67. Beilage im Jahr 2005 zu den Sitzungsberichten des XXVIII. Vorarlberger Landtages

Bericht Beilage 67/2005

Bregenz, am 26.09.2005

Bericht des Landeshauptmannes über das Hochwasserereignis am 22./23.08.2005

Am 22. und 23.08.2005 gingen über weiten Teilen des Landes intensive Niederschläge nieder. Das Hochwasser forderte zwei Todesopfer und elf Verletzte und verursachte schwere Sachschäden. Die hauptbetroffenen Gemeinden liegen im Hinteren Bregenzerwald (Au, , , , , , , Schröcken), im Walgau (, , Göfis), am Arlberg (), im Großen Walsertal (Sonntag), im Klostertal und im Montafon (St. Gallenkirch, Gaschurn, ). Betroffen sind Privatgebäude, Betriebe, landwirtschaftliche Flächen, Infrastruktur (Wege, Straßen), Abwasserentsorgungs- und Trinkwasserversorgungs- anlagen und Gewässer. Hauptsächlich gestützt auf die freiwilligen Hilfs- und Rettungskräfte war ein wirksamer Katastropheneinsatz möglich, wobei allein die etwa 5.000 Feuerwehrmänner/frauen ca 60.000 Arbeitsstunden leisteten. Die Sachschäden erreichen nach derzeitigem Informationsstand insgesamt ca 188,7 Mio. €. Zahlreiche bauliche und finanzielle Sofortmaßnahmen wurden in die Wege geleitet.

I. Vorwarnung:

Die Landeswarnzentrale erhielt vor dem Hochwasserereignis insgesamt drei Niederschlagswarnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Innsbruck (ZAMG) und zwar am:

19. August 2005, 10.05 Uhr (Größenordnung der Niederschläge um 20 bis 30, örtlich auch bis 40 mm)

21. August 2005, 11.43 Uhr (Größenordnung der Niederschläge – unterschiedlich nach Berechnungsmodell: 60 bis 80 mm (24-stündig) ECMWF-Modell 80 bis 100 mm (24-stündig) DWD-Modell 50 bis 60 mm (12-stündig) ALADIN-Modell 22. August 2005, 07.46 Uhr

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Die Warnung enthielt den Hinweis auf 60-70 mm Niederschlag nach ECMWF-Modell (wurde von ZAMG als am Plausibelsten bezeichnet), 90-100 mm nach ALADIN- Modell und mehr als 150 mm nach DWD-LM-Modell mit Fragezeichen.

Die Landeswarnzentrale gab diese Warnungen jeweils sofort nach festgelegtem Verteiler weiter und veröffentlichte diese im DIBOS für die Verantwortlichen und Einsatzorganisationen.

Die Niederschlagswarnungen wurden über die Digitale Informationsplattform (DIBOS) automatisch per E-Mail an den Straßenbau Feldkirch, die Hydrologie, Wildbach- und Lawinenverbauung, Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL), Seepolizei, Landesfeuerwehrverband, Lawinenwarndienst, Kriseninterventionsteam (KIT), per Pager an die Bereitschaft der Landeswarnzentrale, den Lawinenwarndienst, die RFL-Schichtleiter, Seepolizei, per SMS an Hydrographischen Dienst, Wildbach- und Lawinenverbauung, Seepolizei, Leiter der Abteilung Ia-Innere Angelegenheiten im Amt der Landesregierung und Lawinenwarndienst weitergegeben.

Die ZAMG Innsbruck hat im Wetterbericht für , Montag, 22. August, 07.30 Uhr, auf eine mögliche Hochwassersituation in Vorarlberg hingewiesen („Wetteraussichten bis heute Abend: In Vorarlberg setzt bereits am Morgen wieder Regen ein, er macht tagsüber kaum Pausen und wird im Laufe des Nachmittags sogar noch intensiver. Bis zum Abend können sehr große Mengen zusammen kommen, so dass sich in Vorarlberg eine Hochwassersituation ergeben kann.“)

Dieser Wetterbericht wurde von der ZAMG Innsbruck an folgende Adressaten versendet: ORF Vorarlberg, Wetter ORF Vorarlberg, Landesrundschau Antenne Vorarlberg Lech, Tourismus Pichler, Oberlandwetter Amt der Landesregierung Landeswarnzentrale RFL Lawinenwarndienst

Der Wetterbericht für Vorarlberg, Montag, 22. August 2005, 11.00 Uhr, wies nochmals auf mögliche Hochwasser und Muren hin („Wetteraussichten bis heute Abend: Der Regen wird tagsüber immer kräftiger, bis zum Abend können sehr große Mengen zusammen kommen, so dass in Vorarlberg Hochwasser und Muren immer mehr ein Thema werden.“

Die Medien haben diese Warnungen bereits am 22. August 2005 aufgegriffen und sehr eingehend über die Entwicklung der Wetterlage informiert: - 3 -

Wetterbericht der Vorarlberger Nachrichten vom Montag 22. August 2005: „Dieser Regen zieht sich durch den Tag und wird dabei immer stärker. Besonders in den Abend- und Nachtstunden bergen die anhaltend intensiven Niederschläge die Gefahr von Überflutungen und Muren.“ ORF Wettereinstieg der ZAMG Innsbruck vom 22. August 2005, 07.30 Uhr, von Susi Lentner: „Gegen Abend und in der Nacht kann es sogar so stark regnen, dass sich ein Hochwasser und Murenproblem ergeben kann.“

ORF Mittagslandesrundschau, Wetter, Montag, 22. August 2005 „Susi Lentner aus der Wetterwarte Innsbruck: Immer mehr Wasser kommt in den nächsten Stunden vom Himmel und gegen Abend und in der Nacht kann es sogar intensiv Niederschlag geben, dass sogar Muren und Hochwasser immer mehr ein Thema werden. Und auch morgen regnet es weiter.“

Am 22. August 2005 um 16.50 Uhr erging durch die Landeswarnzentrale eine Warnung des ZAMG Wetterdienstes, die daraufhin vom Schweizerischen und Deutschen Wetterdienst bestätigt wurde.

