Plenarprotokoll 19/186
Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht1
186. Sitzung
Berlin, Donnerstag, den 29. Oktober 2020
Inhalt:
Begrüßung des neuen Abgeordneten Dr. Frauke Petry (fraktionslos) ...... 23376 A Wolfgang Wetzel ...... 23351 A Karin Maag (CDU/CSU) ...... 23377 A Wahl der Abgeordneten Bela Bach zum Mit- glied des Beirats der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr ...... 23351 B Tagesordnungspunkt 8: Wahl der Abgeordneten Dr. Bruno Hollnagel a) Wahl orschlag der Fraktion der AfD und Michael Theurer zu Mitgliedern des Ver- Wahl eines Mitglieds des Vertrauensgre- waltungsrates der Kreditanstalt für Wie- miums gemäß § 10a Absatz 2 der Bun- deraufbau ...... 23351 B deshaushaltsordnung Wahl des Abgeordneten Paul Lehrieder als Drucksache 19/22318 ...... 23378 C Schriftführer ...... 23351 B b) Wahl orschlag der Fraktion der AfD Änderungen der Tagesordnung ...... 23351 B Wahl von Mitgliedern des Gremiums gemäß § 3 des Bundesschuldenwesenge- setzes Zusatzpunkt 3: Drucksache 19/22319 ...... 23378 C Abgabe einer Regierungserklärung durch die c) Wahl orschlag der Fraktion der AfD Bundeskanzlerin zur Bewältigung der Covid- Wahl von Mitgliedern des Sondergre- 19-Pandemie miums gemäß § 3 Absatz 3 des Stabili- sierungsmechanismusgesetzes Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin ...... 23351 D Drucksache 19/22320 ...... 23378 C Dr. Alexander Gauland (AfD) ...... 23357 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) ...... 23358 C Wahlen ...... 23379 A Christian Lindner (FDP) ...... 23360 A Ergebnisse ...... 23442 A, 23442 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) ...... 23362 A Amira Mohamed Ali (DIE LINKE) ...... 23364 D Zusatzpunkt 4: Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 23366 D Antrag der Abgeordneten Konstantin Kuhle, Christine Aschenberg-Dugnus, Stephan Malu Dreyer, Ministerpräsidentin (Rheinland- Thomae, weiterer Abgeordneter und der Frak- Pfalz) ...... 23368 D tion der FDP Infektionsschutzmaßnahmen Sebastian Münzenmaier (AfD) ...... 23370 C auf eine klare gesetzliche Grundlage stel- len – Demokratie und Parlamentarismus Alexander Dobrindt (CDU/CSU) ...... 23371 D stärken Bärbel Bas (SPD) ...... 23373 C Drucksache 19/23689 ...... 23379 B Thorsten Frei (CDU/CSU) ...... 23374 D Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) ...... 23379 B
1) Der gesamte und damit endgültige Stenografische Bericht der 186. Sitzung wird am 3. No ember 2020 eröffentlicht. Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020 III
Zusatzpunkt 5: von cannabis- und alkoholkonsumieren- den Führerscheininhaberinnen und Antrag der Abgeordneten Gerald Ullrich, Führerscheininhabern Michael Theurer, Reinhard ouben, weiterer Drucksache 19/17612 ...... 23409 B Abgeordneter und der Fraktion der FDP Für ein selbstbewusstes und wachstumsorien- tiertes Wettbewerbsrecht auf digitalen in erbindung mit Märkten Drucksache 19/23688 ...... 23402 A Zusatzpunkt : Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parl. Antrag der Abgeordneten Dr. Wieland Staatssekretärin BMWi ...... 23402 A Schinnenburg, Michael Theurer, Grigorios Leif-Erik olm (AfD) ...... 23402 D Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Falko Mohrs (SPD) ...... 23403 C Fraktion der FDP Cannabis-Modellpro ekte ermöglichen Michael Theurer (FDP) ...... 23404 B Drucksache 19/23691 ...... 23409 B Pascal Meiser (DIE LINKE) ...... 23405 A Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ in erbindung mit DIE GRÜNEN) ...... 23405 D Dr. Matthias eider (CDU/CSU) ...... 23406 D Zusatzpunkt : Dr. oe Weingarten (SPD) ...... 23407 C Antrag der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg, Michael Theurer, Grigorios ans örg Durz (CDU/CSU) ...... 23408 B Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Medizinalcannabis- Anbau zum E port ermöglichen Tagesordnungspunkt 12: Drucksache 19/23690 ...... 23409 C a) weite und dritte Beratung des on den Stephan Pilsinger (CDU/CSU) ...... 23409 C Abgeordneten Dr. Kirsten Kappert- Detle Spangenberg (AfD) ...... 23411 A Gonther, Kat a Dörner, Maria Klein- Schmeink, weiteren Abgeordneten und Dirk eidenblut (SPD) ...... 23412 B der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) ...... 23413 C eingebrachten Entwurfs eines Cannabis- Niema Mo assat (DIE LINKE) ...... 23414 D kontrollgesetzes (CannKG) Drucksachen 19/819, 19/23606 ...... 23409 A Dr. Kirsten Kappert-Gonther (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 23416 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem An- Gero Stor ohann (CDU/CSU) ...... 23417 D trag der Abgeordneten Dr. Axel Gehrke, Dr. Andrew Ullmann (FDP) ...... 23418 D Detle Spangenberg, Paul iktor Podolay, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Martina Stamm-Fibich (SPD) ...... 23419 C der AfD Medizinalcannabis auf eine Alexander Krauß (CDU/CSU) ...... 23420 B wissenschaftliche Grundlage stellen – Niema Mo assat (DIE LINKE) ...... 23421 B Verfahren im Arzneimittelmarktneuor- dungsgesetz zur utzenbewertung und Uli Grötsch (SPD) ...... 23422 B Preisfindung anwenden, Anwendungssi- Dr. Christoph Ploß (CDU/CSU) ...... 23423 A cherheit verbessern und Krankenkassen entlasten Drucksachen 19/8278, 19/10370 Buchsta- Tagesordnungspunkt 34: be a ...... 