S CHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Foto: Kevin Winterhoff

erstellt im Auftrag der Stadt Münsingen

von Niels Hahn WILCON - Wildlife Consulting

Wasserstetten, 30. November 2009

Das Projekt wurde aus Mitteln des Biosphärengebietes Schwäbische Alb gefördert

Inhaltsverzeichnis

1 Kurzfassung ...... 3 2 Einleitung ...... 8 3 Projektziele und Projektgebiet ...... 11 3.1 Ausgangssituation in Münsingen...... 11 3.2 Projektziele ...... 12 3.3 Gebietsabgrenzung ...... 14 4 Material und Methode...... 20 5 Ergebnisse ...... 22 5.1 Schwarzwildstrecken im Landkreis ...... 22 5.2 Schwarzwildstrecken auf der Gemarkungsfläche Münsingen und dem EJB Tr.Üb.Pl. .... 23 5.3 Jahreszeitliche Verteilung der Schwarzwildstrecke und Abschussstruktur ...... 26 5.4 Bejagungsart ...... 29 5.5 Wildschadensdokumentation auf der Gemarkungsfläche ...... 30 5.6 Workshop ...... 33 5.6.1 Beteiligte Interessenvertreter...... 34 5.6.2 Zufriedenheit der Interessengruppen mit der aktuellen Schwarzwildsituation...... 35 5.6.3 Motivation zur Mitarbeit am Schwarzwildkonzept ...... 37 5.6.4 Konsens-Dissens-Diskussion ...... 40 5.6.5 Konfliktbewertung ...... 41 5.7 Umfrage...... 42 5.7.1 Umfragerücklauf ...... 42 5.7.2 Jagdpächter und Jagdgäste ...... 43 5.7.3 Abgrenzung des Jagdbogens...... 43 5.7.4 Wildbretvermarktung...... 44 5.7.5 Bewertung der derzeitigen Schwarzwildsituation und Einschätzung des Bestandes ... 45 5.7.6 Jagdarten auf Schwarzwild und Bejagungsstrategie ...... 52 5.7.7 Kirrung und Ablenkfütterung ...... 54 5.7.8 Wildschäden und Schutzmaßnahmen ...... 60 5.7.9 Kommunikation und Informationsaustausch...... 65 5.7.10 Fortbildung der Jäger...... 66 5.7.11 Forschungsansätze ...... 67 5.7.12 Leitlinie Schwarzwildkonzept ...... 69 5.7.13 Sonstige Bemerkungen ...... 71 5.8 Analyse Jagdpachtvertrag ...... 71 6 Diskussion und Empfehlungen ...... 74 6.1 Anspruch auf Schwarzwild im eigenen Revier...... 74 6.2 Eigenverantwortliches Monitoring...... 76 6.2.1 Populationsmonitoring ...... 77 6.2.2 Wildschadensmonitoring...... 80 6.3 Innovatives Bewegungsjagdmodell ...... 83 6.4 Schwerpunktbejagung ...... 88 6.5 Kirrung und Ablenkfütterung...... 89 6.6 Fütterungsbeauftragter ...... 92 6.7 Selbstverwaltung der Jagdgenossenschaft ...... 93 6.8 Modell Eigenbewirtschaftung: Das Beispiel Magolsheim ...... 96 6.9 Neuabgrenzung der Jagdbögen ...... 97 6.10 Jagdpachtverträge...... 98 6.11 Schwarzwild-Managementkonzept Tr.Üb.Pl...... 99 SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

6.12 Wildbretvermarktungsstrategie...... 101 6.13 Überprüfung vorhandener Modelle des Schwarzwildmanagements ...... 102 6.14 Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen ...... 103 6.15 Schwarzwildforschung...... 104 6.16 Leitungsgremium Schwarzwildkonzept...... 105 6.17 Leitlinie für Schwarzwildbewirtschaftung ...... 107 7 Zukunftsstrategie Schwarzwild ...... 109 7.1 Leitbild ...... 109 8 Umsetzung und Erfolgskontrolle ...... 110 8.1 Vorgeschlagene Maßnahmen, Prinzipien, Kriterien und Indikatoren...... 110 9 Schlussbemerkung...... 121 10 Danksagung ...... 122 11 Literaturverzeichnis ...... 124 12 Anhang ...... 131 12.1 Baden-Württembergische 10-Punkte-Empfehlung zur Schwarzwildbejagung ...... 131 12.2 Internetbasiertes Tool zur Meldung und zum Monitoring von Schwarzwildschäden ...... 133 12.3 Projektantrag „Musterdrückjagd“ (Jagdimpulsprogramm des Lkr. Reutlingen) ...... 135 12.4 Drückjagdbock-Modell der Bruderhaus Diakonie ...... 139 12.5 Dachsstrecke...... 141 12.6 Missbräuchliche Fütterung...... 142 12.7 Sachverständige für die Wildfütterung...... 143 12.8 Umfrage unter den Münsinger Jagdpächtern ...... 144 12.8.1 Fragebogen ...... 144 12.8.2 Umfrageergebnis „Einstiegsfrage“ ...... 155 12.8.3 Sonstige Bemerkungen zu Einzelfragen der Umfrage...... 156 12.9 Üblicher Ablauf bei Auftreten von Wildschaden im Feld...... 159 12.10 Ergebnisse des Workshops am 27. und 28.03.2009 ...... 160

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

1 Kurzfassung

KURZFASSUNG SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

¨ Leitbild

„Das Schwarzwildmanagement auf der Gemarkung der Stadt Münsingen folgt den gesetzli- chen Bestimmungen und trägt auch weiteren, übergeordneten gesellschaftlichen Verpflich- tungen Rechnung. Dabei werden insbesondere die Belange des Biosphärengebietes Schwäbische Alb berücksichtigt. Da kein Anspruch auf eine bestimmte Schwarzwilddichte in den Revieren besteht, orientiert sich die Schwarzwildbejagung primär an der Wildscha- denssituation. Auf eine Minimierung der Wildschäden wird durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten hingewirkt. Innovative Bejagungsmodelle kommen zur Anwendung. Der Ener- gieeintrag durch Fütterungsmaßnahmen im Rahmen des Schwarzwildmanagements wird reduziert. Ein transparentes Monitoring der Wildschäden, der Schwarzwildpopulation und wichtiger Nahrungs- bzw. Lebensraumressourcen wird genutzt, um die Schwarzwildbeja- gung im Einvernehmen mit allen Interessengruppen und den beteiligten Behörden zielge- richtet durchzuführen. Dazu werden gesonderte Maßnahmen ausgehandelt und vereinbart. Diese können flexibel an die jeweilige Situation entsprechend der Zielvorstellung eines tragbaren Schwarzwildbestandes angepasst werden.“

¨ Hintergrund

Die Anwesenheit von Schwarzwild in der Kulturlandschaft ist nicht unproblematisch. Die Gratwanderung zwischen der Freude an der Bejagung einer attraktiven Wildart einerseits und möglichst geringen Wildschäden auf landwirtschaftlichen Kulturflächen andererseits gelingt oftmals nicht. Die Schwarzwildbestände ließen sich bislang nicht auf ein nachhaltig niedriges Niveau einregulieren und dort halten. Ein wesentlicher Grund liegt in den unein- heitlichen Zielvorstellungen der verschiedenen Akteure im Schwarzwildmanagement. Ge- meinsame Strategien münden nicht in konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Die Schwarz- wildproblematik machte auch vor dem Landkreis Reutlingen respektive vor der Stadt Mün- singen nicht halt.

¨ Vorgehen und Ziel

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Mit dem Prozess „Schwarzwildkonzept“ beschreitet die Stadt Münsingen einen innovativen Weg. Unter Mitwirkung eines fachlich versierten externen Moderators erarbeiteten die in- volvierten Interessengruppen Lösungsvorschläge zu den bestehenden Kontroversen der Schwarzwildbewirtschaftung. Diese werden auch den Belangen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb gerecht und münden in ein integratives, tragfähiges und flexibles Schwarzwildkonzept für die Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen. Die beteiligten Inte- ressenvertreter entwickelten gemeinsame Zielvorstellungen, die die Lösungsstrategie für den Umgang mit Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen für die De- kade 2010-2020 darstellen. Durch konkrete Umsetzungsvorschläge können Einzelmaß- nahmen implementiert werden. Indikatoren ermöglichen eine Überprüfung der tatsächlich erreichten Ziele.

¨ Ergebnisse

Die Analyse der Schwarzwildstreckendaten zeigt extreme Unterschiede zwischen den Ein- zelrevieren. Im analysierten Zeitraum der Jagdjahre 1998/99 bis 2008/09 (11 Jahre) wurden in ⅓ der Münsinger Jagdreviere insgesamt fast ¾ (= 72%) des gesamten Schwarzwildab- schusses getätigt. Auf Bewegungsjagden wird lediglich ein Anteil von max. 25% der jährli- chen Gesamtstrecke erlegt. Die Wildschadensmeldungen belegen, dass bisher keine belastbaren Monitoringdaten er- hoben werden, die sich für den Aushandlungsprozess zwischen Landwirten und Jägern über die Zielvorstellungen der Schwarzwildbewirtschaftung eignen. Ein moderierter Workshop unter Teilnahme von ca. 70 Personen der unterschiedlichen In- teressengruppen aus den Bereichen Jagd, Landwirtschaft, Forst, Naturschutz, Politik und Gesellschaft förderte Konsens und Dissens der gängigen Schwarzwildbewirtschaftung zu Tage. Die Unzufriedenheit fast aller Betroffenen mit der derzeitigen Situation und die hohe Motivation an gemeinsamen Lösungsansätzen mitzuarbeiten war die eine Säule für die Er- arbeitung von Lösungsmaßnahmen zu den Themenbereichen: Leitlinie, Akzeptanz, Bio- sphärengebiet, Jagdrevier, Organisation, Pachtverträge, Freude an der Jagd/Psychologie, Vermarktung, Kommunikation, Kooperation, Zielkonflikt Landnutzung, innovative Jagdkon- zepte, Jagdstrategie, Fütterung, Wildschadensregulation, Wildschadensverhütung. Die zweite Säule waren die Ergebnisse einer anonymen, schriftlichen Umfrage unter den Jagd- pächtern mit einem Rücklauf von 50% der insgesamt 40 Angeschriebenen. Neben vielen Detailergebnissen wurde deutlich, dass die Arrondierungen der Jagdbögen vor dem Hinter- grund einer besseren Bejagung des Schwarzwildes überdacht werden sollten. Die Wild- bretvermarktung stellt für die Jagdpächter in Münsingen kein Problem dar. Sie waren den- noch der Idee gegenüber aufgeschlossen, Wildbret unter einem gemeinsamen Label zu

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vermarkten. Schwarzwild kommt in 15% der Reviere als Standwild, in 50% als häufiges und in 35% als sporadisches Wechselwild vor. Die Hauptgründe für die aktuelle Problematik wurden in Aspekten der Schwarzwildbewirtschaftung selbst gesehen, die die Jäger steuern können. 50% der Jagdpächter hält den Schwarzwildbestand im eigenen Revier im Herbst 2009 für niedrig oder zu niedrig und 65% (13 Jagdpächter) möchten auf die Schwarzwilder- legung im eigenen Revier nicht verzichten, weil ihnen die Schwarzwildjagd viel bedeutet. 11 Jagdpächter möchten durchschnittlich zusammen 55 Wildschweine pro Jahr in den gepach- teten Revieren erlegen können. Die Kirrjagd ist die überwiegend ausgeübte Jagdmethode. Von den 20 Jagdpächtern wurden im vergangenen Jagdjahr 2008/09 insgesamt 99 Sauen an der Kirrung (68%), 19 (13%) bei spontanen Bewegungsjagden auf gekreiste Sauen im eigenen Revier, aber nur 2 (1%) auf geplanten revierübergreifenden Bewegungsjagden und 1 (1%) auf geplanten revierinternen Bewegungsjagden erlegt, obwohl 90% der antworten- den Jagdpächter das jagdliche Schießen, insb. das Flüchtigschießen regelmäßig üben. Nur 4 von 20 Jagdpächtern gaben an, keine Kirrungen zu betreiben. Insgesamt werden in 16 Kirrjagdrevieren 42 Kirrungen betrieben (min. 1 Kirrung, max. 6 Kirrungen pro Revier). In 8 Revieren werden die Kirrungen ganzjährig betrieben, in den anderen nur in einem bestimm- ten Zeitraum des Jahres. Die Kirrungszeiträume sind uneinheitlich. Lediglich 3 Jagdpächter betreiben neben den Kirrungen auch Ablenkfütterungen. Nur ein Pächter sieht einen deutli- chen Effekt hinsichtlich der Reduzierung der Wildschäden, aber nicht in seinem eigenen Revier, sondern in den angrenzenden Revieren bzw. auf der Gemarkung der Stadt Mün- singen. Aufgrund der Buchenmast im Herbst dieses Jahres änderten nur 13 Jagdpächter ihre Bejagungsstrategie auf Schwarzwild, allerdings wären 60% bereit, sich auf ein innova- tives Bewegungsjagdkonzept einzulassen. 85% gaben an, in den vergangenen vier Jahren Wildschäden gehabt zu haben. Als effektivste und häufigste Form der Schadenabwehr wird der Elektrozaun angesehen. Der Aufwand für diese Form der Wildschadensverhütung ist immens: Die Anschaffungskosten für das notwendige Material geben die Jagdpächter mit insgesamt ca. € 40.000 an (durchschnittlich € 2239,- pro Revier). Im Mittel wurden von 18 Jagdpächtern 12 Arbeitstage für Auf-, Abbau und Unterhalt von Elektrozäunen aufgewen- det. Die eingezäunte gefährdete Kulturfläche wird mit insgesamt ca. 320 ha pro Jahr ange- ben. 60% der Jagdpächter fühlen sich von den Landwirten über Ernte-, Einsaatzeitpunkte und alle anderen Aspekte, die für die Verhinderung von Wildschäden relevant sind, gut in- formiert. Insgesamt 95% der Jagdpächter glauben, dass der Energiepflanzenanbau im Raum Münsingen (v. a. der Maisanbau für Biogasanlagen) zu einer Verschärfung der zu- künftigen Schadensproblematik führen wird. Als Informationsquellen und zur Fortbildung nutzen die Jagdpächter primär die Jagdpresse und lokale Vortragsveranstaltungen. Wis- senschaftliche, wildbiologische Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche bzw. im Biosphärengebiet würden 60% der Jagdpächter begrüßen. Die Analyse des in

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Münsingen gängigen Jagdpachtvertrages zeigte die Notwendigkeit einer Präzisierung bei den Managementmaßnahmen Kirrung, Ablenkfütterung und den verpflichtenden revier- übergreifenden Bewegungsjagden.

¨ Konkrete Lösungsansätze und Umsetzungsmaßnahmen

Auf Basis aller Ergebnisse wurden folgende konkrete Lösungsansätze konzipiert, deren Umsetzungserfolg sich mit Indikatoren überprüfen lässt:

B Etablierung eines Leitungsgremiums Schwarzwildkonzept • Fortsetzung des integrierenden Prozesses durch eine Steuerungsgruppe „Leitungsgremium Schwarzwildkonzept“ (je ein Vertreter: lokale Landwirtschaft, Kreisbauernverband, Jäger- schaft, Kreisforstverwaltung, Teilort/Stadt Münsingen, Biosphärengebietsgeschäftstelle; im Bedarfsfall weitere Personen/Behörden), Realisierung der vorgeschlagenen Umsetzungs- maßnahmen, Evaluierung der Einzelmaßnahmen und des Gesamtprozesses B Eigenverantwortliches Monitoring • Aufbau eines einfachen Systems zum Populations- und Wildschadensmonitoring, Etablie- rung eines internetbasierten Wildschadensmonitoring-Tools, Prognoseergebnisse sind die Basis für ein vorausschauendes Schwarzwildmanagement, jährliche Zielvereinbarungen zum kurz-, mittel und langfristigen Umgang mit Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche

B Innovatives Bewegungsjagdmodell • Aufbau einer Infrastruktur für „geplante“ revierübergreifende Bewegungsjagden, Bildung von sinnvollen Reviereinheiten (Reviergruppen) mit entsprechender Gebietskulisse, Poolbildung und Lastenteilung, Jagen mit einer Außengrenze am Jagdtag, effektiver Hundeeinsatz, obli- gatorische Durchmischung von mindestens ⅓ der Jagdgäste zwischen den teilnehmenden Revieren, Nutzung von Standkarten als Baustein für das Monitoringsystem, Bildung von Or- ganisationsteams zur Durchführung der Jagden mind. 1 Mal pro Jagdjahr, Schießfertigkeits- nachweis obligatorisch, dauerhafte Schaffung der notwendigen jagdlichen Infrastruktur (z.B. Nutzung der Möglichkeit der Herstellung und des Kaufs von UVV und BG konformen Drück- jagdböcken, die von der Bruderhausdiakonie hergestellt werden), Evaluierungspflicht (erste Umsetzung: in zwei Reviergruppen fand im Herbst 2009 eine Bewegungsjagd nach diesem Modell statt)

B Selbstverwaltung der Jagdgenossenschaft • Prüfung der Option „selbstverwaltete Jagdgenossenschaft“, eigentümerorientierte Schwarz- wildbewirtschaftung einfordern, Sensibilisierung der Jagdgenossen

B Modell Eigenbewirtschaftung • Prüfung des Modells der Eigenbewirtschaftung für einzelne Jagdbögen für begrenzten Zeit- raum oder auf Dauer

B Neuabgrenzung der Jagdbögen • Bestehende Arrondierungen der Jagdbögen vor der nächsten Neuverpachtung hinsichtlich einer optimierten Bejagung und der Wildschadensvermeidung (Wald-Feld-Grenzen) über- prüfen, Markungsgrenzen der Teilorte nicht zum Maßstab für die Abgrenzung eines Jagd- bogens machen

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B Schwerpunktbejagung • Schadensschwerpunkte anhand der Monitoringdaten identifizieren, temporäre Bereiche für eine intensive Bejagung ausscheiden und gemeinsam bejagen, z.B. „Wildschweinjagdwo- che im Revier x“, spezielle Reviergruppen um die Kernzonen des Biosphärengebiets aus- weisen und zur Bejagung mit innovativem Bejagungsmodell verpflichten

B Einschränkung der Kirrung • Anzeige der Kirrungsstandorte, Reduktion auf max. 40 Stück in der Gesamtgemarkung, Kirr- zeitraum fixieren auf Okt.-Feb., missbräuchliche Fütterungen konsequent zur Anzeige brin- gen und veröffentlichen, wissenschaftlicher Versuch zur Jagd ohne Kirrung gemeinsam mit Tr.Üb.Pl.

B Einstellung der Ablenkfütterung • Verbot der Ablenkfütterungen auf der Gemarkungsfläche

B Jagdpachtverträge • Teilnahmeverpflichtung am „innovativen Bewegungsjagdmodell“ (sofortige Bildung von Re- viergruppen, bei denen einer Teilnahmeverpflichtung nichts im Wege steht, Überprüfung sonstiger Einschränkungen, z.B. aus Gründen der Verkehrssicherung, Entwicklung von Al- ternativen), Einschränkung von Kirrungspraxis, Verbot von Ablenkfütterungen, Fixierung von weiteren Maßnahmen und Konsequenzen bei Nichteinhaltung, Erhöhung der Wildscha- densbemessungssätze und zugleich Reduktion der derzeitigen Jagdpacht)

B Wildbretvermarktungsstrategie • Entwicklung einer gemeinsamen Wildbretvermarktungsstrategie auf Ebene des Biosphären- gebiets in Kooperation zwischen privater Jägerschaft, Kreisforstamt und Bundesforsthaupt- stelle Heuberg, Vermarktung unter einem gemeinsamen Label, Aufbau eines Wildbretladens im Biosphärengebiet, Sicherung der Vermarktung von Schwarzwild in problematischen Zei- ten (Sommer) oder bei größeren Strecken

B Schwarzwildforschung • Konzeption eines angewandten Forschungsprojektes zur wissenschaftlichen Begleitung des Prozesses und der Integration konkreter angewandter Fragestellungen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärengebietsmanagement, Kreislandwirtschaftsamt, Kreisforstamt, etc.

B Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen • Die funktionierende Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren im Schwarzwildma- nagement garantiert die Implementierung der vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen und sichert deren Weiterentwicklung, vertrauensbildende Maßnahmen wie regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen von Kreisbauern- und Kreisjägervereinigung zum Thema Schwarzwild: Vorstellung der jährlichen Monitoringergebisse, Fortbildungsveranstaltungen, Organisation von Fachvorträgen, Besuch existierender selbstverwalteter Jagdgenossen- schaften in der näheren Umgebung, Verbesserung der Kooperation zwischen Jagdpächtern und Landwirten durch konkrete Maßnahmen (z.B. Kommunikation bei Aussaat, Mahd und Ernteterminen, Informationsfluss bei Schwarzwildsichtungen, Schäden und Spuren (Schnee), Schussschneisen , Zaunkontrolle, mobile Ansitzeinrichtungen in der Feldflur, Möglichkeiten der Fruchtfolge ausschöpfen), Verbesserung der Kooperation unter den Jä- gern (z.B. durch Bestimmung einer Person aus der Reviergruppe, die bei günstiger Schnee- lage das Kreisen der Sauen übernimmt)

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2 Einleitung

Die Anwesenheit von Schwarzwild in der Kulturlandschaft ist nicht unproblematisch. Die Wild- schweinbestände haben sich in den meisten europäischen Ländern seit den 1970er Jahren massiv vermehrt und ausgebreitet. Die Schwarzwildstrecken der einzelnen Bundesländer in Deutschland bestätigen diesen ungebrochenen Trend (DJV, 2009). Zwar kommt es in einzelnen Jahren immer wieder zu Einbrüchen in der Jagdstrecke (z.B. im Jagdjahr 2006/07). Diese signalisieren bislang aber keinen dauerhaften Bestandesrückgang. Auf hohe Temperaturen und Schneearmut im Winter reagiert die Schwarzwildpopulation unter Ausnutzung der aktuell optimalen Ernährungsbedingun- gen mit geringen natürlichen Mortalitäts- und hohen Reproduktionsraten (Populationsdynamik eines r-Strategen). Die jährlichen Zuwachsraten können bei 200-300% des Grundbestandes liegen (vgl. z.B. GEISSER, 2000; BIEBER & RUF, 2005; HEBEISEN, 2007; SODEIKAT, 2009). Schneearme Winter erschweren zudem die jagdliche Regulation der Bestände. Die nachlassende Bejagungsin- tensität wiederum begünstigt ebenfalls das Anwachsen der Schwarzwildbestände im Folgejahr. Das Spannungsfeld Landwirtschaft - Tierseuchenbekämpfung - Schwarzwildbejagung wird auch vor dem Hintergrund sich ausdehnender Anbauflächen von Mais und anderen nachwachsenden Roh- stoffen bzw. Energiepflanzen weiterhin Konfliktpotential bergen (vgl. z.B. BMVEL, 2008).

Eine Vielzahl von Empfehlungen und gesetzlichen Vorgaben geben Hinweise zur Absenkung der Schwarzwildpopulation. Sie regeln den Umgang mit den angestiegenen Schwarzwildbeständen teilweise sehr detailliert (vgl. z.B. VÖLK, 2001; BAUER, 2002; RICHTLINIE BAYERN, 2004; MUFV RHEINLAND-PFALZ, 2008; WFS, 2008; MLR, 2008;). Die zunehmenden Schwarzwildschäden, das Vorkommen von Schwarzwild in befriedeten Bezirken (vgl. SENATSVERWALTUNG BERLIN, 2008), die Sorge vor dem Ausbruch von Tierseuchen (Europäische Schweinepest) und andere Fol- gen von hohen Populationsdichten (Verkehrsunfälle, negative Auswirkung auf anderer andere Arten und Habitate) erfordern dringend ein Gegenlenken. Diese Forderung wird seit vielen Jahren nicht nur von Wissenschaftlern, Behördenvertretern und Landwirten erhoben, sondern auch von der Jä- gerschaft selbst (vgl. z.B. DJV, 2002; SRVA, 2004; ARNOLD, 2005; ERS, 2004, PEGEL, 2006; WFS, 2008; HAHN, 2008; PFANNENSTIEL, 2008).

Die ungebremste Ausbreitung und die hohen Jagdstrecken der vergangenen Jahre geben auch in Baden-Württemberg Anlass zur Sorge. Im vergangenen Jagdjahr 2008/09 wurden insgesamt 51.086 Wildschweine erlegt, im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um 27%. Damit wurde die bislang höchste Jagdstrecke in Baden-Württemberg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1935 erzielt. Betrachtet man die Entwicklung der Verkehrsverluste als einen bejagungsunabhängigen Weiser für die Bestandsentwicklung, so hat sich der Eingriff in den Schwarzwildbestand gegenüber

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dem Vorjahr verstärkt, da die Zahl der Verkehrsverluste gegenüber dem Vorjahr nur gering ange- stiegen sind (siehe WFS, 2009). Eine erhoffte Bestandesregulation (-reduktion) wird aber bei guter Baummast und milden Wintertemperaturen auf Grund des Reproduktionspotentials der Wildart leicht kompensiert (vgl. SERVANTY ET AL., 2009). Somit kommt in diesem Jahr der effektiven Be- jagung eine zentrale Rolle zu, da die masttragenden Baumarten im Herbst 2009 in vielen Regionen Baden-Württembergs stark fruktifizierten. Dies gilt auch für die Schwäbische Alb im Raum Münsin- gen. Eine effektive Wildschadensverhütung kann daher nur durch eine gesteigerte Bejagungsinten- sität erreicht werden, die den Schwarzwildbestand absenkt. Abwehrmaßnahmen gegen Wildschä- den mildern zwar die Symptome, tragen aber nicht zur Lösung des ursächlichen Problems hoher Populationsdichten bei.

Trotz sehr großer Anstrengungen und einiger regionaler Erfolge, ist es der Jägerschaft insgesamt bisher nicht gelungen, die Wildschweinbestände nachhaltig auf ein niedrigeres Niveau zu regulieren und dort zu halten. Dies zeigen auch die Streckendaten des Landkreises Reutlingen. Vor 30 Jahren (Jagdjahr 1977/78) wurden im Landkreis 142 Wildschweine erlegt, im Jagdjahr 2007/08 gab es mit 1.745 erlegten Wildschweinen eine „Rekordstrecke“. Trotz dieser Leistung der Jäger deutete die Jagdstrecke des letzten Jagdjahres 2008/09 mit insgesamt 1.723 erlegten Wildschweinen noch keine Reduktion der Bestände auf Landkreisebene an.

Warum vermögen es die verantwortlichen Akteure bislang nicht, dem Anwachsen der Schwarzwild- population entschiedener entgegenzusteuern? Neben den o. g. Gründen idealer Lebensbedingun- gen für das Schwarzwild, die nicht oder nur marginal beeinflussbar sind, dürfte dies insbesondere an der großen Faszination liegen, die diese „wehrhafte und urige“ Wildart auf die Jäger ausübt (HAHN, 2009). In diesem Aspekt spiegelt sich die menschliche Problematik des Wildtiermanage- ments: Verschiedene Interessengruppen verfolgen unterschiedliche Ziele (vgl. z.B. AG-SW NÖRDLICHES OSTALLGÄU, 2001; HEINL, 2002; BAUMANN, 2001, JJ KAUFBEUREN, 2008; HAHN. 2008). Teilweise sind die Zielvorstellungen sogar konträr. Fast nirgendwo hat man bisher den Versuch unternommen, die Zielvorstellungen im Schwarzwildmanagement herauszuarbeiten und Lösungsmöglichkeiten für bestehende Konflikte aufzuzeigen. In der Vergangenheit scheiterten daher vielfältige Versuche, die gängige Schwarzwildbewirtschaftung zu verbessern. Oftmals sind simple Voraussetzungen wie etablierte Kommunikationsstrukturen zwischen den Akteuren nicht gegeben. Nur wenn es gelingt, sich auf gemeinsame Zielvorstellungen beim Schwarzwildmanage- ment zu verständigen, d.h. diese ausdiskutiert und formuliert werden, lässt sich daraus eine Strate- gie entwickeln, die für einen vereinbarten Zeithorizont gültig ist. Fast automatisch ergeben sich dar- aus konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Nur mit einer solchen Herangehensweise lassen sich die menschlichen Egoismen einzelner Interessensvertreter bzw. Interessensgruppen nachhaltig über- winden.

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¨ ZUSAMMENFASSUNG EINLEITUNG

• Die Anwesenheit von Schwarzwild in der Kulturlandschaft ist nicht unproblematisch. • Die Schwarzwildpopulation reagiert schnell auf günstige klimatische Bedingungen (Klima- wandel) und verfügbare Nahrungsressourcen (pulsierende natürliche Nahrungsquellen wie Baummast, Fütterungsmaßnahmen, Kulturpflanzenbau) mit geringen natürlichen Mortali- täts- und hohen Reproduktionsraten (Populationsdynamik eines r-Strategen). • Zum Teil hohe Wildschäden in Acker- und Grünland, das Vorkommen von Schwarzwild in Siedlungsgebieten (befriedeten Bezirken), der Ausbruch von Tierseuchen (Europäische Schweinepest) und andere Folgen von hohen Populationsdichten (z.B. Verkehrsunfälle, ne- gative Einflüsse auf andere Arten und Habitate) erfordern dringend ein Gegenlenken und die Absenkung der Population. • Diese Forderung wird seit vielen Jahren von Landwirten, Jägern, Wissenschaftlern, Behör- denvertretern und anderen erhoben, ohne dass bislang ein Erfolg abzusehen ist (steigende Streckenzahlen). • Abwehrmaßnahmen gegen Wildschäden mildern zwar die Symptome, tragen aber nicht zur Lösung des ursächlichen Problems hoher Populationsdichten bei. • Nur wenn es gelingt, sich auf gemeinsame Zielvorstellungen beim Schwarzwildmanagement zu verständigen, können daraus Strategien abgeleitet werden. Fast automatisch ergeben sich daraus konkrete Umsetzungsmaßnahmen.

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3 Projektziele und Projektgebiet

3.1 Ausgangssituation in Münsingen

Im Jahr 2008 nahm der zukünftige Umgang mit den stark gestiegenen Schwarzwildbeständen im Land Baden-Württemberg einen breiten Raum in den Beratungen des Landesjagdbeirates ein. „Die Schwarzwildproblematik in Baden-Württemberg ist derzeit ein großes Thema. Um weiteren Scha- den zu vermeiden, muss die Jagd auf Wildschweine im Land intensiviert werden", sagte der Minis- ter für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Dienstag (9. Dezember 2008) in Stuttgart. Der Minister bezog sich auf ein Gespräch mit den Mitgliedern des Landesjagdbeirates, die er in der gestrigen Sitzung über aktuelle jagdpolitische Themen informierte. … Das Ministerium habe die nachgeordneten Behörden angewiesen, sich verstärkt dem Thema Schwarzwild- Management zuzuwenden. Die unteren Jagdbehörden sollen in Abstimmung mit der örtlichen Jä- gerschaft, den Landwirten, den Jagdrechtsinhabern und den betroffenen Fachbehörden Konzepte zur Herstellung angepasster Schwarzwildbestände erarbeiten und umsetzen. "Nur durch eine effek- tive Schwarzwildbejagung ist es möglich die Gefährdungen und die Beeinträchtigungen einer ord- nungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere durch Wildschäden, möglichst zu ver- meiden", erklärte Hauk (MLR, 2008a).

Die Schwarzwildproblematik machte auch vor dem Landkreis Reutlingen respektive vor der Stadt Münsingen nicht halt. Am 26.05.2008 fand im Rathaus Münsingen ein Gesprächstermin zur „Schwarzwildproblematik im Bereich der Stadt Münsingen“ statt, nachdem es zu massiven Schäden durch Schwarzwild in der Feldflur gekommen war und betroffene Landwirte und Jäger sich kontro- vers äußerten. Auf der Grundlage dieses „Krisengespräches“ entstand von Seiten der Betroffenen (insb. der Landwirte, Jäger und der Stadtverwaltung) der Wunsch, unter Mitwirkung eines unab- hängigen, externen Experten sich der Schwarzwildproblematik auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen mit dem Ziel anzunehmen, gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln und umzu- setzen.

Die Stadt Münsingen und die involvierten anderen Interessengruppen sind bezüglich einer Lösung bestehender Kontroversen der Schwarzwildbewirtschaftung auch vor dem Hintergrund des Bio- sphärengebietes gefordert. Seit 31.01.2008 regelt die Verordnung des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg über das Biosphärengebiet Schwäbische Alb die Jagd insbesondere in den ausgewiesenen Kernzonen neu (vgl. Biosphärengebietsverordnung § 4 (5), aber auch § 5 (3) und §7). Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Jagd in den Kernzonen des Biosphären-

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gebiets“ wurden Regelungen diskutiert, die derzeit in eine Allgemeinverfügung zu jagdlichen Rege- lungen für die Kernzonen des Biosphärengebiets münden.

In der Vergangenheit scheiterten vielfältige Versuche, die gängige Schwarzwildbewirtschaftung zu verbessern. Dies lag vor allem an den nicht oder nur mangelhaft entwickelten Kommunikations- strukturen zwischen den betroffenen Akteuren. Außerdem wurden hinsichtlich der Umsetzung von Bewirtschaftungsmaßnahmen keine verbindlichen Zielvereinbarungen formuliert, die von allen Be- teiligten getragen wurden. Sinnvolle Ansätze scheitern oft an den Egoismen einzelner Interessens- vertreter bzw. Interessensvertretergruppen und konnten so nicht nachhaltig implementiert werden.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee zur mittelfristigen Problemlösung durch die Erarbeitung eines Konzeptes beizutragen und für ein solches Vorhaben Mittel der Biosphärengebietsförderung zu beantragen. Erste konkrete Umsetzungsmaßnahmen sollten möglichst noch während der Pro- jektlaufzeit angegangen werden.

3.2 Projektziele

Bislang gab es kein einheitliches und von allen Beteiligten getragenes Konzept zum Umgang mit Schwarzwild auf dem Gemarkungsgebiet der Stadt Münsingen. Die verschiedenen Interessengrup- pen verfolgten uneinheitliche Ziele, die nicht in einem Gesamtkonzept zusammengeführt wurden. Diese Situation lässt sich in etwa wie folgt charakterisieren:

Die Grundbesitzer landwirtschaftlicher Flächen (Jagdgenossen) sind aufgrund der latenten und vor allem in den letzten Jahren deutlich angestiegenen schwarzwildbedingten Wildschäden äußerst unzufrieden mit der derzeitigen Situation.

Die Jäger sehen die Schwarzwildproblematik primär durch andere Gründe verursacht (z.B. Klima- wandel, Waldbau, Strukturwandel in der Landwirtschaft z.B. durch zunehmende Maisanbauflächen für Bioenergieanlagen, etc.), die sie nur bedingt oder gar nicht beeinflussen können. Dennoch lie- gen zwei wesentliche „Stellschrauben“ zur Bestandesregulation in ihren Händen: (1) die unter- schiedlichen Formen der Fütterung von Wildschweinen, mit der von außen zusätzliche Energie in das Ökosystem eingebracht wird (Kirrung, Ablenkfütterung, Notzeitfütterung) sowie (2) die Jagdme- thoden und die Bejagungsintensität. Innerhalb der betroffenen Jägerschaft fehlt allerdings eine ein- heitliche und allgemein akzeptierte Zielvereinbarung, wie mit dem Schwarzwild umzugehen ist.

Die Forstleute, die in der Regel für die Jagdausübung in den kommunalen Wäldern der Stadt Mün- singen, aber auch in angrenzenden Waldflächen anderer Besitzarten (z.B. Bundesforstverwaltung) zuständig sind, sehen die Schwarzwildproblematik uneinheitlich. So scheiterten beispielsweise re- vierübergreifende Bejagungsansätze in der Vergangenheit oft an Detailfragen (Nutzung der Bewe- gungsjagd oder anderer Jagdarten, fehlende jagdliche und organisatorische Infrastruktur, Abgren-

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zung der bejagten Reviere, freigegebenes Wild, vorprogrammierte Unterschiede beim Jagderfolg bedingt durch ungleiche Wald-Feld-Verteilung, etc.). Der Erfolg oder Misserfolg der Schwarzwild- bewirtschaftung hängt aber entscheidend von der Klärung solcher Aspekte ab. Leider stoßen bei- spielsweise revierübergreifende Bewegungsjagden bei Teilen der angrenzenden Revierinhaber immer noch auf Ressentiments. Dies führt dazu, dass eine effektive Jagdmethode nicht konsequent angewendet wird, was nicht im Interesse der Landwirte und Jagdgenossenschaften sein dürfte.

Die Vertreter der Stadt Münsingen (aber auch anderer Kommunen in der Region) müssen perma- nent zwischen den verschiedenen Interessensgruppen vermitteln und nach Lösungen suchen, wo- zu sie teilweise nur bedingt in der Lage sind, weil das fachlich-praktische Know-how nicht voraus- gesetzt werden kann. Zunehmend sieht sich die Kommune aber auch Klagen der Bevölkerung ge- genüber, da Wildschweine in befriedeten Bezirken Schäden anrichten (z.B. im Stadtteil Auingen).

Die Vertreter der unteren Jagd-, Forst und Veterinärbehörden, die fachlich mit der Wildschwein- problematik umgehen, versuchen auf der behördlichen Ebene konstruktive Lösungen herbeizufüh- ren. Bislang ist deren Umsetzung nur teilweise erfolgreich, da diese maßgeblich von den Akteuren vor Ort getragen werden müssen und die Behörden selbst eine Interessengruppe darstellen. Die unteren Jagdbehörden wurden erst kürzlich vom MLR angewiesen, „sich verstärkt dem Thema Schwarzwild-Management zuzuwenden und in Abstimmung mit der örtlichen Jägerschaft, den Landwirten, den Jagdrechtsinhabern und den betroffenen Fachbehörden Konzepte zur Herstellung angepasster Schwarzwildbestände zu erarbeiten und umsetzen“ (vgl. Pressemitteilung 272/2008 des MLR). Dieses Vorgehen steht somit im Einklang mit dem schon im vergangenen Jahr formulier- ten Projektvorhaben. Die Vertreter des Regierungspräsidiums sind gefordert die Rechtsverordnung des Biosphärenge- biets mit den Beteiligten vor Ort zu konkretisieren. Die Verordnung definiert als Ziel für die Kernzo- nen, dass sich die Natur weitgehend unbeeinflusst vom Menschen entwickeln soll. Die Kernzonen dienen dem Schutz von Natur und natürlichen Prozessen sowie dem Erhalt genetischer Ressour- cen, charakteristischer Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräumen. Zur Sicherung dieser Ziele und zur Vermeidung von erheblichen Wildschäden in der angrenzenden Landwirtschaft ist die Jagd insbesondere durch Drückjagden zulässig, der Bau von Jagdeinrichtungen ist eingeschränkt und die Wildfütterung, Ablenkungsfütterung und Kirrung sind unzulässig. Diese wesentlichen As- pekte der Biosphärengebietsverordnung müssen integraler Bestandteil des vorgeschlagenen Schwarzwildkonzeptes sein. Im Rahmen des Projektprozesses ließen sich die geschaffenen Platt- formen (Workshop-Teilnehmer, Arbeitsgruppen) auch für die Bearbeitung weiterer Fragestellungen im Rahmen der angestrebten Leitbilddiskussion Jagd nutzen.

Durch die Ausweisung des Biosphärengebietes wächst bei der nicht jagenden Bevölkerung das Interesse an Wildtieren. Der Tourismus in der Region wird sich weiterentwickeln und stellt einen Wirtschaftsfaktor dar, von dem viele lokale Unternehmen profitieren. Daher ist auch für den Frem-

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denverkehr und die Gastronomie das Wildschweinmanagement von Bedeutung (Vermarktung regi- onaler Wildprodukte, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit, naturnaher Tourismus).

Das Schwarzwildkonzept Münsingen hat daher einen Aushandlungsprozess zwischen örtlich betrof- fenen Jägern, Landwirten, Grundeigentümern, Jagd-, Forst- und Veterinärbehörden, Kommunen-, Tourismus-, Naturschutz-, Jagd- und Bauernverbandsvertretern für die Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen angestoßen, um ein integratives, tragfähiges und flexibles Schwarzwildkonzept zu erarbeiten, das die gemeinsamen Zielvorstellungen und Lösungsstrategien sowie konkrete Umset- zungsvorschläge für den Umgang mit Schwarzwild für die Dekade 2010-2020 benennt. Indikatoren ermöglichen eine periodische Überprüfung der tatsächlich erreichten Ziele. Somit entsteht ein Lö- sungskonzept für die aktuelle Schwarzwildproblematik, das die Zukunft der Wildtierart in der Ge- samtgemarkung der Stadt Münsingen, und somit im Zentrum des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, im Einklang mit den verschieden Interessengruppen steuert.

Dazu wurden in dem Projektantrag Zielsetzungen formuliert:

• Teilziel 1: Aufarbeitung des Wissenstandes im Bereich Schwarzwildbewirtschaftung • Teilziel 2: Verbalisierung und Darstellung der Ziele aller betroffnen Interessengruppen • Teilziel 3: Erarbeitung zentraler Konfliktpunkte (Dissenspunkte) • Teilziel 4: Ausarbeitung von Lösungsvarianten für eine verbesserte Schwarzwildbewirt- schaftung • Teilziel 5: Vereinbarung und schriftliche Fixierung von Umsetzungsmaßnahmen des Konzeptes unter Einbezug aller Beteiligten (Meilensteine, Ansprechpartner, Verantwortliche) • Teilziel 6: Festlegen von Indikatoren zur Messbarkeit des Umsetzungserfolges (u. a. Etablierung eines langfristigen Monitoring (detaillierte Analysen der Jagdstrecken, Bejagungsmodelle und Bejagungsintensität, Fütterungsmaß- nahmen, Integration von landwirtschaftlichen Flächeninformationen als „Frühwarnsystem“ möglicher Wildschäden).

3.3 Gebietsabgrenzung

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt rund 50 km südöstlich von Stuttgart zwischen den Städten Reutlingen und Ulm. 29 Gemeinden aus zwei Regierungsbezirken und drei Landkreisen sowie der Gutsbezirk Münsingen formen das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Die Biosphären- gebietskulisse erstreckt sich 40 km in Nord-Süd-Richtung vom Albvorland über den steil aufstei-

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genden Albtrauf bis zu den Albhochflächen bis an der Donau im Süden. Landschaftsprägend sind die Hang- und Schluchtwälder am Albtrauf, Streuobstwiesen im Albvorland, Wacholderheiden, Ma- gerrasen, Wiesen, Weiden, sowie ein Mosaik aus Ackerflächen und Wäldern. Ein wichtiger Be- standteil des Biosphärengebietes ist der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen (Tr.Üb.Pl.), der mit einer langen Grenze direkt an die Gemarkung der Stadt Münsingen grenzt, die zentral in der Gesamtgebietskulisse liegt (Abb. 1). Die höchsten Lagen auf der Gesamtgemarkungsfläche (ca. 11.605 ha) der Stadt Münsingen liegen über 800 m ü. NN. Nur wenige Flüsse sind in diesem tro- ckenen und karstigen Gebiet zu finden. Markantester Fluss ist die in die Donau nach Süden abflie- ßende Große Lauter. Buchendominierte Wälder prägen das Landschaftsbild.

Abb. 1: Lage der Gemarkung Münsingen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb (Quelle: Homepa- ge Biosphärengebiet Schwäbische Alb).

Das Luftbild in Abb. 2 vermittelt einen Eindruck von der Gemengelage aus Wald- und Feldflächen auf der Gemarkung der Stadt Münsingen. Die 13 Teilorte und die Stadt Münsingen selbst umfassen eine bejagbare Fläche von ca. 10.300 ha (Tab. 1). Derzeit sind 25 Jagdreviere verpachtet. Deren Waldanteil liegt bei durchschnittlich 30%. Lediglich zwei Reviere haben Waldanteile von mehr als 50%. Das Mosaik aus Wald- und Feldflächen bietet ideale Lebensräume für die beiden vorkom- menden Schalenwildarten Reh und Wildschwein. Wildschweine sind relativ mobil. Die Rauman- sprüche der Tierart gehen meistens deutlich über die gegebenen Jagdreviergrößen (25 verschie-

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dene Jagdbögen mit einer mittleren Größe von 415 ha in Münsingen) hinaus. Schon allein daher können mittel- bis langfristig nur großräumig angelegte Konzepte (bejagbare Fläche ca. 10.300 ha) zu einer nachhaltig sinnvolleren Bewirtschaftung führen.

Abb. 2: Luftbild des Gemarkungsgebietes der Stadt Münsingen und der 13 Teilorte (Quelle: Google Earth, Zugriff am 25.11.2009).