Landesrat Ing. Erich Schwärzler hat am 22. August 2005 um 17.04 Uhr eine Aussendung gemacht. Diese VLK ging mit e-mail an alle Vorarlberger Medien. Diese Presseaussendung machte noch einmal deutlich auf die Gefahren aufmerksam und enthielt erneut einen Hinweis auf die Verhaltensregeln für die Bevölkerung bei Hochwasser.

Auf der Homepage der Landeswarnzentrale wurden Verhaltensmaßnahmen bei Hochwasser veröffentlicht und mittels Ticker (Laufschrift) auf der Homepage des Landes (www.vorarlberg.at) darauf hingewiesen. Die Freigabe der Internetseite erfolgte am Montag, 22. August 2005, um 17.06 Uhr.

Bei den Abflüssen wurden die Vorwarnstufen am 22. August 2005 gegen ca 21.00 Uhr MEZ bis 23.00 Uhr MEZ erreicht. Diese Stufen entsprechen in etwa einem 2-10 jährlichen Abflussereignis.

Um 21.29 Uhr wurde per e-mail die Landeswarnzentrale über den raschen Anstieg an den Pegeln informiert: „Bregenzerach-Mellau: Überschreitung der Werte von 1999 erwartbar Bregenzerach-: Werte von 1000 m³/s erwartbar (1999: 1100 m³/s) Ill-Gisingen: Informationsstufe überschritten, Tendenz steigend“

Herr Hubert Vetter, Landeswarnzentrale, erkundigte sich am 22. August 2005 um 22.00 Uhr nochmals telefonisch bei Herrn Dr Herbert Gmoser, ZAMG. Er gab die Auskunft, dass bis 24.00 Uhr weitere 20 mm Niederschlag und bis am 23. August 2005 gegen 15.00 Uhr weitere ca 40 mm Niederschlag zu erwarten sind. Damit war - 4 -

klar, dass die Niederschläge zumindest etwa die Größenordnung des Jahres 1999 erreichen werden.

II. Katastropheneinsatz

1. Allgemeines:

Die dezentrale Struktur der Einsatzorganisationen sowie der Hilfs- und Rettungskräfte - insbesondere der Ortsfeuerwehren - war die wesentliche Stütze in der Katastrophenhilfe. Dank des funktionierenden regionalen Katastrophenmanagements durch die Bürgermeister und der großartigen Einsätze der Feuerwehren und Rettungsorganisationen, der öffentlichen Einrichtungen, der Gemeinden, des Bundesheeres und der Exekutive, der regionalen Unternehmen (insbesondere Bau- und Fuhr- sowie Entsorgungsunternehmen) sowie zahlreicher Helfer konnten weit größere Schäden verhindert werden.

Durch die regionalen und lokalen Sicherheitsstrukturen war es möglich, zeitgleich in jeder Gemeinde des Landes organisierte Einsätze zu leisten. Die Einrichtungen des Funk- und Leitstellensystems haben sich bei der Kommunikation und der Alarmierung besonders bewährt.

Eine intensive Koordination und Kooperation fand im Rahmen der Katastropheneinsatzleitung auf Bezirks- und Landesebene statt.

2. Eingesetzte Einsatzkräfte:

Landeswarnzentrale Die Landeswarnzentrale war während des Ereignisses mit bis zu 4 Personen beim Landesfeuerwehrverband ständig besetzt. Die räumliche Nähe zur Rettungs- und Feuerwehrleitstelle, dem Landesfeuerwehrverband, der Bergrettung, usw. erleichterte die Einsatzführung. Die Situation wurde laufend beobachtet und die Informationen an die zuständigen Stellen weitergegeben. Die Lagedarstellung erfolgte gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband und mit Unterstützung des VOGIS-Koordinators. Die Anforderungen der Assistenzleistung des Bundesheeres wurde in Abstimmung mit dem Militärkommando vorgenommen. Die Koordination der Hubschrauber wurde an die Einsatzzentrale-Luft delegiert und von der Walgaukaserne aus wahrgenommen.

Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL): Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle wurde am 22. und 23 August personell zeitweise bis auf 9 Mitarbeiter aufgestockt. Insgesamt waren 12 zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt. Bei der Einsatzzentrale Luft fielen etwa 360 Einsatzstunden an. - 5 -

Einsatzzahlen:

In der Woche des Hochwassers (Kalenderwoche 43, Montag bis Sonntag) wurden von der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle folgende Einsatzzahlen erreicht:

Mo-22.08. Di-23.08. Mi-24.08. Do-25.08. Fr-26.08. Sa-27.08. So-28.08.

Amt 15 27 2 5 4 4 6 BR 7 22 9 4 6 6 0 FW 255 339 48 29 33 16 4 RK 307 231 335 313 296 138 111 WR 1 8 4 1 2 3 1 Ges. 585 627 398 352 341 167 122

Insgesamt wurden in dieser Woche von der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle gesamt 2.592 Einsätze bearbeitet und disponiert.

