Bernhard Herold und Dagmar Kopše

Quer durch die Julischen Alpen

Vom Triglav-Nationalpark Sloweniens in die Voralpen des Friaul

Ein Wanderführer im Rotpunktverlag Quer durch die Julischen Alpen

Vom Triglav-Nationalpark Sloweniens in die Voralpen des Friaul

3 Vorwort

Naturpunkt-Fachbeirat Es gibt Orte, die faszinieren, weil sie von Grund auf anders zu sein schei- Daniel Anker, Thomas Bachmann, Markus Kaufmann, Markus Lüthi, nen, und andere, die bezaubern, weil sie auf Anhieb vertraut und fast wie Dominik Siegrist, Marco Volken der Heimatort wirken.

Die Neugier auf einen unbekannten Teil des Alpenbogens, die Lust, in die Geschichte und die Geschichten eines Raumes einzutauchen, den sich drei verschiedene Kulturen teilen, hat uns dazu bewogen, diesen Wanderführer zu schreiben. In Erinnerung an Benon J. Kopše Der Verwunderung der Einheimischen über unser Unterwegssein in den Julischen Alpen, wo wir doch als Schweizer selber so viele und erst noch Vorwort höhere Berge hätten, folgten angeregte Gespräche und Freude über unser Interesse. Sanfte Gletschertäler und schroffe Kalkwände, Hochplateaus aus Karstge- stein, aus dem Fels schießende Wasserfälle, tiefe Schluchten: Die Julischen Alpen sind ein Gebirge mit fantastischen Wandermöglichkeiten. Vieles ist uns irgendwie vertraut vorgekommen, über anderes haben wir gestaunt. Immer haben wir uns willkommen und aufgenommen gefühlt. Uns ist es ergangen wie im vorangestellten Zitat von Claudio Magris: Wir Umschlagbild: Špik von Gozd-Martuljek aus; haben Orte kennengelernt, die uns mit ihrem kulturellen Reichtum, den im Vordergrund eine typische Heuharpfe des Savatals. vielfältigen Landschaften und der herzlichen Gastfreundschaft fasziniert und bezaubert haben.

Dagmar Kopše und Bernhard Herold März 2014

© 2014 Rotpunktverlag, Zürich www.rotpunktverlag.ch www.wanderweb.ch

Bildbearbeitung: typopoint Ostfildern Geodaten: © 2014 OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL Routenskizzen: Rolle-Kartografie, Holzkirchen, www.rolle-kartografie.de Druck und Bindung: Westermann Druck Zwickau GmbH

ISBN 978-3-85869-595-6 1. Auflage 2014

5 Route 10 Gozd-Martuljek–Zgornji Martuljkov slap ...... 152 Route 11 Mihov dom–Špik–Kranjska Gora ...... 154 Inhalt Route 12 Rateče–Peč/Monte Forno/Ofen ...... 156

Vorwort ...... 5 13 Eine Diagonale durch die Julier Geleitwort ...... 8 Route 13 Mojstrana–Triglav–San Pietro al Natisone ...... 158 Einleitung ...... 9 Von »Freunden des Triglav« zu Bezwingern von Himalaya-Gipfeln . . . 176 Zum Gebrauch des Führers ...... 25 14–15 An der Via Iulia Augusta Gastgebertradition am Fuße der Julischen Alpen Gemona und Venzone ...... 184 Auf nach Bled ...... 32 Route 14 Gemona–Monte Cuarnan ...... 186 Wasser – Luft – Licht ...... 36 Das Friaul – vom Zentrum zur Randregion ...... 188 1 Mitten durch den Nationalpark Triglav Route 15 Gemona–Monte Chiampòn–Venzone ...... 190 L’Orcolat – Das Erdbeben im Friaul von 1976 ...... 192 Route 1 Bled–Triglav– ...... 38 Inhalt Der Nationalpark Triglav ...... 54 16–18 Ein kurzes Tal mit vielen Namen 2–4 Versunkene Täler und wilde Schluchten Val Canale – Kanalska dolina – Val Cjanâl – Kanaltal ...... 198 Das Trentatal und das Tal der Koritnica ...... 62 Route 16 Fusine–Laghi di Fusine–Rifugio Zacchi ...... 204 Route 2 Koča na Mangartu–Mangart ...... 68 Route 17 Tarvisio–Capanna Cinque Punte–Cave del Predil . . . . 207 »Nichts kommt in meinem Herzen den Julischen Alpen gleich« . . . . . 70 Glück auf – Glück ab ...... 210 Route 3 Bovec–Svinjak ...... 72 Route 18 Sella Nevea–Montasio–Chiusaforte ...... 212 Route 4 Bovec–Rombon ...... 74 Bergküche und Hügelweine ...... 218 Lesezirkel, Kirchenmalerei und Punkrock ...... 76 19 Die Tour der Extreme 5 Durch das wilde Resiatal Route 19 Malborghetto–Jôf Fuart–Krn–Tolmin ...... 220 Route 5 Bovec–Prato di Resia–Venzone ...... 78 Die tiefen Wunden des »Großen Krieges« ...... 240 Der Naturpark der Julischen Voralpen ...... 90 20 Im Tal des Smaragdflusses Buchstabensuppe im Resiatal ...... 92 Das Sočatal zwischen Kobarid und Most na Soči ...... 249 6–7 Verträumte Dörfer Route 20 Podbrdo–Planina Razor–Čadrg–Tolmin ...... 254 Die Talschaft Bohinj ...... 100 Eine archäologische Schatztruhe ...... 258 Route 6 Ribčev Laz–Slap Savica–Ukanc ...... 103 21 Gratwegs von Slowenien nach Italien Route 7 Stara Fužina–Pršivec–Krstenica ...... 105 Route 21 Kobarid–Stol–Tarcento ...... 260 Sir, skuta in kislo mleko – Käse, Quark und Sauermilch ...... 110 Von goldenen Hörnern und verdrehten Füssen ...... 270

8 Gratwanderung entlang der Rapallogrenze 22 An der Grenze Richtung Süden Route 8 Podbrdo–Dolič–Vršič–Rateče ...... 112 Route 22 Kobarid–Kolovrat–Nova Gorica ...... 272 Das Leben im Sočatal unter italienischer Besetzung ...... 132 Grenzgeschichten ...... 284 9–12 Bergsteiger, Skispringer und Oberkrainer Das obere Savatal ...... 141 Nützliche Hinweise von A bis Z ...... 288 Route 9 Jesenice–Dovška Baba–Mojstrana ...... 144 Ortsverzeichnis ...... 298 Das Türmchen aus Blech ...... 146 Literaturverzeichnis ...... 300 Von der Eisenzeit ins Industriezeitalter ...... 150 Bildnachweis ...... 302 Dank ...... 303

6 7 Geleitwort Einleitung

Die Julischen Alpen gehören zu den schöns- ren Konflikten gezeichnet war, deren Das Gebirgsmassiv der Julischen Alpen be- 11 »Willkommen« heißt es auf ten und eindrücklichsten Gebirgen in den Spuren bis heute sichtbar sind. deckt den nordwestlichen Teil Sloweniens einem Stein vor der Prehodavci- Hütte. Alpen. Trotz ihrer Lage ganz im Südosten Die täglichen Kontakte haben die Mitarbei- und den nordöstlichsten Teil Italiens und des Alpenbogens und der Tatsache, dass ih- tenden der beiden Schutzgebiete zusam- umfasst, mit allen Ausläufern, eine Gesamt- 5 Der massive Prisank (auch Prisojnik, 2547 m) ist mit re höchsten Gipfel keine 3000 m. ü. M. errei- mengeschweißt. Dies fördert den Austausch fläche von etwa 4400 Quadratkilometern. Bergwegen und Klettersteigen gut chen, sind die Julischen Alpen bekannt für von Ideen und gemeinsamen Initiativen und Im Norden wird es von den Karawanken und erschlossen (siehe Route 8). ihre imposanten, freundlich wirkenden hell- hilft mit, die Botschaft der grenzüberschrei- den Karnischen Alpen nach Österreich hin grauen Kalkfelsen, und deshalb attraktiv tenden Zusammenarbeit in der lokalen Be- abgegrenzt. Im Südwesten und Süden geht als Tourismusdestination und Wanderge- völkerung zu verankern. es über in die Julischen Voralpen und die biet. Vor über hundert Jahren schrieb der Dieser Führer wird mithelfen, diese Bemü- friulanische Ebene. Im Osten, jenseits des Einleitung Bergsteiger und Schriftsteller Julius Kugy hungen umzusetzen: Er spannt einen Faden Savatals, ist die Grenze zu den Kamniker sieben Bücher allein über die Julischen Al- zwischen Bohinj und Venzone und unter- Alpen. In diesem Dreiländereck treffen sich pen. Es lag ihm fern, dieses Bergmassiv in stützt damit die Zielsetzung, die beiden Ge- drei europäische Sprach- und Völker­ West und Ost oder in eine slowenische und biete näher zusammenzubringen. Den Be- gruppen: Germanen, Romanen und Slawen. eine italienische Region zu spalten. schreibungen im Buch folgend, begeben Sie Es werden gebietsweise bis zu vier Spra- Dieselbe Idee haben wir heute im Rahmen sich auf Wanderschaft und lernen die Ge- chen gesprochen: Italienisch, Slowenisch, der »Grenzüberschreitenden Umweltregion gend vertieft kennen: Wege, Landschaften, Deutsch und Furlanisch. Wenn von letzterer Julische Alpen«: Natur ohne Grenzen, Eu- Dörfer, Berge, Gewässer, Hütten, Gastrono- Sprache die Rede ist, wird in diesem Buch ropa ohne Grenzen. Dies ist auch das Ziel mie, Blumen, Tiere, Geschichte, Geologie das Adjektiv »furlanisch«, abgeleitet von des Wanderführers, den Sie vor sich haben. und vieles mehr. Ob Sie in den Julischen Al- Furlan, in allen anderen Zusammenhängen Die Idee der grenzüberschreitenden Zu- pen ein paar Stunden, einen Tag oder viele das Adjektiv »friulanisch«, abgeleitet von sammenarbeit inspirierte den Nationalpark Tage zu Fuß unterwegs sein wollen: Verges- Friûl, verwendet. Triglav und den Naturpark der Julischen sen Sie auf keinen Fall, diesen Wanderfüh- In diesem Gebiet trafen wäh- Voralpen in den letzten fünfzehn Jahren zu rer in Ihren Rucksack zu packen, er wird rend eines halben Jahr­ immer besserem gegenseitigem Kennen- Ihnen für eine unvergessliche grenzüber- hunderts zwei Gesellschafts- lernen und zu immer intensiverer Zusam- schreitende Erfahrung nützlich sein! ordnungen aufeinander: die menarbeit. Die beiden Schutzgebiete haben kommunistisch-sozialisti- zusammen verschiedene Aktivitäten und Stefano Santi sche und die demokratisch- Projekte im Rahmen des Parkmanage- Direktor Naturpark der Julischen Voralpen kapitalistische. Der Eiserne ments, der Umweltbildung, der Tourismus- Vorhang wurde zu einer Rea- vermarktung und der lokalen Entwicklung Martin Šolar lität, welche den Raum in ei- erarbeitet. Im Jahr 2009 erhielten sie dafür Direktor Nationalpark Triglav (2009–2013) ner Weise trennte, die bis von der »Föderation Europarc« das Zertifi- heute nachwirkt. Feststellen kat als »Grenzüberschreitender Park«. kann man dies unter anderem Diese Anerkennung ist von großer Bedeu- daran, dass es zwischen Slo- tung, vor allem weil sie eine Gegend be- wenien und Italien keinen trifft, die während vieler Jahre von schwe- grenzüberschreitenden öf-

