> NRW@Berlinale 2012 > 70. Geburtstag Heinrich Breloer Film > Lit.Cologne > Made in NRW und > Michael Caine in Köln 1/2012 Medien NRW Oscar-Nominierung für „Pina“ And the Oscar goes to ... Das Daumendrücken geht weiter: Wim Wenders‘ Dann ist die Entscheidung längst gefallen, ob der 3D-Tanzfilm „Pina“, der von der Film- und Medien- Film auch einen der englischen Bafta-Awards ge- stiftung NRW gefördert und nahezu komplett in winnt. Die werden bereits am 12. Februar in Lon- NRW realisiert wurde, hat es unter die letzten don verliehen, und auch dort ist „Pina“ nominiert. Fünf geschafft und ist damit offiziell für den Os- Bis dahin begeistern die mitreißenden Bilder von car in der Kategorie Bester Dokumentarfilm no- Pina Bauschs Tanztheater weiterhin das amerika- miniert. Ihre begehrten Auszeichnungen vergibt nische Publikum. Ende Januar war „Pina“ in den die Academy of Motion Picture Arts and Sciences USA auf über 10 Leinwänden zu sehen und spiel- am 26. Februar. te dabei in den ersten Wochen 782.00 Dollar ein.

Foto: Neue Road Movies /Donata Wenders Inhalt

Mehr NRW geht nicht! NRW@Berlinale 2012 Alle NRW-Filme und NRW-Events auf der Berlinale und ein Interview mit Hans-Christian Schmid über seinen Wettbewerbsfilm „Was bleibt“ > 4

„Was für ein Jahr!“ Das war der meistgehörte Jahreswechsel-Seufzer in der Film- und Medienstiftung NRW. Ein Seufzer, in dem die Anstrengung der zurückliegen- den zwölf Monate zum Ausdruck kam, aber nicht weniger auch die Zufriedenheit Heinrich Breloer mit dem, was geleistet wurde: Neue Aufgaben, neue Arbeitsfelder, neuer Auftritt, neue Events. Eine Jahresbilanz, die sich sehen lassen kann. Und 2012 wird es im Der Spurensucher > 11 selben Tempo weiter gehen. Interview Heinrich Breloer Der große Doku-Dramatiker > 12 Eine große Freude gleich zu Beginn des Jahres: „Pina“ ist für den Oscar nominiert, Oliver Baumgarten über die Filme Heinrich Breloers und das bedeutet Daumen drücken für Wim Wenders, der seine bildgewaltige Würdigung des Tanztheaters von Pina Bausch nahezu komplett in NRW realisiert Herzlichen Glückwunsch > 12 hat. Die Entscheidung, ob „Pina“ in L.A. geehrt wird, fällt am Sonntag, 26. Februar. von Verena Kulenkampff, Fernsehdirektorin WDR

Zuvor geht es aber erst einmal zur Berlinale. Deutschlands wichtigstes Filmfestival, Gehobene Kellerschätze > 13 internationaler Branchentreffpunkt und größtes Publikumsfest zugleich. Die Film- Interview Peter Paul Kubitz von der Deutschen Kinemathek stiftung ist selbstverständlich vor Ort. NRW@Berlinale bildet den ersten Schwer- > 14 punkt des vorliegenden Magazins: 21 NRW-Filme erhielten eine Einladung in die Zwei Freunde. Ein Gedanke Von Horst Königstein offiziellen Reihen der Filmfestspiele. Die Highlights aus NRW-Sicht sind ganz sicher Hans-Christian Schmids „Was bleibt“, der im Wettbewerb antritt, und „Das bessere Leben“ von Malgoska Szumowska mit Juliette Binoche, eine internationale Kopro- Meldungen duktion, die das Panorama eröffnen wird. Beide in NRW gefördert und gedreht. Und natürlich kann man sich wieder auf junges Kino aus NRW freuen, zum Bei- Branche, Festivals, Kinos, Preise > 16 spiel fünf Nachwuchsfilme, die in der Perspektive Deutsches Kino zu sehen sind. Hinzu kommen der berührende Kurzfilm „Say Goodbye to the Story“ von Christoph Impressum > 18 Schlingensief, der bei der Archivierung des Nachlasses entdeckt wurde und Ulrike Schamonis „Abschied von den Fröschen“. Aber NRW ist in Berlin nicht nur mit > 20 Filmen und Festen präsent. Beim European Film Market der Berlinale laden wir am Spiele für unterwegs Firmenporträt: Nurogames 13. Februar ins Spiegelzelt neben dem Gropiusbau zur Diskussion zum Thema „Crossmedia Distribution“, das uns auch beim Internationalen Filmkongress im „Erlebniskino gibt’s nicht auf dem Laptop“ > 22 Sommer beschäftigen wird. Kinokongress und Kinoprogrammpreis NRW

Ein Highlight zum Abschluss der Berlinale ist der Geburtstag von Film- und Fernseh- Auf dem Sprung > 24 regisseur Heinrich Breloer. Geboren in Gelsenkirchen, aufgewachsen in Reckling- Die Seite für den Filmnachwuchs inklusive Interviews hausen und der Grimme-Stadt Marl, heute in Köln wohnend. Er war es, der gemein- mit Simone Stewens und Joachim Ortmanns sam mit Horst Königstein das Genre des Doku-Dramas entwickelt und stilbildende Fernsehereignisse wie „Das Todesspiel“ oder „Die Manns“ geschaffen hat. Am 17. Februar wird Heinrich Breloer70 Jahre alt. Aus diesem Anlass haben sich die Deut- Lit.Cologne sche Kinemathek, die Film- und Medienstiftung NRW und der WDR zusammen getan, um seinen umfassenden Vorlass als Online-Archiv zugänglich zu machen. Der Die Vorleser > 26 Startschuss fällt am 17. Februar. Das Magazin würdigt den Filmemacher mit seinem Die Highlights der Lit.Cologne zweiten Schwerpunkt. Eine Frage des Respekts > 27 Während in Berlin der Film gefeiert wird, freut sich NRW schon auf ein nächstes Drehbuchautoren als Schriftsteller kulturelles Großereignis: Die Lit.Cologne, Deutschlands größtes Lesefestival, mit 172 Veranstaltungen, eröffnet übrigens von der Verleihung des Deutschen Hör- Langsam, aber gewaltig? > 28 buchpreises, bringt die Buchbranche, die Vorleser und die Literaturfans inzwischen eBooks auf dem deutschen Buchmarkt schon zum 14. Mal in Köln zusammen. Das nehmen wir zum Anlass, die Beziehung Keine Angst vor Schwarzleserei > 28 zwischen Film- und Büchermachern weiter zu vertiefen: Mit dem 2011 eingeführten Raubkopien bei digitalen Büchern Branchentreff „Literatur trifft Film“ und einem weiteren Schwerpunkt des Heftes. Vom Groschenroman zur Webnovela > 29 Drei Schwerpunkte und jede Menge Meldungen zum Film- und Mediengeschehen Firmenporträt: Bastei Lübbe – das ist das aktuelle Magazin „Film und Medien NRW“.

Viel Spaß beim Lesen, eine erfolgreiche Berlinale mit vielen guten Filmen und inspi- MEDIA: Serien für Europa > 30 rierenden Begegnungen, ganz tolle Tage für die Karnevalisten unter Ihnen, und nicht vergessen: Daumen drücken für „Pina“! Made in NRW > 31

Michael Caine in Köln > 32 Ihre Am Set von „Mr. Morgan’s Last Love“ Petra Müller Geschäftsführerin NRW liegt im ersten Stock > 33 Film- und Medienstiftung NRW Interview Georg Maas zu „Zwei Leben“ mit Liv Ullmann

Drehberichte > 34

Im Kino > 35

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 3 NRW@Berlinale

Was bleibt von Hans-Christian Schmid 21 Filme aus NRW laufen auf der diesjährigen Berlinale. Das Magazin stellt sie vor und informiert Sie über alle NRW- relevanten Events der 62. Berliner Filmfestspiele.

