09.01.2020

Gericht BVwG

Entscheidungsdatum 09.01.2020

Geschäftszahl W215 2123721-1

Spruch W215 2123721-1/24E

IM NAMEN DER REPUBLIK!

Das Bundesverwaltungsgericht erkennt durch die Richterin Mag. STARK über die Beschwerde von XXXX , geb. XXXX , Staatsangehörigkeit Bundesrepublik Somalia, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 16.02.2016, Zahl 1025053206-14782408, nach Durchführung einer mündlichen Verhandlung zu Recht:

A)

Die Beschwerde wird gemäß § 3 Abs. 1 Asylgesetz 2005, BGBl. I Nr. 100/2005 (AsylG), in der Fassung BGBl. I Nr. 87/2012, § 8 Abs. 1 Z 1 AsylG, § 57 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 70/2015, § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017,

§ 9 BFA-Verfahrensgesetz, BGBl. I Nr. 87/2012 (BFA-VG), in der Fassung BGBl. I Nr. 56/2018, § 52 Fremdenpolizeigesetz 2005, BGBl. I Nr. 100/2005 (FPG), in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017, und § 55 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 68/2013, mit der Maßgabe als unbegründet abgewiesen, dass der erste Satz des Spruchpunktes III. wie folgt lautet: "Ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen wird Ihnen gemäß § 57 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 70/2015, nicht erteilt."

B)

Die Revision ist gemäß Art. 133 Abs. 4 Bundes-Verfassungsgesetz, BGBl Nr. 1/1930 (B-VG), in der Fassung BGBl. I Nr. 51/2012, nicht zulässig.

Text ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE:

I. Verfahrensgang:

1. Der Beschwerdeführer, dessen Identität nicht feststeht, reiste zu einem nicht feststellbaren Zeitpunkt illegal in das Bundesgebiet ein und stellte am 10.07.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz.

Der Beschwerdeführer wurde am 11.07.2014 erstbefragt und gab zusammengefasst an, sein XXXX namens XXXX . Der Beschwerdeführer habe in XXXX gelebt, dort von XXXX die Schule besucht und die Bundesrepublik Somalia Mitte Dezember 2013 verlassen, weil er dort niemanden habe und es ein unsicheres Land sei. Bevor er getötet würde, habe er sich entschlossen sein Land zu verlassen. Der Beschwerdeführer wollte hier in Österreich nur Fußballspieler werden. Das sei sein Asylgrund. Befragt, was er im Fall seiner Rückkehr befürchte gab der Beschwerdeführer an, er wolle nicht zurück, er habe niemanden zu Hause.

www.ris.bka.gv.at Seite 1 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Am 25.07.2014 wurde der Beschwerdeführer im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl niederschriftlich befragt und gab an, dass seien Eltern verstorben seien, er habe aber eine ca. XXXX jährige Schwester namens XXXX in XXXX .

In einer niederschriftlichen Befragung am 18.08.2015 führte der Beschwerdeführer im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl zu seinem Fluchtgrund zusammengefasst aus, dass er nicht von der Bundesrepublik Somalia, sondern von der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien nach Österreich gereist sei. Seine Eltern seine verstorben. Der Beschwerdeführer habe von 2008 bis 2013 mit seiner ganzen Familie in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien gelebt. Zwei Brüder, zwei Tanten und ein Onkel würden nach wie vor dort leben. Bei der vom Beschwerdeführer in der Erstbefragung genannten, in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien lebenden Schwester, würde es sich tatsächlich um eine Tante handeln. Der Beschwerdeführer sei wegen des Krieges im Jahr 2008 von seiner Großmutter in die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien gebracht worden.

Mit Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 16.02.2016, Zahl 1025053206-14782408, wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz vom 10.07.2014 gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten (Spruchpunkt I.) und gemäß § 8 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Somalia (Spruchpunkt II.) abgewiesen, gemäß §§ 57 und 55 AsylG ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen nicht erteilt, gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm § 9 BFA-VG gegen den Beschwerdeführer eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen und gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass seine Abschiebung nach Somalia gemäß § 46 FPG zulässig ist (Spruchpunkt III.). Die Frist für seine freiwillige Ausreise wurde gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG mit zwei Wochen ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung festgesetzt (Spruchpunkt IV.).

Gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 16.02.2016, Zahl 1025053206- 14782408, zugestellt am 24.02.2016, erhob der Beschwerdeführer am 22.03.2016 fristgerecht die gegenständliche Beschwerde. Darin wird im Wesentlichen vorgebracht, dass der Beschwerdeführer persönlich glaubwürdig und ihm Asyl zu gewähren sei, zudem wurden ein Schreiben des UNHCR vom 10.09.2015 in Vorlage gebracht.

2. Die Beschwerdevorlage vom 24.03.2016 langte am 29.03.2016 im Bundesverwaltungsgericht ein.

Der Beschwerdeführer wurde mit Urteil des XXXX vom XXXX

XXXX , wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften nach

§ 27 Abs. 1 Z 1 zweiter Fall SMG gemäß § 27 Abs. 1 SMG zu einer Geldstraft von 80 Tagsätzen, im Uneinbringlichkeitsfall 40 Tage Ersatzfreiheitsstrafe, verurteilt.

Zur Ermittlung des maßgeblichen Sachverhaltes wurde für den 25.07.2018 eine öffentliche mündliche Beschwerdeverhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht anberaumt. Es erschienen der Beschwerdeführer und sein Rechtsberater. Das ordnungsgemäß geladene Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hatte sich mit Email vom 29.01.2018 für die Verhandlung entschuldigt und die Übermittlung der Verhandlungsschrift ersucht. Auf Grund einer Terminverwechslung des Dolmetschers war dieser nicht erschienen, weshalb die Verhandlung nicht stattfinden konnte.

Mit Urteil des XXXX , wurde der Beschwerdeführer wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften unter Bedachtnahme auf § 28 Abs. 1 StGB nach § 27 Abs. 2a SMG zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Gemäß § 43a Abs. 3 iVm § 43 Abs. 1 StGB wurde ein Teil der verhängen Freiheitsstrafe im Ausmaß von sechs Monaten unter Bestimmung einer Probezeit von drei Jahren beding nachgesehen, sodass der unbedingte Teil der Strafe ein Monat beträgt.

Es wurde für den 04.03.2019 eine weitere öffentliche mündliche Beschwerdeverhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht anberaumt. Es erschienen der Beschwerdeführer und sein Vertreter. Das ordnungsgemäß geladene Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl hatte sich bereits mit Email vom 31.07.2018 entschuldigt. In der Verhandlung wurden die Quellen der zur Entscheidungsfindung herangezogenen Länderinformationen dargetan. Der Beschwerdeführer und sein Vertreter verzichteten auf Einsichtnahme und Ausfolgung. Den Parteien wurde eine Frist von zwei Wochen zur Erstattung von Stellungnahmen eingeräumt.

II. Das Bundesverwaltungsgericht hat über die zulässige Beschwerde erwogen:

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1. Feststellungen:

1. Die Identität des Beschwerdeführers kann nicht festgestellt werden. Der Beschwerdeführer ist Staatsangehöriger der Bundesrepublik Somalia, gehört dem Mehrheitsclan der und dem moslemischem (sunnitischen) Glauben an.

Der Beschwerdeführer reiste illegal in das Bundesgebiet ein und stellte am 10.07.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz, der mit Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 16.02.2016, Zahl 1025053206-14782408, gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten (Spruchpunkt I.) und gemäß

§ 8 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Somalia (Spruchpunkt II.) abgewiesen wurde. Gemäß §§ 57 und 55 AsylG wurde ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen nicht erteilt, gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm § 9 BFA-VG gegen den Beschwerdeführer eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen und gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass seine Abschiebung nach Somalia gemäß § 46 FPG zulässig ist (Spruchpunkt III.). Die Frist für seine freiwillige Ausreise wurde gemäß

§ 55 Abs. 1 bis 3 FPG mit zwei Wochen ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung festgesetzt (Spruchpunkt IV.).

2. Es wird festgestellt, dass die Familie des Beschwerdeführers aus dem XXXX , stammt, zumindest eine Schwester des Beschwerdeführers derzeit dort lebt, der Beschwerdeführer zuletzt aber in XXXX lebte. Wegen der allgemein unsicheren Lage und Kampfhandlungen in XXXX lebte der Beschwerdeführer ab XXXX in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien, wo seine Großmutter am XXXX als Flüchtling anerkannt wurde, in Folge wurden auch deren Kinder und Enkelkinder; darunter der Beschwerdeführer und drei seiner Geschwister. Die Eltern des Beschwerdeführers reisten damals nicht mit dem Beschwerdeführer in die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien, sondern blieben, da sich die Mutter zum Ausreisezeitpunkt des Beschwerdeführers wegen Schwangerschaftskomplikationen im Krankenhaus befand, in XXXX ; ebenso vier Geschwister des Beschwerdeführers. Nach der Ausreise des Beschwerdeführers verstarb sein Vater, als das Elternhaus im Rahmen allgemeiner Unruhen von einer Granate getroffen wurde.

Es kann nicht festgestellt werden, dass der Beschwerdeführer nach seiner Rückkehr einer versuchten Zwangsrekrutierung durch al-Schabaab ausgesetzt sein wird. Es kann weder festgestellt werden, dass der Beschwerdeführer wegen seiner Clanzugehörigkeit vor seiner Ausreise aus der Bundesrepublik Somalia verfolgt wurde noch, dass er nach seiner Rückkehr in der Bundesrepublik Somalia deswegen verfolgt werden wird.

3. Die Familie des Beschwerdeführers stammt aus dem XXXX , in Somaliland, der Beschwerdeführer lebte aber vor seiner Ausreise im Jahr 2006 in XXXX , gemeinsam mit seinen Eltern und sieben Geschwistern im Elternhaus. Von XXXX lebte der Beschwerdeführer mit seiner Großmutter, deren Kindern und Enkelkindern, darunter auch der Beschwerdeführer mit drei seiner Geschwister in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien. Es kann nicht festgestellt werden, dass dem gesunden Beschwerdeführer in der Bundesrepublik Somalia ein Eingriff in seine körperliche Unversehrtheit droht oder er Gefahr läuft, grundlegende und notwendige Lebensbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung sowie Unterkunft nicht befriedigen zu können oder in eine ausweglose bzw. existenzbedrohende Situation gerät. Der Beschwerdeführer kann jedenfalls mit der Unterstützung seines Mehrheitsclans im XXXX , in Somaliland oder in XXXX rechnen und wird in der Lage sein, mit Hilfe seiner Clanangehörigen, die 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung stellen, sowie Kraft eigener Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

4. In Österreich leben keine Verwandten des alleinstehenden, kinderlosen Beschwerdeführers. Der Beschwerdeführer hat ein Jahr im Jahr XXXX eine XXXX Schule in Österreich besucht, wurde aber nur in dem Fach " XXXX " mit sehr gut beurteilt, in allen andern Fächern gab es keine Beurteilungen. Er hat von XXXX an einem Radioprojekt von " XXXX " teilgenommen und seine letzte Deutschprüfung A2 am XXXX bestanden. Im Rahmen der mündlichen Beschwerdeverhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht konnte sich der Beschwerdeführer nur in gebrochenem Deutsch ausdrücken und verstand vieles nicht. Besondere Abhängigkeitsverhältnisse zu Personen in Österreich liegen nicht vor und sind allfällige freundschaftlichen Beziehungen zu einem Zeitpunkt entstanden, in dem sich der Beschwerdeführer seiner unsicheren aufenthaltsrechtlichen Stellung bewusst sein musste. Der Beschwerdeführer ist in keinem Verein bzw. keiner Organisation tätig und geht keiner Erwerbstätigkeit nach.

Der Beschwerdeführer wurde mit Urteil des XXXX vom XXXX

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XXXX , wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften nach

§ 27 Abs. 1 Z 1 zweiter Fall SMG gemäß § 27 Abs. 1 SMG zu einer Geldstraft von 80 Tagsätzen, im Uneinbringlichkeitsfall 40 Tage Ersatzfreiheitsstrafe, verurteilt.

Mit Urteil des Landesgerichts für XXXX vom XXXX , wurde der Beschwerdeführer wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften unter Bedachtnahme auf § 28 Abs. 1 StGB nach § 27 Abs. 2a SMG zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Gemäß § 43a Abs. 3 iVm § 43 Abs. 1 StGB wurde ein Teil der verhängen Freiheitsstrafe im Ausmaß von sechs Monaten unter Bestimmung einer Probezeit von drei Jahren beding nachgesehen, sodass der unbedingte Teil der Strafe ein Monat beträgt.

5. Zur aktuellen Lage im Herkunftsstaat des Beschwerdeführers, insbesondere in XXXX und in Somaliland wird festgestellt:

Allgemein

In der Bundesrepublik Somalia leben schätzungsweise 15,45 Millionen Menschen (2019, World Population Review [AA Überblick Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019]).

Im Hinblick auf beinahe alle zu beleuchtenden Tatsachen ist Somalia faktisch zweigeteilt: a) In den Gliedstaaten Süd- und Zentralsomalia, wo auch die Hauptstadt Mogadischu liegt, herrscht in vielen Gebieten Bürgerkrieg. Die somalischen Sicherheitskräfte kämpfen mit Unterstützung der vom VN-Sicherheitsrat mandatierten Friedensmission der Afrikanischen Union AMISOM (African Union Mission in Somalia) gegen die radikalislamistische, al-Qaida-affiliierte al-Schabaab-Miliz. Die Gebiete sind nur teilweise unter der Kontrolle der Regierung, wobei zwischen der im Wesentlichen auf Mogadischu beschränkten Kontrolle der somalischen Bundesregierung und der Kontrolle anderer urbaner und ländlicher Gebiete durch die Regierungen der föderalen Gliedstaaten Somalias, die der Bundesregierung de facto nur formal unterstehen, unterschieden werden muss. Weite Gebiete stehen aber auch unter der Kontrolle der al-Schabaab-Miliz oder anderer Milizen. Diese anderen Milizen sind entweder entlang von Clan-Linien organisiert oder, im Falle der Ahlu Sunna Wal Jama'a, auf Grundlage einer bestimmten religiösen Ausrichtung. Zumindest den al-Schabaab-Kräften kommen als de facto-Regime Schutzpflichten gegenüber der Bevölkerung in den von ihnen kontrollierten Gebieten gemäß des 2. Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen zu. Der Gliedstaat Puntland State of Somalia, der das Horn von Afrika im engeren Sinne umfasst, hat sich 1998 mit internationaler Unterstützung konstituiert. Er strebt keine Unabhängigkeit von Somalia an und ist einer der fünf offiziellen föderalen Gliedstaaten Somalias, wenngleich mit größerer Autonomie. Es konnten einigermaßen stabile staatliche Strukturen etabliert werden. Al- Schabaab kontrolliert hier keine Gebiete mehr, sondern ist nur noch in wenigen schwer zugänglichen Bergregionen mit Lagern vertreten, ebenso wie der somalische Ableger des sog. "Islamischen Staats". Stammesmilizen spielen im Vergleich zum Süden eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist die Grenzziehung im Süden sowie im Nordwesten nicht eindeutig, was immer wieder zu kleineren Scharmützeln, im Süden auch zu schwereren gewaltsamen Auseinandersetzungen führt. b) Das Gebiet der früheren Kolonie Britisch-Somaliland im Nordwesten Somalias hat sich 1991 für unabhängig erklärt, wird aber bisher von keinem Staat anerkannt. Allerdings bemühen sich die Nachbarn in der Region sowie zunehmend weitere Staaten in Anerkennung der bisherigen Stabilisierungs- und Entwicklungsfortschritte um pragmatische Zusammenarbeit. Das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft wurde durch die mehrfache Verschiebung der Parlamentswahlen und schwerwiegende Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Abkommen zum Betrieb des Hafens von Berbera auf die Probe gestellt. Al-Schabaab kontrolliert in Somaliland keine Gebiete. Die Grenze zu Puntland ist allerdings umstritten, hier kam es im Berichtszeitraum zu zum Teil heftigen militärischen Auseinandersetzungen zwischen somaliländischen und somalischen (puntländischen) Truppen.

Grundsätzlich gilt, dass die vorhanden staatlichen Strukturen sehr schwach sind und wesentliche Staatsfunktionen von ihnen nicht ausgeübt werden können. Von einer flächendeckenden effektiven Staatsgewalt kann nicht gesprochen werden (AA 04.03.2019).

Seit 2012 gibt es eine politische Entwicklung, die den Beginn einer Befriedung und Stabilisierung sowie eines Wiederaufbaus staatlicher Strukturen markiert. Am 01.08.2012 wurde in Mogadischu eine vorläufige Verfassung angenommen. Seitdem ist die Staatsbildung kontinuierlich vorangeschritten. Das im Dezember 2016 gewählte Parlament stellt dabei auch einen demokratischen Fortschritt gegenüber dem 2012 gewählten Parlament dar. Während 2012 135 Clanälteste die Zusammensetzung bestimmten, waren es 2016 über 14.000 Wahlleute. Allgemeine freie Wahlen bleiben das Ziel für 2020/21. Im Februar 2017 wählte das neue Zweikammerparlament www.ris.bka.gv.at Seite 4 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Mohamed Abdullahi Mohamed, genannt "Farmajo", zum Präsidenten, und im März bestätigte es Hassan Ali Khaire als Premierminister und das neue Kabinett. Die Regierung von Präsident Farmajo verfolgt eine intensive Reformagenda in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Sicherheit. Allerdings stehen mächtige Teile der Clan- Eliten der Regierung und ihrem Reformkurs kritisch gegenüber. Hinzu kommen immer wieder Spannungen in den Beziehungen Mogadischus zu den föderalen Gliedstaaten, die den politischen und wirtschaftlichen Fortschritt des Landes lähmen (AA Innenpolitik Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019).

Seit dem Ende der Übergangsperiode und dem Beginn des New Deal Prozesses 2013 wurde wiederholt der politische Wille zur umfassenden Reform des Staatswesens (Etablierung von Rechtsstaatlichkeit, Schutz von Menschenrechten, Demokratisierung, Föderalisierung) bekundet. 2016 und 2017 konnten mit der Gründung der Gliedstaaten und einem relativ demokratisch erfolgten Machtwechsel wichtige Weichen in Richtung Demokratisierung, legitimer Staatsgewalt und Föderalismus erreicht werden. In den anderen Bereichen ist die Situation nach wie vor mangelhaft. Insbesondere das Verhalten der Sicherheitskräfte, Aufbau, Funktionsweise und Effizienz des Justizsystems und die Lage im Justizvollzug entsprechen nicht den völkerrechtlichen Verpflichtungen des Landes (AA 04.03.2019).

Der UN Security Council verlängerte am 27.03.2019 das Mandat der UN-Hilfsmission in Somalia (UNSOM) bis zum 31.03.2020 (BAMF 01.04.2019). ad a) Somalia

Seit Jahrzehnten gibt es keine allgemeinen Wahlen auf kommunaler, regionaler oder zentralstaatlicher Ebene. Politische Ämter wurden seit dem Sturz Siad Barres 1991 entweder erkämpft oder unter Ägide der internationalen Gemeinschaft, hilfsweise unter Einbeziehung nicht demokratisch legitimierter traditioneller Strukturen, insbesondere Clan-Strukturen, vergeben. Traditionell benachteiligte Gruppen wie Frauen, Jugendliche, ethnische Minderheiten, LGBTI, Behinderte usw. sehen sich somit nicht oder nicht hinreichend vertreten Im November und Dezember 2016 wurde von über 14.000 Wahlmännern und -frauen ein 275-köpfiges Parlament gewählt. Dieser Prozess ist ein bemerkenswerter demokratischer Fortschritt, da noch bei der letzten "Wahl" die Mitglieder des Parlaments unmittelbar durch einzelne Clanälteste bestimmt worden waren. Die Präsidentschaftswahl fand am. 8. Februar 2017 statt, als Gewinner ging der frühere Premierminister Mohamed Abdullahi Mohamed "Farmajo" hervor, am 29. März wurde die neue Regierung unter Premierminister Hassan Ali Khayre bestätigt und vereidigt (AA 04.03.2019).

Jubalands Sicherheitsminister Abdirashid Hassan Abdinur (Abdirashid Janan) wurde am 31.08.2019 von der somalischen Bundesregierung (FGS) in Mogadischu verhaftet. Ihm werden verschiedene Verbrechen vorgeworfen, darunter Tötungen, Folter, rechtswidrige Inhaftierungen und die Blockierung der humanitären Hilfe in 2014 und 2015. Amnesty International fordert einen fairen Gerichtsprozess vor einem Zivilgericht. Die Regierung Jubalands nannte die Verhaftung eine "Entführung" und "illegal". Die Verhaftung erfolgt in einer Zeit zunehmender Spannungen zwischen der FGS und der Regionalverwaltung in Jubaland: im August weigerte sich die Bundesregierung, die Ergebnisse der Bundestagswahlen anzuerkennen, die Ahmed Madobe erneut zum Regionalpräsidenten wählten (BAMF 09.09.2019). ad b) Somaliland

In Somaliland wurden zuletzt 2005 Parlamentswahlen abgehalten. Im November 2017 wurde Muse Bihi zum Präsidenten von Somaliland gewählt (USDOS 13.03.2019).

Somaliland hat seit der Erklärung der Unabhängigkeit 1991 mehrere allgemeine Wahlen erlebt. Aufgrund dieser Wahlen gab es friedliche Machtwechsel, zuletzt 2010. Die eigentlich für 2015 vorgesehenen Parlamentswahlen wurden mehrfach verschoben und sind nun für den Ende 2019 vorgesehen. Das Oberhaus, die Guurti, geht damit in das dreizehnte Amtsjahr, ohne wiedergewählt zu sein. Auch die Präsidentschaftswahl hatte sich mehrfach verzögert, bevor sie Mitte November 2017 stattfand. Die Kulmiye Partei bleibt demnach führende Partei, jedoch stellte Amtsinhaber Silanyo sich nicht erneut zur Wahl und wurde von Muse Bihi Abdi abgelöst. Obwohl in der Vergangenheit alle Wahlen international begleitet wurden, war im Vorfeld regelmäßig eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit zu beobachten (AA 04.03.2019).

Das Verhältnis zwischen dem im Nordwesten gelegenen Somaliland, das sich 1991 für unabhängig erklärt hat, und dem Rest des Landes ist problematisch. Der in Somaliland etablierten de facto-Regierung ist es gelungen, ein für die Region durchaus bemerkenswertes Maß an Stabilität und Ordnung herzustellen - selbst wenn es an der Grenze zu Puntland immer wieder kleinere Scharmützel mit dort beheimateten Milizen und in letzter Zeit demokratische Rückschritte festzustellen gibt. Am 13.11.2017 erfolgten nach zweijähriger Verzögerung Präsidentschaftswahlen, die von Beobachtern als weitgehend frei und fair eingeschätzt wurden. Für Ende 2019 www.ris.bka.gv.at Seite 5 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 sind außerdem - zum ersten Mal seit 2005 - Parlamentswahlen geplant. Somaliland hat trotz eines entsprechenden Antrags bei der Afrikanischen Union die angestrebte Anerkennung als unabhängiger Staat nicht erreichen können. Von einer Aussöhnung mit der Regierung in Mogadischu im Kontext einer friedlichen und definitiven Lösung der Statusfrage sind beide Seiten noch weit entfernt. Bei dem von der Türkei unterstützten "Istanbuler Dialog" konnten atmosphärische Fortschritte zwischen den beiden Verhandlungsteams aus Hargeisa und Mogadischu erreicht werden. Der nach den letzten Präsidentschaftswahlen in 2017 erhoffte neue Dialog zum Status von Somaliland liegt derzeit wieder auf Eis nicht zuletzt im Zuge einer Vereinbarung mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Äthiopien über den Ausbau des Hafens von Berbera, die zu erheblichen Spannungen mit der somalischen Bundesregierung in Mogadischu führte (AA Innenpolitik Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Somalia, Innenpolitik, Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/somalia-node/-/203162

AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

USDOS, U.S. Department of State, Country Report on Human Rights Practices 2018, Somalia, 13.03.2019, https://www.state.gov/documents/organization/289253.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 01.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2006127/Deutschland___Bundesamt_f%C3%BCr_Migration_und_Fl%C3%B Cchtlinge%2C_Briefing_Notes%2C_01.04.2019_%28deutsch%29.pdf

AA, Auswärtiges Amt, Somalia, Überblick, Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/somalia-node/somalia/203130

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 09.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016900/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_09.09.2019_%28deutsch%29.pdf)

Parteiensystem ad a) Somalia

Es gibt keine Parteien im westlichen Sinn. Die politischen Loyalitäten bestimmen sich in erster Linie durch die Clan-Zugehörigkeit oder religiöse Bindung an informelle Gruppierungen. Im September 2016 verabschiedete der Präsident ein Parteiengesetz, das die Grundlage für eine Parteienbildung werden soll. Trotz vorgesehener Mechanismen, die eine breite geografische Repräsentanz in den Parteien sicherstellen sollen, ist nicht ausgeschlossen, dass die Parteienbildung im Wesentlichen anhand von Clan-Zugehörigkeit stattfindet und somit zu einer weiteren Manifestierung des Clan-Systems führt (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Gemäß der 2001 angenommenen Verfassung durften politische Parteien gegründet werden und an den Kommunalwahlen 2002 teilnehmen. Allerdings durften nur die drei in diesen Kommunalwahlen stärksten Parteien dauerhaft etabliert werden. Diese Vorgabe ist inspiriert vom nigerianischen Modell, um einer Zersplitterung der Parteienlandschaft vorzubeugen. Zunächst erhielten die UDUB (Ururka Dimuqraadiga Ummadda Bahawday, Union der Demokraten) sowie Kulmiye (Solidarität) und UCID (Ururka Caddaalada iyo Daryeelka, Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) die dauerhafte Zulassung. Nach den Wahlen 2010 verlor die UDUB die Zulassung, stattdessen wurde die Waddani-Partei im Rahmen eines festgelegten Verfahrens zugelassen. Politisches Engagement im Rahmen anderer Gruppen wird staatlicherseits beobachtet. Ggf. werden strafrechtliche Maßnahmen ergriffen (AA 04.03.2019).