8 9 fentlichen Verkehr mehr gibt. Gab es bis zum riker. Diese zogen im Jahr 186 v.u.Z. gegen tum mit Cividale als Hauptstadt (siehe S. 174). 5 Der Fürstenstein diente der Zweiten Weltkrieg und zum Teil noch etwas Italien, wurden aber von den Römern aufge- Mit den Slawen, die sich im Osten des Her- rituellen Einsetzung der Fürsten von Karantanien. Als die sloweni- darüber hinaus Zugverbindungen von Jese- halten, die das heutige Friaul eroberten und zogtums in den Natisonetälern und im sche Regierung den Fürstenstein nice nach Triest oder von Jesenice nach Tar- die später sehr wichtige Siedlung Aquileia Sočatal niedergelassen hatten, herrschte auf der 2-Cent-Münze abbildete, visio und Udine oder von Kobarid nach Civi- gründeten. Zwischen den Römern und Nori- friedliche Koexistenz. Gleichzeitig bildete ließ ihn Landeshauptmann Haider demonstrativ im Foyer der Kärnt- dale del Friuli, so existieren heute keine mehr. cum bestanden enge Handelsbeziehungen. sich die slowenisch-furlanische Sprachgren- ner Landesregierung aufstellen. Busverbindungen von Slowenien nach Italien Etwa 50 v.u.Z., während der Regierungszeit ze heraus. sucht man vergeblich und die Zugverbindun- Gaius Julius Cäsars, wurde die Stadt Forum Im Jahr 776 wurde das Friaul von den Fran- gen führen alle über Österreich. Das ist ab- Iulii, das spätere Cividale, gegründet (siehe ken unter Karl dem Großen erobert. Dieser surd. Wir haben uns entschieden, die »Julier«, S. 188). Unter Kaiser Augustus wurde Nori- entschied später, dass das Patriarchat von wie die Julischen Alpen umgangssprachlich cum Teil des Römischen Reichs und die Ver- Aquileia die erzbischöfliche Zuständigkeit auch genannt werden, als einheitlichen geo- bindungsstraße Via Italia Augusta entstand. bis hinauf zur Drau haben sollte, also auch grafischen Raum undentsprechendes Wan- Mit Beginn der Völkerwanderung Ende des für das gesamte Gebiet der Julischen Alpen. Einleitung dergebiet zu betrachten und unser Augen- 4. Jahrhunderts wurde das Gebiet der Juli- Das blieb so bis zur Auflösung des Patriar- merk sowohl auf die Unterschiede als auch schen Alpen von diversen Volksgruppen chats im Jahr 1751. Kirchlich waren die Juli- auf die Gemeinsamkeiten zu legen. durchquert und geplündert (Hunnen, West- schen Alpen also ein einheitlicher Raum, goten, Ostgoten). Im 6. Jahrhundert wurde während sie politisch, sprachlich und eth- Geschichte der östliche Teil der Julischen Alpen im nisch geteilt waren. Einige Täler der Julischen Alpen waren heutigen Slowenien von Slawen besiedelt, Im Jahr 976 entstand das Herzogtum Kärn- schon in der Bronzezeit (1300–1000 v.u.Z.) die aus dem Karpatenraum einwanderten. ten, zu dem auch die Grenzmark Krain ge- besiedelt. Während der Eisenzeit (900–100 Diese »Alpenslawen« genannten Vorfahren hörte. 1335 kamen diese Gebiete zu Habs- v.u.Z.) wurde in verschiedenen Gebieten Erz der Slowenen gründeten um das Jahr 600 im burg; 1364 wurde Krain ein eigenständiges abgebaut und verarbeitet (siehe S. 150). Im heutigen Kärnten den ersten selbstständi- Herzogtum. Der östliche Teil der Julischen Sočatal befand sich damals ein eigentliches gen slawischen Staat, das Fürstentum Ka- Alpen blieb, abgesehen von einer kurzen kulturelles Zentrum (siehe S. 258). Die hall- rantanien (slowenisch Karantanija) mit dem Phase unter Napoleon, bis 1918 unter habs- stattzeitliche Bevölkerung im Norden der Zentrum Karnburg (Krnski grad) bei Kla- burgischer Kontrolle. Julischen Alpen (Savatal) vermischte sich genfurt (Celovec). Es handelte sich dabei Im Jahr 1420 eroberte Venedig den westli- etwa ab dem 5. Jahrhundert v.u.Z. mit einge- um das erste stabile Staatsgebilde nach der chen Teil des Friaul. Das Gebiet östlich des wanderten keltischen Stämmen aus Süd- Völkerwanderung und erhielt deswegen ei- Flüsschens Judrio mit Görz kam 1509 unter westdeutschland und Ostfrankreich. Die ne geradezu mythische Bedeutung, sowohl die Herrschaft Habsburgs. Von nun an be- westlichen Ausläufer der Julischen Alpen bei den Slowenen als auch bei den Kärnt- stand für etwa dreihundert Jahre eine stabi- wurden ab dem 4. Jahrhundert v.u.Z. zusam- nern, die den Mythos beide für sich bean- le Grenze zwischen der Republik Venedig men mit der friulanischen Ebene vom kelti- spruchen. Das Fürstentum Karantanien hat- und dem Erzherzogtum Österreich. schen Stamm der Karnier (Namensgeber für te nur kurzen Bestand und kam ab dem Der Italienfeldzug von Napoleon Bonaparte die Karnischen Alpen) besiedelt. 8. Jahrhundert immer mehr unter bayrischen 1796 und seine militärischen Erfolge in Um 200 v.u.Z. schlossen sich im Gebiet des bzw. fränkischen Einfluss und damit auch Norditalien zwangen Österreich 1797 zum heutigen Österreichs und Nordwestsloweni- in den Sog der Christianisierung. Frieden von Campo Formio. Gemäß dem ens keltische Stämme zum Königreich von Derweilen hatten sich im Südwesten der Juli- Vertrag musste Kaiser Franz II. zugunsten Noricum zusammen, von den Römern so be- schen Alpen ab dem Jahr 568 die Langobar- von Frankreich auf die österreichischen nannt nach dem wichtigsten Stamm der No- den festgesetzt und gründeten ein Herzog- Niederlande verzichten und erhielt im Ge-

10 11 genzug Venetien. 1809 besiegte Napoleon 1815 stellte der Wiener Kongress die alte mer mehr Gesellschaftsbereiche, selbst das 5 Grenzstein auf dem Mangart Erzherzog Karl von Österreich bei Wagram. Ordnung wieder her und bestätigte den Frie- Bergsteigen (siehe S. 176). (auch Mangrt, 2677 m). Die annektierten Gebiete (Dalmatien, Kro- den von Campo Formio. Nach diesem kur- Obschon das Königreich Italien 1866 im atien südlich der Save, Istrien, Triest, Görz, zen französischen Intermezzo blieb der Rahmen seiner Unabhängigkeitskriege eine Krain und der westliche Teil Kärntens) wur- ganze Raum der Julischen Alpen bis 1866 Niederlage gegen Österreich einstecken den unter dem Namen »Illyrische Provin- unter österreichischer Herrschaft. musste, erhielt es das Gebiet, das Venedig zen« zusammengefasst. Ljubljana wurde Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in bis 1797 kontrolliert hatte, zurück, und zwar zur Hauptstadt und Sitz des Generalgouver- den intellektuellen Kreisen des Habsbur- weil das mit Italien verbündete Preußen Ös- neurs und erhielt damit zum ersten Mal in gerreichs immer mehr über die Zukunft des terreich im Deutschen Krieg besiegt hatte. der Geschichte eine wichtige Rolle. Öster- Vielvölkerstaats diskutiert (siehe S. 146). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reich eroberte die Gebiete 1813 zurück und Die nationale Bewegung erfasste später im- breitete sich der Nationalismus überall in Europa immer stärker aus. In Italien etwa forderten die Irredentisten, die »unerlösten Einleitung Gebiete« (Trentino, Dalmatien und Istrien) ans Mutterland anzuschließen. Der Erste Weltkrieg bahnte sich unaufhaltsam an. Er begann im Gebiet der Julischen Alpen mit dem italienischen Angriff auf die dort stati- onierten Truppen Österreich-Ungarns im Juni 1915 (siehe S. 240). Nach dem Ersten Weltkrieg fi el mit dem bi- lateralen Grenzvertrag von Rapallo von 1920 zwischen Italien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen das ge- samte Soča-/Isonzotal und damit ein großer Teil der Julischen Alpen an Italien. Es han- delte sich hierbei um Gebiete, die zuvor in der Geschichte nie zum »italienischen« Ein- fl ussbereich gehört hatten und wo auch nicht Italienisch oder Furlan gesprochen wurde (siehe S. 132). Die italienische Grenze reich- te nun bis zum Triglav, den die Italiener Monte Tricorno nennen. Die Route 8 folgt größtenteils dieser Zwischenkriegsgrenze. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu ei- Grenze zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien bis 1915. ner erneuten Grenzverschiebung. Das Frontverlauf zwischen Italien und Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkriegs (1915–1917). Soča-/Isonzotal ging bis hinunter nach Grenzverlauf zwischen Italien, Österreich und dem Königreichen der Serben, Kroaten und Slowenen bzw. Jugoslawien gemäss dem Rapallo-Grenzvertrag von 1920 (bis September 1943). Gorizia/ Gorica an Jugoslawien, während Heutiger Grenzverlauf zwischen Italien, Österreich und Slowenien, gemäss den Pariser Verträgen das Val Canale und die Stadt Gorizia bei Ita- von 1947 (bis 1991 Grenzverlauf zwischen Italien, Österreich und Jugoslawien). lien verblieben. Die Grenze zwischen Itali-

