MASARYK-UNIVERSITÄT PÄDAGOGISCHE FAKULTÄT

Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur

Iva Procházková und ihre jugendliterarischen Werke

Magisterarbeit

Brünn 2016

Verfasserin: Bc. Eliška Zemánková Betreuerin: PhDr. Jana Baroková, Ph.D.

Erklärung

Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasste und keine andere als die angegebenen Quellen benutzte.

Ich bin damit einverstanden, dass meine Magisterarbeit an der Masaryk Universität in Brünn an der pädagogischen Fakultät aufbewahrt wird und der Öffentlichkeit zugänglich wird.

Brünn, den ………...... 2016 …………………………………

Bc. Eliška Zemánková

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Danksagung

Zuerst möchte ich mich bei Frau PhDr. Jana Baroková, Ph.D. für die wertvolle Ratschläge und ihre Hilfe bedanken, die sie mir bei der Verarbeitung geleistete.

Ich bedanke mich hier auch bei meiner Familie, die mich während des Studiums unterstützte.

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Inhaltsverzeichnis

Einführung ...... 6 1. Der theoretische Teil ...... 9 1.1 Kinder- und Jugendliteratu ...... 9 1.1.1 Definition ...... 9 1.1.2 Funktion der Kinder- und Jugendliteratur ...... 10 1.1.2.1 Ästhetische Funktion ...... 10 1.1.2.2 Intellektuelle Funktion ...... 10 1.1.2.3 Erziehungsfunktion ...... 11 1.1.3 Tendenzen in Kinder- und Jugendliteratur ...... 12 1.2 Prosa ...... 14 1.2.1 Definition ...... 14 1.2.2 Roman ...... 14 1.2.3 Novelle ...... 15 1.3 Iva Procházková...... 16 1.3.1 Leben ...... 16 1.3.2 Literaturpreise ...... 19 1.3.2.1 In Tschechien ...... 19 1.3.2.2 Im Ausland ...... 20 1.3.3 Procházkovás Schaffen ...... 22 2. Der praktische Teil ...... 23 2.1 Wer spinnt denn da? ...... 23 2.1.1 Vorstellung ...... 23 2.1.2 Kurzinhalt ...... 23 2.1.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 24 2.1.4 Buchtitel ...... 26 2.2 Zeit der geheimen Wünsche ...... 27 2.2.1 Vorstellung ...... 27 2.2.2 Kurzinhalt ...... 27 2.2.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 28 2.2.4 Buchtitel ...... 30 2.3 Eulengesang ...... 32

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2.3.1 Vorstellung ...... 32 2.3.2 Kurzinhalt ...... 32 2.3.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 33 2.3.4 Buchtitel ...... 35 2.4 Entführung nach Hause...... 36 2.4.1 Vorstellung ...... 36 2.4.2 Kurzinhalt ...... 36 2.4.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 37 2.4.4 Buchtitel ...... 38 2.5 Carolina: ein knapper Lebenslauf ...... 40 2.5.1 Vorstellung ...... 40 2.5.2 Kurzinhalt ...... 40 2.5.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 41 2.5.4 Buchtitel ...... 43 2.6 Die Nackten ...... 44 2.6.1 Vorstellung ...... 44 2.6.2 Kurzinhalt ...... 44 2.6.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 45 2.6.4 Buchtitel ...... 48 2.7 Orangentage ...... 50 2.7.1 Vorstellung ...... 50 2.7.2 Kurzinhalt ...... 50 2.7.3 Charakteristik von Protagonisten ...... 51 2.7.4 Buchtitel ...... 53 3. Zusammenfassungen ...... 54 3.1 Charakteristik von Protagonisten ...... 54 3.2 Themen ...... 56 3.3 Motive ...... 60 3.4 Lexik, Syntax, Komposition ...... 65 4. Schlussfolgerung ...... 82 5. Resumé ...... 90 6. Summary ...... 92 7. Literatur- und Quellenverzeichnis...... 94

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Einführung

Wir leben in der Zeit eines riesengroßen Aufschwungs von Massenmedien, die zweifellos heutzutage nötig sind, aber außer positiver Seiten bringen sie, wie alles, was den Leuten das Leben erleichtern soll, auch die negativen Seiten. In diese beziehe ich das fehlende Interesse von Kindern und Jugendlichen an der Literatur ein, sowie deren zu große Bequemlichkeit zum Bücherlesen.

Literatur spielt meiner Meinung nach noch immer eine wichtige und unersetzbare Rolle im Leben jedes Menschen. Von großer Bedeutung ist sie vor allem in der Zeit der Kindheit und des Heranreifens. Die Literatur erweitert unseren Horizont, bildet uns weiter, vermittelt Ästhetik, erzieht uns, hilft uns die Antworten auf viele Fragen finden, Vorbilder finden, ermöglicht uns sich mit ihnen zu vergleichen und sie nachzumachen, Abenteuer zu erleben, Vorstellungskraft zu entwickeln. Die positive Beziehung zum Lesen sollten einerseits die Eltern, andererseits die Lehrer in der Schule unterstützen und das Lesen zum Alltagsbedürfnis werden lassen.

Als Lehrerin werde ich Möglichkeit haben, die Kinder in dieser Hinsicht ziemlich wesentlich zu beeinflussen, deshalb entschied ich mich meine Diplomarbeit der Kinder- und Jugendliteratur zu widmen. Ich wollte aber keine rein theoretische Arbeit schreiben, sondern mich mit konkreten Werken einer konkreten Autorin befassen, um dann den Kindern in der Praxis das empfehlen zu können, was ich selbst las, was mir so gefiel, dass es mir sogar unter die Haut ging.

Die Autorin, für deren Werke ich mich entschied, heißt Iva Procházková, die Repräsentantin der gegenwärtigen tschechischen und deutschen Literatur für Kinder und Jugendliche ist. Dass ihre Werke ein großes künstlerisches Niveau haben, dass sie spannend sind, steht außer Frage. Diese meine Behauptung bestätigt eine große Menge von literarischen Preisen, mit denen sie mehrmals nicht nur in Tschechien, sondern auch in Deutschland ausgezeichnet wurde.

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In meiner Diplomarbeit will ich mich auf 7 von Procházkovás Werken konzentrieren. Ich wählte die Werke nach drei Schlüsseln aus. Der erste Schlüssel hängt mit drei verschiedenen Altersstufen zusammen, also die Werke sind für die Leser jüngeren und älteren Schuljahres und für die Adoleszenten bestimmt. Der zweite Schlüssel hängt mit dem Geschlecht des Haupthelden zusammen, ich wollte, dass beide Geschlechter vertreten sind. Und der dritte Schlüssel hängt mit dem gesellschaftlichen Zustand zusammen, in dem sich die Handlungen abspielen – vier Bücher spiegeln die Situation vor dem Jahr 1989, zwei nach diesem Jahr wider und die Handlung eines Buches verläuft in ferner Zukunft.

Meine Arbeit besteht aus 2 Teilen. Im theoretischen Teil versuche ich kurz die Fachbegriffe: Kinder- und Jugendliteratur, ihre Definitionen und Funktionen, Tendenzen in dieser Literatur, Prosa, Romane und Novelle zu definieren und die Grundinformationen zu dem Leben, Literaturpreisen und prosaischen Werken der Autorin zu vermitteln. Im praktischen Teil befasse ich mich mit einzelnen Werken, zuerst stelle ich die Bücher kurz vor, dann vermittle ich die Bücherinhalte, charakterisiere ich die Hauptprotagonisten und versuche ich zu zeigen, wie der Buchtitel mit dem Buchinhalt zusammenhängt. Ich will in diesen konkreten Werken gemeinsame charakteristische Merkmale von Protagonisten, von Familien, in denen sie leben, gemeinsame Themen und Motive, gemeinsame Züge im Bereich vom Lexik, Syntax und Komposition finden und benennen und die sprachliche Seite mit konkreten zitierten Passagen belegen.

Ich hoffe, diese Analyse hilft mir in meiner pädagogischen Tätigkeit. Ich will den Schülern zeigen, dass das Lesen von großer Bedeutung ist, dass das Buch „ein lebendiges Organismus“ ist, wo sich alle Bestandteile gegenseitig ergänzen, und dass man in den Büchern viele Ratschläge für Leben finden kann. Und gerade Procházkovás Bücher sind diejenigen, die ihnen das alles gewähren können und ihnen zweifellos Spaß machen werden.

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Bedeutend ist auch die Tatsache, dass die Bücher auf Tschechisch und Deutsch erschienen, deshalb ist es möglich eigene Deutschkenntnisse zu vervollkommnen und zu begreifen, dass praktische Verwendung der Fremdsprache besserer und schnellerer Sprachschlagfertigkeit hilft. Ich las alle analysierten Bücher in beiden Sprachen, sowohl auf Deutsch, als auch auf Tschechisch.

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1. Der theoretische Teil

1.1 Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur zeichnet sich durch bestimmte Merkmale aus wie zum Beispiel angepasste Sprache, textbegleitende Illustrationen, usw.

1.1.1 Definition

Der Begriff Kinder- und Jugendliteratur bezeichnet den Genrebereich von Literaturbildung, die den Lesern von 3 bis 16 Jahre bestimmt ist. Es kann so aussehen, dass dieser Begriff im Gegensatz zur „Literatur für Erwachsene“ steht, aber darum geht es nicht. Beide Literaturbereiche werden jedoch überblendet und beeinflussen sich gegenseitig. Kinder- und Jugendliteratur beinhalten sowohl die Werke, die an Kindern und Jugendlichen gerichtet sind, als auch die Bildung, die ursprünglich für Erwachsene geschrieben wurde aber auch von Kindern gelesen werden. Man unterscheidet absichtliche und unabsichtliche Werke in Kinder- und Jugendliteratur.

Kinder- und Jugendliteratur wird in Literatur für die Rezipienten jüngeren (bis 3 Jahre) und älteren (3-6 Jahre) Vorschulalters, jüngeren (6-10 Jahre) und älteren Schulalters geteilt und in Literatur, die Adoleszenten bestimmt ist. Die Einzeletappen von den Kinderlesern entsprechen ungefähr den Entwicklungsstufen der Kinderpsyche. Selbstverständlich unterscheidet sich die Reife der Leser im Kindesalter sehr individuell und muss nicht mit dem biologischen Alter übereinstimmen. Diese Literaturgliederung ist ziemlich problematisch abzugrenzen, denn die meisten Genres ziehen sich durch mehrere Jahresstufen. Jahrelang wurde Kinder- und Jugendliteratur wenig beachtet. Einerseits lag die Ursache in ihrem niedrigen Niveau, andererseits wurde die Erziehungs- und Ausbildungsfunktion zum Nachteil der ästhetischen Funktion. Die Literatur für Kinder und Jugend zeichnete sich durch spruchhaften und didaktischen Charakter aus. Aus heutiger Sicht war diese Literatur voll von Konventionen.

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Heute gilt die Kinder- und Jugendliteratur als gleichwertiger und unteilbarer Bestandteil unserer National- und Weltliteratur, deren gemeinsames Merkmal die ästhetische Funktion ist. (vgl. Vavrušková 2006:9)

1.1.2 Funktion der Kinder- und Jugendliteratur

Ein literarisches Werk erfüllt gegenüber dem Lesern drei Grundfunktion: Ästhetik-, Erkenntnis- und Erziehungsfunktion. Ästhetische Funktion stellt die Priorität dar. Dasselbe gilt für Kinder- und Jugendliteratur mit dem Unterschied, dass die Funktionen den psychischen Besonderheiten, Bedürfnissen und Möglichkeiten der Leser im Kindesalter entsprechen. In Abhängigkeit von diesen Funktionen ist das Werk fähig, seinen Rezipienten zu beeinflussen und auf seine gesamte emotionale, intellektuelle und charakteristische Entwicklung einzuwirken. (vgl. Vavrušková 2006:10)

1.1.2.1 Ästhetische Funktion

Die ästhetische Funktion wird für die wichtigste gehalten, denn sie stellt die künstlerische Seite des Werks dar. Sie spricht die Empfindung, Vorstellungsfähigkeit und Phantasie der Leser an. Sie lehrt Schönheit wahrzunehmen und ermöglicht den Lesern ein ästhetisches Erlebnis. Dieses Erlebnis ist besonders für kleine Kinder sehr wichtig, die dem Inhalt noch keine Aufmerksamkeit widmen. Für die Kleinsten spielen Emotionen und Eindrücke die Hauptrolle. (vgl. Vavrušková 2006:10)

1.1.2.2 Intellektuelle Funktion

Jedes literarische Werk stellt eine außerliterarische Wirklichkeit dar, vermittelt Realität und bietet sachliche Informationen. Zur Erfüllung dieser Funktion ist es nötig, die Erkenntnisse den Kindern angemessen ihrem Alter und Fähigkeiten zu vermitteln.

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1.1.2.3 Erziehungsfunktion

Der Schriftsteller beeinflusst durch seine Stellung zur gestaltenden Realität – bewusst oder unbewusst – nicht nur die Einstellung des Lesers zur Welt, sondern auch seine persönliche Meinungen, Überlegungen, Emotionen und seinen Charakter. Der Autor unterstützt die gesamte Entwicklung des Kindes und hilft gleichzeitig, richtige Vorstellungen von der Moral und dem Leben zu schaffen. In der Vergangenheit wurde diese Funktion eher auf moralischer Belehrung gelegen und lange als die Grundfunktion angesehen. Die Erziehungsfunktion liegt dicht an der Ethikfunktion, die den Kindern und Jugendlichen Moralverhalten und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse lehrt.

Außer diesen drei Hauptfunktionen kann das literarische Werk selbstverständlich noch andere Funktionen haben, die mit den primären zusammenwirken und durch Spezifikation von Kinderrezipienten gegeben werden. Es hängt von Genre des Werks und auch von der Alterskategorie des Lesers.

Literatur spielt besonders für Kinder im Vorschulalter eine wichtige Rolle. Die physiologische Funktion besteht in der sprachlichen Kultivation und dem Üben von Aussprache der schwierigen Lauten. Für Rezipienten des älteren Schulalters und Adoleszenten ist die Gesellschaftsfunktion bedeutend, die ihre Sozialempfindung und Stellung zur Realität beeinflusst. Sie kann auch beim Suchen einer Position in der Gesellschaft helfen.

In Fachpublikationen werden noch andere außerästhetische Funktionen eingeführt, wie zum Beispiel: informative, ideologische, therapeutische, entspannende, unterhaltende, poetologische oder magische Funktionen. Es gibt viele ähnliche Funktionen, die sich aber einander durchdringen oder teilweise das gleiche bezeichnen. (vgl. Vavrušková 2006:11)

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1.1.3 Tendenzen in Kinder- und Jugendliteratur

In den letzten vier Jahrzehnten kam es zu vielen grundsätzlichen Änderungen in unserer Gesellschaft, die sich in allen gesellschaftlichen Prozessen zeigen. In bedeutender Weise beeinflussten sie das Alltagsleben, Familienbeziehungen, Formen des Zusammenlebens. Infolge dieser Änderungen kam es auch zur Änderung der Kinder- und Jugendliteratur (sowie zur Änderung der Literatur für Erwachsene). Es wurde neue Themen entdeckt, neue Mittel wurden genutzt, es wurde mit traditionellen Elementen gebrochen und auf ganz neue Art mit den phantastischen Elementen gearbeitet. In letzter Zeit kommen diese erwähnten Motiven und Elemente vermehrt in der Kinder- und Jugendliteratur vor und beeinflussen so grundsätzlich deren Charakter. Für die eindeutige Erklärung dieses Effekts muss zuerst die allgemeine Auffassung der gegenwärtigen Tendenzen und Einflüsse in moderner Literatur für Kinder und Jugend betrachtet werden. Die Kinder- und Jugendliteratur beinhalten viele Möglichkeiten. Diese Literatur ist fähig den Kindern ein stark emotionales Erlebnis zu ermöglichen und stellt ein Mittel dar, das dem Kind bei der besseren Orientierung im Chaos der heutigen Welt helfen kann. Man kann sagen, dass in heutiger Zeit, die voll von digitalen Technologien und Computerspielen ist, ein Buch für Kind nichts Interessantes darstellt. Man kann vermuten, dass man mit der richtigen Herangehensweise bereits in der Familie und in der Schule bei den Kindern Interesse für Bücher wecken könnte. Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Büchern, die Themen der gegenwärtigen Welt reflektieren. Kinder- und Jugendliteratur reagiert auf gesellschaftliche Geschehen oft früher als die Literatur für Erwachsene. Die Texte beinhalten Familienkrise, das Leben in der multikulturellen Gesellschaft, Handicaps, Randgruppen der Gesellschaft, die Suche nach der eigenen Identität und übrigens auch Tod. Wir finden auch Bücher ohne Happyend, die auf Anspruch von Kindererziehung oder Umerziehung verzichten oder die Bücher, die das Schicksal der Kinder beschreiben, die über ihr eigenes Leben allein entscheiden sollen. Der Autor lässt die Kinder handeln, ohne ihre Entscheidungen zu werten oder zu korrigieren.

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Die Literatur der Antworten wurde durch die Literatur der Fragen ersetzen. Es handelt sich um ein charakteristisches Element, mit dem die Literatur für Erwachsene kennzeichnet wird.

Die Autoren der Kinder- und Jugendliteratur experimentieren und suchen neue Arbeitsweisen von welchen die Schriftsteller der Literatur für Erwachsene beeinflusst werden. Die moderne Literatur für Kinder geht stets von allgemeiner Literatur und ihrer Herangehensweise aus.

Die Antwort auf die Frage: „Warum ist die Kinderliteratur für Schriftsteller so attraktiv, hängt von verschiedenen Eigenschaften der Kindheit ab. Es handelt sich um eine Zeit der Entdeckung einer unbekannten Welt. Diese Anregungen zur Erkundung ihrer Umgebungen werden den Kindern und der Jugendlichen gerade von Erwachsenen vermittelt, die ihren Führern und Ratgebern werden.

Die Kinder begeistern sich meistens für alles Neue und gleichzeitig bemühen sie sich neue Elemente zu begreifen und zu erforschen. Darum wehren sie sich nicht gegen neue Themen oder neue Elemente in Literatur.

Die heranwachsenden Jugendlichen bemühen sich im hingegen, den Neuen und den ganz unbekannten Sachen zu entziehen. Sie schaffen ihr eigenes begrenztes System, das von Misstrauen zu der Kinder- und Erwachsenwelt geprägt ist. Darum werden in der Jugendliteratur neue Themen und neue Herantreten auf ein geringes Maß beschränkt.

Eine wichtige Erkenntnis für mich persönlich war die Tatsache, wie intensiv das Geschehen in der Welt, wie z. B. gesellschaftliche Themen, die literarischen Werke für Kinder- und Jugendliteratur beeinflussen. Diese Tatsache war mir vorher nicht bewusst. (vgl. Sánchezová 2006:8-12)

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1.2 Prosa

1.2.1 Definition

Das Wort “Prosa” ist der lateinischen Sprache entlehnt und heißt sinngemäß etwa „gerade heraus“. Prosa stellt eine literarische Gattung dar, die sich durch eine freie und ungebundene Sprache charakterisiert. Texte der Prosa sind nicht durch Reime, Verse oder Rhythmus gebunden. Zur Gattung Prosa zählt man zum Beispiel Romane, Briefe, Sachtexte, Biografien, Memoiren, wissenschaftliche Literatur, Novellen, Erzählungen, Kurzgeschichten. (vgl. Definition, online)

1.2.2 Roman

Der Roman ist eine umfangreiche Erzählungsform aus dem Bereich der Epik. Zum wesentlichen Merkmal des Romans gehört sein großer Umfang. Der Roman zeichnet sich typischerweise durch Schicksal einer Person oder einer Gruppe von Menschen aus, das mehr oder weniger ausschweifend und in weit ausgesponnenen Zusammenhängen geschildert wird. Ein weiteres Merkmal des Romans ist mehrständige und komplexe Handlung. Es gibt umfangreiches Figurenensemble. Es handelt sich um eine sehr facettenreiche Textsorte, deren Thema und Stil sehr unterschiedlich sein können und deshalb entstehen verschiedene Romangattungen - Abenteuerroman, Bewusstseinsroman, Bildungsroman, Briefroman, Detektivroman, Erziehungsroman, Fantasy-Roman, Historischer Roman, Kriegsroman, Liebesroman, Utopischer Roman. (vgl. Inhaltsangabe, online)

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1.2.3 Novelle

Die Novelle ist eine kürzere oder mittlere Erzählung aus dem Bereich der Epik. (vgl. Duden, online) Es gibt nur eine beschränkte Anzahl von Personen, deren Charaktere sich im Lauf der Erzählung nicht wesentlich ändern. Das zentrale Element ist immer eine ungehörte, neuartige und außergewöhnliche Begebenheit. Natürlicher Ablauf prägt das Bild, weshalb die Handlung der Novelle immer glaubhaft in der wirklichen Welt ist. Dank der strengen und geschlossenen Form der Novelle ist der Aufbau klar und es gibt wenig unnötige Hintergrundinformationen zu den einzelnen Begebenheiten, Charakteren und Schauplätzen. In der Geschichte geht es immer um eine konkrete Situation. Ein Problem wird immer so genau wie möglich unter die Lupe genommen. Ein weiteres Merkmal der Novelle ist ein Wendepunkt, der alles ändert. Es geht nicht um chronologische Erzählung, denn Zeit und Raum ändern sich oft auf unlogische Weise. Wir können im Text bestimmte Bilder und Symbole finden, deren Bedeutung die Novelle vertiefen. Die Erzählweise der Novelle zeichnet sich oftmals auch durch dramatische Elemente aus. In der Novelle gibt es häufig eine Rahmenerzählung. Die Geschichte bildet eine nicht umfassende Handlung. Die Begebenheit der Novelle endet meist mit einem Ergebnis, dass keine Moral beinhalten soll. Der gesamten Erzählung wird trotzdem eine Bedeutung zugeschrieben, die rückwirkt. (vgl. Wortwuchs, online)

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1.3 Iva Procházková

1.3.1 Leben

Heutzutage stellt die 62jährige Autorin eine bedeutendste Persönlichkeit nicht nur tschechischer, sondern auch deutscher Gegenwartsliteratur für Kinder und Jugendliche dar.

