, die Trockensteinmauer. erhalten und gepflegt. www.frastanz.at sich in ihrer Freizeit freiwillig engagieren, automatisch versichert. Es bedarf keiner Auszug aus dem WalgauWiki (wiki.imwalgau.at) Anmeldung bzw. Registrierung von Ehrenamtlichen im Vorfeld, im Schadens- fall ist eine Meldung an das Land ausrei- chend. Weiterführende Infos beim Büro Mühlmann, P., Buchecker, M. (2013): Aktive Partizipation – Bürger als Freiwillige in der Landschaftspflege. Motivationen, für Zukunftsfragen des Landes Wirkungen und Rahmenbedingungen. Naturschutz und Landschaftsplanung 45 (10/11), Eugen Ulmer KG, S. 307-314. Vorarlberg. www.vorarlberg.at/zukunft Fredersdorf, F., Roux, P., Lorünser, D. (2010): Endbericht zur Studie „Bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital in Vorarlberg 2010 – Soziales Monitoring für Sozialkapital und Engagement. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Büro für Zukunftsfragen (Hrsg.), . Foto: Bianca Burtscher Foto: Bianca Burtscher Foto: Anna Tschegg Foto: Bianca Burtscher

Götzis und der „Pflegetrupp Naturschutz“ des Natur- nicht alle Flächen regelmäßig bewirtschaftet und Gemeinsam aktiv für Moore schutzbundes das Hochmoor von Fichten und anderen verbuschen. Einige Bereiche sind stark verschilft und standortfremden Gehölzen. mit invasiven Neophyten unterwandert. 2012 und Mag. Bianca Burtscher, Naturschutzbund Vorarlberg 2013 wurden die Entbuschungen im Götzner Mösle Für den Einbau der Stauwehre in die Entwässerungs- vom Pflegetrupp des Naturschutzbundes in Angriff gräben engagierte der Naturschutzbund die Firma Lässer genommen. Im Frühling zeigte sich der Erfolg: Der Erdbau aus . Diese brachte nicht nur ihren Lebensraum für lichtliebenden Arten konnte durch die bodenschonenden Moorbagger, sondern auch ihre Maßnahme deutlich vergrößert werden. Naturschutz mit schwerem Gerät langjährige Erfahrung mit Hochmoorrenaturierungen Götzner Moos in Deutschland mit. Der Erfolg der Maßnahmen wird anhand von vegetati- onskundlichen Erhebungen sowohl im Mösle als auch Das Götzner Moos, auch Orsanka Moos genannt, Im November 2013 konnten 19 Stauwehre eingebaut im Götzner Moos dokumentiert. Im Götzner Moos gehört zu den Kostbarkeiten im Biotopinventar der werden. Davon enthalten 15 Stauwehre Spundwände wird die Verbesserung des Wasserhaushalts zudem Gemeinde Götzis. Nach dem Österreichischen Moor- aus Weißtannen-Brettern, die die Agrargemeinschaft durch Pegelmessungen überwacht. Vorarlberg trägt eine besondere Verantwortung für schutzkatalog kommt dem Götzner Moos sogar inter- Götzis dankenswerterweise spendierte. Durch diese Moore. Bei 3% der Landesfläche Österreichs befindet nationale Bedeutung zu. Kernstück ist ein Spirken- Stauwehre wird der mooreigene Wasserhaushalt ver- Damit Entscheidungsträger und die Bevölkerung vom sich ein Viertel der Moorflächen Österreichs in unse- Hochmoor, das im westlichen Teil in ein offenes Hoch- bessert, der entscheidende Faktor in einem Hochmoor. Moorschutz erfahren, berichtet der Naturschutzbund rem Bundesland. Moore zu erhalten und degradierte moor übergeht. Da Hochmoore sehr nährstoffarm sind, Die Renaturierung von Hochmooren ist nicht nur auf der Internetseite, in den Medien, in der Inatura- Moore wieder zu renaturieren ist nicht nur ein wich- findet man hier Spezialisten der Pflanzenwelt wie ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der biologischen Moorausstellung, bei Vorträgen und Exkursionen tiger Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. beispielsweise den Rundblättrigen Sonnentau und die Vielfalt. Moorschutz ist auch Klimaschutz. Denn ein über die Naturwerte der Projektgebiete und die Moorschutz ist auch Klimaschutz. Rosmarinheide. Zum Moorkomplex gehören neben Hektar entwässertes Hochmoor gibt im Jahr durch Aufwertungsmaßnahmen.

Grauerlen-Hangwäldern auch Flachmoore und Feucht- Torfmineralisierung bis zu 7.330 kg CO2 ab, dies Der Naturschutzbund Vorarlberg will zu dieser großen wiesen, die zum Großteil leider stark verbracht und ver- entspricht rund 2.968 Liter Benzin. Aufgabe beitragen und hat deshalb 2010 gemeinsam buscht sind. Im östlichen Teil ist eine Pfeifengraswiese mit der Inatura , deutschen und Schweizer erhalten, die mit dem Lungen-Enzian und der Sibirischen Partnern das Interreg-Projekt „Nachhaltiges Moor- Schwertlilie auch hoch gefährdete Arten beherbergt. Artenfülle auf kleinstem Raum management“ gestartet. Das Projekt wird von der Mösle Europäischen Union, den beteiligten Schweizer Kan- Alte Entwässerungsgräben haben das Hochmoor im Kulturlandschaft Kulturlandschaft tonen, der Marktgemeinde Götzis, dem Land Vorarl- Götzner Moos so stark ausgetrocknet, dass Fichten Dieses artenreiche Flachmoor, auch als Jägerloch berg, dem Naturschutzzentrum des Österreichischen und andere standortfremde Gehölze aufkommen bekannt, liegt südlich des Mösle-Stadions und wird 44 Naturschutzbunds, der Agrargemeinschaft Götzis und konnten. Teilweise bildeten sie bereits dichte Bestände bis heute als Streuwiese genutzt. Auf kleinem Raum 45 weiteren Partner finanziell unterstützt. und verstärkten die Austrocknung des Hochmoores findet man hier zahlreiche hochgradig gefährdete bis KON TAKT und die damit verbundene Torfmineralisierung. akut vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten wie z. B. Im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen zwei Moorge- Damit das Götzner Moos seinen Charakter und seine Fadensegge und Sumpf-Gladiole. biete in Götzis: das Orsanka Moos und das Mösle. Auf Funktion als Lebensraum für seltene Arten langfris- Mag. Bianca Burtscher Grundlage von Vegetationskartierungen erarbeitete tig behalten konnte, waren dringende Maßnahmen In einem besonders feuchten Bereich wächst eine Naturschutzbund Vorarlberg das Projektteam Entwicklungs- und Erhaltungskon- erforderlich. Dabei setzte der Naturschutzbund auf botanische Besonderheit dieses Gebietes, die Schneide, Schulgasse 7, 6850 Dornbirn zepte und setzte mit Partnern ausgewählte Maßnah- Teamarbeit. Gemeinsam mit der Marktgemeinde Götzis die in Vorarlberg nur noch an einer weiteren Stelle Tel: +43 (0)5572 29650 men um. und den Grundbesitzern, der Agrargemeinschaft vorkommt. Insgesamt fanden die Fachleute bei den [email protected] Götzis, erarbeitete der Naturschutzbund ein Entwick- Kartierungsarbeiten im Rahmen des Interreg-Projekts Mehr zum Projekt unter www.moormanagement.net lungskonzept mit einem Maßnahmenplan. Im Winter über 130 Pflanzenarten im 3,6 ha „kleinen“ Mösle. oder www.naturschutzbund.at 2012/13 befreiten „Holzer“ der Agrargemeinschaft Aufgrund der nassen Bodenverhältnisse werden 46 47 C NATURZUGÄNGE

