Protokoll-Nr. 19/30

19. Wahlperiode Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung

Wortprotokoll der 30. Sitzung

Parlamentarischer Beirat für nachhaltige Entwicklung Berlin, den 16. Oktober 2019, 17:30 Uhr Paul-Löbe-Haus E.700

Vorsitz: Dr. , MdB

Tagesordnung - Öffentliche Anhörung

Einziger Tagesordnungspunkt Seite 4

Fachgespräch zur Nachbereitung des High-level Political Forums on Sustainable Development vom 9. bis 18. Juli 2019 sowie des UN-Nachhaltigkeitsgipfels auf Ebene der Staats- und Regierungschefs am 24./25. September 2019 mit der Parlamentarischen Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB, der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. , MdB,

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sowie den Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung, Rebecca Freitag und Felix Kaminski

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Mitglieder des Beirates Ordentliche Mitglieder Stellvertretende Mitglieder CDU/CSU Benning, Sybille Beermann, Maik Damerow, Astrid Färber, Hermann Lenz, Dr. Andreas Kruse, Rüdiger Marschall, Matern von Pilsinger, Stephan Stein (Rostock), Peter Pols, Eckhard Whittaker, Kai Weiler, Albert H. SPD Scheer, Dr. Nina De Ridder, Dr. Daniela Thews, Michael Klare, Arno Westphal, Bernd Schäfer (Bochum), Axel AfD Kraft, Dr. Rainer Glaser, Albrecht Spaniel, Dr. Dirk Wiehle, Wolfgang FDP Köhler, Dr. Lukas Bauer, Nicole Neumann, Dr. Martin Kluckert, Daniela DIE LINKE. Lutze, Thomas Leidig, Sabine Schreiber, Eva-Maria Remmers, Ingrid BÜNDNIS 90/DIE Hoffmann, Dr. Bettina Kekeritz, Uwe GRÜNEN Zickenheiner, Gerhard Strengmann-Kuhn, Dr. Wolfgang

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Einziger Tagesordnungspunkt Maria Flachsbarth, die das BMZ vertritt. Fachgespräch zur Nachbereitung des High-level Ich freue mich weiterhin, heute auch erstmals die Political Forum on Sustainable Development vom beiden Jugenddelegierten für Nachhaltige Ent- 9. bis 18. Juli 2019 sowie des UN- wicklung im Beirat zu haben, nämlich Rebecca Nachhaltigkeitsgipfels auf Ebene der Staats- und Freitag und Felix Kaminski. Herzlich Willkom- Regierungschefs am 24./25. September 2019 mit men bei uns im Beirat. der Parlamentarischen Staatsekretärin bei der Nicht unerwähnt möchte ich natürlich lassen, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und dass wir auch eine Delegation aus dem Deutschen nukleare Sicherheit, Rita Schwarzelühr-Sutter, in New York mit dabei hatten. Da wa- MdB, der Parlamentarischen Staatssekretärin ren vertreten Dr. , Dr. Rainer Kraft, beim Bundesminister für wirtschaftliche und meine Wenigkeit. Ich Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Maria möchte mich auch bei den Ministerien für die Or- Flachsbarth, MdB, sowie den Jugenddelegierten ganisation und für die Betreuung in diesem Zu- für Nachhaltige Entwicklung, Rebecca Freitag sammenhang noch mal bedanken. Ich glaube und Felix Kaminski auch, dass wir hier die Wichtigkeit, die Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Ich Deutschland dem Thema beimisst, noch mal ent- eröffne die 30. Sitzung des Parlamentarischen sprechend unterstreichen konnten. Beirates für nachhaltige Entwicklung mit dem Ich möchte vom BMU auch Herrn Clemens einzigen Tagesordnungspunkt „Öffentliches Helbach begrüßen. Er ist dort Referent im Referat Fachgespräch zur Nachbereitung des High-level „Vereinte Nationen, 2030-Agenda; Entwicklungs- Political Forums on Sustainable Development und Schwellenländer“. Vom BMZ begrüße ich (HLPF) vom 9. bis 18. Juli 2019 sowie des UN- Herrn Gottfried von Gemmingen, der das Pendant Nachhaltigkeitsgipfels auf Ebene der Staats- und im BMZ leitet. Herzlich Willkommen bei uns. Regierungschefs am 24./25. September 2019“. Außerdem begrüße ich Herrn Dr. Bauernfeind – Das HLPF ist das Forum der Vereinten Nationen, den begrüße ich noch nicht. Er kommt aber sicher. das jährlich an je acht Tagen überprüft, ob und Herrn Bachmann vom RNE begrüße ich auch ganz wie die SDGs in den einzelnen Ländern erreicht herzlich und natürlich alle anderen Teilnehmer. werden. Es ist der zentrale Ort für die Weiterver- Bevor wir gleich inhaltlich in das Gespräch ein- folgung und Überprüfung der Transformations- steigen noch einige organisatorische Hinweise: Es ziele. Hier werden die Umsetzung der Agenda ist so, dass wir heute ein öffentliches 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung Fachgespräch durchführen, das live im Parla- überprüft, dargestellt, diskutiert. Bei dem alle vier mentsfernsehen übertragen wird und live unter Jahre stattfindenden UN-Nachhaltigkeitsgipfel auf www.bundestag.de zu sehen ist – auch in der Ebene der Staats- und Regierungschefs war auch Bundestags-App. Es wird außerdem ein Wortpro- die Bundekanzlerin vor Ort. Dort tokoll erstellt, und zu diesem Zweck wird die Sit- waren im September 2019 eine globale Bestands- zung entsprechend mitgeschnitten. aufnahme der Agenda 2030-Umsetzung, u.a. auf Basis des ersten Global Sustainable Development Wir haben vorgesehen, dass die Staatssekretärin- Reports (GSDR), sowie die Überprüfung des nen mit ihren Eingangsstatements beginnen und HLPF-Formats vorgesehen. dann anschließend die Jugenddelegierten noch ihre Meinung oder ihre Beurteilung des HLPF dar- An den Ergebnissen dieser beiden Gipfel ist auch stellen. Dazu vorgesehen sind ca. fünf Minuten in der Nachhaltigkeitsbeirat naturgemäß besonders den Eingangsstatements. Gut, wenn es sechs Mi- interessiert. Ich freue mich deshalb, dass wir nuten sind, dann sind wir jetzt auch mal nicht heute sozusagen aus erster Hand die Informatio- ganz so streng, aber wir haben natürlich ein zeitli- nen darüber hören werden. Wir haben heute zwei ches Konstrukt. Wir wollen dann in die Fragerun- Gäste als Vertreter der Bundesregierung zugegen. den übergehen und spätestens um 18:45 Uhr die Das ist zum einen Frau Rita Schwarzelühr-Sutter Runde schließen. Aber ich habe schon gehört, vom BMU. Herzlich Willkommen. Wir haben dass die Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter um dann auch eine zweite Staatssekretärin, Frau Dr.

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18:30 Uhr gehen muss. Also wenn wir früher fer- Rande bemerken, gerade mit den Städten auch in- tig werden, dann sind wir auch nicht beleidigt. In- ternational ein gutes Netzwerk. Wir hatten im Mai sofern möchten wir jetzt aber beginnen und die dieses Jahres in Heidelberg die sogenannte Zeit auch nutzen. Ich übergebe das Wort der Par- „ICCA“, die internationale kommunale Klimakon- lamentarischen Staatssekretärin Schwarzelühr- ferenz. Das ist ein gutes Netzwerk, mit dem man Sutter für ihr Eingangsstatement. dann auch arbeiten kann bei der Umsetzung der SDG-Ziele. Natürlich brauchen wir bei der Umset- Rita Schwarzelühr-Sutter (Parl. Staatssekretärin zung auch Vertreterinnen und Vertreter von Wirt- bei der Bundesministerin für Umwelt, Natur- schaft und Gewerkschaft und der Zivilgesellschaft schutz und nukleare Sicherheit): Vielen Dank, mit dazu. Das macht es einfach noch mal kom- Herr Lenz. Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr plett. Wir brauchen die ganze Akzeptanz. Das ist geehrte Damen und Herren. Es war ein ereignisrei- ein gesamtgesellschaftlicher Ansatz, und das zeigt ches Jahr, was die Nachhaltigkeit auf UN-Ebene sich auch in der Zusammensetzung unserer Dele- anbelangt, aber natürlich auch bei uns. Wie Sie gation. wissen, gibt es bei jedem HLPF die Berichte der Länder. Dieses Jahr haben 47 Mitgliedsstaaten Wie jedes Jahr gab es eine reiche Zahl an Side- einen Voluntary National Review präsentiert. Das Events bei der Bundesregierung. Themen waren zeigt einfach auch noch mal, wie breit die Akzep- z. B. „Ungleichheit“ und „Klimawandel“, dann tanz der 2030-Agenda seit der Verabschiedung ist auch „Beseitigung sozialer Ungleichheiten“, und zeigt auch den Willen, gemeinsam zu han- sprich, die Gerechtigkeitsagenda ist ein zentraler deln. Deutschland hat bereits 2016 berichtet und Punkt bei der 2030-Agenda. Was wir zum ersten der nächste Bericht folgt 2021. Mal neu beim HLPF durchgeführt haben, ist ein so ein sogenanntes „Women Leaders Breakfast“. Das Die deutsche Delegation bestand auch dieses Jahr hat das BMU organisiert. Mit dabei – sehr hoch- wieder aus Vertreterinnen und Vertretern aller ge- rangig besetzt – war auch Mary Robinson. Sie ist sellschaftlichen Gruppen, natürlich Regierungs- die Vorsitzende der sogenannten „elders“ und vertretern, und auch des Bundestages. Da habe ich frühere Staatschefin von Irland. Das war ein guts mich sehr gefreut, und ich will es einfach auch Momentum, weil Frauen gerade noch mal in Ge- schon an dieser Stelle sagen: Die Jugenddelegier- schlechtergerechtigkeit mit dem SDG 5 und der ten, die gehören einfach mit dazu und wir unter- Umsetzung von Klimaschutz und Nachhaltigkeits- stützen das vom BMU auch sehr. Mit dabei waren zielen das gut nutzen können, das gemeinsam zu auch – und das ist uns wichtig – der Chef der verstärken und wir da auch noch mal ein Momen- Senatskanzlei der Freien Hansestadt Hamburg so- tum erzielen können. wie die Oberbürgermeister von Dortmund, Ullrich Sierau, und von Mannheim, Dr. Peter Kurz. Es ist Die Quintessenz des diesjährigen HLPF ist: Die auch deshalb sehr wichtig, dass wir die Kommu- Fortschritte bei der Umsetzung der 2030-Agenda nen mit einbeziehen, weil 70 Prozent der SDG- und ihrer SDGs sind zwar weltweit spürbar, aber Umsetzung sich auf der lokalen Ebene abspielt. sie sind eindeutig zu langsam und zu wenig trans- Deswegen ist das von großer Bedeutung. Da ist si- formativ, um bis 2030 umfassende Nachhaltigkeit cherlich auch noch mal wichtig, dass von dieser in den drei Dimensionen Wirtschaft, Soziales und globalen Ebene über die regionalen, die nationa- Umwelt sicherzustellen. Wir haben uns als Bun- len bis hin auf die lokalen Ebenen das deutlich in- desregierung deshalb auch dafür eingesetzt, dass tensiviert wird. Da ist noch Potenzial da. Ich freue bei den SDGs, die quasi etwas notleidend sind mich – wie gesagt –, dass wir mit der Teilnahme und keinen eigenen Verhandlungsprozess besit- von Vertreterinnen und Vertretern der Bundeslän- zen, Aktionsprogramme geprüft werden müssen, der und der Kommunen am HLPF auch bei der damit dann auch diese Maßnahme entsprechend Berichterstattung jetzt vorwärts gekommen sind schneller umgesetzt werden können und wir so- und in diesem Jahr zwei Regionen bzw. Bundes- mit dann die Ziele erreichen. staaten sowie sechs Städte – darunter New York, Ganz kurz zum Gipfel. Mit dem Gipfel, der ja nur Helsinki und die Stadt Mannheim – ihre alle vier Jahre stattfindet, ist es noch mal ein Voluntary local Reviews präsentiert haben. wichtiges Zeichen, um auch das politische Mo- Wir haben im BMU, das will ich kurz so am

