August Kopisch Maler · D i c h t e r E n t d e c k e r · Erfinder »4« »5« August Kopisch Maler · Dichter E nt decker · Erfinder

Für die Nation algalerie der Staatlichen Museen zu herausgegeben von Udo Kittelmann und Birgit Verwiebe unter Mitarbeit von Dieter Richter, Benjamin Rux und Franziska Lietzmann

Sandstein Verlag 9 udo Kittelmann und Philipp Demandt Katalog zum Geleit der ausgestellten Werke

Inhalt 10 gabriele Quandt 78 zwischen Glutrot und Sehnsuchtsblau grußwort August Kopischs Gemälde 98 von Prag nach Neapel 11 Benita von Maltzahn Studienjahre und Italienreise grußwort 122 die Entdeckung der Blauen Grotte 140 dichter, Übersetzer, Festintendant, Hofbeamter 156 die Heinzelmännchen 13 udo Kittelmann 174 erfindungen Fliegt Geister, fliegt, erregt die Luft … Wer bitte? August Kopisch? Unbekannte Briefe 19 Birgit Verwiebe Farbmagie – Der Maler August Kopisch 192 august Kopisch – Unbekannte Briefe von 1827 bis 1852 31 dieter Richter Herausgegeben und kommentiert dichter, Künstler, Lebenskünstler – von Dieter Richter August Kopischs romantische Existenz

47 Sabina Magnani von Petersdorff Anhang august Kopisch und die italienische Sprache und Literatur 232 august Kopisch – Wie oft ich in Lebensgefahr war 234 das Leben August Kopischs – Eine Chronologie 55 andreas Platthaus 239 transkriptionen zum Katalog der ausgestellten Werke die Heinzelmännchen sind des Teufels – 243 august Kopischs Veröffentlichungen bis 1855 Sagenhaft/unsäglich: Anschaulichkeit 246 ausgewählte Vertonungen im 19. Jahrhundert­ als Prinzip bei August Kopisch nach August Kopisch 248 Ausgewählte Literatur 67 Benjamin Rux 252 Personenverzeichnis alberti, Goethe, Kopisch 259 hinweise zu den Exponaten und das Lob der Vielseitigkeit 261 leihgeber 262 impressum 264 abbildungsnachweis Udo Kittelmann

Fliegt Geister, fliegt, »13« erregt die Luft … Wer bitte? August Kopisch?

Es muss schon eine ungeheure, auch magische und weitsichtige Strahlkraft von einem Bild wie den »Pontinischen Sümpfen bei Son- nenuntergang« (Kat. 7) ausgehen, gemalt in einer zweiten Version im die gesellschaftlichen Ordnungen erschütternden Revolutionsjahr 1848, wenn es anlässlich einer atomaren Katastrophe im 21. Jahrhun- dert auf der Titelseite einer großen Tageszeitung abgebildet wird.1 Das verwundert umso mehr, als August Kopisch, der Schöpfer dieses Gemäldes, heute zu den unbekannteren, nahezu vergessenen Künst- lern der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte gehört. Dabei galt er bis in das 20. Jahrhundert hinein als einer der populärsten und krea- tivsten Protagonisten seiner Epoche, und er hinterließ seine Spuren weit über sein Ableben hinaus bis in jeden Haushalt und jede Kinder- stube. Um geradewegs und ohne Widerspruch in den Himmel deut- scher Säulenheiliger aufgenommen zu werden, ist sein malerisches Œuvre zu übersichtlich und gilt gleichzeitig doch als eine Ausnahme­ erscheinung, die ihresgleichen sucht. Sein literarisches Wirken, allem voran seine »Heinzelmännchen«, wird als Volksgut angesehen, als wäre eine solche volksnahe Schöpfung von geringerer kultureller Be­­ deu­tung als Johann Wolfgang von Goethes Ballade vom »Zauberlehr- ling«. Kurz gesagt: Dem vielseitigen und umtriebigen kreativen Schaf- fen von August Kopisch ist nicht leicht beizukommen.