23409 A a) Erste Beratung des on den Abgeordneten c) Beschlussempfehlung und Bericht des Roman ohannes Reusch, olker Münz, Ausschusses für Gesundheit zu dem An- Stephan Brandner, weiteren Abgeordneten trag der Abgeordneten an Korte, Niema und der Fraktion der AfD eingebrachten Mo assat, Syl ia Gabelmann, weiterer Entwurfs eines Gesetzes über die Grund- Abgeordneter und der Fraktion DIE LIN- sätze zur Ablösung der Staatsleistungen KE Gesundheitsschutz statt Strafverfol- an Religionsgesellschaften (Staatsleis- gung – Für einen progressiven mgang tungsablösungsgesetz – StAblG) mit Cannabiskonsum Drucksache 19/19649 ...... 23425 A Drucksachen 19/832, 19/13098 ...... 23409 B b) Erste Beratung des on den Abgeordneten d) Antrag der Abgeordneten Niema Dr. Alexander S. Neu, eike änsel, Mo assat, Dr. Andr ahn, Gökay Gökay Akbulut, weiteren Abgeordneten Akbulut, weiterer Abgeordneter und der und der Fraktion DIE LINKE einge- Fraktion DIE LINKE Gleichstellung brachten Entwurfs eines Gesetzes zur 23408 Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020
Dr. oe Weingarten (A) spielsweise mit dieser No elle dem Kartellamt, künftig lich auch in Deutschland finden die mit den unkon en- (C) schneller einzuschreiten. Das nützt insbesondere unseren tionellen, cle eren und auch inno ati en Ideen, die mittelständischen Unternehmen. Unerschrockenen, die Gründer und Start-ups, die Mittel- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ständler und die idden Champions on den Alpen bis der CDU/CSU) ans Meer. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Wettbewerbs- Doch warum wurde die Steinschleuder noch nicht recht 4.0 muss zugleich effizient und erhältnismäßig erfunden, mit der sie einem Goliath Paroli bieten können sein. Denn es geht nicht darum, digitale Unternehmen Das liegt nicht etwa an mangelndem Erfindungsreichtum und Plattformen zu gängeln oder überzuregulieren. Inter- denn es werden ede Menge ightech-Steinschleudern netplattformen sind grundsätzlich gut für erbraucherin- erfunden. Doch sie erfehlen ihr iel, einen Riesen wie nen und erbraucher, weil sie Preistransparenz, eine ua- Goliath ernsthaft zu attackieren. Das liegt daran, dass litätsdiskussion, Austausch und Wissensmehrung dieser Kampf noch iel ungleicher ist als das biblische ermöglichen. Die SPD-Bundestagsfraktion will diese orbild denn der Gegner ist nicht nur bis an die ähne orteile erhalten, aber eben auch erkennbare Nachteile bewaffnet mit einem nahezu unerschöpflichen Daten- und Risiken eindämmen. schatz, er bestimmt auch noch die Spielregeln dieses Wettkampfes, der damit nicht nur ungleich, sondern Das GWB-Digitalisierungsgesetz ist dezidiert kein Ge- auch unfair ist. setz zur erhinderung on Wettbewerb oder zur Wirt- schaftslenkung, im Gegenteil. Deswegen sind die or- Auf ielen Märkten sind die Plattformanbieter Gegen- schläge der ppositionsfraktionen zum zwangsweisen spieler und Schiedsrichter in einem. Sie entwickeln und Datentransfer oder zur noch stärkeren Sanktionsbefugnis bieten neue Produkte an, bestimmen aber gleichzeitig der Kartellbehörden bis hin zur erschlagung on Unter- über den ugang zu den Kunden der Wettbewerber. In nehmen unangemessen. der biblischen Geschichte treten Da id und Goliath in einem Tal auf einer Ebene gegeneinander an. Doch ein (Beifall des Abg. Dr. Matthias eider CDU/ solches Le el Playing Field existiert derzeit in der Digi- CSU ) talwirtschaft nicht. Deshalb müssen wir als Politik ein- Wir regulieren hier stattdessen mit Augenmaß. schreiten. ielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Falko Mohrs SPD ) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wir wollen, dass die Da ids wieder eine Chance gegen die Goliaths haben. Wir wollen fairen Wettbewerb auf (B) (D) Vizepräsident Wolfgang Kubicki: allen Märkten. Wir wollen, dass die Regeln der sozialen Marktwirtschaft auch in der Digitalwirtschaft gelten. ielen Dank, err Kollege. Letzter Redner zu die- sem Tagesordnungspunkt ist der Kollege ans örg Durz, Im parlamentarischen erfahren müssen wir nun die CDU/CSU-Fraktion. Frage beantworten Schafft der orliegende Entwurf, ins- besondere mit 19a er ist mehrfach erwähnt worden , (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) genügend Möglichkeiten für Da id, seine Steinschleuder zur Wirkung zu bringen Der Entwurf ist sicherlich eine Hansjörg Durz (CDU/CSU) sehr, sehr gute Grundlage dafür, doch ielleicht können Sehr geehrter err Präsident erehrte Kolleginnen wir ihn noch besser machen für fairen Wettbewerb. und Kollegen Meine Damen und erren ielen Dank. Die Philister standen an dem Berg auf der einen Seite, die Israeliten an dem Berg auf der anderen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Seite zwischen ihnen lag das Tal. Da trat aus dem der SPD) Lager der Philister ein orkämpfer namens Goliath aus Gat her or. Er war sechs Ellen und eine Spanne Vizepräsident Wolfgang Kubicki: groß. Als alle Israeliten den Mann sahen, flohen ielen Dank, err Kollege Durz, für diesen Ausflug in sie or ihm und fürchteten sich sehr. die Bibel. Damit schließe ich die Aussprache. Die bibelfesten Parlamentarier wissen sofort Das ist der Interfraktionell wird Überweisung der orlagen auf Beginn der Geschichte Da id gegen Goliath . den Drucksachen 19/23492, 19/23698 (neu), 19/23701, (Michael Theurer FDP a ) 19/23705 und 19/23688 an die in der Tagesordnung auf- geführten Ausschüsse orgeschlagen. Gibt es weitere Ein übermächtiger Widersacher, der unbezwingbar Überweisungs orschläge Das sehe ich nicht. Dann scheint, und Gegner, die or Angst erblassen, a sogar erfahren wir wie orgeschlagen. die Flucht ergreifen Das ist in etwa auch die Ausgangs- lage, die wir heute oft in der Digitalwirtschaft orfinden. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 12 a bis 12 d sowie Die Goliaths unserer Tage sind die Tech-Giganten des usatzpunkte 6 und 7 auf Internets. 12 a) weite und dritte Beratung des on den Ab- Wer sind aber die Da ids unserer eit, die den Mut geordneten Dr. Kirsten Kappert-Gonther, haben, mit einer Steinschleuder gegen die schwerbewaff- Kat a Dörner, Maria Klein-Schmeink, weite- neten Goliaths anzutreten Man kann sie selbst erständ- ren Abgeordneten und der Fraktion BÜND- Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020 23409
Vizepräsident Wolfgang Kubicki (A) NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- Medizinalcannabis-Anbau zum E port (C) wurfs eines Cannabiskontrollgesetzes ermöglichen (CannKG) Drucksache 19 23 90 Drucksache 19 819 Für die Aussprache wurde eine Dauer on 60 Minuten Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- beschlossen. schusses für Gesundheit (14. Ausschuss) Be or ich die Aussprache eröffne, bitte ich die Kolle- ginnen und Kollegen, ihren Sitzplatzwechsel ohne Wie- Drucksache 19 23 0 dersehensfeierlichkeiten zügig orzunehmen. b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red- Berichts des Ausschusses für Gesundheit ner dem Kollegen Stephan Pilsinger, CDU/CSU-Frak- (14. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeord- tion, das Wort. neten Dr. Axel Gehrke, Detle Spangenberg, Paul iktor Podolay, weiterer Abgeordneter (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) und der Fraktion der AfD Medizinalcannabis auf eine wissenschaft- Stephan Pilsinger (CDU/CSU) liche Grundlage stellen – Verfahren im err Präsident Meine Damen und erren Wir spre- Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz chen heute über einen Gesetzentwurf, der einen ganz zur utzenbewertung und Preisfindung wichtigen Aspekt außer Acht lässt die Gesundheit der anwenden, Anwendungssicherheit verbes- Menschen in unserem Land. sern und Krankenkassen entlasten (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Drucksachen 19 82 8, 19 103 0 Buchsta- Wir müssen die gesundheitlichen Risiken und Langzeit- be a folgen des Konsums on Cannabis im Blick haben. Das muss unser Maßstab sein. Dazu gehört ein Fokus auf c) Beratung der Beschlussempfehlung und des abhängige Konsumenten und ugendliche und die für Berichts des Ausschusses für Gesundheit sie bestehenden Risiken. (14. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeord- neten an Korte, Niema Mo assat, Syl ia Es gibt schon genug Menschen in unserem Land, die Gabelmann, weiterer Abgeordneter und der mit legalen Suchtmitteln Probleme haben. Diese Proble- Fraktion DIE LINKE me spitzen sich angesichts der aktuellen Coronapandemie weiter zu. Die Coronapandemie und die damit einhergeh- (B) Gesundheitsschutz statt Strafverfolgung – enden Beschränkungen bergen neben dem Risiko, an (D) Für einen progressiven mgang mit Can- Co id-19 zu erkranken, auch das Risiko der Entstehung nabiskonsum on Ängsten sowie der erstärkung on Einsamkeit und Drucksachen 19 832, 19 13098 Langeweile. Mangelnde Ablenkung, mangelnde soziale Unterstützung, mangelnde berufliche erpflichtungen d) Beratung des Antrags der Abgeordneten sowie psychische Belastungen können den Suchtmittel- Niema Mo assat, Dr. Andr ahn, Gökay konsum fördern und Abhängigkeitserkrankungen erur- Akbulut, weiterer Abgeordneter und der sachen. Fraktion DIE LINKE Für die legalen Suchtmittel Alkohol und Tabak liegen Gleichstellung von cannabis- und alkohol- die uoten des riskanten bzw. klinisch rele anten Kon- konsumierenden Führerscheininhaberin- sums in der erwachsenen Be ölkerung in Deutschland nen und Führerscheininhabern gemäß Epidemiologischem Suchtsur ey um das 7- bis 20-Fache höher als bei Cannabis. Durch eine Legalisie- Drucksache 19 1 12 rung on Cannabis wäre eine ähnliche Entwicklung des Überweisungs orschlag riskanten bzw. klinisch rele anten Konsums on Canna- Ausschuss für erkehr und digitale Infrastruktur (f) bis zu erwarten. Studien aus den USA belegen, dass die Ausschuss für Recht und erbraucherschutz (f) Ausschuss für Inneres und eimat Legalisierung on Cannabis mit einem deutlichen Ausschuss für Gesundheit uwachs des Konsums erbunden ist. um Beispiel ist Federführung strittig im US-Bundesstaat Colorado der riskante und klinisch P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten rele ante Konsum on Cannabis seit dessen Legalisie- Dr. Wieland Schinnenburg, Michael Theurer, rung gestiegen. erantwortungs olle Gesundheits- und Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und Drogenpolitik muss einer Ausweitung riskanter und der Fraktion der FDP gesundheitsgefährdender Konsummuster entgegenwir- ken. Daher dürfen wir keine zusätzliche Einladung für Cannabis-Modellpro ekte ermöglichen eine illegale Droge wie Cannabis aussprechen. Drucksache 19 23 91 (Beifall bei der CDU/CSU) P 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Aber genauso würde eine Legalisierung wirken Wer Dr. Wieland Schinnenburg, Michael Theurer, Cannabis aus nichtmedizinischen Gründen konsumiert, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und wer Cannabis missbraucht, der begibt sich in eine der Fraktion der FDP gesundheitliche Gefahr. Insbesondere bei ungen Men- 23410 Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020