Feuerwehren: Die meisten der Vorarlberger Feuerwehren waren - teilweise über mehrere Tage - im Einsatz wobei nach derzeitigem Stand etwa 5.000 Feuerwehrmänner/frauen 50.000 bis 60.000 Arbeitsstunden leisteten. Die Bezirksfeuerwehrinspektoren wurden in Absprache mit der Landeswarnzentrale von Landesfeuerwehrinspektor Ulrich Welte am Montagnachmittag (22.08.2005) informiert. In der Folge hielten die Bezirksfeuerwehrinspektoren, der Landesfeuerwehrinspektor sowie die Bezirksvertreter und Abschnittskommandanten Kontakt zu den Feuerwehren, machten Kontrollfahrten und begaben sich persönlich an die größten Schadensplätze.

Rotes Kreuz: Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes waren mit 110 Einsatzkräften, 5 Notärzten und 20 Fahrzeugen über 1.500 Stunden im Einsatz. Neben dem Explosionsereignis in Reuthe (7 Verletzte) waren die Kräfte bei Evakuierungen (Campingplatz Köb in Au, Sozialzentrum Bezau, Achsiedlung , /Gais, Klösterle, Nenzing, Hard und Bezau) im Einsatz. Die Einrichtung von Notunterkünften für 200 Bundesheersoldaten in Au, Bezau und Reuthe übernahmen die Katastrophenzüge des Roten Kreuzes.

Bergrettung 28 Ortsstellen der Bergrettung standen während des Hochwassers an 120 Schadensorten im Einsatz. Von Beobachtungs- und Sicherungsmaßnahmen über Mithilfe bei Evakuierungen bis hin zur Unterstützung der Feuerwehren bei Sicherungs- und Aufräumarbeiten spannte sich der Einsatzbereich. Dafür standen 323 Bergretter/innen über 5.700 Stunden im Einsatz.

Wasserrettung 225 Personen der Wasserrettung waren 2.888 Stunden an insgesamt 47 Stellen im Einsatz (2.160 Stunden während der ersten drei Tage, 722 Stunden im Rahmen von „Folgeeinsätzen“). Schwerpunkteinsätze waren Personenrettungen bzw - 6 -

–evakuierungen mittels Booten sowie die Vermisstensuche mit anschießender Leichenbergung in Reuthe und Silbertal/. Weiters wurden zahlreiche Sachgüterbergungen und technische Hilfeleistungen durchgeführt. Im Vergleich zum Hochwasserereignis 1999 wurden kaum Taucheinsätze durchgeführt.

Polizei: Insgesamt wurden ca. 8.000 Stunden von 345 Polizeibeamten für Lagedarstellungen im Krisenstab, Straßensperren, Verkehrsumleitungen, Evakuierungen, Überwachung von leer stehenden Gebäuden, Wegweisung von Schaulustigen, Sicherung von Gefahrenstellen, Suche nach Vermissten aufgewendet. Der Polizeihubschrauber war für Erkundungs-, Evakuierungs-, Material- und Personentransporte im Einsatz.

Bundesheer

- Bundesheer-Kräfte: Im Rahmen der Assistenzleistung wurden 965 Soldaten aus verschiedenen Bundesländern eingesetzt. Sie leisteten 88.000 Arbeitsstunden an den verschiedenen Einsatzstellen. Die eingesetzten Pioniere bauten 11 Brücken und Stege, erstellten 6 Krainerwände, lösten Verklausungen und führten Ufersicherungen durch. Von den Heereskraftfahrzeugen wurden 146.000 Kilometer zurückgelegt. Die Koordination der Einsatzaufträge erfolgte über die Gemeinden durch die Bezirkshauptmannschaften mit dem Lagezentrum des Militärkommandos Vorarlberg.

- Luftfahrzeuge: Bereits am Dienstagmorgen wurden zwei leistungsstarke Transporthubschrauber für die Assistenzleistung angefordert. Die Koordination der Aufträge übertrug die Landeswarnzentrale der EZ-Luft (Einsatzzentrale Hubschrauber der Bergrettung), die zeitweise bis zu 6 Hubschrauber einsetzte (4 Bundesheermaschinen, 2 Polizeimaschinen). Die Bundesheer-Hubschrauber flogen insgesamt 1.200 Einsätze und waren dabei 200 Stunden in der Luft. Es wurden 1.418 Personen und 417 Tonnen Außenlast transportiert.

Caritas Die Caritas unterstütze die Aufräumarbeiten mit ca. 100 Flüchtlingen in Bezau, Frastanz und Nenzing sowie betroffene Familien mit Sach- und Geldspenden.

Mitarbeiter des Landes: Auch Mitarbeiter des Landes, insbesondere der Abteilungen Straßenbau, Wasserwirtschaft und Innere Angelegenheiten sowie die Sachverständigen für Geologie des Amtes der Landesregierung, die Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaften, des Landeswasserbauamtes, der Agrarbezirksbehörde, des - 7 -

Landesvermessungsamtes und des Umweltinstituts waren während des Hochwasserereignisses in intensivem Einsatz.

3. Sonstiges

Die Netzausfälle im Telekommunkationsbereich (Festnetz und Mobilfunk) sowie die partiellen Ausfälle des Stromnetzes und von Rundfunksendern haben sich auf den Katastropheneinsatz erschwerend ausgewirkt. Das landeseigene Bündelfunknetz hat sich dagegen sehr bewährt. Dieses System ist autark und durchgehend notstromversorgt, es kam bei sehr starker Auslastung (8000 Funkgespräche an einem Tag) zu keinerlei Ausfällen. Das Herstellen von Internetverbindungen war ebenfalls größtenteils möglich.

Die Messstellen des Hydrographischen Dienstes waren funktionstüchtig und haben – ausgenommen im Bereich Kennelbach, Mellau und – aktuelle Werte geliefert (vgl. im Detail den beiliegenden Bericht des Hydrographischen Dienstes vom 26.9.2005). Diese sind großteils mit Solarpaneelen ausgestattet. Um einen kurzfristigen Stromausfall zu überbrücken sind sie zusätzlich mit Pufferbatterien ausgestattet.

