2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 1 doc.be ÆRZTEGESELLSCHAFT DES KANTONS SOCIETE DES MEDECINS DU CANTON DE BERNE

Nr. 2 / April 2010 Stabübergabe geklappt! www.berner-aerzte.ch

Themen dieser Ausgabe: Dan k der vorausschauenden und zielgerichteten Vorbereitung von Jürg Schlup konnte die nächste Vorstandsstaffel ohne Zeit- und Wissensverluste und in bewährter Zusammensetzung in die nächste Runde starten. Dafür gebührt ihm mein herzlicher Dank.

Die unzähligen Codes und Passwörter, die unseren Alltag mittlerweile kennzeich - Thomas Schochat neuer nen, inspirierten mich, meine Sicht der Kantonalbernischen Standespolitik auch Kantonsarzt 2 in Form eines zeitgemässen PIN-Codes aufzuschreiben: 1- 2 - 4 - 6 - 3 - 5 Beschlüsse der Delegierten- versammlung vom 18.3.10 2 1 Motto: «Es sei keines Andern Knecht, wer sein eigener Meister sein kann.» Paracelsus 1538 Exzess Wirtschaftlichkeits- 2 Arten von Interessen: - Immaterielle und materielle verfahren 4 4 Prinzipien: - Qualitätssicherung vor Sparzielen - Partnerschaftliche Verbandslösungen - Standespolitische Unabhängigkeit «Vermeiden Sie unüber- - Unternehmerische Selbständigkeit legtes Handeln!» 5 6 Ziele: - Raubbau an der Grundversorgung stoppen - Solidarität innerhalb der Ärzteschaft erhalten - Frauenförderung realisieren Mit Hamlet durch die - Verträgliche integrierte Versorgungsmodelle aufbauen Gesundheitspolitik 7 - Medizinische Betreuung im Alltag und Notfall sichern - Kommunikation weiter verbessern 3 Aktionsfelder: - Hauptgewichtig Kanton Bern, interkantonal und national Interview mit Dr. J. Schlup: 5 Wege zur Umsetzung: - Verhandlungslösungen suchen «Man wird von der Kosten- - Koordination mit andern KÄG realisieren diskussion wegkommen» 9 - Informationspolitik gegen innen und aussen aktiv gestalten - Interessenvertretung in politischen Gremien sichern - Interne Strukturen der BEKAG gegebenenfalls anpassen Jahresbericht 2009 11 Hinter all diesen Stichworten verstecken sich Programme, Themen, Ideen, Ver - bände, Institutionen und vor allem sehr viel Arbeit. Sie sind in ihrer Wichtigkeit und ihren Auswirkungen einem stetigen Wandel unterworfen, sei er von aussen oder von uns selber herbeigeführt. Gerne werde ich die einzelnen Codeziffern in den kommenden doc.be-Ausgaben kommentieren.

Beat Gafner Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Bern 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 2

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Thomas Schochat neuer Kantonsarzt

Seit dem 1. März hat Bern einen neuen studiengang Public Health und schloss im Kantonsarzt. Der Regierungsrat hat den Oktober 2003 eine Habilitation im Fach 49-jährigen Mediziner und Privatdozen - Epidemiologie und Sozialmedizin ab. Tho - ten Thomas Schochat zum Nachfolger mas Schochat war anschliessend Abtei - von Professor Hans Gerber gewählt, der lungsleiter und stellvertretender Leiter des Ende Februar 2010 vorzeitig in den Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umwelt - Ruhestand ging. medizin der Universitätsklinik Ulm und vom 1. Juli 2004 bis 30. April 2007 als Schochat hat nach seiner Approbation Clinical Reviewer in der Abteilung Biotech - zunächst in der Rheumatologie gearbeitet. nologische Arzneimittel bei Swissmedic Danach erwarb er an der University of tätig. Am 1. Mai 2007 trat er als Abteilungs - North Carolina at Chapel Hill (USA) einen leiter Bewilligungswesen und Drogensub - Master of Science in Public Health sowie stitution in das Kantonsarztamt Bern ein einen Doktortitel in Philosophie. und wurde am 1. Mai 2008 zum stellvertre - In Deutschland arbeitete Schochat an der tenden Kantonsarzt befördert. Er ist deut - Universitätsklinik Ulm neben seiner ärzt - scher Staatsangehöriger, verheiratet und lichen Tätigkeit als Dozent am Aufbau - Vater von zwei Kindern.

Beschlüsse der Delegiertenversammlung vom 18. März 2010

Rückerstattung von Fr. 300.– bei Teilnahme Mitglieder der Kategorie 01, welche dem ROKO bzw. von Fr. 200.– bei Lieferung der Kantonalvorstand die Abrechnungsdaten Dr. iur. Abrechnungsdaten an PonteNova für selb - anonymisiert zur Verfügung stellen (Ponte - Thomas Eichen- ständig tätige Mitglieder) Nova), erhalten eine (weitere) Rückerstat - berger tung von Fr. 200.–. Sekretär der Der Kantonalbeitrag beträgt 2010 für: Einstimmig bei 1 Enthaltung Ärztegesellschaft des Kantons Kategorie 01 Bern (selbständig tätige Mitglieder) Fr. 965.– 4. Festsetzung des Budgets 2010 Kategorie 02 Einstimmig (bei Nachweis einer Mitgliedschaft beim VLSS) Fr. 500.– Kategorie 03 5. Befugnis des Kantonalvorstandes, für (unselbständig, nicht in leitender standespolitische Öffentlichkeitsarbeit 1. Genehmigung der Jahresrechnung Funktion) Fr. 300.– im Jahre 2009 bei Bedarf Fr. 100.– 2009 Kategorie 04 (Kategorien 01 und 02) bzw. Fr. 50.– Einstimmig (Mitglieder in FMH- (Kategorien 03, 04, 05 und 06) pro Mit - Weiterbildung) Fr. 300.– glied einzufordern (Extrabeitrag) Kategorie 05 Einstimmig 2. Déchargeerteilung an den Kantonal - (Wohnsitz und Berufstätigkeit vorstand für das Geschäftsjahr 2008 im Ausland) Fr. 150.– 6. Wahlen Einstimmig Kategorie 06 a) Vizepräsident (Momentan nicht als Arzt Die Delegierten wählen Dr. med. Rainer berufstätig) Fr. 150.– Felber, Boll, einstimmig zum neuen Vize - 3. Festsetzung der Mitgliederbeiträge präsidenten der BEKAG 2010 Nota bene: (Erhöhung um Fr. 95.–/Kategorie 1 und 2) Mitglieder der Kategorie 01, welche recht - b) Ehrenmitglieder (Reduktion des Kantonalbeitrages für zeitig einen auswertbaren Fragebogen im Die Delegierten ernennen die folgenden Chef ärztinnen und Chefärzte sowie für Lei - Rahmen der Rollenden Kostenstudie Personen zu Ehrenmitgliedern der BEKAG tende Ärztinnen und Leitende Ärzte mit (ROKO) einsenden, erhalten eine Rücker - Prof. Dr. med. Urs Boschung Mitgliedschaft beim VLSS um Fr. 100.–; stattung von Fr. 300.–. (einstimmig bei 10 Enthaltungen) 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 3

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Prof. Dr. med. emer. Emilio Bossi (einstimmig bei 11 Enthaltungen) Ehrenmitgliedschaft Dr. med. Hans-Werner Leibundgut (einstimmig bei 3 Enthaltungen) Die neuen Ehrenmitglieder der Ärztegesellschaft haben sich langjährig und in viel - Dr. med. Jürg Schlup fältiger Weise für die BEKAG eingesetzt: (einstimmig durch Akklamation) Prof. Urs Boschung realisierte die reichhaltige Jubiläumsschrift über die Historie c) Wahl der Kontrollstelle der Standesorganisation. Als OK-Präsident der 200-Jahr-Jubiläumsfestivitäten trug Die Delegierten wählen die Interrevi AG, Prof. emer. Emilio Bossi massgeblich zu den unvergesslichen Anlässen bei. Huttwil, einstimmig für ein weiteres Jahr als Dr. med. Hans-Werner Leibundgut wurde für sein Engagement bei PonteNova und Kontrollstelle. bei der Organisation des Wandertheaters gewürdigt und last but not least wurde Dr. med. Jürg Schlup für seinen jahrelangen, unermüdlichen Einsatz als Präsident der Ärztegesellschaft geehrt. 7. Antrag in Sachen Medphone Die Delegiertenversammlung fasst gestützt auf den Antrag des VBH, den Tarif für die telefonische Beratung bei Medphone (Not - arzt) auf mindestens CHF 1.50 pro Minute zu erhöhen und/oder die entsprechenden Kosten (Differenz) beim Kanton erhältlich zu machen (Kantonsbeitrag) [bzw. nach entsprechenden Rückzug des Antrages durch den Präsidenten des VBH] einstim - mig bei 4 Enthaltungen den folgenden Beschluss: «Der Kantonalvorstand der BEKAG wird beauftragt, namens der BEKAG (in ihrer Funktion als Mehrheitsaktionärin von Med - phone) auf den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung von Medphone im Be - streben für eine bessere finanzielle Basis Druck auszuüben bzw. Medphone schrift - lich mitzuteilen, dass die Delegiertenver- sammlung der BEKAG wünscht, dass die Mitglieder seitens von Medphone soweit als möglich von einer Kosten(mit)tragung Die neu ernannten Ehrenmitglieder der BEKAG. V.l.n.r. Prof. Urs Boschung, Prof. emer. Emilio entlastet werden müssen. Medphone soll Bossi, Dr. med. Hans-Werner Leibundgut, Dr. med. Jürg Schlup. Bild: M. Tackenberg in diesem Sinne alles daran setzen, innert nützlicher Frist volle Kostendeckung zu Rainer Felber, neu gewählter Vizepräsident erreichen, entweder gestützt auf eine Erhö - hung des Kantonsbeitrages und/oder durch Erhöhung des Telefontarifs.»

Impressum

doc.be, Organ der Ärztegesellschaft des Kantons Bern Herausgeber: Ärztegesellschaft des Kantons Bern, Bolligenstrasse 52, 3006 Bern / erscheint 6 x jährlich Verantwortlich für den Inhalt: Vorstandsausschuss der Ärzte gesellschaft des Kantons Bern Redaktion: Marco Tackenberg und Markus Gubler, Presse- und Informationsdienst, Postgasse 19, 3000 Bern 8 , Tel. 031 310 20 99; Fax 031 310 20 82; E-Mail: [email protected], [email protected] Inserate: P. Wolf, Bolligenstrasse 52, 3006 Bern Tel. 031 330 90 00; Fax 031 330 90 03; E-Mail: [email protected] Layout: forum | pr, Postgasse 19, 3011 Bern, www.forumpr.ch Rainer Felber wurde von der Delegiertenversammlung zum neuen zweiten Vizepräsidenten Druck: Druckerei Hofer Bümpliz AG, 3018 Bern gewählt. Er tritt die Nachfolge von Beat Gafner an, der ab 1. April 2010 den Vorsitz der BEKAG Ausgabe April 2010 übernehmen wird. Bild: M. Tackenberg 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 4

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Wirtschaftlichkeitsverfahren gegen Ärztinnen und Ärzte Patientengut «managen»...

doc.be sind schweizweit mehrere erfah- «Exzess Wirtschaftlichkeitsverfahren» rene ärztliche Standespolitiker bekannt, die, um kein Verfahren von santésuisse zu Die Krankenkassen überprüfen von Gesetzes wegen, ob Ärztinnen provozieren, Patienten mit komplexeren Krankheiten rasch an einen Spezialisten und Ärzte ihre Patienten «wirtschaftlich» behandeln. Ihr Verfahren geht oder ins nächste Spital weiterleiten. Das dabei aber von problematischen Annahmen aus und führt Weiterreichen von teuren Patienten wird gesundheitspolitisch zu unerwünschten Resultaten. vom System erzwungen. Dabei wären gerade diese Patienten bei einem Hausarzt Text: Marco Tackenberg, Presse- und Informationsdienst in guten Händen: Bei jemandem, der ihre Krankengeschichte kennt und der sie durch das Labyrinth des Gesundheitssys - tems führt. Bestraft werden Ärztinnen und Ärzte, welche die Patienten vom Anfang bis zum Ende der Behandlung selbst be - treuen. Sie erscheinen als teuer. Bestraft Wird ein Arzt wegen «Unwirtschaftlichkeit» Verdeckte Rationierung werden sie auch, wenn sie überdurch - verurteilt, wird er zur Kasse gebeten: Er schnittlich viele Hausbesuche machen, muss einerseits Rückzahlung leisten für Experten warnen, dass diese Wirt schaft- und sich vorwiegend um behandlungs- angeblich überhöhte «direkte Arztkosten», lichkeitsverfahren letztlich zu einer ver - intensive Patienten kümmern. die von ihm erbracht wurden, kann aber deckten Rationierung führen und damit auch für überhöhte «veranlasste Kosten» den Patienten treffen. Bei Krebsbehand - So werden Ärztinnen und Ärzte aufgrund (Laborleistungen, Physiotherapie und ver - lungen, um ein Beispiel zu nennen, er - eines fragwürdigen Verfahrens und einer ordnete Medikamente) belangt werden. höhen neue, wirksamere Medikamente die bedenklichen Gerichtspraxis einge- Die finanziellen Auswirkungen solcher Überlebenszeit des Patienten – und lösen schüch tert. Der Vorstand der Ärztege - Rückforderungsverfahren sind die eine damit noch höhere Fallkosten aus. Mit an- sellschaft des Kantons Bern ist nicht mehr Seite, die andere Seite ist der enorme Zeit - deren Worten: Wählt ein Arzt eine weniger gewillt, diesen Misstand weiter hinzu - aufwand und der psychische Druck bei wirksame Therapie, und stirbt sein Patient nehmen. In einem ersten Schritt gilt es den solchen Verfahren. Dabei steht der Arzt früher, so ist er gemäss der Kran ken - Mitgliedern aufzuzeigen, wie sie sich bei als Einzelkämpfer einem mächtigen Ver - kassenstatistik ein wirtschaftlicher Arzt. einem Wirschaftlichkeitsverfahren auch waltungsapparat mit Sachbearbeitern, «Wenn santésuisse einzelne Krebsspe - mit Hilfe der Standesorganisation wehren Juristen und Statistikern gegenüber. zialisten mit ruinösen Rückforderungen können. Lesen Sie dazu den Artikel und einklagt, besteht die Gefahr, dass der das Interview auf Seite 5. On ko loge günstigere, weniger wirksame «Fragwürdige Annahmen» Medi kamente einsetzt», so der Onkologe Jürg Nadig. Das statistische Verfahren von santésuisse geht von einer problematischen Annahme aus, so Peter Frutig, Geschäftsführer PonteNova (TrustCenter der Berner Ärztin - nen und Ärzte): «Um Unterschiede zwi - schen ein zelnen Arztpraxen zu erfassen, werden hauptsächlich Alter und Ge- schlecht der Patienten berücksichtigt: Frauen lösen höhere Kosten aus als Män - ner, Alte kosten mehr als Junge, so die Logik der Kassen. Besonderheiten seines Patientenstamms muss der ange schul - digte Arzt signifikant beweisen können. Es trifft vorwiegend Ärztinnen und Ärzte, welche überdurchschnittlich viele Patien - ten mit chronischen Krankheiten oder mit Mehrfacherkrankungen behandeln.» Leis - tet eine Ärztin häufig Notfalldienst oder vertritt sie häufig Kol legen bei deren Ab - wesenheit, so hat sie hingegen wenig zu befürchten, da die Kosten dieser «Kurz - zeit-Patienten» tiefer sind und den Durch - schnitt nach unten drücken. Damit gilt sie gemäss Statistik als «günstige Ärztin». Der angeschuldigte Arzt muss die Besonderheiten seines Patientenstamms einem mächtigen Verwal - tungsapparat mit Sachbearbeitern, Juristen und Statistiken beweisen können. Bild: iStockphoto 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 5

