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Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Seevögel - Zeitschrift des Vereins Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V.

Jahr/Year: 1985

Band/Volume: 6_1_1985

Autor(en)/Author(s): Bräuning Christian

Artikel/Article: Vorläufiges Ergebnis einer populationsdynamischen Untersuchung einer Lachmöwenkolonie 6-10 6 Populationsdynamische Untersuchungen einer Lachmöwen-Kolonie

Vorläufiges Ergebnis einer populationsdynamischen Untersuchung einer Lachmöwenkolonie* Von Christian Bräuning

Im Rahmen des Möwenforschungspro­ Im östlichen Klärteich befindet sich eine Im Jahre 1982 erfolgte ein Zusammen­ gramms der Inselstation Helgoland des dammartige Insel. Auf ihr dominiert die bruch der Kolonie. Die vom Verfasser Instituts für Vogelforschung »Vogelwarte Brennessel. Einige Schilfstreifen sowie durchgeführten Zählungen ergaben am Helgoland« wird die Dispersion einer mehrere vor Jahren gefällte Bäume, die 29.5.1982 896 Nester und am 1.6.1983 Lachmöwenkolonie im niedersächsi­ im Schlamm verankert fest im Wasser lie­ nur noch 508 Nester. Auffällig war 1982, schen Binnenland untersucht. Standort gen, verleihen dem Teich ein abwechs­ daß zahlreiche Altvögel und auch Jung­ der Kolonie sind die Klärteiche der Zuk- lungsreiches Bild. vögel tot gefunden wurden. Letztere la­ kerfabrik Lehrte (52.22 N, 10.00 E), Kreis gen mitunter in Gruppen auf im Wasser Hannover (Abb. 1). Die Neststandorte der Möwen sind in der stehenden Nestern, aber auch auf der In­ Reihenfolge ihrer Bevorzugung: Im Was­ sel im Ostbecken, dem Teil der Kolonie ser stehende Schilfbestände, die Insel im Gebietsbeschreibung mit den meisten Brutpaaren. Da keine er­ Ostbecken, die gefällten Bäume, aus kennbaren Verletzungen Vorlagen, wur­ dem Wasser ragende Pfähle und die al­ Das Gebiet ist im Norden durch Gewer­ den 4 ad.a und 7 Jungtiere (3 er und 49) beflächen, Kleingärten und eine trocken­ ten vegetationsreichen Erdwälle. an der Tierärztlichen Hochschule Hanno­ stehende Schilffläche begrenzt, im Osten ver auf die Todesursache untersucht. durch Ackerland, welches von der Burg- Bestandsentwicklung Laut Befund war der Ernährungszustand dorfer Aue, einem begradigten Bach, und gut. Parasiten wurden keine nachgewie­ Restbeständen von Auwald aufgelockert Erstmals brüteten Lachmöwen im Jahre sen. Alle Tiere hatten jedoch, erst durch ist. Im Süden trennt der ca. 6 Meter hohe 1962 in den Klärteichen. Die Bestands­ die Obduktion erkennbar, Hämatome Bahndamm der Strecke Hannover- entwicklung wurde von F. D. Busch kon­ (Bluterguß) im Brust- und Bauchbereich. Braunschweig die Teiche von der Feld­ trolliert: Vermutlich handelte es sich dabei um mark. Im Westen liegt der Ort Lehrte. Bißwunden, die den Möwen vom Marder Das eigentliche Areal der Klärbecken ist Jahr Jahr Jahr (Martes spec), wahrscheinlicher vom Iltis etwa 500x500 m groß. Erddämme unter­ Brutpaare Brutpaare Brutpaare (Putorius putorius) beigebracht worden teilen es in rechteckige Becken. Die in waren. Es liegt in diesem Falle also eine früheren Jahren vorhandenen Schilf­ 1962 11 1970 ca. 1200 1978 ca. 1300 1963 120 1971 ca. 1200 1979 1360 natürliche Regulierung des Bestandes bestände innerhalb der Becken sind bis 1964 250 1972 c a .1200 1980 ca. 2000 vor. Auch 1983 wurden einige Möwen auf kleine Reste abgestorben. 1965 290 1973 1400 1981 ca.2000 Opfer von Raubsäugern. Eine weitere Ur­ Im Laufe des Jahres 1982 wurden die al­ 1966 360 1974 ca. 1500 1981 ca. 2000 sache für den plötzlichen Bestandsein­ ten Erdwälle erhöht und teilweise neue 1967 530 1975 1500 1982 ca. 900 bruch ist die Umgestaltung des Lebens­ geschaffen. Die Vegetation der Dämme 1968 750 1976 1300 1983 ca. 500 raumes. Von 1982 an wurden Erdarbei­ wurde fast völlig vernichtet. 1969 950 1977 ca. 1300 1984 ca. 1350 ten durchgeführt; die Dämme der Klär­ becken wurden erhöht und es wurden auch neue gezogen. Dadurch ging den Möwen eine Reihe geeigneter Brutplätze verloren. Auf ungefährdete Brutplätze, die aber im Bereich der langsam wan­ dernden Baustelle lagen, wirkten sich die Störungen negativ aus. Sie wurden ent­ gegen früheren Jahren kaum genutzt. Das Begehen der alten Dämme war, durch Pflanzenbewuchs und Uneben­ heiten bedingt, unbequem. Die neuen Dämme aber verführen manchen Spa­ ziergänger zu einer Exkursion ins Ge­ lände, wo sie, genau wie die Vogelkund- ler, weithin sichtbar sind und die Möwen von den Gelegen vertreiben. Obwohl das Ostbecken weitgehend von den Erdarbeiten verschont blieb, ging auch hier die Zahl der Brutpaare gegen­ über 1982 um 44% zurück. Über Schwankungen in Kolonien, die auch im Einzugsbereich der Lehrter Kolo­ nie liegen, berichten auch A ugst (1983), Garve (1977), Kloppenburg (1979) und Latzel (1981). Nach Creutz (in Kloppenburg 1979) durchlaufen die Brutkolonien drei Sta­ dien in ihrer Entwicklung: Das Zuwachs-,

