„Hartz IV und Flüchtlingskrise – Die Ursachen für den Niedergang der beiden Volksparteien?“

Bachelor-Arbeit an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege (FH), Fort- bildungszentrum des Freistaates Sachsen (HSF)

Fachbereich Sozialverwaltung und Sozialversicherung Bachelorstudiengang „Sozialversicherung“ – BaSVs 2016

vorgelegt von Lubenow, Nick aus Meißen

Meißen, 29.05.2019

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 5 2 Volksparteien ...... 7 2.1 Definition und Merkmale ...... 7 2.1.1 Begriff “Volkspartei“ nach Otto Kirchheimer ...... 7 2.1.2 Begriff “Volkspartei“ nach Peter Lösche ...... 8 2.1.3 Definition “Volkspartei“ für diese Arbeit ...... 9 2.2 Volkspartei - CDU ...... 11 2.2.1 Programmatik ...... 11 2.2.2 Elektorat ...... 13 2.2.3 Mitgliederanzahl ...... 14 2.3 Volkspartei - SPD ...... 15 2.3.1 Programmatik ...... 15 2.3.2 Elektorat ...... 16 2.3.3 Mitgliederanzahl ...... 16 3 SPD – Hartz IV ...... 18 3.1 Hintergrund/Motiv ...... 18 3.2 Inhalt/Umsetzung ...... 18 3.3 Folgen ...... 19 4 CDU – Flüchtlingskrise 2015 ...... 21 4.1 Flüchtlingskrise in der EU ...... 21 4.2 Flüchtlingskrise in Deutschland ...... 23 4.2.1 Verlauf ...... 23 4.2.2 Folgen ...... 26 5 Umgang der Parteien mit den Traumata ...... 29 5.1 SPD ...... 29 5.1.1 Trauma – Hartz IV ...... 29 5.1.2 Maßnahmen - Bürgergeld, Reformen, Mindestlohn ...... 31 5.2 CDU ...... 33 5.2.1 Trauma – Flüchtlingskrise...... 33 5.2.2 Maßnahmen - Werkstattgespräch, Obergrenzen, Ankerzentren ...... 35 6 Prüfung der Volkspartei-Eigenschaft nach dem Trauma ...... 36 6.1 Programmatik ...... 36 6.1.1 SPD ...... 36 6.1.2 CDU ...... 37 6.2 Elektorat – SPD ...... 38 6.2.1 Bundestagswahlen Bundesgebiet ...... 38 6.2.2 Bundestagswahlergebnisse in Bundesländern mit hoher und niedriger Arbeitslosenquote ...... 39 6.2.3 Bundestagswahlergebnisse in einkommensschwachen und einkommensstarken Städten ...... 40 6.2.4 Bundestagswahlergebnisse der SPD in den Parteihochburgen ...... 42 6.2.5 Landtagswahlen ...... 43 6.3 Elektorat – CDU ...... 46

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6.3.1 Bundestagswahlen Bundesgebiet ...... 46 6.3.2 Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt des Traumas ...... 47 6.3.3 Bundestagswahlergebnisse Erststimme () und Zweitstimme (CDU) im Wahlkreis von Angela Merkel (Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I) ...... 48 6.3.4 Bundestagswahlergebnisse der CDU in den Parteihochburgen ...... 49 6.3.5 Landtagswahlen ...... 50 6.4 Mitgliederentwicklung ...... 52 6.4.1 SPD ...... 52 6.4.2 CDU ...... 53 7 Bilanz der Volksparteien ...... 54 7.1 SPD – Zurück zur “Arbeiterpartei“ ...... 54 7.2 CDU – Die “letzte“ Volkspartei in Deutschland ...... 55 8 Ausblick auf die Entwicklung der Parteienlandschaft in Deutschland ...... 56 Anhang ...... 58 Quellenverzeichnis ...... 81 Eidesstattliche Versicherung ...... 95

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1 Einleitung

Volksparteien gibt es seit Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland. In den Medien und der Gesellschaft handelt es sich bei den Parteien SPD und CDU um Volksparteien. Diese sind ein wichtiger Bestandteil des Demokratiegefüges in der Bundesrepublik und sorgen für ein stabiles Parteiensystem.1 Die Thematik über den Niedergang der Volksparteien hat aufgrund seiner Aktualität eine gewisse Brisanz und ist auch in den Medien omnipräsent vertreten. Eine weitere Besonderheit ist, dass uns die Politik und auch die Entwicklung der Volksparteien alle etwas angeht und wir sogar persönlich betroffen sind. Die Politik und besonders die Volksparteien, wobei eine mindestens auch die Regierungspartei ist, sind maßgeblich für unser Leben und das Funktionieren der Gesellschaft in Deutschland mit- verantwortlich. Gleichzeitig sind Wahlen in einer repräsentativen Demokratie, in welcher wir in der Bundesrepublik leben, eine Möglichkeit der politischen Mitbestimmung der Be- völkerung. Der Titel der Arbeit lautet „Hartz IV und Flüchtlingskrise – Die Ursachen für den Nieder- gang der beiden Volksparteien?“ und untersucht demzufolge, ob diese beiden Ereignisse monokausal bzw. Katalysatoren für den Prozess des Niedergangs bzw. Absturzes der Volksparteien in Deutschland sind. Die Bachelorarbeit konzentriert sich, wie oben be- schrieben, auf SPD und CDU, da diese im gesamten Bundesgebiet – Ausnahme ist die CDU in Bayern- vertreten sind. Die CSU, welche ausschließlich in Bayern vertreten ist, bleibt hierbei außen vor und wird im vorliegenden Elaborat nicht berücksichtigt, sondern spielt nur eine untergeordnete Rolle, da CDU und CSU, als Unionparteien, schwer vonei- nander zu trennen sind. Im Bereich der Quellen und Literatur wurden vor allem wissenschaftliche Ausarbeitungen und Zeitungsartikel verwendet. Dabei wurde der Sachstand bis Ende April 2019 zu Grun- de gelegt. Zur Ausdifferenzierung des Themas wurden folgende Leitfragen zwecks Vorbetrachtun- gen und Einführung in die Thematik formuliert, welche im Verlauf dieser wissenschaftli- chen Abhandlung beantwortet werden sollen:  Was zeichnet eine Volkspartei aus und handelt es sich bei SPD bzw. CDU um sol- che?

 Wann kam es zu Hartz IV und Flüchtlingskrise und was war passiert?

 Führten diese Ereignisse zu Verwerfungen oder einem Schockzustand inner- und außerhalb der beiden Parteien und welche Gegenmaßnahmen ergriffen sie?

1 Vgl. Lösche, Peter: Ende der Volksparteien – Essay, 2009 5

 Welche Auswirkungen haben diese zwei Ereignisse auf SPD und CDU hinsichtlich der Volksparteieigenschaft gehabt?

Daraus ergeben sich die entscheidenden Zielsetzungen zur Beantwortung des Titels der Bachelorarbeit:  Sind diese Geschehnisse (mit-)verantwortlich für den Niedergang der Volkspartei- en?

 Sind SPD und CDU noch Volksparteien?

 Wie werden sich die Volksparteien und die Parteienlandschaft in Deutschland in der Zukunft voraussichtlich entwickeln?

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2 Volksparteien

2.1 Definition und Merkmale

2.1.1 Begriff “Volkspartei“ nach Otto Kirchheimer2

Aufgrund der enormen Vielfalt an Parteien in der Bundesrepublik, entwickelte sich aus der Parteiforschung eine Typologie zur Sortierung und Unterscheidung der Parteien.

Der Begriff der “Volkspartei“ wurde in der Parteienlehre 1965 durch einen Beitrag von Otto Kirchheimer eingeführt. Dabei ging er von der Annahme aus, dass sich die Nachkriegsge- sellschaft von 1945 durch den Ausbau des Wohlfahrtsstaates, das Abklingen der Klas- sengegensätze, dem Ideologieverlust und der Loslösung von der Kirche wandelt. In der Folge keimte der Parteienwettbewerb auf und der Wähler wählte rational nach Effizienz- kriterien, d.h. die Partei, welche ihm das beste Angebot unterbreitet. Die Volkspartei er- setzt typologisch das ältere Vorgängermodell der (Massen-) Integrationspartei, welche auf Menschen bestimmter Klassen und Konfessionen, also ein bestimmtes sozialmoralisches Milieu, zugeschnitten war.3

Nach Otto Kirchheimer sind folgende 5 Merkmale wesentlich zur Charakterisierung einer Volkspartei:4

1. Die bisherigen Ideologiebestände werden beiseitegeschoben und man gewährt kurzfristigen taktischen Erwägungen Vorrang, d.h. die Partei entideologisiert sich. Sie soll demzufolge aus allen sozialen Schichten und Milieus Wähler und Mitglie- der anziehen.

2. Die Parteispitze wird weiter gestärkt.

3. Die Rolle des einfachen Parteimitglieds wird entwertet, d.h. der Wert innerhalb der Partei mindert sich.

4. Das Wahlprogramm der Partei spricht die gesamte Bevölkerung an. Dazu muss es möglichst viele Politikfelder für möglichst viele Interessen abdecken und radikale Positionen vermeiden.

5. Die Partei sucht Kontakt zu verschiedenen Interessenverbänden, bspw. Gewerk- schaften, Wirtschafts-/ Verbraucher-/ Wohlfahrtsverbänden oder Hobby-/ Sport- vereinen.

2 war ein deutscher, sozialistisch geprägter Staats- und Verfassungsrechtler (* 11.November 1905; † 22.November 1965) 3 siehe Holtmann, Everhard: Der Parteienstaat in Deutschland, 2012, S. 64 4 Ebenda, S. 64 7

Zusätzlich zu den wesentlichen Merkmalen definiert Otto Kirchheimer noch ergänzende Merkmale. Danach weist eine Volkspartei geringe programmatische Unterschiede zu an- deren Parteien auf. Damit ist eine Volkspartei auch nach allen Seiten des Parteienspekt- rums koalitionsbereit. Die Partei verfügt außerdem über eine sozial vielschichtige und zahlenmäßig große Mitgliederanzahl mit geringer Parteibindung. Ein weiteres Merkmal ist eine breite und schichtübergreifende Wählerbasis. Volksparteien würden außerdem eine aufwendige Wahlkampfführung betreiben. Der hohe Finanzbedarf der Partei wird zuneh- mend aus staatlichen Kassen gedeckt.5

2.1.2 Begriff “Volkspartei“ nach Peter Lösche6

Peter Lösche ist der Auffassung, dass der Begriff “Volkspartei“ nicht eindeutig zu definie- ren ist und er synonym benutzt wird mit Massenpartei, Mitgliederpartei, Massenintegrati- onspartei, “Allerweltspartei“, Großpartei und Kartellpartei. Zur Präzisierung des Begriffs seien 4 Indikatoren entscheidend, welche nachfolgend geschildert sind.7

1. Eine Volkspartei bezeichnet eine politische Organisation von Bürgern, welche in ihrer sozialen Zusammensetzung, hinsichtlich Mitglieder, Parteiaktivisten und Wählern nicht auf eine bestimmte Schicht oder Klasse der Gesellschaft oder eine anders bestimmte Gruppe an Personen (bspw. durch Konfession) beschränkt ist. Vielmehr umfasst sie prinzipiell mehrere Schichten bzw. Klassen und Religionen. Allerdings bleibt ein spezifisches soziales Profil durchaus erhalten.

2. Volksparteien sind bemüht, möglichst viele Wählergruppen anzusprechen und für sich zu gewinnen. Daraus folgt, dass die Volkspartei eine Massenwähler-, Mitglie- der- und Funktionärspartei ist. Um dieses Merkmal zu erfüllen, muss sie im Prinzip und auf Dauer ca. 35% der Wähler für sich gewinnen, ein Prozent der Wahlbe- rechtigten als Mitglieder überzeugen und davon wiederum 10 % als Funktionäre motivieren.

3. Volksparteien existieren nur in einem repräsentativ-demokratischen politischen System mit parlamentarischer oder präsidentieller Prägung. Denn sie zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie willens, bereit und in der Lage sein müssen allein oder in einer Koalition mit anderen Parteien die Regierungsverantwortung zu übernehmen und damit Macht auszuüben. Die Koalitionsfrage ist dabei entschei- dend für die Typisierung, da nur Parteien, wie die Volksparteien, die keinen abso- luten Herrschafts- und Durchsetzungsanspruch haben, in der Lage sind mit ande- ren Kompromisse zu schließen und gemeinsam zu regieren.

5 Ebenda, S. 64 6 war ein deutscher Politikwissenschaftler und Professor für Politikwissenschaften (* 13.Februar 1939; † 09.März 2016) 7 Vgl. Lösche, Peter, 2009 8

Diese Fähigkeit ist auf Dauer gegeben, wenn es in der Partei neben einem kontro- versen Politiksektor einen nichtkontroversen Sektor mit einem allgemeinen Kon- sens gibt, zu dem die Grundregeln parlamentarisch-repräsentativer Demokratie und die Achtung der Menschenrechte gehören.

4. Volksparteien sind danach nämlich Milieu-Parteien gewesen, also Parteien, die zum Teil aus sozialmoralischen Milieus hervorgegangen sind und auf ihnen basier- ten. Entgegen der Annahme von Otto Kirchheimer sind Teile der Mitglieder, insbe- sondere Funktionäre und Parteiaktivisten, aber auch Wähler geistig, ideologisch und wertemäßig in die Partei eingebunden gewesen. Daraus resultierte die Binde- kraft der Partei gegenüber den Mitgliedern und Wählern, wodurch eine Unter- scheidung in Stammwähler und Neuwähler möglich war. Die Volkspartei fußt damit auf einem Fundament an Wählern, von ca. 20% bis 25% der Wählenden, links o- der rechts der politischen Mitte. Auf dieses Fundament konnten sich die Parteien verlassen. Nur aufgrund dieser Milieubasis war es möglich, sich auf die Mitte hin zu bewegen und erfolgreich zu sein. Dieser Spagat führte dann zu Wahlergebnis- sen von 40% oder darüber.

2.1.3 Definition “Volkspartei“ für diese Arbeit

Die Begriffsdefinitionen zur “Volkspartei“ von Otto Kirchheimer und von Peter Lösche wei- sen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede auf. Nicht zu vergessen ist die zeitli- che Differenz beider Definitionen. Wie oben bereits geschildert stammt die Parteienlehre aus dem Jahr 1965, zu welcher sich die Volksparteien gerade erst entwickelt haben. Der Artikel von Peter Lösche ist deutlich aktueller und stammt aus dem Jahr 2009, wo die CDU und die SPD, welche nach der herrschenden Meinung zum Typus der Volksparteien gehören, schon wieder an Zustimmung in der Gesellschaft verloren haben.

Die Gemeinsamkeiten liegen vor allem in der programmatischen Offenheit und einer Zu- sammensetzung von Wählern, Mitgliedern aus mehreren sozialen Schichten/Klassen bzw. verschiedenen bestimmten Gruppen.

Auch Jürgen Rüttgers8 führt in seinem Beitrag „Die Union ist die einzige Volkspartei“ an, dass zum Beispiel Wirtschafts- und Sozialpolitik keine Gegensätze sein dürfen und man beide Bereiche miteinander in Einklang bringen muss, sodass sich alle gesellschaftlichen Gruppen in der Programmatik wiederfinden.9 Damit ist für ihn auch eine offene Program- matik wichtiger Bestandteil einer Volkspartei.

8 Deutscher Rechtsanwalt und Politiker (CDU); Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen von 2005 bis 2010; 1994 – 1998 Bundesminister für Bildung Wissenschaft, Forschung und Technologie 9 Rüttgers, Jürgen: Die Union ist die einzige Volkspartei, 2009, S. 41 9

Er ist außerdem der Ansicht, dass eine Volkspartei alle Schichten des Volkes vertreten muss, um so alle Menschen mitzunehmen und niemanden zurückzulassen. 10

Kirchheimer und Lösche behaupten weiterhin, dass eine Volkspartei auch über eine zah- lenmäßig große Mitgliederanzahl verfügt. Peter Lösche definiert sogar einen Wert von einem Prozent der Wahlberechtigten als Mitglieder, um dieses Merkmal zu erfüllen. Einig- keit besteht ebenfalls in dem Punkt, dass Volksparteien eine gewisse Regierungsverant- wortung haben und sie zur Ausübung jener eine große Koalitionsbereitschaft zu allen Sei- ten des Parteienspektrums haben muss.

Ein gravierender Unterschied liegt in der Bindungskraft der Partei. Peter Lösche ist der Auffassung, dass es sich hierbei um ein Kernmerkmal handelt, da nur durch die Bindung der Stammwähler aus den damaligen Milieus eine Öffnung der Partei überhaupt erst mög- lich wurde. Otto Kirchheimer hingegen vertritt die Meinung, dass die Parteibindung bei einer Volkspartei relativ gering ist.

In diesem Merkmal stützt Jürgen Rüttgers die Ansicht von Peter Lösche, dass eine Volks- partei durch ihre Identität einen gewissen Markenkern, also Stammmilieus, besitzt, wodurch sie Bindekraft nach innen (für die Mitglieder) und nach außen (für die Wähler) hat.11

Für diese wissenschaftliche Arbeit wird der Begriff “Volkspartei“ folgendermaßen definiert:

Volksparteien sind politische Organisationen (Parteien), die damals ein bestimmtes sozialmoralisches Milieu der Gesellschaft repräsentiert und sich durch programma- tische Öffnung der Partei für mehrere Schichten, Klassen und Gruppen der Gesell- schaft wählbar gemacht haben, um so auf Dauer ein breites Elektorat und eine gro- ße Zahl an Mitgliedern aufzubauen.

In der Bundesrepublik werden üblicherweise zwei Parteien als Volksparteien bezeichnet. Dies sind die CDU/CSU, als ursprünglich überkonfessionelle bürgerliche Sammlungsbe- wegung, und die SPD, nach ihrer programmatischen Wende 1959 von einer Klassenpartei zu einer linken Volkspartei.12

Anhand dieser Definition mit den zentralen Bestandteilen Programmatik, Elektorat, und Mitgliederanzahl soll nachfolgend untersucht werden, ob diese Merkmale in der Bundes- republik Deutschland auf die CDU/CSU und die SPD zutreffen.

10 Vgl. Rüttgers, Jürgen: Die Union ist die einzige Volkspartei, 2009, S. 41 11 Ebenda, S. 40 12 Vgl. Deutscher Bundestag: Volksparteien – Begriffsbestimmung und interne Entscheidungsabläufe (WD 1 - 3000 - 003/14), 2016, S. 4 10

2.2 Volkspartei - CDU

2.2.1 Programmatik

Die Unionsparteien CDU/CSU gelten als Vorreiter in der Entwicklung der Volksparteien, da sie ein Volksparteiensystem in Westdeutschland etablierten.13

Dieser Aufstieg gelang ihr durch ein innovatives Konzept interkonfessioneller Sammlung, d.h. durch die Vereinigung der vormals getrennt agierenden Kräfte des politischen Katho- lizismus und Protestantismus. Diese Neubegründung der CDU als bürgerliche, konfessi- onsübergreifende christlich-demokratisch Sammlungspartei für alle Christen war der wich- tigste Grund für den Aufstieg der CDU. Dadurch wollte man sich von der engen katholi- schen Weltanschauung befreien und sich auf eine breitere Basis stellen und sich als schichtenübergreifende Partei Mehrheiten organisieren. Weiterhin profitierte sie vom Bo- nus als Regierungspartei und damit der Stellung des Kanzlers.14

Programmatisch präsentierte sich die CDU als Bollwerk und Verfechterin gegen den Kommunismus und profilierte sich durch Krisen (z.B. Berlinkrise), Krieg (z.B. Koreakrieg) und Angst. An erster Stelle steht bei der CDU das Markenzeichen der sozialen Marktwirt- schaft, welche für die breiteste Wählerresonanz sorgte und später zum Wirtschaftsauf- schwung bzw. -wunder führte. Weiterhin setzte sich die CDU für den sozialen Wohnungs- bau ein, welche durch die Eingliederung der heimatlosen Bevölkerung eine Radikalisie- rung des Wählersegments verhinderte. Sie profilierte sich nicht nur als Wirtschaftspartei, sondern auch als klassische Sozialstaatspartei, die sich für den sozialen Ausgleich und sozialen Frieden einsetzte. Exemplarisch hierfür ist der Ausbau des Sozialstaats durch den der Klassenkonflikt zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum entschärft wurde. Damit erstreckt sich das Parteiprofil damals über die Wirtschaft, soziale Wohltaten und Sicher- heit, Recht und Ordnung und schließlich auch auf das wählerattraktive Spitzenpersonal, bspw. in Gestalt von Konrad Adenauer15, Ludwig Erhard16 oder Helmut Kohl17.18

Die CDU besteht ideologisch-weltanschaulich aus drei Wurzeln: einer liberalen, einer konservativen und einer sozial-katholischen Wurzel.19

13 siehe Wiesendahl, Elmar: Volksparteien: Aufstieg, Krise, Zukunft, 2011, S. 21 14 siehe Holtmann, Everhard, 2012, S. 80 15 Bundeskanzler 1949 - 1963 16 Bundeskanzler 1963 - 1966 17 Bundeskanzler 1982 - 1998 18 siehe Wiesendahl, Elmar, 2011, S. 26-30 19 Vgl. Decker Frank: Die Programmatik der CDU, 2018 11

Das aktuelle Grundsatzprogramm mit dem Titel „Freiheit und Sicherheit“ von 2007 ist das dritte Grundsatzprogramm in der Geschichte der CDU. In diesem definiert sich die CDU als „Volkspartei der Mitte“ und bekennt sich zu ihren oben genannten Wurzeln. Orientie- rungsmaßstab ist das christliche Menschenbild und die drei Grundwerte „Freiheit, Solidari- tät, und Gerechtigkeit“. Das gesellschaftliche Ziel ist die Chancengesellschaft, in der Bür- ger frei und sicher leben. Weitere zentrale Punkte sind die Stärkung der Familien, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Bildung, Erneuerung der sozialen Marktwirt- schaft, Umweltschutz, Integration und Europa.20

Dieses Programm spiegelt eine große Themen- und Politikbreite wider, welche den Groß- teil der Gesellschaft interessiert. Die Forderungen bzw. Vorschläge der CDU sind auch keinesfalls radikal oder besonders ideologisch geprägt. Es entspricht einer Programmatik, welche die gesamte Bevölkerung anspricht und so dem geforderten Merkmal einer Volks- partei entspricht.

Die CSU, als Hegemonialpartei Bayerns, hingegen versteht sich als christlich- konservative Sammlungsbewegung des bürgerlichen Lagers, wodurch es keine Partei rechts von der CSU geben soll. Die Partei fußt zwar ebenso wie die CDU auf einem christlichen Parteifundament, dieses stellt hier jedoch nicht nur ein ideelles Bekenntnis, sondern eine konkrete Handlungsanleitung dar. Dies spiegelt sich in den konservativeren Positionen der Partei in der Gesellschafts- und Familienpolitik wider. Weiterhin ist ein Kernmerkmal in der Programmatik der CSU das Eintreten für die bayrische Eigenstaat- lichkeit. Das Festhalten an konservativen Werten zeigt sich bspw. in der Ablehnung der Gleichstellung von Frauen und Minderheiten bei Quoten- und Antidiskriminierungsrege- lungen und in der Zuwanderungspolitik bzw. dem von der CSU strikt abgelehnten EU- Beitritt der Türkei aufgrund der christlich geprägten Tradition der aufnehmenden Mehr- heitsgesellschaft. Die Haltung der CSU in der Zuwanderungsfrage hat das Verhältnis zu den Kirchen, vor allem zu der katholischen Kirche belastet. Auch Teile der Partei sehen in den christlichen Werten bestimmte humanitäre Verpflichtungen in der Flüchtlingspolitik, wohingegen der andere Teil daraus die Verteidigung gegen äußere Einflüsse ableitet.21

Für diese Arbeit bleibt die CSU, da sie eine Regionalpartei in Bayern ist, für die Betrach- tung einer Volkspartei außen vor.