√ August Kopisch, Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel 1826, 1838, Privatbesitz, Detail mit der Darstel- lung der schwimmenden Entdecker. August Kopisch ist ­vermutlich der vordere Schwimmer neben dem Fischer Angelo Ferraro, der, in einem runden Boot sitzend, ein wei- teres Boot mit Feuer zur Beleuchtung vor sich herrudert. Vgl. Abb. 1, S. 16. »14« Kopisch ist von Beginn an kein typischer, schon überhaupt kein klassi- Gesamtwerk hinzu. Kopisch zeigt sich auch in anderer Hinsicht als August Kopisch schwankte immer zwischen seinen musikalischen, delte darin, denn wenn die Wellen etwas ruhten, war es mir gerade, »15« scher künstlerischer Vertreter seiner Zeit. Er vertraut nicht auf die Entdecker und Erfinder: Er gilt als der Entdecker der Blauen Grotte literarischen und malerischen Begabungen, er spielte Klavier und als schwömme ich im unabsehbaren blauen Himmel.«6 Weiter heißt bereits damals vorherrschenden Klischees, vielmehr vereinen sich auf Capri, und sein empfindsames Gemälde dieser so einzigartig Gitarre, studierte in Prag, Wien und an den Kunstakademien es in Kopischs temperamentvoller Schilderung: »Von dem Fenster aus seine unterschiedlichsten Talente und Interessensgebiete zu einem blauen »Wundergrotte« gilt als prägende Grundlage aller Abbildungen Malerei. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1819 widmete er erschien die Grotte nun in voller Pracht, ein mächtig großes und tiefes Lebenswerk, das aus heutiger Sicht sowohl den Vorstellungen und Para- auf Postkarten bis hin zu den nicht mehr zu zählenden fotografischen sich zunehmend der Dichtung. Der sportlich aktive Kopisch war aller- Bassin, weit überwölbt von tropfsteingezierten, schön geschwunge- metern von Hochkultur als auch von Unterhaltungskultur entspricht. Ablichtungen. Seine anschauliche und einfühlsame Beschreibung dings nach einer Verletzung seiner rechten Hand, verursacht beim nen Felsen, das Wasser ein wallender Himmel, dessen blaues Licht Insofern zeigt sich Kopisch auch immer als ein unabhängiger und auf- ihrer Entdeckung ist die Geburtsstunde des Capri-­Tourismus. Wenn Schlittschuhlaufen, zunächst nur noch gelegentlich als bildender die Decke darüber zauberisch erhellte. Am hochroten Saume, der klärerischer Geist, dabei stets zwischen den Stühlen sitzend, das heißt man so will, ließe sich sagen: ohne Kopisch keine »Blaue Grotte«, Künstler tätig. 1824 brach er für fünf Jahre nach Italien auf. Dort traf rings von Seetieren gebildet, alle Ränder der Grotte verziert, funkelten zwischen den in seiner Zeit sich befehdenden geistigen Mächten oszil- ohne Kopisch kein Tourismus. Aber es ließe sich auch sagen: ohne er auf viele Deutschrömer, verkehrte eng mit dem Dichter August von die Brandungen umher, und spielten die Farben aller Edelgesteine. lierend: »Klassizismus und Romantik, oder – ins Literarische gewen- Kopisch keine Mainzelmännchen! Und dann gäbe es noch von seinem Platen, der ihm Anstoß zu seiner Hinwendung zur Antike gab, und Zum Eingange herein aber schimmerte das helle Tageslicht, und brei- det – die Welt der Ode und die des Volksliedes sind auch die Bildungs- Patent für einen Reise-Schnellofen zu berichten. schuf seine besten Bilder, die, man kann es nicht oft genug vermer- tete gleich einem Monde seinen Schein über das Wasser. Wir be­­ faktoren dieses Lebens.«2 Schon diese musische Doppelbegabung Dieser Künstlerpersönlichkeit, deren Leistungen seit Langem in ken, zu den herausragenden Zeugnissen spätromantischer Malerei schlos­sen, über ihrer Schönheit, Gang, Tiber und Alles vergessend, galt zu keinem Zeitpunkt als herausragend prädestinierte Vorausset- einem Zustand der Anonymität verharren, widmet die Nationalgalerie gehören. Seine größte Popularität aber erlangte Kopisch durch seine die Grotte zu zeichnen, um später zu versuchen, ob wir sie malen zung für eine lehrhafte Kanonisierung eines künstlerischen Schaffens. mit »August Kopisch – Maler, Dichter, Entdecker, Erfinder« nun das Jahrhundertdichtung »Die Heinzelmännchen«, deren anhebender könnten.«7 Kopisch war es dann auch, der für die bis dahin namenlos Gleichwohl hat Kopisch alles, was er in die Hand und in den Blick erste Mal überhaupt eine umfangreiche Ausstellung zum Werk und Reim bis heute in so manchem Ohr nachklingt: »Wie war zu Cölln es gebliebene Grotte einen Namen vorschlug: »Grotta azzurra, die him- nahm, genau planvoll bestimmend oder als glückliche schicksalhafte Wirken eines der vielseitigsten, im Umfeld eines universellen Denkens doch vordem / Mit Heinzelmännchen so bequem!«5 Aber auch die melblaue Grotte«. Fügung entgegennehmend, auf einem allerhöchsten und raffinierten und Strebens agierenden Künstlers der ersten Hälfte des 19. Jahrhun- sprachlich brillante Übersetzung von Dantes »Göttlicher Komödie«, August Kopischs Vielfachbegabung und mannigfaltige Interessen Qualitätsniveau zur Vollendung gebracht. Als könnten diese Leistun- derts. Der Maler Kopisch war seit der Gründung der Nationalgalerie nebst einem reichlichen Kommentarwerk, zählt zu seinen Hauptwer- spiegeln sich zudem in seinem Wirken als Festintendant, in dessen gen nicht schon allein ein Leben anfüllen, gesellen sich bei Kopisch 1861 in deren Sammlung vertreten. Dabei handelt es sich um das bereits ken und zeugt von seiner überragenden schöpferischen Geisteskraft. Funktion er auch Kostüme entwarf, als Librettist, aber auch als weitere Begebenheiten und Handlungen dazu, die durchaus Attribute erwähnte Gemälde der »Pontinischen Sümpfe bei Sonnenunter­ ­gang«, In Neapel galt Kopisch als stadtbekannte Erscheinung. Ihn begeis- Sammler. Ferner zeugen seine Arbeiten für illusionistische Medien eines Gesamtkunstwerkes, auch nach aktuellem Verständnis, um­­ welches wohl als eines der ungewöhnlichsten und kühnsten, dabei terte die süditalienische Mentalität, er beschäftigte sich zunehmend wie Panorama, Pleorama und Diorama sowie die als Patent angemel- fassen und vereinen. Selbst die heutige Vorstellung eines Künstler-­ auch von Magie beseelten Kompositionen der Sammlung gilt. Im his- mit dem anonymen Volksgut und übersetzte neapolitanische Komö- dete Erfindung eines Reise-Schnellofens von seiner Experimentier- Künstlers, also solcher Künstlerpersönlichkeiten, die den gängigen torischen Katalog der Sammlung von Joachim Heinrich Wagener, des dien des Filippo Camarano. freude und seinem Forschergeist. Im Stettiner Amtsblatt vom 30. Mai Auf­merk­sam­keits­ökono­mien von Institutionen, Kritik oder Kunst- Initiators der Nationalgalerie, ist das Werk aus dem Jahr 1848 unter Einen Namen machte er sich allerdings als Wiederentdecker der 1834 wird verkündet: »Dem Maler August Kopisch zu Berlin ist ein markt entgangen sind, scheint im Rückblick auf Kopisch anwendbar. der Katalognummer 118 ohne Abbildung verzeichnet und wie folgt Blauen Grotte auf der Insel Capri im Jahre 1826. Mit dem Heidelberger Patent auf einen tragbaren sogenannten Schnell-Ofen zur Stuben- Auf Kopisch, diesen universalen Typus, mag auch im Sinne von Karl beschrieben: »Die pontinischen Sümpfe bei Sonnenuntergang in einer Romantiker Ernst Fries fand er auf Capri in Büchern des Notars Giu- heizung mit Spiritusflamme, so wie auf einen dergleichen zum Trans- Scheffler die Erkenntnis zutreffen, wonach »edle Phantasiemenschen, Sciroccoluft. Die glühende Sonne, im Begriff, in das tyrrhenische Meer seppe Pagano Aufzeichnungen zur Grotte und ihrer Farbenpracht, port auf Reisen eingerichteten Schnell-Ofen, […] unterm 18ten Mai deren Geist über diese Welt harter Realitäten den schillernden Regen- zu sinken, färbt den Himmel purpurroth, welcher sich in dem Wasser in die er schließlich gemeinsam mit Fries und dem Fischer Angelo 1834 ertheilt worden.«8 bogen der höheren Ideen spannt«,3 selten in ihrer Gänze sogleich ver­ des durch die Sümpfe in das Meer fliessenden, weit ausgetretenen Ferraro hineinschwamm. In seiner Beschreibung dieses Erlebnisses Kopisch kehrte 1829 schließlich aus Italien nach Breslau zurück und standen werden. Flusses Nymphaeo spiegelt. Im Hintergrunde links das Vorgebirge heißt es: »Da merkte ich, daß der Notar und mein deutscher Freund, wirkte aktiv im Breslauer Künstlerverein um Heinrich Hoffmann von Aus diesen Betrachtungen heraus entfaltet sich eine aktuelle Be­­ Monte Circello, von den Alten für die Insel der Circe gehalten, noch die mir erst gefolgt waren, beide zugleich umkehrten, und wandte Fallersleben, Joseph von Eichendorff und Karl von Holtei. Aber auch deu­tung von August Kopisch. Bestechen bereits seine wenigen Ge­­ entfernter eine der Ponza-Inseln. Zur Rechten des Flusses eine verfal- mich, sie zu schelten; aber welch ein Schreck kam über mich, als ich in der Berliner Gesellschaft brillierte er als Rezitator und war als Dich- mälde durch ein eher zeituntypisches extravagantes Kolorit, sind seine lene antike Wasserleitung. Im Vorgrunde eine alte Bergruine von römi- nun das Wasser unter mir sah, gleich blauen Flammen entzündeten ter anerkannt. Kopisch, der durch seinen sprunghaften Geist zu all- »Heinzelmännchen« schon in einem frühen Aggregatzustand zwischen schem und mittelalterlichem Bauwerk. Die tiefe Einsamkeit wird nur Weingeistes. Unwillkürlich fuhr ich empor, denn vom Feuer immer seitiger Auffassungsbereitschaft bestimmt war, widmete sich vor­ Dichtung und Kunst anzusiedeln, geraten ihm die italienischen volks- von einer Heerde von Wilden Büffeln belebt, welche den Fluss durch- noch geblendet, glaubte ich im ersten Augenblick eine vulkanische wiegend der Kleinform der Dichtung, blieb aber selbst als Hofbeamter tümlichen Poesien zu einer meisterhaften Sammlung und die Über- schwimmt.«4 Die raren Gemälde von Kopisch beeindrucken bis in die Erscheinung zu sehn. Als ich aber fühlte, daß das Wasser kühl war, dem Volkstümlichen weiter verpflichtet. Dabei sind das Lautmaleri- setzung von Dantes »Göttlicher Komödie« wie seine Forschungen zur Gegenwart durch eine ganz eigene poetische Strahlkraft, seine gemal- blickte ich an die Decke der Wölbung, meinend, der blaue Schein sche und Melodische, Formen des Komischen und auch Burlesken Geschichte der »Königlichen Schlösser und Gärten zu « zu ten Lichtphänomene erscheinen als reale Wiedergänger flammenge- müsse von da kommen. Aber die Decke war geschlossen, und ich charakteristisch für seine Lyrik. Unter Friedrich Wilhelm IV. übernahm wissenschaftlichen Werken von kulturhistorischer Bedeutung, so fügt färbter blutroter Sonnenuntergänge oder chemisch erzeugter benga- erkannte endlich, vom Feuer abgewendet, halb und halb einiges von er sogar eine Rolle als beratender Kunstexperte. 1853 erlag Kopisch er diesen Unternehmungen noch weitere zu einem überwältigenden lischer Feuerwerke. ihrer Gestalt. Das Wasser aber blieb mir wunderbar, und mir schwin- schließlich in Berlin einem Schlaganfall. Abb. 1 Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri 1826 August Kopisch, 1838, Öl auf Leinwand, 52,5 x 91,5 cm Bezeichnet unten links: Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri 1826 Bezeichnet unten rechts: Aug. Kopisch 1838 Privatbesitz

