Die Qualität in den Tamedia-Medien Qualitätsreport 2017 Autor Res Strehle /Tages-Anzeiger/SonntagsZeitung Einleitung Prof. Mark Eisenegger, Universität Salzburg, Präsident Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft an der Universität (Fög) Zur Ausgangslage Nach der Pilotphase im vergangenen Jahr mit Le Matin Diman- Finanz und Wirtschaft Prof. Vincent Kaufmann, che und den Zürcher Regionalzeitungen (Der Landbote, Direktor MCM, Universität St. Gallen Zürichsee-Zeitung, Zürcher Unterländer) wurden 2017 alle Tamedia-Medien einem vertieften Monitoring unterzogen. Le Matin/Le Matin Dimanche Prof. Annik Dubied/ Aus Gründen der Machbarkeit wurde das Monitoring bei den Prof. Nathalie Pignard-Cheynel, Académie du Journa- Newsmedien auf eine Tiefenbohrung im journalistischen lisme et des Médias (AJM), Université de Neuchâtel Angebot eines Stichtages beschränkt, ergänzt um eine Daten- analyse an diesem Tag. Bei den Wochentiteln wurden mehrere Schweizer Familie Dr. Colin Porlezza, IPMZ Zürich Erscheinungstage miteinbezogen. Tagblatt der Stadt Zürich Diego Yanez, Direktor Medien- Die Stichtage wurden von Expert/in und Projektleiter Quali- ausbildungszentrum Luzern (MAZ), Ex-Chefredaktor tätsmonitoring festgelegt, ohne dass sie der Chefredaktion Schweizer Fernsehen bekannt waren (was möglicherweise zu einem Sondereffort verleitet hätte). Ausgeschlossen wurden der Montag mit meist 24 heures/ Tribune de Genève Marc-Henri Jobin, schwacher Aktualität und der Samstag mit hoher Aktualität Direktor Centre de Formation au Journalisme et und oft zusätzlichem Lesestoff. aux Médias (CFJM), Lausanne

Für jedes Medium bzw. jede Gruppe (Tages-Anzeiger/Der Zürcher Regionalzeitungen Prof. Vinzenz Wyss, Zürcher 3 Bund/SonntagsZeitung, /, 24 heures/ Hochschule für angewandte Wissenschaft, Winterthur Tribune de Genève, Le Matin Semaine/Le Matin Dimanche, BZ , Zürcher Regionalzeitungen) wurde ein/e Das Monitoring orientierte sich an dem in diesem Jahr erschie- eigene/r Expert/in in Absprache mit der Chefredaktion gewählt. nenen Handbuch «Qualität in den Medien». Es wurde im Voraussetzung war die persönliche und institutionelle Unab- Mai 2017 zweisprachig (deutsch/französisch) an alle Tamedia- hängigkeit dieser/s Expertin/en gegenüber der Redaktion. Redaktor/innen und feste redaktionelle Mitarbeiter/innen abgegeben. Die Reaktionen darauf waren überwiegend posi- tiv; es gab aber auch kritische Anmerkungen (etwa zur schwer Folgende Expert/innen waren 2017 am Monitoring praktikablen Vorschrift über die Verwendung anonymer Quel- der einzelnen Medien beteiligt len sowie zum Wahrheitsbegriff). Wie das Monitoring insge- 20 Minuten Dr. Matthias Künzler, Forschungsleiter samt soll auch das Handbuch in der praktischen Umsetzung Institut für Multimedia Production an der Hochschule weiterentwickelt werden. Bei Neuauflagen sollen einzelne für Technik und Wirtschaft, Chur Punkte im Interesse von höherer Klarheit und Umsetzbarkeit Autor angepasst werden. Res Strehle Projektleiter Qualitätsmonitoring Tamedia Annabelle Sylvia Egli von Matt, ehemalige Direktorin Medien- ausbildungszentrum Luzern (MAZ), Eidgenössische Medienkommission (EMEK) Mitarbeit Tim Nonner/Paola Valli Tamedia Data Analysis BZ Berner Zeitung (inkl. Berner Oberländer, Thuner Tagblatt) Ignaz Staub/Daniel Cornu Ombudsmänner Tamedia Dr. Stephanie Grubenmann, Institut für Medien- Unternehmenskommunikation Tamedia und Kommunikationsmanagement (MCM), Universität St. Gallen

