Zur Neuaufnahme von Palladios Valmarana in Lonedo bei

Autor(en): G.R.

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizerische Bauzeitung

Band (Jahr): 86 (1968)

Heft 34

PDF erstellt am: 03.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-70118

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http://www.e-periodica.ch befindlichen Zu den Schriften des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur an der ETH b) die it^ÊVorbereitung Schriften: («gta»-Schriftenreihe im Birkhäuser-Verlag, Basel) Band 6: «Aufsätze zur Architektur» von Francesco a) die 1968 erscheinenden Publikationen: Band 4 (rd. 70 Seiten, 75 Büder, Broschur, Erwin Gradmann (die Thalos, rd. Fr. 12.—): «Transparenz. Kommentar Borromini, J. R. Fischer von Erlach, das Band 1 (52 Seiten, 43 BUder, Broschur, zum Essay von Rowe und Slutzky» (Le Hfl Melk, Adolf Loos); Fr. 10.—): «Reden und Vortrag zur Bernhard Hoesli. Corbusier-Studien 1), von Band 7: «Werk und Leben Othmar H. Eröffnung des Instituts für Geschichte und die wissenschaftliche Als Beitrag an Ammanns» von Fritz Stüssi (die grössten Theorie der Architektur, 23. Juni 1967.» Auswertung Le Corbusiers Nachlass werden von Brücken unserer Zeit, Grundlagen, Bedeutung den Beiträgen von Schulratspräsident bestimmte bearbeitet, Mit vorerst Aspekte für die Entwicklung der Brückenbaukunst); y&jSf!' Burckhardt (Begrüssung und die sich überblicken und belegen lassen. Patenwünsche), von Prof. Dr. A.mL Vogt (Aufgabe Für die erste Corbusier-Bandfolge hat und Verpflichtung) und von Prof. Prof. Bernhard Hoesli, ETH, Zürich, eine Band 8: «Wasserbau im Altertum», von Dr. P. Hofer über die Haut des Bauwerks Arbeit über den Begriff der Transparenz Gerold Schnitter (die hauptsächlichsten (zur Methodik der Altersbestimmung in der Architektur aus dem Englischen Wasserbauten in China, Indien, im undatierter Architektur, vergleichende Analyse übertragen. Die sich zuerst in der Malerei Vorderen Orient, in Aegypten, Griechenland der Steinbearbeitung als Hilfswissenschaft bei Cézanne abzeichnende Transparenz und Rom); der Architekturgeschichte, wird vor allem im Kubismus wichtig. In Band 9: «Stadtplan und Kathedralplan im Anwendungsbreite und Ueberprufungsbeispïl||||H erscheint Le Corbusiers früher Architektur Mittelalter», von Paul Hofer (Versuch, sie als entscheidendes Prinzip der Band 2 (40 Seiten, 30 Büder, Broschur, anhand von Stadtplänen und Schriftquellen Raumorganisation und wesentliches Merkmal Fr. 12.—): «Der Tempel der Verimnft, un-' des 11. bis 13. Jahrhunderts in der der Raumwirkung. In seinem Kommentar veröffentlichte Zeichnungen von Boullée» Verschränkung von Kathedralplan und situiert der Autor diese Untersuchung im hochmittelalterlichen Klaus Lankheit. Prof. Dr. K. Lankheit, Stadtanlage ein festes System des von Felde der architekturtheoretischen TH Karlsruhe, hat vor etwa 10 Jahren in Städtebaus nachzuweisen; Entwicklungen, die sich