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Da im Verfahren gegen Santésuisse nur «Vermeiden Sie unüberlegtes Handeln!» Fakten zählen, ist es unerlässlich, dass jede Kollegin oder jeder Kollege über seine Der Druck der Krankenkassen auf die medizinischen Leistungserbringer eigenen Daten verfügt. Somit ist eine Mit- nimmt zu. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte sehen sich mit Wirtschaftlich - gliedschaft beim TrustCenter PonteNova keitsverfahren von Versicherern konfrontiert. Die BEKAG hat reagiert und unerlässlich. Falls jemand noch nicht Mit- eine eigene Ombudsstelle für betroffene Mitglieder eingerichtet. glied ist und bisher seine Daten nicht über - mittelt hat, sollte dies so rasch wie möglich doc.be sprach mit dem zuständigen Vorstandsmitglied Dr. Thomas Rohr - geschehen. Mit dem Praxisspiegel verfügt bach über Erwartungen, Kompetenzen und persönliche Erfahrungen. jeder Arzt, jede Ärztin über zentrale sta - tistische Indikatoren der eigenen Praxis, Interview: Markus Gubler, Presse- und Informationsdienst die überdies permanent mit einem Ver- gleichskollektiv in Beziehung gesetzt wer - den – so lässt sich eine erfolgversprechen- de Verteidigung aufbauen.

doc.be: Sie haben sich bereit erklärt, bei Weiter ist es ganz wichtig, Hilfe zu bean - WZW-Verfahren als erste Anlaufstelle spruchen, und zwar rasch. Scham ist nicht für Mitglieder zu agieren. Wieso? angebracht. Aktuell läuft eine Offensive Im April 2009 erhielt ich einen Telefonanruf von Seiten der Santésuisse – im Moment von Santésuisse mit der Aufforderung, werden überdurchschnittlich viele Kolle - ihnen so rasch wie möglich, am liebsten ginnen und Kollegen, sowohl Grundversor - sofort, einen Termin zur Verfügung zu stel- ger wie Spezialisten, kontaktiert. Betroffen len, damit in meiner Praxis ein Gespräch sind alle Fachgebiete. stattfinden könne. Als Grund wurde ein zu hoher Annova-Index angegeben. Wie Sie Vor der Hilfesuche sollten keinerlei Termine sich sicher vorstellen können, war ich zu- abgemacht oder Daten an Santésuisse erst erstaunt, im Verlauf rasch bestürzt und geliefert werden – es entspricht der Taktik auch geschockt. Bestürzt zum einen, weil von Santésuisse, die Kontaktierten zu die Dame am Telefon äusserst hartnäckig überrumpeln, zu unüberlegtem Handeln zu auf einem Termin beharrte und mir meine zwingen und Panik zu verursachen. Dies Daten erst nach Erhalt desselben aus- ist unbedingt zu vermeiden. händigen wollte, zum andern, weil dieses Vorgehen nicht der Hochglanzbroschüre Zusammenfassend möchte ich folgende von Santésuisse entsprach. In dieser un - Ratschläge mit auf den Weg geben: Mit- gefähr ein Jahr zuvor an alle Ärzte ver - gliedschaft PonteNova, Daten übermitteln, schickten Dokumentation wurde das Vor - Ruhe bewahren, Hilfe suchen – und nie gehen bei einem WZW-Verfahren detailliert allein mit Santésuisse verhandeln! geschildert. Ich habe aber vor diesem Lassen Sie sich beim Telefongespräch mit dem Anruf kein Schreiben erhalten. Kassenvertreter nicht drängen. Bild: iStockphoto Ich habe mich während dem Telefonge - spräch aber nicht drängen lassen und der Wie können sich Hilfesuchende an Sie Dame von Santésuisse mitgeteilt, dass sie wenden? Und was dürfen sie von Ihnen Ombudsstelle der BEKAG von mir wieder hören werde. Danach ha- erwarten? bei WZW-Verfahren be ich sofort mit Peter Frutig, Geschäfts - Von Santésuisse kontaktierte Kolleginnen führer PonteNova, Kontakt aufgenommen, und Kollegen dürfen sich telefonisch der mich nach kurzer Analyse meiner (Tel.: 031 330 90 00) oder per E-Mail (tho - Daten rasch beruhigen konnte. Nach der [email protected]) bei mir melden. Lieferung gewisser praxisspezifischer Auf Wunsch werde ich meine Erfahrungen Daten waren wir bereit, mit Santésuisse einbringen. Ich sehe meine Funktion vor einen Gesprächstermin in meiner Praxis allem in der Koordination: Für juristische abzumachen. Erst dann erhielt ich meine Abklärungen stelle ich Kontakt zur Daten. Anlässlich des Gesprächs konnten BEKAG-Rechtsberatung her und bei wir dann unseren Standpunkt gegenüber datentechnischen Anliegen verweise ich Santésuisse vertreten. Seither habe ich die Betroffenen an den ärzteeigenen nichts mehr gehört. Datenverwalter PonteNova. Zudem kann ich wahrscheinlich beruhigen und so fal - Wie Sie sich denken können, war ich sehr sches und überstürztes Handeln verhin - aufgebracht. Aus diesem Grund engagiere dern. ich mich für standespolitische Anliegen der Ärzteschaft und setzte mich als direkt Was konkret raten Sie Kolleginnen und Berät betroffene Mitglieder: Betroffener für Mitglieder ein, die das Kollegen, die mit einem Wirtschaftlich- Vorstandsmitglied Dr. Thomas Rohrbach gleiche Schicksal ereilt hat. keitsverfahren konfrontiert sind? 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 6

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Empfohlenes Verhalten bei Wirtschaftlichkeitsverfahren

Gemäss Art. 56 KVG und Art. 76 KVV ha ben die Krankenversicherer die Pflicht, im Rahmen der Grundversicherung die Wirtschaftlichkeit von abgerechneten Leistungen zu prüfen und allenfalls Massnahmen gegen eine Praxisführung zu ergreifen, die sich nicht an den Behandlungserfordernissen orientiert. Eine dem Leistungserbringer zu Unrecht bezahlte Vergütung kann zurückgefordert werden (Art. 56 Abs. 2 KVG).

Das offizielle Ablaufschema der Santé suisse sieht wie folgt aus:

Ablaufschema Wirtschaftlichkeitsprüfung (gemäss santésuisse)

PHASE 1 ERMITTLUNG STRATEGISCH AUFFÄLLIGER ÄRZTE

INFORMATIONSBRIEF UND EINLADUNG PHASE 2 ZUR STELLUNGNAHME

PHASE 3 BEOBACHTUNG UND REAKTIONSZEIT

PHASE 4 GESPRÄCH

PHASE 5 VERGLEICH UND PARITÄTISCHE KOMMISSION

PHASE 6 DER RECHTSWEG

Der KVG-Anschlussvertrag zwischen der Santésuisse und der BEKAG sieht keine partitätische Kommission vor. Somit entfällt Phase 5 teilweise. Bei fehlender aussergerichtlicher Einigung bzw. wenn kein Vergleich erzielt werden kann, muss Santésuisse direkt beim Schiedsgericht KVG (Teil des Verwaltungsgerichts des Kantons Bern) Klage einreichen (Phase 6).

In den letzten Wochen mussten wir leider feststellen, dass Phase 2 (Informationsbrief und Einladung zur Stellungnahme) unterbleiben und stattdessen eine telefonische Kontaktaufnahme zwecks Vereinbarung eines Gesprächstermins statt - findet. In diesem Fall empfehlen wir, dass Santésuisse wie folgt zur Einhaltung des formellen Ablaufs der Wirtschaftlich - keitsprüfung aufgefordert wird:

1. Bestehen Sie auf einer schriftlichen Kontaktaufnahme und lehnen Sie telefonische Terminverein - barungen ab.

2. Nehmen Sie unbedingt mit dem Sekretariat der BEKAG oder mit PonteNova Kontakt auf, bevor Sie an einem Gespräch teilnehmen. Letzteres setzt unseres Erachtens zwingend voraus, dass Sie sich vorgängig mit Ihrer eigenen Statistik auseinandersetzen.

3. Gehen Sie nicht ohne Begleitung an ein Gespräch mit Santésuisse und bestehen Sie auf einem Pro - tokoll, das anschliessend von beiden Seiten genehmigt werden muss. 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 7

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schon Ärzte hier, Juristen sind vollauf Mit Hamlet durch die Gesundheitspolitik genug, die dann mindestens die Kniffe kennen, Einsprachen auf der richtigen In William Shakepeares Tragödie um den Prinzen von Dänemark finden Ebene wegzuwinken. sich zahlreiche Passagen, welche die aktuellen gesundheitspolitischen Geschehnisse in diesem Lande verblüffend genau beschreiben. «So macht Bewusstsein Feige aus Thomas Heuberger wagt den ungewohnten . uns allen» Da niemand mehr so genau weiss, wie’s gehen sollte, ducken wir uns und ver suchen Text: Dr. med. Thomas Heuberger im kleinen Gärtchen das Beste für uns zu machen – jeder in seinem Refugium – abge - schottet gegen aussen hoffend, dass man dann von der unweigerlichen Sintflut, vom personen fragt man schon lieber gar nicht: Zusammenbruch des Systems nicht allzu - Hieraus folgt sofort: «Es ist etwas faul im sehr betroffen sein wird. Staate Dänemark» , wenn das BAG end - Wer würde es schon wagen, wenn er denn Dr. med. lich ärztefrei geworden ist, sodass man die Erkenntnisse aus den Fehlern hätte, den Th. Heuberger, sicher nicht in Versuchung kommt, eine Finger auf die Wunden zu legen? Die näch - Vorstandsmitglied Fach person zu fragen. Was braucht es sten Wahlen drohen ja schon und mit unpo - BEKAG, Grossrat Grüne Kanton Bern

«Und ist es auch verrückt, so hat es doch Methode» Wem im heutigen Karussell der Gesund - heitspolitik kommt nicht sofort Shake- speares Klassiker in den Sinn, wenn er an die Senkungen der Labortarife denkt, die, als Sparmassnahme gedacht, die Kosten treiben werden, aber besonders die Grund - versorger empfindlich in ihrer täglichen Be - rufsausübung treffen. Zur Methode ge hört dann aber auch, dass entsprechende Be - rechnungen des Bundesamtes für Ge - sundheit (BAG) nachweislich falsch waren und stümperhafte Rechenfehler beinhalte - ten. Dazu passt, dass dasselbe BAG auch nicht in der Lage (oder willens?) ist, die Fol - gen dieser Massnahme seriös in einem umfassenden Monitoring zu untersuchen.

«Die Zeit ist aus den Fugen» Wie wahr ist dieses Zitat heute für den, der beobachtet, welche Kapriolen die Ge - sundheitspolitik in den letzten Jahren macht: Niemand weiss mehr so genau, wo ihm der Kopf steht. Jeder (meist selbster - nannte) Gesundheitspolitiker glaubt, die Medizin gegen die Krankheit im Gesund - heitswesen zu kennen. Jeder profiliert sich mit einer neuen Baustelle im System, wor - auf sofort ein Konkurrent (oder Freund!) mit einem gegenteiligen Rezept eine zweite Baustelle aufreisst – und ein Dritter diese beiden schliesslich mit einer weiteren Reparaturstelle überdacht. Jede Übersicht, geht verloren, über Gefahren und Neben - wirkungen der Baustellen wird kein politi - Hamlet und Horatio auf dem Friedhof. scher Beipackzettel verfasst und die Fach - Ölgemälde von Eugène Ferdinand Victor Delacroix (1798 –1863). Foto: wikipedia 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 8

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pulären Fragen (oder Spitalschliessungen!) lament verabschiedet werden (besonders Und all das, obwohl man darum bat, dass könnte man ja die Abwahl ris kieren. solange man darauf achtet, dass die all den guten vergangenen Worten endlich Massnahmen nichts kosten!) und dann Taten folgen sollten: «Der Rest ist Schweigen» keimt das Gefühl auf: «Ich wittre Morgen - Auch diese Erfahrung Hamlets macht, wer luft.» Ein sonst eher fremdes Gefühl für das «Der Worte sind genug gewechselt, mit den Kassen verhandeln will und meist, politische Leben im Kontext der Gesund - lasst uns nun endlich Taten sehen» sich vor dem Ziel wähnend, mit «Dr. Mur - heitspolitik, aber es tut gut; man erhält Lob (Faust I) kes gesammeltem Schweigen» (Böll) der und Anerkennung, kriegt Unterstützung Kassen konfrontiert wird. Sei es, wenn die von ungewohnter Seite, glaubt Licht am Ich bin offen für weitere Erfahrungen und «Verhandlungspartner» un vor bereitet auf - Ende des Tunnels zu sehen (obwohl es hoffe auf weitere Kolleginnen und Kolle - tauchen, früher ge machte Zusicherungen vielleicht nur das Licht des entgegenkom - gen, die diesen Weg in der Politik weiter und Einverständnisse zurücknehmen oder menden Zuges ist!) und bereitet sich auf mitmachen. Irgendwann mal wird sich das eine nächste Sitzung anberaumen, die den nächsten Vorstoss vor: auszahlen und wir erleben: «Zu neuen aber immer wieder verschoben wird. Und Ufern lockt ein neuer Tag.» dies geschieht unter den Voraussetzun - «Von keines Gedankens Blässe ange - gen, dass Dringendes (z.B TARMED-Revi - kränkelt» wird dieser dann aber wuchtig sion) nicht erledigt werden kann – mit stei - im Grossen Rat abgeschmettert, obwohl gendem Schaden am Gesundheitswesen. er sofort etwas Erleichterung und Entspan - nung brächte und den Kanton nichts «Bereit sein ist alles» kosten würde (Generelle Erlaubnis für DMA So ist man denn bereit, legt Motionen zur für alle Grundversorger!). Alte Vorurteile Grundversorgermedizin vor, die unter - tauchen auf, Neid und Missgunst, falsche stützt und mit grossen Mehrheiten im Par - Argumente und kurzsichtiges Denken. h c . x i l b u Ausbaupläne? p CB7 passt sich Ihren Zukunftsvisionen an

Sibylle blickt durch.