Impressum Bilan Prof. Patrick-Yves Badillo, Medi@lab, Universität Genf Tamedia Qualitätsreport 2017 Herausgeber Tamedia AG, Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich Das Magazin Prof. Otfried Jarren, Institut für Publizistik- Gestaltung MADE Identity AG, Zürich wissenschaft und Medienforschung (IPMZ), Universität Druck galledia ag, Flawil Zürich, Präsident EMEK 1 12 Fehlerfreiheit/Wahrheit substanzielle Kritik vor wohlwollendem Hintergrund durch- Wo in Reportagen zu sprachlichen Höhenflügen angesetzt Handwerkliche Insgesamt wurden an den Stichtagen nur sehr wenige Fehler aus ihre Berechtigung und würde die Glaubwürdigkeit des wird, ist sorgfältiges Gegenlesen wichtig, sonst droht der gefunden, was für ein sorgfältiges Gegenlesen und Korrektorat Genres auch im Interesse der Produzenten und Importeure Absturz: «Hier blickt ein Hirschgeweih von der Wand …» Regeln spricht. Wo es erhebliche Fehler gab, sollen sie laut Zusiche- erhöhen. Die kritische Distanz fehlt teilweise auch gegenüber (Thuner Tagblatt), «Das Musikkollegium reagierte flexibel rung der Chefredaktionen umgehend korrigiert werden. Trotz- viralem Marketing (z. B.: «Volvo arbeitet an der Känguru-Er- auf die agogischen Finessen und sprechenden Rubati des dem wurden an den erhobenen Stichtagen kaum Korrekturen kennung für australischen Markt», eine seit langem auf dem Dirigenten …» (Landbote) Das Monitoring 2017 zeigte, dass die handwerklichen Regeln gefunden; einzelne Stichproben an anderen Tagen ergaben, Web zirkulierende «»). Best Practice Das Magazin (sehr sorgfältige Sprache von den Medien von Tamedia insgesamt gut befolgt werden. dass Fehler teils nur auf dem Netz korrigiert wurden, nicht aber aufgrund aufwendiger redaktioneller Begleitung Bei den einzelnen Punkten gemäss Handbuch Qualität ergab in der Printausgabe. Mehr kritische Distanz zu den Quellen ist auf Leserseite auch der Autor/innen), Bilan, Schweizer Familie sich folgendes Bild: Best Practice Le Matin Dimanche (Fehlerkorrektur am dort erwünscht, wo es um soziale und ökologische Initiativen Stichtag), Das Magazin (Faktencheck durch Korrektorat) geht (etwa Beitrag zum Artenschutz), um Stellungnahmen von Parteien und Vereinen oder Erfolgsstories im Lokalbereich 11 Trennung von redaktionellem Inhalt und Werbung (Switcher-Lizenzproduktion im Berner Oberland, Erfolg einer Wie in der Medienbranche insgesamt und aktualisiert durch 13 Fairness Autozubehörfirma in Winterthur, Start-up-Firma entwickelt die neuen Werbeformate in der journalistischen Form (Native Die Fairness gegenüber Akteur/innen und Institutionen ist im 2-in-1-Badehose). Advertising) bleibt die für die Leser und Nutzer jederzeit Allgemeinen hoch. Einzelne Medien praktizieren bewusst 2 erkennbare Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und einen (im positiven Sinne) wohlwollenden Journalismus, dort Wertschöpfung Werbung ein Dauerthema. Der zwischen den Verlegern, der finden sich als Folge kaum Ansatzpunkte für eine Stakehol- 15 Trennung von Fakten und Meinung Chefredaktorenkonferenz und der Werbewirtschaft verein- der-Befragung (Tagblatt der Stadt Zürich, Schweizer Familie, Der Trennungsgrundsatz zwischen Fakten und Wertung/Mei- gemäss Mehr- barte «Code of Conduct – Werbung in Medien» behält vorab im Bilan). In den Medien mit deutlich kritischerem Ansatz (20 Minu- nung wird insgesamt gut erfüllt, vorab in den Wochenmedien Zeitschriftenbereich seine wichtige Bedeutung; nützlich ist, ten, Tages-Anzeiger, SonntagsZeitung, Tribune de Genève/ mit Zeit für Reflexion und Einordnung. In den Newsmedien wertdiagramm wenn er auch den Werbekunden bekannt gemacht wird. 24 heures) wurden einzelne Stakeholder zur Fairness befragt. waren Kommentare und Analysen an den untersuchten 4 Newsmedien haben es einfacher, weil hier die Erwartungen Dabei wurde den Antwortgebern Anonymität zugesichert. Tagen eher spärlich zu finden, was vereinzelt dazu verleitet, 5 der Werbekunden auf redaktionelle Gegenleistungen traditio- unterschwellig im Newsbericht oder der Titelsetzung zu Das Tamedia-Qualitätsmodell gibt den Chefredaktionen die nell tiefer sind. Die Antworten ergaben keinerlei Hinweise auf Faktenfehler. kommentieren. Vorbildlich sind aus unserer Sicht eigene Möglichkeit, die Kriterien ihrer Wertschöpfung aus einem Vereinzelt wurde aber folgendes moniert: Sektionen für Kommentar, Meinung und Analyse. Für Auto- vorgegebenen Katalog zu wählen und gemäss Eigenan- Das Monitoring der Tamedia-Medien hat an verschiedenen renbeiträge mit zulässiger Mischung von Fakten und Wertung spruch zu gewichten. Punkten den Bedarf nach einer für den Leser klareren Erkenn- • Zu wenig Zeit für Antwort (trotz geringer Aktualität) ist eine eigene Form nützlich. barkeit ergeben: Best Practice Finanz und Wirtschaft (mit der Trennung Aus folgendem Kriterienkatalog hatten die Chefredaktionen • Einseitigkeit der Darstellung von Kommentar und Analyse), Bilan (mit konsequenter der Zeitschriften obligatorisch sechs auszuwählen, jene der • Sponsoring und Medienpartnerschaften sind konse- Autorenaufmachung wertender Beiträge), Le Matin Newsmedien acht: quent zu deklarieren • Unklarheit über das Thema bei der Fragestellung Dimanche, Tages-Anzeiger/Bund/SonntagsZeitung (mit eigenen Meinungs- und Kommentarseiten) • Auch Eigenanzeigen sind unterschiedlich zu redakti- Der Umgang mit anonymen Quellen wird in einer Neuauflage 21 Aufbereitung News onellen Inhalten aufzumachen des Handbuchs «Qualität in den Medien» klarer gefasst: Fakten 22 Tempo dürfen in Ausnahmefällen durch anonyme Quellen gestützt 16 Sprache 23 Recherche • Der Einleitungsbeitrag zu Anzeigenseiten durch werden, wenn der Quelle durch die Identifizierung beruflich Es wurden deutlich weniger Sprachklischees gefunden als 24 Einordnung einen Interessenvertreter soll sich von der redaktio- oder privat Nachteile erwachsen würden. Sie dürfen aber nicht erwartet: Wenn, dann vor allem in der Wirtschaftsberichterstat- 25 Service nellen Form deutlich unterscheiden zum Mittel des Rufmordes werden. Nicht zulässig ist folglich, tung, wo Zahlen, Abschlüsse und Kursentwicklungen nach wie 26 Unterhaltung Werturteile anonymer Quellen wiederzugeben. Sie sind, wo vor gerne durch ein martialisches Vokabular dramatisiert wer- 27 Visualisierung Wichtig sind die Deklaration kommerzieller Inhalte mittels für vom Autor geteilt, in Meinungsbeiträgen als eigene Wertung den (z. B. Finanz und Wirtschaft: «Poker», «Sabotage», «Demon- 28 Storytelling die Leser eingeführter und leicht verständlicher Begriffe transparent zu machen und zu belegen. tieren», «verhärtete Fronten», «Killer», «Säbelrasseln»). 29 Interaktion mit der Leserschaft (Anzeige, Werbung) sowie eine gegenüber der redaktionellen Form unterschiedliche Aufmachung (z. B. mittels Farbraster). Vereinzelt wird in Sätze unter Zeitdruck zu viel hineingepackt, Tamedia begann im Berichtsjahr damit, die in den News- 14 Transparenz und kritische Distanz zu den Quellen was sie umständlich macht. Etwa in 20 Minuten: «So haben Die Darstellung auf Seite 6 zeigt beispielhaft, wie die 15 unter- medien verfügbaren Sonderwerbeformen in den Impressa Die Transparenz und die kritische Distanz zu den Quellen sich die Hardcore-Festivalgänger, die bereits gestern vor suchten Medien/Mediengruppen sechs von allen Chefredakti- zu deklarieren. erwiesen sich in nahezu allen untersuchten Beiträgen als dem Eingang für die heutige Geländeöffnung um 17 Uhr und onen ausgewählte Kriterien im Mehrwertdiagramm unter- Best Practice Das Magazin, Finanz und Wirtschaft, Bilan gegeben. Ausnahmen sind Konsum- und Veranstaltungshin- die besten (also trockensten) Zeltplätze campierten, ent- schiedlich gewichten. (Luxusbeilage zum Thema «Abenteuer» getrieben von weise ohne erkennbare redaktionelle Eigenleistung. Traditi- sprechend mit Gummistiefeln und Regenjacken gewapp- journalistischem Inhalt), Newsmedien onell wenig kritisch gegenüber dem vorgestellten Produkt net.» Teils bleiben auch logische Fehler stehen: «Die Billag sind der Auto- und der Modejournalismus; hier hätte vereinzelt sollte erhöht werden.» Mehrwert Newsmedien Print Abb. 1