Eine Besonderheit der Politik und Geschichte Somalias liegt in der Bedeutung der Clans. Clans sind auf gemeinsame Herkunft zurückgehende Großfamilienverbände mit einer bis zu siebenstelligen Zahl von Angehörigen. Die Kenntnis der Clanstrukturen und ihrer Bedeutung für die somalische Gesellschaft ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der politischen und historischen Entwicklungen in Somalia. Die übergeordneten Clans in Somalia sind die Hawiye, , Issaq, Dir und der Clanverbund der Digil-Mirifle bzw. Rahanweyn. Aufgrund des jahrzehntelangen Bürgerkriegs ist es nicht möglich, die genauen Zahlenverhältnisse www.ris.bka.gv.at Seite 6 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 der einzelnen Clans anzugeben. Hawiye, Darod, Issaq und Digil-Mirifle stellen wohl je 20 bis 25 Prozent der Gesamtbevölkerung, die Dir deutlich weniger. Über 95 Prozent aller Somalier fühlen sich einem Sub-Clan zugehörig, der genealogisch zu einem der Clans gehört. Auch diese Sub-Clans teilen sich wiederum in Untereinheiten auf. Die Zugehörigkeit zu einem Clan bzw. Sub-Clan ist ein wichtiges Identifikationsmerkmal und bestimmt, welche Position eine Person oder Gruppe im politischen Diskurs oder auch in bewaffneten Auseinandersetzungen einnimmt (AA Innenpolitik Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

AA, Auswärtiges Amt, Somalia, Innenpolitik, Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/somalia-node/-/203162)

Abstammungslinie

Die in der somalischen Gesellschaft übliche Art, seine Abstammungslinie aufzuzählen, heißt Abtirsiimo (auch Abtirsiin). Dies bedeutet wörtlich übersetzt "das Zählen der Väter". Ein Somali beginnt diese Aufzählung bei sich bzw. seinem eigenen Vater, nennt dann den Grossvater, den Urgrossvater etc. Die Linie setzt sich theoretisch fort bis zu den somalischen Gründervätern Samaale und Saab bzw. von diesen aus weiter über den Propheten Mohammed bis hin zum ersten Menschen, Adam. Im Rahmen dieser Aufzählung wird - beginnend auf der tiefsten Stufe - auch die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Clan-Stufen erwähnt. Dabei gibt es aber einen entscheidenden Unterschied zwischen der top-down-Aufzählung der Clanzugehörigkeit und der bottom- up-Aufzählung der Abstammungslinie. In der Abstammungslinie werden alle männlichen Vorfahren genannt, einschließlich jener, die einem Clan ihren Namen gegeben haben. Bei der Clanzugehörigkeit hingegen sind es nur eben jene, die einem Clan, Sub-Clan etc. ihren Namen gegeben haben. Nun ist aber der Stammvater des Sub- Clans meist nicht der Sohn des Clanvaters. In der Regel liegen zwischen ihnen mehrere Generationen. Diese werden bei der top-down-Aufzählung meist ausgelassen. Deshalb umfasst die bottom-up-Aufzählung (Abtirsiimo) deutlich mehr Positionen als die top-down-Aufzählung der Clanzugehörigkeit. Kinder beginnen üblicherweise ab dem Alter von etwa fünf bis acht Jahren, ihren Abtirsiimo zu lernen. Sie beherrschen diesen ab dem Alter von acht bis elf Jahren. Das Wissen wird ihnen von den Eltern oder Großeltern vermittelt. Abtirsiimo wird beispielsweise dann angewandt, wenn man das genaue Verwandtschaftsverhältnis zu einer anderen Person herausfinden möchte, wenn starke Clans ihre Dominanz gegenüber Minderheiten zeigen möchten, um berühmte Personen eines Clans zu preisen, und in Erbschaftsfragen. Er ist auch nützlich, um die Eltern oder Verwandten von unbegleiteten Kindern herauszufinden. Auch die berufsständischen Gruppen und teils die ethnischen Minderheiten haben einen Abtirsiimo. Der Unterschied zu den "noblen" Clans besteht darin, dass er nur bis zum Gründervater der Gruppe zurückreicht, nicht zu Samaale oder Saab; dies sind meist ungefähr 25 Generationen (SEM 31.05.2017).

(SEM, Staatssekretariat für Migration, EJPD, Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement, Focus Somalia, Clans und Minderheiten, 31.05.2017, https://www.sem.admin.ch/dam/data/sem/internationales/herkunftslaender/afrika/som/SOM-clans-d.pdf)

Isaaq/Issaq/Issak

Gemäß EASO August 2014 gibt es in Somalia vier "noble" Klanfamilien (Samaale), die ihren Ursprung auf einen mythischen gemeinsamen Vorfahren namens Samaal zurückverfolgen, der vom Propheten Mohammed abstammen soll: Darod, Hawiye, Dir und Isaaq (SFH 21.02.2018).

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensgrundlagen in der Bundesrepublik Somalia haben die Clans der Isaaq, Darrod und Dir im Norden des Landes mehr integrative soziale und politische Strukturen, ohne zentralen oder behördlichen Einfluss entwickelt, während die Clans im Süden vergleichswiese hierarchischer strukturiert sind und größeren Respekt vor Behörden haben. Während in den nördlichen Clans die Entscheidungen traditionell von Ältesten getroffen werden, was praktisch alle Männer eines bestimmten Alters bedeutet, ist einer der wichtige Institutionen in der südlichen Clanfamilie von Rahanwiin der Rat der Älteste, der Akhyaar (T.C. 23.08.2017).

Im Allgemeinen ist es eher unwahrscheinlich, dass irgendein Somali, der einer der mehrheitlich Clan-Familien (Hawiye, Darood, Dir oder Isaaq) - oder direkten Untergruppen oder assoziierten Unterclans angehört - in der Lage sein wird, eine begründete Angst vor Verfolgung bei der Rückkehr alleine auf der Grundlage seiner Clan Zugehörigkeit aufzuzeigen (U.K. Juni 2017). www.ris.bka.gv.at Seite 7 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Laut einer namentlich bekannten Quelle, gehört die "Mehrheit" der Menschen, die in Somaliland leben - darunter auch die drei Kandidaten für die Präsidentenwahl - dem Isaaq Clan an und damit ist die "Intra-Isaaq-Politik" ein entscheidender Aspekt bei jedem Wahlausgang (IRB 23.03.2018).

Laut einer gültige, undatierte Projektwebsite gibt vier große Clan-Familien (Darood, Hawiye, Isaaq und Sab). Diese unterteilen sich in zahlreiche Clans und Unterclans/Subclans, und eine Reihe von Minderheitengruppen, die nicht zu den dominanten Clan-Familien zählen. Die Isaaq leben hauptsächlich in den zentralen und westlichen Regionen des Nordens (ARC 25.01.2018).

Die sogenannt "noblen" Clanfamilien können ihre Abstammung auf einen mythischen gemeinsamen Vorfahren namens Hiil bzw. dessen Söhne Samaale und Saab zurückverfolgen, die vom Propheten Mohammed abstammen sollen. Die Somalis sehen sich darum als Nation arabischer Abstammung. Die meisten "noblen" Clanfamilien sind Nomaden, dazu zählen auch die Isaaq. Die Isaaq sind die wichtigste Clanfamilie in Somaliland, wo sie kompakt leben. Teils werden sie zu den Dir gerechnet (EJPD Mai 2017).

Zu den Mehrheitsclans gehören auch die Isaaq. Im Fall der Isaaq gibt eine Kontroverse darüber, ob Sie eine eigene Clan-Familie bilden. Dies wird durch die Isaaq selbst bestätigt. Da Somalier aus Südsomalia und die Majerteen behaupten, dass die Isaaq Teil der Dir sind. Die Isaaq haben Cousin-Beziehungen zu den Dir Gruppen wie dem Biymaal, Issa und Gadabursi. Isaaq sind die Hauptbewohner von Somaliland (obwohl sein derzeitiger Präsident aus der Gadabursi Gruppe kommt [ARC 25.01.2018]).

Somaliland, ausgenommen Sool und , wird vor allem von den Isaaq Clans Habar Awal, Habar Yonis, Habar Jeelo und Idagala bewohnt, und Ricthung Westen in Awdal von den Dir Clans Gadabursi und Issa. Diese Clan Repräsentation macht Somaliland homogener als Süd- und Zentralsomalia. Der Clan spielt immer noch eine zentrale Rolle in Politik, Wirtschaft und Alltag (EASO Dezember 2017).

Früher, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hatten die Ogaden eine beträchtliche Präsenz rund um Hargeisa (Somalilands Hauptstadt). Doch das hat sich in den 1940er Jahren geänderte. Seitdem wird Hargeisa von den Isaaq beherrscht. In Somaliland selbst sind der wichtigste Clan die Isaaq /Isaq/Issak, welche die meisten Regionen in Somaliland dominieren mit dem Gadabursi Clan in Awdal, dem Darood Subclan Warsangeli/Warsengeli der in Sool/Sol dominant ist und dem Darood Subclan Dulbahante/ Dhulbahante in den Sool und Sanaag/Sanag Regionen (IRB 23.11.2017).

Der Ceerigaabo/Erigabo Distrikt wird vor allem von dem Isaaq Subclan Habar Yonis im Norden bewohnt und vom Darod Unterclan Dulbahante im Süden. Der Ceel Afweyn Bezirk wird hauptsächlich vom Isaaq Subclan Habar Jeelo bewohnt (Anmerkung: es handelt sich um die Region Sanaag in Somaliland. Der Isaaq Subclan Habar Yonis lebt im östlichen Teil des Xudun Distrikts und im westlichen Teil des Stadtteils Laascaanood, während der Isaaq Subclan Habar Jeelo im Distrikt Caynabo lebt (Accord 14.06.2016).

Sowohl Forscher als auch Somalis machen widersprüchliche Angaben zu Clan Stammbäumen. So gelten die Isaaq teils als Clanfamilie, teils als Clan der Dir Clanfamilie. Die Zugehörigkeit einzelner Gruppen zu den Clans und Clanfamilien ist nicht nur eine ethnologische, sondern auch eine politische Frage (EJPD Mai 2017).

Die ethnischen Minderheiten und die Berufsgruppen werden von den Mehrheits-Clans nicht als Teil der somalischen Nation angesehen. Manche Angehörige berufsständischer Gruppen sehen sich aber als Nachkommen des jüngeren Bruders von Isaaq, dem Gründervater des Isaaq Clans (EJPD Mai 2017).

Die International Crisis Group (ICG), eine unabhängige, nicht profitorientierte Nicht-Regierungsorganisation, die mittels Informationen und Analysen gewaltsame Konflikte verhindern und lösen will, erwähnt in einem Bericht vom Oktober 2015, dass es nach dem Aufstieg des Clans der Habar Jeclo (Unterclan der Isaaq, Anm. Accord) mit dem Sieg Silanyos (Präsident von Somaliland, Anm. Accord) im Jahr 2010 zu einer weiteren "Nationalisierung" der seit langem bestehenden örtlichen Streitigkeiten und Missstände zwischen den Habar Jeclo und der Dhulbahante, insbesondere der Faraax Garaad (auch: Farah Garad, Anm. Accord), gekommen sei. Der Präsident Somalilands habe seine Versuche in den Jahren 2012 und 2013, die Spannungen mittels Nominierungen und örtlicher Waffenstillstandsabkommen zu vermindern, nicht fortgeführt. Die Entwicklung marginalisierter Regionen sei von Geschäftsinteressen der Isaaq begleitet mit gestiegener Militärpräsenz getrieben worden (Accord 14.06.2016).

(SFH, Schweizer Flüchtlingshilfe, Somalia, Präsenz von Al-Shabab und AMISOM in Janaale, Shabelle Hosse (Lower Shabelle); Tunni-Klan, 21.02.2018, www.ris.bka.gv.at Seite 8 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 https://www.ecoi.net/en/file/local/1426307/1788_1520588395_2102.pdf

EASO, Country of Origin Information Report, Somalia, Security situation, Dezember 2017, https://coi.easo.europa.eu/administration/easo/PLib/EASO_Somalia_security_situation_2017.pdf

IRB, Immigration and Refugee Board of Canada, Somalia, Anfragebeantwortung zum

Ogaden-Klan, 23.11.2017, https://irb-cisr.gc.ca/en/country-information/rir/Pages/index.aspx?doc=457304&pls=1

Accord, Anfragebeantwortung zu Somalia, Informationen zum Clan derDulahante, Zahl a-9663-1, 14.06.2016 https://www.ecoi.net/de/dokument/1099362.html

U.K. Home Office, Country Information and Guidance South and central Somalia, Majority clans and minority groups, Version 2.0 Juni 2017, https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/619552/Somalia_CPIN_majority_ clans_and_minority_groups_in_south_and_central_Somalia_2_0_June_2017.pdf

T.C., Tana Copenhagen (Autor), veröffentlicht von ReliefWeb, Informal Settlement Managers, Perception and reality in informal IDP camps in Mogadishu, 23.08.2017, http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/Understanding%20the%20Informal%20Settlement%20Man agers.pdf

EJPD, Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement, Staatssekretariat für Migration SEM, Focus Somalia, Clans und Minderheiten, 31.05.2017, https://www.sem.admin.ch/dam/data/sem/internationales/herkunftslaender/afrika/som/SOM-clans-d.pdf

ARC, Asylum Research Consultancy, Situation in South and Central Somalia (including Mogadishu), 25.01.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1423361/90_1517484171_2018-01-arc-country-report-on-south- and-central-somalia-incl-mogadishu.pdf)

IRB, Immigration and Refugee Board of Canada, Somalia, Anfragebeantwortung zu Somaliland, 2016 bis März 2018, 23.03.2018, https://irb-cisr.gc.ca/en/country-information/rir/Pages/index.aspx?doc=457430&pls=1)

Sicherheitslage

Der Alltag der Menschen vor allem im Süden und in der Mitte Somalias bleibt von bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den sie unterstützenden internationalen Kräften (AMISOM) einerseits und der radikalislamistischen Terrorgruppe al-Schabaab andererseits geprägt. Mit Waffengewalt ausgetragene Streitigkeiten zwischen rivalisieren Clans oder Sub-Clans kommen hinzu. In den Regionen Puntland und Somaliland ist die Lage insgesamt stabiler. In den zwischen Puntland und Somaliland umstrittenen Grenzregionen (Regionen Sool und Sanaag sowie im östlichen Teil der Region Togdheer) kam es in jüngerer Zeit wieder verstärkt zu bewaffneten Auseinandersetzungen, insbesondere um den umstrittenen Ort Tukaraq. Spannungen und gelegentliche bewaffnete Zusammenstöße gibt es auch in der Stadt Galkayo an der Südgrenze Puntlands mit Galmudug, die Lage hat sich aber seit der Durchführung gemeinsamer Polizeipatrouillen stark verbessert (AA Innenpolitik Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019).

Für westliche Staatsangehörige besteht in ganz Somalia (dies gilt auch für Somaliland und Puntland) ein sehr hohes Entführungsrisiko, ausländische Staatsangehörige werden auch immer wieder Opfer von Mordanschlägen. Außerordentlich gefährlich ist die Lage in Zentral- und Südsomalia, einschließlich des Großraums Mogadischu, wobei jedoch auch in den anderen Landesteilen wie Puntland (Nordosten) und Somaliland (Norden) mit extremer Unsicherheit, Entführungen sowie Terror- und Selbstmordanschlägen gerechnet werden muss. Im ganzen Land besteht die Gefahr von nicht explodierten Minen und Bomben. Sehr hohe Kriminalität (BMEIA Stand 01.10.2019 abgefragt 08.01.2020).

Somalia hat den Zustand eines failed state überwunden, bleibt aber ein fragiler Staat. Gleichwohl gibt es keine flächendeckende effektive Staatsgewalt. Die vorhandenen staatlichen Strukturen sind fragil und schwach. Die Autorität der Zentralregierung wird vom nach Unabhängigkeit strebenden Somaliland (Regionen Awdaal, www.ris.bka.gv.at Seite 9 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Wooqoi Galbeed, Toghdeer, Sool, Sanaag) im Nordwesten sowie von der die Regierung aktiv bekämpfenden, radikal-islamistischen al-Schabaab-Miliz in Frage gestellt (AA 04.03.2019).

Sicherheitskräfte führten im Juli 2019 mit Unterstützung der USA weiterhin Einsätze gegen die al-Schabaab durch. Bei unbestätigten Luftangriffen wurden am 11.07.2019 Berichten zufolge Dutzende al-Schabaab-Kämpfer in Jilib getötet. Unbekannte Bewaffnete hätten im Norden des Landes das Feuer auf ein Fahrzeug in Galkayo in Puntland eröffnet. Mindestens fünf Zivilisten wurden getötet. Bei einem US-Luftangriff am 27.07.2019 wurde ein Mitglied des Islamischen Staates in Somalia (ISIS) getötet. Streitkräfte Somalilands stießen am 10.07.2019 nahe Dhoob in der Region Sanaag mit Kräften von Colonel Arre zusammen, der 2018 von Somaliland nach Puntland übergelaufen war. Vier Soldaten wurden getötet. Bei weiteren Zusammenstößen in der Ortschaft Karin wurden Berichten zufolge zwei somaliländische Soldaten getötet. In der Region Gedo töteten Sicherheitskräfte zwischen 03. und 09.06.2019 fünf al-Schabaab-Kämpfer. Bei Angriffen der al-Schabaab auf kenianische Soldaten am 24.06.2019 wurden in Burgavo in Lower Juba neun al-Schabab-Kämpfer getötet. In der Region Bay wurden bei Zusammenstößen nahe Bur Eyle am 22.06.2019 elf Soldaten und fünf Kämpfer getötet. In der Region Lower Shabelle wurde bei einem Angriff der al-Schabaab auf einen Militärstützpunkt in Bulo Marer am 27.06.2019 drei Kämpfer und zwei Soldaten getötet, in Jamame wurden zudem mindestens acht Kämpfer getötet. Am 11.06.2019 nahmen die Streitkräfte Puntlands den Militärstützpunkt in Af-Urur kampflos ein, nachdem dieser zuvor, am 08.06.2019, von der al-Schabaab eingenommen worden war. Am 14. Juni 2019 kam es in der Region Sanaag zu Zusammenstößen zwischen Streitkräften Puntlands und Somalilands. Es wurden keine Toten oder Verletzten berichtet. Zwischen 04. und 25.06.2019 wurden laut US-Angaben sechs ISIS- Mitglieder und vier al-Schabaab-Kämpfer bei US-Luftangriffen getötet (Accord Sicherheitslage 04.12.2019).

Entwicklung von Konfliktvorfällen in der Bundesrepublik Somalia vom Juni 2017 bis Juni 2019:

Bild kann nicht dargestellt werden

(Accord 19.12.2019).

Im ersten Halbjahr 2019 kam es zu folgenden Konfliktvorfällen in der XXXX und Somaliland:

XXXX

XXXX

Somalialand:

In Awdal wurden zwei Vorfälle mit keinen Toten erfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Borama, Gargara.

In Sanaag wurden 18 Vorfälle mit vier Toten erfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Badhan, Ceerigaabo, Damale Xagare, Dararweyne, Garadag, Hadaaftimo, Xamilka, Xin-Galool, Yubbe.

In Sool wurden 17 Vorfälle mit sechs Toten erfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Gambadha, God Qaboobe, Kalabaydh, Laascaanood, Madareemin, Tuko Raq.

In Togdheer wurden 15 Vorfälle mit 33 Toten erfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Burco, Buuhoodle, Qar Goliis, Sheikh.

In Woqooyi Galbeed wurden 17 Vorfälle mit drei Toten erfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Berbera, Hargeysa, Mahamud Haybe, Wajaale, Xumba Wayne (Accord 19.12.2019).

Zwischen 05.05.2019 und 04.08.2019 war die Sicherheitslage weiterhin volatil. Es kam weiterhin zu von al- Schabaab verübter Gewalt, darunter Angriffen auf Regierungseinrichtungen und -personal, Sicherheitskräfte, internationale UNO-Partner und öffentliche Orte wie Hotels und Restaurants. Während des Ramadans vom 05.05.2019 bis 03.06.2019, kam es zu insgesamt 228 Zwischenfällen. Im Juni und Juli 2019 ging die Anzahl der Sicherheitsvorfälle signifikant zurück, jedoch kam es im Zuge mehrerer High-Profile-Terroranschläge zu einem Anstieg von Zwischenfällen mit improvisierten Sprengsätzen (Accord Sicherheitslage 04.12.2019). ad a) Somalia

www.ris.bka.gv.at Seite 10 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

In vielen Gebieten der Gliedstaaten Somalias und der Bundeshauptstadt Mogadischu herrscht Bürgerkrieg. In den von al-Schabaab befreiten Gebieten kommt es weiterhin zu Terroranschlägen durch diese islamistische Miliz. Am 14. Oktober 2017 kam es zu einem der verheerendsten Anschläge der Geschichte Somalias mit über 500 Todesopfern und zahlreichen Verletzten. Ein LKW brachte eine Sprengladung in einer belebten Kreuzung in Mogadischu zur Detonation. Die Al-Schabaab Miliz wird hinter dem Anschlag vermutet, hat sich jedoch nicht offiziell dazu bekannt Seitdem hat es wiederholt Anschläge im Stadtgebiet von Mogadischu mit bis zu 40 Todesopfern gegeben (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

In Somaliland, das sich 1991 unabhängig erklärt hat, aber bislang von keinem Staat anerkannt wird, wurde im somaliaweiten Vergleich das bislang größte Maß an Sicherheit, Stabilität und Entwicklung erreicht. Die erneute Verschiebung der Parlamentswahlen auf Ende 2019 wirft allerdings einen Schatten auf das vergleichsweise demokratische Somaliland (AA 04.03.2019). Sicherheitskräfte in Somaliland und Puntland stießen am 21.05.2019 in der Stadt Damalla-Hagare in der umstrittenen Region Sanaag in Nordsomalia aufeinander. Bei den Zusammenstößen wurden mindestens drei Menschen getötet (BAMF 27.05.2019).

Bei einer Operation US-gestützter somalischer Spezialeinheiten am 13.01.2019 in mehreren Ortschaften außerhalb der Stadt Janaale (Region Lower Shabelle) wurden 85 al-Schabaab-Kämpfer getötet, unter ihnen fünf ausländische Staatsangehörige, so ein somalischer Radiosender. Die ausländischen Kämpfer stammten aus Tansania, Ägypten, Mauretanien, Jemen und Syrien. Al-Schabaab tötete am 18.01.2019 nach eigenen Angaben 57 Soldaten bei einem Angriff auf einen äthiopischen Militärkonvoi nahe der Stadt Burhakaba (Region Bay). Die äthiopische Militärführung machte keine Angaben zur Anzahl der Opfer. Die US-Streitkräfte gaben bekannt, dass bei einem Luftangriff gegen al-Schabaab am 19.01.2019 nahe Jilib (Region Middle Juba) 52 Extremisten ums Leben gekommen seien. Die Operation soll nach Angriffen der al-Schabaab auf zwei Stützpunkte der somalischen Armee erfolgt sein, bei denen laut al-Schabaab mindestens 41 somalische Soldaten das Leben verloren (BAMF 21.01.2019).

Mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer ermordeten am 30.01.2019 einen Gemeindeältesten in Afgoye (Region Lower Shabelle). Das Opfer hatte an der Auswahl der Delegierten für die Parlamentswahl 2016/2017 teilgenommen. Mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer feuerten am 28.01.2019 Granaten auf einen Kontrollpunkt der Sicherheitskräfte in Jowhar (Region Middle Shabelle). Die Anzahl der Opfer ist nicht bekannt. AFRICOM tötete bei einem Luftangriff am 30.01.2019 in der Nähe der Ortschaft Shebeeley bei Beled Weyne (Region Hiraan) 24 Extremisten (BAMF 04.02.2019).

Ein al-Schabaab-Extremist ermordete in Boosaaso am 04.02.2019 einen italienischen Staatsangehörigen, der für die emiratische Gesellschaft DP World in der Verwaltung des Hafens von Boosaaso arbeitete. DP World hatte im Jahr 2017 einen Vertrag über 30 Jahre für die Verwaltung und Entwicklung des Hafens von Boosaaso erhalten. Dagegen hatten damals zahlreiche Einwohner der Stadt protestiert. Al-Schabaab-Angehörige ermordeten nahe der Ortschaft Dhanaane (Region Lower Shabelle) am 05.02.2019 zwei hochrangige Offiziere der somalischen Armee mit einer Sprengfalle. Am 04.02.2019 sollen bei einer Operation der somalischen Armee nahe dem Dorf Farsooley (Region Lower Shabelle) 40 al-Schabaab-Kämpfer getötet worden sein. Sechs Soldaten starben am 06.02.2019 bei einem Angriff der al-Schabaab auf einen Stützpunkt von somalischem Militär und Sicherheitskräften Jubalands in der Region Lower Juba. Bei einer US-gestützen Boden- und Luftoffensive des somalischen Militärs gegen al-Schabaab nahe Barire (Region Lower Shabelle) sollen am 07.02.2019 zehn Extremisten getötet worden sein. United States Africa Command (AFRICOM) unternahm mehrere Luftangriffe. Für einen Angriff am 05.02.2019 nahe Leego (Region Bay) wurden keine Opferzahlen bekanntgegeben. Bei Angriffen am 06.02.2019 nahe Gendershe (Region Lower Shabelle) und 07.02.2019 nahe Barire (Region Lower Shabelle) wurden elf bzw. vier Extremisten getötet. Ein weiterer Luftangriff am 08.02.2019 nahe Kismayo (Region Lower Juba) tötete acht al-Schabaab-Kämpfer (BAMF 11.02.2019).

Bei zwei Luftangriffen des United States Africa Command (AFRICOM) nahe der Stadt Janaale (Region Lower Shabelle) am 11.02.2019 wurden nach Angaben von U.S.-Angaben elf bzw. vier Extremisten getötet. Zivilisten sollen entgegen anderslautender Behauptungen der al-Schabaab nicht zu Schaden gekommen sein. Einheiten des somalischen Militärs und Sicherheitskräfte des Bundesstaates Jubaland griffen am 12.02.2019 Stützpunkte der al-Schabaab nahe der Stadt Jamame (Region Lower Juba) an. Flugzeuge unbekannter Herkunft unternahmen am 14.02.2019 nahe der Stadt El Adde (Region Gedo) einen Luftangriff, bei dem mindestens 13 al-Schabaab- Angehörige ums Leben gekommen sein sollen. Bei einem Angriff der al-Schabaab auf die Baledogle Airbase nahe Wanlaweyne (Region Lower Shabelle) kamen nach Angaben der Extremisten drei U.S.-Soldaten ums Leben. AFRICOM bestritt dies. Puntländische Sicherheitskräfte nahmen im Rahmen einer Operation gegen den IS nordöstlich der Stadt Boosaaso am 11.02.2019 mehrere Personen fest, die sich dem IS anschließen wollten (BAMF 18.02.2019).

www.ris.bka.gv.at Seite 11 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Eine Explosion von zwei Sprengfallen der al-Schabaab am 20.02.2019 zerstörte in Bardheere (Region Gedo) den gepanzerten Mannschaftswagen einer äthiopischen AMISOM-Patrouille. Die Anzahl der Opfer ist unbekannt. Al-Schabaab behauptete, am 21.02.2019 am Stadtrand von Afgoye (Region Lower Shabelle) somalische und amerikanische Soldaten eines Konvois mit einer Autobombe getötet zu haben. Der Angriff wurde nicht bestätigt. Am 21.02.2019 griffen al-Schabaab-Kämpfer nahe Balad (Region Middle Shabelle) einen Stützpunkt der somalischen Armee an. Es kam zu Verlusten auf beiden Seiten. Die Extremisten behaupteten, große Teile der Stadt erobert zu haben. Nach Berichten örtlicher Medien soll dies nicht zutreffen. Am 21.02.2019 kehrten 200 burundische AMISOM-Soldaten in ihre Heimat zurück. Forderungen der Afrikanischen Union (AU), Burundi solle 1.000 Soldaten seines etwa 5.400 Mann starken Kontingents bis Ende Februar aus Somalia abziehen, will die burundische Regierung nicht nachkommen. Sie droht mit einem Abzug all ihrer Soldaten, falls die AU auf der Forderung bestehe. Burundi stellt ca. ein Viertel der AMISOM-Soldaten und damit nach Uganda das zweitgrößte Kontingent. Im bisherigen Verlauf des Einsatzes verloren 800 bis 1.000 burundische Soldaten ihr Leben. Präsident Pierre Nkurunziza und Somalias Präsident Mohamed Abdullahi Farmajo forderten nach einem Treffen eine Dringlichkeitssitzung der AU zur Frage des Truppenabzugs. Die Beteiligung an AMISOM bedeutet eine Einkommensquelle in harter Währung für Burundi. Die AU bezahlt für das Kontingent rund 18 Mio. USD pro Quartal (BAMF 25.02.2019).

Am 25.02.2019 wurden neun Straßenreiniger am Stadtrand von Afgoye (Region Lower Shabelle) erschossen. Dieser Vorfall wird der al-Schabaab ebenso zugerechnet wie die Ermordung von zwei Zivilisten am 27.02.2019 in einem Internetcafé im Bezirk Bondhere von Mogadischu. Das Afrikakommando der USA (U.S. AFRICOM) unternahm am 23.02.2019 Luftangriffe auf Stützpunkte der al-Schabaab in der Ortschaft Qunyow Barrow (Region Middle Juba) nahe der Stadt Awdheegle (Region Lower Shabelle) sowie in der Stadt Janaale (Region Lower Shabelle). Zwei Extremisten sollen bei diesen Angriffen ums Leben gekommen sein. Bei weiteren Luftschlägen von AFRICOM auf Stellungen und Ausbildungslager der al-Schabaab wurden am 24.02.2019 nahe Beledweyne (Region Hiraan) 35 Extremisten, am 25.02.2019 nahe der Ortschaft Shebeeley (Region Hiraan) 20 sowie am 28.02.2019 ebenfalls in der Region Hiraan 26 Extremisten getötet. Al-Schabaab-Kämpfer überfielen am 27.02.2019 einen Stützpunkt der AMISOM nahe der Stadt Qoryoley (Region Lower Shabelle). Bei dem sich anschließenden Gefecht wurden mindestens drei somalische Soldaten verletzt (BAMF 04.03.2019).