Der Vorarlberg-Tourismus hat eine Serviceline für Vorarlberg-Urlauber eingerichtet und Informationen für die Gäste im Internet bereitgestellt. Der ÖAMTC hat auf seiner Homepage die aktuellen Verkehrsinformationen bekannt gegeben.

III. Schäden:

Zu betonen ist, dass durch die in den letzten Jahren realisierten Schutzmaßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung und des Flussbaus sowie durch ein gut funktionierendes regionales Krisenmanagement noch größere Schäden verhindert werden konnten. Dafür gilt es allen Beteiligten – Feuerwehren, Rettungsorganisationen, öffentlichen Einrichtungen, Gemeinden, Bundesheer, Exekutive sowie zahlreichen freiwilligen Helfern – herzlich zu danken.

1. Personenschäden:

Leider hat das Hochwasserereignis zwei Todesopfer und elf Verletzte gefordert. Zur Vermeidung von Personenschäden wurden mehrere Ortsteile vorsorglich evakuiert (zB: Göfis-Schildried, , Klösterle, Nenzing, Gaschurn, Bezau, Reuthe, Egg, Bezau usw.).

2. Sachschäden:

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Ausgehend vom derzeitigen Informationsstand ist auf Basis der vorliegenden Grobkostenschätzungen mit folgenden Schäden zu rechnen, wobei aufgrund vorsichtiger Schätzung noch mit einer Reduktion zu rechnen sein wird: a) Schäden an Landesstraßen: 35,00 Mio. € b) Schäden an Landeshochbauten: 0,10 Mio. € c) Schäden am Flussbau: 17,667 Mio. € d) Schäden an Wildbach- und Lawinenverbauungen: 7,56 Mio. € e) Schäden im Vermögen physischer und juristischer Personen (inkl. Betriebe): 98,80 Mio. € f) Gemeindeschäden: 16,527 Mio. € g) Schäden an Energieversorgungsanlagen: 6,00 Mio. € h) Schäden an der Schieneninfrastruktur: 5,50 Mio. € i) Schäden an Bundesstraßen (A14, S16): 1,60 Mio. € Summe rd: 188,764 Mio. €

IV. Maßnahmen:

1. Bauliche Sofortmaßnahmen und Folgeprojekte

Im Vordergrund steht die Sanierung von Schäden an Hochwasserschutzbauten und an Uferlinien unmittelbar im Siedlungs- und Industriegebiet oder im Nahbereich von Infrastrukturanlagen.

Derzeit werden an rund 135 Baustellen im gesamten Landesgebiet Sofortmaßnahmen durchgeführt. Die Bausumme an diesen Bereichen beträgt ca. vier Millionen Euro. Schwerpunkte sind die Bregenzerach im Bereich Bezau bis Schoppernau, die Ill im Walgau und im Montafon, die Alfenz, der Lech, die Litz und die Breitach. Weitere Maßnahmen an der Frutz (Geschiebeentnahme, Ausholzung, Ufersanierung) und der Bregenzerach (Sanierung Sohlrampen, Ufersanierung, Durchforstung) werden in den nächsten Tagen in Angriff genommen.

Zur Schadensbehebung im Bereich des Vorarlberger Straßennetzes wurde die Priorität gesetzt, zuerst die vollständig unterbrochenen Verbindungen nach Silbertal (L 95), Gargellen (L 192) und Lech (L 198) wieder herzustellen. Gleichzeitig wurden 44 Sofortmaßnahmen gesetzt.

- Folgeprojekte:

Wasserwirtschaft: In der unten angeführten Aufstellung werden jene Projekte angeführt, die aufgrund der Schäden des Hochwassers 2005 zur Verbesserung der Hochwassersicherheit kurzfristig in Angriff genommen werden: - 9 -

Gewässer Ort/Stationierung Zeitrahmen Beginn Fertigstellung Bregenzerach Au 2005 2007 Bregenzerach Mellau 2005 2007 Bregenzerach Bezau/Reuthe 2005 2007 Grebenbach Bezau 2006 2007 Ill Göfis Schildried 2005 2007 Ill Nenzing 2005 2007 Industriegebiet Ill Bludesch Dabolada 2006 2007 Ill Frastanz 2006 2007 Sonnenheim Samina Frastanz 2006 2007 Emsbach 2006 2007 Breitach Schwenletobelbrücke 2006 2007 Rautenagraben Weiler 2006 2007

Für diese Projekte werden Gesamtkosten von rd 30 Mio. € veranschlagt.

- Mittel- bis langfristige Folgeprojekte

Wasserwirtschaft: Im Juli 2005 wurde beim Bund unter dem Titel "Hochwasser-Aktionsprogramm" ein langfristiges Maßnahmenpaket angemeldet. Grundlage dafür war die Zielsetzung, bis zum Jahr 2015 für alle Gewässer einen Ausbau dem Standard eines 100jährlichen Hochwassers (HQ 100) entsprechend, zu erreichen. Das Volumen dieses Programms stellt sich dar wie folgt:

Bereich Gesamtsumme Finanzierungsanteile % Bundesmittel bis 2015 Mio €/Jahr Mio € Bund Land Interessent derzeit erforderlich Bundesflüsse 31 70 20 10 2,3 5,5 Interessentengewässer 83 40 40 20

Dazu zählen jene Projekte, die in den nächsten 10 Jahren bis zum Jahr 2015 zur Verbesserung der Hochwassersicherheit erforderlich sind. Maßgabe für die Projekte ist die Gewährleistung der Sicherheit gegen ein 100jährliches Hochwasser (HQ 100). Dieser Standard ist in den technischen Richtlinien der Bundeswasserbauverwaltung (Grundlage: Wasserbautenförderungsgesetz) festgelegt. Aufgrund des Hochwassers 2005 werden die technischen Grundlagen für das Maßnahmenprogramm derzeit aktualisiert.