12 13 en und Jugoslawien wurde allerdings erst 1. Januar 2007 führte Slowenien den Euro mit dem Vertrag von Osimo 1975 endgültig ein und am 21. Dezember 2007 erfolgte der festgelegt (siehe Route 22). Beitritt zum Schengener Abkommen. In Jugoslawien kam es nach Titos Tod im Jahre 1980 zu einer großen wirtschaftlichen, Vergangenheitsbewältigung politischen und sozialen Krise. Die immer Angesichts der Bedeutung des Ersten Welt- stärker werdenden Gegensätze zwischen kriegs für die Geschichte unserer Wanderre- den verschiedenen Teilrepubliken und der gion und für die Grenzziehung in den Juli- immer vehementere Nationalismus auf al- schen Alpen und weil man auf vielen der len Seiten führten Anfang der 1990er-Jahre vorgeschlagenen Routen auf Zeugnisse aus zum Zerfall Jugoslawiens. jener Zeit trifft, mussten wir uns seit Beginn 1990 sprachen sich in einer Volksabstim- der Arbeit an diesem Buch mit der Frage be- mung in Slowenien 88 Prozent für die fassen, wie wir mit dem schwierigen Thema Einleitung Selbstständigkeit und Unabhängigkeit aus. des Erinnerns und Gedenkens an diese Epo- Der Unabhängigkeitserklärung vom 25. Ju- che umgehen wollen. Denn jener Krieg, der ni 1991 folgte der vergleichsweise harmlose Millionen von Menschen das Leben gekostet Zehn-Tage-Krieg, worauf die jugoslawische hat, noch mehr Menschen körperlich oder Armee Slowenien verließ. 1992 wurde Slo- seelisch zu Krüppeln machte, unsägliches und Umgesiedelten zu Entwurzelung oder 1 Die unter Mussolini errichtete wenien Mitglied der UNO und am 1. Mai Leid und Entbehrungen für die Zivilbevölke- gar zum Verlust der Heimat führte, den Zer- martialische Gedenkstätte von Redipuglia (Provinz Gorizia) birgt 2004 Mitglied der Europäischen Union. Am rung brachte, für Millionen von Flüchtlingen fall von Reichen, die Verschiebung von die Gebeine von etwa 100 000 Staatsgrenzen und die Bildung neuer Staaten Gefallenen der Schlachten an der bewirkte und unermessliche materielle Schä- Soča/Isonzo während des Ersten Weltkriegs. den sowie unwiederbringlichen Verlust an 7 Aus dem grauen Kalkstein der Kulturgütern verursachte, jener Krieg also Krngruppe erhebt sich der Rdeči droht immer mehr zu einem nostalgischen Rob ganz in Rot. Im Vordergrund Spektakel zu verkommen, statt als die »Ur- rostiger Stacheldraht aus dem Ersten Weltkrieg. katastrophe des 20. Jahrhunderts« (George F. Kennan) wahrgenommen zu werden. Der Erste Weltkrieg begegnet uns in den Juli- schen Alpen immer wieder in Form von Denkmälern, Gedenkstätten, Soldatenfried- höfen, Schützengräben, Kavernen, Ruinen von Forts und anderen Kriegsbauten, verros- teten Kanonen und Minenwerfern, privaten und öffentlichen Sammlungen von diversen in den Kampfgebieten gesammelten Memo- rabilien, Fotos und anderem mehr. Meist wird die Aufmerksamkeit selektiv auf die militärische Seite gelenkt, auf die »zwölf Isonzoschlachten«, insbesondere auf die

14 15 letzte, oder auf Einzelereignisse wie die Er- Jahr 2000 gegründeten Stiftung »Wege des Valbruna, sieben in Chiusaforte, drei in Do- 6 Links: Abflug über dem See stürmung des Matajur, die wegen eines pro- Friedens im Sočatal« ist die Balance recht gna (152 in der gesamten Region, 110 in der von Bohinj. Rechts: Eine neue Seilbahn führt minenten Protagonisten (Erwin Rommel) gut gelungen. Letztere versucht, die verblie- Provinz Udine). vom italienischen Rif. Gilberti speziell hervorgehoben werden. Über die benen Hinterlassenschaften (u.a. in sechs Während man in den Julischen Alpen jahrhun- zur Sella Prevala an die Grenze zu Evakuierung der Bevölkerung aus dem gan- Freiluftmuseen) mit den Naturschönheiten dertelang vom Eisen-, Zink- und Galenit­abbau Slowenien. zen Frontabschnitt, die wirtschaftlichen des Sočatals zu verbinden (siehe S. 246). sowie von der Forst- und Berglandwirtschaft Entbehrungen der Zivilbevölkerung, die lebte, ist heute der Tourismus die wichtigste vielen Flüchtlingsdramen oder das Los der Die Julischen Alpen als Einnahmequelle. In einigen Teilen der Juli- Kriegsgefangenen erfährt man weniger. Lebens- und Wirtschaftsraum schen Alpen begann dieser sich bereits Mitte Hingegen versuchte man in den Zwischen- Der slowenische Teil der Julischen Alpen des 19. Jahrhunderts zu entwickeln (siehe kriegsjahren mit dem Bau der großen fa- verteilt sich auf acht der insgesamt 210 Ge- S. 176). Bedeutende Wintersportgebiete fin- schistischen Gedenkstätten für die gefalle- meinden Sloweniens – das Land kennt keine den sich heute in Kranjska Gora und Planica nen Soldaten, zum Beispiel in Kobarid oder administrative Ebene zwischen der Ge- (Skifliegen) sowie in Tarvisio, Valbruna und Einleitung Redipuglia, dem einzelnen Soldatentod ei- meinde und dem Gesamtstaat –, nämlich Sella Nevea. Die meisten Touristen kommen nen Sinn zu geben, wobei diese Monumente Kranjska Gora, Jesenice, Gorje, Bled, Bo- aber als Wandersleute oder Kletterer in die Ju- für heutige Betrachter die Sinnlosigkeit des hinj, Bovec, Kobarid und Tolmin. Der itali- lier, und dies auch schon seit Ende des 19. Jahr- Massensterbens eher noch unterstreichen. enische Teil der Julier gehört zur Provinz hunderts. Das Sočatal ist heute ein Eldorado Doch jedes historische Ereignis ist über die Udine in der autonomen Region Friaul-Ju- für Kajaksportler. Außerdem haben sich dort Zeit hinweg von Veränderungen in der Ein- lisch Venetien. Das ganze Gebiet ist sehr andere Outdoor-Sportarten wie Gleitschirm- ordnung und Wahrnehmung betroffen. Wir dünn besiedelt. So leben zum Beispiel in fliegen, Mountainbiken, Riverraften etabliert. fragen uns, wie wohl die hundert Jahre nach den slowenischen Gemeinden zwischen Die Forst- und die Berglandwirtschaft spie- Kriegsbeginn zu erwartenden Gedenkfeiern Bovec bloß neun und in Kranjska Gora le- len heute dagegen nur noch eine sehr unter- aussehen werden. Wie sollen die heute im diglich zwanzig Einwohner pro Quadratki- geordnete Rolle. Allerdings versuchen so- Sočatal lebenden Menschen mit dem schwie- lometer (98 im Landesdurchschnitt). Auf wohl Slowenien als auch die Region rigen Erbe des Ersten Weltkriegs und insbe- der italienischen Seite ist die Bevölkerungs- Friaul-Julisch Venetien diese Sektoren zu sondere der Isonzoschlachten umgehen? Uns dichte zum Teil noch tiefer: acht Einwohner fördern. Beide hatten in ihren Strategieplä- scheint, dem Kobarider Museum und der im pro Quadratkilometer in Malborghetto– nen und Programmen für die ländliche Ent- wicklung 2007–2013, die mit erheblichen EU-Mitteln unterstützt werden, entsprechen- de Ziele festgelegt. In der Region Friaul-Ju- lisch Venetien will man die Wettbewerbsfä- higkeit des Landwirtschafts- und Forstsektors stärken, die nachhaltige Nutzung der natürli- chen Ressourcen fördern, die Landschaft er- halten und gleichzeitig andere Aktivitäten in den ländlichen Gebieten fördern (Diversifi- zierung), um der Abwanderung entgegenzu- wirken, denn viele Landwirtschaftsbetriebe sind sehr klein. In Slowenien verfolgt man eine Politik, die auf die Entwicklung des In-

16 17 novationspotenzials der Berggebiete selbst Mediterranklima, dem kalten, feuchten Al- Geologie und Geomorphologie 6 Mal viel, mal wenig: Der setzt, aber ein Gleichgewicht zwischen Be- pinklima und dem durch kalte Winter und Die Julischen Alpen sind wie die übrigen Schneehöhenmeter auf dem Weg zum Krnsee. wahrung und Erneuerung herstellen will. heiße Sommer geprägten pannonischen Teile der Alpen ein junges Faltengebirge. Unternehmer sollen durch gezielte Anreize (kontinentalen) Klima. Die Julischen Alpen Die heutigen steil in die Höhe ragenden 5 Oben: Vom unscheinbaren Eingang der Karsthöhle Čehi 2 ermutigt werden, die einmaligen Ressourcen sind im Wesentlichen von diesem illyrischen Kalk- und Dolomitfelsen stammen aus Ab- gehts 1500 Meter hinab ins der Berggebiete zu nutzen. Schon 2002 sagte Übergangsklima beeinflusst. Bedingt durch lagerungen in flachen Meeresbecken. Erst Erdinnere. Unten: An den südlichen Hängen die damalige slowenische Wirtschaftsminis- das Relief des Gebirges findet man in den Tä- durch den Zusammenstoß der europäischen der Bohinjkette wandert man über terin Tea Petrin an einer Konferenz in Brüs- lern im Norden der Julischen Alpen, also im und der afrikanischen Platte, der vor hun- solche braunen Schieferplättchen. sel: »Natürlich ist es wichtig, dass die Tradi- Savatal, in Bohinj, im Val Rio del Lago und dert Millionen Jahren begann (und noch im- tionen erhalten bleiben. Aber wenn man sich im Kanaltal, kontinentales Klima mit sehr mer andauert), hat sich dieser Meeresgrund nur an der Vergangenheit orientiert, besteht kalten Wintern vor. Die sich gegen Süden hin aufgefaltet und in die Höhe gerichtet. Die die Gefahr, dass die Berggebiete zu verklär- öffnenden Täler Sočatal und Val di Ferro, Julischen Alpen liegen am südlichen Plat- ten Enklaven werden.« aber auch das Resiatal profitieren durch den tenrand Europas, wo sich der Kontinent in Einleitung mediterranen Einfluss von einem milderen mehrere Mikroplatten aufsplittert. Die adri- Klima Klima. Hier liegt viel weniger Schnee und atische Mikroplatte, welche die Südalpen Es gibt keinen anderen Ort in Europa, wo auf während einer kürzeren Dauer (Tolmin 20 aufbaut und auf welcher auch die Julischen so engem Raum verschiedenste Klimazonen Tage, Bovec 65 Tage geschlossene Schneede- Alpen liegen, wird durch den Druck aus Sü- aufeinandertreffen. Dieses als illyrisches cke) als auf der Nordseite (Rateče 132 Tage, den, von der afrikanischen Platte her, unter Klima bezeichnete Übergangsklima steht Stara Fužina 110 Tage). Das alpine Klima in die übrigen Alpen gestoßen; dabei ergeben zwischen dem warmen sommertrockenen den Bergen lässt große Schneemengen ver- sich immer wieder Erdbeben, wie dasjenige muten. In der Tat kann vor allem an den von Friaul im Jahre 1976. Nordhängen bis in den Juli hinein Schnee lie- Die Gesteine der Julischen Alpen bestehen gen. Doch hat der Klimawandel auch die Ju- zur Hauptsache aus hellgrauem, geschichte- lischen Alpen nicht verschont. Am schnee- tem und ungeschichtetem Kalk und Dolo- reichsten ist das Gebiet um Sella Nevea. mit, welche im Mittelmeer des Trias (250– Die durchschnittlichen Niederschlagsmengen 200 Millionen Jahre v.u.Z.) abgelagert gehören zu den höchsten des gesamten Alpen- wurden. Diese triasische Kalk-Dolomit-Se- raumes. Sie nehmen in der Regel mit zuneh- dimentschicht ist mit über 1000 Metern un- mender Höhe zu und bewegen sich zwischen gewöhnlich mächtig. Darüber liegen stel- 1500 mm (Tarvisio) und 3000 mm (Musi). Ho- lenweise Schichten aus dem Jura (200–145 he Niederschlagsmengen sind im Trentatal Millionen Jahre v.u.Z.), etwa auf dem Stol (2800 mm) und im Resiatal (2600 mm) zu ver- oder im Triglavseental, mit zahlreichen zeichnen. Die niederschlagsreichsten Monate Fossilien. Am südlichen Rand der Julischen sind September, Oktober und November, ge- Alpen wird die Juraschicht von Schichten folgt von den niederschlagsärmsten Dezem- aus der Kreidezeit (145–65 Millionen Jahre ber, Januar und Februar. v.u.Z.) überdeckt. Und im Becken von Bo- Die durchschnittlichen Temperaturen variie- hinj findet man Schichten aus der Erdneu- ren im Juli von 5,8 Grad (Kredarica) bis zu zeit (65 Millionen Jahre bis heute). Die be- 21,3 Grad (Gemona) und im Januar von -8,7 wegte Faltungs- und Erosionsgeschichte Grad (Kredarica) bis zu 1,7 Grad (Gemona). führt zu einer abwechslungsreichen Durch-