»16« Die Nationalgalerie darf sich glücklich schätzen, mit den »Pontini- senschaft bislang verborgen war. Erst jetzt, sozusagen kurz vor »17« schen Sümpfen bei Sonnenuntergang« seit Langem ein großformati- Drucklegung dieser Publikation, erfährt jene »neue« »Blaue Grotte« geres meisterliches Gemälde Kopischs zu besitzen, dessen über- aus der Hand von Kopisch ihre durchaus sensationelle Wiederent­ schwängliche Farbigkeit und luminöse Erscheinung bis heute erhalten deckung (Abb. 1). Im Zustand der noch nicht endgültig abgeschlosse- und erlebbar ist. Es ist Illusion, Ausdruck von Imagination und Fan- nen Restaurierung wurden auch jetzt erst die Beschriftungen wieder tastik, dabei von einer sinnlichen Leichtigkeit, die von einer kano­ lesbar: »Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri 1826« ist zu nischen Kunstgeschichtsschreibung nicht leicht verziehen wird. So lesen. Der Wortlaut entspricht dem Titel von Kopischs 1838 erstmals wurde dieses Bild auch über Jahrzehnte hinweg nur sporadisch dem veröffentlichten Bericht von seiner Entdeckung. Und das Bild ist sig- Publikum gezeigt. Erst mit der seitens der Nationalgalerie 2010 be­­ niert mit »Aug. Kopisch 1838« – ebenfalls eindeutig seine Handschrift. gonnenen programmatischen, auch kritischen Hinterfragung des bis Es ist davon auszugehen, dass Kopisch in diesem Bild genau den heute vorherrschenden Kunstkanons, geltend sowohl für das 19. als Moment der Entdeckung der »Blauen Grotte« wiedergegeben hat. auch für das 20. Jahrhundert, erlangte Kopischs so lange als exo- Und einer der drei dargestellten Schwimmer wird wohl Kopisch selbst tisch angesehenes Bild eine veränderte Aufmerksamkeit und geriet sein (Detail, S. 12 f.). Die Überraschungen, die die Vorbereitungen zur schlussendlich­ erstmalig in die permanente Sammlungspräsentation Ausstel­lung über die letzten Jahre bereitgehalten haben, erfahren so der Alten Nationalgalerie. Überdies wird dieses unzweifelhafte Meis- einen neuen Höhepunkt. Möge die Ausstellung im Ganzen eine große terwerk zukünftig und aus Anlass dieser Ausstellung durch eine erst Überraschung werden für das Publikum, möge sie aber vielleicht noch in jüngster Vergangenheit gelungene Neuerwerbung, »Ein Schiff auf nichts Abschließendes, Endgültiges mit sich bringen. dem Meere von Delphinen umschwärmt« von 1826/28, bereichert (Kat. 1). Auch dieses Bild ist eine typische, eine geradezu märchen- hafte Bilderfindung von August Kopisch. Wann hat man je zuvor Del- Anmerkungen fine derart harmonisch, nahezu sirenenhaft einen Halbkreis formend, der Titel des Textes zitiert August Kopisch. In: Ders.: Allerlei Geister. schwimmen sehen? Man wünschte sich, mehr von Kopischs maleri- Mährchen­lieder, Sagen und Schwänke, Berlin 1848, o. S. 1 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. 3. 2011, S. 1. scher Hand sehen und weitere überraschende Entdeckungen seines 2 Scheyer 1965, S. 143. Schaffens vermelden zu können. 3 Karl Scheffler: Berlin. Ein Stadtschicksal, hg. von Florian Illies, Berlin 2015, Schon seine Zeitgenossen bestaunten Kopischs fantastische Viel- S. 97. seitigkeit. Er galt ihnen als ein entschieden anderer Künstler, ausge- 4 verzeichniss der Gemälde-Sammlung des am 18. Januar 1861 zu Berlin verstorbenen Königlich Schwedischen und Norwegischen Konsuls J. H. W. stattet mit Gefühl und Einbildungskraft, der die ungeheuren Erschei- Wagener, welche durch letztwillige Bestimmung in Besitz seiner Majestät nungen seiner direkten Vorwelt und Gegenwart in sich aufnahm und des Königs übergegangen ist, bearb. und mit einem Vorwort versehen die Gabe hatte, seine Anschauungen auch anderen zu veranschauli- von Gustav Friedrich Waagen, Berlin 1861 (Neudruck 2011), S. 64 f. chen. Die aktuelle Ausstellung ist, wie erwähnt, die erste überhaupt, 5 Kopisch 1856, Bd. 1, S. 123–127, hier S. 123. die sich dem Werk und Wirken von August Kopisch widmet. Sie beab- 6 august Kopisch: Entdeckung der Blauen Grotte auf der Insel Capri, ­Wiesbaden 1918, S. 33. sichtigt nichts weniger als seinen einst so berühmten Namen der 7 ebd., S. 35 f. Anonymität zu entreißen, dem Maler, Dichter, Entdecker und Erfinder 8 amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin, 24. Jg., Stettin 1834, S. 123. wieder seine Autorschaften zuzuordnen, diesem interdisziplinär wir- kenden Geist des 19. Jahrhunderts wieder einen Namen zu geben: August Kopisch! Letztlich hat Kopisch natürlich auch sein Vorhaben, seine Blaue Grotte zu malen, verwirklicht, wobei die Potsdamer Fassung seit Langem bekannt ist (Kat. 35), hingegen eine weitere Version der Wis- Birgit Verwiebe

»18« Farbmagie – Der Maler »19« August Kopisch

»Ganz vortrefflich gemalt aber ein unerfreulicher Anblick«, urteilte der Kritiker, Dichter und Arzt Julius Leopold Klein über August Kopischs in Glutrot schwelgende Komposition »Die Pontinischen Sümpfe bei Sonnenuntergang«. 1839 war das Bild auf der Berliner Akademieaus- stellung zu sehen. Klein hatte die Ausstellung besucht und publizierte im selben Jahr seinen »Bericht« über die dort präsentierten Werke.1 Kopischs Gemälde rief in ihm zwiespältige Gefühle hervor: »In der Natur wird eine solche Scene durch das Unbegränzte der Erschei- nung ja, durch ihre unmittelbare Gewalt grossartig und erhaben. Als Kunstbild eingerahmt nimmt es die Seele gefangen, und wirkt schwül und drückend, fast möcht ich sagen, pathologisch. Die Sonne ein aufgebrochnes Geschwür, rundum der Him­mel entzündet, die Röthe von der suppurirenden Grünlichkeit scharf ge­­trennt; an den Fels­ rändern ein purpurtrüber Niederfluss. Die hepatischgelbliche Sumpf­ fläche wie ausgebreitete Wundlappen.«2 Die drastischen Worte des Mediziners Klein verraten sein Unbehagen beim Anblick der ganz auf dramatisch leuchtende Rottöne setzenden, apoka­ ­lyp­tisch anmuten- den Sumpflandschaft. Die Darstellung wirke »pathologisch« – ein Be­­ griff, mit dem insbesondere Klassizisten, etwa Johann Wolfgang von Goethe, in ihren Augen unklassische, suggestiv wirkende, Stimmun- gen und Emotionen erzeugende »Phantasiebilder«3 tadelten. Der Romantiker Kopisch aber wollte genau dies: Stimmungen her- vorrufen und Emotionen wecken.4 Und er wollte beeindrucken. Seine subjektiv ausgedeuteten Landschaften widmete er deshalb häufig jenen als besonders faszinierend empfundenen Naturerscheinungen wie Sonnenuntergängen, Mondschein oder Vulkanausbrüchen. Das Stimmungshafte und zugleich Unbestimmte dieser Motive bot dem Künstler neue Freiräume­­ bei der Gestaltung kühner, mitunter extrem leuchtender, fast neon­arti­ger Farbklänge. Auf fast »allen Bildern

√ August Kopisch, Die Pontinischen Sümpfe bei Sonnenuntergang, 1848, Detail, vgl. Kat. 7 Abb. 1 Das Große Gehege bei Dresden Caspar David Friedrich, um 1832, Öl auf Leinwand, 73,5 × 103 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister