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Im Bereich Alpenrhein wird die Realisierung der im Entwicklungskonzept vorgeschlagenen Maßnahmen schrittweise nach definierten Prioritäten erfolgen müssen.

Grundlage für den Hochwasserschutz am Alpenrhein sind die Staatsverträge zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Österreich betreffend Rheinregulierung (Internationale Rheinregulierung – IRR). In den Staatsverträgen ist die Ausbauwassermenge mit 3.100 m³/s definiert. Dieser Wert entspricht einem 100-jährlichen Hochwasserereignis. Die Sicherheit gegen ein HQ100 ist derzeit am Alpenrhein gegeben.

Seitens der Schweizer Bundesregierung gibt es nun Signale, dass eine Erhöhung des Hochwasserschutzes in Betracht gezogen werden könnte. Die Vorarlberger Landesregierung wird sich in dieser Frage nachdrücklich dafür einsetzen, dass die Österreichische Bundesregierung eine solche Chance, die sich in der Schweiz abzuzeichnen scheint, nutzt.

2. Finanzielle Hilfen:

Um die dringendsten Wiederaufbaumaßnahmen rasch anzugehen, wurden unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe 30 Millionen Euro aus Landesmitteln für die Behebung von Katastrophenschäden bereitgestellt.

Die Koordination der Hilfe aus dem Katastrophenfonds liegt bei der Agrarbezirksbehörde Bregenz. Mittlerweile sind dort ca 1000 Förderungsansuchen eingelangt, davon etwa 170 von Firmen, der Rest von Privaten und Gemeinden. Als Soforthilfe aus dem Katastrophenfonds gingen in den letzten Tagen mehr als 140.000 Euro an 20 besonders schwer Geschädigte.

Spenden:

Nach dem Hochwasserunglück haben viele Organisationen Aktionen gestartet, um den geschädigten Personen entsprechende Unterstützungen (finanzielle Hilfe, Sachhilfe) zukommen zu lassen.

Um vor allem bezüglich der finanziellen Unterstützung eine abgestimmte Vorgangsweise und damit sachgerechte wirksame Unterstützung der Geschädigten zu sichern - wurde analog zur Vorgangsweise beim Hochwasser 99 - eine übergreifende Zusammenarbeit der großen Hilfsorganisationen angeregt.

Unter dem Vorsitz von LH Dr. Sausgruber wurde ein Koordinations- und Vergabegremium eingerichtet, das über die Verwendung der Mittel entscheidet. Dieses Gremium besteht aus Vertretern der Spenderorganisationen (ORF + Rotes Kreuz, VN, NEUE, Wann & Wo, Caritas, Katastrophenhilfe österr. Frauen u. - 11 -

Volkshilfe). Weiters sind in diesem Gremium die Agrarbezirksbehörde und die betroffenen Bezirkshauptmannschaften vertreten.

Die Vorbereitung der Schadensfälle erfolgt durch die Agrarbezirksbehörde, die über die notwendigen Daten verfügt und in Abstimmung mit den Bürgermeistern entsprechende Vorschläge vorbereitet.

Bis dato wurden in zwei Sitzungen dieses Gremiums für 44 betroffene Fälle Unterstützungen in der Höhe von rund 1 Mio. Euro zugesagt.

Wohnbauförderung:

Auch die Landeswohnbauförderung wird in den Dienst der Hochwasserhilfe gestellt, um beschädigte Häuser wieder instand zu setzen und bewohnbar zu machen. Insbesondere im Rahmen der Althaussanierung können durch vorgezogene Maßnahmen Ausbesserungen durchgeführt werden.

Für nicht mehr bewohnbare Objekte werden Neubauförderungen als Hilfeleistungen angeboten. Um einen Übergang vom nicht mehr bewohnbaren in ein neues Gebäude zu gewährleisten, werden auch Unterstützungen für Ersatzwohnungen übernommen, um die Doppelbelastung zu mildern.

In allen Fällen werden individuelle Lösungen erarbeitet, um dem Einzelnen möglichst gerecht zu werden. Im Wohnbauförderungsbeirat und im Kuratorium des Landeswohnbaufonds wurde vereinbart, dass moderate Rahmenbestimmungen angesetzt werden, um möglichst rasch und unbürokratisch zu helfen. Letztlich dürften dadurch rund fünf Millionen Euro an zusätzlichen Förderungen fällig werden. Diese Mittel sind gut eingesetzt, weil die betroffenen Menschen wieder eine Wohn- und Zukunftsperspektive bekommen.

Hochwasser-Sonderprogramm für die Wirtschaft

Um festzustellen, wo auf Grund des Hochwassers Betriebsstandorte und damit Arbeitsplätze gefährdet sind, wurde ein Krisenstab unter Leitung des Vorstands der Wirtschaftsabteilung des Landes, Karl-Heinz Rüdisser, eingerichtet. Wie viele Anträge von Unternehmen letztlich bei der Agrarbezirksbehörde eingehen werden, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Das liegt zum Teil auch daran, dass in Einzelfällen das definitive Schadensausmaß noch nicht feststeht und Fragen der Versicherungsleistung offen sind.

Um den vom Hochwasser geschädigten Tourismus-, Gewerbe- und Industriebetrieben zu helfen, beteiligt sich das Land Vorarlberg am Sonderprogramm "Betriebliche Hochwasserhilfe" des Bundes. Die Hilfsmittel für diese Aktion setzen sich wie folgt zusammen: Zinsenzuschüsse aus der unternehmensbezogenen Arbeitsmarktförderung und aus Tourismusförderungs- mitteln, zinsgünstige ERP-Kredite, Haftungsübernahmen der Wirtschafts- - 12 -

service Ges.m.b.H. (aws) und der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank Ges.m.b.H. (ÖHT) zu Sonderkonditionen.

