zusammen. tun. DIAKONIE HASENBERGL Jahresbericht 2019

Mut und Visionen – wir gestalten soziale Räume. zusammen. wachsen. zusammen. weiterkommen. zusammen. gestalten. Mittendrin statt nur dabei – Mädchen aus dem Offenen Wechsel in der Partizipation in den Kindertreff beteiligen sich an Offenen Seniorenarbeit – ­Kindertages­einrichtungen erster Mädchen*konferenz Der letzte Diakon IMPRESSUM

Herausgeber Diakonie Hasenbergl e.V. Stanigplatz 10, 80933 München Tel. 089 314 001-0 www.diakonie-hasenbergl.de

Redaktion Redaktionsleitung: Simone Rudroff, [email protected] (v.i.S.d.P.) Dr. Stefan Fröba, [email protected] Gereon Kugler, [email protected]

Gestaltung Katja Bolle, www.katjabolle.de

Druck WIRmachenDruck GmbH Mühlbachstr. 7, 71522 Backnang

Fotocredits: S. 5, 6, 7, 10, 12, 13, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 31, 32, 33: Diakonie Hasenbergl; Titel/appledesign, S. 9/Chief Design, 11/miniwide, 15/suerz, 18/twobears_art, 19/Africa Studio, 30/ Sasha_astra: Shutterstock; S. 16/marcduf: istockphotos; S. 29: Dance-On Inhalt

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4 Die Vorstände zum Jahr 2019

Geschäftsstelle 6 Vorstandswechsel: Großer Abschied 8 Qualitätszirkel: Wirkungsmanagement – eine Zumutung mit Zukunftsaussicht? 10 Junge Arbeit, Ambulante Erziehungshilfe: Neue Autorität in der Diakonie Hasenbergl 11 Aus einem anderen Blickwinkel: „Soziale Räume gestalten aus nicht-sozialen Räumen“ – eine Herausforderung 12 PONTIS – interkulturelle Arbeit, die wirkt: Die SKala-Initiative unterstützt PONTIS Freimann

Kindertageseinrichtungen 14 Fotoshooting in der Kinderkrippe Gruithuisenstraße: Emotion im Kasten 15 Bildungsbrücke Nordhaide: Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ hat sich erfolgreich etabliert 16 Mittendrin statt nur dabei: Partizipation in den ­Kindertages­einrichtungen 17 Praxisbeispiel: Einen Raum mit und für Kinder gestalten 18 Vorschule mal anders! Keine Welle zu hoch – „Piratenreise“ im Kindergarten Graslilienanger

Kinder, Jugend und Familie 19 Väter im Blick: Casa Papa Väterberatung 20 40 Jahre Wichern-Zentrum: Mit viel Mut und täglichem Aushandeln eine Vision leben

Arbeitswelt und Jugendhilfe 24 Das Prinzip der systemischen Fallaufstellung: Playmobilfiguren als Hilfestellung für belastende Situationen 25 Schulsozialarbeit mit Grundschulkindern: Große Themen mit kleinen Kindern 26 HÖRT UNS ZU! WIR SAGEN, WAS WIR WOLLEN: Mädchen aus dem Offenen Kindertreff beteiligen sich an erster Mädchen*konferenz

Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit 28 20 Jahre GpDi: Buntes Programm beim Jubiläumsfest 29 DanceOn: Ein Ort, den man gerne besucht, ein Tag, auf den man sich freut. 30 15 Jahre GrannySocks: Kreativ, innovativ, caritativ und mutig für Neues 31 Wechsel in der offenen Seniorenarbeit: Der letzte Diakon 32 Ein Jahr Quartiersentwicklung am Lerchenauer See: Gestartet mit einer Vision des Miteinanders 33 Die Nachbarschaftstreffs (NBT) wachsen zusammen: Ich bin ein Nachbar – und Du?

34 Zahlen und Fakten

Diakonie Hasenbergl 2019 3 zusammen. tun. Geschäftsstelle

DIE VORSTÄNDE ZUM JAHR 2019 Mut und Visionen – wir gestalten soziale Räume

Liebe Leserinnen und Leser, gement zu bündeln. Es ist uns wichtig, nicht nur „für“, sondern „mit“ den Menschen ein gelingendes und nachbarschaftliches „Kirche und Diakonie sind Teil des Gemeinwesens und darum Zusammenleben zu gestalten. (mit)verantwortlich für das Wohlergehen der Menschen im Stadt- teil, im Quartier, im ,Viertelʻ “ ist auf der Homepage des Diakoni- 3. Nutzung der Ressourcen schen Werks Bayern zu lesen. Angebote der Diakonie Hasenbergl richten ihr Augenmerk neben den erkennbaren Problemen, Sorgen und Belastungen immer So verstehen wir es in der Diakonie Hasenbergl als eine unserer auch auf mögliche Ressourcen. Sie fördern individuelle Stärken Kernaufgaben, Menschen, die Unterstützung benötigen, voraus- und Kompetenzen, die sich oft hinter vermeintlichen Defiziten ab- setzungslos, qualifiziert und effektiv zu helfen. bilden. Es ist uns ein sehr großes Anliegen, Räume zu schaffen, um neben den Kernaufgaben solche Beobachtungen aufzugrei- Wir verstehen es auch als Aufgabe, mit unserer Arbeit Teilhabe fen. In der Bündelung der Interessen vieler Beteiligter sehen wir an der Gesellschaft zu fördern. die Chance, um aus zunächst unerreichbaren Visionen gemein- same Projektvorhaben wachsen zu lassen, trotz oftmals unklarer In unseren vier Fachbereichen Finanzierung und erforderlicher politischer Entscheidungen. – erhöhen wir die Bildungschancen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, 4. Zielgruppenübergreifender Ansatz – unterstützen wir die Wiedereingliederung ins Berufsleben, Eine interkulturelle Perspektive liegt allen Einrichtungen zugrun- – tragen wir zur Steigerung der Lebensqualität auch in besonde- de, trotz oftmals zielgruppenorientierter Konzepte. Interkulturelle ren und schwierigen Lebenslagen bei. Kompetenzen werden regelmäßig geschult, um bei Gestaltungs- prozessen allen Bevölkerungsgruppen ein Einbringen von Inter- In allen Fachbereichen und Einrichtungen in der Diakonie Hasen­ essen und Mitwirkung zu ermöglichen. bergl sind dabei die Prinzipien Sozialraumorientierter Arbeit handlungsleitend: 5. Bereichsübergreifender Ansatz In der Diakonie Hasenbergl ist ein wichtiges Prinzip, gemeinsam 1. Orientierung an den geäußerten Interessen der Wohnbe- Wissen zu generieren, gegenseitig zur Verfügung zu stellen und völkerung voneinander zu lernen. Mit Einführung von orgavision als Intranet In den Einrichtungen erfahren wir tagtäglich sehr nahe die Rah- und als offenes QM-System wurde dem „Blick über den Teller- menbedingungen, in denen Menschen ihren Lebensalltag be- rand“ noch mehr Platz eingeräumt. Durch diesen bereichsüber- wältigen müssen. Es erfordert Mut und Innovation, bestehende greifenden Blick gelingt es regelmäßig, Projekte und Einrichtungen Konzepte an veränderte Bedarfe und neue Interessen der Wohn- an den Schnittstellen der ansonsten versäulten Hilfesysteme zu bevölkerung anzupassen. platzieren. Als gelungene Beispiele der letzten Jahre genießen hier unser Tauschbuchladen, das Projekt „Power4You“ für Kin- In den Einrichtungen stellen wir uns dieser Herausforderung der psychisch erkrankter Eltern, das Tanz- und Teilhabeprojekt durch Sozialraumanalysen in den Stadt- und Wohnvierteln, durch ­„DanceOn“, das Lernhilfeprojekt „DiNo-Kids“ und viele weitere Partizipationsprojekte in den Kinder- und Jugendeinrichtungen unserer Projekte und Einrichtungen hohe Anerkennung. oder durch regelmäßige Bedarfsermittlungen und Zufrieden- heitsbefragungen bei Nutzer*innen und Kund*innen. 6. Kooperation und Koordination der sozialen Dienste Die Diakonie Hasenbergl hat nicht nur maßgeblich die Einführung 2. Unterstützung von Selbsthilfekräften und Eigeninitiative von REGSAM als trägerübergreifendes fachliches Netzwerk mit Angebote in der Diakonie Hasenbergl orientieren sich nicht nur gestaltet, Mitarbeitende unserer Einrichtungen sind aktiv in ihren an dem, was die Menschen an Unterstützung benötigen, um aku- jeweiligen Stadtbezirken in den REGSAM-Gremien eingebunden te Missstände zu beheben. Vielmehr beziehen die Kolleg*innen und beteiligt. Allein im Stadtbezirk 24 Feldmoching-Hasenbergl mit ihren Handlungsansätzen immer als eine zusätzliche Pers- nehmen Mitarbeitende in vier Facharbeitskreisen die Funktion pektive mit ein, vorhandene Ressourcen, Interessen und Enga- der Sprecher*innen wahr. Die jährliche Veranstaltung der Schul-

4 Diakonie Hasenbergl 2019 Bei all diesen Prinzipien braucht es Mut, bisher Bewährtes in Frage zu stellen, Hinweisen nachzugehen und sich auf Neues, Unerwartetes oder auf Veränderungen einzulassen.

und Jugendhilfekonferenz zur sozialraumorientierten Vernetzung und Teamgeist. Aufgrund des sehr guten Ergebnisses wurde und Weiterentwicklung der Angebote für Kinder und Jugendliche die Diakonie Hasenbergl als einer der besten Arbeitgeber in der ist fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Fachkolleg* Gesundheits- und Sozialbranche deutschlandweit und über alle innen. Branchen hinweg als einer von Bayerns besten Arbeitgebern aus- gezeichnet. So freuen wir uns sehr, Ihnen mit diesem Bericht einerseits Zahlen und eine Zusammenschau des Jahres 2019, vor allem In den Auswertungen wurde einmal mehr deutlich, dass nur auf aber auch Themen, Fragestellungen sowie zukunftsweisende der Basis einer gemeinsamen Grundhaltung und gegenseitigen Lösungsansätze­ vorzustellen. Vertrauens der Teamgeist entstehen kann, der immer wieder mu- tige Innovationen hervorbringt. Wir sind sehr stolz, auch 2019 Zeichen setzen zu können mit un- seren innovativen Projekten PONTIS Freimann und Casa Papa Dieses Engagement ist nicht selbstverständlich. Väterberatung am neuen Standort am Starenweg, dem Treff Lerchenau und dem Start der Hebammenpraxis im nördlichen Deshalb gilt an dieser Stelle unser besonderer Dank allen Mit- Hasenbergl. arbeitenden und freiwillig Engagierten in unseren Einrichtungen, den Kolleg*innen in den verschiedenen Ämtern und Behörden, Nicht zuletzt ist die Diakonie Hasenbergl gemeinsamer sozialer unseren Netzwerkpartner*innen und den Menschen, die poli­ Raum für über 500 Mitarbeitende, als Arbeitsplatz, an dem wir tische Entscheidungen zu treffen haben, sowie den Bewohner* als Kolleg*innen einen großen Teil des Tages zusammen alltäg- innen, die gemeinsam zur Gestaltung und zum Zusammenleben liche und fachliche Herausforderungen bewältigen. in sozialen Räumen beitragen.

Die Mitarbeitenden haben die Diakonie Hasenbergl in einer Mit- Vielen Dank für dieses zusammen. tun. arbeitendenbefragung als einen sehr guten Arbeitsplatz und Arbeitgeber, als einen „Great Place to Work“ bewertet. Geprüft Gereon Kugler und Dr. Stefan Fröba wurden die Kategorien Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz Vorstände der Diakonie Hasenbergl

Diakonie Hasenbergl 2019 5 zusammen. tun. Geschäftsstelle

VORSTANDSWECHSEL Großer Abschied

„Ich gehe mit einem lachenden und einem ­weinenden Auge. Für mich war meine Arbeit immer­ absolut bereichernd und sinnstiftend. Ich habe hier mit vielen äußerst kompetenten und von ihren Aufgaben begeisterten Kolleg*innen eng zusammen arbeiten dürfen.“ Eva Grundner

Mit diesen Worten durften wir unsere langjährige sozialpädago- gische Vorständin und Expertin, Eva Grundner, zum Ende des Jahres 2019 in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. Fast 40 Jahre hat sie für die Diakonie Hasenbergl gearbeitet und hat in der Diakonie Hasenbergl viele Höhen und Tiefen erlebt. Eva Grundner hat aber vor allem an einem stetig wachsenden Beratungs- und Hilfenetz eifrig mitgeknüpft, beharrlich, mitunter für manchen auch unbequem.