Tab. 1 (s. Seite 18): Jagdfläche, Wald-Feldanteile und Anzahl der Jagdpächter der 25 verpachteten Jagdbezirke auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen sowie des Eigenjagdbezirks Stadt Stuttgart und des angrenzenden Eigenjagdbezirkes Truppenübungsplatz (Tr.Üb.Pl., Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA, Bundesforstamt Heuberg) [Anmerk.: (2) = Ehepaar als Jagdpächter, (+) = Pächter ist gleichzeitig Pächter bzw. Mitpächter in einem weiteren Revier].

Wald Feld Jagdfläche Jagdpächter Jagdrevier (ha) (n) (ha) (%) (ha) (%)

1. Apfelstetten 214 40 324 60 538 1 (2) 2. Auingen 188 34 368 66 556 3 (+)

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3. Bichishausen 210 36 381 64 591 2 4. Böttingen 175 33 354 67 529 3 5. Bremelau-Nord 144 23 473 77 617 4 6. Bremelau-Südost 68 23 227 77 295 1 7. Bremelau-Südwest 26 9 276 91 302 1 8. Buttenhausen-Nord 180 37 303 63 483 1 9. Buttenhausen-Süd 104 20 406 80 510 1 10. Dottingen-Nord 124 47 142 53 266 1 11. Dottingen-Süd 77 19 338 81 415 2 12. Dürrenstetten-Ost 185 62 114 38 299 2 (+) 13. Dürrenstetten-West 121 35 223 65 344 1 14. Gundelfingen 120 42 169 58 289 1 15. Hundersingen-Ost 90 25 273 75 363 1 16. Hundersingen-Süd 109 37 189 63 298 1 17. Hundersingen-West 58 17 281 83 339 1 18. Magolsheim 75 12 561 88 636 3 19. Münsingen-Beutenlay 112 39 175 61 287 1 20. Münsingen-Hungerberg 43 8 520 92 563 1 (2) 21. Münsingen-Kohl 63 18 289 82 352 1 22. Münsingen-West I 77 27 210 73 287 2 23. Münsingen-West II 168 59 118 41 286 3 24. Rietheim 174 32 378 68 552 3 25. Trailfingen 52 13 338 87 390 1

Stadt Münsingen ∑ 2957 - 7430 - 10387 40 X¯ 118 30 297 70 415 2 26. EJB Stadt Stuttgart (Kreisforstamt Reutlingen) 51 61 33 39 84 - 27. EJB Tr.Üb.Pl. (Bundesforstamt Heuberg) 2371 35 4346 65 6717 -

Die nachfolgende Karte der Jägervereinigung Münsingen zeigt die Reviere auf der Gemarkung der Stadt Münsingen (Abb. 3).

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Abb. 3: Reviere auf der Gemarkung der Stadt Münsingen und angrenzende Jagdbögen.

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¨ ZUSAMMENFASSUNG PROJEKTZIELE UND PROJEKTGEBIET

• Die Schwarzwildproblematik machte auch vor dem Landkreis Reutlingen respektive vor der Stadt Münsingen nicht halt. • Bislang gab es kein einheitliches und von allen Beteiligten getragenes Konzept zum Um- gang mit Schwarzwild auf dem Gemarkungsgebiet der Stadt Münsingen. Die verschiedenen Interessengruppen verfolgten uneinheitliche Ziele, die nicht in einem Gesamtkonzept zu- sammengeführt wurden. • Das Schwarzwildkonzept Münsingen hat daher einen Aushandlungsprozesses zwischen örtlich betroffenen Jägern, Landwirten, Grundeigentümern, Jagd-, Forst- und Veterinärbe- hörden, Kommunen-, Tourismus-, Naturschutz-, Jagd- und Bauernverbandsvertretern für die Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen angestoßen, um ein integratives, tragfähiges und flexibles Schwarzwildkonzept zu erarbeiten, das die gemeinsamen Zielvorstellungen, die Lösungsstrategie konkrete Umsetzungsvorschläge für den Umgang mit Schwarzwild für die Dekade 2010-2020 benennt. darstellen. Indikatoren ermöglichen eine periodische Über- prüfung der tatsächlich erreichten Ziele. Somit entsteht ein Lösungskonzept für die aktuelle Schwarzwildproblematik, das die Zukunft der Wildtierart in der Gesamtgemarkung der Stadt Münsingen, und somit im Zentrum des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, im Einklang mit den verschieden Interessengruppen steuert. • Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt rund 50 km südöstlich von Stuttgart zwischen den Städten Reutlingen und Ulm. 29 Gemeinden aus zwei Regierungsbezirken und drei Landkreisen sowie der Gutsbezirk Münsingen formen das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Die Biosphärengebietskulisse erstreckt sich 40 km in Nord-Süd-Richtung vom Albvor- land über den steil aufsteigenden Albtrauf bis zu den Albhochflächen bis an der Donau im Süden. Ein wichtiger Bestandteil des Biosphärengebietes ist der ehemalige Truppen- übungsplatz Münsingen (Tr.Üb.Pl.), der mit einer langen Grenze direkt an die Gemarkung der Stadt Münsingen grenzt, die zentral in der Gesamtgebietskulisse liegt. • Die Stadt Münsingen mit ihren 13 Teilorten umfasst eine bejagbare Fläche von ca. 10.300 ha. Derzeit sind 25 Jagdreviere mit einer mittleren Größe von 415 ha verpachtet. Deren Waldanteil liegt bei durchschnittlich 30%.

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4 Material und Methode

Die Schwarzwildproblematik wurde in einem ersten Schritt mittels eines moderierten Workshops mit allen Interessengruppen aufgearbeitet. Hierbei war die intensive Mitarbeit und die Integration des Regierungspräsidiums Tübingen und des Landratsamtes Reutlingen als zweier wichtiger behördli- cher Interessengruppen unabdingbar, um Synergieeffekte im Hinblick auf die beabsichtigte Leitbild- diskussion „Jagd im Biosphärengebiet“ optimal zu nutzen. Die erzielten Ergebnisse und Hintergrün- de mündeten direkt in das vorliegende Managementkonzept.

Darüber hinaus wurden auf der Basis von Interviews und insbesondere durch eine anonyme Um- frage unter den Jagdpächtern weitere Informationen und Daten gesammelt, auf deren Basis Lö- sungsvorschläge erarbeitet werden konnten.

Im Verlauf des Projektes wurde ein besonderes Augenmerk auf den Charakter eines für alle Betei- ligten nachvollziehbaren Prozesses gelegt, der verbindliche und gegenseitig einforderbare Verein- barungen formuliert.

Das methodische Vorgehen und der zeitliche Ablauf sind in der nachfolgenden Tab. 2 zusammen- gestellt. Der ursprünglich geplante zeitliche Ablauf wurde Notwendigkeiten, die sich erst im Projekt- verlauf ergaben, angepasst.

Tab. 2: Meilensteine zur Erreichung der Projektziele.

Meilensteine Inhalt Zeitraum Beginn des Projektes • Datensammlung und Literaturstudie Feb. 2009 • Situationsanalyse auf der Grundlage vorhandener Daten und Informationen Durchführung des • Teilnehmer: Grundstückseigentümer Feb. - Apr. 2009 Workshops bzw. deren Vertreter, Jagdpächter, Landwirte, Jagd-, Bauern- und Natur- schutzverbände, Albverein, Kreisforst- verwaltung, Bundesforstverwaltung, Be- hördenvertreter (Stadt Münsingen, Bür- germeister Nachbarkommunen, Kreis- jagdamt, RP-Fachreferate 51, 83, 86,…, …, Biosphärengebietsverwaltung) • Inhalt: Moderation, Protokoll und Mode- rationsassistenz durch externen Projekt- bearbeiter Aufarbeitung der • Zusammenfassung und Bearbeitung der Mai - Jul. 2009 Workshopergebnisse Ergebnisse Durchführung weite-

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rer Analysen (Umfra- gen, Interviews, etc.) Erarbeitung eines • Auf der Grundlage der Workshopergeb- Aug. - Sep. 2009 Gesamtkonzeptes für nisse soll ein Konzept für das Gemar- das Gemarkungsge- kungsgebiet der Stadt Münsingen erar- biet der Stadt Mün- beitet werden, dass die regionalen Er- singen kenntnisse und Bedürfnisse mit dem ak- tuellen Wissensstand über Schwarz- wildmanagement verbindet. Die erarbei- teten Vorschläge werden bis zur praxis- tauglichen Umsetzung konkretisiert. Da- zu werden (wenn nötig) verschiedene Varianten aufgezeigt. Weiterer Abstim- • In engem Kontakt mit den Betroffenen, Okt. 2009 mungsprozess durch insbesondere mit der Stadt Münsingen Treffen mit Vertretern sowie dem RP Tübingen und den Bio- der verschiedenen sphärengebietsmanagement Interessengruppen Konzepterstellung • Einarbeitung notwendiger Änderungen Okt. 2009 und Endabstimmung • SWOT Analyse zu den Umsetzungs- maßnahmen Präsentation auf ei- • Das Konzept wird vor den am Workshop Okt. 2009 nem Workshop beteiligten Interessensvertretern vorge- stellt und diskutiert.

¨ ZUSAMMENFASSUNG MATERIAL UND METHODE

• Die Schwarzwildproblematik wurde in einem ersten Schritt mittels eines moderierten Workshops mit allen Interessengruppen aufgearbeitet. Im Verlauf des Projektes wurde ein besonderes Augenmerk auf den Charakter eines für alle Beteiligten nachvollziehbaren Pro- zesses gelegt, der verbindliche und gegenseitig einforderbare Vereinbarungen formuliert. • Darüber hinaus wurden auf der Basis von Interviews und insbesondere durch eine anonyme Umfrage unter den Jagdpächtern weitere Informationen und Daten gesammelt. Auf dieser Informationsbasis wurden Lösungsvorschläge erarbeitet.

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5 Ergebnisse

5.1 Schwarzwildstrecken im Landkreis Reutlingen

Die Abb. 4 zeigt die Entwicklung der Schwarzwildstrecke auf Landkreisebene. Während im Land- kreis Reutlingen im Jagdjahr 1976/77 lediglich 89 Stück Schwarzwild erlegt wurden, ist die Jagd- strecke im Jagdjahr 2007/08 auf das bislang höchste Niveau von insgesamt 1745 erlegten Wild- schweinen angestiegen. Die Streckendaten sind ein klarer Beleg für die seit Beginn der 1980er Jahre ansteigende Schwarzwildpopulation im Landkreis. Mit Ausnahme des Jagdjahres 2006/07 bewegen sich die Schwarzwildstrecken seit dem Jagdjahr 1992/93 auf einer Höhe von mehr als 600 erlegten Wildschweinen pro Jahr. Den „Streckeneinbruch“ im Jagdjahr 2006/07 bewertete die Wildforschungsstelle Baden-Württemberg wie folgt: „… Es liegt die Vermutung nahe, dass der Stre- ckenrückgang auch Folge des langen Winters 2005/06 und dadurch bedingter Zuwachseinbußen war. Insbesondere bei jungen Frischlingen sind die Verluste bei lang anhaltenden oder späten Win- tern besonders hoch. Verstärkt wurde der Streckenrückgang sicherlich auch durch die schlechten Bejagungsbedingungen aufgrund des fehlenden Schnees im Folgewinter 2006/2007. Am stärksten fielen die Rückgänge im Bereich der Schwäbischen Alb aus“ (WFS, 2007). Dass sich der Schwarz- wildbestand offensichtlich rasch erholen kann bzw. gar nicht abgesenkt war, belegen die beiden letzen Jagdjahre.

Schwarzwildstrecke im Landkreis Reutlingen (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009)

1800 1600 1400 1200 1000 800 600 Verkehrsverluste) 400 200 Anzahl Sauen (incl. Fallwild und Fallwild Sauen (incl. Anzahl 0 76/77 77/78 78/79 79/80 80/81 81/82 82/83 83/84 84/85 85/86 86/87 87/88 88/89 89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09

Jagdjahr

Abb. 4: Schwarzwildstrecke im Landkreis Reutlingen seit dem Jagdjahr 1976/77.

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5.2 Schwarzwildstrecken auf der Gemarkungsfläche Münsingen und dem EJB Tr.Üb.Pl.

Auch im Bereich der Stadt Münsingen mit einer bejagbaren Gemarkungsfläche von ca. 10.300 ha und dem östlich und nordöstlich angrenzendem EJB Tr.Üb.Pl., der in Regie der Bundesforsthaupt- stelle Heuberg (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, BIMA) bejagt wird, mit einer Flächengröße von rund 6.700 ha, bewegen sich die Jagdstrecken der letzten Jahre auf einem hohen Niveau (Abb. 5). In den letzten 11 Jagdjahren wurden in den gemeinschaftlichen Jagdbezirken der Stadt Münsingen, incl. des 84 ha großen EJB der Stadt Stuttgart, der in Regie des Kreisforstamtes bejagt wird, jähr- lich zwischen 51 und 190 Stück Schwarzwild erlegt (Jagdjahr 2006/07 bzw. 2002/03). Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 1471 Sauen geschossen, im Mittel 134 Stück pro Jagdjahr. Auf der um 3.600 ha kleineren Fläche der EJB Tr.Üb.Pl. wurden im gleichen Zeitraum jährlich zwischen 67 und 267 Sauen erlegt (Jagdjahr 2006/07 bzw. 2007/08). Im analysierten 11-Jahreszeitraum lag die Ge- samtstrecke im EJB Tr.Üb.Pl. bei 2115 Stück Schwarzwild, die mittlere Jahresstrecke bei 192 erleg- te Sauen.

Schwarzwildstrecke aller gemeinschaftlicher Jagdbezirke der Stadt Münsingen (mit EJB Stadt Stuttgart) und des EJB Tr.Üb.Pl. Bundesforsthauptstelle Heuberg (BIMA) (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009) 300 Stadt Münsingen Tr.Üb.Pl. 250

200

150

100

und Verkehrsverluste) 50 Anzahl Sauen (incl. Fallwild Fallwild (incl. Sauen Anzahl 0 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 Jagdjahr

Abb. 5: Schwarzwildstrecke aller gemeinschaftlicher Jagdbezirke der Stadt Münsingen (incl. des EJB Stadt Stuttgart) sowie des EJB Tr.Üb.Pl. der Bundesforsthauptstelle Heuberg (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA)) seit dem Jagdjahr 1998/99.

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Betrachtet man die Schwarzwildstreckendaten revierweise, so zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Einzelrevieren. Aus der Tab. 3 wird ersichtlich, dass in den vergangenen 11 Jahren in zwei Revieren (Trailfingen und Magolsheim) gut ⅓ der gesamten Schwarzwildabschüsse getätigt wurden. Addiert man die Schwarzwildabschüsse aus dem Revier Böttingen hinzu, so wurde in die- sen drei Revieren insgesamt 45 % des gesamten Schwarzwildes der letzten 11 Jahre erlegt. Alle drei Reviere haben eine direkte Jagdgrenze mit dem EJB Tr.Üb.Pl., der in Regie der Bundesforst- hauptstelle Heuberg (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) bejagt wird.

Tab. 3: Sauenstrecke in den Einzelrevieren seit dem Jagdjahr 1998/99 [Anmerk.: Im Zeitraum zw. 1998 bis 2009 gab es bei einigen Revieren (leichte) Veränderungen der Flächengrößen, die unbe- rücksichtigt blieben; das Revier Münsingen wurde 2005 in Münsingen I und II aufgeteilt, die Stre- ckendaten bis zu diesem Zeitpunkt wurden dem Revier Münsingen I zugeordnet; das Revier Rietheim war unterteilt in Rietheim Ost und West; das Revier Münsingen-Hungerberg ist aus dem Revier Münsingen-Nord hervorgegangen].

Jagdrevier N % 1. Apfelstetten 20 1 2. Auingen 7 0 3. Bichishausen 67 5 4. Böttingen 135 9 5. Bremelau-Nord 53 4 6. Bremelau-Südost 74 5 7. Bremelau-Südwest 18 1 8. Buttenhausen-Nord 94 6 9. Buttenhausen-Süd 22 1 10. Dottingen-Nord 50 3 11. Dottingen-Süd 5 0 12. Dürrenstetten-Ost 85 6 13. Dürrenstetten-West 20 1 14. Gundelfingen 48 3 15. Hundersingen-Ost 62 4 16. Hundersingen-Süd 14 1 17. Hundersingen-West 3 0 18. Magolsheim 229 16 19. Münsingen-Beutenlay 17 1 20. Münsingen-Hungerberg 14 1 21. Münsingen-Kohl 11 1

Fortsetzung nächste Seite

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22. Münsingen-West I 60 4 23. Münsingen-West II 8 1 24. Rietheim 53 4 25. Trailfingen 289 20 EJB Stadt Stuttgart 13 1 ∑ 1471 100

Neben den genannten drei Revieren, fallen fünf (bzw. sechs) weitere Reviere auf (Abb. 6), die über dem Durchschnitt aller Reviere in Münsingen liegende Waldanteile haben (vgl. Tab. 1) oder an grö- ßere Waldkomplexe angrenzen.

Schwarzwildstrecke aller gemeinschaftlicher Jagdbezirke der Stadt Münsingen (mit EJB Stadt Stuttgart) (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009) 300 08/09

250 07/08 06/07 200 05/06 04/05 150 03/04 02/03 Anzahl Sauen 100 01/02 00/01 50 99/00 (incl. Fallwild und Verkehrsverluste) 98/99 0 2. Auingen 24. Rietheim 4. Böttingen 25. Trailfingen 25. 1. Apfelstetten Apfelstetten 1. 3. Bichishausen 18. Magolsheim 14. Gundelfingen 5. Bremelau-Nord 11. Dottingen-Süd 10. Dottingen-Nord EJB Stadt Stuttgart 21. Münsingen-Kohl 6. Bremelau-Südost 9. Buttenhausen-Süd 22. Münsingen-West I 12. Dürrenstetten-Ost 7. Bremelau-Südwest 15. Hundersingen-Ost 23. Münsingen-West II 16. Hundersingen-Süd 8. Buttenhausen-Nord 13. Dürrenstetten-West 17. Hundersingen-West 19. Münsingen-Beutenlay19.

Reviere Münsingen-Hungerberg20.

Abb. 6: Schwarzwildstrecke der Einzelreviere (gemeinschaftliche Jagdbezirke der Stadt Münsingen und des EJB Stadt Stuttgart) seit dem Jagdjahr 1998/99 [Anmerk.: Im Zeitraum zw. 1998 bis 2009 gab es bei einigen Revieren (leichte) Veränderungen der Flächengrößen, unberücksichtigt blieben; das Revier Münsingen wurde erst 2005 in I und II geteilt, die Streckendaten bis zu diesem Zeitpunkt wurden dem Revier Münsingen I zugeordnet; das Revier Rietheim war unterteilt in Ost und West; das Revier Münsingen-Hungerberg ist aus dem Revier Münsingen-Nord hervorgegangen].

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Dort werden „eigene Vorstellungen“ einer Schwarzwildbewirtschaftung umgesetzt (z.B. im südöst- lich angrenzenden Bereich Richtung Anhausen/Granheim, Alb-Donau-Kreis). In Buttenhausen- Nord, Münsingen-West (seit 2005 geteilt in I und II), Bremelau-Südost, Dürrenstetten-Ost und Bi- chishausen wurden unter Einbezug der jährlichen Streckenschwankungen in den vergangenen 11 Jahren insgesamt 388 Sauen erlegt (= 27% des Gesamtabschusses).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in den vergangenen 11 Jahren in ⅓ der Münsinger Jagdreviere insgesamt fast ¾ (= 72%) des gesamten Schwarzwildabschusses getätigt wurde.

5.3 Jahreszeitliche Verteilung der Schwarzwildstrecke und Abschussstruktur

Vor dem Hintergrund der Bejagungs- und Wildschadensvermeidungsstrategie sowie der Regulation des Schwarzwildbestandes überhaupt ist ein Blick auf die Abschussverteilung im Jahresverlauf sinnvoll. Da hierzu keine Einzeldaten von der Gemarkung Münsingen vorlagen, sind Abschussda- ten der Regiejagd des Landkreises Reutlingen aus den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09 in der Abb. 7 dargestellt. Obwohl sich die staatliche Regie überwiegend in den Waldgebieten des Landkreises abspielt, dürfen die Daten dennoch ein repräsentatives Bild der üblichen Abschusssituation im Jah- resverlauf widerspiegeln, da die Hauptjagdzeit auf Schwarzwild auch in den gemeinschaftlichen Jagdbezirken in den Herbst- und Wintermonaten liegen dürfte (vgl. auch Abb. 26). Während der Sommermonate findet kaum eine Regulation der Schwarzwildbestände statt. Die Bejagung dient oft nur der Wildschadensbekämpfung. Ab Ende Oktober steigen die Streckenzahlen in jedem Jahr an und fallen im April in etwa wieder auf das Niveau der Sommermonate (Juli-September) ab. Die leichte Erhöhung der Abschusszahlen im Mai und Juni dürfte vor allen mit der zu dieser Zeit großen Aktivität der Jäger bei der Rehwildbejagung und mit der Abspaltung vor allem der männlichen Frischlinge des Vorjahres aus den Rottenverbänden zu begründen sein. Überläufer lassen sich im Mai besonders leicht erlegen.

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Erlegtes Schwarzwild pro Monat in der staatlichen Regiejagd des Landkreises Reutlingen der Jagdjahre 2005/06 bis 2008/09 (Quelle: Kreisforstamt Reutlingen, 2009)

45

40

35

30

25

20

15

10 Schwarzwildstrecke (Stk.) Schwarzwildstrecke

5

0 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär

2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009

Abb. 7: Jahreszeitliche Verteilung des Schwarzwildabschusses am Beispiel der staatlichen Regie- jagd im Landkreis Reutlingen in den letzten vier Jagdjahren.

Die Jäger versuchen im Anhalt an unterschiedliche Bejagungsmodelle, in den einzelnen Altersklas- sen des Schwarzwildes unterschiedlich stark einzugreifen. Die Bejagungsmodelle auf die man sich dabei gemeinhin beruft stammen überwiegend aus der Zeit, in der man bemüht war vielerorts einen Schwarzwildbestand aufzubauen (vgl. z.B. STAHL, 1988; HAPP, 2007; BRIEDERMANN, 2009). Ohne die genaue Struktur und die natürliche Dynamik eines Schwarzwildbestandes zu kennen, geht man in der Regel von möglichst hohen Eingriffen in die Altersklasse der Frischlinge (± 70%) und Überläufer (± 10%) aus und entsprechend geringen in der Altersklasse der Erwachsenen (± 10% Bachen und Keiler).

Die beiden Abb. 8 und 9 zeigen die Abschussgliederung der Jagdstrecke der letzten 11 Jahre auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen und des EJB Tr.Üb.Pl. Im Vergleich beider Abbildun- gen fällt auf, dass die o. g. Werte im EJB Tr.Üb.Pl. annähernd erreicht werden, in den gemein- schaftlichen Jagdbezirken der Stadt Münsingen nicht. Bemerkenswert an dieser Abschussstatistik ist aber der in beiden Gebieten geringe Eingriff in die Altersklasse der erwachsenen Bachen (EJB Tr.Üb.Pl. in Mittel der letzten 11 Jagdjahre nur 1%, gemeinschaftliche Jagdbezirke Stadt Münsingen incl. EJB Stadt Stuttgart nur 6%) (vgl. hierzu z.B. HOHMANN, 2005).

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Schwarzwildstrecke nach Altersklassen in den gemeinschaftlichen Jagdbezirken der Stadt Münsingen (incl. EJB Stadt Stuttgart) seit dem Jagdjahr 1998/99 (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009)

Frischlinge 40% Keiler 10%

Überläufer Bachen 6% 43%

Abb. 8: Abschussgliederung der Jagdstrecke der letzten 11 Jahre auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen.

Schwarzwildstrecke nach Altersklassen im EJB Tr.Üb.Pl. seit dem Jagdjahr 1998/99 (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009)

Keiler 2% Bachen 1% Frischlinge 78% Überläufer 19%

Abb. 9: Abschussgliederung der Jagdstrecke der letzten 11 Jahre in dem EJB Tr.Üb.Pl., den die Bundesforsthauptstelle Heuberg in Eigenregie bejagt.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

5.4 Bejagungsart

In vielen Bejagungsempfehlungen der letzten Jahre wird eine Intensivierung der Jagdart „Bewe- gungsjagd“ empfohlen (vgl. z.B. RICHTLINIE BAYERN, 2004; WFS, 2008). Am Beispiel der Schwarzwildstreckendaten der Regiejagd des Kreisforstamtes Reutlingen zeigt sich, dass der Anteil des auf Gemeinschaftsjagden erlegten Schwarzwildes in den letzen vier Jagdjahren bei maximal 25% pro Jagdjahr liegt (Abb. 10). Im letzten Jagdjahr 2008/09 war der Anteil besonders gering. Er betrug im Vergleich zur Einzeljagd lediglich 11%. Die Analysen für die Schwarzwildstrecke der ge- samten Jägervereinigung Münsingen zeigen ähnliche Werte (JV MÜNSINGEN, 2009). Die Bewe- gungsjagdanteile an der gesamten Schwarzwildstrecke lagen in den Jagdjahren seit 2002/03 zwi- schen 17-23%.

Einzel- und Bewegungsjagdanteile an der Schwarzwildstrecke in der Regie des Kreisforstamtes Reutlingen in den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09 (Quelle: Kreisforstamt Reutlingen, 2009)

2008/09

2007/08 Jagdjahr 2006/07

2005/06

0% 25% 50% 75% 100%

Einzeljagd Bewegungsjagd

Abb. 10: Einzel- und Bewegungsjagdanteile an der Schwarzwildstrecke in der Regiejagd des Kreis- forstamtes Reutlingen in den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09.

Betrachtet man die Bewegungsjagd-Streckendaten des Kreisforstamtes monatsweise (vgl. Abb. 11), so zeigen sich zwischen den Jagdjahren und in den einzelnen Monaten deutlichen Schwan- kungen. Ein Grund dafür könnte sein, dass Schwarzwild auf Bewegungsjagden primär bei günstiger

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Schneelage bejagt wird (Jagd auf gekreiste Sauen). Dies zeigt sich besonders an den Jagdstre- ckendaten des Jagdjahres 2008/09 mit den höchsten Strecken in den Monaten Januar und Febru- ar.

Erlegte Sauen auf Bewegungsjagden des Kreisforstamtes in den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09 (Quelle: Kreisforstamt Reutlingen, 2009) 18 16 14 12 10 8 6 4 Anzahl erlegter Sauen erlegter Anzahl 2 0 Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär

2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009

Abb. 11: Monatliche Verteilung des auf Bewegungsjagden erlegten Schwarzwildes in der Regiejagd des Kreisforstamtes Reutlingen in den Jagdjahren 2005/06 bis 2008/09.

5.5 Wildschadensdokumentation auf der Gemarkungsfläche

Die Recherche in den Wildschadensakten der Stadt Münsingen erbrachte eine Gesamtanzahl von 56 unterschiedlichen Wildschadensmeldungen seit dem Jahr 2000. In den letzten 9 Jahren liefen die bei der Stadtverwaltung demnach durchschnittlich ca. 6 Wildschadensmeldungen pro Jahr auf. Diese geringe Zahl spiegelt allerdings nicht die tatsächliche Schadenssituation wieder. Dies liegt insbesondere daran, dass die Wildschäden zum überwiegenden Teil im Sinne der gütlichen Eini- gung zwischen dem Schadenspflichtigen und dem Schadensberechtigten abgegolten werden. Hin- zu kommt, dass die Dokumentation der Schwarzwildschäden lückenhaft ist und viele (insbesondere auch kleine, wirtschaftlich unerhebliche Wildschäden) nicht offiziell im Sinne des § 35 BJgadG an- gemeldet werden. In 25% der dokumentierten Fälle wurden Mitteilungen über aufgetretene Schä- den bei der Stadtverwaltung nur als Aktenvermerk abgelegt (teils sogar lediglich als handschriftliche Notiz), da der Versuch der gütlichen Einigung zwischen den Betroffenen noch lief. In 75% der Fälle wurden sie im Sinne des § 35 BJagdG offiziell angemeldet (Tab.4). Im Vergleich zu den anderen

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Teilgemeinden fällt der relativ hohe Anteil offizieller Wildschadensmeldungen in Dottingen und Ma- golsheim fällt auf. Im Fall der Teilgemeinde Dottingen liegt dies u. a. daran, dass dort eine unge- klärte Flächenzuordnung vorliegt und somit einzelne Flurstücke nicht verpachtet sind. Hier hat die Stadt Münsingen bis zum Kauf eines Elektrozaunes, der seither von dem betroffenen Landwirt in Eigenregie aufgestellt und überwacht wird, die Kosten des Wildschadensersatzes getragen. Außer- dem kam es in einem Fall nicht zur Übernahme des angemeldeten Wildschadens, weil zum rele- vanten Zeitpunkt kein unterschriebener Jagdpachtvertrag vorlag. Der hohe Anteil von 25% ange- meldeter Wildschäden in der Teilgemeinde Magolsheim kam vor allem im Zeitraum 2005/06 zu- stande, in dem die Jagd in Magolsheim in städtischer Eigenregie betrieben wurde und jeder Wild- schaden zur Anmeldung kommen musste, sofern ein Ersatzanspruch geltend gemacht werden soll- te.

Tab. 4: Aktenkundige Wildschäden (n=56) durch Schwarzwild in der Stadt Münsingen bzw. den Teilgemeinde seit dem Jahr 2000.

Stadt bzw. Teilgemeinde "nur" Aktenvermerk offizielle Anmeldung nach § 34 BJagdG n % n % Apfelstetten - - 2 4 Auingen 2 4 1 2 Böttingen 1 2 - 0 Buttenhausen 4 7 4 7 Dottingen 3 5 7 13 Hundersingen 1 2 6 11 Magolsheim - - 14 25 Trailfingen - - 1 2 Münsingen 3 5 7 13 ∑ 14 25 42 75

Bei den Wildschadensmeldungen waren jeweils zwischen 1-6 Einzelflurstücke betroffen. Eine Her- leitung der exakten Schadensflächengrößen bzw. der Schadenshöhe war aus den Dokumenten nur für Einzelfälle des offiziell angemeldeten Wildschadens zu entnehmen. Vor allem in den Fällen, in denen lediglich ein Aktenvermerk gemacht wurde, gab es im Falle der gütlichen Einigung keine weitergehenden Informationen. Daher wurde kein Versuch unternommen, aus den vorhandenen Daten Schadensdurchschnittswerte o. ä. zu berechnen.

Schwarzwildschäden betreffen unterschiedlichen Aufwuchs. Sie sind abhängig von der landwirt- schaftlichen Anbaustruktur in der Region und den Vorlieben des Schwarzwildes bei der Nahrungs-

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

wahl (vgl. z.B. SCHLEY, 2008). Die in den Wildschadensakten der Stadt Münsingen dokumentier- ten Fälle zeigen, dass in erster Linie die Getreidearten, allen voran Weizen und Mais, sowie das Grünland von Schwarzwildschäden betroffen sind (Abb. 12).

Schwarzwildschäden und betroffener Aufwuchs (Quelle: Stadt Münsingen; Daten seit dem Jahr 2000) 30

25

20

15

Anzahl Fälle 10

5

0 Mais Raps Hafer Dinkel Gerste Erbsen Weizen Roggen Triticale Triticale Kleegras Grünland Kartoffeln Aufwuchs

Abb. 12: Schwarzwildschäden und betroffener Aufwuchs laut aktenkundiger Wildschadensmeldun- gen seit dem Jahr 2000.

Die Abb. 13 zeigt die Anzahl der aktenkundigen Schwarzwildschäden vor der Schwarzwildstrecke auf der Gemarkung der Stadt Münsingen seit dem Jagdjahr 1999/00. Aufgrund der oben erwähnten Einschränkungen bzw. Schwierigkeiten der Nutzung der vorhandenen Daten zu den Schwarzwild- schäden, lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Schwarzwildstrecke und der Wildschadens- situation ableiten. Die geringe Anzahl der Wildschadensmeldungen im Jahr 2009 könnte mit den hohen Abschusszahlen der beiden Vorjahre zusammenhängen, oder aber auch mit dem Projekt „Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen“ selbst zu tun haben. Möglicherweise wurden während der Laufzeit des Vorhabens noch intensiver als bislang versucht, Wildschäden im Sinne der gütlichen Einigung zu begleichen, ohne damit eine Meldung an die Stadt zu verbinden.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Schwarzwildstrecke auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen (ohne EJB Stadt Stuttgart) und aktenkundige Wildschadenschadensmeldungen seit dem Jahr 2000 (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen und Stadt Münsingen)

200 14 180 12 160 140 10

120 8 100 80 6

Anzahl Sauen Sauen Anzahl 60 4 Verkehrsverluste) (incl. Fallwild und Fallwild (incl. Schwarzwildschäden 40 aktenkundiger Anzahl 2 20 0 0 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 Jahr

Abb. 13: Schwarzwildstrecke auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen (ohne EJB Stadt Stuttgart) und aktenkundige Wildschadensmeldungen seit dem Jahr 2000 [Anmerk.: Da keine Erle- gungszeitpunkte der einzelnen Schwarzwildabschüsse vorlagen, konnte keine Zuordnung zum Ka- lenderjahr erfolgen. Die Abschussdaten beziehen sich auf das Jagdjahr vom 1. April bis zum 31.März].

Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die Wildschadensmeldungen in der bisherigen Form nicht als belastbare Monitoringdaten eignen, auf deren Basis ein realistischer Aushandlungspro- zess über die Zielvorstellungen der Schwarzwildbewirtschaftung zwischen Landwirten und Jägern erfolgen könnte.

5.6 Workshop

Am 27./28.03.2009 fand im Dorfgemeinschaftshaus in Böttingen ein Einstiegsworkshop zur Erarbei- tung des Schwarzwildkonzeptes der Stadt Münsingen statt. Das Hauptziel des Workshops bestand darin, bestehenden Konsens, vor allem aber Dissens bei der derzeitigen Schwarzwildbewirtschaf- tung mit allen Beteiligten herauszuarbeiten. Der Termin war nach mehreren Vorgesprächen be- wusst gewählt worden, um möglichst allen Akteuren die Gelegenheit zur Teilnahme zu geben, ins- besondere den beiden wichtigsten Interessengruppen, den Jägern und Landwirten.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

5.6.1 Beteiligte Interessenvertreter

In die Erarbeitung des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen wurden verschiedene Interessen- gruppen bzw. deren Vertreter eingebunden (Abb. 14). Neben den direkt betroffenen Münsinger Jagdpächtern und Landwirten waren deren Verbandsvertreter der Kreisjägervereinigung und des Kreisbauernverbandes eingeladen worden. Darüber hinaus gingen Einladungen an Vertreter der Stadtverwaltung Münsingen, die Ortvorsteher der Teilgemeinden, die Repräsentanten der im Ge- meinderat vertretenen Fraktionen, die jeweiligen Ortsobleute für Landwirtschaft, die Behördenver- treter des Landratsamtes (Kreisforstamt, -jagdamt, -landwirtschaftsamt, -veterinäramt, Plenum), und des Regierungspräsidiums (Ref. 86 Obere Jagdbehörde, Ref. 83 Forstpolitik, Ref. 55 Natur- schutz, Biosphärengebietsteam) sowie die BIMA (Bundesforst) und Vertreter des Naturschutzes (Nabu). Am Freitag nahmen ca. 70 Personen, am Samstag ca. 60 Personen an der Veranstaltung teil.

Abb. 14: An der Erarbeitung des Schwarzwildkonzeptes Münsingen mitwirkende Interessengrup- pen.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt, die von jeweils einem Moderator betreut wurden. Die Gruppe „Wild“ umfasste die Vertreter der Jagdpächter und des Jagdverbandes; die Gruppe „Landwirtschaft“ setzte sich aus Vertretern der betroffenen Landwirte, des Bauernverbandes, der Ortsobleute für Landwirtschaft und den landwirtschaftlichen Behördenvertretern zusammen; die Gruppe „Wald/Naturschutz“ umfasste die Behördenvertreter aus den Bereichen Forst, Naturschutz sowie den nichtbehördlichen Naturschutz; die Gruppe Politik/Gesellschaft wurde durch die Vertreter der Stadt Münsingen, die Ortsvorsteher und Vertreter der Gemeinderatsfraktionen repräsentiert.

5.6.2 Zufriedenheit der Interessengruppen mit der aktuellen Schwarzwildsituation

Als Einstieg in die Moderation wurde die Akzeptanz der bisherigen Schwarzwildbewirtschaftung abgefragt. Die Ergebnisse der verdeckten Punktung zeigen die Abb.15-18.

Gruppe "Wild" Wie zufrieden sind Sie mit der Schwarzwildsituation?

10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Zufriedenheit (Skala 0-10 = gar nicht zufrieden bis sehr zufrieden)

Abb. 15: Zufriedenheit der Gruppe „Wild“ mit der aktuellen Schwarzwildsituation.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Gruppe "Landwirtschaft" Wie zufrieden sind Sie mit der Schwarzwildsituation?

10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Zufriedenheit (Skala 0-10 = gar nicht zufrieden bis sehr zufrieden)

Abb.: 16. Zufriedenheit der Gruppe „Landwirtschaft“ mit der aktuellen Schwarzwildsituation.

Gruppe "Wald/Naturschutz" Wie zufrieden sind Sie mit der Schwarzwildsituation?

10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Zufriedenheit (Skala 0-10 = gar nicht zufrieden bis sehr zufrieden)

Abb.: 17. Zufriedenheit der Gruppe „Wald/Naturschutz“ mit der aktuellen Schwarzwildsituation.

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Gruppe "Politik/Gesellschaft" Wie zufrieden sind Sie mit der Schwarzwildsituation?

10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Zufriedenheit (Skala 0-10 = gar nicht zufrieden-sehr zufrieden)

Abb.: 18. Zufriedenheit der Gruppe „Politik/Gesellschaft“ mit der aktuellen Schwarzwildsituation.

Unter den Jägern gibt des kein einheitliches Bild. Allerdings ist der überwiegende Teil der Gruppe „Wild“ mit der derzeitigen Situation zufrieden. Die Landwirte sind mehrheitlich sehr unzufrieden mit der aktuellen Schwarzwildsituation auf der Gemarkung der Stadt Münsingen. Auch in der Gruppe „Wald/Naturschutz gibt es lediglich einen Teilnehmer, der auf der Zufriedensheitsskala von 0-10 (von „gar nicht zufrieden“ bis „sehr zufrieden“) bei 8 gepunktet hat. Der überwiegende Teil der Gruppe „Politik/Gesellschaft“ brachte ebenfalls ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck.

5.6.3 Motivation zur Mitarbeit am Schwarzwildkonzept

Ebenfalls mittels verdeckter Punktung wurde die Bereitschaft abgefragt, an dem Schwarzwildkon- zept Stadt Münsingen mitzuarbeiten. Die Ergebnisse der Abb.19-22 zeigen, dass die Motivation der Interessenvertreter überwiegend hoch bis sehr hoch ist, an dem Konzept mitzuarbeiten.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Gruppe "Wild" Wie hoch ist Ihre Motivation an dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen mitzuarbeiten? 10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Motivation (Skala 0-10 = gering bis sehr hoch)

Abb. 19: Motivation der Gruppe „Wild“ am Schwarzwildkonzept der Stadt Münsingen mitzuarbeiten.

Gruppe "Landwirtschaft" Wie hoch ist Ihre Motivation an dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen mitzuarbeiten? 10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Motivation (Skala 0-10 = gering bis sehr hoch)

Abb. 20: Motivation der Gruppe „Landwirtschaft“ am Schwarzwildkonzept der Stadt Münsingen mit- zuarbeiten.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Gruppe "Wald/Naturschutz" Wie hoch ist Ihre Motivation an dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen mitzuarbeiten?

10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Motivation (Skala 0-10 = gering bis sehr hoch)

Abb. 21: Motivation der Gruppe „Wald/Naturschutz“ am Schwarzwildkonzept der Stadt Münsingen mitzuarbeiten.

Gruppe "Politik/Gesellschaft" Wie hoch ist Ihre Motivation an dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen mitzuarbeiten? 10

8

6

4

Stimmenanzahl 2

0 012345678910

Motivation (Skala 0-10 = gering bis sehr hoch)

Abb. 22: Motivation der Gruppe „Politik/Gesellschaft“ am Schwarzwildkonzept der Stadt Münsingen mitzuarbeiten.

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5.6.4 Konsens-Dissens-Diskussion

Der Zweitages-Workshop hat wesentliche Konsensaspekte für die Ziele eines zukünftigen Schwarzwildmanagements sowie konkrete Ansätze zur Zielerreichung zu Tage gefördert. Erwar- tungsgemäß wurden aber auch Meinungsverschiedenheiten (Dissenspunkte) zu Einzelaspekten deutlich. Bei der Arbeit der Workshopteilnehmer standen zwei Fragen im Mittelpunkt: 1. „Welche Ziele müssen für Sie in einem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen berücksichtigt werden?“ und 2. „Wie können diese Ziele ganz konkret erreicht werden?“ Die von den einzelnen Gruppen erarbei- teten Ziele wurden mit der zweiten Frage auf Konsens bzw. Dissens hin geprüft. Dazu wurden sechs gemischte Gruppen gebildet, die jeweils aus Vertretern der Gruppen „Wild“, „Landwirtschaft“, „Wald/Naturschutz“ und „Politik/Gesellschaft“ bestanden.

Die nachfolgende Tab. 5 fasst die Themenfelder und die Dissenspunkte des Workshops zusammen und ordnet sie übergeordneten Sinneinheiten zu.

Tab. 5: Übergeordnete Sinneinheiten, Themenfelder und herausgearbeitete Dissenspunkte.

Sinneinheiten Themenfelder Workshop Dissenspunkte

1) Leitlinien -

2) Akzeptanz Ziel kein Wildschaden

3) Biosphärengebiet - Organisation

4) Jagdrevier / Organisation Abgrenzung Jagdbögen, Einbezug Staatsjagd

5) Pachtverträge Abschussprämie, Regiejagd, Wildschaden, Preisindex, Jagdge- nossen, Jour fix im Pachtvertrag 6) Freude an der Jagd / Psychologie eingeschränktes Betretungsrecht Mensch und Schwarzwild 7) Vermarktung -

8) Kommunikation /Zusammenarbeit Fruchtfolgeregelung, Beseitigung Vertrauensbildende Fruchtreste, Schlaggröße, Boden- Maßnahmen bearbeitung

Fortsetzung nächste Seite

40

SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

9) Kooperation Bestandeshöhe, Abschussplan

10) Zielkonflikt Landnutzung 3-Felderwirtschaft

11) Innovative Jagdkonzepte / Schwarz- Quotenregelung, Bejagungsvorga- wild-Bestandesmanagement ben 12) Jagdstrategie / Bejagungskonzept Rehwildbejagung, Ruhezonen, Schonzeitregelung, Saufang, Schwarzwild- bewirtschaftung 13) Fütterung Kirrung, mehr Futter in Milchreife

14) Wildschadensverhütung Zaunkontrolle, Fruchtfolge, gem. Absammeln Erntereste, Bodenbe- arbeitung nach Ernte 15) Wildschäden / Schadensregulierung Wildschadensfond, gesetzliche Wildschadensregelung, Differen- zierung Futter-, Energiemais

Wesentlicher Dissens bestand bei Fragen der Schwarzwildbewirtschaftung selbst. Hier standen die Bejagungsstrategie und -zielsetzung im Mittelpunkt: klare Bejagungsvorgaben hinsichtlich der Ge- samtzielsetzung, Kirrjagd versus innovativer Bewegungsjagdkonzepte, Rehwildbejagung. Nicht Konsensfähig war die alternative Methode des Einsatzes von Saufängen zur Bestandesregulation. Des Weiteren wurden gegensätzliche Auffassungen bei der Wildschadensproblematik deutlich (Bewirtschaftung der Felder und Wiesen, Fruchtfolge, Schadensregulation, -verhütungsaufwand). Offensichtliche Defizite zeigten sich auch bei der Kommunikation und Kooperation zwischen Land- wirten und Jägern. Während es keinen Dissens im Zusammenhang mit der Wildbretvermarktung gab, ging eine Einschränkung des Betretungsrechtes des Waldes im Themenfeld „Freude an der Jagd“ einigen Teilnehmern zu weit. Bei der Sinneinheit „Organisation“ gab es keinen Dissens bei den Themenfeldern Biosphärengebiet und Leitlinien. Allerdings hielten einige Teilnehmer die Ziel- setzung „keinen Wildschaden“ für nicht konsensfähig. Außerdem bestand bei Fragen der Jagdre- vierabgrenzung und der Aufnahme neuer Aspekte in den Jagdpachtvertrag kein Konsens. Die Ein- zelergebnisse des Workshops sind im Anhang 12.10 nachzulesen.