Bedarfszuweisungen für Gemeinden

Die hochwassergeschädigten Gemeinden erhalten, wie schon im Winter 1998/99 und im Sommer 1999, zu ihren Kosten für die Behebung der Katastrophenschäden Bedarfszuweisungen unter Berücksichtigung ihrer Finanzkraft. Das ist insbesondere für kleine, finanzschwache Gemeinden eine wertvolle Zusatzleistung, da dadurch ihre nach Auszahlung der Katastrophenfondsmittel verbleibenden finanziellen Belastungen nochmals um 20 bis 49 Prozent vermindert werden können.

3. Finanzierung:

Von der Gesamtschadenssumme von rd 188,764 Mio. € entfallen nach derzeitigem Informationsstand rd 96,366 Mio.€ zur Finanzierung durch das Land Vorarlberg. Zu diesen 96,366 Mio. € werden Ersätze aus Mitteln des Katastrophenfonds des Bundes in Höhe von rd 38,633 Mio. € erwartet, sodass dem Land Vorarlberg für die Schadensbehebungen ein Nettofinanzierungserfordernis von rd 57,733 Mio. € verbleibt.

In den vorangeführten Zahlen sind Finanzierungsanteile des Landes für allfällige Ablösezahlungen für Häuser im Ortsteil Göfis-Schildried nicht enthalten. Für Folgeprojekte aus dem Hochwasserereignis 2005 im Bereich des Bundesflussbaus, der Interessentengewässer sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung werden in den nächsten Jahren die Ausgaben von den betroffenen Stellen mit vorläufig rd 183,0 Mio. € beziffert. Davon beläuft sich der Mitfinanzierungsanteil des Landes auf ca 66,0 Mio €. Insgesamt beläuft sich die Gesamtsumme auf ca. 123 Mio. €.

Seitens des Landes wurde bereits ein Antrag an die Europäische Kommission auf Unterstützung aus Mitteln des Solidaritätsfonds der Europäischen Union gestellt. Ob bzw in welcher Höhe die Mittel aus dem Solidaritätsfonds der Europäischen Union erwartet werden können, ist derzeit noch offen.

Die besondere Situation verlangt, dass vorübergehend der Grundsatz der Netto- Neuverschuldung aufgegeben werden muss. Das Ziel ist, ab dem Budget 2007 den Grundsatz wieder einhalten zu können.

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4. Zusammenfassung:

Derzeit steht das Bemühen im Vordergrund, durch besondere Förderungen für private Haushalte und für Unternehmen, den Betroffenen rasch und wirksam zu helfen. Bei den Unternehmen steht eine Kombination aus Hilfe durch Katastrophenfonds und Banken im Vordergrund. Bei den privaten Haushalten das Zusammenwirken von Katastrophenfonds, Wohnbauförderung und Spendengeldern in Härtefällen.

Der Dank gilt allen Spendern sowie den Institutionen Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas Vorarlberg, Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen, Volkshilfe Vorarlberg, Vorarlberger Nachrichten, Neue Vorarlberger Tageszeitung, Wann & Wo und Österreichischer Rundfunk – Landesstudio Vorarlberg, die gemeinsam mit den Vertretern des Landes und den Bezirkshauptmannschaften zur raschen und koordinierten Hilfe zusammenarbeiten.

Die dezentrale Struktur der Einsatzorganisationen sowie der Hilfs- und Rettungskräfte - insbesondere der Ortsfeuerwehren - ist die wesentliche Stütze in der Katastrophenhilfe. Auf Grund des funktionierenden regionalen Katastrophen- managements durch die Bürgermeister und mit großartigen Einsätzen der Feuerwehren und Rettungsorganisationen, von öffentlichen Einrichtungen, der Gemeinden, des Bundesheeres und der Exekutive, von regionalen Baufirmen sowie zahlreichen Helfer konnten weit größere Schäden verhindert werden.

Durch die regionalen und lokalen Sicherheitsstrukturen ist es möglich, zeitgleich in jeder Gemeinde des Landes organisierte Einsätze zu leisten. Die Einrichtungen des Funk- und Leitstellensystems haben sich bei der Kommunikation und der Alarmierung besonders bewährt. Erste Verbesserungen der direkten Weiterleitung von Wetterwarnungen sind bereits in Umsetzung. Möglichkeiten für eine weitere Verbesserung sind zu prüfen, was aber erst nach der derzeitigen Akutphase der Schadensbewältigung möglich ist. - 14 -

Anhang Hochwasser in Vorarlberg am 22./23. August 2005

Bericht des Hydrographischen Dienstes Vorarlberg in der Abteilung Wasserwirtschaft vom 26.9.2005 (Erstellt von Dipl Ing Clemens Mathis)

Wetterlage

Einige Tage vor dem Unwetter gab es einen Kaltluftvorstoß vom Norden in den Mittelmeerraum. Das ausgeprägte Tief wurde langsam von Südfrankreich über die Adria nach Slowenien verschoben und nahm dabei eine große Menge an feuchter und warmer Mittelmeerluft auf. Anschließend wurden die Luftmassen um die Alpen nach Norden transportiert. In Verbindung mit einem Nordstau kam es am 22. und 23. August 2005 zu intensiven Niederschlägen in Vorarlberg.