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mentum weiterzubringen und durch die hochran- wieder eine wichtige, ja eigentlich eine gute Er- gige Teilnahme – der Kanzlerin, aber auch unserer folgsstory, die man aber immer wieder mal auf- beiden Minister – wurde die Bedeutung noch mal führen kann, um zu zeigen, wie es funktioniert deutlich nach außen gezeigt. Es haben 80 Staats- und vor allem auch, wie die lokale Bevölkerung und Regierungschefs teilgenommen, und wir ha- davon profitiert. ben da gemeinsam – das BMZ und das BMU – viel Als Essenz würde ich mal sagen, dass im Ver- Arbeit reingesteckt, und deswegen auch noch mal gleich zum Klimagipfel der Nachhaltigkeitsgipfel herzlichen Dank an unsere Mitarbeiterinnen und vielleicht etwas im Schatten gestanden hat. Das Mitarbeiter und für die gute Zusammenarbeit zwi- muss man so sagen. Es war sehr geballt. Natürlich schen BMZ und BMU. waren die Staatschefs am Anfang noch da. Aber Die Umsetzungsgeschwindigkeit beschäftigt uns. ich glaube, dieser Effekt, wenn Staats- und Regie- Das beschäftigt Sie wahrscheinlich genauso. Wir rungschefs alle vier Jahre da sind oder zum Gipfel haben bei den Trends „Klimaschutz“ und „Arten- kommen, der könnte größer sein. Also da wäre vielfalt“ erhebliche Arbeit vor uns. Jetzt geht es mein Wunsch beim nächsten Treffen durchaus, darum, auch noch mal das Ergebnis des ersten dass man das entsprechend berücksichtigt, um globalen Nachhaltigkeitsberichts zu betrachten, noch mehr dieses Momentum nach vorne zu brin- der zu Beginn des Gipfels offiziell veröffentlicht gen. Damit möchte ich es belassen und bedanke und vorgestellt wurde und entsprechend daraus mich ganz herzlich für die Aufmerksamkeit. auch Konsequenzen zu ziehen. Dieser Bericht Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- wurde erstellt von 15 Wissenschaftlerinnen und lichen Dank für die Ausführungen und auch für Wissenschaftlern und liefert ganz konkret einen das Petitum am Schluss, und jetzt Maria Hebel und auch die Ansatzpunkte, wie wir ge- Flachsbarth vom BMZ. meinsam noch vorangehen können. Dr. Maria Flachsbarth (Parl. Staatssekretärin beim Mit Blick auf die Uhr – was ist mir noch wichtig Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenar- dazu? Man kann ja schlecht sagen, man wird frü- beit und Entwicklung): Lieber Kollege Lenz, liebe her gehen und dann überzieht man. Für uns als Kolleginnen und Kollegen, liebe Rita, liebe Ju- BMU noch ein Punkt: Wir haben das nochmal ge- genddelegierte. Ich freue mich, dass wir uns wie- nutzt im Rahmen des „Women Leaders Breakfast“ dersehen. Wir haben uns in New York tatsächlich mit der Ministerin und auch wieder mit Mary erst beim HLPF und jetzt zuletzt dann bei den Robinson, aber auch der schwedischen Vizepre- Gipfeln in New York gesehen. Ich will zu Ihnen mierministerin und der sogenannten SDG-Advo- beiden sagen, dass Sie ja drei Jugenddelegierte aus cates und natürlich auch der Jugenddelegierten, dem globalen Süden unter ihre „Fittiche“ genom- die auch dran teilgenommen hat – Rebecca men haben, denen wir es ermöglicht haben, mit Freitag. Ich finde, es ist auch wichtig, dass alle Al- dabei zu sein, die Sie da so ein bisschen durch die tersklassen repräsentiert sind und auch aus ver- Strukturen geführt und geleitet haben. Und es ist schiedenen Bereichen kommen. Da liegt ein gro- auch noch mal – glaube ich – ganz, ganz wichtig ßes Potenzial, wie ich vorhin schon gesagt habe, zu sagen, dass eben nicht nur wir vor Ort waren, das wir nutzen können, als Frauen. sondern dass wir die Erfahrungen der Jugenddele- Der zweite Punkt auch bei dem Gipfel ist ein Blick gierten aus dem globalen Süden mit einbezogen für uns als BMU auf die nächste CBD COP (die haben, und dass diese natürlich zurückgehen in Vertragsstaaten-Konferenz der Konvention für bio- ihre Länder und dort eine entsprechende Vernet- logische Vielfalt) in Kunming in China, weil das zungen herbeiführen. Deshalb dafür noch mal ei- bei den SDGs mit dazugehört und das auch Hand nen ganz, ganz herzlichen Dank. in Hand geht und wir entsprechend die Anregun- Ich werde mal anfangen mit dem Gipfel im Sep- gen, die wir bei dem Bericht erhalten haben, dort tember, nachdem wir jetzt schon viel gehört haben auch mit umsetzen. über den Juli-Gipfel. Und ich will dazu sagen – Thema der Side Events waren „Wald“ und „Öko- Rita Schwarzelühr-Sutter hat es schon gesagt –, systeme“. Dann gab es eine New York Declaration wir müssen letztendlich so ein bisschen an Fahrt on Forests. Unsere „Bonn Challange“ ist immer gewinnen. António Guterres hat dazu gesagt, es