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Interview mit dem scheidenden BEKAG-Präsidenten Dr. Jürg Schlup te setzen, um die Situation für unsere Mit - glieder, ob aus Spital oder Praxis, zu ver - bessern. Den zweiten Schwerpunkt bildete «Man wird von der Kostendiskussion der ärztliche Notfalldienst, der schon da - mals unter einer rückläufigen Dienstbereit - wegkommen.» schaft litt. Immer wieder waren wir mit Dis - pensationsgesuchen und Rekursen kon - Neun Jahre lang war Jürg Schlup Präsident der Ärztegesellschaft. frontiert. Und die dritte – damals enorm Ende März 2010 hat er den Vorsitz abgegeben. virulente – Problemzone, die ich anpacken Im persönlichen Gespräch mit doc.be blickt er auf seine Anfänge zurück, wollte, betraf unser universitäres Zentrum Inselspital. Zu Beginn meiner Amtszeit erörtert aktuelle standespolitische Handlungszwänge und skizziert künftige fochten Ärzteschaft, Insel-Verwaltungsrat Entwicklungen in der kantonalen Gesundheitspolitik. und Direktion ihre Differenzen beinahe täg - lich in den Medien aus. Diese Konstellation Interview: Markus Gubler, Presse- und Informationsdienst hat sich seither v.a. dank dem Führungs - wechsel in Verwaltungsrat und Direktion völlig entschärft – vielleicht auch weil die Ärztegesellschaft ihren Beitrag zur Beruhi - gung der Situation leistete. Sie waren neun Jahre Präsident einer Auseinandersetzung zwischen den ver - grossen Standesorganisation. Wie hat schiedenen Playern im Gesundheitswesen Welche Ziele wurden erreicht? Welche sich Ihre Aufgabe im Laufe der Zeit einer partnerschaftlich lösungsorientierten nicht? gewandelt? Zusammenarbeit gewichen. Damit spreche Ein Jahr nach meinem Amtsantritt haben Gewandelt hat sich vor allem das Umfeld. ich aber nicht die grosse nationale Politik wir das erste ärzteeigene Trustcenter in Es ist ein anderes als vor neun Jahren. an, sondern meine die einzelnen Front - die sem Land gegründet. Dadurch konnten Damals war die Ärzteplethora in aller Mun - player: die Einzelkasse, das Einzelspital, wir das Datenmonopol der Kassen erfolg - de. 2003 haben wir in doc.be erstmals auf die kantonale Ärztegesellschaft. reich angreifen, uns in Richtung Daten - den drohenden Ärztemangel hingewiesen. parität bewegen. Und zwei Jahre nach Wir waren eine der ersten Standesorgani - Welche Ziele haben Sie sich zu Beginn meinem Amtsantritt schlossen wir den sationen in der Schweiz, die dieses Thema Ihrer Amtszeit gesetzt? ersten Datenlieferungsvertrag mit einer so aufgegriffen hat. Damals wurden wir von Ich konzentrierte mich auf drei «Baustel - Ver sicherung ab. Diese Kooperation war allen Seiten müde belächelt, unsere War - len» mit dringendem Handlungsbedarf: damals sehr umstritten – besonders für die nungen wurden als esoterisch bezeichnet – Schon damals verschlechterten sich Rah - Kasse, die sich innerhalb von Santésuisse und heute haben wir den Ärztemangel. menbedingungen für Ärztinnen und Ärzte exponierte und als Monopolbrecher abge - Neben diesem Wandel ist die konfrontative zusehends. Hier wollte ich, erstens, Akzen - stempelt wurde. Zu den misslungenen Aktionen gehört sicherlich der Tarmed- Rahmenvertrag. Mein Vorgänger, ich und weite Teile des Vorstandes waren gegen den Vertrag und forderten Nachbesserun - gen insbesondere bei der Datenlieferung und Kostenneutralität. Dafür wurden wir in - nerhalb der FMH stark kritisiert. Heute ge - ben uns viele der damaligen Kritiker Recht.

Wo wurden die grössten standespoliti - schen Erfolge erzielt? Erfolgreich waren wir sicherlich im Lobby - ing gegen die Aufhebung der freien Arzt - wahl – ein permanentes politisches Ak - tionsfeld, das mich während meiner Amts - zeit stets begleitete und in dem ich immer wieder von neuem Überzeugungsarbeit leis ten musste. Von Erfolg gekrönt war auch unser Engagement im Vorfeld der eidge - nössischen Abstimmung gegen den neuen Verfassungsartikel im Juni 2008. Ferner haben wir im Kanton Bern im Bereich Arzt - praxis seit 2005 einen stabilen Taxpunkt - wert – in 19 anderen Kantonen wurde dieser in der gleichen Zeit abgewertet.

Jürg Schlup und Jacqueline Wettstein, Kommunikationschefin FMH, im gemeinsamen Abstimmungs - Sie standen oft im Rampenlicht. War kampf vom 1. Juni 2008 gegen den neuen Verfassungsartikel. dies mehr Freude oder Belastung? Bild: M. Tackenberg Beides. Je nach Situation. Meistens habe 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 10

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ich die öffentlichen Auftritte sehr positiv gehend ab 2010 läuft – ein freiwilliger Vor - Voranzeige erlebt. Mein Wermutstropfen ist aber, dass vollzug. Im Zusammenhang mit DRG zählt die Medien kein Gedächtnis haben. Me - sicherlich die Begleitforschung zu den drin - dien sind im Tagesgeschäft und vergessen gendsten Aufgaben. Wir brauchen Daten, häufig, was vor einem Jahr geschah oder um die Entwicklungen erfassen und vor Benefizkonzert gesagt wurde und hinterfragen zu wenig. allem gegenüber den Versicherern belegen Ich bedaure, dass die Medien zu wenig auf - zu können. Ein Beispiel: Fällt nach der Ein - zu Gunsten der arbeiten – Themen werden kaum in einen führung von DRG die durchschnittliche längerfristigen Kontext gestellt. Hospitalisationsrate, wird vermehrt ambu - Brustkrebsforschung lant behandelt, was höhere Kosten verur - am Inselspital Bern Als BEKAG-Präsident hatten Sie viele sacht. Dies bewirkt wiederum, dass die politische Auseinandersetzungen zu Ärzteschaft unter Kostendruck gerät. Der bestreiten. Gibt es politische Gegner, die Versicherer wird uns Mengenausweitung Sie geschätzt haben? vorwerfen. Deshalb brauchen wir Begleit - Donnerstag, Sicher. Ich schätze Offenheit, Transparenz forschung. Nur wenn wir solche Entwick - und Verbindlichkeit. Politische Gegner lungen plausibel abbilden und erklären 24. Juni 2010, 19.30 Uhr oder gar Partner, die ich respektiere und können, haben wir griffige Argumente. Der Kultur-Casino Bern, schätze, bringen diese Eigenschaften mit. zweite dringende Handlungsbedarf betrifft Grosser Saal Dazu zählten Stefan Fritz (der ehemalige die Nachwuchsförderung. Diese kann nur Präsident der Berner Apotheker), Pierre dann rasch zu Erfolg führen, wenn wir uns Triponez (Nationalrat und ehemaliger Vor - noch vehementer für attraktivere Rahmen - steher der Kommission für Soziale Sicher - bedingungen einsetzen. heit und Gesundheit des Nationalrates) oder der Leiter der Santésuisse Bern, Tho - Haben Sie den Zeitpunkt Ihres Rück - Robert Schumann mas Linder, sowie die Spitze des Verwal - tritts bewusst gewählt? Der Rose Pilgerfahrt tungsrates und Direktion der Visana des Ja, absolut. Zu Beginn meiner Amtszeit op. 112 (1851) Kantons Bern. Obwohl wir in der Regel habe ich mir gewisse Ziele gesteckt – eines Märchen nach einer Dichtung von nicht gleicher Meinung waren, stehen die davon war, nicht zehn Jahre lang als Präsi - Moritz Horn Genannten für den offenen Dialog und han - dent zu amten. Gemäss den Grundsätzen deln transparent und verbindlich. der Unternehmensführung, wie ich sie an der HSG erlernte, sollte man einen Vorsitz Wo liegen die aktuellen gesundheitspo - nie länger als zehn Jahre ausüben: An der Hélène Le Corre – Sopran litischen Herausforderungen – ebenfalls Spitze von Organisationen braucht es Claude Eichenberger – Mezzosopran auf den Kanton Bern bezogen? immer wieder Wandel, Erneuerung und Rolf Romei – Tenor Aus meiner Sicht gibt es zwei Dimensio - Bewegungen – sonst erstarren Strukturen. René Perler – Bariton nen: eine kurz- und eine langfristige. Die Der zweite Grund für meinen Rücktritt ist Marysol Schalit – Sopran kurzfristige umfasst die nächsten drei der Abschluss der Jubiläumsfestivitäten, Jahre. Dabei geht es um die erfolgreiche für die ich mich persönlich stark engagiert Nathalie Mittelbach – Mezzosopran Bewältigung des Strukturwandels, der habe und die mich physisch deutlich ge - gegenwärtig voll im Gange ist und sich vor fordert haben. Der Zeitpunkt meines Rück - allem im Spitalsektor abspielt und abspie - tritts ist auch im Hinblick auf die Organisa - Ensemble Ardent – Chor len wird – mit massiven Auswirkungen auf tion der nächsten BETAKLI günstig. Mein Patrick Secchiari – Chorleitung die einzelnen Arztpraxen. Ganz bestimmt Nach folger hat nun genügend Zeit für die wird die neue Spitalfinanzierung und v.a. administrativen Vorbereitungen dieses Medizinerorchester Bern die Einführung von Fallpauschalen massive Gross anlasses. Matthias Kuhn – Dirigent Veränderungen mit sich bringen. Wollen wir diese politischen Vorgaben erfolgreich Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf meistern, ist das eine echte Herausfor - den Weg? Eintritt CHF 10. – bis 60. – derung. Die zweite Dimension ist eher eine Ich wünsche ihm einerseits viel Erfolg und mittelfristige Zukunftsperspektive. In fünf Befriedigung, andererseits eine gewisse Vorverkauf von Konzertbilletten: bis sieben Jahren werden wir meiner Ge lassenheit –- v.a. gegenüber seinen Mit - Meinung nach einen medizinischen Fach - gliedern. Telefon 077 443 09 30 oder kräftemangel erleben, der zum Treiber Ferner wünsche ich ihm Respekt vor sei - E-Mail: [email protected] weiterer Reformdiskussionen wird: Man nen politischen Gegnern, und schliesslich Zonta Club Bern Area, wird von der Kostendiskussion wegkom - dass er trotz der Bürde seines Amtes nicht PC-Konto 60-681930-0 men, hin zur Versorgungsdiskussion. Nach vergisst, dass unsere Zeit begrenzt ist: «Konzert Schumann 2010» dem Motto: Bleiben die Fachkräfte weg, Zögere nicht! steht die Versorgung auf dem Spiel!

Wo orten Sie den dringendsten standes - politischen Handlungsbedarf? Vielen Dank, Herr Dr. Schlup, für dieses Bei der Einführung der DRG. Wobei ange - Gespräch! Zonta Club Bern Medizinerorchester Mitglied von merkt werden muss, dass im Kanton Bern Bern Zonta International dieses Abrechungssystem bereits weit - 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 11

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2. Gesundheitspolitisches Jahresbericht 2009 Umfeld 2009

2.1 Die Schweiz

Die Schweiz steht für Demokratie, Konkor - de Lebensfreude sind ein Spannungsfeld, danz und Vielfalt. 4 kein Widerspruch. Die Schweiz hat die Finanzkrise – vergli - Im Berichtsjahr ereigneten sich politisch chen mit andern Industrieländern – bislang wichtige Dinge. In den USA wird der gut durchgestanden und hat sich nicht Dr. med. 44. Präsident Barack Obama vereidigt; er massiv überschuldet. Für unser Gesund - Jürg Schlup, steht für einen Neuanfang – auch im US- heitswesen ist dies gut, denn dieses wird Alt-Präsident der Gesundheitswesen. Der deutsche Finanz - zu einem guten Teil von den Erträgen unse - Ärztegesellschaft minister Peer Steinbrück droht auf Zuge - rer Volkswirtschaft finanziert. des Kantons ständnisse des Bundesrates im Steuer - Die Gesundheitsversorgung ist gut ausge - Bern streit spöttisch: «Die Kavallerie in Fort baut und qualitativ hochstehend. 5 Trotz - Yuma muss nicht immer ausreiten, manch - dem bleibt das Gesundheitswesen – wie mal reicht es, wenn die Indianer wissen, im letzten Jahrzehnt schon – eine der drei dass sie da ist.» Die Stimmbürger spre - Hauptsorgen unserer Bevölkerung. Im chen sich klar für die Weiterführung der Sor genbarometer 2009 wird unser allzu 1. Einleitung Personenfreizügigkeit mit der EU und für kompliziertes Gesundheitswesen gar als die Ausdehnung auf Rumänien und Bulga - grösste Schwäche der Schweiz aufge - Die Grundsolidarität zwischen den Men - rien aus; weiter für den Verfassungsartikel führt. 6 Unsere Volksvertreter bemühen sich schen ist immer gefährdet – in unserer Zeit zur Komplementärmedizin; für die IV-Zu - darum auch um Reformen: Die Revision aber besonders stark. «Der Kern der satzfinanzierung (befristete Erhöhung der des Krankenversicherungsgesetzes und Humanität besteht in meinen Augen darin, Mehrwertsteuer und Trennung des AHV- des Heilmittelgesetzes sind Zeuge davon. sich dem Schwachen liebevoll zuzuwen - und IV-Fonds) aus. Und schliesslich wer - Die Monatskosten der Krankenversiche - den.» 1 Die fortschreitende Materialisierung den 2009 in der Schweiz mehr Kinder ge - rungen pro Versicherten betrugen 1909 und Instrumentalisierung des mensch - boren als in den vergangenen 10 Jahren! CHF 1.20 und 2009 CHF 262. 7 Die Teue - lichen Lebens liegt in der Natur des Men - rung betrug über diesen Zeitraum rund schen, ist ein «Naturtrieb». Was wir unter 850%. 8 Eine Büchse Ovomaltine kostete Humanität verstehen, muss diesem Natur - 1909 übrigens CHF 1.75 9, also deutlich trieb stets abgerungen werden. 2 mehr, als die damaligen monatlichen Kran - In der Welt werden wir um unser Gesund - kenversicherungskosten. heitswesen vor allem wegen dessen Qua - Die Anzahl der spitaltätigen Ärzte lag 1941 lität und Effizienz beneidet. Für uns stellt bei 1’364 und 2008 bei 14’104. Das Ver - sich die Frage, wer in der Schweiz die von hältnis der spitaltätigen Ärzte zu denje - unserer Regierung geplanten Reformbe - nigen mit Praxistätigkeit betrug 1941 1:3 strebungen wirklich will: Der Staat, die und 2008 1:1. 10 Kassen, die Patienten oder die Ärzte? 3 Im Berichtsjahr haben an den Spitälern der Jemanden aufgrund seiner physischen Schweiz noch 55% der Assistenzärzte ein und psychischen Verfassung zu beschul - eidgenössisches Staatsexamen, die übri - digen, ist moralisierend und ist wenig hilf - gen ein ausländisches. 11 In den letzten reich. Wer Personen diskriminiert, deren zehn Jahren hat sich der Anteil der Assis - Lebensstil nicht der «aktuellen Norm» ent - tenzärzte mit ausländischem Diplom in der spricht, der sei an folgende zwei Tatsachen Schweiz mehr als verdoppelt. Wichtiger erinnert. Erstens muss, wer seine Lebens - Grund dafür ist die seit 2002 deutliche gewohnheiten verbessern will, nicht allein Zunahme der Assistenzarzt-Stellen infolge guten Willen haben sowie geistig und kürzerer Arbeitszeiten – bei gleichzeitiger körperlich handlungsfähig sein, sondern er Abnahme der Anzahl Diplomierungen in muss auch ein geeignetes sozio-ökonomi - der Schweiz. 12 Die daraus entstehende sches und kulturelles Umfeld haben. Zwei - Lücke wird durch Assistenzärzte mit aus - tens darf, wer sich die Freiheit nimmt und ländischen Diplomen geschlossen. seine Lebensgewohnheiten nicht ändern «Angesichts der desolaten Situation der will, dies in einem verfassungsmässigen Ärzte in Deutschland und der düsteren Zu- Rahmen durchaus tun. Martin Luther King kunftsaussichten bin ich glücklich, in der meinte dazu: «Von allen Formen der Un - Schweiz einen Neuanfang gemacht zu ha- gleichbehandlung ist die Ungerechtigkeit ben.» 13 Dies sagt ein Hausarzt mit sehr gut in Fragen der Gesundheitsversorgung die frequentierter, aber unrentabler Praxis in unmenschlichste.» Wer Risikoselektion Köln nach seiner Flucht nach Meilen am betreibt, lässt sich nur vom olympischen Zürichsee. Und weiter: «Viele Kollegen in Menschenbild leiten. Aber Gebrechlichkeit Das Gesundheitswesen bleibt auch 2009 eine Deutschland haben sich in ein Hamsterrad der Hauptsorgen der Schweizer Bevölkerung. ist auch eine Dimension des Menschseins. begeben und geglaubt, den Honorarverfall Abnehmende Kraft im Alter und anhalten - Foto: iStockphoto durch mehr Leistungen kompensieren zu 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 12