Niederschlag:

Im den ersten beiden Dekaden im Monat August wurden bei den meisten Niederschlagsmessstellen in Vorarlberg nur sechs Tage ohne Niederschläge verzeichnet. Am 19.08.2005 (von 7:00 Uhr MEZ bis 7:00 Uhr des nächsten Tages) wurden in weiten Teilen des Landes Niederschläge von mehr als 20 mm beobachtet. Danach gab es bis zum 22.8. nur Regenpausen von einigen Stunden in Vorarlberg. Am Nachmittag des 22.8.2005 wurden die Niederschläge intensiver und es regnete ohne Pause bis in den Vormittag des 23.8.2005. Die höchsten Stundenwerte des Niederschlages lagen bei 20 mm.

25

20

15

mm

10

5

0 7:00 11:00 15:00 19:00 23:00 3:00 7:00 11:00 15:00 19:00 23:00 3:00 7:00 11:00 15:00 19:00 23:00 3:00 7:00 21.8.2005 22.8.2005 23.8.2005

Abbildung 1: Stundenwerte Niederschlag Messstelle -Niedere - 15 -

Am Walmendinger Horn im Kleinwalsertal regnete es in 14 Stunden (im Zeitraum vom 22.8.2005 15:00 (MEZ) bis 23.8.2005 7:00 Uhr (MEZ)) 162,5 mm. Die Tagesniederschlagssumme vom 22.8.2005 (von 7:00 Uhr bis 7:00 Uhr des nachfolgenden Tages) wurde mit 171,8 mm gemessen.

Abbildung 2: Niederschlagssummenlinie Walmendinger Horn

Die aufgetretenen Tagesniederschlagssummen vom 22.8.05 07.00 Uhr bis 23.8.05 07.00 Uhr (24h) lagen bei 50 bis 240 mm. In den Gipfellagen über 2000 m dürften die Niederschläge im Hinteren Bregenzerwald noch höher gewesen sein.

So sind zB in Au (214 mm), Bizau (194 mm) (bisheriges Maximum 156 mm am 14.6.1910) (161) mm jeweils in 24 Stunden Niederschlagssummen aufgetreten, die bisher noch nicht beobachtet wurden und somit einem mehr als 100- jährlichen Niederschlagsereignis zuzuorden sind. Auch in Innerlaterns sind innerhalb 24 h 228 mm aufgetreten. (Bisheriges beobachtetes Maximum bei der seit dem Jahre 1895 bestehenden Messstelle Innerlaterns: 223,3 mm am 21. 5. 1999).

Die Niederschlagssummen von Freitag bis Dienstag betragen somit 140 bis 300 mm. - 16 -

Abbildung 3: Niederschlagssummenkurve einiger Messstellen in Vorarlberg 22.8. und 23.8.2005

Im Vergleich zu den Niederschlägen vom 21.5.1999 (Pfingsthochwasser 1999) waren im Rheintal die Niederschläge am 22.8.2005 geringer. Im Hinteren Bregenzerwald würden die Niederschlagswerte von 1999 jedoch zum Teil deutlich überschritten. Die Nullgradgrenze war am 22.8.2005 war (und somit auch die Schneefallgrenze) um ca 800 m höher als am 21.5.2005.

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Messstelle 22. Aug 05 21. Mai 99 Max bisher [mm] [mm] [mm] Datum Lünersee 149,6 155,0 155,0 21.05.1999 Brand 120,0 173,9 173,9 21.05.1999 Fontanella 115,8 129,2 159,4 20.01.1951 142,8 165,8 165,8 21.05.1999 Thüringerberg 174,2 251,0 251,0 21.05.1999 Thüringen 125,5 193,7 193,7 21.05.1999 Innerlatern 228,0 223,3 223,3 21.05.1999 Weiler 78,6 98,2 98,2 21.05.1999 Meiningen 55,5 56,0 120,0 14.06.1910 Gaißau 57,9 51,9 95,4 07.08.1978 48,0 58,0 125,3 15.07.1934 Gütle 111,8 143,8 194,6 14.06.1910 83,3 115,2 200,0 14.06.1910 Mäder 48,1 63,4 113,1 05.09.1984 Meschach 141,2 99,3 175,4 07.07.1946 Hohenems 77,8 82,4 148,0 14.06.1910 Au 214,0 153,1 170,2 14.06.1910 Damüls 136,4 180,4 180,4 21.05.1999 Bizau 194,0 101,6 156,0 14.06.1910 Bödele 177,8 189,1 215,4 14.06.1910 Egg 120,6 141,7 141,7 21.05.1999 Sibratsgfäll 159,2 168,4 168,4 21.05.1999 Hittisau 161,3 144,1 144,1 21.05.1999 135,6 128,6 156,0 10.07.1944 Doren 77,5 194,5 194,5 21.05.1999 107,4 172,0 172,0 21.05.1999 Lech 150,0 122,6 122,6 21.05.1999

Tabelle 1: Vergleich Tagesniederschläge 21.5.1999, 22.8.2005 und bisher beobachte Tagesmaxima

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Abbildung 4: Tagesniederschlagssummen 22.8.2005 einiger Messstellen in Vorarlberg in Vergleich mit dem bisher größten beobachteten Wert

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Abfluss:

Die durch die intensiven Niederschläge im ganzen Land verursachten Hochwasser hatten zumindest ein mehrjähriges Wiederkehrintervall. Bei einigen Pegeln wurden Abflüsse mit einem Wiederkehrintervall von 100 Jahren oder mehr beobachtet. Entsprechend den Niederschlägen und den Lufttemperatruen im Einzugsgebiet war die Hochwasserspitze an der Bregenzerach, an der Frutz und im Unterlauf der Ill höher als im Jahre 1999, an der Leiblach geringer als im Jahre 1999. Durch die im Vergleich zum Jahre 1999 höhere Schneefallgrenze waren die Niederschlagsgebiete, welche durch Schneefall an der Abflussbildung beitrugen wessentlich geringer als im Jahre 1999. Daher war heuer das Hochwasser insbesonders an der Ill deutlich höher als im Jahre 1999. Ein Hochwasser mit großen Überflutungen im Montafon und in der Stadt Feldkirch gab es auch im Juni 1910, als ebenfalls die Schneefallgrenze höher als im Mai 1999 lag.

