Das Starterfeld des DFB-Pokals ist in die beiden Töpfe «Profis» und «Amateure» un- terteilt, die sich aus jeweils 32 Clubs zu- sammensetzen. In der ersten Runde erhält jeder Vertreter aus dem Amateurtopf einen Gegner aus dem Profitopf zugelost. Außer- dem genießen die Amateure Heimrecht.

Zu den Profis gehören die 18 Bundes­ ligisten und die 14 bestplatzierten Zweit­ ligisten der abgelaufenen Saison. Die Vereine, die in der Abschlusstabelle der 2. Liga die letzten vier Tabellenplätze belegten (TSV 1860 München, MSV Duis- burg, FSV Frankfurt, SC Paderborn), sind dem Amateurtopf zugeordnet, ebenso die drei Aufsteiger und der Tabellenvierte der 3. Liga. Das waren , der FC Erzgebirge Aue, die Würzburger Kickers und der 1. FC Magdeburg.

Komplettiert wird der Amateurtopf durch 24 Clubs, die sich über die 21 Landesver- bände und ihre Pokalwettbewerbe qualifi- zieren. Bayern, Westfalen und Niedersach- sen dürfen als mitgliederstärkste Verbände jeweils zwei Startplätze für den DFB-Pokal vergeben. In Niedersachsen gingen diese an die beiden Landespokalfinalisten SV Drochtersen/Assel und 1. FC Germania Egestorf/Langreder. Der Bayerische Fuß- ball-Verband vergibt sein zweites DFB- Pokal-Ticket an die beste erste Mannschaft der Bayern – in diesem Jahr ist das der SSV Jahn Regensburg als Meis­ ter. In Westfalen hingegen veranstaltete man ein Entscheidungsspiel zwischen dem -Meister () und dem besten westfälischen Regional- ligisten (). Dieses Duell entschied 2016 Favorit Lotte mit 2:0 für sich. | vom Platz Steffen Wohlfarth vor dem Spiel. Bereits in der 19. Minute musste der FV-Kapitän verletzt ausgewechselt werden. Erste Runde DFB-Pokal: So erging’s dem FV Ravensburg und dem FC-Astoria Walldorf.

von Christopher Benz und Christian Metz | Der FV am Knöchel und Spritzen von Mannschaftsarzt Ravensburg hat zum ersten Mal seine Visitenkarte Martin Volz lief Mähr trotz eines mehrfachen Bän- im DFB-Pokal abgegeben. Mit Erfolg: Nach dem 0:2 derrisses auf. gegen den Bundesligisten gab’s viel Lob und Aner- kennung für den couragierten Auftritt des Ober­ Sorgte Volz da noch für Hoffnung, legte er nach sei- ligisten – auch von einem Welt- und Europameister nem nächsten Auftritt doch sehr die Stirn in Falten: höchstpersönlich. «Der FV Ravensburg hat gut ge- Schon nach 19 Minuten musste der Doc einen nie- spielt. Da ist eine kampfstarke Mannschaft», meinte dergeschlagenen Steffen Wohlfarth in die Kabine Stefan Reuter, der Manager des FC Augsburg, nach begleiten. Die endgültige Diagnose wollte der Arzt dem Schlusspfiff. erst nach einem CT geben, das erste Urteil klang wenig vielversprechend: Adduktorenriss. Dieser Meinung waren auch die Fans in den sozia- len Medien: «Richtig gut gekämpft. Riesen Leis- Ausgerechnet der Kapitän und Torjäger der Ra- tung!» schrieb z. B. Andy Kaiser auf Facebook. Das vensburger. Der, den Augsburg-Coach große Thema: Hätte der FV Ravensburg einen Elf- zu Beginn seiner Zeit bei Darmstadt 98 holen woll- meter bekommen müssen, als Augsburgs Caiuby te. Der lieber ein Jahr nach Schottland ging und Robert Henning im Strafraum attackierte? Die dann in seine alte Heimat in den Amateur-Status Ravensburger Fans hatten da eine klare Meinung – wechselte. Der mit seinem 3:2 im wfv-Pokalfinale logisch. für die Ravensburger das Tor zum DFB-Pokal auf- stieß. Auch Ravensburgs Sebastian Mähr war sich nach dem Spiel sicher: «Mit dem 1:1 wäre das nochmal Der Auftritt im DFB-Pokal ist der größte Erfolg in ganz anders gelaufen.» Dass es beim Innenverteidiger der immerhin 123-jährigen Vereinsgeschichte der überhaupt lief, war schon ein Wunder. Das absolute Ravensburger. Ein Erfolg, mit dem der Verein in eine Karriere-Highlight («Das bisher größte Spiel in mei- neue Dimension vorgestoßen ist: «6500 Zuschauer», nem Leben») wollte der lange Abwehrchef auf kei- diese Zahl konnte FV-Geschäftsführer Michael nen Fall verpassen. Mit einem dicken Tapeverband Kimpfler verkünden. Und es wird wohl auch finanziell 6000 Zuschauer feuerten ihre Teams Ra- Hauptsache die Trikotfarbe stimmt: vensburg und Augsburg in der ausver- Groundhopper Marco, Luca, Fabrizio kauften Geberit-Arena in Pfullendorf an. und Felice (v. l.) aus Italien.