Sie ist am 13.Juni 1953 in Olmütz geboren. Bis zum Jahr 1956 lebte sie wegen der Umstände nicht mit ihren Eltern in Prag, sondern mit ihrer Großmutter und Urgroßmutter in Olmütz, von denen sie auch erzogen wurde. Mit drei Jahren zog sie nach Prag, wo ihre Eltern lebten und arbeiteten.

Nicht nur die hunderttürmige Hauptstadt, sondern auch ihre Geschichte und die Politik beeinflussten zweifellos ihr ganzes Leben. Prag wurde für sie ein Symbol der verlorenen Heimat in der Zeit der Emigration, was auch ihre Werke für Kinder und Jugendliche bestätigen, deren Geschichte sich gerade hier abspielen: „Die Zeit der geheimen Wünsche“ (1968) , „Wer spinnt denn da“ (1980), „Carolina“ (1999). (vgl. Zeit, online)

„Mit Prag fängt für mich alles an: das Leben, die Sprache, die Literatur…“, sagt Iva Procházková. (Zeit, online)

Eine wichtige Rolle spielten in ihrem Leben, wie im Leben jedes Kindes, ihre Eltern, vor allem ihr Vater Jan Procházka, der der Schriftsteller war und der zur Gruppe Prager Frühlings gehörte. (vgl. Zeit, online)

Der Prager Frühling ist die Bezeichnung für die Bemühungen der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei unter Alexander Dubček im Frühjahr 1968, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen, sowie vor allem die Beeinflussung und Verstärkung dieser Reformbemühungen durch eine sich rasch entwickelnde kritische Öffentlichkeit. (Wikipedia, online)

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Das Leben vergönnt ihr leider nur 14 Jahre unter dem Einfluss ihres Vaters zu leben, weil er in ihrem 17. Lebensjahr starb. Sein Tod beeinflusste sie stark, sie hat ihn ihr Leben lang sehr vermisst. Dieser schmerzvolle Verlust eines Elternteils ist in ihrem Werk häufig wiederzufinden: „Eulengesang“ (1999), „Carolina: ein knapper Lebenslauf“ (1999), „Die Nackten“ (2008), „Orangentage“ (2011).

Die mittlere Reife erwarb sie am Gymnasium von Jan Neruda. Dies war auch die letzte Möglichkeit zum Ausbilden, da aufgrund der Position des Vaters in der ehemaligen Gesellschaft Procházkovás alle Wege versperrt waren. Das bedeutete: Kein Universitätsstudium, keine Aufführungserlaubnis in Prager Theatern und keine Reisemöglichkeiten ins Ausland.

Wegen dieser Umstände konnte sie keinen ihren Interessen entsprechenden Beruf finden, deshalb arbeitete sie in vielen nicht von ihr gewünschten Berufen, wie zum Beispiel als Köchin, Putzfrau, und in anderen, die sie häufig wechselte.

Diese Lebensweise befriedigte diese begabte und kluge Frau nicht, trotzdem verlor sie niemals ihren unverwüstlichen Optimismus und ihren Glaube an eine bessere Zukunft und dabei halfen ihr ihre literarischen Versuche.

Ihre erste längere Prosa schuf sie mit sechzehn Jahren für den Literaturwettbewerb „Strážnice Marušky Kudeříkové“, sie war erfolgreich und sie erhielt ihren ersten literarischen Preis. Das bewies, dass diese Frau literarisch begabt ist.

Sie begann ganz früh kleine Erzählungen und Theaterstücke zu schreiben und gegen die politische Situation der Elterngeneration zu rebellieren. (vgl. Zeit, online)

„Manchmal muss man zur Verteidigung der Freiheit kämpfen,“ sagt sie. (Zeit, online)

Im Jahr 1983 emigrierte Procházková mit ihrem Ehemann Ivan Pokorný, dem Regisseur, und ihren zwei Kindern zuerst nach Wien und später nach Deutschland, nach Konstanz und Bremen, wo sie bis 1994 blieben.

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In Konstanz gründeten sie und ihr Ehemann im Jahr 1986 das Autorentheater „Schlauer Katzer“, für das Iva die Texte schrieb. Sie hatte also die Gelegenheit, nicht nur als Schriftstellerin in der Literaturszene, sondern auch als Dramatikerin in der alternativen Theaterszene zu wirken.

Während der Emigration begann Procházková zu publizieren. Sie entwickelte sich zur deutschschreibenden Schriftstellerin, die ihr Schaffen vorwiegend auf Kinder und Jugendliche richtete. Seit 1984 wurden ihre Bücher bei verschiedenen Verlagen in Deutschland publiziert. Der Jugendroman „Die Zeit der geheimen Wünsche“ brachte ihr im Jahr 1989 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Die neue Umgebung beeinflusste Procházkovás Werke wie zum Beispiel in ihrer negativen Utopie „Eulen Gesang“ (1994), die sich in Bremen des Jahres 2046, also in der computergesteuerten und entmündigenden Zukunft, abspielte. Seit 1989 erschienen ihre Bücher auch in ihrer Heimat. Mit der Samtenen Revolution, als die ČSSR zur Demokratie zurückkehrte, zog sie mit ihrer inzwischen schon fünfköpfigen Familie wieder nach Prag.

„Um elf Jahre Emigration zu überwinden, muss man in der alten, aber veränderten Heimat noch einmal eine neue Identität finden,“ erzählt Procházková. (Zeit, online)

Nach der Heimkehr kooperierte sie unter anderem mit den tschechischen Kinder- und Jugendbuchverlagen wie Melantrich, Albatros, Amulet, Arsci. Seit 1990 wirkte sie beim öffentlich-rechtlichen tschechischen Fernsehsender CT als Chefredakteurin (1998 – 2001) für die Kinder-, Jugend- und Familienbereiche und gleichzeitig als Produzentin. Seit 2001 wurde sie freiberufliche Schriftstellerin und Drehbuchautorin. (vgl. Zeit, online)

Heutzutage gehören ihre Bücher zu den besten Werken für Kinder und Jugend, die in Tschechien erscheinen. Diese Wirklichkeit bestätigen zahlreiche ihr verliehene Literaturabschätzungen.

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1.3.2 Literaturpreise

Iva Procházková ist die Trägerin von vielen Literaturauszeichnungen nicht nur in Tschechien, sondern auch in Deutschland.

1.3.2.1 In Tschechien

Für die Novelle „Ten pomeranč nemá žádný jadýrka“ erhielt Iva Procházková den ersten literarischen Preis im Wettbewerb Strážnice Marušky Kudeříkové.

Die Auszeichnung Zlatá stuha bekam sie insgesamt schon fünfmal. Es handelt sich um einen Wettbewerb im Bereich der Literatur für Kinder und Jugend. Zum ersten Mal wurden die Bücher im Jahr 1992 bewertet. Die Ergebnisse wurden jedes halbe Jahr verkündigt, seit dem Jahr 2001 nur noch einmal jährlich. Erster Preis Zlatá stuha erhielt sie im Jahr 1992 für das Buch „Die Zeit der geheimen Wünsche“, zweiter Preis dann für „Fünf Minuten vor dem Abendessen“ im Jahr 1996, weiteren Preis für „Eulen Gesang“ in 1999 und den vierten für das Buch „2x9 = Hamster“ im Jahr 2004. Die letzte Auszeichnung bekam sie für das Buch „Auch Mäuse kommen in den Himmel“ im Jahr 2006.

Auch das Buch mit der Benennung „Kam zmizela Rebarbora“ wurde im Jahr 2004 mit jährlichem Literaturpreis für Kinder von Mladá Fronta eingeschätzt.

Eine weitere bedeutende Auszeichnung, die Iva Procházková für ihr Schaffen erhielt, heißt Magnesia Litera. Dieser Preis wird seit dem Jahr 2002 erteilt. Derzeit bezieht sich der Preis auf diese Kategorien: Buch des Jahres, Litera für Prosa, Poesie, Übersetzung, Buch für Kinder und Jugend, Bucherscheinung des Jahres, Buchverlags Handlung und Preis von Bücherklub der Leserschaft. Iva Procházková erhielt diese Auszeichnung im Jahr 2007 für das Buch „Auch Mäuse kommen in den Himmel“ und im Jahr 2010 für „Die Nackten“. Das Buch „Die Nackten“ brachte Iva Procházková noch den Preis der Ministerin für Schulwesen, Jugend und Leibeserziehung, der im Rahmen der Meinungsumfrage SUK 2010 – die besten Bücher sind den Kindern bestimmt – erteilt wird. In dieser Umfrage

19 werden Preise in den Kategorien: Preis von den Kindern, Preis von Bibliothekars SKIP, Preis der Nacht mit Andersen und oben schon erwähnter Preis der Ministerin von Schulwesen, Jugend und Leibeserziehung erteilt. (vgl. Vágnerová 2012:24)

1.3.2.2 Im Ausland

Zu den erfolgreichsten Titel von Iva Procházková in Deutschland gehört „Die Zeit der geheimen Wünsche“, der im Jahr 1989 den Jugendbuchliteraturpreis erhielt und gleichzeitig liegt der Titel in der Liste der besten Büchern im Jahr 1989 in den USA.

Das Buch „Fünf Minuten vor dem Abendessen“ wurde nicht nur mit österreichischem Preis für Kinderbuch 1993 ausgezeichnet, sondern auch mit dem Preis deutschen Arztes 1993 und Literaturpreis Norden Rheinland – Westfallen1994.

Im Jahr 2000 wurde Iva Procházková in die ehrenamtliche Liste IBBY für das Buch „Eulen Gesang“ eingeschrieben. Diese Auszeichnung für ausgezeichnete Bücher wird nur einmal pro zwei Jahre Autoren, Illustratoren und Übersetzern aus den Ländern erteilt, die Mitglieder von IBBY sind. Die Einschreibung in die ehrenamtliche Liste IBBY stellt die höchste Auszeichnung für Autoren der Kinderbücher dar. Die Bücher werden durch die Nationalsektionen IBBY ausgewählt. Für jede der drei Kategorien (Autoren, Illustratoren, Übersetzer) kann immer nur ein Buch nominiert werden.

Im Jahr 2007 bekam die Schriftstellerin Iva Procházková den deutschen Preis von Friedrich Gerstäcker für Jugendliteratur für das Buch „Wir treffen uns, wenn alle weg sind“. Sie wurde die erste tschechische Autorin, die diese älteste Auszeichnung für Jugendliteratur in Deutschland erhielt. Diese Auszeichnung wird seit dem Jahr 1947 regelmäßig in der Stadt Braunschweig übergegeben. Es ist den Autoren bestimmt, die jugendlichen Lesern und heranwachsenden Jugendlichen Ideen von Toleranz und Offenheit gegen andere Traditionen, Religionen, Rassen und Meinungen vermitteln.

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Dieser Preis trägt den Namen des deutschen Schriftstellers und Reisenden des 19. Jahrhunderts Friedrich Gerstäcker, der den Schluss seines Lebens gerade in dieser sächsischen Stadt erlebte.

Der Höhepunkt der Kongressen IBBY ist der Preis von Hans Christian Andersen, der zu den größten internationalen Auszeichnungen gehört und den Schriftstellern der Kinderbücher für ihr Lebenswerk erteilt wird. Den Preis ist es möglich seit dem Jahr 1956 zu bekommen, die Bewertung von Illustratoren wurde 1966 ergänzt. Iva Procházková wurde von der Sektion IBBY für den Preis H. Ch. Andersen im Jahr 2008 nominiert.

Die deutsche Ausgabe des Romans „Die Nackten“ wurde im Jahr 2009 auf Deutschen Jugendliteraturpreis von zwei voneinander unabhängigen Preisgerichten – Preisgericht von Kritiken und Jugend – nominiert.

Im Jahr 2010 wurde Iva Procházková von der tschechischen IBBY Sektion für einen der bedeutendsten Preis im Bereich Bücher für Kinder und Jugendliche The Astrid Lindgren Memorial Award nominiert, um die Tschechische Republik zu repräsentieren.

In der Slowakei wählten die literarischen Juroren im Jahr 2010 das Buch von Iva Procházková „Fünf Minuten vor dem Abendessen“ zu dem besten Buch des Herbstes.

Für das meist geschätzte Buch „Die Nackten“ wurde Iva Procházková als Vertreterin der Tschechischen Republik auf einen von prestigstem Preis Honour List IBBY 2012 nominiert. Diese Auszeichnung wurde jedes Jahr von der tschechischen IBBY Sektion nominiert. (vgl. Vágnerová 2012:25)

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1.3.3 Procházkovás Schaffen

Iva Procházková schreibt Prosa für Kinder und Jugendliche, Belletristik für Erwachsene und auch Drehbücher für Theaterstücke und Filme. Sie zeichnet sich in der Bildung von Geschichten mit Kinderhelden aus.

Das Schaffen von Iva Procházková kann man als die Koexistenz von zwei Nationalliteraturen begreifen, mit Rücksicht darauf, dass ihre Werke nicht nur zu dem tschechischen, sondern auch zu dem deutschen Literaturkontext angereiht werden. Prosa, die Iva Procházková erst auf Deutsch geschrieben hat, ist oft nicht nur Übersetzung, sondern ein neu geschriebener Text, diesmal auf Tschechisch. (vgl. Havlová 2010:5)

Das Realleben wird einem Grundmerkmal von Procházkovás Schaffen. Es handelt sich meistens um Darstellung von Lebensproblemen, die von erhaltenden Lebenserfahrungen und von der Selbstbestätigung, Vergesellschaftung und Vermenschlichung abhängig sind. Und dabei ist es nicht entscheidend, ob es um das Thema in der Verbindung mit Erwachsenen oder mit Kindern geht.

Zur Hauptthematik gehören vor allem das Heim, die Familie, die zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaft, Einsamkeit und Entfremdung. (vgl. Urbanová 2012:28)

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2. Der praktischer Teil

2.1 Wer spinnt denn da?

2.1.1 Vorstellung

Die ehemalige literarische Situation um Jahrwende 70. und 80. des 20. Jahrhunderts zeichnete sich durch Zersplitterung und wesentliche ideologische Differentiation aus. Einerseits hatte Iva Procházková keine Lust sich in die Zeit und in ganzen offiziellen literarischen Einfluss zu fügen, andererseits bemühte sie sich den Lesern anzunähern. Darum entschied sie sich auf Kompromiss einzugehen und ein Buch für Kinder aufzuschreiben. Iva Procházková wartete sechs Jahre auf die erste Ausgabe ihres Buchdebüts, die den Titel „Wer spinnt denn da?“ (Albatros, 1980, von Rudolf Štorkán illustriert) bekam. (vgl. Urbanová 2012:22)

2.1.2 Kurzinhalt

Frantischek und seine Schwester Sophie erleben seine Kindheit in der Zeit des Totalitären Regimes in Prag. Die Politik mischt sich aber nicht in ihr alltägliches Leben, das voll von Freuden und Problemen ist. Der Vater ist Professor am Gymnasium von Beruf und die Mutter ist nicht gerade erfolgreiche Theaterschauspielerin. Die Eltern haben nicht genug Zeit ihren Kindern mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Also die Geschwister verbringen viele Zeit miteinander. Sowohl die Geschwister als auch der Vater mögen sich das ruhige Leben irgendwo auf dem Land vorstellen. Nur die Mutter, deren Leben ohne Theater keinen Sinn hat, vertritt eine andere Ansicht und geduldig jahrelang wartet sie auf die große Gelegenheit einer Hauptrolle. Der Traum wird Wirklichkeit. Leider der Misserfolg bei der Premiere stellt für Mutti eine große Katastrophe dar. Übrigens wird sich die Mutter auch bewusst, dass Theater auf sie verzichten kann. Anhand dieses Ereignisses beginnt sie auch über das Leben auf dem Lande zu überlegen. Der größte Traum beider Kinder wird zustande kommen.

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2.1.3 Charakteristik von Protagonisten

Frantischek und Sophie

Die Geschichte behandelt Geschwisterpaar, den zwölfjährigen Frantischek und die achtjährige Sophie, das in Prag zusammen mit den Eltern lebt.

Die Geschwister sind selbständig, sie helfen einander in jeder Situation, sie wissen sich immer Rat und so bemühen sie sich den Eltern keine zwecklosen Sorgen zu bringen. Z.B. Als sich Sophie ihren Arm beim Schlittschuhlaufen brach, rief Frantischek einen Taxifahrer an und zusammen fahren sie ins Krankenhaus.

Kleine Sophie begegnet eine Schwierigkeit. Wohin sie kommt, überall gefällt ihr etwas so viel, dass sie nicht widerstehen kann und es einfach haben muss. Sie machte das von klein auf, es handelt sich bei ihr eher um Sammelleidenschaft.

Kaum war der Kellner gegangen, fragte Sophie, ob sie zur Toilette gehen dürfte. „Du warst doch gerade, bevor wir gegangen sind“, wunderte sich Papa. „Und jetzt mußt du schon wieder?“ „Ganz nötig“, nickte sie und machte ein unglückliches Gesicht. Klar, daß sie sie daraufhin gehen ließen. Ich hatte sofort kapiert, warum sie so wild darauf war, dahinzukommen. Beim Chinesen gibt’s nämlich so schöne rosa und blaßblaue Seifen, und Sophie wollte sich eine mit nach Hause nehmen, um sie ihren Freundinnen zu zeigen. Und so war’s dann auch. Gleich nachdem sie zurück war, öffnete sie ihre Handtasche und zeigte mir die Seife unter dem Tisch. „Willst du auch welche?“ fragte sie leise. „Die haben heute ‘ne ganze Masse davon! Es macht mir gar nichts aus, da noch mal hinzugehen.“ Ich schüttelte den Kopf und machte ein verächtliches Gesicht. (Procházková 1990:27)

Frantischek gibt folgende Erklärung über Sophie ab. Mit Sophie kommt man nur auf eine Wellenlängem, wenn man genauso verrückt ist wie sie selbst. (Procházková 1990:61)

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Er meint seine Aussage aber nicht ernst. Er schätzt sehr ihre Tapferkeit, als sie ihr Arm brach, und übrigens urteilt er, dass Mädchen ganz prima sein können. Aber man soll sich nicht bemühen die Mädchen zu verstehen. Gerade das macht die Mädchen am schönsten.

Frantischek kann nicht für ungut Sophias Manie nehmen, weil er Dieb werden wollte. Nach der Erfahrung, dass dafür keine Schulen existieren und nach dem Urteil, dass er bestimmt dazu kein Talent hat, blieb er lieber bei der Entscheidung Lokomotivführer werden.