Stephan Pilsinger (A) schen gibt es gra ierende Risiken in der Entwicklung. u Allerdings halte ich generelle erbote auch nicht für (C) nennen sind hier psychische und psychosoziale Störun- sinn oll denn der Einsatz on medizinischem Cannabis gen wie zum Beispiel schizophrene Psychosen, aber auch kann bei entsprechender Indikation durchaus sinn oll organmedizinische Auswirkungen wie erz-Kreislauf- sein. Dem tragen wir Rechnung. Am 10. März 2017 ist Folgeerkrankungen sowie neurokogniti e Beeinträchti- das Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher gungen wie die Beeinträchtigung der Lern-, Aufmerk- und anderer orschriften in Kraft getreten, das die Mög- samkeits- und Gedächtnisfunktion. lichkeit zur Behandlung on Patienten mit Cannabisarz- Deshalb kommen immer mehr Kinderpsychiater und neimitteln erweitert. Mehr noch Das Gesetz sieht or, Kinderpsychologen und Suchtexperten im angloamerika- dass wir die Behandlungsdaten anonymisiert sammeln nischen Sprachraum zu der Überzeugung, dass Cannabis- und auswerten. Im März 2022 haben wir oraussichtlich missbrauch gerade im Kindes- und ugendalter ermie- Ergebnisse und werden mit neuen Erkenntnissen da noch den werden sollte und dem ugendschutz eine zentrale nach ustieren. Bedeutung beigemessen werden muss. Schon etzt aber ist klar, dass Ärzte, Patienten und (Beifall bei der CDU/CSU) Industrie trotz der Gesetzesänderung im März 2017 immer wieder auf große ürden in der erschreibung, Auch die kinder- und ugendpsychiatrische Fachgesell- Erstattung und erstellung on Cannabinoidarznei- schaft und die Fach erbände in Deutschland sprechen mitteln stoßen. Ein einheitlicher Rechtsrahmen und eine sich aus diesem Grund gegen eine Legalisierung on ereinfachte erordnungsfähigkeit on Cannabinoiden Cannabis aus. Und auch meine Erfahrungen als ausarzt können hier Abhilfe schaffen. Auch über inno ati e Dar- decken sich mit diesen Erkenntnissen. Als Arzt und eben- reichungsformen on Cannabinoidarzneimitteln könnte so als Gesundheitspolitiker kann ich es also nicht erant- man nachdenken. Gleichzeitig braucht es weitere For- worten, eine Substanz zu legalisieren, die nachweislich schung, um die Potenziale on Cannabinoiden noch bes- auch schädlich ist. ser zu erstehen und ausschöpfen zu können. (Niema Mo assat DIE LINKE Da müssen Neben dieser möglichen Nach ustierung sehe ich Sie aber iele Stoffe erbieten ) außerdem andlungsbedarf bezüglich CBD. Der Markt iel unserer Drogen- und Suchtpolitik muss es iel- on der erstellung bis zum ertrieb on CBD-Produk- mehr sein, den Konsum legaler und illegaler Drogen zu ten ist nicht reguliert und bewegt sich nicht in einem reduzieren. rechtlich gesicherten Bereich, sondern in einem Graube- reich. ier wäre es sinn oll, einen rechtlichen Rahmen zu (Beifall bei der CDU/CSU Dieter anecek schaffen, um den Umgang mit CBD besser und or allem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Keine olks- sicherer zu machen. (B) feste mehr, err Pilsinger ) (D) Als erantwortungs olle Gesundheitspolitiker müssen (Beifall des Abg. Rudolf enke CDU/CSU ) wir uns ielmehr auf die wesentlichen andlungsfelder Der Gesundheit der Menschen dienen wir am besten, erfolgreicher Drogen- und Suchtpolitik konzentrieren wenn wir den medizinischen Nutzen on Cannabis erstens Prä ention, zweitens Beratung und ilfe, drittens gezielt ermöglichen und die Abhängigkeit entschieden Schadensminimierung und Schadensreduzierung und bekämpfen. iertens Straf erfolgung. ielen Dank. Durch ermehrte Aufklärung über die Gefahren des Suchtmittel- und Drogenkonsums können wir erreichen, (Beifall bei der CDU/CSU) dass es gar nicht zu einem gesundheitsschädlichen Konsum oder sogar zur Abhängigkeit kommt. eder Vizepräsident Wolfgang Kubicki: Suchtkranke sollte das Angebot zur Beratung und Ich möchte nur noch mal darauf hinweisen eute ist Behandlung in Anspruch nehmen können, das er benö- Donnerstag. Wenn alle Rednerinnen und Redner zwi- tigt. Daher müssen wir diese ielfältigen Angebote zum schen 30 und 40 Sekunden überziehen, werden wir Mit- Ausstieg aus dem Sucht erhalten erhalten und stärken. ternacht überschreiten. Ich mache darauf aufmerksam, Darüber hinaus ist es wichtig, die gesundheitliche und dass ich etzt konse uenter auf die Einhaltung der Rede- soziale Situation der Suchtkranken zu stabilisieren. Das zeit achten werde, auch um die Bediensteten des Deut- schafft die oraussetzung für einen späteren Ausstieg. schen Bundestages zu entlasten. ierzu können Überlebenshilfen oder Maßnahmen zur Be or ich den nächsten Redner aufrufe, begrüße ich Schadensreduzierung beitragen. udem dürfen wir die zunächst die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, gesetzlichen Regulierungen zur Beschränkung des Ange- die ehemalige Kollegin Daniela Ludwig, ganz herzlich bots on Suchtmitteln und Drogen nicht außer Acht las- im aus. sen. Denn auch die Bekämpfung der Drogenkriminalität dient der Angebotsreduzierung. ier müssen wir ein (Alexander Krauß CDU/CSU Sie ist noch besonderes Augenmerk auf die ertriebsstrukturen im Kollegin ) sogenannten Darknet legen. Mittlerweile ist es möglich, Sie ist noch Kollegin Also, ich begrüße die Kollegin dass mit nur wenigen Klicks ede Art on Betäubungs- Daniela Ludwig besonders herzlich. mitteln nach ause geliefert werden kann. Dem müssen wir einen Riegel orschieben (Beifall bei der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU) Sie sehen Auch ich kann irren. Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020 23411
