Meßfeier in St. Mary Moorfields Die Zukunft liegt in der Tradition

Von Claude-Patrick Kleineidam Die Foederatio Internationalis Ju­ven­ eine internationale Bewegung. Be- Schutzmantelfest oder Auxilium ge- tutem (kurz: ) ist eine inter- sonders die positive Resonanz­ für die nannt) der Mutter Gottes als Beschüt- nationale Laienorganisation, die sich Gründung einer solchen Organisation zerin der Christenheit. 1814 führte zum Ziel gesetzt hat, die Traditionen beim Weltjugendtag 2005 in Köln war Papst Pius VII. für den 24. Mai den Fest- der heiligen römisch-katholischen ein wichtiger Prüfstein für die weltwei- tag als Dank für die Befreiung aus der Kirche in ihrer ganzen Pracht jungen te Verbreitung von Ju­ven­tu­tem. napoleo­ni­schen Gefangenschaft ein. Katholiken nahe zu bringen und die In Dankbarkeit und um Schutz für alle überlieferte Form der heiligen Messe Am 24. Mai 2006 wurde Ju­ven­tutem verfolgten Christen zu erbitten, wer- weltweit zu verbreiten. offiziell in der Schweiz gegründet. den viele der Messen von Juventutem Ganz bewußt wurde dieser­ Feiertag für eben diese Intension gestiftet. An- Die ersten Vorbereitungen für ein als Gründungsdatum ausgewählt. Am knüpfend an das Jahr der Eucharistie solches Vorhaben begannen im Jahr 24. Mai gedenkt die Kirche mit dem 2005 und die Wiederentdeckung der 2004. Aus einer Idee wurde schnell Fest Maria, Hilfe der Christen (auch Euchari­stischen Anbetung weltweit lag es nahe, die Monstranz mit dem Leib Christi als durchgängiges Sym- bol zu wählen. Die in blau gehaltene Schrift soll die Marienverehrung der Organisation unterstreichen.

Manch einer mag denken, daß nach dem zweiten Vatikanischen Konzil die Sehnsucht nach der tridentinischen Messe höchstens noch bei den älte- ren Semestern zu finden sei und daß die Jungen die treibende Kraft der Modernisierung in der Kirche seien. Der Erfolg von Juventutem zeigt ein anderes Bild. In den letzten Jahren sind Ableger in zahlreichen Städten wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ob in Washington, London, Budapest oder Seoul: viele junge Katholiken im Alter von 16 bis 36 Jahren sehnen sich nach der überlieferten Form der hei- Fahne von „Juventutem“ ligen Messe. Obgleich einige Priester