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes in Niedersachsen. * Erweiterte Fassung eines am 13.10.84 auf L - Lehrte, H - Hannover, CE - , PE - Peine, BS - Braunschweig, SZ - Salzgitter, der 13. Jahresversammlung der Vereini­ NM - Northeim, SM - Steinhuder Meer, HB - Bremen, HH - Hamburg, 1 - Meißendorfer gung AVIFAUNA NIEDERSACHSEN in Teiche, 5 - Süpplingenburg, 11 - Dümmer. Hannover gehaltenen Referats. SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1985 / Band 6, Heft 1 7

Austausch- und Schrumpfstadium. In der - wie lange bleiben die Jungvögel im nä­ (Schleswig-Holstein), daß zur Zeit der Ei­ Lehrter Kolonie wurde dieser Entwick­ heren Bereich der Kolonie? ablage und Bebrütung Beuteobjekte des lungsgang durch menschliche Eingriffe - kehren die immaturen Lachmöwen Nahrungsraumes »von Feld und Wiese« und, wahrscheinlich, tierische Räuber wieder in ihre Heimat zurück? bevorzugt wurden. Abfälle eines nahege­ empfindlich gestört. Der von Kloppen - - erfolgt eine Besiedlung von Nachbar­ legenen fleischverarbeitenden Betriebes burg (1979) angenommene Sättigungs­ kolonien? zählten gleichfalls zur Hauptnahrung, zustand von 1300-1500 Brutpaaren für während Haushaltsabfälle nur als »Gele­ die Lehrter Kolonie wurde, wie die Ta­ genheitsnahrung« anzusehen waren. Nahrungsplätze belle zeigt, noch deutlich übertroffen. Lei­ Zum Baden suchten die Lehrter Lachmö­ der ist es nun nicht möglich, einen Vorwiegend während der Brut- und Auf­ wen gern den Kiessee V (2,8 km NNW) unbeeinflußten Entwicklungsgang zu be­ zuchtperiode holten die Möwen ihre Nah­ auf, der zwischen der Kolonie und der obachten. Diese Tendenz der Steigung rung von dem Grünland im Bereich der Mülldeponie Burgdorf liegt. Die Seen VII unterstreicht die Ansicht von Reichholf Burgdorfer Aue. Auch die nahegelege­ und VIII wurden weniger häufig frequen­ (in Kloppenburg 1979), daß eine Kolonie nen Parkanlagen von Lehrte sowie tiert. Das Gelände direkt südlich der Kolo­ während ihrer Entwicklung kurzzeitig ein Ackerland gehörten zum Nahrungsrevier. nie war bei den Möwen anscheinend we­ Vielfaches (5-10fache) des normalen Bis zu 40 Ex. hielten sich auch an der niger beliebt; möglicherweise beeinfluß­ Wertes erreichen kann. Kläranlage von Lehrte (1 km WNW) ten der Bahndamm und die nächstge­ Eine Erholung in der Lehrter Kolonie war (Abb.2) auf, von wo sie auch auf die an­ legene Lachmöwen-Kolonie in Sehnde 1984 zu registrieren. Obwohl sich das grenzenden Rasenflächen flogen. Zur (6,5 km SSW) dieses Verhalten. Brutäreal gegenüber früheren Jahren Mülldeponie Burgdorf (6 km NNE) konn­ Da die Mülldeponie Schwerpunkt bei der verkleinerte, wurden von F. D. Fuchs und ten regelmäßig Nahrungsflüge beobach­ mir am 26.5.1984 1350 Nester gezählt. tet werden; ebenfalls zur Mülldeponie Kontrolle über die Verweildauer war, ver­ mitteln die Zahlenvergleiche mit den an­ Auch in der benachbarten Kolonie Hannover (10 km WNW). Gelegentlich am Nest gefundene Speckschwarten und derweitigen Nachweisen