Wettbewerb seren Vorstellungen für das Hauptmotiv entsprach: viel Glas und Wofür steht die Provinz in dem Familiendrama? eine direkte Verbindung von Innen und Außen. Die Naturmotive Provinz steht für das Westdeutschland der 70er und 80er Jahre, „Was bleibt“ fanden wir dort auch: ein großes Waldgebiet und einen See. Das wobei der Film in der Gegenwart spielt. Die Hauptfigur Marko, ein war ideal. Mittdreißiger, der in Berlin lebt, fährt an einem Wochenende zu Regisseur Hans-Christian Schmid ist ein alter Bekannter im Wett- seinen Eltern. Es sollte klar werden, dass die Eltern, ein Verleger bewerb der Berlinale. Mit seinem neuen, von der Film- und Me- Welche Bedingungen musste das Haus erfüllen? und seine Frau, zu den Menschen gehören, die in der Bonner Re- dienstiftung NRW geförderten Film „Was bleibt“ ist er bereits zum Wir haben ein Haus gesucht, das architektonisch dem Drehbuch publik zu Wohlstand gekommen sind. vierten Mal in der wichtigsten Sektion des Festivals vertreten. Lars entgegenkommt. Die Räume sollten optische Verbindungsachsen Eidinger, Corinna Harfouch, Ernst Stötzner, Sebastian Zimmler und haben, so dass Gänge und Kamerafahrten vom Wohnzimmer ins Was hat Sie an der Familiengeschichte besonders gereizt? Picco von Groote spielen die Hauptrollen in dem Familiendrama, Esszimmer und auf die Terrasse möglich waren. Das Haus im Stil Das Drehbuch ist die dritte Zusammenarbeit mit Bernd Lange. Wir das Schmid nach einem Drehbuch von Bernd Lange nahezu kom- der klassischen Moderne, in dem wir gedreht haben, hatte genau wollten nach „Sturm“, ein Stoff, für den wir sehr viel recherchie- plett in einer Villa in der Nähe von Recklinghausen gedreht hat. so eine Aufteilung, zudem konnten wir eine Wand entfernen. Es ren mussten, eine Geschichte schreiben, die mehr mit uns zu tun „Was bleibt“ ist eine Produktion der 23/5-Filmproduktion in Ko- gibt eine große Garage mit zwei Toren, eins öffnet nach vorne, hat. So sind wir auf die Hauptfigur Marko gekommen, jemand, der produktion mit SWR, Arte und WDR, die vom Kölner Pandora Film- zur Straße, eins nach hinten zum Garten. Man kann da durch ge- wie wir und viele, die wir kennen, in Berlin lebt, weit weg von zu verleih in die deutschen Kinos gebracht wird. hen und kommt so unbemerkt über eine seitliche Terrasse ins Hause. Da gehen die Lebensentwürfe auseinander. An diesen Haus. Diese Besonderheit hat sogar noch zu Änderungen am Buch Heimfahrwochenenden läuft es häufig so: Entweder, man belässt Sie sind nach „Lichter“, „Requiem“ und „Sturm“ zum vierten geführt. Denn für eine Figur im Film ist es eine wichtige Voraus- es bei Oberflächlichkeiten, dann geht meistens alles gut, oder man Mal im Wettbewerb der Berlinale. Ist das für Sie überhaupt setzung, dass sie Zeuge eines Gesprächs wird, das in der Küche spricht über die Dinge, die einen bewegen und beschäftigen, und noch etwas Besonderes? stattfindet. dann ist die Gefahr groß, dass es zu Konflikten kommt. Das war Ja, natürlich. Beim ersten Mal ist es vielleicht noch etwas aufregen- der Ansatz. der, aber für mich hat jeder Film seine Eigenheiten, und die Aben- de, an denen sie ihre Premiere hatten, waren immer etwas Beson- Also ein bewusster Kontrast zu der politischen Ge- deres. Weil es ein Termin ist, auf den sich alles fokussiert. Der Film schichte, die Sie in „Sturm“ erzählen? kommt schlagartig an die Öffentlichkeit. Das ist sehr spannend. Mir kommt das vor wie ein Gegenentwurf zu „Sturm“. In „Was bleibt“ stehen die Personen im Vordergrund, Wie ist es für Sie, sich der internationalen Konkurrenz zu stel- nicht so sehr die Handlung. Wir wollten den Figuren len? mehr Zeit widmen und nicht mit dem Problem konfron- Der Wettbewerbsgedanke spielt für mich nicht so eine Rolle. An tiert sein, dass, wie in „Sturm“, ein großer Teil der Er- dem Abend, an dem der Film zu sehen ist, blende ich das aus. Da zählung dafür verwendet werden muss, bestimmte Me- denke ich nur an den Film, an dem wir zwei Jahre gearbeitet ha- chanismen und Zusammenhänge zu erklären. ben, und an die Rezeption durch das Publikum. Natürlich hat man die Hoffnung, auch was zu gewinnen, schließlich ist es ja ein Wett- Die Schauspieler sind alles prominente Theater- bewerb. Aber die Teilnahme zählt in diesem Fall mehr. schauspieler. Warum? Ich arbeite sehr gerne mit Theaterschauspielern, weil Sie haben fast komplett in NRW gedreht. Wie waren die Pro- es ihnen um das gemeinsame Entwickeln von Figuren duktionsbedingungen für den Dreh in der Nähe von Reckling- geht, was sie auch vom Theater her gewohnt sind. Sie hausen? kennen es, in die Figuren einzutauchen. Im schnellen Sie waren für uns günstig. Wir hatten Glück, weil wir in Herten Regisseur Hans-Christian Schmid (l.) bei der Arbeit mit seinen Schauspielern Lars Eidinger (r.) Fernsehgeschäft ist das oft gar nicht möglich. ein Haus gefunden hatten, das leer stand und ziemlich genau un- und Egon Merten, Foto: Gerald von Foris,23/5 Filmproduktion Detlef von Stefan Westerwelle und Jan Rothstein

Death for Sale von Faouzi Bensaidi

Panorama „Das bessere Leben“ Mit ihrem Film „Das bessere Leben“ eröffnet die polnische Regis- seurin Malgoszka Szumowska die Berlinale-Reihe Panorama Spe- cial. Juliette Binoche spielt darin eine erfolgreiche Journalistin, die zu einem pikanten Thema recherchiert: Studentinnen, die sich ihr Studium durch Prostitution finanzieren. Die Regisseurin, die in ih- rem Film wie auch schon in „Leben in mir“ den Geschlechterrollen nachspürt, setzte ihre von der Film- und Medienstiftung NRW ge- förderte Produktion u.a. auch in Köln und Düsseldorf in Szene. Pro- duziert wurde „Das bessere Leben“, in dem auch Joanna Kulig und Anaïs Demoustier zu sehen sind, von der Kölner Produzentin Bet- tina Brokemper (Zentropa International), der französischen Slot Ma- chine, der polnischen Zentropa Int. und dem ZDF. Der Zorro Film- verleih wird die Koproduktion am 29. März in den deutschen Ki- nos starten. „Death for Sale“ Produzentin Bettina Brokemper ist in Berlin nicht nur mit „Das bes- sere Leben“ vertreten, sondern hat mit ihrer Firma Heimatfilm auch „Death for Sale“ koproduziert. Regisseur und Schauspieler Faouzi Bensaidi, mit dem Brokemper schon „WWW – What a Wonderful World“ realisiert hat, stellt auf der Berlinale einen Film über drei Freunde vor, die in einer marokkanischen Stadt von kleinen Dieb- stählen leben. „Detlef“ In der Reihe Panorama Dokumente feiert „Detlef“ von Stefan West- erwelle und Jan Rothstein Weltpremiere. In ihrem geförderten Do- kumentarfilm mit dem Untertitel „60 Jahre schwul“ liefern sie ein Porträt des Bielefelder Schwulenaktivisten und ehemaligen Besitzers einer Bioladen-Kette Detlef Stoffel und lassen darin u.a. Gustav-Pe- ter Wöhler, Lilo Wanders und Corny Littmann zu Wort kommen. Re- gisseur Stefan Westerwelle ist Absolvent der KHM und gewann für seinen Kurzfilm „Solange du hier bist“ zahlreiche Preise. Das bessere Leben von Malgoska Szumowska

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 5 NRW@Berlinale

Tage in der Stadt von Janis Mazuch

Sterben nicht vorgesehen von Matthias Stoll

Perspektive Deutsches Kino eur, dessen 16-jährige Tochter eines Tages spur- 0Was bedeutet es Ihnen, dass der Film auf der los verschwindet. Als er sich auf die Suche macht, Berlinale gezeigt wird? Von „Tage in der stellt er fest, dass sie nicht die einzige ist, die ver- Dass er seine Premiere auf so einem wichtigen Stadt“ bis „Rodicas“ misst wird. André Hennicke spielt die Hauptrol- Festival erlebt, ist toll. Ich bin sehr gespannt auf le in dem Drama, das die Berliner Junifilm mit die Reaktionen. Und für mich ist das auch eine ZDF – Das kleine Fernsehspiel 2010 im Umland gute Gelegenheit, die Berlinale zu erleben. Ich Inhaltliche und stilistische Trends beim deut- von Berlin, in NRW und Niedersachsen gedreht war noch nie da. schen Filmnachwuchs aufzuzeigen, das ist das hat. Ziel der Berlinale-Sektion Perspektive Deutsches In dem Dokumentarfilm „Sterben nicht vorge- Worauf freuen Sie sich am meisten? Kino. Fünf der diesjährigen Entdeckungen stam- sehen“ berichtet Matthias Stoll vom Tod seines Mit den Freunden, die daran mitgearbeitet ha- men aus NRW. Vaters. Als der starb, war der Regisseur auf ei- ben, die Premiere zu feiern. Ich arbeite jetzt In seinem 25-minütigen Kurzfilm „Tage in der nem anderen Kontinent. „Was bleibt? Ein paar schon seit zwei, drei Filmen mit einem Team von Stadt“ erzählt Janis Mazuch die Geschichte ei- Erinnerungen und das Gefühl, dass uns beide et- Leuten, die ich sehr gerne mag. Das ist schön, ner Frau, die nach 13 Jahren aus dem Gefäng- was verbunden hat“, so Stoll, der mit dem 25- dass da jetzt etwas zurück nis entlassen wird und nach ihrem Platz in der minütigen Kurzfilm sein Studium an der KHM ab- kommt für die ganze Arbeit, die Gesellschaft sucht. Der Film entstand mit der schloss. in so einem Projekt steckt. Unterstützung der Film- und Medienstiftung NRW als Kölner Zusammenarbeit der Kunsthoch- Interview mit Janis Mazuch, der in der Reihe Per- Was erhoffen Sie sich von schule für Medien und der blowball film. spektive seinen Film „Tage in der Stadt“ vorstellt. der Berlinale? „Rodicas“ ist der Titel des geförderten Kurzfilms Ich erhoffe mir natürlich, dass von Alice Gruia, den die Schauspielerin und Re- Worum geht es in Ihrem Film? Janis Mazuch, der Film eine Aufmerksamkeit gisseurin selbst produziert hat. In 53 Minuten Die Grundidee war, von einer Figur zu erzählen, Foto: privat bekommt und man dadurch stellt sie darin ihre Großmutter und deren be- die in eine Gesellschaft kommt, in der sie sich vielleicht die Möglichkeit hätte, ste Freundin vor. Beide leben in Australien, ha- fremd fühlt. Durch ihre Augen guckt man auf die- weitere Projekte zu machen. Viel weiter habe ben jüdisch-rumänische Wurzeln und denselben, se Gesellschaft. Nina kommt aus dem Gefäng- ich darüber noch nicht nachgedacht. Das kam Titel gebenden Vornamen: Rodica. nis und muss sich erst einmal zurecht finden in alles sehr überraschend. Mit ihrem Film „Ararat“ liefern Regisseur Engin einer Welt, die sie lange nicht gesehen hat. Wir Kundag und Editor Jonas Thoma ihre gemeinsa- begleiten sie dabei. Haben Sie schon ein neues Projekt? me Abschlussarbeit an der ifs – internationale Ich schreibe mit Julia Keller, die den Film produ- filmschule köln ab. Gedreht wurde der 27-minü- Wie kamen Sie auf das Thema Gefängnis? ziert hat, an einem neuen Drehbuch. Da geht es tige Kurzfilm über verlorene Identität, zweite Dass jemand aus dem Gefängnis entlassen wird, um einen Mann, der erkennen muss, dass sein Chancen und die menschliche Zerstörungswut ist im Film ja eine relativ klassische Konstruktion. Verhältnis zur Arbeit nicht gerade das gesündes- an acht Drehtagen an der Grenze zu Armenien Als ich anfing zu recherchieren, bin ich durch ei- te ist und der versucht, sich davon frei zu ma- im Heimatort der Eltern des Regisseurs. nen Mitarbeiter der JVA auf die Problematik von chen, was nicht einfach ist heutzutage. Außer- „Die Vermissten“ ist der Titel des Langfilmdebüts Frauen im Gefängnis gestoßen, die oft eine an- dem arbeite ich auch als Kameramann. von Regisseur und Autor Jan Speckenbach. In sei- dere ist als bei Männern. Frauen, die längere Haft- nem Film erzählt er von einem Kernkraftingeni- strafen hatten, sind häufig Opfer massiver Gewalt gewesen, bevor sie selbst zu Tätern wurden. Ararat von Engin Kundag