5.6.5 Konfliktbewertung

Es käme der „Quadratur des Kreises“ nahe, wenn das vorliegende Schwarzwildkonzept das Span- nungsfeld zwischen Jagd, Land- und Forstwirtschaft sowie der Gesellschaft zur Zufriedenheit aller lösen könnte. Dennoch zeichnen sich die Problemfelder des bisherigen Managements nach dem Workshop klarer ab und eröffnen so die Möglichkeit, konkrete Vorschläge für Verbesserungsmaß- nahmen zu erarbeiten. Zudem lassen sich wichtige Eckpfeiler einer wildbiologisch sinnvollen, kon-

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

sensfähigen und somit zukunftsweisende Schwarzwildbewirtschaftung erkennen, die auch den An- forderungen des Managements einer Wildtierart im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gerecht werden kann.

Die bearbeiteten Themenfelder des Workshops bei denen Dissens bestand, wurden im Rahmen von Interviews und Gesprächen sowie bei der Umfrage unter den Jagdpächtern aufgegriffen und weiter konkretisiert. Mit diesem partizipatorischen Ansatz wurde sichergestellt, dass der begonnene Prozess Schwarzwildkonzept von allen Akteuren vor Ort getragen wurde.

5.7 Umfrage

Neben den Ergebnissen des Workshops, den geführten Einzelgesprächen und den Analysen vor- handener Daten zu Jagdstrecke und Wildschäden, wurden die Zielvorstellungen des Konzeptes durch eine anonyme Umfrage unter den Jagdpächtern konkretisiert und abgestimmt. Die wichtigs- ten Ergebnisse der Umfrage unter den Münsinger Jagdpächtern sind als weiterer Baustein des Konzeptes nachfolgend dargestellt. Die Umfrage wurde von allen Antwortenden korrekt beantwor- tet. Bei Durchsicht der Fragebögen entstand bei keinem Rücklauf der Eindruck, dass die Fragen nicht der Zielsetzung der Umfrage entsprechend beantwortet wurden. Teilweise wurden detaillierte Ausführungen auf der Rückseite der Umfragebögen bzw. auf zusätzlichen Blättern abgegeben.

5.7.1 Umfragerücklauf

Von den insgesamt 40 angeschriebenen Jagdpächtern beantworteten 20 den verschickten umfang- reichen Fragebogen1. Dies entspricht einem Rücklauf von 50%. Im Vergleich zu ähnlichen Umfra- gen ist dies ein bemerkenswertes Ergebnis und Beleg für das Interesse der Münsinger Jagdpächter an der Gestaltung „Ihres“ Schwarzwildkonzeptes. Die nachfolgenden Auswertungen beziehen sich immer auf die 20 Jagdpächter, die die Fragen beantwortet haben. Bei der Wertung des Stichpro- benumfangs des Rücklaufs ist zu berücksichtigen, dass 12 der insgesamt 25 Jagdbögen von einer Pächtergemeinschaft gepachtet sind. Zumindest wenn Ehepartner bzw. andere Familienmitglieder als Pächter eingetragen sind, war zu erwarten, dass nicht von jedem Angeschriebenen ein ausge- füllter Fragebogen zurückgeschickt wird. Auch dieser Aspekt spricht für ein repräsentatives Mei- nungsbild, das aus der Umfrage hervorgeht.

1 Ein Fragebogen ging per Post am 03.12.2009 ein. Wegen des späten Eingangs konnte er leider nicht mehr bei der Umfrageauswertung berücksichtigt werden. Die gesetzte Rücksendefrist war der 17.10.2009.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

5.7.2 Jagdpächter und Jagdgäste

Von den 20 Jagdpächtern betreuen 8 ihr Revier erst seit dem Jahr 2004 oder später, 6 bewirtschaf- ten ihr Revier schon seit 1990 oder früher. Ein Jagdpächter bejagt Schwarzwild schon seit dem Jahr 1950, einer erst seit dem Jahr 2004. Im Mittel erlegten die Befragten 6,2 Sauen persönlich im Durchschnitt der letzten vier Jagdjahre im eigenen Revier (Minimum = 0, Maximum = 30). Bezogen auf das letzte Jagdjahr 2008/09 erlegten sie im Mittel 6 Sauen (Minimum = 0, Maximum = 37). Ins- gesamt erlegten 5 Jagdpächter im vergangenen Jagdjahr keine Sauen im eigenen Revier.

Jagdgäste werden von 4 Jagdpächtern zur Ansitzjagd eingeladen, von 6 ausschließlich zur Bewe- gungsjagd und von 9 zur Ansitz- und Bewegungsjagd auf Schwarzwild. Ein Jagdpächter, der in den vergangenen vier Jagdjahren selbst kein Schwarzwild erlegt hat, lädt keine Jagdgäste zur Schwarz- wildjagd.

5.7.3 Abgrenzung des Jagdbogens

Vor dem Hintergrund der Schwarzwildbejagung sind 12 Jagdpächter (60%) mit der Abgrenzung ihres Jagdbogens zufrieden. 8 Jagdpächter (40%) sind nicht zufrieden und geben die in Tab. 6 zu- sammengestellten Gründe für ihre Unzufriedenheit an.

Tab.6: Gründe für die Unzufriedenheit der befragten Jagdpächter mit der Abgrenzung ihres Jagd- bogens vor dem Hintergrund einer optimalen Schwarzwildbejagung.

Begründungen für die Unzufriedenheit mit der Abgrenzung des Jagdbogens

Sind Sie mit der Abgrenzung Ihres Jagdbogens vor dem Hintergrund einer optimalen Schwarzwild- bejagung zufrieden? Wenn nein, warum sollte er anders abgegrenzt sein? Nein, er sollte anders abgrenzt sein, weil … Abgrenzung des Reviers durch nicht befahrbaren Weg (schlecht zum Kreisen bei Neuschnee). Weniger als 10% Waldanteil, Rest intensive Landwirtschaft mit den dadurch auftretenden Proble- men. Der Waldanteil ist zu klein. Weil jetzt die Markungsgrenze Jagdgrenze ist und vereinbarte, jagdlich richtige Arrondierungen auf zwei Seiten des Reviers aufgehoben wurden (Arrondierungen von 1936 jetzt vor einigen Jahren bei Neuverpachtung negiert). Weil die Gemarkungsgrenzen/Grenzen zum Staatsforst unsinnig sind und für die Bejagung von Schwarzwild sogar ein Hindernis darstellen. Fortsetzung nächste Seite

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Weil sich Sauen in unserem Waldstreifen von zwischen 150-200 m Breite nicht aufhalten, wohl aber in südlich angrenzenden Wäldern des Alb-Donau-Kreises Grenzen teilweise an Waldrändern laufen, Einstände und potentielle Wildschadensflächen gehen zusammen. Felder an "feindlichen" Waldgrenzen - nicht bejagbar

5.7.4 Wildbretvermarktung

In Jägerkreisen ist immer wieder davon zu hören, dass die Wildbretvermarktung bei größeren Jagdstrecken oder in den Sommermonaten Probleme bereitet. Zu dieser Thematik wurden die Münsinger Jagdpächter befragt. Die Ergebnisse zeigt die Tab. 7.

Tab. 7: Vermarktung von Schwarzwildbret aus Münsinger Jagdrevieren [Anzahl und % der Nen- nungen].

Stellt die Vermarktung des erlegten Schwarzwildes aus Ihrem Revier für Sie ein Problem dar? Nein, ich könnte sogar noch mehr Ja Nein, kein Problem erlegte Sauen vermarkten n % n % n % 4 20 14 70 2 10 Die Vermarktung stellt ein Problem dar, weil / wenn … mehrere Sauen auf einmal anfallen, oder saisonal und gewichtsmäßig bedingt die Abnahme schwierig ist, ansonsten "nein", ich könnte sogar übers Jahr verteilt noch mehr Sauen vermarkten Die Abnahmebereitschaft durch Abnehmer (Hotels, Privat) ist nicht ausgeprägt, zu niedrig Im Sommer mit den Sauen und Böcken Ich jage an Wochenenden, v. a. wegen Fleischbeschau usw.

80% der Münsinger Jagdpächter haben keine Probleme mit der Vermarktung der erlegten Wild- schweine, 2 Jagdpächter könnten sogar noch mehr Schwarzwildbret vermarkten. Von den 4 Jagd- pächtern (20%), die Probleme bei der Vermarktung angeben, sieht nur einer Defizite in der Abnah- mebereitschaft der lokalen Gastronomie bzw. bei Privatkunden. Dieser erlegte persönlich im letzten Jagdjahr lediglich zwei Sauen, die drei anderen Jagdpächter mit Vermarktungsproblemen erlegten keine, 4 bzw. 18 Sauen.

Die Idee, alles erlegte Wildbret unter einem gemeinsamen Label (z.B. der Stadt Münsingen oder des Biosphärengebietes) zu vermarkten, hielten 70% Jagdpächter für sinnvoll, 30% waren gegen-

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teiliger Meinung. Von denjenigen, die ein gemeinsames Vermarktungslabel befürworten, war ledig- lich einer nicht bereit, weitere Qualitätsstandards wie beispielsweise regelmäßige Radiocäsiumun- tersuchungen zu akzeptieren.

Tab. 8: Wildbretvermarktung unter einem gemeinsamen Label bzw. der Akzeptanz von Qualitäts- standards, die über die gesetzlich verpflichtenden hinausgehen [Anzahl und % der Nennungen].

Label Qualitätsstandards Halten sie die Idee der Wildbretvermarktung (al- Wären Sie bereit für ein solches Vermarktungs- len erlegten Wildes) unter einem gemeinsamen label beim Schwarzwild neben den gesetzlichen Label (z.B. der Stadt Münsingen, des Biosphä- Vorschriften zur Wildbrethygiene (Trichinenbe- rengebiets) für sinnvoll? schau, etc.) weitere Qualitätsstandards zu ak- zeptieren (z.B. regelmäßige Radiocäsiumunter- suchungen)?

Ja Nein Ja Nein (bzw. Antwort entfällt

wg. „Nein“ zu Label) n % n % n % n % 14 70 6 30 14 70 6 30

5.7.5 Bewertung der derzeitigen Schwarzwildsituation und Einschätzung des Bestandes

Die Gründe für die Ausbreitung und den Anstieg der Schwarzwildpopulation auf der Schwäbischen Alb im Raum Münsingen in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehen die befragten Jagdpächter in Münsingen selbstkritisch (Tab. 9). Etwa 60 % der Nennungen, die als „ganz entscheidender Grün- de“ für die Ausbreitung und den Anstieg der Schwarzwildbestände angesehen werden, beziehen sich auf Aspekte des Schwarzwildmanagements, die die Jäger (Jagdpächter) steuern können. Ins- besondere werden der zu geringe jagdliche Eingriff in die Population und die Energiezufuhr durch die Fütterungsmaßnahmen genannt. In 22% der Nennungen wird als ganz entscheidender Grund die veränderte Landnutzung angegeben, die von Jägerseite nicht beeinflussbar ist. Hier wird mit 20% der Nennungen die veränderte Anbau- und Flächenstruktur in der Landwirtschaft (v. a. Mais- anbau) als Grund für die Ausbreitung und den Anstieg der Schwarzwildpopulation genannt. Bei den sonstigen von den Jägern nicht zu beeinflussenden Aspekten werden mit jeweils 7% der globale Klimawandel und die häufigeren Baummasten der vergangenen Jahre als ganz entscheidende Gründe genannt.

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Tab. 9: Gründe für die Ausbreitung und den Anstieg der Schwarzwildbestände auf der Schwäbi- schen Alb im Raum Münsingen in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Gründe n % (hier nur Nennungen, die als „ganz entscheidender Grund“ angesehen wurden) von Jägern unbeeinflussbare Aspekte der Landnutzung 12 22

Veränderte Anbau- und Flächenstruktur in der Landwirtschaft (v. a. Maisanbau) 11 20 Veränderungen bei der Waldbewirtschaftung (naturnaher Waldbau mit großen Verjün- 1 2 gungsflächen) von Jägern steuerbare Aspekte der Schwarzwildbewirtschaftung 32 59 Energiezufuhr durch Fütterung (unabhängig von deren Zielsetzung: Kirrung, Ablenkung, 5 9 Notzeit) Ganzjährige Ablenkfütterung ≈ Mast von Wildschweinen 1 2 Höhere Reproduktionsraten der Bachen und größere Überlebensraten bei Frischlingen 5 9 Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Gesamtheit der Schwarzwildpopulation 3 6 Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Altersklasse der Bachen 4 7 Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Altersklasse der Frischlinge 7 13 Gestörte Sozialstruktur durch falsche Bejagung 2 4 Falsches Schwarzwildmanagement in der Umgebung der Münsinger Reviere 5 9 von Jägern unbeeinflussbare Aspekte des Klimas, der Baummast, der Beutegreifer, 10 19 des Freizeitdrucks bzw. der Forstarbeiten Globale Klimaerwärmung (v. a. milde, schneearme Winter der vergangenen Jahre) 4 7 Häufigere Baummast (v. a. in der Buche) 4 7 Fehlende natürliche Beutegreifer (v. a. Wölfe) 1 2 Freizeitdruck, Waldarbeiter zu jeder Tages- und Nachtzeit 1 2

Das Schwarzwildvorkommen im eigenen Revier schätzen die Jagdpächter unterschiedlich ein (Abb. 23). 15% geben an, in ihrem Revier auf der Münsinger Gemarkung Schwarzwild als Standwild zu haben. Die Hälfte der Jagdpächter hat Schwarzwild immerhin als häufiges Wechselwild im Revier. Bei 35% der Jagdpächter kommt es nur als sporadisch auftretendes Wechselwild vor.

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Einschätzung des Schwarzwildvorkommens im eigenen Münsinger Revier

Standwild häufiges Wechselwild sporadisches Wechselwild

15%

35%

50%

Abb. 23: Schwarzwildvorkommen als Stand- bzw. häufiges und sporadisches Wechselwild im eige- nen Revier auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen.

Wie aber schätzen die Münsinger Jagdpächter die Höhe des Schwarzwildbestandes vor dem Hin- tergrund Ihrer Regulationsbemühungen ein? Die Abb. 24 zeigt, dass 50% der Münsinger Jagdpäch- ter die Schwarzwildpopulation im eigenen Revier vor Beginn der herbst-/winterlichen Jagdsaison als niedrig oder sogar zu niedrig einschätzen. Insgesamt 6 Jagdpächter (30%) sind zum Zeitpunkt der Befragung im Oktober/November 2009 der Meinung, der Schwarzwildbestand im eigenen Re- vier sei hoch oder sogar viel zu hoch (nur ein Jagdpächter). Lediglich 3 Jagdpächter (15%) halten den Schwarzwildbestand im Herbst 2009 für genau richtig reguliert. Ein Jagdpächter machte keine Angabe.

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Einschätzung des Schwarzwildbestandes durch die Münsinger Jagdpächter im eigenen Revier im Okt. / Nov. 2009 (n=20 Rück meldungen von n=40 Befragten, Zahlen über den Säulen = Anzahl der Nennungen) 8 40

30 5

20 3 2

Nennungen in % Nennungen in 10 1 1

0 viel zu hoch genau niedrig viel zu keine hoch richtig niedrig Angabe reguliert

Einschätzung des Schwarzwildbestandes

Abb. 24: Einschätzung des Schwarzwildbestandes im eigenen Revier durch die Münsinger Jagd- pächter im Herbst 2009 (Oktober/November zum Zeitpunkt der Umfrage).

Von den befragten Jagdpächtern sahen sich 3 in der Lage, den Schwarzwildbestand zu Beginn des Jagdjahres genau zu beziffern (2 x 0 Sauen, 1 x 9 Sauen). Die anderen 17 gaben an, dass hierzu keine Angabe möglich sei.

Dennoch müssen die Jäger ihre Jagdintensität am vorhandenen Schwarzwildbestand irgendwie ausrichten. Dazu sind Einschätzungen des Bestandes notwendig. Diese Einschätzungen erfolgen auf unterschiedliche Weise (Tab. 10). 33% der Nennungen entfallen auf die Schadenssituation als ausschlaggebenden Indikator, 23% auf die Jagdstrecke als entscheidender Indikator, 18% auf zu- fällige Beobachtungen, die hochgerechnet werden, 18% auf Zählungen an Kirrungen und Informati- onen aus dem Nachbarrevier, 3% auf Unfallwild und in einem Fall kennt ein Jagdpächter sogar die Schwarzwildrotten nach Anzahl und Struktur in seinem Revier.

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Tab. 10: Methoden zur Ermittlung des Schwarzwildbestandes.

Wie ermitteln Sie die Höhe des Schwarzwildbestandes? (Mehrfachnennungen möglich) Methode n % Jagdstrecke ist der entscheidende Indikator 9 23 Schadenssituation ist der ausschlaggebende Indikator 13 33 Ich kenne die Rotten in meinem Revier (Anzahl/Struktur) 1 3 Hochrechnen zufälliger Beobachtungen 7 18 Revierübergreifende Zählungen an Kirrungen 5 13 Zählungen an den Kirrungen, Information aus Nachbarrevier 2 5 Unfallwild (an B465) 1 3 kein Bestand vorhanden 1 3

Für die Münsinger Jagdpächter (vgl. Workshopergebnisse im Anhang 12.10) ist die Freunde an der Jagd ein entscheidender Faktor, warum sie eine Jagd auf der Gemarkungsfläche der Stadt Mün- singen gepachtet haben. Allerdings stehen der Freude bei der Bejagung des Schwarzwildes die Problematik der Wildschäden und der Aufwand für die Wildschadensverhütung entgegen. Daher wurden die Jagdpächter um ihre Aussage gebeten, ob sie auch ohne die Erlegung von Schwarzwild Freude an ihrer gepachteten Jagd haben könnten. Das Ergebnis zeigt die Abb. 25.

Münsinger Jagdpächter und ihr Anspruch an die Schwarzwildbejagung Könnten Sie sich vorstellen, auch ohne die Erlegung von Schwarzwild Freude an Ihrem gepachteten Revier zu haben?

Ja, ich könnte auf die Erlegung von Schw arzw ild ganz verzichten Nein, ich möchte mindestens x Sau(-en) pro Jagdjahr in meinem eigenen Revier erlegen können

35% 65%

Abb. 25: Münsinger Jagdpächter und ihr Anspruch an die Schwarzwildbejagung.

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Nur ⅓ der Münsinger Jagdpächter kann sich vorstellen, auf die Erlegung von Schwarzwild ganz zu verzichten, da die Sorgen mit der Wildart größer sind (Wildschäden) als die jagdliche Freude bei der Bejagung. Etwa ⅔ wollen Schwarzwild in ihrem eigenen Revier bejagen können. Von den 13 Jagdpächtern, denen die Schwarzwildjagd so viel bedeutet, dass sie trotz der damit verbundenen Sorgen auf eine Bejagung dieser Wildart nicht verzichten können, machten 11 konkrete Angaben zur Anzahl der Sauen, die sie im Durchschnitt pro Jagdjahr erlegen wollen. Von den insgesamt 20 Jagdpächtern, die eine Rückmeldung auf die Umfrage gegeben haben, wollen demnach 11 Jagd- pächter (55%) im Durchschnitt mindestens 55 Sauen pro Jagdjahr in ihren gepachteten Revieren auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen erlegen können.

Die 7 Jagdpächter, die auf die Schwarzwildjagd verzichten könnten, hatten im vergangenen Jagd- jahr zusammen 4 Sauen erlegt (= 2% der Gesamtstrecke von 176 Sauen in allen gemeinschaftli- chen Jagdbezirken in Münsingen im Jagdjahr 2008/09). Die 13 Jagdpächter, denen die Schwarz- wildjagd sehr viel bedeutet, so dass sie darauf nicht verzichten können, erlegten im vergangenen Jagdjahr 2008/09 zusammen 116 Sauen (= 66% der Gesamtstrecke von 176 Sauen in allen ge- meinschaftlichen Jagdbezirken in Münsingen im Jagdjahr 2008/09).

Wenn die Mehrheit der Jagdpächter den Anspruch erhebt, alljährlich Schwarzwild im eigenen Re- vier in einer bestimmten Höhe erlegen zu wollen, müssten sie in der Lage sein, den Schwarzwild- bestand auf ein bestimmtes Niveau einzuregulieren, damit die Bestände nicht anwachsen. Die ei- gene Einschätzung der Jagdpächter, ob ihnen dies mit den Mitteln, die sie als Jäger zur Verfügung haben gelingt, ist in der nachfolgenden Tab. 11 zusammengefasst.

Die befragten Münsinger Jagdpächter sehen die Möglichkeit, den Schwarzwildbestand mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auf ein bestimmtes Niveau einzuregulieren uneinheitlich. Zu fast glei- chen Teilen (53 bzw. 47% der Nennungen) glauben die einen dies ist möglich, die anderen halten dies für unmöglich. Bei den durch die Jagdpächter selbst ergänzten Antworten beziehen sich die meisten Angaben auf zwei Themenkreise, zum einen das „revierübergreifende Schwarzwildmana- gement“ und zum anderen die „Fütterungsproblematik“.

Aufgrund dieser uneinheitlichen Einschätzung, ob sich der Schwarzwildbestand überhaupt auf ein bestimmtes Niveau regulieren lässt, wurden die Jagdpächter zu den beiden „Stellschrauben“, an denen sie selbst „drehen“ können befragt. In den beiden nächsten Kapiteln sind die Ergebnisse zur derzeitigen Bejagungs- und die Fütterungspraxis dargestellt.

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Tab. 11: Regulierbarkeit des Schwarzwildbestandes mit jagdlichen Mitteln.

Glauben Sie, dass sich der Schwarzwildbestand mit den Mitteln, die man als Jäger zur Verfügung hat, auf ein bestimmtes Niveau einregulieren lässt? (Mehrfachnennungen möglich) Nennungen Antwort n % ∑ % Ja/Nein Ja, im Wesentlichen kann man über die Bejagung steu- ernd eingreifen 10 31 Ja, außerdem steuere ich die Bestandeshöhe über die Fütterung (Kirrung, Ablenkfütterung und Notzeitfütterung) 2 6 Ja, weil … (ergänzte Angaben durch Jagdpächter) • „durch drastische Reduzierung von übertriebenen Fütterungen!“ 53 • „ich glaube, dass noch nicht alle Möglichkeiten zur jagdlichen Regulierung voll ausgeschöpft wurden“ • „ich auf Schwarzwild jage“ • „ohne Kirrung und Fütterung die Reproduktionsra- te sinkt“ • „wenn revierübergreifend wenig gefüttert und kon- sequent gejagt wird“ 5 16 Nein unmöglich, zu viele andere Faktoren (z.B. Klima, Maisanbau, Mastsituation), die der Jäger nicht beeinflus- sen kann, bestimmen die Höhe des Schwarzwildbestan- des 10 31 Nein, weil … (ergänzte Angaben durch Jagdpächter) • „meine Nachbarn teilw. Sauenzucht betreiben, sprich zu viel füttern“ • „die jagdliche Ausrüstung beschränkt ist (Nacht- 47 zielgeräte), wäre z.B. sinnvoll an Feldern bei Schäden“ • „die gesetzlichen, erlaubten Mittel begrenzt sind“ • „zu wenig revierübergreifend und viele ihr eigenes Süppchenkochen wollen“ • „Sauen nur noch nachtaktiv sind wegen Freizeit- druck und Störungen im Wald“ 5 16 ∑ 32 100 100

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5.7.6 Jagdarten auf Schwarzwild und Bejagungsstrategie

Nur 22 der von den befragten Jagdpächtern im Jagdjahr 2008/09 insgesamt erlegten 145 Sauen wurden auf Gemeinschaftsjagden erlegt, das Gros (123 Sauen) kam auf der Einzeljagd zur Strecke.

Die Bejagung der Sauen auf der Münsinger Markung findet zum überwiegenden Teil an der Kirrung statt (Abb. 26). 68% der von den befragten Jagdpächtern im Jagdjahr 2008/09 erlegten Sauen wur- den beim Einzelansitz an einer Kirrung erlegt. Bei einem Gemeinschaftsansitz an Kirrungen wurden lediglich 2% der im vergangenen Jagdjahr erlegten Sauen geschossen. Eine andere Form der Ein- zeljagd, die Pirsch, lieferte nur 6% der Gesamtstrecke. Auf geplanten revierübergreifenden oder revierinternen Jagden wurde nur je 1%, auf spontanen Bewegungsjagden auf gekreiste Sauen im Winter immerhin 13% der letztjährigen Gesamtstrecke erzielt.

Bejagungsarten auf Schwarzwild im Jagdjahr 2008/09 in den Revieren der Münsinger Jagdpächter (n=20 Rückmeldungen von n=40 Befragten, Zahlen über den Säulen = Anzahl erlegter Sauen)

99 70 Einzelansitz auf Sauen an Kirrung

60 Einzelansitz auf Sauen ohne Kirrung

Gemeinschaftsansitz auf Sauen an 50 Kirrungen Zufällige Erlegung bei Ansitz auf anderes 40 Wild Geplante revierübergreifende Bewegungsjagd 30 Geplante Bewegungsjagd im eigenen Revier

erlegte Sauen in % Sauen in erlegte 20 Spontane Bewegungsjagd auf gekreiste 19 Sauen im eigenen Revier Pirsch 10 7 8 4 Sonstige Jagdarten (Unfallwild, 3 2 1 2 Getreideernte, Schadflächenbejagung) 0 Bejagungsart

Abb. 26 : Bejagungsarten auf Schwarzwild im Jagdjahr 2008/09 in den Revieren der Münsinger Jagdpächter (Angaben der befragten Münsinger Jagdpächter).

Die Einzeljagd an der Kirrung ist in Mastjahren erfahrungsgemäß nicht besonders erfolgreich, da die Sauen die natürliche Nahrungsressource (auf der Schwäbischen Alb überwiegend Bucheckern) bevorzugen. Im Herbst 2009 gab es im Bereich der Münsinger Markung (wie fast überall in Süd- deutschland) eine relativ starke Mast in der Buche. Die Jagdpächter wurden befragt, ob sie ihre Jagdstrategie deshalb geändert bzw. an diese Situation angepasst haben.

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Von den 20 Jagdpächtern änderten 13 (65%) ihre Jagdstrategie nicht. Nur 7 Jagdpächter gaben an, sich auf die geänderte Situation durch Maßnahmen wie dem Ansitz in masttragenden Beständen (Bu-Altholz), eine intensivere Jagdplanung für das kommende Jahr 2010 oder die Durchführung von (spontanen) Bewegungsjagden einzustellen.

Die Intensivierung des gemeinsamen Jagens wäre bei einer Mastsituation wie im Herbst 2009 aber sinnvoll. Zum einen ließe sich durch eine Reduktion des Schwarzwildbestandes das Wildschadens- risiko senken, zum anderen wäre ein transparentes Monitoring des Bestandes möglich. Eine Mög- lichkeit dazu stellt das in Kap. 6.3 vorgeschlagene innovative Bewegungsjagdmodell dar. Immerhin wären 60% (12) der befragten Jagdpächter bereit, sich darauf einzulassen bzw. haben es schon getan. Allerdings lehnen 30% (6) dieses Bewegungsjagdmodell ab. Ein Jagdpächter machte keine Angaben, einer war noch unentschlossen.

Wenn Sauen auf Bewegungsjagden bejagt werden sollen, ist der Einsatz von an Sauen jagenden Hunden oft ein Garant für den Erfolg. Die Rotten können durch den Hund (die Hunde) gefunden und gesprengt werden, wodurch sich die Erlegungswahrscheinlichkeit für die teilnehmenden Schüt- zen deutlich erhöht.

In der Tab. 12 sind die Antworten auf die Frage nach dem Hundeeinsatz im eigenen Revier der befragten Münsinger Jagdpächter zusammengefasst. Der überwiegende Teil setzt Hunde zur Jagd auf Sauen im eigenen Revier ein (73% der Nennungen). 27% der Nennungen zeigen aber auch, dass es Vorbehalte gegen den Hundeeinsatz gibt. Hunde zur Schwarzwildjagd werden nur einge- setzt, wenn es die Nachsuche erfordert oder revierübergreifend gejagt wird. In einer Nennung wird zum Ausdruck gebracht, es gäbe keine guten an Sauen jagenden Hunde in der Umgegend.

Als Begründung für die Ablehnung bzw. Undurchführbarkeit des Hundeinsatzes zur Jagd auf Sauen gibt ein Pächter an, die Reviere seien zu klein und dies sei nur bei einer revierübergreifenden Jagd sinnvoll, von zwei anderen Pächtern wird auf die Gefährlichkeit wegen der Nähe zur Bundesstraße hingewiesen.

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Tab. 12: Einsatz von Hunden zur Jagd auf Schwarzwild in den Revieren der Münsinger Jagdpäch- ter.

Setzen Sie zur Jagd auf Sauen in Ihrem Revier Hunde ein? (Mehrfachnennungen möglich) Antworten n % ∑ Ja, … 16 73 ich halte selbst einen Hund, der auch zur Jagd auf Sauen eingesetzt wird 5 23 ich halte selbst mehrere an Sauen jagende Hunde und setze diese regelmäßig ein 1 5 aber dazu bediene ich mich bekannter Jäger mit an Sauen jagenden Hunden 10 45 ∑ Nein, … 6 27 ich lehne die Bewegungsjagd auf Sauen unter Einsatz von Hunden ab - - normalerweise nicht, nur wenn revierübergreifend gejagt wird dulde ich den Hundeeinsatz 2 9 nur wenn es eine Nachsuche erfordert 3 14 in meiner Umgegend gibt es keine guten, an Sauen jagenden Hunde 1 5

5.7.7 Kirrung und Ablenkfütterung

Die Fütterung mit unterschiedlicher Zielsetzung spielt in der Praxis des Schwarzwildmanagement vielerorts eine große Rolle. Neben der unter bestimmten Voraussetzungen sogar gesetzlich vorge- schriebenen Notzeitfütterung2, betreffen Fütterungsmaßnahmen im Schwarzwildmanagement vor allem die Kirrung und Ablenkfütterung. Grundsätzlich soll die Kirrung unter Vorlage geringer Fut- termengen Schwarzwild anlocken, um es leichter erlegen zu können. Die Ablenkfütterung verfolgt das Ziel durch Futtergaben im Wald, Wildschweine vom Besuch der Feldflur abzuhalten, damit dort keine oder zumindest weniger Wildschäden verursacht werden. Die Jagdgesetzgebung in Baden- Württemberg definiert die Details zum Umgang mit diesen Managementinstrumenten. Die Jagdpra- xis steht wegen der Umsetzung oft in der Kritik anderer Interessengruppen. Die Jagdpächter auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen wurden daher zu ihren Praktiken im Umgang mit Kir- rung und Ablenkfütterung befragt.

Von den 20 Jagdpächtern gaben nur 4 an, keine Kirrungen zu betreiben. In den anderen 16 Revie- ren wird die Kirrjagd mit einer unterschiedlichen Anzahl von Kirrungen betrieben (Tab. 13). Insge- samt werden in 16 Kirrjagdrevieren 42 Kirrungen betrieben (min. 1 Kirrung, max. 6 Kirrungen).

2 Eine Notzeitfütterung hielten 95% der Jagdpächter in den letzten vier Jahren für nicht notwendig.

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Tab. 13: Betriebene Kirrungen in den Kirrjagdrevieren (n=16).

Sofern Sie Sauen mittels Kirrungen bejagen, wie viele betreiben Sie in Ihrem Revier? Kirrungen pro Revier (n) Reviere (n) Kirrungen insgesamt (n) 1 3 3 2 5 10 3 5 15 4 2 8 5 - 0 6 1 6 ∑ 16 42

Die Kirrungen werden mit unterschiedlicher Häufigkeit kontrolliert bzw. mit Futtermitteln beschickt (Tab. 14). Von den insgesamt 42 Kirrungen werden 19 mindestens 1 x pro Woche beschickt (in 4 Revieren 10 Kirrungen mindestens 1 x pro Woche, in 1 Revieren 2 Kirrungen mindestens 4 x pro Woche und in 2 Revieren 7 Kirrungen täglich). Die anderen Kirrungen werden unregelmäßig nach Bedarf mit Futtermitteln beschickt.

Tab. 14: Beschickungsmodus der betriebenen 42 Kirrungen in 16 gemeinschaftlichen Jagdbezirken der Stadt Münsingen.

Wie oft beschicken Sie Ihre Kirrungen, um Schwarzwild dort auch effektiv bejagen zu können? Beschickungsmodus Reviere Kirrungen (n) (n) mind. 1 x Woche 4 10 mind. 4 x Woche 1 2 täglich 2 7 eigene Angaben der Jagdpächter: „tägliche Kontrolle und Beschickung nach Bedarf“ 2 8 „Beschickung unregelmäßig bei Bedarf“ 3 6 „ca. 1 x Woche, aber unregelmäßig“ 1 3 „ca. alle 2-3 Wochen, immer wenn Sauen da waren und gefressen ha- 3 6 ben“ ∑ 16 42

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Von den 16 Kirrjagdrevieren betreiben die Hälfte der Reviere die Kirrungen ganzjährig. Die anderen 8 Reviere betreiben die Kirrungen nur in einem bestimmten Zeitraum des Jahres (Tab. 15). Die Kirrungszeiträume sind uneinheitlich. Sie zeigen aber, dass Sauen auch aus den Revieren, die die Kirrungen nur zu einem bestimmten Zeitraum im Jahr betreiben, ganzjährig mit Futter aus Kirrun- gen versorgt werden. In einem Revier beginnt der Betrieb der Kirrungen im Juni in zwei anderen endet der Kirrungszeitraum im Mai. Lediglich in 6 Revieren wurde der Kirrungsstandort mit Revier- nachbarn abgestimmt.

Tab. 15: Kirrungszeiträume in Kirrjagdrevieren, die die Kirrungen nicht ganzjährig betreiben.

Kirrungszeiträume Reviere (n) Jun-Feb 1 Sep-Mär 1 Okt-Apr 1 Okt-Mai 2 Nov-Mär 2 Nov-Apr 1 ∑ 8

Da es im Zusammenhang mit Kirrungen und Ablenkfütterungen auch im Bereich der Jägervereini- gung Münsingen in der Vergangenheit zu Verstößen gegen die rechtlichen Vorschriften gekommen ist (JV MÜNSINGEN 2008, 2009a, vgl. auch Anhang 12.6), wurden die Jagdpächter gefragt, ob sie die geltenden rechtlichen Vorschriften zu Kirrung, Ablenkfütterung und Notzeitfütterung für praxis- tauglich halten. Die abgegebenen Kommentare machen insbesondere die uneinheitlichen Zielvor- stellungen im Umgang mit der Kirrung und Ablenkfütterung deutlich (vgl. Tab. 16). Diese reichen von der Abschaffung bis zur Intensivierung dieser beiden Schwarzwild-Managementmaßnahmen. Als Kirrmaterial rangiert Körnermais (62% der Nennungen), vor Apfeltrester/Fallobst (19% der Nen- nungen) und anderem Getreide (z.B. Druschabfälle, Weizen; 15% der Nennungen). Nur in einem Fall werden spezielle Lockmittel aus dem Handel verwendet.

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Tab. 16: Beurteilung der Praxistauglichkeit der in Baden-Württemberg gesetzlich definierten Rege- lungen im Zusammenhang mit der Kirrung, Ablenkfütterung und Fütterung

Halten Sie die in Baden-Württemberg gesetzlich definierten Regelungen im Zusammenhang mit der Kirrung, Ablenkfütterung und Fütterung für praxisgerecht? Antworten Jagdpächter Kommentare (n) Ja 7 • weil sonst von vielen Jägern zu viel und alles Mögliche ausgebracht wer- den würde • wenn die Vorschriften eingehalten werden Nein 11 • zuviel Bürokratie + Gängelung • teils unnötig präzisierend, teils zuviel Platz für Freizonen; weniger Kirr- menge würde reichen, revierübergreifende Abstimmung wäre sinnvoll • Kirrung: ja; Ablenkfütterung: nein, sogar kontraproduktiv. In manchen Re- vieren wird über das ganze Jahr tonnenweise Futter ausgebracht. Dies dient nicht zur Vermeidung von Schäden, sondern zur Wildschweinmast für große Jagden. Ein Nebeneffekt ist, dass in den Nachbarrevieren das Schwarzwild nur als sporadisches Wechselwild vorkommt und auf der Su- che nach tierischem Eiweiß dort Schäden anrichtet. Es bleibt aber nicht in diesen Revieren, so dass eine Bejagung äußerst schwierig ist • Im Wald sollte während Frühjahr bis Herbst mehr gekirrt werden dürfen, um Sauen im Wald zu halten. (Aber dafür im Wald nicht bejagen!) • Anzahl der Kirrungen ist zu gering, Maismenge o. k. • Weil Kirrung komplett verboten werden sollte • Fütterungen müssen nicht sein (Kirren ja!) • Fütterungen von Schwarzwild außer Kirrungen sind populationsfördernd • Beschränkung Kirrmenge unpraktikabel: bei Berufstätigkeit oftmals ganze Woche kein Reviergang möglich • die technischen Hilfsmittel sind nicht ausreichend! Weiß nicht 2 • weil man sie sich nicht merken kann, gehören als Merkblatt zum Jagd- schein • keine Sauen ∑ 20

Allerdings werden nur in 3 Revieren neben den dort existierenden Kirrungen (n=6) Ablenkfütterun- gen betrieben. In zwei der drei Reviere im Zeitraum von Juni-Februar bzw. Mai-Oktober. Interes- santerweise zeigt der überwiegende Teil der Nennungen, dass die Betreiber der Ablenkfütterungen

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deren Effekt hinsichtlich der Reduktion von Wildschäden gar nicht beurteilen können (Tab. 17). Nur ein Pächter sieht einen deutlichen Effekt hinsichtlich der Reduzierung der Wildschäden, aber nicht in seinem eigenen Revier, sondern in den angrenzenden Revieren bzw. auf der Gemarkung der Stadt Münsingen.

Tab. 17: Einschätzung des Effekts von Ablenkfütterungen (n=3 Reviere in den Ablenkfütterungen betrieben werden).

Wird der Wildschaden durch den Betrieb der Ablenkfütterung reduziert? Wie schätzen Sie den Effekt ein? Nennungen (n) Bewertungsskala In den angrenzenden Auf der Gemarkung In meinem Revier Revieren der Stadt Münsingen sehr deutlicher Effekt deutlicher Effekt 1 1 kein Effekt 1 negativer Effekt 1 weiß nicht 1 2 2

Allerdings glaubt der überwiegende Teil der Pächter, dass der Betreib von Ablenkfütterungen einen Einfluss auf die Bestandeshöhe des Schwarzwildes hat (70% der Nennungen).

Insgesamt werden die Aspekte rund um Kirrung und Ablenkfütterung sehr uneinheitlich wahrge- nommen und bewertet. Dies erstaunt, da die Jägervereinigung Münsingen zwei Sachverständige für die Wildfütterung (sog. „Fütterungsbeauftragte“) aus ihren Reihen benannt hat, deren „vorrangi- ge Aufgabe die Beratung und Schulung von Jagdkameraden in allen Fragen zur Fütterung, Kirrung und Ablenkungsfütterung von Wild gemäß der gesetzlichen Regelungen im Rahmen von Revierbe- ratungen oder Hegeringversammlungen ist (vgl. Anhang 12.7). Die Jagdpächter wurden daher ge- fragt, ob sie die Funktion der sog. Fütterungsbeauftragten für sinnvoll halten. Nur 8 Jagdpächter antworteten mit Ja, 11 hielten die Funktion des Fütterungsbeauftragten für nicht sinnvoll (1 Jagd- pächter machte keine Angaben). Der Tab. 18 sind die unterschiedlichen Begründungen der Jagd- pächter zu entnehmen.

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Tab. 18: Bewertung der Funktion des Fütterungsbeauftragten aus Sicht der Münsinger Jagdpäch- ter.

Die Kreisjägervereinigung hat sog. „Fütterungsbeauftragte“ aus den Reihen der Jägerschaft einge- setzt. Halten Sie deren Funktion für sinnvoll? Geben Sie eine kurze Begründung. Antworten Jagdpächter (n) Kommentare Ja 8 weil … • sonst jeder machen würde, was er will • Fachmann • er als Vermittler dient • immer noch viel Aufklärungsarbeit notwendig ist. Fütterungsbeauf- tragte können hier helfen • ich Fütterungsbeauftragter bin • viel aus Unwissenheit "verfüttert" wird • dadurch übermäßiges Kirrgut kontrolliert wird • dadurch unerfahrene Pächter angeleitet werden können und Verstö- ße gegen die Fütterungsrichtlinien abgestellt werden Nein 11 weil … • dieser Fütterungen kontrollieren und Verstöße melden dürften sollte • dieser sich nicht neutral verhält und bei ihm genehmen Pächtern be- kannte und gemeldete Verstöße nicht verfolgt. Er schaut lieber weg, damit er wieder zur Jagd eingeladen wird • ich kenne nur Dumm-Schwätzer • ich davon nicht einmal wusste • weder Fütterung noch Kirrung sinnvoll sind • kein Bedarf • ich keinen kenne, weiß nicht, was deren Aufgabe und Befugnis ist • ich das gar nicht wusste • davon ausgegangen werden muss, dass jeder Jagdpächter die Füt- terungsbestimmungen kennt und einhält • Einfluss von Mast, Landwirtschaft, Klima stärker ist • die Beauftragten selbst Jäger sind und unsympathisch auftreten ∑ 19

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5.7.8 Wildschäden und Schutzmaßnahmen

Von den 20 Jagdpächtern hatten 17 (85%) in den vergangenen vier Jagdjahren Wildschäden in ihren Revieren, nur 3 (15%) hatten keine. Die aktuelle Wildschadenssituation im laufenden Jagdjahr 2009/10 zeigt, dass nur in drei Revieren bislang mehr Wildschäden aufgetreten sind als im Vorjahr. Befragt nach den Gründen, warum im laufenden Jagdjahr mehr oder weniger Wildschäden als im Vorjahr auftreten, gaben die Jagdpächter unterschiedliche Gründe an (Tab. 19). Bei den Gründen für mehr Wildschäden im aktuellen Jagdjahr werden der vermehrte Maisanbau (keine komplette Einzäunung möglich), der Mangel an zielgerichteten Bewegungsjagden (keine effektive Durchfüh- rung) und eigene Fehler (Einzäunung von Sauen im Mais) genannt. Geringere Wildschäden im lau- fenden Jagdjahr werden mit der geringeren Populationshöhe (aufgrund der Bejagung, wegen inten- siver Fütterung in Nachbarrevieren), der Buchenmast oder einer geänderten Jagdstrategie (z.B. auf dem Tr.Üb.Pl.) begründet.

Tab. 19: Gründe für die Wildschadenssituation im laufenden Jagdjahr 2009/10.

Wie stellt sich die Wildschadenssituation in diesem Jagdjahr dar? Haben Sie im laufenden Jagdjahr mehr Schäden als im Vorangegangenen? Können Sie Gründe hierfür nennen? mehr Wildschäden im • keine echte Bewegungsjagd 2008 möglich laufenden Jagdjahr, • 12 Sauen in ca. 40 ha eingezäunt, 3 mal Sauen mit Hunden gejagt, gingen weil … nicht aus dem Mais raus • Ich habe dieses Jahr erstmals 32 Maisäcker, mehr als 30 ha. Bisher einen oder 2 Maisäcker, diese konnte ich einzäunen, 32 geht nicht! weniger Wildschäden • Rückgang der Schwarzwildpopulation, ganzjährige "Ablenkmast" im Nachbar- im laufenden Jagdjahr, revier weil … • Glück gehabt … • möglicherweise durch den diesjährig geringeren Maisanbau • Der Bestand von Sauen ist konstant niedrig. Alle paar Monate kommen spo- radisch einige eingewechselt und attackieren dann ganz bestimmte Wiesen. • Buchenmast, evtl. auch etwas weniger Sauen • Änderung der Bejagung • gute Bejagung, weniger Schwarzwild • zu trocken auf den Feldern, starke Eichen- und Buchenmast • schneereicher Winter, Försterwechsel im ehemaligen Truppenübungsplatz mit schärferer Bejagung als Folge • intensive Einzäunungsarbeit • Mast?

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Um Wildschweine von den Feldern und Wiesen abzuhalten werden verschiedene Schutzmaßnah- men ergriffen. Die Abb. 26. zeigt, dass die Einzäunung gefährdeter Kulturen mit 44% aller Nennun- gen die wichtigste Maßnahme zur Verhütung von Wildschäden ist.

Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden in den Revieren der Münsinger Jagdpächter (Zahlen über den Säulen = Nennungen)

70 Einzäunung gefährdeter Kulturen

60

Ablenkfütterungen 50 18

40 Intensive Bejagung in der Feldflur

30 11 9 Andere Vergrämungsmaßnahmen Nennungen in % in Nennungen 20 (Verstänkerungsmittel, Hukinol, Haare, Beizung Saatgut, Kanonen)

10 Sonstige Maßnahmen (keine Kirrungen, 2 1 Fütterungen von Schwarzwild) 0 Schutzmaßnahmen

Abb. 26: Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden in den Revieren der Münsinger Jagdpächter.

