Zukunft

Impressum

Redaktion: Andrea Wolter

Kontakt: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt andrea.wolter@senstadtum..de http://www.berlin.de/sen/umwelt/wasser/wrrl Tel. 030 9025 2085

Gestaltung: Dorén + Köster

Texte: Andrea Wolter

Für Fotos und inhaltliche Zuarbeit danken wir Planungsbüro Koenzen, Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, Heino Mosel, den Herren Wachmann, „Alles im Fluß“ Mildenberger & Stemmer, Uli Malende, Thorsten Haas

Copyright 2013 Ökologische Entwicklung der Wuhle Informationsheft zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Inhalt WASsERLEBEN

Das Wuhletal ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Wir möchten Ihre Neugier wecken, das Wuhle- 2 Glossar 22 Die Maßnahmen im Einzelnen tal zu erkunden und ein besonderes Stück 3 Die Ziele der WRRL 23 Durchgängigkeit sichern Stadtnatur zu genießen. Hier zwei Tipps 4 Der Projektanlass 24 Sekundärauen schaffen exemplarisch für viele Möglichkeiten das Der Wuhletal-Wanderweg zählt zu den be- IGA Berlin 2017 5 Das Projektgebiet 26 Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung Wuhletal zu erleben: deutendsten und längsten des Berliner Mit der Internationalen Gartenausstellung 6 Die Entstehungsgeschichte der Wuhle 28 Totholz einbringen Bezirks Marzahn-Hellersdorf. Mehr als 250 (IGA) Berlin 2017 sollen die ökologischen 8 Der Gewässertyp als Leitbild 29 Uferstreifen entwickeln Wuhlewanderweg Arten Farn- und Blütenpflanzen und viele Qualitäten des Wuhletals weiterentwic- 9 Güteklassen zeigen die Veränderung 30 Regenwassermanagement Beiderseits der Wuhle wurde ein erlebnisrei- Tierarten, darunter 23 geschützte bzw. ge- kelt und die Naturräume erfahrbar ge- 10 Die Praxis der Gewässerunterhaltung 31 Optimierung der Regenrückhaltebecken cher Wanderweg ausgebaut. Rastplätze, Aus- fährdete Arten wie Feldhase, Mauswiesel, macht werden. Die Umweltbildung von 11 Das Projektziel 32 Gewässerverunreinigungen vermeiden sichtsplattformen und zahlreiche Sehenswür- Bisam und Schermaus kann man bei einem Kindern und Erwachsenen ist dabei ein zen- 12 Der Projektrahmen 33 Die Beteiligungsmöglichkeiten digkeiten säumen den Rand des Weges. Spaziergang entdecken. Am „Tag der Arten- trales Anliegen der IGA Berlin 2017. Das 13 Schwerpunkte der Planung 34 Aktiv für die Wuhle vielfalt“ im Jahr 2004 wurden im Wuhletal Wuhletal bietet beste Voraussetzungen für 14 Legende 36 Die nächsten Schritte 776 Tierarten gezählt. Zwei Drittel aller für Naturerkundungen: Kleine Pfade und ver- 15 Planabschnitt WUH 01 Berlin beschriebenen Vogelarten leben in der steckte Wege sollen die Wuhlelandschaft 16 Planabschnitt WUH 02 – WUH 05 „Grünen Mitte“ von Marzahn-Hellersdorf. zugänglicher machen, ohne die Natur zu 17 Planabschnitt WUH 05 – WUH 07 Viele davon stehen auf der Liste der aus- beeinträchtigen. Mit Aktionsprogrammen für 18 Planabschnitt WUH 08, HGR, BMG sterbenden Tierarten. Schulklassen, Familien und Fachgruppen lädt 20 Planabschnitt WUH 09 – WUH 10, NWU Das Wuhletal bietet die Möglichkeit sich die IGA Berlin 2017 ein, Flora und Fauna nä- 21 Planabschnitt WUH 10 – WUH 13, NWU dem Trubel der Großstadt für einen Moment her kennenzulernen und aktiv zu erleben. lang zu entziehen und einfach etwas Ener- gie zu tanken. http://www.iga-berlin-2017.de/program- matik/natur-erleben/ Ökologische Entwicklung der Wuhle

Berlin ist eine wachsende Stadt. Das be- teiligten, Expertinnen und Experten die deutet auch, Berlin verändert sich. Neues vielfachen Kenntnisse und Erfahrungen Wohnen entsteht. über die besonderen Gegebenheiten vor Besonders begehrt sind natürlich Wohnla- Ort eingeholt. gen mit nahegelegenen Freizeit- und Erho- Gemeinsam wurde so für die Wuhle ein lungsangeboten. Dabei sind Gewässer mit durchgängiges ökologisches Maßnahmen- frei zugänglichen Ufern und grüner Umge- konzept für die nahezu 17 km von der bung besonders beliebte Orte. Wobei der Mündung über die Stadtgrenze hinaus bis besondere Reiz von naturnah gestalteten nach Ahrensfelde erarbeitet. Gewässern in der reichhaltigen Pflanzen- Mit dieser Broschüre stellen wir Ihnen den und Tierwelt liegt, die unter anderem auch aktuellen Planungsstand vor. Wir möchten viele Gelegenheiten für Naturbeobachtun- Sie gleichzeitig ermutigen, sich mit Ihren gen bietet. wertvollen Anregungen und Hinweisen an Berlin hat – auch entlang der Wuhle – ein der weiteren Entwicklung zu beteiligen. enormes Gestaltungs- und Entwicklungs- potenzial für solche Orte. Ziel unseres hier vorgestellten Gewässe- rentwicklungskonzeptes ist es, die Wuhle als innerstädtischen Naturraum in diesem Michael Müller Sinne neu zu beleben. Zur Erarbeitung des Senator für Stadtentwicklung Konzeptes haben wir von zahlreichen Be- und Umwelt

1 Glossar

Berme: Morphologie: Sekundäraue: ein flacher horizontaler Absatz in einer ge- Gestalt eines Flusses – seine Breite, Tiefe, künstlich erschaffene Aue mit geringer neigten Böschung, sie kann als Weg oder Sohlausformung und die Beschaffenheit Ausdehnung und tieferem Geländeniveau Flachwasserbereich dienen der Ufer als die natürliche Aue

Hydraulik: Querbauwerk: Sohle: Strömungsverhalten des Wassers (Wasser- quer zur Fließrichtung im Gewässer errich- der Grund / Boden eines Gewässers menge, Geschwindigkeit im Gewässer tetes Bauwerk, das Wanderungen von Le- usw.) bewesen erschwert oder verhindert; z.B. Sohlabsturz: Wehre, Sohlabstürze Schwelle oder auch ein Querriegel im Ge- Hydrologie: wässer (meist aus Beton); mit einem mehr Lehre vom Wasser und seinen vielfältigen Retention: oder minder großen Höhensprung in der Prozessen (z.B. Umwandlung von Nieder- retinere (lat.) = zurückhalten, Zurückhal- Gewässersohle verbunden (> 10 cm) schlag in Abflussmengen) tung von (Regen)Wasser im Gelände Sohlgleite: Kolk: Revitasierung: meist aus einer Steinschüttung hergestell- durch Ausspülung entstandene kleine Ver- Maßnahmen im und am Gewässer, die das te flach geneigte Sohlschräge zur Über- tiefung am Grund eines fließenden Gewäs- Gewässer mindestens abschnittsweise wieder windung eines Höhenunterschiedes im sers in einen naturnäheren Zustand versetzen Gewässer

2 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Wertvolles Erbe Die Ziele der WRRL

„Wasser ist keine übliche Handelsware, Die Seine in Paris, die Themse in London, Zustand zu versetzen oder das gute ökologi- sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, die Wuhle in Berlin – sie haben eines gemein- sche Potenzial zu erreichen und damit die verteidigt und entsprechend behandelt sam: Es sind urban geprägte Fließgewässer Wasserressourcen dauerhaft zu sichern. Die werden muss.“ in Europa und sie sind mehr oder minder Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) (Hauptanliegen der Wasserrahmenrichtli- stark beeinträchtigt. setzt dabei neue Maßstäbe. In dem Maße, in nie) Die Mitglieder der Europäischen Union haben dem die Forderungen der WRRL umgesetzt sich vorgenommen, ihre Gewässer späte- werden, werden unsere Bäche, Flüsse und stens bis 2027 in einen guten ökologischen Seen lebendiger und natürlicher. © Beboy © Tombaky