Die Vermissten von Jan Speckenbach Rodicas von Alice Gruia

Forum des Internationalen Films „Revision“ Mit „Tag der Spatzen“ war Philip Scheffner be- reits 2010 im Forum der Berlinale zu Gast. Zwei Jahre später kehrt er mit seinem neuen, in NRW geförderten Film „Revision“ zurück. In der Ko- produktion der Kölner Blinker Film mit pong – Kröger & Scheffner, Worklights Media und ZDF/Arte rekonstruiert der Berliner Dokumen- tarfilmer, Video- und Soundkünstler den Tod zweier Roma, die 1992 in Mecklenburg-Vorpom- mern von drei Jägern – zwei aus dem Westen, einer aus dem Osten Deutschlands – erschos- sen wurden. Der Film wird zur Revision des Fal- les, bei der der Regisseur mit zunehmend be- klemmender Dichte ein Netz aus Landschaft und Erinnerung, Zeugenaussagen, Akten und Ermitt- lungen webt. Den Verleih übernimmt die Kölner Real Fiction.

Film- und Medienstiftung NRW Präsent in Berlin

Die Film- und Medienstiftung NRW ist 2012 nicht nur mit geförderten Filmen auf der Berli- nale präsent, sondern auch mit ihren Beratungs- und Förderangeboten. Während des European Film Markets (EFM) im Gropius Bau finden Sie die Mitarbeiter der Düsseldorfer Filmförderung am Stand von Focus Germany, dem Zusammen- schluss der deutschen Filmförderer. Focus Germany ist während des Festivals unter der Nummer 030/767646-419 zu erreichen.

Revision von Philip Scheffner

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 7 NRW@Berlinale

Abschied von den Fröschen von Ulrike Schamoni

Berlinale Shorts Berlinale Sondervorführung Talent Campus und „Say goodbye to „Abschied von Co-Production Market the Story“ den Fröschen“ NRW-Nachwuchs Posthume Ehre für Christoph Schlingensief: Im Anlässlich des 50. Jahrestages des Oberhause- Der Talent Campus (11.-16.02) der Berlinale Neben seiner Teilnahme am Talent Campus hat Wettbewerb der Kurzfilmsektion der Berlinale ner Manifests zeigt die Berlinale in einer Sonder- feiert 2012 zehnjähriges Jubiläum. Zu den Ge- Maximilian Leo in der Hauptstadt ein weiteres läuft „Say goodbye to the Story (ATT 1/11)“. Dar- vorführung Ulrike Schamonis „Abschied von den burtstagsgästen gehören als Referenten u.a. „Eisen im Feuer“. Auf dem Berlinale Co-Produc- in lässt Schlingensief, der 2010 viel zu früh ver- Fröschen“. Ihr Dokumentarfilm über ihren Va- Schauspielerin Juliette Binoche, die auf der Ber- tion Market wird er York-Fabian Raabes gleich- starb, eine Szene in einer Dusche bis zur Erschöp- ter Ulrich Schamoni, einem der wichtigsten Ver- linale ihren in NRW gedrehten Film „Das besse- namiges Flüchtlingsdrama über zwei afrikani- fung wiederholen. „Wir haben 180 Stunden ge- treter des Jungen Deutschen Films, basiert zu re Leben“ vorstellt, der Regisseur Gaston Kabo- sche Jungen, die auf einem alten Computer das filmt, darunter auch kurze, aufflammende Mo- großen Teilen auf 170 Stunden Mini DV-Mate- ré, Kameramann Ed Lachman, die chinesische Weihnachtsvideo einer deutschen Familie fin- mente der Glückseligkeit, in denen alles passte“, rial, das Ulrich Schamoni hinterlassen hat. In sei- Drehbuchautorin Yan Geling und die dreifach os- den, 450 potenziellen Investoren vorstellen. „Ei- so Schlingensief in einem Interview. Der 23-mi- nen Filmtagebüchern dokumentierte der an Leu- carprämierte Kostümdesignerin Sandy Powell. sen im Feuer“ ist eines von elf Newcomer-Pro- nütige von der Film- und Medienstiftung NRW kämie erkrankte Filmemacher sein Leben bis kurz Für den Talent Campus wurden aus 4.382 Be- jekten, die im Rahmen des Talent Project Mar- geförderte Kurzfilm, der noch selbst von Schlin- vor seinem Tod im März 1998. Ergänzt um Aus- werbungen 350 Talente aus 99 Ländern ausge- kets vorgestellt werden. Neu auf dem Markt, der gensief geschnitten wurde, ist eines von vielen schnitte aus seinem Werk und biografische Do- wählt, darunter auch KHM-Absolvent Simon Pae- vom 9. bis 17. Februar im Berliner Abgeordne- Fragmenten des Filmprojekts „The African Twin kumente bewahrt die Fotografin und Regisseu- tau und Produzent Maximilian Leo von der Köl- tenhaus stattfindet, ist die Kooperation mit der Towers“. Gefunden wurde das Filmexperiment, rin mit Editorin Grete Jentzen das Vermächtnis ner Augenschein Filmproduktion, die gemeinam Online-Plattform Festival Scope, die es interes- in dem Katharina Schlothauer, Stefan Kolosko, des Filmemachers, der 1965 mit seinem Debüt mit Andreas Brauer (Hupe Film) auf Vorschlag sierten Partnern erlaubt, sich zur Vorbereitung Robert Stadlober, Irm Hermann und Björn Thors „Es“ fünf Bundesfilmpreise gewann. „Abschied der Film- und Medienstifung NRW bereits An- Filme der ausgewählten Regisseure online an- spielen, beim Archivieren von Schlingensiefs von den Fröschen“ entstand mit Unterstützung fang Februar den CineMart in Rotterdam be- zusehen. Nachlass. der Film- und Medienstiftung NRW als Koproduk- suchten. > www.efm-berlinale.de tion von Ziegler Film und Bären Film Berlin. > www.berlinale-talentcampus.de Gerhard Richter Painting von Corinna Belz

Unter dir die Stadt von Christoph Hochhäusler Lola@Berlinale pling – The Look“ von Angelina Maccarone , „Gerhard Richter Painting“ von Corinna Belz, „Ho- In der Reihe Lola@Berlinale präsentieren die Ber- tel Lux“ von Leander Haußmann, „Klitschko“ von liner Filmfestspiele internationalen Besuchern Sebastian Dehnhardt, „Tom Sawyer“ von Hermi- Filme, die sich in der Vorauswahl für den Deut- ne Huntgeburth, „Unter dir die Stadt“ von Chris- schen Filmpreis befinden. Darunter auch die in toph Hochhäusler und „Raising Resistance“ von NRW geförderten Produktionen „Charlotte Ram- Bettina Borgfeld und David Bernet.