Foto: Agnes Steininger Foto: Henning Werth Foto: Henning Werth Foto: Torsten Wenzler

Wenn es nun darum geht, die Landschaft und den dort angenommen, zeigt auf, welche Energie in Bringen wir Natur, Tourismus und lebenden Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, Landschaft, Dorf und Mensch steckt und in Sibratsgfäll hilft uns die wachstumsorientierte Industrie nicht oder ist man dabei, die große Rutschung am Rindberg in allenfalls in Form eines zeitlich begrenzten Ökospon- „Felbers Schiefem Haus“ auch ohne große Investitionen Erholung unter einen Hut? sorings. Die Wertschätzung des Natur- und Kulturer- erlebnisreich aufzubereiten. Hoch qualifizierte Natur- bes zu fördern und die Entwicklung naturorientierter parkführer bieten gemeinsam mit den Gemeinden ein Dipl.-Geogr. Rolf Eberhardt, Naturpark Nagelfluhkette e.V. Tourismusangebote sind somit Kernaufgaben einer breites Angebot an Erlebniswanderungen an. Die Liste öffentlich getragenen nachhaltigen Regionalentwick- ließe sich inzwischen fast beliebig verlängern. lung. Eine hohe Eigenverantwortlichkeit der Menschen vor Ort ist dabei unverzichtbar. Die Kampagne „Res- Alle sind Beispiele dafür, dass gut gemachte, anspre- Die Alpen haben es nicht leicht. Wir Menschen haben Die Schönheit der Landschaft und ihrer einzelnen pektiere deine Grenzen“ des Landes Vorarlberg setzt chende Tourismus- und Freizeitangebote viele Men- hohe Erwartungen an das Gebirge im Herzen Europas. Elemente ist für den Wert einer Landschaft aus genau an dieser Stelle an und war in der Vergangen- schen erreichen und für ein besseres Grundverständnis Sie sollen auf der einen Seite ein großer, an vielen Menschensicht ein ganz wesentlicher Faktor und wir heit schon modellhaft für weitere Alpenregionen. Sie für den Wert und die Notwendigkeiten in unseren Stellen naturnaher Raum bleiben und Schutz für sind uns sicher, dass eine gewisse Naturvielfalt hierfür appelliert an die Eigenverantwortung eines jeden, der Kulturlandschaften sorgen können. Dies gelingt besondere Lebensräume, Pflanzen und Tiere bieten. vorhanden sein muss. Wer einen Maisacker mit einer draußen in der Landschaft unterwegs ist und animiert insbesondere dann sehr gut, wenn in erster Linie das Wir nehmen auch tagtäglich gerne die sogenann- artenreichen, bunten Bergblumenwiese vergleicht, dazu, einen Beitrag zur Bewahrung bzw. Entwicklung Herz, bzw. die Sinne, und erst in zweiter Linie der Kopf ten Ökosystemleistungen in Anspruch, wie z. B. die kommt vermutlich sehr schnell zu dieser Ansicht. unserer Naturvielfalt zu leisten. So entsteht, ganz auf angesprochen wird. Filterfunktion des Bodens oder die Wasserrückhalte- Basis der Freiwilligkeit, eine wichtige Grundlage, um fähigkeit der Moore und erhalten dadurch sauberes Aber was will der erholungssuchende bzw. urlaubende die Einzigartigkeit unserer Heimat für die nachfolgen- Trinkwasser und sind gleichzeitig vor zu extremen Mensch eigentlich? Dazu gibt es viele Studien und je den Generationen zu bewahren. Naturzugänge Naturzugänge Hochwässern geschützt. nach untersuchtem gesellschaftlichem Milieu kommt etwas anderes heraus. Von „schneller, weiter, höher“ Ein Beispiel dafür, wie in diesem Kontext viele Mosaik- INFO 48 Auf der anderen Seite sind die hohe alpine Land- bis zur „Sinnsuche“ ist alles dabei. Es gäbe aber keine steinchen langsam ein stimmiges Bild abgeben, liefern 49 schaftsästhetik und die vielfältigen Freizeitmög- milliardenschwere Werbebranche, wenn Bedürfnisse die Vorderwälder Naturparkgemeinden. Dort wurde lichkeiten auch verantwortlich dafür, dass sich der nicht auch gezielt geweckt werden könnten. Da in den letzten Jahren eine ganze Reihe an Initiativen Das seit 2008 international anerkannte Mensch gerne und ausführlich in den Alpen aufhält. scheint die „schneller, weiter, höher“-Fraktion eindeu- entwickelt, die genau an dieser Stelle ansetzen. In Schutzgebiet „Naturpark Nagelfluhkette“ 2 Sie sind eines der beliebtesten Urlaubsziele weltweit tig mehr Mittel zur Verfügung zu haben. Was würde Krumbach beispielsweise haben die Bürger beschlos- umfasst 405 km und liegt grenzüber- und es gibt Angaben, nach denen 25% des Welttou- eigentlich passieren, wenn für die bunte Blumenwiese sen, die im ganzen Gemeindegebiet verstreut liegen- schreitend zwischen Deutschland (Allgäu) rismus dort stattfinden. Auch wenn es dadurch an eine ähnliche Werbekampagne gefahren würde wie den Moore ins eigene Auge und in die der Gäste aus und Österreich (Vorderer Bregenzerwald). der einen oder anderen Stelle recht voll wird und man für die Markteinführung eines neuen Automodells? nah und fern zu rücken. Gut ausgebildete Moorführer Insgesamt sind sieben Allgäuer und acht an so mancher Bergstation mehr Menschen als Berge Nachdem man die Wiese aber nicht direkt konsumie- bieten erfahrungsreiche Wanderungen an. Es wird Vorarlberger Gemeinden beteiligt. Mehr sieht, die hohe Beliebtheit ist Fakt und glücklicherweise ren kann, werden wir das vermutlich nie erfahren. gehört, geschmeckt, gerochen. Die Moorwirte sorgen Infos unter www.nagelfluhkette.info Ausgangspunkt vieler regionaler Wertschöpfungsketten. für Kulinarisches. Lesungen runden das Angebot ab. In hat man sich dem Plenterwald am Rotenberg Moorwirte

