Schutzgebühr: 3,20 Euro mit System Tempomacher Seite 16 muss weiblicher werden“ Frauen-Netzwerk: „Mobilität Seite 6 in Fahrtbringenkönnen Wie SchnellbussedieVerkehrswende Was unsbewegt.Wenwirbewegen. Seite 24 für 30Prozent mehrÖPNV Ausbau: Magdeburgrüstetsich Ausgabe 06|2019

Seite 28 Martinshorn indenEinsatz Rettungsbus: MitBlaulichtund INHALT EDITORIAL

Mehr Licht als Schatten in der ersten Halbzeit 12 Reiseketten: Wer haftet, wenn etwas schiefgeht? Die Bundesregierung setzt Schritt für Schritt ihre Neuregelungen, um die Planungsverfahren für U- und Ankündigung in die Tat um, den Öffentlichen Verkehr Trambahnen zu beschleunigen und das Verfahren der 28 Rettungsbus: Mit Blaulicht sowie den Schienengüterverkehr zu stärken. Von daher Standardisierten Bewertung zu novellieren. Hier ist und Martinshorn zum Einsatz neigt sich für uns ein insgesamt gutes Jahr seinem das Bundesverkehrsministerium gefragt. Ende entgegen. Die Regierungsbeschlüsse der vergan- genen beiden Jahre versetzen uns in die Lage, das An- Außerdem bedauern wir, dass die Mittel für den gebot von Bussen und Bahnen erheblich zu verbessern. Kombinierten Verkehr – einem Hoffnungsträger für Bislang sehen wir in der verkehrspolitischen Arbeit die Verlagerung von Gütern auf die Schiene – gekürzt der GroKo mehr Licht als Schatten. Vor allem auf der wurden. Unverständlich bleibt außerdem, dass wei- Schiene können wir den Nahverkehr nun ausbauen, terhin hohe Aufwendungen für die EEG-Umlage und 16 Netzwerk: Women in Mobility modernisieren und das Angebot verbessern. Denn ab Energiesteuern die Branche belasten. Das ist kontra- treffen sich zum Frauengipfel. 2020 werden die GVFG- und die Regionalisierungs- produktiv, denn unsere elektrisch betriebenen Bahnen, mittel erhöht und dynamisiert. Auf der positiven Seite Güterzüge und Busse können einen erheblichen Beitrag der Bilanz steht also, dass sowohl die Mittel für Inves- zum Erreichen der Klimaziele beisteuern. Und gänzlich 24 : Elbestadt macht sich titionen in die Verkehrsinfrastruktur der Kommunen unverständlich ist es, dass der Bundesrat nun kurzer- fit für 30 Prozent mehr ÖPNV. wie auch für das bundesweite Schienennetz deutlich hand die von der Regierung geplante Mehrwertsteuer- steigen. Für den Schienengüterverkehr gibt es redu- reduzierung auf Fernverkehrstickets der Bahn in den zierte Trassenpreise und mehr Forschungsgelder. Vermittlungsausschuss verschiebt und an dieser Stelle eine wirksame Maßnahme für Verkehrsverlagerung Nun gilt es, das Geld für die Infrastruktur schnellst- ausbremst. In der zweiten Halbzeit der Legislaturperi- möglich zu verbauen, damit die Klimaschutzziele ode gibt es für die Verkehrspolitiker also noch einiges im Verkehrsbereich bis 2030 noch erreicht werden zu tun. können. Angesichts der langen Planungs- und Geneh- migungszeiträume und des wachsenden Fachkräfte- Ich wünsche Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest mangels stehen die Verkehrsunternehmen und und alles Gute für das Jahr 2020. -verbünde nun vor großen Herausforderungen. An dieser Stelle trübt sich die Halbzeitbilanz der Bun- desregierung etwas ein. Denn die Verkehrsbranche Beste Grüße wartet weiterhin auf die dringend notwendigen Ihr Ingo Wortmann

3 Editorial Seite 9: 16 Aus dem Verband 24 Unterwegs im Netz Mehr Licht als Schatten in der ersten Interview mit VDV-Vizepräsident Women in Mobility wollen, dass die Magdeburg baut sein Tramnetz aus Halbzeit Werner Overkamp Mobilität weiblicher wird. und gleist die Verkehrswende auf.

4 VDV im Bild 12 Aus dem Verband 20 Aus dem Verband 28 Unterwegs im Netz Das Jahr 2019 - was uns bewegte. VDV New Mobility Forum erörtert Metropolregion Halle/Leipzig: Rettungsbus: der Bus mit dem ganz praktische multimodale Fragen. „Über Grenzen hinweg denken“ etwas anderen Plus

6 Titelstory 14 Aktuell 23 Aus dem Verband 30 Zu guter Letzt VDV Das Magazin Neue Bus-Ideen beschleunigen den Entscheider aus aller Welt treffen VDV-E-Buskonferenz und „ElekBu“ „VDV Das Magazin“ wünscht allen auch online unter: www.vdv-dasmagazin.de Klimaschutz. sich auf der IT-Trans. am 4. und 5. Februar 2020 in frohe Weihnachten.

2 06 | 2019 06 | 2019 3 VDV IM BILD Das Jahr 2019 – was uns bewegte

AUGUST Der VDV legt zehn Vorschläge für die EU-Verkehrspolitik JULI bis 2024 vor. Bundesumweltministerin Svenja Schulze FEBRUAR übergibt Förderbescheide Einen erneuten Besucherrekord vermeldete für 70 E-Busse. Europas größte E-Bus-Fachmesse: Elf Elektrobusse und 60 Aussteller waren in Berlin.

JANUAR Noah‘s Train hält auf seiner Reise durch Europa in Berlin. Der bunt bemalte Güterzug setzt ein Zeichen SEPTEMBER für mehr Klimaschutz. VDV-Personalkongress in Leipzig. Die Branche eröffnet die bundesweite Online-Stellenbörse www.in-dir-steckt-zukunft.de für Berufe im Verkehrswesen. MÄRZ Der Weg ist frei, um die GVFG-Mittel auf eine Milliarde Euro zu erhöhen.

OKTOBER Klimakabinett: Die GVFG-Mittel APRIL werden auf zwei Milliarden Euro erhöht Der VDV fordert die Finanzierung und können künftig für die Grund- NOVEMBER von ETCS in Fahrzeugen. erneuerung verwendet Der VDV unterstützt das neue Bündnis werden. für moderne Mobilität: Das Bundesverkehrsministerium­ will Vorfahrt für Bus, Bahn und Rad.

JUNI Der VDV richtet sich mit sieben konkreten Forderungen an das Klimakabinett. DEZEMBER Der VDV fordert Nachbesserungen bei den GVFG-Förderkriterien: Alle MAI Straßenbahn-Städte in Deutschland VDV und Allianz pro Schiene schlagen sollen gefördert werden. vor, 3.000 Kilometer Gleise zu 4 06 | 2019 06 | 2019 5 reaktivieren. TITELSTORY

Neue Bus-Ideen beschleunigen Klimaschutz

Mehr Linien, komfortable Fahrzeuge, dichte Fahrplantakte, hohe Verlässlichkeit – und attraktive Systeme mit „Mehrwert”: So kann der ÖPNV zur klimafreundlichen Alternative zum Autoverkehr werden. Angesichts des Ziels, bis 2030 im Verkehrssektor 40 Prozent CO2 einzusparen, muss der ÖPNV dringend ausgebaut werden. Attraktive Angebote müssen nun schnell geschaffen werden. Große Potenziale dafür bietet der Bus – von der „Busbahn” als einer hoch leistungsfähigen Art auf Gummirädern über Expressbuslinien bis hin zum fahrerlosen Kleinbus auf Bestellung per App.

ie Stadt Wolfsburg, dem Automobil bekanntlich intensiv burger Hauptbahnhof sind bereits formuliert und in erste Dverbunden, will zumindest einen Teil des Pkw-Ver- Liniennetzpläne gegossen. Vorbild für einen hochwertigen kehrs von sich fernhalten. Unter dem Arbeitstitel „Alternative ÖPNV mit Bussen sind Modelle in Frankreich. Von Lille Grüne Route” laufen die Planungen für ein hochwerti- bis Cannes, von Straßburg bis Nantes setzen bereits mehr ges Bus-Angebot: Es soll neue Wohngebiete im Südosten als zwei Dutzend Großstädte auf „BHNS”, weitere stecken der Stadt mit der City und den Arbeitsplätzen im Volks- mitten in der Planungsphase. Hinter dem Kürzel verbirgt wagen-Werk in wenigen Minuten Fahrzeit staufrei über sich der „Bus à haut niveau de service”, am besten wohl mehrere Kilometer auf eigener, autofreier Spur verbinden. mit „Qualitätsbus” oder „Busverkehrssystem“ beschrieben. Wie eine auf eigenem Gleiskörper: Auch die war Die französischen Kommunen haben sich konsequent und in Wolfsburg untersucht, aber dann als zu teuer verworfen durchaus rigoros dafür entschieden, den motorisierten worden. Hinzu kommt: Das schnelle Bussystem ist deutlich Individualverkehr in den Stadtzentren und auf wichti- schneller zu realisieren als Schienenverkehr. gen Verkehrsachsen zugunsten von hochleistungsfähi- gen Bussystemen einzuschränken – eng verzahnt mit der Wolfsburg will ÖPNV als Alternative zum Auto Stadtplanung, um Lärm-, Platz- und Luftqualitätspro- Großzügige Park & Ride-Plätze am Linienendpunkt wer- bleme im innerstädtischen Verkehr zu lösen. den Pendlerinnen und Pendlern, VW-Mitarbeitern sowie Aus deutscher Perspektive kaum vorstellbar: In Frank- den Bewohnern der neuen Wolfsburger Stadtviertel eine reich wurden und werden Stadtautobahnen zurückgebaut attraktive Alternative zum Stop and Go auf der Straße und eigene Busstraßen umgesetzt. So können attraktive bieten. „Vor dem Hintergrund der sehr dynamischen Ent- Busdienste auf eigenem Fahrweg und dank Ampel-Vor- wicklung der Stadt in den letzten Jahren soll der ÖPNV rangschaltungen „mit Stadtbahnqualität“ ihr Potenzial künftig in der Alltagsmobilität eine attraktive Alterna- ausspielen. Dadurch, dass der Bus ohne Stau und pünkt- tive zur Nutzung des eigenen Kfz darstellen. Dafür ist es lich ans Ziel kommt, profitieren Kunden auch von sicheren unerlässlich, die Weiterentwicklung des Buslinien-Net- Anschlüssen. Für die Städte und Verkehrsunternehmen zes voranzutreiben und die Entwicklung von Routen für zahlt es sich aus, wenn ein Markenerlebnis für Fahrzeuge ein hochwertiges ÖPNV-System in Angriff zu nehmen”, und Haltestellen geschaffen wird und vor allem eigene heißt es in einem Papier der Stadtverwaltung. Und das soll Fahrwege als System geplant werden. In Nantes sind bis zu schnell gehen. Nachdem die politischen Beschlüsse vorlie- 40 Prozent der mittlerweile über 40.000 Fahrgäste früher gen, sind für die nächsten zwei Jahre die konkreten Pla- Auto gefahren. Das internationale Planungsmotto „Think nungen sowie die Zulassungsentscheidung und 2022 der rail, use bus and create an image“ bringt es auf den Punkt. Bau der eigenen Trasse für den Bus vorgesehen. Auch die Eingesetzt werden bevorzugt moderne Doppelgelenkbusse Überlegungen für weitere Linien aus anderen Stadtteilen für bis zu 150 Passagiere, die im Design bewusst wie Stra- auf eigener Busspur quer durch die City bis vor den Wolfs- ßenbahnen gestaltet sind, Bahnen auf Gummirädern.