18 19 mischung verschiedener Gesteinsarten an quellen. Unterwegs bildet es zahlreiche, Vegetation 6 Links: Die Krainer Lilie (Lilium der Erdoberfläche. So sind zum Beispiel meist sehr tiefe (bis zu 1000 m), senkrechte Die Geologie, die geografische Lage, das carniolicum) liebt steile, steinige Wiesen. Schiefer in allen Brauntönen an den südli- Höhlen und Grotten aus. In vielen Bächen Klima und die verschiedenen Boden- und Rechts: Die Triglav-Rose (Poten­ chen Hängen der Bohinj-Kette zu beobach- tritt das Wasser nur für kurze Zeit im Jahr Gesteinsarten machen aus den Julischen Al- tilla nitida) aus der Zlatorog-Sage. ten oder am Rdeči Rob (rote Kante, 1913 m), an die Oberfläche, sodass die meisten Bach- pen ein Paradies für Botaniker. Hier findet 5 Oben: Sparriger Steinbrech ein roter Kalksteingipfel aus der Kreidezeit bette in den Bergen ausgetrocknet aussehen. man viele endemische Pflanzenarten. So ist (Saxifraga squarrosa) im Karst. Unten: Kerners Alpenmohn (Papa­ inmitten der grauen Krn-Gruppe aus dem Dafür ist die Fließgeschwindigkeit der Flüs- zum Beispiel die Zottige Nabelmiere (Mo- ver kerneri) und die endemische Trias. se im Tal umso höher und damit auch ihre ehringia villosa) eine der seltensten ende- Zois-Glockenblume (Campanula Gletscher haben das Gebirge in verschiede- Erosionskraft. Soča, Sava und Fella haben mischen Pflanzen, die in trockenen Felsrit- zoysii). ner Weise geformt. Einerseits finden wir tie- tiefe Schluchten ins Gestein gegraben und zen in der Baška grapa und auf der Črna prst fe U-Täler wie zum Beispiel das Krma-, Ta- dazu beigetragen, dass die Höhendifferenz wachsen. Weitere spektakuläre Beispiele mar- und Kottal im Norden oder das hintere zwischen Talboden und Gipfeln auf sehr endemischer Arten sind die Zois-Glocken- Trentatal im Süden des Triglavmassivs oder kurzer Strecke bis zu 2600 Meter betragen blume (Campanula zoysii), Froelichs Enzi- Einleitung auch in Bohinj. Andererseits sind viele Gip- kann. Einige wenige Täler, wie das Resiatal an (Gentiana froelichii) und der Zarte Stein- fel von den Gletschern regelrecht geschlif- oder das Ucceatal, wurden durch die Erosi- brech (Saxifraga tenella). Etwas weiter fen worden. Oberhalb der Waldgrenze on mit wasserundurchlässigem Lehm auf- verbreitet sind die Triglav-Rose (Potentilla spricht man vom Hochgebirgskarst (zum gefüllt, sodass sie ganzjährig über genügend nitida) und die Schopfteufelskralle (Physo- Beispiel am Kanin). Oberflächenwasser verfügen. plexis comosa), zwei alte, isolierte Pflan- Typisch sind die Gletscherdolinen, kessel- Die Julischen Alpen sind im Vergleich zu zensippen der Südostalpen. förmige Vertiefungen von einigen Metern andern Alpen nicht sehr hoch – der höchste Während der Eiszeiten wanderten Pflanzen Tiefe und Breite im Kalkstein. Wasser formt Berg ist der Triglav mit 2864 m, gefolgt von von Norden ein. So die mittlerweile schon das poröse Gestein, sodass wir an der Ober- Jôf di Montasio (2753 m), Škrlatica (2740 m), wieder ausgestorbene Zwergbuche (Betula fläche verschiedene Karstlandschaften se- Mangart (2677 m) und Jôf Fuart (2666 m) –, nana) und das Moosglöckchen (Linnaea bo- hen können. Das Wasser selber verschwin- aber sie sind ein beeindruckendes, vielge- realis), das nur noch in kühlen Schluchten det in der Höhe von der Oberfläche, um sich staltig ausgeformtes und von den Alpinisten bei Bohinj vorkommt und hier seine süd- in unterirdischen Seen zu sammeln und und Bergwanderern hoch geschätztes Mas- lichste Verbreitung findet. weiter unten als Wasserfall aus dem Berg zu siv. Andere Pflanzen haben ihren Ursprung im

20 21 Mittelmeerraum, so die Zwergalpenrose speziell sind die oft ausgedehnten Ge- ben bedroht ist. In tieferen Lagen, in den 5 Oben: Steingeiß beim (Rhodothamnus chamaecistus), Kugelgins- röllhalden und Hochstaudenflure, mit Julischen Voralpen etwa, kommt das Wild- Rif. Gilberti. Unten: Ein Baumweißling ter (Genista radiata), Zwergginster (Cha- vielen seltenen und endemischen Arten. schwein vor, das verheerende Schäden am vergnügt sich auf einer maecytisus purpureus), Schneeheide (Erica – Alpine Vegetationsstufe (2000–2400 m); Kulturland ausrichten kann. Was die großen Witwenblume im Resiatal. carnea) oder die Weiße Narzisse (Narcissus auffällig für die Julischen Alpen sind die Raubtiere angeht, so hat sich der Luchs wie- poeticus). Aus südsibirischen Gebieten ge- Kalk- und Dolomitfelsen und die darunter- der ausgebreitet, was wie anderorts biswei- langten Pflanzen in den frühen Eiszeiten in liegenden Schutthalden. Beide Lebens- len zu Kontroversen führt. Auch Braunbä- die Südostalpen, so das Narzissenröschen räume beherbergen eine Fülle spezieller ren durchqueren immer wieder die Julischen (Anemone narcissiflora), das Edelweiß (Le- Arten. Die Kalk-Gebirgsrasen sind weit Alpen, zum Beispiel im Grenzgebiet zwi- ontopodium alpinum) und die Alpenaster weniger ausgedehnt als anderswo in den schen Kobarider Stol und Gran Monte. Auch (Aster alpinus). Alpen. Man unterscheidet die trockenen im Tarvisiano war im Sommer 2013 ein In den Julischen Alpen finden wir die fol- Blaugrashalden (Seslerion) und die etwas Braunbär unterwegs. Der Wolf durchzieht gende Abfolge der Vegetationsstufen: feuchteren und hochwüchsigeren Rost- die Julier erst sporadisch, meist aus dem Einleitung – Voralpine Hügelstufe (bis ca. 600 m) mit seggenhalden (Caricion ferrugineae). In Grenzgebiet zu Kroatien kommend. dem illyrischen Eichenmischwald (Eryth- den Mulden, wo der Schnee lange liegen Auch was die Reptilien und Amphibien an- ronio-Carpinion) aus Flaumeichen (Quer- bleibt, findet man Schneetälchenfluren geht, sind die typischen Südalpenvertreter cus pubescens), Hopfenbuchen (Ostrya mit Krautweiden (Salix herbacea). Einige präsent: Bergeidechse, Smaragdeidechse, carpinifolia) und Manna-Eschen (Fraxi- Gewächse, wie die Triglav-Rose (Potenti- Würfelnatter, Zornnatter und die oft mit der nus ornus). lla nitida) wachsen sogar in der nivalen Kreuzotter verwechselte Schling- oder – Montane Stufe (700–1600 m) mit dem il- Stufe (über 2400 m). Die Triglav-Rose war Glattnatter. Von den Giftschlangen kom- lyrischen Buchenwald (Aremonio-Fage- die Wunderpflanze für den aus der Sage men in den Julischen Alpen die Europäische tum) mit dominierender Buche (Fagus stammenden Gamsbock mit den goldenen Hornotter und die Kreuzotter vor. Wenn es sylvatica) und typischen Begleitern in Hörnern, Zlatorog (siehe S. 270). ein wenig geregnet hat, trifft man auf den der Krautschicht: Dreiblättriges Wind- Bergwegen auf den kleinen, schwarzen Al- röschen (Anemone trifolia), Christrose Fauna pensalamander, der manchmal geradezu (Helleborus niger), Quirlblättriger Zahn- Gämsen trifft man tatsächlich oft an in den massenhaft hervorkommt, sodass man auf- wurz (Cardamine enneaphyllos) und Julischen Alpen; allein im Nationalpark Tri- passen muss, wo man den Bergschuh hin- Kleeblatt-Schaumkraut (Cardamine tri- glav leben etwa 3000. Sie sind scheuer als setzt. folia). An exponierten Stellen gedeiht die ebenfalls sehr verbreiteten Steinböcke, In tieferen Lagen begegnet man dem Feuer- zudem die nur an den äußersten Alpen- die ab den 1960er-Jahren wieder angesiedelt salamander. Natürlich gibt es auch diverse rändern vorkommende Schwarzkiefer wurden. Weniger häufig begegnet man Re- Frosch- und Krötenarten; allerdings sind (Pinus nigra). hen, Hirschen, Berghasen und Mufflons; Feuchtgebiete in den Julischen Alpen wegen – Subalpine Vegetationsstufe (1500– Letztere wurden ebenfalls in den 1960er- des karstigen Untergrunds eher selten. 2000 m); Nadelwälder mit Fichte (Picea Jahren im Triglav-Nationalpark wieder an- In den Gewässern tummeln sich verschiede- abies) und Lärche (Larix decidua), oft gesiedelt. Vielerorts gibt es Murmeltiere, ne Fischarten; im Bohinjsee zum Beispiel mit angrenzenden Latschenkieferhainen insbesondere im Tal der sieben Triglavseen. Forelle, Quappe, Döbel (Alet), Elritze und (Pinus mugo), gemischt mit Zwergalpen- Ferner hat es Füchse, Marder, Dachse und in Seesaibling. Berühmt ist die endemische rosen (Rhodothamnus chamaecistus) den Biwaks manchmal Siebenschläfer. Eine Sočaforelle (Marmorierte Forelle), die aller- und Bewimperten Alpenrosen (Rhodo- der seltensten Tierarten im Nationalpark dings von der nach dem Ersten Weltkrieg dendron hirsutum). Für Botaniker sehr Triglav ist der Fischotter, der vom Ausster- ausgesetzten Bachforelle stark konkurren-