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braucht jetzt eine „decade of delivery and action“. für Entwicklung und Klima“ auf den Weg ge- Die Abschlusserklärung des Nachhaltigkeitsgip- bracht, wo es über 400 Unternehmen gibt, die frei- fels hat gefordert, bis zum nächsten Jahr, also dem willig kompensieren und Kommunen und Vereine 75-jährigen Jubiläum der Vereinten Nationen im ebenfalls mitmachen. Das ist insgesamt – wie ich September, Maßnahmen zu entwickeln, um die finde – eine ausgesprochen gute Entwicklung, um Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen. auch diese Bewegung in die Breite zu tragen. Es Deshalb will ich jetzt insbesondere auf vier Berei- ist nicht nur eine Aufgabe von Regierungen. che eingehen: Auf die Bereiche „Klimaschutz“, Zweiter Punkt ist das Thema „Wald“. In diesem „Wald“, „Gesundheit“ und auf unsere SDG-Kam- Sommer waren die Waldbrände, insbesondere im pagne, um zu zeigen, wo wir uns in diesen Berei- Amazonas, im Kongo und in Indonesien, in der chen ganz besonders für das Fortkommen der Er- Presse, und deshalb investieren wir zwei Milliar- reichung der Ziele unseres „Weltzukunftsvertra- den Euro zusätzlich in den Waldschutz und in ges“ einsetzen werden. Wiederaufforstung. In New York haben wir als Ich will mit dem Klimaschutz anfangen. Sie alle einer der ersten Geber das neue Weltbankpro- haben das ja verfolgt, Deutschland will bis 2050 gramm für den grünen Sektor, also „Pro Green“ klimaneutral werden. Wir haben darüber hinaus mit 200 Millionen Euro finanziert, um nachhaltige aber international für den Zeitraum von 2005 bis Landnutzung voranzutreiben. Wie Sie wissen, set- 2018 die internationale Klimafinanzierung nahezu zen wir uns für nachhaltige Lieferketten ein. Das versiebenfacht – soll heißen, 2018 wurden Haus- Stichwort hier ist „entwaldungsfreie Produktion“. haltsmittel in Höhe von knapp 3,4 Milliarden Dritter, großer Punkt ist das Thema „Gesundheit“. Euro für den Klimaschutz und Anpassungsmaß- Wir haben in New York den Aktionsplan zur nahmen zugesagt, 2020 soll unser jährlicher Bei- schnelleren Umsetzung der Gesundheitsziele der trag auf 4 Milliarden Euro anwachsen. Ich glaube, Agenda 2030 vorgestellt. Die Bundeskanzlerin war das ist eine Hausnummer, an der man sich orien- zu dem Event „Universal health care“ da. Das ist tieren kann. Über 80 Prozent dieser Mittel stam- ein Projekt, das wir gemeinsam mit der WHO, ge- men dabei aus dem Haushalt des BMZ. Wir wer- meinsam mit Norwegen und mit Ghana, vorantrei- den 1,5 Milliarden Euro in den grünen Klima- ben. Der Aktionsplan definiert ganz klare Meilen- fonds einzahlen, um insbesondere Entwicklungs- steine, sodass auch Fortschritt gemessen werden länder bei einer emissionsarmen und klimaresili- kann. Das ist unser Ziel und unser Anliegen. In enten Entwicklung zu unterstützen. Wir haben der letzten Woche habe ich außerdem für eine von uns mitgegründete Initiative „Klimarisi- Deutschland erklären dürfen, dass wir den Beitrag koversicherung“ auf den Weg gebracht, wo wir für den globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose auch die privaten Versicherungswirtschaft mit und Malaria auf insgesamt eine Milliarde Euro er- einbeziehen werden und wollen damit bis 2025 höhen. eine halbe Milliarde Menschen im Katastrophen- fall absichern helfen. Das ist insofern wichtig, als Vierter Punkt: Wie kriegen wir jetzt noch ein stär- dass, sofern eine Versicherungspolice vorliegt, keres öffentliches Bewusstsein für die Erreichung diese Menschen erstens, das Recht auf eine Ent- der SDGs und für nachhaltige Entwicklung hin? schädigung haben und zweitens, für den Ab- Da wollen wir als Ministerium im November 2019 schluss einer solchen Police häufig auch Präventi- eine Informationskampagne starten, die „Tour der onsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Nachhaltigkeit“ durch zehn deutsche Städte, bei Deshalb halten wir dieses Instrument für ausge- der Menschen noch mal darauf hingewiesen wer- sprochen wichtig. den, nachhaltige Produkte zu kaufen und faire Produktion zu unterstützen. Wir haben das Textil- Wir haben mit anderen Gebern noch mal weitere bündnis auf den Weg gebracht, wie Sie wissen. Initiativen präsentiert, um Kleinbauern insbeson- Daraus hervorgehend den „grünen Knopf“ als Sie- dere „klimasicherer“ zu machen, um in Städten gel, um Verbraucherinnen und Verbraucher letzt- Investitionen in grüne Technologien zu ermögli- endlich auch noch mal stärker mit zu involvieren, chen für einen emissionsärmeren Transport. Wie stärker mit ins Boot zu bekommen. Die Frage der Sie wissen, haben wir darüber hinaus die „Allianz fairen Lieferketten wird auch eines der Hauptthe- men für die deutsche Ratspräsidentschaft sein,

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und wir werden natürlich Gipfelergebnisse, die Regierung beim HLPF ein wenig auf die Finger zu wir mitgebracht haben aus New York, auch in die schauen. Falls der eine oder die andere unser Pro- Neufassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrate- gramm noch nicht kennt: Wir sind Jugenddele- gie mit einbringen. Da freue ich mich auf die Auf- gierte für Nachhaltige Entwicklung und kommen taktveranstaltung am 29. Oktober 2019. vom Deutschen Bundesjugendring, der das Pro- gramm gemeinsam mit dem Bundesumweltminis- Ich glaube, das sind die wichtigen Punkte, die wir terium trägt. Wir sind immer zu zweit und haben vom Gipfel mit nach Hause bringen konnten. Zum ein sogenanntes Senior-Junior-Prinzip. Das bedeu- HLPF will ich sagen, dass es sicherlich wichtig tet, dass jedes Jahr eine Person quasi ausgetauscht ist, jedes Jahr zu schauen, wie weit sind wir denn, wird. Wir begleiten die deutsche Regierungsdele- um Länder wirklich vortragen zu lassen, um diese gation auf UN-Nachhaltigkeitskonferenzen. Wir auch dabei zu unterstützen, ihre eigenen nationa- werfen aber auch einen kritischen Blick darauf len Ziele letztendlich zu erreichen, und um vonei- und verfolgen beispielsweise mit unseren anderen nander zu lernen. Aber ich glaube auch, dass die- Jugenddelegiertenkolleginnen und -kollegen aus ses HLPF-Forum in seiner jetzigen Form langsam den anderen Staaten beispielsweise „Side-Events“ an logistische Grenzen stößt. Also, da wird berich- und organisieren die freiwilligen Staatenberichte. tet, berichtet, berichtet und es bleibt aus unserer Sicht eigentlich zu wenig Zeit, um sich vertieft zu Das ist natürlich nur ein kleine Part unserer Auf- unterhalten und zu schauen, wie können wir gaben, denn ganz viel findet auch in Deutschland denn jetzt wirklich vorangehen, und wie können statt, wo wir in Schulen gehen, in die Jugendver- wir denn wirklich Dinge erreichen. Und deshalb bände, insbesondere in die Jugendverbände des sollte bei der 74. Sitzung der Generalversammlung Deutschen Bundesjugendrings, um dort mit jun- dieses Format überprüft werden. Unser Ziel ist, gen Menschen über Nachhaltigkeit zu sprechen, eine noch höhere Wirksamkeit zu erreichen in der und ich glaube, ich muss Ihnen allen nicht erzäh- Berichterstattung, so etwas wie eine realistische len, wie wichtig gerade das Thema „Nachhaltig- Rechenschaftslegung, gegenseitiges Lernen wirk- keit“ für die junge Generation ist, wenn wir uns lich zu ermöglichen, um dafür Qualität und Rele- die „Fridays for Future“-Proteste anschauen, vanz der Berichte zu steigern, unsere Zivilgesell- wenn wir uns andere Themen anschauen. Bei- schaft z. B. durch Schattenberichte noch mal mehr spielsweise wurde gestern die Shell-Jugendstudie mit einzubinden. Das mag möglicherweise auch veröffentlicht, wo noch mal drin steht, dass die die Qualität der Berichte der Staaten noch mal er- Themen „Umweltschutz“, „Klimawandel“, aber höhen – auch unsere eigenen. Dafür werden wir eben auch andere Aspekte der Nachhaltigkeit ge- uns in den kommenden Wochen in Bezug auf die rade eine besondere Relevanz für Jugendliche ha- Reform des HLPF einsetzen. Herzlichen Dank. ben. Und das merken wir auch in unserer tagtägli- chen Arbeit, wenn wir in die Schulen und Jugend- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- verbände gehen. len herzlichen Dank für die Ausführungen, eigent- lich für die Agenda, die ja hier in Umsetzung ist, Was wir beim HLPF erlebt haben, ist so ein biss- und jetzt freuen wir uns natürlich ganz besonders chen zwiegespalten. Wenn man sich den Gipfel auf die Ausführungen der Jugenddelegierten. Ich ansieht, wo im Vorfeld des SGD-Gipfels noch mal weiß nicht, ob Ihr euch abgesprochen habt, wer ein sogenannter „Jugend-Klimagipfel“ stattgefun- anfängt? Okay, Felix Kaminski fängt an. den hat, bei dem 700 Jugendliche zusammenka- men und sich quasi auf der einen Seite ausge- Felix Kaminski (Jugenddelegierter für Nachhaltige tauscht haben, aber noch mal unsere Forderung Entwicklung): Ja, wir wollen uns erst mal ganz für den „Erwachsenen-Gipfel“ aufgeschrieben ha- herzlich für die Einladung bedanken. Das ist auch ben. Was natürlich eine super Möglichkeit für uns für uns eine neue Möglichkeit, hier vor Parlamen- war. Grundsätzlich erwarten wir aber auch, dass tarierinnen und Parlamentariern zu sprechen, und wir an den tatsächlichen Entscheidungsprozessen normalerweise ist es ja das Privileg der Opposi- dann beteiligt werden und bei dem echten Gipfel tion, eigentlich nach der Bundesregierung zu spre- einen Platz am Tisch haben. chen. Nun sind wir natürlich keine parlamentari- sche Opposition, aber als Jugenddelegierte ist na- Ebenfalls – die beiden Staatssekretärinnen haben türlich auch ein bisschen so unsere Aufgabe, der es erwähnt – positiv zu erwähnen ist, dass zum