Al-Schabaab behauptet, mehrere Gebiete in der Nähe der Stadt Bal'ad in der Region Middle Shabelle, nördlich von Mogadischu, erobert zu haben, nachdem sich die Somalische Nationalarmee (SNA) aus den Gebieten zurückgezogen hatte. Berichten zufolge haben die SNA-Kräfte ihre Positionen aus Streit um Lohnzahlungen aufgegeben (BAMF 01.04.2019).

Al-Schabaab-Kämpfer griffen am 31.03.2019 in der Stadt Qoryoley in der Region Lower Shabelle die somalischen Streitkräfte (SNA) und AMISOM an. Der Angriff konnte nach schweren Auseinandersetzungen abgewehrt werden. In letzter Zeit wurde zusätzlich von Kämpfen zwischen al-Schabaab und SNA/AMISOM in den Regionen Gedo und Lower and Middle Juba berichtet. Berichten zufolge schossen somalische Regierungskräfte am 04.04.2019 auf einen Bus mit Zivilisten in Ugunji in der Region Lower Shabelle. Eine Person wurde dabei getötet und sechs weitere Personen verletzt. Das United States Africa Command (US AFRICOM) erklärte am 05.04.2019, dass bei einem AFRICOM-Luftangriff am 01.04.2018 in Elbur, Region Galgudud, zwei somalische Zivilisten sowie vier al-Schabaab Kämpfer unbeabsichtigt getötet worden seien. Die Aussage erfolgte, nachdem Amnesty International im März 2019 behauptete, dass allein fünf der mehr als hundert US-Luftangriffe in Somalia seit 2017 mindestens 14 Zivilisten getötet hätten. Der Luftangriff in Elbur war nicht in dem Bericht Amnesty erwähnt (BAMF 08.04.2019).

Am 08.04.2019 wurden drei Zivilisten bei einer Explosion getötet. Ebenso wurden bei einem Attentatsversuch der al-Schabaab auf einen weiteren Polizisten am 11.04.2019 in Bosaso, Puntland, sechs Personen verletzt. Mindestens weitere sechs Menschen wurden am 11.04.2019 getötet, als bewaffnete Schützen das Feuer auf einen Bus eröffneten, der Zivilisten in der Nähe des Elash-Gebietes (15 km westlich von Mogadischu) transportierte. Das US Africa Command (US AFRICOM) führte am 09.04.2019 einen Luftangriff auf al-Schabaab bei Jilib in der unteren Jubba-Region durch, bei dem ein Kämpfer der al-Schabaab getötet worden sein soll. Der stellvertretende Führer des Islamischen Staates wurde Berichten zufolge am 14.04.2019 bei einem Luftangriff in der Region Bari getötet. AFRICOM stoppte nach einem Bericht von Amnesty International, in dem 14 zivile Todesfälle zwischen 2017 und 2018 auf AFRICOM-Luftangriffe zurückgeführt wurden, vorübergehend Luftangriffe in Somalia. Al-Schabaab soll am 06.04.2019 das Dorf Dag Adey in der Region Lower Jubba von den nationalen Sicherheitskräften erobert haben. Am 09.04.2019 kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Clans. Grund war ein Streit über einen Kontrollpunkt im Bezirk Wanlaweyn in der Region Lower Shabelle. Mindestens sieben Menschen wurden getötet (BAMF 15.04.2019).

Am 24.04.2019 wurden bei einer Explosion in Bosaso (Region Bari im Puntland) mehrere Menschen getötet. Zu der Tat bekannte sich der Ableger des IS in Somalia. Eine Bombe am Straßenrand traf am 15.04.2019 einen Militärkonvoi mit kenianischen Streitkräften, der zwischen Ras-Kamboni und Bur-Gabo (Region Lower Jubba) www.ris.bka.gv.at Seite 12 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 unterwegs war. Al-Schabaab übernahm die Verantwortung für den Angriff, bei dem mindestens 15 Soldaten ums Leben gekommen sein sollen. Al-Schabaab bekannte sich auch zu einem Anschlag auf äthiopische Soldaten, der am 14.04.2019 in der Nähe der Stadt Hudur (Region Bakool) sechs Tote gefordert haben soll. Ebenfalls am 14.04.2019 soll bei einem Luftangriff des US-Afrika-Kommando (Africom) im somalischen Puntland der stellvertretende Kommandeur der IS-Gruppe, Abdihakim Dhuqub, getötet worden sein. Am 27.04.2019 gab Africom bekannt, dass seine Spezialeinheiten bei einem weiteren Luftangriff in Nordsomalia drei IS-Terroristen getötet hätten (BAMF 29.04.2019).

United States Africa Command (US AFRICOM) führte am 08.05.2019 und 09.05.2019 in Puntland zwei Luftangriffe gegen den islamischen Staat im Golis-Gebirge durch. Die Angriffe sollen 17 Militante getötet haben (BAMF 13.05.2019).

Die somalische Polizei soll zwei Schüler, die in der Stadt Beledweyne in der Region Hiiran protestierten, erschossen haben. Die Schüler protestierten gegen die Entscheidung der Regierung, Prüfungen, die online vorab veröffentlicht wurden, nicht durchzuführen. Der somalische Ableger des islamischen Staates hat am 10.05.2019 vor dem Gerichtsgebäude in Bosaso in Puntland eine Bombe gezündet, die einen Richter treffen sollte. Bei dem Angriff wurden mindestens zehn Personen verwundet, der Richter selbst blieb unversehrt. Al-Schabaab griff am 14.05.2019 die Stadt Barire in der Region Lower Shabelle an. Die Somali National Army (SNA) hat den Angriff abgewehrt und 14 Militante getötet. Al-Schabaab hat Barire mehrmals angegriffen, seit die SNA-Streitkräfte die Stadt am 01.05.2019 eroberten (BAMF 20.05.2019).

Bei Luftangriffen des US Africa Command (US AFRICOM) sind mehrere Kämpfer der al-Schabaab getötet worden. Medien berichten von Einsätzen am 18.05.2019 in den Städten Buale und Jilib (Region Middle Jubba), am 22.05.2019 in der Nähe des Dorfes Beled Amin (Region Lower Shabelle) und am 24.05.2019 in den Golis Mountains in Puntland. Hier kam es bereits zwei Tage zuvor zu einem Luftangriff, bei dem zwei Kämpfer des Islamic State in Somalia (ISS) getötet wurden. Sicherheitskräfte in Somaliland und Puntland stießen am 21.05.2019 in der Stadt Damalla-Hagare in der umstrittenen Region Sanaag in Nordsomalia aufeinander. Bei den Zusammenstößen wurden mindestens drei Menschen getötet. Am 22.05.2019 sollen bei einem Angriff auf einen Stützpunkt der Somali National Army (SNA) in der Stadt Wajid (Region Bakool) fünf SNA-Soldaten getötet worden sein. Mutmaßliche Al-Schabaab-Kämpfer zündeten ebenfalls am 19.05.2019 im Bezirk Berdale (Region Bay) eine Bombe, die auf Sicherheitskräfte des South West State zielte. Zwei Soldaten wurden getötet und mehrere verletzt (BAMF 27.05.2019).

Am 25.05.2019 griffen Angehörige der al-Schabaab einen AMISOM-Stützpunkt in der Stadt Qoqani, Region Lower Jubba, an. Am 28.05.2019 soll die Somali National Army (SNA) vier al-Schabaab-Kämpfer im Distrikt Adale getötet haben. Am 30.05.2019 soll al-Schabaab einen AMISOM-Stützpunkt in Afmadow Stadt, Region Lower Jubba, attackiert haben (BAMF 03.06.2019).

Bei zwei Explosionen am 15.06.2019, die beide auf Kontrollpunkte in der Nähe des Flughafens und des Präsidentenpalastes in Mogadischu abzielten, wurden mehrere Personen getötet und verletzt. Al-Schabaab übernahm die Verantwortung für den Angriff. Am 03.06.2019 soll die Somali National Army (SNA) die Dörfer Ali Hared und Jungle im Bezirk Bardhere, Region Gedo, erobert haben. Mehrere al-Schabaab-Kämpfer wurden dabei getötet oder verletzt. Am 08.06.2019 eroberten al-Schabaab-Kämpfer die Stadt af-Urur nahe der Galgala Mountains in Puntland. Al-Schabaab-Kämpfer eroberten die Stadt, nachdem sich die Puntland Security Forces zunächst aus dem Gebiet zurückgezogen hatten, die Stadt jedoch am 11.06.2019 zurück eroberten. Somalische Danab Special Forces führten am 12.06.2019 eine Operation gegen al-Schabaab im Dorf Arare bei Kismayo durch. Berichten zufolge wurden mehrere al-Schabaab-Milizionäre getötet (BAMF 17.06.2019).

Berichten zufolge wurden am 16.06.2019 bei Luftangriffen des United States Africa Command (AFRICOM) zwei al-Schabaab-Kämpfer in der Nähe von Jilib (Middle Juba Region) getötet. Am 17.06.2019 fanden Kämpfe zwischen Milizionären von Mukhtar Robow und al-Schabaab in der Region Bakool statt. Al-Schabaab griff am 21.06.2019 äthiopische AMISOM-Soldaten in Baidoa Town, South West State, an. Dabei wurden fünf Soldaten getötet (BAMF 24.06.2019).

Am 12.06.2019 griffen Kämpfer der al-Schabaab ein Hotel in der Hafenstadt Kismayo an. 26 Personen sollen dabei getötet und 50 verletzt worden sein. Unter den Toten waren Politiker, Stammesführer und Journalisten aus Somalia und anderen Ländern. Diese hatten sich in dem Hotel versammelt, um anstehende Wahlen in Kismayo zu besprechen. Am 08. und 09.07.2019 wurden bei Explosionen von Landminen, die von Kämpfern der al- Schabaab gelegt worden sein soll, mehrere Zivilisten in der Nähe von der Stadt Dhobley (Region Lower Juba) und der Stadt Fafadun (Region Gedo) getötet und verletzt (BAMF 15.07.2019).

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Mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer haben am 14.07.2019 eine Bombe in einem Teehaus in Dhusamareb, der Hauptstadt der Region Galgududuud, gezündet. Die Explosion soll einen Soldaten getötet und fünf Personen verletzt haben, darunter einen regionalen Parlamentarier. Am 17.07.2019 griffen al-Schabaab-Kämpfer Soldaten der Somali National Army (SNA) in der Nähe von Barire Town in der Region Lower Shabelle an. Fünf Soldaten wurden getötet. Am 16.07.2019 griff al-Schabaab einen Militärkonvoi mit äthiopischen AMISOM-Soldaten im Dorf Halgan, in der Nähe der Stadt Beledweyne, Region Hiiran, an. Mehrere Menschen wurden getötet oder verwundet. Am 14.07.2019 soll die SNA mehrere Dörfer von al-Schabaab in der Region Lower Shabelle erobert haben. SNA sagte, dass 15 Militante bei der Operation getötet wurden. Militante des islamischen Staates in Somalia (ISS) stießen Berichten zufolge am 12.07.2019 vor dem Hotel Safa in Bosaso, Puntland, mit puntländischen Sicherheitskräften zusammen (BAMF 22.07.2019).

Am 22.07.2019 fuhr ein al-Schabaab-Selbstmordattentäter in einen Sicherheitskontrollpunkt vor dem Afrik Hotel nahe dem Aden Adde International Airport in Mogadischu. Bei dem Angriff kamen ca. 20 Menschen ums Leben und ca. 30 weitere wurden verletzt. Mehrere Menschen wurden getötet und verletzt, als sich eine Selbstmordattentäterin am 24.07.2019 in einem Regierungsgebäude in Mogadischu in die Luft sprengte. Unter den Verletzten befindet sich der Bürgermeister von Mogadischu, Abdirahman Omar Osman. Al-Schabaab übernahm die Verantwortung für den Angriff und erklärte, das eigentliche Ziel sei James Swan gewesen, UN- Sondergesandter für Somalia, der sich am selben Tag mit dem Bürgermeister im Gebäude getroffen habe. Am 23.07.2019 wurden acht Zivilisten getötet, als eine Landmine im Dorf Doonka außerhalb der Stadt Afgoye, Region Lower Shabelle explodierte. Berichten zufolge haben die Streitkräfte der Somali National Army (SNA) am 19.07.2019 bei einer Operation in der Nähe von Awdiinle Town, Region Bay, drei al-Schabaab-Kämpfer getötet. Al-Schabaab soll zehn burundische Soldaten der Afrikanischen Union (AU) getötet haben, als sie am 27.07.2019 ihren Konvoi zwischen Bad'ad und Galoley in der Region Middle Shabelle angriffen (BAMF 29.07.2019).

Eine Woche nachdem Addirahman Omar Osman, der Bürgermeister Mogadischus, am 24.07.2019 Opfer eines Selbstmordanschlags geworden war, erlag er am 01.08.2019 seinen Verletzungen, mindestens sechs weiter Personen wurden bei dem Anschlag getötet (BBC 01.08.2019).

In der vergangenen Woche wurde über mehrere Luftangriffe des US AFRICOM berichtet: Am 27.07.2019 wurde bei einem Angriff in den Golis-Bergen in Nordsomalia ein Kämpfer des Islamic State in Somalia (ISS) getötet; am 29.07.2019 wurden Stellungen der al-Schabaab in den Städten Jamame (Region Lower Jubba) und Buale (Region Middle Juba) angegriffen; am 01.08.2019 soll es erneut in Jamame sowie in der Stadt Jilib (Region Middle Jubba) zu Angriffen gekommen sein. Al-Schabaab nahe Medien haben die Luftangriffe in Jilib, Buale und Jamame im Juli bestritten. Von US AFRICOM wurde nur der Luftangriff vom 27.07.2019 bestätigt (BAMF 05.08.2019).

Truppen der Somalia National Army (SNA) und der AMISOM haben Berichten zufolge am 25.08.2019 die Stadt Burweyn in der Region Hiraan von al-Schabaab übernommen. Am gleichen Tag sollen 18 al-Schabaab-Kämpfer in Sablale, Region Lower Shabelle von Soldaten der SNA getötet worden sein (BAMF 02.09.2019).

Somalische Spezialeinheiten, die von Flugzeugen unterstützt wurden, führten am 04.09.2019 Operationen gegen al-Schabaab-Trainingslager in den Regionen Middle Juba und Lower Shabelle durch. Berichten zufolge wurden zwei al-Schabaab-Kommandanten getötet. Am 03.09.2019 soll bei einem Luftangriff der US-AFRICOM ein al- Schabaab-Kämpfer im Gebiet Jilib, Region Middle Juba, ums Leben gekommen sein (BAMF 09.09.2019).

Mindestens fünf Personen, darunter zwei Kinder, wurden getötet und mehrere andere verletzt, als am 11.09.2019 eine Landmine in der Nähe einer Polizeistation in Dinsor, Bay Region, gezündet wurde. Am 14.09.2019 wurden drei Menschen, darunter ein Regierungsbeamter, bei einer Landminenexplosion auf der Straße zwischen den Städten Balad und Jowhar in der Region Middle Shabelle getötet (BAMF 16.09.2019).

In der vergangenen Woche wurden mehrere Zusammenstöße zwischen al-Schabaab auf der einen Seite und der somalischen Nationalarmee, AMISOM sowie regionalen Sicherheitskräften auf der anderen Seite gemeldet. Darunter die Städte Jalalaqsi und Bulo Burde (Region Hiraan) sowie in Jamame (Region Lower Shabelle). Kampfflugzeuge der USA (US AFRICOM) führten am 17.09.2019 Luftangriffe gegen al-Schabaab bei Kismayo durch (BAMF 23.09.2019).

In Somalia setzen al-Schabaab Kämpfer ihre Angriffe gehen Regierungsmitarbeiter fort. Bei einem Anschlag in Mogadischu mit ferngezündetem Sprengstoff wurden mindestens drei Zivilisten getötet. Zivilisten waren in der vergangenen Woche Gewalt ausgesetzt, nachdem eine lokale Quelle behauptete, dass AMISOM Zivilisten in der Stadt Qoryooley (in Lower Shabelle) getötet hätten, angeblich als Vergeltung für einen al-Schabaab-Angriff auf ugandische Truppen (der AMISOM) in derselben Stadt. Während die Kämpfe in den Regionen Middle Shabelle, www.ris.bka.gv.at Seite 14 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Lower Shabelle und Banadir weitergingen, behaupteten Streitkräfte 13 al-Schabaab-Kämpfer in der Region Lower Juba getötet zu haben. Darüber hinaus nahm das US-Afrika-Kommando (AFRICOM) al-Schabaab- Kämpfer in der Stadt Kismayo ins Visier und tötete angeblich zwei Kämpfer (ACLED 25.09.2019).

In der vergangenen Woche wurden mehrere Zusammenstöße zwischen al-Schabaab auf der einen und der somalischen Nationalarmee, AMISOM, regionalen Sicherheitskräften und den Kenya Defence Forces auf der anderen Seite gemeldet. Diese Zusammenstöße ereigneten sich in Mogadischu, an einem Checkpoint in der Stadt Bal'ad (Region Middle Shabelle), im Gebiet Abdalla Birole (Region Lower Juba) sowie in den Gebieten Gendershe, Dhanaane, El Salin, Badhadhe und Qoryoley in der Region Lower Shabelle (BAMF 30.09.2019).

Am 29.09.2019 soll somalisches Militär mit Unterstützung von Einheiten der Afrikanischen Union bei einem Angriff auf einen Stützpunkt der al-Schabaab nahe der Stadt Awdheegle (Region Lower Shabelle) 20 Rebellen getötet haben. Bei zwei koordinierten Angriffen der al-Schabaab auf einen US-amerikanischen Konvoi auf dem Ballidogle-Flugplatz in Wanlaweyn (Region Lower Shabelle) sowie auf italienische Soldaten einer EU-Mission in Mogadischu, wurde ein Zivilist getötet. Am selben Tag führte US AFRICOM zwei Luftangriffe gegen die al-Schabaab durch, bei der zehn Rebellen getötet worden sein sollen. Sechs Soldaten starben, als al-Schabaab am 02.10.2019. im Gebiet Elasha Paul Biyaha in der Nähe von Mogadischu die von den USA ausgebildeten somalischen Danab-Spezialeinheiten angriff (BAMF 07.10.2019).

Al-Schabaab setzte ihre Angriffe mit Sprengstoff in der Region Lower Shabelle in Somalia fort und richtete sich in der vergangenen Woche speziell gegen AMISOM und andere ausländische Truppen. Am 30.09.2019 bombardierten Al-Schabaab-Kämpfer den US-Militärflugplatz in der Stadt Bali Doogle in Lower Shabelle in und griffen ihn an. Al-Schabaab behauptet 100 Soldaten getötet zu haben; laut einem Bericht von AFRICOM töteten US-Streitkräfte und das somalische Militär zehn Angreifer. Am selben Tag wurden in Mogadischu italienische Streitkräfte im Rahmen der Ausbildungsmission der Europäischen Union mit Sprengstoff, der von al-Schabaab- Kämpfern angebracht worden war, ins Visier genommen. Italiens Verteidigungsministerium teilte mit, dass bisher keine Verletzten gemeldet worden seien (ACLED 08.10.2019).

Bei einem Angriff von al-Schabaab auf der Straße zwischen Mogadischu und Afgooye am 08.10.2019 wurden vier Menschen getötet und fünf weitere verletzt. Al-Schabaab feuerte am 13.10.2019 Mörser in Anlagen der UN und der Afrikanischen Union in Mogadischu. Mehrere Personen wurden Berichten zufolge verletzt. Die Jubaland Security Forces behaupteten, al-Schabaab am 07.10.2019 aus mehreren Dörfern im Gebiet Abdale Birole, südwestlich von Kismayo, vertrieben zu haben. Berichten zufolge wurden 20 Kämpfer der al-Schabaab getötet. Eine Bombe tötete am 10.10.2019 auf einem Markt in der Stadt Jalalaqsi zwei Soldaten der AMISOM-Verbände und zwei Zivilisten. Hinter dem Attentat steht vermutlich al-Schabaab. Al-Schabaab hat am 09.10.2019 und 10.10.2019 mehrere Angriffe auf somalische Sicherheitskräfte (Militär und Polizei) in und um Mogadischu verübt und behauptete, einen Regierungsbeamten in Mogadischu, Bezirk Hodan, ermordet zu haben (BAMF 14.10.2019).

Al-Schabaab griff am 16.10.2019 AMISOM-Truppen in der Nähe von Baidoa an und tötete vier äthiopische AMISOM-Soldaten. Am 15.10.2019 soll al-Schabaab das Dorf el-Gelow (ca. 30 km von Mogadischu entfernt) in der Region Middle Shabelle erobert haben, nachdem sich die Truppen der Somali National Army (SNA) aus dem Dorf zurückgezogen hatten. SNA-Streitkräfte töteten am 13.10.2019 elf al-Schabaab-Mitglieder im Dorf Reydab, außerhalb der Stadt Bardhere in der Region Gedo, während al-Schabaab Steuern in Form von Vieh von der lokalen Bevölkerung einforderte. Am 13.10.2019 wurden der stellvertretende Gouverneur der Region Middle Shabelle, Mohamed Sugal, und sein Sohn in Jowhar, Region Middle Shabelle, getötet. Es wird vermutet, dass al- Schabaab für das Attentat verantwortlich ist. Al-Schabaab soll am 16.10.2019 in Mogadischu drei Zivilisten getötet und drei weitere verletzt haben. Ein Überläufer von al-Schabaab wurde angeblich am 13.10.2019 in Kismayo getötet. Das Opfer soll vor einem Jahr al-Schabaab verlassen haben (BAMF 21.10.2019).

In der vergangenen Woche wurden an verschiedenen Orten Kämpfe zwischen al-Schabaab, den nationalen Sicherheitskräften und AMISOM gemeldet, darunter im Dorf Daqalmow bei der Stadt Dhobley (Region Lower Juba) und in den Städten Bu'ale und Jamame (Region Middle Juba). Am 20.10.2019 wurden in der Städten Afgooye und in Kismayo jeweils ein Clanältester getötet. Niemand hat bisher die Verantwortung für die Morde übernommen. Al-Schabaab behauptete, am 24.10.2019 im Bezirk Waberi, Mogadischu, einen UN-Mitarbeiter getötet und einen Regierungsmitarbeiter verletzt zu haben (BAMF 28.10.2019).

Bei einem Bombenanschlag in Mogadischu am 28.12.2019 wurden knapp 100 Menschen getötet und Dutzende verletzt (Wiener Zeitung 28.12.2019, update 29.12.2019).

www.ris.bka.gv.at Seite 15 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

(BMEIA, Österreichisches Bundesministerium Europa, Integration und Äußeres, Somalia (Bundesrepublik Somalia), unverändert gültig seit 01.10.2019, Stand 08.01.2020, https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/reiseinformation/land/somalia

AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 21.01.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003650/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_21.01.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 04.02.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003641/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_04.02.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 11.02.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003657/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_11.02.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 18.02.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003659/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_18.02.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 25.02.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003661/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_25.02.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 04.03.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2003663/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_04.03.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 01.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2006127/Deutschland___Bundesamt_f%C3%BCr_Migration_und_Fl%C3%B Cchtlinge%2C_Briefing_Notes%2C_01.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 08.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010660/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_08.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 15.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010665/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_15.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 29.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010667/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_29.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 13.05.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010672/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_13.05.2019_%28deutsch%29.pdf

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BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 27.05.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010482/briefingnotes-kw22-2019.pdf www.ris.bka.gv.at Seite 16 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

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BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 17.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010680/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_17.06.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 24.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2012157/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_24.06.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 15.07.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2013151/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_15.07.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 22.07.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2013179/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_22.07.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 29.07.2019, file:///H:/01.%20IN%20ARBEIT/SOMALIA/Berichte%20Allgemein%20%2008.08.2019/BAMF_29.07.2019_( deutsch).pdf

BBC News, Mogadischus Bürgermeister stirbt nach Selbstmordbombenanschlag, 01.08.2019, https://www.bbc.com/news/world-africa-49197036

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 05.08.2019, file:///H:/01.%20IN%20ARBEIT/SOMALIA/Berichte%20Allgemein%20%2008.08.2019/BAMF,_05.08.2019_( deutsch).pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 02.09.2019, file:///H:/04.%20FÜR%20STICK/SOMALIA/BAMF,_02.09.2019_(deutsch).pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 09.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016900/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_09.09.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 16.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016909/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_16.09.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 23.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016920/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_23.09._2019_%28deutsch%29.pdf

ACLED, Armed Conflict Location & Event Data Project, Regional Overview, 25.09.2019, https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/acleddata.com- Regional%20Overview%20%20Africa%2025%20September%202019.pdf

AA, Auswärtiges Amt, Somalia, Innenpolitik, Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/somalia-node/-/203162

www.ris.bka.gv.at Seite 17 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 30.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2018350/briefingnotes-kw40-2019.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 07.10.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2018354/briefingnotes-kw41-2019.pdf

ACLED, Armed Conflict Location & Event Data Project, Regional Overview, 08.10.2019, https://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/acleddata.com- Regional%20Overview%20%20Africa%208%20October%202019.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 14.10.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2018357/briefingnotes-kw42-2019.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 21.10.2019, file:///H:/01.%20IN%20ARBEIT/SOMALIA/Berichte%20Allgemein%2002.12.2019/BAMF%2021.10.2019%2 0briefingnotes-kw43-2019.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 28.10.2019, file:///H:/01.%20IN%20ARBEIT/SOMALIA/Berichte%20Allgemein%2002.12.2019/BAMF%2028.10.2019%2 0briefingnotes-kw44-2019.pdf

Accord, Kurze Zusammenstellung der Sicherheitslage in Somalia, veröffentlicht 04.12.2019, https://www.ecoi.net/de/dokument/2020898.html

Accord, Kurzübersicht über Vorfälle aus dem Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED), Berichtzeitraum 1. Halbjahr 2019, 19.12.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2021741/2019h1Somalia_de.pdf

Wiener Zeitung, Knapp 100 Tote bei Bombenanschlag in Mogadischu, 28.12.2019, update 29.12.2019, https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/2044269-Schwerer-Bombenanschlag-in- Mogadischu.html)

Sicherheitslage in Mogadischu

Mogadischu bleibt weiterhin unter Kontrolle von Regierung und AMISOM (AI 24.02.2016). Es ist höchst unwahrscheinlich, dass al Schabaab wieder die Kontrolle über Mogadischu erlangt (DIS 09.2015; vgl. UKUT 03.10.2014, EASO 02.2016). Der Rückzug der formalen Präsenz der al-Schabaab aus Mogadischu ist dauerhaft. Es gibt in der Stadt auch kein Risiko mehr, von der al-Schabaab zwangsrekrutiert zu werden. Es gibt in Mogadischu keine Clanmilizen und keine Clangewalt (UKUT 03.10.2014; vgl. EGMR 10.09.2015), auch wenn einzelne Clans angeblich noch in der Lage sein sollen, Angriffe führen zu können (EASO 02.2016).

In Mogadischu gibt es eine Präsenz von AMISOM, somalischer Armee und Polizei, sowie des Geheimdienstes NISA. Es besteht keine Angst mehr, dass in Mogadischu wieder Bürgerkrieg herrschen könnte (LI 01.04.2016). Die Situation in Mogadischu ist nicht derartig, dass jeder Mensch in der Stadt einem Risiko entsprechend Artikel 3 EMRK ausgesetzt wäre (EGMR 10.09.2015; vgl. UKUT 03.10.2014). Die Stadtbewohner sind normalerweise nur dann betroffen, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind (LI 01.04.2016). Jeder Stadtbürger kann sein eigenes Risiko weiter minimieren, indem er Gebiete oder Einrichtungen meidet, die klar als Ziel der al-Schabaab erkennbar sind (UKUT 03.10.2014). EASO listet als angegriffene Ziel von Sprengstoffanschlägen der al- Schabaab vor allem Hotels (YSL Hotel, Central Hotel, Maka al-Mukarama Hotel, Jazeera Palace Hotel, Sahafi Hotel), Restaurants, Regierungseinrichtungen und -Konvois, Stellungen und Stützpunkte von Regierungskräften und AMISOM (EASO 02.2016).