20 Vgl. CDU: Kurzfassung des Grundsatzprogramms, 2007 21 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der CSU, 2018 12

2.2.2 Elektorat

Der Start von CDU/CSU bei der ersten Bundestagwahl 1949 mit einem Stimmenanteil von 31,0% stellte noch keinen volksparteilichen Durchbruch dar. Doch schon bei der Nächsten im Jahr 1953 konnte die Union einen Stimmenzuwachs um rund ein Drittel auf 45,2 ver- buchen. Danach erreichte die Union im Jahr 1957 den Gipfelpunkt der Wählerpopularität mit 50,2% und damit verbunden der Gewinn der absoluten Mehrheit im Bundestag.22

Die Union konnte ihr hohes Stimmenniveau während der Kanzlerära (1953 – 1965) über 45% halten. Auch während der Oppositionszeit von 1969 bis 1982 konnte diese Marke, bis auf zwei minimale Unterschreitungen im Jahr 1972 und 1980, gehalten werden. Im Jahr 1983 zur Ära von Helmut Kohl konnten die CDU/CSU wieder auf 48,8% der Stimmen steigen. Dabei konnte sie auf eine weit über der SPD liegende Wählerschaft bauen, die sie zu der volksparteilichen Mehrheitspartei in der BRD machte.23

Die CDU, welche ihre Stammwähler im katholischen Milieu hat, stand durch diese auf einem stabilen Standbein, was für die Anfangserfolge von großem Wert war. Durch den Rückhalt der Kirche, war das Milieu die tragende Säule der CDU. Ebenfalls profitierte die Partei von der deutschen Teilung, da durch den Wegfall der ostdeutsch-protestantischen Wählerschaft sich der Anteil an Katholiken in der deutschen Wählerschaft mehr als ver- doppelte.24

Um weiter zu wachsen und die Entwicklung von Konkurrenzparteien im Mitte-Rechts- Spektrum zu verhindern, verfolgte die Partei eine Verdrängungsstrategie, indem sie Kleinparteien im Mitte-Rechts-Lager, wie die Zentrum-Partei und die Deutsche Partei (DP) aufsaugte. Dies gelang bspw. mithilfe der Sperrwirkung der Fünf-Prozenthürde und der Integration der Funktionäre in die CDU.25

In der Zeit von 1987 bis 2013 konnte die Union aus CDU/CSU in den Bundestagswahlen immer einen hohen Stimmenanteil von um die 40 % oder ein schwächeres Ergebnis von einem hohen dreißiger Prozentwert erreichen.26

Die Unionsparteien konnten immer mehr als ein Drittel der wahlberechtigten Bevölkerung mit ihrer Politik und Programmatik erreichen und damit eine große Wählerschaft, wie bei einer Volkspartei erforderlich, vorweisen.

22 siehe Holtmann, Everhard, 2012, S. 81 23 siehe Wiesendahl, Elmar, 2011, S. 21, 22 24 Ebenda, S. 22-24 25 Ebenda, S. 25 26 Vgl. Deutscher Bundestag: Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen, 2019 13

2.2.3 Mitgliederanzahl

Der Verlust der Regierungsmacht 1969 leitete den Wandel zu einer modernen Programm- und Mitgliederpartei ein.27

Die CDU hatte 1948 etwa 360.000 Mitglieder. Danach setzte ein Rückgang der Mitglieder ein und erst in den 1960er-Jahren begann ein kontinuierlicher Aufschwung, der dann in einen Mitgliederboom überging. Von 1968 (286.541 Mitgliedern) bis Ende 1976 (652.010 Mitgliedern) konnte die CDU ihre Mitgliederzahl um 128,0 % steigern. Der Zuwachs an Mitgliedern verlangsamte sich zunehmend und erreichte im Jahr 1983 mit 734.555 Mit- gliedern ihren Höhepunkt. Seitdem ging der Bestand immer weiter zurück, sodass im Jahr 1989 die Partei nur noch 662.598 Mitglieder hatte. Durch die Wiedervereinigung 1990 und die damit verbundene Ausweitung der CDU auf das Gebiet der ehemaligen DDR, konnte sich die Partei um gut 20,0 % auf 789.609 Mitglieder steigern, jedoch gehen die Mitglie- derzahlen seitdem, bis auf 1999, kontinuierlich zurück. Ende 2016 hatte die CDU nur noch 431.920 Mitglieder, was einem Verlust von über 45,0% Prozent entspricht. Im Vergleich mit anderen Parteien in Deutschland besitzt die CDU damals und heute eine deutlich grö- ßere Mitgliederzahl als bspw. die Bündnis90/Die Grünen, FDP, Die Linke oder die AfD. Einzig die SPD verfügt über eine ähnlich große Mitgliederbasis.28

Peter Lösche definierte, wie unter Punkt 2.1.2 beschrieben, dass eine Volkspartei mindes- tens 1,0% der Wahlberechtigten als Mitglieder hat. Diese 1,0%-Hürde hatte die CDU erst in der Zeit 1969 bzw. 1972 nur knapp eingehalten. Vorher lag die Partei bis auf 1948/49, was aufgrund der damaligen Zeit des Umbruchs und der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland zu vernachlässigen ist, immer unter der definierten Grenze. Im Weiteren konnte die Hürde bis 1998 mit 626.342 Mitgliedern locker erreicht werden. Bis zum Be- ginn der 2000er lag die Mitgliederanzahl der CDU ungefähr gleichauf mit dem erforderli- chen Wert der 1,0 %-Hürde. Ab 2002 bzw. 2005 lag die Anzahl unter dem Grenzwert.2930

Damit genügt die CDU bis 2002 bzw. 2005 auch bei der Anzahl an Mitgliedern der Defini- tion einer Volkspartei.

27 Decker, Frank: Kurz und bündig: Die CDU, 2018 28 Vgl. Niedermayer, Oskar: Mitgliederentwicklung der Parteien, 2017 29 Vgl. Statista: Anzahl der Parteimitglieder der CDU von 1990 bis 2017, 2019 30 Anhang 1: Mitgliederentwicklung CDU in Relation zur 1,0 %-Hürde 14

2.3 Volkspartei - SPD

2.3.1 Programmatik

Die Organisation und Parteiidentität der SPD setzte nach dem 2. Weltkrieg genau dort an wo sie 1933 aufgehört hatte, nämlich als Klientelpartei für die Arbeiter mit marxistisch- sozialistischem Parteiprofil. Nach der Bundestagswahl 1957 leitete die Partei, da sie in den bisherigen Bundestagswahlen nur einen unwesentlichen Stimmenzuwachs und kei- nen Wahlerfolg erreichen konnte, einen volksparteilichen Reformprozess zur Verbreite- rung der Wählerbasis und der Übernahme der politischen Macht ein. Die Wählerbasis sollte auf Protestanten und die Angehörigen der neuen Mittelschicht ausgedehnt werden. Auf dem Stuttgarter Parteitag 1959 entschied man sich zur Entmachtung der Parteifüh- rung und der Verabschiedung des Godesberger Programms, um programmatischen und ideologischen Ballast abzuwerfen und das alte Parteiprofil abzulegen. In diesem Pro- gramm wurden die sozialdemokratischen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidari- tät festgelegt. Zudem wurde der Überwindung des Kapitalismus und der Errichtung einer sozialistischen Planwirtschaft eine endgültige Absage erteilt. Der Schlüsselsatz des Pro- gramms ist das Bekenntnis, dass die SPD von einer Partei der Arbeiter zur Partei des ganzen Volkes geworden ist. Sie passte sich also prinzipiell an die Union an. 31

Das Godesberger Programm galt 30 Jahre und wurde durch das Berliner Grundsatzpro- gramm ersetzt, welches nur 18 Jahre Bestand hatte. In diesem Programm wurden Stand- punkte der SPD in neuen Themenfeldern der Politik, bspw. im Bereich des Umweltschut- zes und gesellschaftlichen Forderungen (z.B. die Gleichstellung der Frau) ergänzt. 2007 verabschiedete die SPD ihre aktuelle Programmatik, in Form des Hamburger Programms. Darin versuchte die Partei Änderungen am “Schröder-Blair-Papier“ und der Agenda 2010 vorzunehmen und löste sich von der nachträglich tätig werdenden, reparierenden Sozial- politik hin zu einem “vorsorgenden Sozialstaat“. Weitere Schlüsselfelder im neuen Pro- gramm sind die Bildungs- und Familienpolitik. Weiterhin bekennt sich die SPD in der Ge- sundheitspolitik zur Einführung einer solidarischen Bürgerversicherung, die das System aus gesetzlichen und privaten Krankenkassen ablösen soll.32

Die Programmatik ist also ziemlich breit gefächert und thematisiert Bereiche, die mit der CDU übereinstimmen, sodass sich ebenfalls viele Wählergruppen angesprochen fühlen.

31 siehe Wiesendahl, Elmar, 2011, S. 35, 39, 40 32 Vgl. Decker, Frank: Die Programmatik der SPD, 2018 15

2.3.2 Elektorat

Die SPD konnte in den Bundestagswahlen 1949, 1953 und 1957 ca. 30,0 % der Wähler- stimmen für sich behaupten, jedoch konnte sie nicht mit der CDU mithalten. Erst bei der Bundestagswahl 1972 konnte die SPD mit einem Ergebnis von 45,8 % über die CDU tri- umphieren. Das Problem lag darin, dass sie ihre Wählerbasis nicht verbreitern konnte. Durch die deutsche Teilung war die Partei zudem von den traditionellen-ostdeutschen Hochburgen abgeschnitten. Die SPD setzte auf das Kernmilieu der sozialdemokratischen Arbeiterwähler und war nach dem Verbot der KPD im Jahr 1956 die einzige Partei im lin- ken Wählerspektrum. Nach der programmatischen Öffnung erhielt sie auch immer mehr Wählerzuspruch aus dem Angestellten- und Beamtensegment. Im Großen und Ganzen hatte die SPD ihre Wählerverankerung als Arbeitnehmerpartei.33

Insgesamt ist es der SPD auf nationaler Ebene nur zweimal gelungen der Union die füh- rende Position im Parteisystem streitig zu machen, nämlich im Jahr 1972 und 1998. In beiden Regierungsphasen der SPD entstanden neue Parteien am linken Rand des Par- teiensystems34, was eine Schwächung der Wählerschaft für die SPD zur Folge hatte. In den Jahren 2002 (38,5 %) und 2005 (34,2 %) lag die SPD noch gleichauf mit der Union. Seither stürzte die Partei in den Wahlergebnissen ab.35

Die SPD hat bis 2005 immer mindestens einen Stimmenanteil von ca. 30,0 % vorweisen können und hat in den Jahren 1969, 1972 1976, 1980 und 1998 sogar ein Ergebnis von mehr als 40% erzielt. Obwohl die Partei oftmals hinter der CDU landete, stellt sie mit ei- nem so großen Wähleranteil eine Volkspartei dar.36

2.3.3 Mitgliederanzahl

Die SPD hatte ihre erste Mitgliederhochphase 1947 mit 875.479 Mitgliedern, welchem ein massiver Rückgang mit einem Tiefststand von 586.143 Mitgliedern im Jahr 1954 folgte. Danach folgte ein kontinuierlicher Aufschwung, der sich ab Ende der 1960er-Jahre noch deutlich beschleunigte. In der Zeit von Ende 1968 bis Ende 1976 gewann die SPD 40,0 % an neuen Mitgliedern hinzu.

33 siehe Wiesendahl, Elmar, 2011, S. 33-35 34 Die Grünen während der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt; WASG/ Die Linke während der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder 35 Vgl. Decker, Frank: Wahlergebnisse und Wählerschaft der SPD, 2018 36 Vgl. Deutscher Bundestag: Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen, 2019 16

Ihren Höhepunkt erreichte sie dann 1976 mit 1.022.191 Mitgliedern. Danach ging die An- zahl jedes Jahr, bis auf 1980 und 1988/89, bis zur Wiedervereinigung weiter zurück. 1989 hatte die Partei noch 921.430 Mitglieder. Die SPD profitierte bei der Mitgliedergewinnung nicht so stark von der Wiedervereinigung wie die CDU, sondern konnte lediglich 2,5 % an Mitgliedern hinzugewinnen, sodass sie im Jahr 1990 943.402 Mitglieder zählte. Seitdem gehen die Mitgliederzahlen der SPD, spiegelbildlich der CDU, Jahr für Jahr zurück. Die 1,0 %-Hürde konnte die SPD von Beginn an, also ab 1949, bis 2002 mit ihrer Mitglieder- anzahl einhalten.37

37 Anhang 2: Mitgliederentwicklung SPD in Relation zur 1,0 %-Hürde 17

3 SPD – Hartz IV

3.1 Hintergrund/Motiv

Die Einführung von Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz IV, als Teil der Agenda 2010 war eine sehr große und umstrittene Reform des Sozialsystems im Bereich der Ar- beitslosen- und Sozialhilfe unter Gerhard Schröder38.

In seiner Regierungserklärung zur Agenda 2010 vom 14.03.2003 formulierte er den Grundsatz des Programms: „Wir werden die Leistungen des Staates kürzen, Eigenver- antwortung fördern und mehr Eigenleistung von jedem Einzelnen abfordern müssen.“39

Hintergrund der Reform war laut Gerhard Schröder die Sanierung der Sozialsysteme, die Senkung der Lohnnebenkosten, den Arbeitsmarkt zu fördern und die Staatsfinanzen zu festigen. Diese war aufgrund der Strukturkrise, welche sich durch hohe Arbeitslosigkeit, Wachstumsschwäche der Wirtschaft und finanziell überlasteter Sozialsysteme auszeich- nete, erforderlich geworden.40

Die Reformen gehen auf die Vorschläge einer im Februar 2002 eingerichteten Experten- kommission („Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“) mit insgesamt 15 Personen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gewerkschaft, unter der Führung von Peter Hartz41 zurück und tragen deshalb auch den Titel “Hartz-Reformen“. Nach der Bundes- tagswahl 2002 wurden insgesamt vier Gesetze (Hartz I-IV) vom Bundestag verabschiedet. Darin enthalten sind bis heute auch Regelungen, welche die Kommission nie gefordert hatte, bspw. die Höhe von Arbeitslosengeld II auf Sozialhilfeniveau und die Verschärfung der Zumutbarkeit. Das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz IV-Reform) trat schließlich zum 01.Januar 2005 in Kraft.42

3.2 Inhalt/Umsetzung

Hauptbestandteil der Agenda war die Neuorganisation der Absicherung im Falle von Ar- beitslosigkeit, indem die ineffizienten und parallel existierenden Systeme der Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II (Hartz IV) im SGB II zusammengeführt wurden. Dabei kam es zu einer Absenkung der neuen Leistung auf Sozialhilfeniveau.

38 Ehemaliger deutscher Politiker der SPD und Bundeskanzler 1998-2005 39 Welt: Agenda 2010 – Inhalt, Wirkung, Reformforderungen, 2017 40 Vgl. Schröder, Gerhard: Mut zu Reformen, ohne Jahr (o.J.) 41 Ehemaliger Personalvorstand bei Volkswagen 42 Vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund, 2010 18

Weiterhin wurde die Bezugsdauer der Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung neu geregelt, sodass anstelle von maximal 32 Monaten nur noch 12 Monate Arbeitslosengeld geleistet wird. Eine weitere Neuerung war die Verschärfung der Zumutbarkeit, die regelt wann eine Arbeit aufzunehmen sei.43

Nach der Reform wird nun bei Eintritt von Arbeitslosigkeit zeitlich begrenzt erst Arbeitslo- sengeld I geleistet, welches sich am zuvor erzielten Einkommen orientiert, und danach unbefristet als Grundsicherung Arbeitslosengeld II, welches pauschal aus festgelegten Werten berechnet wird, gezahlt.44 Durch das eingeführte Prinzip „Fordern und Fördern“, welches durch die Reform Einzug hielt, erhöhte sich für Arbeitslose der Druck zumutbare Arbeit anzunehmen und zugleich sollte das Qualifizierungs- und Vermittlungsangebot für Arbeitslose verbessert werden. 45

Zusätzlich wurde Einkommen durch die Reform in einem höheren Maße auf das Arbeits- losengeld II angerechnet, als bisher bei der Arbeitslosenhilfe.46

3.3 Folgen

Die Reform traf aufgrund der damit verbundenen Leistungskürzungen und mehr Eigen- verantwortung auf starken gesellschaftlichen und politischen Widerstand. Sie konnte sich im Bundestag, jedoch durchsetzen. Insgesamt erhöhte sich die internationale Wettbe- werbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft und die Zahl der Arbeitslosen sank um rund 2 Millionen.47 Der Anteil der Agenda 2010 am wirtschaftlichen Erfolg und am Abbau der Arbeitslosigkeit ist jedoch sehr umstritten.48

Einerseits wird die Reform als “Heilsbringer“ angesehen, da dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft erhöht wurde und für die Senkung der Zahl an Arbeitslosen um rund 2 Millionen verantwortlich ist.49

Andererseits wird der Abbau der Arbeitslosigkeit infolge von Hartz IV infrage gestellt und es wird behauptet, dass sich Deutschland schon vor der Verabschiedung des Gesetzes im wirtschaftlichen Aufschwung befand.50 Weiterhin ist laut einigen Studien der Anteil der Reform an der Reduzierung der Arbeitslosigkeit außergewöhnlich niedrig gewesen, so spricht die Studie von Launov und Wälde von einem Rückgang um 0,1% aufgrund Hartz IV.51

43 Ebenda 44 Vgl. Schröder, Gerhard, o.J. 45 Schröder, Gerhard, o.J. 46 siehe Schulte, Jan.2004, S. 18 47 Vgl. Schröder, Gerhard, o.J. 48 Vgl. Welt, 2017 49 Vgl. Schröder, Gerhard, o.J. 50 Vgl. Fricke, Thomas, 2016 51 Vgl. Launov, Andrey; Wälde, Klaus. 2014, S. 113 19

Durch die Systemumstellung auf Hartz IV gab es aufgrund der Unterschiede in der Be- rechnung sowohl Gewinner als auch Verlierer unter den Arbeitslosen. Profitieren konnten Haushalte mit geringem Einkommen, während Haushalte mit hohem Einkommen zu den Verlierern gehörten. Weiterhin wurden besonders Paare schlechter gestellt, da das Ein- kommen des nicht arbeitslosen Partners auf das Arbeitslosengeld II angerechnet wird.52

Eine weitere negative Auswirkung der Reform liegt in dem steigenden Druck auf Erwerbs- lose, welche sie zur Aufnahme gering bezahlter Beschäftigung zwang, wodurch sich ein Niedriglohnsektor etablierte und ausweitete.53

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und seine Mitgliedsgewerkschaften bewerteten die Agenda 2010 als „sozial unausgewogen“ und „nutzlos für den Arbeitsmarkt“.54 Außer- dem warnten sie aufgrund der neuen Regelungen vor erheblichen gesellschaftlichen Ver- werfungen. Weiterhin organisierten die Gewerkschaften den Protest gegen die Reform, die einseitig zu Lasten der Beschäftigten und Erwerbslosen gerichtet war, mithilfe einer Unterschriften-Aktion und unterstützten die dezentral organisierten Montags- Demonstrationen.55

Dieser Entfremdungsprozess der Gewerkschaften gegenüber der SPD gipfelte in der Gründung einer links-traditionalistischen Alternative zur SPD, der WASG (Arbeit & soziale Gerechtigkeit- Die Wahlalternative), durch eine kleine Gruppe von Gewerkschaftsfunktio- nären. Das Ziel war die Lücke im linken Parteienspektrum zu schließen, welche die SPD durch ihren Kurs zur Mitte hinterlassen hatte.56 Diese schloss sich später mit der ostdeut- schen PDS, Partei des demokratischen Sozialismus, zusammen. Der Zusammenschluss wurde ausgerechnet vom ehemaligen SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine57 betrieben, welcher 2005 von der SPD zur WASG wechselte.58 Daraus entstand eine neue Partei, namens „Die Linke“, welche sich im politischen Spektrum links neben der SPD einordnet.

Durch den Widerstand innerhalb der SPD gegen Gerhard Schröder und seine Reformen musste er seinen Parteivorsitz 2004 schließlich an Franz Müntefering abgeben. Nach der verlorenen Wahl der letzten in Deutschland verbliebenden rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen im Mai 2005 machte Gerhard Schröder den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei, womit schließlich seine Kanzlerschaft und die rot-grüne Regierung ende- ten.59

52 siehe Schulte, Jan, 2004, S. 18 53 Vgl. Welt, 2017 54 Vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund, 2010 55 Ebenda 56 Vgl. Schroeder, Wolfgang, 2008 57 Deutscher Politiker und Publizist; ehemaliger SPD-Vorsitzender und Bundesfinanzminister 58 Vgl. Decker, Frank: Etappen der Parteigeschichte der SPD, 2018 59 Ebenda 20

4 CDU – Flüchtlingskrise 2015

4.1 Flüchtlingskrise in der EU

Die Zuwanderung von Asylsuchenden nach Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stand im Jahr 2015 im Mittelpunkt der Medien und Politik. Der Begriff „Flüchtlingskrise“ steht hierbei vor allem für den starken Anstieg an Asylbewerbern und der daraus resultierenden Verwaltungs- und Infrastrukturkrise in Deutschland.60

Das Jahr 2015 stellte den vorläufigen Höhepunkt von steigenden Asylanträgen in der Eu- ropäischen Union dar. Der Großteil der Flüchtlinge stammte dabei aus den Krisenregio- nen Syrien (knapp 40%), Afghanistan (rund 12%) und Irak (rund 9%). Hierbei stellten die enormen Zahlen an Schutzsuchenden ein großes Problem für die im Flüchtlingsschutz politisch zerstrittene, sowie von den rechtlichen und administrativen Kapazitäten unter- entwickelte EU dar. Dies führte zu katastrophalen Zuständen an den Außen- und Binnen- grenzen. Auch in humanitärer Hinsicht zeigte das europäische Flüchtlingssystem große Defizite bei der Bewältigung der Krise. Exemplarisch dafür stehen viele Bootsunglücke von Flüchtlingen, die bei Überfahrten zwischen Tunesien und Italien ertranken.61

Die Meinungen bzw. Lösungsansätze der einzelnen Mitgliedsstaaten der EU waren sehr verschieden und gemeinsame Lösungen, bspw. über die Verteilung der Flüchtlinge in der EU durch einen Verteilungsschlüssel, über die weitere Durchführung des Dublin- Abkommens oder das Aufrechterhalten des Schengen-Raums, konnten nicht gefunden werden.

Stattdessen beschlossen einzelne Staaten Maßnahmen zu ergreifen. Ungarn, welches der erste zuständige EU-Staat für Asylanträge ist, beschloss den Bau eines Grenzzauns im Juni 2015 und hinderte Asylsuchende dadurch an der Weiterreise. Infolgedessen strandeten dort mehrere tausende Flüchtlinge. Ab Mitte September wählten Asylsuchende wegen der Schließung der serbisch-ungarischen Grenze zunehmend den Weg durch Kroatien nach Slowenien, das als Reaktion auf die steigenden Zugänge ebenfalls mit der Errichtung eines Grenzzauns begann. Weiterhin begrenzte Kroatien im Oktober die An- zahl der Personen, die einreisen dürfen, auf täglich 2500, sodass sich ebenfalls Warte- punkte an der Grenze bildeten und diese ohne Versorgung ausharren mussten. Im No- vember 2015 begann die mazedonische Armee mit dem Bau eines vorläufigen Grenzzau- nes, zur Lenkung der Asylsuchenden zu einem offiziellen Grenzübergang.