Alle Familienmitglieder mögen einander und handeln direkt miteinander. Bemerkbar ist hier die Unterstützung der ganzen Familie, Bedürfnis der Mitteilung, die Nähe der anderen zu fühlen, wenn das jemand am meisten in den bestimmten Lebensweilen braucht. Diese ganze Familienatmosphäre wird sich von Wörtern, Tätigkeiten und auch Berührungen gezeigt. Ihre Beziehungen beruhen auf dem Vertrauen und auf der erwiderten Liebe. Das Heim macht einen Eindruck von gefahrlosem Platz. Sie verbringen gerne Zeit zusammen und deshalb freuen sie sich immer über gemeinsame Besuche in ihrem Lieblingsrestaurant China und über gemeinsame Samstage im großen Ehebett, wo sie zusammen frühstücken und über alle möglichen Erlebnisse erzählen.

Der Vater ist Lehrer am Gymnasium und unterrichtet dort Geschichte und Literatur. Seine Familie spielt die wichtigste Rolle für ihn und darum ist sein großer Traum der Umzug auf das Land, um zusammen ein ruhiges Leben zu führen. Die temperamentvolle Mutter ist eine sehr hübsche und intelligente Frau, die eine nicht gerade zu erfolgreiche Schauspielerin darstellt. Sie glaubt aber, sie kann nicht ohne Theater leben. Darum bevorzugt sie vielmehr das Leben in der Stadt und sie träumt lieber über Kariere bekannter Schauspielerin. Erst Mutters Misserfolg bei der Premiere, wo sie eine Hauptrolle spielte, überzeugt sie das Theater zu hinterlassen und größere Aufmerksamkeit eigener Familie zu widmen und in ein Dorf umzuziehen. So wäre der größte Traum nicht nur vom Vater, sondern auch von Kindern erfüllt.

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2.1.4 Buchtitel

„Wer spinnt denn da?“

Zum Ersten Mal spinnt Frantischek Sophies Meinung nach, als ganze Familie Mittagessen zusammen in ihrem Lieblingsrestaurant China nahm. Er isst nicht aus Trotz sein Lieblingsgericht Kungpao. Zum Zweiten Mal spinnt Sophie Frantischeks Meinung nach, als sie der Mutter vorschlug nach Umzug auf das Land Jäger zu werden. Beide Handlungen spielen sich in Restaurant China (dieselbe Umgebung) aber unter ganz unterschiedlichen Umständen ab.

„Er spinnt“, verkündete sie zärtlich und sandte mir über den Tisch hinweg ein Luftküsschen zu. „Nicht wahr, Kleiner?“ „Sie soll nicht Kleiner zu mir sagen!“ brüllte ich, und Mama gab mir eine Ohrfeige. Damit war meine Geduld am Ende. Ich stand erneut auf. „Also ich krieg hier eine runtergehauen, und das kleine Sophielein wird nur gestreichelt, ja?!“ „Ich bitte dich, lass den Quatsch, und iss das jetzt auf!“ fasste sich Mama an den Kopf. (Procházková 1990:30-31)

„Und meinst du, dass du schießen kannst?“ fragte Sophie. „Ich weiß nicht. Warum?“ „Na ja, weil wenn du schießen könntest, dann könnten wir Jäger werden.“ „Du spinnst wohl, was?“ schüttelte ich den Kopf über sie. Aber Papa lachte: “Das ist eine Idee! Wir werden Jäger. Das ist doch viel amüsanter als Schauspielerei und Lehrerdasein, nicht?“ (Procházková 1990:153)

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2.2 Zeit der geheimen Wünsche

2.2.1 Vorstellung

Im Jahr 1988, wieder in Weinheim, gibt Iva Procházková die dritte Prosa für Kinder heraus, die „Zeit der geheimen Wünsche“ benannt wurde. Das Werk ist auf Deutsch geschrieben. Im Verlag Albatros erscheint der Titel bis im Jahr 1992 mit Illustrationen von Jan Černý. Diese Prosa erweckte eine größere Rezensionsaufmerksamkeit als ihr Debütbuch, „Wer spinnt denn da?“. (vgl. Urbanová 2012:34)

2.2.2 Kurzinhalt

Diese Kindernovelle erzählt von einem Mädchen Kapka, das mit ihren Eltern in die Prager Altstadt umzog. Nach dem Umzug lebt sich Kapka schnell in neuer Umgebung ein. Sie ist in ständigem Gang, sie beobachtet und forscht die neue Umwelt, lernt neue interessante Leute und Nachbarn kennen, z. B. die Mitschülerin Teresa und ihre Mutter, den Freund Radek, der die Leute gern „sammelt“ (kennenlernt), die Fürstin Natalia – eine magische und ehrliche Frau mit Heilfähigkeiten, die in Kapka das Gefühl von Sicherheit weckt und die alte Frau Apotheker, die nur in ihre Vergangenheit und Erinnerungen vertieft ist und deren negative Energie erweckt bei Kapka Angst und gleichzeitig Neugierigkeit.

Kapka hat noch um 14 Jahre ältere Brüder, Zwillinge, die nicht mehr bei den Eltern leben. Die Mutter ist Ärztin von Beruf. Der Vater arbeitet als freiberuflicher Künstler und Plastiker. Von ihm, einem Träumer und Introvertierten, wurde seine Tochter den wunderlichen Namen Kapka bekommen. Sie ist nämlich am einen regnerischen Tag geboren. Vaters Kunstschaffen verfügt über keinen Optimismus und drückt sich gegen die Zeit der Totalität aus. Darum werden seine Bilder und Skulpturen in der Aufstellung nicht veröffentlicht.

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Kapka würde ihrem Vater sehr gern helfen, obwohl sie ganze Situation nicht versteht. Warum und wie soll jemand über Geschmack der Offentlichkeit entscheiden, wenn die Kunst gar nicht versteht. Kapka zusammen mit ihrem Freund Radek finden eine Lösung und veranstalten die Aufstellung unter freiem Himmel auf der Straße, wo der Vater seine Werke öffentlich vorstellen und gleichzeitig verkaufen kann. Zuerst wird diese Idee vom Vater abgelehnt. Nach Überlegen entscheidet er sich nicht feig zu sein. Er will sich gegen Beamten wehren, die durch ihre Entscheidungen das Leben der Anderen vernichten. Der Vater ist angenehm überrascht, wie viele Interessenten seine Kunstwerke locken. Die Kinder helfen mit der Gestaltung von Plakaten und die Nachbarin bäckt Kuchen für Besucher. Dem Vater gelingt es, viele Skulpturen einer Gruppe von Ausländern aus Westen zu verkaufen. Die Skulptur Madonna mit ihren leeren Armen weckt großes Interesse dortigen Pfarrers. Ein französischer vorübergehender Tourist und Kunstkenner kann nicht eigenen Augen glauben, dass die originalen Werke für so niedrige Preise verkauft werden können. Die Familie Hujar hat keine Bewilligung zur Veranstaltung der Ausstellung. Darum wird der Vater von der Polizei zum Verhör abgeführt. Die ganze Angelegenheit verursacht seine psychische Erkrankung, er ist enttäuscht von der Situation in der Gesellschaft, die voll von den Lügen, der Heuchelei, dem Neid und die Verstellung ist. Von diesem psychischen Zustand hilft ihm erst der Besuch seiner Söhne und seines Vaters.

2.2.3 Charakteristik von Protagonisten

Kapka Hujarová

Sie fiel den Eltern unerwartet wie vom Himmel. Die Eltern wussten den Namen für sie lange nicht. Vater als Künstler glaubte, es kommt viel auf den Namen an. Er sorgte auch dafür, dass seine Tochter keinen Allerweltsnamen trug. Ihr Name wurde nämlich von Vaters Traum über versteckter Regentropfen in seiner Brusttasche inspiriert. Sie bekam also einen ungewöhnlichen Namen Kapka (Tropfen). Wohin sie kommt, dorthin bleibt immer ein bisschen, ein Tröpfchen, von etwas Wohltätiges und Positives.

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In der letzten Aprilwoche hatte Vater einen Traum. Er stand im Traum auf dem Laurenziberg und sah auf Prag hinunter. Es war ein klarer Tag, hoch oben am Himmel zog ein einzelnes Wölkchen. Auf einmal, mir nichts, dir nichts, fiel ein Tropfen aus dem Wölkchen auf Papa. Aber es war kein normaler Tropfen, es war ein winziges Mädchen, ganz nackt, und es zitterte vor Kälte. Papa steckte es in seine Brusttasche und ging mit ihm nach Hause… Dann wachte er auf. Draußen war es noch dunkel, der Regen schlug wirklich gegen die Fenster. „Sie wird Kapka heißen“, sagte Pasa in die Stille der Wohnung, und später wiederholte er das Mama am Telefon. „Sie wird wie ein Tropfen vom Himmel gefallen, warum sollten wird sie also nicht so nennen?“ Und dabei blieb es auch. Nicht, dass Mama entzückt gewesen wäre. Aber sie stritt sich deswegen nicht mit Papa. Sie sagte sich, dass irgendein Name besser sei als gar keiner. (Procházková 1989:9)

Die zwölfjährige Kapka lebt bei ihren Eltern. Die Mutter ist Ärztin von Beruf. Zu ihren charakteristischen Eigenschaften gehören Sorgfältigkeit, Sorgsamkeit, Zweckdienlichkeit und Sachlichkeit. Im Gegensatz von Mutter ist Vater Träumer und Introvertierter. Er arbeitet als freiberuflicher Künstler und Plastiker. Kapka ist kein Einzelkind, sie hat noch um 14 Jahre ältere Brüder, Zwillinge Michael und Pawel, die sich selbständig machten und nicht mehr bei den Eltern leben. Die Familie zeichnet sich durch positive Beziehungen und festes Familienhinterland aus. In der Zeit nach der Ausstellung, wann der Vater zur Polizeistation zum Verhör abgeführt wird, spielt die Familieneinheit und ihre Unterstützung, Vertrauen einander bedeutende Rolle. Temperamentvolle Kapka ist sehr freundlich, aufgeweckt, intelligent, schlagfertig, witzig, neugierig. Sie ist auch immer bereitwillig anderen Leuten zu helfen, z.B. sie bietet ihre kostenlosen Dienste als Hundeausführerin ihrer Nachbarin Frau Pour an. Es macht ihr großen Spaß, weil sie keinen eigenen Hund haben kann. Das ist nur eine einzige Sache, die ihr ihre Eltern nicht erfüllen wollen. Sie bringt auch ihren Vater auf den Gedanken der Ausstellung auf der Straße zu realisieren.

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Kapka stellt einen Prototyp von modernem Mädchen dar, das sich in jeder Situation Rat weiß. Ihre schlagfertigen Aussagen sind immer klug und witzig. Sie verhält sich nicht immer wie ein Mädchen, z.B. sie spielt Fußball und sie wollte Pilotin, Schiffsärztin oder Trapezkünstler werden, sie besuchte auch einen Boxkurs. Das alles weckt Interesse von dem älteren Nachbarn Radek, der ihr gefällt und der später ihre erste Liebe wird. Die erste Liebe bringt zweifellos erste emotionale Schwingung der Seele mit. Das Necken zwischen Kapka und Radek ist humorvoll, unsentimental, erfinderisch und auch lustig. Und dadurch werden wir den Zeugen Kapkas Eintritt in die Welt der Erwachsenen.

2.2.4 Buchtitel

„Zeit der geheimen Wünsche“

Der Buchtitel ist wohl genau im Moment gefasst, wenn sich Kapka im Flur des Hauses auf einer Treppe wünscht, dass Vater seine Werke öffentlich aufstellen kann. Aber gleich auf der nächsten Treppe wünscht sie sich, dass die alte saure Apothekerin verschimmelt wie ihre hundert Jahre alten Bonbons.

Ohne Übertreibung! Kapka tritt auf die höchste Stufe und denkt nach. Laut Teresas Anleitung soll sie sich etwas wünschen, und mit überkreuzten Fingern muß sie ihren Wunsch auf jeder Stufe wiederholen. Dann geht er in Erfüllung.

Zuallererst fällt Kapka der gepunktete Badeanzug ein. Diesen Einfall verwirft sie jedoch augenblicklich wieder. Ein hudertsiebenunddreißigmal ausgesprochener gepunkteter Badeanzug würde ihr mit größter Wahrscheinlichkeit so zuwider werden, daß sie ihn im Leben nicht mehr tragen würde. Sie lenkt ihre Gedanken auf die Schule. Soll sie sich wünschen, daß ihr heutiges Schwänzen nicht rauskommt? Sie überlegt eine Weile, aber zuletzt weist sie auch diesen Einfall zurück. Getragen von der Wärme und dem Duft der Veilchen, hat sie das Gefühl, daß sie ein gutes Recht auf diese paar Stunden Freiheit hatte. Also, was jetzt?

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Schon hat sie’s! Sie wird sich wünschen, daß Papa wieder ohne Schwierigkeiten ausstellen und seine Statuen verkaufen kann! Und daß die Apothekerin für ihre Boshaftigkeit bestraft wird! Auf daß sie verschimmeln möge wie ihre hundert Jahre alten Bonbons! Sie hält den Atem an, überkreuzt die Finger. Und mit größter Ernsthaftigkeit wiederholt sie halblaut ihren Wunsch. Einmal, zweimal, zehnmal… Je weiter sie herabsteigt, desto schneller und unverständlicher murmelt sie die Worte ihrer Bitte, so daß sie sich nach kurzer Zeit tatsächlich wie ein Zauberspruch anhören. Fünfundzwanzigmal, dreißigmal, fünfunddreißigmal… Feuchtigkeit steigt von den Stufen auf, erhebt sich dampfend zwischen den Mauern zu dem schmalen Streifen Himmel, der von hier aus dem Schatten besonders blau und unerreichbar erscheint. (Procházková 1989:167,168)

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2.3 Eulengesang

2.3.1 Vorstellung

Der Roman „Eulen Gesang“ von Iva Procházková gehört zu einem von ihren bedeutenden Werken im Bereich der Jugendliteratur. In Deutschland wurde das Buch schon im Jahr 1995 verlegt und gleichzeitig bekam es den literarischen Preis. (vgl. Urbanová 2012:71)

2.3.2 Kurzinhalt

Die Handlung des Sci-fi Romans spielt in nicht so weitläufiger Zukunft, im Jahr 2046 in Bremen, ab. Erzählung von dem 17jährigen Studenten Armin läuft vor unseren Augen durch seine Bemerkungen über sich selbst: Erinnerungen an Opa und Oma, die in Tschechien lebten und woher auch seine Mutter kommt, Wahrnehmungen seiner Verwandten, Mitschüler, Computer-Berater, usw. Gefühlvoller Armin lebt in einer nicht kompletten Familie, das heißt nur mit seiner Mutter und kleiner Schwester Gesa. Ihre Mutter arbeitet als Kellnerin in einem Bahnbistro. Es gibt kostenlose erotische Dienste, Häuser der sexuellen Harmonie, die den Leuten zur Regulation kreativer Energien dienen. Gleichzeitig sind für diese technologische Welt in der Zukunft typische Zivilisationszentren mit direktem Draht zum Persönlichen Computerberater (PCB), weil persönliche Probleme durch Technik gelöst werden. Jeder Mensch hat seinen eigenen Persönlichen Computer Berater (PCB), der über ein therapeutisches Programm verfügt und hilft bei alltäglichen Problemen. PCB weiß alles über seinen Benutzer seit seiner Kindheit, über seine Wünsche, Ängste, Träume. Diese Zeit vermisst die Gefühle, gesellschaftliche Beziehungen und Vertrautheit anderes Menschen. Armin ist nicht nur auf der Suche sich selbst, sondern auch dehnt er nach Liebe, wie jeder Junge in seinem Lebensalter. Er fühlt sich einsam und isoliert. Ihm fehlt in dieser Welt etwas, was er nicht benennen kann. Eines Tages schlägt Armin im Persönlichen Computer Berater von seiner Mitschülerin Rebecca nach, obwohl es allgemein verboten ist. Er erfährt, dass sie in ihrem Leben 32 eine Vertraulichkeit vermisst, die mit jemandem teilen könnte. Diese zwei scheinen vieles Gemeinsames zu haben. Armin sucht ihr zu nähern. Beziehung zwischen ihm und Rebecca entwickelt sich. Besser lernen sie einander erst während der Hochwasserkatastrophe kennen.

2.3.3 Charakteristik von Protagonisten

Armin

Der Protagonist des Romans ist der siebzehnjährige Vegetarier Armin, der Junge mit einer nicht ausgeprägten Lebensmeinung. Die Geschichte entdeckt Armins persönliche Entwicklung, die sich durch gute und traurige Erlebnisse im Verlauf nur eines Tages und einer Nacht beschleunigt wird. Armin ist unglücklich, er leidet unter einem schrecklichen Gefühl von Leere.

Er lebt zusammen mit seiner jüngeren Schwester Gesa und mit Mutter. Er und Gesa haben zwei verschiedene Väter und gleichzeitig haben sie jedoch keinen. Ihre Mutter, die gescheiterte Schauspielerin, arbeitet als Kellnerin in einem Bahnbistro. Armin hatte Verständnis für seine Mutter, weil er über ihre Probleme mit dem Privatleben, mit den Beziehungen zu verschiedenen Männern, und übrigens mit seiner Erziehung und Erziehung seiner Schwester Gesa weiß.

Gesa leidet an Depression, weil sie dick ist. Also sie fühlt sich unglücklich und sie stopft sich ständig ununterbrochen mit etwas voll. Darum sammelt sie und erzählt gern die Anekdoten, um ihr naiver Zweifel und Kindertrauer zu zerstreuen. Sie nimmt einfach das Lachen zu Hilfe um abzureagieren.

Auf dem Amt für komplizierte Jugend fragt man Konrad: Sag mal, was willst du eigentlich? Als deine Eltern geschieden wurden, wolltest du bei deiner Mutter in Hamburg bleiben. Nach vierzehn Tagen hast du’s dir anders überlegt unnd bist zu deinem Vater nach München gefahren. Einen Monat später bist du wieder zu deiner Mutter zurückgekehrt. Und jetzt sagst du, dass du doch lieber bei deinem Vater wärest! Kannst du dich denn nicht endlich entscheiden? Konrad seufzt.

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Das ist schwer, sagt er. Bei Mutter ist’s beschissen, bei Vater ebenfalls. Das allerbeste ist die Reise! (Procházková 1995:56)

In der bildenden Werkstatt, wo Armin malen lernt, trifft er talentvolle Rebecca, die mit den gleichen Gefühlen von Leere wie Armin kämpft. Sie fühlt sich einsam, weil ihr Vater als erfolgreicher Unternehmer kein Interesse an sie bezeigt.

Ganze Geschichte wird mit ständigem Regen begleitet. Mit der Zeit überflutet der Fluss zuerst die Ufer und später wird sogar Wasserdamm durchgestoßen. Die Stadt Bremen wird allmählich unter Wasser gesetzt.

In einem Augenblick bringt die Wasserkatastrophe in Armins Leben Rebecca zu, und gleichzeitig bringt sie aus seinem Leben eine Person weg, die ihm am nächsten war. Seine Mutter ertrinkt nämlich in den Tiefen des Wassers. Unter diesen dramatischen und tragischen Umständen näheren sich Armin und Rebecca. Sie werden anhand zusammen erlebter Augenblicken verbunden. Sie finden ineinander einen Menschen, nach dem sie beide ahnten. Sie finden die Liebe.

Armin muss am schnellsten den Tod seiner geliebten Mutter annehmen und dabei muss er Gesa nichts merken lassen. Plötzlich fühlt sich Armin ohne Mutter noch leerer, er begreift zuerst jetzt starkes Binnenband, das zwischen ihnen war. In den gespannten Lebensmomenten singt Armin immer das Lied, das ihn seine Oma aus Tschechien lehrte. Er versteht zwar kein Wort, trotzdem spürt er beim Singen eine angenehme Erleichterung.

Das Lied klang: Schiwotje jenahodah, jednusidolleh ajednu nahosche, schiwotplineh jakwodah, aßmertje jakomosche! (Procházková 1995:181)

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Es ist kein Platzt mehr für naives Kinderverhalten. Armin soll ein verantwortlicher Mann werden. Er überwindet alle Schwierigkeiten, die zusammen mit dem Hochwasser kamen und so erreicht er sehr schnell die Mündigkeit.

In der Folge aller Ereignisse gerät er in Lebenssituation, in der er nicht mehr mit, sondern gegen Wasserflut schwimmen muss.