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können.» In der Schweiz erleben wir in den 3. Gesundheits- und Ziel des Gesetzgebers beim Zulassungs- letzten Jahren ebenfalls eine Honorarsen - Standespolitik 2009 stopp? Im selben Zeitraum nahm die Zahl kung. Und die meisten Ärzte betrachten der angestellten berufstätigen Ärzte im diese Kürzung noch als verkraftbar, darum 3.1 Nationale Aktivitäten der Berner am bulanten Sektor laut FMH-Ärztestatistik wird sie hingenommen. Ärztegesellschaft um 15% zu. 15 Die Einführung von Fallpauschalen an Spitälern macht grosse Fortschritte. Die 3.1.1 KVG-Revision 3.1.2 Umsetzung KVG Artikel 22a Herausgabe von sensiblen Daten zu Bundesrat und Parlament verfolgten die Am 1.1.2009 trat der revidierte KVG-Artikel Haupt- und Nebendiagnosen sowie zu 2002 begonnene KVG-Revision weiter. Die 22a, Abs.1 – Daten der Leistungserbringer Behandlungsprozeduren provoziert wei- Einschränkung der freien Arztwahl blieb – in Kraft. Dieser verpflichtet uns Leis - terhin Skepsis bei Ärzteschaft und Spitä - dabei ein wichtiges Ziel. Diese Einschrän - tungserbringer, «den zuständigen Bundes - lern. kung der freien Arztwahl wurde von uns behörden kostenlos die Daten bekannt- Die führenden Kaderbeamten der nationa - weiterhin bekämpft. Wegen der sich im Be - zugeben, die benötigt werden, um die An - len Gesundheitspolitik treten alle im Be - richtsjahr abzeichnenden massiven Prä - wendung der Bestimmungen dieses Ge - richtsjahr zurück: Zuerst der Direktor des mienerhöhung der Krankenversicherer setzes über die Wirtschaftlichkeit und BAG, Thomas Zeltner, dann der Vorsteher standen die dringlichen Massnahmen bei Qualität der Leistungen zu überwachen». des Innendepartements EDI, Bundesrat den KVG-Revisionsbemühungen im Vor - Namentlich sind folgende Angaben zu Pascal Couchepin, und schliesslich kün - der grund. Gemeinsam mit der Konferenz machen: Art der Tätigkeit, Einrichtung und digte gegen Ende des Berichtsjahres der Kantonaler Ärztegesellschaften KKA nahm Ausstattung, Rechtsform; Anzahl und Vizedirektor des BAG, Peter Indra, verant - die Berner Ärztegesellschaft schriftlich zu Struktur der Beschäftigten und der Ausbil - wortlich für den Direktionsbereich Kran - Handen der Parlamentarischen Kommis - dungsplätze; Anzahl und Struktur der ken-, Unfall- und Militärversicherung, sei - sionen für Soziale Sicherheit und Gesund - Patientinnen und Patienten in anonymi - nen Rücktritt an. heit des National- und Ständerates SGK sierter Form; Art, Umfang und Kosten der Stellung. Zusätzlich führte ich als Präsi - erbrachten Leistungen; Aufwand, Ertrag dent Gespräche mit einzelnen Berner Par - und finanzielles Betriebsergebnis; medizi - 2.2 Der Kanton Bern lamentariern aus beiden Kommissionen. nische Qualitätsindikatoren. Das Bundes - Dabei unterstützten wir den neu gewählten amt für Gesundheit BAG wird die Ergeb - Unser Kanton blieb auch im Berichtsjahr Bundesrat Burkhalter, der einen gesund - nisse der erhobenen Daten so veröffent - der grösste Netto-Bezüger im interkan- heitspolitischen Gesamtansatz sowie eine lichen, dass namentlich folgende Anga ben tonalen Finanzausgleich. Er erhielt von an - gemeinsame Gesundheitsstrategie vor ersichtlich sind: Umfang und Art der er - dern Kantonen CHF 860 Mio. an Aus- dem Hintergrund einer gesamtwirtschaft - brachten Leistungen sowie deren Kosten - gleichzahlungen, dies sind pro Einwohner lichen Betrachtungsweise des Gesund - entwicklung. Gemeinsam mit der Konfe - rund CHF 900.–; dieser Zuschuss ist ver - heitswesens forderte und der alle relevan - renz Kantonaler Ärztegesellschaften KKA gleichbar mit den Pro-Kopf-Zuschüssen ten Akteure einlud, sich daran zu betei- und dem Ressort DDQ der FMH gelangte von Luzern und . ligen. Wir forderten die Parlamentarier auf, die Berner Ärztegesellschaft an das Bun- Das Jahreseinkommen pro Einwohner der Initiative von Bundesrat Burkhalter desamt für Statistik BfS, welches für diese betrug im Berichtsjahr in unserem Kanton eine Chance zu geben. Die dringlichen Datenerhebung zuständig ist. Dabei wurde knapp CHF 50'000. –, etwa gleichviel wie Massnahmen im KVG würden dies aber eine gemeinsame Arbeitsgruppe BfS- dasjenige in Uri. Im Kanton Zürich lag das verunmöglichen. Wir forderten wirkungs - FMH-KKA gebildet, welcher auch unser Jahreseinkommen pro Einwohner 50% vollere und weniger symbolische Mass - Vorstandsmitglied Hans-Werner Leibund - höher. Die Finanzkraft unseres Kan-tons nahmen; insbesondere die Einführung gut angehört. Diese Arbeitsgruppe erar - liegt gemäss Bundesamt für Statistik eines morbiditätsbezogenen Risikoaus - beitete zuhanden des BfS ein Konzept zur weiterhin hinter allen übrigen Universi- gleichs als zwingende Voraussetzung Datenerhebung. Unser Ziel bei der Umset - tätskantonen zurück. Das war vor einer für eine integrierte Versorgung bzw. für zung dieser uns per Gesetz aufgebürdeten Generation noch anders. – Entsprechend Managed Care. Wir unterstützten die Ein - Verpflichtung ist es, die dadurch verur - investiert der Kanton Bern pro Einwohner führung von Managed-Care-Modellen, sachte Belastung unserer Mitglieder mög - nur ein Drittel soviel in seine öffentlichen wo bei wir stets forderten, dass diese auch lichst klein zu halten. Vom BfS wurden Spitäler wie beispielsweise der Kanton ohne Budgetverantwortung möglich sein Zürich. 14 Im Jahr 2005 beispielsweise Bern müssen. CHF 68. – und Zürich CHF 221. –. Wie befürchtet verlängerte das Parlament Bei den praktizierenden Ärztinnen und Ärz - den auch von der Berner Ärztegesell- ten zeichnet sich ein Versorgungsabbau schaft bekämpften Zulassungsstopp für ab, insbesondere ein Mangel an Kinder- selbständig erwerbende praktizierende und Hausärzten, der sich in stadtfernen Spezialisten um weitere zwei Jahre. Regionen des Kantons noch akzentuiert. Gleichzeitig gab es den Zulassungsstopp Schöner Beruf – schlechte Rahmenbe- für Kinder- und Hausärzte auf. Letzteres dingungen, urteilen jüngere Kollegen – führte – wie von uns erwartet und ange - zurecht. kündigt – nicht zu einer Zunahme der Zu - lassungen von Grundversorgern. Solche fehlen auch in unseren Nachbarländern. Der von 2002 bis 2009 geltende Zulas - Der revidierte KVG-Artikel verpflichtet die Leis - sungsstopp traf ausschliesslich selbstän - tungserbringer zum umfangreichen Datentrans - dig erwerbende Ärztinnen und Ärzte; einzig fer an die Bundesbehörden. deren Zahl wurde begrenzt. War dies das Bild: iStockphoto 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 13

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unsere Konzept-Vorschläge positiv aufge - Kantonalgesellschaften für Politiker und 3.2.1 TarMed KVG nommen und eingebaut. Allein das BAG Patienten – erschien im Berichtsjahr vier - 3.2.1.1 Anschlussvertrag TarMed KVG war damit nicht ganz einverstanden. Am mal in einer Auflage von 100'000 Exempla - Arztpraxis Ende des Berichtsjahres war die Differenz - ren. Erstmals herausgegeben 2005 von Die Ärztegesellschaft verfolgt laufend die bereinigung BfS-BAG noch im Gang. Fazit: der Berner Ärztegesellschaft wird P+P seit Entwicklung der Obligatorische Kranken - im Zusammenhang mit der Erhebung von 2006 vom Dachverband der Kantonal- pflegekosten OKP im spitalexternen am - Leistungsdaten verläuft die Zusammen- gesellschaften produziert, weiterhin mit bulanten Bereich und begründet diese jähr - arbeit mit Bundesämtern konstruktiv, so - Berner Beteiligung. lich gegenüber Santésuisse. Grund lage lange es um die Sache geht (professionelle dafür ist die Leistungs-Kosten-Vereinba - Datenerhebung und -auswertung BfS). Sie rung LeiKoV (Anhang C Anschlussvertrag)

Ausgerechnet jene Partei, einer Kontrollgesellschaft? wird dann schwierig, sobald es um Politik die noch vor kurzem FDP-Delegierte korrigieren Ende Januar korrigierten mit Santésuisse. Dazu stützt sich der Vor - «Mehr Freiheit, weniger die FDP-Delegierten das Staat» forderte, entwarf gesundheitspolitische Posi- unlängst ein Positionspa- drohenden Sündenfall tionspapier der Parteilei- geht (politische Datenauswertung BAG). pier, das unter anderem tung und lehnten ein stand auf die von PonteNova akquirierten ein Bonussystem für chend kontrolliert werden. die Zeitungen. Tatsächlich die Kaufkraft seines Besit- Bonussystem für Gesunde Gesunde vorsah. Patien- Als Gradmesser waren Fit- sagt der BMI (Gewicht in zers. Die kräftigen Män- ab. Sie vermieden damit tinnen und Patienten ness-Tests und Body-Mass- Relation zur Körperlänge) ner der Pontonier-Fahr- einen drohenden liberalen sollten für das Befolgen Index (BMI) vorgesehen. über die aktuelle Gesund- vereine an Aare, Limmat Sündenfall, dem auch die und von NewIndex aufbereiteten Rech - von Gesundheitszielen mit «Jeden Monat zum Dro- heit eines Menschen sowe- und Rhein sprengen die Ärzteschaft nichts abge- finanziellen Anreizen gentest?» oder «FDP will nig aus wie das Gewicht Normgrenzen locker. winnen kann: Gesundheit 3.1.3 FMH belohnt – und entspre- Dicke bestrafen», titelten des Portemonnaies über Die FDP als Befürworterin lässt sich nicht verordnen. nungsdaten. Ziel unserer Monitorisierung