farbberingter Sehnde stieg die Zahl der Nester von 30 Möwen u.U. ein falsches Bild bezüglich in 1983 auf 164 in 1984; während sich die Wurstreste bestätigen die Verwertung von Abfall durch die Möwen. Nahrung, der Bevorzugung von Nahrungsplätzen. kleine Kolonie der Zuckerfabrik Rethen Die jungen Lachmöwen passen sich of­ von 64 in 1983 auf 6 in 1984 reduzierte. die manchmal während des Beringungs­ vorganges von den Jungvögeln ausge­ fenbar recht schnell günstigen Nahrungs­ würgt wurde, enthielt größtenteils Regen­ quellen an. Außer auf den Müllkippen be­ Beringung würmer und Raupen. Mülldeponie und obachtete ich Jungmöwen auf Grünland, Um die Bewegungen der Möwen vom er­ Kläranlagen scheinen demnach als Nah­ an der Uferzone der Burgdorfer Aue, sten Lebensjahr an verfolgen zu können, rungsquelle für die Aufzucht der Jungen beim Insektenfang über Getreidefeldern wurden nichtflügge Tiere mit Aluminium­ für die Elternvögel von sekundärer Be­ und an trockengefallenen Teichen im Lei­ ringen und zusätzlich mit Farbringen deutung zu sein. netal südlich Hannover. Ob die Tiere alle markiert. Laut Auskunft des Instituts für aus dem Raum Hannover stammen, ist Vogelforschung, in dessen Zuständig­ Auch Hartwig u. Müller -Jensen (1980) natürlich fraglich. Auch wenn manchmal keitsbereich keine weiteren Farbberin- fanden an einem Brutplatz der Lach­ eine farbberingte Möwe aus Lehrte dabei gungen von Lachmöwen vorgenommen möwe in der Schlei bei Schleswig war; denn bereits Anfang Juli erscheinen werden, ist die Möglichkeit von Fehlbe­ obachtungen auf ein Minimum begrenzt. Beringt wurde von Ende Mai bis Anfang Juli im einwöchigen Abstand. Tatkräftige Hilfe leisteten dabei F.D. Busch und G. P elz . Es wurden beringt: 1980: gelb bzw. grün, links 1303 Exemplare 1981: gelb bzw. grün, rechts 1700 Exemplare 1982: schwarz, links 377 Exemplare 1983: schwarz, rechts 253 Exemplare Von den 3003 beringten Lachmöwen der Jahrgänge 1980/81 wurden bis zum 1.11.1983 insgesamt 249 Exemplare (8,3%) zurückgemeldet. Davon wurden 174 Ex. (5,8%) durch Farbring identifi­ ziert und 75 Ex. (2,5%) tot gefunden oder lebend durch Ringablesung kontrolliert. Eigene Suchaktionen beschränkten sich in den Jahren 1980 und 1981 auf die Um­ gebung von Hannover. Mit Erreichen der Geschlechtsreife des Lachmöwenjahr­ gangs 1980 weitete ich im Jahre 1982 die Suche nach farbberingten Möwen aus. Das in diesem Jahr kontrollierte Gebiet erstreckt sich über 200 km (Luftlinie) in West-Ost- und 120 km (Luftlinie) in Nord- Süd-Richtung. Folgenden Fragestellungen konnte so nachgegangen werden: - welche Nahrungsplätze werden aufge­ Burgdorf; V Kiessee Steinwedel; VI Kläranlage Lehrte; VII See aus Sandabbau; VIII sucht? See aus Sandabbau; O Wald. 8 Populationsdynamische Untersuchungen einer Lachmöwen-Kolonie die ersten durchziehenden Jungmöwen Tab. 1: Lachmöwen auf den Mülldeponien Hannover und Burgdorf während der Brutzeit 1984. aus östlich gelegenen Kolonien. An der Fütterungsvorrichtung einer Dep