2.3.4 Buchtitel

„Eulengesang“

Um die Einsamkeit und Angst in jeder Nacht zurückzuhalten, erdichtet Rebecca das Lied über Eule. Die Vorstellung einer Eule bringt Rebecca das Gefühl von höherer Sicherheit. Sie kann sich immer auf diese Vorstellung der Eule verlassen, weil es nur um ihren Gedanke geht. Das alles hängt eng mit der Rebeccas Kindheit zusammen, als sie immer auf etwas oder auf jemanden geduldig warten sollte, vor allem auf Interesse ihres Vaters.

Das Lied von der Schleiereule Es ist Nacht, ich bin alleine, meine große Bange kriecht herbei und fesselt meine Beine wie ‘ne fette Schlange. Doch dann fliegt die Schleiereule zum Fenster herein, die kann zaubern, die kann alles, mit der ist mir fein … (Procházková 1995:99)

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2.4 Entführung nach Hause

2.4.1 Vorstellung

Diese Prosa wird von Rezensenten als Novelle bezeichnet. Sie enthält mehrere fast psychologisch schwerwiegende Themen, mit denen wir uns nicht oft in der Kinder- und Jugendliteratur treffen können. Vor allem geht es um Bedürfnis nicht allein zu sein, einfach zu jemandem zu gehören, einen Platz zu finden, den jeder Mensch braucht, und ihn für sein Heim zu halten. (vgl. Urbanová 2012:77)

2.4.2 Kurzinhalt

Die Hauptfigur ist der zwölfjährige Libor. Seine Eltern kamen ums Leben beim Motorradfahren, darum wohnt er bei seinen Verwandten. Tante und Onkel sind sehr reich. Er hat bei ihnen alles, was man für Geld kaufen kann. Die Liebe zu Libor scheint aus ihrer Seite aber nicht ehrlich zu sein. Als Libor zurück in die Internatsschule fährt, wird er von zwei Kumpanen entführt. Sie möchten Lösegeld von Libors Onkel eintreiben. Zufällig gelingt es Libor zu entlaufen und kommt zu einer unbekannten Familie. In diesem Moment ist niemand zu Hause außer zwei adoptierten Kindern, Jitka und Filip. Die Kinder verstecken Libor im Heuschuppen sowohl vor ihren Pflegeeltern als auch eigentlich vor zwei Kumpanen. Mindestens ein paar Tage wird der Heuschuppen das Heim für Libor. Filip und Jitka trauen ihm zu, dass er kein Libor ist. Sie glauben, es geht um einen Jungen Gustav, der vor einiger Zeit aus einem Kinderheim entlief. Wenn Libor seinen Arm bricht, gewährt ihm die Panenkas Familie für bestimmte Zeit Obdach. Libor fühlt sich bei ihnen wie zu Hause. Jitka, Filip und Marcela sind wie seine eigenen Geschwister. Eines Tages kommt eine traurige Nachricht, dass der reale Gusta ertrank. Libor fühlt sich schuldig, als ob er Gusta ums Leben brachte. Libor entscheidet sich die Panenkas Familie zu verlassen und zu seinem Onkel und seiner Tante zurückzukehren. Filip redet Libor über bei ihnen zu bleiben. 36

Die Eltern, Blanka und Erik, adoptieren Libor, der so nicht nur neue Familie, sondern auch die neue Identität mit dem Namen Gusta Panenka bekommt.

2.4.3 Charakteristik von Protagonisten

Libor Jeschin

Der zwölfjährige Libor Jeschin lebt bei Pflegeeltern, seinem Onkel Michal und seiner Tante Jolana Jeschin. Das Einzige, was ihm das kinderlose Ehepaar anbieten kann, ist die materielle Sicherheit, die aber leider die Abwesenheit und die Liebe beim Motorradunfall ums Leben kommenden Libors Eltern, nicht ersetzen kann. Libor empfindet ihrerseits vor allem Gleichgültigkeit. Er fühlt sich einzelnstehend und verloren.

Libor gerät versehentlich und ohne eigenes Verschulden in Schwierigkeiten und gerade diese Situation bringt ihn auf den richtigen Lebensweg. Seine Klugheit und Geschichtlichkeit helfen ihm zwei Entführern entlaufen. Zum ersten Mal in seinem Leben erlebt er das echte Gefühl der Freiheit. Die Reihenfolge der Ereignisse bringt Libor ins Haus von Familie Panenka.

Die Familie hält Libor für einen aus dem Kinderheim geflohenen Jungen, nach dem die Erhebung eingeleitet wird. Libor verzichtet auf seine persönliche Identität ohne Vermutung, dass es für immer bedeutet. Durch neue Identität findet er innerlich sich selbst. Er entsagt seiner eigenen Vergangenheit, aber anhand dieser Tatsachen unterzieht er sich innerem Kampf mit seinem Gewissen.

Bei der Panenkas Familie empfindet Libor wieder das Gefühl des Verständnisses und der Liebe, die er seit dem Elterntod so vermisst. Er findet nicht nur neue Eltern, sondern auch drei Geschwister, von denen zwei adoptiert sind. Er fühlt sich wieder glücklich.

Dieses Glück dauert nicht lange, weil der vermisste ertrunkene Junge Gusta gefunden wird und beim Libor erscheint in diesem Augenblick das tiefste Verschulden.

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Nach dieser dramatischen Lebensgeschichte hat er keine Lust wieder schöne Familienbeziehungen, das Gefühl der Liebe, der Sicherheit, des Verständnis und der Freude zu verlieren. Keinesfalls will er seine Zukunft in liebender Umgebung aufgeben, darum entscheidet er sich lieber mit Geheimnis zu leben. Er bekommt doch neue Chance woanders, anderenfalls und mit neuer Identität von Gusta Panenka zu leben.

Eltern sollte es verboten werden, Motorräder zu kaufen. Auf ihnen zu fahren. Auf ihnen zu sterben. Aber du, Lord kriegst so etwas in deinen Hundeschädel nicht rein. Glaube mir einfach. Wenn es jene blauschwarze vierzylindrige Harley Davidson nicht gäbe, würden wir jetzt nicht über diesen Bach springen. Wenn es dieses Wunder mit zwei Auspuffen, direktem Einspritzgetriebe und verchromten Schalldämpfern nicht gegeben hätte, wüßte ich nicht, daß, was die einen Glück nennen, für die anderen auch die mieseste Sache unter der Sonne sein kann. Glaubst du, daß ich spinne? Du hast doch nicht die leiseste Ahnung, Lord, wie das alles hier läuft! Ich könnte dir Geschichten erzählen! Zum Beispiel die, als Tante Jolana und Onkel Michael meinen Geburtstag feierten. Ich war zwölf. Damals hieß ich noch nicht Gusta, sondern Libor. Libor Jeschin. Wie mein Vater. Aber davon, Lord, zu niemandem einen Mucks! (Procházková 1996:7)

2.4.4 Buchtitel

„Entführung nach Hause“

Heranreifendes Waisenkind Libor gerät aus Versehen in Schwierigkeiten, als er von zwei Erpressern entführt wird. Die Erpresser denken, sie werden von Libors Onkel

38 hohes Lösegeld bekommen. Stattdessen erfahren sie, dass es um einen Irrtum geht und entscheiden sie sich Libor loszuwerden.

Sie standen in dem engen Flur vor der Tür. Es waren zwei – wie aus dem Lied von Dan Landa ausgeliehen. Geisterhaft. „Schön das Maul halten, Freundchen“, sagte der Kürzere, bevor ich Gelegenheit hatte, aufzukreischen. „Wenn du keinen Scheiß baust, bleibst du ganz!“ „Was wollt ihr?“, fragte ich. Die Angst schnürte mir den Hals zu. Man konnte mich kaum hören. „Nicht labern, mitkommen!“, wies mich der Kurze zurecht und kickte die Tür auf. Draußen, direkt vor der Toilette parkte ein grüner Transit. Die Seitentür stand offen. „Rein mit dir!“, zischte der Größere. Er war gut eins neunzig groß und machte ein ziemlich böses Gesicht. (Procházková 1996:20)

Libor gelingt aus den Klauen des beiden wegzulaufen und zufällig erscheint er bei der Familie Panenka. Während der gemeinsam verbrachten Zeit mit der Familie Panenka fühlt sich Libor nicht mehr einsam oder verlassen. Er erlebt wieder das Gefühl zu jemandem zu gehören. Dank fehlbarer Entführung findet er nicht nur neues Heim, sondern auch neue Familie.

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2.5 Carolina: ein knapper Lebenslauf

2.5.1 Vorstellung

Der Roman war erst auf Tschechisch geschrieben und später war von Iva Procházková auf Deutsch verarbeitet. Es handelt sich um einen typischen Mädchen-Roman. Die Autorin bemüht sich um Schaffen des selbstreflektorischen Tagebuchs, das den Roman ganz besonders tut. Diese Erzählungsweise ist sehr effektiv eingestellt, weil sich der Roman anhand Carolinas Erwachsens entwickelt. (vgl. Urbanová 2012:82)

2.5.2 Kurzinhalt

Es ist nicht einfach einen knappen Lebenslauf aufzuschreiben. Besonders ist es schwer für die sechzehnjährige Carolina, die schon zu viel für ihr Alter erlebte. Sie erzählt über alle persönlich wichtigsten Ereignisse, die ihr zwischen 12 - 16 Jahren geschahen. Sie schreibt über ihren Opa, der an „Schweigen“ starb, über seine liebe Oma, die aus Ballettensemble des Nationaltheaters wegen der kommunistischen Regime ausgeschlossen wurde, über Treffen ihrer Eltern, über ihre erste große Liebe und ihren Traum zu werden. Erst lebt Carolina zusammen mit Eltern und ihrer Oma in Prag. Der Vater wünscht sich aber ein Haus auf dem Lande zu bauen. Nach mehrjähriger Bemühung zieht Carolina mit Eltern nach Ranov um, ins Dorf nicht weit von Prag. Für Carolina heißt es große Änderungen. Aber es dauert nicht so lange und Carolina gewöhnt sich schnell an neues Heim, neue Schule und neue Freunde. Sie widmet sich Ballett und beginnt den dramatischen Zirkel zu besuchen. Eines Tages verletzt sich Caroline schwer ihr Bein. In einem Moment zerfallen ihre Träume und Sehnsüchte. Während des langen Aufenthalts im Krankenhaus hat Carolina Zeit über Reihenfolge der Ereignisse nachzudenken. Auf tiefster Seele hofft sie auf baldigen Besuch des Jungen, der ihren Unfall verursachte. Der Junge mit ungewöhnlichen Namen Lev, in den sie verliebt ist. Im Laufe ein paar Tage taucht Lev endlich an ihrem Krankenbett auf, als sie ihn nicht mehr erwartete. 40

Seit diesem Moment entwickelt sich eine wahre Beziehung zwischen diesen beiden, die aber scheint chancenlos zu sein, weil Lev um vier Jahre älter ist. Das gefällt den Carolinas Eltern nicht, deshalb fordern sie von ihrer Tochter Versprechen, dass sie sich mit Lev ein Jahr lang nicht trifft. Mit der Zeit tritt zwischen ihnen eine merkliche, ganz fühlbare Entfremdung ein. Nach einem Jahr verlässt Lev die Tschechische Republik und beginnt die neue Lebensetappe mit seinem Vater in Kanada. Alle diese schwierigeren Lebenssituationen stärken Carolina, die die Realität einfacher annimmt und sie hofft auf das Wiedersehen mit Lev.

2.5.3 Charakteristik von Protagonisten

Carolina

Mit Hilfe von Tagebuchsform notiert Carolina ihr Leben zwischen 12. und 16. Jahr. Sie schildert Familien- und Freundbeziehungen, die sich ständig entwickeln. Erzählung verzichtet nicht auch auf Erwähnung von erster Liebe. Carolina beschreibt die Zeit ihrer Heranreife, anhand ihrer erlebenden Erfahrungen geht sie von Kind in reife Individualität über.

Die Form von Bilanzschreiben hilft sich Carolina in ihrem eigenen Leben orientieren. Sie sucht unter einzelnen Lebensetappen Zusammenhänge. Weil wer sich selbst kennt, weiß man alles…

Die wichtige Rolle in ihrem Leben spielen selbstverständlich ihre Eltern und ihre liebevolle Familienerziehung. Carolinas Eltern leben in einer harmonischen Ehe, die voll von gegenseitigem Verstehen, der Toleranz, Liebe, Harmonie und dem Respekt ist.

Nach 11 Jahren des Lebens in Prag zieht die Familie ins Dorf Ranow um, um in neuem vom Vater selbst gebauten Haus zu wohnen und neue Lebensetappe anzufangen. Der Umzug nach Ranow scheint aber für Carolina schwerer zu sein, als die Eltern überhaupt dachten. Am Anfang vermisst sie vor allem Omas Anwesenheit, weil gerade sie ihr als die einzige in der Familie zuhören kann.

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Diese Fähigkeit, den Leuten zuhören zu können, gewinnt Carolina direkt von ihr.

Obwohl Carolina geschickt, hilfsbereit, herzlich, klug, freundlich, begabt ist und mit Sinn für Humor, hat sie Probleme neue Freundschaften anzuknüpfen, aber trotzdem gewinnt sie nach bestimmter Zeit dank ihres Spontanverhaltens und durchdringender positiver Energie, der Intelligenz und des Scharms nicht nur die Schüler, sondern auch die Erwachsenen.

Nach dem Fall vom Kirchenbalken ist ihr Bein schwer verletzt und sie verbringt Zeit vom August bis Anfang November im Krankenhaus und im Rehabilitierungsverfahren. Diese Umstände verursachen den Verlust von Chance und Sehnsucht Berufsballerine zu werden.

Auch in diesem Procházkovás Roman darf erste intime Beziehung nicht fehlen, der fünfzehnjährige Junge mit ungewöhnlichem Namen Lev ist ihr Auserwählter. Leider der Jahrunterschied zwischen den beiden findet kein Verständnis vor allem bei den Carolinas Eltern. Sie verbieten ihnen sich miteinander zu treffen und unter diesen Umständen bleibt diese Liebbeziehung nur platonisch. Mit der Zeit wird es sich ändern. Nach dem Auseinandergehen fühlt sie sich enttäuscht, verletzt, unruhig und traurig und diese mädchenhaften Gefühle münden in Selbstmordversuch aus.

Ich wandte mich vom Spiegel ab und öffnete unsere Hausapotheke. Wie erwartet fand ich dort eine Packung Schlaf- und ein Fläschchen Schmerztabletten. Ganz hinten entdeckte ich noch einige Tabletten gegen Migräne. Hastig jippte ich alles auf dem Tischchen neben dem Waschbecken aus und zählte nach, wie viele Tabletten es insgesamt waren. Ich musste mehrmals von vorne anfangen, weil ich mich immer verzählte, aber schließlich erreichte ich die Zahl 53. Vor mir lagen 28 weiße, 9 gelbe und 16 rosafarbene Tabletten und ich war mir völlig sicher, dass ich sie schlucken und dadurch die ganze verzweifelte Leere loswerden sollte, die überall auf mich lauerte. Es war genauso einfach, wie ein Glas mit Wasser zu füllen und zu überprüfen, ob ich den Schlüssel im Schloss wirklich umgedreht hatte. (Procházková 1999:132-133)

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Etwas furchtbar Trauriges lag darin, dass ich in ein paar Stunden nicht mehr den bitteren Duft der Chrysanthemen am Zaun riechen würde, dass es mir nicht kalt werden konnte, wenn plötzlich ein frischer Wind aufkam, dass ich nie wieder Karamelles ansteckendes Lachen oder Mamas melancholisches Pianospiel hören und nie, nie, nie wieder Lev sehen würde. Von neue stiegen mir Tränen in die Augen. Und im selben Moment wusste ich, dass die 53 eilig verschluckten Tabletten ein furchtbarer Fehler waren. Dass ich sie sofort aus mir herauskriegen musste, weil nichts, aber wirklich gar nichts so schlimm war wie am nächsten Morgen nicht aufzuwachen. Alles andere ließ sich noch ändern. Alles. (Procházková 1999:134)

Diese gespannte Situation lässt sie Sinn des Lebens zu begreifen und sie wird über den Wert von Heim, Familie und Verständnis einander bewusst. Sie muss neue Lebenswege finden und den Leuten wieder vertrauen, und an positive Lebenswerte glauben, obwohl sie Höhen und Fälle erlebt.

2.5.4 Buchtitel

„Carolina: ein knapper Lebenslauf“

Durch den Buchtitel ist es möglich abzuleiten, dass es um eine Selbstreflexion eines hereinwachsen Mädchens Carolina geht. Dieser Roman ist also außergewöhnlich durch die Formverarbeitung. Mittels Tagebuchnotizen erzählt die Hauptheldin ihre Geschichte. Die Auswahl der Geschehen hängt davon ab, was Carolina wirklich wichtig in ihrem Leben findet. Sie schreibt über ihre Familie, vertraute Beziehung zwischen ihr und ihrer Oma, über Sehnsucht Ballerina zu werden und vergisst auch nicht erste Liebe zu erwähnen, die zum Selbstmordversucht führte. Es geht um Carolinas Lebensrekapitulation, die ihr helfen soll, sich selbst besser kennenzulernen. Denn wer sich selbst kennt, weiß er alles.

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2.6 Die Nackten

2.6.1 Vorstellung

Im zweimal auf Deutschen Jugendliteraturpreis nominierten und im Jahr 2010 Magnesia Litera eingeschätzten Roman widmet sich die Autorin dem Thema von der individualisierten Gesellschaft. Im Zentrum des Geschehens stehen fünf Figuren, die nicht nur die Zeit ihrer Pubeszenz und damit zusammenhängen Problemen verbindet, sondern auch die innere Unruhe, die jeden von ihnen zur unterschiedlichen Richtung im Leben führt. Der Name des Romans korrespondiert mit der existenziellen Position der Figuren in der Gesellschaft, weil sie in dieser Welt wehrlos sind. Sie sind die „Nackten“. (vgl. Urbanová 2012:127)

2.6.2 Kurzinhalt

Man kann sich unter diesem seltsamen Titel nicht was Konkretes vorstellen. Geschichten von mehreren Jugendlichen, die zwischen 15 und 18 Jahre alt sind, spielen sich während eines heißen Sommers an verschiedenen Orten in Deutschland und Tschechien ab.

Die Hauptfigur heißt Sylva. Ein Mädchen, das sich als eine sehr begabte Studentin in der Schule langweilt und sich nicht unterordnen will. Entschuldigungen für die vielen Tage, an denen sie nicht zur Schule ging, werden von ihrem Vater geschrieben. Sylvas größte Liebe stellt Natur dar.

Sie schwimmt sehr gern bei jedem Wetter in Flüssen. Sie schwimmt Dutzende von Kilometern. Meistens schwimmt sie in der Elbe, mit der Zeit testet sie die Eger, Moldau, Spree, Neiße, Oder und noch andere Flüsse. Sie geht überall ins Wasser, wo eine Gelegenheit dazu ist.

Schließlich schmeißt das Gymnasium Sylva raus. Mit ihren Eltern ist sie auf die Suche nach einer neuen Lösung der entstandenen Situation, nach einer neuen Schule.

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Ein guter Freund von Sylva aus Kindesjahren kämpft gegen andere Probleme. Seit einiger Zeit verfällt Niklas den Drogen und kann nicht den Weg zurück finden. Noch schlimmere Zeit erlebt seine wunderschöne Freundin Evita, die er von ganzem Herzen liebt. Evita lebt auf der Straße und seit einiger Zeit steigt sie auf harte Drogen um. Niklas ahnt nur, dass Evita ihm etwas vortäuscht. Robin fliegt von der Schule wegen einer erheblichen Belastung. Angeblich vergewaltigte er ein Mädchen auf einer Klassenfahrt, die Sache ist aber etwas komplizierter. Robin trifft Sylva zum ersten Mal, wenn sie in den Ferien in Berlin bei ihrer Mutter ist. Zuerst traut sich Robin nicht Sylva zu öffnen, darum werden sie Freunde vorsichtig.

Filip war Sylvas Nachbar in Tschechien, der ziemlich lange Zeit in Sylva verliebt war, ohne dass sie es wusste. Nach dem Sylvas Umgezogen entfremden sie sich einander. Mit fließender Zeit lernt Filip ein anderes Mädchen kennen.

