Mittelbadische Presse Samstag/Sonntag, 24./25. Februar 2007 APPENWEIER Auf der Nebenspur des Alltagstrotts Renchenerin Corinna Höfinghoff ist derzeit mit einer Gruppe in Ghana unterwegs / ARZ-Serie Teil 9

VON KERSTIN HANDSTEINER öchste Zeit für die Heim- reise: Mittlerweile ver- Redaktion: Fritz Bierer • Telefon 0 78 02 / 30 00 • Hsagt bei der täglichen Fax 0 78 02 / 70 05 40 • E-Mail: [email protected] Handwäsche der Kleidung Rei in der Tube. Zu viel Schmutz. Zu viel Schweiß. Und ich habe Veranstaltungs-Tipps begonnen, die Nächte zu zählen, wie einst als Kind vor Weihnachten und dem Geburts- VdK-Ortsgruppe Renchen zieht Bilanz tag. Renchen (red). Am 3. März um 14.30 Uhr findet im Gasthaus Zwei Wochen teile ich nun »Löwen« in Renchen die Jahreshauptversammlung der VdK- Bett und Bad mit Ameisen, de- Ortsgruppe Renchen statt. Neben den Berichten des Vorstan- ren Straße unter meinem Kopf- des gibt’s einen Vortrag mit dem Thema »Hausnotruf«. Die Un- kissen und quer durch die Du- terschriftenaktion des VdK zur »Ermäßigten Mehrwertsteuer sche führt. Es sind recht winzi- auf Arzneimittel« wird auch vom Ortsverband unterstützt. Bei ge Exemplare, kaum zwei Milli- der Versammlung können die Teilnehmer mitmachen und mit meter groß. Dafür erobern sie ihrer Unterschrift gegen die volle Mehrwertsteuer auf Arznei- so gut wie alles, das nicht luft- mittel und medizinische Hilfsmittel protestieren. dicht verschweißt ist: Obst, an- gebrochene Kekspackungen, Mit dem Motorrad durch Rumänien Medikamente und meinen Laptop. Vorzugsweise kund- Appenweier-Urloffen (cs). Die Motorradfreunde Urloffen ha- schaften sie dessen Lautspre- ben sich vor drei Jahrzehnten zusammengefunden, um in cheröffnungen aus. Die Biester lockerer und nicht von Vereinszwängen begleiteter Interessen- sind hartnäckig und gegen An- verbindung ihrem Hobby, dem Motorradfahren, nachzugehen. ti-Brumm (vom Tropeninstitut Unzählige Touren auf dem motorisierten Zweirad durch halb empfohlenes Insektenschutz- Europa wurden da in den vergangenen Jahren schon gemein- mittel, Anm. d. Red.) resistent. sam geplant und auch unternommen. Im vergangenen Sommer Gottlob auch mein Laptop, den Ghana hat seit jüngster Zeit vor allem ein Problem: Müllberge, wie hier, auf dem Kinder in Kasoa haben Martha und Rolf Wörner aus dem Meerrettichort und ich großflächig eingesprüht ha- sitzen. Foto: Corinna Höfinghoff Thomas Schmid aus Rammersweier sich vorgenommen, eine be. organisierte und von einem ortskundigen Begleiter geleitete Die Nächte waren selten ein- Bekanntschaft mit dem Hos- Der Tresen am Empfang ist kommt zwei Säckchen, in die ei- Tour durch Rumänien zu unternehmen. Über 400 digital aufge- sam, wenn auch die Gesell- pital zwischen Bawjiase und ein einziger Aktenberg, aus ne Frau verschiedene Pillen ab- nommene Bilder werden die beiden am Samstag, 3. März, um schaft (Eidechsen und Käfer) Kasoa hat auch Monika Ganter dessen Tiefen ein Radio plärrt, gezählt hat, und zusätzlich Tab- 19 Uhr mit Beamer und Großleinwand in der Jahnturnhalle gewöhnungsbedürftig. Doch gemacht. Bereits an unserem wie aus der angeschlossenen letten in einer handelsüblichen Urloffen allen Interessierten