Vizepräsident Wolfgang Kubicki (A) (Tino Sorge CDU/CSU Das passiert aber in a einige offenbar ausrichten, hat festgestellt, dass nichts (C) letzter eit häufiger ) passiert ist. Der Konsumbedarf ist geblieben. Es war nur Als nächster Redner hat der Kollege Detle ein erbotener Markt, der bedrängt, aber nicht erdrängt Spangenberg, AfD-Fraktion, das Wort. wurde. (Beifall bei der AfD) Sie on den Grünen bestätigen a auch die Gefährlich- keit dieser Droge, indem Sie den Gesundheitsschutz anmahnen, aber öllig falsche Instrumente einsetzen wol- Detlev Spangenberg (AfD) err Präsident Sehr geehrte Damen und erren Die len, nämlich die sogenannte Legalisierung. Wirkungs ol- AfD lehnt es ab. Eine humane Gesellschaft benötigt keine ler Gesundheitsschutz ist nur über die gänzliche Ableh- Drogen. Das ist erst einmal unser Grundsatz. nung on eglichem Drogengebrauch möglich und wichtig. Daher Aufklärung und Warnungen an Schulen, Cannabis oder die erschiedenen Unterarten on in Medien usw. betreffend alle Rauschmittel, somit auch Cannabis sati a, auch bekannt als anf ist eine wert- Cannabis. Nicht über die Legalisierung darf nachgedacht olle Nutzpflanze. Seit ahrtausenden findet sie erwen- werden. ielmehr sind ernsthafte Unternehmungen erfor- dung in der Industrie und auch in der Lebensmittelbran- derlich, um konse uent und hart gegen illegale Einfuhr che. Als Droge allerdings werden Blätter, Blüten oder und andel orzugehen. Dazu sind bundesweit einheit- gewonnene arze der weiblichen Pflanze meist mit liche Regeln notwendig. Tabak gemischt oder pur geraucht, können aber auch oral, also in Speisen zubereitet, dem Körper zugeführt Nahezu abenteuerlich, muss ich sagen, ist die Erklä- werden. Eine mehr oder weniger berauschende Wirkung, rung in der Begründung zum grünen Gesetzentwurf, in Wahrnehmungs- oder Bewusstseins eränderung kann dem illegal gehandelten Cannabis seien häufig schädliche daraufhin eintreten. Bei häufiger und gewohnheitsmäßi- Beimengungen on Stoffen enthalten. ger Anwendung lässt die Wirkung nach. Und das ist das Problem So werden Dosis und äufigkeit der Einnahme (Dr. Kirsten Kappert-Gonther BÜNDNIS 90/ zumeist stark gesteigert. DIE GRÜNEN a ) Gesundheitsgefährdend sind diese Wirkungen or Darum müsse man einen legalen Markt schaffen, um die allem für Kinder, ugendliche und auch für Schwangere Drogen auf ihre Güte und Wirkstoffkonzentration über- oder Stillende bzw. deren Kinder. Bei ungen Erwachse- prüfen zu können. Das würde a heißen, dass man sich für nen mit dauerhaftem Cannabiskonsum findet sich ein die Legalisierung aller erbotenen Drogen ausspricht, da Rückgang der allgemeinen Intelligenz bzw. der dieses Problem der erunreinigung a auch bei allen Dro- Geschwindigkeit der Informations erarbeitung. gen orkommt. Also können Sie auch alle erlauben, da- (B) mit Sie sie anschließend schön kontrollieren können. (D) ( uruf des Abg. ttmar on oltz BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN ) Es ist natürlich eine Frage, ob Sie der Gesellschaft und Während der Entwicklung des ugendlichen Gehirns, besonders dem Gesundheitsschutz einen Dienst erweisen die häufig nach dem 20. Lebens ahr noch nicht abge- würden, wenn zu den legalen Drogen, die wir a schon schlossen ist, sind Auswirkungen on Cannabiskonsum haben also Alkohol und Tabak , noch weitere legale besonders tiefgreifend. erabgesetzte kogniti e Leistun- Drogen hinzukommen. Außerdem steht Cannabis noch gen sind die Folge. Bei starkem Cannabiskonsum im im erdacht, häufig als Einstiegsdroge für andere, härtere ugendalter kommt es zu einer Auswirkung auf die natür- Drogen zu dienen. Auch das ist, glaube ich, schon gän- lichen Rezeptoren im Gehirn. Aufmerksamkeit, Lang- gige Meinung. und Kurzeitgedächtnis sowie allgemeine Intelligenz las- Besonders gefährlich ist der Mischkonsum mit Alko- sen nach. Negati e Wirkungen auf die Psyche und den hol oder Tabak. Dabei ist die erwendung on Cannabis Charakter können nach langanhaltendem Konsum eben- zusammen mit Alkohol eher die Regel als die Ausnahme falls auftreten. Somit ist eine Altersgrenze, die an die das wurde auch schon festgestellt. Die ohnehin indi i- oll ährigkeit on 18 ahren gekoppelt würde, medizi- duell unterschiedliche Wirkung on Cannabis wird durch nisch nicht ausreichend, um Schäden zu erhindern. die Mischung mit Alkoholgenuss noch unberechenbarer. Die Auswertung einer neuseeländischen Studie kam zu dem Schluss, dass Cannabiskonsum den I , also Intelli- Bei einer Legalisierung der Droge, die schon on ie- genz uotienten, dauerhaft, auch