Berlinale Special „Don 2“

Wenn der indische Superstar Shah Rukh Khan seinen neuen Film „Don 2 – The King is back“ in der Reihe Berlinale Special vorstellt, herrscht am roten Teppich Ausnahmezustand. SRK, wie ihn seine Fans nennen, spielt in dem bombastischen Sequel wieder den skrupellosen Mafiaboss Don, der es diesmal auf den europäischen Markt ab- gesehen hat. Als deutscher Gegenspieler und Kommissar ist Florian Lukas in dem deutsch-in- dischen Action-Spektakel zu sehen. Noch wäh- rend der Berlinale bringt der Kölner Rapid Eye Movies „Don 2“ am 16. Februar mit Unterstüt- Charlotte Rampling – The Look von Angelina Maccarone zung der Film- und Medienstiftung NRW in die deutschen Kinos. Für ihre Arbeit bei „Don 2“ erhielten die Kölner Film- und Medienstiftung Auf der Berlinale Stunt-Experten von Action Concept bei den Film- fare Awards, der wichtigsten Auszeichnung für Neue Website MEDIA Bollywood-Filme, Ende Januar in Mumbai den Zur Berlinale läutet die Film- und Medienstiftung Mit diversen Programmpunkten ist MEDIA auch Preis in der Kategorie Best Action. Don 2 – Das Spiel geht weiter von Farhan Akhtar NRW eine neue digitale Ära ein: Dann geht die in diesem Jahr wieder auf der Berlinale vertreten: umfassend überarbeitete Website des größten Am 13. Februar findet traditionell der MEDIA In- Länderförderers online. Unter der gewohnten fotag im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz statt. Adresse www.filmstiftung.de präsentiert sich Hier gibt es die Gelegenheit, sich über das Pro- Erstes Medienforum.Berlin die Film- und Medienstiftung als integriertes För- gramm „Kreatives Europa“ und den geplanten derhaus, als Expertin für Standort mar ke ting, Garantiefonds ab 2014 zu informieren. Auch die Open Data, Open Government kurzum: als der zentrale Ansprechpartner für Vorstellung neuer Trainingsprogramme und ak- Medien in NRW. Das Portal richtet sich an alle, tuelle der Förderbereich Distribution stehen auf Einen Tag vor dem Start der Berlinale findet am Open Government Partnership, an der die sich für das Medienland NRW interessieren, dem Programm. (Anmeldung Infotag: info @me- 8. Februar in der Landesvertretung NRW das er- Deutschland nicht teilnahm. Als Gäste des Fo- besonders natürlich an Film- und Fernsehschaf- diadesk.de). Mit einem eigenen Informations- ste Medienforum.Berlin statt, das von der LfM rums werden Liia Hänni (Ministerin a.D., Pro- fende und Content-Produzenten aus Bereichen stand steht das deutsche MEDIA Team vom 9. bis und dem NRW-Ministerium für Medien veran- grammdirektorin des Bereichs E-Demokratie / wie Games, Mobile und Web. Die Struktur der 16. Februar auf dem European Film Market beim staltet wird. Das Forum will u.a. am Beispiel Est- E-Partizipation der e-Governance Academy, Est- Seite ist klar und sachlich, gestaltet im Stil des MEDIA-Umbrella für den Beratungsservice zur lands über das Thema „Open Data, Open Go- land), Tim Kelsey (Berater der Britischen Regie- neuen Logos und Corporate Designs. Sie soll so Verfügung und ist telefonisch unter 030 -767 646 vernment – Neue Regeln, neue (Medien-)Poli- rung für Transparenz und Open Data, London), dem erweiterten Kreis der Zielgruppen eine op- erreichbar. Gemeinsam mit den Kollegen aus tik“ diskutieren. Estland ist ein Beispiel für eine Geraldine de Bastion (Digitale Gesellschaft, Ber- timale Orientierung ermöglichen. Brüssel und aus Europa stehen sie für den Bera- digitale Mediendemokratie. Schon seit 2005 lin) sowie Dr. Jürgen Brautmeier (Direktor LfM > www.filmstiftung.de tungsservice zur Verfügung. Bei dem Koproduk- kann dort bei Wahlen auch über das Internet ab- NRW) und Marc Jan Eumann (NRW Medien- tionstreffen „Share your Slate“, das von den Desk gestimmt werden. Im September folgte Estland Staatssekretär) erwartet. und Antennen Deutschland organisiert wird, tref- in New York der Einladung zur Gründung der > www.medienforum.nrw.de/berlin fen sich sich 32 Produzenten aus 20 europäischen Ländern, darunter die Firma Tradewind aus Köln. > www.mediadesk.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 9 NRW@Berlinale

Film- und Medienstiftung NRW Empfang der Filmhochschulen Berlin spricht über Crossmedia Herzens- Distribution angelegenheit! „Distribution in a crossmedia world“ ist Titel ei- TV anbieten. Die neuen, crossmedialen Distribu- Zum 5. Mal laden die Deutschen Filmhochschu- ner Diskussionsrunde, zu dem der European Film tionswege haben längst begonnen, den Markt len während der Berlinale zu ihrem Empfang, Market der Berlinale gemeinsam mit der Film für Filme grundlegend zu verändern und bieten der 2012 unter dem Motto „5 Jahre Herzensan- und Medienstiftung NRW und „Blickpunkt:Film“ für Verleiher, Contentanbieter und Nutzer so- gelegenheit!“ steht. Am 14. Februar präsentie- am 13. Februar um 16.30 Uhr im Gropius Mir- wohl Chancen als auch Risiken. Fragestellungen ren die Studenten der beteiligten Filmschulen, ror neben dem Gropiusbau einlädt. der einstündigen Diskussion sind u.a.: Welche darunter auch die Kölner KHM und ifs, in der Peter Aalbeck Jensen von Zentropa („Melancho- Konsequenzen haben neue digitale Plattformen Landesvertretung NRW neue Filme und pitchen lia“), Christoph Poropatits von google/youtube für den Vertrieb von TV und Kinofilmen in Hin- Ideen für zukünftige Projekte. Insgesamt wer- sowie der Medienanwalt Dr. Christoph Wagner blick auf Rechtelage, Verwertungskette, Marke- den 63 Projekte aus den Bereichen Dokumen- sprechen mit anderen Experten über neue Per- ting? Und wie wollen die Plattformen ihre Kun- tarfilm, Spielfilm und Serie vorgestellt. „Unser spektiven für Bewegtbild und Content in der di- den erreichen? Ziel ist es, dem Filmnachwuchs eine Plattform gitalen Landschaft. Das Thema wird die Film und Medienstiftung für neue Projekte und den Austausch mit der Fernseher und Kino haben ihre Monopolstellung NRW auch auf ihrem Internationalen Filmkon- nationalen Filmbranche zu bieten“, erklärt Grit als Anbieter von Filminhalten längst verloren. An gress vertiefen, den sie im Rahmen des Medien- Fischer, die als Initiatorin des Empfangs erneut ihre Seite sind Webplattformen getreten, die Fil- forum.NRW (18.-20.06.) in Köln veranstaltet. die Leitung übernommen hat. Premiere feiert me für PC, iPad, Smartphone und für Internet > www.filmstiftung.de in diesem Jahr die Verleihung eines Förderprei- Anna Maria Mühe, Foto: Stefan Klüter ses für die beste Projektidee. Über den Sieger Shooting Star entscheidet eine Jury, der Schauspielerin Han- nah Herzsprung und Produzent Thomas Wöb- Anna Maria Mühe Kinofest Lünen Sonderreihe „Happy Birthday, ke angehören. Die Schirmherrschaft haben Re- Studio Babelsberg“ gisseur Dennis Gansel und die Berliner Produ- Schauspielerin Anna Maria Mühe ist einer der Von der Lippe an zentin Ceylan Yildirim übernommen. zehn Shooting Stars, die die European Film Pro- „Der Vorleser“ > http://verbund-filmstudenten.de motion während der Berlinale vorstellt. Unter die Spree dem Label „Europe’s Best Young Actors“ beglei- Traditionell präsentiert das Kinofest Lünen wäh- Anlässlich des 100. Geburtstags des Filmstudios ten sie Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, rend der Berlinale seine Siegerfilme und wirbt zeigen die Internationalen Filmfestspiele Berlin Books at Berlinale Island, Irland, Italien, Polen, Rumänien, Schwe- so für das sympathische Festival im Westfäli- in der Sonderreihe „Happy Birthday, Studio Ba- den, der Schweiz und Großbritannien. Ausge- schen. Am 13. Februar zeigen Festivalleiter Mi- belsberg“ zehn Filme – jeweils aus einem Stu- Bei der Veranstaltung „Books at Berlinale“ stellt wählt wurde Mühe dank ihrer Schauspielerleis- ke Wiedemann und sein Team im Kino in den dio-Jahrzehnt. Stephen Daldrys in der Reihe ge- der Co-Production Market des Festivals am 14. tung in „Novemberkind“, „Die Unsichtbare“ und Hackeschen Höfen als Vorfilme ihren neuen Trai- zeigter Film „Der Vorleser“ – eine Koproduktion Februar zwölf druckfrische Romane mit „heraus- „Große Mädchen weinen nicht“. Die Jury beein- ler sowie „Shopping Tour“ von Vera Zimmer- der Kölner Central Scope NRW in Kooperation ragendem Verfilmungspotenzial“ vor. Ausge- druckte vor allem Mühes Variationsbreite und mann und Alexander Meier, die damit 2011 in mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte Babels- wählt wurden die Bücher aus 81 Stoffen, die aus die Komplexität ihres Spiels vor der Kamera. Die Lünen den Kurzfilmwettbewerb „Erste Hilfe“ ge- berg Film sowie Mirage und The Weinstein Com- der ganzen Welt eingereicht wurden. Unter den zehn Shooting Stars, die auch auf dem NRW-Emp- wannen. Danach ist der aktuelle Gewinner der pany – entstand nicht nur in Babelsberg, son- vorgestellten Büchern ist auch das neue Werk fang des Landes NRW und der Film- und Medien- Lüdia zu sehen: „Berg Fidel“ von Hella Wenders. dern auch in den Kölner MMC-Studios mit Hil- eines Kölner Autors: Dennis Eick präsentiert in stiftung NRW zu Gast sind, knüpfen während des In ihrem Dokumentarfilm erzählt die Regisseu- fe der NRW-Förderung. Für ihre Rolle in der Ver- Berlin sein Buch „Der Pott des Grauens“, das im Festivals Kontakte zu europäischen Produzenten rin von der gleichnamigen Grundschule, in der filmung des Roman-Bestsellers von Bernhard Januar bei Rowohlt erschien und in dem vier und sollen dann in Zukunft auch in ausländischen „normale“, lernschwache und behinderte Schü- Schlink erhielt Kate Winslet 2009 den Oscar als Fantasy-Figuren wegen schlechten Benehmens Produktionen vor der Kamera stehen. ler gemeinsam lernen. Beste Darstellerin. und mangelnder magischer Fähigkeiten ins Ruhr- > www.shooting-stars.eu > www.kinofest-luenen.de gebiet strafversetzt werden. Gemeinschaftserfolg aus Köln und Babelsberg: Kate Winslet und David Kross in „Der Vorleser“, Foto: Senator Heinrich Breloer