6 06 | 2019 06 | 2019 7 In Wolfsburg wird geplant, das VW-Werk TITELSTORY über ein hochwertiges Busangebot - die „Alternative Grüne Route“ - an Wohngebiete und die City anzubinden.

klassische Massentransportmittel, die in ihrer scheint, es vor dem Hintergrund der jahrelan- Verkehrsleistung U-Bahn-Systemen nahe- gen Vorlaufzeiten bis zu einer Inbetriebnahme kommen können. eines Schienenprojektes auf der Hand liegt, aus Zeit- und Kostengründen kurzfristig Verstär- INTERVIEW Qualitätsbussystem in Ludwigsburg kungsangebote mit hochwertigen Buslösungen Werner Overkamp (Foto), VDV-Vize­ Aus den internationalen Modellen versucht zu schaffen“, beschreibt das Vorstandsmitglied präsident für den Bereich Bus und Ge- die Stadt Ludwigsburg ihr eigenes Qualitäts- der VAG Nürnberg im Vorwort einer neuen schäftsführer der STOAG Stadtwerke bussystem zu entwickeln. Die gut elf Kilometer Verbandsbroschüre mit dem Titel „Städtische Oberhausen, beantwortete die Fragen lange Ost-West-Achse quer durch die City soll Schnellbussysteme - flexibel, aufwandsarm, von „VDV Das Magazin“. im Sinne des Umweltverbundes Rückgrat eines attraktiv” (siehe Infokasten Seite 11) die Lage. integrierten ÖPNV-Rad-Systems werden. Dazu „Der Bus verkauft sich bislang unter Wert. Er sind auch typische Elemente aus BHNS-Sys- ist ideal für schnelle Lösungen zur Optimie- temen vorgesehen: Insbesondere sollen Lini- rung des ÖPNV – wenn der Linienweg stö- Mit aufwendigen Busbahn-Systemen bieten viele französische Städte einen enbusse auf etwa vier Fünfteln der Strecke auf rungsfrei gemacht wird und er verlässlich hochattraktiven ÖPNV und schaffen zugleich Lebensqualität ohne Auto. Wäre einer für sie reservierten Route durch die Stadt unterwegs sein kann”, brachte es auch Volker das nicht auch ein Rezept für die Verkehrswende in Deutschland? fahren, und an Kreuzungen bekommen sie be- Deutsch, zuständig für Verkehrsplanung beim » Werner Overkamp: Ein gutes Beispiel: Bei uns in Oberhausen wird dies Durch das Design von Fahrzeugen, Haltestellen vorzugt Grün. Durch eine verstärkte Bünde- VDV und Mitautor der Broschüre, kürzlich auf erfolgreich betrieben. Um kurzfristig eine Verlagerung des motorisierten und ganzen Straßenzügen wird die Nutzung lung der Linien im Innenstadtbereich wird das einer Fachtagung auf den Punkt. Ganz oben in Individualverkehrs auf den ÖPNV zu erreichen, steht nur als Option der des Öffentlichen Verkehrs attraktiv gestaltet. ÖPNV-Angebot derart auf kurze Taktzeiten den Überlegungen stehen Busse mit dem X vor Ausbau des Systems Bus zur Verfügung. Für neue oder S-Bahnen sind Davon profitieren die Anlieger gleich mehrfach: verdichtet, dass auf den Einsatz von Großraum- der Liniennummer: Expressbusse, die städti- Vorlaufzeiten von mehreren Jahren nötig. Wichtig ist, dass für die Busbah- Denn im Zuge des Ausbaus wurden ihre Fassa- bussen – Gelenk- oder gar Doppelgelenk-Fahr- sche Bahnnetze ergänzen oder entlasten. Rund nen ein Bundesprogramm aufgelegt wird, um deutschlandweit zügig mehr den saniert. Wenn die Busse im Abstand we- zeuge – verzichtet werden kann. Innovativ wird um Frankfurt beispielsweise gibt es X-Linien Schnellbussysteme in den Städten anbieten zu können. niger Minuten fahren, ist das für den Fahrgast in Ludwigsburg die Finanzierung sein: Als erste zwischen den Außenarmen des S-Bahn-Netzes sehr attraktiv. Es können schnell über tausend Stadt wird die Kommune vermutlich vom Ge- und zum Rhein-Main-Flughafen. Metrobusse, Wenn es kein stadtbahnähnliches Bussystem geben kann: Müssen Kommunen Fahrgäste pro Stunde und Richtung befördert meindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) Direktbusse und Schnellbusse verbessern an- und Verkehrsunternehmen nicht viel stärker als bislang mit Produkten wie werden. Die Sitzplatzkapazitäten beziehungs- des Landes Baden-Württemberg profitieren, derswo die Qualität der Netze. Und in ländli- Express- oder Schnellbussen nachfragegerechte, maßgeschneiderte Angebote weise die Größe der eingesetzten Busse können das, anders als das Bundes-GVFG, Investitionen chen Regionen sind es „Plusbus”-Dienste oder für heute noch Auto fahrende Zielgruppen entwickeln – ergänzend und überla- an die Nachfrage angepasst werden. in Bussysteme fördert. Regiobusse, die schnelle, gute Anschlüsse zum gernd zum heutigen Angebot? Vom Liniennetzplan bis zur eleganten Halte- Schienenverkehr herstellen. Der Charme dieser » Schnell- und Expressbuslinien gibt es heute schon und werden weiter in stellen-Ausstattung wird das Tram-Image des Kurze Busspur, aber kein Fahrweg Angebote: Sie können – leichter als komplexe Betrieb genommen. Wichtig ist, dass sie in Innenstadtbereichen auf separaten „BHNS” konsequent gepflegt, natürlich auch Von der Einrichtung längerer Busspuren paral- Busbahn-Systeme – praktisch von heute auf Busspuren verkehren und an den Lichtsignalanlagen bevorrechtigt werden. im Fahrplanangebot mit kurzen Taktzeiten lel zum Individualverkehr sind deutsche Städte morgen die vorhandene Straßeninfrastruktur Andernfalls stellen sie keine Verbesserung für unsere Kunden dar. und Linienbündelungen auf Stammstrecken. bis auf die Projekte in Wolfsburg und Ludwigs- nutzen, häufig ohne größere Umbaumaßnah- In einigen Städten wie etwa Straßburg fährt burg noch entfernt. Zwar wächst die Zahl der men. Letztlich geht es bei allen Projekten und Die Zukunft gehört dem E-Bus, in Deutschland zunächst weitgehend mit eine solche „Busbahn“ als zusätzliche Linie in Fahrstreifen für Linienverkehre insbesondere batterieelektrischem Antrieb. Ignoriert die Branche da nicht die Möglichkeiten einem bereits vorhandenen Stadtbahn-System. in den Metropolen immer weiter, aber ganz von grünem Wasserstoff und Brennstoffzellen? „Transformer la ville”, sagen die Franzosen: die überwiegend handelt es sich um kurze, etwa » Die E-Mobilität verspricht eine beeindruckende Entwicklung. Bei den Stadt umgestalten. Die erklärte Politik: Vorrang hundert Meter lange Spuren – meist nur darauf Nantes zählt zu den französischen Städten, die ihren Bussen Batterien wird eine deutliche Erhöhung der Energiedichte bis 2030 erwartet. für den Menschen, weniger „Autoblech“ und von angelegt, dem Bus das Einfädeln und damit eine eigene, vom Autoverkehr getrennte Spuren eingerichtet haben. Grüner Wasserstoff wird auch seinen Platz im ÖPNV finden. Wir vom VDV Fassade zu Fassade schön gestaltete öffentliche bessere Ausgangssituation im Stau zu ermög- finden es gut, dass einige Unternehmen diese Antriebsart testen und weiter- Räume mit mehr Aufenthaltsqualität. lichen. Mehr nicht. Mit eigenen Fahrwegen für entwickeln. Den Platz dafür schaffen sich die Stadtpla- verlässliche Busdienste hat das wenig zu tun – ner selbst – der Bus bündelt Mobilität, und auch nicht mit der Qualität von französischen Innovative Mobilitätsangebote sind bislang überwiegend auf Metropolen und die Fahrgäste brauchen keinen Parkplatz. Der BHNS-Diensten für Menschen und Stadt. Ballungsräume ausgerichtet, und da häufig auch nur auf die urbanen Zentren. stadtverträgliche Ansatz unterscheidet BHNS Welche Ideen gibt es für die Mobilität in ländlichen Regionen? von den weltweit seit Jahren verkehrenden Gleichwohl wächst bei den Verkehrsunter- » In ländlichen Regionen muss unser Augenmerk auf die Pendler gerichtet BRT-Systemen. Die Abkürzung steht für Bus nehmen das Interesse an aufgewerteten, qua- sein. Hier brauchen wir ein attraktives Angebot, um die Umstiege von den Rapid Transit. Dahinter verbergen sich eher lifizierten Bus-Diensten, um insbesondere in Schnellverkehrssystemen (SPNV) zu gewährleisten und hierbei die Zeiten funktionale ÖPNV-Angebote auf Busspuren den Ballungsgebieten mit hoher, wachsender zu verkürzen. Flexible Bedienungsformen sind hier gefordert, wie der On-­ entlang vielspuriger, aber chronisch verstopfter Nachfrage möglichst schnell und effizient das demand-Verkehr. „Schnellstraßen“, etwa in südamerikanischen Angebot zu verbessern. Tim Dahlmann-Resing, und asiatischen Megastädten oder in Istanbul. Vorsitzender des Allgemeinen Ausschusses Mit extrem dichten Busfolgen bis zum Minu- für Planung im VDV, erläutert, dass „auch dort, tentakt in Spitzenzeiten sind BRT-Betriebe wo der Ausbau des Bahnverkehrs sinnvoll er-