Die effektivste Schutzmaßnahme gegen Wildschäden (Abb. 27) ist die Einzäunung mit Elektrozaun (57% der Nennungen). An zweiter Stelle rangiert die allgemeine bzw. in der Feldflur intensive Beja- gung des Schwarzwildes (30 % der Nennungen). In zwei Fällen wird auf das Beizen des Saatgutes hingewiesen. Andere Vergrämungsmittel oder auch die Ablenkfütterung werden offensichtlich, ob- wohl angewendet, als wenig effektive Maßnahmen angesehen.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Einschätzung der Effektivität von Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden aus Sicht der Münsinger Jagdpächter (Zahlen über den Säulen = Nennungen)

70 Einzäunung (Elektrozaun)

60 13

Ablenkfütterungen 50

40 Effektive Bejagung, intensive Bejagung in 7 der Feldflur (Abschuss an / auf 30 Schadensflächen) Andere Vergrämungsmaßnahmen Nennungen in % in Nennungen 20 (Verstänkerungsmittel, Hukinol, Haare, Beizung Saatgut, Kanonen) 2 10 Sonstige Maßnahmen (keine Kirrungen / 1 Fütterungen) 0 0 Schutzmaßnahmen

Abb. 27: Effektivität der ergriffen Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden durch Schwarzwild aus Sicht der Münsinger Jagdpächter.

Die Einzäunung mit Elektrozaun ist unter den möglichen technischen Schutzmaßnahmen gegen Schwarzwildschäden zwar effektiv, aber auch besonders aufwendig. Daher wurden die Jagdpäch- ter in der Umfrage gebeten, den monetären und zeitlichen Aufwand für das Einzäunen anzugeben.

In 18 Münsinger Revieren werden Einzäunungsmaßnahmen vorgenommen. Zwei Jagdpächter ga- ben an, im laufenden Jagdjahr keine Einzäunung vorgenommen zu haben. 17 Jagdpächter mach- ten Angaben zur Größe der eingezäunten Flächen. 6 Jagdpächter gaben keine Hektarzahl der ein- gezäunten Fläche an, sondern alternativ die Gesamtlänge Elektrozaun in Laufmeter. Bei der Um- rechnung Laufmeter Zaun in umzäunte Fläche in Hektar wurde eine quadratische Feldfläche von 100m x 100m und ein Umfang von 400m unterstellt. Insgesamt werden von 17 Jagdpächtern durchschnittlich pro Jahr 321 ha gefährdete Kulturflächen eingezäunt. Dies entspricht einer mittle- ren Fläche von 18,8 ha eingezäunter landwirtschaftlicher Kulturen pro Revier. Insgesamt 18 Jagd- pächter haben für die Weidezaungeräte, Litzen, Pflöcke, etc. Anschaffungskosten in Höhe von € 40.300,- aufgewendet (im Mittel € 2239,- pro Revier). Diese Jagdpächter und ihre Helfer wenden pro Jahr durchschnittlich 12 Arbeitstage á 8 Std. für den Auf- und Abbau sowie den Unterhalt der Elektrozäune auf (min. 1,5 bis max. 36 Arbeitstage pro Jahr).

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Der Aufwand für den Schutz der landwirtschaftlichen Kulturen mit der effektivsten Schutzmaßnah- me des Elektrozaunes ist demnach immens. Daher wurden die Jagdpächter gefragt, ob und unter welchen Voraussetzungen sie ganz auf das Einzäunen wildschadensgefährdeter Flächen verzich- ten könnten. Drei Jagdpächter können nicht auf die Einzäunung verzichten. Die anderen 17 könn- ten sich vorstellen, nicht mehr zu zäunen (Tab. 20). Konkrete Modelle zur Aufteilung der Wildscha- densersatzkosten (Wildschadensausgleichskasse, o. ä.) werden nur von insgesamt 4 Jagdpächtern als Voraussetzung für ein generellen Verzicht auf die Einzäunung wildschadensgefährdeter Kultur- flächen angesprochen (vgl. vier letzten Punkte in der Tab. 20).

Tab. 20: Voraussetzungen unter denen die Münsinger Jagdpächter auf das Einzäunen gefährdeter Kulturflächen verzichten könnten.

Könnten sie sich vorstellen, ganz auf das Einzäunen wildschadensgefährdeter Flächen zu verzich- ten? Wenn ja unter welchen Voraussetzungen? Ja, wenn … • es eine erträgliche Anzahl von Sauen gibt • alle Jagdpächter nicht zäunen und sich das Schwarzwild verteilt • die Wildschweine regelmäßig über längere Zeiträume entweder häufiger oder gar nicht im Revier wären und dadurch leichter zu bejagen wären • alle Zäune wegfallen • keiner einen Zaun aufstellt (Sauen können raus gehen auch in andere Maisfelder) • grundsätzlich nirgendwo eingezäunt wird. Bei Einzäunungen wird definitiv das Schwarz- wild nicht eingezäunte Flächen annehmen! • Landwirtschaft und Jagd gut zusammenarbeiten • keiner der Nachbarn kirren würde • der Tr.Üb.Platz und seine Sauen reduzieren • ich so jagen dürfte wie ich will • kein Wildschaden gezahlt werden muss • ich den Wildschaden nicht zahlen müsste, sonst nein • ich im Lotto gewinne, es alle tun, sich die Schäden monetär nicht erhöhen • alle mitmachen (und irgendein Ausgleich geschaffen werden kann, weil ich annehme, dass die Schäden nicht gleichmäßig verteilt sein werden?) • der Wildschaden geteilt, gedrittelt wird • es für die Wildschadensregelung einen Pool gäbe (wie in anderen Bundesländern), in den alle Jäger einbezahlen, aus dem dann die Behörde die von ihr festgestellten Schä- den bezahlt • eine Risiko-Kasse für nicht verhinderbare Schäden bestünde

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Insgesamt 95% der Jagdpächter glauben, dass der Energiepflanzenanbau im Raum Münsingen (v. a. der Maisanbau für Biogasanlagen) zu einer Verschärfung der zukünftigen Schwarzwildscha- densproblematik führen wird. Nur ein Jagdpächter glaubt dies nicht (Tab. 21).

Tab. 21: Auswirkung des Energiepflanzenanbaus (v. a. des Maisanbaus) auf die Schwarzwildscha- densproblematik.

Glauben Sie, dass der Energiepflanzenanbau im Raum Münsingen (v. a. der Maisanbau für Bio- gasanlagen) zu einer Verschärfung der zukünftigen Schwarzwildschadensproblematik führen wird? Bitte geben Sie eine kurze Begründung. Ja, weil … • Maisflächen werden zu groß für Schutzmaßnahmen • sehr große gefährdete Flächen vorhanden sind, die nicht geschützt werden können • Zunahme wildschadensgefährdeter Flächen und abnehmende Akzeptanz von Wildscha- densersatz für Biogas-Anbau • in jedem Fall durch Biogasanlagen mehr Maisanbau und mehr Schaden entsteht. Dann gebe ich die Jagd zurück. • das Einzäunen, Kontrollieren, Unterhalten einfach zu viel Geld und Arbeitsaufwand kos- tet • bei zunehmend größerer Maisanbaufläche mehr Schäden garantiert sind • Bin nicht bereit noch mehr zu Zäunen • Solange dafür vermehrt Früchte angepflanzt werden, die von Sauen angenommen wer- den. Zur Energiegewinnung dürften nur Pflanzen verwendet werden, die nicht zur menschlichen Nahrung benötigt werden, also kein Mais, Weizen, usw.. Was da bisher gemacht wird ist pervers. In anderen Ländern hungern Menschen und wir werfen Nah- rungsmittel in Biogasanlagen!! • Energiepflanzen verstärkt angebaut werden • die Ernährungsbedingungen des Schwarzwildes weiter verbessert werden. • die Bejagung erschwert wird • Züchtung von Sauen • steigender Energieinput für Bachen = höhere Reproduktionsrate • mehr Mais angebaut wird • bessere Deckung und Futterangebot • zunehmend Flächen angebaut werden, die Wildschäden herausfordern: direkt am Wald, auf Lichtungen • Mais wird mehrjährig angebaut (kein Fruchtwechsel); Anbau erfolgt bis an Waldränder; der Pachtpreis für landwirtschaftliche Flächen steigt; bei Maisanbauunterbrechung er- folgt im Rhythmus von 3-4 Monaten Anbau biogasfähiger Produkte mit intensiver Gülle-

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düngung

Nein, weil … • der Maisanbau schon seit 5 Jahren um Münsingen stark zugenommen hat und 2009 die Schäden um Münsingen abgenommen haben

Die Prognosen des Kreislandwirtschaftsamtes sagen, dass die Maisanbaufläche im Landkreis Reutlingen steigen wird (HEILIG, 2009). Dennoch gibt es offensichtlich auch Wissensdefizite bei den Jagdpächtern. Diese traten auf dem Workshop im März beispielsweise zu den Möglichkeiten des Fruchtartenwechsels in der landwirtschaftlichen Produktion zutage. Mit einer entwickelten Kom- munikationskultur lassen sie sich ausräumen.

5.7.9 Kommunikation und Informationsaustausch

Eine funktionierende Kommunikation zwischen Landwirten und Jägern ist auch eine entscheidende Voraussetzung, um gemeinsam Wildschäden zu verhindern. Die Jagdpächter wurden daher ge- fragt, ob sie sich von den Landwirten überwiegend gut informiert fühlen über Ernte-, Einsaatzeit- punkte und alle anderen Aspekte, die für die Verhinderung von Wildschäden relevant sind. 60% der Jagdpächter bejahten die Frage, 35 % verneinten sie und einer machte keine Angabe (Abb. 28).

Informationsaustausch zwischen Landwirten und Jagdpächtern der gemeinschaftlichen Jagdbezirke der Stadt Münsingen über relevante Aspekte der Wildschadensverhütung (Zahlen hinter den Säulen = Anzahl Jagdpächter)

Ja 12

Nein 7

keine Angabe 1

0 10203040506070 Antworten in %

Abb. 28: Informationsaustausch zwischen Landwirten und Jagdpächtern über relevante Aspekte der Wildschadensverhütung.

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5.7.10 Fortbildung der Jäger

Insbesondere das Schießen auf flüchtiges Wild erfordert eine entsprechende Schießfertigkeit, die die Jäger regelmäßig trainieren sollten. In den vergangenen Jahren wird daher auf vielen Bewe- gungsjagden von den teilnehmenden Jägern ein Nachweis über das Trainieren der Schießfertigkei- ten verlangt. Die 20 Münsinger Jagdpächter (siehe Abb. 29) üben das jagdliche Schießen regelmä- ßig (4 mindestens 1 x pro Jahr, 15 mehrfach pro Jahr (einer sogar 30 x pro Jahr), einer übt zwar das Schießen regelmäßig, gibt aber zugleich an, nicht an Bewegungsjagden teilzunehmen).

Üben der jagdlichen Schießfertigkeiten, insb. des Flüchtigschießens, unter den Münsinger Jagdpächtern Üben Sie das jagdliche Schießen, insb. das Flüchtigschießen?

15

10

Jagdpächter 5

0 Nein, da bin ich als Nein, ich nehme nicht Ja, mehrfach im Jahr Ja, mindestens 1 x im Praktiker versiert genug an Bewegungsjagden Jahr teil

Abb. 29: Üben der Schießfertigkeit, insbesondere des sog. Flüchtigschießens unter den Münsinger Jagdpächtern.

Neben den praktischen Fertigkeiten des Schießens sollten sich Jäger auch in anderen Bereichen fortbilden, die für die Schwarzwildbejagung wichtig sind. Verschiedene Medien oder Veranstaltun- gen werden dazu genutzt (Abb. 30). Für die Münsinger Jagdpächter ist die Jagdpresse (36% der Nennungen) das wichtigste Informationsorgan, gefolgt von lokalen Informationsveranstaltungen (23% der Nennungen). Wissenschaftliche Veröffentlichungen und Schwarzwildsymposien bilden mit 21% bzw. 17% der Nennungen eine weitere wichtige Informationsressource. Erfahrungen im eige- nen Revier und die Information von Jagdkollegen sind möglicherweise selbstverständlich, so dass sie nur mit 4% der Nennungen ins Gewicht fallen.

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Fortbildung der Münsinger Jagdpächter (Zahlen hinter den Säulen = Anzahl Nennungen)

Erfahrungen im Revier sammeln, Information von 2 Jagdkollegen

Schwarzwildsymposien 9

Wissenschaftliche Fachveröffentlichungen 11

Lokale 12 Vortragsveranstaltungen

Jagdpresse 19

0 10203040 Nennungen in %

Abb. 30: Fortbildung der Münsinger Jagdpächter.

5.7.11 Forschungsansätze

Das Biosphärengebiet dient laut § 7 (3) der Biosphärengebietsverordnung der Forschung und Um- weltbeobachtung (MLR, 2008b). Daher lag es nahe die Jagdpächter zu befragen, ob sie wissen- schaftliche, wildbiologische Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemarkung der Stadt Münsin- gen bzw. im Bereich des Biosphärengebiets Schwäbische Alb begrüßen würden. Knapp ⅔ der Be- fragten (60%) würde wissenschaftliche, wildbiologische Untersuchungen begrüßen, ca. ⅓ (35%) lehnen diese ab, ein Jagdpächter machte keine Angabe (Abb. 31).

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Unterstützung wildbiologischer, wissenschaftlicher Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemarkung der Stadt Münsigen bzw. im Bioshärengebiet Schwäbische Alb (Zahlen hinter den Säulen = Anzahl Jagdpächter)

Ja 12

Nein 7

keine Angabe 1

0 10203040506070 Antworten befragter Jagdpächter ( %)

Abb. 31: Akzeptanz wildbiologischer, wissenschaftlicher Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen bzw. des Biosphärengebiets durch die Münsinger Jagd- pächter.

Ein Jagdpächter lehnt Schwarzwildstudien ab, da er glaubt, dass genügend Erkenntnisse vorliegen. Von den Befürwortern machen einige konkrete Angaben, was ihrer Meinung einmal untersucht werden sollte (Tab. 22). Die Themenfelder bzw. Fragestellungen beziehen sich auf die Populati- onsdynamik und deren Einflussfaktoren, die Raumnutzung und Aktivität, Krankheiten und die Zu- sammenhänge Ernährung (Kirrung), Wildschäden und Klima.

Ganz konkret wurden die Jagdpächter gefragt, ob sie im Rahmen eines wissenschaftlichen Ver- suchs bereit wären, auf die Kirrung, Ablenkfütterung oder Notzeitfütterung für Schwarzwild in Ihrem Revier ganz zu verzichten. 4 Jagdpächter (20%) machten keine Angaben, einer war unentschlos- sen. Von den verbleibenden wären 7 (35%) bereit sich mit ihrem Revier an einem solchen wissen- schaftlichen Versuch zu beteiligen, 8 (40%) lehnen dies ab.

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Tab. 22: Themenfelder bzw. Fragestellungen für wildbiologisch, wissenschaftliche Untersuchungen an Schwarzwild.

Würden Sie wissenschaftliche, wildbiologische Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemar- kung der Stadt Münsingen bzw. im Bereich des Biosphärengebiets Schwäbische Alb begrüßen? Wenn ja, was sollte unbedingt einmal wissenschaftlich untersucht werden?

Themenfelder bzw. • Wie viel tatsächlich gekirrt bzw. gefüttert wird und dessen Einfluss auf die Populati- Fragestellungen on • Lebensraumgröße, Wanderungen, Nahrungszusammensetzung in den verschiede- nen Jahreszeiten • Bestand, Aktionsradien, Rottenstärken, Schäden: wo?, Umfang?, Vermehrungsra- ten • Raum-Zeit-Verhalten in unserer Landschaftsstruktur • Wilddichte, Wildverteilung, Standwildorte, Wanderungen • Bestand, Altersstruktur, Rauschzeit, Wachstum, Verhalten • Offene Maissilage für Schweinezuchtbetrieb, Risiko der AK (Aujeszkysche Krank- heit = Pseudowut) und anderer Erkrankungen durch hier "brechende" Wildsauen • Winterklima und Wildschäden im folgenden Sommer/Herbst über mind. 5 Jahre hinweg; Non-Kirrung + Non-Zäunung: Wildschäden unter Berücksichtigung des Win- terklimas; Non-Zäunung: Wildschäden unter Berücksichtigung des Winterklimas

5.7.12 Leitlinie Schwarzwildkonzept

Im Rahmen des Schwarzwildkonzeptes sollte ein gemeinsames Leitbild formuliert werden, um dem Konzept einen Rahmen zu geben und es langfristig und nachhaltig umsetzbar zu machen. Zu die- sem Ansatz gab es auf dem Workshop im März 2009 Konsens unter den Teilnehmern (vgl. Anhang 12.10). Daher wurden Leitlinien im Rahmen der Umfrage vorformuliert, die in ein Leitbild münden könnten. Die Jagdpächter wurden nach ihrer Zustimmung befragt und gebeten Änderungs- bzw. Integrationsvorschläge zu machen, sofern Aspekte fehlen. 9 Jagdpächter (45%) stimmten dem Entwurf zu, genauso viele lehnten ihn ab, 2 machten keine Angabe. In der Tab. 23 sind die Hinwei- se und Ergänzungsvorschläge bzw. Gründe für die Ablehnung zusammengefasst dargestellt.

Tab. 23: Hinweise und Ergänzungsvorschläge bzw. Gründe für die Ablehnung eines Entwurfs einer Leitlinie für das Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen.

Könnten Sie einer so formulierten übergeordneten, gemeinsamen Leitlinie für die Schwarzwildbe- wirtschaftung zustimmen? (Fortsetzung nächste Seite)

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Wenn nein, was sollte in die Formulierung unbedingt noch integriert werden? Anmerkungen • Diese Vereinbarung öffnet die Tür für eine völlige Entrechtung der Jagdpächter, da der Jagdpächter alles eingeführt werden kann. Damit würde ich kein Revier pachten. Wenn Verein- barungen, dann bitte Konkretes. Zudem: an welchen Wildschäden würden die Maß- nahmen im Revier festgemacht? An der Gesamtgemarkung Münsingen? An denen des eigenen Reviers? Gäbe es dann einen Abschussplan für Schwarzwild? • Der Jäger ist Jagdpächter und bezahlt die Pacht! Jeder Jäger muss daher selbst bestimmen können. Das Konzept greift zu sehr in diese Freiheit ein! Regelungen ja, aber keine Befehle! • Völliges Wischiwaschi, das am Ende einen Freibrief für vorher nicht genannte Vor- schriften und Beschränkungen gibt. Da mache ich nicht mit, obwohl ich (s. o.) zu manchen praktischen Zugeständnissen bereit wäre • Es müssten Aussagen/Vereinbarungen enthalten sein über: o das Verbot übermäßiger Futtereinträge in allen Revieren im Biosphärenge- biet, insbesondere bei Ablenkfütterungen, o das berechtigte Interesse auf Schwarzwild und dessen Bejagung in den Pachtrevieren, bedingt durch den Pachtpreis (in tragbarem Umfang), o die beteiligten Behörden und Verpächter, dass diese bereit sind, Verstöße und übermäßige, ganzjährige Ausbringung von Futtermitteln zeitnah und konsequent zu verfolgen und dies im gesamten Biosphärengebiet, o Münsingen hat auch Reviere, die überwiegend an andere Gemeinden an- grenzen, und deshalb Probleme haben. Auch diese Pächter sollten unter- stützt werden. • Solange auf dem Tr.Üb.Pl. und in anderen Revieren Sauen gehalten werden (siehe Granheim, Lautertal u. andere Reviere) ändern auch Leitlinien nichts, weil sie nicht befolgt werden • Was sagen die schönen Worte? Gehen wir mal an die Wildschadensregulierung, wer bezahlt diese? • Absprachen zur Wildschadensverhütung bzw. zur Ermöglichung von Wildschadens- verhütung • Das Schwarzwildmanagement auf der Gemarkung der Stadt Münsingen verfolgt Maßnahmen zur Schadensminimierung/-reduzierung • Erg.: "Eine Hege des Schwarzwildes wird nicht betrieben" • Konzept soll nur für Schwarzwild gelten, nicht ausweitbar auf anderes Schalenwild (Rehwild) • noch keine Meinung

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5.7.13 Sonstige Bemerkungen

Es wurde eine Vielzahl von Hinweisen und Bemerkungen zu Einzelfragen der Umfrage (vgl. An- hang 12.8.1) gegeben. Diese sind zusammengefasst im Anhang 12.8.2 und 12.8.3 dokumentiert.

5.8 Analyse Jagdpachtvertrag

Die Analyse der Jagdpachtverträge zeigte vor allem in zwei für das Schwarzwildmanagement wich- tigen Aspekten Formulierungsdefizite. Die Managementinstrumente Kirrung und Ablenkfütterung werden nicht über den gesetzlichen Rahmen hinaus konkretisiert. Außerdem sind die Formulierun- gen im Zusammenhang mit der verpflichtenden Teilnahme an revierübergreifenden Bewegungsjag- den nicht präzise genug. In der vorliegenden Form lässt sich eine „effektive“ Teilnahme an Bewe- gungsjagden nicht durch die Verpflichtung dazu herbeiführen.

¨ ZUSAMMENFASSUNG ERGEBNISSE

• Die Analyse der Schwarzwildstreckendaten zeigt extreme Unterschiede zwischen den Ein- zelrevieren. Im analysierten Zeitraum der Jagdjahre 1998/99 bis 2008/09 (11 Jahre) wurden in ⅓ der Münsinger Jagdreviere insgesamt fast ¾ (= 72%) des gesamten Schwarzwildab- schusses getätigt. Auf Bewegungsjagden wird lediglich ein Anteil von max. 25% der jährli- chen Gesamtstrecke erlegt. • Die Wildschadensmeldungen belegen, dass bisher keine belastbaren Monitoringdaten er- hoben werden, die sich für den Aushandlungsprozess zwischen Landwirten und Jägern über die Zielvorstellungen der Schwarzwildbewirtschaftung eignen. • Ein moderierter Workshop unter Teilnahme von ca. 70 Personen der unterschiedlichen Inte- ressengruppen aus den Bereichen Jagd, Landwirtschaft, Forst, Naturschutz, Politik und Ge- sellschaft förderte Konsens und Dissens der gängigen Schwarzwildbewirtschaftung zu Ta- ge. Die Unzufriedenheit fast aller Betroffenen mit der derzeitigen Situation und die hohe Mo- tivation an gemeinsamen Lösungsansätzen mitzuarbeiten war die eine Säule für die Erar- beitung von Lösungsmaßnahmen zu den Themenbereichen: Leitlinie, Akzeptanz, Biosphä- rengebiet, Jagdrevier, Organisation, Pachtverträge, Freude an der Jagd/Psychologie, Ver- marktung, Kommunikation, Kooperation, Zielkonflikt Landnutzung, innovative Jagdkonzepte, Jagdstrategie, Fütterung, Wildschadensregulation, Wildschadensverhütung. • Die zweite Säule waren die Ergebnisse einer anonymen, schriftlichen Umfrage unter den Jagdpächtern mit einem Rücklauf von 50% der insgesamt 40 Angeschriebenen. Neben vie- len Detailergebnissen wurde deutlich, dass die Arrondierungen der Jagdbögen vor dem Hin-

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

tergrund einer besseren Bejagung des Schwarzwildes überdacht werden sollten. Die Wild- bretvermarktung stellt für die Jagdpächter in Münsingen kein Problem dar. Sie waren den- noch der Idee gegenüber aufgeschlossen, Wildbret unter einem gemeinsamen Label zu vermarkten. Schwarzwild kommt in 15% der Reviere als Standwild, in 50% als häufiges und in 35% als sporadisches Wechselwild vor. Die Hauptgründe für die aktuelle Problematik wurden in Aspekten der Schwarzwildbewirtschaftung selbst gesehen, die die Jäger steuern können. 50% der Jagdpächter hält den Schwarzwildbestand im eigenen Revier im Herbst 2009 für niedrig oder zu niedrig und 65% (13 Jagdpächter) möchten auf die Schwarzwilder- legung im eigenen Revier nicht verzichten, weil ihnen die Schwarzwildjagd viel bedeutet. 11 Jagdpächter möchten durchschnittlich zusammen 55 Wildschweine pro Jahr in den gepach- teten Revieren erlegen können. Die Kirrjagd ist die überwiegend ausgeübte Jagdmethode. Von den 20 Jagdpächtern wurden im vergangenen Jagdjahr 2008/09 insgesamt 99 Sauen an der Kirrung (68%), 19 (13%) bei spontanen Bewegungsjagden auf gekreiste Sauen im eigenen Revier, aber nur 2 (1%) auf geplanten revierübergreifenden Bewegungsjagden und 1 (1%) auf geplanten revierinternen Bewegungsjagden erlegt, obwohl 90% der antworten- den Jagdpächter das jagdliche Schießen, insb. das Flüchtigschießen regelmäßig üben. Nur 4 von 20 Jagdpächtern gaben an, keine Kirrungen zu betreiben. Insgesamt werden in 16 Kirrjagdrevieren 42 Kirrungen betrieben (min. 1 Kirrung, max. 6 Kirrungen pro Revier). In 8 Revieren werden die Kirrungen ganzjährig betrieben, in den anderen nur in einem bestimm- ten Zeitraum des Jahres. Die Kirrungszeiträume sind uneinheitlich. Lediglich 3 Jagdpächter betreiben neben den Kirrungen auch Ablenkfütterungen. Nur ein Pächter sieht einen deutli- chen Effekt hinsichtlich der Reduzierung der Wildschäden, aber nicht in seinem eigenen Revier, sondern in den angrenzenden Revieren bzw. auf der Gemarkung der Stadt Münsin- gen. Aufgrund der Buchenmast im Herbst dieses Jahres änderten nur 13 Jagdpächter ihre Bejagungsstrategie auf Schwarzwild, allerdings wären 60% bereit, sich auf ein innovatives Bewegungsjagdkonzept einzulassen. 85% gaben an, in den vergangenen vier Jahren Wild- schäden gehabt zu haben. Als effektivste und häufigste Form der Schadenabwehr wird der Elektrozaun angesehen. Der Aufwand für diese Form der Wildschadensverhütung ist im- mens: Die Anschaffungskosten für das notwendige Material geben die Jagdpächter mit ins- gesamt ca. € 40.000 an (durchschnittlich € 2239,- pro Revier). Im Mittel wurden von 18 Jagdpächtern 12 Arbeitstage für Auf-, Abbau und Unterhalt von Elektrozäunen aufgewen- det. Die eingezäunte gefährdete Kulturfläche wird mit insgesamt ca. 320 ha pro Jahr ange- ben. 60% der Jagdpächter fühlen sich von den Landwirten über Ernte-, Einsaatzeitpunkte und alle anderen Aspekte, die für die Verhinderung von Wildschäden relevant sind, gut in- formiert. Insgesamt 95% der Jagdpächter glauben, dass der Energiepflanzenanbau im Raum Münsingen (v. a. der Maisanbau für Biogasanlagen) zu einer Verschärfung der zu- künftigen Schadensproblematik führen wird. Als Informationsquellen und zur Fortbildung

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nutzen die Jagdpächter primär die Jagdpresse und lokale Vortragsveranstaltungen. Wis- senschaftliche, wildbiologische Untersuchungen an Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche bzw. im Biosphärengebiet würden 60% der Jagdpächter begrüßen. Die Analyse des in Münsingen gängigen Jagdpachtvertrages zeigte die Notwendigkeit einer Präzisierung bei den Managementmaßnahmen Kirrung, Ablenkfütterung und den verpflichtenden revierüber- greifenden Bewegungsjagden.

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6 Diskussion und Empfehlungen

Nachfolgend werden vor dem Hintergrund der Ergebnisse Empfehlungen abgeleitet. Dabei wird versucht, die Stärken und Schwächen bzw. Möglichkeiten und Gefahren der Empfehlungen in der Diskussion herauszuarbeiten. Auf der Basis dieser Analyse sollen die Empfehlungen im weiteren Prozess des Schwarzwildkonzepts durch die Akteure einer Umsetzung zugeführt werden.

6.1 Anspruch auf Schwarzwild im eigenen Revier

Das Jagdrecht und das Ziel der Bewirtschaftung der jagdbaren Wildtierarten ist in den Absätzen 1 und 2 des §1 der BJagdG klar definiert:

„(1) Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tie- re, die dem Jagdrecht unterliegen, (Wild) zu hegen, auf sie die Jagd auszuüben und sie sich anzu- eignen. Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden. (2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhält- nissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt. Die Hege muss so durchgeführt werden, dass Beeinträchtigungen einer ord- nungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.“

Für die Münsinger Jagdpächter ist die Freunde an der Jagd ein entscheidender und legitimer Grund, warum sie eine Jagd auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen gepachtet haben. Allerdings stehen dieser Freude vor allem bei der Bejagung des Schwarzwildes die Problematik der Wildschäden und der Aufwand für die Wildschadensverhütung entgegen. Dennoch können sich nur ⅓ der Münsinger Jagdpächter vorstellen, auf die Erlegung von Schwarzwild ganz zu verzichten. Etwa ⅔ wollen Schwarzwild in ihrem eigenen Revier bejagen können. Diese erlegten im Jagdjahr 2008/09 insgesamt 66% der Gesamtschwarzwildstrecke auf der Gemarkung der Stadt Münsingen. Mindestens 11 Jagdpächter wollen zusammen eine durchschnittliche Anzahl von mindestens 55 Wildschweinen pro Jagdjahr in ihren gepachteten Revieren auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen erlegen können. In vielen Einzelgesprächen und in den Rückmeldungen der Umfrage wurde argumentiert, dass sie genau dafür mehr Jagdpacht zahlen als andere, bei denen die Schwarzwildbejagung nicht so sehr im Fokus steht.

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Zwei Aspekte werden in diesem Zusammenhang deutlich: Zum einen das klare Bekenntnis des überwiegenden Teils der Jagdpächter, Schwarzwild in ihren Revieren bejagen zu wollen, obwohl es nur in 15% der Revieren laut Einschätzung der befragten Jagdpächter als Standwild vorkommt. Mit diesem Wunsch und dem durch die Jagdpacht „erkauften“ Jagdausübungsrecht rechtfertigen die Jagdpächter einen Anspruch auf eine bestimmte Schwarzwilddichte im eigenen Revier. Solch ein Anspruch auf eine bestimmte Wilddichte, lässt sich aber aus unserer Jagdgesetzgebung nicht ab- leiten. Zum anderen steht diesem Anspruchsdenken der Jagdpächter das gesetzlich fixierte Recht der Grundeigentümer (Jagdgenossen, Landwirte) entgegen, dass die Hege so durchzuführen ist, „dass Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nut- zung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.“

An dieser Stelle muss angesetzt werden, wenn die in das Schwarzwildmanagement involvierten Interessengruppen die Schwarzwildpopulation auf einem niedrigen Niveau halten wollen. Im Zent- rum des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen steht daher ein eigenverantwortliches Monitoring (vgl. Kap. 6.2), das Prognosen zur Entwicklung des Schwarzwildbestandes erlaubt und alljährlich neue Zielvorgaben für die Bejagungsintensität festschreibt. Ohne dies wird es bei einer Wildart wie dem Schwarzwild nicht gelingen, die Population dauerhaft auf einem Niveau zu halten, dass von allen Beteiligten als akzeptabel empfunden wird. Ungeeignet wäre die Festschreibung bestimmter Abschusshöhen (Abschussvorgaben im Sinne von Abschussplänen). Dies macht beim Schwarzwild keinen Sinn. Das Reproduktionsverhalten (r-Strategie; „r“ ist ein in der Populationsökologie ver- wendetes Kürzel für die Vermehrungsrate einer Population) dieser Wildart ist an pulsierende Nah- rungsressourcen angepasst. Daher sind extrem hohe jährliche Zuwachsraten möglich. Die Fähig- keit und/oder der Wille auf dieses Reproduktionspotential des Schwarzwildes entsprechend zu rea- gieren, ist nicht bei allen Jägern gegeben. Unter solchen Rahmenbedingungen muss das Hauptau- genmerk der Jäger auf der Absenkung des derzeitigen Schwarzwildbestandes liegen. Allerdings lässt sich ein niedriger Schwarzwildbestand schwieriger auf einem nachhaltig niedrigen Niveau hal- ten. Mit der Abnahme der Populationsdichte sinkt der Jagdertrag bei mindestens gleichbleiben- dem, meist aber steigendem Bejagungsaufwand.

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¨ EMPFEHLUNG

• Jäger haben keinen Anspruch auf eine bestimmte Schwarzwilddichte, die sich durch den Pachtpreis rechtfertigt. • Festlegung eindeutiger Zielgrößen für das Schwarzwildmanagement auf der Gesamtgemar- kung muss auf der Basis eines eigenverantwortliches Monitoring der beteiligten Interessen- gruppen erfolgen, das Prognosen zur Entwicklung des Schwarzwildbestandes erlaubt und alljährlich neue Zielvorgaben für die Bejagungsintensität festschreibt. • Im Zentrum der Anstrengungen sollte mittelfristig eine Absenkung des Schwarzwildbestan- des stehen, um das Wildschadensrisiko dauerhaft zu mindern. • Mit der Abnahme der Populationsdichte sinkt der Jagdertrag bei mindestens gleichbleiben- dem, meist aber steigendem Bejagungsaufwand.

6.2 Eigenverantwortliches Monitoring

Das Schwarzwildmonitoring sollte als eigenverantwortliches Monitoringsystem aufgebaut sein, bei dem für Behörden oder die Gesellschaft möglichst keine Kosten entstehen. Daher ist das Grund- prinzip des hier vorgeschlagenen Monitorings einerseits einfach gehalten, andererseits aber so konzipiert, dass alle relevanten Daten erfasst werden können.

Das bisherige Monitoring der Schwarzwildpopulation orientiert sich fast ausschließlich an Jagdstre- ckendaten (vgl. auch Vorgehen in Nachbarländern wie z.B. der Schweiz, ALTERMATT, 2003, siehe aber auch neue Ansätze: FICKEL & HOHMANN, 2005; EBERT ET AL., 2007; SCHIKORA, 2007). Dabei steht eine retrospektive Betrachtung der Streckenergebnisse im Vordergrund. Als ein we- sentliches Ergebnis des Workshops unter allen Beteiligten im Rahmen des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen wurde die Verbesserung des Schwarzwildmonitorings (insbesondere des Wild- schadensmonitorings) angesehen. Zielvorstellungen der zukünftigen Schwarzwildbewirtschaftung können in dem notwendigen Aushandlungsprozess bei vorhandenen Monitoringdaten leichter auf einer sachbezogenen Ebene geführt werden. Als Novum wird daher beim Populations-, aber auch beim Wildschadensmonitoring vorgeschlagen, Module zu integrieren, die insbesondere eine Prog- nose hinsichtlich des Zuwachses der Schwarzwildpopulation und des zu erwartenden Wildscha- dens erlauben. Damit könnte vorausschauend auf die Bestandesentwicklung reagiert werden kann. Das Monitoring wäre als „Frühwarnsystem“ für alle Beteiligten nutzbar. Es ließen sich Manage- mentstrategien und konkrete (regionale) Entscheidungen ableiten, die auf belastbaren Daten beru-

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hen. Diese können das Ziel haben, den Schwarzwildestand abzusenken, ihn anzuheben oder auf einem bestimmten Level zu halten. Beispielsweise könnte ein solches Monitoringsystem Informati- onen über Wildschadensschwerpunkte liefern. Außerdem ließe sich bemessen im welchem Umfang die Bejagungsintensität in Jahren mit üppiger Baummast und günstigen Wetterbedingen zu steigern ist, wenn der Schwarzwildbestand niedrig gehalten werden soll.

Ein oft zu beobachtendes Problem von Monitoringsystemen ist, dass der Wille der Beteiligten, Da- ten in ein System einzuspeisen, mit dem dafür notwendigen Aufwand sinkt. Daher muss die Daten- erfassung einfach gehalten sein. Es sollten nur relevante Daten erfasst werden, die auch von den jeweiligen Personen mit der dazu notwendigen Sachkenntnis erfasst werden können. Im Falle der Wildschadenserfassung ist es essentiell, dass das System für alle Beteiligten „offen“ ist. Denjeni- gen, die direkt mit der Wildschadensproblematik des Schwarzwildes vor Ort konfrontiert sind (Landwirt, Jäger, Förster, Behördenvertreter) muss das Monitoringsystem zur Meldung von Schä- den offen stehen.

Grundsätzlich sind Initiativen, die Informationen zu Wildschäden oder zu Schadensverhütungs- maßnahmen erfassen und so zur Versachlichung beitragen, sehr begrüßenswert. Allerdings sind Abfragen, wie sie derzeit von der JV MÜNSINGEN (2009b) in den Reihen der Jägerschaft durchge- führt werden, nicht zielführend. Hier erfasst nur eine Interessengruppe, die der Jäger, Wildscha- densdaten. Die eigentlich Betroffenen, die Landwirte, werden ausgeschlossen. Daher muss ein Wildschadensmonitoringsystem alle Beteiligten bzw. Betroffenen integrieren, wenn für den Aus- handlungsprozess über die Zielsetzungen im Schwarzwildmanagement brauchbare Ergebnisse erzielt werden sollen. Erst in einem weiteren Schritt nach einer „offenen“ Datenerhebung, kann über Schadensschwellen bzw. die Frage der Schadensbewertung gesprochen werden. Welches Scha- densausmaß tolerierbar ist, lässt sich nur mit dem skizzierten Weg des Wildschadensmonitorings aushandeln.

6.2.1 Populationsmonitoring

Nachfolgend werden die einzelnen Module diskutiert, die in ein Populationsmonitoring einfließen sollten. Die Daten könnten von dem im Kap. 6.16 vorgeschlagenen Leitungsgremium Schwarzwild- konzept gesammelt und aufbereitet werden. Es ist zu prüfen, in welcher Form sie auch den Behör- den (Kreisjagd-, Kreisforst-, Kreislandwirtschaftsamt, etc.) zugänglich gemacht werden bzw. in vor- handene Datenerfassungssysteme integriert werden könnten.

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6.2.1.1 Beobachtungsinformationen auf Bewegungsjagden

Bislang fußen gut gemeinte Aufrufe wie der nachfolgende auf mehr oder weniger subjektiven Beo- bachtungen: „Schwarzwildbejagung - Wenn auch in diesem Jahr bisher nur wenige Wildschäden zu beobachten waren, so ist mittlerweile doch davon auszugehen, dass der Schwarzwildbestand nicht so stark reduziert ist, wie es einige Zeit den Anschein hatte. Wir bitten Sie deshalb, das Schwarz- wild auch weiterhin intensiv zu bejagen und damit jetzt schon einem evtl. möglichen rasanten An- steigen der Population im nächsten Frühjahr vorzubeugen“ (JV MÜNSINGEN, 2009b).

Im Rahmen von Bewegungsjagden nach dem in Kap. 6.3 skizzierten Modell lassen sich durch die von den einzelnen Schützen ausgefüllten „Standkarten“ Beobachtungsinformationen über gesehe- nes Wild erheben. Mit gewissenhaft ausgefüllten Standkarten können unter Abzug von Doppelbeo- bachtungen (-zählungen) Rückschlüsse auf das in einem bestimmten Gebiet gesehene Schwarz- wild gezogen werden. Wenn diese Informationen gebündelt werden, können Aussagen über den herbst-, winterlichen Schwarzwildbestand getroffen werden. Sollten Bewegungsjagden bei einer großen Anzahl beobachteten Schwarzwildes vom Streckenergebnis her nicht erfolgreich gewesen sein, lassen sie sich möglicherweise noch im laufenden Jagdjahr unter Vermeidung der erkannten Fehler wiederholen. Bei zwei im Rahmen des Schwarzwildkonzeptes angeregten und durchgeführ- ten Bewegungsjagden im Herbst 2009 sowie bei den Jagden im Rahmen des Jagdimpulspro- gramms 2009 des Landkreises Reutlingen wurden Standkarten des Kreisforstamtes genutzt, um einen Überblick über Sichtungen des vorkommenden Wildes zu erhalten. Die Evaluierungen der Jagden laufen derzeit noch.

6.2.1.2 Beobachtungsinformationen bei der Einzeljagd

Beobachtungen auf der Einzeljagd lassen sich nur unter großem Aufwand in ein Monitoring integ- rieren. Außerdem sind sie oft subjektiv eingefärbt, da der auf der Einzeljagd im eigenen Revier ja- gende Jäger selbst Jagderfolg haben will. Die Jagd an der Kirrung als häufigste Form der Einzel- jagd auf Schwarzwild ist intransparent und eignet sich daher kaum zur Integration in ein Monitoring- system. Eventuell wäre zu prüfen, in welchen Umfang sich die Jagdpächter trotz dieser Einschrän- kungen auf die Weitergabe von Beobachtungsinformationen aus der Einzeljagd einlassen.

6.2.1.3 Fruchtbarkeitsuntersuchungen erlegter weiblicher Sauen

Gerade als Prognoseinstrument eignet sich die stichprobenartige Untersuchung der Genitaltrakte weiblicher Wildschweine aller Altersklassen. Hier würde man sich auf die Ansprache der Früchte

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(Alter, Geschlecht je nach Entwicklungsstand) und die Begutachtung der Ovarien beschränken. Neben der absoluten Anzahl der zu erwartenden Nachkommen ließen sich z.B. Aussagen über Brunst- bzw. Geburtstermine und das Geschlechterverhältnis ableiten. Der Aufwand für die Unter- suchungen wäre, wenn keine wissenschaftlichen Maßstäbe angelegt werden, überschaubar. Legt man die in den letzten 11 Jagdjahren durchschnittlich pro Jahr erlegten 134 Sauen zugrunde und unterstellt ein Geschlechterverhältnis von 1:1, dann könnten im Mittel von ca. 67 weiblichen Sauen Probenmaterial gewonnen werden. Die einfachste Möglichkeit an Untersuchungsmaterial zu gelan- gen wären Probenentnahmen auf Jagdstrecken von Bewegungsjagden. Um Prognosen über den zu erwartenden Zuwachs im kommenden Jahr ableiten zu können, dürften10 Untersuchungsproben je Altersklasse (Bachen, Überläufer- und Frischlingsbachen) m. E. ein brauchbares Ergebnis lie- fern. Die ursprüngliche Idee die Jagdschule, die sich in einem Teilort der Stadt Münsingen befindet, in solch ein Vorhaben einzubinden, erwies sich nach Rücksprache mit dem Betreiber als nicht prak- tikabel. Die Intention war, von Jagdschülern im Rahmen der Ausbildung gesammelte Proben z.B. nach der winterlichen Jagdsaison untersuchen zu lassen und die Ergebnisse in das Monitoring- system einzuspeisen. Alternativen sind daher zu prüfen. Denkbar ist die Einbindung eines Veteri- närs oder der Kreisveterinärbehörde. Möglicherweise ließ sich dieses Vorhaben auch über die Jä- gerschaft in Zusammenarbeit mit dem Biosphärengebiet (Forschung, Monitoring) verwirklichen.

6.2.1.4 Baummast

Eine entscheidende Größe, die sowohl für die Reproduktion des Schwarzwildes relevant ist, aber auch für die Bejagungsstrategie, ist die Mastsituation. Hier spielt in der Region der Stadt Münsingen vor allem die Buchenmast eine entscheidende Rolle. In Kooperation mit dem Kreisforstamt bzw. den lokal zuständigen Revierleitern ließe sich eine Prognose über die zu erwartende (Blühzeitraum) und die tatsächliche Mastsituation herleiten. Hier wäre sicherlich eine subjektive Einschätzung der Forstleute ausreichend, die aufgrund der Größe ihrer Forstreviere eine brauchbare Einschätzung für die Gesamtgemarkung angeben könnten.

6.2.1.5 Wetterdaten

In das Monitoringsystem müssten unbedingt auch Wetterdaten (Wintersituation, lange Nässe oder Trockenperioden, etc.) einfließen, die insbesondere die Überlebensrate der Frischlinge beeinflus- sen. Von den Wetterdiensten (Kontakte zur Landwirtschaft nutzen) oder aber durch eigene Auf- zeichnungen lassen sich die wesentlichen Eckdaten ermitteln.

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6.2.1.6 Streckendaten

Die regelmäßige und zeitnahe Auswertung der Streckendaten liefern wertvolle Hinweise zur Jagdin- tensität, den erlegten Tieren selbst (Geschlechter, Altersklassen), aber auch zu den Erlegungszeit- punkten, -orten und der eingesetzten Jagdart. Diese Informationen sind wichtiger Bestandteil des Monitoringsystems. Durch Vergleiche mit Vorjahren und unter Einbezug der prognostischen Infor- mationen kann die Bejagung an die jeweils aktuelle Situation angepasst werden.