Neun Jahre lang haben Eva Grundner und ich gemeinsam die Geschicke der Diakonie Hasenbergl geleitet. In dieser Zeit konn- ten wir nicht nur viele Themen umsetzen, um die die Mitarbei- tenden selbst gebeten hatten: Stabilität im Vorstand, finanzielle Absicherung der Diakonie Hasenbergl und auch die Festlegung von wichtigen Grundsätzen und gemeinsamen Werten wie Par- tizipation, Vielfalt und Qualität, Innovation und Beteiligung. Dazu gehörte auch eine gute Arbeitsplatzkultur, die geprägt ist von Verantwortung, Teamgeist und Humor. Unsere Anstrengungen in diesem Bereich haben sich gelohnt: „Dass die Mitarbeitenden in der Diakonie Hasenbergl ihren Arbeitgeber so gut bewertet haben, dass wir bei „Great Place to Work“ in 2019 gleich zwei Auszeichnungen bekamen – das ist wohl das größte Geschenk, das ich in meine Rente mitnehme“, das hat Eva Grundner be- tont. Gemeinsam mit allen Mitarbeitenden, mit Netzwerkpartner* innen, verschiedenen Förder*innen und vielen Freund*innnen und Unterstützer*innen ist es uns gelungen, dass die Diakonie längst aus dem Hasenbergl herausgewachsen ist, dass der dereinst von Pfarrer Otto Steiner gegründete Soziale Beratungsdienst zu einer modernen Dienstleisterin mit mehr als 60 Ein­richtungen und über 500 Mitarbeitenden geworden ist.

Neun Jahre entsprechen 2.235 Arbeitstagen, in denen wir vie- le Themen diskutieren und gemeinsame Entscheidungen tref- fen durften und mussten. Alleine 450 dieser Entscheidungen stammten für die jährliche Wirtschaftsprüfung und sind von wesent­licher wirtschaftlicher Bedeutung. Tatsächlich waren es natürlich viel mehr Entscheidungen, die wir gemeinsam auch im Alltagsgeschäft treffen mussten. Sehr oft waren dies menschli-

6 Diakonie Hasenbergl 2019 che, zum Wohle unserer Mitarbeitenden und Klient*innen zu Dagegen anhand der uns zur Verfügung stehenden Informatio- treffende ­Entscheidungen und Überlegungen, die wir miteinan- nen interpretiert und bewertet – solange bis wir uns gegenseitig der besprachen. Das ging von Bewerbung und Umsetzung von verstanden und zu einem gemeinsamen Ergebnis kamen. Dieses neuen ­Einrichtungen, über den Kauf neuer Wohnungen als Ver- Ergebnis vertraten wir dann auch in einer Stimme nach außen. mögensanlage bis zur wirtschaftlichen Sicherung der Diakonie Hasenbergl. Mit Eva Grundner hat zum Jahreswechsel 2019 eine Visionä- rin und Innovatorin, die aber immer mit beiden Füßen fest auf Aber es ging auch um ein neues Leitbild, Führungsleitlinien, die dem Boden verankert war, die Diakonie Hasenbergl verlassen. Einführung eines QM-Systems zur Unterstützung eines stetigen Ich bin dankbar, ganz persönlich über neun Jahre gemeinsame Organisationsentwicklungsprozesses, Maßnahmen zur Weiter- Zusammenarbeit, aber auch für die gesamte Diakonie für 40 ge- entwicklung unserer Unternehmenskultur (wie z.B. Umsetzung meinsame Jahre. Und ich bin froh, dass uns Eva Grundner noch von Partizipation), die Entscheidung für eine Mitarbeitenden- in anderen Funktionen eng verbunden bleibt und noch lange die Befragung, die Einführung eines Beschwerde- und Ideenma- Diakonie Hasenbergl mitprägen wird. nagements, die Einführung neuer Softwaresysteme, um Personal­ entscheidungen (wie z.B. die Personalausstattung für eine Mit Dr. Stefan Fröba haben wir einen würdigen Nachfolger im Einrichtung oder eines Projektes), um Entscheidungen zur Finan- Vorstandsteam gefunden, der sich für die Bedürfnisse der Men- zierung unserer Einrichtungen und vieles mehr. schen im Münchner Norden einerseits, aber auch mit viel Herzblut für die Mitarbeitenden der Diakonie Hasenbergl einsetzt. Bei den ein oder anderen Themen und Entscheidungen haben wir in unserem gemeinsamen Büro auch intensiv miteinander Gereon Kugler ­gerungen, Vor- und Nachteile abgewogen, das Dafür und das Vorstand der Diakonie Hasenbergl

Diakonie Hasenbergl 2019 7 zusammen. tun. Geschäftsstelle

QUALITÄTSZIRKEL Wirkungsmanagement – eine Zumutung mit Zukunftsaussicht?

Seit vielen Jahren befrage ich im Rahmen meiner Lehrveranstal- zu begleiten? Sind sie durch die tungen an der Katholischen Stiftungshochschule die Studieren- Zusammenarbeit mit uns (besser) den zur Motivation für das Studium der Sozialen Arbeit. Es ist bei in der Lage, ihr Leben zu meistern fast allen gleichermaßen der Wunsch „Menschen zu helfen und und Probleme zu lösen? Erleben diese zu befähigen, eigenverantwortlich Probleme zu lösen“ und die Kinder und jungen Menschen es ist die Vision „einen Beitrag für eine bessere, menschlichere durch unsere Intervention Selbst- Gesellschaft zu leisten“. wirksamkeit und haben bessere Chancen zur Teilhabe und einen Interlude – Szene aus dem Arbeitsalltag: Ein junger Mensch ver- glücklichen selbstbestimmten Le- lässt unsere stationäre Jugendhilfeeinrichtung und wechselt in bensweg? Und schließlich: Ver- den Jugendstrafvollzug. Unser gemeinsamer Weg mit ihm war ändern wir durch unser Handeln holprig, oft für ihn und uns sehr anstrengend – zum Teil sehr be- Gesellschaft? Ergeben sich da- lastend – dennoch, wir sahen kleine Veränderungen und Erfolge; durch mehr Humanität und soziale wir hatten das Gefühl, in Beziehung zu kommen, er bemühte sich Gerechtigkeit? mitzuwirken, den Knast konnten wir leider nicht abwenden. In vielen Leistungssektoren, der „Die Profession Soziale Arbeit fördert den sozialen Wandel, Pro- Medizin, der öffentlichen Ver- blemlösungen in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die waltung und zunehmend in der Befähigung und Befreiung von Menschen, um ihr Wohlbefinden Sozialen Arbeit kam es in den zu heben. … Prinzipien der Menschenrechte und sozialer Ge- letzten Jahren zu einem Para- rechtigkeit sind für die Soziale Arbeit fundamental.“ (Definition digmenwechsel. Waren bisher Sozialer Arbeit der International Foundation of Social Workers) die konzeptionellen Ausrichtun- gen und die Auswertungen darauf Aus unserem Leitbild ausgerichtet, welche Leistungen Die Diakonie Hasenbergl setzt sich für die sozialen Belange der angeboten werden und ob die- Bevölkerung ein und versteht sich als Anwalt für Menschen in se den Leistungsvereinbarungen besonderen und schwierigen Lebenslagen. Mit unserer Arbeit entsprechen, richtet sich inzwi- fördern wir die Teilhabe an der Gesellschaft, wir erhöhen die schen der Fokus vermehrt auf die Bildungschancen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, wir Wirkung der Arbeit. Es geht nicht primär darum, was wir anbie- unterstützen die Wiedereingliederung ins Berufsleben, wir tra- ten wollen, sondern was wir erreichen: Was wollen wir, dass die gen zur Steigerung der Lebensqualität auch in besonderen und Klient*innen mitnehmen? Was ist der geplante „Outcome“? Die schwierigen Lebenslagen bei. Frage nach der Wirkung hatte man sich natürlich schon immer gestellt. Implizit war dies für die in der Erziehung, Bildung und Interlude – Szene aus dem Arbeitsalltag: Der Bezugsbetreuer er- Sozialen Arbeit Tätigen immer schon ein zentrales Kriterium hält von oben beschriebenem Jugendlichen aus der Jugendvoll- der Aufgabenplanung. Und doch war dieser wirkungsorientierte zugsanstalt einen Brief. Worte des Dankes für die gemeinsame Blick in der Regel bisher noch nie systematisch in den Konzep- Zeit, die Wertschätzung und die Unterstützung. Ein Nachdenken tionen, in den Leistungsbeschreibungen und den Evaluationen über das, was gut und was schlecht gelaufen ist. integriert. Vereinbart wurde mit den Kostenträgern die Leistung, und die Erbringung der Leistung war Grundlage der Evalua- Was erreichen wir? tionen. Und auch die Kostenträger bekamen oft nicht explizite Als im pädagogischen oder sozialarbeiterischen Arbeitsfeld Täti- Rückmeldung über das, was die Leitung bringt. ge beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, was wir durch un- ser Engagement und mit unserem professionellen Handeln errei- Die Diakonie Hasenbergl geht seit mehreren Jahren den Weg, chen. Zwei Zielrichtungen sind hier im Fokus. Gelingt es uns, die Wirkungsmanagement zunehmend im Rahmen des QM als einzelnen Klient*innen erfolgreich bei der eigenen Entwicklung ­Steuerungsinstrument zu implementieren. In 2018/2019 wurden

8 Diakonie Hasenbergl 2019 Wirkungsorientierung ist kein neuer Wein in alten Schläuchen – sie ist neuer Wein in gereinigten und ausgebesserten Schläuchen.

in Zusammenarbeit mit Studierenden und Dozent*innen der kann auch Stress mit den Kostenträgern verursachen. Sie nötigt Hoch­schule München zwei Masterarbeiten zu Themen der Wir- die Kostenträger, Outcome einzufordern und Erfolge sehen zu kungsorientierung in der Arbeitsförderung und beim Standort- wollen. Sie schafft aber auch überzeugende Argumente für die faktor erstellt. Derzeit werden Mitarbeitende zu Wirkungsma- Finanzierung. nager*innen qualifiziert und mehrere Einrichtungen stellen ihr Arbeiten auf Wirkungsorientierung­ um. Und Wirkungsorientierung schafft endlich die Verknüpfung von konkreter Arbeit mit den Klient*innen und der gesellschaftlichen Wirkungsorientierung ist kein neuer Wein in alten Schläuchen Veränderung. Hinter jedem Outcome steht zwingend die Frage, – sie ist neuer Wein in gereinigten und ausgebesserten Schläu- ob diese ein richtiger Schritt zur gewünschten gesellschaftlichen chen. Die Zielrichtung Sozialer Arbeit ist dieselbe, doch der Wirkung, dem Impact, ist. Als diakonischer Träger können wir so Bezugs­rahmen von plan, do, check und act hat eine neue Be- unsere Vision einer an christlichen Werten orientierten Gesell- deutung und Ausrichtung. schaft im Blick behalten und besser werden.

Wirkungsorientiertes Arbeiten erfordert Mut und ist Zumutung. Es erfordert von den Handelnden hinzuschauen, ob die Arbeit erfolgreich ist, ob tatsächlich etwas bewirkt wird und es zwingt ➔ Qualitätszirkel Wirkungsorientiertung schnell zu Anpassungen und Korrekturen. Wirkungsorientierung Ansprechperson: Luis Teuber

Diakonie Hasenbergl 2019 9 zusammen. tun. Geschäftsstelle

JUNGE ARBEIT, AMBULANTE ERZIEHUNGSHILFE Neue Autorität in der Diakonie Hasenbergl

Dieser Ansatz gewinnt in der pädagogischen Arbeit immer mehr Die sieben Aspekte der „Neuen Autorität“ an Bedeutung und es gibt kaum ein sozialpädagogisches Arbeits- feld, in dem er nicht diskutiert wird. Besonders etabliert ist er in der Arbeit mit Familien und im schulischen Kontext.

Auch wir in der Diakonie Hasenbergl haben uns hier auf den Weg gemacht. Zwei Mitarbeiterinnen wurden zum systemischen Coach für „Neue Autorität“ ausgebildet. In ersten Fortbildungen haben diese bereits begonnen, die „Neue Autorität“ weiter zu ver- breiten. Erste Aspekte sind wahrscheinlich schon in verschiede- nen Einrichtungen angekommen.

Deutlicher ist der Einfluss im Bereich von Junge Arbeit und in der Ambulanten Erziehungshilfe (AEH) der Diakonie Hasenbergl.

In Junge Arbeit ist dieser Ansatz Teil des pädagogischen Vor- gehens geworden, besonders die gewaltfreie Grundhaltung be- stimmt sowohl die sozialpädagogische Begleitung als auch die Ausbildungsbegleitung. Die sieben Aspekte der „Neue Autorität“ sind zentrale Bestandteile.

Das aufsuchende und beziehungsorientierte Arbeiten der AEH wird durch die „Neue Autorität“ wertschätzend unterstützt. Haim Omer beschreibt die „Neue Autorität“ auch als „Eltern müssen breitere Schultern bekommen“. Wir als AEH arbeiten mit den Die „Neue Autorität“ nach Haim Omer, die oft mit dem Satz „Stärke ­ ­Eltern an Erziehungsthemen. Wie kann ein wertschätzender Um- statt Macht“ beschrieben wird, ist ein beziehungsorientierter gang miteinander, der gleichzeitig neue Grenzen setzt, im Fami- ­Ansatz, der auf den Grundsätzen des gewaltfreien Widerstandes lienalltag gelingen? Die wachsame Sorge und die Präsenz sind beruht. im Erziehungsalltag nicht mehr weg zu denken.