8 06 | 2019 06 | 2019 9 TITELSTORY

Busbahnen mit SCHNELLBUSSE BIETEN DAS POTENZIAL mit ihren lokalen Marktkenntnissen bereit stehen, Tram-Image: Eine ZU LUFTREINHALTUNG UND KLIMASCHUTZ Reihe französischer maßgeschneiderte Verkehrsangebote zu entwickeln. Städte setzt auf Wenn wir es nicht tun, haben wir bald Konkurrenz Um seinen Beitrag zu leisten, die Klimaerwärmung zu begrenzen, hat sich Deutschland diese Qualitätsbusse von den großen Plattformen.” das Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegen- oder Busverkehrs- systeme. Busse mit Klar ist im Zeitalter des Klimaschutzes, dass der Bus über 1990 zu reduzieren. Ansätze liegen bei der Verkehrsvermeidung, Verkehrsverla- Stadtbahnqualität der Zukunft in jedem Einsatzfeld emissionsfrei un- gerung auf stadtverträgliche Verkehrsmittel und Verkehrslenkung. Schnellbussysteme gibt es unter ande- terwegs sein muss. Die Verkehrsunternehmen wer- bieten einen Lösungsansatz und bewähren sich in der rem in Metz, Rouen den in den kommenden Jahren verstärkt auf E-Busse Praxis. Sie bieten große Chancen, den ÖPNV schnell at- und Nantes (Fotos umsteigen, derzeit vor allem auf Batteriebusse. Nach traktiver zu machen. Bis ein neues Schienenprojekt in im Uhrzeigersinn). aktuellen Erhebungen des VDV sind bereits über 300 Betrieb genommen werden kann, vergehen jahrelange Städtische Schnellbussysteme – flexibel, aufwandsarm, attraktiv

Fahrzeuge im Betrieb und weitere 750 bestellt – Ten- Vorlaufzeiten. Aus Sicht des VDV liegt es auf der Hand, Die Potenziale des Busses für Luftreinhaltung und Klimaschutzziele nutzen

denz weiter steigend. Die Zahl der E-Busse könnte dass aus Zeit- und Kostengründen parallel kurzfristige noch schneller steigen: Dafür wäre eine stärkere För- Verstärkungsangebote auf Basis hochwertiger Bus- derung von E-Bussen und Linienbussen mit ande- lösungen unterstützen müssen. Die Potenziale des Bus- ren alternativen Antrieben durch den Bund hilfreich. ses für Klimaschutz und Luftreinhaltung hat der VDV in Manche Bundesländer greifen auch auf europäische einem Positionspapier ausgeführt. EFRE-Mittel zurück und ermöglichen so Fördersätze www.bit.ly/schnellbus

von 80 Prozent.

Für die E-Busse schaffen die Unternehmen die nötige Infrastruktur in den Betriebshöfen und zum Laden der Akkus an Bord der Fahrzeuge. Zu den Pionieren ge- reichende Reichweite sicherstellen. Noch fehlen aber hört die Hamburger Hochbahn. Sie hat im Verlauf des im großen Stil überzeugende – und bezahlbare – Pro- letzten Jahres 30 E-Busse beschafft, die mittlerweile dukte der Fahrzeugindustrie. Dennoch wird klar, dass über 200.000 Kilometer im Liniendienst zurückgelegt sich die Bustechnik durch den elektrischen Antrieb – haben. Ladeinfrastruktur an den Endhaltestellen und und auch den Automatisierungsbestrebungen – stetig in einem für 240 E-Busse ausgelegten Betriebshof weiterentwickelt. Es fehlt aber noch, dass die Karte bereiten den umweltfreundlichen ÖPNV der Zukunft „Bussystem à la France“ auch in Deutschland aus- vor. Mit Interesse verfolgen die Hamburger – und gespielt wird. Denn ein wirklich ernst genommener andere Verkehrsbetriebe – auch die Entwicklungen Klima- und Umweltschutz führt zu der Erkenntnis, der Brennstoffzellen-Technologie, denn Batterie und dass für schnelle Erfolge auch der Bus viel öfter auf Produkten darum, über hohe Fahrzeugfrequenzen Roboshuttles bieten Chancen im ÖPNV Brennstoffzelle zusammen an Bord können eine aus- die Überholspur gesetzt werden muss. und möglichst staufreie Routen überzeugende Alter- Während die Automobilindustrie von der Fantasie nativen zum Individualverkehr zu bieten. eines vollständig autonomen Fahrens im Individu- Am anderen Ende der Skala neuer Bus-Ideen kommt alverkehr hierzulande aufgrund teurer Technologie- es weniger auf das Tempo an, sondern mehr auf die und Sicherheitsprobleme erklärtermaßen abgerückt verbesserte Anbindung an den ÖPNV. Die Zukunft ist, rechnet sich die Branche des Öffentlichen Ver- könnte insbesondere in abgelegenen Ortsteilen kehrs durchaus Chancen aus. Roboshuttles könn- und Regionen ohne Bus- und Bahn-Angebote den ten, so die Vorstellung, über definierte Strecken auf „Roboshuttles” gehören, die automatisch und künf- elektronischer, virtueller Schiene nach Kunden-An- tig fahrerlos die Liniennetze ergänzen, auch auf den forderung – auf Abruf per App-Bestellung – verkeh- „letzten Meilen” zwischen den Haustüren der Fahr- ren. Auch fahrerlos, aber nur in eingeschränktem gäste und dem nächsten Knotenpunkt des ÖPNV. Maß autonom: Lückenlos überwacht würden diese Aus ersten Anfängen der Verkehrsunternehmen Fahrten von den Betriebsleitstellen der Verkehrsbe- mit selbstfahrenden elektrischen Minibussen sind triebe; im Minibus gibt es dann für die Passagiere bundesweit über 30 kleinere und größere Projekte einen Nothaltknopf für alle Fälle. Verkehrsexper- geworden. Die ersten von ihnen rollen mittlerweile – ten wie Martin Röhrleef von der Üstra in Hannover mit Einzelbetriebserlaubnis und stets kontrolliert von sehen in den heutigen, eher niedlich wirkenden Mi- einem „Operator” – auch in öffentlichen Straßenräu- ni-Fahrzeugen ausschließlich „Demonstratoren”; die men mit überschau- nächsten Fahrzeug-Generationen müssten eine ganz barem Verkehr. Sie andere, viel höhere Automatisierungsqualität haben: Im niederbayerischen Bad Der Bus verkauft sich bislang schwimmen im Ver- „Unsere Testbetriebe mit den Minis zeigen sinnvolle Birnbach verbinden fahrer- unter Wert. Er ist ideal für kehrsfluss mit, aller- Anwendungen im ÖPNV, mehr aber noch nicht. Ich lose Shuttlebusse der DB den Bahnhof mit dem rund zwei dings liegt aufgrund bin sicher, dass die Industrie mit aller Macht und schnelle Lösungen zur Kilometer entfernt gelegenen rechtlicher Vorgaben Optimierung des ÖPNV. Milliardenaufwand Robo-Fahrzeuge für hochwer- Ortskern. die Geschwindigkeit tige Transportaufgaben entwickelt, neben Vans und Dr. Volker Deutsch, unter 25 km/h. Kleinbussen auch Pkw. Da sollte unsere Branche Fachbereichsleiter für Verkehrsplanung beim VDV

10 06 | 2019 06 | 2019 11 AUS DEM VERBAND

finanziert werden kann. Alle Anregungen zu Kun- für unterschiedliche Zwecke. Hier gelte es, so die denwünschen bei durchgängigen Reiseketten mün- Teilnehmer, zunächst ein Bewusstsein für den Wert deten in einen gemeinsamen Konzeptvorschlag, der des öffentlichen Raums zu schaffen. Letztlich müsse nach dem Workshop weiter ausgearbeitet wurde. die dynamische Nutzung von öffentlicher Seite so gesteuert werden, dass alle Beteiligten ihren Service Anbieter sind bereit, ihre Daten zu teilen sicher und verlässlich anbieten können. Hier arbei- Wie bei den neuen Mobilitätsangeboten Nachfrage teten die Workshop-Teilnehmer Empfehlungen aus, und Nutzung aussehen und wie sie sich messen las- beispielsweise wie Kommunen neue Mobilitätsan- sen, war der zweite Schwerpunkt. Wie kann eine gebote und damit auch die Verkehrswende vor Ort gemeinsame Datengrundlage geschaffen werden, unterstützen können. und welche Daten benötigen die Städte in welchem „Wir werden einen zweiten Workshop vorberei- Rhythmus? Die Teilnehmer zeigten sich durchaus ten und die angesprochenen Themen weiter bear- bereit, von ihnen gesammelte Daten mit den Kommu- beiten“, kündigte Martin Schmitz, Geschäftsführer nen zu teilen. Grenzen setzen jedoch der Datenschutz Technik beim VDV, an. Erste Ergebnisse sollen zum und der Wettbewerb. Zudem sollte nachvollziehbar VDV-Symposium zur Multimodalität vorliegen, das sein, welchen Nutzen die geteilten Daten den Städten am 24. und 25. März 2020 in Hannover stattfindet. bringen. Von den Kommunen wiederum wünschten Dieses wird von der VDV-Akademie vorbereitet sich Mobilitätsanbieter eine höhere Kompetenz rund und veranstaltet. Zudem wird der VDV zum Thema um das Thema Daten. New Mobility auf seiner Jahrestagung vom 8. bis 10. Im dritten inhaltlichen Block ging es um das soge- Juni 2020 in Leipzig sowie auf der Innotrans Veran- „Die gemeinsamen Kunden nannte Curbside-Management – die digital unter- staltungen anbieten. Auch der Netzauftritt des VDV stützte, intelligente Nutzung des öffentlichen Raums. New Mobility Forums wurde aktualisiert. Dort gibt Parkplätze für den Individualverkehr könnten bei- es interaktive Karten, die einen Überblick geben, in spielsweise in digital gemanagte Multifunktions- welchen Städten es welche Angebotsform von New nicht im Regen stehen lassen“ flächen umgewandelt werden. Die könnten zeitlich Mobility gibt. begrenzt dem Lieferverkehr zur Verfügung stehen Vielfältig und bunt: So sieht die Mobilitätswende aus. Im Verkehrsmittelmix werden und später von Ridepooling- oder Sharing-Fahr- Weitere Informationen dazu: Sharing-Angebote und Ridepooling ihre Marktanteile ausbauen – und den ÖPNV auf den zeugen genutzt werden. Auf diese Weise könnten die knappen Flächen in den Innenstädten wesentlich ef- www.vdv.de/new-mobility-projekte.aspx ersten und letzten Meilen ergänzen. Doch wie sieht die Vernetzung in der Praxis aus, etwa in fizienter genutzt werden – von mehr Menschen und organisatorischen, politischen und rechtlichen Fragen? An Konzepten und Lösungen arbeitet das VDV New Mobility Forum: ein Werkstatt-Bericht.