vqKallem in Amerika den Florenz, eine Gruppe von Uffizien, 1950 abzuzeichnen begannen. Band 10: «Le Corbusier, Paul Klee und des nach Architekturzeichnungen als Werke der Islam» (Le Corbusier-Studien 2), von französischen Revolutionsarchitekten Louis Adolf Max Vogt (die Jugendreisen von Le Boullée identifiziert. Die Entwürfe wesp» Band 5 (rd. 100 Seiten, 30 Planzeichnungen Corbusier nach Konstantinopel/Istanbul beschrieben und in das Gesamtwerk von als entscheidende und BUder, Broschur, rd. 25.—): und von Klee nach Kairuan Boullée eingeordnet. Unter den Funden l|| «Palladios Erstling. Die V& Godi Val- Erfahrungen für ihre Entwicklung); wird das ausserordentliche Projekt Boul- marana» von Paul Hofer. Die Villa Godi Pavillon» (Le Corbusier- lées für den «Tempel der Vernunft» nach Band 11: «Der in Lonedo nördlich Vicenza ist das Hoesli (Grundlagen Konstruktion, Dimensionierung und Studien 3), von Bernhard einzige sichere Werk Andrea Palladios vor Raumtypen Innenausstattung, letzere im Zusammenhang zur Unterscheidung von der ersten Romreise von 1540. Im Juni mit dem Dianakult der Tradition, breiter bei Le Corbusier). 1967 ist es durch eine Gruppe von untersucht und dargestellt2). Architekturstudenten der ETH unter Leitung 2) Es war das Verdienst von Prof. Dr. 82 Zeichnungsrei- des Verfassers in Situation, Grundrissen, Band 3 (rd. 300 Seiten, A. M. Vogt, schon im Februar 1966 eine und Ansichten erstmals vollständig hen, 138 Bilder, Kunstleder, rd. Fr. 50.—): Schnitten Werkgruppe aus der Bibliothèque Nationale worden. Gleichzeitig «Revolutionsarchitektur» «Boullées Newton-Denkmal, Sakralbau aufgenommen de Paris zu einer Ausstellung und Kugelidee» von Adolf Max Vogt. stellte Walter Binder, Leiter der Photoklasse an die Graphische Sammlung der Prof. Dr. A. M.Vogt bearbeitet das Feld an der Zürcher Kunstgewerbeschule, ETH gebracht zu haben, die ein Teü des und 3 der französischen Revolutionsarchitejäpl;' mit seinen Schülern eine ausgedehnte Bildmaterials der «gta»-Bände 2 des Landhauses enthalten hat (vgl. SBZ 1966, H. 33, S. 592). das er mit Soufflot einerseits, mit Durand photographische Dokumentation ein her. In einer knappen Werkausgabe anderseits abgrenzt, im Hinblick auf 3) Einige Büdproben samt einer Einführung Boullées die planliche grosses Entwurfswerk der Epoche, legt Prof. Dr. Paul Hofer von Prof. Dr. Paul Hofer der Gesamt- des Newton-Denkmal. Die Stufen von Gesamtaufnahme samtSSner Auswahl aufnahme der Vüla Godi Valmarana, Lonedo, Boullées Lebenswerk werden als Weg vom photographischen Materials vor, ergänzt und von Talaufnahmen der Vflla Emo Copo- «Paüa- Sakralbau zur Kugelidee beschrieben und durch eine quellenkritische, bauanalytische dilista, Fanzolo, aus der Ausstellung der ETH (Juni/ die Einflüsse anderer Architekturautoren und kunsthistorische Untersuchung des dio, neue Bauaufnahmen» in sind in diesem Heft wiedergegeben. untersucht2). Bauwerks 3). Juü 1968)