Mit ihm entstehen Möglichkeiten im pädagogischen Umgang, die Im nächsten Jahr werden Doris Hailer und Jeanette Boetius auch in krisenhaften und widerständigen Situationen umzusetzen ­weitere Fortbildungen anbieten. Gerne können sie auch für Klau- sind und gleichzeitig die Autonomie des Einzelnen achten. surtage oder Fallbesprechungen angefragt werden.

„Das Konzept der ,Neuen Autoritätʻ ­­ konkretisiert und differenziert unseren­ Veränderungsprozess. Je länger wir uns damit beschäftigen, umso klarer werden wir in unserem Handeln und umso mehr fühlen wir uns auf unserem Weg bestärkt.“ ➔ Weitere Fragen zum Konzept? Ansprechpersonen: Jeanette Boetuis, Junge Arbeit; Doris Hailer, Ambulante Frank Lasshof, Betriebsleiter Junge Arbeit Erziehungshilfe

10 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. tun. Geschäftsstelle

AUS EINEM ANDEREN BLICKWINKEL „Soziale Räume gestalten aus nicht-sozialen Räumen“ – eine Herausforderung

„Es gibt immer wieder die Diskrepanz zwischen dem Wunsch: sich in sozialen Räumen auch wohlfühlen und es schön finden. Häufig passen die Wünsche Die Kinder brauchen Platz nicht mit der Elektro­installation, mit der zum Toben und Verstecken IT-Infrastruktur zusammen.“ Im Kreativraum können die Kinder Holzarbeiten selbst erledigen …

DIN-Spielplatznorm Maßnahmen zum Arbeitsschutz Erste-Hilfe-Kasten Schulung Brandschutz-Helfer und Ersthelfer …

„Aus Arbeitsschutzgründen sind wir oft die Miesmacher, die Regelverweiser. Aber wir bekommen immer einen ­Konsens hin, so dass sich die Mitarbeitenden an ihren Ar- beits­plätzen wohl fühlen und kreativ mitgestalten können.“

Soziale Räume auch nach den Vorgaben Fakten aus der Technik für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit zu – Betreute Immobilien und Objekte: 86 mit insgesamt ca. 23.330 qm Nutzfläche und gestalten ist nicht immer ganz leicht. Die 17.500 qm Außenanlage. Davon sind 13 Eigentum, 11 in Trägerschaft, 46 gemietet, Disziplin: über den Tellerrand hinaussehen außerdem gehören 12 Stellplätze dazu. und kreative Lösungen finden. Manchmal – Von den 86 Objekten werden wiederum 13 Objekte von uns vermietet. hilft dann schon eine Information an die – Pro Jahr erledigen die Hausmeister über das Ticketportal 2.300 Aufträge, an die IT Feuerwehr, im Bedarfsfall zwei weitere werden 1.100 Anfragen geschickt. Schläuche mitzunehmen, weil der Hydrant – Im Jahr 2019 bestanden 160 Wartungsverträge für prüfpflichtige Einbauten in der in größerer Entfernung zu den Räumlich- Diakonie Hasenbergl. keiten steht, als es die Norm erlaubt. Zu beachtende Gesetze und Regelwerke Soziale Räume müssen gepflegt und ge- BayBO, div. DIN und ISO Normen, ArbSchG, ArbStättV, BetrSichV, div. TRBS, div. ASR, wartet werden. Alleine zum Schneiden der VDE Regelwerke, Vorgaben aus Miet- und Trägerschaftsverträge, Vergaberecht (VOL, Hecken in den verschiedenen Einrichtun- VOB, GWB, UvGO)), Regelwerke der LHST München, Diakonie HB interne Regelungen, gen waren die Hausmeister im Frühjahr GewAbfV, TrinkwV, DGUV Regelwerke 2019 mehr als 40 Stunden im Einsatz. Ins- gesamt wurden in 2019 2.331 Aufträge als Tickets für hausmeisterliche Tätigkeiten, Reparaturen und Instandhaltungen ge- ➔ Bereich Technik schrieben und bearbeitet. Ansprechpersonen: Michael Puschke,Fred Kugelmann

Diakonie Hasenbergl 2019 11 zusammen. tun. Geschäftsstelle

PONTIS – INTERKULTURELLE ARBEIT, DIE WIRKT Die SKala-Initiative unterstützt PONTIS Freimann

Im Stadtteil Hasenbergl – Feldmoching ist PONTIS Hasenbergl als erstes Lotsenprojekt bereits seit mehr als 10 Jahren etabliert und fest im Münchner Sozialsystem verankert. Die erfolgreiche Hilfe- stellung ist auch in anderen Stadtbezirken sehr gefragt. Auf An- frage des Sozialbürgerhauses und des Jobcenters in - Freimann und in Kooperation mit dem Kinderschutz München akquirierten wir seit 2015 Spendenmittel, um eine Außensprech- stunde von PONTIS im Heidetreff in Freimann zu betreiben. Seit dem 15. Juli 2019 beraten die Lots*innen von PONTIS Freimann endlich in eigenen Räumlichkeiten im Starenweg 54.

Dass es in Freimann nun ein weiteres PONTIS-Büro gibt, ist der SKala-Initiative zu verdanken. SKala ist eine Initiative der Unter- nehmerin Susanne Klatten in Partnerschaft mit dem gemein- nützigen Analyse- und Beratungshaus PHINEO. SKala fördert etwa 100 gemeinnützige Organisationen mit insgesamt bis zu 100 Millionen Euro in den Bereichen Inklusion und Teilhabe, En- gagement und Kompetenzförderung, Brücke zwischen den Ge- nerationen sowie vergessene Krisen. Unterstützt werden aus- schließlich Organisationen, die gegenüber PHINEO eine große soziale Wirkung nachgewiesen haben.

Dabei ist PONTIS Freimann keine zusätzliche Beratungsstelle, Freimann ­anbietet. Zusätzlich zur Begleitung der Menschen sondern fungiert als Brücke zwischen den zuständigen Behör- mit Migrationshintergrund verfolgt PONTIS als weitere Ziele, den, Institutionen und den Hilfesuchenden. Im Stadtbezirk be- langzeitarbeitslosen Migrant*innen einen Einstieg in den ers- trägt der Anteil der Migrant*innen 45 %, in einzelnen Quartieren ten ­Arbeitsmarkt zu ermöglichen sowie Mitarbeitende in Ämtern über 52 % (2017). Mehr als 55.000 Menschen leben im Stadtbe- und sozialen Einrichtungen zu motivieren, sich für eine inten- zirk Schwabing-Freimann, fast jeder sechste von ihnen, immer- sivere Auseinandersetzung mit individuellen und sprachlich hin mehr als 16.600 Menschen, stammt aus einer Familie, die schwierigen Fällen zu engagieren, die Institutionen interkulturell aus 60 verschiedenen Nationen nach München eingewandert ist. zu öffnen und dafür notwendige Kompetenzen zu entwickeln. Aufgrund der geplanten Neubauvorhaben, insbesondere dem öf- fentlich geförderten Wohnungsbau auf den ehemals militärisch In regelmäßigen Abständen weisen wir ganz transparent nach, genutzten Flächen, wird mit einem weiteren Anstieg des Bevölke- dass die intendierten Maßnahmen wirken: rungsanteils mit Migrationshintergrund gerechnet. Mit der weite- ren PONTIS-Einrichtung in Freimann kann nun ein wirkungsvoller Beitrag geleistet werden zur Unterstützung des bereits ansässi- gen und älter werdenden Bevölkerungsanteils sowie zur Integra- tion von neu Zugewanderten. Die prognostizierte Zahl Es sind nicht nur Sprachbarrieren, die das Leben in München schwierig gestalten: die Migrant*innen benötigen Hilfe, um der unterstützten Kund*innen Leistungsansprüche wie Wohn-, Elterngeld oder Grundsiche- rung beantragen zu können. Die Unterstützung und Erklärung wurde im ersten Jahr beim Verstehen und Ausfüllen der Antragsformulare nimmt deshalb einen großen Teil der Leistungen ein, die PONTIS um 25 % übertroffen

12 Diakonie Hasenbergl 2019 – Bereits in den ersten Fördermonaten wurden Lots*innen ein- tizierte Zahl der unterstützten Kund*innen mit 1.295 Kontakten gestellt und für ihre Tätigkeit qualifiziert. um annähernd 25 % übertroffen wurde, spiegelt den großen Be- darf und die Inanspruchnahme des Angebotes. Mitarbeitende der – Drei Mitarbeitende des 2. Arbeitsmarktes wurden in ein sozialver- ­Ämter schätzen, dass es mit den Lots*innen gelingt, mehr Unter- sicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis über­­nommen. stützungsprozesse erfolgreich abzuschließen.

– Ein Projektbeirat mit Vertreter*innen aus Kommunalverwaltung, Die Landeshauptstadt München unterstützt die Projektlaufzeit Politik und Fachstellen wurde eingesetzt, der den Projektver- bereits mit einer Kofinanzierung. lauf verfolgt und vierteljährlich zusammenkommt. Nach der Hälfte der Projektlaufzeit, der hohen Inanspruchnahme – Eine Studie zur Wirkungsanalyse in Zusammenarbeit mit den und der bestätigten Wirkung hoffen nun Kooperationspartner*in- ansässigen Hochschulen wurde auf den Weg gebracht. nen und Projektbeteiligte, dass auch im Stadtrat die erforder- lichen Beschlüsse herbeigeführt werden können, um die nach- – Verschiedene Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit wurden haltige Finanzierung von PONTIS Freimann ab 2021 zu sichern. ent­wickelt und umgesetzt: mehrsprachige Informationsmateria- lien, interkulturelle Eröffnungsfeier, Runder Tisch zum nachbar- schaftlichen Kennenlernen, begleitende Pressearbeit.

Es macht uns stolz, dass unsere Arbeit nicht nur akzeptiert, son- dern gut angenommen wird. Bereits im ersten Jahr der Förderung durch die SKala-Initiative können wir auf erreichte Meilensteine zurückblicken: Kooperationspartner*innen unterstützten uns bei ➔ Bereichsleitung Stadtteilarbeit, Fundraising, PONTIS Freimann der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Dass die prognos- Ansprechpersonen: Dr. Stefan Fröba, Doris Grahammer, Carina Franz

Diakonie Hasenbergl 2019 13 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen

FOTOSHOOTING IN DER KINDERKRIPPE GRUITHUISENSTRASSE Emotion im Kasten

Manchmal sind es die holprigen Wege, die uns zu wunderschönen spannenden fachlichen Aufgabe vorzustellen. Das gelingt uns Orten bringen. Herausforderungen, die unseren Alltag manchmal durch Öffentlichkeitsarbeit über besondere Ereignisse und den schwierig gestalten. Die erfordern, dass wir über unseren eige- Alltag in unserer Krippe, durch die Veröffentlichung von Berichten nen Schatten oder eben ins kalte Wasser springen. Uns mutig oder Fotos, die unsere pädagogische Arbeit belegen. Klar, wir aus dem Gewohnten wagen und neue Wege gehen. erhoffen uns einen Vorteil in der Gewinnung von neuen Mitarbei- tenden, wenn wir uns präsentieren“. Mitarbeitende und Kinder der Kinderkrippe Gruithuisenstrasse haben es gewagt. Sie treten als Botschafter*innen für die Kinder- Die Familien der Kinderkrippe Gruithuisenstrasse zeigen sich für tageseinrichtungen der Diakonie Hasenbergl auf und sprechen die Idee, mit einem Fotoshooting Arbeit und Alltag, insbesondere gezielt in der Öffentlichkeit neue Mitarbeitende für den Bereich aber die Menschen in den Blick zu rücken, sehr offen. Der Eltern- an. „Wir haben in unserer Teamsitzung die Anfrage nach einem beirat ist engagiert und auch Mitarbeitende, die das Vorhaben Fotoshooting für unser Personalmarketing diskutiert. Wollen wir erst mit kritischer Zurückhaltung bewertet haben, lassen sich an- als Gesichter der Diakonie Hasenbergl in der Öffentlichkeit auf- stecken. treten? Können wir die Familien, deren Kinder wir betreuen, über- zeugen, mitzumachen? Wir Mitarbeitende waren schnell bereit, „Wir haben von Anfang an offen kommuniziert: weder die Aufnah- uns fotografieren zu lassen und als Botschafter*innen mögliche men noch eine Veröffentlichung der Fotos finden ohne Einwilligung neue Kolleg*innen in Stellenanzeigen oder anderen Veröffentli- der Eltern statt. Das dürfen wir ja auch nicht. Natürlich wollten nicht chungen anzusprechen“, erzählt Angelika Rehn. alle Familien, dass ihre Kinder fotografiert werden. Am Tag des Shootings durften diese Kinder dann in eine andere Gruppe gehen, Pädagogische Kräfte verzweifelt gesucht so dass es keine Verwechslung geben konnte. Und auch im Nach- Nahezu alle (ober-)bayerischen Kindertageseinrichtungen sind gang haben wir noch einmal alle Fotos durchgesehen: sind wirklich ständig auf der Suche nach pädagogischem Personal: Bis 2023 nur Kinder abgebildet, deren Eltern damit einverstanden sind?“ fehlen in Bayern laut Staatsregierung etwa 30.000 Fachkräfte in Krippen, Kindergärten und Horten. Tendenziell sind Ballungs- Die Fotos werden nach und nach für die Veröffentlichungen der räume und Städte vom Erzieher*innenmangel stärker betroffen, Krippe, aber auch stellvertretend für andere Kitas der Diakonie aber auch in ländlichen Bereichen wird der Fachkräftemangel zu- Hasenbergl verwendet. Die Stellenanzeigen haben durch die nehmend relevant. Eine Fachkräfteoffensive soll den Bedarf de- „realen, eigenen“ Fotos einen emotionalen Charakter erhalten. cken. Auch bei uns. Was also tun? „Wir möchten dazu beitragen, „Wir sind stolz, dass wir so viele schöne Fotos bekommen haben. uns als attraktiven Arbeitsplatz mit netten Kolleg*innen und einer Auch unsere Familien sind von den Bildern begeistert“.