BZ Berner Der Landbote/ Tribune Der Bund Tages-Anzeiger 20 Minuten Zeitung ZRZ 24 heures de Genève Le Matin Bei den einzelnen Kriterien ergab das Monitoring folgenden der Leserschaft zu differenziert urteilenden Zeitgenoss/innen 21 Aufbereitung News 9 7 10 9 10 10 Befund: und informierten Stimmbürger/innen wäre mehr Einordnungs-

22 Tempo leistung zu objektiv relevanten Themen auch in den Pendler- 5 7 10 7 4 4 8 und Softboulevardmedien gesellschaftlich erwünscht. Die 23 Recherche 10 10 7 9 10 10 8 21 Newsauswahl/-aufbereitung regionalen Medien erfüllen diesen Anspruch weitgehend, die 24 Einordnung 8 10 7 5 10 10 Die Auswahl und Aufbereitung der News entspricht in allen Zeitschriften in ihrem Special-Interest-Bereich durchgehend

25 Service untersuchten Medien weitgehend dem Interesse ihrer Leser- (Annabelle, Finanz und Wirtschaft). 7 7 6 8 9 9 7 schaft (subjektive Relevanz). Die Frage, ob an den untersuch- Best Practice Finanz und Wirtschaft 26 Unterhaltung 4 6 9 6 4 4 4 ten Tagen auch die objektive Relevanz erfüllt war, wurde von (mit der Trennung von Meinung und Analyse) 27 Visualisierung 5 6 9 6 6 8 8 9 den Experten verschiedentlich zur Diskussion gestellt (siehe

28 Storytelling Punkt 32). Bei 20 Minuten waren neben Softnews auch die rele- 5 8 9 8 9 9 7 vanten Themen am untersuchten Tag abgedeckt: Frauen ins 25 Service 29 Interaktion mit der Leserschaft 7 10 5 6 6 6 Militär?, Homophobie der Evangelikalen, Koran-Verteilungs- Für die Leserschaft nützliche Information ist ein wesentliches aktion, Billag-Debatte, Flüchtling verliert Lehrstelle, Proteste Erfolgsrezept der Medien. Ihre Beschaffung ist oft aufwendig, in Venezuela. Unbestritten ist, dass bei einem Regional- im Ergebnis meist unspektakulär, aber gut genutzt. An den medium der klare regionale Fokus entscheidend ist; bei untersuchten Tagen gab es viele Themen, denen eine zusätz- Mehrwert Newsmedien Digital starker überregionaler Aktualität soll er aber im Sinne der liche Servicebox mit nützlichen Informationen, Zusammen- Abb. 2 objektiven Relevanz relativiert werden. hängen oder kleine Infografiken zum Ort des Geschehens gut BZ Berner Der Landbote/ Tribune Der Bund Tages-Anzeiger 20 Minuten Zeitung ZRZ 24 heures de Genève Le Matin getan hätten. Einzelne Medien (wie Das Magazin) verzichten weitgehend auf konkreten Service, orientieren sich aber an 21 Aufbereitung News 9 9 10 9 10 10 10 10 22 Tempo einer übergeordneten «lebensweltlichen» Frage («How to

22 Tempo In Sachen Tempo gibt es keinen Anlass zur Kritik. In allen unter- live?»). Der bewusst getroffene Entscheid, auf konkreten Service 10 10 10 10 10 10 9 6 suchten Medien war es adäquat zum Kanal: Online rasch überall zu verzichten, wird vom Experten als riskant beurteilt. 7 23 Recherche 5 5 7 3 10 10 5 dort, wo dem Kriterium auf diesem Kanal hohe Priorität gege- Best Practice Schweizer Familie, Finanz und Wirtschaft 24 Einordnung 5 5 7 3 7 7 5 ben wird, Tempomix im Print (überall dort schnell genug, wo der

25 Service Redaktionsschluss dem Tempo nicht im Wege steht), keinerlei 9 7 6 8 9 9 6 Tempoprimat in den Wochen- und Halbmonatstiteln. 26 Unterhaltung 26 Unterhaltung 6 8 9 6 7 6 6 8 Best Practice online Newsexpress Die genaue Lektüre und Nutzung aller untersuchten Medien 27 Visualisierung 6 10 9 6 3 10 10 8 (für die Online-Portale der Newsmedien) am Stichtag hat nirgends gelangweilt. Eigentliche Unterhal-