präsentieren. Der Eintritt ist frei. das ist hier vieles, nur gut 500 zweiten Tag in Ghana hat sie Apotheke. An Lautstärke wer- Verpackung, deren Aufdruck Freiwillige Spenden sollen zu Gunsten des »Vereins Integrati- Kilometer vom Äquator ent- am linken Oberarm einen den sie höchstens von den TV- Monika Ganter allerdings zu ei- on Schollenhof«, einer Begegnungsstätte für behinderte und fernt. merkwürdigen Fleck bekom- Geräten in den Behandlungs- nem schrillen »Da steht ja Va- nicht behinderte Menschen in -Wagshurst, zur Verfü- Nicht nur die Menschen ha- men, der im der Woche räumen übertroffen. Und über- ginal-Tabletts« veranlasst. Ihr gung gestellt werden. ben ihr Tempo einen Gang kontinuierlich seine Farbe än- all läuft ein anderes Programm. Aufschrei lässt gottlob den Dok- zurückgefahren. Auch E-Mails derte. Weder diverse Salben von Der weiß gekleidete, etwas tor aufhorchen, der ihr die Hauptversammlung der Sänger verlassen Ghana mit Gemach. daheim, noch die von Schwe- korpulentere Herr (wahr- Packung flugs wieder entreißt. Mein persönlicher Rekord liegt ster Margret aus dem Kinder- scheinlich der Doktor), misst Chaos, wie man es an so vielen Renchen (red/fb). Die Jahreshauptversamnlung des Männer- für das Versenden von einem heim verordnete »Tripple-Ac- noch den Blutdruck eines jun- Stellen im Land antrifft. gesangvereins »Eintracht« Renchen findet am 17. März, 20 Uhr Text und zwei Fotos bei 82 Mi- tion-Creme« half. Als Mama gen Mannes, als er uns ins Be- im Gasthaus Löwen statt. Auf der Tagesordnung stehen Be- nuten. Die fast täglichen Besu- Emma und Papa Joe (sie leiten handlungszimmer bittet. Sein Freundliches Volk richte der einzelnen Ressortleiter und des Dirigenten. Vor der che im Internet-Café haben das Kinderheim) die Wunde se- Schreibtisch, die Liege und Kä- Grundsätzlich sind Ghanaer Versammlung, um 18.30 Uhr, findet ein Gottesdienst in der Hei- mich allerdings gelehrt, dass hen, bestehen sie darauf, dass sten quellen mit Bücher, Akten ein freundliches Volk, das lig-Kreuz-Kirche für die verstorbenen Mitglieder statt. sich der Mensch ungemein sie das Hospital aufsucht. Ema- und Medikamente (in Packun- Fremde herzlich aufnimmt. rasch anpasst: In weite Ferne nuel wird als Fahrer, ich als mo- gen und lose) über. Mit verein- Und Ghana ist ein interessan- Kleintierzüchter ziehen Bilanz sind jene Hektik und der Ärger ralische Stütze abkomman- ten Kräften schildern wir in tes Land, das von Palmensträn- über die Technik gerückt, die diert. Letztere ist in einem afri- Englisch den Krankheitsver- den, über Regenwald (oder was Appenweier (red). Am heutigen Samstag findet die Jahres- gewöhnlich kollektiv im Redak- kanischen Landkrankenhaus lauf. Der weiß gekleidete Herr davon ürigblieb) bis zur Savan- hauptversammlung des Kleintierzuchtvereins Appenweier tionsbüro ausbrechen, wenn auch wirklich unverzichtbar. nickt und schreibt fleißig mit. ne alles bietet. Allerdings ha- statt. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Vereinsheim. sich der Server für wenige Mi- ben die Menschen, die vom nuten verabschiedet. Fortschritt überrannt wurden, In »Heilig Kreuz«: Kunst in der Kirche Überhaupt bekommen in der om 9. bis 24. Februar unternimmt die Renchenerin Corin- ein großes Problem, das uns Spur neben dem Alltagstrott na Höfinghoff erneut eine Reise nach Ghana, wo sie mit keinen Tag verborgen blieb: der Renchen (h). Gotteshäuser sind von jeher Orte der Kunst. In viele Dinge einen neuen Stel- Vdem katholischen Kinder- und Jugendchor das »Children’s Müll. Zum einen hausgemacht: neuerer Zeit geben sie aber auch Raum für Ausstellungen. Eine lenwert: In Ghana ist es keine Welfare Home Countryside« nahe der Hauptstadt Accra unter- Die einstige Gemeinschaftstas- solche findet in der Pfarrkirche Heilig Kreuz in Renchen vom Selbstverständlichkeit, dass stützt. Begleitet wird sie dieses Mal unter anderem von einer se, aus der Passanten auf der 11. März bis zum 1. April statt. Strom aus der Steckdose fließt, Schülergruppe des TG , die ein soziales Praktikum in Straße ihren Durst gelöscht ha- Unter dem Thema »Bekenntnisse« stellen acht Künstler ihre wenn man abends nach Hause dem westafrikanischen Land absolviert. ben, wurde durch in Plastikfoli- Werke aus. Sie gehören der Gruppe »Stellwerk« an, die in den kommt oder morgens erwacht. Was Corinna Höfinghoff, die sechs Schüler sowie Monika en verschweißtes Wasser ab- letzten Jahren wiederholt für Aufsehen im Kunstschaffen der Auch Wasser (vor allem saube- Ganter, eine treue Reisebegleiterin Höfinghoffs, in den zwei Wo- gelöst. Vom Gesundheitsaspekt Region gesorgt hat. res) ist nicht immer und überall chen erleben, berichtet in loser Folge unsere Redakteurin Ker- auf jeden Fall sinnvoll, aber die Ausgestellt werden in Renchens katholischer Kirche Bilder, verfügbar – und wenn doch, stin Handsteiner – so weit es die technischen Möglichkeiten zu- Entsorgung des Plastikabfalls, Plastiken und Objekte. nicht für jedermann bezahlbar. lassen. Denn Internet und E-Mail-Verkehr sind in Ghana längst mit dem Ghana nun täglich zu- Weniger am Geld, denn an un- noch nicht Usus. keh gepflastert wird, wurde verges- seren Essgewohnheiten schei- sen. Aus dem Rathaus tert häufig die Nahrungsmittel- Zum anderen importiert: suche. Die (meist scharfe) gha- Außer dem Geruch erinnert an Dann fragt er nach Namen und Die Straßen Ghanas sind der naische Küche schmeichelt dem ebenerdigen Gebäude Alter, stellt eine Patientenkarte Schrottplatz der Industriestaa- Pläne für Radweg Renchen – Ulm im Rat zwar dem Gaumen, stellt aber nichts an ein Spital. Auf der Ve- (Monica, 44 years) aus und ten. Fahrzeuge, die bei uns Renchen (red). Die Planung des Radweges von Renchen nach unser europäisches Verdau- randa liegen Männer und Frau- schickt uns mit einem kleinen mangels Umwelttauglichkeit Ulm steht am kommenden Montag, 26. Februar, 19 Uhr, auf der ungssystem vor eine Herausfor- en – ob Personal, Patienten oder Zettel (das Rezept?) in die ange- und Sicherheit längst aus dem Tagesordnung der Sitzung des Renchener Gemeinderates, die derung. Bisweilen auch die im einfach Passanten, die sich ein schlossene Apotheke, die an ei- Verkehr gezogen wurden, rat- im Bürgersaal des Rathauses stattfindet. Weitere Diskussions- Hotel angebotene kontinentale Nickerchen gönnen, ist nicht ne Garage erinnert. tern durch das westafrikani- punkte sind