nach Beendigung des len genutzt wird, stehen Erziehungsberechtigte or der Konsums, beeinträchtigt. Schwierigkeit, den ugendlichen zu erklären, wie gefähr- lich diese Stoffe sind. Wenn Sie etwas legal machen, wie (Niema Mo assat DIE LINKE Dann muss a soll ich als ater oder Mutter dann sagen Nimm das die ganze AfD kiffen ) eug nicht Denn der Staat hat a gesagt Es ist gar e ünger das Einstiegsalter und e länger der Konsum nicht so schlimm. andauert, desto tiefgreifender ist die Wirkung. So weit Außerdem ist es für mich erstaunlich, dass ausgerech- erst einmal zu diesem Problem dabei. net die Fraktion der Grünen hier mit einer Erlaubnis Der Irrtum, der sowohl dem Gesetzentwurf der Grünen kommt. Die Grünen zeichnen sich doch aus als erbots-, wie auch der orlage der FDP zugrunde liegt, ist, dass Schikane- und Gängelpartei. Wieso wollen ausgerechnet angenommen wird, der Schwarzmarkt, also illegale Ein- Sie hier mal etwas gestatten Ich habe darüber lange fuhr, andel, Gebrauch, erschwände mit der Einführung nachgedacht. Ich kann es mir nur so erklären, dass Sie eines legalen Marktes. Kanada zum Beispiel, an das sich Ihrer Klientel noch mehr das Gehirn ernebeln wollen, 23412 Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020
Detlev Spangenberg (A) damit sie Ihre komische Politik unterstützen. Was anderes (Beifall bei Abgeordneten der SPD) (C) kann ich mir nicht erklären. Das ist so ein unsinniger Da bräuchten wir schon noch ein bisschen mehr. Also, der orschlag, meine Damen und erren. Antrag kommt ielleicht ein bisschen früh. Als Medikament findet es ustimmung bei uns. Wir haben unseren eigenen Antrag dazu gestellt. Da es in Aber das ist das einzige Gesetz, das sich sehr ausführ- Deutschland noch keine Anbau- und erstellungserlaub- lich und sehr gut strukturiert damit will ich nicht sagen, nis für hierzulande produziertes Cannabis gibt, wird dass ich edes Detail des Gesetzes für gut halte darauf Medizinalcannabis importiert. Die erschreibungspraxis wird aber gleich die Kollegin Stamm-Fibich eingehen wie auch die Auslieferung durch Apotheken ist unter- (Dr. Kirsten Kappert-Gonther BÜNDNIS 90/ schiedlich und wird bundesweit uneinheitlich gehand- DIE GRÜNEN Es ist gut ) habt. mit der Frage der kontrollierten Abgabe beschäftigt, mit Als Medikament ist Cannabis trotzdem weiterhin der wir uns ganz sicher beschäftigen müssen. Das ist umstritten, genießt allerdings bei ielen Bürgern und überhaupt keine Frage. Patienten einen guten Ruf. Nicht eder Arzt erschreibt es. Für die Apotheken ist die Bereitstellung ziemlich auf- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) wendig, und die Krankenkassen begegnen dem Cannabis auch mit Skepsis. Trotzdem ist es so, dass ich durchaus respektiere, wenn es andere Meinungen dazu gibt. Ich finde es auch richtig, Daher fordern wir in unserem Antrag om März 2019, dass wir uns darüber sehr deutlich austauschen müssen. dass Cannabis allein für medizinische wecke eingesetzt Ich habe a selbst iele Erfahrungen, was die Arbeit mit und nach dem Bewertungs erfahren des Arzneimittel- Menschen angeht, die on suchterzeugenden Substanzen marktneuordnungsgesetzes, AMN G, bewertet wird. abhängig sind. Natürlich haben wir es auch an dieser Recht ielen Dank. Stelle mit Sucht zu tun. Deswegen spricht überhaupt nichts auch grundsätzlich dagegen, den Suchthilfebe- (Beifall bei der AfD) reich auszubauen, zu stärken und massi zu unterstützen. Da kann ich dem Kollegen Pilsinger nur unumwunden Vizepräsident Wolfgang Kubicki: recht geben. ielen Dank, err Kollege Spangenberg. Das Wort erhält nunmehr der Kollege Dirk eidenblut, SPD-Frak- (Beifall der Abg. Ulli Nissen SPD ) tion. Das ist aber kein Gegensatz zur Frage der kontrollierten (Beifall bei der SPD) Abgabe, sondern das ist etwas, was wir so oder so brau- (B) chen. (D) Dirk Heidenblut (SPD) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Sehr geehrter err Präsident Sehr geehrte Damen und BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) erren Liebe Kolleginnen und Kollegen Nachdem mei- ne beiden orredner wenn ich das richtig erstanden Und im Übrigen Auch im inblick auf die Cannabinoi- habe ein ehementes Plädoyer für das erbot on Alko- den können wir gerne in Kürze mal darüber reden. Auch hol gehalten haben, da würde ich Ihnen durchaus an ielen Stellen folgen. Da müssen wir eine Menge Dinge machen. Aber die kontrol- ( eiterkeit und Beifall bei der SPD) lierte Freigabe ist dennoch ein Weg, den wir gehen müs- will ich ersuchen, zu der eigentlich deutlich harmloseren sen. Pflanze Cannabis zu dieser Erkenntnis kommt man, (Beifall der Abg. Ulli Nissen SPD und wenn man nicht in Geschichtsbüchern und alten Mythen Dagmar iegler SPD ) über Cannabis wühlt zurückzukommen und ein biss- chen was dazu zu sagen. Ich bin sehr froh, dass es in der SPD unter der guten Ich will zunächst einmal orwegschicken Ich persön- orbereitung des Kollegen Burkhard Blienert, meines lich bin ein absoluter Befürworter einer kontrollierten orgängers in diesem Bereich, der leider aus dem Bun- Abgabe. destag ausgeschieden ist, und unter tätiger Mithilfe unse- rer Patientenbeauftragten Martina Stamm-Fibich gelun- (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem gen ist ich will das hier ausdrücklich