6.2.2 Wildschadensmonitoring

Die Diskussionen um Wildschäden und Schwarzwilddichte sind oftmals widersprüchlich, da keine Daten zum tatsächlichen Wildschaden vorliegen (vgl. übliches Verfahren der Schadensregulation: KOCH, 2002; HAHN, 2008; Anhang 12.9; siehe auch LJV BA-WÜ, 2008). Die Strategie mancher Jagdpächter unter Einkalkulation der Wildschäden, entsprechende Schwarzwilddichten haben zu wollen, endet dort, wo die Nachteile für einzelne Landwirte zu groß werden. Denn letztlich braucht dieser den Ertrag seiner angebauten Früchte, da sich „mit Euros weder Biogasanlagen noch Kuh- mägen füllen lassen.“ Spätestens dann, wenn übergeordnete gesellschaftliche Verpflichtungen des Jagdpächters so stark in den Hintergrund treten, dass Nachteile für das Gemeinwohl entstehen, muss eine Reduktion des Schwarzwildes das oberste Ziel sein (siehe z.B. Ausbruch der Europäi- schen Schweinepest in Wildschweinbeständen mit Milliarden Euros an Folgekosten, die die Gesell- schaft trägt).

Eine Wildschadensdeckelung kann leicht dazu führen, dass der Jagdausübungsberechtigte in der Intensität der Bejagung nachlässt. Auch andere Ansätze durch die Bildung von Solidargemein- schaften aus Gemeinde, Landwirten und Jagdpächtern (Wildschadensausgleichskasse, vgl. auch §29 (4) BJagdG) sind zweifelhafte Mechanismen zur Lösung des Wildschadensproblems. Gerade bei einer solchen „Sozialisierung der Wildschäden“ besteht die Gefahr, nicht mehr die Ursache der Problematik (hohe Schwarzwildpopulation) gezielt anzugehen. Wenn dann auch noch mit Ab- schussprämien (z.B. für Frischlinge) Anreize geschaffen werden müssen, haben solche Modelle einen sehr faden Beigeschmack (vgl. BMA ST JOHANN, 2009). Hier wird die gesetzlich definierte, originäre Aufgabe des Jägers ausgehebelt (§1 (2) BJagdG). Warum sollte ein Jagdausübungsbe- rechtigter zu etwas motiviert werden müssen, wozu er gesetzlich verpflichtet ist?

Für den Aushandlungsprozess zwischen Landwirt und Jäger muss im Zentrum der Schwarzwildbe- wirtschaftung daher ein praktikables Monitoring der Wildschäden stehen. Die bisher erhobenen Informationen bei der Stadt Münsingen eignen sich dafür nicht. Das Grundprinzip eines solchen Monitorings ist einfach: Nur ein im Monitoringsystem erfasster Schaden, wird als Schaden gewertet.

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Wird kein Schaden gemeldet, gibt es keinen. Es wird differenziert zwischen „offiziell nach § 34 BJagdG angemeldeten Wildschaden“ und solchen Schäden, die „nur im Rahmen des Monitorings“ gemeldet werden. Eine jährliche Überprüfung der nicht nach §34 BJagdG gemeldeten Schäden erfolgt durch das Leitungsgremium im Rahmen von Feldbegängen im April/Mai und Septem- ber/Oktober bzw. durch Fotodokumentation.

Das Wildschadensmonitoring sollte nicht auf monetäre Angaben zu Schadensersatzleistungen auf- bauen, sondern die im nachfolgenden Kapitel genannten Eckdaten erheben. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil je nach Form der Einigung zwischen Schadenserschatzpflichtigem und Geschädig- tem, keine vergleichbaren Werte angegeben werden könnten. Auch die Umrechnung der Angaben in € Wildschaden pro erlegter Sau verbessern daher die Vergleichbarkeit bzw. Aussagekraft nicht.

Im Wildschadensmonitoring sollten nicht nur die Schäden erfasst werden, auch die Erfassung der Wildschadensverhütungsmaßnahmen könnte als Indikator für die Wildschadenssituation genutzt werden. Allerdings müssten diese Information jährlich oder zumindest in einem sinnvollen Zeitinter- vall erhoben werden.

6.2.2.1 Internetbasiertes Wildschadensmonitoring-Tool

Das Wildschadensmonitoring-Tool könnte eine auf digitalen Karten und Datenbanken basierte Ver- waltung von Schadensmeldungen sein. Es muss die Möglichkeit umfassen, Schwarzwildschäden (und auch Dachsschäden) auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erfassen, zu archivieren, zu ver- walten und zum Zweck der Präsentation zu bearbeiten. Es sollte aus einem öffentlich zugänglichen Bereich bestehen und aus einem, der ausschließlich für registrierte Nutzer zugänglich ist. Im öffent- lichen Bereich gibt es Funktionen für die Präsentation von Schwarzwildschäden und der anderen relevanten Monitoringdaten (z.B. aktuelle Streckenentwicklung, Ergebnisse von Fruchtbarkeitsun- tersuchungen, Präventionsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich, etc.). Registrierte Nutzer sollten alle Haupt- und Nebenerwerbslandwirte, die Flächen auf der Gemarkungsfläche bewirt- schaften, sowie alle Jagdpächter, die zuständigen forstlichen Revierleiter und die Ortsvorsteher der Teilgemeinden sein. Ein internetbasiertes Wildschadensmonitoring müsste an die Homepage der Stadt Münsingen angebunden sein. Parallel zu einer solchen auf moderner IT-Technologie beru- henden Lösung zur Wildschadensmeldung muss für alle, die nicht über Computer und/oder Inter- netzugang verfügen oder selbiges nicht nutzen wollen die Möglichkeit bestehen bleiben, auf her- kömmliche Weise Wildschadensmeldungen abzugeben. Diese werden von der Stadt Münsingen entgegen genommen und in das Monitoringsystem eingespeist. Nachfolgend beschriebene Funkti- onen sollte dieses Instrument unbedingt beinhalten:

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• Erfassung von Meldungen durch definierten Nutzerkreis (Vorgang ähnelt dem Einkauf in ei- nem Internet-Shop). • Verwaltung der Meldungen durch eine Zentralstelle (Stadt Münsingen, Jagdgenossenschaft) • Darstellung aller Meldungen in Karten und Listen (Tabellen), die einen Datenimport und - export erlauben. • Optionale Möglichkeit den Schaden „nur für das Schwarzwildschadensmonitoring“ zu mel- den oder eine „offizielle Wildschadensanmeldung“ nach § 34 BJagdG abzugeben, die der gesetzlichen Regelung zur Anmeldung von Wildschäden entspricht. • Jeder nicht gemeldete Schwarzwildschaden ist kein Schaden im Sinne des Monitorings. Anderseits keine Restriktionen/Schwellenwerte hinsichtlich des „meldefähigen“ Schadens • Keine monetäre Erfassung des Schadens. Erfasst werden lediglich: 1. Melder des Scha- dens (Zugangsberechtigter), 2. betroffenes Flurstück (automatisierte Ermittlung des Ersatz- berechtigten, Ersatzpflichtigen, etc. möglich im Falle einer offiziellen Anmeldung nach § 34 BJagdG), 3. betroffener Aufwuchs (Fruchtart, Grünland), 4. Schadenszeitpunkt, 5. Scha- densumfang (geschätzt, gemessen), 6. schadensverursachende Wildart (Schwarzwild, Dachs, Rehwild, etc.). Basierend auf der Flurstückskarte der Gesamtgemarkung kann ein Schaden dem betroffenen Flurstück per Mausklick zugeordnet werden. Die dem Flurstück zugeordneten Informationen können in die Datentabelle integriert werden.

Ein grob kalkulierter Kostenrahmen für ein solches internetbasiertes Wildschadensmonitoring-Tool wurde von der Firma GeoFIS (Geoinformatik-Fernerkundung-Inventur-Statistik) angefordert. Geo- FIS verfügt über entsprechende Expertise und hat ähnliche Monitoring-Tools in anderen wildbiolo- gischen Bereichen programmiert (siehe Anhang 12.2).

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¨ EMPFEHLUNG

• Eigenverantwortliches Monitoring sichert belegbare Daten zur Schwarzwildpopulation und zur Wildschadenssituation. • Monitoringsystem beinhaltet Populationsdaten aus der Jagdstreckenstatistik, von Beobach- tungen auf Bewegungsjagden und aus Fertilitätsuntersuchungen weiblicher Sauen. Diese Informationen werden unter Einbezug von Baummast- und Wetterinformationen bewertet. • Internetbasiertes Wildschadensmonitoring zur einfachen Erfassung und Dokumentation der Schwarzwildschäden mit definierten Zugangsberechtigungen für alle Haupt- und Nebener- werbslandwirte, Jagdpächter, örtlich zuständige Forstrevierleiter und die Ortsvorsteher der Teilgemeinden als zentrales Monitoringinstrument. • Die jährliche Beurteilung und Auswertung der Monitoringdaten erfolgt durch das Leitungs- gremium Schwarzwildkonzept (s. u.).

6.3 Innovatives Bewegungsjagdmodell

Die Sommerbejagung leistet nur einen geringen Beitrag zur Bestandesregulation der Schwarzwild- population. Sie dient in erster Linie dem Schutz der Feldfrüchte vor Wildschäden. Das bedeutet, dass die Regulation der Schwarzwildbestände insbesondere in den Herbst und Wintermonaten stattfinden muss. Zu dieser Zeit sind die Feldfrüchte eingeerntet. Natürlich sucht Schwarzwild in dieser Zeit auch noch auf den Feldern und Wiesen nach Nahrung, aber tagsüber bietet die Feldflur kaum noch Rückzugsmöglichkeiten und Deckung. Schwarzwild hält sich dann primär im Wald auf, nicht zuletzt wenn dort die Baummast fällt und als attraktive Nahrungsquelle genutzt wird. Die Beja- gung muss sich in dieser Zeit also auf die Waldgebiete konzentrieren. Da die Einzeljagd (an der Kirrung) alleine für eine tatsächliche Regulation des Schwarzwildbestandes nicht effizient genug ist, bietet sich eine Bejagung am Tage im Rahmen von Bewegungsjagden (geplante oder spontane auf gekreiste Sauen) an (vgl. z.B. HAHN, 2003; GEISSER & REYER, 2004, LJV BA-WÜ, 2007; KEULING & STIER, 2009). Die Monate Oktober bis Januar (Februar) sind auch deshalb für eine intensive Bejagung günstig, weil in dieser Zeit das Risiko eine laktierende Bache mit noch abhängi- gen Frischlingen zu erlegen am geringsten ist. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Einzeljagd an der Kirrung von ihrer Intensität her kaum noch steigerbar ist (vgl. ELLIGER ET Al., 2001). Hinzu kommen andere nachteilige Aspekte wie die Abhängigkeit von günstigen Wetterbe- dingungen für die Nachtjagd, die Berufstätigkeit der Jagdpächter, die Kirrungsproblematik und an- deres mehr. Da auch im Raum Münsingen die Jagd an der Kirrung die häufigste Jagdmethode auf Schwarzwild ist, müsste die Bewegungsjagd als Alternative forciert werden, wenn man eine Reduk-

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tion der Bestände anstrebt. Ohne Zweifel gibt es Bereiche, die sich mittels Bewegungsjagden nicht bejagen lassen (z.B. aus Gründen der Verkehrssicherheit). Dennoch werden oftmals auch Argu- mente gegen diese Form der Bejagung vorgeschoben, um Schwarzwild (und Rehwild) ausschließ- lich im eigenen Revier regulieren zu können. Wenn man allerdings die Abschusszahlen der Einzel- reviere mit denen auf Landkreisebene vergleicht, wird deutlich das eine Regulation (Reduktion) der Schwarzwildbestände auf Revierebene bislang nicht gelang und möglicherweise auch in einzelnen Revieren gar nicht gelingen sollte, da man dort Schwarzwild als Standwild haben will. Daher müss- te die Bejagung verstärkt auf Bewegungsjagden in den Herbst- und Wintermonaten setzen, sofern das Ziel einer Bestandesregulation (-reduktion) erreicht werden soll.

Dieses Ansinnen ist schon in die Pachtverträge der Stadt Münsingen eingeflossen. In § 10 ist die Pflicht zur Teilnahme an Drückjagden auf Schwarzwild festgeschrieben: „Der Pächter verpflichtet sich, mit seiner Jagdfläche an gemeinsamen Drückjagden auf Schwarzwild teilzunehmen. Die Not- wendigkeit zur Durchführung solcher Drückjagden wird von der unteren Jagdbehörde nach Prüfung der Höhe der Schwarzwildpopulation und der Schwarzwildschäden festgestellt. Die untere Jagdbe- hörde kann die Koordination dieser gemeinsamen Bejagung an Dritte delegieren (z.B. Kreisjäger- vereinigung, Kreisforstamt, etc.).“ Wie die untere Jagdbehörde bislang die Notwenigkeit zur Durch- führung von Bewegungsjagden geprüft hat ist unklar. In den vergangenen Jahren wurden aber De- fizite dieses im Pachtvertrag verankerten Ansatzes deutlich, die nicht nur für die Situation in Mün- singen typisch sind. Folgende Argumente werden oft gegen die (revierübergreifende) Bewegungs- jagd vorgebracht:

• Ablehnung des Schießens auf bewegtes Wild • Fragwürdige Schiessfertigkeit der Teilnehmer • Ablehnung der Bejagung von Rehwild in einzelnen Revieren bzw. in der Regiejagd des Kreisforstamtes • Ablehnung der Bejagung unter Hundeeinsatz (Überjagen) • Jagdneid (Erlegung der „eigenen“ Sauen und Rehe im Nachbarrevier) • Schwierigkeiten bei der Verkehrssicherung • Kein Monitoring der erlegten und insbesondere nicht der gesichteten Sauen • Sicherheitsprobleme im Grenzbereich der Reviere • Schlechte Organisation • Keine ausgesuchten, erfolgversprechenden Stände • Hoher Aufwand, wenig Jagdstrecke • Keine Abgrenzung sinnvoller Gebietskulissen für gemeinsam jagende Reviere • u.a.m

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Sobald einzelne Reviere nur mit Einschränkungen an revierübergreifenden Bewegungsjagden mit- machen oder sich der Jagdmethode ganz verweigern, sinkt der Jagderfolg der anderen teilneh- menden Reviere in der Regel deutlich, was z.B. auch am Fluchtverhalten des Schwarzwildes liegt. Für den Jagderfolg einer revierübergreifenden Bewegungsjagd ist es aber entscheidend, dass alle Teilnehmer das Ziel verfolgen, auf der Jagd möglichst effizient sein. Nur dann ist der hohe Organi- sationsaufwand für diese Jagdart gerechtfertigt.

Aufgrund dieser Situation wurde im Rahmen des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen ein inno- vatives Bewegungsjagdmodell mit den nachfolgenden Eckpunkten entwickelt, dass zwischenzeitlich auch in das Jagdimpulsprogramm des Landkreises Reutlingen Eingang gefunden hat (vgl. Anhang 12.3). Besonderes Augenmerk wurde auf den Abbau und die Überwindung von revierbezogenen Denk- und Bewirtschaftungsschemata gelegt (Revieregoismus), die nicht zur (natürlichen) Raum- nutzungsstrategie des Schwarzwildes passen. Dieses innovative Bewegungsjagdmodell zielt auf die Planung und Durchführung von revierübergreifenden Bewegungsjagden auf Schwarz- und Rehwild und auf die Schaffung der dazu notwendigen Infrastruktur zur langfristigen Nutzung ab. Dazu bilden sich Reviergruppen aus Revieren bzw. Revierteilen, deren Gebietskulisse sich für die Durchführung revierübergreifender Jagden eignen. Die aufgebauten Strukturen lassen sich ohne Weiteres auch für winterliche Jagden auf gekreiste Sauen nutzen. Oft ist die Methode des Kreisens von Schwarzwild im Raum Münsingen erst nach der Jahreswende bei entsprechend günstigen Schneebedingungen möglich. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Wildbretvermark- tung (vor Weihnachten einfacher) sollten daher „geplante“ (grüne) Bewegungsjagden in den Mona- ten November bis Januar zum regelmäßig angewendeten Instrument der Schalenwildbejagung ge- hören. Damit wäre die Möglichkeit verknüpft, Ergebnisse von solchen Jagden als Modul (Beobach- tungen, Streckenergebnisse) für das vorgeschlagene Monitoringsystem zu nutzen.

Folgende Empfehlungen zur Organisation, Durchführung und langfristigen Etablierung des innova- tiven Bewegungsjagdmodells werden gegeben:

• Bejagung beider vorkommenden Schalenwildarten Schwarz- und Rehwild mit Jagdfreigabe ohne Einschränkung des gesetzlichen Rahmens (insb. keine Gewichtsbegrenzungen, keine Limitierung auf einzelne Altersklassen) • Jagen während der Drückjagd innerhalb einer Jagdeinheit ohne interne Grenzen zwischen den beteiligten Jagdbögen (Bildung von Reviergruppen mit sinnvoller Gebietskulisse, Auf- hebung der bestehenden Jagdgrenzen für den Jagdtag) • Tragfähige Strategie einer gemeinsamen Lasten- und Nutzenverteilung (insbesondere „Poolbildung“ zur gemeinsamen Wildbretvermarktung der Strecke des Jagdtages)

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• Hundeeinsatz (Stöberhunde und Nachsuchengespanne) innerhalb der Reviergruppen, Dul- dung des Überjagens eingesetzter Jagdhunde (Absprache mit angrenzenden Jagdbögen, die nicht teilnehmen obligatorisch) • Schießnachweis durch „Keiler Nadel“ oder Bescheinigung eines Übungsschießens auf be- wegliche Ziele in einem Schiesskino jeweils im laufenden Jagdjahr für alle Teilnehmer • Aufbau einer Infrastruktur von Drückjagdständen (Drückjagdböcken) an Erfolg verspre- chenden Plätzen und Markierung möglicher Gefahrenbereiche ungeachtet bestehender Jagdgrenzen (UVV Jagd beachten, ggf. unter Beteiligung der Landwirte mit Erstattung der Maschinenstundensätze, Nutzung der Möglichkeit des Kaufs von Drückjagdböcken, die von der Bruderhausdiakonie gefertigt werden (vgl. Anhang 12.4) • Jeder Schütze ist auf einem Drückjagdstand positioniert (Sicherheitsaspekt) • Durchführung von mindestens 1 Drückjagd/Jahr/Reviergruppe • Jährliche Evaluation und Dokumentation des Ablaufes unter Einbezug der erhobenen Moni- toringdaten (Berichtswesen) • Integration von Mitarbeitern der Landratsamtsbehörden bei der Drückjagd (Forst-, Veteri- närbehörde) • Bestimmung eines Planungsteams mit einem verantwortlichen Leiter, der insbesondere die Verteilung der eingeladenen Schützen vornimmt (s. u. „Rochade“ der eingeladen Jagdgäs- te) • Organisation und Sicherheitsvorkehrungen (Details: Anzahl Jäger, Hundeführer, (körper- lich) geeignete Treiber, Bestimmung der Treiberführer, Festlegung der Laufstrecken, - richtung und Bereiche für die einzelnen Treibergruppen, Warnwesten, Rettungspunkte, ggf. verkehrsrechtliche Anordnung, Information Tierarzt, Polizei, Erstellung notwendiger (was- serresistenter) Karten für Jagdleitung, Ansteller, Treibergruppen, Nachsuchengespanne, Festlegung allgemeingültiger Verhaltensregelungen (z.B. Formblatt Kreisforstamt) und Pla- nung des Ablaufes am Jagdtag (Jagdscheinkontrolle, etc.) • Durchmischung („Rochade“) der eingeladenen Jagdgäste, Hundeführer, etc. und Verteilung auf jeweils andere Reviere, dabei individuelle Fertigkeiten beachten (zur erfolgreichen Durchführung ist mindestens ⅓ der Jagdgäste jeden Reviers zu durchmischen, um so be- stehende Revieregoismen im Sinne des gemeinsamen Erfolges auszuhebeln!) • Organisation des Anstellens (Anzahl notwendiger Ansteller, Einweisung, Ablauf, Wildber- gung, Anschussmarkierung, Ohrmarken, Hänger, etc.) • Abschließen einer Hundeversicherung • Vereinbarung eines Entlohnungsschlüssels für Hundeführer/Treiber • Entwicklung und Nutzung einheitlicher Standkarten (Monitoring)

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• Professionelle Wildbretversorgung (ggf. unterstützt durch jagenden Metzger o. ä.) unter op- timalen wildbrethygienischen Bedingungen z.B. an einem landwirtschaftlichen Hof mit Was- seranschluss, Aufhängevorrichtung, Kühlung, etc.)

Mit diesem System können die erkannten Defizite und Revieregoismen bei sog. revierübergreifen- den Bewegungsjagden überwunden werden. Somit jagen Reviergruppen über die Gesamtgemar- kungsfläche der Stadt Münsingen hinweg tatsächlich „gemeinsam und revierübergreifend“. Dadurch werden alle Beteiligten (insbesondere die Landwirte und Jäger) zu „Gewinnern“. Dies kann mit ent- sprechend positiver Außenwirkung für die Landwirtschaft und Jägerschaft in der Öffentlichkeit dar- gestellt werden. Voraussetzung ist allerdings, sich auf dieses Modell einer innovativen Bewegungs- jagd einzulassen.

Vorteilhaft an einer einmal aufgebauten Infrastruktur für das beschriebene Bewegungsjagdmodell ist, dass sie ebenso für spontane Bewegungsjagden auf gekreiste Sauen (mit-) benutzt werden kann.

Andere positive Nebeneffekte können sich ergeben, wie das Beispiel der Produktion von Bewe- gungsjagdeinrichtungen (Drückjagdböcke) durch die Bruderhausdiakonie Reutlingen zeigt. Nicht nur, dass behinderten Menschen eine Betätigungsmöglichkeit und einer im karitativen Bereich täti- gen Stiftung eine Einnahmequelle gegeben wird, auch der Aspekt, dass dabei Holz aus der Region genutzt und von einem lokalen Sägewerk aufgesägt wird, zeigt an einem kleinen Beispiel, wie sich der Nachhaltigkeitsgedanke im Biosphärengebiet Schwäbische Alb umsetzen lässt.

Die Gründe für Waldbesitzer oder Forstleute, Rehwild auf Bewegungsjagden mitzubejagen sind hinreichend bekannt. Dass sich diese Jagdart auch aus wildbiologischem Blickwinkel rechtfertigen lässt ist ebenso geläufig. Warum ist es aber neben diesen bekannten Gründen für den Jagdpächter eines gemeinschaftlichen Jagdbezirkes im Rahmen des hier dargestellten innovativen Bewegungs- jagdmodells sinnvoll, nicht nur auf Schwarz- und Raubwild zu jagen? Zum einen kann er die Jagd nutzen, um sein Abschusssoll beim Rehwild zu erfüllen, sofern er damit in Verzug ist. Wie auch immer ein Verteilungsschlüssel im Detail ausgehandelt, profitiert er wie alle Beteiligten von Ge- samterfolg der Strecke, denn es werden nicht „seine“ Rehe erlegt, sondern die der am Jagdtag zu- sammen jagenden Reviergruppe. Ein gewichtiges Argument ist der Organisationsaufwand. Die Wahrscheinlichkeit, dass der organisationsintensive Jagdtag als Misserfolg „abgestempelt“ wird, wenn kein Schwarzwild im Treiben war, ist deutlich geringer, da mit hoher Wahrscheinlichkeit we- nigstens Rehe erlegt werden. Von der Durchführungsseite her macht es Sinn, dass von Hunden bewegtes Wild auch vor diesen zur Strecke gebracht wird.

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Das vorgeschlagene Modell der innovativen Bewegungsjagd sollte bindend mit allen genannten Details (insbesondere Durchmischung der Jagdgäste am Jagdtag) in die Jagdpachtverträge aufge- nommen werden. Ebenso sollten sich Reviergruppen um die Kernzonen des Biosphärengebiets zur Nutzung des Bewegungsjagdmodels verpflichten, um somit ein effektives Instrument in der Hand zu haben, sollte Schwarzwild die Kernzonen als „Rückzugsorte“ intensiver nutzen und von dort aus in angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen zu Schaden gehen.

¨ EMPFEHLUNG

• Schaffung einer dauerhaft nutzbaren Infrastruktur zur Durchführung von „geplanten“ Bewe- gungsjagden auf beide Schalenwildarten. • Bildung von Reviergruppen aus Revieren bzw. Revierteilen, deren Gebietskulisse sich für die Durchführung revierübergreifender Jagden eignen. • Implementierung eines innovativen, in den Jagdpachtverträgen festgeschriebenen Bewe- gungsjagdmodells zur konsequenten Aushebelung von Revieregoismen und zum Zwecke des Monitorings mit folgenden wesentlichen Elementen: „Rochade“ (Durchmischung) von mindestens ⅓ der Jagdgäste, Standkarten zum Populationsmonitoring, Lasten- und Nut- zenverteilung (insbesondere „Poolbildung“ zur gemeinsamen Wildbretvermarktung der Stre- cke des Jagdtages), effektiver Hundeeinsatz (Duldung des Überjagens), Schiessfertigkeits- nachweis für teilnehmende Jagdgäste.

6.4 Schwerpunktbejagung

Schwarzwild wird nicht mit gleicher Häufigkeit in den gemeinschaftlichen Revieren der Stadt Mün- singen angetroffen und erlegt. Möglicherweise haben sich auch aus diesem Grund in den vergan- genen Jahren unterschiedliche Bejagungsstrategien in den einzelnen Revieren verfestigt. Dort wo Schwarzwild regelmäßig (und in höherer Dichte) vorkommt lässt es sich leicht mittels der Kirrjagd (Einzeljagd) bejagen, da die Erfolgsaussichten größer sind als in Revieren in den Schwarzwild als häufiges oder nur sporadisches Wechselwild vorkommt. Insbesondere wenn sich aus dem Monito- ring der Wildschäden Schadensschwerpunkte ableiten lassen, kann temporär oder auch über einen längeren Zeitraum hinweg die Bejagung genau dort intensiviert werden. Dies kann die Sommerbe- jagung während der schadenskritischen Zeit in der Milchreife des Getreides oder aber auch die Winterbejagung betreffen (Wiesenschäden ausgangs Winter). Die Intervalljagd an schadensträchti-

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gen Äckern und Wiesen trägt letztlich dazu bei, dass weniger Wildschäden in das Monitoringsystem gemeldet werden müssen.

Beispielsweise könnten „Wildschweinjagdwochen“ in betroffenen Revieren ausgerufen werden, die andere Jäger an der Jagd auf Schwarzwild beteiligen. Gleiches gilt für die gemeinsame Bejagung mit dem oben skizzierten Bewegungsjagdmodell in den Bereichen in und um die ausgewiesenen Kernzonen des Biosphärengebiets.

¨ EMPFEHLUNG

• Identifikation von Schwerpunktbejagungsgebieten auf der Grundlage des Wildschadensmo- nitorings. • Etablierung von neuen Ansätzen zur Wildschadensverhütung in der Feldflur (z.B. „Schwarzwildbejagungswoche“ in bestimmten Revieren mit Schadensschwerpunkten). • Intensive Bejagung in den und um die Kernzonen des Biosphärengebiets (z.B. unter Nut- zung des skizzierten Bewegungsjagdmodells).

6.5 Kirrung und Ablenkfütterung

Kirrungen und Ablenkfütterungen sind dem Ansatz gemäß Managementinstrumente, mit denen Wildschweine angelockt werden, entweder zur leichteren Erlegung, oder um sie aus Gründen der Wildschadensverhütung im Wald zu halten. Sowohl Kirrung als auch Ablenkfütterung führen nicht nur dazu, dass ein zusätzlicher Energieinput stattfindet, sondern sie steuern massiv die Raumnut- zung des Schwarzwildes (vgl. z.B. HAHN & EISFELD, 1998; CELLINA, 2008). Vor allem wegen letztgenanntem Aspekt kommt es in unserem Reviersystem immer wieder zu dem Effekt, dass Jagdpächter versuchen, Schwarzwild durch Futtergaben an ihr Revier zu binden. Insbesondere das Instrument der Ablenkfütterung lässt sich unter der gegebenen gesetzlichen Regelung in Baden- Württemberg dazu missbrauchen (vgl. z.B. HUG, 2003). Beide Managementinstrumente, Kirrung und Ablenkfütterung, sind daher häufig eine Ursache für Animositäten zwischen einzelnen Jagd- pächtern.

Obwohl die erlaubten Futtermittel in der LJagdDVO seit Jahren eindeutig geregelt sind (vgl. NABU, 2002; MÜLLER, 2003; NABU 2007), kommt es auch auf der Gemarkung Münsingen zu rechtlichen Verstößen durch den Betrieb missbräuchlicher Schwarzwildfütterungen (vgl. Anhang 12.6). Solche Missstände müssen zur Anzeige gebracht werden. Das Kreisjagdamt muss hier konsequent alle Verstöße zeitnah ahnden. Da die Anzeige alleine oft nicht ausreicht und wir keine „Pächterhaftung“

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im Gesetz (oder im Jagdpachtvertrag, vgl. Kap. 6.10) festgeschrieben haben, sollten Verstöße nicht nur angezeigt und geahndet, sondern zusätzlich veröffentlicht werden.

Im Zusammenhang mit den gesetzlichen Regelungen zur Fütterung ist ein Hinweis, der aus den Wildschadensakten der Stadt Münsingen entnommen wurde, interessant. Unweit eines wildscha- densbetroffenen Flurstücks wurde Getreideausputz in größerer Menge entsorgt. Dies führte nach Angaben des betroffenen Jagdpächters dazu, dass Schwarzwild die Umgebung seither intensiver aufsuchte. Hier ist Aufklärungsarbeit bei den Landwirten notwendig, damit dies unterbleibt. Diesem Hinweis ähnlich ist die Beobachtung von Jägern und Landwirten, dass Schwarzwild Maissilos in der Feldflur, auch solche in unmittelbarer Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben aufsucht und als Nahrungsquelle nutzt. Im Falle solcher Beobachtungen ist eine enge Kooperation zwischen dem jeweiligen Jagdpächter und dem Landwirt notwendig. Sofern es sich nicht um befriedete Bezirke handelt, sollte Schwarzwild dort intensiv bejagen werden, wenn es sich einstellt.

Derzeit nutzen die Münsinger Jagdpächter das Instrument der Kirrung sehr intensiv zur Schwarz- wildbejagung. Nur 4 von 20 Jagdpächtern, die an der Umfrage teilnahmen, betreiben keine Kirrun- gen. In den anderen 16 Revieren wird die Kirrjagd mit einer unterschiedlichen Anzahl von Kirrungen pro Revier betrieben (min. 1 Kirrung, max. 6 Kirrungen). Insgesamt gibt es dort 42 Kirrungen. Von den 16 Kirrjagdrevieren betreiben die Hälfte der Reviere die Kirrungen ganzjährig. Ablenkfütterun- gen werden zusätzlich zu den Kirrungen nur von drei Revieren unterhalten. Die Wirksamkeit der Ablenkfütterungen zur Verminderung oder gar Verhütung von Wildschäden konnte aber sogar von den Betreibern selbst nicht eingeschätzt werden. Auch bei der Einschätzung der Effizienz von Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden taucht die Ablenkfütterung in der Bewertung nicht auf. Konsequenterweise sollten alle Münsinger Jagdpächter ganz auf dieses Managementinstrument verzichten. Ablenkfütterungen dienen offensichtlich nicht der Wildschadensverhütung, sondern eher dazu, Schwarzwild ans eigene Revier zu binden.

In den Kernzonen des Biosphärengebiets sind beide Managementmaßnahmen, die Kirrung und die Ablenkfütterung für Schwarzwild nicht mehr zulässig. Für Rehwildkirrungen werden Einschränkun- gen gelten. Die derzeit in Bearbeitung befindliche Allgemeinverfügung enthält Ansätze, die auch für die Reviere auf der Gemarkung der Stadt Münsingen richtungsweisend seien sollten. Schon jetzt regeln die Pachtverträge in § 14 (3) in Münsingen: „Der Pächter hat die Anlage von Fütterungen, Ablenkungsfütterungen und Kirrungen dort zu unterlassen, wo eine Konzentration schadensverur- sachender Wildarten in der Nähe verbissempfindlicher Flächen die Folge sein könnte.“ Vermutlich wird dieser Passus der Jagdpachtverträge in der Interpretation durch die Jagdpächter eher auf Rehwild bezogen („verbissempfindliche Flächen“). Er sollte aber auch für Schwarzwild gelten bzw. ausgeweitet werden (vgl. Kap. 6.10).

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Es wird empfohlen die Regelungen zur Schwarzwildkirrung wie folgt zu vereinbaren und in den Jagdpachtverträgen zu fixieren (vgl. auch Vorschlag des RP Tübingen zum Schwarzwildprojekt Münsingen):

• Generelles Verbot von Ablenkfütterungen bzw. Verzicht auf jedwede Form der (Notzeit-) Füt- terung • Genehmigung aller Kirrungen durch die unteren Jagdbehörde bzw. durch den Verpächter (Stadt, Jagdgenossenschaft) • Anzeigepflicht aller Kirrungen an das Leitungsgremium Schwarzwildkonzept (s. u. Kap. 6.10), das die gemeldeten Kirrungsstandorte an die untere Jagdbehörde oder den Verpäch- ter meldet. Dem Leitungsgremium wird eine Kontroll- bzw. Monitoringfunktion eingeräumt (vgl. Kap 6.6 Fütterungsbeauftragter). • Abstimmung der Kirrungsstandorte mit den Reviernachbarn • Reduktion der Gesamtanzahl von Kirrungen auf max. 1 Kirrung pro angefangene 100 ha Wald • Beschickung mit max. 1 kg Futtermittel (Druschabfall statt Mais) • Kirrungsbetrieb nur zwischen Oktober bis Februar erlaubt • Beseitigungspflicht für nicht genehmigte Kirrungen oder missbräuchliche Fütterungen mit Ab- folge konkreter Ahndungsmaßnahmen (Verwarnung, Geldbuße, Verlust der Jagdpacht)

Die Vorgaben würden für mehr Transparenz beim Einsatz des Managementinstruments „Kirrung“ sorgen. Ein weiterer Vorteil ist in der Beschränkung der Kirrungsanzahl insgesamt zu sehen. Bei den gegebenen Waldflächenanteilen würde sich die Gesamtzahl der Kirrungen auf max. 40 Stück auf der Gesamtgemarkung reduzieren. Kein Revier müsste zwingend auf die Kirrjagd verzichten. Durch die Reduktion der Anzahl ließe sich aber vermutlich die Jagdintensität an den verbleibenden Kirrungen steigern, da das Schwarzwild weniger „Ausweichalternativen“ hat.

Die hier unterbreiteten Vorschläge zur Kirrung und Ablenkfütterung stehen nicht nur im Einklang mit den Maßnahmen die für die Kernzonen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb in der Arbeits- gruppe „Jagd in Kernzonen“ entwickelt wurden. Insbesondere decken sie sich auch mit den Ansät- zen des Jagdkonzepts auf dem ehemaligen Tr.Üb.Pl., die zwischen Nabu und Bundesforsthaupt- stelle Heuberg vereinbart wurden. Auch dieses zielt ganz wesentlich auf eine deutliche Reduzie- rung des Energieinputs aus der Kirrung und Ablenkfütterung des Schwarzwildes ab. „Intervallansitz- jagden an Kirrungen (Reh- und Schwarzwild) sind ein probates Mittel der Abschusserfüllung. Dabei liegen Anzahl der Kirrungen und Kirrmenge (1 Liter/Kirrung/Tag) deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben“ (BIMA, 2009). Dass die Reduktion der Kirrungen und der Kirrmenge auch andere positi-

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ve Aspekte haben, ist einer Pressemitteilung zu entnehmen, die im Zusammenhang mit der Vorstel- lung des Jagdkonzeptes für den ehemaligen Tr.Üb.Pl. veröffentlicht wurde (GEA, 2009): „Die gerin- geren Ausgaben für Futtermittel entlasten zugleich den Finanzhaushalt des Bundesforstes für den ehemaligen Truppenübungsplatz. »Die frei gewordenen Mittel können in Naturschutzmaßnahmen und für die Erhaltung und Pflege des Wegenetzes eingesetzt werden«, erklärte Götze“. Eine Inten- sivierung des Informationsaustauschs zwischen Bundesforsthauptstelle Heuberg und den gemein- schaftlichen Jagdbezirken (insbesondere den, an den Tr.Üb.Pl. angrenzen Revieren) wird angeregt. Dieser Austausch könnte den Umsetzungsprozess zur Einschränkung der Kirrungen und Kirrmenge beschleunigen.

¨ EMPFEHLUNG

• Einschränkung der Kirrungen und des Kirrzeitraums (max. 40 Kirrungen auf der Gemar- kungsfläche und Fixierung des Kirrzeitraumes auf Okt.-Feb. • Verbot von Ablenkfütterungen. • Fixierung klarer Regelungen zu Kirrungen und Ablenkfütterung in den Jagdpachtverträgen. • Konsequente Ahndung von missbräuchlicher Wildfütterung durch das Kreisjagdamt, Veröf- fentlichung der Reviere, in denen Verstöße festgestellt wurden. • Vorgehen steht im Einklang mit Jagdkonzept auf dem ehemaligen Tr.Ub.Pl., der intensive Informationsaustausch mit der Bundesforsthauptstelle Heuberg soll die Umsetzung des Vor- schlags für die Gemarkung der Stadt Münsingen beschleunigen.

6.6 Fütterungsbeauftragter

Die ursprüngliche Idee einer Selbstkontrolle bei den verschiedenen Maßnahmen der Wildtierfütte- rung durch sogenannte „Fütterungsbeauftragte“ aus den Reihen der Jägerschaft scheint nicht auf- gegangen zu sein. Wenn 7 Jahre nach der Einführung der „Fütterungsbeauftragten“ immer noch Verstöße gegen die gesetzlichen Regelungen vorkommen, kann kaum davon ausgegangen wer- den, dass diese auf Unwissenheit beruhen (MLR, 2002, JV Münsingen, 2008, 2009a; vgl. auch An- hang 12.6). Einer der Fütterungsbeauftragten der Jägervereinigung ist selbst Jagdpächter eines Reviers der Stadt Münsingen und kann schon deshalb der ihm zugedachten Aufgabe nur schwer gerecht werden. Informationen zur Thematik rund um die Wildfütterung lassen sich sicherlich an andere Jagdpächter weitergeben, vermutlich kann der Fütterungsbeauftragte aber in Konfliktfällen kaum eine Mittlerrolle einnehmen (siehe auch Tab. 18 in Kap. 5.7.7). Daher wird empfohlen, die Funktion des Fütterungsbeauftragten an das paritätisch besetzte Leitungsgremium Schwarzwild- konzept zu übertragen. Dieses könnte auch durch die Organisation von Fortbildungsveranstaltun-

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gen für Jäger und Landwirte zur Sensibilisierung der Thematik Wildtierfütterung beitragen. In Zu- kunft wird dieses Themenfeld sicherlich auch vor dem Hintergrund der Einschränkungen in den Kernzonen intensiv diskutiert werden.

¨ EMPFEHLUNG

• Selbstkontrolle bei Fütterungsmaßnahmen durch die Jägerschaft funktioniert nicht. • Fütterungsbeauftragter kann der ihm zugedachten Rolle und Funktion nur schwer gerecht werden. • Übertragung der Funktion des Fütterungsbeauftragten an das paritätisch besetzte Leitungs- gremium Schwarzwildkonzept (s. u.). • Fortbildungsveranstaltungen zur Thematik Wildtierfütterung für Landwirte und Jäger.

6.7 Selbstverwaltung der Jagdgenossenschaft

Das Jagdrecht ist seit ca. 150 Jahren untrennbar mit dem Eigentum an Grund und Boden verbun- den. Die Novelle des LJagdG Baden-Württemberg im Jahr 1996 war verbunden mit einer intensiven Diskussion über die Beteiligung der Jagdgenossen an der Verwaltung des Jagdrechts. Außerdem wurden die gesetzliche Pflicht zur Aufstellung einer Satzung und die damit verbundene Erstellung eines Jagdkatasters verankert. Die gesetzlich herausgehobene Stellung des einzelnen Jagdgenos- sen wird allerdings in Baden-Württemberg selten eingefordert. Dies nicht zuletzt deswegen, weil die Kommunen in Baden-Württemberg ein großes Gewicht in der Jagdgenossenschaft haben (hohe Kommunalwaldanteile), aber insbesondere auch wegen der wachsenden Zahl „passiver Jagdge- nossen“, die keinen direkten Bezug mehr zu ihrem Eigentum haben.

Zu den Aufgaben der Jagdgenossenschaft zählt grundsätzlich, das ihr zustehende Jagdausübungs- recht im Interesse der Jagdgenossinnen und Jagdgenossen zu verwalten und zu nutzen sowie für den Ersatz des den Jagdgenossinnen und Jagdgenossen entstehenden Wildschadens zu sorgen. Der § 9 BJagdG bzw. § 6 LJagdG Baden-Württemberg regelt die Mitgliedschaft und die Befugnisse der Jagdgenossenschaft. Grundsätzlich sind die Eigentümer der Grundflächen, welche zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk gehören diejenigen, die eine Jagdgenossenschaft bilden. Die Jagd- genossenschaft wird durch den Jagdvorstand gerichtlich und außergerichtlich vertreten und ist von der Jagdgenossenschaft zu wählen. Solange die Jagdgenossenschaft keinen Jagdvorstand ge- wählt hat, werden die Geschäfte des Jagdvorstandes vom Gemeindevorstand wahrgenommen. Alle Beschlüsse der Jagdgenossenschaft bedürfen sowohl der Mehrheit der anwesenden und vertrete-

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nen Jagdgenossen, als auch der Mehrheit der bei der Beschlussfassung vertretenen Grundfläche („Stimm- und Flächenmehrheit“). In der LJagdGDVO § 1 sind die Satzung und Durchführung der Versammlung der Jagdgenossenschaft näher bestimmt. Neben anderen Bestimmungen muss die Satzung der Jagdgenossenschaft die Aufgaben der Versammlung der Jagdgenossenschaft, die Zusammensetzung und Aufgaben des Jagdvorstands und insbesondere das Verfahren bei der Verpachtung gemeinschaftlicher Jagdbezirke enthalten. Zur Einberufung der Versammlung der Jagdgenossenschaft durch den Jagdvorstand kommt es, wenn dies mindestens ein Zehntel der Mitglieder, die mindestens ein Zehntel der bejagbaren Grundflächen des gemeinschaftlichen Jagd- bezirks vertreten, verlangt.

Bei der Versammlung zur Erstellung einer Jagdgenossenschaftssatzung obliegt es den Jagdgenos- sen darüber abzustimmen, ob sie die Verwaltung des gemeinschaftlichen Jagdbezirks der Gemein- de übertragen oder ob sie aus den Reihen der privaten Grundbesitzer einen Vorstand wählen. Während in Bayern eine lange und erfolgreiche Tradition der jagdrechtlichen Selbstverwaltung vor- zufinden ist, verzichten in den meisten gemeinschaftlichen Jagdbezirken in Baden-Württemberg die Grundeigentümer auf die Selbstverwaltung ihres Jagdrechts. Neben der Besitzstruktur ist dafür auch das unterschiedliche jagdpolitische Engagement der Bauernverbände verantwortlich. In Ba- den-Württemberg liegt ein Schwerpunkt der Selbstverwaltung in den östlichen Landkreisen (vgl. z.B. ÖJV, o. J.). Verschiedene Kommunen in dem an die Gemarkung Münsingen angrenzenden Alb-Donau-Kreis haben den Schritt in die Selbstverwaltung bei der Verwaltung der Jagdgenossen- schaft gemacht. Dabei sind Landwirte die maßgeblichen Stützen selbstverwalteter Jagdgenossen- schaften, da sie normalerweise die Mehrzahl der anwesenden Jagdgenossen nach der Fläche und Stimmen stellen und in der Selbstverwaltung des Jagdrechts eine grundlegende Sicherung von Eigentumsrechten sehen. Sie können bei der Selbstverwaltung und Eigenbewirtschaftung der Jagdgenossenschaft über die Pächterauswahl und die Gestaltung des Jagdpachtvertrages direkt Einfluss auf die Jagdausübung nehmen.