60 Vgl. Hanewinkel, Vera, 2015 61 Vgl. Lehmann, Julian, 2015 21

Gleichzeitig kündigte das Land an nur noch Syrer, Iraker und Afghanen ins Land zu las- sen, was die UNHCR62 als völkerrechtswidrig kritisierte.63

Ein weiteres Kernproblem war das Scheitern des Dublin-Verfahrens, welches in der Dub- lin-Verordnung vom Juli 2013 festgeschrieben ist. Dieses regelt, die Zuständigkeitsvertei- lung der Mitgliedsstaaten für die Prüfung von Asylanträgen. Danach ist der Mitgliedsstaat zuständig in welches der Schutzsuchende zuerst eingereist ist. Dadurch sollte dem Asyl- bewerber nicht das Recht zugutekommen sich einen europäischen Asylstaat auswählen zu können. Somit besteht ein Auswahlrecht nur, soweit er Einfluss auf die Wahl des Erst- einreiselandes nehmen kann.64

Dieses Kernstück des gemeinsamen europäischen Asylsystems war Ende 2015 faktisch am Ende. Dieses war von Anfang an nicht als Solidaritätsmechanismus gedacht, sondern spiegelt vielmehr den kleinsten gemeinsamen politischen Nenner im Bereich Flüchtlings und Grenzschutz wider. Aufgrund der getroffenen Regelung im Dublin-Abkommen zeigte sich ebenfalls die ungleichmäßige Lastenverteilung, da die Zuständigkeit üblicherweise bei den Staaten an den EU-Außengrenzen liegt.65

Deutschlands Entscheidungen das Dublin-Abkommen auszusetzen, Bustransfers der Asylsuchenden aus Ungarn zuzulassen und Rücküberstellungen aufgrund des Dublin- Abkommens auszusetzen, trugen maßgeblich zum Niedergang des Systems bei. Die im Mai angekündigte „Migrationsagenda“ der EU-Kommission, welche eine Umverteilung von 4000 Flüchtlingen aufgrund freiwilliger Zusagen vorsah, wurde im September durch die Aufstockung um 120.000 Asylsuchenden nach festen Quoten ergänzt. Damit wurde erst- malig ein quotenbasierter Ad-hoc-Verteilungsmechanismus, welcher auf einer Art Notfall- kompetenz des EU-Rates im Falle hoher Flüchtlingszahlen beruht, beschlossen.66

Für eine dauerhafte quotenbasierte Verteilung, ergänzend zur Dublin-Verordnung, fehlt trotz der Fortschritte im Bereich der Umverteilung allerdings die erforderliche Mehrheit in der EU. Dies zeigt wieder wie politisch gespalten die EU im Bereich Flüchtlingskrise ist.67

Durch Maßnahmen, wie die Schließung der Außengrenzen in Slowenien, Kroatien, Serbi- en und Ungarn, dem Türkei-Abkommen, zur Rücknahme von illegalen Flüchtlingen in die Türkei, und die Schließung der Balkan-Route konnte die Anzahl an neuen Flüchtlingen massiv zurückgefahren werden, sodass sich die Situation seit 2017 etwas entspannt hat.

62 Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen; Aufgabe ist der Schutz und Unterstützung von Flüchtlin- gen und Vertriebenen 63 Vgl. Lehmann, Julian, 2015 64 siehe Luft, Stefan, 2016, S. 69, 70 65 Vgl. Lehmann, Julian, 2015 66 Ebenda 67 Ebenda 22

4.2 Flüchtlingskrise in Deutschland

4.2.1 Verlauf

Die Flüchtlingskrise ging nicht spurlos an der Bundesrepublik vorbei. Hunderttausende Menschen kamen in der Hoffnung auf ein sicheres und besseres Leben nach Deutsch- land.

Deutschland ist dabei mit 30,6% aller Anträge Hauptzielstaat in der EU. Von Januar bis August 2015 beantragten 257.000 Personen Asyl in der Bundesrepublik.68

Bereits bis 1992 verzeichnete die Bundesrepublik steigende Zugangszahlen an Asylan- trägen (438.191). Die Zahl der Anträge ist dann wiederum bis 2008 stark rückläufig gewe- sen mit nur noch 28.018 Asylanträgen. Zu einem sprunghaften Anstieg kam es, wie ein- gangs beschrieben, im Jahr 2015 mit insgesamt 476.649 Anträgen, was den höchsten Jahreswert seit Bestehen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) dar- stellte. Im Vergleich zum Jahr 2014 (202.834 Asylanträgen) ergibt sich hier ein Zuwachs von 135,00%.69

Laut dem BAMF stammten die Asylerstanträge im Jahr 2015 vorwiegend aus Ländern des Nahen Ostens, wie Syrien/ Arab. Republik (158.657), Irak (29.784), Afghanistan (31.382) und Pakistan (8.199), den Balkanstaaten Albanien (53.805), Kosovo (33.427) und Serbien (16.700).70

Die Verteilung der Flüchtlinge in ganz Deutschland erfolgt dabei nach festgelegten Quo- ten, dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Dieser orientiert sich zu zwei Dritteln an dem Steueraufkommen und zu einem Drittel an der Bevölkerungszahl der Länder.71

Am 31. August 2015 nannte die Bundeskanzlerin Angela Merkel72 den starken Flücht- lingszuzug eine „große nationale Aufgabe“ und versichert der Bevölkerung „Wir schaffen das.“73 Dieser Satz wurde zum Sinnbild ihrer Flüchtlingspolitik und ist heute gleichzeitig der größte Vorwurf ihrer Partei und der Bevölkerung an sie, da sie die Flüchtenden mehr oder weniger nach Deutschland “eingeladen“ hat.

In der Nacht vom 4. auf den 5.September 2015 trifft die Bundeskanzlerin nach einem Te- lefonat mit dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán und dem österreichischen Kanzler Werner Faymann die Entscheidung, dass tausende Flüchtlinge aus Ungarn un- gehindert nach Deutschland einreisen dürfen.74

68 siehe Luft, Stefan.2016, S. 24, 25 69 Vgl. Kerpal, Marlene; Lederer, Harald. 2016, S. 10 70 Ebenda, S. 25 71 Ebenda, S. 16 72 Deutsche Politikerin; CDU-Vorsitzende von 2000 bis 2018; Bundeskanzlerin seit 2005 73 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Etappen der Flüchtlingskrise in Deutschland: Eine Chronologie, 2016 74 Vgl. Hildebrandt, Tina; Ulrich, Bernd: Im Auge des Orkans, 2015 23

Die daraufhin am Bahnhof in München ankommenden Flüchtlinge wurden von Helfern und Einwohnern der Stadt mit Applaus begrüßt und in Empfang genommen. Weiterhin stand medizinische Versorgung für die Ankommenden bereit. Hierbei zeigt sich die “Will- kommenskultur“ am Beginn der Flüchtlingskrise.75

Durch diese Entscheidung von Angela Merkel vom 05.September 2015 Flüchtlinge aus Ungarn aufzunehmen, ist das Dublin-Verfahren in weiten Teilen außer Kraft gesetzt wor- den. Die Folge war, dass eine Einwanderungskontrolle nicht mehr stattfand und dadurch einzelne Staaten - vor allem Deutschland - erheblichen Flüchtlingszugängen ausgesetzt waren.76

Diese Entscheidung, von Gegnern Merkels auch als „Grenzöffnung“77 bezeichnet, mar- kiert eine Zäsur in ihrer Kanzlerschaft.78

In Folge des starken Zulaufs an Schutzsuchenden beschloss der Bundestag am 15.Oktober 2015 ein neues Asylrecht und erklärte im sogenannten Asylpaket I (Asylver- fahrensbeschleunigungsgesetz)79 die Westbalkanstaaten Albanien, Kosovo, Montenegro und Bosnien-Herzegowina zu sicheren Herkunftsländern, sodass Menschen aus diesen Staaten leichter abgeschoben werden können. Damit wurde die Beweislast für die Asylan- träge erhöht und die Verfahren sollten beschleunigt werden.80

Am 27.Oktober 2015 überquerten rund 2000 Flüchtlinge unkontrolliert die Grenze, bei Wegscheid im Kreis Passau, von Österreich zu Bayern. Die Bundes- und Landespolizei konnte die Menschenmassen nach eigenen Angaben nicht mehr zurückhalten und an einer unkontrollierten Einreise hindern. Später gelang es den 40 Einsatzkräften die Men- schen hinter der Grenze wieder einzusammeln. Die Flüchtlinge wurden anschließend mit Bussen in die Niederbayernhalle nach Ruhstorf und nach Passau gebracht und von dort aus weiterverteilt. Grund für die Eskalation war offenbar die Ankunft von einer Vielzahl von Bussen aus Österreich mit Asylbewerbern, die an die Grenze gebracht wurden und das es keinerlei Vorwarnung der Bundespolizei, seitens Österreich, gab.81

75 Vgl. Anlauf, Thomas; Bovensiepen, Nina; Soyer, Tom; Wimmer, Susi, 2015 76 siehe Luft, Stefan.2016, S. 69 77 Dabei handelt es sich mehr um einen “Kampfbegriff“ als um eine faktische Grenzöffnung, da Deutschland, Österreich und Ungarn Staaten des Schengen Abkommens, einem Übereinkommen zur Abschaffung stationärer Grenzkontrollen in Euro- pa, sind und die Grenzen für Staaten des Schengenraums somit offenstehen 78 Vgl. Georg Blume, Marc Brost, Tina Hildebrandt, Alexej Hock, Sybille Klormann, Angela Köckritz, Matthias Krupa, Mariam Lau, Gero von Randow, Merlind Theile, Michael Thumann und Heinrich Wefing, 2016 79 Vgl. Deutscher Bundestag: Änderungen des Asyl- und Aufenthaltsrechts seit Januar 2015 mit den Schwerpunkten Asyl- paket I und II (WD 3 - 3000 - 018/16), 2016, S. 4, 5 80 Vgl. Lehmann, Julian, 2015 81 Vgl. Drescher, Stefan, 2015 24

In einem weiteren Schritt wurde mit Beschluss vom 05.November 2015 (Asylpaket II) die Aussetzung des Familiennachzugs für einen Zeitraum von zwei Jahren festgesetzt. Wei- terhin verständigte sich die Koalition, bestehend aus CDU/CSU und SPD, auf die Errich- tung von besonderen Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge mit geringen Bleibechan- cen.82

Besonders bei der CSU wurde immer wieder die Forderung nach einer Obergrenze für die Zuwanderung laut, welche Merkel am 20.November 2015 auf dem CSU-Parteitag in Mün- chen aber strikt ablehnte.83

Am 30.November erreichte die Zahl von neu registrierten Flüchtlingen im EASY-System84 mit durchschnittlich 6870 Menschen pro Tag ihren Höchststand.85

In der Silvesternacht vom 31.Dezember zum 1.Januar 2016 kam es auf dem Kölner Hauptbahnhof zu hunderten Übergriffen (Diebstahl, Raub und Sexualstraftaten) von Flüchtlingen oder Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Dieses Ereignis befeuerte zusätzlich die Diskussion über den Umgang mit Flüchtlingen.86

Die Ereignisse hatten 1222 Anzeigen, davon 513 wegen sexueller Gewalt bei der Staats- anwaltschaft Köln zur Folge. Es wurde gegen 333 mutmaßliche Täter in 267 Verfahren ermittelt. Im Jahr 2017 waren von diesen 24 Täter verurteilt, jedoch ließen sich in einem Großteil der Fälle die Täter, aufgrund schlechter Kameraaufnahmen und traumatisierter Zeugen, nicht feststellen 87

Die Berichterstattung der Medien über die Silvesternacht begann erst am 3.Januar 2016, also mit zeitlicher Verzögerung, da die Informationslage, durch das Fehlen von Repor- tern/Journalisten in der Nacht, sehr dünn war. Zuerst berichtete die Kölner Boulevardzei- tung “Express“ über sexualisierte Gewalt und später auch die überregionalen Medien. Auch wurde zunächst sowohl von Polizei als auch den Medien nicht veröffentlicht, dass es sich bei einer Vielzahl von Tätern um Syrer, Iraker und Afghanen handelte. Dadurch fühlte sich die Bevölkerung belogen und getäuscht von Polizei und Medien.88

82 Vgl. Deutscher Bundestag: Änderungen des Asyl- und Aufenthaltsrechts seit Januar 2015 mit den Schwerpunkten Asyl- paket I und II (WD 3 - 3000 - 018/16), 2016, S. 8, 9 83 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Etappen der Flüchtlingskrise in Deutschland: Eine Chronologie, 2016 84 Computerprogramm des BAMF zur Erstverteilung der Asylsuchenden auf die deutschen Bundesländer 85 Ebenda 86 Ebenda 87 Vgl. Werthschulte, Christian, 2017 88 Ebenda 25

In einer Studie der Medienwissenschaftlerin Ricarda Drüeke stellte sich heraus, dass die spätere Berichterstattung von ARD und ZDF sich einseitig auf die als homogen wahrge- nommenen Täter fokussierte. Das WDR-Magazin “Westpol“ bezeichnete in einem Beitrag drei dunkelhäutige junge Männer als „Antänzer“, welche damit als Kriminelle markiert wurden.89

In der Flüchtlingsfrage gelten die Ereignisse in Köln als Wendepunkt und dem Ende der “Willkommenskultur“ in Deutschland. Seitdem sind viele Migranten einem Generalver- dacht ausgesetzt und werden von der Bevölkerung vorverurteilt.90

Auf dem Neujahrsempfang der CDU am 22.Januar 2016 in Greifswald (Mecklenburg- Vorpommern) verschärfte sich auch der Ton von Frau Merkel gegenüber Flüchtlingen mit der Aussage: „Eines ist klar, wir müssen die Zahl der Flüchtlinge spürbar reduzieren. Da- ran arbeiten wir mit Nachdruck.“91

Durch die Schließung der Flüchtlingsrouten entspannte sich die Situation in Deutschland.

4.2.2 Folgen

Die Bundeskanzlerin spricht in der ersten Regierungserklärung ihrer vierten Amtszeit am 21.März 2018 von der Spaltung der Gesellschaft in Deutschland aufgrund der Flüchtlings- krise. Dieses Thema polarisiere und der Ton in der Bevölkerung ist rauer geworden. Die Flüchtlingskrise sorgte für eine Spaltung der Gesellschaft in Befürworter zur Aufnahme von Flüchtlingen und Flüchtlingsgegnern.92

Zudem stieß Merkel durch ihre Politik auch auf Widerstand bei der Schwesterpartei CSU und in den eigenen Reihen. Es entwickelte sich ein massiver Flüchtlingsstreit, besonders zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehof- er (CSU), sodass in den Medien sogar schon über ein Ende der Union gesprochen wurde. Der Streit über die Asylpolitik begann im Jahr 2015 und hielt bis 2018 an. Die Gründe wa- ren immer wieder die unterschiedlichen Meinungen über den Umgang und die Maßnah- men in Bezug auf die Flüchtlingskrise. Beispielsweise wollte Horst Seehofer Flüchtlinge schon an den deutschen Grenzen zurückweisen (“Masterplan Migration“ vom 04.Juli 2018), wenn sie bereits in einem anderen europäischen Land als Asylsuchende registriert wurden bzw. plädiert er seit 2017 immer wieder für eine Flüchtlingsobergrenze von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr.

89 Ebenda 90 Vgl. Bolmer, Viktoria, 2017 91 Ebenda 92 Vgl. Weser Kurier: Merkel: Flüchtlingskrise hat Gesellschaft gespalten, 2018 26

Zustimmung für seine Ideen erhält er unter anderem von Markus Söder, seit 2018 Bay- erns Ministerpräsident, und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Angela Merkel und andere führende CDU-Politiker haben hingegen juristische Bedenken gegenüber der Zurückweisung an der deutschen Grenze und halten dies zudem für praktisch nicht um- setzbar.93

Der Streit gipfelte bei einem CSU-Parteitag am 20.November 2015, bei welchem Horst Seehofer die Bundeskanzlerin Angela Merkel in seinem Redebeitrag öffentlich auf der Bühne attackierte und sie musste währenddessen, wie ein „Schulmädchen“, danebenste- hen.94

Zwischenzeitlich drohte Seehofer sogar mit seinem Rücktritt vom Posten als Bundesin- nenminister. Erst durch einen geschlossenen Kompromiss im Juli 2018 über die Errich- tung von Transitzentren, aus denen Asylbewerber direkt in die zuständigen Länder zu- rückgewiesen werden, konnte der Streit zwischen Merkel und Seehofer größtenteils bei- gelegt werden. Danach kam es zwar immer wieder zu kleinen Meinungsverschiedenhei- ten, aber zu keinem großen Streit, dass ein Bruch zwischen CDU und CSU zu befürchten gewesen wäre.95

Durch die Positionen der CDU/CSU in der Flüchtlingskrise hat auch das Verhältnis zur Kirche gelitten. Für große Empörung sorgte dabei der Ausspruch vom damaligen CSU- Generalsekretär Andreas Scheuer: „Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrie- render Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern der ist Wirtschaftsflüchtling."96 Da- bei wird der Flüchtling als schwarzer Mann, nicht als Frau oder Kind, der „Fußball spielt“ und sich als Ministrant/ Messdiener in der katholischen Kirche engagiert, zur Bedrohung stilisiert. Dieser passt sich an die Kultur in Deutschland und Bayern an. Für rechtskonser- vative Menschen ist das ein enormes Bedrohungsszenario. Außerdem sind in Bayern und überall in Deutschland vermehrt afrikanische Priester in den Kirchengemeinden aktiv, und damit ist die “Bedrohung“ quasi schon in das christliche Glaubenssystem eingebunden.97

Die Kirche, in Person von Generalvikar Michael Fuchs, stellte daraufhin klar, dass sich die Kirche nicht als verlängerter Arm der CSU in der Flüchtlingspolitik betrachtet und forderte die Pfarreien scherzhaft auf ihre Integrationsarbeit und die Gewährung von Kirchenasyl zu beenden.98

93 Vgl. Spiegel: Der Grenzstreit zwischen CDU und CSU, 2018 94 Fischer, Sebastian, 2015 95 Vgl. Sirleschtov, Antje; Woratschka, Rainer, 2018 96 Glas, Andreas, 2016 97 Vgl. Dehmer, Dagmar, 2016 98 Vgl. Glas, Andreas, 2016 27

Eine weitere Folge der Flüchtlingskrise ist das Erstarken der AfD-Partei99. Diese wurde im Februar 2013 als EU- und Euro-kritische Partei, infolge der Krise der europäischen Wäh- rungsunion 2010, aus dem Bündnis Bürgerwelle und anschließend der Wahlalternative gegründet. Treibende Kraft im Gründungsprozess und wichtiges Aushängeschild der neu- en Partei war der Hamburger Volkswirtschaftsprofessor Bernd Lucke, der ebenso wie der spätere Vorsitzende Alexander Gauland vorher CDU-Mitglied gewesen ist. Unter Lucke bildete die Partei ein gemäßigtes ideologisches Profil heraus, welches sich weitgehend auf das Euro-Thema konzentrierte.100

Dies änderte sich mit den erfolgreichen Ergebnissen der Landtagswahlen in den drei ost- deutschen Ländern und der Europawahl, was einen Rechtsruck der Partei zur Folge hat- te. Spätestens mit der Niederlage von Bernd Lucke gegen Frauke Petry bei der Wahl zum Vorsitzenden der Partei im Juli 2015 auf dem Essener Parteitag, zeigte sich die Stärke des rechten Parteiflügels. Dieses Ereignis führte zur Spaltung der AfD, schadete dieser aber nicht weiter. Die einsetzende Flüchtlingskrise 2015 spielte der AfD mit ihrem nun- mehr rechtspopulistischen Profil in die Karten und war Katalysator für die massiven Zu- wächse in den Umfragen und die Rekordergebnisse bei den Landtagswahlen im Frühjahr und Herbst 2016. Auch bei der Bundestagswahl 2017 konnte die AfD ihre Wählerzahl fast verdreifachen und wurde drittstärkste Kraft im Bundestag und Oppositionsführer.101

2017 hatte auch Frauke Petry den Rückhalt in der AfD-Spitze verloren, sodass sie nach der Bundestagswahl ihren Austritt aus der Partei und der Bundestagsfraktion erklärte.102 Seitdem wird die Partei von Jörg Meuthen und Alexander Gauland als gleichberechtigte Vorsitzende geführt.103

Ideologisch und programmatisch reiht sich die AfD im europäischen Rechtspopulismus ein. Das anfänglich dominierende Euro-Thema und die marktliberale Ausrichtung haben sehr stark an Bedeutung in der Programmatik verloren. Seit der Flüchtlingskrise prägen die AfD vor allem Anti-Positionen in der Asyl- und Zuwanderungspolitik.104

Dass die Partei mit diesem Konzept Erfolg hat, spiegeln auch die Wahlerfolge der AfD- Partei in den Landtagswahlen und der Bundestagwahl wider.

Damit ist es erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik einer Partei am rechten Rand des Parteiensystems gelungen, sich flächendeckend zu etablieren.105

99 “Alternative für Deutschland“ 100 Vgl. Decker, Frank: Kurz und bündig: Die AfD, 2018 101 Ebenda 102 Vgl. Weiland, Severin. 2017 103 Vgl. Decker, Frank: Kurz und bündig: Die AfD, 2018 104 Ebenda 105 Ebenda 28

5 Umgang der Parteien mit den Traumata

5.1 SPD

5.1.1 Trauma – Hartz IV

Der Begriff “Trauma“ stammt aus der Psychologie und bezeichnet dort eine seelische Ver- letzung. Analog dazu handelt es sich bei einer starken psychischen Erschütterung, die durch ein traumatisierendes Erlebnis hervorgerufen wurde, um ein Psychotrauma.106

Dieser wurde in den Medien, bspw. für Hartz IV bei der SPD vom “Mitteldeutschen Rund- funk“107, “Spiegel“108 oder “Stuttgarter Zeitung“109 und für die Flüchtlingskrise bei CDU vom “Handelsblatt“110 bzw. “Frankfurter Neue Presse“111, zur Beschreibung der Gefühlslage innerhalb von SPD und CDU genutzt. Damit soll folglich zum Ausdruck gebracht werden, dass Hartz IV und Flüchtlingskrise traumatische Ereignisse für die beiden Parteien dar- stellten, welche innerhalb der Parteien Uneinigkeit und Verunsicherung auslösten bzw. auslösen und woran diese seit geraumer Zeit laborieren.

Die Beschreibung der Medien ist bei der SPD auch nicht ganz unbegründet, da seit der Einführung des umstrittenen Gesetzes viel passiert ist mit der SPD. Die erste Auswirkung zeigte sich im unmittelbar anschließenden Verlust der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder (SPD) an Angela Merkel (CDU), nachdem er am 01.Juli 2005 die Vertrauensfra- ge112 im Bundestag stellte und die daraus resultierende Neuwahl zum 16. Deutschen Bundestag, da er die notwendige Kanzlermehrheit im vorherigen Bundestag nicht erreich- te, gegen die CDU mit Angela Merkel als Kanzlerkandidatin verlor.

Hartz IV, und damit auch die SPD, hat von Anfang an ein Imageproblem, da es aufgrund der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer Verschiebung der Sozi- alhilfeempfänger in die registrierte Arbeitslosigkeit kommt, was zu einem Anstieg der Ar- beitslosigkeit um 10,9 % gegenüber dem Vorjahr geführt hat.113

Seit der Einführung verlor die SPD auch massiv an Zustimmung, Vertrauen und Glaub- würdigkeit in der Bevölkerung, was die schlechten Wahlergebnisse mit einem Stimmenan- teil von mittlerweile unter 20 % widerspiegeln.