2070 Ahrensburg

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Ort, Datum Unterschrift(en) 1 1 Nichtzutreffendes bitte streichen. SEEVÖGEL, Zeitschrift Verein Jordsand, Hamburg 1985 / Band 6, Heft 1 9

Fernfunde von Jungmöwen Rückmeldungen beringter Lachmöwen bis zu einem Alter von 8 Monaten zeigen in den meisten Fällen einen Abzug in westlicher Richtung. Die Ausnahmen wa­ ren: He 5 245 763: O 13.6.81; t 5.9.81 Wittenberge (DDR) (137 km ENE) He 5 257 675: O 4.6.83; t 22.10.83 Schwerin (DDR) (376 km NE) Der zeitlich interessanteste Wiederfund stammt aus Spanien: He 5 245 152: O nestj., 30.5.81; t 16.7.81 bei Santander (1095 km SSW) Eine einjährige Lachmöwe, identifiziert Blick von Westen in die Lachmöwen-Kolonie. Foto: Chr. Bräuning aufgrund des Farbringes, wurde am 28.5.82, in den Rieselfeldern Münster möwen abgesucht (Abb.1). Die Bearbei­ men. Diese scheitern aber mitunter, beim Sammeln von Nistmaterial beob­ tung einer solchen Fläche bereitet bei der wenn das Gelände frühzeitig austrocknet achtet. Kürze der Zeit für eine Person Schwierig­ (Oelke mdl.). Die o.g. Brutpaarzahlen er­ Es liegen drei Fernfunde zweijähriger keiten. Trotz 2000 km Fahrt im Pkw heben keinen Anspruch auf Vollständig­ Möwen während der Brutzeit vor: wurde die Neuansiedlung in den Rid- keit. Sie spiegeln aber in etwa die Größen He 5 234 558: O 24.4.80 t 6.5.82 Eutin dagshäuser Teichen bei Braunschweig der Kolonien wider. Eine genaue Erfas­ (199 km NNE); sung war aus Zeitmangel nicht möglich. übersehen. Eine Kontrolle dieser Kolonie He 5244840: 0 30.5.81 t 11.6.83 Teich­ wurde ein Jahr später, am 12.5.1983, Mit Ausnahme der Meißendorfer Teiche gebiet Zschorna bei Dresden (DDR) nachgeholt. (keine Farbringbeobachtung) und des (285 km ESE); Dümmers (1 Ex. 1981) konnten an allen Brütende Möwen hielten sich an folgen­ He 5 245 637: O 8.6.81 t 8.6.83 Riesel­ anderen Brutplätzen farbmarkierte Mö­ den Plätzen auf (die Entfernungen und felder Münster (164 km WSW). Richtungen gelten von der Lachmöwen- wen Jahrgang 1980 beobachtet werden Kolonie »Lehrte«): (Tab. 3). Für fünf Kolonien gelangen so­ gar Brutnachweise farbberingter zweijäh­ Schlußfolgerung 1 Meißendorfer Teiche (40 km NNW): riger Lachmöwen. Aus dem vorliegenden Material ist zu 30 BP Im Jahre 1983 erfolgte auch in der Kolo­ schließen, daß bald nach Erlangen der 2 Fallersleben (Düpen) (49 km ENE): nie 13 der Brutnachweis einer zweijähri­ Flugfähigkeit ein Großteil der Jungvögel 700 BP gen Lachmöwe. nach Westen abzieht. Einige Individuen 3 Wendesser Moor (14 km E): vagabundieren in der weiteren Umge­ 50-70 BP Vom Dümmer (Kolonie 11) liegt noch fol­ bung. Wenn überhaupt, bleiben wohl nur 4 Braunschweig (Rieselfelder) gender Ringfund vor: sehr wenige Ex. im Winter hier. (30 km ESE): 50 BP He 5 234 780: O nestjung, 31.5.80 Der Zuzug fremder Lachmöwen in eine 5 Süpplingenburg (62 km ESE): Lehrte; t 17.5.82, also zur Brutzeit. 