2.6.3 Charakteristik von Protagonisten

Fünf siebzehnjährige junge Leute, Sylva, Filip, Robin, Niklas und Evita, stehen im Mittelpunkt des Romans. Bildlich stellen sie die Nackten dar, weil sie ohne Schutzfilter in die gegenwärtige moderne Gesellschaft eintreten. Sie sind nicht fähig, sich in die Zeit zu fügen. Ihre eigenen Familien statteten die Kinder mit dieser Fähigkeit nicht aus, weil die Familienmitglieder selben gefremdet wurden oder die Familien einfach zerfallen wurden. Es geht um die Leute, die sich im Alter befinden, wann sie selbst nicht wissen, was sie von ihrem Leben erwarten sollten, in ihr Leben annehmen sollten und was für sie gut wäre. Sie wissen eher das, was sie nicht annehmen möchten. Zum Beispiel finden sie Naturismus und Ökologie als etwas Wesentliches für das Leben. Sie sind Zeuge des Versagens von den Erwachsenen, die in ihrer Nähe stehen, und das führt zu ihrer schnelleren Mündigkeit, erhöhten Kritik und Meinungsunabhängigkeit.

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Alle bis auf den letzten Mann sehnen nach Idealleben und Freiheit. Individuell kämpfen sie mit eigenem Wesen und sie befassen sich mit etwas, woran ihnen eigene Kräfte fehlen und was den Sinn vermisst. Diese Generation fühlt sich einsam und isoliert und ihr macht Probleme mit der umliegenden Welt zu kommunizieren. Fünf verschiedene junge Leute, die sich eher gerade auf die wichtigen Lebenssachen konzentrieren, leben die Gegenwart. Sie müssen vorzeitiger Kindheitsverlust und das beschleunigte Lebenstempo annehmen. Sie stellen Opfer von Zerfall der traditionellen Lebenswerten dar, zu denen hauptsächlich die Familie gehört.

Sylva

Geschichte von Sylva Rohanová verbindet einzelne Lebensläufe von allen oben genannten Helden. Ihre Lebensgeschichte ist detailliert und zusammenhängend beschrieben.

Sylva stammt aus der zweisprachigen Familie, ihr Vater (der Tscheche) und ihre Mutti (die Deutsche) sind erfolgreiche Architekten von Beruf. Sie lebten bestimmte Zeit in Berlin, aber nach der Restitution von dem Elternhaus lebt Sylva mit ihrem Vater in Ústí nad Labem. Die Ehe ihrer Eltern ist dann nur formal, weil sie getrennt leben.

Dass Mutter in Berlin blieb und Vater zurück nach Tschechien zog, hielt vielleicht ihre Beziehung am Leben. Vielleicht ist eine zweihundertfünfzig Kilometer lange Entfernung zwischen Eheleuten ideal. Besonders dann wenn sie den gleichen Beruf haben und unterschiedliche Ansichten, was dessen Ausübung angeht. (Procházková 2010:14)

Sylva lebt ständig mit Vater in Tschechien und Mutti besucht sie ab und zu in Deutschland, deshalb fühlt sie sich entwurzelt. Sie sucht einen Platz im Leben, sehnt nach Freiheit und Abhängigkeit. Sie studiert am achtjährigen Gymnasium, sie ist begabt und intelligent und sie langweilt oft im Unterricht, deshalb schwänzt sie die Schule. Sie flüchtet von der Stadt in freie Natur, wo sie am liebsten in einem Fluss schwimmt und fühlt sich am glücklichsten von Wasserflut fortzutragen. Das Schwimmen gehört zu ihrem natürlichen Muss.

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Und das Schwimmen stellt auch eine Abhängigkeit dar. Ihr ganzes Wesen strömt unbewusste Animalität, Natürlichkeit und Leiblichkeit aus.

Baden ohne Badeanzug gehört zu den elementaren menschlichen Grundbedürfnissen. Es ist etwas so Natürliches, dass es im Grundgesetz verankert werden sollte. (Procházková 2010:15)

Sylva hört auf ihre Altersgenossen zu verstehen. Sie ist oft traurig und verfällt in Depression, sie bemühte sich Freude zurück zu finden und es gelingt ihr im Augenblick beim Treffen mit dem Kojoten, den sie in freie Natur zurückbringt und der für sie ein Symbol von Einheit darstellt. Es gibt Analogie zwischen den jungen Leuten und dem beirrten wilden Tier, das gleich wie sie nach Unabhängigkeit sehnt.

Niklas

Niklas, Sylvas Freund von Kindheit, ist ein talentierter Junge aus Berlin, der ein Kameramann lange Zeit werden wollte. Nach dem vorzeitigen Vaters Tod flieht er aus der Wohnung, die an ihn viele Erinnerungen bringt. Die Beziehung zwischen Niklas und seiner Mutter ist problematisch, sie verstehen sich leider nicht miteinander. Niklas hat Binnenbedürfnis sich um jemanden zu kümmern, deshalb heftet er sich an drogenabhängig, geheimnisvolles und schönes Mädchen Evita.

Evita

Ein schönes Mädchen Evita wurde noch als Kind Waise, die mit den Ordensschwestern im Kloster lebte. Ihre Flucht von Lerchenfeld nach Berlin stellt eher die Flucht vor sich selbst dar. Sie fühlt sich noch intensiver weltverloren. Sie liegt den Drogen unter und fällt tiefer und tiefer in sich selbst. Hier gibt es keine Chance noch zurückzukommen. Niklas liebt Evita und kümmert sich um sie, aber gleichzeitig wird er unbewusst ihrem Gefangenen.

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Filip

Filip, Sylvas Mitschüler und Nachbar in Tschechien, ist ein intellektueller Typ, der ein Sachbuch nach dem anderen liest, der ziemlich lange Zeit in Sylva verliebt war.

Hätte er doch lieber den Mund gehalten, sich zu ihr gedreht und sie leidenschaftlich geküsst. Davon hielten ihn aber seine intellektuelle Art und die Angst ab, sich lächerlich zu machen. Er ließ sich nie zu impulsiven Gefühlsausbrüchen hinreißen. Sylva wandte enttäuscht den Kopf ab. (Procházková 2010:17)

Die Nachricht über ihren Umzug nach Deutschland ist für ihn zerknirscht. Er kann sie nicht vergessen und deshalb schreibt er ihr Briefe, die er aber niemals sendet, weil er ein neues Mädchen kennen lernt.

Robin

Sylva lernt Robin erstmals zufällig in Berlin kennen. Robins rasante Heranwachsen ist bedeutend mit seiner hypersexuellen Reife verbindet, wegen ihr wird er aus der Schule ausgeschlossen. Er fühlte sich schuldtragend, er steht von der Gesellschaft ganz isoliert. Vorfristig verschließt er sich in sich selbst und drückt sich lieber durch Malen der Bilder aus. Sylva ist die erste, die seine psychische Verfassung intuitiv erkennt. Die beiden werden intim verbunden, aber es geht um keine Liebe, sondern um tiefes Verständnis.

2.6.4 Buchtitel

„Die Nackten“

Der Buchsname korrespondiert mit der Existenzstelle von fünf jungen Darstellern des Romans in gegenwärtiger Gesellschaft. In dem Fall von Sylva, die Hauptheldin, geht es um wörtliche Bezeichnung. Sie mag Schwimmen in Flüssen ohne Badeanzug, ganz nackt. Sie fühlt sich frei und nicht gefesselt.

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Andererseits geht es auch um bildliche Bezeichnung, die sich schon auf alle Helden bezieht. Sie bewegen sich in der Gesellschaft ohne Wissen, wie in heutiger Zeit und in der Gesellschaft durchzukommen.

„Die Pubertät ist ein einzigartiger Zustand. Nicht wiederholbar. In der Pubertät ist Mensch nackt, also berührt ihn alles direkt. Die Berührung ist erregend und schmerzhaft zugleicht. Es dauert nur zu kurz. Viel zu kurz,“ er seufzt und macht eine Pause. Die Uhr an der Wand bestätigt seine Worte. Jedes Ticken ist ein Stempelschlag. Die gestempelten Sekunden sind abgelaufen und die, die noch auf den Stempel warten, unvollendet. Was ist dazwischen? Was bleibt? (Procházková 2010:32)

„Fühlst du dich nicht mehr nackt?“ Der Vater schüttelt langsam und niedergeschlagen den Kopf. „Vielleicht habe ich nicht so viele Schichten, aber eine direkte Berührung ist eher ein Wunder für mich.“ „Das alles also……was ich jetzt erlebe….geht vorbei?“ „Höchstwahrscheinlich ja. Leider.“ (Procházková 2010:33)

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2.7 Orangentage

2.7.1 Vorstellung

Der Leser findet in dieser Geschichte eine thematisch und sprachlich gelungene Schau von erlebter Wirklichkeit und jugendlicher Gefühlswelt. Iva Procházková ist richtig darin die Realität zu beschreiben. Sie verzichtet nicht auf Themen wie Alkohol, Arbeitslosigkeit und mentales Handicap. Dieses Werk bestätigt nur große Erzählkunst von Iva Procházková. (vgl. Urbanová 2012:132)

2.7.2 Kurzinhalt

Der vierzehnjährige Darek erfährt am eigenen Leib, dass das Leben erforschbar nicht sein kann. Er muss sich mit dem Verlust seiner Mutter abfinden, die unerwartet an Leukämie stirb. Er vermisst sie sehr. Mit ihr schien es alles einfacher, weil sie ihm immer riet wie durchs Leben zu gehen.

So bleibt Darek allein mit seinem Vater, der seinen Kummer in Alkohol ertrinkt, und mit seiner kleinen geistig behinderten Schwester Ema. Darek muss sich um seine Schwester fast allein kümmern, obwohl er mit sich selbst genug zu tun hat. Der einzige und gleichzeitig der beste Freund von Darek heißt Mischa, mit dem er in seiner schweren Lebensetappe über alles reden kann.

Darek erlebt auch schöne Momente, während der er den Kummer ganz vergisst und die ihm in seinem Leben weitergehen helfen. Dazu gehört auch Zeit der ersten Liebe, die für Darek in diesem Fall “Orangentage” darstellt. Darek in seinen Pubertätsjahren beginnt Interesse für Mädchen zu zeigen. Im Zentrum seines Interesses steht Mischas ältere Schwester Hanka, in die er heimlich verliebt ist. Hanka wirkt mit ihrer guten Laune auf Umgebung immer günstig ein. Darek erkennt sie auch, ohne sie sehen zu müssen, weil sie nach Orangen riecht. Beziehung zwischen Darek und seinem Vater entwickelt sich nach dem Tod der Mutter leider nicht gut. Darek kämpft mit gemischten Gefühlen ihm gegenüber. Er hasst ihm wegen Alkoholtrinken, Passivität, Unfähigkeit eine Arbeit zu finden und Selbstleid. Er

50 sucht lieber keine Lösung und unterliegt einfach den Umständen. Zum Glück kommt Vaters alter Freund Anton mit Arbeitsangebot. Dareks Vater beginnt mit einem kleinen Pferdehandel. Von Anton übernimmt er klapprige Pferde und pappelt er sie wieder auf, damit sie Anton verkaufen kann. Die Welt scheint sich für eine Weile zu beruhigen. Darek und Ema entdecken die Liebe zu Pferden. Alles zerfällt im Moment der Feststellung, dass Anton tatsächlich kein solcher Pferdefreund ist. Alles sieht ganz andres aus, als am Anfang scheint.

2.7.3 Charakteristik von Protagonisten

Darek

Der vierzehnjährige Darek erlebt während seines Heranreifens den Tod seiner Mutter. Mit ihr schien es alles einfacher zu sein, weil sie ihm immer riet, wie durchs Leben zu gehen.

„Es gibt Dinge, die man sich merken muss“, lautete das erste und wichtigste Gesetzt. Dich auf den Fersen war ihm das zweitwichtigste: „Bestimmte Sachen sollte man schnellstens vergessen.“ „Woran erkenne ich, wann das erste und wann das zweite gilt?“ wollte Darek wissen. „Du fragst einfach.“ „Dich?“ „Dich selbst natürlich.“ „Und wenn ich eine falsche Antwort kriege?“ „Dann darfst du die Schuld nicht auf die andere schieben“, sagte Mutter, und stelle dadurch das dritte Gesetzt auf, möglicherweise das nützlichste von allen. Nach außen hin sah es einfach aus. Bei näherer Betrachtung fand Darek aber doch noch einen Haken. „Und wenig vergesse, was ich mir merken müsste, und mir merke, was ich vergessen sollte?“ Die Mutter gab ihm ein Stück Schnur. „Mach dir einfach einen Knoten.“

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In ihrer Welt war kein Platz zum Herumirren und Zweifeln. Wer Mutters Gesetzen folgte und sich mit Knoten auskannte, der konnte den Weg nicht aus den Augen verlieren. (Procházková 2012:5)

Also Darek achtet auf Mutters Rat. Er macht Knoten, den sogar Namen gibt, um ihre Bedeutungen nicht zu vergessen. Der erste und älteste Knoten heißt Ema, so fest zugezogen ist, dass niemand ihn mehr lösen kann. Der widerlichste und weit weg von den anderen Knoten wird von Darek Hugo genannt. Früher waren sie wohl die besten Freunden, aber jetzt sicher die größten Feinde. Der andere ganz in der Mitte, der nicht zu übersehen ist, gehört Dareks Vater. In der Schnur gibt es noch weitere Knoten verschiedener sowohl Größe als auch Art.

Dareks jüngere Schwester beginnt die erste Klasse zu besuchen. Für ihre Mentalunterentwicklung wird sie oft ihrer Umgebung zum Lachen. Hugo ist keine Ausnahme, er nutzt jede Situation, um Ema lächerlich zu machen oder sie zu necken. Darek als ihr älterer Bruder behütet sie. Von klein auf wird er belehrt, seine Schwester, wie sie ist, liebhaben zu müssen. Wegen Vaters Unfähigkeit nach dem Mutters Tod ist niemand, wer seine volle Aufmerksamkeit Ema widmen würde. Darum fühlt sich Darek für Ema verantwortlich und kümmert er sich um sie am besten, wie er kann und weiß.

Die Beziehung zwischen Darek und seinem Vater wird sowohl am Anfang als auch am Ende der Geschichte mit Bitterkeit, Enttäuschung, Hass und Verachtung begleitet. Vater ersäuft sein Weh in Alkohol. Er findet einen Trost bei der Familienfreundin Marta, die Darek hasst. Er hütet Mutters Familienstelle und lehnt ihre Hilfe ab. Vater ist unfähig einen Arbeitsplatz zu finden und die Kinder zu versorgen. Aber nur bis dem Moment, wann sein jahrelanger Freund Anton ihm eine Arbeit mit den Pferden anbietet. Eine sehr wichtige Rolle spielt im Dareks Leben auch sein bester Freund Mischa, mit dem er über alles reden kann. Aber trotzdem vermisst Darek einen Erwachsenen, an den er sich wenden könnte und wem er seine Sorgen anvertrauen könnte. Solchen Menschen findet er in seinem alten Nachbar Herrn Havlik. Er rät Darek nicht nur was die Pferde,

52 sondern auch was die erste Liebe betrifft, die Darek in Anwesenheit der älteren Mischas Schwester spürt.

Darek erwächst wörtlich von einer Woche zur anderen. In seiner Hierarchie der Werte gibt es keinen Platz für materielle Sachen und Geld, sondern geht es um Ehre, Wahrhaftigkeit und männliche Direktheit. Zu seinen charakteristischen Eigenschaften gehören Anspruchslosigkeit, Verantwortlichkeit, Zuverlässigkeit, Mannhaftigkeit und Bekümmernis. Mit den Pferden kommt neue Lebensetappe, die in Darek Sehnsucht nach dem Abenteuer bringt und Lebensmut weckt.

2.7.4 Buchtitel

„Orangentage“

Dareks Leben ist schwierig, seine Mutter stirbt, sein Vater wird arbeitslos und ertrinkt Trauer und Sorgen im Alkohol, als älterer Bruder übernimmt er Verantwortlichkeit für seine kleine Schwester, die am Downsyndrom leidet. Erst mit Hanka, in die er schon längere Zeit verliebt ist und die nach den Orangen riecht, kommen die „Orangentage“ – die Tage der ersten Liebe. Und sein Leben scheint, wieder perfekt zu sein.

Er nahm ihre Nähe wahr, mit einem Seitenblick erfasste er den weißen Fleck ihres Gesichts, und immer wenn sie sich bewegte, ging ein Hauch von Orange von ihr aus. Er war sich nicht sicher, ob der Duft den Falten von Hankas T-Shirt, ihren Haaren oder ihrer Haut entströmte, jedenfalls war er sehr sympathisch und verlieh dem Frühlingsabend eine südliche Atmosphäre. Als würden sie nicht in den schlesischen Bergen sitzen, sondern am Mittelmeer. (Procházková 2012:93)

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3. Zusammenfassungen

3.1 Charakteristik von Protagonisten

In den analysierten Werken von Iva Procházková finden wir junge Leute im Alter von 12 bis 17 Jahre, d.h. in Heranreifenzeit, in der „nackten“ Lebenszeit, wann sie leicht verletzlich sind, wann sie auf dem Weg sich selbst zu finden sind, wann sie sehnen die Welt, die Eltern, die Geschwister und die Mitschüler zu verstehen.

Sie werden durch Umgebung beeinflusst, in der sie aufwachsen. Die jungen Leute scheinen in ihrem naiven Alter keine Sorgen zu haben, ganz im Gegenteil. Sie sind Bestandteilen der Familienproblemen. Sylva Rohanová soll sich entscheiden, ob sie mit Vater in Tschechien oder lieber mit Mutter in Deutschland lebt. Kapka wird bewusst, dass sich ihr Vater als Künstler in der Regimezeit nicht realisieren kann. Ähnliche Erfahrung mit dem Regimeeinfluss erlebt die Familie von Carolina Rubešová, deren Vater wegen Familieneigentumsverhältnisse nach dem Jahr 1948 an der Universität nicht studieren konnte, an der er studieren wollte. Er geriet als Heranwachsender für bestimmte Zeit sogar in Isolation. Darek übernimmt die Sorge für seine jüngere geistig behinderte Schwester, wenn seine Mutter an Krebs stirbt und sein Vater dem Trunk verfällt. Ebenso Frantischek Kocourek, der sich zu dem Held Darek durch Beziehung zu seiner jüngeren Schwester Sophie nähert, die sichtbar an Kleptomanie leidet. Die Familie Kocourek scheint mit gegenseitigen Beziehungen harmonisch zu sein. Ein Problem stellt nur Mutter dar, die als nicht erfolgreiche Schauspielerin ständig auf ihre große schauspielerische Gelegenheit wartet und die sich nicht fehlendes Talent zulässt. Ganze Familie fügte sich Mutters Beruf und ihrer nicht angefüllten Sehnsucht. Die Sorge für die jüngere Stiefschwester Gesa wird von Armin als Selbstverständlichkeit übernommen. Durch Überessen und Erzählung von verschiedenen Anekdoten kompensiert sie ihre inneren geistigen Probleme.

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Libor Jeschin alias Gusta Panenka begegnet den Tod schon im Kinderalter, während eines Augenblickes bleibt er allein ohne Elternliebe. Die Ersatzpflege von Libors Tante und Onkel ist leider nur materiell. Die älteren Geschwister, in diesen Fällen am meisten die Jungen, ersetzen für bestimmte Zeit die Elternrolle. Es hängt von den Umständen ab, entweder lebt einer von den Eltern mit der Familie nicht mehr, einer von dem Paar stirbt oder wird selbst noch nicht herangewachsen.

Die jungen Leute sind auch mit dem Tod konfrontiert – Darek und Ema mit Mutters Krebs, Libor Jeschin mit tragischem Tod beider Eltern und Armin mit Mutters Ertrinken. Das alles schiebt die jungen Helden vorzeitig zur Mündigkeit vor. Die Helden suchen Flucht von diesen komplizierten Lebenssituationen, die die meisten von ihnen in ersten Lieben finden – Sylva Rohanova findet Robin, Darek findet Hanka, Kapka findet Lev. Auch die erste Liebe kann leider tragisch sein und Verzweiflung und ausweglose Gefühle bringen, die zum abgekürzten Verhalten führen. Z.B. als Carolinas erste Liebe durch Selbstmordversuch verschärft wurde. Mittels gleicher Weise löst Rebecca ein anderes Problem, das Problem von ihrer Einsamkeit. Zum Glück sind ihre Bemühungen erfolglos und beide begreifen den Lebenswert.

