. NR. 109 . SAMSTAG, 12. MAI 2018 Hunsrück SEITE 21 Im Niemandsland war die Kindheit sehr idyllisch Hahnenbach Neumühle hat bewegte Geschichte

Von unserem Mitarbeiter dass das „Gasthaus zum Olden- Günter Weinsheimer burger Hof“ (später bekannt als Gasthaus Neumühle) in Rudolfs- M Bundenbach. Von einem „Nie- haus damals auf der preußisch-ol- mandsland“ sprach jüngst Bir- denburgischen Grenze stand. Das kenfelds Landrat Matthias Schnei- Gebäude wird heute nicht mehr der an der Kreisgrenze von Bir- als Ausflugslokal genutzt. kenfeld und , als es um den Ausbau der L182 zwi- Unberührte Natur schen Hahnenbach und Rudolfs- „Ein Sprung über den Hahnen- haus ging. Und in der Tat neh- bach, und schon war man im preu- men die beiden Häuser Neumüh- ßischen Teil der Republik“, er- le 1und Neumühle 2, auf der rech- zählt der 78-jährige Josef Conrad, Einst stand das Gasthaus zum Oldenburger Hof in Rudolfshaus auf der preußisch-oldenburgischen Grenze. Der Hahnenbach ist seit Jahrhunderten Grenz- ten Hahnenbachseite gelegen, im der im einstigen Oldenburger Hof fluss. Heute treffen sich an dieser Stelle die Kreise Bad Kreuznach und –und das Gebäude trägt den Namen Neumühle. Hahnenbachtal eine Sonderstel- aufgewachsen ist und auch schö- lung in der geschichtlichen Ge- ne Erinnerungen an seine Kind- mengelage ein. Seit 1969 stoßen heit mitten in der Natur hat. Von ei- hier die beiden Landkreise Bad nem Niemandsland spüren er und Kreuznach und Birkenfeld aufei- seine Ehefrau Anita wenig. nander, und es berühren sich die Sie haben keinerlei Nachteile Gemarkungen der Ortsgemeinden dadurch, vielmehr genießen sie , sowie Bun- die unberührte Natur im Hah- denbach und somit die Ver- nenbachtal sowie die Idylle. bandsgemeinden -Land, Herr- Schwierig wird es für all jene, die stein und Rhaunen. Vor der Ge- Neumühle 1und 2per Navigati- bietsreform im Jahr 1969 war es onsgerät anfahren wollen. Posta- noch der Landkreis Simmern, der lisch gehören beide Häuser zu bis zum Zusammenfluss von Hah- Kirn, kirchlich und kommunalpo- nenbach und Wildenbach reichte. litisch aber zur Ortsgemeinde Bun- denbach. Grenze Preußens zu Oldenburg „Es muss vor 1900 gewesen Schon seit vielen Jahrhunderten sein“, so erzählt Josef Conrad, da ist der Hahnenbach Grenzfluss, habe dessen Großvater die Ko- an dem auch einige Mühlen ge- zession als Bundenbacher Gast- legen waren. Im 19. Jahrhundert wirt des Oldenburger Hofes er- war der Hahnenbach in diesem Ab- halten. Conrad erinnert sich gern schnitt Grenze zwischen Preußen daran, als in seiner Kindheit die und dem zu Oldenburg gehörigen Kutscher mit ihren Pferdefuhr- Eine geschichtliche Besonderheit sind die Neumühle-Gebäude bis heute, sagt Josef Conrad. Foto: Günter Weinsheimer Fürstentum Birkenfeld –mit Bru- werken auf der Fahrt von Kirn schied auf preußischer sowie Bun- nach Kirchberg oder umgekehrt Wenn Josef Conrad 70 Jahre zu- fanden. Oder auch wenn sie ihn die Gruben bringen. „Auf dem Hahnenbachtal zu Ende, woran denbach und Sonnschied auf ol- im Oldenburger Hof Station mach- rückdenkt, kommen ihm schöne auf dem Schulheimweg begleite- Weg gab es allerhand zu erzäh- heute nur noch ein Reklameschild denburgischer Seite. ten. Die Straße war noch nicht be- Kindheitserinnerungen vor Augen: ten. Weil es im Hahnenbachtal len, nicht nur über den Schulall- erinnert. Josef Conrad war es Eine mehr als 100 Jahre alte festigt, und über den Hahnenbach etwa, wenn sich die Bundenba- zwei Schiefergruben gab, mussten tag“, schmunzelt Josef Conrad. auch, der das Lokal seines Bru- Postkarte im Besitz von Heiner Fel- führte noch keine Brücke, „man cher Mitschüler unten am Hah- die Bundenbacher Kinder nach Im Jahr 1994 ging die gastro- ders Hubert nebenan mit fangfri- becker zeigt nicht nur das müh- musste mit einer Furt durch den nen- oder Wildenbach zum Baden Schulende ihren Vätern in „Hen- nomische Ära des beliebten Aus- schen Forellen aus den eigenen same Landleben, sondern auch, Hahnenbach vorliebnehmen“. oder zum Schlittschuhfahren ein- kelmännern“ das Mittagessen in flugslokals Gasthaus Neumühle im Fischteichen versorgte.

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