An folgenden FMH-Veranstaltungen nah - Teisbergs Empfehlungen war es, den Abwertungsdruck, welcher in - Die amerikanische Wirtschafts- professorin Elizabeth Teisberg formuliert acht Mass- men jeweils Vertreter unserer Ärztegesell- Politik + Patient nahmen, folge Kostensteigerung auf unserem ak - Nummer 1/10 6. Jahrgang Herausgeber: Verband deutschschweizerischer Ärztegesellschaften (VEDAG) um das Verlag Rosenfluh Publikationen AG Schweizer Politik + Patient ist eine Beilage der Sprechstunde Gesund- schaft teil: Zwei Ärztekammersitzungen Verantwortlich für die Redaktion: Marco Tackenberg, Felix Adank; forum|pr heitswe- tuellen Taxpunktwert lastet, zu vermindern. sen inter- national wettbe- und zehn Delegiertenversammlungen. Studie zum schweizerischen Gesundheitssystem werbsfähig zu machen. Unser Kostenvolumen erhöhte sich innert Seite 2 Schwerpunkt unseres Engagements in Vorzeigemodell Schweiz 12 Monaten bis zum Überprüfungstermin Kommt die Einheitskasse? Weil der Wettbewerb unter den Kranken- diesen Gremien im Berichtsjahr waren: die Herausragende Qualität könnte die Schweiz versiche- im Mai 2009 um 4%. Diese Kostensteige - welt weit zum Vorzeigemodell für die Erbringung rern nicht funktio- von medizinischen Dienstleistungen machen. niert, spre- Dafür muss Qualität aber systematisch er fasst chen sich Bekämpfung der Verlängerung des Zulas - und verglichen werden können. immer rung konnten wir mittels der in der LeiKoV mehr Kan- tone und Zu den Stärken des schweizerischen Gesundheitssystems bürgerliche sungsstopps; die von uns geforderten zählt die amerikanische Ökonomin Elizabeth Teisberg (siehe Politiker für eine Einheitskasse vorgesehenen Korrekturkomponenten in der Grundversicherung aus. Kasten Seite 2) die obligatorische Krankenversicherung für Eine gute Idee? die gesamte Wohnbevölkerung. Allein dieser erste Punkt Seite 3 Kampfmassnahmen der FMH gegen die entbehrt nicht der Brisanz, gibt es doch heute noch viele nicht vollumfänglich begründen. Da der Stimmen, welche die Gesundheitsreform von 1996 als Sün- denfall werten. Gute Reformgrundlagen bilden auch der grosszügige Leistungskatalog, die Kopfprämien und die Prä- Ärzte wehren sich gegen Revision der Analyseliste – letztlich von der mienverbilligungen für einkommensschwache Personen. Verbot der Kostenanstieg in unserem Vertragsraum Stärken seien weiter, dass medizinische Leistungen nicht Selbstdispensation rationiert werden und dass die Schweiz ohne Wartelisten In 17 Kan- auskommt. Zu den «verhinderten Reformfehlern» gehöre tonen der FMH nicht umgesetzt; die Vernehmlas - die staatliche Einheitskasse: In der Praxis führe die Verhand- Schweiz Bern genau dem Landesdurchschnitt ent - können lungsübermacht der Einheitskasse zusammen mit perma- Ärztinnen nentem Sparzwang zu Verzögerungen von Therapien und und Ärzte sung zu den dringlichen Sparmassnah- Innovationen. heute sel- sprach bzw. die Hälfte der Vertragsräume ber Medi- kamente abgeben. Die «Kostenexplosion» kommt erst noch Foto: Keystone Eine sinnvolle und von Patienten men im KVG; die Forderung nach einer geschätzte Dienstleistung. Die höhere Kostensteigerungen verzeichnete, Trotz der guten Noten, welche Teisberg der Schweiz insge- laufende Revision des Heilmit- samt gibt, weist sie auf Schwächen und Gefahren hin. Anzahl fettleibiger Menschen, die ein erhöhtes Gesund- telgesetzes will die ärztliche Selbstdispensation nun schweiz- Zum einen steigen – wie andernorts auch – die Kosten des heitsrisiko haben, nahm in der vergangenen Dekade stark Taxpunktwerterhöhung im UVG bezie- weit verbieten. Dagegen wehren verminderte sich der Abwertungsdruck. Gesundheitswesens an. Verschärfend droht eine Zunahme zu. Hinzu kommen die Folgen der demographischen Alte- sich die Ärzte – mit stichhaltigen chronischer Krankheiten. Sie haben zwar in der Schweiz rung. Die Kosten, so Teisberg, drohen sich in absehbarer Gründen. hungsweise unsere Forderung nach einem noch keine epidemischen Ausmasse erreicht. Aber die Zukunft aufzublähen. Seite 4 Da gleichzeitig andere OKP-Kosten-Grup - härteren Vorgehen in dieser Sache; die Ver - pen in unserem Raum wie Spitalambulato - hinderung des Rückzugs der FMH aus Die gesundheitspolitische Informationsschrift rien (+10%) und Pflegeheime (+6%) deut - Health Info Net HIN und schliesslich un- «Politik+Patient» geht auf eine Initiative der Ärz - lich grössere Kostensteigerungen aufwie - sere Forderung nach vermehrter Transpa - tegesellschaft zurück. sen und diese Gruppen keine vertragliche renz bei der Entschädigung der Mitglieder Kostenkontrolle kennen, konnten wir uns des ZV-FMH. 3.2 Kantonale Aktivitäten der Berner mit Santésuisse für den Vertragsraum Bern Ärztegesellschaft auf eine Taxpunktwertempfehlung für 3.1.4 Konferenz Kantonaler Ärzte - das Folgejahr einigen: Auch 2010 bleibt gesellschaften KKA Im Berichtsjahr wurden folgende statutari - der Tax punktwert im ambulanten spital- Die KKA ist Dachorganisation aller Kanto - sche Veranstaltungen durchgeführt: Drei externen Tarifsektor unverändert bei 86 nalen Ärztegesellschaften. Unsere Gesell- Delegiertenversammlungen, zwei Präsi - Rappen. schaft engagierte sich auch im Berichts - dentenkonferenzen, elf Vorstandsitzungen Im Herbst des Berichtsjahres verdüsterten jahr in der Geschäftsleitung der KKA. Das und zwölf Sitzungen des geschäftsleiten - sich die Tarifwolken: Die Zunahme der Co-Präsidium nahmen weiterhin die Kan - den Ausschusses. Zusätzliche Sitzungen OKP-Kosten im Vertragsraum Bern lag tonalpräsidenten von Zürich und vom erfolgten projektbezogen. Daneben führte ge mäss Santésuisse bei 6,7%, deutlich Wallis wahr. der Kantonalvorstand eine Klausurtagung über dem Landesdurchschnitt von 5,4%. Schwergewichte der Geschäfte bildeten durch. Um den daraus für 2010 entstehenden Ab - die Verlängerung des Zulassungsstopps, Die Ärztegesellschaft engagierte sich auch wertungsdruck zu vermindern, leitete die die dringlichen KVG-Sparmassnahmen, im Berichtsjahr für die Verbesserungen der Ärztegesellschaft im Oktober 2009 Ge - die Begleitforschung im Zusammenhang Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätig - spräche mit Santésuisse ein. Thematisiert mit der Einführung von DRG sowie die Leis - keit. Der Vorstand tat dies auf Ebene der wurde dabei die erhebliche Differenz zwi - tungs-Kosten-Vereinbarung LeiKoV der Verwaltung mittels halbjährlichen Gesprä - schen der von Santésuisse ausgewiese - Kantonalgesellschaften mit Santésuisse. chen mit dem Gesundheitsdirektor, mit nen Kos tensteigerung von 6,7% und der Dank letzterer konnte in unserem Kanton Vernehmlassungen sowie über die Mitar - von uns über PonteNova erhobenen Stei - der Taxpunktwert gehalten werden. beit in kantonalen Kommissionen. Poli - gerung von 2,2%. Bis zum Ende des Be - Vernehmen liess sich die KKA zum Zulas - tisch nahmen wir Einfluss in den parlamen - richtsjahres konnte diese Differenz nur teil - sungsstopp, zu den KVG-Sparmassnah - tarischen Kommissionen Gesundheit und weise erklärt werden. Wir werden diesen men und zur DRG-Einführung. Diese Stel - Wirtschaft sowie über die Mitgestaltung massiven Unterschied weiter aufklären lungnahmen wurden anlässlich von zwei einzelner politischer Vorstösse. Auf Ebene bzw. so nicht akzeptieren. Dies mit Blick Klausurtagungen im Frühjahr und Herbst der Krankenversicherer pflegten wir den auf die im Mai 2010 vertraglich vorgesehe - erarbeitet. Dazu wurden regelmässig Ge - regelmässigen Dialog mit Santésuisse ne Überprüfung unseres Taxpunktwerts. spräche mit eidgenössischen Parlamenta - Bern sowie mit den Direktionen der beiden riern geführt. dominierenden Kassen in unserem Ver - 3.2.1.2 Abrechnungsdaten «Politik+Patient» – die gesundheitspoli- tragsraum. Daneben unterstützten wir 2007 führte die Delegiertenversammlung tische Streit- und Informationsschrift der unsere Unterverbände auf Anfrage. eine Lieferverpflichtung für anonymisierte 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 14

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Abrechnungsdaten für alle unsere prakti - des jetzt noch geltenden Übergangszu - Im Februar des Berichtsjahres fand die zierenden Mitglieder ein. 2008 beschloss schlags weiter sinken… Abschlusssitzung der BETAKLI 2008 statt. die Delegiertenversammlung ein Beloh - Dabei wurde einerseits die BETAKLI 2008 nungssystem für datenliefernde Mitglieder. 3.2.4 Gesundheitsdirektion evaluiert. Von den Teilnehmenden wurde Im Berichtsjahr 2009 stellten uns rund Auch 2008 fanden halbjährliche Gesprä - diese Fortbildung mehrheitlich als gut bis 1200 Mitglieder ihre Rechnungsdaten und che mit dem Gesundheitsdirektor und sei- sehr gut beurteilt. Der Vorsitzende der rund 500 Mitglieder ihre Kostendaten zur nen Chefbeamten statt. Vertreten waren in BETAKLI-Kommission 2008, Prof. U. Bür - Verfügung. Die so gewonnen Kosten- und unserer Delegation die Chefärzte, die Be - gi, beurteilte die Zusammenarbeit Fakul - Rechnungsdaten werden vom Kantonal - legärzte und die Hausärzte. Zur Sprache tät-Insel-BEKAG als sehr angenehm. Ver - vorstand in den Tarifverhandlungen einge - kamen dabei die Spitalliste, die Spitalver - besserungsmöglichkeiten für die BETAKLI setzt. sorgungsplanung, der OKP-Tarif, die neue 2011 wurden thematisiert: Reservieren Sie Spitalfinanzierung ab 2012, die Einführung sich folgende vier Tage für BETAKLI 2011: 3.2.2 Tarmed-Einführungskurs für der DRG, die Anpassung des Gesund - 16.–19. November 2011. Neumitglieder heitsgesetzes an das Medizinalberufe- Im Berichtsjahr führte PonteNova, das gesetz, die zunehmenden Probleme mit 3.2.7 200 Jahre Ärztegesellschaft Trust Center der Berner Ärzte, im Auftrag dem ärztlichen Notfalldienst, die absehba - Am 9. Oktober 1809 versammelten sich in und in Zusammenarbeit mit der Ärztege - ren Probleme der Versorgungssicherheit in Burgdorf 21 Ärzte, welche sich, unter dem sellschaft, die traditionellen Tarif-Einfüh - Randregionen, die Schaffung eines Lehr - Tagespräsidium von Samuel Lehmann, rungskurse für Neumitglieder durch: Je ein stuhls für Hausarztmedizin an der Uni Muri, Meister der Chirurgischen Societät Kurs im Frühjahr und im Herbst. Personell Bern, die Fortführung der Mitfinanzierung zu Bern als Medicinisch-chirurgische Ge - unterstützt wurden die Kurse durch Exper - der Praxisassistenz durch die Gesund - sellschaft des Cantons Bern konstituier - ten der Ärztekasse Genossenschaft und heitsdirektion, der kantonale Organisa- ten. Am 6. Oktober 2009 – fast auf den Tag der Visana AG. Die Ärztegesellschaft und tionsbeitrag für Medphone und die Pande - genau 200 Jahre nach der Gründung der PonteNova wollen diese Zusammenarbeit mieplanung. Ärztegesellschaft – traf sich der Vorstand fortführen. Weiter kamen nationale gesundheitspoli - der Ärztegesellschaft zu seiner monat - tische Entwicklungen zur Sprache, welche lichen Sitzung – ausnahmsweise am Ort 3.2.3 Revision der Analyseliste die Rahmenbedingungen der praktizieren - und im Haus der Gründung dieser Gesell - Die Ärztegesellschaft bemühte sich 2008 – den Ärzteschaft verschlechtern: die Revi - schaft. Ebenfalls anwesend waren der über ihre Vertreter in der FMH-Delegierten - sion der Analyseliste, die Reduktion des Dekan der Medizinischen Fakultät und der versammlung – die FMH zu Kampfmass - Vertriebskostenanteils bei Medikamenten künf tige Ordinarius für Medizingeschichte. nahmen zu verpflichten, sollte die Analyse - und die weiterhin stossende Entschädi - Der Vorstand beschloss an dieser Sitzung, liste in der angekündigten Weise revidiert gungs-Regelung der HPV-Impfung. am Stadthaus zu Burgdorf eine Erin ne- werden. Obwohl Bundesrat Couchepin rungs tafel zur Gesellschaftsgründung an - Ende Januar 2009 die Reduktion des La- 3.2.5 Spitalversorgungskommission bringen zu lassen. Ich ermuntere Sie, diese bortarifes durchsetzte, lehnte die FMH Die Spitalversorgungskommission berät bei Gelegenheit zu besichtigen! Kampfmassnahmen ab. Die Hausärzte den Regierungsrat in Fragen der Spital- verzichteten im März ebenfalls darauf, versorgung. Präsidiert wird diese Kommis - nachdem sich auch ihr nationaler Dach- sion vom Gesundheitsdirektor. Die Ärzte - verband gegen Kampfmassnahmen aus - gesellschaft wird vertreten durch den Prä - gesprochen hatte. Die Ärztegesellschaft sidenten der Spitalärzte PD Dr. C. Cottier, setzte daher ihre bereits von der Delegier - welcher gleichzeitig den Fachausschuss tenversammlung beschlossenen Kampf - hochspezialisierte Medizin leitet, sowie massnahmen nicht um, wäre sie landes - den Präsidenten der Ärztegesellschaft, weit damit doch die einzige Ärzteorgani - welcher gleichzeitig als Vizepräsident der sation geblieben. Spitalkommission amtet. Im Berichtsjahr Beim Inkrafttreten dieser vom Bund dekre - bildeten folgende Themen die Schwer - tierten Labortarifreduktion führte die Ärzte - punkte der Kommissionsarbeit, Stichwor - gesellschaft eine Schulungsveranstaltung te dazu in Klammern: Erinnerungstafel zur Gründung der BEKAG, für ihre Mitglieder durch, welche auch den Versorgungsplanung 2011-14 (Rettungs - befestigt am Stadthaus Burgdorf Mitgliedern der Solothurner und Freiburger wesen, Psychiatrie); Rationierungsmög- Ärztegesellschaft offenstand. Mehr als 350 lichkeiten des Kantons; Spitalliste 2010 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil. (Kapazitätsbegrenzung über Bettenzah- Die Ärztegesellschaft und mit ihr die Ärzte - Am Ende des Berichtsjahres – 6 Monate len); Hochspezialisierte Medizin (Mindest - schaft wollten ihre Freude über das Wirken nach Einführung – zeichneten sich die Fol - fallzahlen, Qualität von Strukturen und und Gedeihen dieser ältesten Ärztegesell - gen dieser Labortarifreduktion aufgrund Prozessen, interkantonale Vereinbarung). schaft der Schweiz mit der Bevölkerung der Rechnungsdaten klar ab: Labor-Um - teilen. Der Vorstand wollte die Ärzteschaft satz-Veränderung bei Grundversorgern 3.2.6 BETAKLI zukunftsorientiert, offen, humorvoll und minus 25%, bei einzelnen Spezialisten Die Berner Tage der Klinik BETAKLI finden selbstkritisch darstellen. Dazu lancierte plus 30%. Damit trafen die Hochrechnun - seit 1944 alle drei Jahre als Gemein- der Vorstand unter dem Motto «200 Jahre gen der Ärztekasse und des Tarifdienstes schaftsprojekt der Ärztegesellschaft, der Medizin für die Zukunft» zehn Jubiläums - der FMH voll zu: Im Praxisbereich führt Berner Fakultät und des Inselspitals statt. projekte, von welchen sieben erfolgreich diese Tarifrevision zu einer Umverteilung Sie sind entstanden aus den Berner Klinik - waren. Eröffnungsfeier, Jubiläums- BETA - zu Ungunsten der Grundversorger. Ab tagen, welche ab 1888 regelmässig am KLI und Buchvernissage der Jubiläums - 2012 wird der Labortarif infolge Wegfalls Inselspital stattfanden. schrift «Von der Geselligkeit zur Standes - 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 15