as Sharebike hat einen Platten, der On-demand- multimodaler Reiseketten zu den Schlüsselvoraus- DShuttle verspätet sich wegen Stau oder kommt setzungen. Davon lebte auch der Austausch während gar nicht. Auch in der neuen Welt der multimodalen des Workshops. Die Moderation der Arbeitsgruppen Mobilität können altbekannte, ganz profane Probleme und die Präsentation ihrer Ergebnisse übernahmen auftauchen. Besonders unangenehm für den Reisen- Anne Klein-Hitpaß von der Agora Verkehrswende, den wird es, wenn er dadurch etwa seinen ICE mit Dr. Claudia Nobis vom Deutschen Luft und Raum- Zugbindung oder einen Termin verpasst. Wer ist in fahrtzentrum (DLR) sowie Prof. Volker Blees von der solchen Fällen Ansprechpartner, wenn es um weitere Hochschule Rhein-Main. Informationen oder Schadenersatzansprüche geht? Klar ist: „Wir dürfen unsere gemeinsamen Kundinnen und Über eine gemeinsame Plattform buchen Kunden nicht im Regen stehen lassen“, sagte Dr. Till Drei Themen wurden von Impulsvorträgen eingelei- Ackermann vom VDV. Mit diesen Worten stimmte der tet und dann in jeweils drei Gruppen bearbeitet. Zu- Fachbereichsleiter für Volkswirtschaft und Business nächst ging es um die Anforderungen an durchgängige Development die Teilnehmer eines Workshops ein, Reiseketten – mit Blick auf die Kundenwünsche, den zu dem sich das VDV New Mobility Forum erstmalig Service und die Geschäftsmodelle. Eine gemeinsame Workshop mit Start- traf. Die Plattform hat sich im Juni 2019 mit dem Ziel Buchungsplattform, die durchgehend Informationen, up-­Atmosphäre: In drei gegründet, dass sich die Anbieter neuer Mobilitätsan- Ticketing und einfaches Bezahlen ermöglicht, wurde Einzelgruppen und im gebote mit dem VDV und den Verkehrsunternehmen dabei ebenso erörtert wie zentrale Ansprechpartner Plenum diskutierte das VDV New Mobility Forum austauschen und die künftige Mobilität voranbringen. im Störungsfall und gemeinsame Schnittstellen. Als Anforderungen an durch- Zwar stehen vor allem die Anbieter von Sha- Koordinationspartner einer solchen Plattform wurde gängige Reiseketten, das ring-Fahrzeugen und Ridepooling untereinander und die öffentliche Hand ins Spiel gebracht. Sie müsse Nutzerverhalten und teilweise auch mit den „klassischen“ ÖPNV-Unter- ohnehin Ziele in der kommunalen Verkehrspolitik seine Messbarkeit sowie nehmen im Wettbewerb, jedoch zählen Partnerschaft definieren. Knackpunkte bleiben jedoch spontane das digital unterstützte und Kooperation beim Aufbau funktionierender Reisewünsche und letztlich die Frage, wie das alles Management von Flächen im öffentlichen Raum. Im- pulsvorträge stimmten auf die Themen ein.

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IT-Trans: Treff für Entscheider aus aller Welt

Besser vernetzt und digitaler: So werden die Fahrgäste den Öffentlichen Verkehr der Zukunft erleben. Um Produktinnovationen im ÖPNV, IT-Lösungen und aktuelle Herausforderungen geht es vom 3. bis 5. März 2020 auf der IT-Trans. Die internatio- nale Fachwelt trifft sich dann in der Messe Karlsruhe.

ie ist die weltweit führende Konferenz und Fachmesse Future Mobility Lab. Unter Sder digital vernetzten und urbanen Mobilität: Auf der anderem wird eine Leitstelle IT-Trans präsentieren Anfang März 270 Aussteller, wie eingerichtet, die live simu- ihre Software-Lösungen und Mobilitätsdienstleistungen liert, wie elektrische und nutzerfreundlich in öffentliche Verkehrssysteme integriert autonome Fahrzeuge in ein werden können. „Die IT-Trans ist der globale Branchentreff Verkehrssystem integriert wer- für Entscheider im öffentlichen Personenverkehr – von den, in dem sich auch Fahrzeuge Werkstatt- und Betriebsleitern über IT-Verantwortliche mit Fahrer bewegen. bis hin zum Top-Management von Verkehrsbetrieben sowie Meinungsführern und Digitalisierungsexperten des Smart Parallel zur Fachmesse können sich Fach- City Mobility Designs“, erläutert Projektleiter Jochen Georg. besucher, Aussteller und Multiplikatoren wäh- Die Besucher erfahren unter anderem, wie IT-Lösungen rend der dreitägigen Konferenz austauschen. Die Konferenz den Betrieb von öffentlichen Verkehrssystemen behandelt unter anderem den Einsatz künstlicher Intelli- unterstützen und dabei helfen, städtische genz im Personenverkehr, diskutiert den Fortschritt des Verkehrsnetze zu managen. Zudem autonomen Fahrens und Möglichkeiten der Kundenbin- zeigt die IT-Trans auf, wie Öf- dung. Weiteres Schwerpunkthema sind On-demand-An- fentlicher Verkehr von intel- gebote sowie die Datenspeicherung und -kontrolle. ligenten Technologien, von vernetzten und autonomen Etwa 150 Referenten berichten in 30 Sessions über ihre Er- Fahrzeugen, voraus- fahrungen und Konzepte. Bei der vergangenen Veranstal- schauender Instand- tung im Jahr 2018 waren Besucher aus allen Kontinenten haltung, Virtual Reality vertreten. Deutliche Zuwächse hatten Teilnehmer aus dem und dem Internet der Mittleren Osten, Afrika und Australien. Jeder siebte Be- Dinge profitieren sucher kam von außerhalb Europas. Veranstaltet wird die kann. Neu ist das IT-Trans von der UITP und der Messe Karlsruhe. Schirm- herr ist das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Weitere Informationen dazu: www.it-trans.org

14 06 | 2019 ie vielen Expertinnen sichtbar machen, die sonst bei Weitem noch nicht bei Deher im Verborgenen agieren: Auch darum ging der klugen Mobilität ange- es an diesen beiden Tagen im „Silberturm“. Denn, langt“, sagte sie. „Smart- so WiM-Gründerin Coco Heger-Mehnert: „Wir ness ist noch viel zu sehr sind viele, und dennoch werden wir besonders auf technologie- und nicht Podien mit einem anderen Bild konfrontiert. Dort menschengetrieben.“ sehen wir überwiegend Männer.“ Der Frauenanteil im Mobilitätsbereich liegt derzeit bei rund 22 Prozent. Raus aus den Silos: Dagegen sind 56 Prozent der ÖPNV-Nutzer weiblich. Führung neu denken Wegeketten stärker berücksichtigen Über „Führung heute“ Der WiM-Summit von Frauen für Frauen war ge- im Spannungsfeld zwi- spickt mit Elementen eines interaktiven Barcamps. schen Lenken und Los- Es gab acht Workshops, eine Paneldiskussion, viel lassen sprach Christa Zeit zum Netzwerken und sechs #WiMStories von Koenen. Die Vorsitzende Expertinnen. der Geschäftsführung der Über „weibliche Mobilität“ referierte Lieke Ypma, DB Systel GmbH und CIO des Produktingenieurin und UX-Strategin. Frauen DB-Konzerns hatte den WiM die reisen nach ihren Worten im Alltag selten von A Räume im 31. Stock des Silberturms nach B. Vielmehr verbinden sie über Wegeketten für deren Veranstaltung zur Verfügung mehrere Ziele miteinander. Dies werde von Pla- gestellt. Christa Koenen riet zu einer neuen nern zu wenig berücksichtigt. Das Verständnis Führungskultur und dazu, das Denken und Handeln Die drei Gründerin- von Sicherheit und Zuverlässigkeit sei bei Frauen in hierarchischen Silos abzubauen. Aus eigener Er- nen der Women in ebenfalls ein anderes als bei Männern. So reiche es fahrung empfahl sie, sich an agile Arbeitsmethoden Mobility (v. l.): nicht aus, am Bahnhof zwei zusätzliche Kameras heranzuwagen, denn: „In der alten Geschwindigkeit Anke Erpenbeck, Coco Heger- zu installieren, damit sich alle wohler fühlen. Hier werden wir es nicht schaffen, das, was am Markt Mehnert und müsse breiter gedacht werden. kommt, für die Kunden umzusetzen.“ DB Systel Sophia von Berg befindet sich seit Längerem in der digitalen Trans- „Wenn eine Stadt gut ist für Kinder, ist sie für alle formation. Von 4.400 Mitarbeitern organisieren gut.“ Davon zeigte sich Maria Vassilakou überzeugt, sich schon rund 3.900 in kleinen Teams von circa einst stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt sieben Personen. Dahinter steht ein - im Zusam- Wien. Diese gilt als lebenswerteste Stadt der menhang mit der Digitalisierung - klar definiertes Welt. Allerdings gab es teils heftige Wi- Menschenbild: „Wir glauben, dass jeder kann und derstände gegen Projekte, die heute will“, so Christa Koenen. Natürlich laufe noch nicht auf breite Zustimmung stoßen, alles rund, aber insgesamt sei es „ein unglaublich „Mobilität muss darunter die Verkehrsbe- spannender Prozess mit allen Ups und Downs.“ Paneldiskussion zur ruhigung der Mariahilfer Viel Energie werde frei für Innovationen und „eine Nutzung von Daten Straße. Maria Vassilakou starke Schiene“. Zudem liege die Fluktuationsrate mit vier Expertin- erzählte nicht nur von bei DB Systel unter drei Prozent. nen (v. l.): Ghazaleh Koohestanian, den Erfolgen, die Fol- Ani Melkonyan, weiblicher werden“ geprojekte einfacher Analog-Astronautin – ganz geerdet Caroline von Stülp- machten, sondern auch Eines zusätzlichen Motivationsschubs hätte es nagel und Susanne davon, was sie selbst nicht bedurft. Analog-Astronautin Dr. Carmen Gottwald heute anders machen Köhler gelang dennoch eine Steigerung. Ges- würde. tenreich beschrieb sie ihren Lebenslauf Doppel-Premiere hoch über den Dächern von Frankfurt/Main: Auf dem ersten Women in von der Friseurin zur Mathemati- Den „Homo mobilis“ kerin und schließlich zur Ana- Mobility Summit standen – zum ersten Mal bei einer Mobilitätskonferenz – ausschließlich beobachtet Verhaltens- log-Astronautin: Auf der Expertinnen auf der Bühne. 173 Teilnehmerinnen und zwölf Teilnehmer aus der Region biologin Dr. Elisabeth Ober- Erde betreibt sie Forschung D-A-CH diskutierten zwei Tage lang über nachhaltige Mobilität. Das 2015 gegründete WiM- zaucher seit vielen Jahren. Sie für Weltraum-Missio- Netzwerk will Frauen aus verschiedenen Sparten der Branche zusammenbringen und stärken. Die berichtete unter anderem, dass nen. Ihre Begeisterung „Informationsbarrieren“ bei Reisen- für Wissenschaft und VDV-Akademie hat die Veranstalterinnen maßgeblich bei der Organisation des Treffens unterstützt. Analog-Astronau- den ein Gefühl von „Kontrollverlust“ neue Ideen – etwa die tin Dr. Carmen auslösen können. Viele Menschen Nutzung von Kon- Köhler wirkte an- führen deshalb lieber mit dem Auto, densstreifen zur Ab- steckend mit ihrer nur um am Steuer vermeintlich alles kühlung des Klimas – Begeisterung für im Griff zu haben. Umso wichtiger wirkte ansteckend. die Weltraum- forschung. sei für den ÖPNV die Gestaltung einer „klugen Mobilität“. „Wir sind