Die vier Moorwirte der Gastronomiebetriebe Adler, Krumbacher Stuba, Rossbad und Schulhus bieten ex- klusive Kulinarik zur Moorlandschaft mit Schwerpunkt auf regionale Köstlichkeiten. Auf der Karte findet sich ganzjährig mindestens eine Speise mit Moorbezug, im Frühling und Sommer bereiten die Moorwirte beson- dere saisonale Schmankerl rund ums Moor.

Foto: Ruth Steurer

Literatur im Moor

In den Sommermonaten lädt ein Moorwirt an jedem ersten Donnerstagabend zu einem besonderen Moor- 5 Jahre Moore Krumbach erlebnis ein. Gemeinsam wird das Moor durchwandert und dabei sommerlich leichte Texte aus der Welt der Von Kultur und Kulinarik und was das alles mit Naturschutz zu tun hat deutschsprachigen Literatur, von Gotthard Bilgeri über Karl Valentin bis Wilhelm Busch, präsentiert. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt: Im Anschluss an die Wanderung zaubern die Moorwirte allerhand Der Schatz vor der Haustür und regionale Köstlichkeiten genießen“ wird den Besu- Moor-Köstlichkeiten auf den Tisch – ein wahrer Ein Gewinn für alle chern mit geführten Moorwanderungen, Kulturan- Ohren- und Gaumenschmaus! Laut Biotopinventar Vorarlberg liegen auf dem geboten mit Moorbezug und kulinarischen Köstlich- Durch die Zusammenarbeit von MoorführerInnen, Naturzugänge Naturzugänge Gemeindegebiet von Krumbach rund 30 ha wertvolle keiten bei den „Moorwirten“ ein besonderes Erlebnis Moorwirten und Kulturschaffenden gelingt es, der Moorfläche. Bereits vor 5 Jahren wurden in Krumbach geboten und so ganz nebenbei die Einzigartigkeit nachhaltigen Entwicklung in der Gemeinde eine 50 die Weichen gestellt: Damals haben initiative Bürge- und Schutzwürdigkeit der umgebenden Landschaft starke Basis zu geben. Der Lebensraum Moor wird auf 51 rinnen und Bürger erkannt, welcher Schatz unmit- vermittelt. Denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Moorführungen eine naturverträgliche Weise für alle geöffnet, wird telbar vor ihrer Haustüre liegt und eine Möglichkeit Magen … erlebbar und spürbar und erhält damit als wertvolles gefunden, wie das Thema Moor nachhaltig belebt und 13 begeisterte Moorführer und Moorführerinnen zei- Schutzgut eine völlig neue Relevanz. genutzt werden kann. gen von Juni bis August auf geführten Wanderungen Aus dem Vollen schöpfen Interessierten die wunderschöne Moorlandschaft in Gemeinsam mit der Landschaftsarchitektin DI Maria- Krumbach. Über ein Jahr dauerte die Ausbildung der Anna Moosbrugger (www.landrise.at) wurde ein Das Angebot ist vielfältig: vom Moorfrühstück für alle Moorguides, sie lernten dabei allerhand Wissenswertes abgestimmtes Angebot für ein nachhaltiges Moorer- Frühaufsteher über Frühlings- und Herbstmoorwochen rund um Ökologie, Pflanzen und Tieren, zur Kulturge- lebnis ausgearbeitet, von dem Tourismus, Gastronomie mit saisonalen Köstlichkeiten bis zum vielseitigen schichte sowie zu Geologie und Geomorphologie der und Naturschutz gleichzeitig profitieren. Ganz nach Kulturangebot rund ums Moor – es ist für jeden etwas Moore. dem Motto „Die Welt der Moore entdecken und Kultur dabei! Mehr Informationen unter www.krumbach.at/moore Heute, knapp zwei Jahre später, Ein Spaziergang in netter Gesellschaft, die Möglichkeit Ein Tag unter Geistern sind die Naturgeister in unter- zum Austausch, ein gemeinsames Naturerlebnis und schiedlichsten Bereichen tätig. Je spannende Informationen rund ums Ried sind nur eini- Mit den Koblacher Naturgeistern unterwegs im Ried. Eine Gruppe initiativer nach Interesse setzen sie ganz ge von vielen Gründen, warum auch Bürgerinnen und Koblacherinnen und Koblacher hat es sich zur Aufgabe gemacht, als gute Geister in der persönliche Schwerpunkte: ob Fahrradtour Bürger aus angrenzenden Gemeinden das monatliche Natur zu wirken und Interessierte für die Natur- und Kulturschätze ihrer Gemeinde zu begeistern. Vom räumlichen zu den Naturjuwelen der Gemeinde, weihnacht- Angebot gerne wahrnehmen. Für Frau Sonderegger ist Entwicklungskonzept zur praktischen Umsetzung – ein durchwegs gelungenes Beispiel aus Koblach. liche Wald-Wanderung auf den Kumma im Dezember, ganz klar: „Ziel der Führungen ist nicht die Vermittlung Begehung der Koblacher Gemeindegrenzen oder ein von möglichst viel Fachwissen. Das Ried soll – vielmehr tolles Kinder- und Familienprogramm auf der Ruine als wertvoller Lebensraum wieder ins Bewusstsein Neuburg – mit dem Programm werden ganzjährig ver- gebracht werden, die Teilnehmenden erleben die Natur Von der Theorie in die Praxis Natur vor den Vorhang schiedenste Interessensgruppen angesprochen. Viele gemeinsam und erzählen das Erlebte weiter.“ thematische Führungen werden auch auf Anfrage Bereits 2010 erarbeiteten die Gemeinden , Aus den gemeinsamen Ideen und Visionen des REK angeboten (Kontakt siehe Infobox). Götzis, Koblach und Mäder ein gemeinsames Räum- für den Erhalt und Schutz der Natur- und Kulturland- liches Entwicklungskonzept, das REK am Kumma. Die schaft in Koblach resultierten wertvolle Maßnahmen, Arbeitsgruppe „Natur und Freiraum“ legt darin mit die die Naturjuwele der Gemeinde auf vielfältige Wei- Unterwegs im Ried Unterstützung der Naturvielfalt-Beratung einen um- se vor den Vorhang holen. Neben konkreten Pflege- fangreichen Maßnahmenkatalog für die Aufwertung, und Erhaltungsmaßnahmen vor Ort und der Ausarbei- Frau Margarete Sonderegger, die die monatlichen Ex- den Schutz und Erhalt der vielfältigen Landschaft der tung eines umfassenden Handbuchs zum Koblacher kursionen ins Koblacher Ried leitet, ist eine von ca. 15 INFO Kummenregion fest. Ried gemeinsam mit dem Biologen Markus Grabher Naturgeistern, die in Koblach ihr erfreuliches „Unwe- Naturzugänge Naturzugänge (Umweltbüro Grabher, UMG) war und ist es besonders sen“ treiben. Die hauptberufliche Psychotherapeutin Aufbau- eine Gruppe freiwillig engagierter Bürgerinnen und & Supervisorin erkennt das Naturerlebnis im Ried als 52 53 end auf den Bürgern, denen es auf vorbildliche Art und Weise wichtige Möglichkeit zur mentalen Regeneration, als Infobroschüren, Termine und Aktivitäten Zielsetzungen für den gelingt, die Naturschätze wieder bewusst zu machen. Ruhe- und Erholungsraum und damit auch als Grund- sowie alle weiteren Informationen rund Naturraum beschließt die lage für unsere Gesundheit. Die Motivation für ihr um das vielfältige Angebot von Natur Gemeinde Koblach 2011, unter Gemeinsam absolvierten die angehenden Naturgeister freiwilliges Engagement als Naturgeist ist ganz klar: z’Kobla unter [email protected] Federführung von DI Maria-Anna über ein Jahr hinweg das eigens auf die Beine gestellte oder www.koblach.at Moosbrugger, das Konzept Bildungsprogramm von Natur z’Kobla mit Schwer- „Natur z’Kobla“ mit dem gemeinsamen Ziel, die Natur punkten in den Bereichen Natur- und Erlebnispädago- „Es gibt immer was Neues zu entdecken. für alle Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen gik, Wälder, Biotope, Fotografie, Landschaft, Geologie, Das Ried ist immer anders, es wird und die Naturwerte wieder ins Bewusstsein der Bevöl- Geomorphologie und Kulturgeschichte. Bei Gelände- nie langweilig.“ kerung zu rücken. übungen und Theoriekursen wurden die Inhalte von Fachexpertinnen und Fachexperten auf anschauliche und unterhaltsame Weise vermittelt. Foto: Gemeinde Altach