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politik» fanden bereits im Herbst 2008 gerichtlichen Verfahren kaum verbindliche parlamentarische Diskussion über die Ge - statt. Im Berichtsjahr wurden folgende Verfahrensrichtlinien bestehen, können wir sundheitsdirektion und die KMU-Platt - Jubiläumsveranstaltungen durchgeführt: verfahrensrechtlich nicht dagegen vor - form. Alle sechs Jubiläums-Konzerte des Me - gehen. Im April gründete die Medizinische Fakul - dizinerorches ters Bern (900 Zuhörer); 22 Als Hilfestellung für unsere Mitglieder hat tät der Universität Bern das Berner Institut der insgesamt 33 Theateraufführungen der Vorstand im Berichtsjahr – auf Antrag für Hausarztmedizin BIHAM, als letzte der von «Knock oder Der Triumph der Medizin» eines Mitgliedes unserer Delegiertenver - fünf Fakultäten in der Schweiz. Dies, nach - von Jules Ro mains (4000 Zuschauer): «Les sammlung – eine Anlaufstelle eingerichtet dem sie vor 25 Jahren als erste in diesem gens bien portants sont des malades qui und in doc.be publiziert. Diese ist über Land eine Fakultäre Instanz für Allgemein - s’ignorent»; der Kindermalwettbewerb unser Sekretariat erreichbar und triagiert medizin geschaffen hatte. unter der Jury-Leitung von Ted Scapa, 50 betroffene Mitglieder effizient. Mit dieser Schulklassen mit rund 1000 Schülerinnen Aufgabe hat der Vorstand sein Mitglied 3.2.12 Pandemie-Impfung und Schülern nahmen daran teil; Radio Thomas Rohrbach beauftragt. Er hat Ver - 2007 setzte die Kantonsregierung den eid - DRS 1 Doppelpunkt am 28. Mai 2009 zum bindung zur Rechtsberatungsstelle der genössischen Pandemieplan mittels ei- Thema «200 Jahre Berner Ärztegesell - Ärztegesellschaft und zur Wirtschaftlich - nes eigenen kantonalbernischen Pan- schaft» (einige 10'000 Zuhörer); die keits-Beratungsstelle von Ponte-Nova. demiekonzepts um. Dabei war auch die Schlussfeier im Oktober 2009 zum Thema Ärztegesellschaft konzeptionell beteiligt. «Wer überlebt? – Die künftige Entwicklung 3.2.9 Berner KMU Dieses Konzept setzte der Kanton 2008 des Gesundheitswesens» (120 Teilneh - Seit 2005 ist die Ärztegesellschaft Mitglied um. Die Entschädigungs- und die Haft - mer). Nicht er folgreich waren das Fundrai - von Berner KMU (22'000 Mitglieder). Diese pflichtregelung wurden auf Druck der sing, welches in die grösste Wirtschaftskri - starke Partnerschaft ist angesichts des Ärztegesellschaft zu Beginn des Berichts - se seit 80 Jahren fiel und unser Budget arg raschen Strukturwandels im Gesundheits - jahres angepasst. belastete; die Jubiläumsgala im Kursaal, wesen besonders wichtig. Über Berner Ende Juli 2009 forderte die Ärztegesell - welche wenig Interesse fand und abgesagt KMU konnten wir unsere Meinung zu ge - schaft die Gesundheitsdirektion auf, die werden muss te und das Benefizprojekt, für sundheitspolitischen Fragen erfolgreich Ärzteschaft raschmöglichst über das ge - welches wir lediglich 20'000 Franken – auf kantonaler und nationaler Ebene ein - plante Vorgehen des Kantons zu informie- deutlich weniger als geplant – spenden ren. Dies angesichts der in Südeuropa konnten. Bereits anlässlich der Feierlich - ausgebrochenen pandemischen Grippe, keiten zum 50. Geburtstag der Ärztegesell - der von der WHO ausgerufenen Pande - schaft im Jahr 1859 hielt der damalige Prä - miestufe 6 und der vom Bundesamt für sident Prof. Jonquière fest: «Dass der Gesundheit BAG gestarteten öffentlichen Anlass nicht mehr Zuspruch gefunden hat, Informationskampagne. Letztere führte zu entspricht dem Desinteresse vieler Kolle - bringen. Plattformen, welche der Ärztege - einem Ansturm von Anfragen in Arztpra - gen an der Arbeit der Gesellschaft.» sellschaft durch diese Partnerschaft offen - xen. Mit der Hilfe von Frau Prof. Kathrin Ich persönlich bin der Meinung, dass die stehen, nutzte der Kantonalvorstand im Mühle-mann, Co-Direktorin des Instituts vom Vorstand gesetzten, vorgängig er- Berichtsjahr für die Wahrung unserer Inter - für Infektionskrankheiten am Inselspital, wähnten Ziele des Jubiläums er reicht wer - essen im Rahmen der Berufsausbildung, hielten wir unsere Mitglieder in Absprache den konnten. Dafür danke ich allen Mitwir - der Revision des Gesundheitsgesetzes, mit dem Kantonsarzt über elektronischen kenden und vor allem jenen fünf Leistungs - der Spitalfinanzierung und der Revision Mailverkehr auf dem Laufenden. trägern, welche die Hauptleistungen zum des Heilmittelgesetzes. Am 30. Oktober 2009 empfahl das Bun - guten Gelingen dieses Jubiläums erbracht Mit dieser Mitgliedschaft erreichen wir die desamt für Gesundheit an einer Medien - haben: Dies sind der Präsident des OK, Referendumsfähigkeit. Wer politische Pro - konferenz die landesweite Pandemie-Imp - Prof. Emilio Bossi, der Herausgeber der zesse im Sinne der eigenen Interessen ge- fung und autorisierte gleichzeitig die Jubiläumsschrift, Prof. Urs Boschung, der stalten will, weiss, dass die stärkste Waffe Armee apotheke, die Impfstoffe an die Theaterdirektor Dr. Hans-Werner Leibund - die Fähigkeit ist, erfolgreich ein Referen - Kantone auszuliefern. Diese BAG-Medien - gut, der Präsident des Medizinerorche - dum ergreifen zu können. Abschliessend veranstaltung löste einen Ansturm von sters Bern, Urs Wild, und die Leiterin unse - möchte ich erwähnen, dass Berner KMU Impf anfragen in unseren impfstofffreien res Sekretariats, Piroschka Wolf. Die das 200-Jahr-Jubiläum der Ärztegesell - Arztpraxen aus, der unsere Sympathie Zusammenarbeit mit den Mitwirkenden schaft ideell und medial unterstützt hat. gegenüber dem BAG in ungeahnte Tiefen war anspruchsvoll, interessant, sehr ange - sinken liess. Am 3. November 2009 began - nehm und machte viel Freude! 3.2.10 Organisation der Arbeitswelt nen die ersten Spitäler ihre MitarbeiterIn - OdA Gesundheit BE nen zu impfen. Gleichzeitig konnten die 3.2.8 Wirtschaftlichkeits-Verfahren von Seit 2006 ist die Ärztegesellschaft Mitglied Kantone die erhaltenen Impfdosen inner - Santésuisse dieser kantonalen Organisation und wird in kantonal ver teilen. Dies führte zu zeitlich Die WZW-Verfahren von Santésuisse deren Vorstand vertreten vom Präsidenten unterschiedlicher Verfügbarkeit der Impf - scheinen zunehmend ausgeweitet zu wer- der Spitalärzte Kanton Bern, PD Dr. C. stoffe in der Schweiz, benötigten doch den. Zudem scheint sich Santésuisse nicht Cottier. Flächen kantone wie Bern, Graubünden an den selber festgelegten und publizier - und Waadt mehr Verteilungszeit als bei - ten Verfahrensablauf zu halten. Vielmehr 3.2.11 Berner Institut für Hausarzt - spielsweise Basel-Stadt und Zug. Letztere werden unmittelbar nach Eingang eines medizin benötigen dank einem jeweils einzigen Warnbriefes Direktgespräche mit Betroffe - Die Berner Ärztegesellschaft provozierte in Impfzentrum keine Verteilungszeit. Nach - nen eingeleitet. Dieses Vorgehen beurteilt den Vorjahren politische Vorstösse zu- dem die meis ten praktizierenden Ärztinnen der Vorstand als Einschüchterungskam - gunsten eines neu zu schaffenden Instituts im Kanton am 10. November 2009 den pagne seitens Santésuisse. Da im vor - für Hausarztmedizin und unterstützte die Impfstoff erhalten hatten, vermochten sie 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 16

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den überwiegenden Teil der Impfwilligen in 3.2.15 Vorteile einer Mitgliedschaft bei ten individuellen Kostenbeitrag an dienst - den Praxen zu versorgen. der Ärztegesellschaft leistende Ärzte ab. 2007 bewilligte sie – Der Aussschuss des Vorstandes erarbeite - vorerst einmalig – einen Organisationsbei - 3.2.13 HPV-Impfung te im Berichtsjahr in Zusammenarbeit mit trag zur Kostendeckung des ärzteeigenen Im Herbst 2007 wies das EDI Santésuisse dem Presse- und Informationsdienst einen Call Centers Medphone. 2009 bewilligte an, die Kosten der HPV-Impfung zu über - Flyer, der in kompakter Form die Vorteile der Regierungsrat einen Antrag von Med - nehmen, allerdings nur im Rahmen von einer Mitgliedschaft aufzeigt. Interessierte phone betreffend einen Kostenbeitrag Impfkampagnen. Im Frühjahr 2008 schloss können den Flyer beim Sekretariat anfor - ans ärzteeigene Call Center Medphone, Santésuisse dazu mit der Gesundheits - dern. Er wird den Neumitgliedern zugestellt be fristet auf drei Jahre (2009–2011) und direktorenkonferenz GDK einen Vertrag und steht den Bezirksvereinspräsidenten verbunden mit Auflagen. Für die Erfolgs - ab, zulasten der Ärzteschaft und unter zur Verfügung. rechnung von Medphone ist dieser Beitrag Aus schluss der Ärzteschaft. Die Ärzte- nicht ergebniswirksam, da er kostenneu - gesellschaft protestierte im Frühjahr 2008 3.2.16 Notfalldienst tral für die Senkung des Payphone-Tarifs erfolglos gegen diese ungesetzliche Vor - Die Ärztegesellschaft des Kantons Bern eingesetzt werden muss. Trotz diesem gehensweise. Im Herbst 2008 führten die reagierte bereits 2003 auf die damals Regierungsbeitrag konnte die Finanzie - Kantone diese Impfung ein. Erfolglos ver - schon absehbare Verknappung der Zahl rung von Medphone bislang nicht verbes - suchte der Vorstand bei der Gesundheits - ambulant notfalldienstleistender Ärztinnen sert werden. direktion eine Entschädigungsregelung und Ärzte. 2004 gründeten wir zur Ent - wie diejenige in Solothurn zu erwirken. lastung dieser Notfalldienstleister ein Call 3.2.18 Projekt «Monitoring der ärzt - Mit dem Ziel, ein Tariffestsetzungsverfah - Center der Berner Ärzte (Medphone) und lichen Versorgung» ren auszulösen, forderte die Ärztegesell- revidierten 2005/06 alle den Notfalldienst Der Vorstand hat 2008 beschlossen, die schaft Anfang 2009 vom Regierungsrat betreffenden Statuten und Reglemente. In ärztliche Versorgung zu monitorisieren. eine einsprachefähige Verfügung, welche den Jahren 2005 und 06 führten wir Klau - Dazu hat die Ärztegesellschaft die Lizenz dieser verweigerte. Daraufhin intervenier - surtagungen zum Notfalldienst durch. eines entsprechenden Umfrageinstru- ten wir beim Bundesrat. Dieser antwortete Damit animierten wir einerseits die Be - ments des Aargauischen Ärzteverbandes «…dass auf kantonaler Ebene durchaus zirksvereine, ihre Notfallstrukturen anzu - erworben. Mittels einer standardisierten Raum besteht für Vereinbarungen zwi - passen und andererseits die kantonale Umfrage unter unseren Mitgliedern soll schen den Ärzten und dem Kanton betref - Gesundheitsdirektion, ihre notfalldienst- jährlich die subjektive Einschätzung der fend der Abgeltung der Impfung durch den liche Dispensationsregelung zu vereinheit - Versorgungslage erhoben werden. Dieses Kanton. Als Beispiel dient die Lösung, die lichen. Weiter bemühten wir uns, eine Umfrageinstrument wird seit 2004 vom im Kanton Solothurn zustande gekommen finanzielle Beteiligung des Kantons an den Aar gauischen Ärzteverband eingesetzt ist.» – Da die Gesundheitsdirektion weiter - Organisationskosten des ambulanten ärzt - und hat sich bewährt. Es erlaubt eine gro- hin eine anfechtbare Verfügung verweigert, lichen Notfalldienstes zu erreichen, was be, klare Beschreibung der Versorgungs - werden wir weitere Rechtsmittel einsetzen. 2007 erstmals gelang. Zwar lehnte die lage und dient damit als wertvolle Grund- GEF einen individuellen Kostenbeitrag an lage für die Beratung politischer Behörden 3.2.14 Berufsfachschule für medizini - dienstleistende Ärzte ab. Aber sie beteiligt durch Vertreter der Ärzteschaft. sche Assistenzberufe be-med AG sich seither mit gut 10% an den Kosten Die 2008 von der Ärztegesellschaft ge - des ärzteeigenen Call Centers Medphone meinsam mit der Zahnärztegesellschaft, für den ärztlichen Notfalldienst. dem Verein der bernischen Tierärztinnen Als Folge dieser kantonalen und regio na - und Tierärzte und drei privaten Berufsschu - len Strukturanpassung einerseits und der len (HVA Fachschule Bern, Feusi Bildungs - abnehmenden Zahl dienstleistender Ärz - zentrum Bern, Oberländische Schule Spiez) tInnen andererseits reorganisierten sich gegründete Berufsfachschule für medizini - einige der noch knapp 40 Notfalldienst - sche Assistenzberufe be-med AG bereitete kreise im Kanton. Wie bereits im Vorjahr die Lehrpläne nach neuer Bil dungs ver - fusionierten Dienstkreise zu grössern Ein - ordnung vor, welche ab 1. August 2010 heiten. In den meisten Bezirksvereinen umgesetzt werden. Dabei waren zwei Mit - gingen Dienstkreise vertragliche Verein- glieder der Ärztegesellschaft als Mitglieder barungen mit öffentlichen oder privaten des VR beteiligt: Thomas Heuberger und Spitälern ein. Diese Zentralisierung des Renato Tognina. Unsere Mitglieder werden ambulanten ärztlichen Notfalldienstes ist Versorgungsmonitoring: Auch 2010 erhalten darüber an einer gemein samen Informa - nicht abgeschlossen. BEKAG-Mitglieder einen standardisierten Frage - tionsveranstaltung mit den Schulen im bogen zum Ausfüllen. Frühjahr 2010 informiert werden. 3.2.17 Medphone Bild: iStockphoto Zusätzlich mussten auch die überbetrieb - Im Berichtsjahr lief die Anschubfinanzie - lichen Kurse für medizinische Assistenz- rung 2007–2009 der Ärztegesellschaft für 2009 wurden unsere Mitglieder erstmals berufe auf den 1. August 2010 neu erar- Medphone aus. Zur Schliessung der dar - mittels standardisiertem Fragebogen be- beitet werden. Dazu wurde eine Arbeits - aus entstehenden Finanzierungslücke be- fragt. 45% der 1863 angeschriebenen Mit - gruppe eingesetzt, in welcher die Ärztege - schloss unsere Delegiertenversammlung glieder beantworteten die standardisier- sellschaft durch Beat Geering vertreten im Juni 2009 eine Erhöhung unseres Mit- ten Fragen. Die Antwortenden beschrei - wird. Weil wir aufgrund der neuen Bil - gliederbeitrages zugunsten von Med- ben eine Unterversorgung mit Pädiatern, dungsverordnung mit einer Zunahme der phone ab 2010. Ophthalmologen und Allgemeinmedi zi- Unterrichtszeit rechnen, erwarten wir 2006 lehnte die Gesundheitsdirektion ei - nern im ganzen Kanton, ausser in der Re - Mehrkosten zulasten unseres MPA-Fonds. nen von der Ärztegesellschaft angestreb - gion Bern. Sie beschreiben eine Überver - 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 17