die Neugestaltung des Schlossberges, Teiler- Küche. ersichtlich. Patientin »Monica« be- sche Land. Des Eindrucks, dass schließung der Senator-Burda-Straße, eine Filterbefüllung für mancher seinen Sperrmüll und die Beckenwassererwärmung im Freizeitbad sowie verschiede- Bananen und Cola Altkleider mit gutem Gewissen ne Änderungen von Gebührensatzungen. Und seit meiner ersten Be- in Afrika entsorgt, erwährt gegnung mit Ratten und Gürtel- man sich auch im Kinderheim tieren, die als Sonntagsbraten nicht. Da werden Dinge gespen- Gottesdienste am Straßenrand angeboten det, die die Leute hier nie und werden, hat sich mein Speise- nimmer verwenden können. Katholische Gottesdienste plan schlagartig auf Vegetari- Paradebeispiel: ein Brot- sches reduziert. In den letzten backofen für den der Starkstro- Appenweier: Sonntag: 10.30 Uhr Messfeier. Nesselried: Sonn- Tagen hieß dies vor allem: Ba- manschluss fehlt. Aber auch tag: 9 Uhr Messfeier. Urloffen: Samstag: 10 bis 12 Uhr Pfarr- nanen, Cola, Erdnüsse. Maxi-Cosi aus wunderbarem heim Erstkommunionvorbereitung, 18 Uhr Zimmern Rosen- Den Magen strapaziert auch Plastik, obwohl Afrikanerin- kranz, 18.30 Uhr Zimmern Vorabendmesse. Sonntag: 9 Uhr Zim- die tägliche Einnahme der Mar- nen ihre Kinder mit einem mern Hauptgottesdienst, 15 Uhr Altenpflegeheim Rosenkranz. lariaprophelaxe. Unumgäng- Tuch auf dem Rücken tragen. Renchen: Samstag: 18.30 Uhr Eucharistiefeier. Ulm: Sonn- lich in einem Land wie Ghana. Oder Winterklamotten bei tag: 10.30 Uhr Eucharistiefeier. Erlach: Sonntag: 9 Uhr Eucha- Einige der europäischen Vo- Durchschnittstemperaturen ristiefeier. luntäre, die wir in den vergan- zwischen 28 und 32 Grad. genen zwei Wochen getroffen Evangelische Kirche haben, sind an Malaria er- Kein Urlaub Appenweier: Samstag: 18 Uhr Abendgebet. Renchen: Sonn- krankt. Manch einer trotz Ta- Unsere Reise war – wie er- tag: 10 Uhr Gottesdienst, anschließend Kirchenkaffee im Ge- bletten. So wird jeder Mücken- wartet – alles andere denn Ur- meindehaus. stich zum Risiko. laub, weshalb auch keiner zu Auch kleine Verletzungen, Hause ein »schön« erwarten Neuapostolische Kirche denen wir zu Hause kaum Be- sollte, der fragt, wie es denn ge- Renchen: Sonntag: 9.30 Uhr achtung schenken, müssen hier wesen sei. Die zwei Wochen wa- steril versorgt werden. Denn ren allerdings interessant, bis- wie wir an Rijnske, der hollän- weilen abenteuerlich. Vor allem Wir gratulieren dischen Voluntärin, gesehen stimmten sie aber nachdenk- haben, können sie rasch zu ei- lich. Doch noch ist unsere Zeit nem echten Problem werden: in Ghana nicht ganz abgelau- RENCHEN Aus einer kleinen Schnittwun- fen. Bevor wir an diesem Wo- Anna Gutenkunst, Teichmatt 2, morgen zum 87. Geburtstag. de an ihrem Finger entstand ei- chenende die Heimreise antre- ne eitrige Infektion, die mit An- Schrottentsorgung in Afrika: Autos, die bei uns aus dem Verkehr ten, hoffen wir immer noch, ULM tibiotikum behandelt werden gezogen wurden, rattern nun über die Straßen Ghanas, wie die- das neue Waschhaus einweihen Heinz Scheibe, Birkenweg 33, morgen zum 70. Geburtstag. musste. ses Taxi, das uns nach Accra brachte. Foto: Kerstin Handsteiner zu können...