106 Vgl. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Seite „Trauma (Psychologie)“, abgerufen 11.Mai 2019 107 Vgl. Herden, Tim: Das Hartz-IV-Trauma. Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), 2018 108 Vgl. Diekmann, Florian; Teevs, Christian: So will die SPD linker werden. Spiegel, 2019 109 Vgl. Schiermeyer, Matthias: SPD und Hartz IV: „Bewältigung eines Traumas“. Stuttgarter Zeitung, 2019 110 Vgl. Koch, Moritz: Die Asylpolitik bleibt das tiefe Trauma der Union, 2019 111 Vgl. Sattler, Dieter: Kommentar zu den Volksparteien SPD und CDU: Arbeit an den Traumata, 2019 112 Ergebnis: 151 Ja-, 296 Nein-Stimmen und 148 Enthaltungen 113 Vgl. Stein, Timo: Die SPD und ihr Hartz-IV-Trauma: Ein Drama in 4 Akten, 2018 29

Die Reform führte auch innerhalb der SPD zu Spannungen, zwischen dem linken Flügel und dem Rest der Partei, und führte schließlich zur Spaltung und Entstehung von “Die Linke“. Außerdem sorgte die Reform ebenfalls für einen Riss zwischen Sozialdemokratie und Gewerkschaften114

Schon auf dem Bundesparteitag der SPD 2007 in Hamburg sind Reformen für ein sozia- les Deutschland ein wichtiges Thema. Ein Reformantrag bspw. beinhaltet die Verlänge- rung des Arbeitslosengeld I für ältere Arbeitnehmer/innen.115

Auf dem Parteitag am 13.November 2009 in Dresden kritisierten zahlreiche Delegierte vor allem vom linken Flügel den sozialpolitischen Kurs der Partei. Harald Unfried, bayrischer Delegierter sagte etwa: „Es gab niemals eine Mehrheit für Hartz IV, für die Rente mit 67 und eine Bahnprivatisierung."116 Zahlreiche Redner setzten sich zudem für ein schärferes linkes Profil der SPD ein.117

Auch im Beschluss des SPD-Parteivorstands vom 27.November 2017 über den Leitantrag und das Arbeitsprogramm unter dem Slogan: „Die #SPDerneuern: Unser Weg nach vorn“ ist von einer kritischen Betrachtung und Weiterentwicklung der Agenda 2010, das Erken- nen der Fehler und der Forderung einer „sozialen Alternative zu Hartz IV“, als Ergebnisse von Dialogveranstaltungen in unterschiedlichen Städten, die Rede.118

Mögliche Änderungen bzw. Korrekturen und Kritik an der Hartz-Reform sind auf fast je- dem Parteitag Programm. Die angeführten Parteitage 2007 und 2009 und 2017 stehen exemplarisch für die anhaltenden Divergenzen im Bereich der Sozialpolitik innerhalb der SPD.

Die Partei diskutiert seit mehr als 13 Jahren über Änderungen und tiefgreifende Reformen in dem Bereich, konnte sich bisher aber noch auf keinen gemeinsamen Kurs in der Frage einigen, da es sowohl Befürworter als auch Gegner in der Partei gibt. Die SPD weiß an- scheinend selbst nicht was sie will. Erst distanzieren sich einzelne Parteifunktionäre, bspw. Hubertus Heil119, Malu Dreyer120 oder Berlins Bürgermeister Michael Müller, wel- cher „Schluss mit Hartz IV“ machen möchte und sich für ein solidarisches Grundeinkom- men ausspricht, von Hartz IV.121

114 Vgl. Bohsem, Guido, 2012 115 Vgl. Raima, Natalie; Bauer, Petra: Protokoll Bundesparteitag Hamburg, 26.–28.Oktober 2007, 2007, S. 161 116 ZDF: SPD-Parteitage im Rückblick: Denkzettel, Abrechnung, Neuanfang, 2017 117 Vgl. ZDF: SPD-Parteitage im Rückblick: Denkzettel, Abrechnung, Neuanfang, 2017 118 Vgl. Beschluss des SPD-Parteivorstands: Die #SPDerneuern: Unser Weg nach vorn, 2017 119 Deutscher Politiker; seit März 2018 Bundesminister für Arbeit und Soziales 120 Deutsche Politikerin und stellvertretende Vorsitzende der SPD; seit 2013 Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz 121 Stein, Timo: Die SPD und ihr Hartz-IV-Trauma: Ein Drama in 4 Akten, 2018 30

Es folgt eine Distanzierung von der Distanzierung, indem z.B. Olaf Scholz122 die Abtrünni- gen in den eigenen Reihen wieder einfangen will und mit der Bekennung zu Hartz IV zu- rückrudert. Als Erfolgsgeschichte, zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Rück- gang der Arbeitslosigkeit, wiederum will die SPD Hartz IV auch nicht verkaufen. Hier sieht man wieder die „zwei Herzen in der Brust der SPD“.123

Am Anfang wollte die SPD, mit Kurt Beck124 als Parteivorsitzenden, an Hartz IV festhalten und dieses lediglich durch Reformen verbessern. Mittlerweile ist der Tenor aber eine komplette Abschaffung des unbeliebten Hartz IV. Besonders unter Parteiführung von An- drea Nahles seit 2018 ist ein klarer Trend hin zu kompletten Neuausrichtung der Sozialpo- litik erkennbar.

Hartz IV beschäftigt die Partei und die Gesellschaft seit Jahren und wird dies auch noch einige Jahre mehr tun, denn eine Abkehr von Hartz IV scheint in einer Großen Koalition mit der CDU/CSU nicht umsetzbar.

5.1.2 Maßnahmen - Bürgergeld, Reformen, Mindestlohn

Schon im Jahr 2007 bringen CDU und SPD einen ersten größeren Korrekturvorschlag an der “Agenda 2010“ in den Bundestag ein, welcher dann vom Bundestag beschlossen wurde. Dieser beinhaltet eine Erhöhung der Bezugsdauer vom Arbeitslosengeld I für Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Grundlage dafür ist ein Stufenmodell, welches auch die Versicherungszeiten berücksichtigt. Für Arbeitslose erhöhte sich die Bezugsdauer des Arbeitslosengeld I ab dem 50. Lebensjahr auf höchstens 24 Monate.125

Am 01.Januar 2015 ist das Mindestlohngesetz in Kraft getreten. Besonders die SPD setz- te sich für dessen Einführung ein und konnte sich als “Juniorpartner“ in der Großen Koali- tion126 gegen die CDU/CSU durchsetzen. Das Gesetz beinhaltet einen gesetzlich festge- schriebenen Stundensatz, der mindestens gezahlt werden muss. Über die Höhe ent- scheidet eine von Arbeitnehmern und Arbeitgebern besetzte Kommission. Für bestimmte Gruppen gilt der Mindestlohn nicht. Dazu zählen Auszubildende, Selbstständige, ehren- amtlich Tätige, jugendliche Arbeitnehmer und Schülerpraktikanten.127

Der Mindestlohn startete im Jahr 2015 mit 8,50 EUR brutto pro Stunde und wurde im Jahr 2017 auf 8,84 EUR und 2019 auf 9,19 EUR erhöht.

122 Deutscher Politiker; seit März 2018 Vizekanzler und Bundesfinanzminister 123 Ebenda 124 Deutscher Politiker; Ministerpräsident Rheinland-Pfalz 1994 – 2013; Parteivorsitzender 2006 - 2008 125 Vgl. Tagesspiegel: Bundestag beschließt längere ALG I-Bezugsdauer 126 Regierungskoalition der beiden mandatsstärksten Parteien; hier: Regierungsbündnis zwischen SPD und CDU/CSU 127 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung: Der Mindestlohn ist Realität, 2015 31

Durch die Einführung des Mindestlohns wollte man Lohndumping eindämmen und den Niedriglohnsektor, als Folge der Hartz-Reform, bekämpfen.128 Er sollte dazu führen, dass Arbeiten attraktiver wird als nur auf Kosten des Staates zu leben. Weiterhin sollte, laut einer im Vorfeld veröffentlichten Studie, der Mindestlohn für Mehreinnahmen an Steuern und Einsparungen des Staates bei Hartz IV, Sozialhilfe oder Wohngeld, durch die An- rechnung des höheren Einkommens aus Erwerbstätigkeit, sorgen.129 Außerdem gab es die Hoffnung durch den Mindestlohn die Zahl der Empfänger von staatlichen Transferleis- tungen, insbesondere Arbeitslosengeld II, reduzieren zu können. Besonders der Perso- nenkreis der “Aufstocker“, also Personen, die trotz Erwerbstätigkeit Arbeitslosengeld II erhalten, stand hierbei im Fokus, da Hartz IV zu einem Abfall des Lohnniveaus führte.130

Befürchtungen vor Einführung des Mindestlohns, dass dieser negative Auswirkungen auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit haben könnte, haben sich laut einem Bericht des Wirt- schaftsdiensts nicht bewahrheitet. Stattdessen ist die Arbeitslosigkeit seit 2015 weiterhin rückläufig. Beschäftigte aus Branchen, welche von der Einführung des Mindestlohns stark betroffen waren, sind nicht verstärkt arbeitslos geworden. Deren Zahl ist laut dem Bericht mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns nur geringfügig mehr als im Durch- schnitt der Vorjahre zurückgegangen. Dass es zu keinem signifikanten Rückgang kam, resultiert vor allem aus der relativ geringen Wochenarbeitszeit und der Zahl nicht erwerbs- tätiger Haushaltsmitglieder (zumeist Kinder). Außerdem können hohe Wohnkosten in Bal- lungsgebieten, bspw. Berlin, Hamburg oder München, trotz Mindestlohn zur Bedürftigkeit führen. Nur ca. 3,0 % aller erwerbstätigen Arbeitslosengeld II-Bezieher sind alleinstehen- de Vollzeitbeschäftigte, für die der gesetzliche Mindestlohn seiner Höhe nach dazu geeig- net ist, nicht mehr auf Hartz IV angewiesen zu sein. Somit fällt der Rückgang der Hartz IV- Bezieher in Single- und Paarhaushalten mit Kindern geringer aus als bei Haushalten ohne Kinder. Jedoch kann es für die betroffenen Personen einen qualitativen Unterschied zwi- schen durch Arbeit erzieltes Einkommen oder Sozialleistungsbezug geben. Insgesamt hat die Einführung des Mindestlohns also weniger eine Auswirkung auf die Zahl der Arbeitslo- sengeld II-Bezieher gezeigt, sondern wirkt sich mehr auf die zuzahlende Leistungshöhe aus.131

Im Februar 2019 beschloss die SPD bei einer Vorstandsklausur das neue “Sozialstaats- konzept 2025“. Dabei geht es um die grundlegende Änderung des Sozialstaates in Deutschland und beinhaltet Reformvorschläge für den Arbeitsmarkt, eine Kindergrundsi- cherung und Sozialleistungen. Eine Forderung des Konzepts ist die Erhöhung des gesetz- lichen Mindestlohns von derzeit 9,19 EUR (2019) auf 12,00 EUR.

128 Vgl. Oschmiansky, Frank, 2014 129 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Mindestlohn beschert Staatskasse Milliarden, 2011 130 Vgl. Zilius, Jan; Bruttel, Oliver: Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns – Bilanz nach fast vier Jahren, 2018 131 Ebenda 32

Weiterhin soll eine Familienarbeitszeit mit Familiengeld eingeführt werden und die Be- zugsdauer von Arbeitslosengeld I soll sich für ältere Personen verlängern. Der Kernpunkt des neuen Konzepts ist das “Bürgergeld“, welches die bisherige Grundsicherung für Ar- beitssuchende (Hartz IV) ablösen würde. Dabei soll mit dem “Bürgergeld“ ein Recht auf Arbeit verbunden sein, d.h. Bürger sollen bessere Angebote auf Weiterbildung bzw. Quali- fizierung und Jobangebote erhalten. Die SPD möchte zudem durch die Kindergrundsiche- rung die Kinder aus dem Hartz IV-System nehmen. Dies gilt ebenso für die “Aufstocker“, also Personen die neben einer Beschäftigung zusätzlich Leistungen des Staates erhalten, indem diese künftig von der Bundesagentur für Arbeit betreut werden sollen. Das Konzept sieht in diesem Bereich ebenfalls vor, dass bei Personen, die vom Arbeitslosengeld I in das Bürgergeld rutschen, für zwei Jahre Vermögen und Angemessenheit der Wohnung nicht überprüft werden. Weiterhin sollen Korrekturen bei den Sanktionen vorgenommen werden. Diese sollen aber nicht komplett abgeschafft werden. Die SPD bekennt sich da- zu, dass Anreize, gezielte Hilfen und Ermutigung wichtiger seien als Sanktionen und die sinnwidrigen und unwürdigen Bestrafungen abgeschafft werden sollen. Daher sollen die strengeren Sanktionen für unter 25-Jährige beseitigt werden, die Kürzung der Wohnkos- ten soll entfallen und auch eine komplette Streichung der Leistungen soll es nicht mehr geben.132

5.2 CDU

5.2.1 Trauma – Flüchtlingskrise

Durch die Flüchtlingspolitik von 2015 sind Teile der Union sehr verunsichert.

Auch innerhalb der Partei hat Merkel an Rückhalt verloren, da viele Menschen Fehler in der Politik zur Bewältigung der Flüchtlingskrise sehen. Größte Streitfrage ist die Aufnah- me von tausenden Flüchtlingen aus Ungarn im September 2015. Dies wird oftmals als größter Fehler gesehen. Steffen Tilman, Redakteur von “Zeit“, beschreibt, dass Teile der Partei die CDU durch die Politik 2015 ähnlich traumatisiert sehen wie die SPD durch die Hartz-Reformen. Vor allem die AfD profitierte davon, da die vermeintliche Grenzöffnung Merkels die Nationalisten stark gemacht hat. Weiterhin ließ der dauerhafte Streit zwischen Merkel und Seehofer die CDU-Wahlergebnisse sinken.133

Die CDU hat durch die Flüchtlingskrise, genau wie die SPD durch Hartz IV, das Vertrauen der Bevölkerung und ihre Glaubwürdigkeit verloren.

132 Vgl. Diekmann, Florian; Teevs, Christian: So will die SPD linker werden, 2019 133 Vgl. Steffen, Tilman: Bloß nicht zu viel aufwühlen. Zeit, 2019 33

Auch die Junge Union, als Jugendorganisation von CDU und CSU, ist unzufrieden mit der Politik von Angela Merkel. Beim Deutschlandtag der Jungen Union im Oktober 2018 in Kiel blieb der Aufstand gegen die Kanzlerin zwar aus, doch Kritik bekam sie trotzdem.134 So etwa äußerte sich Matthias Böttger zur politischen Führung Merkels folgendermaßen: „Ich glaube nicht, dass das mit Ihnen noch möglich ist.“135

Die Spaltung der CDU infolge der Flüchtlingskrise spiegelt sich genauso im Nichtantritt Merkels und dem Ergebnis bei der Wahl zum Parteivorsitz im Dezember 2018 wider. Zur Wahl standen Annegret Kramp-Karrenbauer, und Jens Spahn. Nach dem ersten Wahlgang und dem damit verbundenen Ausscheiden von Jens Spahn, konnte sich Kramp-Karrenbauer in einer Stichwahl knapp gegen Friedrich Merz durchsetzen. Sie konnte sich dabei mit 517 Stimmen von 999 Stimmen, also etwa 51,7 %, durchsetzen. Der frühere Unions-Fraktionsvize Merz, welcher sich 2009 aus der Politik zurückzog, er- hielt 482 Stimmen (48,25 %). Dieses Ergebnis ist sehr vielsagend über die Stimmung in der Partei, da Kramp-Karrenbauer, als enge Vertraute Merkels, und Friedrich Merz, als Finanzunternehmer mit konservativen Idealen, sehr verschieden in ihrer politischen Aus- richtung sind. Dies wurde auch in ihren Bewerbungsreden deutlich. Kramp Karrenbauer verwies auf ihre langjährige Regierungserfahrung und Wahlerfolge im Saarland und sprach über Mut, Europa, Schengen und den Wunsch nach einer Welt, in der man sich an Regeln halte. Sie steht für eine Fortsetzung des Merkel-Kurses. Merz hingegen sprach von Wertschätzung für Merkel, dem Gewinn von Parteiprofil mit ihm als Vorsitzenden und das Wertkonservative sich in der CDU wieder zu Hause fühlen müssten. Merz steht also für eine Korrektur von Merkels Mitte-Kurs und für eine konservativere CDU. Sein gutes Wahlergebnis repräsentiert die Sehnsucht der Parteimitglieder nach den alten Zeiten in der CDU, vor der Flüchtlingskrise.136

Das Trauma der CDU zeigte sich auch im April 2019 wieder, als die Bundesregierung das “Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ von Bundesinnenminister Horst Seehofer zur Vereinfa- chung von Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber, Straftäter und anderen ausreise- pflichtigen Ausländern, beschloss. Für das Gesetz erntete Seehofer Kritik aus den eige- nen Reihen. Mehrere Innenpolitiker der Union äußerten ihre Unzufriedenheit und vertreten die Ansicht, dass im Bereich der Abschiebungshaft keine spürbare Verbesserung erreicht und Identitätstäuscher weiterhin Duldungen erhalten würden. Das Gesetz ist ihrer Mei- nung nach obsolet, da es nicht den gewünschten Effekt bringen wird. Weiterhin wird Seehofer als reiner “Ankündigungsminister“ gesehen.137

134 Vgl. Birnbaum, Robert: So verlief Merkels Besuch beim JU-Deutschlandtag, 2018 135 Birnbaum, Robert: So verlief Merkels Besuch beim JU-Deutschlandtag, 2018 136 Vgl. Zeit: Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden gewählt, 2018 137 Vgl. Leubecher, Marcel: Was im „Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ entschärft wurde, 2019 34

Das Thema der Flüchtlingspolitik 2015 und die daraus resultierenden Bereiche wie In- tegration und die zukünftige Zuwanderung bzw. Migration werden die CDU/CSU weiter- beschäftigten und können immer wieder zu Streit zwischen den Unionsparteien führen.

5.2.2 Maßnahmen - Werkstattgespräch, Obergrenzen, Ankerzentren

Auch die CDU versuchte durch eine Reihe von Maßnahmen die Mitglieder und den rech- ten-konservativen Flügel der Partei zu besänftigten.

Die Festlegung einer Obergrenze von jährlich 180.000 bis 220.000 Flüchtlingen im Koali- tionsvertrag von 2018 zwischen CDU/CSU und SPD stellt eine erste Maßnahme zur Be- wältigung des Traumas dar.138

Weiterhin wurde im Koalitionsvertrag von 2018 die Einrichtung von Ankerzentren geregelt. Das Wort “AnkER“ ist die Abkürzung für Ankunft, Entscheidung und Rückführung. Diese Zentren sollen in allen Bundesländern eingerichtet werden. Wenn Flüchtlinge in Deutsch- land ankommen, werden sie zunächst in diesen Zentren untergebracht. Das Besondere ist, dass dort alle Behörden vertreten sind, die für Flüchtlinge relevant sind. Dazu zählen z.B. das BAMF, Verwaltungsgerichte oder die Bundesagentur für Arbeit. Die Flüchtlinge bleiben in dieser Einrichtung bis über ihren Asylantrag endgültig entschieden wurde. Da- nach werden die anerkannten Asylsuchenden auf die Kommunen verteilt und die anderen sollen direkt aus dem Ankerzentrum abgeschoben werden. Das Ziel ist also eine schnelle- re und effektivere Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern.139

Eine weitere Maßnahme war das “Werkstattgespräch Migration“ im Februar 2019. Die neue Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer löste mit dem “Werkstattgespräch“ ihr Versprechen einer Aufarbeitung der Flüchtlingspolitik Merkels von 2015 ein. Dabei konnten Wissenschaftler und Politiker über Chancen und Probleme der Migration diskutie- ren. Die Bundeskanzlerin Merkel war nicht anwesend, genauso wie Wolfgang Schäuble, als damaliger Akteur in der Flüchtlingskrise.140 Laut einem Kommentar von Martin Mair (Tagesschau) ging es bei der Zusammenkunft mehr um Traumabewältigung und de- monstrative Geschlossenheit mit der CSU, als um konkrete Ergebnisse im Bereich Asyl, Zuwanderung und Migration.141 Die CDU hat einmal mehr den „Merkelschen Dreiklang aus Fluchtursachen-Bekämpfung, EU-Außengrenzschutz und bessere Abschiebung“ be- schworen.142

Das Werkstattgespräch diente also hauptsächlich der Versöhnung von CDU und CSU und der Traumabewältigung.

138 Vgl. Schuler, Katharina: Was wurde aus Obergrenze und Familiennachzug, 2018 139 Vgl. Schuler, Katharina: Was Flüchtlinge im Ankerzentrum erwartet, 2018 140 Vgl. Steffen, Tilman: Bloß nicht zu viel aufwühlen. Zeit, 2019 141 Vgl. Mair, Martin: CDU-“Werkstattgespräch“: Streicheleinheiten für die Parteiseele, 2019 142 Mair, Martin: CDU-“Werkstattgespräch“: Streicheleinheiten für die Parteiseele, 2019 35

6 Prüfung der Volkspartei-Eigenschaft nach dem Trauma

6.1 Programmatik143

6.1.1 SPD

Das Trauma, Hartz IV, zeigt bei den Sozialdemokraten auch Auswirkungen auf die pro- grammatische Ausrichtung der Partei.

Wie bereits unter Punkt 5.1.1 beschrieben, war Hartz IV auch auf vielen Parteitagen ein Thema. Auf diesen wurden oftmals Änderungen an Hartz IV und eine programmatische Orientierung nach links gefordert. Bspw. wurden auf dem außerordentlichen Bundespar- teitag der SPD am 26.September 2010 in Berlin ein bedingungsloses Grundeinkommen, die Stärkung der sozialen Grundsicherung und Änderungen in der Hartz IV-Gesetzgebung diskutiert.144

Immer wieder wird von einer Erneuerung der Partei und von einer inhaltlichen Neuaufstel- lung geredet, um sie wieder auf Kurs zu bringen und dem Abwärtstrend entgegenzuwir- ken. Im November 2018 lud die SPD zum “Debattencamp“ ein. Auf dieser zweitägigen Veranstaltung sollte der künftige Kurs der Partei diskutiert werden. Er diente außerdem um die Erneuerung der SPD auch in der öffentlichen Wahrnehmung zu starten.145 Zu der Veranstaltung waren 3400 Teilnehmer, darunter auch der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras, eingeladen und es wurden mehr als 60 Diskussionsforen und Streitge- spräche durchgeführt.146 Laut der SPD war das Programm des Debattencamps zu mehr als 70,0 % von den Mitgliedern bestimmt worden.147 Bei der Veranstaltung zeigte sich außerdem, wie groß die Sehnsucht der Partei nach einem Linksruck ist. So äußerte An- drea Nahles: „Wir werden Hartz IV hinter uns lassen“ und erntete dafür begeisterten Ap- plaus.148 Weiterhin vertrat sie die Auffassung, dass eine neue Grundsicherung nötig sei und die Hilfen für arme Kinder „bedingungslos werden“ müssten.149 Weiter sprach sie da- von, dass die SPD große und tiefgreifende Reformen wolle, sodass der Sozialstaat den rasanten Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft nicht mehr hinterherlaufe. Dieses Thema, das Trauma Hartz IV, und deren Überwindung war hier das zentrale Thema der Veranstaltung.150

143 Der Begriff „Programmatik“ ist für diesen Teil der Arbeit als grundsätzlich programmatische Ausrichtung der Partei und die Bereiche, welche nicht die Alltagspolitik widerspiegeln, zu verstehen. 144 Vgl. SPD: Beschlussbuch des außerordentlichen Bundesparteitags 2010, Berlin, 2015 145 Vgl. Rödle, Moritz: Die SPD sucht ihre Zukunft, 2018 146 Vgl. Teevs, Christian: Sehnsucht nach dem Linksruck, 2018 147 Vgl. Rödle, Moritz: Die SPD sucht ihre Zukunft, 2018 148 Teevs, Christian: Sehnsucht nach dem Linksruck, 2018 149 Ebenda 150 Vgl. Ebenda 36

Ein weiteres Ereignis im Bereich der Programmatik der SPD war die Vorstellung des “So- zialstaatskonzepts 2025“ im Februar 2019. Das Konzept der Partei, welches unter Punkt 5.1.2 genauer beschrieben wurde, beinhaltet im Wesentlichen die Abkehr von Hartz IV und weitere Änderungen für den Arbeitsmarkt und Sozialleistungen. Das Konzept richtet sich vor allem nach innen, da die Sozialdemokraten dadurch den jahrelangen Streit über Hartz IV überwinden wollen und sich wieder ein linkeres Profil geben.151

Der künftige Kurs der SPD orientiert sich also mehr nach links. Dadurch erhofft sich die Partei wahrscheinlich Stimmengewinne aus dem Lager von “Die Linke“. Gleichzeitig wür- de die SPD ihre Programmatik, im Vergleich zur derzeitigen Lage, einschränken und sich dadurch dem breiten Elektorat verschließen. Folglich würde sich die Partei wieder mehr auf ihre Stammwähler, der Arbeiterschaft, und sozial benachteiligten Menschen der Ge- sellschaft fokussieren. Das Paradoxe daran ist, dass sich die Partei vom Status einer Volkspartei entfernen würde, um eine Volkspartei zu bleiben.