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(BFA 10.2015; vgl. EASO 02.2016)

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Im Jahr 2018 setzten somalische Exekutivorgane in Mogadischu und anderen Großstädten mehrere Maßnahmen, die Anschläge störten und zu Strafverfolgungen und Verurteilungen führten (USDOS Terrorismus 01.11.2019).

Bei der Explosion einer Autobombe am 29.01.2019 starben im Stadtteil Bondhere in Mogadischu zwei Zivilisten, fünf weitere wurden verletzt. Al-Schabaab behauptete, sieben Regierungsmitarbeiter getötet zu haben. Vier Zivilisten, unter ihnen zwei ausländische Ingenieure, wurden bei der Explosion einer Sprengfalle am 29.01.2019 außerhalb von Mogadischu verletzt. Al-Schabaab-Kämpfer ermordeten am 31.01.2019 einen Offizier der somalischen Armee vor seinem Haus im Stadtteil Hamar Weyne von Mogadischu (BAMF 04.02.2019).

Bei der Explosion einer Autobombe vor dem Einkaufszentrum Hamar Weyne Market in Mogadischu starben am 04.02.2019 neun Zivilisten, mehrere weitere Personen wurden verletzt. Zu dem Anschlag, der einem Treffen von leitenden Beamten in einem Restaurant neben dem Einkaufszentrum gegolten haben soll, bekannte sich die al- Schabaab (BAMF 11.02.2019).

Bei Anschlägen der al-Schabaab in Mogadischu starben am 12.02.2019 im Stadtteil Hodan ein Polizist und im Stadtteil Dharkenley ein somalischer Soldat sowie am 13.02.2019 der Fahrer eines Abgeordneten des Bundesstaates Südwest im Stadtteil Hodan (BAMF 18.02.2019).

Am 20.02.2019 wurde im Bezirk Hodan von Mogadischu der stellvertretende Generalstaatsanwalt der somalischen Bundesregierung durch al-Schabaab-Kämpfer ermordet (BAMF 25.02.2019).

Al-Schabaab-Kämpfer ermordeten am 23.02.2019 im Bezirk Karan von Mogadischu ein Mitglied des Parlaments. Der al-Schabaab wird die Ermordung von zwei Zivilisten am 27.02.2019 in einem Internetcafé im Bezirk Bondhere von Mogadischu zugerechnet. Am 28.02.2019 stürmten al-Schabaab Kämpfer einen Hotel- und Geschäftskomplex an einer belebten Straße von Mogadischu. Erst am folgenden Tag gelang es den Sicherheitskräften, die Kontrolle über den Komplex wiederzuerlangen. Der Anschlag, für den al-Schabaab die Verantwortung übernahm, forderte nach offiziellen Angaben mindestens 20 Menschenleben; mehr als 60 Personen wurden verletzt (BAMF 04.03.2019).

Am 23.03.2019 griff al-Schabaab in Mogadischu ein Regierungsgebäude an, in dem sich zwei Ministerien befinden. Mehrere Menschen, darunter ein stellvertretender Minister, kamen durch zwei Explosionen sowie einem darauffolgenden Schusswechsel zwischen der Terrorgruppe und den somalischen Sicherheitskräften ums Leben. Bei einem Bombenattentat auf zwei mit Sicherheitskräften besetzte Kontrollpunkte in Mogadischu tötete al-Schabaab vier Soldaten und verletzte mehrere Zivilisten. Am 28.03.2019 zündete al-Schabaab eine Autobombe vor einem Restaurant in der Nähe des Wehliye Hotels an der Maka al-Mukarama Road im Hawl- Wadag-Distrikt in Mogadischu. Mindestens 15 Menschen wurden getötet (BAMF 01.04.2019).

Am 04.04.2019 explodierte eine Autobombe in der Nähe einer Polizeiakademie in Mogadischu. Mehrere Personen wurden getötet und verletzt (BAMF 08.04.2019).

Bei einem Attentatsversuch auf einen somalischen Polizisten am 10.04.2019 in Mogadischu wurde ein Zivilist verletzt. (BAMF 15.04.2019).

Bei Demonstrationen am 13.04.2019 und 14.04.2019 in Mogadischu sollen Sicherheitskräfte vier Teilnehmer getötet haben. Anlass der Kundgebung war der Tod eines Rikscha-Fahrers und seines Passagiers. Immer wieder sollen Polizisten in Mogadischu für den Tod von Rikscha-Fahrern verantwortlich sein, weil sie verdächtigt werden, die al-Schabaab zu unterstützen. Bei zwei Bombenanschlägen der Al-Schabaab auf eine Polizeistation und ein Hotel sind am 17.04.2019 in Mogadischu mindestens vier Personen getötet worden (BAMF 29.04.2019).

Bei einem Polizisten geltenden Bombenattentat der al-Schabaab in Mogadischu am 14.05.2019 sollen vier Menschen getötet worden sein. Am 12.05.2019 wurde ein türkischer Ingenieur bei einer Bombenexplosion in der Nähe der Kreuzung K-4 in Mogadischu getötet. Das Attentat wird ebenfalls al-Schabaab zugeschrieben (BAMF 20.05.2019).

Al-Schabaab-Kämpfer griffen am 22.05.2019 Regierungssoldaten an einem Kontrollpunkt in der Nähe des Präsidentenpalastes in Mogadischu mit einer Bombe an. Die berichteten Todeszahlen variieren zwischen fünf und 15. Unter den Toten war der ehemalige Außenminister Hussein Elabe Faahiye. Al-Schabaab-Kämpfer haben am 19.05.2019 eine Autobombe im Bezirk Hamar Weyne in Mogadischu gezündet. Niemand soll getötet worden sein (BAMF 27.05.2019).

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Am 29.05.2019 zündeten mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer drei Bomben neben drei verschiedenen Autobahnabschnitten in der Nähe von Mogadischu. Die Angriffe richteten sich gegen Fahrzeuge der SNA sowie der African Union Mission in Somalia (AMISOM) und forderten mehrere Opfer. Al-Schabaab zufolge soll am selben Tag zusätzlich die US-trainierte Spezialeinheit Somali Alpha Group im Weydow Distrikt, Mogadischu, angegriffen worden sein. Am 30.05.2019 soll al-Schabaab einen AMISOM-Konvoi in Heliwa Distrikt, Mogadischu, angegriffen haben. Durch einen Schusswechsel zwischen Regierungssoldaten im Bezirk Dharkaynlay in Mogadischu am 30.05.2019 sollen Berichten zufolge ein Regierungssoldat getötet und drei weitere Personen verletzt worden sein. Mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer sollen einen Clanältesten in Yaqshid Distrikt in Mogadischu am 27.05.2019 getötet haben (BAMF 03.06.2019).

Bei zwei Explosionen am 15.06.2019, die beide auf Kontrollpunkte in der Nähe des Flughafens und des Präsidentenpalastes in Mogadischu abzielten, wurden mehrere Personen getötet und verletzt. Al-Schabaab übernahm die Verantwortung für den Angriff (BAMF 17.06.2019).

Am 11.07.2019 wurde eine Person getötet, als eine Bombe in der Nähe der Polizeistation im Waberi Distrikt, Mogadischu explodierte. Am 08.07.2019 zündeten al-Schabaab-Kämpfer eine Bombe im Bezirk Hodan, Mogadischu. Die Anzahl der Opfer ist unbekannt. Am selben Tag kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Mitgliedern der al-Schabaab an einem Sicherheitskontrollpunkt in Mogadischu. Zwei Rebellen und ein Polizist sollen bei dem Zusammenstoß gestorben sein (BAMF 15.07.2019).

Am 17.07.2019 wurde eine Person bei der Explosion einer Autobombe in Mogadischu verletzt (BAMF 22.07.2019).

Am 22.07.2019 fuhr ein al-Schabaab-Selbstmordattentäter in einen Sicherheitskontrollpunkt vor dem Afrik Hotel nahe dem Aden Adde International Airport in Mogadischu. Bei dem Angriff kamen ca. 20 Menschen ums Leben und ca. 30 weitere wurden verletzt. Mehrere Menschen wurden getötet und verletzt, als sich eine Selbstmordattentäterin am 24.07.2019 in einem Regierungsgebäude in Mogadischu in die Luft sprengte. Unter den Verletzten befindet sich der Bürgermeister von Mogadischu, Abdirahman Omar Osman. Al-Schabaab übernahm die Verantwortung für den Angriff und erklärte, das eigentliche Ziel sei James Swan gewesen, UN- Sondergesandter für Somalia, der sich am selben Tag mit dem Bürgermeister im Gebäude getroffen habe (BAMF 29.07.2019).

Eine Woche nachdem Addirahman Omar Osman, der Bürgermeister Mogadischus, am 24.07.2019 Opfer eines Selbstmordanschlags geworden war, erlag er am 01.08.2019 seinen Verletzungen, mindestens sechs weiter Personen wurden bei dem Anschlag getötet (BBC 01.08.2019).

Ein mit Sprengstoff beladenes Auto explodierte am 02.09.2019 an einem Sicherheitskontrollpunkt in Mogadischu. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte, darunter auch Zivilisten. Ziel war mutmaßlich eine Steuerbehörde. Keine Gruppe übernahm die Verantwortung für den Angriff (BAMF 09.09.2019).

Mutmaßliche al-Schabaab-Kämpfer zündeten am 09.09.2019 eine Autobombe, die einen Polizisten in Mogadischu verletzte. Am 11.09.2019 feuerten al-Schabaab-Kämpfer Mörser auf das Präsidentengelände, Villa Somalia, sowie auf die äthiopische Botschaft in Mogadischu. Ein Zivilist wurde getötet und weitere Personen wurden verletzt (BAMF 16.09.2019).

Bei einem Angriff von al-Schabaab am 18.09.2019 in der Hauptstadt Mogadischu wurden mehrere Personen verletzt und getötet, darunter auch Zivilisten. Der Anschlag galt einem Regierungsbeamten, der überlebte (BAMF 30.09.2019).

In Somalia setzen al-Schabaab Kämpfer ihre Angriffe gehen Regierungsmitarbeiter fort. Bei einem Anschlag in Mogadischu mit ferngezündetem Sprengstoff wurden mindestens drei Zivilisten getötet (ACLED 25.09.2019).

Al-Schabaab griff am 26.09.2019 türkische Staatsangehörige in der Nähe des Kreuzung K5 in Mogadischu an. Dabei wurden zwei Personen verletzt (BAMF 30.09.2019).

Am 29.09.2019 wurden zwei Zivilisten in Mogadischu getötet, als al-Schabaab-Kämpfer AMISOM-Truppen mit einer Bombe angriffen. Die USA haben am 02.10.2019 nach 28 Jahren ihre Botschaft in Mogadischu wiedereröffnet. Die diplomatische Vertretung war während des Sturzes von Machthaber Siad Baare 1991 geschlossen worden (BAMF 07.10.2019).

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Am 30.09.2019 wurden in Mogadischu italienische Streitkräfte im Rahmen der Ausbildungsmission der Europäischen Union mit Sprengstoff, der von al-Schabaab-Kämpfern angebracht worden war, ins Visier genommen. Italiens Verteidigungsministerium teilte mit, dass bisher keine Verletzten gemeldet worden seien (ACLED 08.10.2019).

Al-Schabaab feuerte am 13.10.2019 Mörser in Anlagen der UN und der Afrikanischen Union in Mogadischu. Mehrere Personen wurden Berichten zufolge verletzt. Al-Schabaab hat am 09.10.2019 und 10.10.2019 mehrere Angriffe auf somalische Sicherheitskräfte (Militär und Polizei) in und um Mogadischu verübt und behauptete, einen Regierungsbeamten in Mogadischu, Bezirk Hodan, ermordet zu haben. Am 16.10.2019 töteten mutmaßliche Mitglieder der al-Schabaab drei Menschen und bei einem Bombenanschlag am 28.10.2019 mindestens zwei Zivilisten, ebenfalls in Mogadischu (BAMF 14.10.2019; Accord 04.12.2019).

In Banaadir wurden 370 Vorfälle mit 412 Totenerfasst und an folgenden Orten lokalisiert: Mogadishu, Mogadishu-Abdiaziz, Mogadishu-Bondhere, Mogadishu-Daynile, Mogadishu-Dharkenley, Mogadishu-Hamar Jabjab District, Mogadishu-Hamar Weyne, Mogadishu-Hawl Wadaag, Mogadishu-Heliwa, Mogadishu-Hodan, Mogadishu-Karan, Mogadishu-Kaxda, Mogadishu-Shangaani, Mogadishu-Waaberi, Mogadishu-Wadajir, Mogadishu-Wardhigley, Mogadishu-Yaqshid (Accord 19.12.2019).

Bei einem Bombenanschlag in Mogadischu am 28.12.2019 wurden knapp 100 Menschen getötet und Dutzende verletzt (Wiener Zeitung 28.12.2019, update 29.12.2019). Bei dem Anschlag mit einer Autobombe wurden mindestens 76 Personen getötet und 90 weitere verletzt (BBC 28.12.2019).

In Mogadischu kam es zu Demonstrationen gegen al-Schabaab, nachdem mehr als 80 Personen bei einem Bombenanschlag am 28.12.2019 getötet wurden (BBC 02.01.2020).

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Ziel der al-Schabaab ist es, die somalische Regierung und ihre Alliierten aus Somalia zu vertreiben und in Groß- Somalia ein islamisches Regime zu installieren. Außerdem verfolgt

www.ris.bka.gv.at Seite 23 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 al-Schabaab auch eine Agenda des globalen Dschihads und griff im Ausland Ziele an (EASO Februar 2016). Je höher der militärische Druck auf al-Schabaab anwächst, je weniger Gebiete sie effektiv kontrollieren, desto mehr verlegt sich die Gruppe auf asymmetrische Kriegsführung (Entführungen, Anschläge, Checkpoints) und auf Drohungen. Al-Schabaab wird bei der Anwendung dieser Taktik immer besser und stärker. Dabei ist auch die al- Schabaab in ihrer Entscheidungsfindung nicht völlig frei. Die Gruppe unterliegt durch die zahlreichen Verbindungen z.B. zu lokalen Clan-Ältesten auch gewissen Einschränkungen (BFA August 2017). Seit 2011 wurden die militärischen Kapazitäten der al-Schabaab durch AMISOM (African Union Mission in Somalia) und somalische Kräfte sowie durch innere Streitigkeiten beachtlich dezimiert (U.K. Juli 2017). Die Stärke der al- Schabaab wird im Schnitt mit ungefähr 7.000 Mann beziffert (BFA August 2017; vgl. LI 20.12.2017). Die Regionalhauptstadt Buale (Middle Juba) sowie die Bezirkshauptstädte Saakow, Jilib (Middle Juba), Jamaame (Lower Juba), Sablaale, Kurtunwaarey (Lower Shabelle), Diinsoor (Bay), Tayeeglow (Bakool), Ceel Buur, Ceel Dheere (Galgaduud) befinden sich unter Kontrolle der al-Schabaab. Alle anderen Regional- und Bezirkshauptstädte werden von anti-al-Schabaab-Truppen gehalten. Viele der Städte sind gleichzeitig auch Garnisonsstädte der AMISOM (BFA August 2017). Die Gebiete der al-Schabaab werden als relativ sicher beschrieben. Dort herrscht Frieden und eine Absenz an Clan-Konflikten (UNSOM 18.09.2017). In den von ihr kontrollierten Gebieten verfügt al-Schabaab über effektive Verwaltungsstrukturen, eine Art von Rechtsstaatlichkeit und eine effektive Polizei. Die Verwaltung der al-Schabaab wurzelt auf zwei Grundsätzen: Angst und Berechenbarkeit (BFA August 2017).

Die Armee war bis vor fünf Jahren sehr chaotisch organisiert und viele Soldaten sind zwischen 2009-2011 zu al- Schabaab übergelaufen. Derzeit gibt es 1-2 gute Spezialeinheiten, welche in Kooperation mit amerikanischen Spezialeinheiten herbe/erfolgreiche Schläge gegen al-Schabaab durchführen. Aktuell ist die al-Schabaab Führung auf der "Flucht" in Teilen Südsomalias (Stand Januar 2018) und versucht, sich von diesen Spezialeinheiten und US-Drohnenschlägen zu schützen. Außerdem wurden in letzten Jahren zahlreiche Trainings für die somalische Armee durchgeführt, die möglicherweise nicht viel "Outcome" haben, aber zumindest eine ganz gute Ausbildung bieten. Derzeit ist die somalische Armee jedenfalls auf einem besseren Weg als vor fünf bis sieben Jahren. Die angesprochene Dominanz von AMISOM (insbesondere am Flughafen) fundiert nicht nur auf geringer Kapazität der somalischen Armee, sondern weil (militärisch und nicht politisch) im Vorrang steht, strategische Punkte zu sichern (Flughafen = "Besitztum" von AMISOM). Auch die internationale Gemeinschaft wird von AMISOM geschützt (EU, UK etc.). Am Flughafen sieht man kaum Somalier - dies beruht nicht unbedingt auf einem Machtwunsch von AMISOM, sondern fußt auf einem Deal mit den internationalen Akteuren, die sich durch die Kontrolle von AMISOM sicherer fühlen. Die vorherrschende Erfahrung der Bevölkerung mit al-Schabaab ist, dass zwar mehr Steuern zu zahlen und strengere Regeln einzuhalten sind, sie aber keinen täglichen Repressionen durch al-Schabaab ausgesetzt sind. Es ist somit relativ friedlich und herrscht keine Kriminalität. Oft ist Somaliern die Stabilität, die mit der Herrschaft der al-Schabaab einhergeht, nicht unrecht (Professor Dr. Höhne 26.01.2018).

Im November 2018 übernahm al-Schabaab die Verantwortung für einen Anschlag, bei dem Selbstmordattentäter zwei Autobomben in einem Hotel in der Nähe des Hauptquartiers der somalischen Kriminalpolizei in Mogadischu in Brand setzten und dabei mindestens 17 Menschen töteten. Al-Schabaab hat schätzungsweise zwischen 7.000 und 9.000 Mitglieder. Al-Schabaab hat die volle Kontrolle über die großen städtischen Zentren in Somalia verloren. Im September 2012 verlor die Gruppe die Kontrolle über Kismayo, einen wichtigen Hafen, den sie nutzte, um Lieferungen und Finanzierungen mithilfe von Steuern zu erhalten. Im Oktober 2014 verlor al- Schabaab einen weiteren strategischen Hafen in Baraawe an AMISOM und somalische Truppen. Trotz dieser Verluste kontrollierte al-Schabaab im Jahr 2018 große Teile ländlicher Gebiete in den Regionen Middle Juba und Lower Juba, sowie die Regionen Gedo, Bakol, Bay und Shabelle. Al-Schabaab hielt ihre Präsenz im Norden Somalias entlang der Golis-Berge und in größeren städtischen Gebieten Puntlands aufrecht und startete 2018 mehrere Angriffe auf Ziele in den Grenzregionen Kenias (USDOS Terrorismus 01.11.2019).

Das United States Africa Command (US AFRICOM) erklärte am 03.06.2019, dass der Islamische Staat in Somalia (ISS) weiterhin rekrutiert und derzeit etwa 300 Kämpfer hat. Davon operieren die meisten in Puntland. AFRICOM hat seit April 2019 mehrere Luftangriffe gegen den ISS durchgeführt (BAMF 17.06.2019).

In Somalia berichteten die Mitgliedstaaten, dass die bisherige beunruhigende Ruhe zwischen al-Schabaab und ISIL (Islamischer Staat im Irak und der Levante) nicht lange gedauert hat. In Puntland, wo der ISIL kleinere Überfälle gemacht hatte, und in Mogadischu kam es Anfang 2019 zu Zusammenstößen. Der ISIL in Somalia geriet sowohl wegen al-Schabaab, als auch wegen fortgesetzter Einsätze der AMISOM (African Union Mission in Somalia), unter Druck. Al-Schabaab war danach in der Lage, einige ISIL-Stützpunkte in Puntland zu besetzen und den ISIL in den Untergrund zu zwingen, sogar in seiner Hochburg Ceelasha Biyaha in der Nähe von Mogadischu. Ungeachtet dieser Rückschläge gelang es dem ISIL, einige operative Stützpunkte zu erhalten und er konnte immer noch begrenzt tödliche Anschläge gegen Geschäftsleute und Regierungsbeamte in Boosaaso durchführen (UNSC 31.07.2019).

www.ris.bka.gv.at Seite 24 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 ad a) Somalia

Die Grundsätze der Gewaltenteilung sind in der Verfassung von 2012 niedergeschrieben. Allerdings ist die Verfassungsrealität eine andere. In den tatsächlich von der Regierung kontrollierten Gebieten sind die Richter einer vielfältigen politischen Einflussnahme durch staatliche Amtsträger ausgesetzt. In den unter Kontrolle der al-Schabaab-Miliz stehenden Gebieten wird das Prinzip der Gewaltenteilung gemäß der theokratischen Ideologie der al-Schabaab nicht anerkannt. Zu den anderen, weder von Regierung, noch von al-Schabaab, sondern von weiteren Clan- oder anderen Milizen kontrollierten Gebieten liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Es ist aber nach Einschätzung von Beobachtern davon auszugehen, dass Rechtsetzung, Rechtsprechung und Rechtsdurchsetzung zumeist in der Hand einer kleinen Gruppe von Notabeln (z. B. "Clanältesten") liegen. Von einer Gewaltenteilung ist nicht auszugehen (AA 04.03.2019).

Berichten zufolge haben die Streitkräfte von SNA und AMISOM am 01.04.2019 das von al-Schabaab kontrollierte Dorf Sabiid, 40 km südwestlich von Mogadischu in der Region Lower Shabelle, erobert (BAMF 08.04.2019). ad b) Somaliland

Die Ausführungen zu Somalia gelten analog mit der Einschränkung, dass in Somaliland keine Gebiete dauerhaft unter der Kontrolle der al-Schabaab-Miliz stehen (AA 04.03.2019).

(EASO, Country of Origin Information Report, Somalia, Security situation, Februar 2016, https://coi.easo.europa.eu/administration/easo/PLib/EASO-Somalia-Security-Feb2016.pdf

BFA, Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Sicherheitslage in Somalia, Bericht zur österreichisch- schweizerischen FFM, August 2017, http://www.ecoi.net/file_upload/5209_1502195321_ffm-report-somalia-sicherheitslage-onlineversion-2017-08- ke.pdf

LI, Landinfo, Somalia - Kjønnslemlestelse av kvinner, 14.09.2011, https://landinfo.no/asset/1747/1/1747_1.pdf

AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

UNSOM, United Nations Assistance Mission in Somalia, Countering AlShabaab Propaganda and Recruitment Mechanisms in South Central Somalia, 18.09.2017, https://unsom.unmissions.org/sites/default/files/countering_alshabaab_propaganda_and_recruitment_mechanism s_report_final__14_august_2017.pdf

U.K. Home Office, Country Policy and Information Note Somalia (South and Central), Fear of Al-Shabaab, Version 2.0, Juli 2017, https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/629570/Somalia_-_Al-Shabaab_- _CPIN_-_v2_0.pdf

Professor Dr. Markus Virgil Höhne, promovierter Ethnologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethnologie Universität Leipzig, Autor vieler Publikationen zur Bundesrepublik Somalia und zum Horn von Afrika, Fragebeantwortung im Rahmen eines Vortrages bzw. eines Seminars für Richter des Bundesverwaltungsgerichts zur Bundesrepublik Somalia am 26.01.2018; [email protected]

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 08.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010660/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_08.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 17.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010680/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_17.06.2019_%28deutsch%29.pdf

UNSC, UN Security Council, Berichte zur Gruppe Islamischer Staat und mit ihr verbündeter Gruppen, 31.07.2019, S/2019/612, https://undocs.org/S/2019/612 www.ris.bka.gv.at Seite 25 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

USDOS, U.S. Department of State, Country Report, Terrorismus 2018, Somalia, 01.11.2019, https://www.state.gov/reports/country-reports-on-terrorism-2018/#Somalia)

Justiz ad a) Somalia

Die Grundsätze der Gewaltenteilung sind in der Verfassung von 2012 niedergeschrieben. Allerdings ist die Verfassungsrealität eine andere. In den tatsächlich von der Regierung kontrollierten Gebieten sind die Richter einer vielfältigen politischen Einflussnahme durch staatliche Amtsträger ausgesetzt. In den unter Kontrolle der al-Schabaab-Miliz stehenden Gebieten wird das Prinzip der Gewaltenteilung gemäß der theokratischen Ideologie der al-Schabaab nicht anerkannt. Zu den anderen, weder von Regierung, noch von al-Schabaab, sondern von weiteren Clan- oder anderen Milizen kontrollierten Gebieten liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Es ist aber nach Einschätzung von Beobachtern davon auszugehen, dass Rechtsetzung, Rechtsprechung und Rechtsdurchsetzung zumeist in der Hand einer kleinen Gruppe von Notabeln (z. B. "Clanältesten") liegen. Von einer Gewaltenteilung ist nicht auszugehen (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Die Ausführungen zu Somalia gelten analog mit der Einschränkung, dass in Somaliland keine Gebiete dauerhaft unter der Kontrolle der al-Schabaab-Miliz stehen (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019)

Sicherheitsbehörden ad a) Somalia

Aufgrund des andauernden Bürgerkriegs spielen die Sicherheitsorgane eine herausgehobene Rolle. Sie arbeiten in der Regel in einem Kontext humanitären Völkerrechts. Gleichwohl bleibt die tatsächliche zivile Kontrolle über die Sicherheitskräfte und insbesondere die justizielle Verantwortlichkeit einzelner Mitglieder der Sicherheitsorgane in den meisten Fällen schwach bis inexistent. Hinzukommt, dass der Sold sehr unregelmäßig ausgezahlt wird. Ausbildung und Training im Menschenrechtsbereich werden zwar zunehmend international unterstützt, für die Mehrzahl der regulären Kräfte muss jedoch weiterhin davon ausgegangen werden, dass ihnen die völkerrechtlichen Rahmenbedingungen ihres Handelns nur äußerst begrenzt bekannt sind. Für die regierungsnahen Milizen gilt dies erst recht. Von Seiten der Kämpfer der al-Schabaab-Miliz wird ein völkerrechtlicher Rahmen als solcher nicht anerkannt (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Aufgrund des weiterhin ungeklärten internationalen Status Somalilands, einer möglichen Infiltration durch radikal-islamistische Gruppen und der ungeklärten Grenze zu Puntland haben die Sicherheitsorgane eine besonders starke Stellung. Ihre zivile Kontrolle durch die politischen Führer ist stärker als im Rest des Landes, aber gleichwohl lückenhaft. Auch in Somaliland wurden entgegen der Verfassung nach wie vor Zivilpersonen vor Militärgerichte gestellt und von diesen verurteilt. Im Kalenderjahr 2016 kam es zu 29 dokumentierten solchen Fällen in Hargeisa, aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Die Verfahren der Militärgerichte waren in der Regel unzureichend, beschränkten das Recht auf Rechtsbeistand und ignorierten die grundlegenden Standards eines fairen zivilrechtlichen Strafverfahrens (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019)

Folter/Unmenschliche Behandlung ad a) Somalia

www.ris.bka.gv.at Seite 26 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Die Aktionen der staatlichen Sicherheitskräfte und insbesondere der Nachrichtendienst NISA entziehen sich oftmals der öffentlichen Kontrolle. Gleichzeitig bekennt sich die Regierung zu ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen. Vorwürfe aufgrund systematischer Verfolgung werden nicht erhoben. Jedoch kann im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, dass Sicherheitskräfte den entsprechenden völkerrechtlichen Verpflichtungen nicht nachkommen und bei Verstößen straffrei davonkommen. In den von al-Schabaab kontrollierten Gebieten ist regelmäßig von unmenschlicher Behandlung im Sinne des Übereinkommens auszugehen, wenn einzelne Personen gegen die Interessen von al-Schabaab handeln oder dessen verdächtigt werden (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Auch die dortigen Sicherheitskräfte entziehen sich in ihrem Handeln weitgehend der öffentlichen Kontrolle. Vorwürfe aufgrund systematischer Verfolgung werden nicht erhoben (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019)

Korruption/Dokumente

In den Jahren 2017 und 2018 belegte Somalia im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International Platz 180 von 180 (TI 2017, TI 2018).