➔ Kinderkrippe Gruithuisenstrasse Ansprechperson: Angelika Rehn

14 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen

STADTVIERTEL NORDHAIDE Das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ hat sich erfolgreich etabliert Kindertages- stätte/Kita

Als wir im zweiten Halbjahr 2018 das Projekt „Kita-Einstieg“ auf der Nordhaide Veranstaltungen Spielplatz gestartet haben, war es unser Wunsch, für Familien Treffpunkt für Kinder und möglichst bald viele Familien im Stadt- Jugendliche viertel zu erreichen.

Beratungs- Inzwischen sind wir Fachkräfte – Frauke angebot Schneider-Lingnau und Kathrin Detterbeck – bei vielen Familien und Kolleg*innen vor Ort bekannt, und unsere Angebote wurden für manche Eltern und Kinder ein wichtiger Teil ihres Lebensalltags.

2019 wuchs mit unseren Kontakten und Ideen auch die Zahl unserer Angebote sprunghaft, weitere wurden geplant und Er hängt nun in allen beteiligten Einrich- vorbereitet. Neben den weiterhin gut an- tungen aus und liegt als Flyer zum Mitneh- genommenen regelmäßigen Beratungs- men bereit, um einen Überblick über die Unser Wunsch war es, angeboten haben wir einige einmalige Anlaufstellen für Familien zu geben und Veranstaltungen und Informationsabende die Orientierung zu erleichtern. möglichst bald viele organisiert. Auch die offenen Gruppen konnten fortgesetzt und ausgebaut wer- Für offene Angebote ohne festes Büro wie ­Familien im Stadtviertel den, z.B. durch ein Kreativangebot in der „Kita-Einstieg“ spielt die Öffentlichkeits­ Gemeinschaftsunterkunft in der Schleiß- arbeit eine besonders große Rolle, da- zu erreichen. heimerstraße oder die Familien-Nachmit- mit die Kund*innen von den Angeboten tage mit Familien-Café, Bilderbuch-Kino erfahren und sie bei Bedarf nutzen kön- oder Bastelaktionen. nen. Neben Flyern und Aushängen in den Kitas haben wir 2019 eine eigene Unsere engsten Partner im Quartier Homepage gestaltet, um das Bundes- sind wie bisher die Kinderkrippe Frauen- programm „Kita-Einstieg“ und unsere mantelanger, der Kindergarten Graslilien­ Angebote präsentieren zu können. Unter anger und darüber hinaus das Bewoh- www.kita-einstieg-nordhaide.de finden Fa- nerzentrum Nordhaide. Doch auch die milien nun Kontaktdaten, Informationen Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Anregungen, Termine und Links zu innerhalb der Diakonie Hasenbergl sowie Partner*innen. Inzwischen konnten wir im Sozial­raum entwickelte sich ausge- schon mehr als 1.000 Seitenaufrufe regis- sprochen positiv. trieren. Aber noch lieber sind wir persön- lich im Quartier unterwegs, z.B. beim Ak- Ein besonderes Projekt war in diesem tionstag „Zu Fuß zur Schule und zur Kita“ Zusammenhang die Gestaltung eines Fa- oder bei einer Stadtteil-Rallye in Koope- ➔ ration mit den KinderTagesZentren (KiTZ) Bundesprogramm Kita-Einstieg milienstadtplans für die Nordhaide in Ko- Ansprechpersonen: Frauke Schneider-Lingnau, operation mit zahlreichen Partner*innen. im Hasenbergl.­ Kathrin Detterbeck

Diakonie Hasenbergl 2019 15 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen

MITTENDRIN STATT NUR DABEI Partizipation in den Kindertages­ einrichtungen­

Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und Mehr als 100 Mitarbeitende unserer Kitas haben während eines das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsa- einrichtungsübergreifenden Fachtags Möglichkeiten der Partizi- me Lösungen für Probleme zu finden. pation erarbeitet und diskutiert. In Workshops wurden einzelne Detailthemen der „Partizipation in Kitas“ genauer unter die Lupe In einer Kindertagesstätte erleben Kinder das erste Mal, wie eine genommen: Gemeinschaft von Menschen, die nicht miteinander verwandt sind, organisiert ist und welche Rechte die einzelnen Mitglieder in dieser Gemeinschaft haben. Demokratiebildung bewusst zu ge- stalten, ist daher eine elementare Aufgabe für alle Kindertages- 1. Hin zur Öffnung – Vorstellen von Konzepten in offenen einrichtungen. Häusern. Chaos oder strukturierte Selbstbestimmung? 2. Wie hole ich die Eltern ins Boot – Anregungen für eine Im Leitbild der Diakonie Hasenbergl ist „Partizipation“ durch die gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern Leitmotive „zusammen.tun“, „zusammen.wachsen“, „zusammen. 3. Vom Morgenkreis zur Kinderkonferenz – Beispiele und gestalten“, und „zusammen.weiterkommen“ fest verankert. Methoden für Mitwirkungsmöglichkeiten im Alltag 4. Die sind doch noch zu klein, um selbst zu entscheiden Partizipation in verschiedenen Formen im Alltag unserer Kinder- – förderliche Ansätze von Partizipation in der Krippe tageseinrichtungen fest zu etablieren, ist nicht nur eine große 5. Bildungs- und Wohlfühlräume – Wie können Räume ge- Herausforderung, sondern eine wunderbare Bereicherung der staltet werden, damit partizipatives Arbeiten leichter gelingt? pädagogischen Arbeit und ein Meilenstein in der Erziehung der uns anvertrauten Kinder hin zu selbstständigen und selbstbe- wussten Menschen.

Doch was bedeutet Partizipation – bringt die Öffnung zu mehr Wir sind stolz, dass aus den Workshops Ziele und Maßnahmen Mitsprache auch Chaos mit sich oder gewinnen wir eine struk- für den Alltag formuliert werden konnten, die bereits in der Um- turierte Selbstbestimmung? Wie können wir Partizipation in der setzung sind. Krippe anbieten?

Nie mehr Miteinander Mitmachen Demokratie Brokkoli! Selbstwirksamkeit Teilhabe Politik Mitbestimmen Verantwortung

Mehr Nein sagen Gesellschaft Kompetenz Ausflüge Politik Kinder Recht Beteiligung

➔ Bereichsleitung Kindertageseinrichtungen Ansprechpersonen: Christine Hofner, Doris Grahammer

16 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen

PRAXISBEISPIEL Einen Raum mit und für Kinder gestalten

Der Kindergarten Graslilienanger hat sich waren, durften die Kinder ihre Ideen zur sich zu beschäftigen. Durch das Einbe- 2019 aufgemacht, den Bauraum neu zu Raumausstattung einbringen. Es wur- ziehen der Kinder in alle Entscheidun- gestalten. Irgendwie passte die „alte“ de ein Wettbewerb veranstaltet, bei dem gen, erleben sowohl Kinder als auch die Ausstattung nicht mehr so recht zum pä- Kinder gemalte Bilder für die Wandgestal- pädagogischen Mitarbeitenden ein ganz dagogischen Konzept der Einrichtung. Es tung einreichen konnten. Das Kindergar- eigenes und neues Gefühl von gelebter sollte auf die individuellen Bedürfnisse der tenparlament entschied welche zwei Ent- Partizipation. Wäre der Raum nur von Kinder eingegangen werden. Es sollte ein würfe zur Auswahl gestellt werden sollten. ­Erwachsenen gestaltet worden, wären Raum werden, in dem die Kinder vielfäl- Alle Kinder und Teammitglieder bekamen viele schöne kreative Ideen wohl auf der tige Möglichkeiten geboten bekommen, die Möglichkeit, für ihren Favoriten zu vo- Strecke geblieben. sich ihren Interessen und Ideen gemäß zu ten. Auch bei der Umsetzung waren Kin- beschäftigen und sich Herausforderungen der aktiv mit beteiligt. zu stellen. Selbstwirksamkeit wurde und wird für die Dies ging nicht, ohne die Kinder ganz ak- Kinder erfahrbar gemacht. Wir freuen uns tiv mit einzubeziehen. In einer Kinderkon- auf einen einzigartigen Spielraum, der ferenz, an der „Abgeordnete“ aus allen Kindern und Erwachsenen gleichzeitig ➔ Kindergarten Graslilienanger Stammgruppen und dem Team vertreten Lust bereitet, sich darin aufzuhalten und Ansprechperson: Eva Kuhnt

Diakonie Hasenbergl 2019 17 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen

VORSCHULE MAL ANDERS! Keine Welle zu hoch – „Piratenreise“ im Kindergarten Graslilienanger

Jeden Montag um 10.00 Uhr geht es los, Regeln notwendig: „Wir hören zu und wir men wie etwaiger Unterstützungsbedarf. die Kinder kommen in die Turnhalle, setz- sind freundlich miteinander!“ Piratenre- Beobachtungsbögen erleichtern die ge- ten sich auf die Piratenbank. Programm- geln machen die Kinder nicht nur stolz, zielte Beobachtung und Dokumentation punkt 1: Kopftuch anziehen. Schminken. sondern stabilisieren gleichzeitig das des Entwicklungsprofils, so dass für jedes Dann heißt es: Segel setzen – Leinen los. emotionale und soziale Verhalten. Immer Kind ein differenziertes Bild entsteht. im Mittelpunkt: das einzelne Kind. Im Kindergarten Graslilienanger haben Von der Zusammenarbeit profitieren nicht Anne-Sophie Wuest (Ergotherapeutin) und Mit der Piratenreise werden spielerisch nur die Kinder – auch für das pädagogi- Barbara Suhrer (Mobile Sonderpädagogi- wichtige Bausteine für das Lernen in sche Team ist es eine Chance, in diesem sche Hilfe der Wichern-Schule) die Vor- der Schule, wie motorische Fähigkeiten, Projekt den inklusiven und interdisziplinä- schulkinder mit auf eine abenteuerliche Wahrnehmung aber auch Sozialverhalten ren Ansatz tatsächlich zu leben. Lernreise genommen und auf den „Wech- oder phonologische Bewusstheit vertieft sel in unbekannte Gewässer“, den Über- und gestärkt. „Unser Ziel ist es, Das Programm holt auch die Eltern ins gang von Kita in die Schule, begleitet. den Kindern ein Grundver- Boot: „Wir bemühen uns, zu den ständnis von Demokra- Eltern nicht nur einen engma- „Segel setzen – Leinen los! Auf Piratenrei- tie mitzugeben. Sie schigen Kontakt aufzubauen, se im letzten Kita-Jahr“ ist ein Programm sollen befähigt wer- sondern sie am Projekt teil- zur Förderung schulischer Basiskompe- den, an der Gesell- haben zu lassen. Denn tenzen, entwickelt von Maike Hülsmann, schaft teilzuhaben auch für die Eltern ist das Julia Bauschke, Sabine Dudek, Sabine und handlungsfä- letzte Kindergartenjahr ein Hanstein und Jessica Schmidt. hig zu sein“, betont sehr bewegter Zeitraum – Barbara Suhrer. eine Transition – bei dem wir Eingebettet in eine abenteuerliche Pira- sie unterstützen möchten!“ tengeschichte bereisen die Kinder in ih- Dabei ist es wichtig, rem letzten Kita-Jahr vor der Einschulung die Kinder in ihrer indi- insgesamt acht Inseln, die die verschiede- viduellen Entwicklung für den nen Entwicklungsthemen widerspiegeln. nächsten Lebensabschnitt in der Schule Segel setzen – Leinen los! fit zu machen. „Durch die Einbindung der Auf zum Wechsel in Nach einem Bewegungsspiel geht es los, MSH in den Kita-Alltag und die enge in- mit dem Erlernen einer neuen Sache oder terdisziplinäre Zusammenarbeit der ver- unbekannte Gewässer. der Wiederholung und Vertiefung einer schiedenen Einrichtungen innerhalb der Kompetenz. Die Kinder müssen ein Me- Diakonie Hasenbergl ist es uns möglich, Gemeinsam mit 32 Kindern des Kinder- mory lösen, sie lernen links und rechts Kinder mit Auffälligkeiten im emotional- garten Graslilienanger sind Anne-Sophie und machen Übungen dazu. „Das Tolle an sozialen Bereich, aber auch Kinder mit Wuest und Barbara Suhrer 2019 erstmalig dem Programm ist, dass es nicht selek- Lernschwierigkeiten oder Lernstörungen in See gestochen. Sie empfehlen, auch tiv nur einen Kompetenzbereich trainiert, rechtzeitig und gezielt zu unterstützen“. zukünftige Vorschulkinder mit der aben- z.B. nur Sprache, sondern jeder Entwick- Natürlich werden Stärken und Fähigkeiten teuerlichen Reise auf den Übergang in die lungsbereich dabei ist, vom Körper über der Kinder ebenso in den Blick genom- Schule vorzubereiten. Sinne, mathematische Grundfähigkeiten, über Farben und Reime“, berichtet Anne- ➔ Sophie Wuest. Damit das gemeinsame Kindergarten Graslilienanger, Wichern-Schule – Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt ­emotionale und soziale Entwicklung, Profilschule Inklusion Lernen auf hoher See funktioniert, sind Ansprechpersonen: Eva Kuhnt, Anne-Sophie Wuest

18 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. wachsen. Kinder, Jugend und Familie

VÄTER IM BLICK Casa Papa Väterberatung

Gendergerechte und gleichstellungsorientierte Soziale Arbeit hat sich die letzten Jahrzehnten stark für den Ausbau von frauen- spezifischen Angeboten eingesetzt und diese fachlich ausdiffe- renziert entwickelt. Der fachliche Diskurs mit Blick auf spezifische Bedarfe von Männern hat sich langsamer entwickelt und kommt in den letzten Jahren mehr und mehr in den Blick.