6.1.2 CDU

Die Flüchtlingskrise hat auch programmatische Auswirkungen auf die CDU. Auf dem Es- sener Parteitag der CDU am Ende des Jahres 2016 stimmte eine knappe Mehrheit der Delegierten für einen Antrag der Jungen Union, die sogenannte Optionspflicht für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern wieder einzuführen. Damit würde die CDU die bisherige Regelung zur doppelten Staatsbürgerschaft rückgängig machen und den Kompromiss mit dem Koalitionspartner, der SPD, aufkündigen. Mit diesem Beschluss stellten sich die Delegierten gegen die Parteiführung. Besonders die damalige CDU- Chefin Angela Merkel hielt den Beschluss persönlich für falsch. Die Parteispitze ließ sofort durchblicken, dass es in dieser Legislaturperiode keine Änderung dazu geben und der Beschluss bis auf weiteres wirkungslos bleiben werde. Trotzdem zeigte sich hier schon eine erste programmatische Veränderung weiter nach rechts.152

Im “Werkstattgespräch Migration“ (siehe Punkt 5.2.2), welches im Februar 2019 stattfand, debattierte die Partei um Migration, Sicherheit und Integration. Dabei handelte es sich ebenfalls um den Versuch einer programmatischen Schärfung der Partei, ein wenig weiter nach rechts als Merkel.153

151 Vgl. Diekmann, Florian; Teevs, Christian: So will die SPD linker werden, 2019 152 Vgl. Zeit: Merkel lehnt Parteitagsbeschluss zum Doppelpass ab, 2016 153 Vgl. Kuzmany, Stefan: War es richtig?, 2019 37

Eine weitere Neuausrichtung in der Programmatik zeigt sich beim Deutschlandtag der Jungen Union 2019 in Berlin. Dort wurde der Nachfolger vom bisherigen JU-Vorsitzenden , der mittlerweile Generalsekretär in der CDU ist, gewählt. Zur Wahl standen der niedersächsische Jurist Tilman Kuban, bisheriger Vorsitzender der JU Niedersachsen, und der Ostdeutsche Stefan Gruhner, welcher als moderner Konservativer von manchen mit Jens Spahn verglichen wird.154

Tilman Kuban galt eigentlich als Außenseiter, da im Vorfeld die meisten Delegierten eher Gruhner unterstützten. Durch die kämpferische Rede von Kuban beim Deutschlandtag konnte er die Delegierten offenbar überzeugen. Er betonte, dass die geöffneten politi- schen Flanken bei den Themen “Innere Sicherheit“ und “Rechtsstaatlichkeit“ wieder ge- schlossen werden müssen. Er steht für einen starken Staat und konsequente Abschie- bungen ausländischer Straftäter oder abgelehnter Asylbewerber. In der Abstimmung setz- te sich Kuban mit 200 der 319 gültigen Stimmen (62,7 %) gegen den thüringischen JU- Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Stefan Gruhner durch. Kuban war außerdem Mitunterzeichner eines Briefes von CDU-Politikern an die Kanzlerin im Oktober 2015, in dem der Kurs Merkels in der Flüchtlingskrise heftig kritisiert wurde.155

Ebenfalls anwesend war die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, die Kuban und den jungen Konservativen Rückendeckung gab. Weiterhin erwähnte sie, als ehemali- ges Mitglied der Jungen Union, mehrmals ihre immer noch bestehende Verbundenheit mit der politischen Jugendorganisation. Kramp-Karrenbauer forderte die Junge Union außer- dem dazu auf, der „kritische Motor in der Partei zu sein“ und wünsche sich, dass die „JU uns Dampf macht, Druck macht, uns in Atem hält.“156 Dieses Event markierte auch in der Jugendorganisation der CDU die programmatische Ausrichtung jener weiter nach rechts.

Die Neuausrichtung der CDU geht klar nach rechts, um so die an die AfD verlorenen Wähler zurückzugewinnen. Gleichzeitig droht der Partei dadurch der Verlust von Wählern der politischen Mitte.

6.2 Elektorat – SPD

6.2.1 Bundestagswahlen Bundesgebiet157

Seit der Bundestagswahl 1998, bei der die SPD ein Wahlergebnis in Höhe von 40,9 % erreichte, geht es für die Partei bergab. Schon in der nächsten Wahl 2002 musste die SPD bundesweit einen Rückgang von 2,4 % auf nun 38,5 % hinnehmen. Dieser Rück- gang im Elektorat der SPD setzte sich auch 2005 mit einem Verlust von 4,3 % fort.

154 Vgl. Roßmann, Robert: Der Schlagende gegen den Hemdsärmeligen, 2019 155 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Tilman Kuban ist neuer Vorsitzender der Jungen Union, 2019 156 Vgl. Strauß, Marina: Junge Union startet in "Zeit nach Merkel", 2019 157 siehe Anhang 3: Bundestagswahlergebnisse SPD seit 1949 38

Mit diesem Ergebnis lag die Partei seit 1990 wieder unter der 35,0 %-Hürde. Im selben Jahr trat außerdem die Hartz IV-Reform in der Bundesrepublik in Kraft. In der nächsten Wahl ist ein klarer Absturz der Partei in der Wählergunst zu erkennen.

Die Partei verlor in der Wahl 2009 11,2 % an Wähleranteil. Dies stellt einen mehr als dop- pelt so hohen Verlust an Wählern im Vergleich zur letzten Wahl dar. Mit diesem Ergebnis lag die Partei nun deutlich unter dem Grenzwert von 35,0 %, sodass die Partei per Defini- tion keine Volkspartei mehr war. Im Jahr 2013 konnte die SPD ihr Ergebnis in der Bun- destagswahl wieder etwas steigern, um 2,7 % auf 25,7 %. Das spricht dafür, dass einige Wähler der Partei einen Denkzettel verpassen wollten und in der nächsten Wahl wieder die SPD wählten. Dies stellt die erste Verbesserung der SPD im Wahlanteil seit der Wahl 1998 dar. Jedoch schon in der Wahl 2017 verlor die SPD erneut und fiel auf 20,5 %, was für die Partei das schlechteste Ergebnis in einer Bundestagswahl seit 1949 markierte.

Der enorme Verlust in der Bundestagswahl 2009 könnte vor allem auf Hartz IV zurückzu- führen sein, da dieses Wort in der öffentlichen Wahrnehmung ein Unwort darstellt, wel- ches für Ungerechtigkeit, massive Bürokratie und gläserne Bürger steht.158 Der erneute Rückgang 2017, trotz einiger neuer von der SPD geprägten Gesetze in der Legislaturpe- riode, bspw. die Einführung des Mindestlohns, könnte auf die allgemeine Unzufriedenheit mit der “Großen Koalition“ und dem ständigen Streit zwischen CDU/CSU und der SPD zurückzuführen sein. Die SPD verlor ihre Volkspartei-Eigenschaft auf Bundesebene also mit der Wahl 2009, welche die erste Bundestagswahl nach Einführung von Hartz IV war.

6.2.2 Bundestagswahlergebnisse in Bundesländern mit hoher und niedriger Arbeitslosenquote159

Im Nachfolgenden werden die Bundestagswahlergebnisse der SPD in Bundesländern mit hoher und niedriger Arbeitslosenquote untersucht. Die Bundesländer Bremen und Meck- lenburg-Vorpommern haben im März 2019 jeweils eine Arbeitslosenquote von 9,8 % bzw. 7,8 %. Diese Länder haben, bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 5,1 % in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: März 2019), folglich eine relativ hohe Anzahl an Arbeitslosen, da sie über dem Bundesdurchschnitt liegen. Dagegen haben die Bundes- länder Bayern und Baden-Württemberg mit 3,0 % und 3,1 % eine relativ geringe Arbeits- losenquote, welche unter dem Bundesdurchschnitt liegt (Stand: März 2019).160

Die Wahlergebnisse der SPD in Bremen liegen während des gesamten Untersuchungs- zeitraums deutliche über denen der anderen betrachteten Bundesländer und auch über dem bundesweiten Ergebnis.

158 Vgl. Herden, Tim: Das Hartz-IV-Trauma, 2018 159 siehe Anhang 4: Ergebnisse Bundestagswahl SPD in Bundesländern mit hoher (Bremen, Mecklenburg-Vorpommern) und niedriger Arbeitslosenquote (Bayern, Baden-Württemberg) 160 Vgl. Statista: Arbeitslosenquote in Deutschland nach Bundesländern (Stand: März 2019), 2019 39

Die Ergebnisse in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Baden- Württemberg liegen immer unter dem Bundesergebnis. Einzige Ausnahme ist im Jahr 2002 Mecklenburg-Vorpommern mit einem Resultat von 41,7 % für die SPD (Bundeser- gebnis SPD: 38,5 %).

In der Zeit von 1990 bis 1998 verlaufen die Graphen im Diagramm für Mecklenburg- Vorpommern, Bayern und Baden-Württemberg fast identisch. Erst 2002 fielen die Ergeb- nisse in den drei Ländern stark auseinander. Dabei konnte die SPD in Mecklenburg- Vorpommern einen deutlichen Stimmenzuwachs verbuchen und ihr Ergebnis um 6,4 % auf 41,7 % steigern. In Baden-Württemberg verschlechterte sich die SPD leicht um 2,1 % auf 33,5 %. In Bayern hingegen brach die Partei regelrecht ein auf 26,1 %, was einem Minus von 8,3 % entspricht. Bei der Bundestagswahl 2005 erlitt die Partei im Vergleich zur Wahl 2002 in allen vier Bundesländern und im Gesamtergebnis herbe Verluste. Diese betrugen in Bremen 5,7 %, Mecklenburg-Vorpommern 10,0 %, Bayern 0,6 % und Baden- Württemberg 3,4 %. In der Bundestagswahl 2009, in der sich auch die Hartz IV-Reform ausgewirkt haben könnte, verlor die Partei erneut massiv an Wählerzustimmung. In den Ländern mit einer hohen Arbeitslosenquote verlor sie im Vergleich zur Wahl 2005 12,7 % in Bremen und 15,1 % in Mecklenburg-Vorpommern. Der Rückgang in beiden Ländern lag über dem Verlust im Gesamtergebnis (12,2 %). In den Bundesländern mit einer niedrigen Arbeitslosenquote hingegen waren die Verluste weniger stark, mit 8,7 % in Bayern und 10,8 % in Baden-Württemberg. In diesen Ländern lagen die Stimmeneinbußen unter de- nen des Bundesergebnisses. In der Folgewahl erholte sich die Partei in den vier Bundes- ländern wieder, so wie das Ergebnis im gesamten Bundesgebiet. Darauf folgte 2017 ein erneuter Fall der SPD in den Bundestagswahlen, sowohl in den Ländern als auch im Bundesergebnis.

6.2.3 Bundestagswahlergebnisse in einkommensschwachen und einkom- mensstarken Städten161

Im nächsten Schritt werden die Bundestagswahlergebnisse der SPD in einkommens- schwachen und einkommensstarken Städten betrachtet. Die reichste Großstadt war einer Studie über die Einkommensverteilung in Deutschland zufolge München, mit einem Pro- Kopf-Einkommen von 29.685 EUR. Stuttgart war laut der Studie die Stadt mit dem zweit- höchsten Einkommen (25.012 EUR). Das Ende im Einkommens-Ranking markierte Gel- senkirchen in Nordrhein-Westfalen mit 16.203 EUR pro Kopf. Ebenfalls im unteren Be- reich des Rankings findet sich Leipzig mit einem Einkommen von 17.770 EUR.162

161 siehe Anhang 5: Bundestagswahlergebnisse SPD in einkommensschwachen (Gelsenkirchen, Leipzig) und einkommens- starken (Stuttgart, München) Städten 162 Vgl. Zeit: Reiches Starnberg, armes Gelsenkirchen, 2019 40

Die Wahlergebnisse der SPD in diesen vier Städten wurden in dem Diagramm für den Zeitraum von 1990 bis 2017 dargestellt. Hilfsweise wurden ebenfalls die Gesamtergebnis- se der SPD abgebildet.

Zu Beginn der Betrachtung, 1990, erreichte die Partei in Gelsenkirchen 56,0 % und in Leipzig 23,6 %, folglich ein Unterschied von 22,4 %. Damit war das Ergebnis in Gelsen- kirchen knapp doppelt so groß, wie in Leipzig. Die Wahlergebnisse in Stuttgart und Mün- chen, also den Städten mit einem hohen Einkommen, ähneln sich über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg sehr. Dies gilt sowohl für die Entwicklung der Ergebnisse als auch in der Höhe der erreichten Wähleranteile. Auch die Wahlergebnisse der SPD in Leipzig verlaufen ähnlich, wie die in Stuttgart und München. Einzige Ausnahmen bildeten das Jahr 1990, bei der die SPD in Leipzig schlechter abgeschnitten hat und das Jahr 2002, in welchem die SPD besser war, als in Stuttgart und München. In allen vier Städten entwickelten sich die Wähleranteile der SPD im gesamten Zeitraum nach unten. In Gel- senkirchen verlor die SPD über den gesamten Zeitraum 22,5 %. Dahingegen büßte die Partei in Leipzig 10,6 %, Stuttgart 16,6 % und München ebenfalls 16,6 % an Wählerantei- len ein. Ab der Wahl 2002 kam es in allen 4 Städten zu Rückgängen der SPD in den Bun- destagswahlen. Diese fielen zur Wahl 2005 relativ leicht aus mit 2,7 % in Gelsenkirchen, 7,9 % in Leipzig, 3,7 % in Stuttgart und 0,7 % in München. Nach Einführung von Hartz IV bei der Bundestagswahl 2009 verschärfte sich dieser nochmal auf 11,8 % in Gelsenkir- chen, 14,2 % in Leipzig, 12,2 % in Stuttgart und 9,7 % in München. Damit war der Verlust der SPD in der Wahl 2009 in Leipzig, einer Stadt mit niedrigem Einkommen, am stärksten und in München, einer Stadt mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen, am geringsten. Die Verluste in Gelsenkirchen und Stuttgart waren mit einer Differenz von 0,4 % ähnlich hoch. Überraschend ist, dass hier der Verlust in der einkommensstarken Stadt (Stuttgart) mini- mal höher ist als in Gelsenkirchen. Im gesamten Bundesgebiet lag das Ergebnis in der Wahl 2009 11,2 % unter dem Resultat der vorherigen Wahl. Damit lagen die Verluste der SPD in den Städten Gelsenkirchen, Leipzig und Stuttgart über dem Verlust im gesamten Bundesgebiet. Dies lässt den Schluss zu, dass die Einführung von Hartz IV zu keinem signifikanten Unterschied in der Entwicklung der SPD-Wahlergebnisse auf Bundesebene in einkommensschwachen und einkommensstarken Städten geführt hat. In der nächsten Wahl 2013 kam es in allen vier Städten zu einem prozentualen Gewinn der Partei, wel- cher jedoch in allen Städten unterschiedlich stark ausfiel. Im gesamten Bundesgebiet konnte die SPD 2,7 % zulegen. In den Städten Gelsenkirchen (2,0%), München (4,6 %) und Stuttgart (2,1 %) konnte die SPD ähnlich hohe oder höhere Gewinne verzeichnen. In Leipzig hingegen lag der Gewinn der SPD mit 0,6 % deutlich unter dem Bundesdurch- schnitt.

41

In der Bundestagswahl 2017 zeigte sich im gesamten Bundesgebiet und in den betrachte- ten Städten ein entgegengesetzter Trend. Hier verlor die SPD wieder an Wählerzustim- mung. Die Verluste der SPD betrugen hier im Bundesgebiet 5,2 %, in Gelsenkirchen 10,5 %, in Leipzig 5,7 %, in Stuttgart 6,2 % und in München 7,7 %.

Im Jahr 2017 betrug die Differenz zwischen dem schlechtesten und dem besten Wahler- gebnis in den vier Städten, in Gelsenkirchen und Leipzig mit 20,5 % annähernd so viel, wie 1990.

Anhand des Diagramms lässt sich folglich kein entscheidender Unterschied in den Bun- destagswahlergebnissen bezüglich der Auswirkungen von Hartz IV zwischen den einzel- nen Städten feststellen.

6.2.4 Bundestagswahlergebnisse der SPD in den Parteihochburgen163

Jede politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland hat Regionen, in denen ihre Ergebnisse bei Bundestagswahlen besonders stark bzw. schwächer, als im Bundestrend, sind. Regionen, in denen eine Partei mehrfach überdurchschnittlich hohe Wahlergebnisse erreicht, werden als Parteihochburgen bezeichnet.164165 Oftmals entstehen diese durch das überwiegende Vorhandensein der Stammwählerschaft, für die SPD die Arbeiter- schaft, in diesen Regionen. Parteihochburgen der SPD sind Gelsenkirchen (Nordrhein- Westfalen), Aurich-Emden (Wahlkreis in Niedersachsen), Bremen (seit dem zweiten Welt- krieg durchgehend von SPD-Mehrheit geführt) und Mannheim (einziger Teil in Baden- Württemberg, den die SPD dominiert).166

Im Diagramm fällt auf, dass die Ergebnisse der Parteihochburgen über denen des Ge- samtergebnisses liegen. Die höchsten Zustimmungswerte hat die SPD in den Hochbur- gen Aurich-Emden und Gelsenkirchen. Zu Beginn des Betrachtungszeitraums, 1990, konnte die SPD in diesen beiden Regionen ein Ergebnis von mehr als 55,0 % einfahren. Diese Dominanz konnte die Partei in der Wahl 1998 sogar auf über 60,0 % Wahlanteil steigern. In allen Hochburgen und im Bundestrend ist in der Zeit von 1990 bis 1998 ein klarer Aufwärtstrend der SPD zu erkennen. In den Wahlen 2002 – 2017 fällt die SPD in den Hochburgen und im Bundesergebnis wiederum in der Wählergunst. Zur Wahl 2002 musste die Partei Verluste in Bremen von 1,6 %, Gelsenkirchen 5,8 %, Mannheim 4,3 % und im Gesamtergebnis 2,4 % hinnehmen. Einzig in Aurich-Emden konnte die Partei ihr Ergebnis im Vergleich zu 1998 um 0,1 % steigern.

163 siehe Anhang 6: Vergleich SPD-Ergebnisse Bundestagswahlen Parteihochburgen (Bremen, Aurich-Emden, Gelsenkir- chen, Mannheim) mit Gesamtergebnis 164 Vgl. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Seite „Parteihochburg“, abgerufen 07.Mai 2019 165 Vgl. Hesseking, Claus: Schwarzes Herz und rotes Band, 2017 166 Vgl. Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Seite „Parteihochburg“, abgerufen 07.Mai 2019 42

In der Bundestagswahl 2005 verloren die Sozialdemokraten in allen Hochburgen (Bre- men: -5,7 %; Aurich-Emden: -5,8 %; Gelsenkirchen: -2,7 %; Mannheim: -4,2 %) und auch im Bundestrend (-4,3 %). Einen deutlichen Absturz erlitt die Partei jedoch erst in der nächsten Wahl zum Deutschen Bundestag im Jahr 2009. Der Rückgang am Wähleranteil war mehr als doppelt so hoch, wie noch 2005. Die Partei büßte in Bremen 12,7 %, Aurich- Emden 17,1 %, Gelsenkirchen 11,8 %, Mannheim 12,5 % und im Gesamtergebnis für das Bundesgebiet 11,2 % ein.

Hierbei ist auffällig, dass die Verluste in den Hochburgen über dem im gesamten Bundes- gebiet lagen. Dies zeigt, dass besonders ihr Kernklientel, die Arbeiterschaft, mit der Politik der Sozialdemokraten unzufrieden war. Diese Unzufriedenheit lag sicherlich vor allem an der Agenda 2010 und der Hartz IV-Reform, da Arbeiter am ehesten vom Arbeitslosengeld II-Bezug bedroht sind. In der Wahl 2013 konnte die SPD ihr Ergebnis wieder verbessern. Im Bundestrend legte sie mit 25,7 % um 2,7 % zu. In den Hochburgen Bremen und Mannheim lag der Wählergewinn mit 5,4 % und 10,4 % deutlich über der Verbesserung beim Bundesergebnis. In Gelsenkirchen konnte die SPD ebenfalls ihren Wähleranteil um 2,0 % steigern. Die Ausnahme bildet, wie schon 2002, Aurich-Emden, wo die Partei noch einmal 6,3 % einbüßen musste. Damit war das Ergebnis der SPD bei der Bundestagswahl 2013 in Aurich-Emden, mit 32,5 %, das schlechteste Resultat der betrachteten Parteihochburgen. Im Jahr 2017 konnten die Sozialdemokraten ihr Ergebnis in Aurich- Emden jedoch um 5,4 % auf nunmehr 37,8 % steigern. Dies stellt wieder eine Abwei- chung von den anderen Hochburgen und dem Bundestrend dar, weil die Partei in Bremen 8,8 %, Gelsenkirchen 10,5 %, Mannheim 13,8 % und im Gesamtergebnis 5,2 % verlor.

Das Diagramm zeigt folglich, dass die Verluste der Partei in den Hochburgen – Ausnahme ist Aurich-Emden – deutlich extremer ausfallen, als im Bundestrend. Den prozentual höchsten Verlust erlitt die SPD in der Wahl 2009, den ersten Bundestagswahlen seit Hartz IV. Daher könnte die umstrittene Reform Ursache bzw. Katalysator für den enormen Rückgang am Wähleranteil sein.

6.2.5 Landtagswahlen

Weiterhin ist das Abschneiden der SPD in den Landtagswahlen einiger Bundesländer näher zu beleuchten, um evtl. auch hier einen Zusammenhang zwischen der Einführung von Hartz IV und einem deutlichen Rückgang des Wähleranteils bei der SPD zu beobach- ten. Dafür werden die Landtagswahlergebnisse der SPD in Nordrhein-Westfalen, Baden- Württemberg, Bayern und Brandenburg untersucht.

43

Nordrhein-Westfalen ist ein Bundesland mit einer relativ hohen Arbeitslosigkeit167, in wel- chem die SPD oft die Landtagswahlen gewonnen hat.168 In der Zeit 1966 bis 2005 hat die SPD hier den Ministerpräsidenten gestellt.169 In der Wahl 2005 gewann die CDU mit 44,8 % vor der SPD (37,1 %). Seit 1985 verlor die SPD in jeder Wahl an Zustimmung in der Bevölkerung. So schrumpfte ihr Wahlanteil von 52,1 % (1985) auf 37,1 % (2005), folglich um 15,0 %.

In der Wahl 2010, der ersten Landtagswahl in NRW nach Einführung der Hartz IV-Reform, hat sich das Ergebnis der SPD nochmal verschlechtert um 2,6 % auf 34,5 %. Im Vergleich zur vorherigen Wahl, bei der die Partei noch 5,7 % verlor, hat sich der Verlust am Wähler- anteil halbiert. Allerdings lässt sich aus dem Diagramm erkennen, dass die SPD hier als Oppositionsführer nicht von dem Verlust der CDU als Regierungspartei profitieren konnte. In der Regel, hier exemplarisch bei der Wahl 2005 steigert die führende Oppositionspar- tei, damals die CDU, hier um 7,8 % zur Wahl 2000 ihren Wähleranteil, wenn die Regie- rungspartei, damals die SPD, an Zustimmung einbüßt, hier 5,7 %. Dieses Phänomen bleibt 2010 bei der SPD aus. Stattdessen verlor die SPD zusätzlich Wählerstimmen. Der Grund für das Ausbleiben dieses Effekts könnte ebenfalls Hartz IV sein. In der Landtags- wahl 2012 konnte die SPD sich wieder etwas rehabilitieren und mit einem Wahlanteil von 39,1 % ein besseres Ergebnis als 2005 (+2,0 %) und 2010 (+ 4,6 %) erreichen. In der Landtagswahl 2017 ließ sich das oben beschriebene Phänomen erneut beobachten, da die SPD wieder 7,9 % verlor auf nunmehr 31,2 % und im Gegenzug die CDU ihren Wahl- anteil um 6,7 % steigerte, sodass die CDU die Wahl mit 33,0 % gewann und so die Regie- rung der SPD, unter Führung von Hannelore Kraft, beendete.170

In Baden-Württemberg, einem Bundesland mit niedriger Arbeitslosigkeit, ist die SPD tradi- tionell nicht so stark und liegt in den Landtagswahlen ab 1984 immer hinter der CDU. Kurz vor dem Trauma, also bei der Landtagswahl 2001 erreichte die SPD noch ein Ergebnis von 33,3 %, welches das Beste seit 1984 ist. In der Wahl 2006, kurz nach Einführung von Hartz IV, erlitt die SPD einen enormen Stimmenverlust um 8,1 % auf 25,2 %. In der Fol- gewahl 2011 erreichte die SPD 23,1 %, also 2,1 % weniger und damit einen deutlich ge- ringeren Verlust als in der Landtagswahl zuvor. Dieser Abwärtstrend setzte sich auch 2016 fort und die Partei bekam nur noch 12,7 % der Zweitstimmen. Die SPD verlor in der Landtagswahl 2006 nach Hartz IV, wie oben beschrieben massiv an Wählerzustimmung, trotz niedriger Arbeitslosenquote.