Godi Valmarana in Lonedo bei Vicenza Zur Neuaufnahme von Palladios Villa DK 72.071.1 :72.034

allgemeine Denkmalpflege an- der ETH, Im Juni 1967 quartierten sich 16 Die planliche und photographische allseits für die vielfältige Förderung, die Architekturstudenten der Eidgenössischen Neuaufnahme von Palladios Vüla Godi der Arbeitsexkursion von Architekturstudenten Technischen Hochschule und 6 Mitglieder Valmarana und Teilaufnahmen der Villa und Schülern der Photoklasse von der Photoklasse an der Kunstgewerbeschule Emo Capodüista in Fanzolo in der Nähe Walter Binder an der Zürcher Zürich in Breganze und Zugliano von Castelfranco wurden in einer Bauaufnahmen» Kunstgewerbeschule in die Landschaft Vicenzas nördlich von Vicenza WBh, um unter Ausstellung «Palladio, neue der ETH Dozenten und zuteil geworden ist. In italienischer Sprache Leitung von Prof. Dr. Paul Hofer das erste in der Haupthalle richtete er seinen besonderen Dank an Werk Palladios, die Villa Godi Valmarana Studenten zugänglich gemacht. Sie bildete die ebenfalls anwesenden Eigentümer der im nahen Lonedo di Lugo Vicentino, am Eröffnungstag, 25. luni 1968, zugleich Instituts Vüla Godi Valmarana, Herrn und Frau zeichnerisch und photographisch den Rahmen für die Jahresfeier des Theorie der Prof. Remo Malinverni, für die freundliche aufzunehmen. Der Arbeitsexkursion waren für Geschichte und und geduldige Aufnahme der Teü- vorbereitende Analysen zum Thema «Palladio Architektur, das 1967 an der ETH gegründet nehmer in ihrem Hause. und der Aussenraum» vorausgegangen. worden ist. Teilaufnahmen mfgiicenza (Vüla Rotonda) und Fanzolofoei Castelfranco () In seiner Eröffnungsansprache dankte traten hinzu. Im Sommer und Herbst 1967 Prof. Dr. Paul Hofer, Inhaber des Zu diesem Beitrag gehören die auf den Seiten wurden die Ergebnisse ausgewertet. Lehrstuhls für Geschichte des Städtebaus und 607 bis 612 wiedergegebenen Aufnahmen.

610 Schweizerische Bauzeitung * 66. Jahrgang Heft 34 * 22. August 1968 Die Ansprache Professor Hofers lautete (leicht gekürzt): «In den italienischen Reiseführern des 18. Jahrhunderts heisst der Fremdling, an welchen sie sich wenden, noch nicht banal Tourist, sondern, klangvoller, .forestiere istruito'. Versetzen Sie sich in die Tracht eines forestiere des späteren 20. Jahrhunderts. Sie verlassen Vicenza, auch'BçOTS f' ifiiî'iîafMifaT* wohl auf väeis Rädern, Richtung Norden ^^^St^Mifahren die reichbebaute Vicen- tiner Campagna, alpenwärts. Im Rücken des Marktorts Breganze steigen die ersten, noch niedrigen Hügel über der Tiefebene empor. Bald hinter Farajl den Fluss Astico zur Linken, kommt das Dorf Lugo Vicentino in Sicht. Kurz vorher führt ein steü- kurviges Strässchen bergwärts; nach wenigen mÊf'.mPWmS. *m MfEiten gelangt der Besucher auf eine Terrasse, von der sein Blick südlich bis Vicenza, westlich in die Lessinischen Alpen, nördlich hinauf ins Waldland des m Altipiano dei Sette Comuni reicht. Wendet er sich nag nach Osten, so steht er vor dem Hauptto»der Villa Godi Valmarana.

Vito piovene Die beiden Landhäuser in Lonedo. Links Villa Piovene, rechts Villa Godi Valmarana. -Nell'anno 1542 fvilto Bassono ii Sig. Girolamo Godi Nobile Vicentino fece erigere in Lunedo sua Villa, una Collinetta di Lonedo sopra facile GODI salita, una Fabbrica con un Disegno di , il quale non contava in allora che Villa ventiquattro anni; e perciò io credo che questa sia una delle invenzioni» Thiene iBreqonze EMO prime sue (Bertotti-Scamozzi, 1778).