Foto: Dieter Reichl Foto: Gemeinde Altach Vielfalt fördern

Engagierte Gemeindeprojekte rund um das Biotopinventar Altach Moordetektive Schollenmoos Vom Baggersee zum Naturjuwel

Früh übt sich, wer Entdeckerin oder Entdecker werden Nach der Stilllegung einer ehemaligen Mülldeponie in Rund 27.130 ha der Gesamtfläche Vorarlbergs sind Und der Wunsch geht vielerorts in Erfüllung, denn will: An der Mittelschule Alberschwende findet der den 80er Jahren entstand im Norden Altachs zwischen als besonders wertvolle Lebensräume im Vorarlberger Vorarlbergs Gemeinden setzen sich aktiv für die Unterricht am Moor statt. Im Rahmen eines naturwis- Rhein und Koblacher Kanal ein wertvoller 1,3 ha Biotopinventar erfasst. Übersetzt heißt das, dass über Aufwertung und den Erhalt ihrer wertvollen Biotope senschaftlichen Wahlpflichtfachs lernen die Schüle- großer Feuchtlebensraum, der sich in den vergangenen 10 % Landesfläche durch ihren Natürlichkeitsgrad, ein. Im Folgenden sind ganz exemplarisch drei Good rinnen und Schüler ganz spielerisch das Moor vor ihrer Jahren durch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen ihre Seltenheit, das Vorkommen seltener Tier- oder Practice-Beispiele aus Alberschwende, Altach und Haustüre kennen. Begleitet von Biologin Mag. Agnes unter fachlicher Begleitung von DI Georg Willi zu Pflanzenarten, die ökologische Wohlfahrtswirkung angeführt. Steininger und Lehrer Dieter Reichl dokumentieren einem bedeutenden Naturjuwel und attraktiven und/oder die landschaftsbildliche, landeskulturelle die Moordetektive jahreszeitliche Veränderungen des Ausflugsziel entwickelt hat. 2006 wurde der oder wissenschaftliche Relevanz von besonderer Be- Moores im Fototagebuch, führen Bestandszählungen „Sauwinkel“ auch in das Vorarlberger Biotopinventar deutung für Mensch und Natur sind. typischer Moorarten wie Orchideen, Sonnentau und aufgenommen. Wollgras durch, fertigen Pflanzensteckbriefe und sind Vorarlbergs Gemeinden verfügen damit, jede für sich, im Wasser und an Land anderen Moorbewohnern auf Auf Initiative der Gemeinde wurde das Ufer weitläufig über einen enormen Schatz wertvoller Lebensräume Die Biotopflächen sind digital erfasst und können über der Spur. Das fördert eine aktive Auseinandersetzung abgeflacht und ausgeforstet, eine Aussichtsplattform bzw. Biotope. Die Aufnahme eines Biotops ins Inventar den VOGIS Atlas eingesehen werden www.vogis.cnv.at mit der Natur, Naturerfahrung und Bewusstseinsbil- erlaubt Besucherinnen und Besuchern den Blick auf Naturzugänge Naturzugänge heißt aber nicht, dass die Fläche dadurch „automa- dung ganz spielerisch. Langfristig gesehen können die das Stillgewässer, Infotafeln machen auf Naturwerte tisch“ geschützt ist. Es handelt sich hingegen um Mit den Gemeindeberichten des aktualisierten Biotopinven- erhobenen Daten Auskunft über Veränderungen des aufmerksam und liefern vielerlei Infos zu den Beson- 54 informelle Vorbehaltsflächen, in anderen Worten um tars stehen umfangreiche Informationen zu den Biotopen sensiblen Moorlebensraumes liefern. derheiten des Biotops. Auch einem sehr seltenen Gast 55 „Hinweistafeln“, die den besonderen Wert des Lebens- jeder Gemeinde zur Verfügung. Zum Download unter soll fortan ein geeigneter Lebensraum geboten werden: raumes hervorheben sollen. Jeder Gemeinde kommt www.vorarlberg.at/archiv/umweltschutz/biotopinventar Mit über 20 Pflanzengesellschaften und vielen sel- In einer eigens errichteten Wand wird hoffentlich damit eine gewisse Verantwortung zu. Im aktualisier- tenen, gefährdeten und vom Aussterben bedrohten bald der erste Eisvogel Einzug halten. Durch seine ten Biotopinventar steht dazu Folgendes: Mähr, C. 2012: Naturschutz in Vorarlberg – eine Annä- Arten ist das 5,78 ha große Schollenmoos ein höchst Nähe zum Alpenrhein ist der Sauwinkel wichtiges herung. Dass dem Naturschutz das Zeitwort fehlt, stellt wertvoller Naturraum. Vor Projektstart wurden im Trittsteinbiotop, Nahrungs- und Lebensraum für viele Mit der Vorlage des neuen Biotopinventars besteht Christian Mähr gleich zu Beginn seines Buches fest. „Ich Auftrag der Inatura der Ist-Zustand durch Vegetati- Tierarten. Insgesamt investiert die Gemeinde rund der Wunsch, dass sich die Gemeinden aktiv für den naturschütze!“ ist doch eher unüblich. In Kooperation mit onskartierungen erhoben. Das Ergebnis der Studie ist 30.000 Euro in die Renaturierung. Schutz und – wo notwendig – für die Pflege der dem Vorarlberger Naturschutzrat erschien im April 2012 im Gemeindeamt einsehbar. ausgewiesenen besonders schutzwürdigen Biotope ein unterhaltsames Buch zur Geschichte des Natur- einsetzen (…). schutzes in Vorarlberg. Erschienen im Limbus Verlag. Im Mehr zu den Moordetektiven Mehr Informationen unter Fachhandel erhältlich. www.vms-alberschwende.vobs.at www.altach.at Alles neu am Alten Rhein