167 Vgl. Statista: Arbeitslosenquote in Deutschland nach Bundesländern (Stand: März 2019), 2019 168 Vgl. Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019 169 Vgl. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen: Ministerpräsidenten seit 1946: Übersicht aller Regierungschefs des Landes Nordrhein-Westfalen, 2019 170 siehe Anhang 7: Ergebnisse Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen SPD und CDU 44

Jedoch stellte das gute Wahlergebnis von 2001 mit Ute Vogt, als Spitzenkandidatin171, einen einmaligen Erfolg der SPD dar, sodass diesem keine große Bedeutung zuzukom- men ist. Im Vergleich des Ergebnisses 2006 mit dem aus dem Jahr 1996 blieb das Er- gebnis weitestgehend unverändert bei 25,1 % bzw. 25,2 %. Damit zeigt sich hier kein großer Einfluss von Hartz IV auf das Wahlergebnis bei den Landtagswahlen.172

Das Bundesland Bayern, welches nur eine geringe Arbeitslosigkeit aufweist, ist politisch gesehen Unionsland, da die CSU hier eine Hegemonialstellung besitzt. In der hier ange- stellten Betrachtung, welche den Zeitraum der Landtagswahlen 1982 – 2018 beleuchtet, erreichte die SPD ihr stärkstes Ergebnis im Jahr 1982. Seitdem entwickelten sich die Wahlergebnisse kontinuierlich abwärts und sie konnte nur in den Wahlen 1994 und 2013 einen leichten prozentualen Aufschwung in Höhe von 4,0 % bzw. 2,0% erreichen. Die zwei größten prozentualen Verluste erlitt die SPD in der Landtagswahl 2003 mit einem Rückgang von 9,1 % am Wähleranteil, im Vergleich zum Wahljahr 1998, und in der Land- tagswahl 2018 mit einem Verlust von 10,9 % auf nur noch insgesamt 9,7 %. In der Wahl 2003, unmittelbar vor Einführung von Hartz IV konnte die SPD in der Landtagswahl einen Wähleranteil von 19,6 % erkämpfen. In der Landtagswahl 2008, nach Inkrafttreten von Hartz IV, erlangte die Partei einen Anteil in Höhe von 18,6 %, also 1,0 % weniger. Dies ist ein minimaler Rückgang. Dieser Unterschied, im Vergleich zum Gesamtergebnis, könnte auf die geringe Anzahl an Arbeitslosen, also von Hartz IV betroffenen Personen, in Bay- ern zurückzuführen sein.173

In Brandenburg ist die SPD seit der Landtagswahl 1990 die stärkste Partei und stellt auch den Ministerpräsidenten. In diesem Bundesland liegt die Arbeitslosigkeit über dem Bun- desdurchschnitt.174 Ihr höchstes Ergebnis erreichten die Sozialdemokraten in der Land- tagswahl 1994 mit 54,1 %. Bis zur Landtagswahl 2004, vor Einführung von Hartz IV, fiel das Ergebnis um 22,2 % auf 31,9% des Wahlanteils. Damit lag das Ergebnis unter denen der Bundestagswahl 2002 und 2005. In der Landtagswahl 2009, nach Inkrafttreten der Reform, konnte die SPD ihr Ergebnis, anders als in der Bundestagswahl im selben Jahr, sogar um 1,1 % auf 33,0 % aller Stimmen steigern. In der Landtagswahl 2014 fiel die SPD wieder auf den Wert der Landtagswahl 2004 (31,9 %).175

171 Vgl. Graf, Jutta; Neu, Viola: Analyse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vom 25.03.2001, 2001, S. 18, 19 172 siehe Anhang 8: Ergebnisse Landtagswahlen Baden-Württemberg SPD und CDU 173 siehe Anhang 9: Ergebnisse Landtagswahlen Bayern SPD und CSU 174 Vgl. Statista: Arbeitslosenquote in Deutschland nach Bundesländern (Stand: März 2019), 2019 175 siehe Anhang 10: Ergebnisse Landtagswahlen Brandenburg SPD und CDU 45

Im Vergleich der Landtagswahlergebnisse der SPD in den dargestellten Ländern, sind die Resultate in Nordrhein-Westfalen, außer im Jahr 1994 in Brandenburg, am höchsten und liegen auch während des gesamten Betrachtungszeitraums über den Bundesgebietser- gebnissen. Die Landtagswahlergebnisse in Baden-Württemberg und Bayern liegen im kompletten Zeitraum unter denen des gesamten Bundesgebiets. In den Landtagswahlen nach Einführung von Hartz IV entwickelten sich die Ergebnisse in den Landtagswahlen sehr unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen fiel das Ergebnis 2010 auf 34,5 % (-2,6 %), in Baden-Württemberg 2006 auf 25,2 % (-8,1 %) und in Bayern 2008 auf 18,6 % (-1,0 %). Der Rückgang bei den Landtagswahlen lag unter dem Wählerverlust der SPD im Bundes- gebiet in Höhe von 11,2 %.

Einzig in Brandenburg konnte die SPD, wie oben bereits geschildert, um 1,1 % auf 33,0 % zulegen. Auch in den nachfolgenden Landtagswahlen in den vier Bundesländern ließ sich keine einheitliche Linie in den Resultaten der Sozialdemokraten erkennen. Erst in den bisher letzten Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 2017 (-7,9 %), Bayern 2018 (-10,9 %) und Baden-Württemberg 2016 (-10,4 %) musste die Partei, wie im Bundesergebnis 2017 (-5,7 %) Verluste im Elektorat hinnehmen.176

Dies lässt den Schluss zu, dass die Hartz IV-Reform keinen wesentlichen Einfluss auf die Landtagswahlergebnisse der SPD hatte, da diese nicht einem gemeinsamen Trend folgen und auch von den Tendenzen des Bundesergebnisses abweichen.

Grund dafür könnte sein, dass in den Landtagswahlen bei den großen Parteien die Spit- zenkandidaten entscheidender für das Ergebnis sind, als die Partei an sich. Dies zeigt sich bspw. in Brandenburg, wo die SPD, aufgrund ihres Images als die „Brandenburg- Partei“ und vor allem der Beliebtheit ihrer Führungsspitzen Manfred Stolpe, Matthias Platzeck und aktuell Dietmar Woidke, jede Landtagswahl seit 1990 für sich entscheiden konnte.177 In den Bundestagswahlen hingegen lag die CDU in den Wahlen 2013 und 2017 vor der SPD.178

6.3 Elektorat – CDU

6.3.1 Bundestagswahlen Bundesgebiet

Die CDU/CSU hat in der Bundestagswahl 2009 ein Ergebnis von 33,8 % erzielt, welches knapp unter der definierten Hürde von 35,0 % liegt. In der nächsten Wahl 2013 konnte sie ihr Resultat wieder um 7,7 % auf nunmehr 41,5 % steigern, wodurch sie im Bereich des Elektorats wieder der Definition der Volkspartei genügt. 2017 rutschte die Partei wieder ab und erzielte ein Ergebnis in Höhe von 32,9 %.

176 siehe Anhang 11: Vergleich SPD Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg 177 Raabe, Stephan: Analyse zur Landtagswahl in Brandenburg, 2014 178 Vgl. Raabe, Stephan: Analyse zur Landtagswahl in Brandenburg, 2014 46

Dieses stellte einen neuen Tiefpunkt, nach dem Ergebnis von 2009, in der Wählergunst dar. Es ist, wenn man die erste Bundestagswahl 1949 außen vorlässt, das schlechteste Ergebnis der Union bisher. Damit fällt die Union außerdem wieder unter die 35,0 %- Hürde. Der Verlust von 2013 zu 2017 von 8,6 % ist sehr außergewöhnlich, da die Union bisher noch nie einen so starken Verlust im Elektorat in einer Legislaturperiode erlebte. Einen ähnlichen Rückgang gab es nur in der Wahl 1998 mit einem Verlust von 6,3 % zu 1994. Daher müsste dieser deutliche Rückgang eine Ursache haben, welche die Flücht- lingskrise 2015/2016 sein könnte.179

6.3.2 Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt des Traumas180

In diesem Abschnitt gilt es zu beleuchten, wie sich die Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt der Flüchtlingskrise im Vergleich zum Bun- destrend entwickelt haben. In den Jahren 2015/2016 stellte auf Landesebene die CDU, als Regierungspartei, den Ministerpräsidenten in bspw. Hessen, Sachsen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.181 Diese Bundesländer werden im nachfolgen- den genauer beleuchtet.

Über den Betrachtungszeitraum von 1990 bis 2017 verlor die CDU in den von ihr, wäh- rend der Flüchtlingskrise, regierten Bundesländern Zustimmung im Elektorat. Während sie in Sachsen 1990 mit 49,5 % noch ihr höchstes Ergebnis unter allen dargestellten Ländern erreichte, lag das Ergebnis 2017 bei nur noch 26,9 %, was einem Rückgang von 22,6 % über den gesamten Zeitraum entspricht. In den anderen Bundesländern, Sachsen-Anhalt, Hessen, Saarland und Schleswig-Holstein verlor die CDU ebenfalls einen wesentlichen Anteil an Wählerzustimmung. Die Wahlergebnisse der Partei in Hessen und Schleswig- Holstein bewegen sich im Wesentlichen sehr nah am CDU Gesamtergebnis. Die Ergeb- nisse von Sachsen-Anhalt und dem Saarland hingegen liegen in jeder Bundestagswahl von 1990 bis 2017 unter dem Ergebnis des Bundesgebiets. Aus dem Diagramm erkennt man außerdem einen gemeinsamen Trend in der Zeit von 1990 bis 1998 und von 2009 bis 2017. Im erstgenannten Zeitraum verliert die CDU in den Wahlen 1994, außer in Sachsen-Anhalt, und 1998 Wähleranteil im Vergleich zur vorherigen Wahl. Dieser Rück- gang fällt jedoch in den Bundesländern unterschiedlich aus. Tendenziell ist der Rückgang in der Wahl 1998 größer, als in der Wahl 1994. Besonders deutlich wird dies in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Während die Partei in der Wahl 1994 in Sachsen nur 1,5 % einbüßte und in Sachsen-Anhalt ihr Ergebnis sogar um 0,2 % steigern konnte, verlor sie in der Wahl 1998 mit 15,3 % und 11,6 % dort am meisten.

179 siehe Anhang 12: Bundestagswahlergebnisse CDU/CSU seit 1949 180 siehe Anhang 13: Vergleich CDU-Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt der Flüchtlingskrise (Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein) 181 Vgl. Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019 47

In der Zeit 1998 bis 2009 entwickelten sich die Ergebnisse in den Bundesländern sehr unterschiedlich und folgen damit keinem gemeinsamen Trend. Erst in der Bundestags- wahl 2013 lässt sich ein allgemeiner Aufschwung der CDU erkennen. In der Wahl konnte die Partei ihr Ergebnis in den fünf Bundesländern und im gesamten Bundesgebiet stei- gern. Die Christdemokraten erreichten in Sachsen 42,6 % (+7,0%), Sachsen-Anhalt 41,2 % (+11,1 %), Saarland 37,8 % (+7,1%), Schleswig-Holstein 39,2 % (+7,0 %) und in Hes- sen 39,2 % (+7,0 %). Im gesamten Bundesgebiet erlangte die CDU ein Gesamtergebnis von 41,5 % (+7,7 %).

Folglich konnte die CDU in Sachsen und Sachsen-Anhalt ein höheres Ergebnis als im Bundestrend erreichen. Im Saarland, Hessen und Schleswig-Holstein lagen die Ergebnis- se unter dem des Bundesgebiets. In der Bundestagswahl 2017 folgte für die Partei ein allgemeiner Abstieg in der Wählergunst. In den Bundesländern verloren die Christdemo- kraten in Sachsen 15,7 % (Ergebnis: 26,9 %), Sachsen-Anhalt 10,9 % (Ergebnis: 30,3 %), Hessen 8,3 % (Ergebnis: 30,9 %), Schleswig-Holstein 5,2 % (Ergebnis: 34,0 %) und im Saarland 5,4 % (Ergebnis: 32,4 %). Der Verlust im gesamten Bundesgebiet lag, mit einem Gesamtergebnis in Höhe von 32,9 %, bei 8,6 % des Wähleranteils.

Der Rückgang an Zustimmung im Elektorat ist folglich in den Ländern Sachsen und Sach- sen-Anhalt größer als im Bundestrend. Überraschend ist, dass es sich bei den Bundes- ländern um Ostländer, also Gebiete der ehemaligen DDR, handelt. In Schleswig-Holstein, Hessen und im Saarland liegen die Stimmenverluste unter denen im Bundesergebnis. Die Stimmenverluste resultieren vermutlich aus der Flüchtlingskrise und der Unzufriedenheit mit der “Großen Koalition“. In den Ländern im Osten von Deutschland scheinen die Unzu- friedenheit und Besorgnis der Bürger am größten zu sein, was sich hier im Wahlergebnis der CDU widerspiegelt. Außerdem waren die Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein, Daniel Günther182, und im Saarland, Annegret Kramp-Karrenbauer183, gemäßigter als in den anderen Ländern.

6.3.3 Bundestagswahlergebnisse Erststimme (Angela Merkel) und Zweit- stimme (CDU) im Wahlkreis von Angela Merkel (Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I)184

Neben der CDU, als Regierungspartei, ist Angela Merkel, als Bundeskanzlerin, eine der zentralen Figuren der Politik zum Zeitpunkt der Flüchtlingskrise 2015/16. Außerdem avancierte sie in Teilen der Gesellschaft zur Hassfigur und wird als Hauptverantwortliche für die Fehler in der Flüchtlingspolitik gesehen.185

182 Vgl. Krupa, Matthias: Sieht so Macht aus?, 2018 183 Vgl. Schlieben, Michael: Wer sie will. Was sie wollen, 2018 184 siehe Anhang 14: Ergebnisse Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I – Wahlkreis von Angela Mer- kel 185 Vgl. Malzahn, Claus Christian: Wahlkampf ohne Hassfigur, 2018 48

Daher ist es auch entscheidend, wie sich die Ergebnisse von Angela Merkel als Direkt- kandidatin in den Bundestagswahlen entwickelt haben. Weiterhin ist diese Entwicklung mit den Ergebnissen der CDU, welche mit der Zweitstimme gewählt worden ist, zu ver- gleichen. Der Wahlkreis von Angela Merkel heißt aktuell “Vorpommern-Rügen – Vorpom- mern-Greifswald I“. Bei den Bundestagswahlen 1990 – 1998 hieß dieser noch Wahlkreis “Stralsund-Rügen-Grimmen“. Im Zuge der Neuordnung der Wahlkreise wurde dieser zur Bundestagswahl 2002 in “Stralsund-Nordvorpommern-Rügen“ reformiert. Die letzte Wahl- kreisreform wurde zur Bundestagswahl 2013 durchgeführt. Seitdem trägt der Wahlkreis den Namen “Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I“.

In der Darstellung zeigt sich, dass beide Graphen fast parallel verlaufen. Die Wahlergeb- nisse von Angela Merkel sind jedoch im gesamten Betrachtungszeitraum höher als die der CDU. Das heißt die Person Angela Merkel erfreut sich größerer Beliebtheit im Elekto- rat, als ihre Partei, die CDU. Den ersten großen Stimmenverlust ereilte die CDU und auch Angela Merkel in der Wahl 1998. Dort erreichte die CDU 34,1 % (-11,5 %) und Angela Merkel 37,3 % (-11,3 %). In den Bundestagswahlen bis 2013 konnten CDU und Angela Merkel ihren Stimmenanteil jedes Mal steigern, sodass sie auf ihrem Höhepunkt im Jahr 2013 einen Wähleranteil von 45,0 % bzw. 56,2 % erreichten. In der Bundestagswahl 2017, welche nach der Flüchtlingskrise, also dem Trauma der CDU liegt, konnte die Partei nur noch 32,9 % und Angela Merkel 44,0 % erlangen. Dies stellt einen Verlust am Wäh- leranteil in Höhe von 12,1 % für die CDU und 12,2 % für Merkel dar. Im Bundestrend er- reichte die Partei 2017 ein Ergebnis von 32,9 %, was “nur“ ein Minus von 8,6 % bedeute- te. Folglich zeigt sich, dass sowohl Angela Merkel, als auch die CDU in Vorpommern- Rügen – Vorpommern-Greifswald I, dem Wahlkreis von Angela Merkel, einen höheren prozentualen Rückgang zu verzeichnen hatten, als im Ergebnis der CDU im gesamten Bundesgebiet. Das lässt darauf schließen, dass hier der Vertrauensverlust in Angela Mer- kel und die CDU noch größer war, als im Rest der Bundesrepublik. Grund hierfür könnte die Flüchtlingskrise und die Politik von Angela Merkel sein, welche die Menschen dazu veranlasst hat sie und ihre Partei nicht mehr zu wählen.

6.3.4 Bundestagswahlergebnisse der CDU in den Parteihochburgen186

Parteihochburgen der CDU sind bspw. die Wahlkreise, Regionen Cloppenburg – Vechta (Niedersachsen), St. Wendel (Saarland) und das Emsland (Niedersachsen). Der Land- kreis Emsland und seine Gemeinden gliedern sich in die zwei Bundestagswahlkreise Un- terems und Mittelems.187

186 siehe Anhang 15: Vergleich CDU-Ergebnisse Bundestagswahlen Parteihochburgen (Emsland, Cloppenburg – Vechta, St. Wendel) mit Gesamtergebnis 187 Vgl. Emsland: Wahlkreiseinteilung Bundestagswahl 2017, 2017 49

Da die CDU im Wahlkreis Mittelems, jedoch bessere Ergebnisse verbuchen konnte und dieser folglich mehr der Definition einer Parteihochburg entspricht, ist der Wahlkreis Mit- telems bei dieser Betrachtung heranzuziehen.

Überraschend ist, dass die Bundestagswahlergebnisse der CDU in St. Wendel fast de- ckungsgleich mit dem Gesamtergebnis der CDU im Bundesgebiet sind. Die einzige grö- ßere Abweichung war die Bundestagswahl 2017. St. Wendel stellt, trotz nicht wesentlich höherer Wahlergebnisse als im gesamten Bundesgebiet, eine Parteihochburg dar, weil die CDU mit hohen 30er-Prozentwerten sehr gute Ergebnisse erzielte und, außer 2005, immer über den Ergebnissen des Bundesgebiets lag. Die Resultate der CDU in den Hochburgen Cloppenburg – Vechta und Mittelems hingegen liegen deutlich über denen im Bundesgebiet.

Während der Wahlen 1994 und 1998 musste die Partei in allen Hochburgen und im Bun- desgebiet Verluste am Wähleranteil, im Vergleich zur vorherigen Wahl hinnehmen. Erst in der Wahl 2002 konnte die CDU in den Hochburgen und dem Bundesgebiet wieder an Wählerzustimmung gewinnen. Dabei profitierte die Union, als führende Oppositionspartei auf Bundesebene, mutmaßlich vom Wählerverlust der SPD, als damalige Regierungspar- tei. Bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag 2005 verschlechterte sich die CDU in Cloppenburg – Vechta auf 57,2 % (-2,1 %), St. Wendel auf 33,5 % (-4,8 %) und die Union im Bundesgebiet auf 35,2 % (-3,3 %). In Mittelems konnte die CDU 2005 ihr Zweitstim- menergebnis aus 2002 mit 48,7 % halten. 2009 büßte die CDU erneut Stimmen in ihren Hochburgen Cloppenburg – Vechta (-2,7 %) und Mittelems (-1,5 %) ein. Lediglich in St. Wendel verbuchte die Partei ein leichtes Plus von 1,1 %. Im Bundestrend mussten die Christdemokraten 1,4 % im Vergleich zu 2005 abgeben. Bei der Bundestagswahl 2013 erlebten diese einen beachtlichen Aufschwung in den Hochburgen (Cloppenburg – Vechta: +8,7 %; Mittelems: +8,9 %; St. Wendel: +6,3 %) und im Gesamtergebnis (+7,7 %). Dieses Ergebnis relativierte sich bei der Bundestagswahl 2017. In der Wahl nach dem Trauma der CDU, der Flüchtlingskrise 2015/16, erlebte die CDU, sowohl in den Hochbur- gen, als auch im Gesamtergebnis, einen enormen Rückgang am Wähleranteil. Der Ver- lust betrug für das gesamte Bundesgebiet 8,6 %. In den Hochburgen war der prozentuale Rückgang mit 6,6 % in Cloppenburg – Vechta, 6,7 % in Mittelems und 4,4 % in St. Wen- del hingegen geringer als im gesamten Bundesgebiet. Trotzdem lässt sich auch in den Hochburgen durch das Trauma der CDU ein klarer Verlust des Elektorats erkennen.

6.3.5 Landtagswahlen

Für die Entwicklung der Landtagswahlergebnisse der CDU werden die Ergebnisse in den Bundesländern untersucht, in denen eine Landtagswahl nach der Flüchtlingskrise stattge- funden hat. 50

In Nordrhein-Westfalen (Wahl 2017), Niedersachsen (Wahl 2017), Schleswig-Holstein (Wahl 2017) und Hessen (Wahl 2018) wurde nach der Flüchtlingskrise gewählt, sodass diese genauer zu untersuchen sind.

In Nordrhein-Westfalen erreichte die CDU ihr höchstes Ergebnis in der Wahl 2005 mit 44,8 % und war ausnahmsweise stärker als die SPD. Dies gelang ihr auch in der Wahl 2009 mit 0,1 % mehr als die Sozialdemokraten. Die CDU verlor in der Wahl, im Vergleich zur Vorherigen, 10,2 % Wählerzustimmung. In der nächsten Wahl 2012 verschlechterte sich die Partei erneut auf nun 26,3 % (-8,3 %). Dies markiert ihr schlechtestes Ergebnis in Nordrhein-Westfalen im gesamten Betrachtungszeitraum. 2017 konnten die Christdemo- kraten ihr Ergebnis, trotz Flüchtlingskrise, auf 33,0 % (+6,7 %) steigern.

Dies ist ein anderer Trend als in der Bundestagswahl 2017, wo die CDU massiv an Zu- stimmung verlor.188 Demzufolge ist das Ergebnis in Nordrhein-Westfalen nicht an den Bundestrend gekoppelt, sodass es hierfür nicht unmittelbar verwertbar ist.