3 Spuren unserer Vergangenheit Der Projektanlass

In Europa wie in Deutschland ist heute ten. Ziele dieses intensiven Ausbaus waren Trockenperioden und erhöhte Temperatu- kaum ein Fluss oder Bach ganz „sauber“. u.a. die Nutzung der Auen als Bau- oder ren als Vorboten des Klimawandels ver- Einträge aus der Landwirtschaft, Schad- Ackerfläche, der Hochwasserschutz und die stärken die Wasserarmut – auch in Berlin stoffe aus der Luft oder von der Straße und bessere Schiffbarkeit der Gewässer – durch und . Siedlungsabwässer beeinträchtigen das Le- die zügige Ableitung des Wassers in kanali- Auf diese Veränderungen zu reagieren ist ben im und am Gewässer. sierten Fließgewässern. Als Folge wird das ein wichtiger Schritt, damit unsere Stadt Durch Verbauung und Begradigung wurden Wasser der Landschaft zu schnell entzo- auch künftig aus vollen Flüssen schöpfen Flüsse und Bäche auf die Bedürfnisse einer gen. Grundwasserneubildung und Verdun- kann. modernen Industriegesellschaft zugeschnit- stung werden stark eingeschränkt. Längere

4 Vorbereitende Maßnahmenplanung im Einzugsgebiet der Wuhle Anlage 1.1 Übersichtskarte

Ökologische Entwicklung der Wuhle

Von der Quelle bis zur Mündung Das Projektgebiet

Die Wuhle entspringt im brandenburgischen Ahrensfelde in der Nähe des Kirchhofes,

rund zwei Kilometer nördlich des S-Bahn- 14.0 hofs Ahrensfelde. Sie entwässert Teile der 13.0 Barnim-Hochfläche in südwestlicher Rich- 12.0

n tung und mündet im Berliner Urstromtal in be ra lg 11.0 uh 10.0 die . Auch wenn die derzeitigen Pla- 16.0 W 9.0 15.0 N

eu e

nungen wichtige Nebengewässer wie die e W l u h hle 7.0 6.0 u

W 8.0 8.0 5.0 Neue Wuhle, den Hellersdorfer Graben, den 14.0 4.0 7.0 -Marzahner-Grenzgraben oder den 6.0 3.0 13.0

le 5.0 h Wuhlgraben mit betrachten, liegt der Fokus u W

2.0 N e B u n i e be der Revitalisierung auf der Wuhle selbst, e ra s W r G 4.0 d orfe G o u ersd r rf h ell e - l H n M e 2.0 3.0 z a 1.0 g rz 11.0 von ihrer Quelle bis zur Mündung. ra a 1.0 b h e n n e r 0.0 10.0

9.0

e l h

u Länge: 16,6 km W 8.0 Gefälle: ca. 1,9 ‰ (Quelle 55 m ü. NHN, 7.0 Mündung 30 m ü. NHN) 6.0 Legende

Gewässerstationierung Einzugsgebiet: ca. 144 km² Gewässer

5.0 Wasserflächen Natürliches Einzugsgebiet Durchflossene Bezirke bzw. Landkreise: der Wuhle

4.0 0

In Brandenburg: Landkreis Barnim 0 0 . 0 : 5 1

n i l r

3.0 e

B Brückenstraße 6

10179 Berlin Tel.: 030/9025-2026 Fax: -2501 In Berlin Bezirk Marzahn-Hellersdorf n : o v

e t r n i a l r K

e : B n

o m t i

2.0 U a

Bezirk Treptow-Köpenick t m d r

t a n f o i S ProAqua l Planungsbüro Koenzen Ingenieurgesellschaft n r n i e e o Wasser und Landschaft Ingenieurgesellschaft mbH Dr. Nacken mbH e S B

Turpinstr. 19 r Schulstraße 37 Valkenburger Straße 15 G m e -

52066 Aachen 52525 Heinsberg

d 40721 Hilden I U

I t ) I

d Tel.:02103/90884-0 Fax: -19 Tel.:0241/94992-0 Fax: -29 Tel.: 02452 /9127-0 Fax: -28 U g t a S 1.0 n S ( I u l n t i l e e e t

S Projekt: Vorbereitende Maßnahmenplanung im

b w r A e m -

d Einzugsgebiet der Wuhle

U

0.0 n e i d l r n m e e u

t 5 t B s Darstellung: Anlage 1.1 d y m s t a U s S t

Übersichtskarte n d o m t a t i t e a S gefertigt: 03/2013 von SG Maßstab: 1 : 50.000 s n m y e r gezeichnet: s 03/2013 von SG Zeichnungs-Nr.: o S s f : n n e i

o Der Entwurfsaufsteller: Der Auftraggeber: i s f i i t a s a SenStadtUm Berlin

r ARGE Wasser a g m b r 0 1000 2000 4000 o o p

f o Berlin, März 2013

e März 2013 o n G I Meter T Von Gletschern und Kläranlagen Die Entstehungsgeschichte der Wuhle

Entstanden ist die Wuhle als Schmelzwas- Gründung dauerhafter dörflicher Siedlungen der sogenannten Rieselfeldbewirtschaftung serrinne in der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 (Marzahn, Hellersdorf, Biesdorf, Kaulsdorf) ermöglichte. Die Rieselfelderwirtschaft er- Jahren. Das Wasser der schmelzenden Glet- und die landwirtschaftliche Nutzung der folgte u. a. in den Ortschaften Falkenberg, Mar- scher der ausklingenden Eiszeit strömte aus Fluss­niederung ab dem 13. Jahrhundert führ- zahn und Hellersdorf von 1876 bis ca. 1978. dem Norden in das Berliner Urstromtal. Da- ten zu größeren Eingriffen in den Natur- Die Ableitung des Rieselwassers führte zu bei entwickelte sich unter anderem auch im raum. Wälder wurden gerodet oder als höheren Abflüssen und einer stärkeren Über- heutigen Wuhletal ein ausgeprägter Flusslauf, Viehweide genutzt. Die Entwässerung des flutung der an der Wuhle gelegenen Flächen. der sich ein breites Bett erarbeitete. Im Wuh- sumpfigen Gebietes begann. Das Quellge- Als Reaktion auf die künstlichen Verände- letal finden sich heute noch teilweise mäch- biet der Wuhle wurde 1908 für die Anlage rungen wurde das Gewässer vertieft, be- tige See- und Moorablagerungen, wie Mudde eines Friedhofs trockengelegt. Heute be- gradigt und regelmäßig unterhalten. und Torf sowie eiszeitliche Talsande, Schmelz- ginnt die Wuhle als schmaler Graben nahe Der Bau des Klärwerks Falkenberg 1984 erfor- wassersande und Geschiebelehme im Unter- dem Ahrensfelder Friedhof. derte die Anlage eines Klarwasserableiters. grund. Diese Ausgangsmaterialien ließen vor Die gravierensten Auswirkungen, die auch Für diesen Zweck wurde die Neue Wuhle im allem Moor- und Niederungsböden entstehen heute noch die Wuhleniederung prägen, brach- Seelgrabental angelegt. Sie erreicht das Wuh- und bilden heute den Untergrund für den te das starke Bevölkerungswachstum im Ber- letal am Fuße der Ahrensfelder Berge. Südlich Wuhle-Grünzug. Die Wuhle wird begleitet von lin des 19. Jahrhunderts mit sich. Aufgrund des Wuhleteiches fließen Alte und Neue den parallel zur Schmelzwasserrinne gebilde- zunehmender Belastungen der Stadt Berlin Wuhle zusammen. ten Wallrücken und den durch Bauschutt und ihrer Bevölkerung durch die anfallen- Einen weiteren Eingriff in den Wasserhaus- künstlich überhöhten Ahrensfelder Bergen, den Abwässer und die damit steigende Seu- halt des Wuhletals stellte im Jahre 1916 dem Kienberg und der Biesdorfer Höhe. chengefahr wurde in den 1860er Jahren ein die Inbetriebnahme des Wasserwerkes im Das Wuhletal wurde bereits in der Altstein- Kanalsystem entwickelt, das die Beseitigung Kaulsdorfer Busch dar. zeit von Menschen besiedelt. Doch erst die der Abwässer und des Regenwassers mithilfe