22 23 genden Berg- bzw. Auenwald kann man Schwarzspechte Zum Gebrauch bzw. Grauspechte beobach- ten, in Felsspalten oder an al- dieses Führers ten Gebäuden auch Mauer- segler. Den tagsüber schwer Der vorliegende Wanderführer erkundet 7 Das Steinhuhn (Alectoris zu beobachtenden Ziegen- den gesamten Raum der Julischen Alpen, graeca), Symbol des Naturparks der Julischen Voralpen, kommt melker trifft man in eher tie- also sowohl den slowenischen wie auch den besonders an den Südhängen vor. feren Lagen im lichten Wald italienischen Teil. Einige Wanderungen fol- 5 Der Knafelc, ein weißer Punkt an. Nebst eher selten Arten gen alten Trennlinien, historischen Grenzen im roten Kreis, ist die offizielle findet man auch häufigere -Ar oder Kriegsfronten, andere suchen das Ver- Wegmarkierung des Slowenischen Alpenvereins. ten wie zum Beispiel Bach- bindende. Fünf mehrtägige Routen über- stelze, Gebirgsstelze, Was- schreiten die heutige Staatsgrenze. Einleitung seramsel, Hausrotschwanz, Es werden insgesamt 22 Wanderrouten be- Mehlschwalbe, Tannenmeise, schrieben, zwei davon im Schwierigkeits- Weidenmeise, Rotkehlchen grad T2 gemäß der Berg- und Alpinwander- und Zaunkönig. skala des Schweizer Alpen-Clubs SAC und Es schwirren auch allerlei je zehn Routen in den Schwierigkeitsgraden ziert wird und daher gefährdet ist. Während schöne Insekten durch die Luft, darunter T3 und T4 (Erläuterungen zur Skala siehe des Kriegs hatten die Soldaten wegen aus- seltene Schmetterlingsarten wie etwa der S. 304). Bei der Hälfte der T4-Routen wer- bleibender Proviantlieferungen die Soča streng geschützte Apollofalter und der Al- den zudem T3-Varianten beschrieben, mit mittels Handgranaten vollständig leer ge- penapollo, die Balthasar Hacquet bereits denen die größten Schwierigkeiten umgan- fischt. 1785 erwähnte. 1942 schrieb Dr. Heinrich gen werden können. Wir empfehlen bei al- In den Julischen Alpen brüten gegen hundert Kolar in der Zeitschrift des Wiener Entomo- len T4-Wanderungen das Mitführen eines verschiedene Vogelarten, darunter alle vier logen-Vereines in seinem Artikel »Die Gat- Helms und eines Klettersteigsets für die Raufußhühner, also Birkhuhn, Alpenschnee- tung Parnassius in den Julischen Alpen«: steinschlaggefährdeten bzw. besonders aus- huhn, das seltene Haselhuhn und das stark »Dabei darf nicht übersehen werden, dass gesetzten Stellen, die meist mit zuverlässi- gefährdete Auerhuhn. Das eher seltene Stein- es sich heute fast durchwegs um isolierte gen Sicherungsmöglichkeiten versehen sind. huhn findet sich in Natura und im Logo des Siedlungen dieser Art handelt und dass im Generell ist zu sagen, dass die Julischen Al- Naturparks der Julischen Voralpen. Von den Laufe der Zeit gar mancher Parnassius- pen ein vergleichsweise anspruchsvolles Eulen- und Greifvögeln kann man in den Juli- Flugort für immer verschwunden ist, teils Wandergebiet sind, auch was die zu bewälti- ern unter anderen Uhu, Waldkauz, Raufuß- durch Aufforstung, wie bei Karfreit (Capo- genden Höhenunterschiede angeht. kauz sowie Habicht und Steinadler beobach- retto), teils durch immer mehr sich ausbrei- Nebst Beschreibungen der Wanderrouten ten. In den Julischen Voralpen kommen auch tende landwirtschaftliche Bodennutzung enthält der Führer auch Texte zu den wich- der Wanderfalke, der Wespenbussard, der überhaupt, besonders in der Umgebung tigsten Tälern der Julischen Alpen und zum Schlangenadler sowie der Gänsegeier vor. In ›größerer Orte‹, wie bei Flitsch (Plezzo).« Kurort Bled, wobei wir jene Aspekte her- höheren, felsigen Lagen und Schuttgebieten Falls Sie in den Julischen Alpen einen Apol- vorheben, die uns besonders aufgefallen trifft man auf den auffälligen rostroten und lofalter sehen, dann machen Sie bitte eine sind. schieferblauen Steinrötel und den eher selte- Meldung mit Datum und Standort an info. Über das ganze Buch verteilt finden sich 19 nen, prächtig roten Mauerläufer. Im tiefer lie- [email protected]. Hintergrundkapitel zu ganz unterschiedli-

24 25 Steinschlags oder Schnees geben kann. gangsort nach der Wanderung gut erreich- 7 Rot-weiß-rote Wegzeichnung Auch eine vorgängige Konsultation der bar mit dem Bus. Alle mehrtägigen Routen des Club Alpino Italiano mit Wegnummer. Webseite des Slowenischen Alpenvereins ist lassen sich übrigens miteinander kombinie- ratsam (www.en.pzs.si). ren. 5 Wegen der Steinschlaggefahr sollte man auf Bergtouren in den Ein Hinweis noch für österreichische und Julischen Alpen stets einen Helm Was die Wanderzeiten angeht, so handelt es deutsche Leserinnen und Leser: für »Alm« mitführen. sich um durchschnittliche Marschzeiten mit verwenden wir den in der Schweiz gebräuch- normalem Gepäck, ohne Pausen gerechnet lichen Ausdruck »Alp«. auf die nächste Viertelstunde auf- oder ab- Die Angaben in dieser Ausgabe basie- gerundet. ren auf unseren Erkundungen und Gesprä- Zu jeder Route hat es eine Kartenskizze, chen zwischen Frühjahr und Herbst 2013. wobei diese keinesfalls als Ersatz für eine Ak­tualisierungen werden auf der Webseite richtige Wanderkarte gedacht ist. Eine sol- www.wanderweb.ch veröffentlicht. Einleitung chen Themen, wie der Geschichte des Alpi- che mitzuführen, ist unerlässlich. Die vor- nismus, der Alpwirtschaft, des Bergbaus geschlagenen Wanderungen verlaufen alle Nützliche Hinweise oder der Eisenverhüttung, des Ersten Welt- auf markierten Wegen. Allerdings sind die Hinweise allgemeiner Art von A wie Anrei- kriegs mit den berüchtigten Isonzoschlach- Markierungen nicht überall gleich gut bzw. se, Ausrüstung über K wie Kartenmaterial ten oder der Zwischenkriegszeit. Es gibt gleich frisch. Man sollte daher die Wegbe- bis zu Z wie Zecken finden Sie ab S. 288. Hintergrundtexte über den Triglav-Natio- schreibung und Karte zur Hand haben und nalpark und den Naturpark der Julischen im Zweifelsfall oder bei Nebel auch Kom- Voralpen, über die Erdbeben und die ver- pass und Höhenmeter zur Orientierungshil- schiedenen Sprachen in diesem Gebiet, über fe nehmen. In Slowenien bestehen die Weg- das vielfältige Kulturangebot, die Archäo- markierungen aus einem weißen Punkt logie, die Küche und die Weine, die alten inmitten eines roten Kreises, nach ihrem Sagen und über Grenzgeschichten. Erfinder auch »Knafelc-Markierungen« ge- Bei jeder Wanderroute sind die Wanderzei- nannt (siehe S. 178). Ferner gibt es spezielle ten und der Schwierigkeitsgrad für jeden Wegmarkierungen (schwarz-rote Streifen) Abschnitt angegeben, ferner der Charakter, für den Friedensweg »pot miru«. In Italien die beste Jahreszeit, die Anreisemöglich- sind rot-weiße Streifen als Wegmarkierung keiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, gebräuchlich. mögliche Varianten, Sehenswertes und Be- Wir legen Wert auf einen möglichst umwelt- sonderes, Gasthäuser, Informationsquellen schonenden, nachhaltigen Wandertouris- und Einkaufsmöglichkeiten für den Reise- mus und empfehlen daher die Verwendung proviant. Bei den eintägigen Touren finden der öffentlichen Verkehrsmittel, sowohl bei sich diese Informationen zum Teil im Kapi- der Anreise als auch innerhalb des Wander- tel über das entsprechende Tal. Wir empfeh- gebiets. Dementsprechend findet man bei len, insbesondere in den Berghütten jeweils den mehrtägigen Routen in diesem Buch zu reservieren. Dabei kann man sich auch nur eine Rundwanderung. Von den zwölf nach dem Zustand des geplanten Wegs er- Tagestouren führen neun zum Ausgangsort kundigen, da es Wegunterbrüche wegen zurück. Bei den anderen drei ist der Aus-

26 27 Die Quellen der Soča und der Koritnica liegen zuhin- Versunkene Täler terst am Fuße von hohen Kalkriesen wie Mangart und und wilde Schluchten Jalovec. Als wilde Bäche durchfließen sie ihre beiden Täler in tiefen Schluchten. Wo die beiden zusammen­ , Soča, Bovec, fließen, thront der »Matterhorn von Bovec« genannte Berg Svinjak, und ihm zu Füßen liegt Bovec in einem weiten Talbecken. Die Menschen haben hier seit Jahrhunderten Eisen abgebaut, Holz geschlagen, Vieh gezüchtet und ein reiches Kulturleben entwickelt. 2–4