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sorgung einzig in der Region Bern und Der Aufwand, welcher von unseren prak - Krankengeschichte (Praxis-Informations- zwar mit Orthopädischen Chirurgen, Kar - tizierenden Mitgliedern durchschnittlich System PIS) führen soll. Dieses Ziel dürfte diologen und Plastischen Chirurgen. aufgewendet werden muss, um einen bis dahin kaum zu erreichen sein. Hinde - Die Mitglieder der Berner Ärztegesell - Franken Umsatz zu erzielen, stieg in die - rungsgründe sind fehlende einheitliche schaft werden 2010 erneut einen standar - sem Zeitraum von weniger als 60 Rappen Schnittstellen Spital –Praxis und unter - disierten Fragebogen erhalten. auf über 70 Rappen. Das Ergebnis sank in schiedliche Standards für elektronische diesem Zeitraum für alle Facharztgruppen. Krankengeschichten. Immerhin steht der 3.2.19 Projekt ärztliche Versorgung Für Grundversorger nominal um 3% und Ärzteschaft mit HIN/ASAS eine sichere Oberland-Ost real um 20%. Die zunehmende Teilzeit- Infrastruktur zur Verfügung, welche ver - Im grossflächigen Kanton Bern zeichnen tätigkeit erklärt diesen Rückgang des schlüsselte Übermittlung von Patienten - sich seit 2003 Versorgungsengpässe in Bruttogewinns nur teilweise. daten ermöglicht. Randregionen ab (Editorial doc.be 3/03). Zu Beginn des Berichtsjahres bat die Ärz - Diese Engpässe wurden von Bundesstel - tegesellschaft die Ärztekasse, eine Mög- 3.2.22 Projekt Online-Formularverkehr len erstmals 2008 erkannt. Die Ärztegesell - lichkeit zur elektronischen Erfassung der Ärzteschaft-Krankenversicherer schaft hat auf Anregung und mit Unterstüt - Kostendaten zu schaffen. Im August hat- 2007 hat unser Vorstandsmitglied Peter zung des Bezirksvereins Oberland-Ost ten unsere Mitglieder dann die Möglich - Baumgartner begonnen, gemeinsam mit bereits 2007 ein Projekt lanciert mit dem keit, die RoKo-Daten erstmals online übers der Visana den Formularverkehr zwischen Ziel, die ambulante ärztliche Versorgung Internet einzugegeben. Rund 500 unserer Arzt und Versicherung online zu realisieren. im Raum Meiringen längerfris tig sicherzu - Mitglieder lieferten Kostendaten. Dies sind Mit Unterstützung unseres Delegierten stellen. Ein breit abgestütztes Projektteam gut ein Viertel der schweizweit erhobenen für den elektronischen Datenaustausch ist seit Frühjahr 2008 an der Arbeit – und Praxiskostendaten. Der monitorisierte und Spital –Praxis, Christoph Hug, gelang im weckt auch in weitern Regionen des konsolidierte Praxisaufwand wird einer - Be richtsjahr eine erste und praktikable Berner Oberlandes Interesse. Neben der seits von der Ärztegesellschaft in den Ta- Lösung. Den Zugang finden sie im Mitglie - Ärztegesellschaft und dem re gionalen rifverhandlungen eingebracht und erlaubt derbereich unserer Homepage, eine ent - Bezirksverein konnten das regionale Spi - andererseits der teilnehmenden Ärztin, sprechende Erläuterung wurde in doc.be talzentrum, die grössten regionalen Arbeit - ihren eigenen Kostenaufwand zu verfolgen (Nr. 4/2009, Seite 11) publiziert. geber, die Ärztekasse und die lokalen und mit demjenigen anderer Ärzte gleicher Gemeinden für dieses Projekt ge wonnen Fachrichtung zu vergleichen. 3.2.23 doc.be werden. Verzögerungen ergaben sich bis - doc.be, die Mitgliederzeitschrift unserer lang infolge von Finanzierungsengpässen. 3.2.21 Elektronischer Datenaustausch Ärztegesellschaft, erschien im Berichtsjahr Möglicherweise kann dieses Projekt bis Spital-Praxis alle zwei Monate in einer Auflage von gut Ende 2010 abgeschlossen werden. Christoph Hug, der Delegierte der Ärztege - 3000 Exemplaren und umfasste jeweils 12 sellschaft für den elektronischen Daten- bis 20 Seiten. Der Ausschuss unseres Kan - 3.2.20 Projekt Rollende Kosten-Studie austausch Spital –Praxis, setzte sich auch tonalvorstandes bildete die Redaktions- RoKo im Berichtsjahr für den integrierten Ein- kommission. Unser Pressedienst unter Unsere Gesellschaft erhebt seit 1989 jähr - satz von Informations- und Kommunika - Marco Tackenberg stellte Redaktion, Lay - lich die Kostendaten der Arztpraxen. Wir tionstechnologien zur Gestaltung, Unter- out und Produktion sicher. Berner haben als erste Ärztegesellschaft stützung und Vernetzung aller Prozesse mit dieser Kostenerfassung begonnen. und Teilnehmer im Gesundheitswesen ein. 3.2.24 Klausurtagung Vorstand Diese zeigt die betriebswirtschaftlichen Die nationale e-Health-Strategie des Eid - Ziel der zweitägigen Klausurtagung im Au - Kosten auf, welche für die Erstellung der genössischen Departements des Innern gust des Berichtsjahres war es, Ant worten Dienstleistung «Arztpraxis» vom Praxis - fordert, dass im Jahr 2012 die Hälfte der auf folgende drei Fragen zu finden: 1. betreiber aufgewendet werden müssen. praktizierenden Ärzte eine elektronische Warum eröffnen junge Ärztinnen eine be-

Unter flexiblen Anstellungsformen und neuen Praxis modellen wird eine eigene Praxistätigkeit auch für junge Ärztinnen und Ärzte interessant. Dr. Amara Willi, Oberärztin Klinik Sonnenhof, diskutiert mit Vorstandsmitgliedern. Bild: J. Schlup 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 18

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ziehungsweise keine Praxis? 2. Unter wel - gartner, Interlaken. Sie erzielte als Einzige kassen, Aufbau eigener Datenbanken chen Voraussetzungen beziehungsweise den hervorragenden Notendurchschnitt und Erstellung von Statistiken. Aktien - Rahmenbedingungen eröffnen junge Ärz - von 6,0. kapital CHF 1'200'000. –. Präsident H.W. tinnen eine beziehungsweise keine Praxis? Leibundgut. Aktienanteil BEKAG 10%. 3. Was kann die Ärztegesellschaft dazu 3.2.26 Vernetzung • Medphone AG. Gegründet 2004 von beitragen, dass junge Ärztinnen eine Für die Ärztegesellschaft als Vertreterin der BEKAG. Zweck: Errichtung und Betrieb Praxis eröffnen? kantonalbernischen Ärzteschaft ist eine einer ärzteeigenen Notfallzentrale zur Zur Klärung dieser Fragen lud der Vorstand optimale Vernetzung mit Institutionen und Er füllung der mit der ärztlichen Berufs - sechs Gäste ein: eine Assistenzärztin, zwei Interessenvertretern auf kantonaler und ausübungsbewilligung verbundenen Oberärztinnen, einen praktizierenden Arzt nationaler Ebene entscheidend, wenn sie Notfalldienstpflicht. Aktienkapital CHF vier Monate nach Praxisübernahme, einen die Interessen ihrer Mitglieder wirkungsvoll 100’000. –. Präsident D. Marth. Aktien - Banker mit Fachgebiet Praxisfinanzierung vertreten will. Dazu sind neben statuta - anteil BEKAG 38%. sowie einen Praxisbroker. risch vorgesehenen Sitzungen und Verbin - • Be-med AG. Mitgegründet 2008 von Die jungen spitaltätigen Ärztinnen zeigten dungen auch zahlreiche ausserordentliche BEKAG. Zweck: Errichtung und Betrieb sich grundsätzlich interessiert an einer Absprachen und Kontakte entscheidend. einer Berufsfachschule für medizinische selbständigen Praxistätigkeit. Allerdings Diese Aufgabe oblag 2009 schwergewich - Assistenzberufe. Aktienkapital CHF ist dazu die Möglichkeit einer planbaren tig dem Präsidenten. Dieser absolviert im 102'000. –. Präsident Th. Heuberger. Teilzeittätigkeit Voraussetzung. Ein Praxis - Berichtsjahr neben 83 statutarischen Sit - Aktienanteil BEKAG 17%. einstieg müsste zuerst im Anstellungsver - zungen (Geschäftsleitung, Ausschuss, hältnis möglich sein. Dazu bedarf es neuer Vorstand, Präsidentenkonferenz, Delegier - 3.2.30 Medienarbeit Praxisformen wie grösserer, auch multi - tenversammlung, Ärztekammer) zusätzlich Diese wurde vom Presse- und Informa - disziplinärer Gemeinschaftspraxen; ange - 141 Sitzungen, um ordentlich vernetzt zu tionsdienst PID der Ärztegesellschaft zu- passte Formen des Notfalldienstes und sein. sammen mit dem Vorstandsausschuss standeseigene Kommunikationsplattfor - und dem Präsidenten geleistet. Hier wer- men für Käufer und Verkäufer, für selbstän - 3.2.27 Vernehmlassungen den die wichtigsten Ergebnisse erwähnt. dige und angestellte Ärztinnen. Und es Vernehmlassungen wurden gegenüber der braucht Investoren beziehungsweise Risi - Gesundheitsdirektion abgegeben; dane - 3.2.30.1 Zweiklassenmedizin, Bestandes - kokapital. ben auch über Berner KMU bis zum SGV aufnahme und Zukunftsaussichten Die Resultate dieser Klausurtagung ver - und an die Gesundheitskommission des Im Juni 2009 unterstützten wir eine Podi - anlassten den Vorstand einerseits, eine Grossen Rates. umsdiskussion der FMH zum obgenann- Arbeitsgruppe unter Leitung von Rainer Die wichtigste Vernehmlassung, zu wel - ten Thema. Dabei mobilisierten wir unsere Felber einzusetzen, welche Eckwerte ei - cher wir im Berichtsjahr Stellung genom- Mitglieder und lokale Medien. nes neuen Praxismodells erarbeiten wird. men haben, war diejenige zur Revision des Andererseits wurde eine Delegation des Heilmittelgesetzes, dort insbesondere zur 3.2.30.2 Spektrum der Medieninteressen Vorstandes unter Leitung von Beat Gafner, Selbstdispensation. Daneben haben wir 2009 Präsident elect, beauftragt, eine bestehen - uns zur Anpassung des Kantonalen Ge - Für die Ärztegesellschaft erreichte mich de nationale Begegnungsplattform des sundheitsgesetzes geäussert. 2009 durchschnittlich alle zehn Tage eine VSAO für unsere Zwecke zu evaluieren. Mit Medienanfrage. Das Interesse der Medien Unterstützung der Ärztekasse und des 3.2.28 Statutenrevision fokussierte auf die folgenden Themen: VSAO geschah dies im November 2009. Unsere Delegiertenversammlung be- Interview Personenfreizügigkeit und aus - Der Vorstand hat aufgrund der guten Eig - schloss im Rahmen einer kleineren Statu - ländische Ärzte: Radio DRS. Anfrage zu nung dieser Plattform die Absicht, sich an tenrevision vor allem, die Vernetzung der Verlängerung Numerus Clausus: Der einer nächsten solchen Begegnungs platt - Ärztegesellschaft und der kantonalen Spi- Bund. Interview Bonitätsprüfung von Pa - form des VSAO zu beteiligen. talärztevereinigung deutlicher zu veran - tienten: . Interview saisonale Zusätzlich suchte der Vorstand sich wäh - kern. Daneben wurde unter anderem die Grippewelle: Burgdorfer Tagblatt. Inter - rend dieser Klausurtagung bezüglich der Fusion der Bezirksvereine Bern-Stadt und view Ärzteeinkommen: Berner Zeitung. vom Bundesparlament verfolgten KVG- Bern-Land statutarisch abgebildet. Interview Ärztedemonstration am 1. April: Sparmassnahmen auf den aktuellsten In- Der Bund. Interview Spitalplanung: Berner formationsstand zu bringen. Ziel dabei war 3.2.29 Beteiligungen Zeitung. Interview Gesundheitskosten: es herauszufinden, welche der diskutierten Per 31.12.2009 hält die Berner Ärztege - . Interview Absentismus und Massnahmen für die Ärzteschaft relevant sellschaft BEKAG folgende Beteiligungen: Wirtschaftskrise: . Inter - sein werden und zu beurteilen, ob sich dar - • NewIndex AG. Mitgegründet 2000 von view Nutzen einer Praxisgebühr: Der aus Handlungsbedarf für die Ärztegesell - BEKAG. Zweck: Unterstützung der Ärz - Bund. Elf Interviews betreffend Schweine - schaft (Ständerat, Medien, weitere?) erge - teorganisationen in der Anwendung der grippe: Radio DRS 1, DRS Regionaljournal ben wird. Als Referenten lud der Vorstand Arzttarife. Sicherstellung der Mittel zur Bern, Radio Capital FM, TeleBärn, Canal 3 Nationalrat Ignazio Cassis, Mitglied der zu - Sammlung und Auswertung von elektro - Bienne, Berner Zeitung, 20-Minuten, Der ständigen parlamentarischen Kommission nischen Abrechnungsdaten. Aktienkapi - Bund. Mehrere Interviews zur Revision für Soziale Sicherheit und Gesundheit, ein. tal CHF 620'000. –. Präsident A. Haefeli. Heilmittelgesetz und Arzneimittelabgabe: Aktienanteil BEKAG CHF 40’000. –. Berner Zeitung, Der Bund. Kurzinterview 3.2.25 Bestes Staatsexamen in • PonteNova AG. Gegründet 2002 von differenzierter Selbstbehalt im Nationalrat: Humanmedizin BEKAG. Zweck: Errichtung und Betrieb TV DRS. Mehrer Interviews differenzierter Den Preis der Ärztegesellschaft des Kan - eines ärzteeigenen «Trust Centers»; ins - Taxpunktwert Berner Oberland: DRS Re - tons Bern für das beste Staatsexamen er- besondere Organisation des Datenflus - gionaljournal Bern, Berner Zeitung. hielt im Berichtsjahr Barbara Julia Baum - ses zwischen Ärzteschaft und Kranken - 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 19