28 Storytelling tungsformate wie Satire, Gedankenanstösse mit Esprit, leicht 4 6 9 6 7 7 7 geschriebene Reportagen kommen aber bei den Newsmedien 29 Interaktion mit der Leserschaft 10 9 10 10 5 9 9 7 23 Recherche unter dem Zeitdruck aus unserer Sicht etwas zu kurz. Bei den Der Mehrwert der Recherche ist überall erfüllt, wo es um nütz- Zeitschriften ist dies anders (wenn nicht wie im Fall der Finanz liche Informationen geht und wo im tendenziell «freundlichen und Wirtschaft bewusst darauf verzichtet wird). Umfeld» recherchiert wird; gut ist auch die Recherche der regi- Best Practice Le Matin Dimanche, Le Matin Semaine Mehrwert Zeitschriften Print onalen Bedeutung/Auswirkung überregionaler Themen. Aber («News Piquantes») Abb. 3 eher wenig investigative Recherche an den untersuchten Schweizer Tagblatt der Finanz und Le Matin Tagen im «kritischen Bereich» mit erheblich grösserem Auf- Annabelle Familie SonntagsZeitung Stadt Zürich Wirtschaft Das Magazin Bilan Dimanche wand und rechtlichen Risiken. Recherche mittels Datenjour- 27 Visualisierung 21 Aufbereitung News

Wertschöpfung der Tamedia-Medien im Mehrwertdiagramm im Tamedia-Medien Wertschöpfung der 4 5 7 1 nalismus ist vereinzelt sichtbar, aber ausbaufähig. Die an den Stichtagen publizierten Fotos bestehen meist gut in

22 Tempo Best Practice überregional Recherchedesk von Sonntags- einer der im Handbuch beschriebenen Dimensionen – mit Ein- 3 1 3 5 4 3 Zeitung/Le Matin Dimanche, Tages-Anzeiger/Bund schränkung der teils schlechten Druck- und Papierqualität 23 Recherche 10 10 8 6 7 8 sowie der knappen Ressourcen in der Regionalfotografie. Ver- 24 Einordnung 4 7 7 8 10 7 8 6 Best Practice regional BZ Berner Zeitung, besserungsfähig ist vielerorts die Inszenierung der Bilddrama-

25 Service 24 heures/Tribune de Genève turgie im Print und digital (insbesondere bei den Bildstrecken). Abbildungen 1–3 9 9 7 8 10 2 9 4

26 Unterhaltung 8 8 7 8 1 8 3 6 Die Infografiken sind unter Zeitdruck oft rudimentär; insbeson- 27 Visualisierung 10 10 8 5 3 9 8 5 24 Einordnung dere die illustrative Infografik würde gerade bei Wirtschaftsthe-

28 Storytelling In den längeren Beiträgen meist erfüllt. In den kürzeren Beiträ- men die eher langweiligen Aufmacherbilder (Gebäude, Firmen- 9 9 5 8 10 8 6 gen an den untersuchten Tagen weniger (was mit der Stichpro- logos, Belegporträts von Akteuren) mit Gewinn ersetzen. 29 Interaktion mit der Leserschaft 7 3 10 7 benmethode zu tun haben kann). Im Sinne der Ermächtigung 8 28 Best Practice Print Practice Best u.a.) Quiz Fragebogen, Faktencheck, Listicle, interaktiv, gar oder bewegt Infografik, Bildstrecke, (Video, würden machen vielfältiger Angebot das und wären attraktiver Lesersicht aus Formen andere wo zurückgegriffen, Textform klassische die auf rasch zu wird Oft Kanälen. digitalen den auf Storytellings des Formen che unterschiedli sind Kreativitätsfrage auch aber Ressourcen-, erlaubt. Zeit die es wenn zukommen, Beachtung mehr Gegenlesen beim sollte Textdramaturgie der Auch aufdrängten. her Thema vom sich sie wo dort, selbst völlig, nahezu Stichtagen bereich. Szenische Einstiege in die Beiträge fehlten an einzelnen Print im traditionellen auch sein, vielfältiger noch Sicht unserer aus Regionalmedien in den insbesondere könnte Storytelling Das aus Jahr besondere Beachtung zukommen, nachdem dieses Format im kommenden soll Ihnen die Videobeiträge. wurden Aufbau, im erst Orten meisten da den an untersucht, spezifisch Nicht Best Practice Best terung werden. ergänzt Themenerwei und Meinungs- Text, und in Bild Leserreporter lichkeit, Faktenkorrektur, Themenanregung, Beiträge durch Sach auf in Bezug Kommentarforen der Analyse qualitative eine durch auch dabei und werden gemacht toringprozess Moni künftigen einem in Schwerpunkt einem zu Leserschaft der mit Interaktion die kann bestehen, dafür Ressourcen und Wo Interesse lesenswert?»). Artikel dieser «Ist B. (z. die Leser durch Bewertungen qualitative sind aussagekräftiger Bereits nicht. sie ist Qualitätsmerkmal ein die Intensität; für punkte Anhalts erste dabei ergibt empfehlen) Kommentaren und (mailen, teilen, Reaktionen von Erhebung quantitative Die wird. zukommen Bedeutung mehr ring-Runden Monito in künftigen Bereich diesem weshalb im Aufbau, hier ist Vieles ersetzt. Kanälen digitalen den auf Leserschaft der mit Interaktion eine durch selten noch aber wird hoch, traditionell im Print Regionalmedien in den ist Lesernähe Die 29 Digital Practice Best Best Practice Infografik Practice Best Bild Practice Best redaktioneller Sicht an Bedeutung gewinnt. Bedeutung an Sicht redaktioneller Storytelling Tages-Anzeiger/Der Bund Dimanche, Le Matin Lesernähe/Interaktion Das Magazin

20 Minuten 20

Annabelle (speziell im Reportagebereich), Le Matin Dimanche, Le Matin Semaine LeMatin Dimanche, Le Matin

