von Ramona Liza Ein LIEBESbrief Barbaso (Aus dem Englischen übersetzt von Der Name Bob Ong ist ein Wortspiel, abgelei- noch in ein persönliches Gespräch. Es ist komisch, Niklas Reese) tet von der Wurzel »bobo« (was dumm heißt). wenn ein Buch mit Dir spricht wie ein Fremder und »Bobong Pinoy« bzw. »Dummer Filipino« ist zum zugleich wie ein Freund. Das ist wie eine Mischung Die Autorin ist Markenzeichen für Filipin@s avanciert. Ich glaube aus Pina und Colada zu trinken und nicht zu wissen, eine Kinder- nicht, dass Filipin@s dumm sind. Ein Filipino mit wohin das Gespräch Dich führen wird und um was rechtsaktivistin, einer dummen Denke ist etwas anderes als ein es sich im nächsten Moment drehen wird. die vor einigen dummer Filipino; nur Letzterer ist ein hoffungslo- Ich mag an Bob Ong, dass er nicht definiert wer- Jahren in Dipo- log auf Mind- ser Fall. den kann. Man kann ihn nicht in Schach halten und anao das Kunst- nicht in eine Schublade stecken. Seine Schreibe ist zentrum Bee Ich bin eine begeisterte Leserin der Bücher von Bob so flüssig, so flüssig, dass Du nicht einmal bemerkst, hive (Bienen- Ong. Und dies ist eine Liebeserklärung an Bob Ong, dass Du in ihr schwimmst und einen Heidenspaß wabe) ins Leben der einen großen Einfluss auf mein Leben hatte. daran hast. Und dann klebt sie in Deinem Gedächt- gerufen hat. Warum liebe ich seine Bücher? nis wie Honig am Bienenstock. Er will Dir nicht mit Ich liebe sie, weil sie zu lesen so ist wie in ein seinen Worten gefallen – sondern mit der Wahrheit, Gespräch mit einem Fremden verwickelt zu werden. egal ob sie bequem ist oder nicht. Es fällt Dir nicht Ein völlig Fremder, der Dich sehr gut kennt und so auf, dass Du es Dir in seinen Worten schon gemüt- vertraut ist mit dem, wer Du als Filipino bist. lich gemacht hast, wenn Du ihm zustimmst, wo er Es ist, als ob er in Deinem Kopf lebt, an Dei- das Offensichtliche ausspricht, das Dir bloß bislang nen Gedanken rumbastelt und mit Deinen Gedan- nicht aufgefallen ist. ken über das Leben herumspielt. Dann fasst er sie in Bob Ongs Bücher gehören zu den Büchern, bei Worte – und macht daraus ein Buch. denen es Dir nicht peinlich ist, wenn Du unter Leu- Ich liebe seine Bücher, weil man nicht ahnen ten bist und beim Lesen laut auflachst (aber viel- kann, was er als nächstes sagen wird. Du weißt nicht, leicht bin ich auch nur ein bisschen komisch). Sie zu was Dich mit diesem Autor erwartet. Es ist, als ob Du lesen ist wie eine Achterbahnfahrt zu genießen und auf die Straße gezogen wirst, davon überrascht, dass dabei mit einem Freund über Gott und die Welt zu Du plötzlich Teil eines Tanzmobs bist. Besser noch, quatschen. Über Erziehung und falsche Erziehung, er nimmt Dich mit auf eine Kundgebung, damit Du über Staatsangelegenheiten und den Stand der Dinge Deine schwache Stimme im Chor hörst. Er benutzt (affairs of the state and state of affairs), über Liebe eine einfache Sprache, die jeder versteht, er spricht zu einer Menschenmenge und verwickelt Dich den-