Somalia steht auf dem letzten Platz des Korruptionswahrnehmungsindexes von Transparency International. Für Somalier ist es einfach, echte Dokumente (fast jeden) unwahren Inhalts zu besorgen. Das gilt auch für unrichtige Pässe der Nachbarländer Dschibuti, Äthiopien und Kenia. In Somalia selbst, aber auch in den von Somaliern bewohnten Enklaven, z. B. dem Stadtteil Eastleigh in Nairobi, werden gefälschte somalische Reisepässe ebenso wie zahlreiche andere gefälschte Dokumente zum Verkauf angeboten (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

TI, Transparency International, Corruption Perceptions Index 2017, Somalia, https://www.transparency.org/country/SOM

TI, Transparency International, Corruption Perceptions Index 2018, Somalia, https://www.transparency.org/country/SOM)

Menschenrechte

Seit dem Ende der Übergangsperiode und dem Beginn des New Deal Prozesses 2013 wurde wiederholt der politische Wille zur umfassenden Reform des Staatswesens (Etablierung von Rechtsstaatlichkeit, Schutz von Menschenrechten, Demokratisierung, Föderalisierung) bekundet. Die Verfassungen für Gesamtsomalia, Puntland und Somaliland bestimmen den Islam zur Staatsreligion und das islamische Recht ("Schari'a") zur grundlegenden Quelle für die staatliche Gesetzgebung. Die Verfassungen bekennen sich aber gleichzeitig zu Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung. Unabhängig von staatlichen Bestimmungen und insbesondere jenseits der Bereiche, in denen die staatlichen Stellen effektive Staatsgewalt ausüben können, sind islamische und lokale Traditionen und islamisches Gewohnheitsrecht weit verbreitet. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (MMR) hat 1993 das Mandat des Unabhängigen Experten zur Beobachtung der Menschenrechtslage in Somalia geschaffen. Seit 2014 wird das Amt von Herrn Bahame Nyanduga (TZA) bekleidet. Er besuchte vier Mal das Land, zuletzt 2018. Somalia wurde zum 01.01.2019 als ordentliches Mitglied des UN Menschenrechtsrates berufen und hat dort einen Sitz bis 2021 (AA 04.03.2019). ad a) Somalia

Der Schutz der Menschenrechte ist in der Verfassung verankert, ebenso wie die prägende Rolle der Schari'a als Rechtsquelle. Somalia hat folgende Menschenrechtsabkommen ratifiziert:

Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung

Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte www.ris.bka.gv.at Seite 27 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte

Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe

Übereinkommen über die Rechte des Kindes

Abkommen und Protokoll über die Rechtsstellung der Flüchtlinge

Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (ratifiziert am 02.10.2018).

Am 31.12.2018 unterschrieb der somalische Präsident Mohamed Abdullahi Farmaajo ein nationales Gesetz zur Einrichtung einer unabhängigen Agentur für Menschen mit Behinderung. Diese soll durch staatliche Mittel finanziert werden und die Rechte körperlich behinderter Personen im Land wahren. Folgende VN-Konventionen und Zusatzprotokolle sind nach wie vor nicht ratifiziert:

Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) von 1981

Internationales Übereinkommen zum Schutz aller Personen vor dem Verschwindenlassen (CED) von 2010

Zusatzprotokoll (CAT-OP) zur Antifolter-Konvention von 2006

Zusatzprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes zu Kinderhandel/Kinderprostitution/Kinderpornografie (CRC-OP-AC) von 2000

Zweites Zusatzprotokoll zum ICCPR zur Abschaffung der Todesstrafe von 1991 (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Der Schutz der Menschenrechte ist in der Verfassung verankert - ebenso wie die prägende Rolle der Schari'a als Rechtsquelle (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019)

Religion

Repressionen aufgrund der Religion spielen in Somalia fast keine Rolle, da es außer den Entsandten, z.B. der Vereinten Nationen, praktisch keine Nicht-Muslime im Land gibt. Über 99% der Somalier sind sunnitische Muslime (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019)

Todesstrafe

Die Todesstrafe wird in allen Landesteilen verhängt und vollzogen, allerdings deutlich seltener in Gebieten unter der Kontrolle der jeweiligen Regierung/Behörden und dort nur für schwerste Verbrechen. Im Jahr 2018 wurden mindestens 29 Personen zum Tode verurteilt. Insgesamt wurden nach Informationen von UNSOM im selben Jahr acht Todesurteile vollstreckt (HRPG Reports Jan-Okt 2018). Problematisch ist in allen Landesteilen die häufige Rechtsprechung durch Militärgerichtshöfe in sog. "Hochrisikofällen", die relativ deutlich öfter zur Verhängung der Todesstrafe führt als dies bei zivilen Gerichten der Fall ist. In den von al-Schabaab beherrschten Landesteilen wird die Todesstrafe auch für Ehebruch und "Kooperation mit den Feinden des Islam" (d. h. mit der Regierung, der AU-Mission AMISOM, den VN oder Hilfsorganisationen) verhängt und öffentlich, z. T. durch Steinigung, vollzogen. Eine Zusicherung der Nichtverhängung oder des Nichtvollzugs der Todesstrafe erreichen zu können erscheint im Hinblick auf die jeweiligen Regierungen sehr unwahrscheinlich, im Hinblick auf die von al-Schabaab kontrollierten Gebiete aussichtslos. Zusätzlicher Fokus auf Somaliland: Nachdem die Todesstrafe nach 9-jährigem Moratorium 2015 wieder eingeführt worden war, kam es auch im Berichtszeitraum zu Hinrichtungen durch staatliche Stellen. Die durch die Verfassung und das Strafgesetzbuch Somalilands erlaubte www.ris.bka.gv.at Seite 28 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Todesstrafe wurde im Gesamtjahr 2016 sieben Mal vollstreckt und damit genauso häufig wie im Jahr zuvor. Aktuelle Zahlen liegen bislang nicht vor (AA 04.03.2019).

Es gab insgesamt 14 Exekutionen im Jahr 2016 in Somalia, davon 01 in Puntland, 06 in Somaliland und 07 im Gebiet der Zentralregierung (AI 11.04.2017). Die Zahl der Exekutionen betrug im Jahr 2017 24, davon 12 in Puntland und 12 im Gebiet der Zentralregierung (AI 12.04.2018). Somalia hat seine Exekutionen halbiert, von 24 im Jahr 2017 auf 13 im Jahr 2018; davon erfolgten 10 in Jubaland und drei im Gebiet der Zentralregierung (AI 10.04.2019).

Ein Militärgericht verurteilte einen al-Schabaab-Extremisten zum Tod, der für schuldig befunden worden war, den Anschlag in Mogadischu vom Oktober 2017 mit mehr als 500 Toten geplant zu haben. Ein weiterer al- Schabaab-Angehöriger wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er soll das Fahrzeug, mit dem der Anschlag ausgeführt wurde, beschafft haben (BAMF 12.02.2018).

Berichten zufolge wurden am 14.06.2019 als Vergeltung für die Ermordung eines Polizisten durch al-Schabaab am Rande der Stadt Galkayo (Region Mudug) neun Zivilisten von einer lokalen Miliz getötet. Die Zivilisten, die alle zum Rahanweyn-Klan gehörten, standen im Verdacht, mit al-Schabaab zusammenzuarbeiten (BAMF 17.06.2019).

Berichten zufolge hat das somalische Militär drei Mitglieder von al-Schabaab hingerichtet, die wegen eines Angriffs auf das Hotel Nasa-Hablod in der Hauptstadt Mogadischu im Oktober 2017 verurteilt worden waren. Bei dem Angriff wurden 18 Menschen getötet und 47 weitere verletzt (BAMF 15.07.2019).

Ein Militärgericht in Mogadischu hat am 02.09.2019 einen Polizisten zum Tode verurteilt. Er wurde am 26.07.2019 in Mogadischu für schuldig befunden, einen Jugendlichen getötet zu haben. Somalische Militärgerichte verhängen und vollstrecken regelmäßig Todesurteile (BAMF 09.09.2019).

In Somalia wird die Todesstrafe vor allem von Militärgerichten verhängt. Im vergangenen Jahr wurden in Somalia nach Angaben von Amnesty International 13 Menschen hingerichtet, halb so viele wie noch in 2017 (BAMF 11.11.2019).

(BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 12.02.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1424838/5734_1519115760_deutschland-bundesamt-fuer-migration-und- fluechtlinge-briefing-notes-12-02-2018-deutsch.pdf

AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

AI, Amnesty International, Death Sentences and Executions 2016, 11.04.2017, https://www.amnesty.org/en/documents/act50/5740/2017/en

International, Death Sentences and Executions 2017, 12.04.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1429291/90_1523523827_act5079552018english.pdf

AI, Amnesty International, Death Sentences and Executions 2018, 10.04.2019, https://www.amnesty.org/download/Documents/ACT5098702019ENGLISH.PDF

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 17.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010680/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_17.06.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 15.07.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2013151/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_15.07.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 09.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016900/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_09.09.2019_%28deutsch%29.pdf

www.ris.bka.gv.at Seite 29 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 11.11.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2020352/briefingnotes-kw46-2019.pdf)

Grundversorgung

UNHCR berichtete am 11.04.2019, dass dieses Jahr zwischen Januar und März mehr als 137.000 Menschen wegen Dürre, dem anhaltenden bewaffneten Konflikt und Zwangsräumungen vertrieben wurden. Die Dürre hat Somaliland und Puntland sowie die Regionen Mudug und Galgaduud am stärksten getroffen. Viele Menschen sind in städtische Gebiete geflohen. Laut der UN gibt es derzeit insgesamt 2,6 Millionen Binnenvertriebene innerhalb Somalias (BAMF 15.04.2019). ad a) Somalia

Die Deyr-Regenzeit (Oktober bis Dezember 2018) war in vielen Teilen der Bundesrepublik Somalia unterdurchschnittlich bis mager. Es wird vor allem im Nordosten und in Zentralsomalia Dürre erwartet. Laut SWALIM und FSNAU wird erwartet, dass sich die Situation bis zur Gu-Regenzeit im April 2019 verschlechtert. Gebiete wie Sool, Sanaag, Bari and Nugaal sind am meisten von wenigen Niederschlägen betroffen. Viel Regen wurden im Dezember 2018 im Süden verzeichnet, insbesondere in Gebieten von Bay, Shabelle und im Juba Bezirk. Die Niederschlagsmengen reichten jedoch nicht aus, um Niederschlagsdefizite im Oktober und November, vor allem in Zonen der agrarpastoralen Lebensgrundlage auszugleichen. Dies hat sich nachteilig auf die Pflanzenproduktion und die Weidebedingungen ausgewirkt, vor allem in den Regionen Bay, Bakool und Hiraan, ausgewirkt. Unterdessen blieben die Preise für lokales Getreide (Mais und Sorghum) im ganzen Land relativ stabil und niedriger als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres, was auf die verbesserte Ernte in der Gu-Regenzeit 2018 zurückzuführen ist. Die Preise für importierte Lebensmittel (Reis, Zucker, Pflanzenöl und Weizenmehl) sind jedoch in den meisten Gebieten von Zentral- und Südsomalia, im Vergleich zum Vorjahr, leicht gestiegen. Die erzielten Preise für Vieh waren dank der verbesserten Haltungsbedingungen in den meisten Regionen 2018 besser, als im Vorjahr (UN OCHA 31.12.2018).

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(Karte UN OCHA 31.12.2018)

UNHCR zufolge könnten vor Juli 2019 5,4 Millionen Menschen von Nahrungsmittelunsicherheit betroffen sein. 2,2 Millionen davon wären ohne humanitäre Hilfe in großer Not. Hauptgrund dafür ist der unterdurchschnittliche Niederschlag in der Regenzeit zwischen April und Juni 2019 sowie im Herbst letzten Jahres. Die am stärksten betroffenen Gebiete sind die Regionen Sanaag, Sool, Awdal, Bari, Nugaal, Mudug, Galgadud und Hiraan. Die letzte Dürre in Somalia von 2016 bis 2017 führte zur Vertreibung von über einer Million Menschen. Viele davon sind bis heute noch nicht zurückgekehrt (BAMF 17.06.2019).

Die UN fordern internationale humanitäre Hilfe, da die Menschen in Somalia unter der schlimmsten Dürre seit 2011 leiden. Sechs Millionen Menschen haben Schwierigkeiten an ausreichend Nahrung zu gelangen, zwei Millionen davon sind vom Hungertod bedroht. Die Ernte von April bis Juni soll die schlechteste seit 2011 gewesen sein. Jahrzehntelange Konflikte und fehlende Investitionen haben dafür gesorgt, dass Somalia über keine Infrastruktur verfügt, um den immer häufiger auftretenden Dürren entgegenzutreten. Wenn der Regen endlich kommt, führt er oft zu Überschwemmungen, zerstört Ernten und vertreibt weitere Menschen (BAMF 16.09.2019).

Somalia erlebt die negativen Auswirkungen von unregelmäßigen und ungewöhnlich endenden Gu' Regenfällen (April bis Juni 2018), die auf eine schlechte Deyr-Saison 2018 (Oktober bis Dezember 2018) folgte und ungewöhnlich trocken während der Jilaal-Saison 2019 (Jänner bis März 2019). Dies hat die begrenzte Erholung von der schweren Dürre 2016/17. Die Auswirkungen des armen Gu' dürften bis Ende 2019 bestehen. Die gerade beendete Regenzeit begann spät im ganzen Land und führte in den meisten Gebieten zu unterdurchschnittlichen Niederschlägen. In einigen Teilen des Landes führten heftige Regenfälle innerhalb eines kurzen Zeitraums zu Überschwemmungen und erheblichen Schäden an gepflanzten Kulturen, Weiden und anderen für die Landwirtschaft und Viehzucht wichtigen Ressourcen. Laut der von der FAO verwalteten Abteilung für Ernährungsanalyse (FSNAU) werden die späten Regenfälle zwar an einigen Stellen dazu führen, dass die Trockenheit gemildert werden, mit Verbesserungen bei Wasserverfügbarkeit und zu einem gewissen Grad als Unterstützung im Bereich des Viehsektors, sie werden aber nicht für eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion ausreichen. Die Regenfälle führen zu Weidewachstum, wenn auch spät, was die Bedingungen für Viehbestand verbesserte; einige Tiere, vor allem Schafe und Ziegen, sind trächtig. Einige Wasserspeicher haben sich aufgefüllt und die Wasserpreise sind in Teilen des Landes gesunken. Allerdings bleiben die Verfügbarkeit von Weiden und die Bedingungen für Viehbestände in Teilen von Hawd von Togdheer, Addun und Coastal www.ris.bka.gv.at Seite 30 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Deehin im Nordosten unterdurchschnittlich. In den südlichen Gebieten werden die Vorteile der Regenfälle für die Viehbestände nicht vor Anfang Oktober realisiert, wenn aktuelle Viehbestandsmaßnahmen zu einer Zunahme der Herdengröße führen werden. Verarmte Hirten, insbesondere in den nördlichen und zentralen Regionen, deren Viehbestände aufgrund der schweren Dürre 2016/17 reduziert waren, haben seit Jahresbeginn erhebliche Schulden angehäuft und werden mit großem Nahrungsmittelmangel konfrontiert sein, der bis Oktober zu einer Erhöhung akuter Unterernährung und einem übermäßig gestiegenen Sterblichkeitsrisiko führen dürfte. In Anbaugebieten hat die Verzögerung der Gu' Regenfälle die Anpflanzung und Keimung erheblich beeinträchtigt. Infolgedessen wird die Getreideernte der Saison voraussichtlich 50 Prozent unter dem Durchschnitt liegen (UN OCHA 30.06.2019).

Prognosekarte Nahrungssicherheit Juni bis September 2019:

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(Karte UN OCHA 30.06.2019)

Aufgrund erschöpfter Nahrungsmittelvorräte, geringerer Landarbeitseinkommen und unterdurchschnittlicher Ernteaussichten werden arme agrarpastorale Familien und Landwirte in den meisten Teilen des Landes voraussichtlich bis Ende 2019 mit Nahrungsmittelengpässen konfrontiert sein. Rund 2,2 Millionen Menschen, was einem Anstieg von fast 30 Prozent gegenüber der Prognose vom Februar entspricht, werden Schätzungen zufolge bis September mit akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein und benötigen laut FSNAU dringend Nahrungsmittelhilfe und Maßnahmen, um ein hohes Maß an akuter Unterernährung zu verhindern; diese Zahl könnte mit fortschreitender Trockenzeit steigen. Die Hilfe wird fortgesetzt, aber aufgrund begrenzter Ressourcen nicht in der erforderlichen Größenordnung. Im Mai erhielten über 1,2 Millionen Menschen Nahrungsmittelhilfe und 510.000 Menschen erhielten saisonale Unterstützung oder Hilfe zum Erhalt des Viehbestands, während 450.000 Menschen finanzielle Unterstützung erhielten. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 631.500 Menschen mit Wasserzugang versorgt, 26.100 erhielten Kinder mit Ernährungsunterstützung und 606.000 medizinische Beratungen. Eine Cholera-Impfkampagne wurde in Gebieten durchgeführt, die eine erhöhte Anzahl von AWD/Cholera meldeten (UN OCHA 30.06.2019).

Die Niederschlagsentwicklung der Gu-Saison 2019 (April-Juni) war sehr unregelmäßig und schlecht verteilt, da die Regenfälle in den meisten Gebieten spät begannen. Dies geschieht zwei Jahre, nachdem die schwere Dürre 2016/2017 Existenzgrundlagen zerstörte und fast eine Million Somalier vertrieben, aber auch eine massive und erfolgreiche Humanitäre Reaktion bezüglich der Abwendung von Hungersnöten ausgelöst, hatte. Ungünstige klimatische Bedingungen in Verbindung mit anderen anhaltenden Auslösern humanitärer Krisen wie bewaffnete Konflikte, Vertreibung sowie eine Zunahme der Vertreibungen von Binnenvertriebenen drängen Somalia erneut in eine ernstere humanitäre Situation. Der verzögerte Start und die schlechte Entwicklung der Regenfälle von Gu 2019 führten bis Anfang Mai zu schwer Dürre in ganz Somalia und trieb Millionen von Menschen in akute Ernährungsunsicherheit, mit schlimmen Folgen, insbesondere für marginalisierte und vertriebene Gemeinschaften. Als Reaktion darauf setzen die Bundesregierung Somalias und Hilfsorganisation gemeinsam einen Plan zur Reaktion auf Dürreauswirkungen (Drought Impact Response Plan, DRIP) um, damit 4,5 Millionen Somaliern bis Dezember notwendige, lebensrettende Hilfe zukommt, was Kosten in Höhe von 686 Millionen US-Dollar verursacht. "Die Ernährungsunsicherheit ist jetzt äußerst besorgniserregend und hat potenziell katastrophale Folgen für die 2,2 Millionen Menschen, die mit einer Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind. Die saisonale Ernte wird voraussichtlich 50 Prozent unter dem Durchschnitt liegen und in einigen Gebieten sogar noch niedriger sein, während Unterernährung, durch Dürre bedingte Krankheiten und Vertreibung sowie Sicherheitsrisiken die bestehende Anfälligkeit verschärfen", sagte George Conway, der amtierende Koordinator für humanitäre Angelegenheiten Somalias. "Ich gratuliere der Bundesregierung Somalias dafür, dass sie Führungsstärke bewiesen und die Reaktion auf die Auswirkungen der unerfreulichen und leistungsschwachen Regenfälle priorisiert hat. Ich fordere die Geber auf, den Plan vollständig zu unterstützen und eine große Krise zu vermeiden." Die wiederkehrenden Klimaschocks sind ein deutliches Zeichen dafür, dass Somalia nach wie vor anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels ist. "Obwohl es wichtig ist, auf die dringenden lebensrettenden Bedürfnisse von heute zu reagieren, ist es ebenso wichtig, dass wir die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft stärken, in die langfristige Entwicklung investieren und die Fähigkeit Somalias stärken, künftigen Schocks standzuhalten. Nicht jede Dürre muss zu einer Katastrophe führen", sagte Hamza Said Hamza, Minister für humanitäre Angelegenheiten und Krisenmanagement. "Wir sind nach wie vor entschlossen, dauerhafte Lösungen unter dem Stabilitäts- und Wiederherstellungsrahmen voranzutreiben und zählen auf unsere internationalen Partner. Die negativen Auswirkungen von unregelmäßigen und ungewöhnlich endenden Gu' Regenfällen folgten auf eine schlechte Deyr-Saison 2018 (Oktober bis Dezember) und ungewöhnlich trockene Bedingungen während der Jilaal-Saison 2019 (Jänner bis März), die sich auf Gemeinden auswirkten, die sich immer noch von der schweren Dürre 2016/17 erholen. Angesichts dieser Lage ist die humanitäre Operation in Somalia nach wie vor unterfinanziert, da der Plan für humanitäre Hilfe 2019 bis Ende Juli nur 450 US-Dollar seines Bedarfs erhalten hat, was die Hilfsorganisationen zwingt, www.ris.bka.gv.at Seite 31 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Hilfsmaßnahmen zu einer Zeit zu begrenzen oder zu verringern, zu der Erhöhung wichtig wäre. Als Reaktion auf die besorgniserregende humanitäre Lage in Somalia, die durch Klimaschocks, Konflikte und Vertreibungen ausgelöst wurde, haben die beiden gebündelten Fonds, der Somalia Humanitarian Fund (SHF) und der Central Emergency Response Fund (CERF), bisher

83,3 Millionen US-Dollar für lebensrettende Hilfe und Existenzsicherung für bedürftige Menschen bis 2019 vergeben. Diese Summe beinhaltet die erste SHF-Standardzuweisung 2019 (32,7 Millionen) für Gebiete mit sich verschlechternden Ernährungssicherheit und steigenden Unterernährungsraten in Nord-, Zentral- und Teilen Südsomalias, die mit

11,9 Millionen von CERF Schnellhilfezuschuss für das nördliche Somalia aufgestockt wurden. In Folge wurden insgesamt 8,7 Millionen US-Dollar aus der SHF-Reserve für Interventionen in von Dürre betroffenen und schwer zugänglichen Gebieten, vor allem in Südsomalia, bereitgestellt; zudem wurde der CERF Schnellhilfezuschuss in Höhe von 30 Millionen

US-Dollar wurde im Juni-Juli 2019 priorisiert. Darüber hinaus wurden rund 0,1 Millionen US-Dollar von SHF bereitgestellt. In der Zwischenzeit wurden 555,5 Millionen US-Dollar für die Somalia-Operation mobilisiert, von denen 450 Millionen US-Dollar über den Plan für humanitäre Hilfe und weitere 105 Millionen US-Dollar für Aktivitäten außerhalb des Aufrufs bereitgestellt wurden. Insgesamt entsprechen die gezahlten oder bereitgesellten Mittel nicht dem tatsächlichen Bedarf vor Ort, da 5,4 Millionen Menschen immer noch humanitäre Hilfe benötigen (UN OCHA 31.07.2019).

Behörden und Partner für Ernährungssicherheit beobachten die Situation der Wüstenheuschrecken, insbesondere in Somaliland, wo in der ersten Juliwoche an mehreren Orten ausgewachsene Schwärme zu sehen waren, die erhebliche Ernteschäden verursachten. An der Nordwestküste und möglicherweise im Nordosten bilden sich Heuschreckenbänder aus Eiern, die von den Schwärmen gelegt werden. Dies könnte nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) bis etwa Ende August zur Entwicklung neuer Schwärme führen. Somaliland und Puntland haben seit 2016/17 funktionierende Wüstenheuschreckeneinheiten und ausgebildete Heuschreckenmitarbeiter. Regelmäßige Überwachung und Frühwarnmaßnahmen der Brutplätze sind entscheidend, um eine Erhöhung der Heuschreckenzahlen und eine mögliche verheerende Plage zu verhindern. Wüstenheuschrecken stellen ein potenziell erhebliches Risiko für die Gu¿-Ernteaussichten und für die folgenden Ernteperioden in ganz Somalia dar. Eine einzige Heuschreckenplage kann zu einem Verlust von 170.000 Tonnen Getreide führen, genug, um eine Million Menschen ein Jahr lang zu ernähren (UN OCHA 31.07.2019).

Die Bundesregierung Somalias hat eine neue Entwicklungsstrategie für den Nutztiersektor verabschiedet, die das Ergebnis eines von der FAO geleiteten und von der Weltbank finanzierten Multi-Stakeholder Prozesses darstellt. Die Strategie legt Wachstums- und Entwicklungsprioritäten auf Grundlage eines klimaresilienten Ansatzes fest, der Investitionen in Verarbeitung, Produktion und Vermarktung, die Verbesserung der Qualität und die Gewährleistung von Lebensmittelsicherheit fördert. Der Viehzuchtsektor ist in Somalia von erheblicher sozialer und wirtschaftlicher Bedeutung. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung, die in ländlichen Gebieten lebt, ist direkt oder indirekt auf Viehzucht angewiesen, und der Sektor ist der größte Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), den Existenzgrundlagen und dem Wirtschaftswachstum Somalias. Dennoch wird seine Leistung durch eine Reihe von Faktoren untergraben, darunter schlechte Tierernährung, grenzüberschreitende Krankheiten, erodierte genetische Ressourcen und ein Mangel an natürlichem Ressourcenmanagement und institutionelle Schwächen. Der Premierminister Somalias, H.E. Hassan Ali Khaire, eröffnete offiziell den Validierungsworkshop, in dem die Strategie angenommen wurde, und forderte Lösungen, um den Viehsektor voranzubringen. Der Minister für Viehzucht, Forst- und Landwirtschaft, Hon. Hussein Mohamud Sheik, lobte die Entwicklung der Strategie als wichtigen Meilenstein, um eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere Position auf dem globalen Viehmarkt zu erreichen. In der Strategie wird die Notwendigkeit für die Gebergemeinschaft aufgezeigt, Ressourcen über verschiedene Wertschöpfungsketten hinweg zu mobilisieren (UN OCHA 31.07.2019).

In den ersten beiden Juliwochen kamen mehr als 5.000 Binnenvertriebene in der Stadt Baidoa (Anmerkung: Baidoa mit ca. 130.000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Upper Juba/ der Bay Region, in Südsomalia). Die Zahl der vertriebenen Bevölkerung, die nach Baidoa kommt, steigt weiter an, wobei der Cluster Camp Coordination and das Camp Management (CCCM) im letzten Monat durchschnittlich 1.000 Neuankömmlinge pro Woche meldeten. Die meisten von ihnen, hauptsächlich agro-pastorale Gemeinschaften aus den Regionen Bay und Bakool, flohen vor Dürre und Konflikten. Laut Angaben der Schutz und CCCM Partner geben schätzungsweise 60 Prozent der Neuankömmlinge an, nach Baidoa gezogen zu sein, um humanitäre Hilfe zu suchen. Einige Der Binnenvertriebenen haben auch angedeutet, dass ihre Situation durch die zunehmende Unsicherheit und die von al-Schabaab auferlegte Besteuerung noch verschärft wird. Die al-Schabaab sollen Berichten zufolge, Familien in einigen ländlichen Dörfern in den Regionen Bay und Bakool zwingen, dass ihre Kinder im Alter von 8 bis 17 der bewaffneten Gruppierung beitreten. Eine andere Gruppe von 340 Personen floh www.ris.bka.gv.at Seite 32 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 vor der Unsicherheit in der Galmudug-Region, nachdem gezielte Angriffe auf Binnenvertriebene stattgefunden hatten, weil diese beschuldigt wurden in Teilen des Galkayo Distrikts (Anmerkung: in der Mudug Region im Nordostsomalia) und im Dhusa Mareb Distrikt (Anmerkung: in der Galmudug Region in Zentralsomalia) mit al- Schabaab kollaborier zu haben. Die meisten der neu Vertriebenen haben in offenen Gebieten neben den bestehenden Siedlungen im südlichen Teil der Stadt Baidoa Notunterkünfte eingerichtet. Hilfsorganisationen und lokale Behörden sind besorgt, dass der neue Zustrom von Binnenvertriebenen eine bereits fragile humanitäre Lage verschärft. Die Stadt Baidoa beherbergt über 323.000 Vertriebene - die zweitgrößte Zahl von Binnenvertriebenen im Land. Lokalen Behörden haben Hilfsorganisationen aufgefordert, die lebensrettende Unterstützung in der Stadt Baidoa und den umliegenden Gebieten zu verstärken. Unterkunft ist auch von größter Bedeutung, da die Mehrheit der Neuankömmlinge Kinder und Frauen sind und mangelnde Privatsphäre Mädchen und Frauen Missbrauch und anderen Schutzherausforderungen aussetzen kann (UN OCHA 31.07.2019).