In Münsingen wurde in der nichtöffentlichen Jagdgenossenschaftsversammlung am 03.03.2005 eine neue Satzung beschlossen, die u. a. auf unbestimmte Zeit die Verwaltung der Jagdgenossen- schaft auf den Gemeindevorstand, d. h. die Stadt Münsingen übertragen hat. Der Gemeindevor- stand hat den Bürgermeister bzw. den Ortschaftsrat der Teilorte mit der Erledigung der Jagdgenos- senschaftsaufgaben beauftragt (§ 9 Jagdgenossenschaftssatzung der Jagdgenossenschaft Mün- singen). Die Stadt Münsingen hält mit ca. 2.240 ha zwar eine große, aber nicht die absolute Mehr- heit an der Fläche der Jagdgenossenschaft, wenn die bejagbare Gesamtgemarkungsfläche von etwa 10.300 ha zugrunde gelegt wird. Dies eröffnet für die anderen Jagdgenossen, respektive die Landwirte in Münsingen und den Teilorten, die grundsätzliche Möglichkeit, das Jagdausübungs- recht eigenverantwortlich im Sinne der Selbstverwaltung zu regeln. Die Zusammenarbeit zwischen

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Jagdgenossen und Jägern ist der Schlüssel für eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Entwick- lung einer selbstverwalteten Jagdgenossenschaft. Durch einen engen, persönlichen Kontakt zwi- schen Jagdgenossen und Jagdausübungsberechtigten können Eigentümerinteressen bei der Jagdausübung in der Regel besser berücksichtigt werden als dies bei einer Übertragung der Ver- waltung der Jagdgenossenschaft auf die Kommune möglich ist. Eine eigentümerorientierte Schwarzwildbewirtschaftung auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen könnte so leichter eingefordert werden. Daher wird eine Prüfung der Option „Selbstverwaltung der Jagdgenossen- schaft“ empfohlen. Spätestens zwei Jahre vor Auslaufen des überwiegenden Teils der derzeitigen Jagdpachtverträge sollte diese Prüfung erfolgen. Durch Kontakte zu nahegelegenen selbstverwalte- ten Jagdgenossenschaften im Alb-Donau-Kreis sollten Erfahrungen ausgetauscht und Möglichkei- ten ausgelotet werden. Eine Sensibilisierung der Jagdgenossen und eine Einschätzung des Mei- nungsbildes könnte im Rahmen einer schriftlichen Umfrage angegangen werden. Hierzu bedürfte es der Unterstützung durch den Kreisbauernverband. Bei dem skizzierten Ansatz würde ein Aufga- benfeld der Ortsvorsteher bzw. der Ortschaftsräte wegfallen. Zwar war den Wildschadensakten der Stadt Münsingen zu entnehmen, dass deren Arbeitseinsatz im Zusammenhang mit der Wildscha- densmeldung und -begutachtung viel Zeit verschlingt, möglicherweise möchte sich aber manch ein Ortsvorsteher diese Aufgabe dennoch nicht aus der Hand nehmen lassen. Deren Meinungsbild wäre ebenfalls zu prüfen.

Außerdem ist zu vermuten, dass einzelne Jagdgenossen ihren Auskehranspruch aus den Einah- men der Jagdverpachtung geltend machen. Auch wenn flächenstarke Jagdgenossen wie die Stadt Münsingen dies mit dem Argument täten, nur so weiterhin Maßnahmen des land- und forstwirt- schaftlichen Wegebau finanzieren zu können, und unter der Annahme, dass die Pachtpreise insge- samt sinken, sollten die Jagdgenossen vor einem solchen Aushandlungsprozess nicht zurück- schrecken. Derzeit liegen die Jagdpachteinnahmen der Stadt bei ca. € 80.000 pro Jahr. Kalkuliert man mit Jagdpachteinnahmen von lediglich € 50.000, die flächenbezogen im Rahmen einer selbst- verwalteten Jagdgenossenschaft umgelegt werden, und legt man einen Auskehranspruch der Stadt in Höhe von ca. € 10.600 zu Grunde (Fläche von 2.200 ha aus insgesamt ca. 10.300 ha bejagbarer Fläche auf der Gemarkung), dann blieben unter Einrechnung eines Verwaltungsaufwandes für den Betrieb der Jagdgenossenschaft in Höhe von ca. € 10.000 immer noch eine Einnahme von insge- samt ca. € 24.400, über deren Verwendung die Jagdgenossenschaft verfügen könnte.

Sofern die Jagdgenossen mit der Mindereinnahme durch die Jagdverpachtung (geringere Pacht- preise) die Auswahl geeigneter Jagdpächter und die Ausgestaltung der Jagdpachtverträge verknüp- fen (z.B. Festlegung einer Schadensbemessungsgrundlage, die deutlich über dem üblichen Schätz- rahmen für geschädigten Aufwuchs oder Forstpflanzen hinausgeht), könnten berechtigte Ansprü- che der Grundeigentümer (tragbare Wilddichte, geringe Wildschäden) leichter erreicht werden (di-

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rekte Beeinflussung des Jagdmanagements). Bei der bisherigen Übertragung der Verwaltung der Jagdgenossenschaft auf die Kommune, nimmt die Stadt Münsingen eine Mittlerrolle zwischen Jagdpächtern und Jagdgenossen ein, die den Ansprüchen einzelner Jagdgenossen oft nicht zufrie- denstellend gerecht werden kann. Sofern das Jagdrecht nicht selbst ausgeübt wird, hat jeder Ver- pächter hat ein Interesse an der Verpachtung seiner Jagdflächen. Das Argument, die Reviere seien bei zu massiven Forderungen von Seiten der Jagdgenossen nicht mehr verpachtbar, ist nicht stich- haltig. Entscheidend sind letztlich der Preis und der Aushandlungsprozesses über Zielvorgaben innerhalb der Jagdgenossenschaft.

Welche Perspektiven sich aus selbstverwalteten Jagdgenossenschaften ergeben können, aber auch welcher Voraussetzungen es bedarf, diesen Weg zu beschreiten, ist in der Studie von SCHRAML & ZIEGLER (2001) zusammengefasst.

¨ EMPFEHLUNGEN

• Jagdgenossen in die Verantwortung nehmen und Selbstverwaltung prüfen. • Möglichkeit der Ausgestaltung von Jagdpachtverträgen bei einer Selbstverwaltung durch die Jagdgenossenschaft nutzen. • Jagdliche Maßnahmen einfordern, im Gegenzug Pachtpreis senken (z.B. Androhung deut- lich höherer Wildschadensersatzleistungen (Verdoppelung der regulären Entschädigungs- sätze), Festschreibung des innovativen Bewegungsjagdmodells, Fixierung der Regelungen zur Kirrung, Ablenkfüttung).

6.8 Modell Eigenbewirtschaftung: Das Beispiel Magolsheim

Auch die Eigenbewirtschaftung kann ein zielführender Ansatz für das jagdliche Management eines Jagdbogens sein. Dies lässt sich anhand des Jagdreviers Magolsheim zeigen, das im Jagdjahr 2005/06 in Eigenregie bewirtschaftet wurde. In diesem Jagdjahr wurde ein Wildbreterlös von € 5.444,- erwirtschaftet. Dem stehen Ausgaben in Höhe von € 2.722,- für Abschreibungen, Kühlraum, Berufsgenossenschaft und Wildschadensersatz (betrugen insgesamt nur € 1.090,-) sowie die Kos- ten für die Anschaffung von Zaunmaterial zur Wildschadensverhütung in Höhe von € 3.732,- ge- genüber. Für die Stadt Münsingen ergab sich ein nach Abzug der Ausgaben von den Einnahmen aus dem Wildbreterlös ein Minderbetrag im Höhe von € -1.010,-. Wäre die Jagd in Eigenregie weitergeführt worden, hätten sich die Anschaffungskosten für das Zaunmaterial zur Wildschadensverhütung unter Annahme gleich hoher Wildschadenskosten bald

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amortisiert. In den vergangenen drei Jagdjahren nach der Bewirtschaftung in Eigenregie wurden in dem Revier durchschnittlich 4 Sauen pro Jagdjahr erlegt (insg. 11 Sauen ohne Einbezug der Ver- kehrsverluste). Unterstellt man bei vorsichtiger Kalkulation ein durchschnittliches Gewicht je erleg- ter Sau von 20 kg aufgebrochen und einen Verkaufserlös von ca. € 5 pro kg Wildbret, ergäbe sich allein aus dem Verkauf der erlegten durchschnittlich 4 Sauen pro Jahr eine Einnahme von € 400,-. Eigenbewirtschaftung durch ausgesuchte Jäger kann eine Alternative sein, um die Interessen der Grundeigentümer besser umzusetzen als dies im Rahmen von bisherigen Jagdverpachtungen möglich ist.

¨ EMPFEHLUNG

• Eigenbewirtschaftung durch ausgesuchte Jäger als Alternative in Erwägung ziehen.

6.9 Neuabgrenzung der Jagdbögen

Vor dem Hintergrund der Abgrenzung der Jagdbögen sollte überdacht werden, ob die bisherige Aufteilung der Jagdbezirke, die sich an den Markungsgrenzen der Teilorte orientiert in jedem Fall sinnvoll ist. Mitunter wird die Abgrenzung der Jagdbögen den Erfordernissen einer optimalen Beja- gungsmöglichkeit bzw. bestmöglichen Wildschadensvermeidung (Wald-Feld-Grenze) nicht gerecht. Im Zuge anstehender Neuverpachtungen sollten die bisherigen Arrondierungen insbesondere unter dem Aspekt einer optimierten Bejagungsmöglichkeit auf Schwarzwild überprüft werden. Dabei sollte auch geprüft werden, ob ggf. die Verkleinerung der bestehenden Jagdbezirke einen Effekt auf die Bejagungsintensität auf der Gemarkungsfläche haben könnte („mehr Konkurrenz durch mehr Jagd- pächter auf der Fläche“). Nachteilig könnten bei diesem Vorschlag die Effekte hinsichtlich der Re- duzierung der Kirrungen sein. Allerdings ließe sich dies in den Jagdpachtverträgen (vgl. Kap. 6.10) ebenso regeln wie die verpflichtende Teilnahme am o. g. genannten innovativen Bewegungsjagd- modell. Das Jagdkataster mit den zugehörigen digitalen Karten kann als Hilfsmittel zur Prüfung der derzeitigen Abgrenzung der Jagdbögen genutzt werden.

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¨ EMPFEHLUNG

• Arrondierung der Jagdbögen vor dem Hintergrund einer optimierten Bejagungsmöglichkeit und der Wildschadensvermeidung (Wald-Feld-Grenze) überprüfen. • Markungsgrenze der Teilorte nicht zum Maßstab der Abgrenzung eines Jagdbogens ma- chen. • Jagdkataster mit digitalen Karten als Hilfsmittel nutzen.

6.10 Jagdpachtverträge

Über die Jagdpachtverträge können Zielvorstellungen der Jagdbewirtschaftung konkretisiert werden (z.B. Wildschadensersatzpflicht für Dachsschäden in den Münsinger Pachtverträgen, vgl. auch An- hang 16.6). Die Jagdgenossen sollten mehr Verantwortung bei der Ausgestaltung von Pachtverträ- gen übernehmen (vgl. Kap. 6.7). Wesentliche Elemente des Schwarzwildkonzepts sollten in die Jagdpachtverträge Eingang finden. Damit könnte der Wunsch der Grundeigentümer (Landwirte) nach einer Reduktion des Schwarzwildbestandes untermauert werden (vgl. auch Workshopergeb- nisse im Anhang 12.10).

Das innovative Bewegungsjagdmodell muss mit den wesentlichen Eckpunkten im Jagdpachtvertrag festgeschrieben sein. Der aktuelle Passus im Jagdpachtvertrag zur verpflichtenden Teilnahme an revierübergreifenden Bewegungsjagden ist Makulatur. In der Jagdpraxis wird das ursprüngliche Ansinnen leicht ausgehebelt, nicht zuletzt durch das Argument, dass aufgrund der jagdlichen Ver- hältnisse die Durchführung einer Bewegungsjagd nicht möglich sei. Die Verkehrsicherung kann ein berechtigtes Argument sein. Allerdings hat das Landratsamt Reutlingen diesbezüglich mit den be- kannten Anordnungen zur Verkehrsicherung günstige Rahmenbedingungen geschaffen, um Bewe- gungsjagden auch durchführen zu können. Ein anderer großer Konfliktpunkt bei revierübergreifen- den Jagden ist die Problematik des sog. Überjagens der eingesetzten Hunde. Dies kann im Extrem- fall bis hin zu Unterlassungsklagen führen. Hier sollte der Jagdrechtsinhaber (Jagdgenossenschaft) zur Rechtsicherheit aller Beteiligten beitragen. Letztlich kann er definieren, was der einzelne Jagd- pächter im Rahmen übergeordneter Zielsetzungen des Schwarzwildmanagements, zu dulden hat.

Um eine Schwarzwildpopulation auf einem niedrigen Niveau zu halten kann es sinnvoll sein, Jagd- pächter durch niedrige Jagdpachtkosten bei gleichzeitig hohen Entschädigungssätzen für die Auf- wuchs-, Tritt- und Wühlschäden zur scharfen Bejagung des Schwarzwildes zu motivieren. Wenn beispielsweise der Jagdpachtbetrag deutlich gesenkt würde und dafür die Jagdpächter im Jagd-

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pachtvertrag verpflichtet würden, den doppelten Entschädigungssatz für Wildschaden im Rahmen der Ersatzleistung zu zahlen, wäre die Motivation den Schwarzwildbestand niedrig zu halten hoch.

¨ EMPFEHLUNG

• Passus im Jagdpachtvertrag zur verpflichtenden Teilnahme an Bewegungsjagden in der derzeitigen Form ist Makulatur. • Aufnahmen des innovativen Bewegungsjagdmodells (mit notwendigen Details) in den Jagd- pachtvertrag. • Stimulation der Bejagungsintensität auf Schwarzwild durch niedrigere Jagdpacht bei gleich- zeitig deutlich höheren Wildschadensersatzleistungen. • Einschränkung der Kirrungspraxis und Verbot der Ablenkfütterung in allen Revieren auf der Gemarkungsfläche.

6.11 Schwarzwild-Managementkonzept Tr.Üb.Pl.

Die Regiejagd der Bundesforsthauptstelle Heuberg grenzt nordöstlich an die Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen an. Das Schwarzwildmanagement auf dem ehemaligen Tr.Üb.Pl. stand in der Vergangenheit oft in der Kritik. Den Wildschadensunterlagen der Stadt Münsingen war zu entneh- men, dass dies vor allem die Zeit der 1980er und 1990er Jahre betraf. Aber auch bis in die jüngste Vergangenheit gab es Probleme, da Schwarzwild beispielsweise in Gärten (befriedete Bezirke) im Ortsteil Auingen eindrang. Eine deutliche Intensivierung der Schwarzwildbejagung auf dem Tr.Üb.Pl. wird daher seit Jahren von verschiedenen Interessengruppen gefordert. Von Seiten der Jagdpächter wird die Problematik allerdings ambivalent gesehen. Für einige war (ist) das Schwarz- wildmanagement auf dem Tr.Üb.Pl. ein Ärgernis (hohes Wildschadensrisiko in den gemeinschaftli- chen Jagdbezirken außerhalb des Tr.Üb.Pl.), andere sahen (sehen) Vorteile, da sie von hohen Schwarzwildbeständen auf dem Übungsplatz durch entsprechend hohe Jagdstrecken in ihren Pachtrevieren profitieren.

Die Bundesforsthauptstelle Heuberg hat darauf reagiert und beispielsweise die Bejagung entlang der Markungsgrenzen zu Magolsheim, Böttingen und Auingen intensiviert (Schwerpunktbejagung, z.B. wurde im Jagdjahr 2007 insgesamt 1/5 des Gesamtabschusses des Tr.Üb.Pl. entlang der ge- nannten Markungsgrenzen der Teilorte erzielt).

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Wegweisend könnte das neue Jagdmanagement sein, das auf Basis des Kooperationsvertrages zwischen Nabu und Bundesforst entwickelt wurde. Das Jagdmanagement der Liegenschaft wird darin als integraler Bestandteil der Gesamtbetreuung des ehemaligen Truppenübungsplatzes dar- gestellt, dass dazu beiträgt, eine nachhaltige Gebietsentwicklung im Sinne des Naturschutzes zu sichern. Bezüglich des Schwarzwildmanagements sind folgende Inhalte des Jagdkonzeptes her- vorzuheben (BIMA, 2009):

• Die Bejagungsintensität des Schwarzwildes hat sich insbesondere an der Wildschadensent- wicklung auf angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen außerhalb des Truppen- übungsplatzes auszurichten. Die Probleme durch Schwarzwild in der angrenzenden Kultur- landschaft sind – im Gegensatz zu der Situation in den 80er Jahren - dauerhaft auf ein ak- zeptables Maß zu beschränken. • Die Jagdmethoden sind störungsarm und effizient, an wildbiologischen, waldbaulichen und wirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet. Sie beachten das über die Biosphärengebietsverord- nung vorgegebene Zonierungskonzept. • Intervallansitzjagden an Kirrungen (Reh- und Schwarzwild) sind ein probates Mittel der Ab- schusserfüllung. Dabei liegen Anzahl der Kirrungen und Kirrmenge (1 Liter/Kirrung/Tag) deutlich unter den gesetzlichen Vorgaben. Eine Jagdruhe im Sommer beim Schwarzwild stellt im Kerngebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes ein geeignetes Mittel zur Reduk- tion der Schäden in den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen dar. • Bewegungsjagden werden nicht ausgeschrieben. Dazu werden nur Jäger eingeladen, die über eine ausreichende Schießfertigkeit verfügen und willens und in der Lage sind, neben dem Schwarzwild auch Rehwild bei solchen Jagden vermarktungsgerecht zu erlegen.

Diese Ansätze eines effektiven, zielgerichteten und insbesondere transparenten Schwarzwildma- nagements decken sich mit denen des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen und sollten die Basis für eine Ausweitung der Ansätze auf andere Gebiete des Biosphärengebiets bilden. Eine Poolbildung wie bei dem innovativen Bewegungsjagdkonzept der Stadt Münsingen vorgeschlagen, scheidet aus haushaltsrechtlichen Gründen für die Bundesforsthauptstelle Heuberg aus. Dennoch sind die Bundesförster offen für revierübergreifende Bewegungsjagden, wo dies sinnvoll möglich ist (GÖTZE, 2009). Gespannt sein darf man, wie der Bundesforsthauptstelle Heuberg der Spagat zwi- schen einem einregulierten Schwarzwildbestand einerseits und dem erklärten Ziel eines optimierten Jagdertrages (Wildbretvermarktung, Jagdevents mit Begleitprogramm für den nichtjagenden Part- ner, Verkauf von Ansitzjagden, kostenpflichtige Gruppenansitze und Gesellschaftsjagden) in Zu- kunft gelingt. Die im Rahmen des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen begonnene Kommunika- tion sollte intensiviert werden.

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¨ EMPFEHLUNG

• Ansätze eines effektiven, zielgerichteten und insbesondere transparenten Schwarzwildma- nagements auf dem Tr.Üb.Pl. sind deckungsgleich mit denen des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen (z.B. Bewegungsjagdmethode auf Reh- und Schwarzwild, Kirrungs- beschränkung). • Intensivierung der Kommunikation mit der Bundesforsthauptstelle Heuberg.

6.12 Wildbretvermarktungsstrategie

Die Wildbretvermarktung von Schwarzwild kann vor allem in den Sommermonaten oder bei höhe- ren Jagdstrecken auf Bewegungsjagden ein Problem darstellen. Die Umfrage unter den Münsinger Jagdpächtern zeigte aber, dass es offensichtlich keine größeren Probleme bei der Vermarktung des Wildbrets gibt. Einige Jagdpächter könnten sogar noch mehr Schwarzwild vermarkten. Trotzdem zeigten sich die Jagdpächter aufgeschlossen, Wildbret unter einem gemeinsamen Label zu ver- markten und dafür auch weitere Qualitätsstandards wie beispielsweise regelmäßige 137Cs- Messungen durchführen zu lassen. Aufgrund des Gesamtwildbretaufkommens auf der Gemar- kungsfläche der Stadt Münsingen, den nicht vorhandenen Vermarktungsproblemen bei den Mün- singer Jagdpächtern und der derzeit im Rahmen der „Wilden Wochen“ des Jagdimpulsprogramms des Landkreises Reutlingen aufgetretenen Engpässen bei der Wildbretlieferung an Gastronomiebe- triebe (JV MÜNSINGEN, 2009b), wird empfohlen eine Wildbretvermarktungsstrategie unter Ent- wicklung eines gemeinsamen Labels auf regionaler Ebene des Landkreises oder besser des ge- samten Biosphärengebiets Schwäbische Alb zu entwickeln. Im Landkreis Reutlingen wäre dazu eine Kooperation zwischen der privaten Jägerschaft, dem Kreisforstamt Reutlingen und der Bun- desforsthauptstelle Heuberg sinnvoll. Es wäre auch zu prüfen, ob sich der Markenname („Das Münsinger Hardtschwein - aus dem Herzstück des Biosphärengebiets“) der Bundesforsthauptstelle Heuberg in eine gemeinsame Vermarktungsstrategie integrieren lässt. Hinsichtlich der Vermarktung von Wildbret gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Studien, aus denen Erfahrungen abgeleitet werden können (vgl. u. a. REDMANN, 2009; LANDESFORSTEN RH-PF, 2009).

Die Wildbretvermarktung von Schwarzwild stellt immer eine Gratwanderung dar. Einerseits kann eine gute Nachfrage einen Beitrag dazu leisten, den Schwarzwildbestand niedrig zu halten, da die Wildbretabnahme abgesichert wird. Andererseits muss im Rahmen einer gemeinsamen Vermark- tungsstrategie auch eine ausreichende Wildbretversorgung gewährleistet sein, damit sich solch ein Konzept trägt. Ansonsten ist der Aufbau einer dauerhaften Abnahmestruktur (v. a. mit Privatkun-

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den) schwierig. Daher können nur Kooperationen auf regionaler Ebene zielführend sein. Dabei könnte der Aufbau eines „Wildbretladens im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ eine zukunftswei- sende Option sein.

¨ EMPFEHLUNG

• Kooperation zwischen privater Jägerschaft auf Kreisebene, Kreisforstamt und Bundesforst- hauptstelle Heuberg und Entwicklung einer gemeinsamen Wildbretvermarktungsstrategie. • Wildbretvermarktung unter einem gemeinsamen Label des Biosphärengebiets. • Aufbau eines Wildbretladens im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

6.13 Überprüfung vorhandener Modelle des Schwarzwildmanagements

Im Bereich der Jägervereinigung Münsingen wurde im Jahr 2006 der Schwarzwildring Großes Lau- tertal gegründet, der nach Auskunft einiger Jagdpächter ohnehin nur (noch) auf dem Papier exis- tiert. Dies offensichtlich auch deshalb, weil das Schwarzwildmanagement in einigen Mitgliedsrevie- ren Zielsetzungen verfolgt, die umstritten sind. Auf der Homepage der Jägervereinigung Münsingen wird die Gesamtfläche des Schwarzwildrings mit ca. 3000 ha angegeben Er besteht aus 10 Revie- ren im Bereich der Gemeinden Münsingen und Hayingen. Die Mitglieder hatten es sich zum Ziel gesetzt, durch eine gemeinsame, grenzübergreifende Bejagung und "Bewirtschaftung" Schwarz- wildbestände mit gesunder Sozialstruktur bei möglichst geringen Wildschäden zu erreichen. Ob die Zielsetzung dieses ausschließlich von Jägern/Jagdpächtern ins Leben gerufenen Zusammen- schlusses erreicht wird, kann nicht beurteilt werden. Allerdings berichten Münsinger Jagdpächter und Behördenvertreter von übertriebenen Fütterungsmaßnahmen und Verstößen gegen gesetzli- che Bestimmungen zur Fütterung im Bereich des Schwarzwildhegerings. Es wird empfohlen, dieses „Konstrukt“ des Schwarzwildringes Großes Lautertal aufzulösen und unter Einbindung aller Interes- sengruppen die Ansätze und den Prozess des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen über die Gemarkungsgrenze hinweg weiterzutragen. Dies wäre eine Aufgabe für das Leitungsgremium Schwarzwildkonzept in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Schwarzwildrings.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

¨ EMPFEHLUNG

• Auflösung des Schwarzwildrings Großes Lautertal. • Weitertragen der Ansätze und des Prozesses aus dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsin- gen durch das Leitungsgremium in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen dieses Zu- sammenschlusses von Jagdpächtern aus dem Raum Münsingen/Hayingen.

6.14 Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen

Im Verlauf des Projektes hat sich gezeigt, dass eine funktionierende Kommunikation zwischen den Beteiligten ein entscheidendes Element für die Entwicklung von Ideen und Verbesserungsansätzen ist. Projekte wie sie derzeit im Rahmen des Jagdimpulsprogramms 2009 des Landkreises Reutlin- gen angegangen werden, sind als vertrauensbildende Maßnahmen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen sehr geeignet. Daher sollten die Akteure im Schwarzwildkonzept Stadt Münsin- gen versuchen, die Spannung im begonnnen Prozess zu halten. Regelmäßige gemeinsame Veran- staltungen (Fortbildungsveranstaltungen, Fachvorträge) der Kreisbauern- und Kreisjägervereini- gung zum Thema Schwarzwild könnten dazu beitragen. Ebenso würden sich die Vorstellung der jährlichen Monitoringergebisse und die darauf basierenden Zielvereinbarungen als Kommunikati- onsplattform zwischen den Interessengruppen eignen. Mit Exkursionen z.B. dem Besuch existie- render selbstverwalteter Jagdgenossenschaften in der näheren Umgebung könnte die Zusammen- arbeit ebenso befördert werden.

Neben den beschriebenen Maßnahmen kann die vertrauenbildende Kooperation zwischen Jagd- pächtern und Landwirten (Jagdgenossen) durch andere konkrete Aktivitäten verbessert werden:

• Kommunikation bei Aussaat-, Mahd- und Ernteterminen • Informationsfluss bei Schwarzwildsichtungen, Schäden und Spuren (Schnee) • Schussschneisen wo möglich und ohne Aufwand für die Landwirte • Kooperation bei der Zaunkontrolle • mobile Ansitzeinrichtungen in der Feldflur zulassen • alle Möglichkeiten der Fruchtfolge voll ausschöpfen

Darüber hinaus ist eine Verbesserung der Kooperation bei der Schwarzwildbejagung unter den Jagdpächtern wichtig. In den Reviergruppen, die auch bei geplanten Bewegungsjagden zusammen jagen, könnten z.B. Personen bestimmt werden („Kreisungsbeauftragte“), die revierübergreifend die

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Aufgabe des Kreisens wahrnehmen. So könnten günstige Schneelagen optimal genutzt werden, auch wenn der einzelne Pächter keine Zeit zum Kreisen hat. Da Jagd auf gekreiste Sauen sehr effektiv ist, könnte so das Bejagungspotential voll ausgeschöpft werden

¨ EMPFEHLUNG

• Regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen von Kreisbauern- und Kreisjägervereinigung zum Thema Schwarzwild, z.B. Fortbildungsveranstaltungen, Organisation von Fachvorträ- gen, Vorstellung der jährlichen Monitoringergebnisse, Besuch existierender selbstverwalte- ter Jagdgenossenschaften in der näheren Umgebung. • Verbesserung der Kooperation zwischen Jagdpächtern und Landwirten durch konkrete Maßnahmen (z.B. Kommunikation bei Aussaat, Mahd und Ernteterminen, Informationsfluss bei Schwarzwildsichtungen, Schäden und Spuren (Schnee), Schussschneisen, Zaunkon- trolle, mobile Ansitzeinrichtungen in der Feldflur, Möglichkeiten der Fruchtfolge ausschöp- fen). • Verbesserung der Kooperation unter den Jägern (z.B. „Kreisungsbeauftragte“ in den Re- viergruppen benennen = Personen, die bei günstiger Schneelage das Kreisen der Sauen übernehmen).

6.15 Schwarzwildforschung

Über die Wildart Schwarzwild ist grundsätzlich viel Wissen vorhanden (vgl. z.B. BRIEDERMANN, 2009). Dennoch gibt es Fragestellungen für Forschungsprojekte, die sich aus neuen Rahmenbe- dingungen und insbesondere im Zusammenhang mit dem Management ergeben. Die Biosphären- gebietsverordnung definiert in §7 (3), dass das Biosphärengebiet der Forschung dient. Außerdem soll eine Umweltbeobachtung vor allem zur Langzeitüberwachung natürlich ablaufender Prozesse und der Auswirkungen menschlicher Nutzung auf die Biosphäre durchgeführt werden (MLR, 2008b). In diesen Kontext passt das Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen.

Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn der Prozess auch wissenschaftlich begleitet würde. Insbesondere mit Blick auf das vorgeschlagene Monitoringsystem (fundierte Evaluierung) wäre dies sinnvoll. Darüber hinaus ließen sich konkrete Fragestellungen aus der Implementierung der Ein- zelmaßnahmen und den Vorschlägen der Jagdpächter ableiten, die im Sinne einer angewandten Forschung den Akteuren Informationen für eine sinnvolle Behandlung des Schwarzwildes im Bio- sphärengebiet liefern. Dabei ist je nach Fragestellung eine Kooperation verschiedener Institutionen

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

anzustreben (Biosphärengebietsmanagement, Kreislandwirtschaftsamt, Kreisforstamt, Bundes- forsthauptstelle Heuberg, etc.). Die vorgeschlagenen Fragestellungen der Jagdpächter implizieren die Notwendigkeit solcher Kooperationen (Populationsdynamik des Schwarzwildes und deren Ein- flussfaktoren, Raumnutzung und Aktivität, Krankheiten und die Zusammenhänge Ernährung (Kir- rung), Wildschäden und Klima).

¨ EMPFEHLUNG

• Konzeption eines angewandten Forschungsprojektes zur wissenschaftlichen Begleitung des Prozesses und der Integration konkreter angewandter Fragestellungen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärengebietsmanagement, Kreislandwirtschaftsamt, Kreisforstamt, Bundes- forsthauptstelle Heuberg, etc. (mögliche Themenfelder: Populationsdynamik des Schwarz- wildes und deren Einflussfaktoren (Klima, Kirrung, Krankheiten), Raumnutzung und Wild- schäden).

6.16 Leitungsgremium Schwarzwildkonzept

Um den begonnen Prozess fortzuführen bedarf es einer Leitung. Ohne diese besteht die große Gefahr, dass sich die Umsetzungsvorschläge des Konzeptes und ersten Erfolge in kurzer Zeit im Sande verlaufen.

Das Schwarzwildkonzept Münsingen versteht sich nicht als ein vereinsmäßiger Zusammenschluss, sondern als ein „integrierender Prozess“, der alle notwendigen Interessengruppen in das Schwarz- wildmanagement einbindet. Darin unterscheidet sich das Vorgehen von vielerorts üblichen Heran- gehensweisen sog. Schwarzwildhegeringe. Dennoch bedarf es einer einfachen Institutionalisierung, die den Prozess auch in der Zukunft steuert. Es wird vorgeschlagen, ein paritätisch besetztes Lei- tungsgremium aus Vertretern der wichtigsten Beteiligten zu bilden. Konkret sollten diesem Gremi- um ein Vertreter der lokalen Landwirtschaft (idealer Weise ein engagierter Haupterwerbslandwirt und Jagdgenosse aus der Gesamtgemarkung der Stadt Münsingen), ein Vertreter des Kreisbau- ernverbandes (idealer Weise eine Persönlichkeit mit Fachkompetenz in landwirtschaftlichen und jagdlichen Fragen), ein Vertreter der Jägerschaft (idealer Weise eine integrierende Persönlichkeit aus den Reihen der Jägervereinigung Münsingen, die auf der Fläche der Gesamtgemarkung der Stadt Münsingen jagdlich aktiv ist), ein Vertreter der Kreisforstverwaltung (idealer Weise ein in jagd- lichen Fragen kompetenter Mitarbeiter des Kreisforstamtes), ein Vertreter einer Teilgemeinde oder der Stadt Münsingen (idealer Weise ein motivierter Ortsvorsteher oder eine mit dem Jagdwesen

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

betraute sachkundige Person bei der Stadtverwaltung) sowie ein Vertreter des Biosphärengebietes Schwäbische Alb (idealer Weise eine Person des Regierungspräsidiums, z.B. aus dem Biosphä- rengebietsteam der Geschäftstelle, in deren Kompetenz fachliche Fragen des Management, Moni- toring und der Forschung fallen) angehören. Sollte sich eine selbstverwaltete Jagdgenossenschaft bilden, wäre deren Vorstand ebenfalls Mitglied des Leitungsgremiums. Im Bedarfsfall können weite- re Personen (externe Berater, Vertreter anderer, auch übergeordneter Behörden) in das Gremium dauerhaft oder fallsweise berufen werden. Ob dieses notwendig und sinnvoll ist, entscheidet das Gremium nach eigenem Ermessen unter Berücksichtigung des Meinungsbildes der involvierten Interessengruppen. Dieses Leitungsgremium Schwarzwildkonzept hat die Aufgabe, den angesto- ßenen Prozess fortzuführen, weiterzuentwickeln und die Umsetzungsmaßnahmen zu implementie- ren und gemeinsam mit den Akteuren vor Ort zu evaluieren (Abb. 32). Dazu kann es bestimmte Aufgaben an Organisationsteams mit definierten Zuständigkeiten delegieren.

Abb. 32: Fortsetzung des Prozesses Schwarzwildkonzept durch ein Leitungsgremium.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

Es wird vorgeschlagen, sich regulär zweimal im Jahr (z.B. zu Beginn des Jagdjahres und vor Be- ginn der herbstlichen Jagdsaison) zu treffen. Diese Treffen dienen dem Informationsaustausch und der Koordination und Evaluierung der Umsetzungsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Schwarzwildmanagement.

Eine schriftliche Fixierung der weiteren Zusammenarbeit unter den direkt beteiligten Akteuren (Kreisbauernverband als Vertretung der lokalen Landwirte, Kreisjägervereinigung als Vertreter aller lokaler Jäger und Jagdpächter, Kreisforstamt, Stadt Münsingen bzw. Jagdgenossenschaft als Ver- pächter und den Jagdpächtern) wird empfohlen. Damit könnte sichergestellt werden, dass der Pro- zess fortgeführt wird und Umsetzungserfolge auch wirklich herbeigeführt werden. Das formulierte Leitbild sollte dieser Zusammenarbeit den Rahmen vorgeben.

¨ EMPFEHLUNG

• Fortsetzung des integrierenden Prozesses durch eine Steuerungsgruppe „Leitungsgremium Schwarzwildkonzept“ (je ein Vertreter: lokale Landwirtschaft, Kreisbauernverband, Jäger- schaft, Kreisforstverwaltung, Teilort bzw. Stadt Münsingen (oder Vorstand Jagdgenossen- schaft), Biosphärengebietsgeschäftstelle; im Bedarfsfall weitere externe Personen oder Be- hördenvertreter). • Realisierung der vorgeschlagenen Umsetzungsmaßnahmen. • Evaluierung der Einzelmaßnahmen und des Gesamtprozesses. • Schriftliche Vereinbarung zwischen Kreisbauernverband, Kreisjägervereinigung, Kreisforst- amt, Stadt Münsingen (Jagdgenossenschaft) und Jagdpächtern zur Fortsetzung des Pro- zesses und zur Umsetzung konkreter Maßnahmen des Schwarzwildkonzeptes.

6.17 Leitlinie für Schwarzwildbewirtschaftung

Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Schwarzwildkonzeptes müssen in einen Rahmen eingebun- den sein, mit dem sich der Großteil der Beteiligten identifizieren kann. Daher wurde versucht, Leitli- nien zu formulieren, die einerseits Leitplanken setzen, andererseits aber flexibel genug sind, um das Konzept den Bedingungen in der kommenden Dekade 2010-2020 anzupassen. Diese Leitlinien wurden in einem Leitbild zusammengefasst (siehe Kap. 7.1). Das Leitbild soll richtungweisende Vorstellungen eines funktionierenden Schwarzwildmanagements auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen beschreiben und somit einen Aufforderungscharakter für die Umsetzung der be- schriebenen Maßnahmen haben. In dem Leitbild drückt sich der integrative Prozess des Schwarz-

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

wildkonzepts Stadt Münsingen aus. Die Jagdpächter, die als einzige eine Populationsregulation des Schwarzwildbestandes durch die Bejagung herbeiführen können, akzeptierten weitestgehend die im Rahmen der Umfrage skizzierten Leitlinien oder machten Vorschläge zur Ergänzung. Die Akzep- tanz ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um das Leitbild im Sinne eines funktionierenden Schwarzwildmanagements umzusetzen.

Mit dem Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen und seinen Umsetzungsvorschlägen im Rahmen des formulierten Leitbildes könnten sich auch Synergien für die Erarbeitung des Rahmenkonzepts des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ergeben, in dem die Ziele und Maßnahmen des Biosphä- rengebiets unter Beteiligung der Bevölkerung im kommenden Jahr erarbeitet werden sollen.

¨ EMPFEHLUNG

• Leitbild beschreibt richtungweisende Vorstellungen eines funktionierenden Schwarzwildma- nagements auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen und hat somit einen Aufforde- rungscharakter für die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen. • Leitbild und Umsetzungsvorschläge des Schwarzwildkonzepts Stadt Münsingen in die Erar- beitung des Rahmenkonzepts des Biosphärengebiets Schwäbische Alb im kommenden Jahr einbringen.

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SCHWARZWILDKONZEPT STADT MÜNSINGEN

7 Zukunftsstrategie Schwarzwild

Der Ansatz des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen könnte als Vorbild für eine Zukunftsstrate- gie zum Umgang mit der Wildart in der Region des Biosphärengebiets dienen. Der im Rahmen des Projektes begonnene Prozess muss mit den gemachten Vorschlägen getragen und weiterentwickelt werden. Eine besondere Verantwortung kommt dabei nicht nur allen Akteuren, sondern insbeson- dere den Mitgliedern des „Leitungsgremiums Schwarzwildkonzept“ zu.

7.1 Leitbild

LEITBILD SCHWARZWILDKONZEPT MÜNSINGEN

„Das Schwarzwildmanagement auf der Gemarkung der Stadt Münsingen folgt den gesetzli- chen Bestimmungen und trägt auch weiteren, übergeordneten gesellschaftlichen Verpflichtun- gen Rechnung. Dabei werden insbesondere die Belange des Biosphärengebietes Schwäbi- sche Alb berücksichtigt. Da kein Anspruch auf eine bestimmte Schwarzwilddichte in den Revie- ren besteht, orientiert sich die Schwarzwildbejagung primär an der Wildschadenssituation. Auf eine Minimierung der Wildschäden wird durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten hingewirkt. Innovative Bejagungsmodelle kommen zur Anwendung. Der Energieeintrag durch Fütterungs- maßnahmen im Rahmen des Schwarzwildmanagements wird reduziert. Ein transparentes Mo- nitoring der Wildschäden, der Schwarzwildpopulation und wichtiger Nahrungs- bzw. Lebens- raumressourcen wird genutzt, um die Schwarzwildbejagung im Einvernehmen mit allen Inte- ressengruppen und den beteiligten Behörden zielgerichtet durchzuführen. Dazu werden ge- sonderte Maßnahmen ausgehandelt und vereinbart. Diese können flexibel an die jeweilige Si- tuation entsprechend der Zielvorstellung eines tragbaren Schwarzwildbestandes angepasst werden.“

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8 Umsetzung und Erfolgskontrolle

8.1 Vorgeschlagene Maßnahmen, Prinzipien, Kriterien und Indikatoren

Anhand der wesentlichen Einzelmaßnahmen werden das zugrundeliegende Prinzip und das daraus resultierende Kriterium benannt. Mit den aufgeführten Kriterien und Indikatoren (Prüfgrößen) lässt sich der Umsetzungserfolg einschätzen. Auf eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen wird ver- zichtet, da sie einerseits ineinander greifen und sich andererseits ihre Vorrangigkeit aus der über- geordneten Zielsetzung einer nachhaltigen Regulation des Schwarzwildbestandes auf der Gemar- kungsfläche ergibt.

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¨ Maßnahme „Monitoringsystem“

• Prinzip: Die Zielsetzungen des Schwarzwildmanagements werden an belastbaren Daten aus dem Monitoring festgemacht. Das Monitoring der Schwarzwildpopulation und der Wild- schäden steht im Zentrum einer verbesserten Schwarzwildbewirtschaftung. Beides erlaubt eine prognostische Aussage über die Entwicklung des Bestandes und der Schäden. Ver- schiedene Monitoringmodule werden zentral erfasst und ausgewertet. Ein einfaches, inter- netbasiertes Wildschadensmonitoring erfasst alle relevanten Daten, die von einem zu- gangsberechtigtem Personenkreis eingespeist werden können. Keine oder vernachlässig- bare Wildschadensmeldungen sind Ausdruck eines zwischen den Akteuren funktionieren- den Schwarzwildmanagements. Die gesetzlichen Wege der „offiziellen“ Wildschadensan- meldung bleiben unberührt und werden in das System integriert.

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• Kriterium: Zeitnah erfasste Streckendaten, Informationen zur Baummast, zur Fruchtbarkeit weiblicher Sauen, zum Wetter, zu Beobachtungen auf Bewegungsjagden fließen in das Po- pulationsmonitoring ein. Ein internetbasiertes Wildschadensmonitoring-Tool erfasst lediglich folgende Informationen: Schadensmelder, betroffenes Flurstück, betroffener Auswuchs, Schadenszeitpunkt, Schadensumfang und die schadensverursachende Wildart. Keine mo- netäre Erfassung des Schadens. Die Wildschadensregulation zwischen den Betroffenen bleibt unberührt.

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• Indikatoren:

D Aufbau und Betrieb eigenverantwortlichen Monitoringsystems durch das Leitungs- gremium Schwarzwildkonzept in Kooperation mit der Stadt Münsingen oder der Jagdgenossenschaft D Entwicklung (Programmierung) eines Wildschadensmonitoring-Tools D Definition eines zugangsberechtigten Personenkreises D jährliche Überprüfung der nicht nach §34 BjagdG gemeldeten Schäden durch Feld- begang im April/Mai und September/Oktober D jährliche Analyse und Präsentation der erhobenen Daten D jährliche Zielvorgaben für die Bejagungsintensität D Festlegung konkreter Bejagungsschwerpunkte

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¨ Maßnahme „Bewegungsjagdmodell“

• Prinzip: Die Jagdausübung in allen Revieren soll die Jagdart „Bewegungsjagd“ integrieren, um dauerhaft alle Möglichkeiten der Schwarzwildregulation ausschöpfen zu können. Außer- dem stellt die Jagdart und die dabei erhobenen Daten ein wesentliches Modul des Populati- onsmonitoring (Beobachtungen, Strecke, Untersuchungsproben) dar.

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• Kriterium: Organisierte, aufeinander abgestimmte und alljährlich terminlich fixierte Bewe- gungsjagden in räumlich sinnvollen Einheiten (Reviergruppen) werden zu einem Standartin- strument der Schalenwildbejagung.

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• Indikatoren:

D Identifikation geeigneter Gebietskulissen D Zusammenschluss der Einzelreviere zu Reviergruppen D Bildung von Organisationsteams D Definition der wesentlichen Inhalte in der Reviergruppe (Durchmischung der Jagd- gäste, Poobildung, Lastenteilung, Wildbretvermarktung, eine gemeinsame Außen- grenze am Jagdtag, Hundeeinsatz, Monitoring, Nachweis der Schiessfertigkeit); Aufbau der dafür erforderlichen Infrastruktur (Bau/Kauf von Drückjagdböcken, Kar- tenmaterial, organisatorischer Ablauf, etc.)

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¨ Maßnahme „Kirrung und Ablenkfütterung“

• Prinzip: Der Umgang mit jedweder Form der Fütterung von Wildtieren wird im Biosphären- gebiet Schwäbische Alb kritisch abgewogen. Das Managementinstrument der Kirrung wird auf das notwendige Minimum reduziert und gesetzeskonform betrieben. Insbesondere dort, wo alternative Bejagungsmöglichkeiten umzusetzen sind, wird auf Futtergaben verzichtet. Ablenkfütterungen werden nicht betrieben, da diese aufgrund der naturräumlichen Struktur im Biosphärengebiet nicht den gewünschten Effekt erzielen und lediglich eine Schwarzwild- konzentration in bestimmten Waldbereichen ermöglichen.

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• Kriterium: Die Anzahl der Kirrungen reduziert sich auf max. 40 Stück in der Gesamtgemar- kung. Die Kirrungen werden auf einander abgestimmt. Die Kirrungszeiträume beschränken sich auf die Herbst-/Wintermonate (Okt.-Feb.). Ausputz oder Bruchweizen als Kirrmaterial wird favorisiert. Missbräuchliche Schwarzwildfütterungen werden konsequent zur Anzeige gebracht, von der zuständigen Behörde umgehend geahndet und durch die Jägervereini- gung veröffentlicht. Die Jagdpachtverträge präzisieren den Umgang mit Kirrung und Ablenk- fütterung über den gesetzlichen Rahmen hinaus.