Im Vergleich zum Hochwasser im Mai 1999 ist das Hochwasser an den Pegelmessstellen schneller angestiegen. Beim Pegel Mellau zum Beispiel betrug beim Hochwasser am 21./22. Mai 1999 die Zeitdauer ab dem Erreichen des Wasserstandes von 100 cm bis zum Hochwasserscheitel von 285 cm mehr als 22 Stunden, am 22. August wurde nicht einmal 9 Stunden benötigt um ab dem Überschreiten des Pegelstandes von 100 cm den Scheitelwert von mehr als 300 cm zu erreichen.

Im Jahre 1999 ist ca 10 Tage vor dem Hochwasser am 21/22.5. auch zu Christi Himmelfahrt ein extremes Hochwasser aufgetreten. Beim Bodensee ist daher das Hochwasser in diesem Jahr auf Grund der Ausgangslage des Wasserstandes vor dem Hochwasser (ca 80 cm unter dem mittleren Wasserstand im August) deutlich unter dem Wert des Jahres 1999.

In der unten stehenden Tabelle 2 sind auf der Basis der vorläufigen Auswertung die Hochwasserabflüsse bei einigen Pegelstellen mit Angaben der Jährlichkeit angeführt. Das Hochwasser hat einige Pegelstellen beschädigt. Durch die starke Geschiebeführung beim Hochwasser sind zusätzliche Erhebnung für die Bestimmung der Abflussspitze beim Hochwasser notwendig. Es ist daher noch nicht möglich bei allen Pegelmessstellen nähere Angaben über die Abflussspitze und die Jährlichkeit des Hochwassers zu machen.

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Pegel Gewässer HWmax Uhrz. HQmax HQn Werte (cm) MEZ (m3/s) 1999 Bangs Rhein 876 01:30 1100 k.A. 1233

Gisingen Ill 796 06:00 700 HQ100 545

Lustenau Rhein 1079 05:45 2200 HQ10 1800

Laterns Frutz 450 >>HQ100 145 Sulz Frutz 280 23:45 230(300) k.A. --

Garsella Lutz 234 (210} >>HQ100 65

Lorüns Alfenz 190 >>HQ100 81 Lorüns Äuele Ill 260 k.A. 150

Vandans Ill 200 HQ10 132

Schruns Litz 95 >>HQ100 47

Gaschurn Ill 60 HQ50 39

Lauterach Dornbirnerach 668 05:15 230 HQ30 210 Hoher Steg Dornbirnerach 527 05:30 155 k.A. 131 Hohenems Emsbach 145 15:30 14 k.A. 10

Schwarzach Schwarzach 156 00:30 55 HQ30 55

Enz Dornbirnerach 320 215 HQ50 133

Lustenau Binnenkanal 417 05:00 55

Hopfreben Bregenzerach 150 >>HQ100 52

Au Bregenzerach {280} 280 >>HQ100 196

Mellau Bregenzerach 350 22:15 430 >>HQ100 388

Thal Rotach 195 115 HQ5 147

Krumbach Weissach 500 {400} HQ50 187

Schönenbach Subersach 260 70 HQ20 88 Kälberweide Leckenbach 246 72 k.A. --

Lingenau Subersach 380 170(200) HQ50 154

Kennelbach Bregenzerach 580 03:30 1350 >HQ100 1100 Lech Zürsbach ??? k.A. 17 Lech Lech ? 81 Unterhochsteg Leiblach 250 10:45 75 HQ5 95

Tabelle 2: Abflusssituation Hochwasser vom 23. August 2005

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Auswertung der Pegel und Gewässerstrecken nach HW-Jährlichkeiten

C% C% C%C% C% C% C% C% C% C% C% C% C% Pegel HQn C% C% C% keine Daten C% C% C% keine Auswertung C% C% C% > HQ1 - HQ10 C% > HQ10 - HQ30 C% C% C% C% > HQ30 - HQ100 C% C% C% > HQ100 C% C% C% >> HQ100 C% C% Pegel - Strecken C% keine Daten C% keine Auswertung C% C%C% C% extrapoliert C% Pegel - Strecken keine Daten > HQ1 - HQ10 % > HQ10 - HQ30 C > HQ30 - HQ100 > HQ100 >> HQ100

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ANHANG: Wasserstandsganglinie einiger Pegel (mit teilweise eingezeichneten Warnstufen)

cm

310 2 M 300 B W 290

280

270

260

250

240

230

220

210

200

190

180

170

160

150

140

130

120

110

100

90

80

70

60

50

0:00 12:00 0:00 12:00 0:00 12:00 0:00 12:00 0:00 21.Aug 2005 22. 23. 24. 25. Abbildung 5: Wasserstandsganglinie Bregenzerach Pegel Mellau

Abbildung 5: Wasserstandsganglinie Bregenzerach Pegel Kennelbach - 23 -

Anmerkung (Ausfall der Aufzeichnung am 23.8.2005)

Abbildung 6: Wasserstandsganglinie Ill Pegel Gisingen

Abbildung 7: Wasserstandsganglinie Rhein Pegel Bangs - 24 -

Abbildung 8: Wasserstandsganglinie Rhein Pegel Lustenau-Eisenbahnbrücke

Abbildung 9: Wasserstandsganglinie Dornbirnerach Pegel

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Abbildung 10: Wasserstandsganglinie Bodensee Pegel Bregenz Hafen