54 > Philippinen > Ein LIEBESbrief südostasien ‹ 3/2015 und darüber, wie bescheuert sie sein kann (scup- Bob Ong ist das Pseudonym, das der Autor von idity). Bob Ong ist ernsthaft lustig, so dass einem zehn Büchern, die in Tagalog geschrieben wurden, nicht auffällt, dass er Dir eigentlich eine Horrorge- gewählt hat, weil er anonym bleiben will: schichte erzählt. › ABNKKBSNAPLAko?! (Oh wow, jetzt kann ich ja Ich hätte ihn so gerne persönlich getroffen, aber echt lesen!) es könnte zu riskant für ihn sein, bekannt zu wer- › Bakit Baligtad Magbasa ng Libro ang mga Pili- den. Und ich verstehe, warum er sich im Schatten pino (Warum die Filipin@s das Buch auf dem der Anonymität versteckt, denn seine Identität bringt Kopf lesen) zum Ausdruck, was Filipin@s sind. Vielleicht muss › Ang paboritong libro ni hudas (Das Lieblingsbuch man ihn nicht als Individuum kennen, sondern er von Judas) sollte als ein Kollektiv dessen bekannt sein, was ein › Alamat ng Gubat (Legende des Waldes) Filipino ist. › Stainless Longganisa (Rostfreie Süßwurst) Also, lieber Bob Ong. Ich möchte Sie nur wissen › Macarthur lassen, dass ich Ihre Bücher liebe. Die Vielfalt. Die › Kapitan Sino Wahrheit. Den Sarkasmus. Den Humor. Ich möchte › Ang mga Kaibigan ni Mama Susan (Die Freunde DANKE sagen! Ich danke Ihnen, dass Sie ihre Ideen von Mama Susan) mit uns teilen. Vielen Dank, dass Sie uns in einem › Lumayo ka nga sa akin (Lass mich einfach mal in Buch lesen lassen, was wirklich auf der Hand liegt. Ruhe) Sie haben mir etwas Wichtiges beigebracht: daran › Si (Der/​die …) interessiert zu sein, was um einen herum passiert und es kritisch zu beäugen – zu denken! Das macht Filipin@s nicht Bob-O.

Wer zum Teufel ist eigentlich der echte Bob Ong?

Pilgrim Bliss »Bimbim« Gayo last f*cking time, HINDI AKO SI BOB ONG)«. Auch wenn keiner letztlich weiß, wer sich hinter Wer zum Teufel ist eigentlich der echte Bob Ong? »Bob Ong« verbirgt, so ist er seinen Leserinnen Eine Frage, die viele seiner LeserInnen und der und Fans wohlbekannt. Die zehn Bücher, die er 1,2 Millionen Menschen, die seiner Facebookseite bislang geschrieben hat, folgen, brennend interessiert. In seinen Büchern sprechen eine klare Spra- gibt er als seinen vollständigen Namen Roberto che. Und auch wenn er Ong an (»Bob« ist sein Spitzname; kein echter Fili- schon um die 30 gewesen pino ohne einen Spitznamen!). Aber auch das ist sein muss, als sein erstes bloß ein Pseudonym. Zahlreiche bekannte Per- Buch »ABNKKBSNPLAko« sönlichkeiten, die wie er über einen geistreichen im Jahre 2001 rauskam, Humor verfügen und die mit tiefen Einblicken in gehen die meisten seiner die Alltagsprobleme der einfachen Filipin@s auf- treuesten LeserInnen noch warten und in denen sie sich wiederfinden, wur- zur Schule oder zur Uni. den mit ihm »verwechselt« bzw. wurden »verdäch- ABNKKBSNPLAko basiert tigt«, der echte Bob Ong zu sein. auf Ongs eigenen Schuler- Einer von ihnen ist Charlson Ong, was leicht fahrungen und beschäftigt damit zu erklären ist, dass er den gleichen Nach- sich auf eine leichte, aber namen hat. Allerdings hat Bob Ong in einem sei- aufschlussreiche Weise mit ner Romane angedeutet, dass er kein Chinoy (Fili- den Problemen, die das pino chinesischer Abstammung) ist. Paolo Manalo, philippinische Bildungs- ein Dichter und Professor an der Universität der system denen bereitet, die Philippinen, wird ebenfalls verdächtigt, Bob Ong seine Schulen besuchen. zu sein. Am ehesten aber glaubt man, dass Lourd Es gilt heute als Klassiker, de Veyra Bob Ong ist, seines Zeichens ein Dich- wurde 2013 Pflichtlektüre in den Schulen und ist ter, eine Medienpersönlichkeit und ein Musiker. 2014 verfilmt worden. Auch Ongs andere Bücher Gerade, dass de Veyra es immer wieder dementiert nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn sie die phi- hat, ist für die Fans von Bob Ong der deutlichste lippinische Gesellschaft beschreiben, sie schme- Beweis, dass er es ist. Dies veranlasste de Veyra am cken die beißende Kritik aber stets mit einer Prise 11. September 2011 zu tweeten, »zum verdammt Humor ab, was sie auch für Filipin@s verdaulich letzten Mal, ICH BIN NICHT BOB ONG (For the macht. südostasien › 3/2015 Ein LIEBESbrief < Philippinen < 55