16 06 | 2019 05 | 2019 17 AUS DEM VERBAND MELDUNGEN

Moderatorin Tanja Föhr hielt in „Sketchnotes“ die wichtigs- Mobilitätsgestalterin: Beste Innovation und Idee gekürt ten Informationen fest.

Nach einem Pitch kristal- aler Medien stehen sie im Dauerkontakt. Da wird vernetzt, lisierten sich acht Work- was das Zeug hält. Die einen teilen Links zu Stellenangebo- shop-Themen heraus. In ten und Ausbildungsgängen. Andere suchen Rednerinnen, „Sessions“ bestand Ge- etwa für einen Vortrag zum Klimawandel. Zum persön- legenheit, die eigenen lichen Austausch treffen sich die Frauen aktuell in sechs Projekte und Ideen vor- WiM-Hubs in Bern, Berlin, Hamburg, Köln, München und zustellen und praktische Nürnberg. Während des Summit kamen Ideen für weitere Erfahrungen auszutau- Hub-Gründungen in Frankfurt und Wien auf. schen. Das Spektrum reichte vom „Straßenkan- Ist nach dem Summit vor dem Summit? ten-Management“ oder „Was uns besonders beeindruckt hat, waren die Teilneh- der Frage, wie sich der menden: Durchweg starke Persönlichkeiten, die die Branche knappe Parkraum in eine anpacken wollen, begegnen sich in wertschätzender Atmo- flexible Mobilitätsfläche um- sphäre und mit einem respektvollen Umgangston“, lau- funktionieren lässt, bis hin zum tete die Bilanz von Britta Robels von der VDV-Akademie: Umgang mit Zugverspätungen. „Zum anderen haben wir kaum eine Veranstaltung erlebt, Moderatorin Tanja Föhr illustrierte bei der die Vielseitigkeit der Branche so deutlich wird. Ob anhand der Graphic-Recording-Me- Auto, Fahrrad, Bus oder Bahn, Konzern oder selbstständig – Die beiden Siegerinnen des Wettbewerbs „Innovationspreis Mobilitätsgestalterin“ stehen fest: „Wasserstoff-Pionierin“ Saskia Schulz (5. v. r.) erhielt thode alle wichtigen Ideen, Gedankengänge es gab alles.“ Ist nach dem Summit also vor dem Summit? den Innovationspreis für ihr Konzept einer Wasserstoff-Tankstelle für Züge - die erste weltweit. Tatsächlich soll eine stationäre Tankanlage dem- und Ergebnisse. So entstanden farbenfrohe Noti- Coco Heger-Mehnert: „Das entscheiden wir im Januar.“ nächst in Bremervörde entstehen. Die „Beste Idee 2019“ hatte Silke Höhl (4. v. l.). An der Frankfurt University of Applied Sciences forscht die 32-Jäh- zen, die als Erinnerung dienen und zum Querdenken anregen. rige nach Möglichkeiten, um die Paketzustellung in Innenstädten umweltfreundlicher zu gestalten. Die Allianz pro Schiene hat zum zweiten Mal nach 2018 Frauen gekürt, die Mobilität neu denken und mitgestalten. Michael Güntner, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale In- 2.000 Frauen im WiM-Netzwerk organisiert Mehr Informationen finden Sie unter: frastruktur (5. v. l.), überreichte die Preise jüngst während einer Sieger-Gala in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Im WiM-Netzwerk sind rund 2.000 Frauen aus Deutsch- www.womeninmobility.de/summit2019 Die beiden Preisträgerinnen wurden von einer neunköpfigen, fast ausschließlich weiblichen Jury ausgewählt (v. l. n. r.): Carolin Ritter (VCD), Rahime land, Österreich und der Schweiz organisiert. Mittels sozi- Algan (VDV), Dr.-Ing. Bärbel Jäger (VDI/VDEI), Preisträgerin Silke Höhl (Frankfurt University of Applied Sciences), Staatssekretär Dr. Michael Güntner (BMVI), Alexandra von Oy (Netzwerk Mobilität braucht Frauen/Allianz pro Schiene), Preisträgerin Saskia Schulz (Alstom), Prof. Dr. Corinna Salander (DZSF), Carmen Maria Parrino (Netzwerk Mobilität braucht Frauen/Allianz pro Schiene), Katharina Leikard (VDB), Dirk Flege (Allianz pro Schiene).

Knut Ringat erhielt Bundesverdienstkreuz Hubert Jung und Joachim Berends Goldene Umweltschiene für A. Müller-Hellmann als VDV-Vizepräsidenten wiedergewählt

Für sein Engagement zugunsten Prof. Dr. Adolf Müller-Hell- Hubert Jung (Foto l.) vertritt auch in den nächsten drei Jahren als VDV-­ umweltfreundlicher Mobi- mann (Foto, r.) ist jetzt Träger Vizepräsident und Vorsitzender des Verwaltungsrats Tram die Interessen litätslösungen im ÖPNV hat des Bundesverdienstkreuzes. In der rund 80 im VDV organisierten U-, Straßen- und Stadtbahnunter- Prof. Knut Ringat die „Goldene Vertretung von Bundespräsident nehmen. Dafür ist der Vorstand der Dortmunder Stadtwerke DSW 21 Umweltschiene“ erhalten. Der Frank-Walter Steinmeier über- einstimmig wiedergewählt worden. Hubert Jung engagiert sich seit mehr Berufsverband Führungskräfte reichte NRW-Ministerpräsident als 13 Jahren in verschiedenen Funktionen und Ausschüssen im VDV. Deutscher Bahnen zeichnete den Armin Laschet dem langjährigen VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff sagte, dass durch die Wieder- VDV-Vizepräsidenten und Spre- VDV-Hauptgeschäftsführer die wahl von Hubert Jung sehr viel Expertise und unternehmerische Erfah- cher der Geschäftsführung des hohe Auszeichnung in Düsseldorf. rung im VDV-Vorstand erhalten bleibe. Eine einstimmige Wiederwahl Rhein-Main-Verkehrsverbunds Damit würdigte er Müller-Hell- gab es auch im Bereich Schienengüterverkehr. Dessen Verwaltungsrat, (RMV) in Frankfurt am Main aus. manns umfangreiches ehrenamt- oberstes Gremium der rund 150 im VDV organisierten Schienengüter- Die „Goldene Umweltschiene“ liches und berufliches Engage- verkehrsunternehmen, hat Joachim Berends (r.) für weitere drei Jahre als geht an Persönlichkeiten oder ment für nachhaltige Mobilität. seinen Vorsitzenden und damit als VDV-Vizepräsidenten wiedergewählt. Organisationen, die sich um einen VDV-Präsident Wortmann hob Joachim Berends geht in seine dritte Amtszeit. Der Vorstand der Benthei- umweltfreundlichen Schienen- Müller-Hellmann als Pionier der mer Eisenbahn AG „ist unbestritten ein großer Kenner und erfolgreicher Lieke Ypma referierte zum Thema verkehr verdient gemacht haben. E-Bus-Technologie hervor. Unternehmer unserer Branche“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. „weibliche Mobilität“ – ein Beispiel für das „Graphic Recording“ von Tanja Föhr.