6 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Historische Aufnahme vom 10.02.1983; Blick auf Kaulsdorf

7 Typisch Der Gewässertyp als Leitbild

Deutschlandweit werden 23 natürliche Fließ- Ein typischer organischer Bach fließt lang- schen verändert und den Nutzungsanfor- gewässertypen unterschieden, also Gewässer, sam mit geschwungenem Lauf durch Er- derungen angepasst, dass sie im Unterlauf die sich auf Grund ihrer naturgegebenen lenbruchwälder. Das Gemisch aus Zweigen als stark verändertes Gewässer eingestuft Verhältnisse voneinander unterscheiden und Falllaub auf der Gewässersohle ist wird. Deshalb kann das Leitbild nur eine und ganz unterschiedlichen Charakter be- Nahrungsgrundlage für sogenannte Zer- Orientierungshilfe sein. sitzen können. Diese Fließgewässertypen kleinerer wie Bachflohkrebse, Köcherflie- dienen als Leitbild um ökologisch sinnvolle gen aber auch Weidegänger wie Schnec- Maßnahmen abzuleiten. ken und viele andere Tiere. Die Wuhle war vor dem Eingriff des Men- Im Mündungsbereich wird die Wuhle zu ei- schen überwiegend ein organisch gepräg- nem organisch geprägten Fluss (Typ 12). ter Bach (Typ 11) und ist heute von größe- Der organisch geprägte Fluss wird durch ren sandigen Überlagerungen geprägt. ruhig fließendes Wasser und ein sehr fla- ches, breites Gewässerbett charakterisiert. Dadurch ist er eng mit seiner Aue verzahnt. Häufig begleiten Rinnensysteme, verlanden- de Altarme und Niedermoore das Gewässer. Der Naturzustand weist eine Vielzahl un- terschiedlicher Gewässerstrukturen auf, die einer großen Anzahl von spezialisier- ten Tier- und Pflanzenarten einen Lebens- raum bieten. Charakteristisch sind Fisch- arten wie Barsch, Hecht, Ukelei und Blei. Die Wuhle wurde so grundlegend vom Men-

8 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Alles gut? Güteklassen zeigen die Veränderung

Die Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Mikroor- griffen. Für die Alte Wuhle bedeutet dies ganismen in einem Fließgewässer hängt von eine dauerhafte Verringerung des Abflus- mehreren Faktoren ab: der Wasserqualität, ses. Die Gewässerunterhaltung verändert der Wassermenge und der Strukturvielfalt. mit Grundräumungen und Mahd die Fließ- Die Strukturgüte kennzeichnet die Vielfalt gewässerdynamik. der Sohle, des Ufers und des Umlandes ei- Die Wuhle zählt zu den sehr stark verän- nes Gewässers. Sie bewertet die Qualität derten Fließgewässern und weist des Lebensraumangebotes. Strukturviel- keine naturnahen Abschnitte mehr auf. falt meint die Ausstattung des Gewässers Die Defizite in der Struktur sind insgesamt mit z.B. Totholz, Baumwurzeln, Sand- und als groß zu bezeichnen. Kiesbänken. Außerdem sorgen wechselnde Gewässertiefen und -breiten sowie unter- Strukturgüte schiedliche Uferbeschaffenheit (Steilufer Güteklasse 1 – unverändert bis Gleitufer) für Abwechslung. Güteklasse 2 – gering verändert Ohne diesen strukturreichen Lebensraum Güteklasse 3 – mäßig verändert Güteklasse 4 – deutlich verändert können viele Wasserbewohner – insbeson- Güteklasse 5 – stark verändert dere weniger mobile Arten wie Muscheln, Güteklasse 6 – sehr stark verändert Schnecken und Insekten(larven) – nicht über- Güteklasse 7 – vollständig verändert leben. Mit dem Verlust dieser Basis des Nah- urbanes Umfeld gemäß LAWA Vor-Ort-Kartierung rungsnetzes geht auch die Existenzgrundlage (Siedlung, Sportanlagen etc.) von Fischen und Vögeln „den Bach runter“. Querbauwerke (Fallhöhe) passierbar (< 0,1 m) Mit dem Bau der Neuen Wuhle wurde mas- mit Einschränkungen passierbar (< 0,3 m) siv in das Wassersystem der Wuhle einge- nicht passierbar (>= 0,3 m)

9 Ausgeräumt Die Praxis der Gewässerunterhaltung

Zeitweise wirkt die Wuhle wie ausgeräumt. Grund ist in erster Linie die bisherige Pra- xis der Gewässerunterhaltung, die darauf zielte, den schnellen Wasserabfluss zu si- chern. Deshalb wurden Wuhle und Neue Wuhle zweimal im Jahr gemäht, d.h. die Unterwasserpflanzen entnommen. Ziel ist dabei, den vorhandenen Abfluss­ querschnitt zu erhalten, um das von den stark versiegelten Flächen der Wohngebie- te schnell in die Wuhle abfließende Regen- wasser schadlos ableiten zu können. Mit der Erarbeitung des Gewässerentwick- lungskonzeptes und der begleitenden hy- draulischen Berechnung wurde nachge- wiesen, dass die großen Abflussprofile der Wuhle eine hohe Sicherheit für den Hoch- wasserschutz bieten und somit Raum vor- handen ist, in den kommenden Jahren die Mahd entsprechend anzupassen und die Gehölzentwicklung zuzulassen.

10 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Vielfalt fördern Das Projektziel

Es ist lange her, dass sich in der Wuhle Fi- sche, Lurche, Fluss- und Kleinkrebse, Insek- tenlarven und Muscheln getummelt haben. Über 150 Jahre intensiver menschlicher Nut- zung brachten das Leben in der Wuhle fast zum Erliegen. Nur wenige Arten wie der Dreistachlige Stichling haben bis heute durchgehalten. Mit dem Projekt der Revitalisierung der Wuhle wächst die Hoffnung, dass einige typische Arten zurückkehren werden.

11 Starthilfe geben Der Projektrahmen

Überlässt man ein begradigtes und vertief- fend Maßnahmen- und Bewirtschaftungs- • die ökologische Wirksamkeit tes Gewässern sich selbst, stellt sich früher pläne erarbeitet. Die Wuhle ist das dritte • die Tragfähigkeit (möglichst breite oder eher später die natürliche Eigendyna- Projekt in Berlin in enger Zusammenarbeit Akzeptanz in der Bevölkerung) mik wieder ein. Erfahrungen an anderen mit Brandenburg. Im Frühjahr 2013 wur- • die Siedlungsverträglichkeit des Wasser- Gewässer zeigen, dass es viele Jahrzehnte den die Arbeiten am Maßnahmenkonzept standes sowohl im Gewässer als auch dauern kann, bis echte Mäanderbögen abgeschlossen. im Grundwasser entstehen – zu lange in Anbetracht der Das großflächig abgestimmte Konzept ist dringend notwendigen ökologischen Ver- dem Bereich Gewässerunterhaltung sowie Die Maßnahmenplanung wurde zur Absi- besserung unserer Gewässer. Deshalb ist dem Projektmanagement Wasser der Se- cherung der Hochwasserneutralität und es notwendig, mit gezielten Maßnahmen natsverwaltung für Stadtentwicklung und der Auswirkungen auf das Grundwasser den Prozess anzustoßen. Umwelt Berlin und den zuständigen Stel- mit einer hydrologischen und hydrauli- Ziel der Wasserrahmenrichtlinie ist bereits len in Brandenburg zur Umsetzung über- schen Modellierung unterlegt. in rund 15 Jahren einen guten ökologi- geben worden. schen Zustand der Gewässer in Europa zu Wichtige Auswahlkriterien der einzelnen erreichen. Dafür werden länderübergrei- Verbesserungsmaßnahmen sind:

12 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Zukunftspläne: Die Maßnahmen Schwerpunkte der Planung