sagen, um mich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abge- nicht mit öllig fremden Federn zu schmücken , endlich ordneten der FDP) ein Positionspapier hinzukriegen, mit dem wir uns als or diesem intergrund ist es noch schwieriger, den SPD auf eine klare Linie festgelegt haben und or allen Bogen zu kriegen und zu sagen, warum wir den Gesetz- Dingen auch gesagt haben Wir wollen raus aus der er- entwurf trotzdem ablehnen werden. Das Gesetz der Grü- botspolitik, die nämlich am Ende schadet und nicht nützt. nen ist übrigens das einzige Gesetz, über das wir heute Und das ist genau das, was die orredner nicht er- reden der Rest sind dann Anträge, die lustigerweise bis standen haben. Natürlich ist die erbotspolitik eben nicht hin zu einem Wunsch nach Export des selbst angebauten ein Nutzen für die Gesundheit, und natürlich muss man Medizinalcannabis führen. Da wäre ich, ehrlich gesagt, zur Kenntnis nehmen, dass usatzstoffe zugesetzt werden schon froh, wenn wir irgendwann mit dem selbst ange- und dadurch noch mehr Schäden entstehen. bauten Medizinalcannabis den Eigenbedarf decken könn- ten. (Beifall der Abg. Ulli Nissen SPD ) Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020 23413
Dirk Heidenblut (A) Als Gesundheitspolitiker müssen wir das ermeiden. Das Dirk Heidenblut (SPD) (C) erreichen wir mit der kontrollierten Abgabe. Da haben Aber ganz im Ernst Indem Sie mal eben einen Antrag wir nämlich in der and, was die Menschen bekommen, nachschieben, lenken Sie da on ab, dass Sie beim grünen Antrag nicht mitgehen und die aue etzt bereits im Inter- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der net kriegen. Abg. Dr. Kirsten Kappert-Gonther BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN ) Vizepräsident Wolfgang Kubicki: und haben damit wesentlich weniger Gesundheitsproble- err Kollege, bitte me. Damit haben wir übrigens auch in der and, was Kinder und ugendliche bekommen. Der Dealer achtet Dirk Heidenblut (SPD) nämlich gar nicht darauf. Das machen wir nicht mit. Die Kollegen on der AfD bemängeln, dass die Eltern Danke schön. ihren Kindern nicht erklären können, dass sie nicht so iel saufen sollen, wenn der Alkohol frei ist. Ganz im Ernst (Beifall bei der SPD) Der Dealer erklärt den Kindern schon gar nicht, dass Cannabis erboten ist und sie deshalb nicht so iel da on Vizepräsident Wolfgang Kubicki: nehmen sollen. Wir brauchen also die Eltern. Und die ielen Dank. Das ist aber schön, wenn Sie darauf machen das, glaube ich, bei den Kindern und ugend- hinweisen, dass Sie etzt zum Schluss kommen müssen, lichen schon gut denn da sinken a auch ahlen. Sie weil ich sonst böse werde, aber dann den Schluss nicht können das dann am Ende auch bezüglich Cannabis beachten. machen. (Michael Theurer FDP an die SPD gewandt Ganz klar Kinder- und ugendschutz und Gesund- Stimmen Sie denn dem Antrag der Grünen heitsschutz sind mit kontrollierter Abgabe erbunden zu Gegenruf on der SPD Nein Gegenruf das ist kein Gegensatz zur kontrollierten Abgabe. Aber on der FDP Dann kriegt ihr auch aue ) wir wollen halt zunächst über Modellpro ekte klären, in welche Richtung das gehen soll, weil wir noch nicht Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wieland glauben, dass sozusagen a, das seht ihr anders der Schinnenburg, FDP-Fraktion. Weg, den ihr gefunden habt, der goldene Weg ist. Ich (Beifall bei der FDP) gebe zu ich will das mal an einem Beispiel deutlich machen , dass ich persönlich bei dem ertriebsweg (B) näher bin bei dem, was die Kollegen on den Linken Dr. Wieland Schinnenburg (FDP) (D) als Idee haben. Ihr wollt also einen neuen ertriebsweg err Präsident Meine Damen und erren Liebe Kol- aufbauen. Aber Entschuldigung, ich wollte meiner Kol- legen on der Union und on der SPD, kommen Sie aus legin nicht orgreifen. dem Beton. Sehen Sie endlich mal ein, dass die Cannabis- politik in Deutschland gescheitert ist. etzt muss ich auf die eit achten. Der Präsident sagt, er würgt mich ab. Ich will noch ganz kurz zwei Dinge (Beifall bei Abgeordneten der FDP, der LIN- ansprechen. Wir können schon aus unserem eigenen Peti- KEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- tum heraus nicht zustimmen denn wir wollen erst NEN) Modellpro ekte. Und wir können auch deshalb nicht zu- Seit ahrzehnten ist der Besitz on Cannabis strafbar, und stimmen, weil wir uns durchaus an die Koalitionsdiszip- trotzdem haben wir Millionen on Konsumenten. Diese lin gebunden fühlen und natürlich bei solchen Sachen mit Konsumenten schicken Sie auf den Schwarzmarkt. dem Partner gemeinsam gehen. Da müssen wir noch iel Überzeugungsarbeit leisten das habe ich heute wieder Und was passiert dann Da passieren drei schlimme festgestellt. Dinge Erstens. Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichte werden damit beschäftigt, über 100 000 erfah- wei Worte noch ganz kurz Ein Antrag, der hier nur ren pro ahr. Diese Ressourcen würde ich lieber ganz gestellt und überwiesen wird, ist der Antrag der Linken anders erwenden, zum Beispiel zur erfolgung on Ein- zur Frage Führerschein und dazu, wie wir damit umge- brechern. Da wären sie iel besser aufgehoben. hen. Ich bitte dringend darum, sich damit sehr intensi zu (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten beschäftigen es ist ein wichtiger und sehr guter Antrag. der LINKEN) Das sollte man mit behandeln. Ich habe mehr Angst or Einbrechern als da or, dass (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN) mein Nachbar kifft. Lassen Sie uns das ändern. Und zur FDP ganz kurz Es ist a sehr schön, dass Sie ( eiterkeit bei der FDP Tino Sorge CDU/ den Antrag Modellpro ekte etzt hier zur Sofortabstim- CSU Wo wohnen Sie denn ) mung stellen, ohne dass er im Ausschuss noch mal behan- Der zweite Punkt. Der Staat erzichtet auf mindestens delt wurde. 