Nach Angaben des vom UNHCR geleiteten Netzwerks für Schutz und Rückführung sind in Teilen Somalias mehr als 547.000 Menschen von Überschwemmungen betroffen, von denen 370.000 aus ihren Häusern vertrieben wurden. Seit Beginn der Überschwemmungen am 21.20.2019 wurden mindestens 17 Menschen getötet. Ackerland, Infrastruktur und Straßen wurden zerstört und die Lebensgrundlagen in einigen der am schlimmsten betroffenen Gebiete zerstört. In Middle Shabelle wurden in Jowhar und Mahaday Weyne mehr als 10.000 Hektar Ackerland beschädigt. Sturzfluten haben auch Ernten und Häuser in Janaale und über 200 Hektar Ackerland in Marka, Lower Shabelle, beschädigt. Die am stärksten betroffenen Distrikte sind Belet Weyne im Bundesstaat Hirshabelle, wo 231.000 Menschen ihre überschwemmten Häuser verlassen haben, und Baardheere in der Region Gedo, wo 55.000 Menschen durch die Überschwemmungen vertrieben wurden. In Berdale im Südwesten des Bundesstaates wurden schätzungsweise 30.000 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, durch Sturzfluten aufgrund starker Regenfälle vertrieben. Die Stadt, die 60 km westlich von Baidoa liegt, ist abgeschnitten, da die meisten Straßen unpassierbar sind. Die meisten Betroffenen sind in höhere Gebiete gezogen und brauchen dringend Hilfe. Mehr als 2.000 weitere Familien sind von den Regenfällen in Doolow betroffen (UN OCHA 17.11.2019).

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(Karte UN OCHA 17.11.2019)

Ausgelöst wurden die Überschwemmungen, laut der von FAO verwalteten somalischen Wasser- und Landinformationsgeschäftsführung (SWALIM), durch mäßige bis schwere saisonale Regenfälle in Deyr, die Anfang September in vielen Teilen Somalias und im äthiopischen Hochland, wo die Flüsse Juba und Shabelle ihren Ursprung haben. In den Flüssen Juba und Shabelle gab es hohe Wasserstände, die zu Überschwemmungen in den Bundesstaaten Hirshabelle, Jubaland und South West führten. Sturzfluten wurden auch in der Benadir Region Banadir, Jowhar in Hirshabelle, Ceel Cade und Jamame in Jubaland und an einigen Orten im Südwesten des Bundesstaates gemeldet. Die meisten von Überschwemmungen betroffenen Menschen in der Stadt Belet Weyne haben vorübergehend Schutz in Ceel Jaale gesucht, einem Gebiet mit höher gelegenen Land. Am 30.10.2019 hatten die Wasserstände im Shabelle-Fluss in Belet Weyne begonnen, aber das Risiko von Krankheitsausbrüchen wie Malaria und akutem, wässrigem Durchfall bleibt bestehen. Im Bundesstaat Jubaland begannen die Wasserstände im Juba-Fluss Ende Oktober zu sinken, aber im November werden weitere Regenfälle prognostiziert. Die Stadt Baardheere in der Region Gedo bleibt überschwemmt. Fast 30 Dörfer entlang des Juba-Flusses von Bu'ale bis Gobweyn sind von Flussüberschwemmungen betroffen. Nach Angaben des Verwaltungsbüros von Lower Juba sind 2.500 bis 3.000 Familien von den Überschwemmungen betroffen. Im Bezirk Berdale in der Bay Region sind schätzungsweise 30.000 Menschen von Sturzfluten betroffen, darunter 12.000 Kinder. Humanitäre Partner arbeiten mit regionalen und nationalen Behörden zusammen, um die Hochwasserbekämpfung zu beschleunigen. Im Hirshabelle State überwacht die Arbeitsgruppe für Hochwassernotfälle die humanitäre Hilfe und koordiniert sich mit dem nationalen interministeriellen Ausschuss. Die vom OCHA unterstützte Arbeitsgruppe für Hochwasser hat die interinstitutionelle Zusammenarbeit verstärkt. Um die unmittelbaren Lücken zu schließen, hat die hat die interinstitutionelle Koordinierungsgruppe Somalia, zusätzlich zur Verwendung von zweckgebundenen Mitteln aus laufenden Projekten des Humanitären Fonds für Somalia (Somalia Humanitarian Fund, SHF) und des Zentralen Nothilfefonds, an der strategischen Priorisierung zusätzlicher Mittel gearbeitet, die in Kürze aus der SHF-Reserve freigegeben werden, um die Phasen eins und zwei der Hochwasserbekämpfung zu unterstützen. Um die Hilfe weiter zu unterstützen, kündigte die Europäische Kommission am 30.10.2019 zusätzliche Soforthilfe in Höhe von drei Millionen Euro für Somalia, Äthiopien, Kenia und den Südsudan (850 000 EUR für Somalia) an. Mit den EU-Mitteln werden Notunterkünfte für Vertriebene, Nahrungsmittel, Logistik sowie Wasser-, Hygiene- und Sanitärversorgung bereitgestellt. Humanitäre Partner setzen Hubschrauber, Flugzeuge und mehr Personal ein, um Hilfe für die betroffenen Orte zu liefern und mindestens 106.000 Menschen Wasser, Medizin, Nahrungsmitteln, sanitären Einrichtungen, Container, Non-Food-Artikel (non-food items, NFI) und Bargeldhilfe zu erreichen. Es wird berichtet, dass zu www.ris.bka.gv.at Seite 33 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 den am meisten benötigten Dingen Notfallunterkünfte, Non-Food-Artikel, sauberes Trinkwasser, Latrinen, Widerinstandsetzung von flachen Brunnen, Mücken- und Krankheitserregerkontrolle, Ernährung, mobile Gesundheits- und medizinische Versorgung, Hygieneartikel, solarbetriebene Lampen, GBV-Dienstleistungen und kinderfreundliche Räume zählen (UN OCHA 17.11.2019).

In Gebieten, in denen das Wasser nicht abfließt, wächst die Sorge bezüglich des Risikos dadurch entstehender Krankheiten. Dazu gehören mehr als 30 Dörfer in Jubaland. In der Stadt Dhobley, nahe der Grenze zu Somalia, wurden Mitte November bei heftigen Regenfällen 60 halbpermanente Notunterkünfte und 146 Latrinen zerstört. Die Zerstörung von Latrinen hat die ohnehin prekäre sanitäre Situation verschlimmert. Im Bezirk Afmadow waren Mitte November 17.000 Menschen von Sturzfluten betroffen und Schulen beschädigt worden. Büros und Geschäfte in mehreren Städten wie Afmadow, Dhobley, Qoqani, Tabta und Diif wurden von Wasser überflutet. Im Gebiet von Mogadischu wird in IDP-Siedlungen nicht abfließendes Wasser gemeldet. In Belet Weyne konnten über 2.000 Schüler nicht die Schule besuchen, weil 86 Lerneinrichtungen beschädigt wurden. Die jüngsten Überschwemmungen werden langfristige Auswirkungen auf Existenzgrundlagen und die Ernährungssicherheit haben. Satellitenbildanalysen zeigen, laut SWALIM, dass fast 207.300 Hektar Land entlang der Flüsse Shabelle und Juba, von denen fast 110.000 Hektar landwirtschaftlich genutzt werden, in den Monaten Oktober und November 2019 überschwemmt wurden. Die Zerstörung von Ackerland, landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Infrastruktur entlang der Flusseinzugsgebiete wird die ohnehin fragile Ernährungssicherheit in Somalia vor der Trockenzeit von Jilaal, die normalerweise Mitte Dezember beginnt, verschlimmern. In den Flussgebieten (Riverine areas) wird einen Großteil der in Somalia angebauten Nahrungsmittel produziert. Positiv zu vermerken ist, dass die anhaltenden Regenfälle die Wasserquellen wieder aufgefüllt, das Weidewachstum verbessert und den Wasserstress verringert haben. Riverine-Bauern können das Hochwasser strategisch nutzen, um eine gute Ernte außerhalb der Saison zu sichern, bevor es im nächsten Monat austrocknet. Allerdings müssen die lokalen Landwirte dringend bei der Verteilung von Saatgut außerhalb der Saison unterstützt werden, um die Ernährungsunsicherheit zu verringern. Die verlängerte Saison hat auch erweiterte landwirtschaftliche Arbeitsmöglichkeiten und damit verbundene Löhne gebracht. Eine Analyse von FEWSNET zeigt, dass die Verringerung der Niederschlagsintensität von Anfang bis Mitte November 2019 in einigen agropastoralen Gebieten einen hohen Anbau erleichterte, was zu einer durchschnittlichen Deyr- Getreideproduktion führen dürfte. Im Gegensatz dazu werden anhaltende Regenfälle und langsam zurückgehende Überschwemmungen erwartet, die den rezessiven Anbau verzögern und die nachfragenachfrage in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten anhalten werden. Nach dem Zurücklassen des Hochwassers ist eine überdurchschnittliche Maisernte außerhalb der Saison höchstwahrscheinlich, wird sich aber bis März verzögern (UN OCHA 09.12.2019).

(UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 04.10.2018, bis 05.11.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1449589/1788_1541688141_0511.pdf

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 01.12.2018 bis 31.12.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1456392/1788_1547565974_3112.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 15.04.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010665/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_15.04.2019_%28deutsch%29.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 17.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2010680/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_17.06.2019_%28deutsch%29.pdf

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 01.06.2019 bis 30.06.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2012873/June+Humanitarian+Bulletin+- +Final+JB.pdf

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 01.07.2019 bis 31.07.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2014046/July+2019+Humanitarian+Bulletin- Final.pdf

BAMF, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Briefing Note, 16.09.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016909/Deutschland___Bundesamt_für_Migration_und_Flüchtlinge%2C_Br iefing_Notes%2C_16.09.2019_%28deutsch%29.pdf

www.ris.bka.gv.at Seite 34 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Situation Report, Stand 17.11.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2020673/Situation+Report+-+Somalia++-+17+Nov+2019.pdf

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Situation Report, letztes update 09.12.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2021288/Situation+Report+-+Somalia++-+9+Dec+2019.pdf)

Medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung ist im gesamten Land äußerst mangelhaft. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nach Angaben der WHO 54 Jahre für Männer und 57 Jahre für Frauen. Mütter und Säuglingssterblichkeit sind laut UNICEF mit die höchsten weltweit. Erhebliche Teile der Bevölkerung haben keinen Zugang zu trinkbarem Wasser oder zu hinreichenden sanitären Einrichtungen. Die öffentlichen Krankenhäuser sind mangelhaft ausgestattet, was Ausrüstung/medizinische Geräte, Medikamente, ausgebildete Kräfte und Finanzierung angeht. Zudem behindert die unzureichende Sicherheitslage ihre Arbeit. Versorgungs- und Gesundheitsmaßnahmen internationaler Hilfsorganisationen mussten auch immer wieder wegen Kampfhandlungen oder aufgrund von Anordnungen örtlicher (islamistischer) Machthaber unterbrochen werden. Die Versorgungslücke, die der Abzug der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) im August 2013 hinterließ, ist nach wie vor nicht geschlossen. Im Mai 2017 hat MSF, zunächst begrenzt auf Puntland, seine Arbeit in Somalia wiederaufgenommen. Dagegen kündigte das IKRK im Zuge jüngster Sicherheitszwischenfälle (u.a. die Entführung einer deutschen Mitarbeiterin im Mai) eine Überprüfung seiner Aktivitäten und eine Reduzierung seines Engagements in den AS-kontrollierten Gebieten im Süden des Landes an (AA 04.03.2019).

Medizinische Grunddienste stehen nicht ausreichend zur Verfügung (AA Wirtschaft Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019).

Im ganzen Land wurde in diesem Jahr ein deutlicher Rückgang der vorherrschend übertragbaren Krankheiten (AWD/Cholera, Masern und Malaria) verzeichnet. Überwachungsteams beobachten weiterhin Trends bei ausbrechenden Krankheiten. Der Rückgang wurde auf das Ende der Dürrebedingungen und präventive Maßnahmen zurückgeführt, die im letzten Quartal 2017 und Anfang 2018 durchgeführt wurden, wie die oralen Cholera-Impfung(OCV)-Kampagnen, Wasser, Verbesserungen bei Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), sowie eine Hygiene-Werbekampagne (UN OCHA 05.11.2018).

Die Gesundheitsbehörden haben gestern in Puntland und Somaliland eine Polio-Kampagne gestartet, um mehr als 940 000 Kinder unter fünf Jahren zu impfen, um einen anhaltenden Ausbruch eines Poliovirus-Stamms zu stoppen. Die Kampagne läuft vom 24. bis 27.06.2019 mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF). Es richtet sich an alle Kinder in den zwölf Distrikten in Somaliland und den neun Distrikte in Puntland (WHO 25.06.2019).

Mehrere Gebiete in Somalia sind aufgrund langwieriger Konflikte, Klimaschock, Mangel an Wasser und Sanitäreinrichtungen und des schwachen öffentlichen Gesundheitssystems anfällig für Choleraepidemien. Das Bundesministerium für Gesundheit, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Partner setzen nachhaltige Lösungen zur Reduzierung von Ausbrüchen um. Im Jahr 2017 sah sich Somalia mit über 78.000 gemeldeten Fällen, darunter 1.159 Todesfällen, mit einem der größten Choleraausbrüche konfrontiert. Seitdem haben verbesserte Möglichkeiten innerhalb des Gesundheitssystems Cholera zu erkennen, zu behandeln und zu verhindern, die Cholera unter Kontrolle gehalten. In diesem Jahr wurden aus 25 Distrikten bisher nur 1.040 Fälle von Choleraverdacht in den Einzugsgebieten der Flüsse Juba und Shabelle gemeldet, darunter ein damit in Zusammenhang stehender Todesfall. Diese Fortschritte müssen jedoch durch Investitionen in nachhaltige Lösungen zur Minimierung wiederkehrender Cholera-Bedrohungen aufrechterhalten werden. Die Gesundheitsbehörden Somalias und die WHO führen, mit Unterstützung von UNICEF, Gavi, der Impfallianz und der Global Task Force für Cholerakontrolle, eine der größten Impfkampagnen Afrikas mit oralen Cholera- Impfstoffen (OCV) durch. In der ersten Runde der Kampagne, die vom 22.06 bis 28.06.2019 in Hochrisikogebieten durchgeführt wurde, wurden über 621.800 Kinder ab einem Jahr geimpft, um das Risiko der Krankheit bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu eliminieren und ein Wiederauftreten von Choleraausbrüchen im Land zu verhindern (UN OCHA 31.07.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Somalia, Wirtschaft, Stand 05.03.2019, abgefragt am 13.11.2019, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/somalia-node/-/203134

AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

www.ris.bka.gv.at Seite 35 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 04.10.2018, bis 05.11.2018, https://www.ecoi.net/en/file/local/1449589/1788_1541688141_0511.pdf

WHO, World Health Organization, WHO und UNICEF rufen Somalier zur Impfung ihrer Kinder gegen Kinderlähmung auf, 25.06.2019, http://www.emro.who.int/som/somalia-news/who-and-unicef-somalia-and- partners-call-on-all-somalis-to-vaccinate-children-against-polio.html

UN OCHA, UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, Somalia, Humanitarian Bulletin, 01.07.2019 bis 31.07.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2014046/July+2019+Humanitarian+Bulletin- Final.pdf)

Rückkehr

Bis 31.08.2019 sind 90369 Flüchtlinge in die Republik Somalia zurückgekehrt. Diese Zahl umfasst 84.558 freiwillige Rückführungen aus Kenia, und 4.414 unterstütze spontane Rückkehrer aus dem Jemen sowie 1.395 Rückkehrer aus anderen Staaten, darunter Dschibuti, Libyen, Sudan Eritrea, Pakistan, Gambia, Angola, Kambodscha und anderen Ländern. Somalische Flüchtlinge aus diesen oder anderen Ländern, die spontan ohne Hilfe des UNHCR zurückkehren, sind wurden mitgezählt (UNHCR 31.08.2019).

Mehr als 4.800 somalische Flüchtlinge sind seit 2017 mit Unterstützung von UNHCR aus dem Jemen zurückgekehrt (UNHCR 29.10.2019). Mehr als 5.087 Somalier sind seit 2017 mit Hilfe von UNHCR und IOM aus dem Jemen zurückgekehrt (reliefweb 12.12.2019). ad a) Somalia

Die Zahl der von westlichen Staaten zurückgeführten somalischen Staatsangehörigen nimmt stetig zu. Mit technischer und finanzieller Unterstützung haben sich verschiedene westliche Länder über die letzten Jahre hinweg für die Schaffung und anschließende Professionalisierung eines speziell für Rückführung zuständigen Returnee Management Offices (RMO) innerhalb des Immigration and Naturalization Directorates (IND) eingesetzt. Das RMO hat für alle Rückführungsmaßnahmen nach Somalia eine einheitliche Prozedur festgelegt, die konsequent zur Anwendung gebracht wird. Nach vorliegenden Erkenntnissen werden Rückkehrer vom RMO/der IND grundsätzlich mit Respekt behandelt. Das RMO führt mit den rückgeführten Personen nach deren Ankunft in Mogadischu grundsätzlich ein Interview durch, um deren Identität, Nationalität, Familienbezüge sowie den gewünschten zukünftigen Aufenthaltsort zu klären. Gegebenenfalls werden eine Unterkunft und ein innersomalischer Weiterflug organisiert und bezahlt, die Rechnung begleichen die rückführenden Staaten. Staatliche Repressionen sind nicht die Hauptsorge der Rückkehrer, sondern die allgemeine Sicherheits- und Versorgungslage sowie mögliche Übergriffe von bewaffneten Gruppen, unter anderem von al-Schabaab. Es gibt keine Aufnahmeeinrichtungen für unbegleitete Minderjährige. Es gibt nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes Rückübernahmeabkommen (MoUs) mit Belgien, Norwegen und Großbritannien, wobei die beiden letzteren Vereinbarungen nicht öffentlich kommuniziert werden. Der erste Entwurf einer Nationalen Strategie für Migranten, Asylwerber und Flüchtlinge nimmt Bezug auf mögliche Rückübernahmeabkommen im Rahmen des Khartum-Prozesses und Valetta Aktionsplans (AA 04.03.2019). ad b) Somaliland

Zu möglichen staatlichen Repressionen gegenüber rückgeführten Somaliern liegen keine Erkenntnisse vor. Es gibt keine Aufnahmeeinrichtungen für unbegleitete Minderjährige und nach Kenntnis des Auswärtigen Amtes keine separaten Rückübernahmeabkommen. Nach Somalia rückgeführte Personen reisen teilweise nach Somaliland weiter, die dortigen de facto Behörden werden aber von der Regierung in Mogadischu nicht über die Hintergründe in Kenntnis gesetzt, sodass eine weitere Betreuung der Rückkehrer durch staatliche Behörden dort unwahrscheinlich erscheint (AA 04.03.2019).

(AA, Auswärtiges Amt, Bericht über die asyl- und abschiebungsrelevante Lage in der Bundesrepublik Somalia, Stand Januar 2019, 04.03.2019

UNHCR, UN High Commissioner for Refugees, Somalia, Karte zur Verteilung von Personen, die aus Kenia zurückkehren, 31.08.2019, https://www.ecoi.net/en/file/local/2016561/71395.pdf

UNHCR, UN High Commissioner for Refugees, Somalia, Somali refugees return home from Yemen in latest UNHCR-facilitated departure, 29.10.2019,

www.ris.bka.gv.at Seite 36 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 https://www.unhcr.org/news/press/2019/10/5db8299e4/somali-refugees-return-home-yemen-latest-unhcr- facilitated-departure.html reliefweb, UNHCR und IOM, Mehr als 5.000 somalische Flüchtlinge sind seit 2017 freiwillig aus dem Jemen zurückgekehrt, 12.12.2019, https://reliefweb.int/report/yemen/unhcr-and-iom-over-5000-somali-refugees- voluntarily-returned-home-yemen-2017)

2. Beweiswürdigung:

1. Die Identität des Beschwerdeführers (siehe Feststellungen 1.) konnte mangels Vorlage eines somalischen Identitätsdokuments mit Lichtbild im Original nicht festgestellt werden. Die Feststellungen zu Staatsangehörigkeit und Glauben (siehe Feststellungen 1.) beruhen auf den Angaben des Beschwerdeführers. Die Feststellungen zur Clanzugehörigkeit (siehe Feststellungen 1.) beruhen auf den im Lauf des Asylverfahrens geänderten Angaben des Beschwerdeführers (siehe dazu Beweiswürdigung 2.).

2. Die Feststellungen zur Herkunft der Familie des Beschwerdeführers aus Somaliland und Aufenthalt in XXXX , dem Umstand, dass zumindest eine Schwester des Beschwerdeführers in Somaliland lebt, zur Ausreise des Beschwerdeführers in die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien, dass der Beschwerdeführer dort wegen der Verwandtschaft zu seiner Großmutter als Flüchtling anerkannt wurde, dass der Vater des Beschwerdeführers an einem Granateneinschlag im Elternhaus im Rahmen allgemeiner Unruhen starb, nicht festgestellt werden kann, dass der Beschwerdeführer nach seiner Rückkehr in der Bundesrepublik Somalia einer versuchten Zwangsrekrutierung durch al-Schabaab ausgesetzt sein wird, er dem Mehrheitsclan der Isaaq angehört, nicht festgestellt werden kann, dass die Familie des Beschwerdeführers vor der Ausreise des Beschwerdeführers aus der Bundesrepublik Somalia aus Gründen der Clanzugehörigkeit verfolgt wurde, oder der Beschwerdeführer nach seiner Rückkehr in der Bundesrepublik Somalia wegen seiner Clanzugehörigkeit verfolgt wird (siehe Feststellungen 2.), ergibt sich aus folgenden Erwägungen:

Der Beschwerdeführer gab in seiner Erstbefragung am 11.07.2014 von sich aus wiederholt an, dass er sich im Dezember 2013 wegen des Krieges und weil er keine Verwandten gehabt habe entschlossen hätte aus der Bundesrepublik Somalia auszureisen. In der niederschriftlichen Befragung im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl am 18.08.2015 führte der Beschwerdeführer hingegen widersprüchlich aus, dass er bereits im Jahr 2008 wegen des Krieges aus der Bundesrepublik Somalia ausgereist sei und bis zu seiner Reise nach Österreich, zusammen mit seiner Familie, als anerkannter Flüchtling in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien gelebt habe:

"...Grundschule von XXXX XXXX

[...]

5. Angaben über Familienangehörige im Herkunftsland oder anderem Drittstaat:

Vater: [...] schon lange verstorben

Mutter: [...] unbekannten Aufenthaltes

Schwester: XXXX , ca XXXX Jahre alt

6. Angaben [...]

Wann haben Sie den Entschluss zur Ausreise aus Ihrem Herkunftsstaat gefasst?

Ende 2013.

Von welchem Ort im Heimatland haben Sie Ihre Reisebewegung begonnen?

Von XXXX aus beginnend.

9.1. Wann und womit haben Sie Ihre/n Heimat/Herkunftsstaat verlassen?

www.ris.bka.gv.at Seite 37 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Im Dezember 2013..." (niederschriftliche Befragung am 11.07.2014)

"...L: Haben Sie im Verfahren bis dato der Wahrheit entsprechende Angaben gemacht?

VP: Ja

[...]

L: Wie heißt ihre Mutter, wie alt und wo wohnt sie?

VP: [...] verstorben, wann weiß ich nicht.

L: Haben Sie Geschwister, wenn ja wie alt sind Sei und wie heißen sie?

VP: 1 Schwester namens XXXX , ca XXXX Jahre, Adresse: XXXX in Somalia whft.

L: Stehen Sie in Kontakt mit ihrer Schwester?

VP: Kein Kontakt seit meiner Ausreise aus Somalia..." (niederschriftliche Befragung am 25.07.2014)

"...A: Ich war in Äthiopien sieben Jahre. Dort war ich als Flüchtling registriert

[...]

A: Ich war von 2008 bis 2013 in Äthiopien

[...] haben wir uns in Äthiopien beim UNHCR registrieren lassen, damit wir woanders leben können. Nicht nur ich, sondern meine ganze Familie

[...]

Von wo aus haben Sie die Reise nach Österreich angetreten?

A: Von Äthiopien aus..." (niederschriftliche Befragung am 18.08.2015).

Auch wenn nicht verkannt wird, dass die Erstbefragung vor allem der Feststellung der Identität des Beschwerdeführers und der Reiseroute dient und sich nicht näher auf die Fluchtgründe zu beziehen hat (vergleiche dazu VfGH 20.02.2014, U 1919/2013-15, U 1921/2013-16; VwGH 28.05.2014, Ra 2014/20/0017, 0018; VwGH 13.11.2014, Ra 2014/18/0061), muss dennoch davon ausgegangen werden, dass der Beschwerdeführer - selbst wenn er bei der Erstbefragung am 11.07.2014, laut eigenen Angaben, erst XXXX Jahre alt gewesen sein soll - auf Nachfrage wesentliche Punkte seiner Reisebewegung vor der Asylantragstellung richtig anführen kann und dass eine danach stattfindende Befragung nicht in maßgeblichen Bereichen (wobei die wiederholte Behauptung, dass man erst im Dezember 2013 vom Herkunftsstaat nach Österreich gereist ist und keine Verwandten hat, später jedoch angibt doch eine Schwester namens XXXX in Somaliland zu haben, nur um danach neuerlich widersprüchlich zu anzugeben, dass man ab 2008 als anerkannter Flüchtling mit seiner Großmutter, zwei Brüdern, zwei Tanten und einem Onkel in Äthiopien gelebt hat, jedenfalls dazuzuzählen sind), von diesen Angaben abweicht.

Aus dem als Beweismittel, zusammen mit der Beschwerde, vorgelegten Schreiben von UNHCR vom 10.09.2015 geht jedoch hervor, dass der Beschwerdeführer entgegen allen Behauptungen bereits ab XXXX in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien mit seiner Großmutter, seiner Schwester XXXX und zwei weiteren (von insgesamt acht) Kindern seiner Eltern, zusammen mit Onkel und Tanten (Kindern der Großmutter) lebte, wo er wegen seiner Großmutter am XXXX als Flüchtling anerkannt wurde:

"...Nach Auskunft des UNHCR-Büros Äthiopien dürfte der nunmehrige Asylsuchende gemeinsam mit seiner Großmutter [...] und weiteren Angehörigen, einschließlich seiner nun ebenfalls in Österreich lebenden Schwester www.ris.bka.gv.at Seite 38 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

XXXX und zwei weiteren Geschwistern im XXXX in Äthiopien eingereist sein [...] Der Antragsteller und seine Familienangehörigen wurden von den äthiopischen Behörden als prima facie-Flüchtlinge anerkannt. In der Folge wurde am XXXX die Großmutter des o.a. Asylsuchende gemeinsam mit ihren Kindern und Enkelkindern - einschließlich XXXX [...] von UNHCR in Äthiopien als Flüchtling gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 anerkannt [...] 2006 brach ein Kampf zwischen der Union islamischer Gerichte und der Übergangsregierung aus, bei dem Zivilisten bewusst attackiert wurden. Aufgrund der immer gefährlicher werdenden Lage und dem Chaos in XXXX musste die Familie die Region verlassen. Der Vater [...] und die Mutter [...] des o.a. Asylsuchenden konnte die Region nicht verlassen, da sich [Anm.: die Mutter des Beschwerdeführers] aufgrund von Schwangerschaftskomplikationen im Krankenhaus befand. Die Großmutter willigte ein, vier ihrer acht Kinder mitzunehmen. Zu den Eltern bestand seither kein Kontakt..." (Schreiben UNHCR vom 10.09.2015)

Auf Grund der mehrfach widersprüchlichen und damit nicht glaubhaften Angaben des Beschwerdeführers zu seinen angeblichen Ausreisejahren 2013 ohne Familienangehörige zu haben, oder 2008 mit Großmutter, nur zwei Brüdern, zwei Tanten und einem Onkel, konnten seine Behauptungen nicht festgestellt werden und wurde stattdessen (Anmerkung: zumal der Beschwerdeführer in der Beschwerdeverhandlung zugab, doch noch eine Schwester namens XXXX zu haben; siehe dazu weiter unten zu Spruchpunkt III. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl) das unbedenkliche Schreiben von UNHCR vom 10.09.2015 diesem Verfahren zugrunde gelegt.