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• Indikatoren:

D Erfassung der Kirrungsstandorte (ähnlich wie Regelung zur Rehwildkirrung in Kern- zonen des Biosphärengebiets) D Reduktion der Kirrungen in den Revieren der Gesamtgemarkung auf max. 40 Stück D Einheitlicher Kirrungszeitraum Okt.-Feb. D Ausputz oder Bruchweizen werden als Kirrmaterial benutzt D keine Anzeigen wegen missbräuchlicher Schwarzwildfütterung mehr D wissenschaftlicher Versuch zur Schwarzwildbejagung ohne Kirrung D genereller Verzicht auf den Betrieb von Anlenkfütterungen D präzisierte Regelungen im Jagdpachtvertrag zu Kirrung / Ablenkfütterung D Entwicklung einer Vermarktungsstrategie die mit „ungefüttert erzeugtem“ Schwarz- wildbret wirbt D Aufgaben des Fütterungsbeauftragten sind an Leitungsgremium Schwarzwildkon- zept übertragen D Intensivierung der Kommunikation mit der Bundesforsthauptstelle Heuberg etabliert durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch, gemeinsame Exkursionen

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¨ Maßnahme „Selbstverwaltete Jagdgenossenschaft“

• Prinzip: Das Jagdrecht ist an das Grundeigentum gebunden. Daraus resultiert eine hohe Verantwortung des Jagdrechtsinhabers für eine nachhaltige und angepasste Nutzung der Wildtierbestände, die dem Jagdrecht unterliegen. Bei der Selbstverwaltung der Jagdgenos- senschaft können die Jagdrechtsinhaber ihr Recht eigenverantwortlich wahrnehmen und die ihre eigenen Zielvorstellungen in der Form der Jagdausübung besser verwirklichen.

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• Kriterium: Die selbstverwaltete Jagdgenossenschaft stellt eine Alternative zur bisherigen Delegation der Aufgaben und Rechte an die Kommune dar. Die Jagdgenossen nutzen die Möglichkeiten der Ausgestaltung der Jagdpachtverträge und der Auswahl der Jagdpächter, um eigene Zielvorstellungen umzusetzen. Durch Senkung der Pachtpreise bei Anhebung der Entschädigungssätze bei Wildschaden stimuliert die Jagdgenossenschaft die Beja- gungsintensität des Jagdausübungsberechtigten.

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• Indikatoren:

D Diskussion über die Option selbstverwaltete Jagdgenossenschaft durch Informati- onsveranstaltungen hat begonnen D Engagement und Expertise des Bauernverbandes wird genutzt D Exkursionen zu nahegelegenen selbstverwalteten Jagdgenossenschaften im Alb- Donau-Kreis werden durchgeführt D Modell Eigenbewirtschaftung für einzelne Jagdbögen wird diskutiert und bewertet D Neuverpachtungen zu geringeren Pachtpreisen D Ausgestaltung der Jagdpachtverträge (innovatives Bewegungsjagdmodell festge- schrieben, Kirrungen eingeschränkt, Ablenkfütterungen verboten, Entschädigungs- sätze für Wildschäden angehoben

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¨ Maßnahme „Arrondierung Jagdbögen“

• Prinzip: Die Jagdbögen sollten so abgegrenzt sein, dass durch die Grenzziehung die Beja- gung (des Schwarzwildes) möglichst nicht beeinträchtigt wird. Somit wird die Bejagungs- möglichkeit einerseits und die Wildschadensvermeidung andererseits optimiert.

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• Kriterium: Die Arrondierung der Jagdbögen folgt nicht zwangsweise der Markungsgrenze der Teilorte, sondern orientiert sich an den Belangen der Bejagung und der Wildschadens- vermeidung (Wald-Feld-Grenze). Das Jagdkataster wird zur Grundlage einer sinnvolleren Abgrenzung genutzt.

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• Indikatoren:

D Arrondierungen werden vor der nächsten Verpachtungsrunde überprüft D Jagdkataster ist voll nutzbar D Neuabgrenzungen orientieren sich nicht zwangsweise an der Markungsgrenze der Teilorte D Effekt der Verkleinerung der Jagdbezirke wird erwogen

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¨ Maßnahme „Jagdpachtverträge“

• Prinzip: Die Jagdpachtverträge bieten die Möglichkeit, den Pächter zu bestimmten Hand- lungen zu verpflichten. Die Formulierungen müssen aber so gefasst sein, dass sie im ge- meinten Sinn auch „einforderbar“ sind.

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• Kriterium: Im Jagdpachtvertrag wird die Teilnahme am innovativen Bewegunjgsjagdmodell festgeschrieben. Zudem wird die Begrenzung der Kirrung präzisiert und das Verbot der Ab- lenkfütterung fixiert. Stimulation der Jagdpächter durch niedrigere Pachtpreise bei zugleich höheren Wildschadensersatzleistungen den Schwarzwildbestand niedrig zu halten.

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• Indikatoren:

D Jagdpachtverträge werden geändert (spätestens mit der nächsten Verpachtungs- runde) D Einschränkung der Kirrungspraxis durch Begrenzung auf max. eine Kirrung pro 100 ha angefangene Waldfläche und Anzeigepflicht der Kirrungsstandorte D Keine Ablenkfütterungen mehr auf der Gemarkungsfläche D Detaillierte Beschreibung des verpflichtenden Bewegungsjagdmodells

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¨ Maßnahme „Wildbretvermarktungsstrategie“

• Prinzip: Die Wildbretvermarktung ist eine entscheidende Einnahmequelle. Wildbret in ver- edelter Form erzielt höhere Gewinne. Die Wildbretvermarktung von Schwarzwild stellt im- mer eine Gratwanderung dar. Einerseits kann sie einen Beitrag dazu leisten, den Schwarz- wildbestand niedrig zu halten, da die Wildbretabnahme ganzjährig abgesichert wird. Ande- rerseits muss im Rahmen einer gemeinsamen Vermarktungsstrategie auch eine ausrei- chende Wildbretversorgung gewährleistet sein, damit sich solch ein Konzept trägt. Nur eine Kooperation auf regionaler Ebene ist zielführend.

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• Kriterium: Die Wildbretvermarktung auf Kreisebene sichert eine kontinuierliche Absatzmög- lichkeit auch für erlegtes Schwarzwild. Eventuell auftretende Vermarktungsprobleme in den Sommermonaten, bei größeren Stücken oder bei großen Jagdstrecken auf Bewegungsjag- den werden vermieden. In Kooperation zwischen privater Jägerschaft, dem Kreisforstamt und der Bundesforsthauptstelle Heuberg wird eine Wildbretvermarktungsstrategie entwi- ckelt. Diese beinhaltet ein gemeinsames Vermarktungslabel und den Aufbau eines „Wild- bretladens“ im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Hohe Qualitätsstandards sichern die Vermarktung des Wildbrets.

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• Indikatoren:

D Gemeinsame Wildbretvermarktungsstrategie auf Ebene des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist entwickelt D Wildbretladen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb in Kooperation zwischen pri- vater Jägerschaft, Kreisforstamt und Bundesforsthauptstelle Heuberg etabliert D Gemeinsames Label zur Wildbretvermarktung wird genutzt D Höhere Qualitätsstandards als die gesetzlich vorgeschriebenen sichern eine nach- haltige Vermarktung von Wildbret zu angemessenen Preisen (z.B. Stichprobenun- tersuchungen zur 137 CS-Belastung)

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¨ Maßnahme „Kommunikation und vertrauensbildende Maßnahmen“

• Prinzip: Die funktionierende Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren im Schwarzwildmanagement garantiert die Implementierung der vorgeschlagenen Verbesse- rungsmaßnahmen und sichert deren Weiterentwicklung. Vertrauensbildende Maßnahmen helfen, diesen Kommunikationsprozess dauerhaft am Leben zu halten.

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• Kriterium: Regelmäßige Exkursionen, gemeinsame Veranstaltungen (Symposien, Vorträ- ge, Veröffentlichungen, Presseaktionen, etc.) sowie die Präsentation der Monitoringergeb- nisse und die Diskussion der darauf aufbauenden kurz-, mittel- und langfristigen Zielvorstel- lungen für den Umgang mit Schwarzwild soll von den Vertretern aus den Bereichen Jagd, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und den zuständigen Behörden (Veterinäramt, Landwirt- schaftsamt, Regierungspräsidium, Landratsamt) getragen werden. Das Leitungsgremium Schwarzwildkonzept baut die dazu notwendigen Kommunikationsstrukturen weiter aus und regt konkrete Maßnahmen an.

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• Indikatoren:

D Gemeinsame jährliche Veranstaltungen von Kreisbauernverband und Jägervereini- gung Münsingen zur Präsentation der Monitoringergebnisse und Diskussion der kurz-, mittel- und langfristigen Zielvorstellungen für den Umgang mit Schwarzwild auf der Gemarkungsfläche D Regelmäßige Exkursionen und gemeinsame Veranstaltungen (Symposien, Vorträ- ge, Veröffentlichungen, Presseaktionen, etc.) mit Vertretern aus den Bereichen Jagd, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und den zuständigen Behörden (Regierungs- präsidium: Biosphärengebietsgeschäftsstelle, Fachreferate RP), Landratsamt (Jag- damt, Veterinäramt, Landwirtschaftsamt, Forstamt) D Kooperation unter den Jägern durch Bildung von Reviergruppen verbessert D Bewegungsjagdmodell in Kooperation mit lokalen landwirtschaftlichen Betrieben etabliert (Wildbretversorgung nach der Jagd, Aufstellen von Drückjagdständen, etc.) D „Kreisungsbeauftragter“ für die Reviergruppen ist benannt und arbeitet erfolgreich D Beispielhafte Kooperationen zwischen Landwirten und Jägern werden öffentlich ho- noriert D Ansätze und Prozess des Schwarzwildkonzeptes Münsingen wurde weiter getragen und der Schwarzwildring Großes Lautertal aufgelöst

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¨ Maßnahme „Leitungsgremium Schwarzwild“

• Prinzip: Das Schwarzwildkonzept Münsingen ist ein „integrierender Prozess“, der alle not- wendigen Interessengruppen in das Schwarzwildmanagement einbindet. Eine einfache In- stitutionalisierung sichert die Fortsetzung des Prozesses und garantiert die Implementierung der vorgeschlagenen Maßnahmen.

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• Kriterium: Durch eine Steuerungsgruppe „Leitungsgremium Schwarzwildkonzept“ wird der begonnne Prozess fortgesetzt. Diese Steuerungsgruppe besteht aus 6 regulären Mitglie- dern (je ein Vertreter der lokalen Landwirtschaft, des Kreisbauernverbandes, der Jäger- schaft, der Kreisforstverwaltung, eines Teilorts bzw. der Stadt Münsingen (oder Vorstand Jagdgenossenschaft), der Biosphärengebietsgeschäftstelle). Im Bedarffall werden weitere externe Personen oder Behördenvertreter hinzugezogen.

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• Indikatoren:

D Steuerungsgruppe hat sich auf einer konstituierenden Sitzung gebildet und wählt einen Vorsitzenden/Sprecher D Konkrete Umsetzungsmaßnahmen werden im Frühjahr 2010 angegangen (z.B. Jagdplanung 2010, Reviergruppenbildung unterstützt, etc.) D Leitbild und Einzelmaßnahmen werden in den Pachtverträgen festgeschrieben D Forschungsprojektantrag konzipiert und Geldmittel beantragt D Aufbau des Monitoringssystems D Organisation von Veranstaltungen und vertrauensbildenden Maßnahmen D Zukunftsfähigkeit des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen ist gesichert

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¨ Maßnahme „Leitbild Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen“

• Prinzip: Das Leitbild des Schwarzwildkonzeptes beschreibt die richtungweisenden Vorstel- lungen eines funktionierenden Schwarzwildmanagements auf der Gemarkungsfläche der Stadt Münsingen. Es hat somit einen Aufforderungscharakter für die Umsetzung der be- schriebenen Maßnahmen. ª

• Kriterium: Schriftliche Vereinbarung zwischen Kreisbauernverband, Kreisjägervereinigung, Kreisforstamt, Stadt Münsingen (Jagdgenossenschaft) und Jagdpächtern zur Fortsetzung des Prozesses und zur Umsetzung konkreter Maßnahmen im Rahmen des Schwarzwild- konzeptes. ª

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• Indikatoren:

D Leitbild ist akzeptiert D Leitbild wird in schriftlicher Vereinbarungen zwischen Interessensvertretern fixiert D Leitbild wird in den Pachtverträgen verankert

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9 Schlussbemerkung

Die Ansätze des Schwarzwildkonzeptes Stadt Münsingen können nur umgesetzt werden, wenn jeder Einzelne seinen Beitrag dafür leistet.

In Gesprächen mit verschiedenen Jagdpächtern wurde deutlich, dass einige die unterbreiteten Vor- schläge als „unberechtigte Einmischung in ihr erpachtetes Jagdausübungsrecht“ empfinden. Sie sehen bei der Umsetzung der skizzierten Maßnahmen die Freude an der Jagdausübung zu sehr einschränkt. In diesem Zusammenhang sind zwei Aspekte deutlich zu machen.

Erstens: Jäger haben bei der Jagdausübung gesetzlich definierte, und somit auch gesellschaftliche Verpflichtungen zu erfüllen. Diese werden allerdings oft von der für die Jagd notwenigen Emotion (Passion) überlagert, mitunter treten sie sogar bei Einzelnen in den Hintergrund. Nicht von ungefähr formuliert der Landesjagdverband Baden-Württemberg in seinem Leitbild genau in dieser Reihen- folge „Jagd ist: Auftrag und Leidenschaft“. Vor dem Hintergrund des §1 (2) BJagdG, lässt sich die Verantwortung der Jäger gegenüber der Gesellschaft und den Jagdrechtsinhabern bei der Schwarzwildbewirtschaftung am besten an zwei Aspekten deutlich machen: Wildschäden und Schweinpest. Nur mit einem den „landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepass- ten, artenreichen und gesunden Wildbestand“ kann der Jäger dieser Verantwortung gerecht wer- den.

Zweitens: Das Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen ist von den Betroffenen selbst ausgegangen. Sie wollten eine Lösung der Schwarzwildproblematik der vergangenen Jahre. In die Erarbeitung des Konzeptes wurden alle betroffenen Interessengruppen eingebunden, insbesondere die Land- wirte, Jäger und Forstleute. Damit konnte das Konzept zu einem Konzept derjenigen werden, die mit der Schwarzwildbewirtschaftung vor Ort betraut sind. Es werden Vorschläge unterbreitet, die zur Verbesserung der bisherigen Situation beitragen sollen. Die Ursachen der identifizierten Defizite werden klar benannt und konkrete Lösungsansätze vorgeschlagen. Diese Vorschläge können nicht für alle Betroffenen gleichermaßen bequem sein. Kompromisse sind notwendig, wenn gemeinsame Zielsetzungen erreicht werden sollen.

Der angestoßene Prozess der Kommunikation und konkreten Zusammenarbeit vor Ort zwischen den beteiligten Interessengruppen sollte im Interesse aller weiter getragen werden. Somit bleibt das „Tor“ für diejenigen offen, die sich bislang nicht in den Prozess „Schwarzwildkonzept Münsingen“ eingebracht haben. Wichtiger aber: Alle Betroffenen werden zu Beteiligten, die an der konkreten Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen interessiert sind.

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10 Danksagung

Das Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen wurde im Auftrag der Stadt Münsingen durchgeführt und zu 50 % aus Mitteln des Biosphärengebietes Schwäbische Alb finanziert (Zuwendungen nach der Richtlinie des Ministeriums für Ernährung und Ländlicher Raum zur Förderung und Entwicklung des Naturschut- zes, der Landschaftspflege und Landeskultur (Landschaftspflegerichtline-LPR).

Ohne den Wunsch von Bürgermeister Mike Münzing, die Schwarzwildproblematik auf der Gemarkungs- fläche im Rahmen dieses Konzeptes anzugehen, wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Die Stadtkämmerin der Stadt Münsingen, Karin Mangold, hat die Idee zu dem Vorhaben aufgegriffen und in ihrer damaligen Zuständigkeit für Belange der Jagd bei der Stadt maßgeblich vorangetrieben. Die jetzige Mitarbeiterin des Hauptamtes, Marina Aufrecht, hat diese Aufgaben übernommen und war von der An- tragstellung, über die Organisation der Wokshops bis hin zu den Details im Zusammenhang mit Wild- schäden, Jagdpachtverträgen, Jagdgenossenschaftssatzungen, und vielem Anderen eine angenehme, zuverlässige und sehr hilfsbereite Ansprechpartnerin. Außerdem übernahm sie das Korrekturlesen des Manuskriptes. Für die konstruktive Unterstützung bei der Durchführung des Vorhabens danke ich der Stadt Münsingen ganz besonders.

Dr. Dorothee Braband von der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb hat den Projektan- trag auf Zuwendungen aus der Landschaftspflegerichtline-LPR mit Ihrer konstruktiven Kritik wesentlich optimiert.

Durch die Mitarbeit des Projektbearbeiters in der Arbeitsgruppe „Leitbild Jagd im Biosphärengebiet“ konnte ein enger Austausch mit dem Regierungspräsidium Tübingen sichergestellt werden. Den Mitar- beitern der Abteilung Forstdirektion, Hans-Joachim Hormel und Matthias Schappert, danke ich für ihr Engagement im Rahmen der Workshops und die fachlichen Hinweise zu einzelnen Ansätzen des Kon- zeptes.

Verschiedene Personen des Landratsamts Reutlingen unterstützten die Erstellung des Konzeptes. Vom Kreisjagdamt wurden Streckendaten zur Verfügung gestellt, wofür Peter Spallinger herzlich zu danken ist. Julia Bernecker von der Stabstelle für nachhaltige Regionalentwicklung stand für einen Austausch über die Projekte des Jagdimpulsprogramms zur Verfügung. Dr. Gottfried Göggel vom Kreislandwirt- schaftsamt, Alfred Krebs und seine beiden zuständigen Revierleiter Thomas Wenger und Reinhard Metzger von Kreisforstamt brachten sich in den Workshop im März ein. Stefan Brunner vom Kreisforst- amt muss besonders erwähnt werden. Er war ein verlässlicher Ansprechpartner bei vielen Fragen und hat sich hinsichtlich der Umsetzung erster Vorschläge aus dem Konzept mit großem Engagement ein- gebracht. Er hat geholfen den ersten Entwurf zur „Modellhaften Planung und Durchführung einer revier- übergreifenden Bewegungsjagd auf Schwarz- und Rehwild und Schaffung der dazu notwendigen Infra- struktur zur langfristigen Nutzung“ weiterzuentwickeln und als Projektantrag „Modelldrückjagd“ im Jagd- impulsprogramm des Landkreises zu etablieren. Ohne seine Unterstützung bei diversen Veranstaltun- gen zur Planung von Bewegungsjagden mit Jagdpächtern aus der Gemarkung der Stadt Münsingen, wären erste Umsetzungsversuche in diesem Herbst nicht zustande gekommen. Er hat insbesondere auch die Idee umgesetzt, Drückjagdböcke in einer Schreinerei der Bruderhaus Diakonie (Stiftung Gus- tav Werner und Haus am Berg) fertigen zu lassen. Für sein herausragendes Engagement danke ich ihm sehr herzlich.

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Verschiedene Institutionen bzw. Behörden haben sich in den Workshop im März 2009 eingebracht: Den Kollegen Dr. Dietmar Götze, Georg Herrendorf und Walter Krug von der Bundesforsthauptstelle Heu- berg (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA)) danke ich für Ihren Input. Auch Michael Hug vom NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) in Bühl ließ es sich nicht nehmen, sich als Fachmann für jagdrelevante Fragen aus Sicht des Naturschutzes einzubringen.

Allen Ortsvorstehern der Teilorte der Stadt Münsingen und ihren Vertretern, sowie den Fraktionen im Gemeiderat, die den Workshop als Vertreter der Gruppe „Politik/Gesellschaft“ repräsentierten, gebührt Dank für ihren Beitrag. Ein besonders Dankeschön an die Ortsvorsteherin Margit Simmendinger und ihren Stellvertreter Georg Knupfer, die uns mit dem Böttinger Dorfgemeinschaftshaus ein ideales Ambi- ente für die beiden Workshops zur Verfügung stellten.

Für die großartige Unterstützung bei der Organisation und Moderation des Workshops im März danke ich ganz besonders den drei Studierenden Susanne Dirmberger, Melanie Vogler und Sebastian Hal- denwang von der Fakultät für Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising.

Maßgeblich für die Erarbeitung „ihres“ Schwarzwildkonzeptes war aber das Engagement der Landwirte und Jäger aus der Gemarkung der Stadt Münsingen selbst.

Dank an alle Ortsobleute für Landwirtschaft, die an dem Workshop im März teilnahmen. Ohne die anre- gende Diskussion mit dem Kreisvorsitzenden Gebhard Aierstock des Kreisbauernverband Reutlingen e.V. hätte insbesondere der Aspekt „Wildschadensmonitoring“ nicht in der vorliegenden Form aufgear- beitet werden können. Dem Kreisgeschäftsführer Manfred Nothacker danke ich für die tatkräftige Unter- stützung bei der Mobilisierung der Landwirte, die sich alle sehr engagiert in den Workshop im März 2009 eingebracht haben. Stellvertretend für viele der auf dem Workshop anwesenden Landwirte, möchte ich Heinz Striebel (Lindehof), Helmut Holzschuh (Fladhof) und Rudolf Ulmer (Fladhof) danken. Wer das Arbeitspensum eines Landwirtes kennt, der einen Betrieb im Haupterwerb führt, weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, sich zwei Tage Zeit für einen Workshop und für diverse Einzelgespräche zu neh- men. Besonders anerkennenswert ist, dass sie durch ihr Engagement zur Verbesserung der Kommuni- kation zwischen Jägern und Landwirten beigetragen haben. Es gab erste Abstimmungen hinsichtlich der Schadensabwehr, aber auch bei der Umsetzung einer Bewegungsjagd haben sie mit fachlichem Sach- verstand und großer Hilfsbereitschaft den Prozess „Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen“ vorange- bracht.

Die Jagdpächter auf der Gemarkung Münsingen unterstützten die Entstehung des Konzeptes insbeson- dere durch ihre Teilnahme an dem Workshop und die Beantwortung eines umfangreichen Fragebogens. Darüber hinaus taten sie Ihre Meinung schriftlich und mündlich kund und stimulierten so die gemachten Lösungsvorschläge. Dafür herzlichen Dank! Ein besonderes Dankeschön an Curt Wizemann, Kreisjä- germeister der Jägervereinigung Münsingen. Die Zusammenarbeit mit ihm war außerordentlich kon- struktiv. Er zeigte sich offen für neue Ansätze und begeistert von der Idee, mit dem Konzept den Pro- zess der Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren neu zu beleben. Unter anderem ist es ihm zu verdanken, dass einige Jagdpächter erste jagdliche Umsetzungsmaßnahmen im Herbst dieses Jahres angegangen sind und sie die Ergebnisse kritisch hinterfragt haben, um im nächsten Jahr noch besser zu werden.

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12 Anhang

12.1 Baden-Württembergische 10-Punkte-Empfehlung zur Schwarzwildbejagung

Empfehlungen zur Schwarzwildbejagung (vgl. WFS, 2008)

Vorbemerkung:

Zunehmende Schwarzwildschäden, Schwarzwild in Ortschaften und die Sorge vor unkontrollierba- ren Folgen zu hoher Bestandesdichten erfordern ein Gegenlenken. Ausgehend von aktuellen wis- senschaftlichen Grundlagen, die im Rahmen eines international besetzten Fachseminars zur Schwarzwildbejagung im September 2008 vorgestellt wurden, werden nachfolgende Empfehlungen für die Praxis herausgegeben. Nicht angesprochen werden hierbei die Schadensvorbeugung und die Schadensregulierung. Empfehlungen zur Schadensvorbeugung werden derzeit in einem Projekt der Wildforschungsstelle in Aulendorf, an dem der Landesbauernverband, der Badische Landwirt- schaftliche Hauptverband, der Landesjagdverband und der Verband der Eigenjagdbesitzer und Jagdgenossenschaften teilnehmen, erarbeitet. Jagd- und waffenrechtliche Ausnahmeregelungen sind für die Schwarzwildbejagung nicht erforderlich.

10-Punkte-Empfehlung zur Schwarzwildbejagung:

1. Schlüsselfaktor für die Bestandesentwicklung ist die (richtige) Bejagung. Die jagdliche Regulierung der Schwarzwildbestände muss sich an den heute vorhandenen Umweltbedingungen und wildbiologischen Erkenntnissen orientieren.

2. Eine ausreichende Bestandesregulation kann nur großflächig und daher i.d.R. revierübergreifend erfolgen. Die revier- und besitzgrenzenübergreifende Kooperation aller betroffenen Akteure ist da- her unabdingbar. In Jagdbezirken mit ausreichendem Waldanteil ist die effektive Bejagung einfa- cher. Andernfalls ist durch enge Kooperation von Wald- und Feldrevieren der Jagderfolg steigerbar. Die enge Einbindung der Landbewirtschafter (Waldbesitzer, Landwirte) ist hilfreich.

3. Jagdausübungsberechtigte, die das jagdliche Handwerk verstehen, offen sind für revierübergrei- fende Zusammenarbeit und nach modernen wildbiologischen Gesichtspunkten Schwarzwild beja- gen, sind Teil des Erfolges. Jagdliche Passion, der Wille zur Bestandesregulierung und regelmäßi- ge Fortbildung (auch Schießfertigkeit) sind daher erforderlich.

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4. Das Ausschöpfen aller zulässigen und erfolgversprechenden Jagdmethoden ist erforderlich. Re- vierübergreifende Drückjagden führen tendenziell zu einem höheren Eingriff in den reproduzieren- den Bestand, reduzieren den Futtermitteleintrag und sind vom zeitlichen Aufwand effizienter als die Einzeljagd.

5. Ein hoher Zuwachs kann nur mit starken Eingriffen bei den weiblichen Tieren über alle Alters- klassen wirksam vermieden werden. Der Bachenabschuss ist daher (unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes) kein Tabu.

6. Gewichtsbeschränkungen bei der Jagd auf Schwarzwild sind nicht mehr zeitgemäß. Bei sich bietender Gelegenheit gilt jedoch weiterhin die Regel „jung vor alt“.

7. Nicht führende Überläufer und v. a. Frischlinge sind ganzjährig und unabhängig von Gewicht und Färbung scharf zu bejagen.

8. Aufgrund des hohen Reproduktionspotentials darf in Jahren mit geringem Bestand oder gerin- gem Zuwachs mit der Bejagungsintensität nicht nachgelassen werden.

9. Der Futtermitteleintrag ist auf das unabdingbar notwendige Maß zu reduzieren. Fütterungen, falsch betriebene und im Hinblick auf den Futtermitteleinsatz zu großzügige Ablenkfütterungen sind zu vermeiden. Auch die Kirrung sollte hinsichtlich der Anzahl, der Futtermenge und des Beschi- ckungszeitraums mit Augenmaß betrieben werden.

10. Zur erforderlichen Bestandesregulation gehört eine erfolgreiche Wildbretvermarktung. Hier wird empfohlen, gemeinsame, langfristig angelegte und ganzjährig funktionierende Vermarktungsmöglichkeiten zu pflegen oder zu schaffen.

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12.2 Internetbasiertes Tool zur Meldung und zum Monitoring von Schwarzwildschäden

Internet – Tool für Wildschadensmeldungen

GeoFIS Geoinformatik-Fernerkundung-Inventur-Statistik PD Dr. Matthias Dees Schlossstraße 1 79211 Denzlingen email: [email protected]

Zweck

Auf digitalen Karten und Datenbanken internetbasierte Verwaltung und Darstellung von Schadens- meldungen

Funktionen:

- Erfassung von Meldungen durch definierten Nutzerkreis (Vorgang ähnelt dem Einkauf in ei- nem Internet-Shop) - Verwaltung der Meldungen durch eine Zentralstelle - Darstellung der Meldungen in Karten und Listen - Import und Export der Daten

Grunddesign: Basiert weitgehend Verwendung von weit verbreiteter kostenfreier Software (php, mySQL, Flash für die Bild-Visualisierung) Lediglich eine Lizenz mit Kosten von ca. 100 € für das Programm „Zoomify“ ist erforderlich

Kostenschätzung

Kostenrahmen: 10 000 – 14 000 €

Formale Erfassung der Anforderungen 2000 € Bearbeitung der Karten 2000 € Programmierung 3000 € - 7000 € Implementierung 2000 € Schulung 1000 €

Vergleichbare Anwendung aus dem Bereich Luchsmonitoring

Demoversion: http://www.luchstool.forest-ds.de/ (Login: testreg1 / testreg1)

Behördenversionen (Status: interne operative Nutzung, kurz vor der Veröffentlichung)

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„Luchs-Monitoring im Süden von Rheinland-Pfalz“ http://komma.aspdienste.de/

Behörde: Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz

„Luchsprojekt Harz - Luchs-Datenbank“ http://luchsmonitoring.luchs-harz.de/

Behörde: Nationalparkverwaltung Harz

Erstellt wurden die Anwendungen im Bereich Luchsmonitoring durch die Firma GeoFIS, Denzlin- gen in Kooperation mit der Firma Forest-DS, Kirchzarten.

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12.3 Projektantrag „Musterdrückjagd“ (Jagdimpulsprogramm des Lkr. Reutlingen)

Projektantrag Impulsprogramm Landratsamt Reutlingen

Ausgefüllte Projektanträge können abgegeben werden bei: Eingangsstempel Landratsamt Reutlingen Dezernat 3 Bismarckstraße 38 72764 Reutlingen Projekt: Modelldrückjagd Projektziel: Modellhafte Planung und Durchführung einer revierübergreifenden Bewegungsjagd auf Schwarz- und Rehwild und Schaffung der dazu notwendigen Infrastruktur zur langfristigen Nutzung. Jagdtermin: Antragsteller 1 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 2 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 3 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 4 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 5 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 6 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort 7 Jagdrevier Name, Vorname Straße PLZ, Ort

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Die Umsetzung des Rahmenzeitplan und der Antragsvoraussetzungen (siehe Anlage 1) sind Bestandteil des Projektantrages. Die Meldung der benötigten Drückjagdeinrichtungen erfolgt gesondert (siehe Anlage 2). Weiterführende Empfehlungen sind freiwillige Vorschläge (Anlage 3).

Erklärung des Antragstellers und Datenschutz ¾ Ich/Wir werde/n jede Abweichung von den Antragsangaben sowie jede zu- wendungsrelevante Änderung der Verhältnisse nach Antragstellung der zustän- digen Behörde gegenüber unverzüglich schriftlich mitteilen. ¾ Die Gesamtfinanzierung der Maßnahme/n einschließlich Folgekosten ist gesi- chert. ¾ Mir/uns ist bekannt, dass kein Rechtsanspruch auf Zuwendung besteht. Datum Unterschrift 1 Jagdrevier 2 Jagdrevier 3 Jagdrevier 4 Jagdrevier 5 Jagdrevier 6 Jagdrevier 7 Jagdrevier

Antragsvoraussetzungen Musterdrückjagd Anlage 1 ¾ Bejagung beider vorkommender Schalenwildarten Schwarz- und Rehwild mit Jagdfreigabe ohne Einschränkung des gesetzlichen Rahmens (insb. keine Ge- wichtsbegrenzungen, keine Limitierung auf einzelne Altersklassen) ¾ Jagen während der Drückjagd innerhalb der Jagdeinheit ohne interne Grenzen zwischen den beteiligten Jagdbögen ¾ Hundeeinsatz (Stöberhunde und Nachsuchengespanne) innerhalb der Jagdein- heit Æ Duldung des Überjagens eingesetzter Jagdhunde (Absprache mit an- grenzenden Jagdbögen, die nicht teilnehmen) ¾ Schießnachweis durch „Keiler Nadel“ oder Bescheinigung eines Übungsschie- ßen auf bewegliche Ziele in einem Schiesskino jeweils im laufenden Jagdjahr ¾ Nutzungsverpflichtung der aufgebauten Infrastruktur in mindestens fünf aufein- ander folgenden Jahren (mindestens 1 Drückjagd/Jahr/Reviergruppe) ¾ Jährliche Evaluation und Dokumentation des Ablaufes unter Einbezug der er- hobenen Monitoringdaten nach Vorgabe des Landratsamtes (Berichtswesen) ¾ Integration von Mitarbeitern der Zuwendungsbehörde bei der Drückjagd ¾ Tragfähige Strategie einer gemeinsamen Lasten- und Nutzenverteilung (insbe- sondere „Poolbildung“ zur gemeinsamen Wildbretvermarktung der Strecke des Jagdtages).

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Rahmenzeitplan Zeitraum Vorgang Juli - Oktober ¾ Vorbesprechung und Festlegung eines Termins ¾ Planung der Durchführung incl. Erstellung aller not- wendigen Unterlagen und ggf. notwendiger Alternati- ven ¾ Rechtzeitige gemeinsame Einladung aller Teilnehmer ¾ Gemeinsamer Revierbegang und Abstimmung ¾ Aufstellen der Drückjagdstände ¾ Mitwirkende einweisen (Ansteller von Schützen, Trei- berführer) ¾ Erstellung Stand-, Jagd-, Rettungskarten ¾ Organisation Wildvermarktung November – Dezember ¾ Prüfung des Gesamtkonzeptes auf Umsetzbarkeit (Januar) ¾ Überprüfung der Sicherheit ¾ Revierübergreifende Jagd Januar - Februar ¾ Überprüfung aller Maßnahmen und Bewertung des Erfolgs (Evaluation) ¾ Erarbeitung von Verbesserungsvorschläge ¾ Konzept für Fortführung von Bewegungsjagden in der Reviergruppe ¾ Kurzbericht der Ergebnisse an LRA Reutlingen bis 28.02. ¾ Weitergabe der Erfahrungen an interessierte Revier- gruppen im Landkreis

Drückjagdeinrichtungen Anlage 2 Für die Bedarfsmeldung der benötigen Drückjagdeinrichtungen ist eine Karte den Standorten der Drückjagdeinrichtungen, bekannter Schwarzwildwechsel und Schwarzwildeinstände vorzulegen. Benötigte Anzahl Unterschrift

1 Jagdrevier

2 Jagdrevier

3 Jagdrevier

4 Jagdrevier

5 Jagdrevier

6 Jagdrevier

7 Jagdrevier

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Weiterführende Empfehlungen Anlage 3 ¾ Bestimmung eines Planungsteams mit einem verantwortlichen Leiter ¾ Jeder Schütze ist auf einem Drückjagdstand Æ Sicherheit!! ¾ Organisation der Treiben (Anzahl Jäger, Hundeführer, (körperlich) geeignete Treiber, Bestimmung der Treiberführer, Festlegung der Laufstrecken, -richtung und Bereiche für die einzelnen Treibergruppen, Warnwesten, Rettungspunkte, etc.; Durchmischung der eingeladenen Jagdgäste, Hundeführer, etc. und Ver- teilung auf jeweils andere Reviere, individuelle Fertigkeiten beachten) ¾ Organisation des Anstellens (Anzahl notwendiger Ansteller, Einweisung, Ablauf, Wildbergung, Anschussmarkierung, Ohrmarken, Hänger, etc.) ¾ Aufstellen von Drückjagdständen an Erfolg versprechenden Plätzen und Mar- kierung möglicher Gefahrenbereiche ungeachtet bestehender Jagdgrenzen (UVV Jagd beachten) Æ Beteiligung der Landwirte mit Erstattung der Maschi- nenstundensätze ¾ Abschließen einer Hundeversicherung ¾ Entlohnungsschlüssel Hundeführer/Treiber ¾ Sicherheitsvorkehrungen (Signalfarbene Westen für alle Teilnehmer, Schieß- nachweis auf bewegende Ziele aus 2009, ggf. verkehrsrechtliche Anordnung, Information Tierarzt, Polizei ¾ Entwicklung einheitlicher Standkarten ¾ Erstellung notwendiger (wasserresistenter) Karten für Jagdleitung, Ansteller, Treibergruppen, Nachsuchengespanne ¾ Festlegung allgemeingültiger Verhaltensregelungen (z.B. Formblatt Kreisforst- amt) und Planung des Ablaufes am Jagdtag (Jagdscheinkontrolle, etc.) ¾ Aufhebung der bestehenden Jagdgrenzen für den Jagdtag ¾ Professionelle Wildbretversorgung (ggf. unterstützt durch jagenden Metzger o. ä.) unter optimalen wildbrethygienischen Bedingungen z.B. an einem landwirt- schaftlichen Hof mit Wasseranschluss, Aufhängevorrichtung, Kühlung, etc.

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12.4 Drückjagdbock-Modell der Bruderhaus Diakonie

Abb. 33: Drückjagdböcke nach der Montage (Foto: P. Buck).

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Abb. 34: Aufgestellter Drückjagdbock (Foto: P. Buck).

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12.5 Dachsstrecke

Da die Dachsschäden im Rahmen der Münsinger Jagdpachtverträge ebenfalls ersatzpflichtig sind, wurde nachfolgend die Dachsstrecke seit dem Jagdjahr 1998/99 dargestellt. In den letzten fünf Jagdjahren zeigt sie wieder eine ansteigende Tendenz (vgl. auch WFS, 2001).

Dachsstrecke aller gemeinschaftlicher Jagdbezirke der Stadt Münsingen (mit EJB Stadt Stuttgart) und des EJB Tr.Üb.Pl. Bundesforsthauptstelle Heuberg (BIMA) (Quelle: Unt. Jagdbehörde LRA Reutlingen, 2009) 45 Stadt Münsingen Tr.Üb.Pl. 40

35

30

25

20

15

10 und Verkehrsverluste)

Anzahl Sauen (incl. Fallwild Fallwild (incl. Sauen Anzahl 5

0 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 Jagdjahr

Abb. 35: Dachsstecke der gemeinschaftlichen Jagdbezirke der Stadt Münsingen (incl. des EJB Stadt Stuttgart) und des EJB Tr.Üb.Pl. Bundesforsthauptstelle Heuberg (Bundesanstalt für Immobi- lienaufgaben, BIMA) seit dem Jagdjahr 1998/99.

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12.6 Missbräuchliche Fütterung

Abb. 36: Schwarzwildkirrung auf der Gemarkungsfläche Münsingen (Foto: Anonymus, 20.08.2009).

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12.7 Sachverständige für die Wildfütterung

Fütterung, Kirrung, Ablenkungsfütterung. Schulungsunterlagen für Sachverständige für die Wildfüt- terung der Kreisvereine und Jägervereinigungen in Baden-Württemberg. Manuskript des Landes- jagdverbandes Baden-Württemberg (LJV BA-WÜ, 2002; vgl. auch MLR, 2002)

Sachverständige für die Wildfütterung

Der Landesjagdverband hat sich dazu bereit erklärt, künftig bei der Verhinderung missbräuchlicher Wildfütterung, Kirrung und Ablenkungsfütterung mitzuwirken. Eine wichtige Aufgabe kommt dabei der Schulung und Fortbildung von Jägern zu. Bei rund 28.000 Mitgliedern in 57 Kreisgruppen, die in einer uns nicht bekannten Zahl von Hegeringen organisiert sind, sind die Landesjagdschule, die Mitarbeiter der LJV-Geschäftsstelle und die Mitglieder des LJV-Präsidiums nicht in der Lage, dies in einem überschaubaren Zeitrahmen durchzuführen, Veröffentlichungen im Mitteilungsblatt würden den Rahmen des Möglichen sprengen. Deshalb hat der Landesjagdverband vorgeschlagen, dass alle Kreisgruppen mindestens einen Sachverständigen für die Wildfütterung benennen sollen, der als sachkundiger Ansprechpartner für alle Fragen der Fütterung, Ablenkungsfütterung und Kirrung von Wild zur Verfügung steht. Da so- wohl bei Jägern als auch bei Jagdbehörden z. T. unklare Vorstellungen darüber bestehen, welche Aufgaben Sachverständige für die Wildfütterung wahrnehmen sollen und können, werden im Fol- genden dazu einige Hinweise gegeben:

1. Durch die freiwillige Benennung von Sachverständigen für die Wildfütterung durch die Kreisver- eine und Jägervereinigungen werden die zuständigen unteren Jagdbehörden nicht von ihrer Pflicht zur Überwachung und Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen entbunden. Sie haben gegenüber Sachverständigen keine Weisungsbefugnis. 2. Die im Einführungserlass genannte „freiwillige Selbstkontrolle“ der Jägerschaft bedeutet nicht, dass Sachverständige eigenmächtig und selbsttätig Kontrollen in fremden Revieren durchführen müssen. Es ist den Kreisvereinen unbenommen, durch Vorstandbeschlüsse Regelungen für in- terne Kontrollen herbeizuführen. Dabei sollte gewährleistet sein, dass Kontrollen nur durchge- führt werden können, wenn die betroffenen Revierinhaber davon Kenntnis haben. 3. Vorrangige Aufgabe der Sachverständigen ist die Beratung und Schulung von Jagdkameraden in allen Fragen zur Fütterung, Kirrung und Ablenkungsfütterung von Wild gemäß der gesetzli- chen Regelungen im Rahmen von Revierberatungen oder Hegeringversammlungen. 4. Eine Zusammenarbeit mit den unteren Jagdbehörden ist sinnvoll und notwendig, ihr sind aber nach Meinung des MELR durch datenschutzrechtliche Vorschriften Grenzen gesetzt. Der Sach- verständige kann in Konfliktfällen Mittlerfunktion übernehmen, wenn die zuständige Behörde oder der betroffene JAB dies wünschen. 5. Die Sachverständigen können Ansprechpartner für andere Verbände oder Privatpersonen sein. Sie können in Konfliktfällen vermitteln und durch aufklärende Gespräche mit Jagdausübungsbe- rechtigten ggf. dazu beitragen, dass bei Verstößen Anzeigen bei Behörden durch Dritte unter- bleiben. Verweigert ein Jagdausübungsberechtigter trotz nachgewiesener Rechtsverstöße die Zusammenarbeit mit dem Sachverständigen, sollte der Vorstand des zuständigen Kreisvereins verständigt werden. Ggf. sind disziplinarische Maßnahmen zu prüfen und einzusetzen, auch Gespräche mit dem zuständigen Verpächter der Jagd sind ggf. hilfreich und zielführend.

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12.8 Umfrage unter den Münsinger Jagdpächtern

12.8.1 Fragebogen

Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen (Umfrage unter den Jagdpächtern)

Ihre Angaben werden vertraulich behandelt und anonym ausgewertet. Wenn sie dennoch Ihren Namen bzw. Ihr Revier angeben möchten, ist Ihnen dies freigestellt. Bitte beantworten Sie die Fra- gen bzw. kreuzen Sie das für Sie Zutreffende an. Sofern Mehrfachnennungen möglich sind, ist dies gesondert angegeben.

Wenn Sie an Ihr Revier und an die Schwarzwildbejagung denken, was fällt Ihnen dazu spontan ein? (Bitte beschränken Sie Ihre Angabe auf Eindrücke/Erfahrungen aus Ihrem Revier auf der Ge- markung der Stadt Münsingen.)

______

1. Allgemeine Angaben

Zunächst benötige ich von Ihnen einige allgemeine Informationen. 1.1 Seit wann bewirtschaften/betreuen Sie Ihr Revier auf der Gemarkung der Stadt Münsingen?

Jahr seit

1.2 Seit wann jagen Sie und seit wann bejagen Sie aktiv Sauen?

Jahr Ich bin Jäger seit Ich bejage Schwarzwild seit

1.3 Wie viele Sauen pro Jahr erlegten Sie persönlich in Ihrem Revier in Münsingen im Durchschnitt der letzten 4 Jagdjahre? Wie viele Sauen haben Sie im letzten Jagdjahr erlegt?

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Stück Im Durchschnitt der letzten 4 Jahre Im letzten Jagdjahr 2008/09

1.4 Laden Sie auch Jagdgäste speziell für die Jagd auf Schwarzwild in Ihr Revier ein?

Ja, zur Ansitzjagd auf Sauen Ja, zur Bewegungsjagd auf Sauen Nein

2. Angaben zum Jagdbogen und der Wildbretvermarktung

2.1 Sind Sie mit der Abgrenzung Ihres Jagdbogens vor dem Hintergrund einer optimalen Schwarz- wildbejagung zufrieden? Wenn nein, warum sollte er anders abgegrenzt sein?

Ja Nein, er sollte anders abgrenzt sein, weil … ______

2.2 Stellt die Vermarktung des erlegten Schwarzwildes aus Ihrem Revier für Sie ein Problem dar?

Ja, weil / wenn ... ______

Nein, kein Problem Nein, ich könnte sogar noch mehr erlegte Sauen vermarkten

2.3 Halten sie die Idee der Wildbretvermarktung (allen erlegten Wildes) unter einem gemeinsamen Label (z.B. der Stadt Münsingen, des Biosphärengebiets) für sinnvoll?

Ja

Nein

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2.4 Wären Sie bereit für ein solches Vermarktungslabel beim Schwarzwild neben den gesetzlichen Vorschriften zur Wildbrethygiene (Trichinenbeschau, etc.) weitere Qualitätsstandards zu akzeptie- ren (z.B. regelmäßige Radiocäsiumuntersuchungen)?

Ja Nein

3. Angaben zur Schwarzwildsituation

3.1 Welches sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Gründe für die Ausbreitung und den Anstieg der Schwarzwildbestände auf der Schwäbischen Alb im Raum Münsingen in den vergangenen zwei Jahrzehnten? Bitte bewerten Sie je Zeile die einzelnen Punkte durch Ankreuzen. (Skala: ++ ganz entschei- dender Grund, + wesentlicher Grund, - möglicher Grund, - - definitiv kein Grund, weiß nicht).

weiß Gründe für Anstieg / Ausbreitung des Schwarzwildes ++ + - -- nicht Globale Klimaerwärmung (v. a. milde, schneearme Winter der ver-

gangenen Jahre) Häufigere Baummast (v. a. in der Buche)

Veränderte Anbau- und Flächenstruktur in der Landwirtschaft (v.a.