Nach jahrelangen Bemühungen der Gemeinde und schlussendlich unter Mithilfe des Naturvielfalt-Teams und der Umweltschutzabteilung des Landes Vorarlberg konnte 2013 ein 4,8 ha großer Abschnitt des Alten Rheins unter Schutz gestellt werden.

Der Alte Rhein in Hohenems ist einer der letzten Von der Idee zur Umsetzung großer Abschnitt zwischen Altem Schwimmbad bis Ein Gewinn für Mensch und Natur naturnahen Auenbiotopkomplexe im Vorarlberger zum Waibelloch wurde zur Vorrangzone für die Natur Rheintal. In seiner heutigen Form entstand das Gebiet Bereits im Jahr 2010 wurde im Rahmen der Naturviel- erklärt und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zum Bei der offiziellen Eröffnung des neuen Naturschutz- 1923 mit dem „Diepoldsauer Durchstich“ zur Begra- falt-Beratung unter Federführung von DI Georg Willi Schutz äußerst seltener und störungsempfindlicher gebiets im April 2013 betont Umweltlandesrat Ing. Naturzugänge Naturzugänge digung des Alpenrheins und wird seither vielfältigen (Büro Renat) und Dipl.-Geogr. Katrin Löning (Öster- Arten, wie der Bachmuschel, gilt hier ein ganzjähriges Erich Schwärzler, dass es durch die Einrichtung des Nutzungsansprüchen gerecht. Bis in die 80er wurde reichisches Ökologie-Institut) ein Naturentwicklungs- Betretungsverbot. neuen Naturschutzgebiets Alter Rhein in vorbildlicher 56 der Altarm zunächst zur Kiesgewinnung genutzt, und Besucherlenkungskonzept erstellt, das seither von Weise gelungen ist, die Interessen von Natur und 57 heute ist er ein beliebtes Revier für örtliche Fische- der Stadt Hohenems systematisch umgesetzt wird. Gleichzeitig wurde das südlich angrenzende Bade- und Erholung zu entflechten und einen Biotopkomplex reivereine und gleichzeitig ein stark frequentierter Zentraler Zielaspekt ist darin auch die Etablierung Naherholungsgebiet für die Freizeitnutzung aufgewer- zu bewahren, der auf nur 4,8 ha Fläche eine enorme Naherholungsraum. eines grenzüberschreitenden örtlichen Schutzgebiets. tet, alte Zollzäune abgerissen, der veraltete Schilder- Artenvielfalt bietet. Man wolle mit diesem Schritt Auf Diepoldsauer Seite ist das Gebiet bereits seit 1992 wald entsorgt und damit ein attraktives Naturerlebnis die Hausordnung der Natur achten, erklärt Landes- Als Biotop von überregionaler Bedeutung beheimatet als Natur- bzw. Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen für Badegäste und Erholungssuchende ermöglicht. rat Schwärzler weiter. Ein solcher Gebietsschutz, der der Alte Rhein das letzte Vorkommen der vom und umfasst fast den gesamten Flussraum des Alten Weitere Maßnahmen sehen eine fahrradfreundliche besonders bedrohten Arten zugutekommt, ist ein Aussterben bedrohten Bachmuschel in Vorarlberg Rheins in der Hohenemser Kurve. Gestaltung des Eingangsbereich und eine anspre- wirksamer Beitrag zur „Biodiversitätsstrategie 2020“ und erfüllt eine wichtige Funktion als Brut- und chende und informative Beschilderung vor. der Europäischen Kommission, die zum Ziel hat, den Nahrungsgebiet für viele Vogelarten. Über 20 teils 2013 hat das Land Vorarlberg und in Zusammenarbeit Verlust an biologischer Vielfalt aufzuhalten. stark gefährdete Libellenarten sowie eine Vielzahl an mit der Stadt Hohenems und dem örtlichen Fische- Schmetterlingen, Käfern und Reptilien sind im Gebiet reiverein ein Konzept erarbeitet, um einen Teil des zu finden. kostbaren Gebiets unter Schutz zu stellen. Ein 4,8 ha Mehr Informationen unter www.hohenems.at 2012 Alberschwende Bartholomäberg Bezau Foto: Hans Metzler Bregenz 2013 Dornbirn Alberschwende Egg Bezau Fontanella / Hard Buch Biotopexkursionen Höchst Bürs Egg Hörbranz Gaißau Götzis Bereits zum vierten Mal veranstaltete die Abteilung Klösterle Hittisau Umweltschutz (Amt der Vorarlberger Landesregierung) Koblach Hörbranz gemeinsam mit den Vorarlberger Gemeinden 2013 die Langen b. Bregenz erfolgreichen Biotopexkursionen zu den schönsten Langenegg INFO Naturschätzen unseres Landes. Gemeinsam mit Exper- Mäder Naturzugänge tinnen und Experten verschiedenster Fachrichtungen Lech konnten die Teilnehmenden die faszinierende Tier- und Gemeinden, die an einer Biotopexkursion Lingenau 58 Pflanzenwelt und die versteckten Naturwunder direkt interessiert sind, wenden sich ganz Lustenau Möggers 59 vor der Haustüre entdecken. unverbindlich an die Programmleitung: Meiningen Schröcken Mellau Schwarzach 2012 nützten über 740 Teilnehmende aller Altersstufen Abteilung Umweltschutz Mittelberg Schwarzenberg bei insgesamt 34 Exkursionen die Gelegenheit, aus- Amt der Vorarlberger Landesregierung Sibratsgfäll gewählte Biotope kennenzulernen. 2013 waren 595 Jahnstraße 13-15, 6900 Bregenz Schnepfau St. Gerold Teilnehmende bei insgesamt 27 Exkursionen mit dabei. [email protected] 05574/511-24505 Schwarzenberg Warth St. Gallenkirch Weiler Wolfurt Mehr Informationen unter www.vorarlberg.at/naturvielfalt Wolfurt Zwischenwasser