Vätern wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Nach und nach nehmen mehr Väter Elternzeit in Anspruch, über die zwei „Väter­ monate“ hinaus. Väter verstehen sich verstärkt als verantwortlich für Pflege und Erziehung und nicht mehr alleine als „Versorger“ der Familie.

In Trennungssituationen ist es vielen Vätern wichtig, die Bezie- hung zu den Kindern weiter aufrecht zu erhalten und gut zu ge- stalten. Dies wird oftmals erschwert, da es mehrheitlich die Väter sind, welche die gemeinsame Familienwohnung verlassen (müs- sen). Das Leben muss nun von den Eltern neu gestaltet werden, In Trennungssituationen ist es vielen Umgangsregelungen gefunden und die Kinder weitestmöglich Vätern wichtig, die Beziehung zu den Kindern aus dem Paarkonflikt heraus gehalten werden. Wenn nach dem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung kein neuer Wohnraum weiter aufrecht zu erhalten. gefunden wird, in dem der Umgang mit den Kindern gestaltet wer- den kann, ist die Gefahr einer Beziehungsunterbrechung oder gar eines Abbruches groß.

Seit dem 1. Oktober 2019 bietet die Diakonie Hasenbergl e.V. angebot erweitern. Durch regelmäßige Beratungstermine und mit Casa Papa Väterberatung und seit Dezember auch mit Casa Gruppenabende werden die Väter bei Fragen der Erziehung, der Papa Väterwohnen ein spezielles Angebot für Väter. Zwei männ- Umgangsregelung und Wohnungssuche begleitet. liche Berater stehen Vätern rund um das Thema „Vater sein“ zur Verfügung und begleiten Väter in Trennungssituationen. Für Vä- Die Vernetzung mit Einrichtungen der Männerhilfe und Koopera- ter, die akut die Familienwohnung verlassen müssen, bietet Casa tionen (wie zum Beispiel mit dem Münchner Informationszentrum Papa Väter­wohnen seit Dezember 2019 auch Zimmer zum Über- für Männer) soll intensiviert werden. Im Rahmen der Mitglied- gangswohnen an. Die Kinder können an den Umgangstagen bei schaft im Väternetzwerk München soll ein „Runder Tisch Väter“ ihren Vätern in den Wohngemeinschaften übernachten und mög- organisiert werden, der sich an Politik, Verwaltung und Fachkräf- lichst alltagsnah Kontakt zu ihren Vätern haben. te richtet, um die Belange von Vätern fachpolitisch zu vertreten.

Als Anlaufstelle für Väter möchte Casa Papa die Chronifizierung Casa Papa Väterberatung wird durch die Deutsche Fernsehlotterie und Eskalation von Trennungskrisen vermeiden, die Väter für drei Jahre unterstützt. Die Inneneinrichtung der Väterwohnun- psycho­sozial stabiliseren und den Kontakt zu den Kindern unter- gen hat die Glückspirale gefördert. Im Kontakt mit dem Sozial- stützen. Bei Bedarf werden Väter in die Wohngemeinschaften referat wird der Übergang in eine Regelfinanzierung diskutiert. vermittelt. Ebenso werden mit den Vätern die Wahrnehmung ihrer Rechte und Pflichten besprochen. So soll eine Verbitterung durch die Trennung vermieden werden. Außerdem werden die Väter ­bekräftigt, sich für ihre Erziehungs- und Sorgeverantwortung ein- zusetzen und diese umzusetzen.

Zukünftig sollen gemeinsame Aktionen speziell für Väter und ➔ Casa Papa Väterberatung und Väterwohnen Ausflüge gemeinsam mit den Kindern das Wohn- und Beratungs- Ansprechpersonen: Markus Nau, Andreas Bugai

Diakonie Hasenbergl 2019 19 zusammen. wachsen. Kinder, Jugend und Familie

40 JAHRE WICHERN-ZENTRUM Mit viel Mut und täglichem Aushandeln eine Vision leben

„Zeitenwende 1979 – als die Welt von heute begann“ ist der Ti- sondern nebeneinander dem jeweiligen Auftrag nachkommen. tel eines Buches des Historikers Frank Bösch, in welchem er be- Das Wichern-Zentrum verfolgt hier einen anderen Ansatz. Die schreibt, wie grundlegend die gesellschaftlichen Veränderungen Vernetzung von Schule und Jugendhilfe ist - das weiß jeder, der im Gründungsjahr des Wichern-Zentrum in seiner jetzigen Form „vom Fach“ ist - alternativlos, wenn wir Kindern und Jugendlichen im Heinrich-Braun-Weg waren. Die Anfänge der Gründung ge- wirklich effektiv und nachhaltig helfen wollen, die in ihrer emotio- hen noch einmal zehn Jahre auf das auch nicht unbedeutende nalen und sozialen Entwicklung unter Einbezug des kindlichen Jahr 1968 zurück, als die erste heilpädagogische Tagesstätte Umfelds so gefährdet und unterstützungsbedürftig sind, dass sie für ­Kinder mit geistigen Behinderungen in der Weitlstraße 10 im besondere Maßnahmen beider Systeme benötigen. Hasenbergl eröffnet wurde. Im Wichern-Zentrum München halten wir dafür u.a. ein Förderzen- Wichtige Schlagwörter und Namen des Jahres 1979: NATO- trum für emotionale und soziale Entwicklung vor, ausgezeichnet Doppelbeschluss als Katalysator der Friedensbewegung, Pol mit dem Schulprofil Inklusion und einer breiten inklusiven Abtei- Pot in Kambodscha und Annäherung von China und USA, er- lung, sowie Fachdienste und Gruppen der schulbegleitenden HPT neute Afghanistankrise durch den Einmarsch der Sowjetunion und weitere therapeutische Hilfen. Die Vernetzung mit Praxen in ­Afghanistan, Revolution in Nicaragua, Atomunfall in Harris- und Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie und anderer in- burg­, Ökobewegung und Gründung der Partei „Die Grünen“ in dizierter Disziplinen ist dabei selbstverständlich. Die gemeinsame Deutschland. Ereignisse, die bis heute Aktualität ausstrahlen. Zielgruppe wird freilich unterschiedlich benannt: Im schulischen Und in der deutschen Sozialpolitik? Das Gesetz zur Jugend- System heißt es „Förderbedarf im Förderschwerpunkt emotiona- wohlfahrt mit seinem Ursprung im Jahr 1922 entsprach in keiner le und soziale Entwicklung“ ggf. mit sekundären oder komorbiden Weise den fachlichen Anforderungen und dem sozialpolitischen Förderbedarfen. Die Jugendhilfekolleg*innen sprechen von „see- Diskurs. Auch hier bringen die ausgehenden 70er Jahre einen lischer Behinderung“ oder „von seelischer Behinderung bedroht“. Paradigmenwechsel. Hans Thiersch führt sein Konzept einer Die therapeutischen Fachkräfte und die Kinder- und Jugend­ lebensweltorientierten Sozialen Arbeit ein und Gross/Badura lichenpsychotherapeut*innen (KJP) sprechen von einschlägigen formulieren, dass im Rahmen sozialpolitischer Ansätze perso- Störungsbildern etwa in ICD-Klassifikation oder von Gefüshls- und nenbezogene soziale Dienstleistung integraler Bestandteil des Verhaltensstörungen. Wie auch immer bemühen wir uns alle um Sozialstaates sein muss. Im sonderpädagogischen Schulbereich dieselben Kinder und dieselben Kinderseelen und unterstützen waren die 70er das Jahrzehnt der Innovation. Genannt seien nur deren Eltern. Wir alle wollen unsere Schützlinge dahin bringen, die Entwicklung der modernen Sonderpädagogik und die Etablie- vielleicht schon mittelfristig im inklusiven Setting bzw. in der Reali- rung der spezifischen universitären Ausbildung. tät „da draußen“ nicht nur gesund zu bestehen, sondern auch ihren Bildungsanspruch einzulösen, indem sie den schulischen Weg ge- Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet in diesem Jahr im Münchner hen können, zu dem sie ihre Begabung eigentlich befähigt. Es geht Norden vom damaligen Sozialen Beratungsdienst Hasenbergl hier um echte und ganz reale Lebenschancen. Doch das Ganze dieses – fachlich noch immer state-of-the-art – innovative Ju- gibt es nicht ohne eine emotionale und soziale Entwicklung und gendhilfe- und Schulprojekt ins Leben gerufen wurde. Und nun, ein Umfeld, das ebenfalls in eine Richtung geht, die eine Inklusion 40 Jahre später, in christlicher Zahlensymbolik eine bedeutungs- ermöglicht. Jedes System kommt seinem Auftrag nach, das Ziel volle Zahl: Wo sind wir heute angekommen auf dem Weg durch aber ist das Gleiche: die Kinder in ihrer sozial-emotionalen Ent- eine Zeit, in der sich das Selbstverständnis Sozialer Arbeit und wicklung so stark zu machen und zu stabilisieren, dass sie spätes- der Sonderpädagogik, der Diskurs über Bildung, Inklusion und tens zum Ende der Grundschulzeit im Wichern-Zentrum stark und Interkulturalität veränderten; in der Kinderschutz eine ganz neue fit genug sind, um den Anforderungen einer Regelschule und dem Relevanz bekommen hat und Globalisierung und Digitalisierung sozialen Umfeld gewachsen zu sein. Der Auftrag und das Ziel sind unvorstellbare Umbrüche mit sich brachten … Zeit für eine Stand- von Schule und Jugendhilfe klar und beides eint uns. ortbestimmung einer Schul- und einer HPT-Leitung: Und dennoch ist die Kooperation zwischen den beiden Part- Schule und Jugendhilfe sind in der Regel zwei völlig unabhän- ner*innen immer ein mutiger Weg, auch ein steiniger, und ein gige Systeme, welche auch heute noch meist nicht miteinander, stets neu zu verhandelnder.

20 Diakonie Hasenbergl 2019 Mut braucht es, weil man sein bekanntes und in sich logisches Lehrer*innen und schulische Förderlehrkräfte, Fachlehrer*innen System verlässt und der/die Partner*in aus Jugendhilfe oder und sonstiges Schulpersonal genauso wie die Sozialpädagog* Schule einem immer mal wieder und das schon seit 40 Jahren innen, Erzieher*innen, Heilerzieher*innen, Psycholog*innen und Rätsel aufgibt, die es andauernd wieder zu lösen gilt. Therapeut*innen. Wir im Wichern-Zentrum wissen, wozu und wa- rum wir hier versuchen, gemeinsam die Kooperation zu gestalten. Mut erfordert auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschie- Und ja, es ist nicht leicht. Weder für die Jugendhilfe-Teams, noch denster Berufe und Professionen und somit eine Betrachtung des für das Lehrer*innenkollegium. Aber wir alle wissen, warum wir Kindes aus unterschiedlicher Fachlichkeit und Blickwinkeln. Es alle es täglich aufs Neue versuchen. Und klar: Johann Hinrich Wi- gilt hier, seinen eigenen Fokus zu relativieren und Anschluss­ chern und das Rauhe Haus verpflichten ja auch als Namensgeber fähigkeit zu anderen Sichtweisen zu schaffen. Die verschiedenen für unsere Schule, die Wichern-Schule, deren Kernmerkmal sicher Professionen greifen in ihrer Arbeit gut ineinander, sodass das die inhärente Kooperation mit der Jugendhilfe ist. Und von der teil- Kind in unserer Einrichtung eine umfassende Förderung erhält stationären Hilfe, die Zusammenarbeit mit der Schule. Nicht nur und alle Förderbereiche abgedeckt werden. Durch die Vernet- die Kinder lernen dadurch, sondern auch für alle Mitarbeitenden zung von Jugendhilfe und Schule profitieren nicht nur die Kinder ist dies ein dauernder Lernprozess. Und so viel Mut braucht man und Familien in besonderer Weise, auch die Zusammenarbeit gar nicht, um hier zu arbeiten ;-). Offen und verbindlich sollte man ­unterschiedlichster Fachkräfte stellt eine Bereicherung dar, wo- sein, wie die Kooperation zwischen unseren Systemen eben auch. durch alle im Haus voneinander und miteinander lernen können.