etwas hängen bleiben: Auf einen sechsstelligen nante Team. Ravensburgs Torwart Kevin Kraus Betrag hofft der Vorstand. Die genaue Abrechnung konnte mehrfach sein ganzes Können zeigen, vor kommt erst in der kommenden Woche – neben den allem gegen Kopfbälle von Caiuby. Dass es dann Einnahmen aus Ticketverkauf und Catering werden eher ein Kullerball war, den Ja-Cheol Koo zum 1:0 ja auch 139 000 Euro an TV-Geldern verteilt. Dagegen für Augsburg über die Linie drückte – schade. Und gerechnet werden müssen 7500 Euro für die Stadion- dass Raoul Bobadilla in Halbzeit zwei den Deckel miete und die Security-Kosten. draufmachte – geschenkt.

Über 100 Personen hatte der Verein ehrenamtlich Aber der FV Ravensburg hält gut dagegen. «Für im Einsatz, Unterstützung kam auch von anderen uns war das eine Riesensache», meinte Jascha Clubs aus der Nachbarschaft. Die Organisation des Fiesel – der Außenverteidiger hatte Augsburg in Events inklusive Umzug in das Stadion des SC einem Video noch einen buchstäblich heißen Sai- Pfullendorf war ein enormer Kraftakt. «Alles hat sonauftakt gewünscht. Den hat der Bundesligist sehr gut geklappt», freute sich Peter Mörth, zweiter dann auch bekommen: «Ich denke, wir haben uns Vorstand und sportlicher Leiter des Vereins. Dass richtig gut verkauft.» es bei so einer Veranstaltung auch ein paar kleine Pannen gibt, ist auch klar. «Wo sind die Fans des Großen Spaß hatten auch Marco, Luca, Fabrizio FC Augsburg?», rief Stadionsprecher Ralf Reimann und Felice. Die vier kommen jedes Jahr für ein paar mehrfach – um dann festzustellen: «Die haben mich Tage aus Italien, um sich ein deutsches Amateur- wohl nicht gehört.» Mit der schmalbrüstigen Laut- Spiel anzuschauen. Einzige Bedingung: Der Verein sprecheranlage kam Reimann nicht hinüber bis zur muss die Farben ihres Heimatclubs, Serie A-Auf- Kurve. So verhallten auch die Appelle gegen die steiger Pescara Calcio, tragen. Blau-Weiß. Wie die Pyro-Technik ungehört. Ravensburger. «Wir haben zwar kein Wort verstan- den, aber wir haben die Lieder der Ravensburger Dafür bekamen die rund 6000 Zuschauer im aus- Fans in deren Block mitgesungen», erklärte Fabrizio verkauften Stadion auf dem Rasen ein tolles Spiel auf Englisch. «Die Melodien sind ja die gleichen zu sehen. Klar – der FC Augsburg war das domi- wie bei uns.» Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Mindestens Tor des Tages: Marcel Carl traf ist der FC-Astoria Walldorf in die 2. Runde aus knapp 25 Metern ganz genau in den des DFB-Pokals eingezogen. rechten Torwinkel zum 2:1 für Walldorf.

Pokal-Wahnsinn: Walldorf wirft Bochum raus lerischen Höhepunkt zeichnete Marcel Carl ver- antwortlich – mit seinem Treffer zum Zunge- Walldorf. «Wer nicht da war, hat etwas verpasst», schnalzen. «Das war das Tor des Monats», legte brachte es Jochen Holzwarth, der Geschäftsführer sich Holzwarth fest und damit könnte er Recht des FC-Astoria Walldorf auf den Punkt. 1. Runde behalten. Aus knapp 25 Metern zirkelte Carl die DFB-Pokal, 120 Minuten packender Fußball, sieben Kugel ganz genau in den rechten Torwinkel zum Tore und das bessere Ende für den Außenseiter. 4:3 2:1 nach 55 Minuten. Spätesten zu diesem Zeit- hat der Regionalligist den Zweitligisten VfL Bochum punkt spürte man – hier kann heute was Großes geschlagen. passieren.