18 06 | 2019 06 | 2019 19 AUS DEM VERBAND 14 „Über Grenzen PROZENT beträgt der Fahrgastzu- wachs bei „Muldental in Fahrt“. Das Projekt verbindet Dörfer und hinweg denken“ kleine Städte unter- die Individualität des Autos einander und mit den S-Bahn-Achsen. schwer ersetzbar. Die Zahl der Pendlerinnen und Pendler, wie Der Mobilität in der Metropolregion Mitteldeutschland um kompliziert ihr Weg zur Arbeit auch sein mag, geht all- Halle, Leipzig und Bitterfeld sind viele echte, virtuelle und morgend- und abendlich in die Zehntausende.

scheinbare Grenzen gesetzt. Welche Musterlösungen es zu Können sie aus dem Auto in öffentliche Verkehrsmittel ihrer Überwindung schon gibt und welche großen Aufgaben gelockt werden, mindert das nicht nur das Stauproblem noch vor den Entscheidungs- und Verkehrsträgern stehen, und wirkt sich positiv auf die Emissionsbilanz aus, son- war Gegenstand des Business Mobility Brunchs in Leipzig. dern schafft auch Platz für mehr Lebensqualität im städ- tischen öffentlichen Raum. Überhaupt waren sich die Beteiligten einig, dass kostenloser ÖPNV seine Attrak- tivität nicht wesentlich steigern dürfte. Ulf Middelberg, ÖPNV in Leipzig (Foto l.): Virtuelle oder physische Zugangsbarrie- der Chef der Leipziger Verkehrsbetriebe, wandte sich ren zu Bussen und Bahnen sollten abgebaut werden. kritisch gegen Subventionsbedingungen. „Wäre es nicht Kleinbus: Ein neues Regionalbusnetz und vier Stadtbussysteme besser, mit 6.000 Euro die Bahncard 100 zu subventio- führen zu einem verbesserten Nahverkehrsangebot im Landkreis nieren statt E-Autos?“, fragte er. Stattdessen werde für die Leipzig. Straßenbahn-Förderung der „überwiegend eigene Gleis- körper“ zur Bedingung gemacht, klagte Middelberg. „Das lässt sich in unseren Gründerzeit-Städten schwer bis gar ir dürfen nicht isoliert, sondern wir müssen nicht realisieren.“ „W über Landesgrenzen hinweg denken – eben vom Kunden her.“ Die Herausforderung formulierte Martin Verwaltungsgrenzen vs. Verkehrsbedürfnisse Walden, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn Ein Beispiel, wie die Verwaltungsgrenzen und damit die für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zum Brunch Fahrtmöglichkeiten oft quer zu den Verkehrsbedürfnis- geladen hatten der VDV, der Auto Club Europa (ACE), die sen der Nutzer laufen, führte Jörn-Heinrich Tobaben an, Verkehrsbetriebe LVB und HAVAG der beiden Städte Leipzig der Geschäftsführer der Metropolregion Mitteldeutsch- und Halle (Saale) sowie die Initiative „Deutschland mobil land: „Bitterfeld in Sachsen-Anhalt hat kein Kino. Deshalb 2030“. Aber es taten sich noch weitere Grenzen auf: etwa wollen die Bürger nach Leipzig in Sachsen ins Kino. Wenn die zwischen urbanem und ländlichem Raum. Oder die sie nicht mit dem Auto fahren sollen, brauchen sie ein virtuellen Hürden zwischen der Nutzung des eigenen ÖPNV-Angebot, das sie auch nach der Vorstellung wieder Autos und des öffentlichen Nahverkehrs. nach Bitterfeld bringt.“ Uwe Albrecht, Leipzigs Bürgermeister und Beigeordneter Dass der Abbau gerade dieser Hürden nicht die für Wirtschaft, Arbeit und Digitales, räumte selbstkri- Verteufelung des Autos bedeuten sollte, unter- tisch ein, dass sich im Leipziger Norden zwar Konzerne strich ACE-Geschäftsführer Stefan Heimlich. wie Porsche, Daimler und DHL erfolgreich etabliert hät- „Nicht alle Wege, die erledigt werden müssen, füh- ten. „Aber wie weit sind wir mit dem ÖPNV gekommen?“, ren einfach von A nach B.“ fragte er rhetorisch. Auch die Wirtschaft bediente sich Oft genug gehe es darum, ungewohnten Vokabulars: „Was im Verkehr stattfindet, Wäre es nicht besser, mit von A über B und C nach ist ja eigentlich eine Revolution“, gab der Präsident der 6.000 Euro die Bahncard D zu kommen, und das in Industrie- und Handelskammer Leipzig, Kristian Kirpal, 100 zu subventionieren annehmbarer Zeit. Da sei zu bedenken und forderte mit Blick auf die Regulierung: statt E-Autos?

Ulf Middelberg, Chef der Leipziger Verkehrsbetriebe

20 06 | 2019 06 | 2019 21 AUS DEM VERBAND

Auf der VDV-Elektrobuskonferenz und der Fachmesse „ElekBu“ dreht sich alles um die neuesten Entwicklungen auf dem Markt für Fahrzeuge und Komponenten sowie um politische Rahmenbedingungen.

Hochkarätige Besetzung (v. l. n. r.): René Rebenstorf (Stadt Halle), Steffen Lehmann (Mitteldeutscher Verkehrsverbund), Vinzenz Schwarz (Hallesche Verkehrs-AG), Ulf Middelberg (Leipziger Verkehrsbetriebe), Stefan Heimlich (ACE), Dr. Sebastian Putz (Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, Sachsen-Anhalt), Kristian Kirpal (IHK Leipzig), Uwe Albrecht (Stadt Leipzig), Stefan Brangs (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Sachsen), Martin Walden (DB) und Jörn-Heinrich Tobaben (Metropolregion Mitteldeutschland) Einfach zu nutzende Systeme und Zahlungsmodelle - hier ein Symbolfoto - erleichtern den Zugang zum Nahverkehr.

„Da müssen alte Zöpfe abgeschnitten werden.“ in Fahrt“. Dörfer und kleine Städte sind nun mit Emissionsfrei Etwa die Fahrkarte. Zumindest in Halle hat sie den S-Bahn-Achsen und untereinander mit schon Konkurrenz in Form der „Fairtiq“-App, einem integrierten Taktfahrplan so verbunden, wie HAVAG-Geschäftsführer Vinzenz Schwarz dass das eigene Auto öfter mal stehen bleiben verkündete. Der Kunde wischt beim Ein- und kann oder gar überflüssig wird. Der verblüffende durch die Städte Aussteigen in Bahn oder Bus nur kurz übers Erfolg: „Der kumulierte Fahrgastzuwachs im Smartphone, das die Reise registriert und über Projektgebiet beträgt im Zeitraum 2016 bis 2018 Konto oder Kreditkarte abrechnet. Das Zahlungs- circa 14 Prozent“, sagte Lüpfert stolz. modell soll nach und nach auf den gesamten Ver- ie kann nachhaltige Mobilität mit weniger Emissionen Transformation im Verkehrssektor und ihre Politik zum kehrsverbund ausgedehnt werden. www.deutschland-mobil-2030.de Wund mehr Lebensqualität in den Städten gestaltet Klimaschutz – durch Änderungen im Steuerrecht, Förder- werden? Darum drehen sich am 4. und 5. Februar 2020 die programme und schärfere Vorgaben bei den CO2-Emissio- Ohne Umsteigen geht es oft nicht VDV-Elektrobuskonferenz und die Fachmesse „ElekBu“ im nen. In technischer Hinsicht geht es am ersten Tag um die Allein das könnte eine Hürde zur besseren Ein- PROJEKT „MULDENTAL IN FAHRT“ Estrel Hotel Berlin. Angesichts internationaler Verpflich- Gestaltung von Depots für E-Busse sowie den Aufbau des bindung des ländlichen Raums aus dem Weg räu- tungen zum Klimaschutz und nationaler Grenzwertdebat- Lademanagements und der Energieversorgung. Darüber men. Denn komplizierte Ticket-Automaten sollen Taucha ten bleibt die Aufmerksamkeit für emissionsfreien ÖPNV berichten Praktiker aus Unternehmen im In- und Ausland. -6,43 % auch der Vergangenheit angehören, und ohne +9,99 % hoch. „Wir wollen die Chance nutzen, als Lösungsanbieter Umsteigen geht es oft nicht. In Sachsen-Anhalt Zwochau in den Mittelpunkt der Transformation zu rücken, und uns Der zweite Tag steht im Zeichen der Batterie-Entwick- Wurzen etwa wohnen drei Viertel der Bevölkerung nicht Stadt Leipzig Brandis gemeinsam über Erfahrungen mit betrieblicher und techni- lung, der Fahrzeugangebote sowie weiterer Anforderungen, Machern in den Städten. Für sie „müssen wir auch pas- scher Umsetzung austauschen“, bekräftigt Martin Schmitz, wenn die E-Mobilität ins Verkehrsunternehmen Einzug -1,75 % sende Angebote finden“, sagte Sebastian Putz, -6,74 % Geschäftsführer Technik beim VDV. Im Fokus sind neueste hält und Mitarbeiter geschult werden müssen. Grund- +6,51 %

Staatssekretär im Magdeburger Ministerium für Quelle: Landkreis Leipzig Entwicklungen, erfolgreich eingeführte Prozesse sowie die sätzlich sind neue Ansätze notwendig, um auf elektrische Markkleeberg Naunhof Landesentwicklung und Verkehr. +1,98 % Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Energie in Form von Batterie- oder Wasserstoffantrieben +14,39 % Grimma umzustellen. Tank- und Ladekonzepte, Depotgestaltung, Ein solches Angebot präsentierte die Zweite Bei- Zwenkau Sechs Themenblöcke stehen auf dem Programm. Am ers- Abstellungen und IT-Lösungen zur Disposition sind zu in- Bad Lausick geordnete des Landkreises Leipzig, Ines Lüpfert, +21,31 % ten Tag geht es um gesellschaftliche und politische Rah- tegrieren und Reichweite sowie Tank- und Ladekapazitä- +11,92 % mit dem Eingangsstatement: „Wir hatten es der +11,18 % menbedingungen. Dass die sich laufend ändern, stellt ten zu berücksichtigen – genug Gesprächsstoff also. Bevölkerung abgewöhnt“, den ÖPNV zu nutzen. Borna Colditz Verkehrsunternehmen vor zeitliche und gestalterische He- Das Wieder-Angewöhnen funktionierte südöst- rausforderungen bei der Transformation. So greift die EU lich der Messestadt mit dem Projekt „Muldental mittlerweile direkt ein, indem sie mit der „Clean Vehicles Mehr Informationen finden Sie unter: Entwicklung der Fahrgastzahlen von 2017 zu 2018 Directive“ Beschaffungsquoten für saubere und emissions- www.ebuskonferenz.de freie Fahrzeuge vorgibt. Die Bundesregierung verstärkt die

22 06 | 2019 06 | 2019 23 UNTERWEGS IM NETZ AUS DEM VERBAND

Straßenbahn vor dem Magdeburger Dom: Die Hauptstadt Sachsen-Anhalts baut seit Jahren ihr Tramnetz aus - und macht sich fit für das Verkehrswachstum der Zukunft. Der ÖPNV wird in den Städten künftig eine wesentlich stärkere Rolle spielen. Voraussetzung ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. In Magdeburg wurden dafür bereits vor mehr als 20 Jahren weitreichende Entscheidungen getroffen. Schritt für Schritt wird seitdem das Straßenbahnnetz ausgebaut. Dass sich die Hauptstadt Sachsen-Anhalts damit eine gute Ausgangsposition schafft, um 30 Prozent mehr ÖPNV anzubieten, belegt eine aktuelle Studie.