59 Sehenswertes ausgezeichnet wurde. Obwohl das Hotel groß ist, fügt es sich wunderbar in die A Trdnjava Kluže: Festung Flitscher Klause Landschaft ein. Es wurde 2008 renoviert und verfügt seither auch über einen B Freilichtmuseum Čelo Wellnessbereich. Der Speisesaal und die Küche versprühen noch den Charme der C Bovec 1970er-Jahre. DZ € 70. Seit Oktober 2013 vorübergehend geschlossen. ¿ Hotel Alp, Trg golobarskih žrtev 48, Tel. +386 (0)5 388 40 00, www.hotel-alp.si. 1963 erbautes Hotel direkt am Dorfplatz. Das Hotel ist funktional renoviert, u.a. mit 1–4-Bett- und Familienzimmern und Sauna ausgestattet. Ab € 42 p.P. ¿ Gostišče Martinov Hram, Trg golobarskih žrtev 27, Tel. +386 (0)5 388 62 14, sara. [email protected]. Gasthaus mit guter regionaler Küche und Zimmern. € 33 p.P. Routen Log pod Mangartom: 3 Bovec–Svinjak ¿ Motel Encijan, Log pod Mangartom 31 (im unteren Teil des Dorfes ), 4 Bovec–Rombon Tel. +386 (0)5 384 51 30, www.encijan.com. Sehr freundliches Gasthaus mit Zimmern, Appartements und Restaurant nebenan. € 40 p.P. Verkehrsmittel ¿ Gostišče Mangrt, Log pod Mangartom 57, Tel. +386 (0)5 384 51 40. Altes Gasthaus mit 1 Von Jesenice oder Ljubljana aus ist das Trentatal von Anfang Juli bis Ende August gut mit dem Bus über 2–4 C einigen Zimmern und traditioneller Küche. den Vršičpass erreichbar. 5 Kurse fahren täglich in dieser Zeit. 50 Minuten nach Ankunft des Nachtzugs aus Trenta- und Soča: Koritnicatal Zürich in Jesenice fährt ein direkter Bus bis nach Bovec, www.alpetour.si. In den ersten 3 Juniwochen und den letzten 3 Septemberwochen fährt nur noch ein Bus von Kranjska Gora bis Bovec, und dies auch nur samstags ¿ Penzion Kamp Klin, 1, Tel. +386 (0)5 388 95 13, [email protected]. Sehr und sonntags. schöne, gleich unterhalb der großen Sočaschlucht und am Zusammenfluss von Lepenjica und Soča gelegene Pension mit 5 Zweibett- und 3 Dreibettzimmern. Ein In der übrigen Zeit des Jahres erreicht man Bovec, mit dem Bus aus Ljubljana oder aus Nova Gorica www. bisschen unterhalb des Hauses direkt am Fluss befindet sich der dazugehörige ap-ljubljana.si, oder mit der Wocheinerbahn von Jesenice bis Kanal, www.slo-zeleznice.si, dann mit dem Bus Campingplatz. Ab € 27 p.P. bis Bovec (Umsteigen in Tolmin), www.avrigo.si. ¿ Dom Dr. Klementa Juga v Lepeni, Lepena 17a, Tel. +386 (0)5 162 27 19. Stattliches 1C Von Anfang Juli bis Ende August mit dem Bus über den Vršičpass nach Kranjska Gora, Jesenice und Berghaus am Ende des Lepenatales und vor dem Aufstieg zum Krnsee und Krn. Ljubljana. In der übrigen Zeit des Jahres mit dem Bus nach Tolmin und Nova Gorica, von dort weiter nach 50 Betten in Privatzimmern. Ljubljana oder nach Gorizia. Oder mit dem Bus nach Kanal und von dort mit der Wocheinerbahn nach Jesenice. ¿ Gostišče Andrejc, Soča 31, Tel. +386 (0)5 388 95 30, www.andrejc.com. Gasthaus am Sočatalweg mit Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern und lokaler Küche. Ab € 27 p.P. C1C Von Bovec aus kann man mit privaten Anbietern wie Hotels oder Agenturen nach Trenta, Log pod Mangartom oder ins Lepenatal kommen. Eine sehr sympathische Agentur ist www.joffitours.com, die nach Na Logu (Trenta): vorheriger Absprache verschiedene Transfers anbietet, zum Beispiel für € 45 zum Mangartsattel (Route 2) ¿ Dom Trenta, Tel. +386 (0)5 388 93 30, [email protected], 53 Plätze oder solche zu den nächsten Bahnhöfen oder Flughäfen. (Mehrbettzimmer und Appartements), offen von Dezember bis Oktober. * Eko okrepčevalnica Kamba, Tel. +386 (0)7 073 79 67. Sehr sympathische Bio-Imbiss­ Besonderes stube gleich neben dem Dom Trenta. Im Besucherzentrum Dom Trenta in Na Logu zeigt eine Ausstellung viel Wissenswertes zum Triglav-Natio- ¿ Ekološka turistična kmetija »Pri Plajerju«, Trenta 16, Tel. +386 (0)5 388 92 09 oder nalpark. Außerdem kann man sich hier über Übernachtungs- und Ausflugsmöglichkeiten informieren. Es ist +386 (0)41 60 05 90, www.eko-plajer.com. Die Familie Pretner bietet auf ihrem ganzjährig außer im November und am 25. Dezember geöffnet. 27. April–30. Juni 10–18 Uhr, 1. Juli–31. August Biobauernhof verschiedene Ferienwohnungen oder Zimmer mit Frühstück und auf 8–20 Uhr, 1. September–31. Oktober 10–18 Uhr, 26. Dezember–26. April Mo–Fr 10–14 Uhr. Eintritt € 5, Wunsch auch Nachtessen. Ab € 15 p.P. Tel. +38 6 (0)5 38 8 93 30. In der alten österreichischen Festung Kluže befindet sich ein Museum mit einer Dauerausstellung. Es ist im ° Nationalpark Triglav: www.tnp.si/nationalpark Juli und August täglich 9–20 Uhr und im Juni und September 10–17 Uhr geöffnet, im Mai und Oktober nur samstags und sonntags 10–17 Uhr. Eintritt € 3, www.bovec.si/kulturerbe/festung_kluze/. ° TIC Bovec, Trg golobarskih žrtev 8, Bovec, Tel. +386 (0)5 384 19 19: www.bovec.si Das Freilichtmuseum Čelo ist ein alter Beobachtungsposten aus dem Ersten Weltkrieg mit Schützengräben, ° Tourismusportal Bovec: www.bovec.org Küche und Unterkünften. Es ist ganzjährig geöffnet und der Eintritt ist frei. ° Stiftung Potmiru »Weg des Friedens«: www.potmiru.si Die Museumssammlung im Stergulc-Haus hinter dem Tourismusbüro in Bovec zeigt die Geschichte des Dorfes ° Tourismusportal Slowenien: www.slovenia.info und einiger Familien. Trg golobarskih žrtev 8, Tel. +386 (0)5 384 19 00. Öffnungszeiten sind täglich 16–22 Uhr. ° Tourismusportal Trenta: www.soca-trenta.si ° Internationales Musikforum Trenta: www.wienerphilharmoniker.at/jugend/trenta Übernachten, Gasthäuser, Information Bovec: Einkaufen ¿ Hotel Kanin, Ledina 6, Tel. +386 (0)5 389 68 80, www.hotel-kanin.com. Schon fast ein legendäres Hotel, In Trenta gibt es einen kleinen, gut ausgestatteten Laden. In Bovec findet man eine Auswahl 1973 erbaut vom Architekten Janez Lajovic, der dafür mit dem Preis für die beste Architektur des Jahres an Läden und Boutiquen. 60 61 Kirche des Tales, die 1690 vom Grafen At- 11 Die Soča in einer Schlucht Das Trentatal und tems für die Bergleute errichtet wurde, lan- in der Nähe von Kal-Koritnica. ge bevor es hier eine Straße gab. 7 Log pod Mangartam, der »Ort Das Eisenerz wurde in den umliegenden unter dem Mangart« (links), rechts das Tal der Koritnica davon der Jalovec. Seitentälern abgebaut und bei Pri cerkvi in 5 Typisches Bauernhaus einem Hochofen mit Schmiede und Ham- im Trentatal. merwerk verarbeitet. Hier war bis 1780 das Zentrum des wirtschaftlichen Lebens im Trentatal. Danach wurde die Eisenverarbei- tung aufgegeben, weil sie nicht mehr wirt- schaftlich war. Die Menschen wanderten ab oder wurden Schafzüchter. Die der Jungfrau 2–4 Maria von Loreto gewidmete Kirche wurde Trenta- und 1945 von Tone Kralj (siehe S.76) bemalt. Ihr Koritnicatal gegenüber auf der anderen Seite der Soča befindet sich eine Sägerei, die bis 1994 mit Wasserkraft betrieben wurde. Die Straße ins Tal wurde von Bovec her erst 1906 gebaut und im Ersten Weltkrieg über den 1611 Meter hohen Vršičpass weiterge- führt, sodass man nun sommers auch in nördlicher Richtung nach Kranjska Gora gelangen kann. Mit dem Bus oder Auto sind das 27 Haarnadelkurven hinauf und 24 wie- der hinunter. Im Winter ist der Pass nicht Mitten durch die Julischen Alpen schlängelt fach »im Ort« bedeutet. Die Leute im passierbar, darum ist alles im Tal gegen Sü- sich die Soča (italienisch Isonzo, deutsch Trentatal wohnen aber in der Regel nicht in den, talauswärts, ausgerichtet. Sontig), ein türkisblauer, kalter Fluss, durch einer Ortschaft, sondern zum Beispiel auf Dem Lauf der Soča folgend kommt man nach die steilen und hohen Kalkberge. Obschon dem Jurtarhof oder auf dem Hof Andrej oder Na Logu (Trenta), einer Ansammlung von er mit seinen Zuflüssen, den vielen Schluch- Hof Peter. Denn es gibt im Trentatal nur Häusern, gruppiert um das Informationszen- ten und der Strahlkraft der klaren Farbe das zwei eigentliche Ortschaften, ansonsten vor trum zum Nationalpark Triglav, das in einer schmale und abgelegene Tal prägt, heißt der allem Einzelhöfe über die Hänge und das umgebauten ehemaligen italienischen Ka- oberste Teil des Tales nicht nach ihm, son- Tal verteilt. Wohl haben sich um einige Kir- serne untergebracht ist. Einige Kilometer dern nach dem Namen des ersten Ortes im chen auch Häuser gruppiert, die einem Wei- weiter dem enger werdenden Tal flussabwärts Tal, Trenta. Das Trentatal also, sogar ein ler ähneln, oder man hat eine Kirche dort folgend, gelangen wir nach Soča, einem lang hinteres (Zadnja Trenta) und ein unteres gebaut, wo es ein bisschen flaches Gelände gezogenen Dorf. Hier steht ein Schulhaus Trentatal (Spodnja Trenta) gibt es, wobei gab oder wo die Menschen arbeiteten. Zum und die Pfarrkirche Sv. Jože aus dem Jahr hinten und unten ebenfalls auf die Lage des Beispiel bei Pri cerkvi, auch eine typische 1718. Auch sie wurde 1944 von Tone Kralj Ortes Trenta bezogen ist, der eigentlich gar Ortsbezeichnung, die »bei der Kirche« be- bemalt. Hinter der Kirche befindet sich ein nicht so heißt, sondern »Na Logu«, was ein- deutet. An diesem Ort befindet sich die erste Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg.