300 BP bestehende Kolonie ist offenbar ein nor­ 6 Adenstedt (18 km SE): 37 BP Erwähnenswert ist außerdem der Ring­ maler Vorgang, um Genaustausch si­ 7 Lengede (28 km SE): 96 BP fund cherzustellen. So ist sehr deutlich die 8 Baddeckenstedt (35 km SE): 5 BP He 5 234 558:Onestj., 24.5.80; t 6.5.82 Ausstrahlung der Lehrter Kolonie auf die 9 Sehnde (6,5 km SSW): 50 BP bei Eutin. Nachbarkolonie zu erkennen. Im regiona­ 10 Gleidingen (14 km SW): 36 BP len Bereich wird nahezu jede Kolonie an­ 11 Dümmer (113 km W): 1000 BP Fremdansiedlung geflogen. Es ist anzunehmen, daß auch 12 Garbsen (31 km WNW): 70 BP Von den Ringfunden innerhalb der Kolo­ dort, wo kein Brutnachweis farbberingter 13 Braunschweig (Riddagshausen) nie in den Jahren 1981 und 1982 interes­ Lachmöwen gelang, solche zur Brut (40 km ESE): 350 BP sieren in erster Linie die als nestjung be­ schritten. Die Fremdansiedlung aus Fallersleben Die im Vorjahr noch bestehende Kolonie ringten und hier als Brutvogel erkannten zeigt, daß die Kolonie Lehrte wiederum »Steinhuder Meer« war 1982 erloschen. Möwen. Es sind dies: von anderen Kolonien gespeist wird. Der Erstmals besiedelt wurde 1982 der ehe­ He 5 194 607: O 7.6.74 Fallersleben (Ko­ lonie 2); t 5.6.82 (50 km W) Zuzug aus Brettorf (-Ems) einer­ malige Erzklärteich in Adenstedt (Kukuk seits und die Meldung der »Lehrter« Mö­ et al. 1982). Im Wendesser Moor werden He 5 173 435: O 23.5.76 Brettorf (Weser- Ems); t 20.6.81 (123 km ESE) wen aus Münster andererseits beweisen fast jedes Jahr Brutversuche unternom­ den überregionalen Austausch von Brut­ vögeln. Tab.3: Zahl der gleichzeitig gesichteten, farbberingten Lachmöwen. Nur 1982 wur­ den alle aufgeführten Kolonien kontrolliert. Die Frage nach dem Verbleib der über 1000 Brutpaare, die 1982 in Lehrte fehl­ ten, läßt sich nicht befriedigend beant­ Kolonie-Nr.: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 worten. Die neue Brutstätte in Adenstedt beringt beobach­ wurde auch von der Lehrter Kolonie ge­ tet speist. Dieses belegen die Ringbeobach­ tungen. Ob nun die entstandene Kolonie 1980 1982 1 3 1 1 3 2 1 1 1 1 »Riddagshäuser Teiche« in Braun­ 1981 1982 4 1 1 1 1 schweig auch der Reduktion in Lehrte an­ 1981 1983 1 1 gelastet werden kann, muß unbeantwor­ tet bleiben. Auch von den anderen Kolo­ davon Brutnachweise nien sind keine nennenswerten Zuwachs­ 1 2 2 1980 1982 1 1 raten bekannt. Ähnlich, wie für den Düm­ 1981 1983 1 1 mer beschrieben (A ugst 1983), war auch 10 Populationsdynamische Untersuchungen einer Lachmöwen-Kolonie

A Summary Preliminary results from investigations on population dynamics of a colony of Black­ headed Gulls (Larus ridibundus). From 1980 bis 1981 immature birds of an inland colony of Black-headed Gulls near Lehrte () were marked with coloured rings. The interpretation of field observations shows that the immature gulls migrate westwards after having rea­ ched their flight capability; only few birds remain near the colony during winter. A refuse dump was of secondary impor­ tance as food reservoir for gulls who raise their young. The birds preferred during that time public-gardens, corn-growing areas and pasture-land where they sear­ ched for food. It was found an exchange of breeding birds between colonies of the surroundings.