54 und Bischöfe diese Trends noch immer weit. Erst kürzlich hat skeptisch be­äu­gen, sehen sich diese das Hilfswerk Kirche in Gläubigen durch das Motu proprio Not in einem Bericht 22 Adflicta (Johannes Paul Länder aufgelistet,­ in II., 1988) und durch das Motu proprio­ denen Christen massiv (Benedikt­ XVI., verfolgt werden. In ei- 2007) in ihrer Mission bestärkt. ner Zeit in der Christen zu der verfolgtesten Aber auch führende Prälaten un­ter­ Glaubesngruppe der stützen diese Bewegung. So sagte Welt gehören und in Raymond Leo Kardinal Burke in einem der in Städten wie Mo- Fernsehinterview im Mai 2016: „Seit­ sul (Irak) zum ersten dem ich nicht mehr in der Kurie vertreten Mal seit 1600 Jahren Plakat für das Hochamt für die verfolgten Christen bin, bin ich oft gereist, und auf meinen keine heilige Messe Reisen habe ich viele junge Menschen gefeiert werden konn- al von Ju­ventutem erkannt. Die getroffen, die in hoch säkularisierten Ge­ te, erscheint gerade die Zelebration Mass Society of England and Wales un­ sellschaften wie denen in Europa leben. von heiligen Messen für die verfolgte terstützt das Londoner Kapitel finanzi- Diese jungen Menschen dürstet es nach Kirche als dringend notwendig. Gott und den Traditionen der Kirche, und ell, damit bei der monatlichen heiligen sie sind bereit, Opfer dafür zu erbringen.“ Wer aber glaubt, diese jungen Gläubi- Messe ein professioneller Chor für den gen seien rückwärtsgewandt, irrt sich. Gregoriani­schen Choral eingeladen Athanasius Schneider, Weihbischof Den vielen Krisen der Kirche zum Trotz werden kann. von Astana, lobte kürzlich die Bemü- sehen die Unterstützer von Juventu­ Selina Fang, Vorsitzende des Lon­doner hung von Juventutem und nannte die tem sich als Gemeinde von morgen, Kapitels, beschreibt den Erfolg von tridentinische Messe „ein wichtiges die stärker und couragierter sein will Junventutem wie folgt: „Die Liebe zu Werkzeug zur Erneuerung der Kirche“. als andere zuvor. Mehr denn je brau- unserem Herrn, der Gottesmutter Maria Darüber hinaus lobte der Weihbischof chen die westlichen, säkularen Gesell- und zu unserem Patron, dem heiligen explizit die lex vivendi, also die Ge- schaften, Ehemänner/-frauen, Väter Johannes Bosco, beflügelt unsere Mit­ meinschaft, die die jungen Menschen und Mütter, Politiker, Wissenschaft- glieder immer wieder aufs Neue. Es be­ von Juventutem an den Tag legen. Er ler und Priester, die die unfehlbare darf einer gehörigen Menge Organisati­ sähe darin ein besonders Zeichen des Lehre Christi gegen Häresien verteidi- on und Planung seitens der Veranstalter, Heiligen Geistes. Diese Gemeinschaft gen und die Traditionen in der Gesell- aber ich würde den Erfolg nicht zuletzt zeigt sich auch in gemeinsamen Ro- schaft wieder fest verankern. senkranzgruppen, Studiengruppen, auf unsere Mitglieder zurückführen. Die Pro-Life Demonstrationen, Wallfahr- Fortschrittlich sind auch die Metho- mei­sten unserer Mitglieder sind Studen­ ten, aber auch in Sport und Freizeit- den, mit denen kommuniziert wird. ten und Berufsanfänger, die an Universi­ veranstaltungen. owohl Kardinal Bur- Fast alle Ableger haben Blogs, Twitter täten und im Freundeskreis für uns wer­ ke als auch Weihbischof Schneider Accounts und Facebookseiten,­ wo ben. Sie helfen dabei, In­ter­essier­ten die haben bereits die heilige Messe für Informationen, Fotos, Vorträge und Liturgie zu erklären, tauschen geistliche Juventutem zelebriert. vieles mehr blitzschnell mit Unterstüt- Literatur untereinander aus und gehen zern weltweit geteilt wird. So hat al- gemeinsam sonntags zur heiligen Mes­ Ein besonderes Merkmal dieser lex vi­ lein das Londoner Kapitel knapp 1000 se. Unsere Mitglieder sind die besten vendi ist auch das Stiften von Meßfei- Unterstützer auf Facebook.­­ Andere Botschafter und stehen selbstbewußt für ern für die verfolgten Christen welt- Organisationen haben das Potenti- die Traditionen der Kirche ein. Auch die

Dominus Vobiscum · Nr. 13 · Oktober 2016 55 un­verwechselbare, vielstimmige Mu­sik spielt eine wichtige Rolle. Mein besonde­ rer Dank gilt aber den Priestern, insbe­ sondere denen der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP), ohne die wir nicht da wären, wo wir heute sind.“

In der Tat steht und fällt der Erfolg von Laienbewegungen wie Juventu­ tem mit der pastoralen Unterstützung, die sie erhalten. Der stetige Beistand, den Ju­ven­tutem von der FSSP seit der Gründung vor über 10 Jahren erhalten hat, zeigt, wie wichtig Priester und tra- ditionelle Orden sind für die von Weih- bischof Schneider vielzitierte Erneue- rung der Kirche. Juventutem beweist, wie kohä­ ­rent der Glaube ist und daß Priester und Gemeinde nur zusammen Juventutem-Mitglieder als Ministranten diese Erneuerung der Kirche anstoßen können. Das zeigt sich wieder am Lon- für Juventutem zelebriert. Es waren bigen hat. Mehr als 600 Mitglieder aus doner Beispiel: Während kurz nach der ausgerechnet die jungen Mitglieder 12 Ländern waren vom 26. bis 30. Juli Gründung des Kapitels ausschließlich von Ju­ven­tu­tem, die nach einer krisen- 2016 nach Polen gekommen. Sechs Priester der FSSP für die heilige Messe geschüttelten Zeit in der Kirche eine Bischöfe, darunter auch Weihbischof zur Verfügung standen und extra aus Öffnung hin zur alten Liturgie in ihren Schneider, und mehr als zwanzig Prie- dem 80 Kilometer entfernten Reading Gemeinden gefordert haben. ster unterstützten die Laienorganisa- an­reisen mußten, haben in den letz- tion. So wurden allein bei Ju­ven­tu­tem ten Jahren immer mehr Priester aus „Zu Beginn war es sehr schwer, genü­ drei Pontifikalämter im alten Ritus ze- Gemeinden vor Ort die heilige Messe gend Ministranten zu finden, besonders lebriert. Darüber hinaus gab es neben für das Hochamt an Feiertagen“, erin- den täglichen Andachten und Rosen- nert sich Fang. Mittlerweile dienen die kranzgebeten, spannende Vorträge meisten männlichen Mitglieder bei Ju­ und Ka­te­che­sen. Einige bedeutende ven­tutem und sind zugleich eine Berei- Prä­laten sandten ihre Grüße und Got- cherung für ihre Gemeinden vor Ort, tes Se­gen wie zum Beispiel Robert Kar- in denen immer mehr heilige Messen dinal Sarah oder auch George Kardinal im traditionellen römischen Ritus­ zele- Pell, der eigentlich vor Ort bei den briert werden. Gläubigen von Ju­ven­tutem hatte sein wollen und wegen wichtiger An­ge­le­ Während der Weltjugendtag 2005 in gen­hei­ten in Rom verhindert war. Köln eng mit der Gründung von Juve­ ntutem verbunden war, ist der Weltju- Besonders erfreulich war auch die gendtag 2016 in Krakau der Beweis, Verlobung zweier Mitglieder, die mit daß die Organisation einen festen dem Se­gen von Weihbischof Schnei- Eingang von St. Mary Moorfields Platz in den Herzen der jungen Gläu- der in eine freudige und kinderrei-