Ziel der Maßnahmen ist, den in der WRRL Das Ergebnis der vorbereitenden Planung Wuhle erreicht werden kann. Zu seiner geforderten guten ökologischen Zustand in ist ein konzeptioneller Maßnahmenentwurf, Umsetzung braucht es vor allem (neben der Wuhle zu erreichen. also ein Vorschlag, mit dem aus hydromor- förmlichen Genehmigungsverfahren) die Ko- Vorhandene naturnahe Strukturen sollen phologischer Sicht (also von Seiten des Le- operation und die Bereitschaft zur Mitwir- ausgeweitet und gefördert werden. Schwer- bensraumangebotes / der Gewässerstruk- kung aller Beteiligten. punkte setzt die Planung tur) der gute ökologische Zustand in der

• in der Wiederherstellung der Durch- gängigkeit Ist-Zustand Entwicklungsziel • dem Bestreben naturnahe Abflüsse zu erreichen Privatgrundstück zeitweise überstaute • im Anschluss des Gewässers an Privatgrundstück Berme mit artenreichem seine Aue und Wasserpflanzen-Bewuchs • in der Veränderung der Gewässer- unterhaltung

Die Maßnahmen wurden gemeinsam mit vielen Interessierten und der Fachöffentlich- Uferbefestigung Totholz Weg Weg keit in einem transparenten Prozess ent- wickelt.

sehr dichte artenarme Unterwasservegetation Stromrinnenmahd

13 Legende

Auf den folgenden Seiten sind abschnittsweise die geplanten Maßnahmen zur Revitalisierung der Wuhle (WUH), der Neuen Wuhle (NWU), des Hellersdorfer Grabens (HGR), des Biesdorf-Marzahner-Grenzgrabens (BMG), des Wuhlegrabens (WGR) und des Südlichen Seelgrabens (SSG) abgebildet. Punktuelle Maßnahmen sind verortet, großflächige Maßnahmen finden Sie als Liniensignatur.

Rückbau/Umbau Optimierung einer Reaktiivierung der Aue Ausweisung eines eines Querbauwerkes Umgestaltung eines Fischwanderhilfe durch Durchstiches des Uferstreifens Durchlasses Dammes

Anlage einer Totholz Erhalt/Entwicklung natur- Lebensraumuntypische Positionierung/Einbau Sekundäraue belassen/einbauen naher Sohl-/Uferstrukturen Gehölze ersetzen von Bermen

Neutrassierung des Gewässerlaufes

Stromrinnenmahd Infotafeln Extensivierung/Aufgabe der Rückbau der Verrohrung Sohleanhebung Gewässerunterhaltung auf ein verkehrstechnisch notwendiges Maß

14 ^

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Vorbereitende Maßnahmenplanung imÖ! Einzugsgebiet der Wuhle Wuhlesee

Ö!

Maßnahmenkarte Blatt 1 - Wuhle MündungÖ! bis Wuhlesee

Ö !

Ö !

Ö

! #

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

! Ö

! B

Ö ! Ö A !

Ö!

Ö!

Wuh 01 Ö! Ö

Ist-Zustand !

Ö !

Ö Bebauung Bebauung !

Ö!

Ö!

Weg Weg Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Wuh 01

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

Entwicklungsziel !

Ö

! v®

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

Bebauung Bebauung !

Ö ! Ö

Totholz ! Ö

Weg Stromrinnen- Weg ! Ö

mahd !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

A B !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö! v® Ö!

Wuhle Ö!

Ö! ! Ö! Ö! Ö! Ö! Ö Ö! Ö! Ö! Ö! Ö! Ö! Ö! Ö! Spree 15 Wuh 05 Trittstein

A Wuh 04 B

Wuh 04 Ist-Zustand

Privatgrundstück Weg

Wuhleblase Sohl- und einseitige Uferbefestigung

Entwicklungsziel

Uferstreifen mit Gehölzentwicklung Gehölzreihe Wuh 03 Privatgrundstück Weg

Totholz punktuelle Uferabflachung A B

Wuh 02

16

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

Vorbereitende Maßnahmenplanung im Einzugsgebiet d! er Wuhle !

Ö !

Ö

!

Ö ! Ö Maßnahmenkarte Blatt 3 - Biesdorfer Höhe bis Kienberg ! ! )" Ö! !(

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö

! Ö

" !

Ö

!

Ö !

Ö!

Ö ! Ö!

)" Ö! Ö!

Ö! Ö! !( Ö! Ö! Ö! Wuhleteich Ö! Ö! !Ö! !

< Ö Ö! Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! ! ) Ö !( !k Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö! Ö

Wuh 07 ! Ö Ist-Zustand !

Kaulsdorfer Ö

Klärteich !

Ö !

unbefestigter Ö Weg !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

! )" Ö A Ö! Entwicklungsziel !( Ö! B

Ö!

Reaktivierung eines Ö! Teilbereichs der Aue durch Ö!

Abgrabung des Damms Ö! Wuh 07 Kaulsdorfer Ö!

Klärteich Ö!

unbefestigter Ö! Weg Ö!

Ö! ! <

Ö! )!k

A B Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

! Strahlursprung

Ö

Wuh 06 !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

! )!k

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö! Wuh 05

Ö ! 17

Ö!

Ö!

< Ö! ! ! Ö! Ö Ö! Ö! Ö ^ Ö! d Ö! Ö!

Ö! Ö!

< Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

Vorbereitende Maßnahm! ! enplanung im Einzugsgebiet der Wuhle

Ö !

Ö ! Ö

Maßnahmenkarte Blatt 4 - Ki! enberg bis Ahrensfelder Berge

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

!( Ö!

Ö!

(!

!( Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Neue Wuhle !

Ö

! Ö!

Ö !

Ö !(

! Ö!

Ö ! !( Ö!

Ö! Ö

Wuhle ! Ö!

Ö !

Ö ! Ö

! NWu 01

Ö ! Ö

Biesdorf-Marzahner-Grenzgraben !

Ö ! Ö

! B !

Ö !

Ö

!

Ö ! Ö A ! ! )" Ö! !(

Ö!

Wuh 08 Ö! Ö!

Ö!

BMG 02 Ö!

Ö!

Ö !

Ö

! Ö

" !

Ö

!

Ö ! HGR 01

Ö!

Ö ! BMG 01 Ö!

)" Ö! Ö!

Ö! Ö! !( Ö! Ö! Ö! Umgehung Wuhleteich Ö! Ö! !Ö! Ö! Neutrassierung < Ö! Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! ! 18 ) Ö !( !k Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

^

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

Vorbereitende Maßnahm! ! enplanung im Einzugsgebiet der Wuhle

Ö !

Ö ! Ö

Maßnahmenkarte Blatt 4 - Ki! enberg bis Ahrensfelder Berge

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

!( Ö!

Ö!

(!

!( Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö

! Ö

! HGR 04

Ö !

Ö !

Ö ! Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö HGR 03

!

Ö !

Ö ! Ö

! !

Ö

! Ö!

Ö !

Ö !(

! Ö!

Ö ! !( Ö!

Ö! Ö

! Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

! ! Ö

! Wuh 08 Ö

! HGR 02

Ö

! Ist-Zustand Ö

! !

)" Ö! !( Ö! Hellersdorfer Graben Weg Ö!

Ö!

Ö!

Ö! Wuhle neue Wuhle

Ö!

Ö !

Ö

! Ö

" ! Sohl- und Uferbefestigung Ö

! Ö ! Entwicklungsziel

Ö!

Ö ! Ö! beidseitiger Uferstreifen

)" Ö! Ö! mit Gehölzentwicklung

Ö! Ö! !( Ö! Weg Ö! Ö! Wuhleteich Ö! Ö! !Ö! Ö! < Ö! Ö! ! Ö Totholz Ö! Ö! Totholz Sohl- und Uferbefestigung ! Ö Ö! A B Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! ! ) Ö !( 19 !k Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

^

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

Vorbereitende Maßnahm! ! enplanung im Einzugsgebiet der Wuhle

Ö !

Ö ! Ö

Maßnahmenkarte Blatt 4 - Ki! enberg bis Ahrensfelder Berge

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö ! Ö NWu 03 ! Wuh 10

Ö!

Ö! Wuhle

Ö! Neue Wuhle

Ö!

Ö!

Ö!

!( Ö!

Ö!