»20« Kopischs erscheint die Farbigkeit sonderbar outriert«, bemerkte Heerden der Büffel [. . .]«.10 Kongenial drückte Kopisch mit diesen »21« 1931 der Breslauer Kunsthistoriker Ernst Scheyer. »Ein bengalisches Versen die bedrohliche Erhabenheit des »schrecklichen Sumpfes« Feuer­werks­blau, ein schwelgerisches Sonnenuntergangs-Rot sind die aus, in seiner Darstellung ging es ihm nicht nur um die Attraktion vorherrschenden Farben. Die Farbe taucht das Bildgeschehen in Ge­­ eines Sonnenuntergangs, sondern zugleich um eine apokalyptische heimnis,­ verleiht ihm poetische Bedeutsamkeit«.5 Dass Kopischs farb­ Vision von Untergang und Verfall – nicht zu Unrecht fühlte sich der intensive Landschaftsansichten – stärker als die Bilder anderer Künst- Kritiker Klein an ein »Geschwür« erinnert. ler – die Aufmerksamkeit des Publikums gewannen, entsprach ganz Die Landschaft der südöstlich von Rom gelegenen Pontinischen der Intention des Malers: »Nie habe ich einen auffallenderen und dabei Sümpfe war jahrzehntelang ein bevorzugtes Motiv vieler nach Italien zu­­gleich wahreren Lichteffect gesehen«, so Athanasius Graf Raczynski, reisender Künstler. Zwischen 1828 und 1848 wurden allein auf den »als an einem Sonnenuntergang über den Pontinischen Sümpfen, wel- Berliner Akademieausstellungen mindestens acht Mal Ansichten der cher 1839 auf der Ausstellung war. Dieses bewunderungswürdige Bild von Herden schwarzer Büffel bevölkerten Sümpfe gezeigt. Zeitgenos- übertraf bei weitem alles, was sich an Landschaften auf dieser Aus- sen beschrieben diese Gegend mit ihren verfallenen antiken Entwäs- stellung befand.«6 Raczynski, der in seiner »Geschichte der neueren serungsanlagen als verödetes Land voller fiebererzeugender, übelrie- deutschen Kunst« die »Grundzüge der Landschaftsmalerei« darzu­ chender Luft: »Das gespens­­ ­terhafte­ Aussehen der Bewohner, [. . .] ihre stellen suchte, bescheinigte Kopisch eine Sonderstellung unter den gelbe Gesichtsfarbe sind das beredte Zeugniß der verderblichen Landschaftsmalern. Er schrieb ihm gleichsam die Rolle eines Erneue- Wirkungen der Malaria [. . .]. Die Einförmigkeit der Gegend, welche rers zu und betrachtete ihn als gleichrangig neben den romantischen dem Blicke große Strecken schwarzen Torf- und Moosgrundes, zuwei- »Licht-­Malern« Carl Blechen und Caspar David Friedrich.7 len von Weideplätzen und auch von Wasserpfützen unterbrochen, Kopischs 1839 entstandenes viel beachtetes Gemälde der Pontini- darbietet, wird noch dadurch erhöht, daß sie von Menschen und Thie- schen Sümpfe wurde von König Friedrich Wilhelm III. erworben. Neun ren verlassen ist; Todtenstille ist über die weite Ebene ausgebreitet.«11 Jahre später wiederholte der Künstler das Bild für den Berliner Samm- Derlei Eindrücke wird auch Goethe in dieser Landschaft empfangen ler und Begründer der Nationalgalerie Joachim Heinrich Wagener haben: »Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, / Verpestet alles schon Er­­ (Kat. 7).8 Kopisch sandte Wagener eine Beschreibung: »Man sieht run­gene [. . .]«, beginnt der letzte Monolog seines Faust. über die pomptinischen Sümpfe in das tyrrhenische Meer, in welches Kopischs Interesse an spektakulären Farb- und Lichtphänomenen, die Sonnenscheibe so eben versinken will. Der purpurrothe Scirokko­ das sich in seinem Bild »Die Pontinischen Sümpfe bei Sonnenunter- himmel wird von Ueberschwemmungswassern gespiegelt, welche der gang« wohl am deutlichsten offenbart, wurde zweifellos beflügelt Fluß Nymphaeus zum Meere führt. Im Hintergrund zur Linken erhebt durch seine Wiederentdeckung der Blauen Grotte auf Capri im August sich aus den schilfigen Ebnen das Vorgebirge Monte Circello die vor- 1826. In einem Brief an seine Mutter schilderte er das prachtvolle malige Insel der Kirke; noch ferner eine der Ponza-inseln. Zur Rechten Schauspiel eines »blauen Feuermeeres«, dessen Brandung »wie ein des Flusses sieht man eine zerfallende Wasserleitung aus den Zeiten silberner Saum [. . .] in allen Farben der Edelsteine wechselte«.12 Auch der Caesaren, im Vorgrunde eine halb römische, halb mittelaltrige wird die Beschäftigung des Künstlers mit der Panorama-, Pleorama- In einem Nachruf auf den 1853 verstorbenen Künstler würdigte Friedrich brandt-Kenner Theodor Fontane sah darin eine wirkungs­sichere Burgruine mit rundem Thurm. Die Staffage bildet eine Heerde wilder und Diorama-Malerei sein Interesse an Farbe und Licht vertieft ha­­ Eggers die »Pontinischen Sümpfe« als »poetische Komposition«, in der künstlerische Strategie, die Bewunderung hervorrief, Besucher in die Büffel, die von Ufer zu Ufer schwimmt«9 (Kat. 6). Wagener erhielt von ben. Wesentliche Anregungen hatte Kopisch zudem während seines »Außergewöhnliches« ausgedrückt sei: »eine Landschaft mit so feurig­ Ausstellungen und Käufer in die Ateliers zog: »Wir haben jetzt eine Kopisch überdies eine der Komposition gewidmete Versdichtung in Studiums 1821 bis 1824 in Dresden, dem Zentrum der romantischen rothem Himmel und glühenden Reflexen auf jedem Halme der sump- märkische Schule, vor der nichts sicher ist, Beleuchtungskünstler Hexametern (Kat. 8): »[. . .] Ins Gewog’ sinkt flammend die Sonne: / Landschaftskunst, empfangen. Die farbigen Spiegelungen des Him- figen [. . .] Ebene«.13 Mit der Absicht, ungewöhnliche Licht­effekte zu ersten Ranges«, lässt er den Farbenfabrikanten Treibel in seinem Während Sciroccogewölk, durchleuchtetes, purpurgefärbtes, / Stei- mels in den zahlreichen Wasserflächen der »Pontinischen Sümpfe« malen, sei Kopisch geistreich auf dem »gefährlichen Fusssteige zwi- Roman »Frau Jenny Treibel« die aktuelle Kunstentwicklung kommen- get und Blut ausgießt in den Glanz allspiegelnder Wasser, / die, den erinnern an Caspar David Friedrichs Spätwerk »Das Große Gehege schen dem Sublimen und dem Sonderbaren« gewandelt.14 Eggers tieren.15 Mit kritischem Blick ging auch Ernst Kossak in seiner satiri- Gebirgen entströmt, irr laufen im schrecklichen Sumpfe [. . .] der bei Dresden« (Abb. 1); besaßen bei Friedrich das Licht und seine Refle- verglich Kopisch mit Eduard Hildebrandt, der – eine Generation nach schen Schrift »Die Berliner Kunstausstellung im Jahre 1846« auf den schädlichen Dunst aussendet, / Fieber und Pest, und wenig be­­wohnt xionen eine göttliche Dimension, so zeigt sich bei Kopisch darin die Kopisch – die Kunst der »Beleuchtungs-Effektstücke«, auch Luminismus Luminismus ein. Er schilderte darin die »magische Wirkung« der ita- ist rings die Gegend / Außer von Schlangengezücht und brüllenden Kraft und Größe der Natur. genannt, höchst erfolgreich weiterentwickelte (Abb. 3). Der Hilde- lienischen Landschaft »Sonnenuntergang« des Marinemalers Wilhelm Abb. 2 Abb. 3 Ein Sonneneffekt von Krause Strand im Abendlicht Wilhelm Scholz, Illustration in Ernst Kossaks Bericht Eduard Hildebrandt, 1855, über die Berliner Kunstausstellung 1846 Öl auf Leinwand, 83,5 × 116 cm ­Staats­bibliothek zu Berlin – Preußischer Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Kultur­besitz, Abteilung Historische Drucke

»22« Als Kopisch zum ersten Mal gemeinsam mit dem Heidelberger Maler- »23« freund Ernst Fries in die Blaue Grotte schwamm, wurde dies für ihn ein zutiefst prägendes Erlebnis. Er gewann Eindrücke, die sein weite- res künstlerisches Werk entschieden beeinflussen sollten. Spontan suchten Kopisch und Fries das grandiose Naturereignis des »blauen Feuers« mit ihren mitgebrachten Malutensilien auf Papier festzuhal- ten: »Wir stellten unsern mitgenommenen Zeichenapparat auf und skizzierten bei Laternenschein das Ganze. Die wunderbaren Farben wurden so gut wie möglich benannt und beigeschrieben, wodurch Worte entstanden wie ›Mutterflammenlichtblau‹ und ›Mutterflam- mendunkelblau‹, ›Chrysograsbrillantfeuergrün‹ u. u., Farben, nach denen man in jeder Kunsthandlung vergeblich fragen würde, die wir aber doch beide später in Gemälden darzustellen versucht ha­­ben.«18 Kopischs Äußerungen beschreiben genau jenen Moment der Inspira- tion, der die beiden Maler zu Erfindern werden ließ: Beim Anblick des Naturwunders und beim Versuch, dasselbe zu erfassen, überwanden Kopisch und Fries die Grenzen der Maler-Palette; sie kreierten Farben, die es bisher nicht gegeben hatte.19 Kopischs Leidenschaft für magisch leuchtende Farb- und Lichtphänomene zwischen Glutrot und Sehnsuchtsblau scheint hier ihre Wurzel zu haben. Während seines fünfjährigen Aufenthaltes in Italien schuf Kopisch mehrere kleinformatige Werke. Neben den in der Blauen Grotte ent- standenen, nicht überlieferten Skizzen stellte Kopisch das Naturwun- der später auch in Öl dar (Kat. 35). Seine post­kartengroße nachtblaue »Ansicht von Scilla« gewährt den Blick aus einer Grotte auf das in die Meeresbucht ragende Scilla bei Mondschein und Sternenhimmel (Kat. 2). Kopisch beschriftete den Karton rückseitig: »[. . .] Im Hintergrund sieht man den Vulkan Strom- boli und eine andere der Liparischen oder aeolischen Inseln. Ich war dort im Mai 1827 [. . .]« (Abb. 4). Im Zusammenhang mit dem Neapel-Besuch des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm aquarellierte Kopisch in dessen Auf- Krause, der neben Hildebrandt in Berlin durch Kompositionen mit trag die »Geburtstagstafel für Kronprinzessin Elisabeth« mit ei­­­- setzte Festtafel, »die er später sehr hübsch ausführte«, erinnerte broschüre für das 1831 in Breslau eröffnete Pleorama (Kat. 92) be­­ spektakulären Lichteffekten bekannt geworden war.16 Durch die kon- nem grandiosen Ausblick auf den Golf von Neapel im Hintergrund sich Elisabeth von Arnim.21 schrieb er seine Eindrücke. Obwohl »in beständiger Todesgefahr«, sequente Anwendung der Lasurfarben habe Krause »eine Gluth, die (Kat. 24). Nach der Besteigung des Vesuvs im November 1828 hatte Betörend farbintensiv stellte Kopisch den »Krater des Vesuvs mit hatte sich Kopisch, der Risiken liebte,23 an den Rand des Kraters intensiv aus dem Bilde strahlt«, hervorgebracht. Die witzige, gar spot- sich die Gesellschaft im Lokal »Zum Eremiten« versammelt, um den dem Ausbruch von 1828« dar (Kat. 3). Die auf Velin-Papier gezeichnete gewagt. »Man sah dort, als wäre der volle Mond vom Himmel gefallen, tende Illustration von Wilhelm Scholz in dieser Schrift zeigt Ausstel- Geburtstag der abwesenden Kronprinzessin zu feiern. Kopisch Gou­ache zeigt einen Blick in das Zentrum des Kraters, aus dem grell- [. . .] eine kreisförmige Scheibe, wie von geschmolzenem Metalle [. . .] lungsbesucher, die sich von Krauses Bild derart geblendet fühlen, durfte ein Gedicht vortragen und errang damit die Gunst des Kron- gelbe Feuerkaskaden hervorbrechen. Rot und violett leuchtende Glut- heraufleuchten, welche plötzlich schwoll und gleich einer Blumen­ dass sie sich die Augen reiben, einen Sonnenschutz tragen und oben- prinzen.20 Zudem skizzierte er die mit dem Bildnis der Kronprinzes- wolken steigen auf, glühender Ascheregen geht nieder. Kopisch war knospe mitten aufbrach. Daraus schlängelte sich mit geschäftiger Eil drein einen Sonnenschirm aufspannen (Abb. 2).17 sin geschmückte, unter einem Sonnensegel platzierte, noch unbe- Augenzeuge des Vesuvausbruchs im März 1828.22 In seiner Begleit­­ ­ eine dunkle Purpurwolke hervor, die sich breitete, wie ein Pfau sein Gemälde