Castelfranco XrJßSandrigc Jittadello

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Aulobdhr, -Ä-" "-& Villa Godi. Die -Casa dominicale» von Norden mit Eingangspartie Kartenskizze: Vicenza und Umgebung mit den Pailadio-Villen in Lonedo (Godi Valmarana und Piovene) und bei Castelfranco (Villa Emo). Alle drei Landschlösser können von aussen ohne Voranmeldung besichtigt werden (in der Barchessa der Villa Godi wurde jüngst eine kleine Gaststätte eingerichtet) Anmeldungen für die Besichtigung des Innern erwünschen schriftlich die Besitzer der Villa Piovene und der Villa Emo, ^Sïll welche als direkte Nachfahren der einstigen Bauherren diese Palladiobauten noch heute bewohnen. t Unmittelbar gegenüber dem Portal gibt eine kleine Anhöhe den Blick frei auf das Herrenhaus. Der Besucher fühlt sich aufs intensivste in zwei ganz unvergleichbare Anfangssituationen einbezogen. Das I Alpenvorland beginnt, und es öffnet sich gleichzeitig einer der mächtigsten Archi- tckturhorizonte Europas, das Werk des li grössten Architekten zwischen Renaissance Sfc und Barock. Der unbanale Besucher, wie ich annehmen darf wohlvertraut mit«|§ÏK Stellenwert der Villa als erstes sicheres Werk von über dreissig Landhäusern Palladios, kennt, wie ich wiederum annehme, die freilich stark umstilisierte Darstellung des Gebäudes in der Werkausgabe «letzter Hand, den .Quattro libri dell'Architettura' von 1570. Läutet er am Portal und lernt er, dank der Zuvorkommenheit des Eigentümers, das Haus von aussen und von innen kennen, dann fühlt er sich auf einmal nicht mehr als .forestiere istruito', i als wohlunterrichteter Fremdling. Es stehen ihm weder neuere dokumentierte Stu-

Schweizerische Bauzeitung • 86. Jahrgang Heft 34 • 22. Auguat 1968 611 Jl J«?

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Grundriss des Mauptgeschosses 1:500. «II Piano nobile contiene una Loggia e due Terrazzine scoperte, una Sala ed otto Stanze»

Neue Massaufnahmen der Villa Godi Valmarana (durch 16 Architekturstudenten der ETH im Juni 1967).

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ren? Was ist authentische Bausubstanz, des quartierten sich, im Rahmen eines VILLA was Veränderung oder Zufügung zu Kolloquiums über .Palladio und der Aus- Lebzeiten, was spätere Modifikation? Welches senraum', im Juni des vergangenen Jahres Foresteria sind die wirklichen Abmessungen und 16 Architekturstudenten der ETH und 6 5 NlHEO Del F01SILI i Giardino sfuRETo Raumproportionen gegenüber den Mitglieder der Photoklasse der Zürcher 7 6ARCJ.FSSA I TAUMNHAUI programmatischen der Ausgabe von 1570, Kunstgewerbeschule in Breganze und Zu- g ENSÜKHcR PARK |0 RUSTIKA PORTAL Selbstinterpretation des dreissig Jahre gliano nördlich Vicenza ein, um dann die zuvor erbauten Frühwerks durch den alternden, Vüla Godi zeichnerisch und photographisch längst andersdenkenden Erbauer? vollständig aufzunehmen. Teüauf- Plen von Lonedo 1 MO 000 mit Villa Godi und Fünf Fragen, fünf von der einschlägigen nahmen in Vicenza selbst und in der Vüla Villa Piovene Literatur und ihren Quellen verweigerte Emo Capodüista in Fanzolo (nordöstlich Antworten. Wo die Erschliessung Castelfranco) traten hinzu; im Herbst und dien noch vollständige und zuverlässige neuer Dokumente - seit 1778 sind keine Winter 1967/68 wurden die Resultate Aufnahmen zur Verfügung, nicht weü er vordem unbekannte wesentliche Archivalien ausgewertet. Sie liegen heute vor. Eine kleine sie in der Bibliothek des Hausherrn nicht zur Baugeschichte ans Licht getreten Werkmonographie .Palladios Erstling'4) fände, sondern weil es sie nicht gibt. Vor - nicht in Aussicht steht, verspricht einzig wird das Ergebnis der Auswertung im das einzelne des Bauwerks gestellt, fragt die präzise und vollständige Bauaufnahme nachprüfenden und einordnenden er vergeblich nach klarer Auskunft. neue Antworten. Statt Interpretation das Werkstattgespräch mit der Palladioforschung • Wann ist das Haus begonnen? Wie alt genau beobachtete, gemessene, nachprüfbar im Druck wiedergeben. war Palladio, als er es in Angriff nahm? aufgezeichnete Detail; statt vorgreifendes «Palladios Erstling. Die Vüla Godi Wie sind die nicht nur zahlreichen, Annehmen die Sache, der Bestand. i) Valmarana» von Paul Hofer. Erschienen als Band sondern des wesentlichen Abweichungen Sprache besteht zunächst aus Wörtern, 5 der Schriftreihe für Geschichte und Theorie ausgeführten Werks mit den zwei Holzschnitten Satzteilen, Sätzen, dann erst aus Aussage der Architektur des IGTA im Birkhäuser-Verlag, der Werkausgabe von 1570 zu erklä- und Kadenz. Angesichts dieses Tatbestan¬ Basel.