Am 17. Februar, also genau während der Berlinale, feiert Heinrich Breloer seinen 70. Geburtstag. Im Magazin würdigen wir den Kölner Regisseur, der mit Unterstützung der Film- und Medienstiftung NRW Filme wie „Die Buddenbrooks“, „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“, „Speer und er“ und „Todesspiel“ realisiert hat.

führenden Kommunisten dort, auch Täter. Und Opfer zugleich. Er hat Leute ans Messer geliefert, wohl wissend, dass sie von der Geheimpolizei ermordet werden. Das musste er verschwei- gen, und er hatte auch gute Gründe dafür: seinen Glauben an diese Utopie, den Gehorsam gegenüber der Partei, das Gro- ße, dem man sich unterordnen musste. In der DDR durfte ja über die Millionen Tote, für die Stalin verantwortlich war, nur geflüstert werden. Auch hier galt das Beschweigen. In der Bundesrepublik konnten wir nach und nach diese Fragen of- fen diskutieren.

Wie wichtig sind für Ihre Arbeit das Team und die Zu- sammenarbeit mit dem Team? Ich habe versucht, wann immer möglich mit dem gleichen Team zu arbeiten. Über die Jahre sind diese Fachleute meine Freunde geworden. , der Kameramann, Barbara Baum – Kostüme, Götz Weidner, der Bühnenarchitekt. Das gilt auch für Schauspieler wie oder Susanne Schäfer und viele andere. Als wir die „Buddenbrooks“ vorbe- reitet haben, hat sich Lübeck schon bei der ersten Besichti- gung mit Roll und Weidner vor meinen Augen in eine Stadt des 19. Jahrhunderts verwandelt. Ich weiß dann, das können wir so machen. Über allem steht natürlich die jahrzehntelan- Das Geburtstagskind Breloer in dem TV-Porträt: „Gedanken auf glitzernden Flügeln. Der Filmemacher Heinrich Breloer.“, Foto: WDR/Arte/DOKfilm ge Zusammenarbeit und Freundschaft mit Horst Königstein. Er lebt zwar in Hamburg und ich in Köln. Aber übers Tele- fon und den Computer sitzen wir doch an einem gemeinsa- Heinrich Breloer im Gespräch mit Wolfgang Hippe Film war die Methode tagelange Encounter, das sind nicht men Schreibtisch, und das nicht enden wollende Gespräch nur Hausbesuche für zwei Stunden gewesen. Dabei habe ich geht immer weiter. Herr Breloer, arbeiten Sie wie ein Detektiv? auch mal gefragt: Wollen wir noch durch eine Tür gehen? Ja, wenn ich versuche, zu verstehen, wie sich das Leben in Lite- Soll ich Ihnen noch eine Akte zeigen? Können Sie das noch? Horst Königstein ist Spezialist für Pop, Sie sind Spezialist für ratur übersetzt. Ich gehe in Archive, ich mache mir Notizen, . Wie geht das zusammen? ich laufe die Lebenswege nach, versuche Menschen zu befra- Sie haben Albert Speer interviewt und sind ihm damals „voll Ich habe ihn über seine Serie „Sympathy for the Devil“, eine gen. Mich hat schon immer fasziniert, wie in „Citizen Kane“ auf den Leim gegangen“, wie Sie es formuliert haben. Sozialgeschichte der Blues- und Rockmusik, kennengelernt das Lebensbild von Kane rekonstruiert wird. Am Ende bleibt Ich bin ihm auf den Leim gegangen. Er hat mich in eine war- und bin dann mit ihm durch die ganze damalige Rock- und immer noch ein Rätsel. Ich will letztlich meine Mitmenschen me Wolke von Sympathie gehüllt. Wir wollten damals eine Pop-Szene in Hamburg gezogen. Wir haben den jungen hun- verstehen, um mich selbst besser zu verstehen. Das ist ganz Serie über Tagebücher machen, und er sagte, er habe ja auch grigen Udo Lindenberg im Onkel Pö getroffen, und ich war anders als in Dokumentarfilmen. In wenigen Minuten werden welche geschrieben. Seine Beteiligung wäre ein Knüller gewe- dann dabei, wenn Horst mit ihm Platten in einem alten Kino da Behauptungen auf einen Bildteppich gelegt, die man vom sen. Er sprach ganz vertraulich zu mir: Wissen Sie, in der an der Reeperbahn produzierte. Nachts natürlich. Literatur Bild her kaum kontrollieren kann. Veröffentlichung habe ich nur Teile frei gegeben. Ihnen zeige und Pop – das passte, was uns angeht, ganz gut zusammen. dann alles. Im Rückblick verstehe ich, wie er Joachim Fest dazu Zum Beispiel in unserer Leidenschaft fürs Kino. Wir sind zu- Wie wichtig ist die Technik des Befragens? gebracht hat, seine Lügen zu verbreiten. Fest ist ein großer sammen nach London gefahren. Dort haben wir unsere Vor- Außerordentlich wichtig. Ich habe von Anfang an nicht ge- Autor und Erzähler, aber er ist nicht konsequent in die Archive bilder wie Lindsay Anderson bei seinen Vorstellungen im Royal mocht, wenn im Fernsehen die Menschen regelrecht verhört gegangen, um Speers Darstellung zu kontrollieren. Als mir Court besucht. Oder Terence Fisher, den Regisseur der wun- wurden: „Geben Sie schon zu: Sie waren bei den Nazis!“ Das das klar wurde, war ich doch etwas erschrocken. derbaren Dracula-Filme. Terence Fisher erzählte, dass er eigent- ist eine Form des Journalismus, die mag es ja auch geben … lich Schaufensterdekorateur war. Er wollte, dass die Menschen Nicht nur Fest wollte an den „Gentleman-Nazi“ glauben. Wo- vor seinem Schaufenster stehen bleiben und dekorierte es Beim Verhör lösen sich manchmal der gute und der böse Po- her diese Gutgläubigkeit? entsprechend. Bei seinen Filmen folgte er dem Prinzip „Jede lizist ab. Vielleicht sind Sie der gute Polizist? Fests Hitler-Biografie, ein Bestseller, und Speers sogenannte Einstellung ein Schaufenster“, das war wunderbar. Beim In einer solchen Kombination wäre ich vielleicht „der Gute“ „Spandauer Tagebücher“ und „Erinnerungen“ passten in die „Beil von Wandsbek“ hat Horst dann versucht, etwas von die- gewesen. Schon aus Prinzip möchte ich niemand in eine sol- damalige Zeit. Wenn sogar Speer als Freund von Hitler nichts ser Bilderwelt in den Horror des Dritten Reichs zu übertra- che Verhörsituation bringen. Ich möchte meine Mitmenschen vom Holocaust gewusst hat, wie sollen wir als kleine Leute gen. Dieser Horror in Schwarzweiß ging mit meiner Recher- und die Zeit verstehen und gehe da ganz naiv vor: Ich versteh’ davon erfahren haben. Das waren geniale Entschuldigungs- che (in Farbe) nach diesen vergessenen Morden ganz gut zu- es nicht, jetzt will ich es wirklich wissen. bücher für diese Generation. Sie waren in der Adenauerrepu- sammen. blik nicht gezwungen, sich mit den Verbrechen auseinander- Es gibt einen Satz von Goethe: „Man sieht nur, wenn man zusetzen. Alle Energie wurde direkt in den Wiederaufbau ge- Haben Sie Pläne für neue Filme? mehr weiß als man sieht“. lenkt. Nichts hat mich so sehr beschäftigt wie die Frage, wie Alle Themen in meinem Leben bewegen sich in einem Ge- Wenn Sie Geschichte nicht kennen, können Sie nicht die Ver- es in der Kulturnation Deutschland zu diesem Kulturbruch flecht von gleichen und ähnlichen Leitmotiven. Ich habe läufe, Muster und Strömungen der Geschichte erkennen, die durch den Nationalsozialismus kommen konnte. Alle meine mich schon immer für Thomas Mann und die Familie Mann in der Gegenwart wieder maskiert auftreten. Aber es geht nicht Filme handeln davon, dabei ging es mir immer um Tiefenboh- interessiert und schon früh einen Film über Bert Brecht ge- nur um Wissen, sondern auch um Fühlen. Bei einem Gespräch rungen. Denken Sie an die Barschel-Affäre. Von Hamburg aus macht. Es war ein Dokumentarfilm über Brechts erste große fühle ich mit, was in meinem Gesprächspartner vorgeht. schien uns der damals zunächst nur ein durchgedrehter Mini- Liebe in Augsburg. Paula B. hat es mir 1977 noch vor der Manchmal ahne ich, was er gerade für sich erlebt, und frage sterpräsident zu sein. Als wir dann vor Ort recherchierten, sa- Kamera erzählt. Seit einem Jahr habe ich mich wieder auf ei- ihn dann direkt danach. Oder ich frage mich: Was kann ich hen wir die Gegenwart der Vergangenheit: Das Personal und ne Forschungsreise zu Brecht aufgemacht. Ich mache ein Do- ihm noch zumuten? Beispiel Speer. Ich weiß, was Speer an die- das Denken der Nazis hatten hier auf eine eigentümliche ku-Drama über Brechts frühe Jahre und auch über seinen sem Tag dann und dann gemacht hat. Aber was weiß die Toch- Weise überlebt. Barschel war auch ein Opfer dieses Milieus. Kampf in der DDR um sein Theater und um eine andere ter oder der Sohn davon? In diesem Fall war es eine gemein- Form des Sozialismus. Brecht hat durchgehalten, warum und same Reise in das Leben ihres Vaters. Ich komme ja nicht mit Mit „Wehner“ haben Sie sich den dunklen Seiten des Kom- wie und unter welchen Umständen, das versuche ich gerade einem Zettel und zehn Fragen dazu, ich habe Material dabei, munismus genähert und damit auch die Geschichte der DDR aus den Akten, die ja jetzt freigegeben sind, heraus zu finden. Dokumente, Tonbänder, Fotos, manchmal auch Filme. Ich will gespiegelt. Die Recherche wird gleich mit gedreht. Aus dieser ersten An- die Begegnung mit dem Vater wirklich vor der Kamera in die- Der Wehner ist die andere Seite, der Kommunist, der im Ho- näherung entwickle ich dann die Spielszenen: Bildung und sem Raum entstehen lassen und sie dann befragen. Für diesen tel Lux nicht nur der Verführte war, sondern wie viele der Unterhaltung.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 11 Heinrich Breloer