Steinig kann der Weg sein, wenn die beiden Systeme einfach auch mal nicht zusammen passen und keiner die „Schuld“ dar- 1979 war das Wichern-Zentrum eine Vision – an trägt. Schule und Jugendhilfe sind eben zwei unterschiedliche heute ist es eine Erfolgsgeschichte! Systeme. Und sollen das auch sein dürfen.

Steinig kann der Weg sein, die unterschiedlichen Interessen der Wohin geht die Reise nach diesem Jahr 2019? Die Forderung Systeme aufgrund verschiedener Vorgaben von Kostenträgern nach Inklusion und die sich weiter öffnende Schere sozialer Teil- und damit entstehendem wirtschaftlichen Druck abzustimmen habe- und Bildungschancen brauchen in München zukünftig und dauernd auszutarieren. weitere hochspezialisierte Einrichtungen in der Verschränkung von Schule und Jugendhilfe. Es braucht die Förderung von An- Schule hat sich stark verändert. Jugendhilfe auch. Und auch im fang an, für Kinder, die nur geringe Gruppenfähigkeit haben, und Wichern-Zentrum ändern sich die Dinge, die Voraussetzungen, Unterstützung für Eltern, welche in ihrem Erziehungsauftrag ge- die Generationen der Kolleg*innen der beiden Systeme, Abläu- stärkt werden müssen. Neben einem intensiven Setting in Schule fe, Ziele, Ausrichtungen. Deshalb ist der gemeinsame Weg auch und HPT für das Kind ist die Elternarbeit und insbesondere die immer wieder neu zu verhandeln. Das ist vielleicht die größte He- Mitwirkungsbereitschaft der Eltern von großer Bedeutung für die rausforderung. Das braucht ein gewisses Maß an Gelassenheit Entwicklung des Kindes. Es braucht intensivtherapeutische teil- der Partner*innen, auf Leitungsebene wie auch Mitarbeitenden- stationäre (und ebenso stationäre!) Hilfen und in Kooperation von Ebene, auf Vorstandsebene wie auf MAV-Ebene. Es geht hier Schule und Jugendhilfe weitere pädagogische Intensivklassen immer auch um gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung. und sonderpädagogische Stütz- und Förderklassen. Der Ausbau Wahrscheinlich besteht der Mut einer Kooperation zwischen Men- des Standorts am Heinrich-Braun-Weg ist in Planung und wird schen und zwischen Schule und Jugendhilfe als Systeme darin, hoffentlich ein weiterer Schritt zu einem Bildungscampus sein, dem anderen grundsätzlich immer zuzugestehen, dass er es gut der Hilfen zur Erziehung und Schule mit dem Förderschwerpunkt meint, nicht nur mit sich selbst, sondern eben auch mit den Ko- emotionale und soziale Entwicklung miteinander verbindet. operationspartner*innen. Win-Win als Lösungsziel sagt sich so leicht. Gelebt wird es nicht immer. Was uns hier hilft ist immer, wenn wir über die Kinder, die Familien und deren Bedarfe ins Ge- ➔ Wichern-Zentrum spräch kommen. Wir alle arbeiten hier, weil es um die Kinder geht. Ansprechpersonen: Dr. Stefan Baier, Sabrina Denk, Luis Teuber

Diakonie Hasenbergl 2019 21 zusammen. wachsen. Kinder, Jugend und Familie

40 JAHRE WICHERN-ZENTRUM Zeitenwende

22 Diakonie Hasenbergl 2019 Diakonie Hasenbergl 2019 23 zusammen. weiterkommen. Arbeitswelt und Jugendhilfe

DAS PRINZIP DER SYSTEMISCHEN FALLAUFSTELLUNG Playmobilfiguren als Hilfestellung für belastende Situationen

Die jungen Menschen in der Jugendwerk- Aufgestellt werden kann alles, ausgehend statt Junge Arbeit der Diakonie Hasen- von einer Person (die wir als „Fokus“ be- bergl in München sind vielfältig belastet. zeichnen) und alle relevanten Akteure im Hierzu gehören soziale Problemlagen System. Dies können andere Menschen ebenso wie psychische Erkrankungen, (Bezugspersonen, Mitarbeiter*innen, an- Schulden, Wohnungslosigkeit und/oder dere Teilnehmer*innen o.a.) sein, aber Suchtproblematiken. Kein junger Mensch auch Sachverhalte, wie beispielsweise ist nur in einem Bereich belastet! Dies führt eine Krankheit oder eine besondere dazu, dass die berufliche und persönliche Wertvorstellung oder Dinge/Orte, wie die Entwicklung mit Krisen verläuft und oft mit Werkstatt. einer großen Instabilität einhergeht. Unser Ziel ist es, die jungen Erwachsenen aus- Das Vorgehen der systemischen Auf- zubilden und zu qualifizieren, trotz und mit stellungen ist sehr komplex und beinhal- multiplen Problemlagen und großer Insta- tet unterschiedliche methodische Vorge- bilität, trotz und mit Krisen. hensweisen. Alle Aufstellungen beginnen gleich: Zunächst wird eine belastende Damit uns dies gelingt, müssen wir viel mit- Situation durch den jungen Menschen einander sprechen, in unterschiedlichen in der Fall­besprechung vorgebracht und Konstellationen und in großer Regelmäßig- überlegt, welche Akteur*innen dafür auf- keit. Immer wieder ringen wir darum, das gestellt werden müssen. Häufig ist in un- Verhalten und die Situation eines jungen seren Aufstellungen der zu besprechende Menschen zu erkennen und zu verstehen, junge Mensch im Fokus, es ist aber auch immer wieder passen wir unser Vorgehen möglich, sich selbst als Anleiter*in oder in der Ausbildung und in der sozialpäda- einen anderen Mitarbeitenden als Fokus gogischen Begleitung an. Fallbesprechun- zu wählen. Die jeweilige Person beginnt gen gehören bei uns zum pädagogischen mit der Auswahl einer Playmobil-Figur für Alltag. Neben spontanem, aktuellen Aus- den Fokus der Anordnung und platziert tausch finden regelmäßige Fallteams sie auf dem Tisch. Nach und nach werden und Abteilungsbesprechungen mit den nun Figuren für die anderen Akteur*innen Leitungen statt. Während die sozialpäda- ausgesucht und drum herum platziert. Bei gogischen Mitarbeiter*innen schon lange jeder Akteur*in wird gemeinsam über- strukturierte Fallbesprechungen innerhalb legt, wie es ihm/ihr geht. Schon allein das des Pädagog*innen-Teams durchführen, Systemische Fallaufstellungen, die an die Sichtbarmachen dieses Systems ermög- haben wir vor einiger Zeit begonnen, die- Strukturaufstellungen angelehnt sind, licht häufig einen tieferen Einblick in die se auch in den Abteilungsbesprechungen haben sich besonders für komplexe Pro- Gefühlswelt des jungen Menschen und mit den Handwerker*innen durchzuführen. blemlagen bewährt – auch mit Hilfe von sorgt dadurch für mehr Verständnis auf Hierfür nutzen wir unterschiedliche Me- Playmobilfiguren. In gemeinsamen Fall- allen Seiten. Aus­gehend hiervon wird thoden, besonders aber systemische Auf- besprechungen zwischen Sozialpädago- anschließend methodisch­ unterschiedlich stellungen mit Playmobilfiguren, die an die gik und Handwerk ermöglicht uns diese verfahren. Wir experimentieren mit unter- Strukturaufstellungen angelehnt sind. Die- Herangehensweise, ein umfassenderes schiedlichen Veränderungen, mit Probe- se ermöglichen uns, im Gespräch ein Bild Bild von der Situation des jungen Men- handeln oder Lösungsaufstellungen. von der Situation des jungen Menschen schen zu erhalten und verschafft uns im- zu bekommen und verschaffen uns immer mer wieder Aha- Erlebnisse, die uns über ➔ neue Zugangsweisen nachdenken lassen. Junge Arbeit wieder Aha-Erlebnisse, die uns über neue Ansprechpersonen: Jeanette Boetius und Zugangsweisen nachdenken lassen. Frank Karlsen-Lasshof

24 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. weiterkommen. Arbeitswelt und Jugendhilfe

SCHULSOZIALARBEIT MIT GRUNDSCHULKINDERN Große Themen mit kleinen Kindern

Die Schulsozialarbeit in den Grundschulen unterstützt auch Fa- Soziogramm milienangehörige der Schüler*innen und berät Lehrkräfte, ihre Ein Soziogramm ist eine grafische Darstellung der Beziehung der wesentlichen Klient*innen sind aber die Schüler*innen. Die Be- Kinder untereinander. Die Kinder dürfen Klebefiguren mit lachen- ratungsanlässe sind vielfältig und reichen von kleineren Streite- dem, neutralem oder weinendem Gesicht auf ein großes Papier reien zu extremen Problemlagen in den Familien. Wie aber be- legen. Je nach Kontakten werden die Figuren nah zusammen spricht man diese großen Themen mit jungen Kindern? Wie redet oder weiter auseinander gelegt. Nicht jedes Kind kann schnell man beispielsweise über Gewalt zu Hause, wenn diese Situation Freundschaften schließen, das kann sich auch in der Klassenge- für die Kinder Normalität ist? meinschaft spiegeln und zu Konflikten führen. Das Soziogramm hilft dabei, Gruppenstrukturen aufzudecken und gegebenenfalls In der Grundschule an der Ittlingerstraße finden die Mitarbeiterin- zu ändern und somit die Klassengemeinschaft zu stärken. nen kindgerechte Zugangsweisen: Projekt zur elterlichen Fürsorge Beratung im Spiel Die elterliche Fürsorge umfasst den Bereich der Pflege, Gesund- Niedrigschwellige Beratung für Grundschulkinder kann am bes- heit, Erziehung, Beaufsichtigung, Schulbildung, Vermögensfür- ten während des Spielens auf dem Pausenhof oder im Büro der sorge und die gesetzliche Vertretung der Kinder. Desweiteren Schulsozialarbeit stattfinden. Im Spiel entsteht schnell eine ver- haben Kinder seit dem Jahr 2000 ein Recht auf eine gewaltfreie trauensvolle Atmosphäre, die Kinder erzählen nebenbei zu un- Erziehung. Als Klassenprojekt wird im Sitzkreis mit den Kindern terschiedlichen Themen, die je nach Bedarf im Einzelgespräch durch gezieltes Nachfragen der Begriff der elterlichen Fürsorge vertieft werden können. Durch Spielmaterial wie Playmobilfiguren und das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung anhand von Bildern können Situationen nachgespielt werden und geben den Schul- gemeinsam erarbeitet. Die Kinder können von Alltagssituationen sozialarbeiterinnen Einblick in eventuelle Schwierigkeiten und zu Hause erzählen, sie bekommen Einblick in unterschiedliche Probleme aus dem kindlichen Alltag. Familiensituationen, Probleme können aufgedeckt werden; die Kinder sammeln Ideen und Lösungen, wie und wo man sich bei Kamishibai – Erzähltheater Schwierigkeiten Hilfe holen kann. Das Wort Kamishibai bedeutet wörtlich übersetzt „Papiertheater“, hierbei stellt man mehrere Bilder in einen Holzrahmen. Die Bilder werden gemeinsam mit den Kindern betrachtet, interaktives Er- zählen wird dadurch gefördert. Auf den Bildern sind unterschied- liche Themen dargestellt, die Kinder benennen diese, berichten aus ihrem Alltag und hören sich auch die Erzählungen ihrer Mit- schüler*innen an. So können z.B. beim Thema Geschwisterstreit Ideen und Lösungen mit der ganzen Klasse gesammelt werden.