62 63 manischen, slawischen und germanischen Haus baute. In den 1970er- und 1980er-Jah- 7 Die Decke der Kirche Sv. Jože Kulturen geprägt. So sind der deutsche Na- ren war Bovec ein Skiort vor allem für jugos- in Soča wurde von Tone Kralj bemalt. me Flitsch und der italienische Plezzo auch lawische Touristen. Die Infrastruktur wurde eigenständig und keine Übersetzungen von damals gebaut, was man ihr zum Teil noch 5 Zwei ganz unterschiedliche Stile in Bovec: Lobby des Bovec. Die Römer waren hier, was der Fund ansieht. Hotels, Kanin (oben), Speisesaal einer Minerva-Statuette bei Ravelnik be- Trotz großer Verbundenheit der Menschen des Gasthauses Martinov Hram (unten). weist. Im 7. Jahrhundert begannen sich Slo- mit ihrem Trentatal und viel Gestaltungs- wenen von Kärnten her kommend im Tal willen, die letzten hundert Jahre waren eine anzusiedeln. schwierige Zeit und die Emigration dement- Ab dem Mittelalter wechselten sich die sprechend groß. Heute leben die Menschen Machthaber ab: von den Franken zu den Pat­ im Trentatal hauptsächlich vom Tourismus. riarchen von Aquileia, zu den Venezianern, Der Nationalpark zieht die Naturliebhaber 2–4 ab 1509 herrschten dann 411 Jahre lang die an, die Soča viele Kanuten und Kajaker, die Trenta- und Habsburger. Dazwischen zogen die Armeen Berge Wandernde, Mountainbiker und Koritnicatal der Osmanen und von Napoleon für Erobe- Gleitschirmflieger. Nicht immer stimmen rungszüge durch das Tal. 1920 wurde das deren Interessen mit jenen des National- Tal im Vertrag von Rapallo Italien zuge- parks Triglav überein, der mit Sensibilisie- sprochen. Von 1945 bis 1947 gehörte es zur rungskampagnen auf den Outdoorsport- angloamerikanischen Verwaltungszone A. boom reagiert. Danach wurde es Jugoslawien zugeteilt und Die Erschließung der Berge mit Seilbahnen Unterhalb des Dorfes ist die Soča am schöns- ist seit der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 für den Tourismus ist verglichen mit ande- ten. Hier fließt sie mal durch größere und Teil von dessen Staatsgebiet. ren Regionen der Alpen bescheiden. Bovec kleinere Schluchten (Mala und Velika Kori- Feuer, Kriege oder Erdbeben zerstörten Bo- ist eine von drei Gemeinden im sloweni- ta), mal in einem normalen Flussbett. Zu Fuß vec mehrere Male. Es wurde immer wieder schen Teil der Julischen Alpen mit einer kann man sie immer wieder über kleine Hän- aufgebaut und präsentiert sich heute als Dorf Gondelbahn (neben Bohinj und Kranjska gebrücken überqueren. An der engsten Stelle mit schön renovierten Häusern. Das Ster- Gora). Jedoch hat die Vernachlässigung der des Tales steht als Symbol eines weiteren gulc-Haus im Zentrum des Dorfes ist ein sol- Erneuerungsinvestitionen in die Gondel- ehemals wichtigen Wirtschaftszweigs – der ches renoviertes Haus. In dessen unterem bahn auf den Kanin dazu geführt, dass diese Waldwirtschaft und Holzverarbeitung – eine Teil ist das Tourismusbüro und im oberen seit einer Panne im Januar 2013 stillsteht. alte Seilbahn aus Holz, mit der aus den höher Teil ein Museum zur Geschichte des Dorfes Dadurch ist auch die Verbindung zum italie- gelegenen Hängen das Holz ins Tal transpor- eingerichtet. Ein gut beschilderter ethnologi- nischen Skigebiet von Sella Nevea gekappt. tiert wurde. Kurz danach, beim Doppelwei- scher Weg startet hier und führt durch ganz Der Investitionsbedarf ist enorm; eigentlich ler Kal-Koritnica, wo das Flüsschen Koritni- Bovec. Der belebte Dorfplatz wurde nach müsste die ganze Seilbahn ersetzt werden. ca in die Soča fließt, weitet sich das Tal in die Plänen des österreichisch-italienisch-slowe- Erschwert wird die Situation dadurch, dass Ebene von Bovec, der Gemeinde, zu der alle nischen Jugendstilarchitekten Maks Fabiani sich seit der Unabhängigkeit komplizierte Höfe, Weiler und die zwei Dörfer der Tal- erstellt, der maßgeblich auch am Wiederauf- Besitz- und Gläubigerverhältnisse entwi- schaft gehören. bau von Ljubljana nach dem Erdbeben 1895 ckelt haben. Der aktuelle Schwebezustand Das Gebiet von Bovec wurde schon ab der und Görz (italienisch Gorizia, slowenisch der Seilbahn ist desaströs für die Wirtschaft Hallstattzeit (800–480 v.u.Z.) besiedelt und Gorica) nach dem Ersten Weltkrieg beteiligt von Bovec. Alle hoffen daher auf eine ra- wurde über seine lange Geschichte von ro- war und in Wien die Urania und das Artaria- sche Lösung.

64 65 dorf. Die slowenischen Mi- ten, nach Italien, und nach Norden, nach 7 In Bovec machen sich zahlrei- nenarbeiter gingen in die dem nicht weit entfernten Österreich. che Agenturen den Adrenalin- Abenteuer-Markt streitig. Minen von Cave del Predil Strmec ist nur noch im Sommer bewohnt. auf der anderen Seite des Das Dorf erlangte traurige Berühmtheit 5 Die Soča in einer ihrer typischen Schluchten (bei Brvce, Predilpasses. 1905 wurde durch eine Strafaktion der Deutschen Wehr- oberhalb der Ortschaft Soča). von dort ein Entwässerungs- macht, die das Gebiet im Zweiten Weltkrieg stollen nach Log pod Man- besetzt hielt und das Dorf niederbrannte, gartom gebaut, der schon weil man die Dorfbevölkerung verdächtig- bald von den Arbeitern als te, mit den Partisanen zusammenzuarbei- Arbeitsweg genutzt wurde ten, 18 Männer wurden damals umge- (siehe S. 211). Im Ersten bracht. Weltkrieg diente der Stollen Die uralte Passstraße über den Predil nach 2–4 für den Waffentransport. Italien ist das ganze Jahr geöffnet. Der Fund Trenta- und Der Eingang des Štoln kann eines Schwertes aus der Ei- Koritnicatal besichtigt werden, gleich ne- senzeit am Pass zeigt, dass benan liegt – einmal mehr – dieser relativ einfache Nord- ein Soldatenfriedhof aus Süd-Übergang schon von Einen Kilometer oberhalb von Bovec mün- dem Ersten Weltkrieg. Wo die damals von alters her genutzt wurde. Ei- det die Koritnica, kurz nachdem sie eine en- den im österreichischen Heer kämpfenden nen Kilometer vor dem Pass ge und 80 Meter tiefe Schlucht verlassen bosnischen Muslimen gebaute Moschee lag, befindet sich die Ruine einer hat, in die Soča. Die Stelle wird Kluže, ist heute nicht mehr ersichtlich. Es war und weiteren Festung aus dem Klausen, genannt. Oberhalb der Schlucht blieb die erste und einzige Moschee auf slo- 19. Jahrhundert, die zum steht die Trdnjava Kluže, die österreichische wenischem Boden. Zurzeit leben knapp 150 Schutz vor den Eroberungs- Flitscher Festung aus dem Jahr 1882, die als Menschen in Log pod Mangartom, das dank zügen Napoleons gebaut, Grenzverstärkung erbaut wurde. Es stand der grandiosen Landschaft und trotz der von diesem aber zerstört aber schon im 15. Jahrhundert eine hölzerne noch sichtbaren Schäden infolge einer durch wurde. Das Denkmal in Festung dort zum Schutz gegen die Türken- einen Bergsturz ausgelösten Flutwelle aus Form eines sterbenden Lö- einfälle, später gegen Napoleons Armee. dem Jahr 2000 eine sehr einladende Atmo- wen erinnert an die Nieder- Sie diente auch im Ersten Weltkrieg als Fes- sphäre hat. Die Einheimischen nennen lage Österreich-Ungarns ge- tung. Heute beherbergt sie ein Museum und Loška Koritnica das »Tal der hundert Was- gen die Armee Napoleons. dient als Ort für Musik-, Theater- und Film- serfälle«. Den 100 Meter hohen Slap Para- veranstaltungen. Auch das Koritnicatal ist bol kann man in einer halben Stunde von eng und steil und weitet sich erst ab Log pod Log pod Mangartom erreichen (siehe Route Mangartom in einen wunderschönen Tal- 19, 5. Tag). Der Weg ist einfach und gut mar- kessel, Loška Koritnica, der von den beiden kiert, der Bach hat lauschige Badeplätzchen. schönsten Bergen der Julischen Alpen abge- Ein geeigneter Ausflug mit Kindern! schlossen wird, dem Mangart (2679 m) und Im Gegensatz zum Trentatal ist man in Log dem Jalovec (2645 m). pod Mangartom und Strmec, dem letzten Der »Ort unter dem Mangart«, Log pod Dorf vor dem Predilpass (1156 m), nicht Mangartom, war lange ein Bergarbeiter- nach Süden ausgerichtet, sondern nach Wes-

66 67 der schönsten Gipfel der Julier. Dank der slowenischen Klettersteig ist sehr schön, 7 Der slowenische Klettersteig Straße bis zum Mangartsattel ist er zudem aber ausgesetzt und deutlich anspruchsvol- auf den Mangart führt durch die auffällige Verschneidung. leicht erreichbar und entsprechend beliebt ler (T4) als der Normalweg (T3). Man sollte und viel begangen. Da es keine ÖV-Linie auf dafür ein Klettersteigset verwenden und ei- 5 Walter Prager, im Sommer 1945 auf den Skiern am Großglockner. der gebührenpflichtigen (€ 5) Mangartstraße nen Helm tragen. Die Route ist zwar nicht hat, muss man entweder mit dem eigenen Au- durchgehend, aber bei allen heiklen und be- to oder einem Bus der zahlreichen Tourismus­ sonders ausgesetzten Stellen mit Stahlseilen agenturen hochfahren, Autostopp machen gesichert. Falls man sich überall, wo mög- oder zu Fuß zur Mangarthütte wandern. lich, einklinkt, benötigt man eher zweiein- Von der Koča na Mangartu (1906 m) steigen halb als zwei Stunden bis zum Gipfel. Der wir den markierten Weg hinter der Hütte hin- Aufstieg erfolgt zuerst durch eine von Wei- auf zur Mangartstraße. Dort, wo deren tem erkennbare diagonale Verschneidung, 2–4 Schlussschlaufe beginnt, hat es eine Infor- in welcher man achtgeben muss wegen Trenta- und mationstafel über ein legendäres Riesensla- Steinschlag, besonders wenn noch andere Koritnicatal lom-Skirennen: Die amerikanische Gebirgs- Leute unterwegs sind. Danach kommt man division 10, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem schönen Sattel (2520 m), wo man diesen Teil der Besetzungszone A kontrol- eine Pause einlegen kann. Der letzte Ab- lierte, führte es am 3. Juni 1945 unterhalb des schnitt zum Gipfel ist einfach. Route 2 Mangart durch. Nur 25 der 76 Teilnehmer er- Der Normalweg zum Gipfel verläuft auf der reichten das Ziel. Gewonnen hatte das Ren- Nordostseite über italienisches Staatsgebiet. Der schöne Mangart nen Walter Prager. Der Schweizer war 1931 Er ist nicht sehr ausgesetzt und überall, wo Koča na Mangartu–Mangart–Koča na Mangartu der erste Abfahrtsweltmeister überhaupt. Er nötig, gut gesichert mit Stahlseilen. Aller- Kartenskizze siehe S. 138 wanderte später in die USA aus und wurde dings liegt der Weg auf der Schattenseite, Charakter: Relativ einfache Tagestour auf als Soldat eingezogen. sodass es bis weit in den Sommer Schnee spektakulären Gipfel (T3); anspruchsvollere Wir folgen noch ein Stück der Straße und oder Eis haben kann. Nach einer knappen Aufstiegsvariante über slowenischen Klettersteig (T4) dann dem Weg entlang der Grenze in Rich- Stunde erreichen wir den Ostgrat (2485 m), Beste Jahreszeit: August und September tung Mangartsattel. Nordwärts bietet sich wo der Weg scharf nach Karten: Julijske Alpe, Sidarta, 1: 50 000, oder Bovec– ein spektakulärer Blick hinab zu den Laghi rechts abbiegt und dem Grat Trenta, Sidarta, 1: 25 000 di Fusine und hinüber in die österreichi- und damit der Grenze folgt. Wanderzeiten schen Alpen bis zum Großglockner. Nach Nach einer weiteren knappen Koča na Mangartu–Abzw. 2230 m (T3) 1 h 00 etwa 40 Minuten erreichen wir eine Ab- Stunde mit leichten Kletter- Abzw. 2230 m–Mangart (T3) 2 h 00 zweigung zum Mangartsattel (2166 m), wo stellen zwischendurch errei- Mangart–Abzw. 2230 m (T3) 1 h 30 der italienische Klettersteig via Nogara-Bi- chen wir den breiten Gipfel Abzw. 2230 m–Koča na Mangartu (T3) 0 h 45 wak zum Mangart beginnt. Wir gehen aber des Mangart (2677 m) und Total 5 h 15 geradeaus weiter, über ein paar leichte, gut genießen die prächtige Rund- Höhendifferenz X 780 m, V 78 0 m gesicherte Stellen bis zur Weggabelung auf sicht. Für den Abstieg wählt Der Mangart ist mit 2677 Metern der dritt- 2230 Meter Höhe, zwischen dem sloweni- man mit Vorteil die Normal- höchste Berg Sloweniens und der vierthöchs- schen Klettersteig nach links (Osten) und route. te der Julischen Alpen (nach Triglav, Škrlatica dem Normalweg nach rechts (Süden). und Jôf di Montasio). Er ist zweifellos einer Variante: Der Aufstieg zum Gipfel über den