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ersten Mal ein sogenannter „Global Sustainable sagt, eingeläutet wurde oder nicht. Development Report“ veröffentlicht wurde, der Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- auch noch mal aus der wissenschaftlichen lichen Dank. Ich erteile aber vorher noch das Perspektive aufzeigt, wo wir gerade eigentlich ste- Wort. Danke. hen. Und wenn wir da mal genau reinschauen, dann sehen wir, dass wir eigentlich gar nicht „on Rebecca Freitag (Jugenddelegierte für Nachhaltige track“ sind – ganz im Gegenteil, dass das eigent- Entwicklung): Danke. Um ehrlich zu sein, ist das lich alles ziemlich düster aussieht, weil wir nicht der erste SDG-Gipfel nach vier Jahren relativ wir- nur bei den ökologischen Zielen versagen – bei- kungslosem High level Political Forum. Wir haben spielsweise in der Bekämpfung der Klimakrise erwartet, dass hier noch mal ein starkes Signal oder weil wir den Biodiversitätsverlust nicht stop- losgetreten wird, eine neue Welle der Umsetzung. pen, sondern auch bei den sozialen Zielen. Bei- Wir haben auch erwartet, dass die SDGs endlich spielsweise hat die Zahl der unterernährten Men- mehr Relevanz auf Staats- und Regierungschefs- schen im letzten Jahr wieder zugenommen und ebene finden, und das eben auch in Deutschland. das ist für uns nicht mehr akzeptabel. In Deutschland sehen wir nämlich im alltäglichen Politikbetrieb, dass die SDGs in der Regierung Ebenfalls wurde erwähnt, dass 47 Staaten einen keine große Relevanz spielen. Aber nicht zuletzt „Voluntary National Review“ vorgestellt haben, waren wir auch ziemlich enttäuscht von den Sig- wo die sogenannten freiwilligen Staaten berich- nalen in New York. Denn dort ist die Bundesregie- ten, wo die Staaten vor der Weltgemeinschaft prä- rung verfrüht abgereist und Frau Merkel hat ihren sentieren können, wie weit sie eigentlich bei der „Redeslot“ aufgegeben. Wie kann es sein, dass Umsetzung der 2030-Agenda sind. Und da stellt Deutschland nicht auf einem UN-Staats- und sich für uns manchmal die Frage: Wie relevant Regierungschefsgipfel spricht, wenn es um die sind diese Berichte eigentlich? Weil sich natürlich Nachhaltigkeitsziele geht? Dabei sind die SDGs kein Staat hinstellt und sagt, ja, bei uns läuft es genau ihre Verantwortung – die der Regierung. Ich eigentlich nicht und wir sind nicht „on track“, möchte noch mal kurz zur Erinnerung erwähnen: sondern alle natürlich immer die positiven As- 2015 haben alle 193 UN-Mitgliedsstaaten die pekte erwähnen. Und das ist eine strukturelle 2030-Agenda unterzeichnet. Das bedeutet, es ist Frage des HLPF, die aus unserer Sicht dringend ihre Verantwortung, dass diese 17 Nachhaltig- verändert werden muss. Wir haben dazu mit den keitsziele bis 2030 erreicht werden. Das bedeutet anderen Jugenddelegierten in einem Side-Event also auch, dass Sie, als gewählte Volksvertreter einen Aufschlag gemacht, wie das durch stärkere und -vertreterinnen, die Bundesregierung uner- Einbeziehung der Zivilgesellschaft aussehen kann, müdlich daran erinnern müssen, diese Ziele kon- insbesondere auch durch Schattenberichte, von sequent anzugehen. Jugendlichen aber eben auch durch unabhängige Gremien, die die Berichte prüfen. Was bedeutet das? Das bedeutet eben nicht, dass Sie die Verantwortung auf die Individuen abwäl- Der Gipfel jetzt im September 2019 sollte eigent- zen. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir lich noch mal ein neues Momentum für die SDGs nämlich grundlegende und strukturelle Verände- erzeugen. Wir sehen da gerade Deutschland auch rungen. Wir brauchen z. B. strukturelle Verände- in der Pflicht, wieder eine internationale Vorrei- rungen im Bereich „Verkehr“. Hier reicht es nicht, terinnenrolle einzunehmen, weil wir die finanzi- dass wir ein paar mehr E-Autos auf die Straße set- ellen Ressourcen haben, aber eben auch eine zen. Wir brauchen mehr Angebote für Fuß- und starke Zivilgesellschaft und funktionierende Radwege, wir brauchen autofreie Innenstädte, wir demokratische Strukturen. Und wer, wenn nicht brauchen ein nachhaltiges Mobilitätsangebot auch wir, müsste eigentlich die Vorreiterin bei der Um- auf dem Land. Das entspricht z. B. SDG 11, 12, setzung der 2030-Agenda sein, und deswegen hät- aber auch SDG 3. ten wir uns auch erwartet, dass jetzt hier in Deutschland das Jahrzehnt der Umsetzung be- Wir brauchen außerdem strukturelle Veränderun- ginnt. Und Rebecca Freitag wird jetzt ein bisschen gen im Bereich der Landwirtschaft. Hier müssen was dazu sagen, wie unser Gefühl war, ob diese diejenigen, die sich im Bereich „Landwirtschaft“ Dekade der „Delivery“, wie das António Guterres

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für mehr Biodiversität und für sauberes Trinkwas- Was war Ihre Motivation? Wollten Sie mit Ihrer ser einsetzen, gefördert und nicht abgestraft wer- Arbeit nicht auch die Welt ein Stückchen besser den. Also SDG 14, 15 und SDG 6, aber auch SDG machen? Dann ist das jetzt Ihre Chance. Sorgen 13. Sie dafür, dass die SDGs zur DNA dieser Regie- rung werden. Danke. Außerdem brauchen wir auch strukturelle Verän- derungen im Bereich „Energiewirtschaft“. Hier Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- müssen wir weg von den fossilen Energieträgern len Dank für diese Stellungnahmen, auch für und hin zu einer sauberen Energieform, die für diese Aufforderungen und für diese Plädoyers. alle zugänglich sind und die dezentral läuft, also Jetzt hat die Regierungsseite mir schon zugeflüs- SDG 7. tert, sie hätten was zu erwidern, aber wir haben natürlich auch unsere Vorgaben und jeder kommt Sie sehen, wir brauchen Sie als Staat, um die heu- auch noch zu Wort. Letzten Endes sind auch wir tigen Probleme, die uns von der nachhaltigen Ent- alle ein Teil dieses Staates, im besten Fall. Gerade wicklung abhalten, anzugehen. Wir brauchen Sie die SDGs sind etwas, was uns in der Zielsetzung z. B. auch, um unser aktuelles Wirtschafts- und ja auch verbindet. Handelssystem nachhaltiger zu gestalten, sodass die Ungleichheiten bekämpft werden, also SDG Wir sehen jetzt eine Fragerunde vor – eine Mög- 10. Wir brauchen Sie, vor allem wir junge Men- lichkeit eben, dass die Parlamentarier auch ihre schen brauchen Sie, um die Mietenexplosion in Meinungen äußern. Beginnen möchte ich mit der Städten zu beenden, das ist SDG 11, um unser Bil- Unionsfraktion, und hier mit Matern von dungssystem wieder fit zu machen und mehr Bil- Marschall. dung für nachhaltige Entwicklung zu etablieren – Abg. Matern von Marschall (CDU/CSU): Herzli- SDG 4, um Kinderarmut zu bekämpfen – SDG 1, chen Dank, Herr Vorsitzender. Liebe Jugenddele- oder um unser Parlament paritätischer zu beset- gierte, das waren ja eine Menge Forderungen ans zen – SDG 5, d. h. mehr Frauen, aber auch mehr Parlament. Ich will vielleicht deswegen mit der junge Menschen. Frage beginnen, wann bzw. seit wann ist eigent- Sie sehen, die SDGs müssten aktiv von jedem Mi- lich das Parlament in diesen Prozess einbezogen? nisterium, von jedem Ressort und von jedem Aus- Und ich will mich daran erinnern, dass bei der schuss bearbeitet werden und vor allem mit mehr Entstehung der Nachhaltigkeitsziele die Parla- Ambitionen. Mehr Ambitionen braucht übrigens mente gar nicht einbezogen waren, sondern nur auch die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie, die die Zivilgesellschaft. Also, d. h. der Prozess, in 2020 neu aufgesetzt werden soll. Die muss mehr dem die Parlamente und nicht nur die Exekutive, als nur ein Update oder eine Schönheitskorrektur handelten, ist erst sehr spät gestartet. Und daran der jetzigen Indikatoren werden. Hier sollten viel- möchte ich auch erinnern mit Blick auf die An- mehr internationale Indikatoren herangezogen merkungen, bezüglich einer Beteiligung, die Sie werden. Und vergessen Sie bitte auch nicht dieje- gegeben haben. Also die Beteiligung sollte – je- nigen mit einzubeziehen, die von diesen Entschei- denfalls so verstehe ich repräsentative Demokratie dungen am meisten betroffen sein werden, weil – insbesondere durch die Parlamente als Vertreter wir am meisten damit leben werden. Das sind wir ihrer Bevölkerung wahrgenommen werden. Und jungen Menschen. Und das sollte auch aus weit trotzdem finde ich es sehr gut, dass wir dort im mehr, als nur über diese Anhörung hinausgehen. Austausch sind. Wir tragen außerdem schon eine Menge zu diesen Ich beklage ein bisschen, das muss ich wirklich Zielen bei. Für uns junge Menschen sind die sagen, die völlig explosionsartige Vermehrung von SDGs ein innerer Kompass, und vor allem sind sie Teilnehmern auf diesen Konferenzen. Also, so für uns die größte Hoffnung für eine lebenswerte sehr und so gerne ich die letzten Jahre dabei ge- Zukunft auf diesem Planeten, auf dem auch wir wesen bin, aber es wurde ja von Seiten der Regie- eines Tages mal Kinder in die Welt setzen wollen. rung auch gesagt, dass die Handhabbarkeit schon ein bisschen schwierig wird. Also, das ist jetzt Liebe Abgeordnete, liebe Verantwortliche, können eine reine optische Wahrnehmung von mir selber Sie sich eigentlich noch an den Moment erinnern, wo Sie sich für diesen Job entschieden haben?

