SPD Parade der Oldies Mit Macht drängen die alten Genossen wieder in den . Das Gerangel auf den Landeslisten ist erbittert wie selten.

s ist noch keine zwei Jahre her, da versicherte Bundesfamilienministe- Erin : „Im Jahr 2006 mache ich Schluss und kümmere mich nur noch um die Familie.“ Nun aber will die 61- Jährige in ihrem „schönen Amt weiterma- chen“. Einen guten Platz auf der bayeri- schen SPD-Landesliste hat sie sich schon gesichert, genauso wie Innenminister , 72. Fast überall im Land mischen die Senio- ren der Sozialdemokratie ganz vorn mit, wenn es um die Mandate für den nächsten

Bundestag geht. Im Zeichen der anhaltend BILDERDIENST / ULLSTEIN KARL-BERND KARWASZ schlechten Umfragewerte ist das Gerangel SPD-Ministerriege*: Am liebsten im „schönen Amt weitermachen“ diesmal besonders heftig. Bei einem Wahl- ergebnis von 30 Prozent kämen die Ge- ersten Plätze. In stemmen sich Bun- nach den überraschend angezettelten nossen gerade mal auf rund 180 Abgeord- destagspräsident , 61, Neuwahlen, einen Rückzieher vom Rück- nete – 70 weniger als heute. Und weil nur SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Ben- zieher gemacht. Der Arbeitsminister a.D. in ganz wenigen Fällen noch Direktman- neter, 58, und Wirtschaftsstaatssekretär möchte sich in seinem Fachgebiet Sozial- date winken, sind die sicheren Listenplät- Ditmar Staffelt, 55, gegen eine Verjüngung politik einbringen. ze umso begehrter. der Liste. Däubler-Gmelin, ehemalige Justizminis- Im Bundesland Hessen, wo traditionell Zu einem Duell zweier erfahrener Hau- terin, wird mächtig gestützt von ihrem altgediente Genossen die vordersten Posi- degen kam es am vorvergangenen Diens- Wahlkreis Tübingen, der mit einem neuen tionen erhalten, rangeln Finanzminister tag in Hamburg: Zunächst hatte der 68- Kandidaten nur noch geringe Chancen auf Hans Eichel, 63, und Entwicklungsminis- jährige Hans-Ulrich Klose, seit 1983 im eine Interessenvertretung in Berlin hätte. terin Heidemarie Wieczorek-Zeul, 62, um Bundestag, für den Spitzenplatz auf der So ist es häufig. Rückenwind erhalten die Platz eins. Justizkollegin , Landesliste kandidiert. Dann meldete Ort- altgedienten Genossen von ihrer Basis, die 51, muss hingegen um ihre Absicherung win Runde, 61, auch er wie Klose ein ehe- um das eherne Prinzip der Listenaufstel- auf der Liste zittern. Zypries tritt in Darm- maliger Bürgermeister der Hansestadt, sein lung wissen: Newcomer müssen sich in der stadt erstmals als Direktkandidatin an; Interesse an. Die Stimmung im Bürgerhaus Regel hinten anstellen. die Chance, dass der örtliche CDU-Kon- Hamburg-Wilhelmsburg war erhitzt, das Je schlechter die SPD bei der Wahl ab- kurrent Andreas Storm gewinnt, ist ziem- Ergebnis überraschend: Am Ende setzte schneidet, desto auffälliger wird die Para- lich groß. sich der jüngere der beiden Senioren de der Oldies sein. Zudem werden sich die In Niedersachsen belegen Bundeskanz- durch. Danach war’s mit der Parteifreund- meisten verdienten Minister und Staats- ler Gerhard Schröder, 61, Bildungsmi- schaft vorbei. Klose gab seinem Bezwinger sekretäre in die bequemeren Winkel des nisterin , 54, und Ver- nicht mal die Hand, verzichtete trotzig auf Parlaments verdrücken und den wenigen teidigungsminister Peter Struck, 62, die einen Listenplatz für die Bundestagswahl Jungen, die den Einzug geschafft haben, und will nun versuchen, seinen die aktuelle Arbeit überlassen. Wahlkreis in Hamburg-Bergedorf Vor dem Ansturm der alternden Spit- direkt zu gewinnen. zenkräfte hat auch Parteichef Franz Mün- Gleich zwei Ex-Minister, denen tefering kapituliert. Vor fünf Jahren der Kanzler seine Gunst 2002 ent- bemühte er sich, damals als General- zogen hat, pochen in Baden-Würt- sekretär, unter dem Motto „30 unter 40“ temberg auf ein Ticket nach Ber- noch aktiv um eine Verjüngung der Frak- lin. Herta Däubler-Gmelin und tion. Diesmal hält er sich, auch weil die , beide 61, streben Landesverbände streng ihre Autonomie auf der Landesliste nach vorn. einfordern, ermattet zurück. Zwar hatte Riester vor Monaten 1998 hatte der grüne Außenminister noch vom Abschied aus der Bun- über Ex-Kanzler Helmut despolitik gesprochen, dann aber, Kohl öffentlich gespottet: „Der liegt wie eine Grabplatte über seiner Fraktion.“ Das könnte demnächst auch für eine * Vorn: Hans Eichel, Brigitte Zypries, Otto

ROLAND MAGUNIA / DDP (L.); THOMAS KOEHLER / PHALANX (R.) KOEHLER / DDP (L.); THOMAS ROLAND MAGUNIA Schily; hinten: , Renate Schmidt Reihe prominenter Sozialdemokraten gel- Kontrahenten Runde, Klose: Erhitzte Stimmung und Peter Struck. ten. Horand Knaup

der spiegel 28/2005 61