612 Schweizerische Bauzeitung • 86. Jahrgang Heft 34 • 22, August 1968 Beidem, Exkursion und Ausstellung, ist teren Auffassung entsprochen hat). Als Daten ten» angelegt. 1963/64 Hessen die heutigen tatkräftige Hilfe zugekommen. Mit Freude haben für die VoUendung des Rohbaus Besitzer die Vüla im Innern und Äussern sage ich den Förderern Dank. Es ist nicht 1542 und für die letzten Arbeiten 1555 zu restaurieren. selbstverständlich, wenn nichtlehrplanmäs- gelten (Bertotti-Scamozzi, 1778). Diesem Bei PaUadios Zurückhaltung in der sige Unternehmungen wie diese das aus dem frühesten Schaffen Palladios vertikal oder horizontal gliedernden aufgeschlossene Verständnis von Schulratspräsi- stammenden BauKgrendet sich angrenzend, in architektonischen Strukturierung wirkt das Landhaus dent und Abteüungsvorstand finden. Das etwas überhöhter Lage, die Vüla Piovene Godi vor allem durch die schlichte ist nicht Wortgeklingel, sondern ich weiss zu, ebenfalls ein frühes Werk des Meisters, baukörperliche Erscheinung. Sie prägt sich es aus weit zurückführendem Vergleich. dem dieser erst in späterer Zeit die vor allem aus in einem achsial nach Osten Herrn Minister Burckhardt und Professor Säulenvorhalle ergänzend eingefügt hat. durchgeschobenen Mittelstück, das von Hauri gebührt aufrichtiger Dank. Vielfältig zwei schweren Baukuben flankiert Die Hauptfront der Vüla Godi richtet wird, verpflichtet bin ich alsdann dem als Ganzes unter einem, flachgeneigten sich, was zunächst überrascht, nicht gegen ausgezeichnet geführten Zentralinstitut der Pal- Walmdach zusammengehalten. Bei näherem die Tiefebene von Vicenza, sondern nach ladioforschung in Vicenza, dessen Name Zusehen lassen sich sodann verschiedene Nordwesten, dem Austrat.des Flusses Asti- denjenigen unseres Instituts an Länge noch kompositionelle Baugedanken des co aus den lessinischen Voralpen zu. übertrifft: dem ,Centro internazionale di Architekten erkennen. Storia deU'Archi^Hura Andrea Palladio' Noch im Laufe des 16. Jahrhunderts, Durch Massaufnahmen im ursprünglichen und seinem initiativen Leiter, Renato Ce- aber auch später hat der Landhauskomplex Bestand, ergänzt durch das vese. Den unmittelbar Beteiligten, allen immer wieder Veränderungejäferfahren. Sie photographische Büd, kann Palladios Frühwerk voran Walter Binder, ,Chefphotograph' waren nicht nur baulicher Natur (wie z. B. mindestens in seinem Hauptteü, der Casa der Exkursion, meinen drei damaligen der langgestreckte, im frühen 17lflKhrhun- dominicale, heute in seiner ursprünglichen Assistenten, den rund dreissig Architekturstudenten dert entstandene Flügelbau der Foresteria), Anlage und architektonischen Absichten beider Arbeitsequipen und den jungen sondern erstreckten sich auch auf die erfasst und gesichert gelten. Dies ist als Photographen der Fachklasse Binder Parkanlagen. So wurde seit etwaMitte des letzten das wesentlichste Ergebnis der «Zürcher an der Kunstgewerbeschule sage ich hier Jahrhunderts das Umgelände der Vüla Arbeitswoche» in Lonedo verdienstvoü zu nicht umständlichen Dank. Ich sehe sie ja neu gestaltet und auch der «englische Gar¬ werten. G. R. neben mir, als Aussteuer und Mitveranstalter.