Dass der Beschwerdeführer angegeben hat, dass seine Schwester XXXX in Somaliland lebt, passt auch zum Schreiben von UNHCR vom 10.09.2015, wonach die Familie von dort stammt und vier Geschwister des Beschwerdeführers mit den Eltern des Beschwerdeführers in der Bundesrepublik Somalia zurückgeblieben sind:

"...Die Großmutter des o.a. Asylsuchenden hat vorgebracht, dass sie in XXXX geboren wurde..." (Schreiben UNHCR vom 10.09.2015)

Das Bundesverwaltungsgericht konnte daher die Herkunftsregion der Familie feststellen, sowie, dass mindestens eine Schwester des Beschwerdeführers im XXXX in Somaliland lebt (siehe Feststellungen 2.).

Die Feststellungen wonach sein Vater nach der Ausreise des Beschwerdeführers verstarb, als das Elternhaus im Rahmen allgemeiner Unruhen von einer Granate getroffen wurde (siehe Feststellungen 2.), ergeben sich aus den Angaben des Beschwerdeführers in der Beschwerdeverhandlung:

"...R: Was ist mit Ihren Eltern passiert?

P: Vor 2006 gab es Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Gruppierungen und Regierungstruppen. In unserem Haus hat eine Granate eingeschlagen und dadurch ist mein Großvater gestorben. Meine Großmutter wurde verletzt und mein Vater ist auch gestorben. Meine Mutter lag verletzt im Spital. Ob sie überlebt hat, weiß ich nicht. Ich bin mit meiner Großmutter nach Äthiopien gegangen. Ich weiß nicht, ob meine Mutter noch lebt oder verstorben ist.

[...]

R: Sie haben heute angegeben, dass Sie Ihren Vater gekannt haben, er soll bei einem Bombenanschlag im Jahr 2006 ums Leben gekommen sein. Habe ich Sie richtig verstanden?

P: Vom Tod meines Vaters habe ich durch meine Großmutter erfahren. Ich war damals bereits in Äthiopien. Das war am Anfang..." (Verhandlungsschrift Seiten 08 und 15)

"...2006 brach ein Kampf zwischen der Union islamischer Gerichte und der Übergangsregierung aus, bei dem Zivilisten bewusst attackiert wurden. Aufgrund der immer gefährlicher werdenden Lage und dem Chaos in XXXX musste die Familie die Region verlassen. Der Vater [...] und die Mutter [...] des o.a. Asylsuchenden konnte die Region nicht verlassen, da sich [Anm.: die Mutter des Beschwerdeführers] aufgrund von Schwangerschaftskomplikationen im Krankenhaus befand. Die Großmutter willigte ein, vier ihrer acht Kinder mitzunehmen. Zu den Eltern bestand seither kein Kontakt. Über andere Flüchtlinge aus XXXX hätte die Familie aber gehört, dass der Vater 2007 getötet wurde ..." (Schreiben UNHCR vom 10.09.2015)

www.ris.bka.gv.at Seite 39 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Da der Beschwerdeführer somit zunächst ausdrücklich angab, dass sein Vater wegen eines Granateneinschlags im Elternhaus ums Leben kam, war das erst später in der Beschwerdeverhandlung behauptete widersprüchliche Vorbringen, wonach der Vater doch nicht bei einem Granateneinschlag im Elternhaus ums Leben gekommen sein soll, sondern von al-Schabaab ermordet wurde, als nicht glaubhaft zu werten:

"...Mein Großvater ist durch die Bombe ums Leben gekommen, nicht mein Vater. Al-Schabaab hat meinen Vater umgebracht. Das war Ende 2006. Ich war damals schon in Äthiopien..." (Verhandlungsschrift Seite 15)

Das Bundesverwaltungsgericht geht davon aus, dass der Beschwerdeführer die Ermordung seines Vaters durch al-Schabaab erst im Lauf der Beschwerdeverhandlung in der Hoffnung erfunden hat, damit sein erstmals in der Beschwerdeverhandlung behauptetes neues Vorbringen zu einer angeblichen Zwangsrekrutierung durch al- Schabaab (siehe dazu nächster Absatz) glaubhafter wirken zu lassen.

Der Beschwerdeführer hat im gesamten erstinstanzlichen Verfahren ausschließlich die allgemeine unsichere Lage auf Grund von Kampfhandlungen in XXXX (Anmerkung: tatsächlich 2006) als einzigen Ausreisegrund und zugleich Rückkehrbefürchtung geäußert, aber neu und ohne nähere Begründung in der Beschwerdeverhandlung behauptet, bei seiner Rückkehr von Zwangsrekrutierung durch al-Schabaab betroffen zu sein:

"...F: Warum haben Sie Somalia verlassen?

A: Unsere Großmutter hatte und nach Äthiopien gebracht. Es herrschte Krieg, es gab Explosionen, deshalb sind wir geflüchtet.

F: Was würde passieren wenn Sie morgen in Somalia, z.B. XXXX , aus dem Flugzeug aussteigen würden?

A: Nach Somalia kann man zurückkehren, wenn man jemanden dort hat. Aber wenn man niemanden hat ist es schwer, es kann alles passieren..." (niederschriftliche Befragung am 18.08.2015).

"...R: Was befürchten Sie im Fall Ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik Somalia?

P: Ich habe Angst, vor einer Zwangsrekrutierung der al-Schabaab. Ich habe jetzt niemanden in Somalia, der mir helfen könnte. Außerdem bekomme ich dort keine Arbeitsstelle, aufgrund meiner Stammeszugehörigkeit.

R: Wer konkret sollte Ihnen warum konkret in der Bundesrepublik Somalia etwas antun wollen?

P: Die al-Schabaab, weil ich vor Ihnen geflohen bin. Ich bin ein junger Mann. Die werden mich auffordern, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

R: Hatten Sie vor Ihrer Ausreise ein Problem mit al-Schabaab?

P: Nein..." (Verhandlungsschrift Seite 11f)

Wie aus den Länderfeststellungen hervorgeht (siehe 5. Länderfeststellungen XXXX und XXXX , steht XXXX nicht unter dem Machteinfluss von al-Schabaab und die Regierung hat größtes Interesse daran, al-Schabaab zu vertreiben, weshalb nicht davon auszugehen ist, dass jedermann der nach XXXX zurückkehr, dort automatisch von al-Schabaab zwangsrekrutiert wird. Sollte der Beschwerdeführer jedoch zu seiner Schwester und seinen Mehrheitsclanangehörigen, die Somaliland dominieren (siehe dazu die folgenden Absätze), zurückkehren, hat er ebenfalls keine Zwangsrekrutierung von al-Schabaab zu befürchten, da aus den Länderfeststellungen hervorgeht, dass in Somaliland keine Gebiete dauerhaft unter der Kontrolle der al-Schabaab-Miliz stehen und eher Minderheitsclanangehörige davon betroffen sein könnten (siehe dazu 5. Länderfeststellungen al-Schabaab). Wie bereits weiter oben ausgeführt hat der Beschwerdeführer sein Vorbringen immer wieder ausgetauscht und bewusst unwahre Angaben gemacht, weshalb die neue Behauptung der Verfolgung durch al-Schabaab in der Beschwerdeverhandlung, in Verbindung mit den Länderfeststellungen, als Versuch gewertet wird, durch eine bewusste Steigerung des Vorbringens, dem Asylverfahren doch noch zum Erfolg zu verhelfen.

www.ris.bka.gv.at Seite 40 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Das Bundesverwaltungsgericht geht davon aus, dass der Beschwerdeführer, dem Mehrheitsclan der Isaaq angehört, nachdem der Beschwerdeführer seine diesbezüglichen Angaben vom 11.07.2014 in der Beschwerdeverhandlung austauschte:

"...Volksgruppenzugehörigkeit: Sheikal..." (niederschriftliche Befragung am 11.07.2014)

"...L: Haben Sie im Verfahren bis dato der Wahrheit entsprechende Angaben gemacht?

VP: Ja..." (niederschriftliche Befragung am 25.07.2014)

"...Ich gehöre dem Clan der Isaak, Subclan Habar Yoonis an und bin moslemischen (sunnitischen) Glaubens. Isaak ist der Hauptclan. Darüber gibt es keinen anderen Clan.

[...]

R: Sie haben beim BFA angegeben, dem Clan der Sheikal anzugehören. Haben Sie eine Erklärung dafür, dass Sie heute Ihr diesbezügliches Vorbringen ausgetauscht haben?

P: Als ich nach Österreich gekommen bin, hat man mich verhaftet und ich hatte Angst. Ich wusste damals nicht, dass ich die Frage beantwortet habe..." (Verhandlungsschrift Seiten 06 und 12)

Dass weder festgestellt werden kann, dass der Beschwerdeführer wegen seiner Zugehörigkeit zum Mehrheitsclan der Isaaq vor seiner Ausreise aus der Bundesrepublik Somalia verfolgt wurde, noch, dass er nach seiner Rückkehr in der Bundesrepublik Somalia deswegen verfolgt werden wird (siehe Feststellungen 2.), beruht auf dem Umstand, dass der Beschwerdeführer nie angegeben hat, wegen seiner Clanzugehörigkeit vor der Ausreise verfolgt worden zu sein und aus den Länderfeststellungen zusammengefasst hervorgeht (siehe dazu 5. Länderfeststellungen Isaaq/Issaq/Issak), dass die Isaaq eine der vier "noble" Clanfamilien (Samaale) darstellen. Bei den Isaaq handelt es sich um eine der vier größten Clanfamilien, sie stellen ca. 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung. Im Allgemeinen ist es eher unwahrscheinlich, dass irgendein Somali, der einer der mehrheitlich Clan-Familien (Hawiye, Darood, Dir oder Isaaq) - oder direkten Untergruppen oder assoziierten Unterclans angehört - in der Lage sein wird, eine begründete Angst vor Verfolgung bei der Rückkehr alleine auf der Grundlage seiner Clan Zugehörigkeit aufzuzeigen. In Somaliland sind die Isaaq zudem der wichtigste Clan, der dort die meisten Regionen dominiert.

Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass das Bundesverwaltungsgericht nicht übersehen hat, dass die mittlerweile verstorbene Großmutter des Beschwerdeführers, der laut Schreiben von UNHCR im Jahr XXXX in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien Asyl gewährt worden war, vor angegeben hat dem Mehrheitsclan der Darood anzugehören:

"...Die Großmutter des o.a. Asylsuchenden hatte vorgebracht, das sie [...] im Norden geboren wurde, aber den größten Teil ihres Lebens gemeinsam mit ihren Kindern und Enkelkindern in XXXX gelebt hat. Sie gab an, dass sie Angehörige des [...] Sub-Clan sei, welcher Teil des größeren Darod-Clans ist. Bedingt durch den Krieg, der 1991 in Somalia ausbracht, durch zahlreiche Stammeskämpfe und ihre Zugehörigkeit zum Darod-Clan musste die Großmutter gemeinsam mit ihrer Familie mehrmals umziehen. 2006 brach ein Kampf zwischen der Union islamischer Gerichte und der Übergangsregierung aus, bei dem Zivilisten bewusst attackiert wurden..." (Schreiben UNHCR vom 10.09.2015)

Dabei handelt es sich um einen weiteren (der vier) Mehrheitsclans, da der Beschwerdeführer aber behauptet, dem Clan der Isaaq anzugehören und aufgrund der Länderfeststellungen davon auszugehen ist, dass Somalier ihre Clanzugehörigkeit und Abstammungslinie bereits ab dem Alter von acht bis elf Jahren, beherrschen, dieses Wissen ihnen von den Eltern oder Großeltern vermittelt wird (siehe 5. Länderfeststellungen Abstammungslinie), der Beschwerdeführer bis zu seiner Reise nach Österreich immer gemeinsam mit seine Großmutter und anderen Verwandten zusammengelebt hat, ist davon auszugehen, dass er weiß, welchem Clan er tatsächlich angehört. Da er zudem auch noch einem in Somaliland dominanten Mehrheitsclan angehört, kann er die Abtirsiimo anwenden, wenn er dort die Dominanz seines starken Clans gegenüber einer Minderheit zeigen möchte oder es für Erbschaftsfragen benötigen sollte. Er wird ihm jedenfalls auch nützlich sein, bei einer Rückkehr außer seiner Schwester noch weitere lebende Verwandten in Somalialand oder XXXX zu finden. Insgesamt ist der Umstand, dass seine Großmutter behauptet hat, einem anderen Mehrheitsclan anzugehören für das Verfahren des Beschwerdeführers nicht relevant und war daher auch nicht weiter darauf einzugehen.

www.ris.bka.gv.at Seite 41 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Das Bundesverwaltungsgericht geht insgesamt davon aus, dass die Großmutter des Beschwerdeführers, die mit dem Beschwerdeführer damit dieser der damals allgemein unsicheren Lage wegen Kampfhandlungen im XXXX entkommt, im XXXX aus der Bundesrepublik Somalia ausgereist ist, in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien am XXXX als Flüchtling anerkannt wurde. In Folge wurde auch dem Beschwerdeführer, als minderjährige Enkel seiner Großmutter, Asyl gewährt. Der Beschwerdeführer selbst wurde in der Bundesrepublik Somalia bis zu seiner Ausreise nie verfolgt und kann auf Grund des mehrfachen Austauschens seiner Angaben, in Verbindung mit der unglaubwürdigen Steigerung im Vorbringen, nicht glaubhaft machen bei einer Rückkehr in seinen Herkunftsstaat konkreten Verfolgungshandlungen ausgesetzt zu sein.

3. Die Feststellungen zur Situation des Beschwerdeführers im Herkunftsstaat ergeben sich aus seinen Angaben in der Erstbefragung, im Rahmen der niederschriftlichen Befragungen vor dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl und der Beschwerdeverhandlung. Dass dem Beschwerdeführer im Herkunftsstaat ein Eingriff in seine körperliche Unversehrtheit drohen würde oder er Gefahr liefe, grundlegende und notwendige Lebensbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung sowie Unterkunft nicht befriedigen zu können und in eine ausweglose bzw. existenzbedrohende Situation zu geraten, muss nach dem durchgeführten Ermittlungsverfahren nicht befürchtet werden. Wie bereits weiter oben ausgeführt (siehe Beweiswürdigung 2.) geht das Bundesverwaltungsgericht davon aus, dass die Familie des Beschwerdeführers aus dem XXXX , in Somaliland stammt und mindestens eine Schwester dort lebt, jedenfalls aber viele Clanangehörige, der Beschwerdeführer dem in Somaliland vorherrschenden und dominanten Clan der Isaaq angehört, der Beschwerdeführer aber vor seiner Ausreise in XXXX lebte.

Wenn in der Bundesrepublik Somalia eine angespannte Versorgungssituation vorliegt, so gehört der Beschwerdeführer als alleinstehender, junger, gesunder Mann mit clanmäßigen Anknüpfungspunkten in XXXX vor allem aber in Somaliland, keiner vulnerablen Personengruppe an, weshalb angesichts seiner individuellen Umstände nicht erkannt werden kann, dass sich die angespannte Versorgungslage gerade in Bezug auf seine Person in einem Ausmaß auswirken wird, welches ihn in eine als unmenschlich oder erniedrigend zu bezeichnende Lebenssituation versetzen würde. Der Beschwerdeführer kann XXXX oder die XXXX von Österreich aus sicher mit dem Flugzeug erreichen; siehe dazu auch zu Spruchpunkt II. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl.

4. Die Feststellungen zur Situation des Beschwerdeführers im Bundesgebiet gründen sich auf seine Angaben im Verfahren sowie auf Abfragen in den entsprechenden amtlichen österreichischen Registern (Zentrales Melderegister, Zentrales Fremdenregister, Grundversorgungs-Informationssystem, Strafregister) und den beiden im Beschwerdeakt einliegende Gerichtsurteilen. Von den beim Beschwerdeführer wenig vorhandenen Deutschkenntnissen konnte sich das Bundesverwaltungsgericht in der Beschwerdeverhandlung überzeugen; siehe dazu auch zu Spruchpunkt III. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl.

5. Die Feststellungen zur aktuellen Lage im Herkunftsstaat des Beschwerdeführers (siehe Feststellungen 5.) beruhen auf dem in der Beschwerdeverhandlung dargetanen Dokumentationsmaterial und etwas aktuelleren Berichten derselben Quellen. Die Parteien des Beschwerdeverfahrens haben keinen Einwand gegen die Heranziehung dieser Informationsquellen (deren Inhalt sich seit der letzten Beschwerdeverhandlung nicht entscheidungswesentlich geändert hat) erhoben. Die herangezogenen Berichte und Informationsquellen stammen hauptsächlich von staatlichen Institutionen oder diesen nahestehenden Einrichtungen und es gibt keine Anhaltspunkte dafür, Zweifel an deren Objektivität und Unparteilichkeit aufkommen zu lassen. Die inhaltlich übereinstimmenden Länderberichte befassen sich mit der aktuellen Lage in der Bundesrepublik Somalia, insbesondere in Somaliland und XXXX .

3. Rechtliche Beurteilung:

Zu A)

Zu Spruchpunkt I. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl

In Spruchpunkt I. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl wurde der Antrag des Beschwerdeführers auf internationalen Schutz gemäß § 3 Abs. 1 iVm

§ 2 Abs. 1 Z 13 AsylG abgewiesen.

Gemäß § 3 Abs. 1 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 87/2012, ist einem Fremden, der in Österreich einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat, soweit dieser Antrag nicht bereits gemäß §§ 4, 4a oder 5 AsylG zurückzuweisen ist, der Status des Asylberechtigten zuzuerkennen, wenn glaubhaft ist, dass ihm im Herkunftsstaat Verfolgung im Sinne des Art. 1 Abschnitt A Z 2 Genfer Flüchtlingskonvention droht. www.ris.bka.gv.at Seite 42 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Art. 1 Abschnitt A Z 2 der Genfer Flüchtlingskonvention definiert, dass als Flüchtling im Sinne dieses Abkommens anzusehen ist, wer sich aus wohlbegründeter Furcht, aus Gründen der Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder der politischen Gesinnung verfolgt zu werden, außerhalb seines Heimatlandes befindet und nicht in der Lage oder im Hinblick auf diese Furcht nicht gewillt ist, sich des Schutzes dieses Landes zu bedienen; oder wer staatenlos ist, sich infolge obiger Umstände außerhalb des Landes seines gewöhnlichen Aufenthaltes befindet und nicht in der Lage oder im Hinblick auf diese Furcht nicht gewillt ist, in dieses Land zurückzukehren.

Kann Asylwerbern in einem Teil ihres Herkunftsstaates vom Staat oder sonstigen Akteuren, die den Herkunftsstaat oder einen wesentlichen Teil des Staatsgebietes beherrschen, Schutz gewährleistet werden, und kann ihnen der Aufenthalt in diesem Teil des Staatsgebietes zugemutet werden, so ist der Antrag auf internationalen Schutz abzuweisen (innerstaatliche Fluchtalternative). Schutz ist gewährleistet, wenn in Bezug auf diesen Teil des Herkunftsstaates keine wohlbegründete Furcht nach Art. 1 Abschnitt A Z 2 Genfer Flüchtlingskonvention vorliegen kann und die Voraussetzungen zur Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten (§ 8 Abs. 1) in Bezug auf diesen Teil des Herkunftsstaates nicht gegeben sind (§ 11 Abs. 1 AsylG).

Wie in der Beweiswürdigung ausgeführt (siehe Beweiswürdigung 2.), ist der Beschwerdeführer persönlich unglaubwürdig und entspricht sein gesamtes Vorbringen zu seinen Rückkehrbefürchtungen nicht den Tatsachen. Da der Beschwerdeführer keine wohlbegründete Furcht vor asylrelevanter Verfolgung in seinem Herkunftsstaat glaubhaft machen kann, ist die Beschwerde gegen Spruchpunkt I. des gegenständlichen Bescheides abzuweisen.

Zu Spruchpunkt II. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl

In Spruchpunkt II. des Bescheides wurde der Antrag auf internationalen Schutz hinsichtlich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf den Herkunftsstaat Bundesrepublik Somalia gemäß § 8 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG abgewiesen.

Gemäß § 8 Abs. 1 AsylG ist der Status des subsidiär Schutzberechtigen einem Fremden zuzuerkennen,

1. der in Österreich einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat, wenn dieser in Bezug auf die Zuerkennung des Status des Asylberechtigten abgewiesen wird, oder

2. dem der Status des Asylberechtigten aberkannt worden ist, wenn eine Zurückweisung, Zurückschiebung oder Abschiebung des Fremden in seinen Herkunftsstaat eine reale Gefahr einer Verletzung von Art. 2 EMRK, Art. 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 oder Nr. 13 zur Konvention bedeuten würde oder für ihn als Zivilperson eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes mit sich bringen würde.

Die Entscheidung über die Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten nach Abs. 1 ist mit der abweisenden Entscheidung nach § 3 oder der Aberkennung des Status des Asylberechtigten nach § 7 zu verbinden (§ 8 Abs. 2 AsylG).

Gemäß § 8 Abs. 3 AsylG sind Anträge auf internationalen Schutz bezüglich der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten abzuweisen, wenn eine innerstaatliche Fluchtalternative (§ 11) offen steht.

Der Verwaltungsgerichthof hat in seinem Erkenntnis vom 21.05.2019, 2019/19/0006-3, unter Bezugnahme auf das Erkenntnis vom 06.11.2018, 2018/01/0106, zusammengefasst klargestellt, dass § 8 Abs. 1 AsylG, auch wenn er nicht der Statusrichtlinie entspricht, anzuwenden ist.

Vor dem Hintergrund der genannten Erkenntnisquellen und den darauf basierenden Feststellungen finden sich weder Anhaltspunkte dafür, dass der Beschwerdeführer nach seiner Rückkehr in seinen Herkunftsstaat mit der in diesem Zusammenhang maßgeblichen Wahrscheinlichkeit einer Gefährdungssituation im Sinne des § 8 Abs. 1 AsylG ausgesetzt sein wird noch, dass "außergewöhnliche Umstände" der Rückkehr des Beschwerdeführers in seinen Herkunftsstaat entgegenstehen. Es lässt sich in diesem konkreten Fall nicht ersehen, dass es dem Beschwerdeführer in der Bundesrepublik Somalia an der notdürftigsten Lebensgrundlage fehlen würde (siehe dazu auch Beweiswürdigung 3.).

www.ris.bka.gv.at Seite 43 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Das Bundesverwaltungsgericht verkennt keineswegs die generell angespannte Lage in der Bundesrepublik Somalia (siehe 5. Länderfeststellungen), allerdings reicht die bloße Möglichkeit einer durch die Lebensumstände bedingten Verletzung des Art. 3 EMRK nicht aus. Die Familie des Beschwerdeführers stammt aus dem XXXX in Somaliland, wo zumindest eine Schwester des Beschwerdeführers lebt. Der Beschwerdeführer hat aber vor seiner Ausreise im Jahr 2006 in XXXX , gemeinsam mit seinen Eltern und sieben Geschwistern im Elternhaus gelebt. Der Beschwerdeführer gehört einem Mehrheitsclan in Somalialand an, der 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik Somalia stellt und kann daher jedenfalls mit der Unterstützung seines Mehrheitsclans in Somaliland, aber auch in XXXX , rechnen. Aus den Länderfeststellungen geht hervor (siehe 5. Länderfeststellungen Parteiensystem), dass sich in XXXX sowie in Somaliland die politischen Loyalitäten in erster Linie durch die Clanzugehörigkeit bestimmen. Eine Besonderheit der Politik und Geschichte des Landes liegt in der Bedeutung der Clans. Clans sind auf gemeinsame Herkunft zurückgehende Großfamilienverbände mit einer bis zu siebenstelligen Zahl von Angehörigen. Die Kenntnis der Clanstrukturen und ihrer Bedeutung für die somalische Gesellschaft ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der politischen und historischen Entwicklungen in der Bundesrepublik Somalia. Die übergeordneten Clans in Somalia sind die Hawiye, Darod, Issaq, Dir und der Clanverbund der Digil-Mirifle bzw. Rahanweyn. Die Issaq stellen 20 bis 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zugehörigkeit zu einem Clan bzw. Sub-Clan ist ein wichtiges Identifikationsmerkmal und bestimmt, welche Position eine Person oder Gruppe im politischen Diskurs oder auch in bewaffneten Auseinandersetzungen einnimmt. Der Beschwerdeführer hat im Verfahren nicht glaubhaft mache können im Fall der Rückkehr keine Lebensgrundlage vorzufinden bzw. dass seine Grundbedürfnisse nicht gedeckt werden könnten. Es ist es dem gesunden, volljährigen Beschwerdeführer jedenfalls zuzumuten, Kraft eigener Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Aus den Länderfeststellungen zur Sicherheitslage XXXX

Der Beschwerdeführer muss aber gar nicht nach XXXX , zurückkehren, sondern kann stattdessen auch zu seinen Clanangehörigen nach Somaliland zurückreisen, zumal dort mindestens eine Schwester lebt:

"...L: Haben Sie Geschwister, wenn ja wie alt sind Sei und wie heißen sie?

VP: 1 Schwester namens XXXX , ca XXXX Jahre, Adresse: XXXX in Somalia whft.

L: Stehen Sie in Kontakt mit ihrer Schwester?

VP: Kein Kontakt seit meiner Ausreise aus Somalia..." (niederschriftliche Befragung am 25.07.2014)

"...R: Sie haben in der Befragung am 25.07.2014 konkret angegeben, dass Ihre Schwester, später soll es Ihre Tante gewesen sein, in XXXX liegt aber nicht in XXXX , sondern in Somalialand:

"...VP: 1 Schwester XXXX [...] Adresse: XXXX in Somalia whft..." (niederschriftliche Befragung am 25.07.2014 Seite 03 bzw. Akt BFA Seite 51)

Kann es sein, dass Sie in der Bundesrepublik Somalia nicht in XXXX gelebt haben, sondern tatsächlich aus Somaliland stammen?

P: Nein..." (Verhandlungsschrift Seite 13)

Da der Beschwerdeführer entweder ins XXXX in Somaliland oder nach XXXX zurückkehren kann, kann er auch nicht von den Verhältnissen in der Stadt Baidoa (Anmerkung: Baidoa mit ca. 130.000 Einwohnern ist die Hauptstadt von Upper Juba/der Bay Region, in Südsomalia) betroffen sein, wo über 323.000 Vertriebene beherbergt werden (siehe Feststellungen 5. Grundversorgung) bzw. hat auch die Gruppe von 340 Personen, die vor der Unsicherheit in der Galmudug-Region, nachdem gezielte Angriffe auf Binnenvertriebene stattgefunden hatten, floh, weil diese beschuldigt wurden in Teilen des Galkayo Distrikts (Anmerkung: in der Mudug Region im Nordostsomalia) und im Dhusa Mareb Distrikt (Anmerkung: in der Galmudug Region in Zentralsomalia) mit al-Schabaab kollaborier zu haben (siehe Feststellungen 5. Grundversorgung), nichts mit dem Beschwerdeführer zu tun.

Das gilt auch für den Umstand, dass in Somaliland, in der ersten Juliwoche 2019 an mehreren Orten ausgewachsene Schwärme vom Wüstenheuschrecken zu sehen waren, die erhebliche Ernteschäden verursachten, da sich diese an der Nordwestküste und möglicherweise im Nordosten bilden werden, der Beschwerdeführer aber seine familiären Wurzeln nicht dort, sondern im XXXX hat.