(! Verlegung der Wuhle zur Querung Landsberger Allee !( Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö! Wuhle Wuh 09 Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö! Neue Wuhle NWu 02 Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Strahlursprung Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

!

Ö !

Ö ! Ö

! !

Ö

! Ö!

Ö !

Ö !(

! Ö!

Ö ! !( Ö!

Ö! Ö

! Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö

! NWu 01

Ö !

Ö

20 ! Ö

! !

Ö !

Ö

!

Ö ! Ö

! !

)" Ö! !(

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö

! Ö

" !

Ö

!

Ö !

Ö!

Ö ! Ö!

)" Ö! Ö!

Ö! Ö! !( Ö! Ö! Ö! Wuhleteich Ö! Ö! !Ö! Ö! < Ö! Ö! Ö!

Ö! Ö!

! Ö Ö!

Ö! Ö!

Ö! Ö!

Ö! ! ) Ö !( !k Ö!

Ö! Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

^ Vorbereitende Maßnahmenplanung im Einzugsgebiet der Wuhle Maßnahmenkarte Blatt 5 - Ahrensfelder Berge bis Ahrensfelde

k k k k k k k

k Ö k

! k

Wuh 11 k Ö

Ist-Zustand ! k k k Ö! k k k k k Ö! k k k k Ö! k k k k k Ö! k k k k Ö! k k k k Ö! k k k Wuh 13 k k

Ö! k k Acker k k Ö! k k k Ö! k k WGR 02 k Ö! k ! k k k k Ö! k k k Ö! k ! k Entwicklungsziel k Ö! Wuh 12 Ö! Ö! ! Wuhlegraben

Ö! Ö

Sekundäraue mit Gehölzentwicklung !

Ö WGR 01 !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

Acker ! Ö

! B Ö

A ! Ö

Südlicher Seelgraben X ! Trittstein Ö Totholz Totholz ! !

A B Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

!( NWu 04

Ö ! SSG 01 Ö

Wuh 11 ! !

Ö !

Ö!

Ö! Ö

!( !

Ö ! Ö ! !

Neue Wuhle < Ö

Neue Wuhle ! Ö

!( ! Ö

! !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö !

Ö ! Ö

! Wuh 10 Ö

NWu 03 !

Ö

! Ö

! 21

Ö !

Ö !

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

Ö!

^ Natürlich wertvoll Die Maßnahmen im Einzelnen

Seit Jahrhunderten haben Menschen um gerade in Siedlungsgebieten ist es wichtig, Auf den nachfolgenden Seiten möchten wir Ordnung und Struktur gerungen und diese als Natur- und Wasserhaushalt zu stabilisieren, Ihnen die wichtigsten der vorgesehenen Maß- Zeichen von Sicherheit und Abgrenzung ge- um die nachhaltige Nutzbarkeit der Ressour- nahmen exemplarisch erläutern. genüber der „wilden“ Natur gewertet. Dabei cen zu sichern und gleichzeitig dem Men- waren wir so erfolgreich, dass heute die schen Erholungs- und Naturerlebnisorte zu • Durchgängigkeit – Seite 23 letzten Reste der Natur geschützt werden schaffen. Deshalb sind Nutzung und Pflege • Sekundäraue – Seite 24 müssen. Insbesondere Städten mangelt es an der grünen Inseln und blauen Adern in der • Gewässerpflege – Seite 26 Relikten ursprünglicher Natur. Doch auch und Stadt kritisch zu überdenken. • Totholz – Seite 28 • Retention – Seite 30

Neben diesen beispielhaft dargestellten Maß- nahmen wurden für die Wuhle und ihre Zu- flüsse weitere ergänzende Maßnahmen er- arbeitet, die im Endbericht zum Konzept umfassend dokumentiert und erläutert werden. Eine Zusammenfassung finden Sie unter: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/ umwelt/wasser/eg-wrrl/de/inberlin/ wuhle.shtml

22 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Durchgehend geöffnet Durchgängigkeit sichern

Wehre, Sohlabstürze, Grundschwellen und nisse dar, denn an diesen Stellen verrin- überwindbaren Hindernis. Zu diesen Wande- Sohlrampen behindern die Passierbarkeit gert sich bei erhöhter Fließgeschwindigkeit rungshindernissen zählen Rohrdurchlässe, für die Fließgewässerlebewesen. Für zahl- die Wassertiefe. Das heißt: in der Wuhle ste- Abstürze und Düker. Die Barrierefreiheit des reiche Organismen stellen schon kleine hen Fische und andere im Bach lebende Baches und seiner Nebengewässer ist ele- Abstürze (10 – 15 cm) Wanderungshinder- Organismen an 15 Stellen vor einem schlecht mentar für einen guten ökologischen Zu- stand. Um die Durchgängigkeit wieder herzustel- len, können die sogenannten Querbauwer- ke z.B. in naturnahe Sohlgleiten umgebaut oder durch die Anlage von Umgehungsge- rinnen ausgeglichen werden.

Vorgesehene Umsetzungsorte (beispielhaft): • Heesestraße/oberhalb der Wuhleblase: Rückbau des Rohrdurchlasses und Ersatz des unterhalb der Brücke befind- lichen Sohlabsturzbauwerks durch Bau einer Fischaufstiegsanlage • Optimierung von Fischwanderhilfen im Bereich der Biesdorfer Höhe • Ersatz von Wegedurchlässen am Eiche-Park

23 Freiräume Sekundärauen schaffen

Teil der natürlichen Dynamik eines Fließ- gewässers sind wechselnde Wasserstände – von Niedrig- bis Hochwasser. Natürliche Überflutungsräume in den Flusstälern werden als Auen bezeichnet. Hier kann sich ein Fluss oder Bach frei bewegen und seiner natürlichen Gewässerdynamik fol- gen, z.B. bei Hochwasser über die Ufer tre- ten. Auen sind nicht nur ein unentbehrli- cher Bestandteil des Naturhaushaltes und Garant für Artenvielfalt, sondern auch für den Menschen von Bedeutung. So sorgt ihre Fähigkeit Wasser zu speichern für Hoch- wasserschutz und Grundwasserneubildung. Sie fördern die Bodenfruchtbarkeit, wirken als Luftbefeuchter und tragen so zum Klima- ausgleich bei. Regelmäßige Überflutungen der Aue fördern den Selbstreinigungspro- zess des Fließgewässers und füllen perio­ dische Stillgewässer entlang des Fließes wieder auf. Beispielhafte Sekundäraue am Rotbach in Dinslaken am Niederrhein (gebaut 2011/2012)

24 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Schematischer Querschnitt Wuhle WUH 11

Ist-Zustand

Auch eine noch so kleine Aue hilft, Lebens- bestehendes Bodendenkmal räume bereitzustellen: strömungsreiche Stel- Acker len für Steinfliegenlarven, Altarme für Mu- scheln, Schilfgürtel für Libellen, Ruhezonen für Jungfische, Stillgewässer für Kaulquap- pen und Molche usw.. Eine künstlich geschaffene, tiefer liegende Aue von relativ geringer Ausdehnung nennt Entwicklungsziel man Sekundäraue. An der Wuhle soll eine solche Sekundäraue z.B. am Eichepark oder Sekundäraue mit Gehölzentwicklung an der Mündung des Wuhlegrabens ent- stehen. Sekundärauen können sich zu sehr natur- nahen Gewässerabschnitten entwickeln und sichern dabei gleichzeitig den schadlosen bestehendes Bodendenkmal Hochwasserabfluss sowie den freien Abfluss Acker des eingeleiteten Regenwassers. Mensch und Natur profitieren in gleichem Maße.