20 Minuten/Newsnet (digital) Minuten/Newsnet 20

BZ Berner Zeitung, Zeitung, BZ Berner

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3 31 wurde auf Anfragen teilweise dankbar, teilweise aber auch auch aber dankbar, teilweise teilweise Anfragen auf wurde nach Nachhaken) In der Deutschschweiz unbeantwortet. (auch blieben Zwei Anfragen informiert. wurden Autor/innen Die Fällen befragt. acht nur in insgesamt Institutionen oder Recherche zu finden war, wurden die betroffenen Personen Da an den untersuchten Tagen eher wenig «missliebige» 33 nahen Themen die «Vox Populi» (Vinzenz Wyss). leser sehr bei Experte der vermisste Im Regionaljournalismus sein. erkennbar jederzeit (Colin Porlezza) Leser» «flüchtigen Trennung den Die für auch soll die Branchenregeln: als gen und Werbung stellen einzelne strengere Anforderun Experten Teil Trennung der redaktionellem von Erkennbarkeit Bezüglich bei kontroversen Themen (Schweizer Familie). Irritation gesellschaftliche mehr oder (SonntagsZeitung) tung Auslandberichterstat der Gewicht (20 Minuten), höheres ein Themen wichtige objektiv betreffend Einordnungsleistung vongen einzelnen wird. erwarteten Die Medien Experten mehr getra Rechnung genügend Bedeutung) gesellschaftliche und (politische Relevanz objektiven der auch Leserschaft die für die Frage auf, ob neben der subjektiven Relevanz der Themen Bei verschiedenen Medien die warfen beigezogenen Experten 32 von Thomas Gresch in einzelnen Diagrammen aufbereitet. Team dem aus Leitung Nonner) Tamedia der unter Analysis Data (Paola Valli/Tim Mitgliedern zwei von wurden Daten tativen quanti Jahr erhobenen im vergangenen Stichtagen den an Die gen von den Mustern bei einzelnen Medien. die Abweichun auch aber Medien, in allen Muster gemeinsame dabei sind Interessant Stichtagen. ausgewählten an ten Leserverhal das Daten erhobenen die zeigen insgesamt toring Moni das Wie zeigt. Leserverhalten zum und Nutzung zur daten Übersichts sie weil hilfreich, sehr im Monitoringprozess sie war steht, Anfang am erst Tamedia-Datenanalyse die auch Obwohl

Datenanalyse Reaktionen/ Externe Feedback von Leserseite und Öffentlichkeit: Öffentlichkeit: und Leserseite von Feedback Stakeholder-Analyse des/der Expert/in Langzeitbeobachtung E-Paper App, Mobile, Website, Datenanalyse

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Schweizer Familie 1.6.17, Bilan 7.6.17, Annabelle 9.8.17, Finanz und Wirtschaft 30.8.17, Le Matin Dimanche 1.10.17 Sie stammen aus Google-Analytics und wurden mit Ausnahme von Annabelle (wo dies nicht nicht dies (wo Annabelle von aufbereitet. möglich mit ist) BigQuery Ausnahme mit wurden und Google-Analytics aus stammen 1.10.17 Sie Dimanche Matin Le 30.8.17, Wirtschaft 27.5.17, und 16.4.17,Magazin 9.8.17, Finanz Das 7.6.17, 1.6.17, Bilan Familie Annabelle SonntagsZeitung 15.3.17, Schweizer Zürich Stadt der Tagblatt gewählt: erste der wurde gab, Stichtage mehrere Zeitschriften den 20.10.17. bei es Wo Zeitung 6.10.17, 5.10.17., Berner BZ Der Matin 16.8.17, Le Genève Landbote/ZRZ de 29.6.17, 24 heures/Tribune 20.4.17, Minuten 20 Bund Tages-Anzeiger/Der erhoben: Stichtagen 2017 Jahr im gewählten Qualitäts-Monitoring vom den an wurden Daten *Die 100 100 40 40 20 20 % % Abb. 5: App wir vor allem über Mobile genutzt Mobile über allem vor wir App 5: Abb. Zeitschriften bei dominiert Desktop Newstiteln, bei Mobile Anteil Hoher 4: Abb. Device pro — Pageviews Web App — Pageviews pro Device Device pro — Pageviews App 60 60 80 80 0 0

Der Bund Mobile

20 Minuten

Tribune de Genève Tablet Tages-Anzeiger

24 heures 20 Minuten Mobile Le Matin Tribune de Genève BZ Berner Zeitung Der Bund Thuner Tagblatt Tablet 24 heures Berner Oberländer Annabelle

Das Magazin Desktop

Tages-Anzeiger

Bilan

BZ Berner Zeitung 100 40 20 % Abb. 6: Hoher Tablet-Anteil beim E-Paper beim Tablet-Anteil Hoher 6: Abb. Device pro — Pageviews E-Paper 60 80 0 Le Matin

Der Landbote

Zürichsee-Zeitung

Zürcher Unterländer online

Zürcher Unterländer online Mobile Berner Oberländer

Schweizer Familie Thuner Tagblatt

Der Landbote Finanz und Wirtschaft Tablet Tablet Zürichsee-Zeitung Schweizer Familie

Le Matin Dimanche

SonntagsZeitung Desktop

Bilan

Das Magazin

Abbildungen 4–6 Nutzungsdaten an den Stichtagen 9 10 Abbildungen 7–8 Nutzungsdaten an den Stichtagen 100 100 40 40 20 20 % % Abb. 8: Hoher Anteil direkt und via Google, Soziale Medien 10 Medien Soziale Google, via und direkt Anteil Hoher Abb. 8: Prozent 50 knapp bei durchgehend Arbeitsplatz am Nutzung der Abb. 7: Anteil Tageszeit nach Websites der Nutzung Quelle der Zugriffe auf Websites Websites auf Zugriffe der Quelle 60 60 80 80 0 0