Maisanbau) Veränderungen bei der Waldbewirtschaftung (naturnaher Waldbau

mit großen Verjüngungsflächen) Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Gesamtheit der Schwarzwildpo-

pulation Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Altersklasse der Bachen

Zu geringer jagdlicher Eingriff in die Altersklasse der Frischlinge

Energiezufuhr durch Fütterung (unabhängig von deren Zielsetzung:

Kirrung, Ablenkung, Notzeit) Höhere Reproduktionsraten der Bachen und größere Überlebensra-

ten bei Frischlingen Gestörte Sozialstruktur ist durch falsche Bejagung

Fehlende natürliche Beutegreifer (v.a. Wölfe)

Falsches Schwarzwildmanagement in der Umgebung der Münsinger

Reviere

3.2 Kommt Schwarzwild in Ihrem Revier als Standwild vor?

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Ja Nein, aber häufiges Wechselwild

Nein, sehr sporadisches Wechselwild

3.3 Wie schätzen Sie den Schwarzwildbestand im Herbst 2009 (= zum Zeitpunkt der Befragung) in Ihrem Revier ein?

Viel zu hoch

Hoch Genau richtig reguliert Niedrig Viel zu niedrig

3.4 Können Sie den Schwarzwildbestand in Ihrem Revier beziffern? Wie viele Sauen hatten Sie zu Beginn des Jagdjahres (01.04.09) als Standwild im Revier?

Sauen insgesamt … Keine Angabe möglich

3.5 Wie ermitteln Sie die Höhe des Schwarzwildbestandes?

Jagdstrecke ist der entscheidende Indikator

Schadenssituation ist der ausschlaggebende Indikator Ich kenne die Rotten in meinem Revier (Anzahl / Struktur) Hochrechnen zufälliger Beobachtungen

Revierübergreifende Zählungen an Kirrungen

3.6 Die Freude an der Jagd dürfte ein entscheidender Faktor sein, warum Sie ein Revier von der Stadt Münsingen gepachtet haben. Könnten Sie sich vorstellen, auch ohne die Erlegung von Schwarzwild Freude an Ihrem gepachteten Revier zu haben?

Ja, ich könnte auf die Erlegung von Schwarzwild ganz verzichten; die Sorgen mit der Wil- dart sind größer (Wildschäden) als die jagdliche Freude bei der Bejagung

Nein, ich möchte mindestens ______Sau (-en) pro Jagdjahr in meinem eigenen Revier erlegen können, da mir die Schwarzwildbejagung sehr viel bedeutet. (Bitte eine durchschnittliche Anzahl angeben)

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3.7 Glauben Sie, dass sich der Schwarzwildbestand mit den Mitteln, die man als Jäger zur Verfü- gung hat, auf ein bestimmtes Niveau einregulieren lässt? (Bitte Zutreffendes ankreuzen; Mehrfachnennungen möglich).

Ja, im wesentlichen kann man über die Bejagung steuernd eingreifen Ja, außerdem steuere ich die Bestandeshöhe über die Fütterung (Kirrung, Ablenkfütte- rung und Notzeitfütterung) Ja, weil … Nein unmöglich, zu viele andere Faktoren (z.B. Klima, Maisanbau, Mastsituation), die der Jäger nicht beeinflussen kann, bestimmen die Höhe des Schwarzwildbestandes Nein, weil …

4. Angaben zur Schwarzwildbejagung

4.1 Wie bejagten Sie die Sauen in Ihrem Revier im letzten Jagdjahr 2008/09? (Bitte machen Sie Angaben in absoluten Zahlen)

Absolute Anzahl Jagdart geschossener Sauen Einzelansitz auf Sauen an Kirrung Einzelansitz auf Sauen ohne Kirrung Gemeinschaftsansitz auf Sauen an Kirrungen Zufällige Erlegung bei Ansitz auf anderes Wild Geplante revierübergreifende Bewegungsjagd Geplante Bewegungsjagd im eigenen Revier Spontane Bewegungsjagd auf gekreiste Sauen im eigenen Revier Pirsch Sonstige Jagdarten

4.2 Sofern Sie Sauen mittels Kirrungen bejagen, wie viele betreiben Sie in Ihrem Revier?

… Kirrungen insgesamt (Bitte Anzahl angeben)

Nein, ich betreibe keine Kirrjagd (weiter mit Frage 4.5)

4.3 Wie oft beschicken Sie Ihre Kirrungen, um Schwarzwild dort auch effektiv bejagen zu können?

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täglich mind. 1 x Woche …

4.4 Betreiben Sie die Kirrjagd ganzjährig?

Ja Nein, nur in den Monaten von … bis …

4.5 Halten Sie die in Baden-Württemberg gesetzlich definierten Regelungen im Zusammenhang mit der Kirrung, Ablenkfütterung und Fütterung für praxisgerecht?

Ja, Nein, weiß nicht Begründung: ______

4.6 Unterhalten Sie Ablenkfütterungen in ihrem Revier? Ja Nein (weiter mit Frage 4.8)

Falls ja, wie viele Ablenkfütterungen betreiben Sie in Ihrem Revier und werden diese ganzjährig betrieben?

Ablenkfütterungen werden gan- … zjährig betrieben

Ablenkfütterungen in den Monaten … ______(von - bis) betrieben

4.7 Wird der Wildschaden durch den Betrieb der Ablenkfütterung reduziert? Wie schätzen Sie den Effekt ein? (Bitte bewerten Sie je Zeile die einzelnen Punkte durch Ankreuzen. Skala: ++ sehr deut- licher Effekt, + deutlicher Effekt, - kein Effekt, - - negativer Effekt, weiß nicht).

weiß Wirkung der Ablenkfütterung ++ + - -- nicht

In meinem Revier In den angrenzenden Revieren Auf der Gemarkung der Stadt Münsingen

4.8 Mit welchen Futtermitteln betreiben Sie im Wesentlichen Ihre Kirrungen / Ablenkfütterungen und ggf. die Notzeitfütterung? Ich verwende …

Körnermais

Anderes Getreide, v.a. …

Übrig gebliebene, alte Backwaren

Gesammelte Buchecker, Eicheln, Kastanien

Fallobst / Apfeltrester

Spezielle Lockmittel aus dem Fachhandel

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4.9 Haben Sie den Standort von Kirrungen und Ablenkfütterungen mit Ihren Reviernachbarn abge- stimmt?

Kirrungen Ja Nein Ablenkfütterungen Ja Nein

4.10 War in den letzen vier Jagdjahren bei Ihnen eine Notzeitfütterung der Sauen im Winter not- wendig? Wenn ja, in welchem Jahr oder Jahren?

Ja, in dem/den Winter(n): 200... / 200... ; 200… / 200 ...; … / … Nein

4.11 Glauben Sie, dass die Kirrung, Ablenkfütterung und Notzeitfütterung einen Einfluss auf die Bestandeshöhe des Schwarzwildes haben?

Kirrung Ja Nein Ablenkfütterung Ja Nein Notzeitfütterung Ja Nein

4.12 Die Kreisjägervereinigung hat sog. „Fütterungsbeauftragte“ aus den Reihen der Jägerschaft eingesetzt. Halten Sie deren Funktion für sinnvoll? Geben Sie eine kurze Begründung.

Ja, weil …______

Nein, weil… ______

4.13 In diesem Herbst haben wir in den Wäldern auf der Gemarkungsfläche eine starke Buchen- mast. Haben Sie aufgrund dieser Situation Ihre Bejagungsstrategie auf Schwarzwild für den Herbst / Winter geändert? Wenn ja, in welcher Form?

Ja, ______

Nein

4.14 Setzen Sie zur Jagd auf Sauen in Ihrem Revier Hunde ein?

Ja, … ich halte selbst einen Hund, der auch zur Jagd auf Sauen eingesetzt wird ich halte selbst mehrere an Sauen jagende Hunde und setze diese regelmäßig ein aber dazu bediene ich mich bekannter Jäger mit an Sauen jagenden Hunden …

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Nein, … ich lehne die Bewegungsjagd auf Sauen unter Einsatz von Hunden ab normalerweise nicht, nur wenn revierübergreifend gejagt wird dulde ich den Hundeeinsatz nur wenn es eine Nachsuche erfordert in meiner Umgegend gibt es keine guten, an Sauen jagenden Hunde …

4.15 Ein innovatives Jagdkonzept bei Bewegungsjagden kann in der Bildung von Reviergruppen bestehen, die unter „Aufhebung“ der Jagdgrenzen an einem oder mehreren Tagen im Jahr in sinn- voll abgegrenzten Einheiten gemeinsam jagen (gemeint sind langfristig geplante revierübergreifen- de Jagden). Wenn dabei die Jagdgäste zwischen den einzelnen Jagdrevieren „rochiert“ werden können und ein gemeinsamer „Pool“ den Aufwand (Planung, Durchführung) und den Ertrag (Jagd- strecke) nach einem festzulegendem Schlüssel auf alle Teilnehmer verteilt, könnten Interessen der einzelnen Reviere im Sinne des gemeinsamen Erfolges in den Hintergrund treten. Durch die Integ- ration eines Monitorings ließen sich Informationen generieren, die die flexible Nutzung einer sol- chen Jagdstrategie ermöglichen würden. Ist es für Sie vorstellbar, sich mit Ihrem Revier in solch eine innovative Jagdstrategie einzubringen?

Ja Nein

5. Angaben zu Schwarzwildschäden

5.1 Hatten Sie in den letzen vier Jagdjahren Schwarzwildschäden in Ihrem Revier?

Ja Nein

5.2 Wie stellt sich die aktuelle Wildschadenssituation in diesem Jagdjahr dar? Haben Sie im laufen- den Jagdjahr 2009/10 mehr Schäden als im Vorangegangenen?

Ja Nein

Können Sie Gründe hierfür nennen? ______

5.3 Ergreifen Sie Schutzmaßnahmen, um Schwarzwildschäden abzuwehren und wenn ja, welche? (Bitte Zutreffendes ankreuzen; Mehrfachnennungen möglich).

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Einzäunung gefährdeter Kulturen mit Elektrozaun Ablenkfütterungen Intensive Bejagung in der Feldflur in den Sommermonaten Andere Vergrämungsmaßnahmen, z.B. … …

5.4 Welche der genannten Schutzmaßnahmen ist die effektivste zur Verhinderung von Schwarz- wildschäden?

Die effektivste Maßnahme ist:______

5.5 Können Sie die Kosten bzw. den Aufwand für die Wildschadensverhütungsmaßnahme „Einzäu- nung“ beziffern, sofern Sie diese in Ihrem Revier nutzen?

Wir zäunen im Revier ca. ______ha gefährdete Kulturflächen/Jahr ein; (Angabe alternativ: ______Laufmeter Zaun / Jahr).

Die Anschaffungskosten für das notwendige Material (Weidezaungerät, Litze, Pflöcke, etc.) beliefen sich auf ca. ______€

Der jährliche Aufwand für Auf- und Abbau sowie den Unterhalt des Elektrozaunes beläuft sich auf ca. ______Arbeitstage (Definition: ein Arbeitstag á 8 Std.; bitte unter Einbezug aller Helfer).

5.6 Könnten sie sich vorstellen, ganz auf das Einzäunen wildschadensgefährdeter Flächen zu ver- zichten? Wenn ja unter welchen Voraussetzungen?

Ja, wenn ______Nein

5.7 Fühlen Sie sich von den Landwirten überwiegend gut informiert über Ernte-, Einsaatzeitpunkte und alle anderen Aspekte, die für die Verhinderung von Wildschäden relevant sind?

Ja Nein

5.8 Glauben Sie, dass der Energiepflanzenanbau im Raum Münsingen (v. a. der Maisanbau für Biogasanlagen) zu einer Verschärfung der zukünftigen Schwarzwildschadensproblematik führen wird? Bitte geben Sie eine kurze Begründung.

Ja, Nein, weil: ______

6. Angaben zur Fortbildung in Sachen „Schwarzwild“ und zur Schwarzwildforschung

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6.1 Üben Sie das jagdliche Schießen, insb. das Flüchtigschießen?

Ja, mindestens einmal im Jahr Ja, mindestens … mal im Jahr Nein, ich nehme nicht an Bewegungsjagden teil Nein, da bin ich als Praktiker versiert genug …

6.2 Wie bilden Sie sich in Sachen Schwarzwild fort? (Bitte Zutreffendes ankreuzen; Mehrfachnennungen möglich).

Jagdpresse

Schwarzwildsymposien Lokale Vortragsveranstaltungen Wissenschaftliche Fachveröffentlichungen

Ich brauche keine Fortbildung …

6.3 Würden Sie wissenschaftliche, wildbiologische Untersuchungen an Schwarzwild auf der Ge- markung der Stadt Münsingen bzw. im Bereich des Biosphärengebiets Schwäbische Alb begrü- ßen?

Ja Nein

Wenn ja, was sollte unbedingt einmal wissenschaftlich untersucht werden?

______

______

6.4 Könnten Sie sich vorstellen, im Rahmen eines wissenschaftlichen Versuchs auf die Kirrung, Ablenkfütterung oder Notzeitfütterung für Schwarzwild in Ihrem Revier ganz zu verzichten?

Ja Nein

7. Zum Abschluss Ihre Meinung zu einer möglichen gemeinsamen Leitlinie des Schwarzwildkon- zepts der Stadt Münsingen zur Schwarzwildbewirtschaftung auf der Gemarkungsfläche

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Eine gemeinsame Leitlinie könnte wie folgt formuliert sein:

„Das Schwarzwildmanagement auf der Gemarkung der Stadt Münsingen folgt den gesetzli- chen Bestimmungen und trägt auch weiteren, übergeordneten gesellschaftlichen Verpflich- tungen Rechnung. Dabei werden insbesondere die Belange des Biosphärengebietes Schwä- bische Alb berücksichtigt. Da kein Anspruch der Jäger auf eine bestimmte Schwarzwilddich- te in den Revieren besteht, orientiert sich die Schwarzwildbejagung primär an der Wildscha- denssituation. Ein transparentes Monitoring der Wildschäden, der Schwarzwildpopulation und wichtiger Nahrungs- bzw. Lebensraumressourcen wird genutzt, um die Schwarzwildbe- jagung im Einvernehmen mit allen Interessengruppen und den beteiligten Behörden durch- zuführen. Hierzu sind gesonderte Maßnahmen definiert und vereinbart. Diese können flexi- bel an die jeweilige Situation angepasst werden.“

7.1 Könnten Sie einer so formulierten übergeordneten, gemeinsamen Leitlinie für die Schwarzwildbewirt- schaftung zustimmen? Wenn nein, was sollte in die Formulierung unbedingt noch integriert werden? Ja Nein

______

Die Auswertung der Fragebögen wird mit in das Schwarzwildkonzept Stadt Münsingen einfließen. Sofern Sie Rückfragen haben, gebe ich Ihnen gerne Auskunft. Bitte werden Sie sich an:

Niels Hahn, Wilcon - Wildlife Consulting: Tel.: 07385-835 oder Mobil: 0171-6810728, Email: wilcon@wildlife- consulting.eu

Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit!

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12.8.2 Umfrageergebnis „Einstiegsfrage“

Tab. 24: Antworten (n=14) auf die Einstiegsfrage der Umfrage unter Münsinger Jagdpächtern (n=40) [Einstiegsfrage: „Wenn Sie an Ihr Revier und an die Schwarzwildbejagung denken, was fällt Ihnen dazu spontan ein? (Bitte beschränken Sie Ihre Angabe auf Eindrücke/Erfahrungen aus Ihrem Revier auf der Gemarkung der Stadt Münsingen.)“].

nur wenige Sauen sporadisch alle paar Monate; dadurch Bejagung so gut wie unmöglich (reine Zufallstreffer); wenn sie dann einmal kommen, sofort Ärger an speziellen Wiesen; 1-2 Tage da, dann wieder längere Zeit weg. Bejagung sehr schwierig, da Sauen in Steilhängen liegen. früher: Ansitz an Kirrung; heute: Immer in "Hab-Acht-Stellung", schnelles Reagieren. zu wenig Jagdmöglichkeit, da zur Zeit keine Wildschweine ins Revier kommen. Kreisen bei Schnee / Jagderfolg sehr gut; revierübergreifende Jagd nur, wenn alle zu 100% mit- machen, dann kann es einen Jagderfolg geben, aber nur auf Schwarz- und Raubwild jagen!!! Überhöhter Bestand an Sauen auf dem Tr.Üb.Platz; unnötige Kirrungen (besser Fütterungen) in Mehrstetten und anderswo. Schwarzwild ohne Kirranlagen nicht bejagbar. Freude, Wildschaden, Natur, Jagd. nur Durchwechsel. viel Unruhe, kaum Schwarzwild. viel Arbeit, viel Kosten, viel Ärger, fast nicht aufzuwiegen mit der Freude an der Jagd. fast unmöglich, da absichtlich keine Kirrung, dennoch Schäden im Weizen und Mais. Arbeit, Zeitaufwand (Ansitze), Freude bei der Jagd. schönste und bleibende Jagderlebnisse, Zäunen.

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12.8.3 Sonstige Bemerkungen zu Einzelfragen der Umfrage

Tab. 25: Sonstige Hinweise und Bemerkungen von Münsinger Jagdpächtern im Zusammenhang mit der Umfrage. zu 3.7: Es gibt Reviere, in denen Sauen wie Haustiere gehalten werden; zu 4.11 (Einfluss von Kirrung auf Bestandeshöhe) in meinem Revier nicht. zu 3.3: (Bestandeseinschätzung im Herbst 2009) Wenn ich's nur wüsste …; zu 3.6: Hätte auch ohne Sauen Freude am Revier, habe aber trotzdem auch gern Sauen drin. Von daher eher ... "Nein" ich "möchte" mindestens x Sauen pro Jagdjahr in meinem eigenen Revier erlegen kön- nen, … (Anzahl: kann keine fixe Zahl angeben, würde sich vor allem an Bestandeshöhe / Schäden orientieren.); zu 4.6: (Unterhaltung von Ablenkfütterungen) Hab's aber früher einmal versucht; zu 5.7 (Information durch Landwirte zu Ernte-, Einsaatzeitpunkten und allen anderen Aspekten, die für die Verhinderung von Wildschäden relevant sind) Ja, mit "ständigem" Kon- takt-Halten von Seiten der Jäger zu 4.3: Beschicken=Befüllen: immer wenn Schweine da waren und gefressen haben (leider sehr selten) ca. alle 2-3 Wochen; zu 4.5 Kirrung: ja; Ablenkfütterung: nein, sogar kontraproduk- tiv. In manchen Revieren wird über das ganze Jahr tonnenweise Futter ausgebracht. dies dient nicht zur Vermeidung von Schäden, sondern zur Wildschweinmast für große Jagden. Ein Ne- beneffekt ist, dass in den Nachbarrevieren das Schwarzwild nur als sporadisches Wechselwild vorkommt und auf der Suche nach tierischem Eiweiß dort Schäden anrichtet. Es bleibt aber nicht in diesen Revieren, so dass eine Bejagung äußerst schwierig ist; zu 4.12: Nein, weil die- ser sich nicht neutral verhält und bei ihm genehmen Pächtern bekannte und gemeldete Ver- stöße nicht verfolgt. Er schaut lieber weg, damit er wieder zur Jagd eingeladen wird; zu 4.15: Bezogen auf Schwarzwild ja, bezogen auf Rehwild nein; zu 5.6: Ja, wenn die Wildschweine regelmäßig über längere Zeiträume entweder häufiger oder gar nicht im Revier wären und da- durch leichter zu bejagen wären; zu 6.4: Pauschalaussagen nicht möglich, abhängig von den konkreten Bedingungen; zu 7.1: Es müssten Aussagen/Vereinbarungen enthalten sein uber: - das Verbot übermäßiger Futtereinträge in allen Revieren im Biosphärengebiet, insbesondere bei Ablenkfütterungen, -das berechtigte Interesse auf Schwarzwild und dessen Bejagung in den Pachtrevieren, bedingt durch den Pachtpreis (in tragbarem Umfang), -die beteiligten Be- hörden und Verpächter, dass diese bereit sind, Verstöße und übermäßige, ganzjährige Aus- bringung von Futtermitteln zeitnah und konsequent zu verfolgen und dies im gesamten Bio- sphärengebiet, -Münsingen hat auch Reviere, die überwiegend an andere Gemeinden angren- zen, und deshalb Probleme haben. Auch diese Pächter sollten unterstützt werden.

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zu 3.7: (Bejagung, Steuerung über Fütterung, eigene Jagd auf Sauen), Die drei "Ja" aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen und jagen, sonst gilt Aussage "Nein, unmöglich, zu viele andere Faktoren, …"; zu 4.1: (Geplante revierübergreifende Bewegungsjagd) 120 Jäger 2 Füchse; zu 4.6 (Ablenkfütterungen): Nein, noch nicht!; zu 4.10 Frost, keine Buchen und Ei- chenmast, hoher Schnee; zu 4.15 (Bejagungskonzept) Ja, bei Schwarzwild und Raubwild, nein, in Verbindung mit Rehwild; zu 5.3 Drei Feldwege wurden bei der Einzäunung gesperrt (genehmigt) 40€ zu 4.15: Von meinen 3 angrenzenden Jagdnachbarn hat noch nie einer an den angeordneten revier-übergreifenden Jagden teilgenommen. Einer stört und fängt überlaufende Hunde ein; zu 5.7 Ich muss dauernd fragen, Landwirte kommen nur, um Schäden zu melden. zu 4.15: Wer soll das organisieren? zu 4.15: Ich organisiere eine solche Jagd in St. Johann. zu 3.5: Alle o.g. (Möglichkeiten) zusammen, außer "Ich kenne die Rotten …" - ganz vage Schätzung! Zu 6.4: tue ich aber schon länger zu 3.1: Es sollten keine Führungsbachen erlegt werden. Unterstellte Bachen ja! Keine Zer- schlagung der Familienstruktur; zu 4.2: Wichtig bei Kirrungen ist, dass bei jeder Windrichtung der Ansitz möglich ist (Ausweichmöglichkeiten); nach Beschuss von Schwarzwild ist dieses vergrämt und sucht eine andere Kirrung auf; über Beobachtungen und Trittsiegel lässt sich an Kirrungen sehr gut die Zusammensetzung der Rotten beurteilen; zu 4.3: Nicht alle Kirrungen sind täglich angenommen, daher täglich prüfen und ggf. beschicken!; zu 5.7: Informiere mich selbst durch täglichen Reviergang Zu 6.1: Schießkino 2-3 mal jährlich zu 4.14: Ja, falls bei Drückjagden auf Rehwild zufällig Sauen da sind; zu 5.5: jährlich ca 1300 € + PKW-Anfahrten 800 € zu 4.2: ca. 4 Kirrungen insgesamt (nicht ich, Mitjäger); zu 4.15: Nein, zu viel Bürokratie zu 5.5: 2009/10 wurde nicht gezäunt; 4.15: Korrektur der Fragestellung: Ist es für Sie vorstell- bar, … "sinnvoll" zu 2.4: wenn keine Zusatzkosten, wenn Vermarktung nicht verzögert wird; zu 3.3: Diese Frage kann man in einem kleinen Einzelrevier m. E. nicht beantworten; 4.15: Ja, aber in weniger komplexer Form zu 5.8: Energiepflanzenanbau … Im Bezug auf Energiepflanzenanbau möchte ich folgende zusätzliche Kommentare einbringen: Landwirte halten sich in vielen Fällen nicht an empfohlene Fruchtwechsel; der Anbau erfolgt in der Regel großflächig und bis an Waldränder bzw. He- ckenverläufe. Sauen können sich tagelang im Maisfeld aufhalten ohne gesichtet zu werden. Es sind keine Schussfelder vorhanden; die Anlage von Elektrozäunen ist hilfreich, aber kaum ver- nünftig zu managen; als Gründe sind zu sehen: -Freihaltung der Zaunverläufe von Bewuchs, -

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temporärer Abbau, Aufbau der Zäune wegen Düngungsarbeiten und anderen Feldarbeiten; Biogaserzeuger bauen in der "Nicht-Mais-Zeit" andere biogasfähige Produkte an, vorwiegend Getreidearten, die als Biomasse im Abstand von ca. 3 Monaten geerntet werden; unmittelbar nach der Ernte wird großflächig Gülle ausgebracht; diese Bewirtschaftungsart zwingt Rehwild Äsungsbedarf im Wald zu decken; damit wird sekundär Wildschaden durch Verbiss gefördert als Folge intensiver Bewirtschaftung für Biogasbedarf; analog zu Biogassituation sehe ich die Bewirtschaftung von Grünflächen durch Milcherzeuger; Grünflächen werden in immer kürzeren Zeiträumen bis auf die Pflanzenwurzel gemäht und zu Silomasse verarbeitet. Wiesenpflanzen können sich nicht mehr "naturverjüngen". Die Samenentwicklung entfällt; einzelne Landwirte säen sogar Gräser in bestehende Grünflächen nach, um Verjüngungen zu erreichen!; analog zu oben erwähnter Maisfeldsituation wird im Rhythmus von wenigen Monaten Gülle ausge- bracht, die tagelang in Lachen auf den Wisen steht; es Bedarf keine Fantasie, dass Rehwild sich dann eben an anderer Stelle Äsung sucht; Nachbemerkung: Biogaserzeuger, Milchbauern und sonstige Landwirte kämpfen gegeneinander für Grundstücksflächen; dadurch werden Grundstückspachtpreise in die Höhe getrieben, so dass u. a. die Erzeugerpreise u. a. für Milch beeinflusst werden; Landwirte zeigen im Gespräch bezüglich Biosphärengebiet und dessen Zielvorstellungen kein Verständnis; dies alles spielt sich in einem Gebiet ab, das den Anspruch als Biosphärengebiet erhebt!; von ökologischer, ökonomischer Einstellung ist nichts zu sehen; Auf der Homepage UNESCO Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist zu lesen: "In UNESCO- Biosphärengebieten -in anderen Bundesländern auch Biosphärenreservate genannt- wird mo- dellhaft nach wegen gesucht, um intakte Natur und wirtschaftliche Aktivitäten des Menschen dauerhaft in Einklang zu bringen. Und zwar nicht, indem der Mensch ausgesperrt wird, son- dern durch die behutsame Nutzung und Gestaltung seiner Umwelt." Ich glaube, dass im Rah- men des Schwarzwildkonzeptes auch zusätzlich in diese Richtung geschaut werden sollte. Ich vermisse im Raum Münsingen eine ganzheitliche Sicht!!

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12.9 Üblicher Ablauf bei Auftreten von Wildschaden im Feld

Abb. 37: Üblicher Ablauf bei Auftreten von Wildschaden im Feld (Quelle: Homepage WFS (Zugriff 01.12.2009) http://www.landwirtschaft- mlr.badenwuerttem- berg.de/servlet/PB/menu/1114337_l1/index1241097210642.html?showOnlyChilds=true&showChild sFor=1114337).

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12.10 Ergebnisse des Workshops am 27. und 28.03.2009

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Gruppen:

Wild Landwirtschaft Wald / Naturschutz Politik / Gesellschaft

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Wertung der Bedeutung: Vermarktung ● ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 1

- verstärkte Zusammenarbeit mit Gaststätten Vermarktung des 3 - Zerlegungsmöglichkeit Wildbrets 3 - Biosphärengebiet 3 - Tourist - Information 3

Vermarktung sicher- - Zentrale Vermarktung stellen

Wertung der Bedeutung: Zielkonflikt ●●● Landnutzung ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 1

- weniger Maisanbau Weniger Monokulturen 3 - 4 - Felder – Wirtschaft (Mais) 3  3 - Felder

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Wertung der Bedeutung: Freude an der Jagd / ●●●●●●●●●●●●●● Psychologie

Beginn der Bearbeitung Gruppe 1

Ehrliche Bereitschaft bei allen Beteiligten an einer Mitarbeit 33

Fairer Umgang mitein- ander, Abbau von Neid und „Schielen zum Nachbarn“

Verständnis zwischen den Interessengruppen 33 Abbau von (gedank- Eingeschränktes Betretungsrecht  lichen) Grenzen Sensibilität d. Bevölk. für Ruhezonen Jäger + Landwirte RR Offenheit Bevölkerung

3

Akzeptanz unserer jagdlichen Interessen Lenkung und Info der Freizeitaktivitäten

Freude an der Jagd 3

Mehr Jagen, weniger Arbeiten 3 → muss gemeinsames Interesse von Jäger, Verpächter + Landwirt sein

Jagd soll noch Freude machen!

Zeitlicher Aufwand - sich gegenseitig keine Steine in den Weg legen muss tragbar sein!

Aufeinander zugehen

→ Position des Ande- 333 ren einmal einnehmen

Landwirte – Zufrieden- heit Wilddichte angemes- sen Zusammenarbeit mit Drückjagd – Unterstützung den Jägern

Gute Zusammenarbeit 33 zwischen den einzel- nen Parteien

Dialog: Jagdnachbarn An Drückjagden: einer jagt, der andere steht an der Grenze - gegenseitige Unterstützung Mehr Zusammenarbeit mit den Landwirten

Mehr gemeinsame Jagden

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Wertung der Bedeutung: Kommunikation / ●●●●● Zusammenarbeit ●●●● ●●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 1

Regelungen für Feld-  Fruchtfolge kein Winterweizen bewirtschaftung 3

Alte Fruchtreste beseitigen ! nach Mais 333

Feld – Wald – Abstand (3 - 6 m) 3 3

Schlaggröße Standort ? Bodenbearbeitung nach Mais?

Keine pauschale Ver- 333 urteilung der Jäger

Wird nicht gesehen 33 Problematik ver- 33 sachlichen! → Zahlen statt Meinungen Offenheit

Schäden erfassen – Statistik Verhütungsmaßnahmen erfassen 3 Konsens zw. Allen 3 Beteiligten + Konzept soll von allen getragen werden Feldhygiene

Maisäcker nach Ernte mulchen? 3 Kompromiss- bereitschaft

Einigung mit allen Betroffenen Imagepflege - Märkte

Kostengünstig für alle Fortbildung Konfliktsituationen Parteien

Schäden ernst neh- men und nicht als Larifari abtun

3

Mitsprache der Land- wirte bei der Jagdver- pachtung (Jagdgenos- sen-schaften?)

Ortsobmann mit einbeziehen Pflichten verdeutlichen → Jagd Stärkung der Jagdgenossenschaft → Schadenminderung

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Wertung der Bedeutung: Kooperation ●

●●●●●● ●●●●●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 2

Information Unrealistisch, unpraktikabel, nicht möglich !  Abschusszahlen wie Alternative Indikatoren, z.B. wo sind Wildschäden aufgetreten bei Rehwild

33 Verbesserung der Frühzeitige Info Anbauplanung (Ansaat/Ernte) / Gespräche mit Jagdpächter in abge- Kommunikation Jäger 3 ↔ Bauern, [Verhalten grenzten Bereichen der Jäger gegenüber den Landwirten] (2x) 33 Gegenseitige Information „Grundprobleme / -bedürfnisse“ 3 Mehr Zusammenarbeit mit den Landwirten Gegenseitige Information über Schäden unmittelbar nach Dialog mit Landwirten Schadensfeststellung → von allen Seiten ! 3 3 Zusammenarbeit Jäger

/ Landwirtschaft opti- mieren, [Spannungs- „halbjährliche Lagebesprechung zw. Jäger + Landwirt feld zw. Landwirtschaft Fixierung im Pachtvertrag ? 3 und Jagd abbauen] (2x)

3 Besseres Verständnis „Formlose Spielregeln vereinbaren! Landwirte / Jäger durch Minimierung des 3 extensiven Maisanbau

Informationsdefizite beseitigen Engere Verzahnung

Jagd - Landwirte - Forst 3

Bessere Zusammenarbeit bei Bejagung Zusammenarbeit Jäger - Jäger

Gemeinsamkeit Jagd / Pol. / Landw., [Zufrie- Zusammenarbeit zw. Forstverwaltung (Bund / Land) und Jägern, Landwirten Jagdge- denheit bei Jagdpäch- nossenschaften 33 tern, Forst, Landwirten] (2x)

Reduzierung der Be-  stände

Übergreifende (Revie- re) Bejagung - Adressen u. Telefonnr. Des Jägers muss dem Landwirt bekannt sein (u. anders her- 33

Revierübergreifende um) Jagden

Gemeinsam Schwarz- Bestandeshöhe ! wildkonzept erarbeiten Höhe „verträglicher Bestand“ ?

Schwarzwildbestand muss geringer werden - Geselligkeit zwischen Jäger und Landwirt

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Wertung der Bedeutung: Leitlinien ● ●●●●● ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 2

Wissenschaftliches Projekt → Möglicher Zusammenhang Schadensflächen - Ab- Abgestimmtes Konzept schusshöhen für ein Monitoring

- Schäden 33

- „Population?“

Leitlinien zur Orientierung wichtig → keine zu enge Reglementierung Transparenz

33 Jährliche Abstimmung Landwirtschaft - Forst - Jäger + Kommune Praktikabilität und (klappt auch mit anderen Angelegenheiten) Überprüfbarkeit 3

Dauerhaft umwelt- gerecht „Veröffentlichung“ der aktuellen Schadens- u. Wildsituation - Internet

Langfristig und nach- zentrales + aktuelles Register haltig durchführbares Konzept

Biosphärengebiet

Praktikable Regelung vor allem Kernzone → mehr Infos zum Umgang mit der Kernzo- Berücksichtigung Vor- 33 ne gaben Biosphäre

3 Modellcharakter f. Biosphärengebiet Ausbremsung durch

Kerngebiet (Bio- Kooperation der am Gebiet Beteiligten (Bundesforst, BIMA!) sphären)

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Wertung der Bedeutung: Jagdstrategie / ●●●● Bejagungskonzept ●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●● ●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 3

Populationsredu- zierung [Absenkung des Schwarzwild- bestandes] (2x)

Drastische Bestandes- reduzierung [Schwarz- wildbestand muss auf jeden Fall gravierend verringert werden],

[Population auf den 33

Stand der 70er Jahre Gemeinsame, akzeptable Regeln finden, um revierübergreifende Schwarzwilddrück- bringen], [Dezimierung 333 jagden zu ermöglichen des Schwarzwildbe- standes durch ver- schiedene Mass- Freigabe von Rehen maximaler Jagderfolg nahmen], [Wild- schweinbestand soll  3 sich verringern], [Be- Im Revier schnell reagieren, z.B. Schnee stand muss stark re- duziert werden] (5x)

Flächenmanagement: Ruhezonen vor Jägern, aber auch Waldbesuchern, insbesonde- Schwarzwildbestand re zur Zeit der Feldfrüchte muss geringer werden

Reduzierung der Sau- en auf dem ehem. Tr.Üb.Platz (Reduzie- rung der Füchse) Wildfolge besser re- geln Kommunikation verb- ssern

(Fortsetzung nächste Seite →)

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Effiziente Bejagungss- trategien

[effektives Bejagungs- konzept] (2x)

3 „Beute machen“

Population deutlich Zielvereinbarung für mehrere Reviere, z.B. 2-3 Gemeinden reduzieren → Jagdme- z.B. nicht Zahl, sondern Trend oder % thode? 3 Freigabe Keiler ganzjährig Einigung über Jagd- Flexibilisierung der Schonzeitregelung kein Aktionismus, WFS nutzen, → beachten methode



Eng an verhaltenstypi- 33 schen Merkmalen der - Saufang Wildtierart orientiert

- regelmäßige Drückjagden → Informationspflicht gegenüber 33 Drückjagd mit allen Landwirte u. Reviernachbarn Jagdpächtern: Ziel 3 Ausrottung - keine Gewichtsbegrenzung bei der Jagd

Gemeinsame Drück- - Unterstützung der Planung von Drückjagden durch LRA + Stadt jagd, [Drückjagd] (2x)

Jagdrevierüber- greifende Maßnahmen

Organisierte Bejagung von Schwarzwild

Wird die Abschusszahl erreicht unter Berück- sichtigung der erhöh- ten Dichte Abschussplan !

Schonzeit verändern

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Wertung der Bedeutung: Innovative Jagdkonzepte / ●●●●● ●● Schwarzwild - Bestan- ●●●●● ●● desmanagement

Beginn der Bearbeitung Gruppe 3

Schiessfertigkeit / Teilnahme am Schiesskino nachweisen Schulung f. Jäger 333 Drückjagdseminar → für den, der nachhaltig nicht trifft / Übung braucht! 3

Wissenschaftl. Kon- 3 Systematische Drückjagd - Professionalisierung / Kooperation zepte vorhanden

Unbedingtes Einhalten

der Abschusszahlen

Abschusszahlen wie bei Rehwild

Schwarzwildbestand → nicht möglich im Verhältnis zur Waldfläche regulieren Trends festlegen    

Klare Vorgaben für Bejagung (Quoten, Drückj. Nachweis)

Reduzierung der Be- stände (revierübergrei- fende Bejagung) Unorthodoxe Jagdmethoden ?

Bestandesminimierung Keine Ausrottung Gegenseitige Unter- stützung Landw./Jäger

Regellungen für Feld- bewirtschaftung

Mindestabstände für schadensgefährdete Früchte Schäden gering halten Schadensabwehr /- ersatz auf mehrere Schultern verteilen Wann liegt ein Wild- Jäger + Landwirte + Gemeinde schaden vor? → z.B. Mäharbeit oder Verzicht auf Ertrag durch Mindestabstand oder Klare Regelung Schussschneise

Reduzierung ← Feste/bekannte Person bei den Gemeinden benennen → Praxis-Seminar vor Ort Schwarzwildschäden

Pflichten verdeutlichen → Jagd, → Schadens- Wildschweine, die ja sehr intelligent sind, mit ihren „eigenen Waffen“ schlagen minderung

Bewusstsein der Jag- dausübenden in Bezug Schwarzwild schärfen!

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Wertung der Bedeutung: Wildschäden / ●●●●●●●●● Schadensregulierung

●●●●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 4

Schadensregulierungs-   Betreiber Biogasanlage fond: Jäger, Land- Einrichtung eines Fonds ? Kommune bewirtschafter LW

Jäger   Regelung Wildschaden Gesetzliche Vorgaben sind nicht mehr zeitgemäß

Keine überzogenen Abschussprämie für Sauen 33 Forderungen der Landwirtschaft Zentr. Schadenserfassung (Verwaltung) Gemeinsames Tragen → Umfang ? 3 Bauern bei Schaden des Wildschadens einbeziehen Wildruhezonen Unterscheidung zw. Futter- u. Energiemais

Starke Freizeitbeunru-

Teilung des Wildscha- higung dens

Gerechte Verteilung Klare Definition der der finanziellen Lasten Verantwortlichen Wildschadensflyer d. LJV + LBV verteilen, lesen +

beachten Wildschadensregulier- Motivierung der Land- ung, alle Beteiligten wirte einbinden

Schadensmeldung für jeden Schaden an zentrale Stelle (Bür- germeisteramt)

Zeitnahe Schadens- abwicklung (ausreden)

Meldung der Wild- schäden fristgerecht!

Wildschadensregelung bzw. Bezahlung erst Schlechte Ernte / 3 im Herbst nach der guter Wildschaden ? Ernte

Einheitliche verbindli- che Entschädigungs- sätze, [Entschädigung Schätzrahmen für Wildschäden muss Schulung für Landwirt u. Jäger gemeinsam ! geregelt sein] (2x) Auch für Ortsvorsteher

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Wertung der Bedeutung: Akzeptanz ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 4

Zufriedenheit / Akzep- tanz bei den Hauptbe- 3333 troffenen (Landwi., 3333 Akzeptanz des Landwirts, dass Jäger Schäden auch selbst beseitigt Waldbes., Bevölk.) 33

 Akzeptanz untereinander → Kommunikation zwischen Jägern + Landwirten – direktes Akzeptanz bei Land- Gespräch, z.B. gemeinsames Ziel: kein Wildschaden unrealistisches Ziel nutzern

Schwarzwildschäden 3333 auf landw. Flächen auf ein akzeptables Maß Sehr positiv: Landwirte akzeptieren „kleinere“ Schäden! → Definition „kleiner“ u. „gro- begrenzen ßer“ Schäden

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Wertung der Bedeutung: Pachtverträge ●●●●●●

● ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 5

Pachtpreise an Prob- 33 Abschussprämie lematik anpassen  

Konsens mit den 333

Jagdnachbarn

Berücksichtigung der Begehungsscheine Schadensflächen bei der Jagdpreisgestal- tung (Größe der Mais-   flächen)

Mehr Regiejagd Regie ≠ Verantwortungsbewusstsein

Klare Definition der

Verantwortlichkeit 333

Abstimmung mit der Örtliche Jäger Landwirtschaft bzw. Einklang zu finden Nicht dem Höchstbieter die Jagd geben

Jagdpacht nicht nur rein kommerziell erhe- ben, sondern in Ab- stimmung mit dem im Raum stehenden Jagdpacht (Pachtpreis) → Pachtpreise generell zu hoch 33 Wildschaden Sollte nicht zum Ausgleich des Haushalts der Kommune dienen 3   Lösung Problematik Einstands- / Scha- 33 densreviere (wir haben Neue Fassung von Jagdpachtverträgen (Muster erarbeiten) Preis Feld-Wald  viel Acker, wenig Wald) Wildschaden Preisindex 3

→ örtlicher Ansprechpartner Ortsobmann LW → Jagdgenossen einbinden / Vorgabe Ortschaftrat → Verwendung des Pachtzins → Jour fix im Pachtvertrag zw. Landwirt und Jäger

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Wertung der Bedeutung: Fütterung ●●●● ●●●●●●●●● ● ●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 5

Regelungen zur Füt- 333 - keine Ablenkfütterung terung - keine ? 3 - Kirrung max. 1 Liter Zeitbezug ?

Reduktion Energieein-   trag Mehr ! in der Milchreife

333 Verringerung Kirr- menge - Kirrung bei strenger Bejagung

Kirrung Funktionieren Ablenkfütterung ? - wie viele - wie viel Futter 33

Ablenkfütterung Wo ? Wann? Zur Maisaussaat Transparenz bei Futtermengen

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Wertung der Bedeutung: Wildschadensverhütung ●●●●●

●●●●● ●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 6

Tägliche Zaunkontrolle Zaunbau 3

Waldeinzäunung statt 3 Äcker-Zaun Absprache Landwirte / Jäger

Starke Bejagung Zaunbau = Sauen gehen aus umzäunter Fläche nicht mehr raus !

Felder rundum frei mähen durch Landwir- te → leichter Zäunen 3

- Informationspflicht (wo sind verstärkt Wildschweine? …) Kooperation mit Bau- 333 ern bei der Schadens- verhütung - Schneisen für die Zäunung bereitstellen Mithilfe bei Zäunung,

Pflege, Gassen freihal- ten

3 Industriemais als Son- derkultur 33

Fruchtfolge einhalten Fruchtfolge – Vorgabe (3-gliedrig) geht nicht ! 3 Keine Wintersaat nach

Mais

Kein Zaun mehr ziehen: Ziel Maisanbau gewerbl. ? Schaden richtig ein- schätzen Feldhygiene

Saatgut beizen

Keine Zäune

? Wer trägt die Kosten (Material, Ertragsverlust) ? Verhütungsaufwand zu groß

3  Wildschadensver- hütung nicht nur durch den Jagdpächter 3 Akzeptable Schäden Aufwand zum Schutz muss i. Rahmen blei- ben Maisacker „ablesen“ (Bauer + Jäger !) Reduzierte Fütterung

Gut bejagen, das - nicht pflügen bzw. erst zwei Wochen nach der Ernte Landwirt zufrieden ist

Bessere Wildschaden- verteilung

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Wertung der Bedeutung: Jagdreviere / Organisation ●●

Beginn der Bearbeitung Gruppe 6

! Sinnvolle Abgenzung → ohne Rücksicht auf Gemeinde- oder Gemarkungsgrenzen ! Keine Staatsjagdrevie- 33 Gemarkung nicht ganz vergessen re als Inseln inmitten anderer Jagden 3 Einbezug der Staatsjagd

→ Arrondierung nach Feld – Wald – Wasser Wesentlich größere Keine Grenze in Gewässermitte (Lauter) arrondierte Jagdre- viere →

Grenzüberschreitende Bejagung am Trup- pübpl. ?

3333

Revierübergreifende, intelligente Bejagung Wissenschaftliche → Alternative: kurzfristig organisierte Drückjagd 33 Konzepte vorhanden z.B. 10 Jäger, 2-4 Treiber (+ Hunde)

Verbesserung der - grenzübergreifende Bejagung auch mit dem Truppenübungsplatz Bejagbarkeit der Re- viere

Alle Ergebnisse werden aufbewahrt und sind jederzeit einsehbar.

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