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Publikationen Kat. 1 Ein Schiff auf dem Meere von Delphinen umschwärmt. 1826/28 August Kopisch Öl auf Leinwand, 20,5 × 34 cm Bezeichnet unten rechts: A. Kopisch fec. Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

»78« Zwischen Glutrot und Sehnsuchtsblau »79« August Kopischs Gemälde

Zu sehen ist der Golf von Neapel mit dem rauchenden Vesuv bei und unsere Barke wurde bei der Fahrt nach Torre del Annciata hin Sonnenuntergang. Stark leuchtende, fast neonhafte Rot-, Orange- und wieder von Delphinen und fliegenden Fischen begleitet, was die und Violett­töne zeichnen die Komposition aus. Etwa zwanzig Delfine munteren Marinari noch mehr zum Singen und Pfeifen veranlasste, folgen einem Segelschiff und erzeugen ein wundersames Ornament doch den Arion hätten die Delphine vergebens gesucht« (Ahlborn auf der Meeresfläche. Wilhelm Ahlborn, der im Mai 1829 in Neapel mit 1892, S. 23). Kopisch zusammentraf, berichtete: »Wir fuhren auf dem Meere zurück Kat. 4 Der Ätna, gesehen von den Ruinen des Theaters zu Taormina, bei Sonnenuntergang. 1833 August Kopisch Öl auf Leinwand, 41,5 × 82 cm Bezeichnet unten rechts: A. Kopisch f. Privatbesitz

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In einem im Sommer 1833 verfassten Brief an Heinrich Alexander von Arnim berichtete Kopisch: »Dieses Frühjahr habe ich selbst mehrere Bilder gemalt von denen das größte der Aetna, beson- ders, allgemein gefällt und ich habe viel Besuch deshalb gehabt« (Transkription des Briefs in diesem Katalog S. 201). 1834 war das von gelb-grünlichen und zart violetten Sonnenuntergangsfarben domi- nierte Gemälde auf der Berliner Akademieausstel- lung zu sehen. Kat. 72 Die Heinzelmännchen August Kopisch Erstveröffentlichung in dem Band »Gedichte« von August Kopisch Berlin 1836 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Abteilung Historische Drucke

»156« Die Heinzelmännchen »157«

Kopischs Gedicht »Die Heinzelmännchen« erschien erst- mals und ohne Illustrationen 1836 in seinem Band »Ge­­ dichte«. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden illustrierte Ausgaben der »Heinzelmännchen«. Die bis heute überaus populäre Ballade handelt von den fleißi- gen kleinen Männchen, die nachts heimlich alle Arbeit verrichten, bis die Schneidersfrau dem Spuk auf die Spur kommt und die Heinzelmännchen für immer ver- treibt, sodass fortan die Menschen selbst die Arbeit verrichten müssen. Kopischs »Heinzelmännchen« wur­­ den zahlreiche Ausgaben und Illustrationen gewidmet, sein Gedicht wurde zudem in mehrere Sprachen über- setzt. Kopisch selbst hat sein Werk nicht illustriert. Kat. 77 Kat. 78 ® Die Heinzelmännchen Die Heinzelmännchen August Kopisch August Kopisch Vertonung von Carl Loewe Unbekannter Illustrator, Leporello. Um 1880 Berlin 1842, Nachdruck 2007 Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Kinder- und Jugendbuchabteilung Musikabteilung

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Carl Loewe hat sich mit Vertonungen von Gedichten Johann Wolfgang von Goethes, Adelbert von Chamissos, Theodor Fontanes und vieler anderer Dichter des 19. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Wenige Jahre nach der Erstveröffentlichung der »Heinzelmännchen« (1836) erschien Loewes Vertonung von Kopischs berühmter Ballade. Zu einem wahren Klassiker romantischer Liedkomposition avancierte ein weiteres Gedicht Kopischs, »Der Nöck«, das in der Vertonung Loewes von Hermann Prey, Dietrich Fischer-Dieskau, Thomas Quasthoff und anderen gesungen wurde. August K opisch Unbekannte Briefe August Kopisch · Unbekannte Briefe v on 1827 bis 1852