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gewesen in den letzten Jahren, wie man das ir- und das ist ja dann auch ein Aspekt von Nachhal- gendwie bündeln kann. Ich möchte aber jetzt auf tigkeit, um Emissionen zu senken. Also, ich sage zwei Punkte kommen, die ich sozusagen in Rich- mal, manchmal sind Grenzkosten bei der Gebäu- tung Regierung, in beide Ressorts oder in beide desanierung vielleicht doch sehr hoch, um dann Themenfelder – HLPF und Regierungsgipfel – hin- noch mal drei Prozent CO2 einzusparen. Während eingeben möchte. die Wiederaufforstung oder die „RedPlus“, ja ein besonders erfolgreiches Modell von Deutschland, Das eine sind die Reports, die sogenannte aber auch von anderen Ländern ist, welches unter „Voluntary National Reports“, also die freiwilli- Umständen sehr viel CO2-Bindung in großem Um- gen Berichte. Da unterstützt die Bundesregierung fang erreichen kann. Also, dass wir vielleicht dar- ja auch die Qualität der Berichterstattung. Also, d. über mal sprechen, damit wir auch erkennen, wo h., ich wünschte mir sehr, dass das, was wir, weil in der internationalen Verantwortung unser Bei- wir die Fähigkeiten vielleicht eher haben als an- trag Großes leisten kann. Das würde mich noch dere Länder, dort leisten können, zur Erhebung mal interessieren. Vielleicht, dass die Bundesre- der Daten, zum Monitoring, noch stärker anderen gierung im BMU und im BMZ auch mal die Daten Ländern auch zur Verfügung stellen und würde darlegt über die – das ist jetzt nur ein ganz kleiner gerne hören, was dort bisher geschieht, weil das Teil im Verhältnis zu allen SDGs – Beiträge zur doch sehr wichtig ist. Viele Länder, die sehr Emissionsminderung bzw. etwa über die Auffors- schwach sind, sind vielleicht durchaus bereit, da tung. Danke. mitzumachen, aber die Erhebung von Daten, um sozusagen die Indikatoren zu überprüfen, ist ein- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- fach ein großes und schwieriges Thema. Ich weiß, len Dank, und jetzt die SPD-Fraktion, Frau dass natürlich viele Berichterstattungen auch sehr Dr. Scheer. viel rosiger diese Dinge erscheinen lassen, als sie Abg. Dr. Nina Scheer (SPD): Aus den eigenen Ein- tatsächlich sind. Ich glaube aber trotzdem, dass al- drücken aus New York kann ich von einem Forum lein der Prozess, sich mit den einzelnen Zielen berichten, dass wir natürlich aus deutscher und ihrer Überprüfung zu befassen, an sich schon Perspektive ein ganzes Stück voraus sind, was die eine gute Möglichkeit bietet, damit Staaten auch parlamentarische Einbindung bei der Verfolgung eigene Struktur selber überhaupt mal überprüfen der Ziele der SDGs angeht. Aus der Arbeit, die wir und sukzessive Ambitionen entwickeln, sagen wir ja im Beirat auch verfolgen, kann man allerdings mal, ihr eigenes Handeln überprüfbar zu machen. immer sagen: „Ein Glas halb leer, Glas halb voll“. Insofern würde ich durchaus eingedenk gewisser Es ist natürlich immer die Frage, wie weit ist dann Schönfärberei in dem einen oder anderen Bericht wirklich der parlamentarische Einfluss, wenn es das für einen guten Weg halten, weil ja damit eben darum geht, die SDGs in die Umsetzung zu auch gewissermaßen bestimmte Rechtsstaatsprin- bringen. Und ich glaube, man muss da, um auch zipien, wenn man so will, entwickelt werden, die auf die Jungenddelegierten einzugehen, eine wir ja auch unterstützen. Problematik ins Auge fassen, die nach meiner po- Ich möchte mit Blick auf Deutschland vielleicht litischen Wahrnehmung auch sehr stark durch noch mal auf das Thema „Wald“ kommen. Ich lobbyistische Einflüsse geprägt ist – und zwar mit glaube, ohne die nationalen Verpflichtungen – die Blick auf das, was man einmal als Zielsetzung ins SDGs sind ja immer beides, eine nationale und Visier genommen hatte. Das ist mit den SDGs eine internationale Verpflichtung – zu schmälern zwar klar umrissen, bezüglich der Grobzielrich- und ohne auch die Defizite zu benennen, sage ich tung, wo man hin will, aber auch was dann an jetzt mal, „Verkehr“ und „Biodiversität“ sind als einzelnen Maßnahmen tatsächlich hilfreich ist, zweiseitige Aspekte mit Gewitterwolken und Blit- um in diese Richtung zu gehen. Und was mir als zen erkennbare Problemfelder im Indikatorenbe- Beispiel manchmal auch zu kurz kommt, ist der richt. Wir sollten – glaube ich – mehr darstellen, unmittelbare Zusammenhang zwischen einer Ab- was man im internationalen Klimaschutz vermut- lösung von fossilen Ressourcen und der Erreich- lich auch verhältnismäßig preiswert tun kann. barkeit dieser Ziele. Also, man kann natürlich Also ich will jetzt mal über Effizienz sprechen, viele, viele Programme auflegen, aber wenn man es im Kern nicht schafft, die Abhängigkeit von

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den fossilen Ressourcen zu beenden, dann ver- in der Bekämpfung des Klimawandels und der Be- pufft auch Vieles. Und man merkt auch, wenn kämpfung von globalen Ungleichheiten. Und da man den Weltklimarat anschaut, die Szenarien an- würde mich seitens der Regierungsvertreter inte- schaut, dass auch viele Vorschläge an dieser Ziel- ressieren, wie die Bundesregierung dazu kommt, setzung – einer Ablösung von fossilen Ressourcen hier den Fokus zu verschieben von der Agenda – vorbei gehen. Also, wenn man z. B. sagt, da wird 2030, der sich die Bundesregierung ja angeblich jetzt groß in „CCS-Technologie“ investiert oder es verschrieben hat. Und die Jugenddelegierten kön- soll in Pflanzen investiert werden, die irgendwo nen gerne sagen, was sie davon halten, dass die klimaresistenter sind, dann sind es ja viele Maß- Bundesregierung hier von der Agenda 2030 ab- nahmen, die vielleicht für sich genommen alle ir- weicht. Danke. gendwo wirken – da kann man aber sicher drüber Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- streiten. Bei Vielem würde ich auch sagen, ist es len Dank. Von der FDP Prof. Neumann. ein „No-Go“. Aber im Wesentlichen geht es da- rum, den ursachenbezogenen Kern, die Bedingun- Abg. Prof. Dr. (FDP): Vielen gen des Klimawandels anzugehen, an dem Dank für die bisherigen Ausführungen. Also, viel- „schrappt“ doch vieles immer vorbei. Und ich leicht vier kurze Punkte, um das mal so auch aus denke, das muss man noch viel konsequenter in unserer Sicht, aus meiner Sicht, etwas deutlich zu den Blick nehmen und ich habe gerade das Wort machen. Frau Freitag, Sie haben jetzt zu den SDGs „Lobbyismus“ verwendet. Man kann eben auch gesprochen und haben auch, was mich ein biss- beobachten, dass genau solche Akteure, z. B. die chen irritiert – also da müssen wir noch mal nach- Initiative Neue soziale Marktwirtschaft, die sich fragen – die Rolle des Individuums angesprochen. dann immer wieder politisch einmischen, dass Also, wir haben ja in allen Politikbereichen – ge- die dann eben auch meistens solche Instrumente rade auch im Bereich „Sicherer, nachhaltiger ins Visier nehmen und bekämpfen, die eigentlich Energieversorgung in der Zukunft“ – ja auch im- sehr erfolgreich sind, um genau diesen Pfad einer mer das Thema der Akzeptanz. Und Akzeptanz ist Umstellung auf erneuerbare Energien zu beschrei- ja nicht einfach Akzeptanz, sondern hat etwas mit ten. Und da wünsche ich mir einfach auch, dass Bildung, mit Wahrnehmung, mit Verständnis, mit wir im politischen Kontext noch viel selbstkriti- wirklich aktiver Rolle des Individuums zu tun, scher mit diesen Einflussfaktoren umgehen, um und ich bin der festen Überzeugung, und ich weiß auch wirklich immer den Kern von wirksamen nicht, wie Sie es jetzt konkret gemeint haben, dass Klimaschutzmaßnahmen zu bewerten um auch das Individuum natürlich einbegriffen ist in alle immer wieder dahin zu kommen und es nicht im- die Dinge, die Sie da jetzt formuliert haben. Und mer oder zu leicht in einer Wolke bewegen, be- letztendlich geht es ja darum, auch diesen aktiven gleitet von unheimlich viel Aktion, die aber viel- verantwortungsvollen Menschen zu haben, der leicht unterm Strich gar nicht so viel bewirken seine Verantwortung wahrnimmt, um letztendlich kann, wie sie den Anschein erweckt. tatsächlich hier auch zum Erfolg zu kommen. Denn ich sage mal so: Das Thema ist ja nun nicht Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- irgendwie so gestrickt, dass man das andere ma- len Dank, und Dr. Kraft von der AfD-Fraktion. chen lassen kann. Mich verwirren manchmal Abg. Dr. Rainer Kraft (AfD): Danke, Herr Vorsit- Umfragen – wo auch immer die Quellen herkom- zender. Frau Freitag hat gesagt, die Parlamentarier men – wo man dann sagt, okay, 80, 90 und noch mögen doch die Regierung an die Einhaltung der mehr Prozent der Menschen hier in Deutschland – Agenda 2030 erinnern. Dem würde ich jetzt ganz ich will mich erst mal auf Deutschland konzent- gerne nachkommen, denn die Agenda 2030 hat rieren – wollen eine grüne Energiewende im wei- sich als Primärziel die Bekämpfung der weltwei- testen Sinne. Und dann kommt aber bitte nicht zu ten, der globalen Armut verschrieben. Nun ist es mir. Wir haben das in der praktischen Umsetzung so, das war in New York feststellbar und wurde ja immer erlebt, dass wir einfach da ansetzen müs- gerade eigentlich auch von den Regierungsvertre- sen, um letztendlich auch Verständnis dafür zu tern bestätigt, dass der Fokus der Bundesregierung bekommen, um das Individuum und die Men- nicht auf der Bekämpfung der globalen Armut schen da auch mitzunehmen, weil das am Ende liegt, sondern der Fokus der Bundesregierung liegt dann ein Erfolg wird.

