SAMSTAG, 27. JANUAR 2018 NUMMER 22 Kultur am Ort 41 Gefeiertes Seit sechs Melodram auf Jahrzehnten der Bühne im Chor LTS zeigt Lachen: Drei treue „Eine Familie“ Mitglieder geehrt Memmingen Einen bitterbösen und Lachen Bei der Jahresversammlung zugleich extrem komischen Abge- der Chorgemeinschaft Lachen hat sang auf den amerikanischen Traum Vorsitzender Roland Obermayer bringt das Landestheater Schwaben drei Mitglieder für jeweils 60-jähri- (LTS) auf die Bühne: Am Freitag, ge Vereinszugehörigkeit geehrt: Seit 2.Februar, feiert ab 20 Uhr „Eine sechs Jahrzehnten ist Hubert Riegg Familie“ des amerikanischen Dra- Sänger. 27 Jahre lang war er auch matikers Tracy Letts Premiere. Vorsitzender des Vereines. Im Zentrum stehen die Westons, Noch immer kümmere er sich en- eine typische amerikanische Mittel- gagiert um die Belange des Vereins, standsfamilie in der Provinz von hieß es. Johann Diepolder und Oklahoma. In der Prärie haben sie Adelbert Menhild wurden für je- ihre Träume von Wohlstand und weils 60 Jahre passive Mitglied- Ansehen wahr gemacht. Liebe und schaft geehrt. Für 40 Jahre aktive Wärme jedoch sind längst Alkohol- Mitgliedschaft wurde Wolfgang Zu- und Tablettensucht, Ehescharmüt- ber geehrt, seine Frau Barbara für zeln und familiärem Kleinkrieg ge- die gleiche Zeit passiver Mitglied- wichen. Vater Beverly verschwindet schaft. Doris Holderied wurde für plötzlich spurlos und lässt seine 25 Jahre aktive Mitgliedschaft aus- krebskranke Frau Violet zurück. gezeichnet. Seit zwei Jahren küm- mert sie sich auch als Kassiererin um Neurotischer Anhang die finanziellen Belange des Chores. Die drei problembeladenen, er- wachsenen Töchter und Violets 840 Euro für KlinikBalkon Schwester reisen mit ihrem neuroti- In der Versammlung wurde auf ein schen Anhang an, um der Verlasse- ereignisreiches Jahr mit zahlreichen Prägend für den Stil von „“, der USBand mit der harten Gangart, sind unter anderem die gellenden Schreie von Sänger (ganz links, vorne). Den zahlrei nen beizustehen. Alte Konflikte Auftritten zurückgeblickt. Beim chen Fans im Memminger Kaminwerk gefiel’s, wie das Bild zeigt. Foto: Christian Gögler brechen wieder auf, und beim Adventssingen wurden 840 Euro für Schmaus zur inzwischen gefunde- den Balkonbau in der Palliativstati- nen Leiche des Ehemanns führt die on des Memminger Klinikums ge- Mutter einen Eklat herbei. sammelt. Das Stück vereint Tiefgründig- Es gab auch einen Ausblick auf keit und lässige Oberfläche zum Metal der alten Schule: das Jahr 2018: Heuer werden bei- scharf gezeichneten Generationen- spielsweise das Maifest und wieder porträt. Letts’ Stück wurde mit dem einige Geburtstagsjubiläen gefeiert. Pulitzer-Preis ausgezeichnet, 2013 Bei den turnusmäßigen Wahlen mit Meryl Streep in der Hauptrolle Bretthart, aber auch mal emotional wurden Johanna Diepolder und verfilmt und feierte Erfolge am Wolfgang Zuber für weitere drei Broadway und an zahlreichen deut- Kaminwerk Beim Konzert der US-Band „Iced Earth“ wird so manche Jahre als Beisitzer bestätigt. Kassen- schen Bühnen. (mz) verstaubte Kutte wieder ausgeführt. Zumindest vereinzelt sind auch Headbanger zu sehen prüfer wurden Hermann Grimm und Mariluise Karrer. (mz)