Herausgegeben und kommentiert von Dieter Richter

»192« Briefeditionen verdanken sich in der Regel bio- pondenz neu veröffentlicht.4 Sie befinden sich den »Schnell­ofen« (Nr. 7 und 8), ferner von 1 jessen 1894, S. 409, 429, 451 (»aus dem Besitz der [1] mit herzlicher Freundschaft »193« grafischer Neugier. Mehr und anders als an­­ heute – zusammen mit einer Reihe von Briefen seinen schriftstellerischen und künstlerischen Witwe Boettichers, bekannt unter dem Schriftstel- August Kopisch lernamen Clarissa Lohde«, ebd., S. 394). An den Hamburger Kaufmann dere Werke verraten Briefe etwas über die verschiedener Absender an Kopisch – in der Arbeiten, von den Mühen der Dante-Überset- 2 ebd., S. 410. ­Ferdinand Matsen in Rom. privaten Lebensumstände eines Autors, sei­­- Biblioteka Jagiellon´ska in Krakau. zung so­­wie seinen organisatorischen Tätigkei- [Umschlag, von Hand des Expedienten] 3 ebd., S. 394–397, 408–410, 415–419, 428–430, Neapel, 3. April 1827 ne Freundschaften und Beziehungen, seine Ein anderer Teil von Kopischs Hinterlassen- ten im Künstlerverein und im Hofmarschall- 439–441, 451–453, 463–465, 475–477, 487–490. Signor Ferdinando Matsen 4 Bornstein 1931, Nr. 236, 257, 269, 270, 275, 279, 311, Tagesstimmungen und aktuellen Beschäfti- schaft verblieb im Besitz der Familie. Aus die­ amt. Wir erfahren dabei, auf wie vielen Feldern Via Croce No. 6, terzo piano 329, 344 (»im Besitz der Preußischen Staatsbiblio- gungen. Selbst Wohn­adres­sen sind bei histo- sem veröffentlichte 1930 der Breslauer Kunst- Kopisch aktiv war: als Schriftsteller, Maler und Neapel den 3. April 1827 thek Berlin«, ebd., S. 661). Roma 5 rischen Personen oft nur aus der Korrespon- historiker Ernst Scheyer in der »Schlesischen Übersetzer, als volkskundlicher Sammler, als 5 ernst Scheyer (Breslau 1900–1995 Detroit) war denz zu ermitteln. Das ist im Fall von August Zeitung«­ auszugsweise vier Briefe Kopischs Modelleur und Erfinder, als Organisator und Kunsthistoriker in Breslau und musste 1933 aus Sehr geehrter lieber Freund, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl Kopisch nicht anders. Hinzu kommt hier, dass aus den Jah­ren 1817 bis 1819.6 1967 folgten aus Intendant von Festen bei Hof oder in geselli- Deutschland emigrieren; über Holland kam er in Mit Beschämung denke ich daran, daß ich von Ossietzky, CS 3: Kopisch: 1-2. – Dem Schreiben die Vereinigten Staaten, wo er zuletzt Professor in Kopischs Nachlass trotz intensiver Recher- Abschriften der verlorenen Originale Auszüge gen Kreisen. Und wir erfahren einiges von nach so vielen angenehmen Stunden, die ich Kopischs angefügt ist eine längere Nachschrift an Detroit war. Vgl. Ulrike Wendland: Biographisches Matsen: »Lieber Ferdinand, Den hier stehenden Brief chen nicht aufzuspüren war. Er kam nach aus sechs Briefen von 1814 bis 1824, vorwie- Kopischs persönlichen Lebensumständen Handbuch deutscher Kunsthistoriker im Exil, Mün- in Ihrem Hause und Ihrer Gesellschaft verlebte, 7 hat mir A. K. heute vor seiner Abreise zur Weiterbe- seinem Tod 1853 über seine Witwe Marie, gebo- gend aus sei­ner Kunstakademie-Zeit. Aus unter der Protektion seines großen Gönners chen 1999, Bd. 2, S. 606–610. nun mein Versprechen, Sie noch in Rom förderung an Dich übergeben [. . .] Dein Freund A.« rene von Sellin (1816–1872), an deren zweiten den Jahren nach Kopischs Rückkehr aus Italien Friedrich Wilhelm iv. Dessen Gunst bringt 6 ernst Scheyer: Breslauer Kunst- und Geistesleben wiederzusehen, nicht erfülle, indem eine Ehemann, den Altertumsforscher und zeitwei- ist bislang nur ein einziger Brief publiziert freilich auch Verpflichtungen mit sich, die vor 100 Jahren. Aus unveröffentlichten Briefen von angenehme Reisegesellschaft mich verleitet, und an August Kopisch. In: Schlesische Zeitung, ligen Direktor der Berliner Skulpturensamm- worden: an den Berliner Kunstsammler und Kopisch in seinen letzten Lebensjahren zuneh- heute nach Sicilien abzureisen. Kopisch hatte von Anfang 1825 bis zum Frühjahr 29. 6. 1930 und 1. 7. 1930 (»mit freundlicher Erlaubnis 1826 in Rom (Via Sistina 107) gelebt und muss in lung Carl Bötticher (1806–1889), der im Jahr 1856 Stifter der Nationalgalerie Joachim Heinrich mend belasten: »[U] nzäh­­­ li­ ges­ liegt angefan- der Besitzerin, Frau Martha Doelecke in Breslau, Es bleibt mir bei dieser raschen Änderung dieser Zeit in der deutsch-römischen Fremden- da­­raus die fünfbändige Ausgabe der »Gesam- Wilhelm Wagener.8 gen und wartet auf beßere Muße«, heißt es in einer Großnichte des Maler-­Dichters«). meines Planes, kaum die Zeit, Sie und Ihre kolonie auch den Adressaten des Briefes ken- melten Werke« edierte. Bötticher heiratete So viel zur Vorgeschichte der folgenden Ar­­ einem seiner letzten Briefe (Nr. 40). 7 Scheyer 1967 (zu den Quellen ebd., S. 77). liebe liebe Frau Gemahlin schriftlich für so nengelernt haben. Es handelt sich um den aus nach dem Tod von Marie Kopisch-Bötticher die beit. Die vorliegende Edition umfasst 47 Briefe 8 verwiebe/Wesenberg 2013, S. 287–289. viele erwiesene Freundschaft und Güte, 9 Für das Zweitlesen meiner Transkriptionen danke Hamburg gebürtigen Kaufmann Ferdinand Mat­ Dichterin Clarissa Lohde (1836–1915), in deren Kopischs aus der Zeit von 1827 bis 1852. Die Zur Edition meiner herzlichen Dankbarkeit zu versichern. ich Frau Astrid Schneider-Kaschke in Syke. sen (1792 – ?) und seine Frau Wilhelmine Marie, Be­­sitz später Kopischs Nachlass überging. bei­den ersten stammen noch aus Neapel, da­­ Die Briefe wurden, sofern nicht anders ver- Ich will hoffen, daß wir nicht für immer geborene Schütze (1798 – 1858; vgl. Friedrich Georg Dazu zählten außer Briefen, Dichtungen, runter ein Brief an August von Platen, in dem merkt, von mir nach den Handschriften tran­ Abschied nehmen, sondern daß wir uns in Buek: Die Hamburgischen Oberalten, Hamburg 9 Deutschland noch irgendwo treffen. Übersetzungen und volkskundlichen Samm- Kopisch von dem Herzensfreund Ab­­schied s­kribiert und in chronologischer Folge ange- 1857, S. 326; Hamburgisches Adressbuch für 1847). lungen auch Kopischs italienische Skizzen­ nimmt und seine Rückkehr nach Deutschland ordnet; vier undatierte Schreiben befinden Wenn Sie nach Hamburg kommen, bitte ich Sie meinen lieben Freund Nicolaus Hudtwalker und Zur Zeit der Abfassung des Briefes lebte Kopisch bücher und Notizhefte.1 Das Skizzenbuch der mit hochgemuten Hoffnungen auf eine künst- sich am Ende der Sammlung. Die Abkürzungen Herrn J. B. Crusen herzlich von mir zu grüßen. seit etwa einem Jahr in Neapel. Sizilienreise hatte Bötticher dem Architekten lerische Kar­riere in Berlin rechtfertigt (Nr. 2). wurden aufgelöst, originale Orthografie und Ich lege die versprochene Abschrift des est est und preußischen Hofbaumeister Reinhold Die beiden folgenden Schreiben markieren Zeichensetzung beibehalten. Ergänzungen des heute nach Sicilien abzureisen: Kopisch kam im est bei, welche Sie an manche fröhliche Stunde Persius (1835–1912) vermacht.2 Aus diesem die Stationen die­ser Rückkehr: In Weimar Herausgebers sind mit eckigen Klammern Juni aus Sizilien zurück. errinnern mag. Gedenken Sie meiner in Monte­ Nachlass teilte dann 1894 der Lehrer und Jour- sucht Kopisch um eine Audienz bei Johann markiert. Der Kommentar vermerkt die Fund- fiascone, ich werde in [sic] süßem Syracusaner Nicolaus Hudtwalcker: Hamburger Versicherungs- nalist Otto Jessen in der Berliner illustrierten Wolfgang von Goethe nach (Nr. 3), vergeblich; stellen und gibt nähere Erläuterungen zum auf Ihr beiderseitiges Wohlsein trinken. Ich bitte makler, Kunstmäzen und Mitstifter der Hambur- Wochen­­ ­schrift »Der Bär« eine Auswahl von in Berlin wird er vom Kronprinzen empfangen, Verständnis der Texte. mich Ihrem Herrn Onkel bestens zu empfehlen. ger Kunsthalle (1791–1863; vgl. Geneaologisches 14 Brie­­fen Kopischs mit, zum Teil in Auszügen; überreicht ihm ein Modell der Insel Capri Diesen sehe ich bestimmt in Neapel wieder. Handbuch bürgerlicher Familien, Görlitz 1911, Bd. 19, sie stammen aus den italienischen Jahren des (Nr. 4). Über die Breslauer Interimsjahre und Ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn nochmals S. 115) Dichters und waren an dessen Mutter und Kopischs Aktivitäten im dortigen Künst­ler­ dankbar empfohlen, wage ich noch die Hoff­ die versprochene Abschrift des est est est: b- e den Freund August von Platen gerichtet.3 Die verein gibt ein Brief an Heinrich Hoffmann von nung auszusprechen, daß Sie mir dann und zieht sich auf Kopischs Gedicht »Est, Est, Est!« Briefe an Platen kamen später in den Besitz Fallersleben Auskunft (Nr. 5). wann auf ein Briefchen an[t]worten und mir von (Kopisch 1856, Bd. 1, S. 415–418) über die bekannte der Staatsbibliothek zu Berlin und wurden 1931 Im Jahr 1833 zieht Kopisch dann von Breslau Zeit [zu Zeit] einige Nachrichten über Ihr Befin­ Entstehungslegende des gleichnamigen Weines aus deren Beständen von Paul Bornstein in nach Berlin, die folgenden Briefe berichten den nicht versagen werden. Leben Sie wohl! von Montefiascone seiner kritischen Edition der Platen-Korres- von seinen Bemühungen um das Patent für Reisen Sie glücklich! August Kopisch · Unbekannte Briefe v on 1827 bis 1852 Herausgegeben und kommentiert von Dieter Richter