➔ Schulsozialarbeit Grundschule Ittlinger Straße Ansprechpersonen: Karin Klein, Rabea Kreilein

Diakonie Hasenbergl 2019 25 zusammen. weiterkommen. Arbeitswelt und Jugendhilfe

HÖRT UNS ZU! WIR SAGEN, WAS WIR WOLLEN. Mädchen aus dem Offenen Kindertreff beteiligen sich an erster Mädchen*konferenz

„Sie waren laut, energisch und haben engagiert diskutiert. Die Elisabeth Kachel ist Sozialpädagogin im Offenen Kindertreff Mädchen und jungen Frauen sind nicht von ihren Anliegen ab- Nordhaide (OKT) der Diakonie Hasenbergl, außerdem war sie gewichen und haben mit großer Überzeugung ihre Themen mit im Organisationsteam der Konferenz. Am 19. Juli 2019 hat platziert – auch wenn dies nicht immer die Meinung der Politi- sie sich mit Charlotte Schneider (Praktikantin) und sechs en- kerinnen war.“ Das ist das Fazit von Elisabeth Kachel zur ersten gagierten Mädchen aus dem OKT auf den Weg zur Mädchen* Mädchen*konferenz, die am 19. Juli 2019 stattgefunden hat. konferenz gemacht. Im Gepäck hatten sie eine Forderung: ein Frauenschwimmbad mit Nichtschwimmerbecken im Münchner Insgesamt waren mehr als 100 Mädchen der Einladung des Norden soll her! Die Mädchen hatten die unterschiedlichsten Münchner Fachforums für Mädchenarbeit und der Gleichstel- Argumente für ihr Anliegen z.B. keine Belästigung von Jungs lungsstelle für Frauen zur Mädchen*konferenz gefolgt. Anlass mehr oder endlich mit der Mama alleine ins Schwimmbad ge- waren gleich drei Jubiläen: 100 Jahre Frauenwahlrecht, 30 Jahre hen zu können. Dafür hat die Gruppe ein Video gedreht, wel- Kinderrechtskonventionen und 30 Jahre Münchner Fachforum für ches durch eine Rede eines Mädchens aus dem OKT in der Mädchenarbeit. Konferenz vorgestellt wurde. Das Thema wurde sehr kontrovers diskutiert und hinterfragt. Politikerin Verena Dietl (mittlerweile Bürgermeisterin) hat sich bereit erklärt, an der Thematik weiter zu arbeiten.

Ziel der Mädchen*konferenz ist es, die politische Partizipation von Mädchen und jungen Frauen zu stärken.

26 Diakonie Hasenbergl 2019 Ziel der Mädchen*konferenz war es auch, dass der Frauen- anteil in der Politik steigen soll: Nur 18 % der Mädchen und jungen Frauen fühlen sich politisch kompetent. Außerdem beteiligen sie sich weniger an politi- schen Entscheidungsprozessen als Jungen. Der Frauenanteil in der ­Politik beträgt gerade einmal 31 % im Bundestag und 27 % im Bayerischen Landtag. Von 12 Landesschulsprecher*innen in ­Bayern sind nur zwei weiblich.

Die Idee der Konferenz: die jungen Teilnehmerinnen tragen ihre Weitere Anliegen der Mädchen: Anliegen direkt den Politikerinnen vor. Diese wiederum antwor- Mehr Mädchentreffs für München ten direkt, und jeweils eine von ihnen übernimmt das Anliegen als Patin. Sie kümmert sich also um das Thema. Dafür hat die Mehr Sicherheit für Mädchen in München Politikerin drei Monate Zeit – anschließend tauschen sich die Ich möchte akzeptiert werden, wie ich bin Mädchen nochmals mit der Politikerin zum Thema aus. Die Benachteiligung von Mädchen und Forderungen waren an Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), an Politiker*innen, Gleichstellungsbeauftragte der Bezirksaus- Frauen mit Migrationshintergrund schüsse und an die Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) heran- am Arbeitsplatz stoppen getragen worden. Barrierefreiheit in München Gleicher Lohn für gleiche Arbeit Ziel der Mädchen*konferenz ist es, die politische Partizipation von Mädchen und jungen Frauen zu stärken. Die Mädchen sollen auf Wir bestimmen, wie wir sind – Schönheit gesamtgesellschaftlicher Ebene gestärkt werden und lernen, ihre unabhängig von Maßstäben Belange zu artikulieren und dafür zu kämpfen. Politikerinnen sol- len erlebbar werden und gleichzeitig ist die Konferenz ein Appell Für jeden Antrag wurde eine Patin gefunden. an die Politik.

➔ Offener Kindertreff Nordhaide (OKT) Ansprechperson: Elisabeth Kachel

Diakonie Hasenbergl 2019 27 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

20 JAHRE GPDI Buntes Programm beim Jubiläumsfest

„Wir stellen fest, dass immer mehr Menschen mit Doppeldiagnosen zu uns kommen, die gleichzeitig an verschiedenen Erkrankungen leiden und Schwierigkeiten bei der Bewältigung ­ ihres Alltags haben. Gleichzeitig sind die ­Problemlagen komplexer.“ Katharina Reimann

Betreuung und Behandlung für psychisch erkrankte Menschen Die Angebote für Senior*innen in München wurden in den letzten ist immer noch mit langen Wartezeiten in nur wenigen geeigne- Jahren stark ausgebaut, die aufsuchende Arbeit führt zu einer teil- ten Einrichtungen möglich. Seit der Gründung des Gerontopsy- weisen Entlastung. Dennoch ist es spürbar, wie sehr ein Alten- chiatrischen Dienstes (GpDi) München-Nord 1999 erhalten jedes und Servicezentrum (ASZ) im Münchner Norden fehlt. Die viel- Jahr bis zu 400 Menschen ab 60 Jahren und ihre Angehörigen seitigen Angebote des Dienstes und die Kontinuität im Team füllen im Münchner Norden lebenspraktische Hilfe und Unterstützung. diese Lücke. Aber: „Unsere Einsatzorte sind in den Stadtbezirken Hasen­bergl-Feldmoching, Milbertshofen-Am Hart, Schwabing- Heute gehören Beratungsgespräche in den Räumlichkeiten des West, Schwabing-Freimann, Maxvorstadt und ver- GpDi in der Troppauerstraße ebenso zum Leistungsspektrum wie teilt, dies bringt oft lange Fahrtzeiten mit sich, die dann im direkten Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags, Hilfestellung im Kontakt mit den Klient*innen fehlen.“ Umgang mit Ämtern und Behörden und die Vermittlung von an- deren Hilfsangeboten. In den vergangenen Jahren ist das Ange- Im Juli feierte der GpDi sein 20-jähriges Bestehen mit einem klei- bot an Betreuungs- und Beratungsleistungen gewachsen. nen Sommerfest. Im Anschluss kamen die Gäste in den Genuss einer besonderen Veranstaltung: einer kurzen Improvisationsvor- „Wir stellen fest, dass immer mehr Menschen mit Doppeldiagno- stellung von DanceOn, dem besonderen Tanzvergnügen für Men- sen zu uns kommen, die gleichzeitig an verschiedenen Erkran- schen ab 60 Jahren. kungen leiden und Schwierigkeiten bei der Bewältigung ihres Alltags haben. Gleichzeitig sind die Problemlagen komplexer“, ➔ Gerontopsychiatrischen Dienstes (GpDi) München-Nord erklärt Katharina Reimann, Einrichtungsleitung des GpDi. Ansprechperson: Katharina Reimann

28 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

DANCE ON Ein Ort, den man gerne besucht, ein Tag, auf den man sich freut

Zugegeben, der erste (Tanz-)Schritt erfordert etwas Mut, vor allem, wenn der alte Körper vielleicht nicht mehr ganz so agil ist wie noch in jungen Jahren.

Das Quäntchen Mut zahlt sich aus, man sieht es an den Gesich- tern der Teilnehmer*innen, aus denen pure Freude strahlt. Nicht der perfekte Tanzschritt ist wichtig, der Fokus liegt auf dem, was möglich ist, und der Freude an der eigenen Bewegung. Jeder sollte ermutigt werden, seine eigenen Bewegungsinterpretatio- nen zu finden.

Ralf Otto, Initiator des Tanzprojektes DanceOn, arbeitet als Ge- nesungsbegleiter für den Gerontopsychiatrischen Dienst der ­Diakonie Hasenbergl und weiß ganz genau, was für Bedürfnisse seine Klient*innen haben. „Mit DanceOn soll ein Ort entstehen, den man gerne besucht, ein Tag, auf den man sich freut.“ Ge- meinsam Zeit verbringen, sich bewegen und gemeinsam zu tän- zerischen Bewegungen finden, egal ob mit oder ohne körperli- chem Handicap, egal ob mit oder ohne psychischer Erkrankung. Wer kommen will, soll kommen dürfen.

Vorbild des Tanzvergnügens sind die Milongas des Tango Argen- tino. Die Teilnahme ist kostenlos, bei der Gestaltung der zweistündi- gen Kurse achten die Tanzvermittlerinnen Barbara Galli und Nina Willier darauf, dass alle Teilnehmenden die Übungen mitmachen können, manche eben langsamer und weniger ausladend als an- dere. Pianist Lukas Maier sorgt für die musikalische Untermalung.

„Kreativität erfordert Mut, aber in jedem Dar­ steller steckt ein Anfänger, der sich verliebt hat in Ausdrucksstärke, ins Geschichten erzählen und die Möglichkeit, sich frei zu entfalten.“ Quelle unbekannt

Im Pilotprojekt 2019 waren fünf Veranstaltungstermine von Sep- tember bis Dezember im Stadtteilkultur 2411 festgelegt. Als nächs- tes plant Ralf Otto regelmäßig stattfindende DanceOn-Partys, hier dürfen nur Menschen kommen, die bereits in einer Tanzstunde waren oder von Teilnehmenden dazu eingeladen worden sind. „Wer arm ist, leidet besonders darunter, nichts mehr verschenken zu können“, so Ralf Otto. Durch die Einladung zur Party könnten ➔ DanceOn die Teilnehmenden Freunden und Familie eine Freude machen. Ansprechperson: Ralf Otto

Diakonie Hasenbergl 2019 29 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

15 JAHRE GRANNYSOCKS Kreativ, innovativ, karitativ und mutig für Neues

Aktionen & Events Die fleißigen Strickerinnen sind nicht nur auf Weihnachtsbasaren und dem Streetli- fe Festival, sondern auch bei besonderen Verkaufsaktionen zu finden, wie 2012 im Einkaufszentrum mira, bei der letztendlich 4.000 Euro übergeben werden konnten.

Neue Stricker* 20 aktive Strickerinnen innen sind herzlich will- Die jüngste Strickerin ist 68 Jahre alt, kommen. die älteste Strickerin ist 95 Jahre alt. Wir freuen uns Abwechslungsreiches Sortiment auch immer über Neben Socken und Schals lassen sich die Im Jahr 2019 wurden 9.000 € erstrickt; Wollspenden. GrannySocks immer wieder etwas Neues In den letzten 15 Jahren wurden 85.000 € einfallen: Gestrickte Engelchen, Tierchen erstrickt. oder kleine Socken als Schlüsselanhän- ger. Da ist für jeden etwas dabei, der für Im Jahr 2019 wurden 6 Projekte unterstützt: sich selbst oder als Geschenk für andere • Diakonie Hasenbergl etwas Gestricktes erwerben möchte. • Helfende Hände • Kinderhospiz • Klinikclowns • Bunte Münchner Kinder • Förderschule Augustinum

Durchschnittlich werden pro Jahr 500 Knäuel Wolle verarbeitet.

Der gläserne Strumpf In den ersten Jahren der GrannySocks wurden die gesammelten Spenden noch ➔ GrannySocks im „gläsernen Strumpf“ überreicht. Ansprechperson: Gerta Scholz

30 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

WECHSEL IN DER OFFENEN SENIORENARBEIT Der letzte Diakon

Rund 8.000 Menschen im Münchner Norden haben die Angebote cherheit tätig, wirkte außerdem als stellvertretender Regional- des Senioren-Pavillon und seiner Standorte im Stadtteil 2019 beauftragter für die KASA, als Fachkraft für Wohnberatung und ­genutzt, 4.257 mal haben die Menschen im Senioren-Pavillon Casemangement in der Wohnberatung und sprach für den REG- gemeinsam Mittag gegessen. SAM-Facharbeitskreis. Die Gewinnung von freiwillig engagier- ten Mitarbeitenden und die Vernetzung der Offenen Senioren- „Vieles, das Ralf Maushake aufgebaut hat, war visionär. Er hat arbeit mit Fachstellen, Arbeitskreisen und politischen Gremien es geschafft, aus einer One-Man-Show viele verschiedene An- gehen ebenfalls auf das Wirken von Ralf Maushake zurück. gebote aufzubauen, und zu den Senior*innen einen engen und Gemeinsam mit der Evangeliumskirche Hasenbergl wurde das sehr persönlichen Kontakt gehalten. Er war rund um die Uhr Seniorennetz und die Nachbarschaftshilfe Hasenbergl aufge- da und hat sich in vielen Funktionen um die Senior*innen ge- baut, über die zuletzt mehr als 800 Unterstützungsleistungen kümmert, war am Wochenende Ansprechpartner, hat Sterbe- angeboten wurden, vom Besuchsdienst über Schreibdienst bis begleitung geleistet. Er hat seinen Auftrag und sein Amt sehr zu technischer Unterstützung. breitgefächert gesehen“, betont Sophia Zech. Sie hat im Novem- ber 2019 die Leitung des Senioren-Pavillon von Ralf Maushake 2013 erfolgte kontinuierlich der dringend benötigte personelle übernommen. Ausbau, neue Angebote wie „KulturGut“ und „Küchen der Welt“ kamen hinzu. 18 Jahre war der Diakon Ralf Maushake für die Diakonie Hasen- bergl im Einsatz. 2001 hat er die Leitung des Senioren-Pavillon übernommen, den die Diakonie als Trägerin in Eigenregie erstellt hatte. Auf dem Programm: Beratung und Betreuung von Senior* innen im Bereich der offenen Altenhilfe und ein Internetcafé für „ Ich bewundere sehr, was Ralf Senior*innen. Ralf Maushake wurde zu einer festen Größe im Maushake aufgebaut hat, und das Verein und war für hunderte ältere Menschen erste Ansprech- riesige Erbe, das ich über­nehme. Es erfordert und Vertrauensperson. Die Angebote des Senioren-Pavillon Mut, in so große Fuß­stapfen zu treten! 2019 war wurden schnell bekannt und beliebt: Über 8.000 Senior*innen jährlich nehmen teil an Sing- und Seniorenkreisen, Tagesfahrten, ein Umbruchjahr für den Senioren-Pavillon.“ Gymnastik, Mittagstisch oder Gedächtnistraining. „Ralf Maushake Sophia Zech kennt sie fast alle beim Namen.“

Er organisierte Feste und Ausflüge und war neben dem Aufbau ➔ Offene Seniorenarbeit des Senioren-Pavillon gleichzeitig als Fachkraft für Arbeitssi- Ansprechpersonen: Carla Singer, Sophia Zech

Diakonie Hasenbergl 2019 31 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

1 JAHR QUARTIERSENTWICKLUNG AM LERCHENAUER SEE Gestartet mit einer Vision des Miteinanders

Rolle, da wir so ganz konkret und sichtbar die Senior*innen zu Hause unterstützen können.