Heinrich Breloer: eine Würdigung Verena Kulenkampff, WDR-Fernsehdirektorin Der große Lieber Heinrich Breloer anlässlich Ihres 70. Geburtstags gratuliere ich Ihnen zu Ihrer künstlerischen Lebensleistung, die in den meisterhaften Produktionen wie Doku-Dramatiker „Todesspiel“, „Die Manns – ein Jahrhundertro- VON OLIVER BAUMGARTEN man“, „Speer und er“ und „Buddenbrooks“ – ein Publikumserfolg auch im Kino - kumulier- te. Sie haben die Zuschauer auf eine neue und nur Ihnen eigene Art an Zeitgeschichte heran- geführt. Denn mit Ihren Doku-Dramen haben In welchem Medium auch immer: Dokumentaristen pflegen und sie – mal gemeinsam, mal jeder für sich – bis zu „Speer Sie ein Format entwickelt, das, weil es Maßstäbe seit jeher eine Profession an der Nahtstelle zwischen Fiktion und und er“ 2005 weiter zu entwickeln. gesetzt hat, sich äußerst erfolgreich in der Fern- Wirklichkeit. Beim Nacherzählen von Geschichte gelangt jeder „Das Beil von Wandsbek“ beschreibt auf diesem Weg einen Hö- sehlandschaft etabliert hat. Damit haben Sie Chronist zwangsläufig an Bereiche, die er mit Vermutungen fül- hepunkt, weil hier das verschränkende Spiel mit Fiktion und Fak- auch zum Renommee des WDR und der len muss, an Punkte, an denen die Interpretation beginnt und ten zu erster Meisterschaft gerät. Der Film adaptiert Arnold ARD beigetragen. Es handelt sich dabei um er damit die Schwelle zur Fabel zu überschreiten droht. In den Zweigs auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman durch Fernsehereignisse, die bei den Zuschauern noch Bildungsformaten der ersten Jahrzehnte deutschen Fernsehschaf- den Versuch, dem Geschehenen im Erdachten nachzuspüren – lange nachwirken. Es ist Ihr Verdienst, dass fens wurde das zuweilen notwendige Übertreten dieser Schwel- im Film repräsentiert durch schwarzweißes (Spielszenen) und Ihr reiches und bedeutendes Schaffen vielfach le stillschweigend in Kauf genommen, aber grundsätzlich doch farbiges Material (Dokumentaraufnahmen). preisgekrönt wurde – national wie internatio- als ungehörig gegeißelt. Erst zwei junge Journalisten haben die- Heinrich Breloers thematischer Schwerpunkt liegt vorrangig in nal. In Ihren Produktionen nehmen Sie sich sen belegschwachen Moment der historischen Erzählarbeit Mit- Stoffen der jüngeren Zeitgeschichte, die er unter großer Beach- brisanter politischer und zeitgeschichtlicher te der 1970er Jahre offensiv zu einer Stärke verkehrt: Sie verknüpf- tung in seinen Filmen und Mehrteilern wie „Kollege Otto“ oder Themen an und agieren dabei als Multitalent. ten Bilddokumente mit inszeniertem Material und machten da- „Wehner – Die unerzählte Geschichte“ umsetzt. Der 1997 ent- Sie führen nicht nur Regie, Sie verfassen auch durch aus dem interpretatorischen Bereich der Historie eine Tu- standene Zweiteiler „Todesspiel“ über den Deutschen Herbst die Drehbücher, sind Produzent und Mitwir- gend, auf der ein bis heute extrem erfolgreiches Subgenre fußt. 1977 zählt zu Breloers vielleicht konsequentesten Arbeiten, die kender. Ihrer stetigen Neugier und Ihrem For- Heinrich Breloer und Horst Königstein selbst sprachen dabei aufgrund ihrer Pointierung und Verdichtung für Aufsehen ge- scherdrang, einem unglaublichen Gedächtnis, zunächst von einer „offenen Form“, die jene strikte Trennlinie sorgt hat. „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ schließlich – das Ihnen von allen Seiten bescheinigt wird der Formate durchbrach und durch ihre Offenheit des Gestal- hier wieder gemeinsam mit Horst Königstein – hat vier Jahre und einer fast seismografischen Voraussicht terischen, also durch eine klare inszenatorische Transparenz in später den geprägten Erzählstil auch international auf höchster haben wir es zu verdanken, dass sie Themen der Komposition Faktisches und Fiktionales offen legt. Und ob- Ebene geadelt: Neben zahlreichen Ehrungen erhielt der auf- finden und damit setzen, lange bevor das allge- wohl zuweilen das Gegenteil empfunden wurde, haben die bei- wändige Mehrteiler 2002 den internationalen Emmy-Award. meine Interesse an ihnen erwacht ist. Nicht zu den Dokumentaristen genau deshalb in der Kollision des so Am 17. Februar 2012 wird Regisseur und Autor Heinrich Bre- vergessen Ihr großes Einfühlungsvermögen, verschiedenen Materials die erwähnte Nahtstelle zwischen Fik- loer 70 Jahre alt. Er gehört fraglos zu den wichtigsten gestalten- ohne das sich die Protagonisten und Interview- tion und Wirklichkeit als gewissenhafte Journalisten auch nie den Persönlichkeiten der jüngeren Fernsehgeschichte und darf partner in Ihren Filmen nicht geöffnet hätten. überschritten: weil die fiktive Ausgestaltung als solche immer sich zurecht als Geburtshelfer des heute so immens erfolgrei- Eine Königsdisziplin, die Sie perfekt beherr- erkennbar war. chen Doku-Dramas und damit verbunden auch der blühenden schen. Das System Breloer funktioniert also mit Heute heißt eine solche erzählerische Form längst „Doku-Dra- Reenactment-Kultur bezeichnen. Er hat fünf Grimme-Preise, sehr viel Leidenschaft, mit enormer Willens- ma“, und zu den bis heute bekanntesten zählt „Das Beil von mehrere Deutsche und Bayerische Fernsehpreise sowie zahllose kraft und mit einem großen persönlichen Wandsbek“ aus dem Jahre 1981. Der Film ist ein Glanzstück weitere Ehrungen für seine Verdienste um die bildende Unterhal- Interesse am Sujet. Vielleicht verraten Sie uns dieses Subgenres, das Breloer und Königstein in Koregie geschaf- tung bekommen. Seine vielleicht schönste Auszeichnung aber eines Tages das Geheimnis Ihres Erfolges. Bis fen haben. Heinrich Breloer, geborener Gelsenkirchener und hat sich Heinrich Breloer selbst bereiten können: Mit „Budden- es soweit ist, freue ich mich auf die weitere Zu- seit Jahren überzeugter Südstadt-Kölner, hat Germanistik und brooks“ hat er das Dokumentarische 2008 komplett hinter sich sammenarbeit mit Ihnen. Philosophie studiert und nach seiner literatur- und theaterwis- lassen können und einen ungemein aufwändigen und opulenten Ich wünsche Ihnen alles Gute zu Ihrem großen senschaftlichen Dissertation zunächst als Film- und Fernsehkri- Kinofilm geschaffen, der von über 1,2 Millionen Besuchern be- Tag und hoffe, Sie nehmen sich ab und an trotz- tiker gearbeitet. Mit Horst Königstein trifft er 1976 einen kongeni- geistert aufgenommen wurde. Vom reinen Dokumentarfilm 1976 dem Zeit auf „Ihrer Insel“ Mallorca auszuspan- alen Partner. Gemeinsam realisieren sie mit der Inge-Meysel- stufenweise zur puren Kinofiktion 2008 – eine faszinierende nen. Auf Ihre Art. Denn ein Büro mit Strand- Dokumentation „Mein Leben war auch kein Spaß“ ihren ersten Reise durch die filmischen Möglichkeiten, von unserer Welt zu zugang gibt es ja dort schon für Sie, wie man Film und beginnen anschließend, ihre „offene Form“ zu kreieren erzählen. Wir sind gespannt, wohin sie weiter führen wird. lesen konnte.