20 Minuten direkt Finanz und Wirtschaft 3 Morgen am

Der Bund Thuner Tagblatt –

Finanz und Wirtschaft Google Berner Oberländer 20 Prozent 20 –

Tages-Anzeiger Zürichsee-Zeitung 9 Uhr

Thuner Tagblatt BZ Berner Zeitung Facebook

BZ Berner Zeitung Tages-Anzeiger 9 Arbeitsplatz am

Berner Oberländer Zürcher Unterländer online

Le Matin Der Landbote

Tribune de Genève weitere Le Matin

Der Bund –

24 heures 17 Uhr

Annabelle Tribune de Genève

Das Magazin Das Magazin am Abend 17 Abend am Schweizer Familie 24 heures

Zürichsee-Zeitung 20 Minuten

Der Landbote Schweizer Familie – 3 Uhr Zürcher Unterländer online Bilan

Bilan Annabelle und was Leser unter «ausgewogen und fair» verstehen. Als Als verstehen. fair» und «ausgewogen unter Leser was und Journalisten was wäre, definieren zu im Einzelfall wobei ren, subsumie Beschwerden 33 sich lassen Kriterium dieses Unter Fairness Redaktion. der seitens Reaktion keine Energiegesetz: neuen zum in Minuten 20 Grafiken im Fallehen fehlerhafter gesche Ähnlich Tage korrigiert. nicht zwei noch aber später hier: Der FehlerBemerkenswert wurde zwar gemeldet, war stammt. Deutschland aus sondern Schweiz, der aus nicht das tages-anzeiger.ch, auf Unwettervideos eines Beispiel zum (4.9.), Herkunftsinformation falscher mit Videos von schalten Fällen Auf das in zwei wurde kritisiert Zu Recht auslösen. Themen, die mit schöner Regelmässigkeit Beanstandungen jenen zu Homöopathie, etwa wie Fälle». gehört, Impfen FSME- mehr Immer (8.10.):20min.ch Zecken-Impfung? «Keine auf im Fall Artikels des etwa einmal worden, missachtet in 14 Fällen Lesern und Leserinnen laut ist Forderung Diese Fehlerfreiheit/Wahrheit hatte. einzuwenden nichts aber Verlags des Rechtsdienst der Werbung welche Monat», gegen einem (6.11.) in 20min.ch auf «Reich Anzeige der Legalität die zählt!) (nicht mitge auch einmal wurde T6 California). Moniert VW um den (23.7.) (es ging Freiheit» Richtung Kult-Camper «Im im Falle SoZ-Artikels oder des thematisierte, iPads mit Kindern (10.7.), im «Mamablog» Beitrags eines von Umgang den der im Fall Beispiel zum eingegangen, sind Beschwerden Sechs Werbung Inhalt und Trennung redaktionellem von Bild: folgendes sich ergibt Medien» den in «Qualität Handbuchs des Kategorien den nach Aufgeteilt Aspekte. inhaltliche betrafen Vorjahr. Beschwerden 60 Rund im als Prozent mehr 15 eingegangen, Anfragen/Beschwerden 179 Tamedia2017 Deutschschweiz Ombudsstelle der bei sind (Ignaz Staub) Deutschschweiz 34 Argumente). wichtiger Weglassen (Einseitigkeit, im Beitrag Umsetzung in ihrer sowie Thema) das über Unklarheit Aktualitätsdruck; ohne Thema einem bei Antwort für Zeit wenig (zu Recherche der bei im Umgang Details Faktenfehler,keine sondern monierten Antworten eintreffenden sechs insgesamt Die eherWestschweiz negativ. in der reagiert, Retourkutschen) vor (Angst zurückhaltend Statistik Ombudsmänner - - - -

Liebhaberei auslassen. ihre über ausführlich teils Kritik, konkreter von losgelöst sich, die Sprachfreunden, von Äusserungen als eher dern son Sprache, fehlerhafte auf Reaktion direkte als weniger eingetroffen, Reaktionen fünf sind Kriterium Zu diesem Sprache journalistische Die bearbeitet publizieren. fen oder Online-Kommentaren) nicht oder nur entsprechend (in Leserbrie Meinungen abweichende würden Redaktionen Vorwurf, dem mit verbunden selten ren?»). nicht ist Kritik Die qualifizie zu Menschen andere Medienschaffende, qualifiziert Zeitung Johann über Bundesrat Schneider-Ammann («Was Berner BZ der im Berichterstattung der Falle etwa eingestuft, Fairness» «mangelnde als indirekt, eher Kritik, wird hier Auch Trennung Meinungen und Fakten von («tendenziös», «lügenhaft»). Tages-Anzeigers des USA-Berichterstattung oder Russland- China-, der an im Falle Generalkritik von Beispiel zum heit», «Fehlerfreiheit/Wahr Kriterium zum Reaktionen mit mengt ver dann allenfalls doch, falls Beanstandung, direkte Keine Distanz Transparenz und kritische äussern. zu konkret Vorwürfen den zu sich erschwerte, Beschuldigten dem es was abstützte, Quellen anonyme auf ausschliesslich Bericht der sich weil berechtigt, teilweise Beschwerde diese war mannes (TA war Ombuds 19.12.). vom worden des Sicht Aus verletzt Fairness die Arbeitsplatz am Journalisten/Chefredaktor einen durch Belästigung sexuelle die über im TA-Beitrag ob Frage, die Einsprache eine betraf Schliesslich pietätlos»). («absolut aus Tode zum (2.5.) Trauer, Stecks Ueli Verständnis» kein «Keine Tages-Anzeiger-Meinungsbeitrag der oder Leben» fürs (29.6.) «Rekrutenschule Tages-Anzeiger-Artikel die auch ferner lösten Anekdote») («keine positive einzige Reaktionen Heftige habe. gehandelt Hund um einen Tier fraglichen beim sich es wonach unterdrückt, bewusst Fällen Informationen in beiden habe Redaktion Die Vorwurf: Postauto?». Der einem Wolf neben ein etwa hier (30.11.):in 20 Minuten «Spaziert Artikel einem Mal nach Kuh an?», Wolf eine ein hier zweites ein (27.7.) 20min.ch auf Mal im Falle Videos des erstes ein «Greift 2017 sich Wolf Schweiz, Gruppe die Zweimal beschwerte erreichen. nicht oft Adressaten die Ironie oder dafür, Humor dass Beleg weiterer –ein ein Primarschule» der Welt bizarre «Die (13.8.) SoZ-Artikel den Leserin eine stufte 2017 einseitig Show Als Air berichtete. Breitling die über nicht im September 20 Minuten dass Umstand, den Beispiel zum Leser ein erachtete unausgewogen ------