68 69 »Nichts kommt in meinem Herzen den Julischen Alpen gleich«

Der Kolonialwaren-Großhändler, Jurist, Berg- Westalpen, insbesondere im Monte-Rosa-Mas- sehr lieben Freund einen Brief, unterzeichnet: 5 Bergführer aus Trenta; steiger und Schriftsteller Dr. Julius Kugy (1858– siv. ›Mit deutschem Gruß!‹ – Haben die Deutschen besonders mit Andrej Komac (rechts) und Jože Komac (links) 1944) gilt gemeinhin als der Erschließer der Juli- Im Unterschied zu anderen Bergsteigern seiner einen anderen Gruß? Soll ich vielleicht antwor- war Julius Kugy oft unterwegs schen Alpen. Zeit war Kugy immer mit lokalen Bergführern un- ten: ›Mit italienischem Gruß?‹« in den Julischen Alpen. Julius Kugy wuchs in Triest in einer altösterrei- terwegs, von denen viele Jäger bzw. Wilderer Wegen seiner Weltoffenheit und Toleranz wird chischen Großbürgerfamilie auf. Sein Vater, In- aus dem Trentatal waren. Kugy hielt nicht viel Julius Kugy heute von allen Seiten verehrt und haber eines der wichtigsten Handelshäuser für von Haken und Stiften. Er suchte immer die man findet sowohl in Slowenien, als auch in Ita- 2–4 Kolonialwaren in Triest, stammte aus Kärnten, Schwachstelle des Berges und beklagte die spä- lien und Österreich, nach ihm benannte Straßen Trenta- und seine Mutter war halb slowenischer und halb ita- tere Verschandelung seiner geliebten Gipfel und Wege. Die Gemeinschaft Koritnicatal lienischer Abstammung. Dieser multikulturelle durch zahlreiche Klettersteige, die vielerorts der Kärntner Slowenen und Hintergrund prägte Kugy zeitlebens und machte während des Ersten Weltkriegs entstanden wa- Sloweninnen hat 2007 sogar ihn geradezu allergisch gegen übertriebenen ren. den »Julius-Kugy-Preis« ge- Nationalismus. Mit dem Ersten Weltkrieg – Kugy diente damals schaffen, welcher an Persön- Am Gymnasium von Triest entwickelte er großes als alpiner Referent in einer österreichisch-un- lichkeiten verliehen wird, »die Interesse für die Botanik, zuerst des Karsts und garischen Gebirgsbrigade – endete nicht nur die durch ihr Wirken die Idee der später der Alpen. 1875 war Kugy erstmals auf Bergsteigerkarriere Kugys, auch das von ihm Mehrsprachigkeit und kulturel- der blumenreichen Črna prst, doch »das heiße 1883 übernommene Handelshaus in Triest ging len Mannigfaltigkeit gelebt ha- Wünschen meiner Seele kreiste in sehnsüchti- ein. Kugy begann damit, seine Bergsteigererleb- ben und leben und durch ihr gen Bogen um den Triglav«. Im selben Sommer nisse und seine Bergphilosophie in mehreren Vorbild das verständnisvolle bestieg er diesen erstmals mithilfe eines Berg- Büchern niederzuschreiben, und hielt jedes Jahr Zusammenwachsen verschie- führers. Insgesamt war er vierzigmal auf dem dreißig bis vierzig Vorträge. In dieser Zeit ver- dener Völker und Volksgruppen Gipfel. Am 24. August 1880 gelang Kugy zusam- brachte er die Sommermonate in Valbruna im Alpen-Adria-Raum fördern«. men mit Andreas Komac, einem seiner liebsten (Wolfsbach), empfing dort Freunde und schrieb In seinem ersten und bekann- Begleiter, die Erstbesteigung der Škrlatica, des an seinen Büchern. 1931 erschien seine Auto- testen Werk Aus dem Leben zweihöchsten Gipfels der Julischen Alpen, der biografie Arbeit–Musik–Berge. Ein Leben, 1935 eines Bergsteigers, erschienen bis dahin als unbezwingbar gegolten hatte. Es veröffentlichte er eine Hommage an einen seiner 1924, bringt Kugy seine Gefüh- folgten viele weitere Erstbesteigungen und Er- Begleiter, Anton Oitzinger. Ein Bergführerleben le für die Julischen Alpen auf schließungen neuer Routen, zum Beispiel über und 1938 erschien sein Werk Fünf Jahrhunderte den Punkt: »So viel ich an Ber- den Westgrat auf den Triglav oder durch die Triglav. Mit der wachsenden nationalistischen gen gesehen habe, nichts Nordwände auf Razor und Prisank. Kugy und Engstirnigkeit während der Zwischenkriegszeit kommt in meinem Herzen den seinen Begleitern gelangen ferner die ersten hatte Kugy zunehmend große Mühe. Zu einem Julischen Alpen gleich.« Winterbesteigungen der meisten Hauptgipfel Vertrauten äußerte er sich während der 1930er- (Triglav, Jalovec, Mangart, Kanin, Prisank, Jôf Jahre: »Die einen wollen einen Italiener aus mir Fuart, Jôf di Montasio). Zwischen 1886 und 1913 machen, die anderen einen Slowenen, und da machte er jeden Sommer Klettertouren in den bekomme ich heute aus Deutschland von einem

70 71 lenhäuschen ins kleine, an einen Felshang scher Sperre« war. Auf der östlichen Seite 7 Von Čelo am Fuß des Svinjak geschmiegte Dorf hinein bis zum großen des Ganges steht eine Informationstafel, überblickten die österreich-unga- Route 3 rischen Soldaten im Ersten Welt- Dorfbrunnen, an dem wir links vorbeigehen. rechts davon geht der Weg hinunter durch krieg das ganze Bovecer Becken. Nicht weit davon sehen wir vor uns einen den lichten Wald. 5 Der Svinjak vom Schützen­ weiteren kleineren Brunnen mit der etwas Nach fünf Minuten erreicht man wieder den graben aus. verblassten Aufschrift »Svinjak 1653 m«. offiziell markierten Wanderweg zum Svinjak Rechts davon geht der mit schwarz-roten und biegt nach links darauf ein. Nun folgen Streifen markierte »Friedensweg« (siehe zwei Stunden steter Aufstieg auf einem schö- S. 251) über ein Brücklein und durch eine nen Waldweg zuerst auf der südöstlichen Sei- Weide hinauf bis zu einer Wasserfassung mit te des Hanges, von wo aus man ins Soča- und einem Wegweiser davor. Der mit Knafelc- Lepenatal und mit zunehmender Höhe zur Markierungen versehene Wanderweg führt Krnkette hinübersieht. Dann wechselt der 2–4 geradeaus weiter direkt zum Svinjak. Der Weg nach Westen und folgt dem Grat mit Trenta- und Friedensweg nach Čelo geht links weg über Blick auf Rombon und Kanin und weiter Koritnicatal eine mit Felsen durchsetzte Weide. Oberhalb oben Jerebica und Jôf Fuart. Ab 1400 Metern Ein Bilderbuchberg der Weide folgen wir einem markierten Gei- verlässt man den Wald, der Weg wird felsiger Bovec–Koritnica–Čelo–Svinjak–Kal–Bovec ßenpfad durch ein lichtes, ebenfalls mit Fel- und steiler. Auf 1550 Metern erreicht man ei- Kartenskizze siehe S. 60 sen durchsetztes Wäldchen hinauf. Kurz be- ne wunderschöne kleine Terrasse. Für die Charakter: Zuerst einfache, im oberen Teil vor wir die Anhöhe zwischen Malo und letzten sehr steilen und ausgesetzten 100 Me- mittelschwere Tagestour auf den Hausberg Veliko Čelo erreichen, sehen wir rechts vom ter zum Gipfel braucht man ab und zu die von Bovec (T3) Weg eine große Kaverne im Felsen. Hierher Hände, um auf dem mit bröckeligem Fels Beste Jahreszeit: Von Mai bis Oktober verlagerte die österreichisch-ungarische Ar- durchsetzten Wiesenhang vorwärtszukom- Karten: Bovec–Trenta, Sidarta, 1: 25 000 mee im Ersten Weltkrieg zwei Kanonen aus men. Nach 20 Minuten hat man den Gipfel Wanderzeiten der Festung Hermann oberhalb von Kluže, des Svinjak erreicht und das Gefühl, trotz Bovec–Koritnica 0 h 45 weil sie dort dem erbarmungslosen italieni- der relativ bescheidenen Höhe von 1653 Me- Koritnica–Freilichtmuseum Čelo 0 h 30 schen Granatbeschuss aus dem Raccolanatal tern auf einem richtig hohen Berggipfel zu Freilichtmuseum Čelo–Svinjak 2 h 30 ausgesetzt gewesen wären. Wir gehen um sein. Von hier aus geht es nicht weiter. Der Svinjak–Kal 2 h 30 den Felsen mit der Kaverne herum und kom- fast bodenlose Blick ins Tal hinunter ist be- Kal–Bovec 0 h 45 men nach einer mit Seilen gesicherten Stelle eindruckend. Es ist, als könnte man die 1200 Total 7 h 00 zum Freilichtmuseum Čelo, das aus einem Meter direkt in die Soča runterrutschen. Höhendifferenz 120 0 m, 120 0 m X V 200 Meter langen, gemauerten Gang besteht, Vorsicht und Konzentration sind angesagt. der zwei Kanonenstellungen, Aufenthalts- Sobald wir den Wald wieder erreichen, kön- Vom Hotel Kanin in Bovec führt ein Fußweg räume, Küche und Latrinen verbindet. Die nen wir es laufen lassen, bis wir kurz nach zur kleinen Kirche Device Marije v Polju an Stellung liegt strategisch hervorragend auf der Abzweigung zum Freilichtmuseum die Hauptstraße, die wir überqueren und wo einer kleinen Anhöhe, mit einer wunderba- diesmal links auf den Friedensweg einbie- wir uns über die Wiesen nach Vodenca und ren Aussicht über das ganze Bovecer Becken gen und über eine schöne Weide ins Dorf den dortigen Campingplätzen begeben. Bei und die es umgebenden Berge. Ganz im Sü- Kal gelangen. Hier erwartet uns das Gast- der Brücke über die Soča nehmen wir den den scheint der Grat des Stol das Tal zu ver- haus Hedvika. Das letzte Wegstück geht linken Weg nach Koritnica. Zwanzig Minu- schließen. Auf der Nordseite sieht man die wieder über die Wiesen, ein Stück der Soča ten später gehen wir links vom Bushaltestel- Festung Kluže, die ebenfalls Teil der »Flit- entlang und via Vodenca nach Bovec.

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