Bei der Landtagswahl 2017 in Niedersachsen verlor die CDU, mit einem Ergebnis von 33,6 %, leicht an Zustimmung in der Bevölkerung (-2,4 %) im Vergleich zur Wahl 2013. Der Rückgang fiel jedoch deutlich geringer aus als in den vorherigen Wahlen 2008 (-5,8 %) und 2013 (-6,5 %). Die Flüchtlingskrise wirkte folglich in der Wahl 2017 nicht als Kata- lysator, der zu einem höheren Verlust der Partei am Wähleranteil führte.189

In Schleswig-Holstein lag die CDU in den Wahlen von 1992 bis 2000 beim prozentualen Stimmenanteil hinter der SPD. In der Landtagswahl 2005 konnte die CDU ihren Stimmen- anteil auf 40,2 % (+5,0 %) steigern. Anschließend verloren die Christdemokraten 2009, wie die Sozialdemokraten auch, massiv an Zustimmung im Elektorat und erreichte nur 31,5 % (-8,7 %). In der Legislaturperiode 2005 – 2009 wurde das Land von einer Großen Koalition geführt, sodass weder die CDU noch die SPD vom Stimmenverlust des jeweils anderen profitieren konnte. In der vorgezogenen Wahl 2012 verschlechterte sich die CDU nur leicht auf 30,8 % (-0,7 %). Im Jahr 2015/2016 folgte dann das Trauma der CDU, die Flüchtlingskrise. Erstaunlicherweise hatte dies keinen negativen Einfluss auf das Wahler- gebnis der CDU, da die Partei ihr Ergebnis, im Vergleich zur vorherigen Wahl um 1,2% auf nun 32,0 % verbessern konnte.190

Im Bundesland Hessen erzielte die CDU ihr bestes Ergebnis seit 1990 in der Landtags- wahl 2003 (48,8 %). In der folgenden Wahl im Jahr 2008 fiel die Partei auf 36,8 % (-12,0 %) Stimmenanteil. In den nächsten beiden Landtagswahlen 2009 und 2013 konnte die CDU ihr Ergebnis halten und leicht verbessern auf 37,2 % bzw. 38,3 %.

188 siehe Anhang 7: Ergebnisse Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen SPD und CDU 189 siehe Anhang 16: Ergebnisse Landtagswahlen Niedersachsen CDU und SPD 190 siehe Anhang 17: Ergebnisse Landtagswahlen Schleswig-Holstein CDU und SPD 51

2018 fand die bisher letzte Landtagswahl in Hessen statt. Dort erreichte die CDU ein Re- sultat von 27,0 % (-11,3 %) im Vergleich zur Vorwahl.191 Eine Umfrage von Infratest zur Landtagswahl 2018 in Hessen zeigt, dass 73 % der abgewanderten CDU-Wähler der Bundesregierung einen Denkzettel verpassen wollten.192

Im Vergleich der CDU-Landtagswahlergebnisse in den beschriebenen Ländern zeigt sich, wie schon bei der Auswertung der Ergebnisse der SPD auf Landesebene, kurz vor dem Trauma und auch unmittelbar danach kein einheitlicher Trend in den Ergebnissen der CDU. In den Bundesländern Niedersachsen und Hessen verlor die CDU in der letzten Wahl enorm an Wählerzustimmung, was sich mit dem Bundestrend aus der Bundestags- wahl 2017 deckt. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein hingegen konnte die Partei in den letzten Wahlen ihr Ergebnis sogar verbessern.193

Damit zeigt sich, wie unter Punkt 6.2.5 für die SPD, auch hier kein bemerkenswerter Ein- fluss der Flüchtlingskrise auf die Landtagswahlergebnisse.

6.4 Mitgliederentwicklung

6.4.1 SPD194

Die SPD hatte 2002 noch 693.894 Mitglieder, was zum Jahr 1998 schon ein Rückgang um ca. 10,5 % darstellt. In diesem Jahr kam wie im Punkt 3.1 bereits erläutert die Exper- tenkommission zur Erarbeitung von Vorschlägen für die Regierung zusammen. Durch die Regierungserklärung von Gerhard Schröder am 14.März 2003 zeigte sich der eingeschla- gene Kurs der Bundesregierung. In der Mitgliederentwicklung spiegelt sich das auch mit einem noch höheren Verlust der Mitglieder von 2002 bis 2005 um ca. 10,8 % wider. Sie hatte Ende 2005 noch 590.485 Mitglieder und die 1,0 %-Hürde lag bei 618.700. Damit lag die SPD erstmals in der Zeit der Bundesrepublik Deutschland, wenn auch sehr knapp, unter der definierten 1,0 %-Hürde. Die Mitgliederzahlen der SPD lagen bis 2005 (SPD 2005: 590.485 Mitglieder) mind. ca. 20.000 Mitglieder über denen der CDU (CDU 2005: 571.881). Nach 2005 gleicht sich die Mitgliederentwicklung beider Parteien immer weiter an, sodass sie fast identisch viele Mitglieder haben.

Am 01.Januar 2005 ist Hartz IV in Kraft getreten. Im nächsten Betrachtungszeitraum von 2005 bis 2009 stieg der Verlust an SPD-Mitgliedern noch einmal an, auf nunmehr ca. 13,2 %, was vermutlich auf die unbeliebte Hartz IV-Reform zurückzuführen ist. Dies stellt nochmal eine deutliche Steigerung des Rückgangs dar, wodurch die 1,0 %-Hürde schon deutlich unterschritten ist.

191 siehe Anhang 18: Ergebnisse Landtagswahlen Hessen CDU und SPD 192 siehe Anhang 19: „Landtagswahl ist gute Gelegenheit, um Bundesregierung Denkzettel zu verpassen.“ 193 siehe Anhang 20: Vergleich CDU Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen 194 Vgl. Anhang 2: Mitgliederentwicklung SPD in Relation zur 1,0 %-Hürde 52

Dieser Abwärtstrend setzte sich anschließend weiter fort, schwächte sich jedoch ab, so- dass im Zeitraum von 2009 bis 2013 die Anzahl um “nur“ ca. 7,6 % abnahm auf 473.662 Mitglieder. Im nächsten Abschnitt (2013 – 2016) erhöhte sich der Rückgang an Mitglie- dern leicht um 1,0 % auf ca. 8,6 %. Ende 2016 hatte die Partei noch 432.706 Mitglieder, was einem Rückgang von 54,0 % im Vergleich zu 1990 entspricht. Damit liegt sie hinsicht- lich der Mitgliederanzahl knapp vor der CDU.195

Die SPD ist also ab ungefähr 2005 in Bezug auf die Mitgliederanzahl, da sie die 1,0 %- Hürde ab diesem Zeitpunkt unterschreitet keine Volkspartei mehr. Der Abwärtstrend in diesem Bereich begann mit der Wiedervereinigung von der BRD und DDR und hält bis heute an. Die Hartz IV-Reform bzw. die Agenda 2010 sind hier also nicht der Auslöser für den Rückgang, aber sie fördern diesen, da es im Zeitraum von Inkrafttreten bis 2009 ei- nen erhöhten Verlust zu verzeichnen gab.

6.4.2 CDU196

Die Anzahl an Parteimitgliedern verläuft, wie bei der SPD, seit der Wiedervereinigung 1990 in einem Abwärtstrend. Wie bereits im Punkt 2.2.3 erläutert, hat die CDU die 1,0 %- Hürde hinsichtlich der Anzahl an Mitgliedern schon im Jahr 2002/2005 unterschritten. In den nachfolgenden Jahren setzte sich dieser Rückgang weiter fort. Während in der Zeit 2002 bis 2005 der Verlust an Mitgliedern mit ca. 3,8 % relativ gering war, stieg dieser im weiteren Verlauf an. Schon im Zeitraum 2005 – 2009 stieg er um 4,9 % auf 8,9 % an. En- de 2009 hatte die Partei noch 521.149 Mitglieder. Im nächsten Betrachtungszeitraum von 2009 bis 2013 steigerte sich der Rückgang erneut auf nun 10,4 %. Das Trauma der CDU, die Flüchtlingskrise, betrifft vor allem den Zeitraum 2015/16. Diese liegt genau im nächs- ten Zeitabschnitt. Erstaunlicherweise sinkt der prozentuale Rückgang an Mitgliedern im Zeitraum 2013 – 2016 sogar. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass es in den Hauptjahren der Flüchtlingskrise, 2015 und 2016, das Trauma in der Partei und bei den Mitgliedern noch nicht so erkennbar war. Vielmehr kristallisierten sich die in dieser Zeit begangenen Fehler erst in den Folgejahren heraus. Der Streit mit der CSU dauerte eben- falls länger als diese 2 Jahre. Damit hatte die Flüchtlingskrise noch nicht so gravierende Auswirkungen auf die Mitgliederanzahl.

Die CDU ist zweifelsfrei in Bezug auf die Anzahl an Parteimitgliedern längst keine Volks- partei mehr, da die Differenz zwischen der Mitgliederanzahl und der 1,0 %-Hürde in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen ist.

195 Vgl. Niedermayer, Oskar: Mitgliederentwicklung der Parteien, 2017 196 Vgl. Anhang 1: Mitgliederentwicklung CDU in Relation zur 1,0 %-Hürde 53

7 Bilanz der Volksparteien

7.1 SPD – Zurück zur “Arbeiterpartei“

Die SPD leidet sehr unter ihrem Trauma, Hartz IV, was diese Ausarbeitung und die Reali- tät deutlich zeigen. Die SPD fokussiert sich in ihrer Programmatik (siehe Punkt 6.1.1) sehr auf die Sozialpolitik und besonders den Bereich Grundsicherung, sprich Hartz IV. Die Par- tei versucht sich durch Änderungen bzw. neue Konzepte, wie das Bürgergeld, neu zu er- finden und die Agenda 2010 mit Hartz IV zu überwinden. Diese programmatische Verstei- fung der Sozialdemokraten zeugt nicht von der breiten Programmatik einer Volkspartei. Im Bereich des Elektorats (siehe Punkt 6.2) erreicht die SPD in den Bundestagswahlergeb- nissen keine 35,0 % mehr und besitzt folglich nicht das breite Elektorat, welches eine Volkspartei charakterisiert. In den Bundestagswahlen unterlag die SPD schon nach der Wahl 1972 einem Abwärtstrend hinsichtlich der Wählerzustimmung, welche durch die Wiedervereinigung gestoppt werden konnte. Nach einer kurzen Rehabilitierungsphase der Partei setzte sich der Niedergang nach der Wahl 1998 fort. Die 35,0 %-Hürde unterschritt die SPD in der Bundestagswahl 2005 erstmals. Nach der Untersuchung der Wahlergeb- nisse zeigt sich, dass die Einführung von Hartz IV diesen Abwärtstrend in den Bundes- tagswahlen zusätzlich beschleunigt hat, sodass Hartz IV hier durchaus ein Katalysator für die Entwicklung ist. In den Landtagswahlen zeigten sich keine Auswirkungen der Hartz IV- Reform auf die Wählergunst. In Bezug auf die Mitgliederanzahl (siehe Punkt 6.4.1) liegen die Sozialdemokraten ebenfalls unter dem Normwert von 1,0 % der Wahlberechtigten, welchen eine Volkspartei kennzeichnet. Inwiefern Hartz IV den Mitgliederverlust be- schleunigt hat, kann nicht klar beantwortet werden, da dieser nach der Reform zwar an- gestiegen ist, dieser sich jedoch nicht dramatisch verschärft hat. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die SPD in den drei definierten Bereichen, welche die Merkmale einer Volkspartei darstellen, unter den Grenzwerten liegt bzw. nicht der Definition ent- spricht. Die SPD versucht zwar sich durch Änderungen in ihrer Programmatik in den Be- reichen Elektorat und Mitgliederanzahl zu rehabilitieren, entspricht damit aber umso weni- ger der Programmatik einer Volkspartei. Vielmehr entwickelt sich die SPD wieder zu einer Klassenpartei, nämlich zu einer Partei für ihr Stammklientel, die Arbeiterschaft und die sozialschwache Bevölkerung. Das heißt, sie erreicht durch ihre Maßnahmen, um wieder eine Volkspartei zu sein, das genaue Gegenteil davon.

54

7.2 CDU – Die “letzte“ Volkspartei in Deutschland

Die Christdemokraten haben mit ihrem Trauma, Flüchtlingskrise und die damalige Politik von Angela Merkel, zu kämpfen. Die Programmatik (siehe Punkt 6.1.2) ist, anders als bei der SPD, noch auf die breite Bevölkerung ausgerichtet. Trotz Versuche einer Aufarbeitung des Traumas mit Werkstattgespräch und Neuausrichtung, weiter nach rechts im politi- schen Spektrum, ist die Partei auch in anderen Politikbereichen, wie soziale Marktwirt- schaft, innere Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit kompetent und programmatisch gut auf- gestellt. Damit entspricht die Partei hinsichtlich ihrer Programmatik derer einer Volkspar- tei. In dem Merkmal Elektorat (siehe Punkt 6.3) zeichnet sich noch keine eindeutige Ent- wicklung ab. Im Bereich der Bundestagswahlen ist noch kein handfester Trend erkennbar, da die Partei in den Wahlen 1998 und 2005 zwar unter der 35,0 %-Hürde lag, sich aber in den nachfolgenden Wahlen im Hinblick auf den Wähleranteil immer erholen konnte. In der Bundestagswahl 2013 konnte die CDU hohe Gewinne im Elektorat verzeichnen und so das beste Ergebnis seit 1994 erreichen. In der Wahl nach der Flüchtlingskrise verlor die Partei an Zustimmung, was vermutlich Folge des Traumas ist. Allerdings kann das Ergeb- nis in der nächsten Wahl wieder deutlich besser sein, sodass es für eine genaue Ent- scheidung über die Wirkung der Flüchtlingskrise auf das Elektorat zu früh ist. Entschei- dend ist jedoch, dass die CDU in der letzten Bundestagswahl 2017 mit 32,9 % Wähleran- teil sehr knapp unter dem Grenzwert für eine Volkspartei lag. Da dies eine kurze Erschei- nung sein könnte, verfügt die CDU noch über ein Elektorat, gemäß dem einer Volkspartei. Allerdings läuft die CDU Gefahr durch ihre “rechtere“ Ausrichtung die Wähler der Mitte zu verlieren und die rechte Wählerschicht, aufgrund mangelnder Glaubwürdigkeit, ebenfalls nicht zu erreichen. Damit würde die Partei ihr Elektorat selber schwächen. Bei der Mitglie- deranzahl (siehe Punkt 6.4.2) liegt die CDU, ebenso wie die SPD, unter dem Grenzwert von 1,0 % der Wahlberechtigten. Auch hier zeigt sich nach der Wiedereinigung von BRD und DDR ein kontinuierlicher Mitgliederverlust. Hier zeigen sich keine Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf dieses Merkmal, sodass es ebenfalls keine Katalysatorwirkung des Traumas gibt. Damit entspricht die CDU auch im Jahr 2019 knapp der Definition einer Volkspartei, wenn man die Mitgliederanzahl vernachlässigt, sodass der eingangs erwähn- te Jürgen Rüttgers in seinem Text „Die Union ist die einzige Volkspartei“197 Recht behal- ten hat.

197 Rüttgers, Jürgen: Die Union ist die einzige Volkspartei, 2009 55

8 Ausblick auf die Entwicklung der Parteienlandschaft in Deutschland

Das Jahr 2019 wird womöglich das entscheidende Jahr für die SPD und die CDU, da in diesem Jahr vier Landtagswahlen (Bremen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen)198 die Wahl zum Europaparlament und die Selbstprüfung der Koalitionsparteien über die Fort- setzung der “Großen Koalition“ bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 anste- hen. Dabei kämpfen die Sozial- und Christdemokraten um ihren Machtstatus, Gewinne im Elektorat und gegen die rechtspopulistischen Kräfte in der Bundesrepublik.199 Jedoch wird auch die Ära der Volksparteien und der stabilen Milieus auch in Deutschland zu Ende gehen. In der Hochzeit der Volksparteien (1950-1975) haben diese einzeln zwi- schen 35 und 50 % der Wählerschaft vertreten bzw. gemeinsam sogar teilweise mehr als 90 % an Wähleranteil erhalten. Wohingegen heute die zwei großen Parteien in Deutsch- land gemeinsam kaum noch die Mehrheitsgrenze von 50 % erreichen (Bundestagswahl 2017 CDU/CSU und SPD: 53,4 %200).201 Damit wird das politische Spektrum an Parteien in den Parlamenten noch breiter und bun- ter werden. Dadurch werden folglich auch die vertretenen Positionen in den Landtagen und im Bundestag vielfältiger. Durch den Niedergang der Volksparteien wird natürlich auch eine Koalitionsbildung schwieriger. Der Regelfall war eine Zwei-Parteien-Koalition, bestehend aus einer Volkspartei und einer kleineren Partei oder aus beiden Volkspartei- en. Dies wird in Zukunft immer schwieriger, da zwei Parteien einfach nicht mehr die nötige Stimmenanzahl für eine Mehrheit im Parlament erreichen werden. Es wird wahrscheinlich immer mehr Drei-Parteien-Koalitionen oder sogar Bündnisse mit noch mehr Parteien ge- ben, um die erforderliche Stimmenmehrheit sicherzustellen. Dass solch eine Koalitionsbil- dung nicht leicht ist, zeigen die gescheiterten Jamaika-Verhandlungen auf Bundesebene im Jahr 2017, zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen, welche sich aufgrund ihrer unter- schiedlichen inhaltlichen Positionen nicht auf eine Regierungsbildung einigen konnten.202 Eine weitere Konsequenz aus dem Niedergang der Volksparteien könnte sein, dass die kleineren Parteien von dieser Entwicklung profitieren und in der Folge höhere Wahlergeb- nisse erreichen. Damit würden sie sich zu mittelgroßen Parteien entwickeln.203

198 Vgl. Zicht, Wilko; Cantow, Matthias: Die nächsten Wahlen in Deutschland, 2018 199 Vgl. Sirleschtov, Antje: Das Jahr 2019 – ein Jahr der Entscheidungen, 2019 200 Vgl. Deutscher Bundestag: Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen, 2019 201 Vgl. Merkel, Wolfgang: Brauchen wir noch Volksparteien?, 2018 202 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Parteiensystem im Wandel, 2017 203 Vgl. Lösche, Peter: Ende der Volksparteien – Essay, 2009 56

Die Krise der Volksparteien ist dabei kein allein deutsches Phänomen. In vielen Staaten Europas sind die einst starken Parteien ebenfalls am schwächeln bzw. versinken diese in der politischen Bedeutungslosigkeit. In diesen Ländern ist das Parteiensystem stark zer- splittert und die populistischen Kräfte konnten an Stärke gewinnen. Diese Entwicklung zeigt sich mit etwas Verspätung auch in Deutschland und wird in der nächsten Zeit vo- raussichtlich noch zunehmen. Die Krise der Sozialdemokraten ist mit schweren Abstür- zen, wie bspw. in Frankreich oder den Niederlanden, zwar stärker im öffentlichen Be- wusstsein, jedoch verlieren beide Volksparteien, Mitte-Links und Mitte-Rechts, im annä- hernd gleich großen Umfang Wähler.204 Der Wählerverlust bei den westeuropäischen Mit- te-Rechts-Parteien ist einfach früher eingetreten und kontinuierlich verlaufen (Wählerni- veau 60er-Jahre: 47 %; heutzutage: unter 30 %). Der Abstieg der Mitte-Links-Kräfte be- gann erst Ende der 90er-Jahre, sodass diese seit Anfang der 70er-Jahre (ca. 37 %) auf um die 20 % der Stimmen gesunken sind.205 Für die Europawahlen im Mai 2019 wird den europäischen Parteifamilien von Sozialdemokraten und Christdemokraten ein erneuter Absturz prophezeit. Danach könnten die Sozialdemokraten auf ein historisches Tief stür- zen und die EVP206 ebenfalls deutlich an Stimmen verlieren, sodass die beiden Großen eventuell erstmals nicht die Mehrheit im EU-Parlament hätten.207 Das System der Volksparteien und damit auch die Idee der Repräsentation, ist eine über- holte Idee, aus der Zeit, in der die Interessen der einzelnen Bevölkerungsgruppen noch klar und eindeutig waren. In der heutigen komplexen Gesellschaft mit einer Vielfalt an Interessen funktioniert das System einfach nicht mehr. Auch die Schaffung von immer mehr Parteien, welche die starre Repräsentation durch Volksparteien zwar etwas aufge- brochen haben, ist nicht die Lösung, da jedes Individuum seine ganz eigenen Interessen hat und am Ende jeder seine eigene Partei bräuchte. Die eigentliche Lösung könnte der Abschied von der Parteiorientierung in unserer Demokratie, hin zur direkten Demokratie, durch die Bürger der Gesellschaft, sein. Diese direkte Demokratie fußt auf der direkten Beteiligung der Bevölkerung an politischen Entscheidungen, bspw. in Form von Bürger- entscheiden bzw. Volksabstimmungen, nach dem Schweizer Vorbild.208

204 Vgl. Kerl, Christian: Krise der Volksparteien – Europa ist politisch zersplittert, 2018 205 Ebenda 206 Europäische Volkspartei; Parteizusammenschluss christlich-demokratischer, bürgerlich-konservativer und nationalkon- servativ-rechtspopulistischen Mitgliedsparteien in der EU 207 Vgl. Kerl, Christian: Krise der Volksparteien – Europa ist politisch zersplittert, 2018 208 Vgl. Urs Sommer, Andreas: Die Lösung lautet „direkte Demokratie“, 2018 57

Anhang

Anhangsverzeichnis

Anhang 1: Mitgliederentwicklung der CDU in Relation zur 1,0 %-Hürde ...... 59 Anhang 2: Mitgliederentwicklung der SPD in Relation zur 1,0 %-Hürde ...... 60 Anhang 3: Bundestagswahlergebnisse der SPD seit 1949 ...... 61 Anhang 4: Bundestagswahlergebnisse der SPD in Bundesländern mit hohen (Bremen, Mecklenburg-Vorpommern) und niedrigen Arbeitslosenquoten (Bayern, Baden-Württemberg) ...... 62 Anhang 5: Bundestagswahlergebnisse der SPD in einkommensschwachen (Gelsenkirchen, Leipzig) und einkommensstarken (Stuttgart, München) Städten ...... 63 Anhang 6: Vergleich SPD-Bundestagswahlergebnisse der Parteihochburgen (Bremen, Aurich-Emden, Gelsenkirchen, Mannheim) mit Gesamtergebnis ...... 64 Anhang 7: Ergebnisse Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen SPD und CDU ..... 66 Anhang 8: Ergebnisse Landtagswahlen Baden-Württemberg SPD und CDU ...... 67 Anhang 9: Ergebnisse Landtagswahlen Bayern SPD und CSU ...... 68 Anhang 10: Ergebnisse Landtagswahlen Brandenburg SPD und CDU ...... 69 Anhang 11: Vergleich SPD-Landtagswahlergebnisse in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg ...... 70 Anhang 12: Bundestagswahlergebnisse der CDU/CSU seit 1949 ...... 71 Anhang 13: Vergleich CDU-Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt der Flüchtlingskrise (Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein) ...... 72 Anhang 14: Bundestagswahlergebnisse Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I – Wahlkreis von Angela Merkel ...... 73 Anhang 15: Vergleich CDU-Bundestagswahlergebnisse der Parteihochburgen (Emsland, Cloppenburg – Vechta, St. Wendel) mit Gesamtergebnis ...... 75 Anhang 16: Ergebnisse Landtagswahlen Niedersachsen CDU und SPD ...... 76 Anhang 17: Ergebnisse Landtagswahlen Schleswig-Holstein CDU und SPD ...... 77 Anhang 18: Ergebnisse Landtagswahlen Hessen CDU und SPD ...... 78 Anhang 19: „Landtagswahl ist gute Gelegenheit, um Bundesregierung Denkzettel zu verpassen.“ ...... 79 Anhang 20: Vergleich CDU Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen ...... 80

58

Anhang 1: Mitgliederentwicklung der CDU in Relation zur 1,0 %-Hürde

900.000

800.000

700.000

600.000

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

0

CDU Mitglieder 1,0 %-Hürde

Quelle: Statista: Anzahl der Wahlberechtigten bei den Bundestagswahlen in Deutschland von 1949 bis 2017, 2019; Niedermayer, Oskar: Mitgliederentwicklung der Parteien. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2017; Statista: Anzahl der Parteimitglieder der CDU von 1990 bis 2017, 2019

Erläuterung: Aufgrund der undurchsichtigen Datenlage wurde für die x-Achse eine gleichmäßige Einteilung, anhand des Stattfindens der Bundestagswahlen in der Bundesrepublik gewählt, die durch Fehlen von Daten bzw. vorzeiti- gen Neuwahlen geringfügig abweicht. In den Werten der 1,0 %-Hürde der Wahlberechtigten in der BRD sind die Wahlberechtigten von Bayern mitenthalten.