11 Kein Kriterium erfasst direkt den Einsatz von Bildern/Videos, Davon drei Beschwerden gegen Le Matin wegen der Identifi- 4 Best Practice bei niederschwelliger Weiterbildung die mitunter als persönlichkeitsverletzend, irreführend (siehe zierbarkeit eines missbrauchten Mädchens (diese Klage wurde Interne BZ Berner Zeitung (mehrtägiger Kurs im Storytelling für Gruppe Wolf Schweiz!) oder als zu voyeuristisch empfunden auch vor dem Presserat erhoben), der Publikation eines sexis- ganze Redaktion), Der Landbote (einwöchiger Aufent- werden – interessant im Fall jener früheren iranischen TV-Jour- tischen Bildes und einer nicht gerechtfertigten Assoziation Organisation halt eines Coachs auf der Redaktion). Marc Leutenegger nalistin, die 20 Minuten in ihren Ferien unverschleiert und zwischen Priestertum und Pädophilie. und Deborah Stoffel von der Landbote-Redaktion angeblich beim Biertrinken abgebildet hat. schlagen in ihrem Papier «Tamedia first» solche Coachings Die weiteren sieben nachvollziehbaren Beschwerden betref- 41 Regeln der Branche, Firma und Medium für alle Redaktionen vor. Fazit fen nicht direkt journalistische Beiträge: Reklamationen über Die wichtigsten Regeln der Branche, Richtlinien des Unterneh- Laut Befund des Ombudsmannes sind in den beanstandeten ausstehende Antwort auf Leserbriefe (2), einen grossen zeitli- mens und des Mediums sind laut Auskunft der Chefredaktio- Fällen keine grösseren journalistischen Fehler oder Pannen chen Abstand zwischen publiziertem Beitrag und Leserbrief nen auf der Redaktion bekannt, Rückmeldungen aus den auszumachen. Zu gravierenden Verstössen gegen den «Jour- (2), die Schwierigkeit beim Zugang zur Website (1), nicht zuge- Redaktionen ergaben keine anderen Hinweise. In einzelnen nalistenkodex» ist es nicht gekommen (auch hatte keine ein- stellte Sonntagszeitung (1) und das Duzen gegenüber einem Redaktionen bestehen Handbücher zum Produktionsablauf. zige Beschwerde ein juristisches Nachspiel). Verbesserungs- Bewerber für eine offene Stelle (1). fähig ist im einen oder andern Fall die Fehlerkultur, d.h. das Feedback von Redaktionen auf Fehlermeldungen seitens der Elf Beschwerden hielt der Ombudsmann für teilweise begrün- 42 Compliance/Fact Checking, Gegenlesen Leserschaft. Leserinnen und Leser schätzen es, nicht nur vom det: Dazu gehörten Beschwerden über die generelle Unterver- Das 6-Augen-Prinzip (Autor/in, Gegenleser/in, Korrektorat) Ombudsmann, sondern auch von den Verfassern eines bean- tretung von Frauen in der Berichterstattung, die zu leicht- ist in aller Regel erfüllt; Ausnahmen bestehen unter hohem standeten Beitrags oder von den Chefredaktionen Rückmel- fertige Gleichsetzung von Pädophilie mit Übergriffen von Zeitdruck kurz vor Redaktionsschluss (4-Augen-Prinzip). Ein dungen zu erhalten. Priestern, auch in Fällen, wo nicht kirchliche Bereiche betrof- institutionalisiertes Fact Checking besteht in den meisten fen waren u.a. Redaktionen nicht; die Fakten und Namen werden aber beim Das Fehler-Fazit der Ombudsstelle stützt der Umstand, dass Gegenlesen oder durchs Korrektorat im Zweifelsfall über- der Schweizer Presserat 2017 unter bisher 47 Entscheiden Die restlichen 27 Beschwerden waren aus Sicht des Ombuds- prüft. Bei rechtlichen Risiken wird der Text vor der Publika- 12 keine einzige der fünf Eingaben gegen Erzeugnisse von Tame- mannes unbegründet. Sie betrafen die redaktionelle Auswahl tion in aller Regel durch die Rechtsabteilung überprüft. 13 dia in der Deutschschweiz (Nr. 25, 27, 32, 33 und 42) auch nur von Themen, die Teil der Pressefreiheit ist, die Präsentation Best Practice Fact Checking Das Magazin teilweise gutgeheissen hat. In drei Fällen wies das Gremium die der Kampagnen in kantonalen Wahlen (VD, VS). Ausserdem Beschwerden ab, in zwei Fällen beschloss der Rat Nicht- wurden nicht berücksichtigte Themenvorschläge moniert eintreten. Die Beanstandungen betrafen die Wahrheitspflicht, sowie geäusserte Meinungen kritisiert und fehlende Ausgegli- 43 Blatt- und Kanalkritik mit Kriterien die Trennung von Fakten und Kommentar, die Respektierung chenheit in der Berichterstattung kritisiert. Die regelmässige Blatt- und Kanalkritik im Erscheinungsrhyth- der Privatsphäre sowie Diskriminierung. mus der Publikation ist nahezu überall Standard, mit einzel- Der Presserat hat 2017 insgesamt vier Klagen aus dem Jahr nen Ausnahmen, wo sie nur sporadisch stattfindet (Finanz und Westschweiz (Daniel Cornu) 2016 gegen Westschweizer Tamedia-Titel behandelt; alle Ent- Wirtschaft, Bilan). Nicht Standard, aber wünschbar, ist die scheide (ob gutgeheissen oder abgelehnt) wurden von den regelmässige Festlegung ausgewählter Kriterien in der Blatt- 2017 gingen bei der Ombudsstelle Westschweiz insgesamt 87 betreffenden Titeln publiziert. Von den Klagen, die 2017 ein- und Kanalkritik (Punkt 44 im Handbuch). Ebenso wenig Stan- Anfragen/Beschwerden aus der Leserschaft ein, ein leichter gereicht wurden, sind zwei Urteile in den Westschweizer dard, aber ebenfalls wünschbar, ist auch die Protokollierung Rückgang gegenüber dem Vorjahr (98). Der Rückgang erklärt Tamedia-Titeln publiziert worden, eines bisher nicht; zwei wichtiger Ergebnisse für die Abwesenden auf dem Intranet sich insbesondere dadurch, dass die Reklamationen über die Einsprachen sind hängig. oder mittels Mail an alle. Moderation der Foren auf lematin.ch zurückgingen. Auf den Beizug externer Blatt- und Kanalkritiker verzichten die Von den 87 Kontakten waren 48 Beschwerden im eigentlichen meisten Chefredaktionen, oft aufgrund schlechter Erfahrun- Sinne, 24 Fragen gingen ein im Zusammenhang mit Redakti- gen in der Vergangenheit (wenig vorbereitet, gefällig, Daumen- onsabläufen und 15 Reaktionen erfolgten auf Interventionen rauf/runter-Typus). des Ombudsmannes, insbesondere auf seine Rubrik.