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Klimaschutz hat eine Zielstellung. Ich bin mir Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- auch sicher, dass wir da im Moment nicht alles len Dank und abschließend von den Grünen Herr das machen, was wir machen sollten. Und ich Zickenheiner von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. glaube auch, die Antwort, die hier im Raum steht, Abg. Gerhard Zickenheiner (BÜNDNIS 90/DIE über die man dann auch diskutieren muss, über GRÜNEN): Liebe Frau Schwarzelühr-Sutter, liebe die man auch letztendlich nachdenken muss, ist Frau Dr. Flachsbarth. Ich war im Juli mit dabei das Thema „Technologieoffenheit“, die Frage von und habe dort in drei Halbsätze zusammengefasst, Innovation, von Forschung und Entwicklung, um was mir aufgefallen ist: Wir erleben eine nationale letztendlich das Leben der Menschheit oder der Ebene, überall gleich übrigens weltweit, die uns Menschen insgesamt nicht nur in Deutschland, besingt und die frohlockt und uns von Taten er- sondern international auch zu ermöglichen und zählt, wie die Klimakrise bewältigt und die da auch entsprechende Chancen wahrzunehmen. Agenda 2030 vorwärts getrieben wird. Danach er- Vielleicht noch mal zur deutschen Verantwortung lebt man regelmäßig, wie NGOs diese Berichte und auch das, was da bisher auch von der Bun- zerlegen, und wir müssen am Schluss betrübt fest- desregierung vorgetragen wurde. Ich bin der fes- stellen, das sind ein paar Kommunen, die da eini- ten Überzeugung, und das ist ja nichts Neues, dass ges leisten, aber dort fehlt es weltweit an entspre- wir sagen, dass man natürlich Know How und chenden Mitteln. Verantwortung auch insofern wahrnehmen Damals hat man mir aber angekündigt, im Sep- könnte, als dass man mit geeigneter Technik, mit tember wird unsererseits durch die Bundesregie- Forschung und Entwicklung auch international rung ganz konkret geliefert. Und ich habe den sich dort einsetzen sollte oder muss, in welcher September erwartet. Unsere Hoffnungen wurden Form auch immer, um letztendlich dafür zu sor- ja dann schon die Woche davor durch das „Klima- gen, dass wir weltweit das Thema in den Griff be- Angstpaket“ etwas gedämpft. Wir haben das dann kommen. Denn ich glaube, es nutzt ja nichts, schon ein bisschen kommen sehen, was da geht. wenn wir nationale Lösungen haben, die uns da Dabei ist im Beschluss des Staatssekretärsaus- sozusagen auszeichnen und wir besser sind als schusses zur Nachhaltigkeitspolitik auf globaler alle anderen auf der Welt, letztendlich aber insge- und europäischer Ebene vom Mai 2019 ausgesagt samt dann aber nicht vorankommen. Ich denke da worden, dass er sich dafür einsetzen wird, dass an viele Projekte, die weltweit auch mit Innovatio- der SDG-Gipfel im September einen Appell an die nen, mit deutscher Technologie oder mit Know weltweite Öffentlichkeit zur Notwendigkeit einer How in Verantwortung oder in Griff genommen Beschleunigung, einer beschleunigten Umsetzung werden können. Also beispielsweise das Thema der Agenda 2030 aussendet, da die Ziele bei der „Fackelgase“. Es gibt hunderttausend andere Bei- gegenwärtigen Umsetzungsgeschwindigkeit bis spiele, wo man natürlich die Möglichkeit hat, 2030 nicht erreicht werden können. wirklich massiv CO2 einzusparen, was letztend- lich ja auch der globalen Entwicklung und auch Die Bewertung der Zivilgesellschaft ist ja eher ver- dem globalen Klima gut tun würde. Und ich nichtend. Jürgen Maier z. B. hat kommentiert – er glaube, wir müssen hier wirklich den Blick wei- ist Geschäftsführer des „Forum Umwelt und Ent- ten. Wenn ich mir die Zielstellung ansehe. Es gibt wicklung“: „Die Hoffnungen, dass der Nachhaltig- unendlich viele Möglichkeiten, wo man mit kon- keitsgipfel ernst zu nehmende Ergebnisse erzielen kreten Schritten, also nicht nur mit irgendwel- könnte für eine verbindliche politisch relevante chen, weiter käme – vor allen Dingen mit ver- Umsetzung der Ziele vor allem in Ländern wie schiedenen Regeln und Mechanismen und mit Deutschland, haben sich nicht erfüllt“. Kritisiert Motivation. Das ist ein Begriff, der meiner Ansicht wurde u. a. auch von Marianne Beisheim, von der nach auch in diesem Zusammenhang viel deutli- „Stiftung Wissenschaft und Politik“, das das Ab- cher und viel stärker zum Tragen kommen muss, schlussdokument des SDG-Gipfels noch während um letztendlich auch diese Lösungen, von denen der Eröffnung aufgenommen wurde. Da fragt man wir immer wieder sprechen, dann in den Griff zu sich ja schon, warum sind sie dann nach New bekommen, um erfolgreich zu sein. Vielen Dank. York geflogen?

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Das Ziel, der Agenda 2030 für nachhaltige Ent- Und zuletzt noch: Was hat die Bundesregierung wicklung ein neues Momentum zu verleihen, also beispielsweise konkret als „acceleration action“ die wurden im Flugzeug vergessen. Das hat ja of- beigetragen, also als freiwillige Initiative, um die fensichtlich überhaupt nicht geklappt. Aussagen SDGs voranzubringen? der offiziellen Berichterstattung über Umwelt- Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- und Entwicklungsverhandlungen der Vereinten len Dank für die Fragen und für die Anmerkun- Nationen sind ebenfalls eindeutig – so heißt es gen. Wir haben jetzt bewusst auch ein bisschen hier: „Dies sollte der Gipfel sein, der ein Jahrzehnt mehr Zeit gegeben, weil ja viele auch in New York beschleunigten Handelns einleitet.“ Stattdessen dabei waren und ihre Eindrücke natürlich auch hieß es von Seiten der Wissenschaft: „Die Welt schildern sollen. Und jetzt hat als erste das Wort geht in einigen Bereichen sogar rückwärts, u. a. in die Staatssekretärin Schwarzelühr-Sutter vom Bezug auf Ungleichheit, Klimawandel und biolo- BMU. gische Vielfalt“. Weiter heißt es: „Wir scheinen es leichter zu finden, uns das Ende der Menschheit Rita Schwarzelühr-Sutter (Parl. Staatssekretärin vorzustellen als unsere Systeme zu verändern.“ bei der Bundesministerin für Umwelt, Natur- schutz und nukleare Sicherheit): Vielen Dank. Meine sehr geehrten Jugendvertreter, die Gesamt- Dass die Kanzlerin nicht gesprochen hat, scheint heit der Jugenddelegierten hat es ja noch ein biss- ja durchaus einer der wichtigen Punkte zu sein chen radikaler geäußert, was da in New York pas- und ich hatte gedacht, dass meine Kollegin dar- siert ist. Die sagten: „Führer der Welt, Sie sind über noch mal Auskunft gibt, warum. Warum hat 2015 eine mutige Verpflichtung eingegangen, aber niemand beim SDG-Gipfel gesprochen? Das ist Sie scheitern.“ Das haben Sie in Ihrer Aussage protokollarisch nicht möglich gewesen, und die vergessen. Das finde ich eigentlich schon sehr be- Kanzlerin hatte ein Zeitfenster. Und bei dem Zeit- zeichnend. Ich hätte z. B. erwartet – gerade für fenster war es nachher so, dass die regionalen Ver- Deutschland –, dass wir vielleicht endlich zu kla- treter erst reden durften. Im Vorfeld, bevor über- ren quantifizierbaren Zielsetzungen kommen und haupt jemand reden durfte, hatten die Wissen- diese wiederum mit angemessenen Mitteln hinter- schaftler, die diesen globalen Report vorstellten, legt werden und dass z. B. auch der Parlamentari- im Rahmen einer Podiumsdiskussion in dem For- sche Beirat für nachhaltige Entwicklung zum Aus- mat vorgetragen. Aber das wundert mich in dem schuss gemacht wird, um früher Zugriff auf die Zusammenhang. Man muss das schon mit glei- Gesetzgebung zu haben, statt hinterher formal chem Maßstab messen. Katharina Schulze aus prüfen zu müssen, was uns, seien wir doch mal Bayern hat ja einen „USA-Trip“ gemacht und war ehrlich, alle zu „Papiertigern“ in der Runde auch bei dem SDG-Gipfel, obwohl sie keinen macht. Rede-Slot hatte. Wir hatten das vorher den Abge- Zu den Fragen: Es hat Verwunderung darüber ge- ordneten aber angeboten. Sie hatten das dann kurz geben, dass eine Rede der Bundeskanzlerin im zuvor wieder zurückgezogen. Plenum angekündigt war, für Deutschland letzt- Dann zum Thema „Beteiligung des Parlaments“: lich aber niemand im Plenum gesprochen hat. Da Es war mir sehr wichtig, dass wir Parlamentarier können Sie uns sicher erklären, was da passiert mitnehmen. Es ging die Initiative von uns aus, ist. Letztendlich hätten wir uns da schon eine dass wir entsprechend auf die Parlamentarier zu- Form von Momentum erwartet. Deutschland ist ja gegangen sind und gesagt haben, das ist wichtig nicht irgendwer auf dieser Bühne, sondern hat ja und wir bieten es an – auch schon in der letzten auch immer angekündigt, da eine Vorreiterrolle Legislatur. Es kam vorab niemand auf uns zu. Wir übernehmen zu wollen. Außerdem würde uns in- haben das gemacht, und ich glaube, das hat sich teressieren, was Deutschland dazu beigetragen bewährt. Da würde ich auch in Zukunft auf die hat, dass eben dieser angekündigte Appell an die gute Zusammenarbeit setzen. Wenn Sie einen weltweite Öffentlichkeit zur Notwendigkeit einer Wunsch haben, vorab auch nochmal mit uns das beschleunigten Umsetzung der Agenda 2030 vorzubereiten, dann sind wir sicherlich gerne durch die Welt geht. Was hat Deutschland dafür dazu bereit. getan, um das konkret zu fördern und um die an- deren Staaten mitzunehmen? Da war noch eine Frage zum Organisatorischen