1,2 Millionen Kinobesucher sahen Breloers „Buddenbrooks“ von 2008. Foto: Bavaria Pictures / Stefan Falke Frühe Vorbereitugen für das Doku-Drama „Speer und er“: Heinrich Breloer (l.) und Albert Speer 1980. Foto: WDR/NDR/Menzel

130 Kisten, die im Keller von Heinrich Breloer in der Kölner Südstadt lagerten, umfasst der Vorlass des Regisseurs und Autors, den die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar sukzessive online stellen wird. Die Aufbereitung des umfangreichen Materials wird unterstützt von WDR, ZDF und der Film- und Medienstiftung NRW. Für „Das Magazin“ befragten wir Peter Paul Kubitz, Programmdirektor Fernsehen bei der Kinemathek, über das einzigartige Angebot.

Was macht die Bedeutung des Vorlasses von Heinrich Bre- breloer.deutsche-kinemathek.de loer aus? Seine Filme sind wie ein Gang durch die wirklich großen po- litischen und kulturellen Themen der Geschichte der Deut- schen im 20. Jahrhundert. Im Grunde müs- sten sich die unterschiedlichsten Disziplinen – Gehobene Historiker, Kommunikations- und Medien- wissenschaftler, Germanisten, Politologen und natürlich auch Film- und Fernsehwissenschaft- ler – auf ihn und seine „offene Form“ gerade- Kellerschätze zu stürzen. Zugleich steht sein Œuvre quer Peter Paul Kubitz, Foto: und für einen Epochenbruch in der Pro- Deutsche grammgeschichte des deutschen Fernsehens. Kinemathek Was und wer folgt ihm auf seinem Gebiet, mit dem Autor und Regisseur bei ihrer Veröffentlichung vor- seums für Film und Fernsehen, schwärmt wie ich auch zum ich spreche jetzt mal nur vom Fernsehen, nach? gehen können. Drittens ist das natürlich auch eine Kostenfra- Beispiel für die Auszüge aus einem Collagenbuch zu „Das Beil ge. Die Film- und Medienstiftung NRW hat uns hier auf eine von Wandsbek“, ein Geschenk von Horst Königstein, den Was genau wird online abrufbar sein? ganz wunderbare Weise finanziell unter die Arme gegriffen, Freund Breloers und Mitstreiter beim Entwickeln des so ge- Vorerst, kuratiert von meiner Kollegin Franziska Latell, ist es ohne sie gäbe es diese Online-Präsentation des Vorlasses nannten Doku-Dramas. Darin sind Storyboard-Zeichnungen ein Ausschnitt von circa 1.000 digitalisierten und kommen- nicht. Und natürlich auch nicht ohne die Zusammenarbeit und handschriftlich kommentierte Polaroidfotos. Und dann gibt tierten Objekten und Dokumenten: Auszüge aus Drehbü- mit dem WDR, dem ZDF, dem NDR und dem Filmprodu- es online auch noch ein Wiedersehen mit dem Wehner-Film chern, Werk- und Szenefotografien, Korrespondenzen, Dreh- zenten Gerhard Schmidt – und natürlich allen Rechteinha- „Hotel Lux“. und Produktionspläne, erstmals eine vollständige Filmografie, bern, die uns für diese Präsentation und unser Geburtstags- zum Teil von Heinrich Breloer selbst kommentiert, Inter- geschenk an Heinrich Breloer großzügig unterstützt haben. Gibt es weitere Online-Pläne der Deutschen Kinemathek? views, Filmausschnitte und der Wehner-Film „Hotel Lux“. Dieser Web-Auftritt ist ja ein ganz neues Format, mit dem wir Ist das Material für jeden Interessierten einsehbar? künftig unser Publikum, Zuschauer wie Wissenschaftler und Wie lange wird das Einpflegen des Vorlasses dauern? Ja, sofern die Nutzerinnen und Nutzer über einen internetfä- Forscher gleichermaßen, erreichen wollen. Dieses nun erar- Das wird dauern, aus mindestens drei Gründen: Erstens müs- higen Browser verfügen. Wir haben darauf geachtet, dass beitete Format im Internet soll zugleich der Auftakt sein, sen die 130 Kisten und Kartons, aus denen der Vorlass besteht, das System auf allen – auch mobilen Endgeräten (iPad, iPho- über die Programme und Produktionsgeschichten weiterer konservatorisch untersucht und die, zum Beispiel mit Schim- ne, Android usw.) – funktioniert. deutscher Film- und Fernsehgrößen mit dem medienbewus- mel befallenen Materialien, entsprechend behandelt werden. sten und medienkompetenten Publikum ins Gespräch zu Zum Zweiten sind die Unterlagen in Heinrich Breloers Pro- Haben Sie eine Empfehlung, was man sich aus dem reichen kommen, wie und mit welchen Mitteln wir im 20. Jahrhun- duktionsarchiv mitunter politisch und rechtlich so brisant, Material auf jeden Fall ansehen sollte? dert unsere Geschichten und unsere Geschichte geschrieben dass wir sehr, sehr sorgfältig und nur in enger Abstimmung Franziska Latell, die Kuratorin dieses Web-Auftritts des Mu- haben – und wie wir es im 21. Jahrhundert tun wollen.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 13 Heinrich Breloer