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Selbstverständlich übersieht das Bundesverwaltungsgericht nicht, dass es mittlerweile Überschwemmungen in der Bundesrepublik Somalia gegeben hat. Wie aus den Länderfeststellungen hervorgeht (siehe 5. Länderfeststellungen Grundversorgung), arbeiten aktuell humanitäre Partner mit regionalen und nationalen Behörden zusammen, um die Hochwasserbekämpfung zu beschleunigen. Die vom OCHA unterstützte Arbeitsgruppe für Hochwasser hat die interinstitutionelle Zusammenarbeit verstärkt. Um die unmittelbaren Lücken zu schließen, hat die hat die interinstitutionelle Koordinierungsgruppe Somalia, zusätzlich zur Verwendung von zweckgebundenen Mitteln aus laufenden Projekten des Humanitären Fonds für Somalia (Somalia Humanitarian Fund, SHF) und des Zentralen Nothilfefonds, an der strategischen Priorisierung zusätzlicher Mittel gearbeitet, die in Kürze aus der SHF-Reserve freigegeben werden, um die Phasen eins und zwei der Hochwasserbekämpfung zu unterstützen. Um die Hilfe weiter zu unterstützen, kündigte die Europäische Kommission am 30.10.2019 zusätzliche Soforthilfe in Höhe von drei Millionen Euro für Somalia, Äthiopien, Kenia und den Südsudan (850 000 EUR für Somalia) an. Mit den EU-Mitteln werden Notunterkünfte für Vertriebene, Nahrungsmittel, Logistik sowie Wasser-, Hygiene- und Sanitärversorgung bereitgestellt. Humanitäre Partner setzen Hubschrauber, Flugzeuge und mehr Personal ein, um Hilfe für die betroffenen Orte zu liefern und mindestens 106.000 Menschen Wasser, Medizin, Nahrungsmitteln, sanitären Einrichtungen, Container, Non-Food-Artikel (non-food items, NFI) und Bargeldhilfe zu erreichen. Es wird berichtet, dass zu den am meisten benötigten Dingen Notfallunterkünfte, Non-Food-Artikel, sauberes Trinkwasser, Latrinen, Widerinstandsetzung von flachen Brunnen, Mücken- und Krankheitserregerkontrolle, Ernährung, mobile Gesundheits- und medizinische Versorgung, Hygieneartikel, solarbetriebene Lampen, GBV-Dienstleistungen und kinderfreundliche Räume zählen. Nach Angaben des vom UNHCR geleiteten Netzwerks für Schutz und Rückführung sind in Teilen Somalias mehr als 547.000 Menschen von Überschwemmungen betroffen, von denen 370.000 aus ihren Häusern vertrieben wurden. Seit Beginn der Überschwemmungen am 21.10.2019 wurden mindestens 17 Menschen getötet. Ackerland, Infrastruktur und Straßen wurden zerstört und die Lebensgrundlagen in einigen der am schlimmsten betroffenen Gebiete zerstört. Allerdings kann der Beschwerdeführer nach ins XXXX in Somaliland oder nach XXXX zurückkehren und die Karte UN OCHA vom 17.11.2019 zeigt, dass es in keiner dieser Gegenden zu Überschwemmungen gekommen ist und werden diese Regionen auch nicht als von Überschwemmungen betroffene Orten angeführt.

Dass der Beschwerdeführer Hunger leiden müsste, konnte er nicht glaubhaft machen. In XXXX , wird die Lage mit Stufe 03 (von 05 Stufen) orange Krise, ebenso im XXXX (siehe 5. Länderfeststellungen Grundversorgung). Im Fall seiner Rückkehr kann der Beschwerdeführer auch auf die Unterstützung nach wie vor in XXXX lebender Familienangehörigen wie etwa seine Schwester, jedenfalls aber auf jene seiner Clanangehörigen zählen und allgemein ist die Lage in diesen Regionen nicht so schlecht, dass der Beschwerdeführer automatisch von Unterernährung betroffen wäre. Neben dem Umstand, dass der Beschwerdeführer nicht aus einer Region stammt, die von Überschwemmungen betroffen ist, ist positiv zu vermerken, dass die anhaltenden Regenfälle die Wasserquellen wieder aufgefüllt, das Weidewachstum verbessert und den Wasserstress verringert haben. Bauern können zudem das Hochwasser strategisch nutzen, um eine gute Ernte außerhalb der Saison zu sichern, bevor es im nächsten Monat austrocknet. Nach dem Zurücklassen des Hochwassers ist zudem eine überdurchschnittliche Maisernte außerhalb der Saison höchstwahrscheinlich, wird sich aber bis März verzögern (siehe 5. Länderfeststellungen Grundversorgung).

Somit ist insgesamt davon auszugehen, dass der gesunde, arbeitsfähige Beschwerdeführer bei einer Rückkehr nach XXXX in der Lage sein wird seinen Lebensunterhalt kraft eigener Arbeit zu bestreiten und auf Grund der für in günstigen Clanstrukturen nicht von Binnenvertreibung betroffen sein wird.

Irgendein besonderes "real risk", dass es durch die Rückführung des Beschwerdeführers in seinen Herkunftsstaat zu einer Verletzung von Art. 2 EMRK, Art. 3 EMRK oder der Protokolle Nr. 6 oder Nr. 13 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die Abschaffung der Todesstrafe kommen wird, kann nicht erkannt werden, außergewöhnliche Umstände im Sinne der Judikatur des EGMR, die gegen eine Abschiebung in die Bundesrepublik Somalia sprechen, sind nicht erkennbar, weshalb im Ergebnis spruchgemäß zu entscheiden ist.

Zu Spruchpunkt III. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl

In Spruchpunkt III. des Bescheides wurde gemäß §§ 57 und 55 AsylG ein Aufenthaltstitel aus Berücksichtigungswürdigen Gründen nicht erteilt, gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG iVm

§ 9 BFA-VG eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen und gemäß § 52 Abs. 9 FPG festgestellt, dass die Abschiebung des Beschwerdeführers in die Bundesrepublik Somalia gemäß § 46 FPG zulässig ist.

Gemäß § 10 Abs. 1 Z 3 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017, ist eine Entscheidung nach diesem Bundesgesetz mit einer Rückkehrentscheidung gemäß dem 8. Hauptstück des FPG zu verbinden, wenn der www.ris.bka.gv.at Seite 45 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

Antrag auf internationalen Schutz sowohl bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten als auch der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten abgewiesen und in den Fällen der Z 1 und 3 bis 5 des § 10 von Amts wegen ein Aufenthaltstitel gemäß § 57 AsylG nicht erteilt wird.

Die Voraussetzungen für die Erteilung eines Aufenthaltstitels gemäß § 57 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 70/2015, liegen gegenständlich nicht vor, weil der Aufenthalt des Beschwerdeführers weder seit mindestens einem Jahr gemäß § 46a Abs. 1 Z 1 oder Z 3 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017, geduldet ist, noch zur Gewährleistung der Strafverfolgung von gerichtlich strafbaren Handlungen oder zur Geltendmachung und Durchsetzung von zivilrechtlichen Ansprüchen im Zusammenhang mit solchen strafbaren Handlungen notwendig ist, noch der Beschwerdeführer Opfer von Gewalt gemäß § 57 Abs. 1 Z 3 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 70/2015, wurde.

Gemäß § 52 Abs. 2 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017, hat das Bundesamt gegen einen Drittstaatsangehörigen unter einem (§ 10 AsylG) mit Bescheid eine Rückkehrentscheidung zu erlassen, wenn dessen Antrag auf internationalen Schutz sowohl bezüglich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten als auch der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten abgewiesen wird und ihm kein Aufenthaltsrecht nach anderen Bundesgesetzen zukommt. Dies gilt nicht für begünstigte Drittstaatsangehörige.

Wird durch eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 FPG, eine Anordnung zur Außerlandesbringung gemäß § 61 FPG, eine Ausweisung gemäß § 66 FPG oder ein Aufenthaltsverbot gemäß § 67 FPG in das Privat- oder Familienleben des Fremden eingegriffen, so ist die Erlassung der Entscheidung zulässig, wenn dies zur Erreichung der im Art. 8 Abs. 2 EMRK genannten Ziele dringend geboten ist (§ 9 Abs. 1 BFA-VG).

Gemäß § 9 Abs. 2 BFA-VG ist der Beurteilung des Privat- und Familienlebens im Sinne des Art. 8 EMRK sind insbesondere zu berücksichtigen:

1. die Art und Dauer des bisherigen Aufenthaltes und die Frage, ob der bisherige Aufenthalt des Fremden rechtswidrig war,

2. das tatsächliche Bestehen eines Familienlebens,

3. die Schutzwürdigkeit des Privatlebens,

4. der Grad der Integration,

5. die Bindungen zum Heimatstaat des Fremden,

6. die strafgerichtliche Unbescholtenheit,

7. Verstöße gegen die öffentliche Ordnung, insbesondere im Bereich des Asyl-, Fremdenpolizei- und Einwanderungsrechts,

8. die Frage, ob das Privat- und Familienleben des Fremden in einem Zeitpunkt entstand, in dem sich die Beteiligten ihres unsicheren Aufenthaltsstatus bewusst waren,

9. die Frage, ob die Dauer des bisherigen Aufenthaltes des Fremden in den Behörden zurechenbaren überlangen Verzögerungen begründet ist.

Über die Zulässigkeit der Rückkehrentscheidung gemäß § 52 FPG ist jedenfalls begründet, insbesondere im Hinblick darauf, ob diese gemäß Abs. 1 auf Dauer unzulässig ist, abzusprechen. Die Unzulässigkeit einer Rückkehrentscheidung gemäß § 52 FPG ist nur dann auf Dauer, wenn die ansonsten drohende Verletzung des Privat- und Familienlebens auf Umständen beruht, die ihrem Wesen nach nicht bloß vorübergehend sind. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Rückkehrentscheidung gemäß § 52 FPG schon allein auf Grund des Privat- und Familienlebens im Hinblick auf österreichische Staatsbürger oder Personen, die über ein unionsrechtliches Aufenthaltsrecht oder ein unbefristetes Niederlassungsrecht (§ 45 oder §§ 51 ff Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG), BGBl. I Nr. 100/2005) verfügen, unzulässig wäre. (§ 9 Abs. 3 BFA-VG, in der Fassung

BGBl. I Nr. 70/2015).

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Gemäß Art. 8 Abs. 1 EMRK hat jedermann Anspruch auf Achtung seines Privat- und Familienlebens, seiner Wohnung und seines Briefverkehrs. Gemäß Art. 8 Abs. 2 EMRK ist der Eingriff einer öffentlichen Behörde in die Ausübung dieses Rechts nur statthaft, insoweit dieser Eingriff gesetzlich vorgesehen ist und eine Maßnahme darstellt, die in einer demokratischen Gesellschaft für die nationale Sicherheit, die öffentliche Ruhe und Ordnung, das wirtschaftliche Wohl des Landes, die Verteidigung der Ordnung und zur Verhinderung von strafbaren Handlungen, zum Schutz der Gesundheit und der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig und in diesem Sinne auch verhältnismäßig ist.

Betreffend Eingriff in das Privat- und Familienleben des Beschwerdeführers war Folgendes zu erwägen:

Aus dem vorgelegten Schreiben von UNHCR vom 10.09.2015 geht unter anderem hervor, dass der Beschwerdeführer mit seiner Schwester XXXX - deren Existenz der Beschwerdeführer im erstinstanzlichen Verfahren zunächst bewusst verschwieg - in der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien lebte und danach in Österreich:

"...einschließlich seiner nun ebenfalls in Österreich lebenden Schwester XXXX und..." (Schreiben UNHCR vom 10.09.2015)

"...R: Leben Familienmitglieder in Österreich?

P: Na, in Deutschland eine Schwester.

[...]

R: Haben Sie in den niederschriftlichen Befragungen am 11.07.2014 und 25.07.2014 ausschließlich Ihre Eltern und eine Schwerster als Verwandte genannt, gaben Sie in der Befragung am 18.08.2015 erstmals an, dass Sie noch zwei Brüder haben, die in Äthiopien leben und eine Schwester, die in Deutschland lebt. Zudem soll XXXX , die Sie sowohl am 11.07.2014 als auch am 25.07.2014 als Ihre Schwester bezeichnet haben, Ihre Tante sein.

P: XXXX ist meine Tante väterlicherseits. Wir sind insgesamt vier Kinder. Ich habe zwei Brüder und eine Schwester. Meine Schwester heißt XXXX und lebt seit ungefähr vier Jahren in Deutschland. Sie wird bald XXXX Jahre alt..." (Verhandlungsschrift Seiten 07 und 12)

Da der ledige, kinderlose Beschwerdeführer keine Verwandten im Bundesgebiet hat, kann im Fall seiner Rückkehr kein Eingriff in ein Familienleben erkannt werden.

Geht man im vorliegenden Fall von einem bestehenden Privatleben des Beschwerdeführers in Österreich aus, fällt die gemäß Art. 8 Abs. 2 EMRK gebotene Abwägung nach Ansicht des Bundesverwaltungsgerichtes zu Lasten des Beschwerdeführers aus und die Ausweisung stellt jedenfalls keinen unzulässigen Eingriff im Sinne des Art. 8 Abs. 2 EMRK dar.

Im Hinblick auf ihr gemäß Art. 8 EMRK geschütztes Recht auf Achtung des Privatlebens ist zunächst zu berücksichtigen, dass sich der Beschwerdeführer seit seiner illegalen Einreise bis zur Erlassung des angefochtenen Bescheides nur 18 Monate im Bundesgebiet aufhielt, mittlerweile mehr als fünf Jahre. Die Verfahrensdauer ist nicht der Sphäre des Beschwerdeführers zuzurechnen. Der Aufenthalt im Inland ist dem Beschwerdeführer aber lediglich auf Grund des gegenständlichen Antrages erlaubt, der sich auf Grund der bewusst unwahren Behauptungen des Beschwerdeführers als unberechtigt erwiesen hat. Der Beschwerdeführer verfügte nie über Aufenthaltsrechte außerhalb seines Asylverfahrens. Der mittlerweile über fünf Jahre dauernde Aufenthalt im Bundesgebiet steht zudem in keinerlei Verhältnis dazu, dass der Beschwerdeführer den bei weitem überwiegenden Teil seines Lebens mit seinen somalischen Verwandte außerhalb Europas verbracht hat. Der Beschwerdeführer ist nicht aus Furcht vor Verfolgung(sgefahr) aus seinem Herkunftsstaat ausgereist, sondern hat hinsichtlich seiner Fluchtgründe während des Verfahren unwahre Angaben gemacht. Bewusst unwahre Angaben vor einer österreichischen Behörde und bis zuletzt in der Beschwerdeverhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht bilden keine solide Basis für die Integration des Beschwerdeführers bzw. konnte er schon deshalb nie auf die Erteilung eines dauernden Aufenthaltsrechtes vertrauen und musste sich von Anbeginn der Unsicherheit des Aufenthaltsstatus bewusst sein.

Der Beschwerdeführer hat keine zum dauernden Aufenthalt berechtigten Angehörigen im Bundesgebiet. Der Beschwerdeführer beherrscht seine Muttersprache Somali und nunmehr zusätzlich etwas Deutsch. Es ist daher davon auszugehen, dass er sich - zumal er bis zu seiner Reise nach Österreich ausschließlich im Familienverband mit somalischen Verwandten lebte - wieder in die somalische Gesellschaft eingliedern kann, wobei er jedenfalls www.ris.bka.gv.at Seite 47 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020 auf die Unterstützung seiner Schwester und seiner Mehrheitsclanangehörigen in Somaliland zählen kann, womit er nicht völlig auf sich alleine gestellt ist. Nach alledem kann nicht gesagt werden, dass der Beschwerdeführer seinem Kulturkreis völlig entrückt wäre und sich in der Bundesrepublik Somalia überhaupt nicht mehr zurechtfindet.

Der Beschwerdeführer besuchte nur im Jahr XXXX die XXXX Schule und wurde nur im Fach " XXXX " mit sehr gut beurteilt; in allen andern Fächern gab es nicht einmal Beurteilungen. Er hat von XXXX an einem Radioprojekt von XXXX teilgenommen und seine letzte Deutschprüfung A2 (Anmerkung: Nachweis sprachlicher Kompetenz in routinemäßigen Situationen mit vertrauten Themen und Tätigkeiten dar. Geprüft werden die Fertigkeiten Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen) am XXXX bestanden. Im Rahmen der mündlichen Beschwerdeverhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht konnte sich der Beschwerdeführer trotz seiner Aufenthaltsdauer in Österreich nur in gebrochenem Deutsch ausdrücken und verstand vieles nicht. Weiter Bestätigungen bezüglich Deutschkursen und/oder anderen Kursen wurden, trotz Ankündigung des Beschwerdeführers in der Beschwerdeverhandlung, bis dato nicht vorgelegt.

Zum Nachteil wiegen jedenfalls seine im Zeitraum zwischen XXXX erfolgten strafrechtlichen Verurteilungen in Österreich. So wurde der Beschwerdeführer mit Urteil des XXXX vom XXXX , wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften nach § 27 Abs. 1 Z 1 zweiter Fall SMG gemäß

§ 27 Abs. 1 SMG zu einer Geldstraft von 80 Tagsätzen, im Uneinbringlichkeitsfall 40 Tage Ersatzfreiheitsstrafe, verurteilt. Mit Urteil des Landesgerichts für XXXX vom XXXX , wurde der Beschwerdeführer wegen des Vergehens des unerlaubten Umgangs mit Suchtgiften unter Bedachtnahme auf § 28 Abs. 1 StGB nach

§ 27 Abs. 2a SMG zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Gemäß

§ 43a Abs. 3 iVm § 43 Abs. 1 StGB wurde ein Teil der verhängen Freiheitsstrafe im Ausmaß von sechs Monaten unter Bestimmung einer Probezeit von drei Jahren beding nachgesehen, sodass der unbedingte Teil der Strafe ein Monat beträgt.

Der Beschwerdeführer war mit Ausnahme seiner Haftzeit von XXXX in Grundversorgung gemeldet, ist seit der Haftentlassung wieder in einem Quartier der Bundesbetreuung untergebracht und lebt von staatlicher Unterstützung. Der Beschwerdeführer verbringt die Tage beim Fußballspielen mit Freunden, Fußballschauen und Spazierengehen:

"...R: Sind Sie in Österreich vorbestraft?

P: Ja. Ich war einmal in einem Gefängnis. Ich habe einen Monat Gefängnis und drei Jahre auf Bewährung bekommen.

R: Warum und wann war das?

P: Das war am XXXX wegen Suchtmittelverkaufs.

R: Wurden Sie deswegen heuer verurteil oder war die Verurteilung schon älter und Sie mussten nur jetzt die Haftstrafe absitzen?

P: Am XXXX wurde ich verurteilt und ich war bis XXXX im Gefängnis.

R: Gab es sonst noch eine Verurteilung?

P: Strafe, sonst nichts.

R: Verurteilung?

P: Ja, davor hatte ich eine Verurteilung im Zusammenhang mit Suchmitteln.

R: Sie haben anlässlich der niederschriftlichen Befragung am 11.07.2014 angegeben, dass Sie in Österreich Fußballspieler werden möchten. Dazu passt aber nicht, dass Sie in Zusammenhang mit illegalen Suchtmitteln gebracht werden.

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P: Ja, stimmt.

R: Sie haben den Großteil Ihres Lebens mit Familie und Freunden in der Bundesrepublik Somalia gelebt, sind illegal nach Österreich eingereist und haben vor viereinhalb Jahren einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt. Glauben Sie in Österreich integriert zu sein?

P: Ja.

R: Warum glauben Sie, integriert zu sein?

P: Ich habe die Sprache gelernt und habe ein paar Freunde aus Österreich? Mit denen spiele ich auch Fußball.

R: Wer kommt in Österreich für Ihren Lebensunterhalt auf?

P: Ich lebe von der XXXX .

R: Sind Sie Mitglied in einem Verein?

P: Nein.

R: Wie verbringen Sie die Tage. Was machen Sie den ganzen Tag lang?

P: Meistens bin ich bis 13:00 Uhr zu Hause. Manchmal gehe ich nachmittags in die Stadt, um ein Fußballmatch anzuschauen. Wenn das Wetter schön ist, gehe ich auch spazieren..." (Verhandlungsschrift Seite 10f)

Besondere Abhängigkeitsverhältnisse zu Personen in Österreich können nicht erkannt werden und sind allfällige freundschaftlichen Beziehungen zu einem Zeitpunkt entstanden, in dem sich der Beschwerdeführer seiner unsicheren aufenthaltsrechtlichen Stellung bewusst sein musste. Der bald XXXX Beschwerdeführer war nie in einem Verein bzw. einer Organisation tätig und ging bis dato noch nie einer Erwerbstätigkeit nach. Mangels erworbener Schul- oder Berufsausbildung in Verbindung mit den geringen Deutschkenntnissen ist eine wirtschaftliche Integration des Beschwerdeführers in nächster Zeit jedenfalls nicht zu erwarten.

Es ist dem illegal eingereisten und auf Dauer in Österreich nicht selbsterhaltungsfähigen, Beschwerdeführer nicht verwehrt, bei Erfüllung der allgemeinen aufenthaltsrechtlichen Regelungen des FPG bzw. NAG in Zukunft legal in das Bundesgebiet einzureisen. Es kann ein durch Missachtung der fremden- und aufenthaltsrechtlichen Vorschriften und Missbrauch des Asylverfahrens erwirkter Aufenthalt keinen Rechtsanspruch aus Art. 8 EMRK bewirken. Eine andere Auffassung würde zu einer Bevorzugung dieser Gruppe gegenüber den sich rechtstreu Verhaltenden führen.

Nach Maßgabe einer Interessenabwägung im Sinne des § 9 BFA-VG, in der Fassung

BGBl. I Nr. 56/2018, ist davon auszugehen, dass das öffentliche Interesse an der Beendigung des unrechtmäßigen Aufenthaltes des Beschwerdeführers im Bundesgebiet sein persönliches Interesse am Verbleib im Bundesgebiet überwiegt und daher durch die Anordnung einer Rückkehrentscheidung eine Verletzung des Art. 8 EMRK nicht vorliegt. Auch sonst sind keine Anhaltspunkte hervorgekommen, dass im gegenständlichen Fall eine Rückkehrentscheidung auf Dauer unzulässig wäre.

Mit der Erlassung der Rückkehrentscheidung ist gemäß § 52 Abs. 9 FPG, in der Fassung

BGBl. I Nr. 145/2017, gleichzeitig festzustellen, ob die Abschiebung gemäß § 46 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 145/2017, in einen oder mehrere bestimmte Staaten zulässig ist.

Gemäß § 50 Abs. 1 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 87/2012, ist die Abschiebung Fremder in einen Staat ist unzulässig, wenn dadurch Art. 2 oder 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK), BGBl. Nr. 210/1958, oder das Protokoll Nr. 6 oder Nr. 13 zur Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die Abschaffung der Todesstrafe verletzt würde oder für sie als Zivilperson eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konflikts verbunden wäre. Das entspricht dem Tatbestand des

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§ 8 Abs. 1 AsylG. Das Vorliegen eines dementsprechenden Sachverhaltes wurde bereits verneint (siehe zu Spruchpunkt II. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl).

Gemäß § 50 Abs. 2 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 87/2012, ist die Abschiebung in einen Staat unzulässig, wenn stichhaltige Gründe für die Annahme bestehen, dass dort sein Leben oder seine Freiheit aus Gründen seiner Rasse, seiner Religion, seiner Nationalität, seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder seiner politischen Ansichten bedroht wäre (Art. 33 Z 1 der Konvention über die Rechtsstellung der Flüchtlinge, BGBl. Nr. 55/1955, in der Fassung des Protokolls über die Rechtsstellung der Flüchtlinge, BGBl. Nr. 78/1974), es sei denn, es bestehe eine innerstaatliche Fluchtalternative (§ 11 AsylG). Das entspricht dem Tatbestand des § 3 AsylG, in der Fassung BGBl. I Nr. 24/2016. Das Vorbringen des Beschwerdeführers zu sämtlichen behaupteten Rückkehrbefürchtungen ist als nicht glaubhaft zu werten (siehe Beweiswürdigung 2.) und es bestehen keine stichhaltigen Gründe für die Annahme, dass das Leben oder die Freiheit des Beschwerdeführers aus Gründen seiner Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischen Ansichten bedroht wäre, weshalb kein Fall des § 50 Abs. 2 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 87/2012, vorliegt (siehe zu Spruchpunkt I. des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl).

Die Abschiebung ist schließlich nach § 50 Abs. 3 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 122/2009, unzulässig, solange dieser die Empfehlung einer vorläufigen Maßnahme durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte entgegensteht. Eine derartige Empfehlung besteht für die Bundesrepublik Somalia nicht.

Das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl entschied in Spruchpunkt III. auch über die Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung gemäß § 55 AsylG. Da der Verwaltungsgerichtshof jedoch mittlerweile klargestellt hat, dass das Gesetz nunmehr keine Grundlage dafür bietet, in Fällen, in denen eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 FPG erlassen wurde, darüber hinaus noch von Amts wegen negativ über eine Titelentscheidung nach § 55 AsylG abzusprechen (VwGH 15.03.2016, Ra 2015/21/0174; 05.10.2016, Ra 2016/19/0158-6), war der erste Satz des Spruchpunkts III. des genannten Bescheides spruchgemäß zu berichtigen und die Beschwerde gegen Spruchpunkt III. abzuweisen.

Zu Spruchpunkt IV. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl

In Spruchpunkt IV. wurde ausgesprochen, dass die Frist für die freiwillige Ausreise des Beschwerdeführers gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG 14 Tage ab Rechtskraft der Rückkehrentscheidung beträgt.

Gemäß § 55 Abs. 1 FPG, in der Fassung BGBl. I Nr. 38/2011, wird mit einer Rückkehrentscheidung gemäß § 52 zugleich eine Frist für die freiwillige Ausreise festgelegt. Die Frist für die freiwillige Ausreise beträgt gemäß § 55 Abs. 2 FPG, in der Fassung

BGBl. I Nr. 87/2012, 14 Tage ab Rechtskraft des Bescheides, sofern nicht im Rahmen einer vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl vorzunehmenden Abwägung festgestellt wurde, dass besondere Umstände, die der Drittstaatsangehörige bei der Regelung seiner persönlichen Verhältnisse zu berücksichtigen hat, die Gründe, die zur Erlassung der Rückkehrentscheidung geführt haben, überwiegen.

Da derartige besondere Umstände von dem Beschwerdeführer nicht behauptet wurden, ist die Frist zu Recht vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl mit 14 Tagen festgelegt worden und auch die Beschwerde gegen Spruchpunkt IV. des Bescheides abzuweisen.

Zu B) Unzulässigkeit der Revision:

Gemäß § 25a Abs. 1 Verwaltungsgerichtshofgesetz 1985, BGBl. Nr. 10/1985 (VwGG), in der Fassung BGBl. I Nr. 33/2013, hat das Verwaltungsgericht im Spruch seines Erkenntnisses oder Beschlusses auszusprechen, ob die Revision gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG zulässig ist. Der Ausspruch ist kurz zu begründen.

Im konkreten Fall ist die Revision gemäß Art. 133 Abs. 4 B-VG, in der Fassung BGBl. I Nr. 51/2012, nicht zulässig, weil die Entscheidung nicht von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt. In der Beweiswürdigung wurde ausgeführt, dass den Angaben des Beschwerdeführers keine Glaubwürdigkeit zuzubilligen ist (siehe Beweiswürdigung 2.) und sämtliche Angaben zu den behaupteten Rückkehrbefürchtungen nicht den Tatsachen entsprechen. Dieses Erkenntnis beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung und Feststellung von Tatsachen und es ergaben sich im Lauf der Verfahren keine Hinweise auf das Vorliegen von Rechtsfragen grundsätzlicher Bedeutung.

www.ris.bka.gv.at Seite 50 von 51 Bundesverwaltungsgericht 09.01.2020

European Case Law Identifier ECLI:AT:BVWG:2020:W215.2123721.1.00

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