Ihre Arbeit gibt nun für drei Wochen dieser hohen Halle einen leicht überschaubaren, Teilaufnahme der Villa Emo Capodilista in Fanzolo schon weniger Icffit überschaubaren DK 72.071.1 :72.034 und noch schwerer wegzudiskutierenden, palladianisch verfremdenden Akzent. Die Die Vüla Emo ist um das Jahr 1560 Der von der römischen Via in die Vfl- Ausstellung selbst ist die Leistung einer erbaut worden. Andrea Palladio hat ihren lenzufahrt Einbiegende ist von der Tiefe einzelnen. Beraten von Professor Hoesli Standort in seinen «Quattro libri» mit tre einer Perspektive überrascht, deren Fluchtlinien und von Walter Binder, kollegial unterstützt mUia (nordöstlich) von Castelfranco gegen den zentralen Portikus im durch einige Helfer, llat sie Sybille entfernt angegeben. Etwa 500 m im Süden Mittelbau der Villa als weit entferntem Schröder ins Werk gesetzt. Wenn es der von Fanzolo verläuft die Via Postumia. Prospekt zielen. Ein zweites visuelles kleinen Veranstaltung gelingt zu zeigen, gAgfediese römische Strasse in der Brenta- Erlebnis wird dem auf einem Rasenteppich was ich mit ihr konkret belegen möchte: Ebene ist die Renaissance-Villa nach Lage sich Nähernden zuteÜ.wenn er die dass eine Arbeitsexkursion von einer knappen und Architektur ausgerichtet. Diese Bezo- pappelnbesäumte Zufahrtsallee hinter sich gelassen Woche Dauer, dafür mit klar begrenztem genheit ist zum Merkmal der Vüla Emo und die Heckenkulissen durchschritten Gegenstand zu Resultaten statt lediglich Capodilista geworden, das sie - nebst hat, welche die Gebäudebasis noch zu FreMbungen in südlicher weiteren Verschiedenheiten - von den sich verdeckten. Sem Blick fällt auf die weite Landschaft führt, zu Erträgnissen also, die den teüs ähnlichen Landhäusern PaUadios Steinplattenfläche, mit der jetzt der verwegenen Gedanken an die Einführung unterscheidet. Zugangsweg samt der zum Wohngeschoss füh- einer sommerlichen Auslandswoche als einem festen Bestandteü des Unterrichtsprogramms rechtfertigen könnte, dann Villa Emo Capodilista, Fanzolo. Die Parkfront (Südwesten). Von der Seite gesehen die zweiläufige wäre das, vogKlen andern, ihr Verdienst. Rampe mit Podest, welche den Portikus der Mittelpartie mit der plattenbelegten Zufahrt verbindet Zweihundert Jahre nach dem Erscheinen der Quattro Libri beschreibt Ottavio Bertotti-Scamozzi das Erstlingswerk PaUa- dios auf der Terrasse von Lonedo. Mit einem Satz aus dieser heute noch & grundlegenden Würdigung des Landhauses möchte ich schliessen. ,Con le traccie da M me indicate', schreibt der hochverdiente *®^^K>NäSi*S Klassiker des Palladianismus, .potranno gl'ingegni penetrativi giugnere a quelle cognizioni alle quali la poca mia intelligenza non ha saputo arrivare'.» 6) (P. H.) É In seinem Werk «Quattro libri dell'Architettura» (1570|8erzeichnet Andrea Palladio als einziges seiner Frühwerke das Landhaus des vicentinischen Patriziers Girolamo de Godi in Lonedoanördlich Bre- ganze (freüich in einer modifizierten Darstellung, wie sie seiner drei Jahrzehnte spä-

B) Sinngemäss übersetzt: «Den dahin vorgedrungenen Geistern sei durch mein zeichnerisches Bemühen vergönnt, zu jenen Erkenntnissen &£) vorzuslossen, wohin zu gelangen meine bescheidenen Fähigkeiten nicht ausreichen.»

Schweizerische Bauzeitung 6. Jahrgang Heft 34 ¦ 22. August 1966 613