Totholz Totholz

25 Gute Unterhaltung Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung

Fließgewässer sind wertvolle Lebensräume bei gefährdet aus dem Wasser entnom- beit verursacht jedoch zunächst erhebliche in unserer von Zivilisation geprägten Land- men zu werden. Außerdem können an Mehrkosten, da sie wesentlich zeitintensi- schaft. Wasserpflanzen haftende Eier, Kokons und ver ist als der Einsatz von Maschinen. Mit Die Gewässerunterhaltung hat daher nicht Gelege verloren gehen. Zur Erhaltung und der Erreichung eines naturnahen Gewäs- nur die Aufgabe für einen ordnungsgemä- Förderung der Artenvielfalt ist die Be- serzustands wird sich dies nach und nach ßen Wasserabfluss zu sorgen, sondern auch schränkung der Sohlmahd auf die Strom- ausgleichen. die Gewässer zu einem besseren ökologi- rinne bzw. die wechselseitige Mahd der Vielfältig zusammengesetzte und artenrei- schen Zustand zu entwickeln. In der Balan- Wasserpflanzen und der Böschungen not- che Uferböschungen stellen wichtige Le- ce zwischen beiden Aufgaben sind wichtige wendig. Im Abschnitt unterhalb der Wuhle­ bensräume und Habitate dar. Deshalb soll- Strukturen eines vielfältigen Fließgewässers blase (Rückstaubereich der Spree) erzeugt te außerhalb von Wohnbebauungen auf zu fördern. die Stromrinnenmahd außerdem ein spür- eine komplette Mahd der Böschungen und Ein zentraler Punkt in der Gewässerunter- bares Fließen im überbreiten Gewässerprofil. Sohle verzichtet werden. Generell gilt: So haltung ist die Mahd der Sohle, Ufer und Um Wasserorganismen die Möglichkeit zu wenig eingreifen wie nötig! Böschungen. Hier liegt ein hohes Potential lassen, in das Gewässer zurückzuwandern, Mehr Informationen zu einer nachhaltigen die Gewässerstrukturen zu verbessern. sollte das Mahdgut kurzzeitig auf der Bö- Unterhaltungspraxis können Sie in der Bro- Die Krautung (Sohl- und Böschungsmahd) schungsoberkante gelagert und erst nach schüre „Gute Unterhaltung – nachhaltige ist sowohl für die Pflanzen als auch für die 1-2 Tagen abgefahren werden. Auch der Ver- Gewässerunterhaltung der kleinen Fließ- Tierwelt ein massiver Eingriff. An Pflanzen zicht auf schwere Maschinen ist förderlich. gewässer in Berlin“ entnehmen. Sie ist ko- lebende oder in die Vegetation flüchtende Die größtmögliche Schonung des Gewässers stenfrei zu bestellen. Kontakt: siehe Um- Tiere, auch Fische (besonders Jungfische), wird durch die Ausführung der Unterhal- schlagseite Amphibienlarven und Weichtiere sind da- tungsarbeiten in Handarbeit erzielt. Handar-

26 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Die wechselseitige Mahd Bei der Stromrinnenmahd entfernt den Aufwuchs ab- wird der Pflanzenaufwuchs schnittsweise auf der halben auf der Gewässersohle in Gewässerbreite. Durch diese einer – möglichst zwischen Verfahren können große den Ufern pendelnden – zusammenhängende Teilberei- Schneise entfernt. che des Gewässers und auch der Überganszone Wasser – Land geschont werden.

Baüme Wasserpflanzen Stromstrich Uferpflanzen Uferlinie

27 Totholz lässt Gewässer leben Totholz einbringen

Hochwasser oder im Winter. Größere Fi- sche suchen für Ruhepausen eher großvo- lumige Totholzstrukturen auf, die so weit ins Wasser ragen, dass sie auch bei niedri- gem Wasserstand als Versteck vor Fressfeinden dienen können. Sturzbäume können Ufer sichern und die Sohle in sandführenden Bächen stabilisieren. Das sich am Totholz sammelnde organi- sche Material dient der wirbellosen Fauna (Insektenlarven, Krebse, Schnecken, Mu- scheln usw.) als Nahrung. Das Totholz selbst dient ihnen als Zuflucht und Ort der Eiab- lage und Verpuppung. Über 40 Arten sind eng an Totholz gebunden, weitere 80 Ar- ten nutzen es mehr oder weniger. Diese Totholz beeinflusst und prägt die Morpho- Kleintiere sind wiederum Futter für viele logie eines Fließgewässers, variiert Strö- Fische. mung und Wassertiefe, beeinflusst gewäs- Deshalb werden Bäume oder große Äste sergestaltende Prozesse wie Abtrag und künftig nur so weit zurückgeschnitten wie Bäume Stromstrich Anlandung, bietet Unterschlupf für Jungfi- Wasserpflanzen Schlamm es für den schadlosen Wasserabfluss er- sche, Laichplätze und Unterstände bei Uferlinie Totholz forderlich ist.

28 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Die Schattenseite der Sonne Uferstreifen entwickeln

Ein natürliches Fließgewässer wird in der und verstärken sauerstoffzehrende Fäul- Über Ufergehölze wird Totholz ins Gewäs- Regel von einem Gehölzstreifen begleitet. nisprozesse. ser eingetragen. Ein (möglichst breiter) Randstreifen mit Die Beschattung des Gewässers verhindert Auf öffentlichen Flächen werden Uferstrei- natürlichem Uferbewuchs hat wichtige Auf- im Sommer eine zu starke Erwärmung durch fen künftig in ihrer Entwicklung gefördert, gaben: Er verbessert die Gewässerstruk- Sonneneinstrahlung. Kühle Bäche haben ei- d. h. Eigendynamik (Erosion u. Anlandungs- tur, schafft Raum für eine eigendynami- nen höheren Sauerstoffgehalt. Außerdem prozesse) und Sukzession werden zugelassen. sche Entwicklung und dient dem Schutz wird dadurch die zu üppige Entwicklung Ziel ist, dass sich eine lebensraumtypische des Gewässers. Dabei wechseln kleinräu- von krautiger Bachvegetation verhindert. Vegetation einstellt. mig beschattete mit lichten Bereichen ab Der Bewuchs sollte aus standorttypischen und bilden ein abwechslungsreiches Mo­ Gehölzen bestehen, vor allem Weidenar- saik verschiedener Standorte. ten, aber auch Erlen und Ulmen sowie wei- Ufergehölze stabilisieren die Fließgewäs- teren auentypischen Gehölzen (z.B. Som- sersohle und das Ufer. Ins Wasser ragende merschneeball, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Wurzeln (besonders der Erlen) bieten Jung- wilden Johannisbeeren). Bei einer gezielten fischen Unterschlupf und sind Lebensräu- Umstellung und Anpassung der Gewässer­ me für Kleinstlebewesen. Das Laub der Erle unterhaltung können sich in den von der ist im Gegensatz zu den Blättern nicht Böschungsmahd ausgenommenen Gewäs- standortgerechter Gehölze wie Roteiche serbereichen diese Pflanzen i.d.R. selber an- oder Kastanie eine Nahrungsquelle für vie- siedeln. Aber auch hier gilt: in verträglichen le Kleinkrebse. Kastanienblätter oder Ei- Maßen und nicht zu viel oder zu dicht. chenlaub hingegen werden kaum gefres- Auch sonnige Abschnitte sind für die Ent- sen, reichern sich daher im Gewässer an wicklung vieler Arten nötig.