«Das war sehr verdient, man hat überhaupt keinen Rückblick auf den Samstagnachmittag, 24 Stunden Klassenunterschied gesehen», urteilte der Sportliche vor Anpfiff: Der FCA-Fanclub ´87 und der Fanclub Leiter Roland Dickgießer nach dem Spiel, «die 1975 aus Bochum haben sich zum gemütlichen Jungs haben alles gegeben und dürfen jetzt na- Beisammensein getroffen und auf Freundschaft türlich feiern.» Im Clubhaus ging es im Anschluss angestoßen. Da gingen alle noch von einem klaren fröhlich weiter, für den Verein ist es der größte Favoriten-Sieg aus, denn groß war der Optimismus Erfolg seiner Geschichte. Der eine oder andere nicht beim Walldorfer Fanclub. Am Spieltag haben trat den Feiermarathon mit schweren Beinen an, sich dessen Anhänger in der Stadtmitte getroffen die 120 kräftezehrenden Minuten zerrten an der und geschlossen den Weg über die Schwetzinger Substanz. Straße zum Stadion zurückgelegt. Dass sie den Rückweg mit dem Einzug in die zweite Runde im Die Gastgeber machten dem Favoriten das Leben Rücken antreten konnten, hätten sie nicht mal zu nämlich extrem schwer und erwiesen sich als un- träumen gewagt. angenehm zu bespielen. Jedes Mal ging Walldorf in Führung, Bochum konnte zwar zweimal aus- «Die Stimmung ist der Hammer, jetzt laufen sie gleichen, in der Verlängerung zeigte sich der Re­ wieder zurück in die Stadt und feiern erstmal», gionalligist allerdings abgezockter. Für den spie­ konnte Fanclub-Mitglied Rolf Theedt das soeben Shakehands zwischen Roland Dickgießer, Mit einem spektakulären 4:3-Sieg löste das Sportlicher Leiter des FC-Astoria (l.) und Team von FCA-Trainer Matthias Born das VfL-Bochum-Trainer Gertjan Verbeek. Ticket für die 2. Pokalrunde.

gesehene Pokalwunder immer noch nicht richtig Der Einzug in die zweite Runde beschert dem fassen. «Das 1:0 war schon klasse, aber nach FC-Astoria weitere finanzielle Einnahmen und dem 3:2 und 4:2 in der Verlängerung war die vielleicht einen noch attraktiveren Gegner als Stimmung selbstverständlich auf dem Höhe- den VfL. Daher schauen alle, die es mit dem Club punkt», sprang Theedt zusammen mit seinen aus der Kurpfalz halten, am Freitag ganz genau rund 20 Fanclub-Kollegen im FC-A-Block im hin. Dann wird im Anschluss an das - Dreieck. Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und Werder Bremen im ARD-Sportschau-Club die Richtig zittern mussten die eifrigen Fahnen- zweite Runde ausgelost. 32 Lose sind im Topf, schwenker aber doch noch ein wenig länger. Bo- Dickgießer hofft auf, «einen der Top Sechs aus chum verkürzte in der 117. Minute auf 4:3 durch der Bundesliga, aber wir freuen uns auf jeden Stöger. Letztlich scheiterte der Zweitligist jedoch Gegner, schließlich haben wir es eine Runde an der eigenen Ideenlosigkeit und einer bis zum weiter geschafft.» Schluss disziplinierten agierenden Elf von Feier- abend-Profis. Sucht man das Haar in der Suppe, dann ist das die Tatsache, dass der denkwürdige Pokalkampf nicht Bei großen Erfolgen ist Willi Kempf nahe am Was- ausverkauft war. 3000 Zuschauer lautete die offizi- ser gebaut. Das war beim Regionalliga-Aufstieg elle Zahl. Somit gibt es noch Steigerungspotential vor zwei Jahren sowie den beiden Erfolgen im für die zweite Runde am 25./26. Oktober. Fraglich badischen Pokal 2014 und in diesem Mai der Fall. ist nur, ob der FCA dann im eigenen Stadion antre- Der Präsident verdrückt Freudentränen. «Das ten darf, denn die Flutlichtanlage hat nicht die ge- heute ist noch ein Tick größer», fasste es Kempf forderten 800 Lux Lichtstärke, sondern nur 500. Das zusammen, «alle vier Tore waren klasse, für mich interessierte am Sonntagabend aber nicht wirklich, war der Abpfiff aber das Schönste.» Der komplette denn im Walldorfer Clubhaus stand die kurzfristig reibungslose Tagesablauf machte Kempf stolz, anberaumte «Erstrunden-Gewinner-Party» an. | denn wie er betont, «sind wir ein reiner Amateur- Christopher Benz, Sinsheim, und Christian Metz, verein.» Ravensburg