1 Milliarde Euro. Der Schwarzmarkt macht iel, nur eins macht er nicht Steuern zahlen. Meine Damen und er- Vizepräsident Wolfgang Kubicki: ren, wenn wir den Schwarzmarkt zumindest reduzieren, err Kollege, kommen Sie zum Schluss. haben wir auch als Staat mehr Einnahmen. 23414 Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode 186. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. ktober 2020
Dr. Wieland Schinnenburg (A) (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten wollen keine kontrollierte Abgabe, sondern schlicht (C) der LINKEN uruf on der CDU/CSU Kön- eine erringerung der Strafbarkeit. Wer freut sich darü- nen Sie mal auf das Thema eingehen ) ber Der Schwarzmarkt. Das wollen wir nicht. Der dritte Punkt ist der wichtigste. Die Menschen, die Bei den Grünen ist es ein bisschen anders. Ihre iel- Sie auf den Schwarzmarkt schicken, schicken Sie dort- richtung ist richtig aber der Titel ist sehr ehrlich und hin, wo es unkontrollierte ualität gibt, bei der wir nicht erräterisch Cannabiskontrollgesetz. wissen, wie iel T C da drin ist, nicht wissen, welche (Dr. Kirsten Kappert-Gonther BÜNDNIS 90/ Beimengungen dabei sind. Ich erstehe es überhaupt DIE GRÜNEN Das ist doch Rumgeeiere ) nicht. Überall reden wir on ualität. Nur hier schicken Sie die Menschen auf den Schwarzmarkt. Das passt näm- Und prompt ist dieses Gesetz oller Regulierungen, die lich überhaupt nicht zusammen, meine Damen und er- die ganze Sache behindern. Wir wollen nicht die aus- ren. ufernden Berichtspflichten, die Sie einführen wollen. Sie schrecken die Menschen ab, mit Cannabis zu handeln (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten oder Cannabis zu produzieren. Wir wollen es den Men- der SPD, der LINKEN und des BÜNDNIS- schen einfach machen, Cannabis zu produzieren. Wir SES 90/DIE GRÜNEN) halten auch das erbot gentechnischer erstellung für falsch. Wieso kann man Cannabis nicht auch gentech- Wir brauchen keinen Nutri-Score für Cannabis aber nisch herstellen eine gesicherte ualität wäre doch schon erforderlich. Das, was Sie machen, ist weder christlich noch sozial. Kurz gesagt Wir wollen kein Cannabiskontrollgesetz. Das muss geändert werden, meine Damen und erren. Wir wollen ein Cannabisfreiheitsgesetz dafür werden wir uns einsetzen, meine Damen und erren. Wir brau- (Beifall bei Abgeordneten der FDP) chen Drogenpolitik mit erz und mit erstand. Die FDP Deshalb haben wir als FDP Ihnen mit dem Antrag auf wird sich dafür einsetzen. Modellpro ekte eine goldene Brücke gebaut. Sie wissen ielen Dank, meine Damen und erren. ielleicht Wir sind dafür, sofort kontrollierte Abgabe an Erwachsene durchzuführen. Aber um hier eine Chance zu (Beifall bei der FDP Dr. Kirsten Kappert- eröffnen, haben wir gesagt Lassen Sie uns Modellpro- Gonther BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Das ekte machen. Wir sind bereit, unsere Auffassungen der glauben Sie doch selbst nicht Dr. Franziska wissenschaftlichen Überprüfung zu unterwerfen. Machen Brantner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sie das auch. Die SPD hat a nun schon ein bisschen om Also, weil Sie Cannabis auch gentechnisch her- stellen wollen, stimmen Sie nicht zu Das ist (B) Baum der Erkenntnis gelutscht und im Februar beschlos- (D) sen, sie wollen auch Modellpro ekte. Gute orlage, echt spannend Die FDP ist etzt für gentech- err eidenblut. Stimmen Sie unserem Antrag zu dann nisch hergestelltes Cannabis ) können Sie Ihren Fraktionsbeschluss direkt umsetzen. orschlag on mir. Vizepräsident Wolfgang Kubicki: ielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Niema (Beifall bei Abgeordneten der FDP) Mo assat, Fraktion Die Linke. Es ist die letzte Chance für Sie und auch für die Union, (Beifall bei der LINKEN) noch halbwegs gesichtswahrend aus dieser Sackgasse herauszukommen, in der Sie stecken. Niema Movassat (DIE LINKE) Nun zu der Frage der Ausweitung der Produktion. err Präsident Meine Damen und erren Cannabis Ungefähr 3 Tonnen dürfen pro ahr in Deutschland her- ist kein Brokkoli. Cannabis ist erboten, weil es illegal gestellt werden noch nicht, aber demnächst wird es ist. Auf diesem Ni eau argumentieren Drogenbeauf- kommen. Wir haben allein beim Medizinalcannabis ein tragte der Bundesregierung, wenn sie gefragt werden, ielfaches da on. Deshalb fordern wir als FDP eine dras- warum Cannabis erboten ist. Sie haben keine Argumen- tische Ausweitung der deutschen Produktion bis auf te mehr für ihre erbotspolitik. Deshalb ist es eit für 100 Tonnen. Damit würden wir unseren Eigenbedarf eine neue Cannabispolitik in diesem Land. decken und noch Überschüsse haben. Die würden wir (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- gerne exportieren. Cannabis made in Germany