Flucht von der Realität ermöglichen den Helden die Tiere, Darek und seiner Schwester Ema die Pferde, Libor Jeschin Hund Lord, dem Libor ganze Geschichte erzählt, und Kapka Nachbarn Hund Halina, mit dem sie gern rausgeht.

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3.2 Themen

In den analysierten Kinder- und Jugendbüchern kann man auf immer wiederholte Themen treffen. Die meisten Themen sind in allen Werken zu finden, manche betreffen nur ein konkretes Buch.

Die Autorin konzentriert sich vor allem auf die wichtigste Institution jeder Gesellschaft – auf die Familie, die leider nicht immer komplett ist. Die Gründe dafür sind verschieden, entweder geht es um Tod in der Familie („Orangentage“, „Entführung nach Hause“), oder um einen unverantwortlichen Elternteil, der keine Lust oder Möglichkeit hat seine Elternpflichte zu erfühlen („Eulengesang“).

Procházková weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, ein eigenes Heim zu haben. Ihre Frühkindheit verbrachte sie bei der Großmutter und als verheiratete Frau verließ sie mit ihrer Familie die Heimat, um im Ausland frei zu leben und sich künstlerisch auszudrücken. Sie hatte natürlich Heimweh.

Jeder Mensch braucht sein Heim, und das gilt doppelt für die Kinder und Jugendliche. Für die Kinder ist das Wichtigste in ihrem Leben, Sicherheit und Familienumfeld, weil sie erst ihren Platz im Leben suchen, weil sie unsicher sind, weil sie viel Liebe, Verständnis, Pflege und Hilfe brauchen. Sie lernen erst schrittweise Leute, Niveau, Welt, Freunde, Gefahr kennen. Also „ein Heim haben“ ist für Kinder von großer Bedeutung.

Sie entdecken langsam die Bedeutung der Freundschaft, sie reifen allmählich heran, ab und zu geht es auch leider um das beschleunigte Heranreifen („Entführung nach Hause“, „Orangentage“), um den Verzicht auf eigene Identität („Entführung nach Hause“), sie erleben erste Liebe, sie begreifen, wie wichtig es ist, gute zwischenmenschliche Beziehungen zu haben und sie zu pflegen.

Die Kinder erleben bei dem Heranreifen oft nicht nur das Gefühl der Einsamkeit, sondern sie sind auch vom Glücksgefühl durchgedrungen. Beide Gefühle gehören zum Leben. Um Glück und Freude verstehen und schätzen zu können, muss man auch negative Gefühle und Erfahrungen erleben. 56

Und die jungen Helden in Procházkovás Novellen und Romanen erleben auch schwierige Zeiten. Manche sind schon früh mit dem Tod im Familienkreis konfrontiert („Entführung nach Hause“ – Libor verliert beide Eltern beim Motorradunfall, „Orangentage“ – Darek und Ema verlieren ihre Mutter, sie stirbt ziemlich jung an Krebs, „Eulengesang“ – Gesas und Armins Mutter ertrinkt bei der Überschwemmung, „Die Nackten“ – Tod des Vaters vom Sylvas Freund Niklas) oder sie wissen sich in der bestimmten Lebenssituation keinen Rat, sie handeln nicht entsprechend der konkreter Situation und sie versuchen Selbstmord zu begehen. Gott sei Dank gelingt ihnen der Selbstmordversuch nicht und sie begreifen, dass sie es aus reiner Dummheit taten („Carolina: ein knapper Lebenslauf“ – Carolina, „Eulengesang“ – Rebecca).

Zu den anspruchsvollen Alltagssituationen im Rahmen der Familie gehören auch Krankheit oder geistige, eventuell körperliche Behinderung. („Zeit der geheimen Wünsche“ – Kapkas Vater leidet an der Depression, „Orangentage“ – Ema ist geistig behindert, „Entführung nach Hause“ –körperlich behinderte Marcela – eigene Tochter von Gustavs Pflegeeltern).

Procházkovás Werke spiegeln selbstverständlich die gesellschaftlichen Zustände, konkret Konfiskation von Privateigentum nach dem Jahr 1948, die Zeit der sozialen und politischen Krise in der Tschechoslowakei, Zeit des Prager Frühlings, Zuträgereien, der Verbot sich künstlerisch frei zu äußern in den Werken: „Wer spinnt denn da?“, „Zeit der geheimen Wünsche“, „Entführung nach Hause“, „Carolina: ein knapper Lebenslauf“.

„Zeit der geheimen Wünschen“

Langsam, ganz langsam beginnt Kapka den Sinn ihrer Worte zu begreifen. Sie empfindet etwas wie Stolz. Gleich darauf beunruhigt sie jedoch ein Gedanke, den sie sich bisher noch nicht eingestanden hat. „Und was ist, wenn sie ihm verbieten, seine Statuen überhaupt zu verkaufen ?“ „Wer sollte ihm das denn verbieten?“ wundert sich Teresa. „Sie. Das sind die, die nicht wollen, daß die Leute nachdenken“, faßt Kapka Mamas Worte zusammen. (Procházková 1989:89)

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„Vor allen Dingen“, Teresas Mutter hebt warnend den Zeigefinger und fuchtelt den Mädchen damit vor den Augen herum, „vor allen Dingen trinken wir auf ein altes, bekanntes Sprichwort, das da sagt: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold! Ihr seid schon alt genug, um zu begreifen, daß ihr so allerlei sehen und hören könnt, aber das besser für euch behaltet. Versteht ihr? Sonst macht ihr einer Menge Leute einige Menge Unannehmlichkeiten!“ (Procházková 1989:90)

In zwei Werken gibt es außer oben genannten noch andere Themen, sie hängen mit einem anderen gesellschaftlichen Zustand zusammen. Die Begründung dafür ist ganz einfach, die Geschichte spielen sich nach der Samtrevolution ab. In der neuen Zeit entstehen neue Situationen, neue Probleme, mit denen die „neu geborene“ Gesellschaft keine Erfahrungen hat und die Anfangsbegeisterung von wiedergewonnener Freiheit und Demokratie ist alltäglich mit neu entstandenen Problemen konfrontiert. Zu diesen gehören die Arbeitslosigkeit, ungesetzliches Unternehmen, die Alkohol- und Habsucht, Sucht nach Geld („Orangentage“).

Dagegen im Roman „Die Nackten“ treffen wir auf noch weitere neue und sehr aktuelle Themen, von denen man nicht häufig so offen und aufrichtig in der Jugendliteratur schreibt – Drogen, Vergewaltigung, Prostitution, ökologische Probleme, Ausrauben, Kommunikationsverlust, Entfremdung unter den Leuten, Einsamkeits – und Isolationsgefühle.

Obwohl sich der Sci-fi Roman in weitläufiger Zukunft, im Jahr 2046, abspielt, müssen die Haupthelden ähnliche Probleme, die das alltägliche Leben bringt, lösen. Die Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen sind nur mehr entfremdet, weil die Leute in der übertechnisierten, kalten und sterilen Welt leben und vom Personal Computer Berater beherrscht sind. Also überraschen die Themen Entfremdung, Kommunikationsverlust, Vorteile und Nachteile der technischen Errungenschaften, unpersönliche Beziehungen den Leser gar nicht.

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Das Wichtigste bleibt aber in jeder Zeit und jeder Gesellschaft – Sehnsucht nach der Liebe und Freundschaft, nach dem Verständnis und Heim, nach der Sicherheit des Familienkreises. Und das alles gelang es, der Autorin großartig darzustellen.

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3.3 Motive

Es gibt viele Motive in einzelnen analysierten Werken, manche gibt es in mehreren Werken, manche hängen eng mit dem konkreten Thema einzelner Bücher zusammen.

„Wer spinnt denn da?“:

Motiv des Verstoßes

- die Geschwister (Frantischek und Sophie) verkaufen die Onkels Bilder und gewinnen Geld, ohne dass es ihr Onkel wieß - Frantischek mit seinem Mitschüler Lojsa werden die „Kasten Champions“, obwohl sie die Kastanien nicht sammelten, sie nahmen einfach schon gesammelten Kastanien aus einem Haufen

Motiv des Treffens

- ganze Familie mag „Bett-Morning“ und das China Restaurantbesuch - gemeinsam verbrachten sie Zeit an einem Tisch - sie erzählen die Erlebnisse – das wird zu einem Familienritual

Motiv des Umzugs

- Familie hat vor, aufs Land umzuziehen, um neues Leben anzufangen

„Zeit der geheimen Wünsche“:

Motive des magischen Elements

- Statue von dem heiligen Tadeasch - der Patron von Hilfe, Bauwächter – Kapka erfährt, dass die Statue ihrem Opa ähnlich ist – dem Opa aus Mähren, der auf dem Land lebt und der immer kommt, wenn man ihn Familie braucht - Haus Bei der goldenem Schlange – die Schlange beobachtet und überwacht das Umgebungsgeschehen

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Motiv des Frühlings

- die Geschichte spielt sich im Frühling ab, der mit heftiger Bewegung, mit Dynamik der Lebenserneuerung zusammenhängt - es gibt noch eine versteckte, symbolische Bedeutung - Prager Frühling – Zeit neuer Hoffnungen auf Verbesserung der gesellschaftlichen Situation

Motiv des Umzugs

- von Prag – Libeň nach Prag – Kleinseite – hier bessere Bedingungen für Vaters künstlerisches Schaffen

„Entführung nach Hause“:

Motiv des Verstoßes

- Innenkonflikt des Haupthelden, Libor erfährt, dass wirklicher Gusta in einem Teich unglücklicherweise ertrank

Doppelgängermotiv

- niemand darf wissen, dass Libor neue Identität vom vermissten Jungen übernimmt

Motiv von Zufall

- die Entführer wissen gar nicht, das Libor kein Eigenkind ist - Libor gerät in eine neue Familie ganz zufällig

Motiv des Umzugs

- Libor zieht von Prag aufs Lande um

„Carolina: ein knapper Lebenslauf“:

Motiv von Traum

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- das Glasshaus steht in der Gartenmitte, das Haus hat viele Zimmer, die durch Glasswände getrennt sind– Carolina kann nicht die Tür finden = Bedeutung von Einsamkeit, Isolation

Motiv des Umzugs

- Familie Rubeš zieht von Prag nach Ranov in das neue vom Vater gebaute Einfamilienhaus um

Motiv des Frühlings

- die Geschichte spielt sich im Frühling ab, der mit heftiger Bewegung, mit Dynamik der Lebenserneuerung in Zusammenhang steht

„Die Nackten“:

Motiv der Freiheit

- die Helden sehnen nach Ideal und nach Freiheit und dabei ähneln sich dem unanpassungsfähigen Kojoten, der in große Stadt gerät - der Kojote attackiert, wenn er Angst hat, beißt, läuft verwirrt und wehrt sich – im Gegenteil, wenn er Überlegenheit erspürt, respektiert er diese Kraft – Sylvas Depression verschwindet beim Treffen mit dem Kojoten –der Kojote stellt ein Symbol von Freiheit dar - Analogie von desorientiertem Kojoten und jungen Leuten, die nach Selbständigkeit und Freiheit sehnen

Motiv des Wassers

- Schwimmen im Flussstrom, Sylva fühlt sich am glücklichsten, wenn sie sich von Wasserstrom lässt zu treiben

Motiv des Verstoßes

- Sylvas Freund Robin wurde wegen der Vergewaltigung aus der Schule entlassen - heftiges Heranreifen ist mit der Hypersexualität verbunden - diese Situation wird vom Verschuldensgefühl begleitet

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Motiv des Umzugs

- Sylva zieht von Böhmen – vom Vater nach Berlin – zur Mutter um

„Orangentage“:

Motiv von Pferden

- sie stellen Symbol von Freiheit, Edelmut, Kraftleben dar - sie wecken Dareks Mut und gleichzeitig unterstützen sie seine Männlichkeit

Motiv von Erinnerungen

- an die gestorbene Mutter und an ihre Ratschläge - an die Emas Geburt

„Eulengesang“:

Motiv von Traum

Motiv des Wassers

- apokalyptisches Hochwasser – nach vielen regnerischen Tagen kommt das Hochwasser in Bremen - einerseits verliert man eine Sache, die das Wichtigste in seinem Leben darstellt, andererseits bringt das Hochwasser etwas Neues, was intensiv aufsteigt – das Hochwasser verursacht Abschneidung von der Welt – die Technik versagt – PC, Telefon, TV laufen nicht

Motiv des Utopischen

Motiv des Treffens

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- die Geschichte beginnt bei gemeinsamem Frühstück an einem Tisch, die Familienmitglieder sind zusammen

Motive des negativen Einflusses von Massenmedien

- der Computer soll Freunde, Lehrer, Psychologe ersetzen

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3.4 Lexik, Syntax, Komposition

Damit die Autorin den erwarteten und wirkungsvollen Effekt jedes der Bücher erreicht, arbeitet sie sehr gelungen mit der Lexik, Syntax und Komposition. Sie wählt, kombiniert, verbindet, stellt zusammen. Sie lässt dem Leser Freiraum, damit er sich selbst hinzudenkt, damit er das Gelesene mit seinen Meinungen und persönlichen Erlebnissen vergleicht.

Die Sprachmittel wählt sie von allen Wortschatzschichten, sie arbeitet vor allem mit dem Hochdeutsch, aber auch mit umgangssprachlichen und sogar mit nicht schriftsprachlichen Ausdrücken.

Durch die Wahl der Sprachmittel charakterisiert sie die Helden, so dass uns weder Vulgarismus und Neologismus, noch englische und polnische Wörter und sogar ein französischer Ausdruck wie der Zwischentitel im Roman „Eulengesang“ Ce soir (Procházková, 1995:93) überraschen können. Sie sind der wesentliche Bestandteil nicht nur der Aussage von einzelnen Helden, sondern auch des ganzen Textes. Sie beleben ihn und sie gehören nämlich zum Alltagsleben der Jugendlichen. Es wäre deshalb verwunderlich keine Vulgarismen in den Texten zu finden, z.B.

„Orangentag“

„Was machst du hier, Streber? Strebst du auch in der Pause? “, begann Hugo das Gespräch. „Genau, du Blödmann, ich strebe“, erwiderte Darek. „Ich habe nämlich Schiss.“ „Wovor denn , du Weichei?“ „Ich fürchte, dass ich so blöd bleiben könnte wie du.“ „Provoziere mich nicht, sonst gehst du wieder ohne Schuhe nach Hause!“ „Lieber ohne Schuhe als ohne Arme. Du hättest gestern gar nicht im Tor stehen müssen. Die Bälle durchlassen kann auch die Luft!“ „Aber sich den Ball abluchsen lassen, das kann nicht jeder!“ „Da kannst du drauf wetten, du Eumel!“ „Da wette ich darauf, du Hackfresse!“ Sie zeigten sich gegenseitig den Mittelfinger und drehten einander den Rücken zu.

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(Procházková 2012:112)

„Die Nackten“

„Duzen wir uns, Glatzkopf?“ „Ich duze alle Scheißjunkies!“ (Procházková 2009:129)

„Leck mich,Alter!“ (Procházková 2009:129)

„Entführung nach Hause“

„Du wolltest dich verpissen, du Drecksau!“ rief der Kurze. (Procházková 1996:26)

„Schwächling! Futzi!“schimpfte ich mit mir selber. „Das schaffst du alleine nicht! Dazu hast du nicht genug Dampf, Arschflasche! Klettere lieber zurück, bevor sie dich hier kriegen, Würstchen! Zwergenfurz! Pißsocke!“ (Procházková 1996:38)

„Eulengesang“

Weil er ein Arschloch ist, sage ich, plötzlich erleuchtet. Alle PCBs zusammen sind ein Riesenarschloch! (Procházková 1995:103)

Halt´s Maul, sagt Torsten. (Procházková 1995:104)

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Auf Neologismen kann man vor allem im Roman treffen, dessen Geschichte in ferner Zukunft abspielt.

„Eulengesang“

PCB: Nichtganzliebe ? Hast du jemals Ganzliebe empfunden? (Procházková 1995:37)

Der Computer blinkt und piepst wahrscheinlich schon länger, denn die Schülerinnen vor den Audiokristallen drehten sich verstört nach mir um. (Procházková 1995:95)

Für einen Neologismus könnte man auch besondere Ausdrucksweise von Ema Lysková im Roman Orangentage halten, die Emas Mutter Murmelgedichte (Procházková 2012:28) nennt. Ebenso wohl Komposita Gustlibor, Liborgust (Procházková 1996:70), die gleichzeitig das Doppelgängermotiv ausdrücken.

Englische und polnische Wörter erscheinen am meisten in „Orangentage“ z.B.

„Orangentage“

„Happy birthday to you !“, brüllte die Muschel ihren Glückwunsch. (Procházková 2012:44)

“Oh my god, sie ist irre! Gestern hat sie noch mit Salbei gegurgelt und schau, was sie jetzt anstellt.“ (Procházková 2012:118)

Diese ganze Geschichte endet sogar mit einem englischen Satz: “Let´s face reality.“ (Procházková 2012:239)

Das deute ich als ein Symbol der Offenheit gegenüber der zukünftigen Welt.

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Im Rahmen der Lexik versteht die Autorin mit den Namen gezielt zu arbeiten, die zugleich der äußeren Charakteristik von manchen Protagonisten Ausdruck verleihen. (Man kann „omen est nomen“ sagen.) Meist vertreten ist dieses Element im Werk „Entführung nach Hause“.

„Entführung nach Hause“

Was ist, wenn er nicht geflüchtet ist? Was ist, wenn ihm etwas passiert sein sollte?“ widerspricht die Brillige. (Procházková 1996:52)

„Können Sie uns erklären, was denn gestern eigentlich passiert ist?“ fragte die pädagogiche Brille. (Procházková 1996:51)

„Glauben Sie, er hatte Grund zur Unzufriedenheit?“ fragte die Bebrillte. (Procházková 1996:51)

„Kohle!“ sagte das Zahnspangenmädchen. (Procházková 1996:55)

„Wer zu viel fragt, erfährt gar nichts“, gab der Kurze zurück und betrat das Haus. Der Lange schob mich hinter ihm her. (Procházková 1996:31)

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Was die Syntax betrifft, wird es das wichtige Mittel von Handlungsdynamik. Die Autorin verwendet kurze und einfache Sätze und Satzäquivalente.

„Eulengesang“

Ich fahre zwei Stockwerke nach unten und steige im Zivilisationszentrum aus. Hunderttausend Bücher. Fünfzigtausend Audiokrystalle. Dreißigtausend Videokassetten. Unzählige Disketten. (Procházková 1995:30)

Angst. Druck. Zusammenfließende Formen. Schwindendes Zeitgefühl. Ihre Stimme. Meine Kraft. Sehnsucht anzukommen.. Weiter ! Weiter ! Über das Ziel… Entspannung. Ernüchterung. Leere. (Procházková 1995:88)

Sie häuft oft im Satz asyndetisch die Substantive.

„Carolina: ein knapper Lebenslauf“

Hitze, Stille, das Summen von Fliegen, eine leichte Langweile, ein gelegentliches Entdecken von Unbekanntem, nächtliche Gewitter und der aufregende metallische Geruch, der danach in der Luft hängen bleibt, ein Sommerkino mit knarrenden Bänken, leuchtender Himmel und ein heimlich ausgesprochener Wunsch, wenn man einen Stern fallen sieht, warme, von Sonnenöl glänzende Haut und faules Blättern in einer Zeitschrift…….selbstverständlich haben Sie schon kapiert, Frau Haschlerka, dass die Rede von den Sommerferien ist. (Procházková 2010:108,109)

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Für die Betonung der Mitteilung wiederholt sie die gleichen Ausdrücke in Satzgefügen, oder in den nacheinander gehenden einfachen Sätzen.