Ein Miteinander verschiedener Generationen und diverser Kul- turgruppen beinhaltet nicht nur eine Vision, sondern kostet auch Mut. Den Mut, manchmal mit Gegenwind voranzuschreiten oder auch einmal mit Rückschlägen zu kämpfen. Doch mit der Zeit und dem hartnäckigen Initiieren von Angeboten kommen wir dieser Verwirklichung ein wenig näher. So hat die Stadtteilarbeit ge- meinsam mit dem neuen Treff Lerchenau verschiedene Gruppen von Freiwillig Engagierten bei ihren Treffen begleitet und diverse Angebote ins Leben gerufen: Sei es die AG Treffpunkt, die AG Verschönerung oder die Töpferkurse mit Toni Preis. Ein gemein- sames Miteinander bedeutet auch ein gemeinsames Gestalten, nicht nur der unmittelbaren Lebensumgebung, sondern auch auf Die Quartiersentwicklung am Lerchenauer See ist mit einer gro- künstlerischen Gebieten. ßen Vision des Miteinanders gestartet. Dabei ging es mit den Schwerpunkten Seniorenarbeit und Stadtteilarbeit vor allem auch Die Ergebnisse können sich sehen lassen und spiegeln damit um ein Miteinander - zwischen den Generationen und über jeg- einen Teil der ursprünglichen Vision wider. Das Aufzeigen, dass liche Barrieren des alltäglichen Lebens hinweg. Bei einem Anteil man gemeinsam viel mehr bewegen kann, als ständig nur über von Personen mit Migrationshintergrund von ca. 60%, die am und die Widrigkeiten zu klagen. Das Einbeziehen verschiedener um den Lerchenauer See wohnen, spielt vor allem der zweite Teil Personen und Institutionen, die sich beim AK Lerchenauer See eine wichtige Rolle. verschiedene Lösungsansätze für die aktuellen Belange der An- wohnenden überlegen und bei Bedarf auch auf die kommunale Um Barrieren überwinden zu können, muss man erst einmal Lokalpolitik zu gehen. seine eigenen inneren Hürden überwinden. Sei es in Form von bestimmten Vorstellungen oder Vorurteilen davon, wie verschie- Denn wir alle tragen Verantwortung für unser unmittelbares Um- dene Kulturgruppen „sind“ oder leben. Sei es in Form von Er- feld und all die Personen darin. Die Quartiersentwicklung hat dies wartungen hinsichtlich des Verhaltens von Senior*innen. Wie lebt nicht nur als ein Arbeitsfeld, sondern sich immer mittendrin ge- man im und mit dem Alter? Vor allem, wie lebt man lebenswert? sehen, als ein Teil des Ganzen. Dies wurde auch beim Fest zum Gibt es eine Art „würdiges Älterwerden“ oder kann man auch einjährigen Bestehen des Projektes ganz bewusst vor Augen ge- noch mit 90 der jüngeren Generation zeigen, wie der Hase läuft? führt. Mit ca. 100 Besucher*innen konnten wir erfahren, dass wir mit unserer Vision nicht alleine sind. Auch wenn es manchmal Verschiedene ältere Personen am Lerchenauer See haben beein- Beschwerden über alles Mögliche am Lerchenauer See gibt, gibt druckende Spuren in der Gemeinschaft dort hinterlassen und tun es jedoch auch Grund zum Feiern. es immer noch. Doch manchmal haben sie vielleicht auch mit je- nen alltäglichen Hürden zu kämpfen, die das Leben mit sich bringt. Daher werden wir weiterhin mutig auch in das Jahr 2020 schrei- Sei es eine Krankheit, sei es eine beeinträchtigte Beweglichkeit, ten und uns auf dieses Miteinander freuen! sei es Einsamkeit.

Die Quartiersentwicklung am Lerchenauer See sieht sich auch in der Verantwortung, für diese Personen Sorge zu tragen, nicht nur, weil sie ein Teil unserer Gesellschaft sind, sondern auch, weil sie Wertschätzung verdienen. Dabei spielt die Zulassung für die ➔ Quartiersentwicklung am Lerchenauer See Ausbildung der Personen zu Alltagsbegleitungen eine wichtige Ansprechpersonen: Sarah Ehrenstein, Selen Schaeffer

32 Diakonie Hasenbergl 2019 zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit

DIE NACHBARSCHAFTSTREFFS (NBT) WACHSEN ZUSAMMEN Ich bin ein Nachbar – und Du?

Unsere Vision von einer gelungenen Nach- In vielen Teilbereichen ist es uns schon ge- Mehrere Standorte ermöglichen es, For- barschaft beinhaltet ein wertschätzendes lungen, diese Version real werden zu las- mate, die in einer Nachbarschaft erfolg- Miteinander, in dem die Anwohnenden sen. Wir haben Vieles auf die Beine gestellt reich sind, auch in andere Viertel zu in- – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer und unsere Anwohnenden unterstützt, die tegrieren. Wir können voneinander lernen Kultur, ihrer Religion, ihres Geschlechtes, Nachbarschaft im Münchner Norden erleb- und voneinander profitieren, indem wir ihres Alters und ihres Einkommens – mit- bar und lebendig zu machen. Inzwischen unsere Kapazitäten bündeln und unsere einander kommunizieren und sich gegen- sind wir an vier Standorten im Hasenbergl Kompetenzen teilen. Im Rahmen einer seitig unterstützen. (Nachbarschaftsbüro Hasenbergl in der Klausurtagung haben wir dieses und Aschenbrenner Straße und Blauer Punkt in untergeordnete Ziele für ein Zusammen- Dies ist in unseren Augen ein wichtiger der Schleißheimer Straße) und in der Nord- wachsen unserer NBT formuliert und not- Schritt, um sich als Teil der Gemeinschaft haide (Bewohnerzentrum Nordhaide im wendige Maßnahmen entwickelt. zu fühlen und sich in die Gesellschaft zu Schneeheideanger und Nachbarschafts- integrieren. Nur so kann Lust auf Demo- büro Hasenbergl im Ernst-Schneider-Weg) kratie entstehen und Verantwortung über- vertreten, ein fünftes Treff-Büro steht in nommen werden, das Lebensumfeld aktiv den Startlöchern und wird in der Siedlung Wir möchten ein treffübergreifendes mo- mitzugestalten. am Lerchenauer See eingerichtet. dulares System mit diesen Aufgabenfel- dern einrichten: 1. Raummanagement: gemeinsames Raumnutzungskonzept, Installation eines zentralen Raumverga- besystems und eines Online-Kalenders als Austauschplattform 2. Freiwilliges Engagement: Gewinnung weiterer Unterstützer*innen 3. Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerk: PR-Arbeit, Neugestaltung Informations- materialien 4. Gemeinsame Veranstaltungen und Angebote: gemeinsame Ausflüge, Feste und Feiern

Unser treffübergreifendes Schwerpunktthema für das Jahr 2019: Gesundheit – ein Thema, das alle Nachbar*innen unabhängig von Kultur, Alter und Geschlecht betrifft. Ein Thema, zu dem jede* etwas sagen kann und eine Meinung hat. Unser Maßnahmenplan beschreibt verschiedene Blickwinkel, aus denen wir Gesundheit und Begegnung in der Nachbarschaft fördern wollen:

– Gemeinsame Spaziergänge und Kooperation mit den Gesundheitsmanagerinnen – Regelmäßige (internationale) Frühstücksgruppen – Vortragsveranstaltungen gemeinsam mit den Mitarbeitenden des „Gesundheitsladen“ – Praktische Seminare für die Anwohnenden zum Thema „Gesunde Ernährung“

➔ Nachbarschaftstreffs Ansprechpersonen: Mohidil Djuraboeva, Brigitte Ertl, Jessica Vogel, Selen Schaeffer, Hans Sedlmaier

Diakonie Hasenbergl 2019 33 Zahlen und Fakten

WISSENSWERTES: Zahlen und Fakten 2019

Einrichtungen und Angebote

1 Bundesprogramm Kita-Einstieg 3 Angebote der Schulbezogenen 1 Sozialpsychiatrischer Dienst Jugendsozialarbeit 10 Kindertageseinrichtungen 1 Gerontopsychiatrischer Dienst 1 Angebot zur Offenen Ganztags- 1 Offener Kindertreff schule 1 Krisendienst für Menschen mit psychischen Erkrankungen 1 Schule für emotionale und soziale 1 Beratungsstelle für junge Sinti Entwicklung und Roma 4 Angebote des ambulant Betreuten Wohnens für psychisch- 6 Heilpädagogische Tagesstätten 1 Angebot für straffällige Jugendliche und suchtkranke Menschen

1 Heil- und Sozialpädagogische 1 Angebot zur Familienerholung 2 Einrichtungen der Offenen Tagesgruppe ­Seniorenarbeit 1 Beratungsstelle für Jugendliche 1 Beratungsstelle für Frühe Hilfen zur Ausbildungsplatzsuche 1 Beratungsstelle in einer Senioren- wohnanlage 1 Gesprächsrunde von Eltern für 1 Arbeitslosenzentrum ­Eltern 5 Nachbarschaftsbüros bzw. 3 Einrichtungen der Beschäftigungs­ Nachbarschaftstreffs 8 Eltern-Kind-Gruppen förderung, davon 2 mit gastronomi- schem Angebot 1 Secondhand-Laden 1 Förderprogramm zur Förderung der Geburtshilfe 1 Ausbildungs- und Qualifizierungs- 6 KASA-Anlaufstellen (Kirchliche betrieb für Jugendliche Allgemeine Sozialarbeit) für Beratung, 1 Erziehungsberatungsstelle Gruppenarbeit und Stadtteilangebote 3 Beratungsstellen für Menschen 1 Beratungsstelle für Ambulante mit Migrationshintergrund 1 Tauschbuchladen Erziehungshilfen 1 Angebot zur Lernförderung für 1 Beratungsstelle für Väter in Kinder mit Migrationshintergrund ­Trennung und Scheidung 1 Projekt zur Quartiersentwicklung mit 1 Wohngruppenverbund mit den Schwerpunkten Seniorenhilfe 2 Clearingsstellen für Jugendliche, und Stadtteilarbeit 2 teilbetreuten Wohngruppen, 1 begleitende Wohngruppe

Kundenfrequenz 122.088 in Cafe, Läden, Veranstaltungen der Offenen Seniorenarbeit, Kindertreffs, etc.

34 Diakonie Hasenbergl 2019 Klientenzahlen ?

1.432 7.919 5.923 Menschen in Betreuung Menschen in Beratung Nutzerinnen und Nutzer offener Angebote

Personalstruktur 504 Festangestellte 282 Zielgruppenbeschäftigte (Arbeitsgelegenheiten u.a.) 51 Auszubildende 120 Freiwillig Engagierte

Entwicklung der Beschäftigungszahl

2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

361 407 466 489 483 504 504

Erträge Spenden und Sonderzuschüsse

4% 9% 18%

% 53% 19 25% 72%

Zuschüsse Stiftungen und sonstige Förderorganisationen Entgeltsatzerträge private und sonstige Zuwendungen sonstige betriebliche Erträge Kirchliche Sonderzuschüsse Zinsen und außerordentliche Erträge

Diakonie Hasenbergl 2019 35 zusammen. wachsen. Kindertageseinrichtungen Kinder, Jugend und Familie zusammen. weiterkommen. Arbeitswelt und Jugendhilfe zusammen. gestalten. Sozialpsychiatrie, Senioren- und Stadtteilarbeit zusammen. tun. Geschäftsstelle

Diakonie Hasenbergl e.V. Geschäftsstelle Stanigplatz 10, 80933 München

Tel. 089 314 001-0 Fax 089 314 001-69 [email protected] www.diakonie-hasenbergl.de www.facebook.com/diakonie.hasenbergl

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Spendenkonto: 48 48 000 BLZ: 700 205 00 IBAN: DE91 7002 0500 0004 8480 00 BIC: BFSWDE33MUE