Prozent mehr ÖPNV: Wenn sich der Anteil von 30 Bussen und Bahnen bis 2030 um diesen Wert erhöht, wäre die Verkehrswende möglich. Dieses beste Szenario beschreibt die Studie „Deutschland mobil 2030“. In Magdeburg werden bereits seit einigen Jahren die Voraus- setzungen geschaffen, dieses Szenario in die Tat umzusetzen. Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt baut die innerstädtischen Schienenverbindungen als Rückgrat des ÖPNV aus.

Autofahrer haben es bequem in Magdeburg. Breite Straßen, wenig Staus und ein großzügiges Angebot an sehr günsti- gem Parkraum bieten kaum Anreize, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. Aktuell hat der ÖPNV vor Ort einen An- teil von 15 Prozent im Wettbewerb vor allem mit dem Pkw. „Da ist definitiv Luft nach oben“, sagt Birgit Münster-Ren- del, Geschäftsführerin der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB). Etwa 40 Millionen Fahrgäste nutzen pro Jahr die Straßenbahn-Ausbau: Im Süden von Magdeburg laufen im Herbst Busse und Bahnen der MVB. Bei einer Haushaltsbefragung, 2019 die Arbeiten an der 1,1 Kilometer langen Querung Richtung an der Mitte 2018 fast jeder Fünfte von 4.500 ausgewähl- Elbe (Bauabschnitt 7). Voraussichtliche Fertigstellung: 2021. ten Bürgern teilnahm, gaben 60 Prozent an, nur selten Busse und Bahnen zu nutzen. Der politische Wille zu mehr zeigt sich, dass die nun schon einige Jahre zurückliegen- Klimaschutz und ÖPNV ist jedoch da. Laut Verkehrsent- den Entscheidungen richtig waren.“ Erste Überlegungen wicklungsplan soll der Anteil von Bussen und Bahnen in sowie wegweisende Bau- und Finanzierungsvereinbarun- Magdeburg gleist die den 2030er-Jahren bei 25 Prozent liegen. Kürzlich hat der gen reichen zurück bis Ende der 1990er-Jahre. Was folgte, Stadtrat mit den Stimmen von Grünen, Linken und der SPD war ein langer Entwicklungsprozess, an dessen Ende eine beschlossen, dass Magdeburg bis 2035 klimaneutral sein zweite leistungsstarke Nord-Süd-Verbindung stand, die soll. mehrere Stadtteile an das Straßenbahnnetz anschließt. In zahlreichen Bürgerbeteiligungen wurden Linienverläufe Verkehrswende auf Schon seit Jahren wird in Magdeburg kräftig in den Aus- diskutiert. Die Diskussionen mündeten in insgesamt vier bau des ÖPNV investiert. Bis in die 2020er-Jahre soll das Varianten eines Zielliniennetzes. Die erste wurde bereits städtische Straßenbahnnetz gegenüber 1999 um 13,5 Ki- 2008 vorgestellt. Eingeflossen waren viele Wünsche und lometer Neubaustrecke auf circa 74 Kilometer erweitert Anregungen, die auf den Bürgerversammlungen zum Ver- werden. „Mit Blick auf die angestrebte lauf der Straßenbahn geäußert wurden. Das Konzept wurde Klimaneutralität und die allgemeine zum heutigen Zielbild verfeinert – dem „Straßenbahn- Debatte um die Verkehrswende ge- liniennetz 2020+“ (siehe Grafik S. 27). Herzstück ist die winnt der Ausbau des ÖPNV zu- zweite Nord-Süd-Verbindung. Westlich der Elbe rahmen sätzlich an Bedeutung“, erklärt die die bestehende und die künftige Nord-Süd-Verbindung MVB-Geschäftsführerin: „Jetzt die zur Schnellstraße ausgebaute B 71 ein. Aus den umlie- genden Ortsteilen laufen künftig neun Linien sternförmig als Direktverbindung auf die Innenstadt zu, möglichst mit Anbindung des Hauptbahnhofs. Als sogenannte Durch- messerlinien sollen sie von ihrem Startpunkt über die City Jetzt zeigt sich, dass die nun schon einige zu ihrem Ziel ans entgegengesetzte Ende der Stadt führen. Jahre zurückliegenden Entscheidungen Auf fast allen Linien soll im Zehn-Minuten-Takt gefah- zum Ausbau richtig waren. ren werden. Das Konzept sah von Anfang an vor, neben der Straßenbahn auch die Buslinien-Zubringer anzupassen. Birgit Münster-Rendel, Geschäftsführerin Magdeburger Verkehrsbetriebe

24 06 | 2019 06 | 2019 25 UNTERWEGS IM NETZ

DAS MAGDEBURGER LINIENNETZ 2020+

Während der Süd-Ast fertiggestellt ist, laufen im Das „Liniennnetz 2020+“ ist eine gemeinschaft- Stadtteil Reform. Angebunden ist auch das Ein- Potsdam in Auftrag gegeben haben. „Die Unter- Norden von Magdeburg auf liche Planung der MVB, der Stadtverwaltung kaufszentrum Bördepark. Die Tram fährt auf suchung geht der Frage nach, was es konkret be- teilweise dicht bebauten und des Planungsbüros Verkehrsconsult Dres- ihrer eigenen Trasse teilweise auf Rasengleisen. deutet, wenn sich die Fahrgastzahlen im ÖPNV Abschnitten die Arbeiten den-Berlin. Um dieses Netz zu ermöglichen, Die neuen Strecken werden fast ausschließlich verdoppeln oder – als realistischer Zwischen- für die neue Trasse Rich- tung Hauptbahnhof (Bau- müssen in der 240.000-Einwohner-Stadt die auf eigenem Bahnkörper errichtet. Nur dort, wo schritt – um den Faktor 1,3 steigen“, erläutert abschnitt 6). Busse sollen 13,5 Kilometer neu geplant und in acht Bauab- es aus Platzgründen nicht anders machbar ist, Werner Faber, Geschäftsführer des VDV-Ost. verstärkt als Zubringer zur schnitten umgesetzt werden – eine Generati- teilen sich Tram und Autos eine Spur. Zwischen Für Magdeburg ist demnach sowohl die Steige- Tram fungieren (Foto r.) onenaufgabe. „Die größte Herausforderung ist, Reform und der Innenstadt sind die Fahrgäste rung (Faktor 1,3) als auch eine Verdoppelung der und das Straßenbahnnetz dass drei viertel der Neubaustrecken nicht auf seit der Eröffnung der 3,5 Kilometer langen Fahrgastzahlen (Faktor 2) umsetzbar. Das Lini- auf Querverbindungen der grünen Wiese, sondern in dicht bebauten Strecke nur noch 20 Minuten unterwegs – fast ennetz 2020+ sei schon auf die zukünftige Ent- außerhalb der Innenstadt und stark genutzten Stadträumen entstehen“, eine Viertelstunde schneller als zuvor mit dem wicklung ausgerichtet. In der Hauptverkehrszeit ergänzen. berichtet MVB-Chefin Birgit Münster-Rendel. Bus. Im gesamten Gebiet, das die Straßenbahn müssten einige Linien verdichtet, alle Straßen- Fahrbahnen und darunter verlaufende Versor- im Süden Magdeburgs erschlossen hat, hat sich bahnen auf 38 Meter Länge umgestellt und zwölf gungsleitungen müssen entsprechend verla- die Zahl der ein- und aussteigenden Fahrgäste zusätzliche Bahnen angeschafft werden. Auch gert werden. Deswegen gehen die Arbeiten tief im Vergleich zu den zuvor verkehrenden Bus- beim Busnetz seien Anpassungen und elf wei- in den Untergrund. „Würden wir lediglich eine linien verdoppelt, an der Haltestelle Bördepark tere Gelenkbusse nötig. Insgesamt seien weitere Straßenbahn bauen, wären wir längst schon sogar verdreifacht. Fast 6.500 Kunden nutzen Investitionen zwischen 400 und 450 Millionen fertig.“ die Verbindung an einem durchschnittlichen Euro erforderlich. Die können in sinnvolle Zwi- Werktag. Entlang der Neubaustrecke mit ihren schenschritte aufgeteilt werden. Auch Birgit Im Sommer 2016 gab der Aufsichtsrat der acht barrierefreien Haltestellen entstehen Münster-Rendel ist davon überzeugt, dass die MVB grünes Licht für das Liniennetz 2020+. immer mehr Ein- und Mehrfamilienhäuser. Stadt Magdeburg und die MVB mit dem künf- Die Investition in den Ausbau der zweiten „Die Straßenbahn treibt die Stadtentwicklung tigen System das Verkehrswachstum schultern Nord-Süd-Verbindung und in Verbindungs- voran“, erläutert die MVB-Chefin: „Auch die werden: „Für eine Erhöhung der Fahrgastzahlen strecken beläuft sich auf etwa 200 Millionen Wohnungswirtschaft profitiert von einer guten um den Faktor 1,3 – also 30 Prozent – sind wir Euro – finanziert zu 60 Prozent aus Mitteln Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln – künftig auf alle Fälle gut gerüstet.“ des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes gerade vor dem Hintergrund des immer höheren (GVFG), 30 Prozent Landesmitteln und einem Durchschnittsalters der Bevölkerung.“ Weitere Informationen dazu: zehnprozentigen Eigenteil der Stadt Magde- www.mvbnet.de/netzausbau burg. „Stadt, Land und Bund ziehen bei diesem Mehr als 30 Prozent sind drin Die Faktor-2-Studie finden Sie unter: Projekt gemeinsam an einem Strang“, erläutert Seit 2018 ist eine weitere Neubaustrecke in www.bit.ly/faktorzwei Birgit Münster-Rendel. Auf dem nördlichen Betrieb, die den Süd-Ast an zwei Linien an- Ast zum Wohngebiet Kannenstieg werden die bindet, die über die Innenstadt in die westli- Arbeiten voraussichtlich noch bis 2023 laufen. chen und östlichen Stadtteile führen. Mit einer Die Neubaustrecke Nach Abschluss und mit der vollständigen Inbe- wichtigen betrieblichen Zusatzfunktion für an der Wiener triebnahme der zweiten das Netz: Auf diesem Weg ist eine Umleitungs- Straße (ehemals Nord-Süd-Verbindung strecke für die bestehende Nord-Süd-Verbin- Bauabschnitt 2, Foto l.) ging 2018 Die Straßenbahn treibt die Stadt­ soll sich im gesamten dung entstanden, über die Teile der Innenstadt in Betrieb. entwicklung voran. Auch die Netz eine ähnliche Er- bei Störungen oder Bauarbeiten umfahren Wohnungswirtschaft­ profitiert folgsgeschichte abspie- werden können. Dass die Stadt auf dem rich- von einer guten Anbindung mit len, wie sie der südliche tigen Weg ist und sogar mehr als 30 Prozent öffentlichen­ Verkehrsmitteln. Ast bereits schreibt: Dort ÖPNV-Wachstum möglich sind, bestätigt auch rollen die Straßenbah- die aktuelle Studie „Faktor 2“, die der VDV-Ost Birgit Münster-Rendel, nen seit 2012 bis in den und die MVB sowie die Verkehrsbetriebe in Geschäftsführerin Magdeburger Verkehrsbetriebe