„Eulengesang“

Über ihre gescheiterte Karriere. Über dir Ruinen ihrer Beziehungen. Über unsere finanzielle Situation. (Procházková 1995:181)

Wir bleiben hier! Wir verbarrikadieren uns! Wir haben bezahlt! (Procházková 1995:127)

„Entführung nach Hause“

Den Hang hinauf, durch den Wald, über die Wiesen und Lichtungen, die schmalen Waldwege entlang und auch durchs hohe Gras. (Procházková 1996:39)

Beim Hockey, beim Tennis, manchmal sogar beim Duschen. (Procházková 1996:26)

„Orangentage“

Alle Pferde rochen reich und doch jede ein bisschen avers, das hatte er schon längst bemerkt. Vielleicht lag es an der Rasse, am Alter, an der Farbe, oder daran, was sie fraßen. (Procházková 2012:144)

„Carolina: ein knapper Lebenslauf“

Wenn ich erst im Gymnasium war, gab es bestimmt genügend Gelegenheiten, zufällig im Bus neben Lev zu sitzen, ihn zufällig irgendwo in Brot zu treffen oder zufällig auf dieselbe Fete eingeladen zu werden. (Procházková 2010:102)

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„Zeit der geheimen Wünsche“

Es kommt ihr in den Sinn, daß es das erste Mal in ihrem Leben ist, daß sie mit einem Jungen so spät abends allein ist. Das erste Mal in ihrem Leben, daß sie mit einem Jungen nicht dummes Zeug redet, sondern über ernsthafte Dinge. Das erste Mal in ihrem Leben, daß ihr jemand etwas so Wichtiges anvertraut hat. (Procházková 1989:115)

„Entführung nach Hause“ Ich traute meinen Ohren nicht. Ich verschwand überhaupt nicht, worum es ging. Ich - abhauen? Ich – das Armband geklaut? (Procházková 1996:52)

Was ist, wenn er nicht geflüchtet ist? Was ist, wenn ihm etwas passiert sein sollte?“ widerspricht die Brillige. (Procházková 1996:52)

„Die Nackten“ Sie ist wütend. Auf diese dreckige Gegend, auf das Mädchen, das sie hierhergeführt hat, auf den verwundeten Hund und vor allem auf sich selbst. (Procházková 2009:128)

Zum Verlangsamen der Handlung dienen im Gegenteil vor allem die Beschreibungen. Die Autorin versteht glänzend Milieu, Aussehen und Gefühle der Helden zu beschreiben und zu schildern und Atmosphäre, Unwiederholbarkeit und gleichzeitig Vergänglichkeit des Augenblicks zu erfassen. Sie versteht den Text so aufzubauen, dass der Leser in Spannung gehalten wird und gezwungen wird weiter zu lesen.

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„Orangentage“

Es dämmerte. Die Wasseroberfläche, nachts glatt und ruhig, war jetzt in Bewegung. Die Fische sprangen empor und fielen wieder herunter, sie wirbelten das Wasser auf, machten Wellen. Der Himmelsfarbe nach zu urteilen, war es noch früh, die Berge verschwanden im Nebel. (Procházková 2012:215)

„Die Nackten“

Die Sonne hinter der Glasscheibe gleicht einem Fass voller Lava. Sie kocht, blubbert, läuft vom Himmel auf die Erde herab und verbrennt alles. Robin fühlt, wie er in dem glühenden Strom schmilzt. Was in ihm nachmittags noch feste Umrisse hatte, hat längst seine Form verloren. Er lässt all seine Organe auf den Skizzierblock fließen. Der Fluss hat es nicht eilig. Er gleitet benommen zwischen den flachen Ufern, ohne jede Dringlichkeit. Seine Frühjahrsgier ist längst vorbei. (Procházková 2009:6)

„Zeit der geheimen Wünsche“

Die Sonne scheint glühend vom Himmel herunter. Der Morgenwind hat den Himmel saubergefegt, der sich jetzt am Nachmittag in weichen, bläulichen Falten über Prag wölbt, als fürchtete er, die Stadt sonst zu zerdrücken.

(Procházková 1989:117)

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Die unten genannten Beschreibungen bilden Personifikation:

„Entführung nach Hause“

Freude durchströmte mich. Sie floss an meiner Wirbelsäle entlang, ich spüre sie an der Haut meines Gesichtes. Sie saß sogar in der Nase, mit der ich einen unbeschreiblichen, bisher unbekannten Duft roch. (Procházková 1996:95) Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum, und ich wusste immer noch nicht, wie ich anfangen sollte. (Procházková 1996:100)

Es regnete so heftig und ausdauernd, als ob der Himmel sich entschlosen hätte, ohne weiteres auf die Erde zu ziehen. (Procházková 1996:18)

Ich wußte nicht, was sie damit meinte, aber ich musste mir ihren Satz immer wiederholen. Er fuhr mir unter die Haut wie ein Splitter. (Procházková 1996:60)

„Zeit der geheimen Wünsche“

Kapkas Augen hüpfen zur Spitze des Veitsdoms hinüber, von der es gerade drei geschlagen hat. Der bronzene Ton gleitet über Dächer, bricht sich an den Giebeln der Häuser und klingt erst irgendwo am Andersen Ufer aus. (Procházková 1989:31)

Eine wichtige Rolle im Text spielt der innere Monolog des Helden, der den Handlungsablauf verlangsamt und dem Leser die Zeit zum Überlegen und Vergleichen und zum Erkennen der psychischen Seite der Haupthelden angedeihen lässt.

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Die durch Innenmonolog verlangsamte Handlung wird dagegen durch die prägnanten und oftmals witzigen Dialoge beschleunigt. In Eulengesang scheinen die Dialoge mit den Theaterdialogen Ähnlichkeit zu haben.

„Eulengesang“

Rebecca: Kann ich noch ein Stück Brot haben? (Ich stehe auf und reiche ihr den Brotkorb.) Gesa: Haben wir noch Pfefferaufstrich? Ich (mache den Kühlschrank auf, nehme die Tube mit der scharfen Paste heraus ): Tu dir nicht zufiel drauf ! Gesa: Ich mag´s, wenn mir der Mund brennt. (Zu Rebecca:) Willst du auch? (Procházková 1995:134)

Komposition hängt eng mit den Genres zusammen. Was das Genre betrifft, reihen sich die analysierten Werke unter Novellen („Wer spinnt denn da?“, „Entführung nach Hause“) und Romane („Zeit der geheimen Wünsche“, „Eulengesang“, „Carolina: ein knapper Lebenslauf“, „Die Nackten“, „Orangentage“) ein. Die Novellen sind in Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel hat seine eigene Überschrift.

In der Novelle „Entführung nach Hause“ sind die Kapitel noch in kleinere Abschnitte durch ein kleines Sternchen eingeteilt. Die Geschichte ist in der Ich-Form von dem Hauptdarsteller Libor Jeschin erzählt. Dieser Held erzählt sie seinem geliebten Hund Lord. Die Geschichte beginnt mit der Erinnerung und dann spielt sie sich chronologisch ab. Iva Procházková arbeitete dieses Buch zum Filmdrehbuch um. In der Novelle „Wer spinnt denn da?“ ist die Geschichte durch Rekapitulation in der Ich-Form von dem Jungenheld Frantischek Kocourek erzählt.

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Nach zwanzig Jahren kam die Autorin auf dieses Buch zurück, um es zum Filmdrehbuch umzuarbeiten. Es entstand der Film mit dem Titel „Komu šplouchá na Maják“.

Die Schriftstellerin verwendet nicht nur in Novellen die Technik von dem Filmschnitt – schnelle Episodenreihenfolge, dynamische Entwicklung und Dramaverknappung.

Bei den Romanen scheint die Komposition verwickelter zu sein. Der Roman „Zeit der geheimen Wünsche“ ist nicht zu umfangreich und darum gilt er als Novelle. Er ist in einzelne Kapitel geteilt, jedes Kapitel hat eine eigene Überschrift, die mit konkreten Plätzen („Die neue Straße“, „Auf dem Dach“, „Statt Schule“) (Procházková, 1989:213) verbunden ist. Die Geschichte ist in Ich-Form von der Mädchenhauptdarstellerin Kapka Hujarová erzählt. Der Roman ist durch den Zweierleirahmen gebildet. Der eine Rahmen bildet am Anfang die Geburt von Kapka und Bekanntschaft mit ihren zwei älteren Brüdern – Geschwistern, mit denen sich der Leser erst wieder zum Geschichteschluss trifft, wenn sie zur Mutters Geburtstagsfeier kommen.

Der andere Rahmen bildet das Treffen von Kapka mit Natalie Polotzkaja, die alte Gräfin, die vielleicht hypnotische Kräfte besitzt, als Hujars in die Prager Altstadt umgezogen sind. Diese Gräfin lebt im Nachbarhaus, in dem sich Statue von dem Hausschutzheiligen Tadeasch befindet. Dieser Rahmen ist beendet, wenn Kapka wieder den Hausschutzheiligen Tadeasch besucht, um sich bei ihm für sein Zeichen beim ersten Treffen zu bedanken. Ihr kam zum Bewusstsein, dass der heilige Tadeasch ihrem mährischen Großvater ähnelt, nicht nur visuell, sondern auch als Beschützer ihrer ganzen Familie. Der Großvater kommt immer, wenn es nötig ist.

Der Roman „Carolina: ein knapper Lebenslauf“ ist eigentlich das Tagebuch eines sechzehnjährigen Mädchens, in der Ich-Form, in den chronologischen Episodenverlauf sind Erinnerungen und Träume eingefügt. Die Heldin Carolina erzählt ihrer Lehrerin am Konservatorium, Frau Haschlerka, die sie oft im Text anredet, ihre eigene Lebensgeschichte.

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Der Text ist nicht in Kapitel, sondern er ist nur in verschieden lange Abschnitte durch drei kleine Sternchen eingeteilt, die Carolinas wichtige Lebensetappen bezeichnen.

„Carolina: ein knapper Lebenslauf“

Der Zeitraum, das ist mein nächstes Problem. Sie, Frau Haschlerka, finden es höchstwahrscheinlich richtig, wenn ich meinen Lebenslauf mit dem 2. April 1982 beginne, an dem ich geboren wurde, aber schließlich habe ich selber keine Erinnerungen an diesen Tag. (Procházková 2010:5)

Wie bitte? Haben Sie nicht gerade die Stirn gerunzelt, Frau Haschlerka? Zweifelnd den Kopf geschüttelt? Klar, Sie denken, ich wäre immer noch verliebt in Lev. Jetzt hören Sie mal zu: Treffen kann ich mich ja mit ihm, oder? Das wird bestimmt keinem von uns beiden schaden. Wie Lev vor seiner Abreise sagte – wir haben keine Ahnung, wie es mit uns weitergeht. Und das ist das Beste daran! (Procházková 2010:175)

„Orangentage“ – es geht um einen Entwicklungsroman und zugleich um soziale Prosa. In die chronologisch erzählte Geschichte sind die Erinnerungen an die Mutter und noch ein Traum eingefügt. Der ganze Roman ist nur in vier unbenannte Kapitel eingeteilt, diese sind nur mit der Nummer bezeichnet. Die Kapitel sind in kleinere Abschnitte durch drei kleine Sternchen im Moment gegliedert, wenn die Autorin beginnt über etwas Anderes oder jemand anderen zu sprechen oder wenn es um die Erinnerungen an Mutter und Kindheit geht. Die wichtige Rolle im Text spielt ebenso die Graphik, die inneren Monologe sind in der schiefen Schrift geschrieben und Emails und SMS von Hanka mit Fettschrift gedruckt.

„Orangentage“

Nicht einmal normal laufen kann sie! Sie hopst ja wie eine Krähe! Fehlt nur noch, dass sie krächzt! Dachte er verdrossen und blieb stehen, um auf sie zu warten. (Procházková 2012:12)

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Darek musste sich ein Lachen verkneifen. Wieso säufst du dann?, lag ihm auf der Zunge zu sagen. Wie wäre es, wenn du dich auch etwas anstrengst und damit aufhörst? (Procházková 2012:25)

Ich bin nicht da, antwortete Darek ihm innerlich. Du hast mich zu Trainingslager geschickt, also rede nicht mit mir! Was willst du noch lösen?, dachte Darek bitter. Die Pferde hast du schon gelöst. (Procházková 2012:233) Im Anschluss wurde sein Ton weich. „Wenn Mama hier wäre….“ Dann hätte sie es dir nie erlaubt, versicherte Darek ihm innerlich. (Procházková 2012:233)

SMS von Hanka Hitze wie im Vulkan, Meer wie Brühe, gestern hat mich eine Qualle geküsst, Sonnenbaden langweilig hoch zwei, würde gern irgendwo alleine hingehen, aber die Alten haben Muffe vor Entführern, nicht mal Mischa lassen sie aus den Augen, freu mich schon auf zu Hause.H. (Procházková 2012:183)

Im Roman „Die Nackten“ schildert die Schriftstellerin parallel die Lebensgeschichten von fünf Jugendhelden, dessen Schicksäle sich durch die Hauptdarstellerin Sylva vermischen. Der Leser lernt in einzelnen weder mit Namen noch Nummer bezeichneten Kapiteln schrittweise diese einzelnen Jugendhelden kennen. Anfangs befinden sich die längeren Kapitel, die allmählich kürzer werden und dadurch gewinnt die Handlung an Dynamik. Für bessere Orientierung dient ebenso die Graphikgestaltung. Wenn die Autorin aufhört, sich mit einem Protagonisten zu befassen, ist der Text mit drei Sternchen beendet, der Anfang des folgenden Textes von nächstem Protagonisten ist fett gedruckt und der Leser erfährt die aktuelle Situation des neu erwähnten Helden.

Nicht nur Innenmonologe, sondern auch die von Filip an Sylva geschriebenen und niemals gesendeten Briefe sind mit der schiefen Schrift gedruckt.

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„Die Nackten“

Du bist der einzige Mensch, der mir am Herzen liegt. (Procházková 2009:171)

Wenn wir uns mal zerstreiten oder einander verlieren……. (Procházková 2009:222)

Im Text gibt es ein Gedicht ohne Interpunktion und ohne Rechtschreibung, das sich am Anfang und zu Ende eines der Kapitel befindet, die Filip gewidmet ist.

ein kalter blues wie eis am stiel wie ein gruß an der wand wie ein nacktes gefühl ein blues am rand ohne halt ohne licht der beim aufprall aus dem freien fall deine konochen bricht

blutroter blues wie ein fetzen vom kleid wie ein biss in die haut als abdruck der Zeit der blues in mir verprügelt und stumm sitzt da herum vorläufig festgenommen auf dem weg zu dir (Procházková 2009:191)

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Im Gesellschaftsroman „Eulengesang“ mit den antiutopischen Elementen ist die Komposition von allen bereits erwähnen Werken eindeutig am kompliziertesten. Es handelt sich um einen chronologisch zusammengesetzten Text. Die Geschichte ist in der Ich-Form vom Hauptdarsteller Armin erzählt. Der Text ist nicht in Kapitel, sondern er ist in kleinere Abschnitte mit der Hilfe von Zwischentiteln eingeteilt. Im Text kann man noch auf andere Textarten treffen:

• Liedertexte (Phonetische Umschrift = Transkription)

Schiwotje jenahodah, jednusidolleh ajednu nahosche, schiwotplineh jakwodah, aßmertje jakomosche! (Procházková 1995:181)

• Rätsel

• Anekdoten

Vorin hatte ich einen Traum, erzählt sie uns. Ich saß in einem altmodischen Zug, und der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Da läuft ein riesiger Indianer den Bahnsteig entlang und ruft: Fräulein Mayer! Fräulein Mayer! Ich öffne mein Fenster, lehne mich hinaus, und der Indianer versetzt mir eine Ohrfeige! Sie bricht in solches Wiehern aus, daß sie sich den verbundenen Bauch mit der Hand halten muß. Rebecca und ich beobachten ihre zuckenden Schultern, die mit Lachtränen gefüllten Augen, dann sehen wir uns an.

Worüber lachst du? Frage ich schließlich. Gesa zieht die Nase hoch, daß es in ihren Stirnhölen rasselt. Aber ich….. ich heiße doch überhaupt nicht Mayer! Brüllt sie vor Lachen. Das ist der Witz! (Procházková 1995:201,202)

• Spruch

• Auszüge aus Fachtexten

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Nach Paragraph 03 des Schutzgesetzes ist jeglicher Kontakt mit einem fremden PBC ohne Einverständnis seines rechtmäßigen Besitzers strikt verboten. (Procházková 1995:95)

• Rundfunkmeldung

Achtung, Achtung! Tönt es aus dem Lautsprecher. Ich bitte um eure Aufmerksamkeit! Das Pfeifen und die aufgeregten Stimmen werden lauter. Eine dringende Durchsage! verkündet das Mikrofon. Beruhigt euch bitte! (Procházková 1995:127)

Der kohärente Text wechselt sich mit den Dialogen ab, die wie im Theaterstück mit den Repliken und szenischen Bemerkungen vermittelt sind. Die direkte Rede in diesem ganzen Buch ist ohne Anführungszeichen.

Rebecca: Kann ich noch ein Stück Brot haben? (Ich stehe auf und reiche ihr den Brotkorb.) Gesa: Haben wir noch Pfefferaufstrich? Ich (mache den Kühlschrank auf, nehme die Tube mit der scharfen Paste heraus): Tu dir nicht zufiel drauf! Gesa: Ich mag´s, wenn mir der Mund brennt. (Zu Rebecca:) Willst du auch? (Procházková 1995:134)

Die Textkomposition ist bestimmt nicht zufällig, es geht um Absicht von der Autorin mit dem Ziel Eile und Entfremdung zu erfassen.

Den Kontrast zum Alltagsleben in der übertechnisierten Gesellschaft, in der die Nähe, die Beteiligung und die Empathie verloren gehen, bilden vier Träume, in denen die Zeit aufhört eine physikalische Größe zu sein.

Der ganze Roman wirkt wie ein Dialog mit dem Leser, oder man kann ihn als Dialog zwischen dem Hauptdarsteller und sich selbst wahrnehmen, der seine Stelle im Leben sucht und der die Nähe von beiden Eltern und Freunden vermisst.

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Es besteht sogar eine Hörfassung von diesem Roman aus dem Jahr 2012, mit der Hauptabsicht den Blinden zu dienen.

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4. Schlussfolgerung

Im ersten Teil meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich mit theoretischen Begriffen, die Beziehung zum gewählten Thema haben, und mit dem Leben und Schaffen der Autorin.

Im zweiten, praktisch orientieren Teil befasse ich mich mit einzelnen Werken, zuerst stelle ich die Bücher kurz vor, dann vermittle ich die Bücherinhalte, charakterisiere ich die Hauptprotagonisten und versuche ich zu zeigen, wie der Buchtitel mit dem Buchinhalt zusammenhängt. Im Zusammenfassung versuche ich gemeinsame charakteristische Merkmale von Protagonisten, von Familien, in denen sie leben, gemeinsame Themen und Motive, gemeinsame Züge im Bereich vom Lexik, Syntax und Komposition anzuführen und zu benennen und die sprachliche Seite mit konkreten zitierten Passagen zu belegen.

Die Haupthelden, die sehr treffend charakterisiert sind, sind diejenigen, die die Leser beeinflussen und motivieren können. Die Autorin widmet sich Kindern im Alter von 9 bis 11 Jahren (das ältere Schulalter) und jungen Leuten im Alter von 12 bis 17 Jahren, d.h. in der Zeit des Heranreifens, in der „nackten“ Lebenszeit, in der sie leicht verletzlich sind und auf dem Weg sich selbst zu finden sind. Sie sind stark durch die Umgebung beeinflusst, in der sie aufwachsen. Die jungen Leute scheinen in ihrem naiven Alter keine Sorgen zu haben, ganz im Gegenteil. Sie sind Bestandteil der Familienprobleme.

Die älteren Geschwister, in diesen Fällen am meisten die Jungen, ersetzen für bestimmte Zeit sogar die Elternrolle. Es hängt von den Umständen ab, entweder lebt ein Teil der Eltern nicht mehr mit der Familie, ein Teil des Paares stirbt oder ist selbst noch nicht herangewachsen. Die Autorin vermeidet keinesfalls die in der Gesellschaft bestehenden Probleme, die Probleme der Behinderten, in 2 Werken finden wir ein geistig und ein körperlich behindertes Mädchen, sogar vermeidet sie nicht die Süchte, konkret Kleptomanie und Alkoholsucht, auch 2 Selbstmordversuche und den Tod von einem Elternteil, oder beiden Eltern.

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Die Autorin ist sich einer sehr positiven und wichtigen Rolle der Tiere im nicht einfachen Alltagsleben der Helden gewiss. Häufig kann man also Pferde, Hunde und sogar einen Kojoten in Büchern treffen.