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bzw. zu den Teilnehmern und wer ist dabei? Das Innovationen entsprechend voranzukommen. Das hat sich eigentlich bewährt. Wir sind eine große heißt, wir können ja nicht einfach so weiter ma- Delegationsgruppe. Auch das Thema „Lobbyis- chen und sagen, „Jetzt ist es halt günstiger, Wald mus“ wurde angesprochen. Hierzu möchte ich sa- zu pflanzen.“ sondern wir brauchen diese Tech- gen, da hat durchaus bei bestimmten Unterneh- nologien und Innovationen in Zukunft auch für men auch ein Umdenkungsprozess stattgefunden, die Entwicklungs- und Schwellenländer. Ich um sich mehr und mehr auch um Nachhaltigkeit glaube, dass es wichtig, das im Gesamtzusammen- in den Konzernen zu widmen. Es macht vielleicht hang zu sehen. auch gerade die Mischung innerhalb der Delega- Zu der Kritik und dem Appell an eine weltweite tion aus, dass man sich entsprechend austauscht. Beschleunigung der Umsetzung der SDGs und wo Dabei entsteht ja auch ein wenig so etwas wie ein hier der Beitrag der Bundesregierung ist. Wir ha- positiver „Gruppenzwang“. ben zusammen mit dem UNEP (UN Enviroment Warum haben wir uns in diesem Jahr auf Klima- Programm) auch die Initiative „GO for SDGs“ ge- schutz, Gendergerechtigkeit und „Social inequa- startet. Das soll mit einem regionalen Ansatz und lity“ konzentriert? Weil es ein Fokus des diesjäh- durch die Einrichtung von „Sustainability Hubs“ rigen HLPF war. Natürlich konzentriert man sich die Umsetzung der 2030-Agenda beschleunigen, auf dieses Thema und kommt nicht mit einer an- insbesondere natürlich aus dem BMU heraus, mit deren Baustelle. Dies war der Fokus in diesem dem Blick auf umwelt- und klimarelevante SDGs Jahr, und deswegen stand es auch bei uns im Mit- in Entwicklungs- und Schwellenländern. Und telpunkt. diese Initiative konzentriert sich insbesondere auf die Bereiche nachhaltigeres und umweltverträgli- Was tun wir, um auch andere Staaten mit zu un- cheres Konsumverhalten. terstützen? Natürlich haben wir von Anfang an ge- sehen, dass es im Rückblick ja um die Weiterent- Nach den ersten vier Jahren seit der Verabschie- wicklung der Milleniumsziele ging. Die Industrie- dung muss man natürlich sagen, es ist ein total länder waren ja nie im Boot. Die Entwicklungslän- neuer Prozess. Es hat sich jetzt gezeigt, dass alle der hatten Angst, dass wir dann nachher sagen, ehrgeizig waren, die Berichte vorzustellen. Wie das könnt ihr alles nicht, ihr seid nicht vorberei- Herr Marschall es sagt, ist der Prozess an und für tet. Deswegen haben wir sehr früh angefangen, sich schon ein guter Prozess. Deutschland hat eine insbesondere Entwicklungsländer zu unterstützen klare Zielsetzung. Wir werden entsprechend der und es gibt die sogenannten „Partners for Kritik auch durch die Schattenberichte unsere na- Review“, es gibt Workshops. Wir stehen da parat tionale deutsche Nachhaltigkeitsstrategie entspre- neben dem, was wir mit unseren Projekten unter- chend anpassen. Das aktuellste Beispiel bei den stützen, sei es bei der internationalen Klima- SDGs ist SDG 13 (Klimaschutz). Ich glaube, es ist schutzinitiative oder anderen Projekten. wichtig, nochmal drauf hinzuweisen, dass wir mit dem Klimaschutzgesetz und dem Klimaschutzpro- Zum Thema „Wald“ will ich gerade noch mal gramm ja auch noch mal ein deutliches Signal ge- kommen und da ist „Bonn Challenge“, – wie ge- setzt haben. Bei all der Kritik, bin ich mir sicher, sagt, – wirklich eine Erfolgsstory. Was tun wir dass wir es noch besser können und wir es noch oder was kann man da noch mehr tun und wie besser machen werden beim Peer Review und sieht es bezüglich der Treibhausgase aus? Hier ist auch in der Kommunikation. Aber ich glaube, ins- es besser, das Ganze noch mal international zu gesamt und international gesehen braucht sich thematisieren. Wir haben eine historische Verant- Deutschland nicht zu verstecken. wortung, weil es schon in dem ganzen Agenda 2030-Prozess ja darauf angelegt ist, dass wir so Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- nicht weiter konsumieren und produzieren kön- len Dank und jetzt Maria Flachsbarth. nen, wenn die Entwicklungsländer und die Dr. Maria Flachsbarth (Parl. Staatssekretärin beim Schwellenländer so leben, konsumieren und pro- Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenar- duzieren so wie wir das gerade tun – sonst brau- beit und Entwicklung): Ganz kurz noch Ergänzun- chen wir zwei Erden. Deswegen haben wir auch gen zu der einen oder anderen Frage. Ich beginne eine Verpflichtung, dass wir diesen Markt – im- mal mit den Fragestellern aus dem Parlament. mer technologieoffen – auch nutzen, mit

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Lieber Matern von Marschall, Rita Schwarzelühr- ich das mal sagen darf, aufgebaut auf „karbonhal- Sutter hat es gerade gesagt – Stichwort „Partners tiger Wirtschaft“. Und das sind Diskussionen, die for Review“: Das ist tatsächlich unser Instrument. man international tatsächlich durchhalten muss Da treffen sich etwas mehr als 50 Länder zweimal und wo man wirklich schauen muss, dass man so- im Jahr, um diese Berichte letztendlich vorzube- wohl bei Akzeptanz der Souveränität von Ländern reiten – das nächste Mal im November in Vietnam aber auch über das Zeigen, dass es geht, über- gemeinsam mit den Vereinten Nationen. Wie ge- zeugt. Das ist die Rolle Deutschlands, die wir sagt, wir sind gerade auch in diesem HLPF-Pro- wahrnehmen müssen. Wir müssen zeigen, dass es zess dabei, dass wir da noch mal mehr konkreti- geht: Auf der einen Seite Wohlstand, soziale sieren, dass diese Berichte wirkliche Berichte wer- Wohlfahrt und auf der anderen Seite tatsächlich den und dann dabei helfen, die Schattenberichte auch Klimaziele einhalten. zu integrieren, die z. B. aus der Zivilgesellschaft Herr Dr. Kraft, Sie haben mich gefragt, warum wir kommen, um am Ende tatsächlich problembe- da irgendwelche Ziele verschieben. Tun wir ehr- wusstere Berichte zu erhalten. lich gesagt nicht, weil alle 17 Ziele gleichwertig In Bezug auf das Thema „Wald“ teile ich die Ein- sind. Das fängt tatsächlich an mit „Armut be- schätzung. Herr von Gemmingen hat mir gerade kämpfen“, aber letztendlich stehen die 17 Ziele zugerufen, dass ungefähr 25 Prozent des deut- gleichberechtigt nebeneinander. Mit der Bekämp- schen Minderungsvolumens kompensiert werden fung von Klimawandel, mit der Bekämpfung von über unsere Aktivitäten in diesem Bereich. Zwei Auswirkungen des Klimawandels, bekämpfen wir Milliarden Euro, die wir in internationalen Wald- im Detail Armut. In Folge dessen sehen Sie Men- schutz und in Wiederaufforstung und Bodener- schen, die auf ihren Feldern nichts mehr ernten tüchtigung insgesamt investieren. Ich glaube, das können, Menschen, die wegziehen müssen aus ih- ist ein nennenswerter Umfang. Das heißt jetzt ren Gegenden, weil sie keine Wasserversorgung nicht, dass wir zu Hause nichts mehr machen haben. Menschen, die wegziehen müssen, weil müssen, aber ich glaube, wir helfen da tatsächlich Stürme ihre Wohngegend verwüsten oder weil international an der richtigen Stelle. diese überflutet werden. Die fallen der Armut an- heim, und zwar ziemlich zügig. Wenn wir Klima- Liebe Frau Scheer, Sie sagten, das größte und wandel und die Folgen von Klimawandel be- oberste Ziel müsste es doch sein, die Abhängigkeit kämpfen, dann bekämpfen wir auch Armut bzw. von fossilen Resssourcen zu beenden. Frau Scheer die Entstehung von Armut. ist anscheinend gerade weg? Das ist tatsächlich richtig, daran arbeiten wir. Man sieht es z. B. bei Herr Prof. Neumann, wir sind sehr bei Ihnen, der Frage von „Hermesbürgschaften“. Diese gibt es wenn wir sagen, dass natürlich auch das Indivi- nicht mehr für fossile Kraftwerke. Aber auch Er- duum Verantwortung tragen muss. Überhaupt gar folge, die wir haben, mit der AfDB (African Deve- keine Frage, aber Staaten eben auch. Das geht tat- lopment Bank), der afrikanischen Entwicklungs- sächlich nur im Zusammenwirken. Das wird man bank, die in Zukunft keine fossilen Kraftwerke in unserer SDG-Kampagne dann auch letztendlich mehr unterstützen wird. Das ist ein zäher, zäher sehr, sehr gut sehen. Prozess. Ich will einfach nur sagen, eine meiner Und lieber Herr Zickenheiner, ob denn der Parla- ersten internationalen Erfahrungen war, als ich mentarische Beirat ein Beirat ist oder ein Aus- mich mit der nigerianischen Finanzministerin schuss, entscheidet glücklicherweise das Parla- ganz fürchterlich „gezofft“ habe, weil ich ihr er- ment und nicht die Bundesregierung. Da würde klären wollte, dass es vielleicht keine gute Idee ich den Ball elegant an Sie zurückspielen. Wenn sei, Kohlekraftwerke neu zu bauen. Sie kritisiert Sie gesagt haben, wir sollen uns doch jetzt endlich nicht nur, wie wir das hier sehen aus deutscher mal auf den Weg machen und ein bisschen in die Perspektive, sondern die sagt mir: „Pass mal auf, Umsetzung gehen, darf ich es einfach noch mal Du bist postkolonialistisch, Ihr habt Euren Wohl- wiederholen. Vielleicht war es eben zu sehr zerfa- stand. Und Ihr sagt uns, wir dürften das nicht tun. sert, was ich gesagt habe: Wir werden in den Kli- Woher nehmt Ihr eigentlich das Recht ?“ Übrigens maschutz vier Milliarden Euro investieren, in den auch den Wohlstand der jungen Generation, wenn Wald zwei Milliarden Euro plus 200 Milliarden