D DAS PROGRAMM

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Foto: Alexandra Serra Ein Fest den Naturvielfalt- Gemeinden

Im Oktober 2012 veranstaltete die Umweltschutz- abteilung im Rahmen des Landesprogrammes „Naturvielfalt in der Gemeinde“ die Workshopreihe ... in der Gemeinde „Zwischenzeitnehmen in Naturvielfalt-Gemeinden“. Interessierte und Engagierte aus ganz Vorarlberg diskutierten das Zukunftsthema Naturvielfalt in Verbindung mit der neuen Tourismusstrategie, mit einer enkeltauglichen Siedlungs- und ... in Lustenau Quartiersentwicklung und mit der Planung einer multifunktionalen Kulturlandschaft.

Von der Idee zur Umsetzung

Die erste der drei Veranstaltungen stand unter dem Titel „Naturoasen – Visionen für den öffentlichen Raum“. Anfang Oktober trafen sich im Alamannendorf in Mäder rund 50 Interessierte aus 20 Gemeinden, um im Gespräch den Grundstein für innovative Projekte zu legen, beispielsweise ein Netz für Permakultur- gärten in Vorarlberg, Gemeinschaftsgärten, blühende Landschaften in Siedlungen usw. Der Naturschutz- experte Mario Broggi betonte: „Der Siedlungsbrei in Vorarlberg kann auch als Chance genutzt werden. Im Mosaik von Gebäuden und Straßen sind noch genü- gend Freiflächen erhalten.“

In Dünserberg haben knapp 40 Walgauer zum Thema mitglied und Hotelier Karlheinz Hehle sagte: „Zukünf- Im festlichen Rahmen nahm jede Gemeinde, über- „Für den Einsatz zum Schutz und Erhalt „Kulturlandschaft | gestern – heute – morgen“ disku- tige Projekte sollten unbedingt alle Systempartner reicht von Landesrat Ing. Erich Schwärzler und der der Naturjuwele würdigen wir alle tiert. Dabei ging es um die Entwicklung der noch viel- miteinbeziehen. Als Vertreter der Tourismusstrategie Programmleiterin Mag. Christiane Machold, herzliche Das Programm Naturvielfalt-Gemeinden und sagen ein Das Programm fältigen und reich strukturierten Kulturlandschaft, die 2020 möchte ich gemeinsam mit dem Programm Dankesworte und eine Urkunde zur Anerkennung in einem ständig wachsenden Siedlungsraum immer ‚Naturvielfalt in der Gemeinde‘ Ideen aufgreifen und und Ehrung des Engagements für die Naturvielfalt herzliches Danke. Mit dem Programm 62 stärker beansprucht wird. „Die Leistungen der Natur weiterentwickeln.“ entgegen. „Gemeinden, die sich um den Erhalt und die ‚Naturvielfalt in der Gemeinde‘ wollen 63 als Grundlage für die Landwirtschaft, als Wasserspei- Entwicklung ihrer Naturjuwele kümmern, dürfen dabei wir diese Bemühungen auch in Zukunft cher und Erholungsraum sind zu wenig bewusst“, sag- auf die Partnerschaft des Landes bauen“, so Landesrat unterstützen und fördern.“ te der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser. Engagement für die Naturvielfalt Erich Schwärzler vor den anwesenden Bürgermeiste- Deshalb gelte es die Werte der Kulturlandschaft aktiv rinnen, Bürgermeistern und Naturvielfalt-Teams. Nach Mag. Markus Wallner, Landeshauptmann und auf allen Ebenen zu vermitteln. Ihren feierlichen Abschluss fand die erfolgreiche Ver- den abschließenden Worten von Univ.-Prof. Mag. Dr. Ing. Erich Schwärzler, Landesrat anstaltungsreihe am 21. November 2012 im Landhaus Georg Grabherr fand die Ehrungsveranstaltung bei Bei der letzten Veranstaltung „Faszination Naturviel- in Bregenz. Geladen durch Landeshauptmann Mag. einem Glas Sekt und allerhand kulinarischen Köstlich- falt in Tourismusgemeinden“, die mit rund 40 Inter- Markus Wallner und Landesrat Erich Schwärzler, fan- keiten einen feierlichen Ausklang. essierten aus Gemeinden, Tourismus und Naturschutz den sich Vertreterinnen und Vertreter aller Naturviel- in Bizau stattfand, trat die Tourismus-Sparte der falt-Teams zur Ehrungsveranstaltung im Montfortsaal Wirtschaftskammer als Mitveranstalter auf. Kammer- ein, um gemeinsam die bisherigen Erfolge zu feiern. Hohenems Hohenweiler Hörbranz