Die Familien sind nicht immer vollständig, entweder wegen des Elterntodes oder wegen der Nichtverantwortlichkeit eines Elternteiles, das beeinflusst die Helden stark. Manche Eltern, eventuell Großeltern sind künstlerisch tätig, z.B. Kapkas Vater im Buch „Zeit der geheimen Wünsche“ ist Maler und Bildhauer, Frantischeks Mutter Frau Krásová im Buch „Wer spinnt denn da?“ ist Schauspielerin, Carolinas Oma im Buch „Carolina: ein knapper Lebenslauf“ war Balletttänzerin im Nationaltheater. In diesen Personen führt die Autorin Erfahrungen von eigenem Leben vor. Ihr Vater war bekannter Schriftsteller, der wegen seiner Meinungen von dem Regime verfolgt war, auch ihr Ehemann Ivan Pokorný war Schauspieler und Regisseur.

Ich beschäftige mich auch mit Büchertiteln und versuchte den Zusammenhang zwischen dem Inhalt und dem Titel zu finden und mit konkreten Passagen des Textes zu belegen. Um den von der Autorin erwarteten und wirkungsvollen Effekt jedes der Bücher zu erreichen, arbeitet sie sehr gelungen mit der Lexik, Syntax und der Komposition. Sie wählt, kombiniert, verbindet, stellt zusammen.

Die Sprachmittel wählt sie von allen Wortschatzschichten, sie arbeitet vor allem mit dem Hochdeutsch, aber auch mit den umgangssprachlichen und sogar mit nicht schriftsprachlichen Ausdrücken. Durch die Wahl der Sprachmittel charakterisiert sie einzelne Helden, so dass uns weder Vulgarismen und Neologismen, noch englische und polnische Wörter und sogar ein französischer Ausdruck wie der Zwischentitel im Roman „Eulengesang“ Ce soir (Procházková 1995:93) überraschen können. Sie sind der wesentliche Bestandteil nicht nur der Aussage von einzelnen Helden, sondern auch des ganzen Textes. Sie beleben ihn und sie gehören zweifellos zum Alltagsleben der Jugendlichen. Auf Neologismen kann man vor allem im Roman treffen, dessen Geschichte in ferner Zukunft spielt. Im Rahmen der Lexik versteht die Autorin mit den Namen gezielt zu arbeiten, die zugleich der äußeren Charakteristik von manchen Protagonisten Ausdruck verleihen.

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Was die Syntax betrifft, wird es das wichtige Mittel von Handlungsdynamik. Die Autorin verwendet kurze und einfache Sätze und Satzäquivalente, sie häuft oft die Substantive im Satz asyndetisch. Für die Betonung der Mitteilung wiederholt sie die gleichen Ausdrücke in Satzgefügen, oder in den nacheinander gehenden einfachen Sätzen. Sie widerholt sogar die gleichen Satzteile. Zum Verlangsamen der Handlung dienen im Gegenteil vor allem die Beschreibungen. Die Autorin versteht glänzend Milieu, Aussehen und Gefühle der Helden zu beschreiben und zu schildern und Atmosphäre, Unwiederholbarkeit und gleichzeitig Vergänglichkeit des Augenblicks zu erfassen. Sie versteht den Text so aufzubauen, um den Leser in Spannung zu halten und ihn zu zwingen weiter zu lesen.

Was das Genre betrifft, reihen sich die analysierten Werke unter Novellen („Wer spinnt denn da?“, „Entführung nach Hause“) und Romane („Zeit der geheimen Wünsche“; „Eulengesang“; „Carolina: ein knapper Lebenslauf“; „Die Nackten“; „Orangentage“) ein. Die Novellen sind in Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel hat seine eigene Überschrift, oder die Kapitel sind durch ein kleines Sternchen in noch kleinere Abschnitte eingeteilt.

In den Romanen scheint die Komposition verwickelter zu sein. Es gibt einige Varianten. 1. Der Roman ist nicht in die Kapitel, sondern er ist nur in verschieden lange Abschnitte durch drei kleine Sternchen eingeteilt, wenn die Autorin beginnt über etwas anderes oder jemand anderen zu sprechen oder wenn es um die Erinnerungen geht.

2. Der Roman ist nur in vier unbenannten Kapiteln eingeteilt, diese sind nur mit der Nummer bezeichnet.

3. In dem Roman gibt es weder durch Namen noch Nummern bezeichnete Kapiteln, anfangs befinden sich die längeren Kapitel, die allmählich kürzer werden und dadurch gewinnt die Handlung an Dynamik.

Für bessere Orientierung dient ebenso die Graphikgestaltung. Wenn die Autorin aufhört, sich mit einem Protagonisten zu befassen, ist der Text mit drei Sternchen beendet, der Anfang des folgenden Textes von nächstem Protagonisten ist fett gedruckt und der Leser erfährt die aktuelle Situation des neu erwähnten Helden.

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4.In dem Roman „Eulengesang“ ist die Komposition von allen bereits erwähnen Werken eindeutig am kompliziertesten. Der Text ist nicht in die Kapitel, sondern er ist in kleinere Abschnitte mit der Hilfe von den Zwischentiteln eingeteilt. Im Text kann man noch auf andere Textarten treffen: mit Liedertexten, Rätseln, mit einem Spruch, Gedicht und einer Rundfunkmeldung.

Der kohärente Text wechselt sich mit den Dialogen, die wie im Theaterstück mit den Repliken und szenischen Bemerkungen vermittelt sind. Die direkte Rede in diesem ganzen Buch ist ohne Anführungszeichen. Die Textkomposition ist bestimmt nicht zufällig, es geht um Absicht von der Autorin mit dem Ziel Eile und Entfremdung zu erfassen.

Die wichtige Rolle im Text spielt ebenso die Graphik, die inneren Monologe und niemals gesendeten Briefe sind in der schiefen Schrift geschrieben, Emails und SMS sind mit Fettschrift gedruckt. Die Geschichten sind meistens chronologisch in der Ich-Form von den Hauptdarstellern erzählt, in 2 Fällen werden sie von jemandem erzählt – einmal einem geliebten Hund Lord, einmal Frau Haschlerka, Lehrerin aus dem Konservatorium. Häufig kann man auch Erinnerungen und Träume in den Texten finden.

Die Schriftstellerin verwendet die Technik des Filmschnittes – schnelle Episodenreihenfolge, dynamische Entwicklung und Dramaverknappung. Vielleicht deshalb kehrte sie zu 2 Büchern zurück und arbeitete sie zu Filmdrehbüchern um. („Entführung nach Hause“, „Wer spinnt denn da?“ = Film auf Tschechisch genannt: „Komu šplouchá na Maják“) Der Sci-fi Roman „Eulengesang“ besteht seit dem Jahr 2012 sogar als Tonbuch für die Blinden.

In den analysierten Büchern kann man sich mit immer wiederholten Themen treffen. Die meisten Themen sind in allen Werken zu finden, manche betreffen nur ein konkretes Buch. Die Autorin konzentriert sich vor allem auf die wichtigste Institution jeder Gesellschaft – auf die Familie, die leider nicht immer komplett ist, auf das Heim, das für Kinder von großer Bedeutung ist, auf das Heranreifen, das zu einer der anspruchsvollsten 85

Menschenlebensetappen gehört und auf die damit eng zusammenhängende Einsamkeit, auf die Freundschaft, erste Liebe und die zwischenmenschlichen Beziehungen, die jeden Menschen stark beeinflussen und die man braucht und pflegen muss. Sie vergisst nicht Krankheiten, Behinderung und leider auch nicht den Tod, sie gehören zum Alltagsleben und beeinflussen das Leben der Haupthelden stark. Procházkovás Werke spiegeln selbstverständlich auch die gesellschaftlichen Zustände, konkret Konfiskation von Privateigentum nach dem Jahr 1948, die Zeit der sozialen und politischen Krise in der Tschechoslowakei, die Zeit des Prager Frühlings, Zuträgereien, das Verbot sich künstlerisch frei zu äußern, d.h. die Zeit vor der Samtrevolution. Die Werke, deren Handlung sich nach der Samtrevolution abspielen, spiegeln auch neu entstandene Probleme, mit denen eine „neu geborene“ Gesellschaft keine Erfahrungen hat. Zu diesen gehören die Arbeitslosigkeit, ungesetzliches Unternehmen, die Alkohol- und Habsucht, Sucht nach Geld. Außer diesen treffen wir noch auf weitere neue und sehr aktuelle Themen, von denen man nicht häufig so offen und aufrichtig in der Jugendliteratur schreibt – Drogen, Vergewaltigung, Prostitution, ökologische Probleme, Ausrauben, Kommunikationsverlust, Entfremdung unter den Leuten, Einsamkeits- und Isolationsgefühle. In einem Roman lässt sie Vorteile und Nachteile der technischen Errungenschaften und ihre Wirkung auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, die infolge der hochentwickelten Technik immer mehr unpersönlich werden, führen zum Verlust der Kommunikation und Entfremdung unter Leuten.

Das Wichtigste bleibt aber in jeder Zeit und jeder Gesellschaft – Sehnsucht nach der Liebe und Freundschaft, nach dem Verständnis und Heim, nach der Sicherheit des Familienkreises. Und das alles gelang es, der Autorin großartig darzustellen.

Es gibt viele Motive in einzelnen analysierten Werken, manche gibt es in mehreren Werken, manche hängen eng mit dem konkreten Thema einzelner Bücher zusammen. Motiv des Umzugs: „Wer spinnt denn da?“, „Zeit der geheimen Wünsche“, „Entführung nach Hause“, „Carolina: ein knapper Lebenslauf“, „Die Nackten“, Motiv

86 der Künstler in der Familie: „Wer spinnt denn da?“, „Zeit der geheimen Wünsche“, „Carolina: ein knapper Lebenslauf“, „Eulengesang“, Motiv des Verstoßes: „Wer spinnt denn da?“, „Die Nackten“, „Entführung nach Hause“, Motiv des Treffens: „Wer spinnt denn da?“, „Eulengesang“, Motiv des Frühlings: „Zeit der geheimen Wünsche“, „Carolina: ein knapper Lebenslauf“, Motiv des Wassers: „Die Nackten“, „Eulengesang“, Motiv von Traum: „Carolina: ein knapper Lebenslauf“, „Eulengesang“ Motiv vom Zufall: „Entführung nach Hause“, Motiv des Doppelgängers: „Entführung nach Hause“, Motiv von Erinnerungen: „Orangentage“, Motive des magischen Elements: „Zeit der geheimen Wünsche“, Motiv der Freiheit: „Die Nackten“, Motiv von Pferden: „Orangentage“, Motiv des Utopischen: „Eulengesang“, Motive des negativen Einflusses von Massenmedien: „Eulengesang“.

Die häufig wiederholten Motive und Themen hängen knapp mit dem Leben und der persönlichen Erfahrungen der Schriftstellerin zusammen. Es ist nicht möglich, ein Werk zu schaffen, ohne eigene Erfahrungen und Erlebnisse hineinzulegen. Die Erfahrungen, die einen beeinflussen, die in sein Leben bedeutend und nicht nur positiv, sondern auch negativ einschlagen, die sein Leben und seine Pläne ändern, die einen zu den Schritten zwingen, die man unter anderen Umständen niemals machen würde. Das gilt selbstverständlich auch in Procházkovás Büchern. In jedem Buch hinterlässt sie Spuren aus ihrer Kindheit, ihrem Heranreifen, ihrem Familienkreis, ihrer Mündigkeit und Mutterschaft. Für diese Behauptung kann man ein paar konkrete Beispiele nennen. Motiv des Umzugs und der Freiheit gehören zweifellos zu ihrem Leben. Sie ist in ihrem Leben mehrmals umgezogen. Als Kind lebte sie für bestimmte Zeit bei der Großmutter in Olmütz von den Eltern getrennt, erst mit 3 Jahren zog sie zu ihnen nach Prag um. Als verheirate Frau musste sie sich entscheiden, ob sie in der damaligen nicht freien und undemokratischen sozialistischen Republik bleibt, oder ob sie ins Ausland emigriert, damit sich ihr Mann sich frei künstlerisch äußern konnte und ganze Familie frei leben konnte. In der Emigration zog sie wieder um, aus Österreich nach Deutschland, mehrmals in Deutschland und nach dem Jahr 1989 wieder nach Tschechien zurück.

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Was das Motiv des Künstlers betrifft, ihr Vater war bekannter Schriftsteller und ihr Ehemann Ivan Pokorný ist Schauspieler und Regisseur. Motiv des Frühlings hat außer der Bedeutung der Jahreszeit noch eine versteckte, symbolische Bedeutung – Prager Frühling – Benennung für die Zeit neuer Hoffnungen auf Verbesserung der gesellschaftlichen Situation. Ihr Vater engagierte sich politisch, deshalb wurde er für seine politische Tätigkeit bestraft.

Ich bin froh, dass ich mich entschied, mich gerade mit dem Procházkovás Werk zu beschäftigen. Obwohl die Bücher für die Kinder und Jugend bestimmt sind, kann der Leser nicht nur in meinem Alter entdecken, was ihm in seinem Leben helfen kann. Die Autorin baut den Text so auf, dass der Leser die ganze Zeit in der Spannung bleibt und gezwungen ist, das Buch immer weiter fast in einem Zug zu lesen. Die Autorin lässt dem Leser Freiraum, damit er sich selbst hinzudenkt, damit er das Gelesene mit seinen Meinungen und persönlichen Erlebnissen vergleicht. Im Mittelpunkt steht der Einzelne, seine Selbstreflexion und die Beziehungen zu anderen Leuten – vor allem zu den nächsten Familienmitgliedern und ersten Lieben. Alle Helden müssen aktiv sein, ihre Erlebnisse anderen mitteilen, anderen Leuten helfen, sich im Alltag durchsetzen. Sie bewegen sich in einer realen ebenso wie in einer fiktiven Welt. Jeder Held entwickelt sich, um das positive und Perspektiven bietende Ziel zu erreichen. Sonst scheitert er.

Das Gelesene bereicherte meine Erfahrungen. Ich weiß, dass ich nicht alles davon, womit ich mich in meiner Diplomarbeit beschäftige, in meiner pädagogischen Praxis ausnutze, aber ich hoffe, dass ich vieles daraus mitnehmen werde. Wichtig ist auch das, dass ich mit ganz reinem Gewissen den Kindern in der Praxis das empfehlen kann, was ich selbst las, was mir so gefiel, dass es mir sogar unter die Haut ging, dass Procházkovás Werke ein großes künstlerisches Niveau haben und dass sie alle auf die Kinder- und Jugendliteratur gestellten Anforderungen erfüllen: sie erweitern den Horizont des Lesers, bilden ihn weiter, vermitteln ihm ästhetische Erlebnisse, erziehen ihn, helfen ihm die Antworten auf viele Fragen finden, Vorbilder finden, ermöglichen ihm sich mit ihnen zu vergleichen und sie nachzumachen, Abenteuer zu erleben, Vorstellungskraft zu entwickeln.

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Ich hatte auch die Möglichkeit die Sprachseite der Werke auf Deutsch und Tschechisch zu vergleichen, weil ich alle Bücher auf Deutsch und Tschechisch las. Es war ziemlich interessant die vor allem lexikalischen Unterschiede zwischen beiden Sprachen kennen zu lernen und zu vergleichen.

Die Zeit, die ich mit „Frau Procházková“ als Vertreterin der Kinder- und Jugendliteratur verbrachte, bedaure ich keinesfalls. Schwer zu sagen, ob ich sonst die Bücher gelesen hätte, hätte ich dieses Thema nicht gewählt.

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5. Resumé

Ve své diplomové práci se věnuji knihám spisovatelky Ivy Procházkové, které patří do české i německé literatury pro děti a mládež a které byly napsány v jednom z jazyků a do druhého pak byly přeloženy. Všechny knihy jsem přečetla v obou jazycích.

Při výběru knih jsem vycházela ze tří hledisek: z věkových kategorií, kterým jsou knihy určeny, z pohlaví hlavních hrdinů, aby byl zastoupen dívčí i chlapecký pohled na svět, a ze společenské situace, ve které se děj knih odehrává. Děj čtyř knih se odehrává před rokem 1989, dvou knih po tomto roce a jedna kniha je situována do daleké budoucnosti, ačkoli zobrazuje stejné problémy mladých hrdinů jako předchozích šest knih.

V teoretické části své práce nejprve vysvětluji pojmy, které s obsahem této práce souvisí, a uvádím základní informace ze života a tvorby autorky.

V praktické části se věnuji sedmi konkrétním knihám. Každou knihu představím, uvedu stručný obsah, charakterizuji hlavního hrdinu, vysvětlím název knihy pomocí citace konkrétního úryvku z dané knihy.

V závěru jsem se pokusila shrnout společné rysy analyzovaných knih. Uvádím jednak společné charakteristické rysy hlavních hrdinů a jejich roli v rodině, zaměřuji se také na témata a motivy, které se v těchto knihách nejčastěji vyskytují, a pokusila jsem se najít paralely mezi některými motivy v knihách a v životě autorky.

Rovněž se věnuji jazykové a kompoziční stránce všech děl. Pokusila jsem se najít ve všech těchto knihách společné rysy pro lexikum, syntax a kompozici a doložit je na konkrétních citacích z analyzovaných knih.

Ačkoli jsou mnou zvolené knihy určeny dětem a mládeži, můžu říct, že mě skutečně zaujaly jak příběhy, hlavní hrdinové, aktuální problémy, které musí tito dětští hrdinové každodenně řešit a často převzít roli jednoho z rodičů, tak promyšlená práce s lexikem, syntaxí a kompozicí.

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Témata a motivy vyskytující se ve všech knihách jsou aktuální, autorka se nevyhýbá problémům, ale snaží se ukázat, jak hodně všechny problémy ve společnosti a rodině ovlivňují chování a životní cesty hrdinů, jak důležitou roli pro ně má rodinné zázemí, rodiče, láska a přátelství.

Věřím, že poznatky, které jsem při práci s těmito knihami získala, uplatním ve své pedagogické praxi. Možná že ne v plném rozsahu, ale určitě se pokusím žákům ukázat, že knihy této autorky mají vysokou uměleckou úroveň a splňují všechny požadavky kladené na literaturu pro děti a mládež, ale hlavně že dovedou zaujmout jak tématy, tak zpracováním a navíc jim umožní přečíst si tutéž knihu v mateřském a německém jazyce.

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6. Summary

In my thesis, I discuss selected books from the author Iva Procházková. I focus specifically on some of her books that can be considered as belonging to both Czech and German children's and young adult literature as they were written in one of the two languages and later translated to the other. I have read all the books discussed here in both languages.

I considered three main aspects when selecting the books: age cohorts, which the books are aimed at, sex of the main characters so that both girl's and boy's point of view is represented and societal situation during which the book's plot takes place. The plot of four of the books takes place before the year 1989, the plot of two books takes place after 1989 and the plot of one book is set in a far away future. Although set in the future the main characters deal with the same kinds of problems as the characters in the previous six books.

In the theoretical part of my thesis I first explain the main concepts related to this thesis and I present basic information about the author's life and work.

In the practical part, I discuss the seven selected books. I introduce each of the books - I briefly outline the content of the book, I introduce the main character, I explain the title of the book by way of quoting a particular passage from the book.

In the conclusion, I summarize common fetures of the analyzed books. I present common personality traits of the main characters and the roles they play in their respective families. Then I focuse on themes that occur most often in these books and I try to find parallels between some of the themes and the author's own life.

I also focus on linguistic and compositional aspects of the books. I try to find common attributes in terms of lexicon, syntax and text composition and I support my claims using selected quotes from the analyzed books.

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Despite the fact that the books are primarily aimed at children and young adults they engaged my attention as well. I took great interest in the plots, main children characters, contemporary problems that the main characters must struggle with every day and that often lead them to assume the role and responsibilities of one of their parents. I was also impressed by the author's mindful handling of lexicon, syntax and text composition.

Themes in all the books are contemporary. The author doesn't eschew problems but instead she tries to show how much all problems in society and family affect behavior and life journeys of the main characters and how important family environment, parents, love and friendship are for them.

I am confident that what I have learned when analyzing these books I will be able to put to good use in my pedagogical practice. Maybe not in its full extent but I will definitely try to show to my students that books from this author are of high artistic merit, that they fulfill all the requirements asked of children's and young adult literature and also that they are interesting enough to catch students' attention with their themes and composition. And that in addition to that they offer them the opportunity to read the same book in both their mother tongue and in the German language.

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7. Literatur- und Quellenverzeichnis

Literatur:

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Internetquellen:

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