Literatur Gefällte Bäume, die, im Schlamm verankert, fest im Wasser liegen, dienen als Nestgrundlage. Augst , H. J. (1983): Die Bedeutung und Ent­ Foto: Chr. Bräuning wicklung des Dümmers als Lebensraum für Brut- und Gastvögel. - Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen, Bei­ in Lehrte keine negative Beeinflussung Lachmöwenkolonie farbig beringt. Die heft 7. anderer Vogelarten durch die Lachmö­ Auswertung der Feldbeobachtungen Ewald , K. (1977): Beiträge zur Ernährung so­ wen zu erkennen. Inmitten der Kolonie zeigt, daß bald nach Erlangen der Flug­ wie zum Parasiten-, Salmonellen- und brüteten erfolgreich Stockente, Teich- Chlamydienbefall von Lachmöwen im fähigkeit ein Großteil der Jungvögel nach Aischgründer Karpfenteich-Gebiet mit Aus­ und Bläßhuhn. Vermutlich durch die Exi­ Westen abzieht. Wenn überhaupt, blei­ wertung der europäischen Literatur zu die­ stenz der Kolonie angezogen, hielten ben nur wenige Ex. im Winter hier. Die sem Problem. - Zulassungsarbeit zu wis­ sich 1983 sogar 2 Schwarzhalstaucher Mülldeponie scheint für Nahrungssuche senschaftlicher Prüfung für das Lehramt auf. zur Jungenaufzucht von sekundärer Be­ an Gymnasium, Erlangen. deutung zu sein; Grünland, Ackerflächen Garve , W. (1977): Die Vögel der Südheide und Zusammenfassung und Parkanlagen werden bevorzugt. Zwi­ der Allerniederung. - Celler Berichte zur ln den Jahren 1980 bis 1983 wurden schen den Kolonien findet ein Austausch Vogelkunde, Heft 3. Jungmöwen einer binnenländischen H artwig , E. u . G.-B. M üller -Jensen (1980): Zur von Brutvögeln statt. Nahrung der Lachmöwe (Larus ridibundus) an einem Brutplatz in der Schlei bei Schleswig zur Zeit der Eiablage und Be­ brütung. - Seevögel 1/3: 38-45. Kloppenburg , G. (1979): Versuch einer Ana­ lyse der Lachmöwenbestandsentwicklung in Niedersachsen; mit einer Beschreibung der Biologie der Lachmöwe. - Diplomarbeit am Institut für Landschaftspflege und Na­ turschutz der TU Hannover. Kukuk , H.-W., J. Streichert , T. H eineken , A. Schulz , G. R iemenschneider u . P. Stolte (1982): Der Auflandeteich Groß Bülten- Adenstedt (Landkreis Peine). - Beitr. Na- turk. Niedersachsens 35/2: 63-121. Latzel , G. (1984): Bestandsentwicklung der Lachmöwe (Larus ridibundus) an den Klär­ teichen der Zuckerfabrik in Fallersleben. - Milvus 2: 38-41. Mann , R. (1977): Wohin ziehen die Lachmö­ wen? - Ornithologisches aus dem Wolfs­ burger Raum VI, Rundbrief 2. Prüter , J. (1982): Durchzug und Rast der Lachmöwe (Larus ridibundus) auf Helgo­ land und Folgerungen für die Durchfüh­ rung bestandslenkender Maßnahmen. - Z. Angew. Zool. 69: 165-182. R üppel, W. (1939): Kennzeichnung von Lach­ möwen mit Farbringen. - Vogelring 11/1: 41-44. W eissköppel, P. (1975): Die Vogelwelt am Steinhuder Meer und in seiner weiteren Umgebung.

Anschrift des Verfassers: Christian Bräuning Rufende Lachmöwen auf einem Baumstumpf. Im Vordergrund ein Nest mit zwei Jungvögeln. Alte Rathausstr. 6 Foto: Chr. Bräuning 3014 Laatzen 1