29 Zurückhaltend Regenwassermanagement

Um die Wuhle ihrem Typ gemäß zu entwi­ tung der Speicherkapazität führen, wird das etwa 60% und 80%, viel Potenzial also, um ckeln, ist auch eine natürlichere Abfluss­ überschüssige Wasser über eine Drainage Dachbegrünungen zu etablieren. Sollten charakteristik notwendig. Das gegenwärtige zum Fallrohr geleitet und abgeführt. Sie die Entwicklung der Wuhle hin zu mehr Abflussgeschehen wird maßgeblich durch Auch die von den Dachflächen durch Nieder- Natürlichkeit unterstützen wollen, ist die die Regenwassereinleitungen bestimmt. schlagswasser abgespülten Nähr- und Schad- Anlage einer Dachbegrünung eine hilfrei- Deshalb ist der Umgang mit Regenwasser stoffe gelangen nicht mehr ins Gewässer. che Maßnahme. eine entscheidende Einflussmöglichkeit. Zusätzlich sind sie optisch attraktiv und ha- Auch vernetzte Mulden-Rigolen-Systeme sind Schwallartige Einleitungen von Regenwasser ben für das Gebäude eine dämmende Wir- eine wirksame Maßnahme. Mit ihrer Hilfe setzen ein Fließgewässer stark unter hydrau- kung. wird das zu versickernde Niederschlagswas- lischen Stress. Die Wuhle ist diesbezüglich Eine wichtige Voraussetzung für eine Begrü- ser in Mulden geleitet, nach der Bodenpas- sehr belastet. Die Retention vor Ort ist die nung ist die ausreichende Tragfähigkeit der sage wieder gesammelt und über eine beste Lösung zur Entschärfung der Situati- Dachkonstruktion. Bei der Auswahl der Pflan- Rohrleitung zum Gewässer geführt. Dies on, da sie den natürlichen Verhältnissen zen sind die Standortbedingungen (Lichtan- hat positive Effekte auf die stoffliche Bela- am nächsten kommt. Regenwasser kann spruch, Himmelsrichtung), der Pflegeaufwand stung und reduziert Hochwasserwellen. auf entsiegelten, möglichst unbelasteten (Rückschnitt, Pflanzenschutz) und die Ver- Solche Maßnahmen sind vor allem für Flächen sofort in den Boden versickern (z.B. wendung geeigneter Substrate und Bewäs- Wohnanlagen sinnvoll. Sollte Ihre Wohnungs- von Dachflächen oder von Verkehr unbela- serungssysteme zu beachten. Mehr Informa- baugesellschaft dazu ihre Bereitschaft signa- steten Bereichen). tionen finden Sie unter lisieren, freuen wir uns über eine Kontakt- Dachbegrünungen nehmen ähnlich einem www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/ vermittlung. Auch die Versickerung von Schwamm Wasser auf und speichern es. Im oekologisches_bauen/download/SenStadt_ Regenwasser auf dem eigenen Grundstück Falle niederschlagsfreier Zeiten kann Wasser Regenwasser_dt_bfrei_final.pdf. ist ein wertvoller Beitrag zur Gewässerent- aus dem Speicher verdunsten, bei sehr star- Allein im Einzugsgebiet des Hellersdorfer lastung. ken Niederschlägen, die zu einer Überschrei- Grabens liegt der Flachdachanteil zwischen

30 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Speicherplatz Optimierung der Regenrückhaltebecken

Eine weitere Möglichkeit, Regenwasser län- zial vorhanden. Mit den Berliner Wasser- Zwei Becken sollen in eine Hochleis- ger im Gelände zurückzuhalten, ist die Zwi- betrieben (BWB) wird die Umgestaltung tungssedimentationsanlage umgebaut schenspeicherung des Wassers in Regenrück- folgender Becken diskutiert bzw. ist bereits werden: haltebecken (RRB). Im aktuellen Zustand in Planung: • RRB Cecilienstraße werden die Becken meist nur gering ausge- • RRB Hellersdorfer Weg • RRB Hohensaatener Straße lastet. Es ist hier also ein erhebliches Poten- • RRB Kohlbeke Drei neue Hochleistungssedimentations- anlagen (HLS) sind geplant: • HLS Buckower Ring • HLS Falkenberg • HLS Grenzteich

Einschnürungen An drei Stellen soll die Neue Wuhle durch die Errichtung von Bermen eingeengt wer- den. Durch diese Maßnahme werden Ab- flussspitzen aus Regenwassereinleitungen in der Neuen Wuhle zurückgehalten und nur verzögert an die naturnähere Wuhle abgegeben. Dies bringt für die Wuhle Ent- spannung durch geringeren hydraulischen Stress. © Stefan Körber

31 Sauber bleiben Gewässerverunreinigungen vermeiden

Seit Jahrtausenden dienen Gewässer sowohl Zivilisationsmüll wie Sofas, Plastikflaschen, zicht auf eine Lagerung von Materialien im der Versorgung mit Trink- und Brauchwas- Rasenschnitt und Gartenlaub sind nicht Uferbereich einen Beitrag zu einem gesun- ser, wie auch der Entsorgung von Abwasser nur unschön, sondern schädigen auch das den Gewässer leisten. und Müll. Dass sich das Eine schlecht mit Gewässer. Der Eintrag von Gartenlaub und Auch das Füttern von Wasservögeln ist kri- dem Anderen verträgt, ist allerdings in der Rasenschnitt verursacht z.B. sauerstoff- tisch. Selbst wenn es aus Tierliebe geschieht: gesamten Bedeutung erst seit rund hun- zehrende Fäulnisprozesse, da Mikroorga- Wasservögel sind Wildtiere, die durch regel- dertdreißig Jahren bekannt. Gern glaubt nismen dieses Material nicht zersetzen mäßiges Füttern ihren natürlichen Trieb zur man an die Reinigungskraft des Wassers – können. Ungeklärte Einleitungen belasten Futtersuche verlieren. Zusätzlich belasten und daran, dass Dinge, die man nicht mehr das Gewässer mit Schweb- und Schadstof- das ungefressene Brot und der lokal stark sieht, auch nicht mehr existieren. fen. Bei Regen abgespülter Rasendünger, konzentrierte Kot der Vögel das Gewässer. Diese Täuschung des menschlichen Bewusst- Kompost, Rindenmulch, Wegebaumaterial Folgen sind vermehrtes Algenwachstum seins hat schwergewichtige Folgen: und Hundekot belasten das Gewässer. und eine starke Sauerstoffzehrung durch Deshalb kann jeder allein durch den Ver- Bakterien und Faulschlammbildung. © henryart

32 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Erfolgsrezept Gemeinschaft Die Beteiligungsmöglichkeiten

Die Wuhle wird sich in den nächsten Jahren http://www.stadtentwicklung.berlin.de/ beteiligung ermöglicht es Jedem, sich ein verändern. Die zuständigen Behörden in Ber- umwelt/wasser/eg-wrrl/de/inberlin/ Bild von den Planungen zu machen und lin und Brandenburg haben mit den Vorar- wuhle.shtml eigene Vorschläge einzubringen. Der groß- beiten für die Renaturierung begonnen. Es ist wichtig, dass derart große Aufgaben flächigen Information dienten die Foren, Sie arbeiten bei der Erstellung des Gewäs- von vielen Schultern getragen werden. Des- die einen Überblick über den Stand des serentwicklungskonzeptes eng zusammen. halb erfolgte die Öffentlichkeitsarbeit über Projektes bieten. Das Planungskonzept für den Berliner Be- Beteiligungswerkstätten - ein Forum für alle Zusätzlich werden über das Internet Infor- reich wurde in 2013 fertig gestellt. Die interessierten Bürger: Anwohner, Natur- mationen über den Prozess bereit gestellt. Kurzfassung des Endberichtes ist im Netz liebhaber, Angler oder Vertreter von Inter- Eine weitere Möglichkeit im Prozess mit- abrufbar: essenverbänden. Diese Form der Bürger- zuwirken, ist die Teilnahme am gewässer- pädagogischen Netzwerk. Durch gegenseitige Zweite Beteiligungswerkstatt zum Gewässerentwicklungskonzept in Köpenick am 29.11.2012 Inspiration und Unterstützung sind vielfältige Projekte möglich, die das Wasser den Men- schen wieder nahe bringen. Ob Blue Cache, Gewässerrally, Land Art, Wasserkon­ ­zerte, Bachpatenfrühstück … es gibt viele gute Ideen. Werden Sie Teil eines breiten Netzwer- kes aus schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen, Fachhochschulen/ Universitäten, Vereinen/Bürgerinitiativen, Privatpersonen und Fachverwaltungen. Bei Interesse wenden Sie sich an uns (Kontakt siehe Umschlagseite).