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Euro in das Projekt „Pro Green“. Wir sind im Be- möglich in unserem Alltag zu leben, sei es in un- reich GFATM (Globaler Fonds zur Bekämpfung serer Art, wie wir uns fortbewegen, wie wir uns von AIDS, Tuberkulose und Malaria) mit einer ernähren, wie wir konsumieren, wie wir sprechen. Milliarde unterwegs, im Bereich Gesundheit mit Aber wir kommen an unsere Grenzen. Und es ist 600 Millionen Euro. Ich glaube, die SDG-Kam- in vielen Bereichen einfach nicht möglich, nach- pagne habe ich eben genannt, die nationale Nach- haltig zu leben. Und ich glaube, dass es hier ein- haltigkeitsstrategie und dann auch noch mal das fach die Rolle des Staates ist zu sagen: – Erstens, Klimapaket. Also, ich glaube, da sind eine ganze wir machen es möglich und Zweitens sollte es Menge Dinge unterwegs, über schöne Worte hin- dann nicht irgendwie anstrengender oder teurer aus und unterlegt mit wirklich viel, viel Geld und sein, nachhaltig zu leben, sondern genau anders- guten Projekten, und deshalb glaube ich, dass wir rum. da tatsächlich auf einem guten Weg sind. Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- Die Frau Bundeskanzlerin, die Kollegin sagte es lichen Dank und jetzt noch der Felix Kaminski. bereits, ist dann allein aus zeitlichen, aus termin- Felix Kaminski (Jugenddelegierter für Nachhaltige lichen Gründen so getaktet gewesen, dass sie zu- Entwicklung): Vielen Dank. Ich kann da meiner rückfliegen musste. Ich will aber daran erinnern, Kollegin nur zustimmen. Also, der Staat ist dafür dass sie beim Klimagipfel gesprochen hat und verantwortlich, die Rahmenbedingungen so zu dass sie darüber hinaus die Universal Health Care- setzen, dass es für uns auch möglich ist, eben Veranstaltung persönlich auf den Weg gebracht einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, der das hat. Ich glaube, dass sind auch zwei wichtige erstrebenswerteste Lebensziel dann auch ist. Um Events, die natürlich insgesamt auch die Errei- auch noch mal inhaltlich darauf einzugehen: Ich chung der SDGs fördern. Vielen Dank. glaube, dass das durchaus richtig ist, was auch die Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Herz- Parlamentarische Staatssekretärin Frau lichen Dank auch von meiner Seite. Wir sind na- Flachsbarth noch mal gesagt hat, dass unser Wohl- türlich als Beirat selbstbewusst und sind gerade ja stand natürlich auch darauf basiert, dass wir diese auch selber an der Weiterentwicklung des Beirates Erde ausgebeutet haben, wir natürlich deswegen dran und wollen uns da auch nicht kleiner ma- aber verpflichtet sind zu zeigen, dass es dennoch chen als wir sind. Und jetzt möchte ich aber trotz- geht. Und die Frage ist halt, ob wir das im ausrei- dem noch die Gelegenheit nutzen, dass unsere Ju- chenden Maße tun oder nicht, wenn ich beispiels- genddelegierten kurz noch abschließend antwor- weise an die Energiewende denke. Ich studiere ten auf die Fragen, wenn sie was zu sagen haben. „Erneuerbare Energien“ im Master. Also, ich Wie gesagt, auch in der gebotenen zeitlichen hoffe, dass ich irgendwann mal Ingenieur-Profi ge- Kürze. Ich habe schon viel Kopfnicken gesehen, nug sein werde, um mich zu dem Thema äußern aber vielleicht auch nicht nur. Also, die abschlie- zu dürfen. Aber grundsätzlich ist das ja durchaus ßenden Worte wollen wir dann unseren Gästen richtig mit den CO2-Vermeidungskosten, dass wir noch überlassen. die vielleicht anpassen, wenn wir da entspre- chend Wald aufforsten. Aber wir kommen halt Rebecca Freitag (Jugenddelegierte für Nachhaltige nicht von den großen fossilen Emissionen in Entwicklung): Ich würde gerne noch etwas sagen Deutschland runter und das, obwohl wir eigent- zum Thema „Rolle des Individuums“ und „Rolle lich die Möglichkeiten dazu hätten, weil bei- des Staates“. Herr von Marschall, Sie haben ge- spielsweise die Kostendegression bei Photovol- sagt, Sie waren nicht im Entstehungsprozess der taik, bei Windkraft, runtergeht. Was momentan in 2030-Agenda mit dabei, also generell Sie als Parla- Deutschland passiert, ist eben das genaue Gegen- mentarier. Ich kann Ihnen sagen, wir als junge teil bei der Windkraft. Da werden die Jobs gerade Menschen auch nicht. Der Unterschied ist, dass zerstört, die Windenergieindustrie in Deutschland Sie jetzt in der Regierung sind und somit auch die geht kaputt. Die Leute, die mit mir denselben Stu- Verantwortung innerhalb ihrer Partei dafür über- diengang studieren, die machen viel Thermodyna- nehmen. Und was ich noch mal sagen möchte, ist, mik und Luftströmung, die gehen halt lieber jetzt dass ich merke, dass besonders auch wir jungen in die Flugindustrie anstatt Windräder zu bauen. Menschen versuchen, schon so nachhaltig wie

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Und das ist an dieser Stelle doch genau die fal- die Diskussion sicher fortsetzen. Es kann zu so sche Entwicklung, und der Staat ist dafür verant- einem umfassenden Thema natürlich nicht alles wortlich, die Rahmenbedingungen so zu setzen, abschließend geklärt werden, aber zunächst mal dass wir eben zu einem nachhaltigeren Deutsch- wollen wir es dabei belassen. Ich bedanke mich land kommen. Und das ist noch mal unser Appell. bei unseren Gästen, aber auch bei den Zuschau- Wir hoffen, dass das auch vorhin stark genug ern, bei den Gästen von extern, und wenn ich da rüber kam. Natürlich sind wir da mit unseren Kol- in die Reihen schaue, dann sind die ja auch alle leginnen und Kollegen einer Meinung, dass die relativ jung. Das ist nicht immer so bei uns in Bei- Staaten eben nicht genug tun und dass die Staats- ratssitzungen. Es liegt vielleicht auch an den Ju- und Regierungschefs da scheitern. Und in dieser genddelegierten. Auch in dem Sinne noch herzli- Ausdrücklichkeit möchten wir das auch am zum chen Dank und ich schließe jetzt die Beiratssit- Ende noch einmal so sagen. zung, bitte aber alle Beiratsmitglieder, noch ganz kurz dazubleiben, um die formale Sitzung dann Vorsitzender Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Vie- im Anschluss noch abzuhalten. Dankeschön. len herzlichen Dank an all unsere Gäste für diese lebhafte Diskussion, auch für die Schilderung der Eindrücke, aber auch für die Schilderung, was re- gierungsseitig insgesamt getan wird. Wir werden

Schluss der Sitzung: 18:45 Uhr

Dr. Andreas Lenz, MdB Vorsitzender

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