26 06 | 2019 06 | 2019 27 UNTERWEGS IM NETZ

Hans-Jürgen Hennig gibt einen Einblick in den nachträglich ein- Über diese Schalter bedient der Busfahrer Blaulicht und gebauten Schrank über der Vorderachse. Getränke und Decken Martinshorn. Das Fahren mit „Sonderrechten“ ist nur sind ständig mit an Bord. erlaubt, wenn die Leitstelle ihr Okay gegeben hat.

fener Strecke liegenbleibt oder ein Mehrfamilienhaus Hennig. Befindet der sich dabei gerade im Liniendienst, evakuiert werden muss, kann der Bus seine Stärken nimmt ein Ersatzbus die Fahrgäste an der nächsten ausspielen. Im Bus finden die Menschen Schutz und Haltestelle auf. Wenn der Rettungsbus zum Notfall können etwas zur Ruhe kommen. Im Winter haben sie weiterfährt, bedeutet das für die Fahrer immer eine be- es trocken und warm. sondere Stresssituation. Der Einsatz mit Blaulicht und Martinshorn erfordert noch höhere Aufmerksamkeit Im Regelbetrieb mit abgedecktem Blaulicht als im Normalbetrieb. „Manche Autofahrer neigen zu Zur Sonderausstattung des inzwischen zehn Jahre unvorhersehbaren Reaktionen und bremsen plötzlich“, alten und 2015 umgebauten Mercedes-Benz Citaro O weiß Hans-Jürgen Hennig aus eigener Erfahrung. Für 530 gehören Blaulicht, Martinshorn, Freisprechan- solche Situationen werden die 22 Rettungsbusfahrer Der Bus mit dem lage und ein Bus-Navi. Immer an Bord sind Decken, einmal pro Jahr geschult – darunter Werkstattmitar- Getränke – und ein Stofftier. Es hilft im Ernstfall, Kin- beiter und reguläre Fahrer sowie der Geschäftsführer. der vom Geschehen abzulenken und zu trösten. Als Einige sind selbst ehrenamtliche Feuerwehrleute. „Wir Aufbewahrungsort dient ein auf der Fahrerseite ein- fahren dann zwei Stunden lang mit Tatütata durch den etwas anderen Plus gebauter Schrank, dem vier Sitzplätze über der Vor- Landkreis.“ Von einem Unfall während einer Übungs- derachse weichen mussten. Auf dem Einbauschrank oder Einsatzfahrt blieben sie bislang verschont. Falls sicher verstaut liegt eine ausziehbare Leiter. Sie wird doch etwas schiefgehen sollte, kann ein Unfalldaten- Im brandenburgischen Bad Belzig begann die Erfolgsgeschichte des „Plusbus“. Das System steht benötigt, um vor einer Einsatzfahrt die Schutzhüllen schreiber im Nachhinein Infos zum Hergang und zur mittlerweile in mehreren Regionen für einen komfortablen Regionalverkehr auf der Straße, der von den Blaulichtern abzuziehen. Denn die Straßen- Klärung der Schuldfrage liefern. mit der Schiene eng vertaktet ist. Der Initiator – das Unternehmen Regiobus Potsdam Mittel- verkehrsordnung sieht den Normaldienst nur mit ab- mark – macht darüber hinaus von sich reden. In seinen Diensten steht ein Fahrzeug, das durch gedeckten Signallichtern vor. Im Alltag bewährt sich Nachfolger bietet auch Schutz vor Gaffern der „Citaro“ als ganz normaler Linienbus rund um Bad Die moderne Busflotte von Regiobus Potsdam Mittel- markante Werbung für das Ehrenamt auffällt und bei Bedarf als Rettungsbus genutzt wird. Belzig. mark hat ein Durchschnittsalter von lediglich fünf- einhalb Jahren. Für den Bus mit Rettungsaufgaben ist Hans-Jürgen Hennig hatte 2014 in einem Feuer- der Nachfolger bereits bestellt. Im April 2020 wird er enn im Comic oder im Film der Superheld am mehr der Rettungsbus von Regiobus Potsdam Mittel- wehrmagazin von einem Gelenkbus mit ähnli- auf dem Betriebshof in Bad Belzig erwartet. Bei die- WKatastrophenort auftaucht, wird bald alles gut. mark gefragt. chen Aufgaben gelesen, den die Verkehrsbetriebe sem Modell lösen LEDs die Blaulichter ab. Das spart Im richtigen Leben ist das nicht immer so – etwa bei Westfalen-Süd (Werngroup) in Siegen einsetzten, im Einsatz wertvolle Zeit. Dann muss der Fahrer nicht schweren Verkehrsunfällen oder Großbränden. Men- Den Superhelden kann er zwar nur als Werbemotiv und sich das Fahrzeug mit einer Abordnung aus mehr per Teleskop-Leiter am Bus emporklettern, um schen wie jeder andere sind dann die wahren Helden: für das Ehrenamt mitbringen. Dennoch sind Retter dem Landkreis angesehen. Die Idee vom eigenen die Schutzhüllen von den Blaulichtern zu entfernen. die Retterinnen und Retter bei Polizei, Feuerwehr, Sa- im Großraum Berlin und froh, wenn der Rettungsbus wurde an- Wichtiges neues Zubehör sind Vorhänge. Im Einsatz nitätsdiensten und die Einsatzkräfte beim Technischen Bus spätestens eine halbe Stunde nach Anforderung schließend umgesetzt. Der sollen sie die Schutzsuchenden vor den neugierigen Hilfswerk. Sie alle stoßen bisweilen an die Grenzen ihrer durch die Leitstelle startklar ist und zum Einsatzort Wir sind nicht die Feuer- Chef sitzt bisweilen selbst Blicken von Gaffern und ihren Smartphone-Kameras Kräfte. Das war beispielsweise im Sommer 2018 so, als ausrücken kann. Um Retten, Löschen, Bergen geht es wehr. Was wir können, ist am Steuer. Wenn es buch- abschirmen. Für den bestens gepflegten „Citaro“ neigt ein großer Waldbrand in der Nähe des brandenburgi- dabei nicht. „Wir sind nicht die Feuerwehr“, erläutert wegbringen, sichern und stäblich brennt, auch am sich somit die Zeit am Standort Bad Belzig ihrem Ende schen Treuenbrietzen die Rettungskräfte tagelang in Hans-Jürgen Hennig, Geschäftsführer von Regiobus ein Dach über dem Kopf Lenkrad des Rettungsbus- entgegen. Seine Laufbahn als Linienbus mit Zusatz- Atem hielt. Dorfbewohner mussten evakuiert werden Potsdam Mittelmark, die Aufgaben des Rettungsbus- bieten. ses. „Im Schnitt einmal im qualifikation geht jedoch bestimmt in einer anderen und bangten um ihr Hab und Gut. Einsatzkräfte waren ses: „Was wir können, ist wegbringen, sichern und ein Quartal fordert die Leit- Stadt weiter. Hans-Jürgen Hennig: „Es gibt bereits erschöpft. Bei dieser Großschadenslage war einmal Dach über dem Kopf bieten.“ Wenn etwa ein Zug auf of- Hans-Jürgen Hennig, stelle den Bus an“, berichtet zwei Interessenten.“ Geschäftsführer Regiobus Potsdam Mittelmark

28 06 | 2019 06 | 2019 29 ZU GUTER LETZT

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11. bis 12. Februar 2020 13. BME/VDV-Forum Schienengüterverkehr in Berlin Motto des Dialogs zwischen Verladern, Speditionen und Eisen- bahnen: „Mit nutzerorientierten Inno- vationen die Verkehrswende gestalten“. VDV-Elektrobuskonferenz www.vdv.de/termine.aspx und Fachmesse ElekBu Wir wünschen unseren Termin 4. bis 5. Juni 2020 17. Marktplatz- Leserinnen und Lesern veranstaltung DSLV/VDV in Siegburg Die „Siegburger Gespräche“ Mobilität der Zukunft frohe Weihnachten und thematisieren die Zusam- menarbeit zwischen Eisenbahnen und 4./5. Februar 2020 · Estrel Hotel Berlin Speditionen. Musterlösungen belegen, einen guten Rutsch. wie wichtig diese Kooperation für Ver- kehrsverlagerungen auf die Schiene ist. www.vdv.de/termine.aspx – Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen Guter Vorsatz für 2020: Die nächste Ausgabe von mehr Schienenstolz „VDV Das Magazin“ – Anforderungen an Einführung von E-Mobilität Mit dem guten Vorsatz greifen wir einen Wunsch erscheint Ende Januar 2020. von VDV-Präsident Ingo Wortmann auf. Er schrieb – Erfahrungsberichte aus den Unternehmen in der „Wirtschaftswoche“, dass Deutschland mehr „Schienenstolz“ brauche. Das umfasse eine „bejahende Haltung zu mehr Kapazitäten bei Bus und Bahn“. Eine Folgen Sie uns bei Facebook und Twitter: – Depotgestaltung und Lademanagement Botschaft an die Politik. Ein anderes Mobilitätsverhalten www.facebook.com/DieVerkehrsunternehmen sei ebenfalls vonnöten, so Wortmann. Ein Aufruf an jeden twitter.com/VDV_Verband Einzelnen – zum Nachdenken und Umsteigen. Unser Online-Magazin finden Sie unter: – Batterieentwicklung und Energieversorgung www.vdv-dasmagazin.de – Mitarbeiterschulung

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