Für den Jahresbericht Qualitätsmonitoring werden einzig die 44 Qualitätsziele im Jahresgespräch und Weiterbildung Beschwerden näher aufgeschlüsselt. 44 richteten sich gegen Laut Auskunft der Chefredaktionen haben journalistische die Praktiken in einem Titel, vier gegen eine in mehreren. Qualitätsziele ein hohes Gewicht in den Jahresgesprächen. Best Practice bei Abmahnung nach Faktenfehlern Der Ombudsmann hielt insgesamt zehn Einsprachen für 20 Minuten begründet: 5 • Auch die Fairness gegenüber den beschriebenen • Der erste Ausstiegspeak liegt bei nahezu allen Beiträ- Fazit/Zusammen- Akteur/innen war in aller Regel hoch. Teils durchge- gen bei ca. 5 Sekunden hend so hoch, dass kein Anlass für eine Stakeholder- fassung Befragung bestand • Die durchschnittliche Nutzungszeit eines Beitrages auf den digitalen Kanälen liegt bei allen Medien bei • Abgegriffene Sprachklischees (siehe https://intranet. rund 30 Sekunden (auf dem Mobile etwas tiefer); bei Der Start zum institutionalisierten Qualitätsmonitoring war tamedia.ch/de/meinunternehmen/qualitaetsmoni- Medien mit kurzen Beiträgen und hohem Anteil von für alle Beteiligten insgesamt interessant und lehrreich – hier toring) wurden deutlich weniger verwendet als Videobeiträgen liegt sie höher die zehn wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten Monitoring: erwartet; insbesondere die Ressorts Wirtschaft und Sport bleiben dafür aber anfällig 10 Das Monitoring der Tamedia-Medien wird unter 1 Der Einbezug unabhängiger Expert/innen hat sich Berücksichtigung dieser Erkenntnisse und Lehren in als sehr positiv erwiesen: gegen die blosse Innen- 7 Es gibt aber einzelne Schwachstellen: Sie betreffen den kommenden Jahren weitergeführt. In Abspra- sicht, für Unabhängigkeit und teils mit eigenen che mit den Chefredaktionen sollen die Vertiefungs- Ansätzen und eigener Auszählung. • die teils unklare Trennung zwischen redaktionellem punkte frühzeitig medienspezifisch festgelegt wer- Teil und Werbung. Sie wird durch die neuen Formen den. Mit genau definiertem Fokus wird auch bei den 2 Der Diskussionsprozess mit den Chefredaktionen des Native Advertising akzentuiert (journalistisch Newsmedien möglich sein, mehrere Publikations- war überwiegend ebenfalls gut; am besten dort, wo umgesetzte Werbeinhalte) tage ins Monitoring einzubeziehen. die Chefredaktionen ihre spezifischen Bedürfnisse formuliert haben und selber in die Rolle der Kriti- • die teils fehlende kritische Distanz gegenüber den ker/innen gingen. Quellen, speziell im anzeigerelevanten Umfeld (Auto, Mode, Konsum), aber auch gegenüber Themen mit 3 Das Engagement der Chefredaktionen ist letztlich Solidaritätsansatz des/der Autor/in 14 auch dafür entscheidend, wie die Diskussion anschlies- 15 send mit der Redaktion verläuft. Am besten war sie • teils fehlende Vielfalt im Storytelling sowohl im klas- dort, wo das Thema bereits vorgängig mit der Redak- sischen Printjournalismus wie insbesondere auf den tion diskutiert wurde. Das Monitoring ist keine externe digitalen Kanälen Inspektion, sondern Grundlage für eine vertiefte inhaltliche Qualitätsdiskussion in den Redaktionen. • die ausbaufähige Interaktion mit der Leserschaft, wiederum in Print und insbesondere auf den digita- 4 Das Handbuch Qualität scheint in verschiedenen len Kanälen Redaktionen noch wenig bekannt; am wenigsten dort, wo es einzig auf den Schreibtischen lag und von 8 Ein Vergleich der einzelnen Medien zeigt, wer was am der Chefredaktion ausserhalb des Monitorings nie besten macht («Best Practice»). Die beste Praxis in thematisiert wurde. den einzelnen Wertschöpfungsdimensionen ist sehr unterschiedlich verteilt, die Redaktionen können so 5 Oft thematisiert wurden auch im Rahmen des Quali- voneinander lernen. tätsmonitorings die knappen und teils weiter abneh- menden Ressourcen und die anstehende Struktur- 9 Eine detaillierte Datenanalyse kann im Monitoring veränderung der Redaktionen in den Bezahlmedien sehr hilfreich sein, weil sie das Leserverhalten und (Mantelredaktion). Diese Themen sollen im Monito- die Leserbedürfnisse weit genauer zeigt als frühere ring Platz haben, aber nicht alles dominieren. Instrumente. Tamedia steht dabei erst am Anfang, aber einzelne Erkenntnisse sind da: 6 Die Qualität der Tamedia-Medien erwies sich bei den punktuellen Tiefenbohrungen im Jahr 2017 generell • Die Verhältniszahl zwischen Print- und Digitallesern als gut; es gibt auf allen Redaktionen täglich hervor- zeigt, wie wichtig die einzelnen Aufbereitungsformen ragende journalistische Leistungen: (Print, E-Paper, Desktop, Mobile, Tablet) für die Leser- und Nutzer/innen sind; es zeigt auch, wie leser- bzw. • Es wurden an den untersuchten Tagen insgesamt nutzerfreundlich der journalistische Inhalt auf den sehr wenige Faktenfehler gefunden einzelnen Kanälen aufbereitet ist «Unsere Medien schaffen Räume für den Austausch von Informationen und Ideen sowie für Debatten darüber. Damit wollen wir zur gesellschaftlichen Integration und Identifikation der Menschen in den Regionen beitragen, in denen wir tätig sind.»

Pietro Supino, aus dem Handbuch: Qualität in den Medien