V ON R ÖMERN, HÜBNERN UND S IEDLERN

Wegen des Mains wurde von den Römern ein Kastell und 1800 Jahre später eine Papierfabrik gebaut, weshalb jeweils neue Siedlungen in Stock- stadt entstanden. Beiderseits der Gersprenz liegen die Wälder der Hübner- Römischer Weihestein schaften, die sich auf in Bayern einzigartige Weise selbst verwalten. (Kopie), Ecke Alter Stadtweg/ Pfinzing-Karte (1594) mit Stockstadt Carl-Wirth-Straße zwischen den S TOCKSTADT AM M AIN Stationen 2 und a a an der Bahnlinie 1 2 6 7 a b 3 5 Rosenkranzkirche a 4 7

c S TEINBRÜCHE 1 e d Der Untergrund von Stockstadt besteht aus Kristal- S TART AM FRIEDHOF lin-Gestein, das an zahlreichen Stellen zutage tritt und »Goldbacher Gneis« genannt wird. Es entstand Der Kulturweg beginnt am Park- vor ca. 330 Millionen Jahren durch die Umwand- platz des Friedhofs (Friedhof- lung von Granit unter Hitze und Druck. Eine Reihe straße). Direkt daneben sehen Sie von inzwischen aufgelassenen und kaum mehr zu im Verkehrskreisel das Denkmal Weglänge ca. 9 km Hochkreuz an der erkennenden Steinbrüchen dokumentiert die ehe- des Papiermachers – im Hinblick Rosenkranzkirche malige Gewinnung von Bausteinen vor Ort. Die in auf die Prägung Stockstadts durch b c der Sonne glitzernden Steine sind an Gebäuden in Die Skulptur des die Papierfabrik. Wenige Meter Stockstadt oft zu sehen (Scheunen, Umfassungs- Papiermachers entfernt können Sie am Friedhof mauer des Friedhofs usw.). Eine Besonderheit ist eine interessante Kreuzigungs- das Vorkommen von Schwerspat im Unterhübner- gruppe betrachten. wald. Es ist das westlichste Vorkommen in der Region . Folgen Sie der Markierung des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund. 3 Die Hübner sind bis S IEDLUNGEN UND B ERND-WEBER-PLATZ heute verpflichtet, für die Hübner- Das Thema »Siedlung« beginnt in Stockstadt mit dem Römerdorf um das Kastell und reicht bis zum Beginn schaft Waldarbeit in Kreuzigungsgruppe des 20. Jahrhunderts, als die ersten Siedlungen für die Form von Fronstun- am Friedhof Arbeiter der Papierfabrik entstanden. 1898 erlebte Deborsmühle Klugekreuz den abzuleisten. Stockstadt einen großen Einschnitt durch den Bau der Papierfabrik. Das Wachsen dieses größten Arbeitgebers sorgte für den Bau der ersten Arbeitersiedlung um 5 6 1900, der später weitere folgten. Die Tafel steht auf dem Bernd-Weber-Platz. Der Lehrer Bernd Weber L ANDWEHR UND P APIERMÜHLE H ÜBNER (1941-2007) war Gründer des Marionettentheaters Pup- penschiff und engagierte sich in Stockstadt erfolgreich Die Info-Tafel steht an der Grenze von Hessen und Bay- Der Stockstädter Wald ist einer der als Musiker, Zauberer, Maler, Texter, Komponist, Schau- ern. Die Landesgrenze orientiert sich in ihrem Verlauf wenigen Forste in Deutschland, der spieler und als unentbehrliches Organisationstalent. an der so genannten Landwehr, die heute noch als komplett von einer Genossenschaft Bodenwelle erkannt werden kann. Sie entstand, weil im verwaltet wird, die bis ins Mittelalter 15. Jahrhundert Nürnberger und Augsburger Kaufleute zurückgeht und »Hübnerschaften« zur Messe nach zogen und in Stockstadt Zoll genannt wird. Die Aufteilung von bezahlen sollten. Die Landwehr verhinderte, dass sie mit Unterhübnern (nördlich des Flusses Gersprenz) und ihren großen Karren Stockstadt auf einem Umweg Oberhübnern (südlich davon) geht auf zwei ehe- 2 durch den Wald umgingen. malige Höfe in Stockstadt und auf ihre Herren Hier am Fluss Gersprenz stand 1830-1880 die Papier- zurück, das Kloster Seligenstadt und das Stift B RÜCKE UND Z OLLHAUS mühle, heute eine Ruine am Ufer. Der Verlauf der St. Peter und Alexander in . Die Gesprenz wurde im frühen 20. Jahrhundert begradigt Oberhübnerschaft und die Unterhübnerschaft Die Brücke über die Gersprenz wurde bei einem Hoch- und die Auen entwässert. Die Wiesen konnten nun für bestehen aus jeweils 142 Hubanteilen. Hübner wasser 1845 zerstört. Nach einem vier Monate dauern- die Heuernte und für den Ackerbau genutzt werden. können nur Stockstädter Bürger werden. Die Tafel den strengen Winter war der zugefroren. Ein Wet- steht am Rande eines aus der Nutzung genomme- terumschwung mit milder Luft und starken Regenfällen Zeitungsausschnitt aus dem nen Totholzbestandes, der von hohem Wert für ließ das Eis schmelzen, sodass es sich an Engstellen auf- Main-Echo (1985) e den Naturschutz ist. staute und der Main mehrere Meter über die Ufer trat. Das Zollhaus wurde an der Stelle eines Vorgängerbaus 1546 noch auf Befehl des 1545 verstorbenen Mainzer 4 Erzbischofs Albrecht von Brandenburg am nördlichen H ÜGELGRÄBER Dorfausgang an der Gersprenzbrücke erbaut, um Abga- ben von Kaufleuten auf ihrem Zug zur Frankfurter Bedeutende archäologischen Funde Stockstadts wer- Messe zu erheben. Um 1800 wurde die Zollstation in den in den Museen in Aschaffenburg, München oder – Alte Landwehr Stockstadt aufgehoben und das Zollhaus verkauft. soweit es sich um Funde aus dem Römerkastell in an der hessisch- Stockstadt handelt – auf der Saalburg im Taunus präsentiert. Im Hübnerwald hat man fünfzehn 3.000 bayerischen Grenze bis 4.000 Jahre alte Hügelgräber ermittelt. In Stock- stadt wurde auch eine wertvolle keltische Münze gefunden, ein so genanntes »Regenbogenschüssel- chen«. Beim Schleusenbau der Staustufe Mainaschaff Ruine der Papiermühle trat 1915 ein reichverziertes Schwert der Urnenfelder- Badespaß um zeit aus dem Main zutage, das sich heute in der 1950 an der Prähistorischen Staatssammlung in München befindet. Papiermühle

Hochwassermarke an der Stockstädter Brücke

Römische Brandbestattung Römermaske Keltisches Regenbogenschüsselchen im Heimatmuseum