59

Anhang 2: Mitgliederentwicklung der SPD in Relation zur 1,0 %-Hürde

1.200.000

1.000.000

800.000

600.000

400.000

200.000

0

SPD Mitglieder 1,0 %-Hürde

Quelle: Statista: Anzahl der Wahlberechtigten bei den Bundestagswahlen in Deutschland von 1949 bis 2017, 2019; Niedermayer, Oskar: Mitgliederentwicklung der Parteien. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2017; Statista: Anzahl der Parteimitglieder der SPD von 1990 bis 2017, 2019

Erläuterung: Aufgrund der undurchsichtigen Datenlage wurde für die x-Achse eine gleichmäßige Einteilung, anhand des Stattfindens der Bundestagswahlen in der Bundesrepublik gewählt, die durch vorzeitige Neuwahlen geringfü- gig abweicht.

60

Anhang 3: Bundestagswahlergebnisse der SPD seit 1949

50,0%

45,0%

40,0%

35,0%

30,0%

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% 1949 1953 1957 1961 1965 1969 1972 1976 1980 1983 1987 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

SPD-Wahlergebnis 35,0 %-Hürde

Quelle: Deutscher Bundestag: Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen, 2019

61

Anhang 4: Bundestagswahlergebnisse der SPD in Bundesländern mit hohen (Bremen, Mecklenburg-Vorpommern) und niedrigen Arbeitslosenquoten (Bayern, Baden-Württemberg)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Bremen Mecklenburg-Vorpommern Bayern Baden-Württemberg SPD-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Bundestagswahlen. Wiesbaden, 2018

62

Anhang 5: Bundestagswahlergebnisse der SPD in einkommensschwachen (Gelsenkirchen, Leipzig) und einkommensstarken (Stuttgart, München) Städ- ten

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Leipzig Gelsenkirchen Stuttgart München SPD-Bundesgebiet

Quelle: Stadt Leipzig: Wahl zum 12. Deutschen Bundestag am 2. Dezember 1990, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 13. Deutschen Bundestag am 16. Oktober 1994, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 14. Deutschen Bundestag am 22. September 1998, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22.09.2002, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 16. Deutschen Bundestag am 18.09.2005, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag am 27.09.2009, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 18. Deutschen Bundestag am 22.09.2013, o.J. Stadt Leipzig: Wahl zum 19. Deutschen Bundestag am 24.09.2017, o.J. Stadt Gelsenkirchen: Ergebnisse der Bundestagswahl in Gelsenkirchen 1949 – 2002, o.J. Stadt Gelsenkirchen: Wahlergebnisse Gelsenkirchen, 2005 Stadt Gelsenkirchen: Wahlergebnisse Gelsenkirchen, 2009 Stadt Gelsenkirchen: Wahlergebnisse Gelsenkirchen, 2013 Stadt Gelsenkirchen: Wahlergebnisse Gelsenkirchen, 2017 Statistisches Amt der Landeshauptstadt Stuttgart: Ergebnisse der Bundestagswahlen in Stuttgart seit 1949, o.J. Stadt München: Die Wahlergebnisse in München seit 1990, 2009 Statistisches Amt der Landeshauptstadt München: Wahlergebnisse in den Wahlkreisen - Bundestagswahl 2013, 2013 Statistisches Amt der Landeshauptstadt München: Bundestagswahl 2017 – Wahlergebnisse, o.J.

63

Anhang 6: Vergleich SPD-Bundestagswahlergebnisse der Parteihochburgen (Bremen, Aurich-Emden, Gelsenkirchen, Mannheim) mit Gesamtergebnis

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Bremen Aurich-Emden Gelsenkirchen Mannheim SPD Gesamtergebnis

Quelle: Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 12. Deutschen Bundestag (2. Dezember 1990): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 13. Deutschen Bundestag (16. Oktober 1994): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 14. Deutschen Bundestag (27. September 1998): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag (22. September 2002): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 16. Deutschen Bundestag (18. September 2005): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag (27. September 2009): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 18. Deutschen Bundestag (22. September 2013): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 19. Deutschen Bundestag (24. September 2017): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2017

Erläuterung: Parteihochburgen der SPD, also Wahlkreise oder Regionen in denen die SPD mehrfach besonders hohe Stimmenanteile erhalten hat, sind bspw. Bremen (seitdem zweiten Weltkrieg durchgehend von SPD-Mehrheit geführt), Aurich-Emden, Gelsenkirchen und Mannheim (einziger Teil in Baden-Württemberg, den die SPD dominiert). Die Stadt Mannheim war bis vor der Bundestagswahl 2002 der Wahlkreis Mannheim I.

64

Seit der Wahlkreisreform von 2002 gibt es nur noch den Wahlkreis Mannheim, in dem die SPD auch eine Vormachtstellung hat, sodass es sich um eine Parteihochburg handelt.

65

Anhang 7: Ergebnisse Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen SPD und CDU

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1980 1983 1985 1987 1990 1994 1995 1998 2000 2002 2005 2009 2010 2012 2013 2017

CDU SPD 35,0 %-Hürde SPD-Bundesgebiet CDU-Bundesgebiet

Quelle: Zicht, Wilko; Cantow, Matthias: Ergebnisse der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen. Wahlrecht.de, 2017

Erläuterung: Die Einteilung der X-Achse orientiert sich an den stattgefundenen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, welche in der Regel alle 5 Jahre abgehalten werden. Ausnahme bildet die Wahl 2012, welche aufgrund vor- gezogener Wahlen aus diesem Rhythmus herausfällt.

66

Anhang 8: Ergebnisse Landtagswahlen Baden-Württemberg SPD und CDU

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1983 1984 1987 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2001 2002 2005 2006 2009 2011 2013 2016 2017

CDU SPD 35,0 %-Hürde SPD-Bundesgebiet CDU-Bundesgebiet

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Ergebnisse früherer Landtagswahlen in Baden–Württemberg 1984 – 1996, 2001 – 2016, 2019

Erläuterung: Die Graphen für die CDU-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

67

Anhang 9: Ergebnisse Landtagswahlen Bayern SPD und CSU

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1982 1983 1986 1987 1990 1994 1998 2002 2003 2005 2008 2009 2013 2017 2018

CSU SPD 35,0 %-Hürde SPD-Gesamtergebnis CDU-Gesamtergebnis

Quelle: Oberreuter, Heinrich: Landtagswahlen (nach 1945). Historisches Lexikon Bayerns, 2019

Erläuterung: Die Graphen für die CDU-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

68

Anhang 10: Ergebnisse Landtagswahlen Brandenburg SPD und CDU

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 1999 2002 2004 2005 2009 2013 2014 2017

SPD CDU 35,0 %-Hürde SPD-Bundesgebiet CDU-Bundesgebiet

Quelle: Zicht, Wilko: Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg. Wahlrecht.de, 2014

Erläuterung: Die Graphen für die CDU-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

69

Anhang 11: Vergleich SPD-Landtagswahlergebnisse in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 19801982 1984 1986 1988 1991 1993 1995 19971999 2001 2003 20052007 2009 2011 2013 20152017

SPD-Nordrhein-Westfalen SPD-Baden-Württemberg SPD-Bayern SPD-Brandenburg SPD -Bundesgebiet

Quelle: Zicht, Wilko; Cantow, Matthias: Ergebnisse der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen. Wahlrecht.de, 2017 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Ergebnisse früherer Landtagswahlen in Baden–Württemberg 1984 – 1996, 2001 – 2016, 2019 Oberreuter, Heinrich: Landtagswahlen (nach 1945). Historisches Lexikon Bayerns, 2019 Zicht, Wilko: Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg. Wahlrecht.de, 2014

70

Anhang 12: Bundestagswahlergebnisse der CDU/CSU seit 1949

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1949 1953 1957 1961 1965 1969 1972 1976 1980 1983 1987 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

CDU-Wahlergebnis 35,0 %-Hürde

Quelle: Deutscher Bundestag: Bundestagswahlergebnisse seit 1949 – Zweitstimmen, 2019

71

Anhang 13: Vergleich CDU-Bundestagswahlergebnisse in CDU-regierten Bundesländern zum Zeitpunkt der Flüchtlingskrise (Hessen, Sachsen, Sach- sen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein)

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Hessen Sachsen Saarland Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein CDU-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Bundestagswahlen. Wiesbaden, 2018

72

Anhang 14: Bundestagswahlergebnisse Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I – Wahlkreis von Angela Merkel

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Angela Merkel - Erststimme CDU - Zweitstimme CDU-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 12. Deutschen Bundestag (2. Dezember 1990): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 13. Deutschen Bundestag (16. Oktober 1994): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 14. Deutschen Bundestag (27. September 1998): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag (22. September 2002): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 16. Deutschen Bundestag (18. September 2005): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag (27. September 2009): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 18. Deutschen Bundestag (22. September 2013): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 19. Deutschen Bundestag (24. September 2017): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2017

Erläuterung: Der prozentuale Wert aus den Erst- und Zweitstimmen ergibt sich aus der Berechnung mit den gültigen Erst- und Zweitstimmen im jeweiligen Wahljahr. Bei den Bundestagswahlen 1990 – 1998 entstammen die Daten aus dem Wahlkreis Stralsund-Rügen- Grimmen. Im Zuge der Neuordnung der Wahlkreise ab 2002 trug der entsprechende Wahlkreis den Namen Stralsund-Nordvorpommern-Rügen. Zuletzt wurde zur Bundestagswahl 2013 eine Wahlkreisreform durchge- führt, sodass der Wahlkreis ab diesem Zeitpunkt Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I heißt. Die Einteilung der X-Achse erfolgte anhand des Stattfindens der Bundestagswahlen. 73

Der Beginn wurde auf 1990 gesetzt, da Mecklenburg-Vorpommern seit der Wiedervereinigung zur Bundesre- publik Deutschland zählt. Weiterhin wurde Merkel in dem Wahlkreis seit 1990 als Direktkandidatin für den Bundestag gewählt.

74

Anhang 15: Vergleich CDU-Bundestagswahlergebnisse der Parteihochbur- gen (Emsland, Cloppenburg – Vechta, St. Wendel) mit Gesamtergebnis

80,0%

70,0%

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2005 2009 2013 2017

Emsland (Mittelems) Cloppenburg - Vechta St. Wendel Union-Gesamtergebnis

Quelle: Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 12. Deutschen Bundestag (2. Dezember 1990): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 13. Deutschen Bundestag (16. Oktober 1994): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 14. Deutschen Bundestag (27. September 1998): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag (22. September 2002): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 16. Deutschen Bundestag (18. September 2005): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag (27. September 2009): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 18. Deutschen Bundestag (22. September 2013): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 19. Deutschen Bundestag (24. September 2017): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2017

Erläuterung: Der Landkreis Emsland und seine Gemeinden sind in zwei Bundestagswahlkreise geteilt. Zum einen ist er Teil des Bundestagswahlkreises Mittelems und zum anderen Teil des Wahlkreises Unterems. Da die CDU im Wahlkreis Mittelems, jedoch bessere Ergebnisse verbuchen konnte und dieser folglich mehr der Definition einer Parteihochburg entspricht, ist der Wahlkreis Mittelems bei dieser Betrachtung heranzuziehen.

75

Anhang 16: Ergebnisse Landtagswahlen Niedersachsen CDU und SPD

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1994 1998 2002 2003 2005 2008 2009 2013 2014 2017

CDU SPD 35,0 %-Hürde CDU-Bundesgebiet SPD-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019

Erläuterung: Die Graphen für die SPD-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

76

Anhang 17: Ergebnisse Landtagswahlen Schleswig-Holstein CDU und SPD

50,0%

45,0%

40,0%

35,0%

30,0%

25,0%

20,0%

15,0%

10,0%

5,0%

0,0% 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2005 2009 2012 2013 2017

CDU SPD 35,0 %-Hürde CDU-Bundesgebiet SPD-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019

Erläuterung: Die Graphen für die SPD-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

77

Anhang 18: Ergebnisse Landtagswahlen Hessen CDU und SPD

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1991 1994 1995 1998 1999 2002 2003 2005 2008 2009 2013 2017 2018

CDU SPD 35,0 %-Hürde CDU-Bundesgebiet SPD-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019

Erläuterung: Die Graphen für die SPD-Ergebnisse wurde hilfsweise in das Diagramm eingetragen.

78

Anhang 19: „Landtagswahl ist gute Gelegenheit, um Bundesregierung Denk- zettel zu verpassen.“

Quelle: Wahl.Tagesschau: Landtagswahl Hessen 2018: „Landtagswahl ist eine gute Gelegenheit, um Bundesregie- rung einen Denkzettel zu verpassen.“, 2018

79

Anhang 20: Vergleich CDU Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen, Nieder- sachsen, Schleswig-Holstein und Hessen

60,0%

50,0%

40,0%

30,0%

20,0%

10,0%

0,0% 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

CDU-Nordrhein-Westfalen CDU-Niedersachsen CDU-Schleswig-Holstein CDU-Hessen CDU-Bundesgebiet

Quelle: Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen, 2019

80

Quellenverzeichnis

Literatur: Holtmann, Everhard: Der Parteienstaat in Deutschland: Erklärungen, Entwicklungen, Erscheinungsbilder. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2012

Luft, Stefan: Die Flüchtlingskrise: Ursachen, Konflikte, Folgen, Chancen. München: Verlag C.H. Beck, 2016

Schulte, Jan: Arbeitslosengeld II und Arbeitslosenhilfe: Gewinner und Verlierer: Eine Einschätzung der Nettoeinkommenseffekte von Hartz IV. Diskussionsbei- träge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Ber- lin, 2004

Wiesendahl, Elmar: Volksparteien: Aufstieg, Krise, Zukunft. Berlin: Verlag Barbara Bud- rich, 2011

Internet: Die nachfolgend aufgeführten Internetquellen liegen als Anlagen auf dem beigefügten Datenträger vor und sind nachgewiesen.

Anlauf, Thomas; Bovensiepen, Nina; Soyer, Tom; Wimmer, Susi: Tausende erreichen Hauptbahn- hof – München hilft unbürokratisch. Süddeutsche Zeitung, 2015 (Anlage 1) https://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-tausende-erreichen- hauptbahnhof-muenchen-hilft-unbuerokratisch-1.2635823 (10.04.2019)

Beschluss des SPD-Parteivorstands: Die #SPDerneuern: Unser Weg nach vorn, 2017 (Anlage 2) https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Bundesparteitag_2017/Ordentlicher_BPT/20 171127_LA_Arbeitsprogramm.pdf (15.04.2019)

Birnbaum, Robert: So verlief Merkels Besuch beim JU-Deutschlandtag. Tagesspiegel, 2018 (Anla- ge 3) https://www.tagesspiegel.de/politik/kritik-aber-kein-aufstand-so-verlief-merkels- besuch-beim-ju-deutschlandtag/23156198.html (15.04.2019)

Bolmer, Viktoria: Warum kamen an Silvester wieder viele Nordafrikaner nach Köln. Süddeutsche Zeitung, 2017 (Anlage 4) https://www.sueddeutsche.de/panorama/nrw-warum-kamen-an-silvester-wieder-viele- nordafrikaner-nach-koeln-1.3320037 (18.05.2019)

81

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Der Mindestlohn ist Realität, 2015 (Anlage 5) http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/198755/der-mindestlohn-ist-realitaet (11.04.2019)

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Parteiensystem im Wandel, 2017 (Anlage 6) http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/259880/nachlese-bundestagswahl-2017 (13.05.2019)

CDU: Kurzfassung des Grundsatzprogramms, 2007 (Anlage 7) https://www.cdu.de/system/tdf/media/dokumente/080215-grundsatzprogramm- kurz_0.pdf?file=1&type=field_collection_item&id=1919 (11.04.2019)

Decker, Frank: Die Programmatik der CDU. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (An- lage 8) http://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in- deutschland/cdu/42064/programmatik (11.04.2019)

Decker, Frank: Die Programmatik der CSU. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (An- lage 9) https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in- deutschland/csu/42175/programmatik (21.04.2019)

Decker, Frank: Die Programmatik der SPD. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (An- lage 10) https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in- deutschland/spd/42085/programmatik (12.04.2019)

Decker, Frank: Etappen der Parteigeschichte der SPD. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (Anlage 11) http://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/spd/42082/geschichte (04.04.2019)

Decker, Frank: Kurz und bündig: Die AfD. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (Anla- ge 12) https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/afd/211108/kurz-und- buendig (09.04.2019)

Decker, Frank: Kurz und bündig: Die CDU. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (An- lage 13) https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/cdu/42058/kurz-und- buendig (12.04.2019)

82

Decker, Frank: Wahlergebnisse und Wählerschaft der SPD. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), 2018 (Anlage 14) https://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in- deutschland/spd/42093/wahlergebnisse-und-waehlerschaft (12.04.2019)

Dehmer, Dagmar: Scheuers wirkungsvoller Psycho-Trick. Tagesspiegel, 2016 (Anlage 15) https://www.tagesspiegel.de/politik/fussballspielender-senegalese-scheuers- wirkungsvoller-psycho-trick/14576248.html (10.04.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 12. Deutschen Bundestag (2. Dezember 1990): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 16) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/1990.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 13. Deutschen Bundestag (16. Oktober 1994): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 17) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/1994.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 14. Deutschen Bundestag (27. September 1998): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 18) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/1998.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag (22. September 2002): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 19) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2002.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 16. Deutschen Bundestag (18. September 2005): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 20) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2005.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 17. Deutschen Bundestag (27. September 2009): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 21) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2009.html (18.05.2019)

83

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 18. Deutschen Bundestag (22. September 2013): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2016 (Anlage 22) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2013/ergebnisse.html (18.05.2019)

Der Bundestagswahlleiter: Wahl zum 19. Deutschen Bundestag (24. September 2017): Endgültige Ergebnisse der Erst- und Zweitstimmen sowie der Vorperiode nach Wahlkreisen. Wiesbaden, 2017 (Anlage 23) https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2017/ergebnisse.html (18.05.2019)

Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Bundestagswahlen. Wiesbaden, 2018 (Anlage 24) https://www.bundeswahlleiter.de/en/dam/jcr/397735e3-0585-46f6-a0b5- 2c60c5b83de6/btw_ab49_gesamt.pdf (19.04.2019)

Der Bundeswahlleiter: Ergebnisse früherer Landtagswahlen. Wiesbaden, 2019 (Anlage 25) https://www.bundeswahlleiter.de/dam/jcr/a333e523-0717-42ad-a772- d5ad7e7e97cc/ltw_erg_gesamt.pdf (02.05.2019)

Deutscher Bundestag: Änderungen des Asyl- und Aufenthaltsrechts seit Januar 2015 mit den Schwerpunkten Asylpaket I und II (WD 3 - 3000 - 018/16), 2016 (Anlage 26) https://www.bundestag.de/resource/blob/424122/05b7770e5d14f459072c61c98ce016 72/wd-3-018-16-pdf-data.pdf (04.04.2019)

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Stadt Gelsenkirchen: Wahlergebnisse Gelsenkirchen, 2017 (Anlage 82) https://wahl.gelsenkirchen.de/wahlen.php?site=left/gebiete&wahl=512#index.php?site =right/ergebnis&wahl=512&gebiet=2&typ=3&stimme=2 (28.04.2019)

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Stadt Leipzig: Wahl zum 15. Deutschen Bundestag am 22.09.2002, o.J. (Anlage 86) https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/wahlen-in- leipzig/bundestagswahlen/ergebnisse-der-bundestagswahlen/ergebnisse-2002/ (28.04.2019)

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Statista: Anzahl der Wahlberechtigten bei den Bundestagswahlen in Deutschland von 1949 bis 2017, 2019 (Anlage 94) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/3936/umfrage/wahlberechtigte-fuer-die- bundestagswahl-im-jahr-2009/ (12.04.2019)

Statista: Arbeitslosenquote in Deutschland nach Bundesländern (Stand: März 2019), 2019 (Anlage 95) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36651/umfrage/arbeitslosenquote-in- deutschland-nach-bundeslaendern/ (01.05.2019)

Statistisches Amt der Landeshauptstadt München: Wahlergebnisse in den Wahlkreisen - Bundes- tagswahl 2013, 2013 (Anlage 96) https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Statistik/Wahlen/Bundestagswahl- 2013/Zweitstimmen.html (28.04.2019)

Statistisches Amt der Landeshauptstadt München: Bundestagswahl 2017 – Wahlergebnisse, o.J. (Anlage 97) https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Statistik/Wahlen/Bundestagswahl- 2017/Zweitstimmen.html (28.04.2019)

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Süddeutsche Zeitung: Tilman Kuban ist neuer Vorsitzender der Jungen Union, 2019 (Anlage 105) https://www.sueddeutsche.de/politik/deutschlandtag-ju-vorsitz-ziemiak-1.4370734 (11.05.2019)

Tagesspiegel: Bundestag beschließt längere ALG I-Bezugsdauer, 2007 (Anlage 106) https://www.tagesspiegel.de/politik/arbeitslosengeld-bundestag-beschliesst-laengere- alg-i-bezugsdauer/1098312.html (11.04.2019)

Teevs, Christian: Sehnsucht nach dem Linksruck. Spiegel, 2018 (Anlage 107) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-debattencamp-sehnsucht-nach-dem- linksruck-a-1237853.html (06.05.2019)

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Weiland, Severin: AfD bangt um ihre Mitte. Spiegel, 2017 (Anlage 110) https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-frauke-petry-ist-aus-der-partei- ausgetreten-a-1170533.html (10.04.2019)

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Werthschulte, Christian: “Nach“ Köln ist wie “vor“ Köln. Die Silvesternacht und ihre Folgen. Bun- deszentrale für politische Bildung (bpb), 2017 (Anlage 112) http://www.bpb.de/apuz/239696/die-silvesternacht-und-ihre-folgen?p=all (08.04.2019)

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Wikipedia, Die freie Enzyklopädie: Seite „Parteihochburg“, abgerufen 07.Mai 2019 (Anlage 114) https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Parteihochburg&oldid=188278769 (07.05.2019)

ZDF: SPD-Parteitage im Rückblick: Denkzettel, Abrechnung, Neuanfang, 2017 (Anlage 115) https://www.zdf.de/nachrichten/heute/parteitage-spd-100.html (15.04.2019)

Zeit: Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden gewählt, 2018 (Anlage 116) https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-12/cdu-annegret-kramp-karrenbauer-zur- parteivorsitzenden-gewaehlt (15.04.2019)

Zeit: Merkel lehnt Parteitagsbeschluss zum Doppelpass ab, 2016 (Anlage 117) https://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-12/staatsbuergerschaft-cdu-parteitag- integration (07.05.2019)

Zeit: Reiches Starnberg, armes Gelsenkirchen, 2019 (Anlage 118) https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-04/einkommen-deutschland-verteilung- einkommensgefaelle-studie (30.04.2019)

Zicht, Wilko: Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg, 2014 (Anlage 119) http://www.wahlrecht.de/ergebnisse/brandenburg.htm (30.04.2019)

Zicht, Wilko; Cantow, Matthias: Die nächsten Wahlen in Deutschland, 2018 (Anlage 120) https://www.wahlrecht.de/termine.htm (18.05.2019)

Zicht, Wilko; Cantow, Matthias: Ergebnisse der Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, 2017 (Anlage 121) http://www.wahlrecht.de/ergebnisse/nordrhein-westfalen.htm (25.04.2019)

Zilius, Jan; Bruttel, Oliver: Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns – Bilanz nach fast vier Jahren. Wirtschaftsdienst, 2018 (Anlage 122) https://archiv.wirtschaftsdienst.eu/jahr/2018/10/auswirkungen-des-gesetzlichen- mindestlohns-bilanz-nach-fast-vier-jahren/ (21.04.2019)

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Eidesstattliche Versicherung

Ich versichere hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner ande- ren Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.

Weiterhin erkläre ich, dass die gedruckte Form (einschließlich der auf dem Datenträger beigefügten Anlagen) und die digitalisierte Form der Bachelorarbeit identisch sind.

………………….., den ……………

Nick Lubenow

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