... in der Gemeinde

Vorarlbergs „Naturvielfalt-Gemeinden“ im Überblick (Stand 2013) Krumbach Koblach

... in Lustenau Alberschwende

Klaus Lauterach

Altach

Lochau Bezau Lingenau Bizau

Lustenau Bludesch Dalaas Ludesch

Mäder Düns Dünserberg Nenzing Das Programm

64 65

Rankweil Röthis Frastanz Eichenberg

Hard

Schnifis Götzis Anmeldung Erstberatung kommunale Follow-up Naturschutzarbeit

• Beschluss durch die Gemeindevertretung • Bildung des Naturvielfalt-Teams • Umsetzung eines ersten Projekts und • jährliche Bilanz • Unterzeichnung der Teilnahmevereinbarung • Überblick über die Naturwerte der Gemeinde in Folge des Arbeitsprogrammes • Ausarbeitung des Arbeitsplanes • Ziel- und Maßnahmenkatalog • Planung und Durchführung von Projekten • Planung des kommenden Jahres • Beschluss des Ziel- und Maßnahmenkatalogs • Begleitende Öffentlichkeitsarbeit • Aufbau Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit • Planung des Follow-up

selbstständig durch die Gemeinde begleitet durch Naturschutzberatende

Der Weg zur Ziele der Naturschutzberatung Am Ende der Naturschutzberatung verfügt die Gemeinde über das Know-how und die entsprechenden Instrumente, um in Zukunft Maßnahmen im Naturbereich selbstständig umsetzen zu können. Die Naturvielfalt-Gemeinde Bevölkerung ist sich der Naturwerte bewusst, Entscheidungen werden nachhaltig getroffen und v.a. ist der Naturschutz fest im Gemeindealltag verankert. Von der Anmeldung bis zum jährlichen Follow-up

Das Programm 1. Anmeldung 2. Erstberatung 3. Projektumsetzung 4. Follow-up Das Programm

66 Gemeinden, die am Programm interessiert sind, Nach erfolgter Anmeldung legt die Gemeinde auf Ein Projekt wird während der Beratung zumindestens Das jährlich stattfindende Follow-up ermöglicht, 67 melden sich formlos bei der Programmleitung. Für Basis eines Überblicks der Naturwerte fest, welche bis zur Umsetzungsreife geplant und dann von der begleitet von der Naturvielfalt-Beraterin/vom Natur- die Inanspruchnahme der Erstberatung ist ab Juni Ziele und Maßnahmen für eine Stärkung der Natur- Gemeinde selbstständig umgesetzt. Auf Grundlage vielfalt-Berater, eine interne Evaluierung der durch- 2013 ein Gemeindevertretungs- bzw. Gemeindevor- vielfalt in den folgenden Jahren angegangen werden. des Maßnahmenplans werden weitere Projekte in der geführten Projekte, erlaubt eine Bilanz sowie eine standsbeschluss zur Teilnahme am Programm und die Unterstützt wird sie dabei durch eine/n fachkundige/n Gemeinde selbstständig und kontinuierlich umgesetzt. Aktualisierung des Ziel- und Maßnahmenkatalogs. Unterzeichnung einer Teilnahmevereinbarung erfor- Naturvielfalt-Beratende/n, der/die die Gemeinde im Beim Follow-up werden außerdem die Schwerpunkte derlich. Es werden erste Gespräche mit einer Natur- gesamten Prozess begleitet. und geplanten Maßnahmen für das kommende Jahr vielfalt-Beraterin bzw. einem Naturvielfalt-Berater festgelegt. aufgenommen. Durch Gemeindebeschluss wird der kommunale Maß- nahmenplan fest im Gemeindealltag verankert und die Erstberatung abgeschlossen. ... in der Gemeinde

Christine Vetter, Obfrau Umweltausschuss Lustenau. Im Juli 2012 beschließt der Gemeindevorstand der ... in Lustenau Marktgemeinde Lustenau, am Landesprogramm „Naturvielfalt in der Gemeinde“ teilzunehmen. Im Dezember des gleichen Jahres findet die Startsitzung im Rathaus statt, bei der eine Gebietsabgrenzung auf das Lustenauer Ried erfolgte. Christine Vetter, Obfrau des Umweltausschusses in Lustenau erzählt, wie sie die Erstberatung erlebt hat.

24. Juni 2013

12. Dezember 2012 Auf Grund von Starkregen beschließen wir, unsere Besprechung doch im Sitzungszimmer abzuhalten. Wir beratschlagen die Standorte der Heute treffen wir uns zum ersten Mal. Zunächst sichten wir gemeinsam, welche Portale anhand der Bilder, die wir bei der ersten Radtour gemacht Aktivitäten im Bereich Naturschutz in Lustenau bereits stattgefunden haben und haben. Einige haben Ideen mitgebracht für die Gestaltung der Portale. legen fest, dass der Wirkungsraum der Naturschutzberatung das Lustenauer Ried Die Anzahl der möglichen Portalstandorte erhöht sich auf acht. Wir sein soll. Zum nächsten Treffen werden weitere Interessierte eingeladen. diskutieren die Neupflanzung von Bäumen und Naschhecken, die Kreatives Schaffen im Team. Platzierung von Verweilmöbeln, die Schaffung von Zugängen 21. Januar 2013 - zum Wasser etc. Ein kreativer Nachmittag. Das Team aus Verwaltung und Politik erhält Zuwachs durch interessierte Bürge rinnen und Bürger. Gemeinsam machen wir uns Gedanken über „Lieblingsplätze“ im 2. Dezember 2013 Lustenauer Ried und sichten eine Befragung zum Thema Ried von DI Sibylla Zech. - Inzwischen wurden die Vorschläge vom Umweltaus Es tauchen jede Menge Ideen auf. Für uns wird es rasch sichtbar, dass man nicht schuss und vom Gemeindevorstand zur Kenntnis nur über das Ried reden kann, sondern auch mal raus muss. genommen und befürwortet. Wir treffen uns zu - 25. Februar 2013 einem vorläufigen Schlusstermin. Wir disku Heute treffen wir uns im Riedkindergarten. Für eine Begehung der Felder und das- tieren aktuelle Entwicklungen und – soweit Sichten von Plätzen und Wegen liegt noch zu viel Schnee. Wir ver bekannt – budgetäre Vorkehrungen. Im

gleichen Luftbilder des Lustenauer und des Dornbirner Riedes und- Anschluss an das Treffen besichtigen - stellen erhebliche Unterschiede fest. Wir reden über Nutzungskon - wir noch die in den Tagen davor ein flikte im Ried und diskutieren Ergebnisse des Landwirtschaftsaus getroffenen ersten Bäume für das schusses, der sich aktuell auch mit dem Ried auseinandergesetzt hat. erste Portal und belohnen uns mit einem kulinarischen Kurzbesuch 2. April 2013 im Sines – einem neu eröffneten Endlich – der Schnee ist weg. Wir radeln gemeinsam durchs Ried. Blumengeschäft mit Café.