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Drohende Flurbereinigung: Durch die neue Spitalfinanzierung muss der Kanton Bern ab 2012 im Spitalwesen knapp 300 Mio. Franken pro Jahr einsparen. Bild: Keystone

3.2.30.3 Medienpräsenz und 200 Jahre und seiner Integrationsfähigkeit hat er ei - Mengenausweitung vorgehalten werden – Ärztegesellschaft nerseits die Sache der Kaderärzte im eng - ich bin gespannt. Die Absicht, mit den Jubiläumsveranstal - sten Führungskreis der Ärztegesellschaft Die Schweiz wird erstmals in ihrer Ge - tungen Sympathie und Goodwill für die engagiert vertreten und andererseits letz - schichte von Frauen regiert: Nationalrats- Ärzteschaft zu schaffen, konnte im Be- tere noch besser mit weiteren Gesund - präsidentin, Ständeratspräsidentin und richtsjahr weitgehend erreicht werden. Die heitsberufen vernetzt. Bundespräsidentin. Möglicherweise ergibt Medien nahmen die ärztenahen, humor - Dr. med. Thomas Rohrbach, Hausarzt in sich daraus auch für die Reformen im vollen und manchmal durchaus kritischen Heimenschwand und Oberst i Gst wurde Gesundheitswesen eine konstruktivere, Aktivitäten auch im zweiten Teil des Jubi - im Juni 2009 von der Delegiertenver - pragmatischere Verhandlungskultur. läumsjahres wohlwollend auf und berich- sammlung in den Vorstand der Ärztege - Die politisch-administrativen Schlüssel - teten weiterhin über die Wanderbühne, die sellschaft des Kantons Bern gewählt. Er stellen unseres Landes, welche für das Ge- Konzerte des Medizinerorchesters MOB vertritt den Bezirksverein -Oberland- sundheitswesen verantwortlich zeichnen, und über die Schlussveranstaltung Ende West. sind 2010 neu besetzt: Direktor und Vi- Oktober 2009 in Bern. Beachtung über die Stephanie Matti nahm im September 2009 zedirektorin des BAG sowie der Innenmi - Kantonsgrenzen hinaus fand am 28. Mai die Tätigkeit als Mitarbeiterin in unserem nister. Allesamt mit medizinfernem Hinter - 2009 die knapp einstündige Sendung Sekretariat auf. grund. Möglicherweise kommen wir so Doppelpunkt von Radio DRS 1 mit dem endlich zu runden Verhandlungstischen für Titel «200 Jahre Berner Ärztegesell- alle Partner. Zur Zeit fehlt auf der Ebene schaft». des Bundes nach wie vor eine nationale, kohärente Gesundheitspolitik. 3.2.31 Mutationen Eine besondere Herausforderung für unser Dr. med. André Roten, Vertreter des Be - 4 Was bringt die Gesund - Gesundheitswesen ist die Zunahme der zirksvereins Thun-Oberland-West trat im heitspolitik 2010? psychischen Erkrankungen und die stei - Mai 2009 nach 12 Jahren aus dem Kanto - gende Zahl Chronischkranker. Dass der nalvorstand zurück. Als Facharzt einer Lösen wir die Probleme der Gegenwart, Bundesrat in dieser Situation die organi - Spezialdisziplin (Gastroenterologe) und dann brauchen wir uns keine Sorgen um sierte Suizidbeihilfe neu regeln will – ohne erfahrener Regionalpolitiker (u.a. Stadt- die Zukunft zu machen. diese zu verschärfen, stimmt viele Ärzte ratspräsident Thun) hat er unseren Vor - skeptisch. Die Vernehmlassungsfrist zu stand vor allem in schwierigen Zeiten klug dieser Strafrechtsänderung läuft im Früh - und ausgewogen beeinflusst und erfolg - 4.1 In der Schweiz ling 2010 ab. reich beraten. In unseren Spitalabteilungen wird die Zahl PD Dr. med. Christoph Cottier, Präsident Die 250'000 Konsultationen wegen der Assistenzärztinnen mit eidgenössi- des Verbandes der Spitalärzte des Kan- Schweinegrippe-Verdacht in ambulanten schem Diplom weiter abnehmen. In der tons Bern, trat Ende 2009 als Vertreter der Einrichtungen unseres Gesundheitswe - Psychiatrie und der Orthopädischen Chi - Kaderärzte in unserem Kantonalvorstand sens 2009 könnten uns, sobald die Jahres- rurgie haben gar nur noch ein Drittel der zurück. Mit seinem analytischen Denken schlussrechnungen vorliegen, 2010 als Assistenzärztinnen ein eidgenössisches 2_10 D_1/05 D 06.04.10 14:53 Seite 20

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Diplom. «Der Nachwuchsmangel ist dra - 5 Schlusswort Fussnoten matisch.» Die Spitalinfrastruktur in der Schweiz ist Neue Modelle der Zusammenarbeit wer - 1 Ruth Baumann-Hölzle. Wir engagieren uns für eine überaltert. «Die bauliche Substanz ist humane Kultur mit bewusster ethischer Entschei- den das Gesundheitswesen bestimmen. dungsfindung. Interview durch Bruno Kesseli. Schwei - (teilweise) in einem desolaten Zustand.» Zukünftig zählen Kooperation, mehr so - zerische Ärztezeitung, 2009; Nr 21/22: S. 867-70 Grosse Erneuerungsinvestitionen für die ziale Kontakte und ein funktionierendes 2 Ruth Baumann-Hölzle. Wir engagieren uns für eine humane Kultur mit bewusster ethischer Entschei- Spitalinfrastruktur stehen an. Miteinander. Dabei dürfen Entscheidungen dungsfindung. Interview durch Bruno Kesseli. Schwei - nicht an Personen delegiert werden, wel - zerische Ärztezeitung, 2009; Nr 21/22: S. 867-70 che die Verantwortung für die – durch 3 Jürg Pfisterer. Der Arzt im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ansprucherwartung, Qualität und Ver - 4.2 Im Kanton Bern diese Entscheidung ausgelöste – Hand - antwortung. PrimaryCare 2009; Nr 8: S. 143 lung nicht selbst tragen. 4 Pascale Bruderer Wyss. Interview von Michael Kro - Die Lockerung des Zulassungsstopps per bath in Sorgenbarometer; Credit Suisse bulletin 5/09: S. 10 1.1.2010 wird die absehbaren Probleme Die vielen Frauen, die an den Universitäten 5 Katharina Meyer. Nationaler Gesundheitsbericht der ambulanten ärztlichen Versorgung studieren, werden die Schweiz und die 2008; Obsan. Verlag Hans Huber 2009 6 Sorgenbarometer 2009. Credit Suisse bulletin 5/09: nicht lösen. Die geltenden Rahmenbedin- Welt verändern. «Die unterschiedliche Ri- S.15 gungen sind zu schlecht geworden und sikobereitschaft von Männern und Frauen 7 Peter Kraft. Glückauf, du starkes Konkordat: Die bieten jungen Ärztinnen und Ärzte zu wenig wird gravierende Auswirkungen haben. Die Krankenkassen-Zeitung von 1909 bis 1938. Infosanté- suisse 10/2009: S. 4-8 Anreize, selbständig ambulant tätig zu Frauen werden immer wichtigere Funktio - 8 Landesindex der Konsumentenpreise, Bundesamt für werden. Die Ärztegesellschaft wird weiter nen bekleiden und damit zahlreiche Risi - Statistik: www.portal-stat.admin.ch/lik_rechner/d/lik_ versuchen, diese Rahmenbedingungen zu ken aus dem System entfernen. In der rechner.htm 9 Ovomaltine-Inserat der Wander AG von 1909. Info- verbessern (TPW-Projekt Oberland) und Medizin ist dies eine gute Sache.» santésuisse 10/2009: letzte Seite neue Praxisstrukturen zu fördern (Arbeits - 10 Peter Kraft. Visionen von sozialer Gerechtigkeit mit - ten im Zweiten Weltkrieg: Die Krankenkassen-Zeitung gruppe Praxismodelle). In der ambulanten Arbeitslosigkeit werden wir auch 2010 im von 1939-64. Infosantésuisse 10/2009: S. 9-13 ärztlichen Versorgung zeichnet sich vor - Ge sundheitswesen nicht haben, zu ausge - 11 Van der Horst K, Siegrist M, Orlow P, Berendonk C, derhand weiterhin ein Mangel an Kinder - prägt ist der Fachkräftemangel bereits. Giger M. Demographie, Beurteilung des Studiums und der Feedbackkultur an den Weiterbildungsstätten. ärzten, Augenärzten und Hausärzten ab. Eine Ausbildungsoffensive ist dringlich. Resultate der Umfrage 2008 bei Assistenzärztinnen In der stationären ärztlichen Versorgung und Assistenzärzten. Schweizerische Ärztezeitung fehlen vor allem die breit aufgestellten Und wir dürfen weiterhin miterleben, wie 2010;91(6): 203-207 12 Esther Kraft, Martina Hersperger. Ärzteschaft in der Chirurgen und Internisten. Werte wiedererstarken. – Liebe Leserin, Schweiz und deren Aus- und Weiterbildung. Schweize - Santésuisse will im Rahmen der Reorgani - lieber Leser, was ist für Sie das Wichtigste rische Ärztezeitung, 2009;90: 45. S. 1733-35 13 Klaus Ferdinand. Das Ende einer Hausarztpraxis in sation 2011 Vertragsverhandlungen in eine im Leben? Deutschland. Synapse, MedGes Basel: Februar 2010: eigene Gesellschaft auslagern. Anschlies - S. 7-8 send betrachtet Santésuisse es nicht mehr Der Vorstand der Berner Ärztegesellschaft 14 Eidg. Finanzverwaltung/Bundesamt für Statistik, Abteilung Gesundheit; Neuchâtel 2007 als Verbandsaufgabe, Tarifverhandlungen engagiert sich weiterhin für bessere Rah - 15 Immer mehr Ärzte – viele auch aus der EU. NZZ, zu führen. Dabei soll die neue Gesellschaft menbedingungen für die Ärzteschaft, für 6.3.2008 16 nicht mehr als Verband gelten. Dazu hat Patrick Imhasly. Nationaler Gesundheitsbericht 2008. eine qualitativ hoch stehende ärztliche Ver - Schweizerisches Gesundheitsobservatorium OBSAN. Santésuisse erst ein Positionspapier ver - sorgung der Patientinnen und Patienten Bundesamt für Statistik, Neuchâtel. Teil IV; Seite 25 öffentlicht. sowie für Lösungen im Gesundheits- 17 Katharina Meyer. Nationaler Gesundheitsbericht 2008; OBSAN. Verlag Hans Huber 2009 Der Kanton muss ab 2012 im Spitalbereich wesen, welche zukunftsgerichtet sind, 18 Van der Horst K, Siegrist M, Orlow P, Berendonk C, knapp CHF 300 Mio. pro Jahr einsparen. partnerschaftlich erarbeitet werden und Giger M. Demographie, Beurteilung des Studiums und Dies wegen der im revidierten KVG neu ge - die Würde und Autonomie der betroffenen der Feedbackkultur an den Weiterbildungsstätten. Resultate der Umfrage 2008 bei Assistenzärztinnen regelten Spitalfinanzierung. «Den Spitälern Menschen respektieren. und Assistenzärzten. Schweizerische Ärztezeitung droht eine Flurbereinigung. Die Leute hän - 2010;91(6): 203-207 19 gen an ihrem Spital. Aber wir müssen in die Chefarzt Etzensberger, Klinik für Psychiatrie, Königs - felden. Solothurner Zeitung 30.3.2008 Zukunft schauen.» Möglicherweise wird es 20 Philippe Gaydoul, CEO Denner AG. Interview: Lidl, in der unmittelbaren Zukunft – wegen man - Navyboot und schwer kranke Kinder. Schweizer Illus - trierte, 15.12.2008: p. 29-30 gelnder Finanzkraft unseres Kantons – zu 21 Annamarie Müller, Leiterin des Spitalamts der Ge - einem Teilrückzug des Kantons aus der sundheitsdirektion des Kantons Bern. Interview von Spitalversorgung kommen. Der Versor - Tobias Gafafer. Berner Zeitung vom 21.8.2009: S. 17 22 Kjell Nordström, Stockholm School of Economics. gungsanteil der privaten Akutspitäler dürf - Swiss Export Tag, Zürich 6.5.2009 te sich in den nächsten Jahren weiter erhö - hen, in Bern wie in andern Kantonen auch. Zudem hat die OECD bereits in ihrem Bericht 2007 die nicht mehr zeitgemässen kantonalen Versorgungsstrukturen im Ge - sundheitswesen der Schweiz kritisiert und überregionale Versorgungsstrukturen an - geregt. Wenn einige unter Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, politische Verantwortung innerhalb unserer Gesellschaft überneh - men, sich für unsere Gesellschaft enga - gieren, kann die Ärztegesellschaft auch in Zukunft erfolgreich sein.