56 Weihbischof Athanasius Schneider mit Altarassistenz che Zukunft verabschiedet wur­den. Sie wird wohl nie mehr in dem Maß die Kontaktadresse: Juventutem mag zwar (noch) eine gesellschaftsbeherrschen­de Kraft sein, kleinere Bewegung im Maßstab der wie sie es bis vor kurzem war. Aber sie Juventutem Weltkirche sein, aber sie könnte nicht wird von neuem blühen und den Men- Kirchbergerstrasse 42 fruchtbarer und reiner sein. schen als Heimat sichtbar werden, die 3008 Bern ihnen Leben gibt und Hoff­nung über Schweiz Ein Auszug aus einem Buch des späte- den Tod hinaus.“ Tel: +41 31 371 29 20 ren Papstes Benedikt XVI.: Joseph Rat- www.juventutem.org zinger, „Glaube und Zukunft“­ aus dem Die jungen Mitglieder von Ju­ven­tu­tem Jahr 1970 prophezeit eine sehr ähnli- scheinen mit Freude und Hoffnung in Spendenkonto in Euro: che Ent­wicklung für die Universalkir- eine für die Kirche un­gewisse Zukunft FOEDERATIO JUVENTUTEM che: „So scheint es mir gewiß zu sein, zu schreiten. Voller Zuversicht, daß FIJ CH-SWITZERLAND daß für die Kirche sehr schwere Zeiten eine womöglich kleinere Kirche ge- 3001 BERN bevorstehen. Ihre eigentliche Krise hat reinigt aus den Krisen dieser Zeit her- Berner Kantonal Bank BEKB / BCBE CH noch kaum begonnen. Man muß mit vorgehen wird, verkünden sie ver­eint 3001 BERN erheblichen Erschütterungen rechnen. mit einer Stimme: Et in­tro­ibo ad altare KONTO: 16 259.508.5.18 Aber ich bin auch ganz sicher darüber,­ Dei: ad Deum qui lae­tificatjuventutem IBAN: CH3400790016259508518 was am Ende bleiben wird: Nicht die Kir- meam. (Zum Altare­ Gottes will ich tre- SWIFT: KBBECH22 che des politischen Kultes, die schon in ten, zu Gott, der mich erfreut von Ju- 1 Gobel gescheitert ist, sondern die Kirche gend auf.) Spendenkonto in Schweizer des Glaubens. Franken:

1 Jean Baptiste Joseph Gobel war ein französis­ FOEDERATIO JUVENTUTEM cher Bischof, der in der Wirren der französischen FIJ CH-SWITZERLAND Revolution den Dogmen der Kirche abschwur. Am 3001 BERN 7. November 1793 entsagte er mit 14 seiner Vikare Berner Kantonal Bank BEKB / BCBE CH dem geistlichen Amt, was als Abschwörung des Chri­ 3001 BERN stentums ausgelegt wurde. Er erklärte das damit, KONTO: 16 259.508.4.27 daß seit dem glücklichen Ausgang der Revolution IBAN: CH66 0079 0016 2595 0842 7 für einen anderen Nationalkult als den der Freiheit SWIFT: KBBECH22XXX und Gleichheit kein Be­dürf­nis mehr bestehe. Jean Baptiste Jo­seph Gobel wurde durch die Revo­ ­lu­tions­ regierung verurteilt und am 13. April 1794 mit der Kardinal Burke in Rom beim Pontifikalamt für Guillotine hingerichtet. Juventutem

Dominus Vobiscum · Nr. 13 · Oktober 2016 57