»194« [2] sobald ich mir nur erst bestimmtere Verhältniße darangehn und mir den Berg der grade ruht, Umlauf: »Du wollest katholisch werden[«], haben. Ich hatte so Vieles zu Haus zu thun [Umschlag] »195« begründet; daß ich hiermit nicht das finanzielle von allen Seiten besehn und zeichnen. ­welches die sich intereßierende Dame nicht und muß nun meiner Gesundheit wegen herum­ An den Dichter August Graf Al nobil uomo allein sondern auch artistische meine, wirst Diese rilievos sind äußerst mühsam, sehen glauben kann und so, nähere Erkundigungen laufen. Unter Andern hat mir Semler wieder Il Signor Conte Augusto di Platen von Platen in Ancona. du mir zutrauen. Ich möchte gern dort sehn:  aber zulezt recht lustig aus und haben, wie ich einzuziehen, sich gedrungen fühlt. Ich antwor­ geschrieben, sehr betrübt, daß ich ihn Jahre Ancona Neapel, 17. Juli und 25. Juli 1829 was man allenfalls praktisch durchsezen sie behandle, etwas Malerisches, welches tete natürlich: daß ich Dir wenig Anlage zu lang ohne Antwort gelaßen. Versicherungen könnte und wie die Sachen jezt eigentlich allgemein gefällt, dabei habe ich eine Manier einem guten Katholicken zutraute da das freie fügt er bei, daß er nie gegen Dich geschrieben Neapel den 17. Juli 1829 stehen oder gähren, nun Spontinis Contract sie leicht zu formen so daß, wenn erst eines Schöne seit lange[m] Deine Religion wäre und habe, auch höre ich [von] Berlinern, daß er Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main, bald nicht mehr im Wege sein wird. Ich träume gebildet ist, ich immer sogleich acht Louisd’or Dir das »Seid vollkommen«, das schönste Wort Dich überall herumlobt. Hs. 15291. – Der Brief wurde 1963 bei einer Auktion bei J. A. Stargardt erworben. – Nach Ausweis der Die Unbestimmtheit Deiner Adresse und etwas von einem Karnevalslustspiel in Masken, aus der Form nehme als wäre sie ein Münz­ der Bibel schiene. Von meiner Antwort schien Ich bin neugierig wie mir Berlin nach Neapel Poststempel auf dem Umschlag ging das Schreiben auch meines Zustandes ließ mich so lange womit vielleicht einer freieren Art die Bahn stock. Dies ist für einen lahmen Krüppel wie die junge Dame sehr erfreut und beruhigt. schmecken werde? So recht wahrscheinlich am 25. Juli in Neapel ab und traf am 30. Juli in schweigen; doch war ich eben im Begriff Dir geöffnet werden könnte. [m] ich gewiß eine gute Erfindung. Die Insel Sie brennt vor Begierde Dich kennen zu lernen. nicht. Indeß wird dort vie[les], wenn auch nicht Ancona ein. Platen antwortete am 6. August 1829 zu schreiben als mich Dein Brief um so mehr Sollten sich die Dinge in Berlin wider Erwartung Capri habe ich jezt aufs Höchste verbeßert und Ich habe von ihr »Die Hohenstaufen« geliehen immer Schönes, gethan. aus Ancona (Bornstein 1931, Nr. 368). zur Antwort aufforderte. Was den Kronprinzen anders stellen, so würde ich dem Kronprinzen bin eben im Prägen, meine Kasse hat es sehr erhalten. Ich wollte v. Raumer hätte schlichter Hier hat man jezt Carl III und des vorigen Königs betrifft: er scheint mir so gewogen daß ich einige kleine epische Gedichte, Sizilien nöthig. erzählt und weniger Motive gesucht, was nach koloßale Reiter-Statuen von Canova beide Kopisch und Platen hatten sich im Juli 1827, nach wohl keine Fehlbitte bei ihm thun würde selbst betreffend, schicken und ihn auffordern mich Für den Kronprinzen habe ich zwei Portraits zu so viel Jahrhunderten doch sehr mißlich ausfal­ zusammen in die Stadt gebracht. Diese Kopischs Rückkehr aus Sizilien, in Neapel ken- wenn ich meinen Auffenthalt in Neapel oder bei einem größeren Werk »Die Vertreibung malen, die ich mit Schmerzen zu Stande bringe, len muß. Hie und da ist sein Buch wie ein erlauchte Cavallerie nahm sich unter der vielen nengelernt; ihre kurze Freundschaft (Platen ver- Sizilien verlängern wollte; allein er sieht es der Sarazenen durch Ruggiero« zu unterstüzen ohne dabei zu gewinnen, zugleich ist mir noch Verhör. Den kritischen Theil hätte er separat andern marschierend fast gespenstisch aus ließ Neapel am 20. November 1827) war geprägt jedenfalls lieber wenn ich bald nach Berlin welches ich auch nicht aufgeben will wenn immer Angst, daß meine lahme Hand mir geben können, für die Zweifler, dem Werk fehlt besonders da die beiden seeligen Könige sehr durch gegenseitige Bewunderung, aber auch komme und hat dies sogar neuerdings eigends ich auch nach Berlin gehe. Schande mache, von welcher Hand der Prinz die Muse es ist zuviel Arbeit drinn geblieben, lebhaft kommandieren. Carl III sah aus als wenn durch Spannungen und Eifersüchteleien. Platen gegen v. Arnim ausgesprochen. Schön wäre es freilich und wie schön, wenn nichts weiß. Troz dieser hat meine erquälte dabei bleibt es immer sehr intereßant für den er Manches zu errinnern hätte. Das grüne Erz suchte, müde vom bloßen »Wollustrausch«, in Was noch ein Geheimniß bleiben soll: v. Arnim wir zusammen Sizilien und die Inseln dort Landschaft ihn, wie v. Arnim mir schreibt, wirk­ der die Mühe nicht scheut sich daraus zu unter­ machte ihr Ansehn noch sonderbarer. Jezt zer­ der Begegnung mit dem drei Jahre Jüngeren eine wird (sobald sein Freund v. Redern die Theater­ alle bereisen könnten! Doch – Berlin liegt ja lich entzückt und er läßt sie copieren und litho­ richten. Einige Theile sind auch schöner als das bricht man sich den Kopf darüber wie man sie kongeniale Beziehung (»An August Kopisch«, intendantur­ behält) nach dem ausdrücklichen nicht außer der Welt und in 14 Tagen kann graphieren. Sollte er mir aber wieder etwas der Ganze. – Waiblinger der hier ist will Manfred aufs Postament setzen möge. Zwei wohlfeile 1827); auch Kopisch verliebte sich sogleich lei- Wunsch des Kronprinzen, wirklicher Kammer­ man wieder in Rom sein. Art auftragen – ich könnte es nicht annehmen bearbeiten. Seine Gedichte aus Rom habe ich Gerüste sind fertig und unbrauchbar. Sie denschaftlich (»Laß uns pflücken die Lust, wel- herr der Kronprinzessin. v. Arnims Schwager Daß Du mir den Oedipus nicht geschickt hast, weil es meine Zeit verdirbt und ich mich zu sehr kürzlich gelesen. Besonders haben sie mir nicht kommen vor die Kirche ex voto. Beide sind nicht che die Hore beut [. . .]«), entzog sich aber bald ist Oberzeremonienmeister. Alles dieses eröff­ ist schlimm. Hast Du ihn in Ancona so schicke dabei abplage. gefallen, originell eitel finde ich es aber daß er besonders schön. Camarano hat wieder ein Platens Werben und seiner »Einladung nach Sor­ net mir angenehme Aussichten; da v. Arnim mir ihn noch, ich bin sehr ungeduldig darauf Als ich neulich am Posilipp hinfuhr, dachte ich sich in einigen selber die cour macht oder Stück geschrieben, bei Gelegenheit des Luft­ rent«. Mit dem vorliegenden Brief begräbt Ko- zu­­gleich es lebhaft wünscht mich in jenen Kreis und Taxis wird wohl nicht kommen, der mir ihn der schönen Morgen, die ich mit Dir auf und in vielmehr Mädchen vorstellt die ihm die cour ballons in drei Tagen. Acht Tage darauf wurde pisch endgültig Platens Hoffnungen auf eine zu ziehen, nicht unter dem Titel einer Anstel­ gewiß mitgebracht hätte. Eben sende ich ein dem schönen Element verlebte, ich fühlte mich machen. Seine deutsche Liebe ist übrigens eine es gegeben. Bei uns kostete dergleichen immer gemeinsame Zukunft der Freunde in Italien; er lung; sondern ungebundener, sorgloser. Gedicht an leztern. Viel habe ich zeither nicht recht einsam und ging im Mondschein lange auf Kutscherstochter die in mehreren Familien als ein halbes Jahr Zeit, ehe es einstudiert würde. teilt Platen seine bevorstehende Abreise nach Mein Plan ist demnach hinzugehen, sobald gemacht, da ich mit andern Arbeiten und Kom­ und ab in der villa reale, in Gedanken an Dich. Kammerjungfer gedient hat. Ich mußte recht Pulcinell hat als Luftschiffer Besizungen in der Deutschland mit. Platen reagiert darauf bitter in v. Redern und v. Arnim fest auf ihrer Stelle sind, missionen von Berlin überhäuft war; auch ver­ – Vielleicht sehen wir uns bald wieder in Vene­ lachen als dieß sich in einem Streit über die Luft und Geld in einer Wolke verscharrt und seiner Ode »An August Kopisch« von 1829 (zu den welches sich binnen kurzem entscheiden soll. derbe ich viel Zeit mit Träumen für die Zukunft. dig oder – hier? Zartheit dieser Liebe entwickelte. macht damit drei Weibern die Köpfe verwirrt, Gedichten vgl. Kopisch 1856, Bd. 3, S. 62–72; Pla- Da meine Gesundheit sich vollkommen wieder Ein Trauerspiel »Die Tochter Jephtah« kann Eine junge Dame hat mich im Namen einer die ihn alle drei heirathen wollen. Der Bisce­ tens Werke, hg. von Georg A. Wolff und Viktor befestigt hat, fürchte ich den Klimawechsel seine rechte Gestalt noch nicht gewinnen. Andern sehr umständlich um Deinen Charackter Den 25. Juli. Ich wurde neulich am Weiter­ gliese ist appassiunato für die Luftschifferei Schweizer, Leipzig und Wien [1895], Bd. 1, S. 178– nicht. Er hat selbst dem kranken Grospietsch, Eine Lustreise, die ich mit dem Gesandten und Dein Leben befragt, nähmlich die junge schreiben gehindert und bin darauf einige Tage und spielt wie gewöhnlich vortrefflich. Ein Luft­ 181, 185 f., 193 f. Zu den Briefen vgl. Bornstein 1931, der nun auch in Berlin ist, wohlgethan, obwohl und seiner Familie nach Capri und Sorrent Gräfinn Voß ein sehr liebenswürdiges Mädchen krank gewesen welches ich schlechtem Weine schiffer ist Liebhaber. Ich muß schließen. Lebe Nr. 236, 237, 270, 275, 276, 279, 311, 328, 329, 344, derselbe acht Jahr[e] in Italien verlebt und er machte, hat eine Art Reiseidylle gegeben. von 17 Jahren. Die andre Dame soll zwanzig­ zuschreibe. Nun bin ich zwar hergestellt; wohl und laße bald von Dir hören 368, sowie Peter Bumm [Hg.]: Der Briefwechsel sogar im Winter dort ankam. Ich gehe indeß Zwei Gedichte an Arnim sind auch entstanden. jährig sein, in Deutschland leben, sehr geistvoll aber doch noch sehr matt, so daß ich Mehreres des Grafen August von Platen, Paderborn 1995, Deinen mit dem bestimmten Vorsaz dahin, bald eine Ein rilievo vom Vesuv soll mir für diesen Sommer und Dir auch in andrer Hinsicht verwandt sein. das ich ausgesonnen nicht zu Papier bringen Bd. 5, Nr. NG 22; ferner Platen 1900, S. 837–842). Kopisch zweite Reise nach Italien zu unternehmen; zu leben schaffen. Künftige Woche will ich Von Dir ist das unbegreifliche Gerücht im kann – Du würdest sonst auch Etwas erhalten Das Leben August K opischs · Eine Chronologie