VON CHRISTIAN GÖGLER außergewöhnlich schnell gespielten schworenen Fans in der gut gefüll- schen Metalfans wären, hätten wir Kultur in Kürze Rhythmus-Riffs, die klingen wie ein ten Halle, viele mit Shirts, die der Frieden auf Erden“, glaubt er und Memmingen Von „Iced Earth“, der sehr laut surrender Bienenstock. In eckige Schriftzug von Iced Earth feiert Party mit seinem nicht ganz BAD GRÖNENBACH US-Band mit der harten Gangart, die ausgewogene Werkschau einge- ziert, reagieren ausnehmend begeis- bierernsten Happy Metal. Irgendwo hat man länger nichts mehr gehört woben finden sich Songs aus dem tert. Auch so manche verstaubte zwischen der Attitüde von Manowar Ersatztermin für Auftritt im Allgäu. Zuletzt war die Truppe neuen „Incorruptible“. Kutte, eine Jeansjacke voll gepflas- und dem Duktus von Helloween hat von Claus von Wagner um (einziges verbliebe- Den Höhepunkt des Konzerts al- tert mit den Aufnähern der Lieb- Bay seit zwanzig Jahren seinen Platz Für den Kabarettabend mit Claus nes Gründungsmitglied) vor 16 Jah- lerdings bilden zwei brettharte Tri- lingsbands, wird nun zum Konzert gefunden – und daran wird er ver- von Wagner im Post-Saal in Bad ren in der Kaufbeurer Zeppelinhalle logien aus den Neunzigerjahren: wieder ausgeführt. mutlich nicht viel ändern. Grönenbach, der wegen Krankheit zu erleben. Zusammen mit „Free- drei Stücke aus der beliebten Schei- Wie in der legendären Zeppelin- abgesagt werden musste (die MZ dom Call“ und „Metaprism“ ent- be „Something Wicked this Way co- halle einst zuhauf sieht man jetzt im Männliches Röcheln berichtete), ist nun ein Ersatztermin zündeten sie nun im Memminger mes“ gefolgt von weiteren drei aus Kaminwerk zumindest vereinzelt Ganz anders der Newcomer „Meta- gefunden worden. Die Veranstal- Kaminwerk eine Heavy-Metal- „“, bei des- wieder Headbanger. Alte Schule prism“ aus dem englischen Seebad tung soll jetzt am Freitag, 15. Juni, Show, die sich sehen lassen konnte. sen Titeltrack Bandboss Schaffer also. Und Sänger Stu Block be- Bournemouth. Das melodische ab 20 Uhr im Post-Saal stattfinden. selbst das Mikrofon übernimmt. Da schwört die Zusammengehörigkeit Brett, das der - Karten für den zunächst geplanten Wie im Bienenstock laufen die Ohren heiß. in der Band, die sich wie eine Bru- Sechser mit weiblichem Klargesang Termin können bei der Kur- und Prägend für Iced Earths Stil sind Stu „Watching over me“, eine emo- derschaft versteht. und männlichem Röcheln zuvor ab- Gästeinformation zurückgegeben Blocks gellende Schreie, der Wech- tionale Ballade für Schaffers verstor- Dem steht auch Chris Bay, Vor- lieferte, beeindruckte. Diese unver- beziehungsweise umgetauscht sel zwischen rasanten und hymni- benen Freund, bleibt zum Ausklang stand der Vorgruppe Freedom Call, brauchte, engagierte Band sollte werden. (mz) schen Passagen und Jon Schaffers der einzige ruhige Titel. Die einge- in nichts nach: „Wenn alle Men- man im Auge behalten. Einige langjährige Mitglieder wurden bei der Chorgemeinschaft Lachen geehrt. Das Bild zeigt (vorne, von links): Hubert Riegg, Doris Holderied und Elfriede BravoRufe für britisches Ensemble Brennich vom Chorverband Bayerisch Schwaben. Foto: Chorgemeinschaft Lachen Meisterkonzerte „Doric String Quartet“ beschert Zuhörern im Kreuzherrnsaal grandiose Musikmomente

Memmingen Das erste Memminger ausgereift. Es gab kaum ein Nach- und bildeten eine wirklich verblüf- nander. Luftig und federleicht ent- 64 Nr. 3 kosteten die Musiker mit Kultur in Kürze Meisterkonzert in diesem Jahr war lassen. fend symbiotische Einheit in Ton ließen die Instrumentalisten Töne in Witz und angemessenem Übermut zugleich ein kaum zu toppender Hö- Mit höchster Wachheit und knis- und Rhythmus. Das Quartett, das die aufmerksame Stille des Raumes. eine ganz andere, heitere Musikali- MEMMINGEN hepunkt. Mit einer großartig inspi- ternder Spannung gingen sie in den schon zahlreiche Preise einheimsen Genauso überzeugte ihre