33 Bachpaten Aktiv für die Wuhle

Die Entwicklung zu einem attraktiven und Menschen sind bereits Paten. Egal welchen Gewässerunterhaltung und der Wasser- wertvollen Gewässer braucht viel Auf- Alters, Bildungsstandes oder sozialen Hin- wirtschaft gepflegt wird, denn die Unter- merksamkeit. Da sind zahlreiche Augen tergrunds – Jede/Jeder der mitwirken möch­ haltung der Gewässer erfordert viel Fach- und Hände hilfreich. Das Gewässer vor Ort te, ist eine weitere wertvolle Bereicherung kenntnis und umsichtiges Handeln. Wir so oft es geht sensibel zu beobachten und im Netzwerk der Bachpaten. bieten Ihnen fachliche Betreuung und die kleinere pflegende Handgriffe zu leisten, Sinnvoll ist es, die Patenschaft für einen Einbindung in das bestehende Netzwerk. ist eine wertvolle Hilfe. Gewässerabschnitt zu übernehmen, der Sollten Sie Interesse haben, melden Sie Ob Kita, Schulen, Jugendzentren, Natur- sich in der Nähe befindet. Wichtig ist uns sich bitte bei der Gewässerunterhaltung schutzverbände, Kleingärtner, Seniorengrup- jedoch, dass die Patenschaft mindestens der Senatsverwaltung für Stadtentwick- pen oder Tageszentren, Anwohner, Was- für 5 Jahre übernommen wird und bei allen lung und Umwelt (030 90139-3746) oder serliebhaber oder Gewerbetreibende – viele Aktivitäten ein enger Austausch mit der kontaktieren Sie uns (030 9025-2085). Auch die Bereitschaft, standortgerechte Gehölze wie Weiden, Erlen, Ulmen, Som- merschneeball und Pfaffenhütchen auf privaten Ufergrundstücken am Fließ zu pflanzen hilft die Naturnähe der Ufer zu verbessern. Fisch, Otter, Eisvogel und Kon- sorten werden es danken!

34 Ökologische Entwicklung der Wuhle

Eiserner Einsatz für die Wuhle – 1. FC Union ist Bachpate

Der 1. FC Union Berlin e.V. hat ab Oktober rem Namen tragen, mit ihrem Wasser wur- mern, der unmittelbar neben unserem 2013 die erste offizielle Bachpatenschaft den einst Spieler und Trainer getauft und Grundstück liegt. Wir werden ein Auge dar- für den an der alten Försterei liegenden sogar der eine oder andere Fluch ließ sich auf haben und mit Hand anlegen, wenn es Abschnitt der Wuhle übernommen. „Die damit aus unserem Stadion vertreiben. etwas in Ordnung zu bringen gibt. Und Wuhle gehört zu Union und zu unserer Nichts liegt also näher, als dass wir uns wenn diese Bachpatenschaft uns und un- Heimat. Es gibt Fangruppen, die sie in ih- künftig um den Teil des Flüsschens küm- sere Nachbarn entlang der Wuhle noch ein Stück näher zusammenrücken lässt, dann können wir alle davon profitieren“, so Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin. Im Zentrum der Patenschaft steht die Be- gegnung der Menschen untereinander mit und am Wasser, denn lebendige Beziehun- gen motivieren viele Menschen zu han- deln. Der populäre Fußballclub ist mit sei- nem Engagement für die Gewässer unserer Stadt Teil einer stetig wachsenden Zahl von Bachpaten: Bisher zeichnet sich die Panke durch besonders aktive Paten wie das Jugendzentrum Mühlenstraße 24, den Vereine Panke.info und der Platanus-Schu- le sowie der Marianne-Buggenhagen-Schule

Copyright: „union-foto.de“ aus. Wir freuen uns über weitere Interres- Der Vertrag unterzeichneten Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union und Staatssekretär Christian Gaebler senten.

35 Wie geht’s weiter? Die nächsten Schritte

Die notwendigen Maßnahmen werden in geführt. Mittel für notwendige Baumaßnah- lung der Wuhle anzuregen. Es wird mehre- Berlin und Brandenburg auf der Grundlage men werden im Landeshaushalt beantragt re Jahre in Anspruch nehmen, bis das Pro- des vorliegenden Konzeptes weiter geplant und die Bauplanungsunterlagen werden jekt vollständig umgesetzt worden ist. und umgesetzt. Die Gewässerunterhal- vorbereitet. Neben der Verbesserung der Mit dem vorliegenden Konzept ist ein we- tung hat bereits erste Umstellungen vor- strukturellen Verhältnisse sind Maßnah- sentlicher Meilenstein auf dem Weg zu ei- genommen und im Sommer 2012 die erste men zur Reduzierung der Abflussspitzen nem guten ökologischen Zustand gelegt Stromstrichmahd mit dem Mähboot durch- wesentlich, um eine natürlichere Entwick- worden.

36 Inhalt WASsERLEBEN

Das Wuhletal ist ein beliebtes Ausflugsziel für viele Berlinerinnen und Berliner. Wir möchten Ihre Neugier wecken, das Wuhle- 2 Glossar 22 Die Maßnahmen im Einzelnen tal zu erkunden und ein besonderes Stück 3 Die Ziele der WRRL 23 Durchgängigkeit sichern Stadtnatur zu genießen. Hier zwei Tipps 4 Der Projektanlass 24 Sekundärauen schaffen exemplarisch für viele Möglichkeiten das Der Wuhletal-Wanderweg zählt zu den be- IGA Berlin 2017 5 Das Projektgebiet 26 Nachhaltige Gewässerbewirtschaftung Wuhletal zu erleben: deutendsten und längsten des Berliner Mit der Internationalen Gartenausstellung 6 Die Entstehungsgeschichte der Wuhle 28 Totholz einbringen Bezirks Marzahn-Hellersdorf. Mehr als 250 (IGA) Berlin 2017 sollen die ökologischen 8 Der Gewässertyp als Leitbild 29 Uferstreifen entwickeln Wuhlewanderweg Arten Farn- und Blütenpflanzen und viele Qualitäten des Wuhletals weiterentwic- 9 Güteklassen zeigen die Veränderung 30 Regenwassermanagement Beiderseits der Wuhle wurde ein erlebnisrei- Tierarten, darunter 23 geschützte bzw. ge- kelt und die Naturräume erfahrbar ge- 10 Die Praxis der Gewässerunterhaltung 31 Optimierung der Regenrückhaltebecken cher Wanderweg ausgebaut. Rastplätze, Aus- fährdete Arten wie Feldhase, Mauswiesel, macht werden. Die Umweltbildung von 11 Das Projektziel 32 Gewässerverunreinigungen vermeiden sichtsplattformen und zahlreiche Sehenswür- Bisam und Schermaus kann man bei einem Kindern und Erwachsenen ist dabei ein zen- 12 Der Projektrahmen 33 Die Beteiligungsmöglichkeiten digkeiten säumen den Rand des Weges. Spaziergang entdecken. Am „Tag der Arten- trales Anliegen der IGA Berlin 2017. Das 13 Schwerpunkte der Planung 34 Aktiv für die Wuhle vielfalt“ im Jahr 2004 wurden im Wuhletal Wuhletal bietet beste Voraussetzungen für 14 Legende 36 Die nächsten Schritte 776 Tierarten gezählt. Zwei Drittel aller für Naturerkundungen: Kleine Pfade und ver- 15 Planabschnitt WUH 01 Berlin beschriebenen Vogelarten leben in der steckte Wege sollen die Wuhlelandschaft 16 Planabschnitt WUH 02 – WUH 05 „Grünen Mitte“ von Marzahn-Hellersdorf. zugänglicher machen, ohne die Natur zu 17 Planabschnitt WUH 05 – WUH 07 Viele davon stehen auf der Liste der aus- beeinträchtigen. Mit Aktionsprogrammen für 18 Planabschnitt WUH 08, HGR, BMG sterbenden Tierarten. Schulklassen, Familien und Fachgruppen lädt 20 Planabschnitt WUH 09 – WUH 10, NWU Das Wuhletal bietet die Möglichkeit sich die IGA Berlin 2017 ein, Flora und Fauna nä- 21 Planabschnitt WUH 10 – WUH 13, NWU dem Trubel der Großstadt für einen Moment her kennenzulernen und aktiv zu erleben. lang zu entziehen und einfach etwas Ener- gie zu tanken. http://www.iga-berlin-2017.de/program- matik/natur-erleben/ Zukunft

Impressum

Redaktion: Andrea Wolter

Kontakt: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt [email protected] http://www.berlin.de/sen/umwelt/wasser/wrrl Tel. 030 9025 2085

Gestaltung: Dorén + Köster

Texte: Andrea Wolter

Für Fotos und inhaltliche Zuarbeit danken wir Planungsbüro Koenzen, Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, Heino Mosel, den Herren Wachmann, „Alles im Fluß“ Mildenberger & Stemmer, Uli Malende, Thorsten Haas

Copyright 2013 Ökologische Entwicklung der Wuhle Informationsheft zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)