68 5. Mai 2013 69 Beim „Durch-das-Ried-Fahren“ ist klar geworden, dass es dem Ried an Übergängen bzw. Eingängen fehlt und dass gut frequentierte Orte etwas mehr Achtsamkeit vertragen würden. Wir möchten, dass mit Hilfe von „Riedportalen“ der Blick auf das, was schon vorhanden ist, geschärft wird. Auf gemeinsamer Radtour Außerdem sollen die Portale einladen, sich auf die Natur einzulassen. Wir durch das Lustenauer Ried. erarbeiten sechs Standorte für mögliche Portale und befinden, dass man Unser Naturvielfalt-Team sich diese erneut vor Ort anschauen muss. in Lustenau

Alle Fotos: Gemeinde Lustenau Veranstaltungen im Überblick 2012

Datum Titel Gemeinde Referenten Teilnehmende

07.03.12 Naturnahes Gestalten Feldkirch Mag. Christiane Machold 24 von Betriebsflächen Reto Locher Werner Abbrederis Mag. Gerda Schmid

12.03.12 Nachhaltig: Bauen Dornbirn Dr. Stephan Brenneisen und Dachbegrünung Marius Amann 24

19.04.12 Wildpflanzen auf Rankweil Dr. Reinhard Witt 23 repräsentativen Flächen

19.04.12 Was zeichnet eine engagierte Bregenz Mag. Andreas Beiser 21 Naturvielfalt-Gemeinde aus? Dipl. Geogr. Heiner Schlegel

14.05.12 Die Vielfalt der Kultur, Düns Erfahrungsaustausch-Treffen 19 der Landschaft und der Pläne

30.05.12 Ufer- und Feldgehölze Ludesch Mag. Walter Amann 28 ... in der Gemeinde im Siedlungsraum Ing. Markus Burtscher

27.06.12 Spiel- und Freiräume Unterschleißheim/ Dr. Reinhard Witt 24 in erlebbarer Vielfalt Haar ... in Lustenau 11.09.12 Bunte Straßenränder Rundreise durch Dr. Reinhard Witt 30 und Blumenwiesen Vorarlberg

17.10.12 Naturoasen – Visionen für Mäder Dr. Sandra Gloor 51 den öffentlichen Raum Dr. Reinhard Witt Mag. Elisabeth Esterer-Vogel Dr. Mario F. Broggi

18.10.12 Kulturlandschaften – Dünserberg Dipl. Verw. Wiss. Manfred Walser 39 Das Programm Das Programm Gestern - heute - morgen Ing. Markus Burtscher DI Georg Rauch 70 Michael Tinkhauser 71

23.10.12 Faszination Naturvielfalt Bizau Dipl. Geogr. Rolf Eberhardt 38 in Tourismusgemeinden Karlheinz Hehle

21.11.12 Ehrungsveranstaltung für Bregenz Landesrat Ing. Erich Schwärzler 120 Naturvielfalt-Gemeinden Dr. Mario F. Broggi Karlheinz Hehle Michael Tinkhauser 2013

Datum Titel Gemeinde Referenten Teilnehmende

26.04.13 „…in Zukunft bunt und Rankweil Mag. Christiane Machold 24 artenreich“ Startworkshop I Dr. Reinhard Witt Dipl.-Geogr. Katrin Löning

22.05.13 Vorarlberger Aktionsplan invasive Hohenems Mag. Markus Grabher 23 Neophyten und Kreuzkräuter

20.06.13 Kind sein braucht Naturraum Hard DI Bernhard Kathrein 19 Markus Mayer Mag. Markus Grabher Heiko Moosbrugger Sylvia Kink-Ehe

15.06.13 Bonitierung von Rankweil Dr. Reinhard Witt 12 Wildblumen-Saatgutmischungen Dipl.-Geogr. Katrin Löning

26.06.13 Neues am Alten Rhein Hohenems Erfahrungsaustausch-Treffen 22

... in der Gemeinde 03.07.13 Workshop „Naturnahe Rundreise Expertenworkshop 11 Gestaltung auf Betriebsgeländen“

... in Lustenau 04.07.13 Schädlinge an Gehölzen Rankweil Ing. Andreas Kapp 9

15.07.13 „…in Zukunft bunt und Lauterach Mag. Christiane Machold 20 artenreich“ Startworkshop II Dr. Reinhard Witt Dipl.-Geogr. Katrin Löning

13.09.13 Es geht auch ohne Herbizide Dornbirn Mag. Martin Ruepp 15 Thomas Wohlgenannt DI Günther Osl Das Programm 19.09.13 Was heißt denn hier naturnah? Dornbirn Expertenworkshop 12

72 09.10.13 Gemeinsam aktiv für Moore Götzis Walter Heinzle 16 73 Mag. Bianca Burtscher

16.11.13 Licht in Gemeinden – Zwischenwasser Mag. Christiane Machold 17 Leuchtende Beispiele DI Stefanie Suchy DI Hans-Jörg Mathis Josef Bidermann Kilian Tschabrunn Impressum

Herausgeber und Medieninhaber Texte ohne Autorenangabe: Alfred Herburger Konzeption und Gestaltung Amt der Vorarlberger Landesregierung Mag. Marlies Sperandio, Dipl.-Geogr. Katrin Löning istockphoto.com spitzar strategy.communication 6900 Bregenz Katrin Löning Dornbirn www.vorarlberg.at/naturvielfalt Bilder/Fotos Hans Metzler www.spitzar.com Fotos ohne Autorenangabe: Isabella Moosbrugger Redaktionsteam Österreichisches Ökologie-Institut Maria-Anna Moosbrugger Druck Impressum Impressum Mag. Christiane Machold Dieter Reichl Druckerei Thurnher Rankweil Dipl.-Geogr. Katrin Löning Wir danken allen Fotografen und Gemeinden, die uns Georg Rauch Klimaneutraler Druck auf 100% Recycling-Papier 74 Mag. Marlies Sperandio ihre Fotos für „Naturvielfalt in der Gemeinde“ zur Lothar Schmidt ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. 75 Verfügung gestellt haben! Alexandra Serra Konzeption und Redaktionsleitung Georg Amann Agnes Steininger Bregenz, April 2014 Mag. Marlies Sperandio Frank Angerer Marlies Sperandio Österreichisches Ökologie-Institut Josef Biedermann Jutta Soraperra www.ecology.at Bianca Burtscher Günter Stadler Hans Burtscher Ruth Steurer Texte Markus Burtscher Anna Tschegg Mag. Christiane Machold, DI Georg Rauch, Ing. Markus Patricia Gohm Siegfried Vogel Burtscher, Mag. Bianca Burtscher, Dipl.-Geogr. Rolf Georg Gantner Torsten Wenzler Eberhardt, Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Anita Drexel, Thomas Gretler Henning Werth Christine Vetter. Markus Grabher Reinhard Witt Firma Haberkorn Rosemarie Zöhrer spitzar.com

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