herbe und tät aus. Ihr Spiel war so fein und rierten Interpretation von Streich- dritten Satz. Impulse und Akzente konnte und als das beste seiner Ge- zupackende Dynamik. Bei Joseph zeugte von so viel Geschmack und Band des Welthits quartetten (Britten, Haydn und setzten sie mit dem ganzen Körper neration gilt, atmet und lebt mitei- Haydns Streichquartett B-Dur op. variablem Ausdruck: ein pures Ver- „Butterfly“ im Kaminwerk Beethoven) rissen die vier Musiker gnügen. Gleich vier Bands stehen am Sams- des „Doric String Quartet“ aus Eng- tag, 3. Februar, im Memminger land ein gebanntes Publikum im Atemberaubende Abschlüsse Kaminwerk auf der Bühne: „Sali- Kreuzherrnsaal zu Bravos und lang Der zweite Teil des Konzerts gehör- va“, „Crazy Town“, „Davey Sui- anhaltendem Applaus hin. te ganz Ludwig von Beethovens cide“ und „Griever“ bringen ab Der Vorsitzende des Vereins, Streichquartett Nr. 13 B-Dur op. 19.30 Uhr ihr Nu-Alternative- Christian Weiherer, wies schon bei 130. Das noch heute äußerst modern Metal-Botschaft unter die Fans. Die seiner Begrüßung auf den eigenen wirkende Werk war in der Original- US-Amerikaner von „Saliva“ sind Charakter und die besondere Farb- fassung mit der Großen Fuge als Fi- durch Alben wie „Survival of the Si- gebung des Quartetts hin. Was Alex nale zu hören. Zu Beethovens Zeiten ckest“ als feste Größe des Heavy Redington und Jonathan Stone an stieß sie auf viel Unverständnis und Rock bekannt. Sie reisen in Beglei- der Violine, Hélène Clément an der wurde daraufhin vom Komponisten tung von „Crazy Town“ an, die Viola und John Myerscough am Cel- vom ursprünglichen Opus abge- mit „Butterfly“ im Jahr 2000 einen lo dann jedoch an subtiler Klangkul- trennt. Die ausgezeichnet aufeinan- Welthit landeten. Den Abend er- tur und lebendigem Ausdruck bo- der eingespielten Musiker interpre- öffnen „Davey Suicide“, die sich ten, war grandios und beglückend. tierten sie äußerst klar und ausba- dem Goth Alternative Metal ver- Ein Konzert der Extraklasse. lanciert, ganz ohne Protzigkeit. Die schrieben haben. Zudem spielen Komplexität der Fuge war in diesem „Griever“ klassischen Metalcore Geheimnisvolle Reibungen Vortrag vollkommen durchdrungen von der britischen Insel. (mz) Umwerfend souverän allein schon und transparent ausformuliert. Das die Leichtigkeit ihres Spiels bei Ensemble verstand es zudem, atem- O Vorverkauf Karten gibt es unter an gleichzeitiger Intensität, gerade in beraubende Abschlüsse zu setzen. derem im MZServicecenter, Telefon den leisen und gehaltenen Stellen. Für die beseelte Feinheit und den (08331)109117, und bei der Stadtinfor Die getragenen Andante-Klänge in außerordentlichen musikalischen mation, Telefon (08331) 850172. Benjamin Brittens selten gespieltem Esprit gab es viele Bravos und en- Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 25 thusiastischen Applaus, für den sich gelangen ätherisch und doch span- das britische Quartett mit einer Zu- So erreichen Sie uns nungsvoll. Die geheimnisvollen gabe bedankte. Der gesangliche Reibungen in den Harmonien schie- zweite Satz aus Haydns Streichquar- nen aus einer anderen Welt zu kom- tett op. 64 Nr. 6 war gut gewählt, Die Redaktion „Kultur am Ort“ er- men. Die Musiker spielten unauf- Ein Konzert der Extraklasse erlebten die Zuhörer im Kreuzherrnsaal beim Auftritt des „Doric String Quartets“. Es bildete den Auf denn er endete im Charakter eines reichen Sie per E-Mail an dringlich und doch frisch und sehr takt zur Reihe „Memminger Meisterkonzerte“. Foto: Harald Holstein Gute-Nacht-Liedes. (haho) [email protected]