Zusammengestellt von Franziska Lietzmann

»234« 1799 Neben seinem Studium berät Kopisch 1818 1823 Besuch der Abendgesellschaften des Unter dem Einfluss Platens intensiviert »235« Breslauer Sammler beim Ankauf von Kunst­ preußischen Gesandten Christian Karl Josias Kopisch sein Griechischstudium und verfasst August Kopisch wird am 26. Mai als werken. Kopisch ist Mitglied der Wiener »Unsinns­ Infolge der Verletzung gibt Kopisch von Bunsen und Bekanntschaft mit den Gedichte im Stil antiker Oden. Kopisch zweiter Sohn des Kaufmanns Christian Gottlieb gesellschaft«, eines Künstlerkreises um die Malerei zunächst auf und wendet sich Malern Ludwig Richter, Joseph Anton Koch, unterrichtet Platen im Schwimmen. Beide Kopisch und seiner Ehefrau Johanne Beate, 1816 den Komponisten Franz Schubert und verstärkt der Dichtkunst zu. Ernst Ferdinand Oehme und Julius Schnorr unterhalten in Neapel Kontakte zu dem Maler geborene Scholz, in Breslau geboren. den Maler Leopold Kupelwieser, dem auch von Carolsfeld, mit dem Musiker Karl Gottlieb Carl Götzloff und dem Theologen und Pädago- Im Frühsommer ist er zur Kur in Teplitz, Kopischs Interessen gelten sowohl der sein Freund Kloeber angehört. Unter dem Freudenberg und dem Bildhauer Bertel gen Gustav Gündel. um seine Hand und seine Gicht behandeln Bis 1815 bildenden Kunst als auch der Poesie, ins­ Scherznamen »Galimathias Hirngespinst« Thorvaldsen. zu lassen. Wiedersehen mit Florian Grospietsch. besondere dem Volkslied und der Ballade. fertigt Kopisch drei aquarellierte Illustrationen Der in Rom lebende Komponist Carl Gottlieb Kopisch zeigt früh eine Neigung Er begeistert sich für das vermeintlich für die hand­­geschriebene Zeitung »Archiv des Bekanntschaft mit Heinrich Alexander von 1824 Reissiger vertont Kopischs Trinklied »Historie zum Malen und Zeichnen. altgäli­­sche Epos »Ossian« und verfasst menschlichen Unsinns« (Kat. 18–20). Arnim, Legationssekretär der preußischen von Noah« (Kat. 21). Gedichte. Gesandtschaft in Neapel. Mit neun Jahren schreibt er erste Kopisch kopiert Gemälde von Annibale Im Frühjahr verlässt Kopisch Dresden Gedichte und Fabeln. Kurzer Aufenthalt in Wien. Carracci, Anthonis van Dyck und Tizian. und geht zunächst nach Prag. 1826 Am 20. November verlässt Platen Neapel.

Er besucht das von Johann Kaspar Bekanntschaft mit dem Maler Joseph Führich. Im Frühsommer stellt Kopisch einige Kreide- Im Oktober hält er sich in Nürnberg auf Nach Ostern verlässt Kopisch Rom; im April 1828 Friedrich Manso geleitete humanistische zeichnungen auf der ersten Kunstausstellung und befreundet sich mit dem Architekten Ankunft in Neapel. Gymnasium Magdalenäum in Breslau, 1817 der Schlesischen Gesellschaft für vaterlän­ und Bauhistoriker Karl Alexander von Heide- Im März ist Kopisch Augenzeuge des Vesuv­ ist Schüler beim dortigen Zeichenlehrer dische Kultur in Breslau aus. loff. Er reist weiter über München, Augsburg Im August Ausflug mit dem Maler Ernst ausbruchs. Seine Eindrücke hält er malerisch Joseph Kalter und nimmt an der Breslauer Im Mai Bekanntschaft mit Joseph Georg und Stuttgart nach Straßburg. Besuch des Fries auf die Insel Capri. Dort Unterkunft in und schriftlich fest (Kat. 3 und 92). Kunst- und Bauschule Unterricht bei dem Meinert, Professor für Ästhetik an der 1819 Straßburger Münsters und Bekanntschaft der Locanda von Don Giuseppe Pagano. Bildhauer Joseph Matters­berger. Zu seinen Univer­­sität Prag und Sammler schlesischer mit dem Maler Johann Friedrich Helmsdorf. Am 17. August Wiederentdeckung der Blauen Im April Bekanntschaft mit dem Maler und Mitschülern gehören der angehende Dichter Sagen und Lieder, sowie mit dem Theologen In der Nacht vom 4. zum 5. Januar stirbt der Weiterreise über Lyon nach Avignon und Grotte (Grotta Azzurra). Kopisch und Fries Schriftsteller Karl Bähr und dem Maler Carl und Schauspieler Karl von Holtei und der und Mathematiker Bernard Bolzano. Vater, Christian Gottlieb Kopisch, in Breslau. Fontaine-de-Vaucluse. Dort besucht er die halten die Grotte in Skizzen fest. Oesterley in Neapel. spätere Maler und Lithograf Karl Schwindt. Wohn- und Wirkstätten Francesco Petrarcas Kopisch bricht sein Studium ab und verlässt Bis zum Mai ist Kopisch in Wien. Vom 25. bis 29. Juni begleitet Kopisch die und ist begeistert vom Naturschauspiel der 1827 Prag am 26. Mai. Familie des preußischen Gesandten am 1815 Rückkehr nach Breslau, wo er bis 1821 bleibt. Sorgue-­Quelle. Im Dezember erreicht Kopisch neapolitanischen Hof, August Ernst Graf von Er reist von Prag über Adersbach nach Marseille und reist über Toulon, Hyères, Bekanntschaft mit dem Opernkomponisten Aufträge für Porträtarbeiten. Voß, bei einem Ausflug nach Capri. Mit 15 Jahren verlässt Kopisch Breslau Breslau, wo er bis zum Oktober bleibt. Fréjus, Cannes und Nizza nach Genua. Gaetano Donizetti, dessen Oper Otto mesi in ohne Abschlussprüfung. due ore ossia Gli esiliati in Siberia er übersetzt Anfang Juli fährt Kopisch mit Fürst Maximilian Ab Oktober Studium der Malerei an 1821 1825 (»Elisa. Romantisches Melodram in drei von Thurn und Taxis und Heinrich Joseph La Kurzer Aufenthalt in Dresden. der Kunst­­akademie Wien, unter anderem Akten«). Rosée nach Capri; Besuch der Blauen Grotte. bei Heinrich Friedrich Füger. Zu Kopischs Kopisch verlässt Breslau. Auf Empfehlung von Mattersberger beginnt Im Januar Ankunft in Rom. Kommilitonen zählt der ebenfalls aus Breslau Im April reist Kopisch von Neapel in Richtung Bekanntschaft mit dem Maler Moritz Rugendas er im Januar, an der Prager Kunstakademie Ab August ist er in Dresden und studiert stammende Maler August von Kloeber. Am 4. Februar schreibt Kopisch aus Rom Sizilien. Besteigung des Ätna. Kopisch beendet in Neapel. Malerei bei Joseph Bergler zu studieren. an der Kunstakademie bei Johann Friedrich an seine Mutter, dass er ein Werk für die das Drama »Chrimhild«. Entwürfe zu einem Matthäi. Vom 7. bis 20. November Aufenthalt des In Prag befreundet sich Kopisch unter 1817–1819 Kunst­aus­stellung in Breslau begonnen habe. epischen Gedicht über die Normannen auf preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in anderem mit den Malern Florian Grospietsch, In Dresden Bekanntschaft mit dem literari- Sizilien. Er arbeitet an einem Drama, möglicher­- Neapel. Bei einem Ausflug des Kronprinzen Franz Kadlik, Franz Nadorp und Joseph Unter dem Einfluss des Philologen und schen Kreis um Ludwig Tieck. weise »Chrimhild«. Im Juni Rückkehr nach Neapel. Im Haus des zum Vesuv am 13. November trägt Kopisch ein Quaisser. Sammlers serbischer Volkspoesie Vuk Im Dezember stürzt Kopisch beim Schlitt- Geheimrates Karl Wilhelm Salomo Semler Gedicht zu Ehren der Kronprinzessin Elisabeth Stefanovi´c Karadˇzi´c vertieft Kopisch seine Kopisch wohnt in der Via Felice Aufenthalt in Karlsbad. schuhlaufen auf dem Eis und verletzt sich begegnet Kopisch am 8. Juli dem Dichter vor und erringt damit die Gunst des Kronprin- Kenntnis des Volksliedes. (heute Via Sistina) 107 im Künstlerviertel die rechte Hand. August von Platen, mit dem er sich anfreundet. zen. Auf einem Fest am 18. November lässt er bei Trinità dei Monti. Der aus Breslau stammende August Kopisch (1799 – 1853) war einer der viel­ seitigsten Künstler des 19. Jahrhunderts. Wie kein Zweiter hat Kopisch in seinem Werk Malerei, Dichtung, Forschergeist und Erfindungskraft vereint. Er machte sich einen Namen, als er 1826 auf der Insel Capri die Blaue Grotte entdeckte, die seither ein Magnet für Touristen ist. Als Maler schuf Kopisch Bilder von ganz eigener poetischer Strahlkraft. Magisches Sehnsuchtsblau oder schwelge­risches Sonnenuntergangsrot waren seine bevorzugten Farben, mit denen er Lichtphänomene eindrucksvoll wiedergab. Zu seinen literarischen Hauptwerken zählt die metrische Übersetzung von Dantes »Göttlicher Komödie«. Am bekanntesten sollte jedoch sein bis heute beliebtes Gedicht »Die Heinzel­ männchen« werden. Diese Publikation gibt erstmals einen Überblick über das in seiner Viel­falt einzigartige Werk von August Kopisch, das neben farbintensiven­ Gemälden, Zeichnungen, Dichtungen, Übersetzungen und Briefen auch Erfindungen wie den sogenannten Schnellofen umfasst.

sandstein ISBN 978-3-95498-217-2