Die Arbeiten von Horst Königstein und Heinrich Breloer sind kaum zu trennen. Für das Magazin Produkt eines besonderen historischen Abschnitts: eine Her- erinnert sich Königstein an die langjährige Zusammenarbeit der beiden Filmemacher, vor allem an vorbringung der späten 60er und 70er Jahre, als sich „das Fernsehen“ und damit konnte damals nur das öffentlich- das „Beil von Wandsbek“. rechtliche gemeint sein, konsolidiert hatte und zu einem mas- senattraktiven Ganztagsmedium wurde. Das Doku-Drama war und ist ein Zwischenprodukt und Bastard, der nicht nur aus lauter Gutheit ins Programm rückte, sondern mühevoll Für Heinrich Breloer zum 70. Geburtstag gegen eine etablierte Vätergeneration des Fernseherzählens durchgesetzt werden musste. Unsere Sendeform war spieleri- scher und „oberflächlicher“ als das realistische „Botschafts“- Fernsehen; es war aber auch ernsthafter und politisch wider- spruchsvoller als jener „sozialdemokratische (Serien-)Rea- Zwei Freunde. lismus“, der in den 70er Jahren, unfreiwillig, den Grundstock zu den Soap-Operas und Telenovelas legte. „Unsere“ Form spielte buchstäblich die Wirklichkeitserfindungen gegenein- ander aus – immer hochindividuell und mit Autoren-Hand- schrift. Ein Gedanke Wir haben in diesen ersten Filmen, dokumentarisch und tei- linszeniert, und vor allem dann 1981 im „Beil von Wandsbek“ an Fernsehtraditionen angeknüpft und sie gleichzeitig gegen den Strich gebürstet. Wir waren Verwurster und ehrgeizige Geschichtenstürmer. Wir haben an Selbstverständliches er- Ein seltsamer Vorgang, lieber Heinrich. Im sparsamen Licht Zeitmaschine 1976 innert: dass, bevor es die mobilen 16-mm-Kameras gab, Do- der Nach-Karriere versammeln sich Förderer und einstmals Unser Dokumentarfilm „Auch ein Bericht aus Bonn“ bohrte kumentarfilme selbstverständlich inszeniert waren; dass auch Verhinderer, Rechthaber und immer noch Fragende: „Herr sich beispielsweise in die Nähe jener Journalisten, die eine Art der Gestus der „living camera“ dem Drama, und sei es nur Breloer... Herr Königstein...wie haben Sie das gemacht?“ Deutungshoheit erstritten hatten: Was Politik zu sein hat, wird dem kleinen Drama, im Alltag hinterherjagte (heutzutage an- Wir haben es tatsächlich gemacht: den Menschen und ihren im filmischen Umkreisen von Männern wie Friedrich Nowott- gekommen bei RTL und klugerweise betitelt „Mitten im Le- Geschichten zugehört – unabhängig vom gesellschaftlichen ny und Ernst-Dieter Lueg aufgeschlossen. Unsere Medien- ben“); dass die Frage nach der „puren“ Form obsolet war an- Status oder gar von Legenden und Fantasmen (die wir ernst kritik wächst hier aus der Genauigkeit der Beobachtung; wir gesichts der tatsächlichen Nutzung des Mediums seitens der nahmen wie jede Selbstäußerung). wollen quasi detektivisch, mit wachem Auge, verschattetes oder Zuschauer. Menschen nutzen beim „Zu-Sehen“ alles; der Tag Dank gebührt den wenigen Kollegen im NDR und WDR, gar verbotenes Terrain aufhellen. Wir haben viel gelernt (Ge- ist lang; die Genres wüten durch- und gegeneinander; jeder die Wege und Irrwege unserer fragenden und offenen Filmge- duld, kleine Teams, Drehen ohne zusätzliches Licht – heute Zuschauer schaltet sich im Kopf sein eigenes „Fern-Sehen“ bäude mit erschlossen haben. Ihr rückhaltloses Vertrauen in selbstverständlich und technisch möglich bis hin zur Beobach- mit neu entstehenden Filmen. Schon „damals“. eine fragile Spielsituation wurde gestützt von den Buchstaben tungskamera an der Wand; der Respekt vor der Intimität ist Es geht doch der Rundfunkgesetze, allen voran die – man glaubt es kaum keine Selbstverständlichkeit mehr) und uns dabei gleichzeitig – Zusammenführung von Bildung und Unterhaltung. Dieser abgegrenzt – beispielsweise vom Purismus eines großartigen Das „Beil von Wandsbek“ wurde tatsächlich die erste geplan- Weg wurde das Ziel – und vielleicht einer der Hauptgründe Dokumentarfilmers wie Klaus Wildenhahn. te Arbeit, in der Breloers detektivischer Recherchegestus für die wachsende Aufmerksamkeit, die unsere Arbeiten fan- Das Doku-Drama war in seinem aufklärerischen Anspruch („Wir gehen mit einem Roman durch die Stadt und entzif- den. Es war vorhersehbar, dass inmitten eines unüberschauba- ren Programmstroms der ständige Verweis auf Respekt, Inte- grität und Liebe (zum Medium) nicht nur als Stigma der Pro- grammarbeit erscheinen würde, sondern auch zum lebendi- gen Antrieb in die Vorstellungswelten zwischen den Manns und Hitlers Speer, zwischen Pop und Treuhand, Brecht und To- desspiel. Wir haben und hatten die „aktivsten“ Zuschauer, die sich mit uns in ein andauerndes „Gespräch“ begeben haben. Geburt eines Genres Natürlich freut es uns, dass unsere beständigen Kämpfe um den Status und die experimentelle Offenheit beim so genann- ten Doku-Dramatischen zu einem „Genre“ geführt haben, das sich allerdings jeglicher Stereotypie und Vorhersagbarkeit entzieht. Die Ereignisse und Protagonisten definieren die Ge- stalt der Filme jedes Mal aufs Neue – schnell kann man sehen, ob es sich um Fake-Dokumente oder das Original, das Fund- stück, das Ungesehene handelt, dessen Vorlage und Durch- dringung (die großen Qualitäten von Heinrich Breloer) im- mens viel Arbeitszeit kostet. Jede Ramschlösung – so z.B. die Erfindung mangelhafter Experten, die – nur, weil sie ein Büch- lein geschrieben haben – gern über historische Tatbestände plaudern, oft dekoriert mit einem „Chor“ von „Zeitzeugen“, die hitparadenmäßig sortiert werden – bringt die echten Er- zählexperimente in Misskredit. An diesem neuralgischen Punkt möchte ich plastisch und di- rekt aus unserer Arbeit berichten. Die technischen Vorausset- zungen haben sich grundsätzlich verändert – und das zum Bes- seren. Nur ein paar Stichworte dazu: Jeder kann ein Dokumen- tarist sein; die Allgegenwart von hochempfindlichen Kame- ras; alles lässt sich speichern; die Schnelligkeit im Schnitt etc. Was sich nicht verändert hat, ist die Notwendigkeit einer ge- danklich klaren Themenwahl und einer ausgreifenden Re- cherche. Man befrage Redakteure und Lebenspartner von Dokudramatikern, wie manisch die Arbeitsverläufe sein kön- nen; eine Ruh’ gibt’s kaum. Mit voranschreitendem Alter stellt sich gerade bei den großen Themen die Frage nach der Zeit, die einem bleibt. Die ultimativen Stücke über die EU- Krise oder die Innenansicht einer (schlechten) Bank, „die Kanzlerin und ihr Präsident“ oder „Generation Merkel“ – diese Filme sind alle noch nicht gemacht; soviel ist klar, wenn es sie geben soll, werden sie viel Lebenszeit verschlingen. 2012: Man muss sich entscheiden. Man muss mit Haltung das Alltäglichste zum Sprechen bringen. fern Orte und Personen ...“) und Königsteins Kinolust und Der Altonaer Blutsonntag seine schwarz-weiße Sicht eines Exilromans über Hamburg Hamburg-Eimsbüttel 1978. Wohnviertel der Jahrhundert- programmatisch miteinander verknüpft wurden. Das „Beil wende. Wenn man durch die Hinterhäuser und die Adolph- von Wandsbek“ entwickelte sich zum Mäander aus Materia- Passage ging, winkte der KFZ-Mechaniker aus der Tür sei- lien, wurde ein Labyrinth aus Fakt, Legenden und histori- ner kleinen Klitsche. Die alten Bewohner, die sich eine Bank schen Einschätzungen. Knapper Kommentar einiger Fernseh- gezimmert hatten, lauerten und tratschten – und sie bedach- chefs: „So etwas geht nicht.“ Es ging. ten jeden Passanten mit Kommentaren. All diese konzeptionellen Arbeiten hat Heinrich Breloer be- Am Ende dieser Passage sah man eine eigenartige Ruine, gleitet. Die Freiheit in der Themenwahl, die Genauigkeit im die wie ein Zirkus wirkte, wohl auch von 1905 bis 1939 Hinschauen, die Kraft in der Alltäglichkeit, die Sorgfalt im Oper und Theater war und nach einem Teilbombardement Umgang mit Menschen und Sprache, das Vertrauen in den im 2.Weltkrieg Werkstatt und Hotel für Gastarbeiter und Erfindungsreichtum des Lebendigen, die Inszenierung der Vertreter wurde. Jetzt ist nur noch ein bisschen Leben in den Interviews als Kammerspiele, einschließlich Requisiten für Mauerresten: ein Musikclub im ehemaligen Foyer. Schiller- die manchmal geradezu magischen Vergegenwärtigungen: Oper hieß das Gebäude, und wie selbstverständlich legte Das ist, gemessen am Heute, eine zentrale Mitgift aus den 3. Horst Königstein (l.) und Heinrich Breloer mit Elisabeth Mann Borgese, dieser 90-minütige Interviewfilm neue Spuren aus, ohne die Programmen des Norddeutschen und Westdeutschen Rund- der Haupterzählerin in der Trilogie „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“. weitere Geschichtensammlungen nicht denkbar wären. funks – alimentiert von den Gebühren der Zuschauer und ei- Foto: WDR/Bavaria Um das Gebäude der Schiller-Oper herum tobte im Juli ner weit reichenden Sendertreue verpflichtet. Fernsehen als 1932 der so genannte „Altonaer Blutsonntag“, der Kommu- Bewahrungs- und Erinnerungsmaschine nisten und SA-Leute in tödlichen Gefechten sah. Zwei junge Hamburg war mein Terrain. Ein interessantes Viertel (Eims- Kommunisten wurden zum Tode verurteilt. Kaum verhüllt büttel) wurde buchstäblich aufgeschlossen. Ähnlich wie in spielt dieses Ereignis (als „Reeperbahnprozess“) eine zentra- der modernen Satellitenstadt Mümmelmannsberg haben wir le Rolle in Arnold Zweigs Exil-Roman „Das Beil von uns monatelang in einer Passage der Jahrhundertwende in Wandsbek“ – eine Faust-Verführung und grandiose Ge- der Nähe vom Pferdemarkt niedergelassen. „Oral History“, schichte über einen Schlachter, der auf die Nazis setzt, und besser gesagt: „History of Entertainment“. So entfaltete sich den erkrankten Scharfrichter vertritt. Er köpft die jungen eine nie abgefragte Hamburger Geschichte, und parallel dazu Kommunisten mit dem Beil und wird ob seiner Blutschuld organisierten wir über Zeitungs- und Fernsehaufrufe Ama- des Lebens nicht mehr froh. Der Roman entstand aus einer teurfilmer, die dem NDR und seinen Partnern Michael Ku- Recherche unter exilierten Hamburger Juden und wurde ball und Alfred Behrens vertrauensvoll ihre privaten Streifen 1981 von Heinrich Breloer und mir nacherzählt – in einer überließen. So entstand ein Jahrhundertwerk im Spiegel des Art paralleler Montage, die den Realitätsgehalt des Romans tagebuchartigen Amateurfilms, durchaus flankierend er- dokumentarisch nachprüft und Teile des Romans als Hor- weitert und fortgesetzt mit Heinrich Breloers bezwingender rorfilm aus Deutschland (siehe Terence Fisher und Lindsay Serie „Mein Tagebuch“ und die seit 1990 jährlich vorgestell- Anderson) in Schwarzweiß inszeniert. Am Ende erhängt ten „Videotagebücher“. sich die Schlachtersfrau, und ihr Mann versenkt sie in dem Die Lektüre von Brechts adoleszenten Tagebuchnotizen führ- Werkfotografie aus dem Produk- Bauschacht für eine geplante monumentale Elbbrücke – tionsarchiv von Heinrich Breloer. te Heinrich Breloer zu den Ursprüngen der Liebesgeschichte Dieses Bild entstand während Heinrich Breloer schon damals eine Verbindung zu Albert Speer. Bi und Bidi – und zu einer letzten großen Forschungsreise ins der Dreharbeiten zu „Wehner – Seine Filme (Auswahl) Von Eimsbüttel zu den Manns Leben von Berthold Brecht. Die unerzählte Geschichte“ (Teil 2: Hotel Lux) mit Ulrich Tukur 2007/2008 (links) und Breloer an der Kame- Buddenbrooks Eine alte Dame hatte in den Weihnachtsmärchen der Schil- ra. Foto: Michael Kloft 2004/2005 ler-Oper Zwerge und Elfen gegeben. 1923 wirkte sie als Speer und er schwindsüchtiges Mädchen in Gustaf Gründgens Urauffüh- 2001 rung von Klaus Manns Theatererstling „Anja und Esther“ Die Manns – mit. Diese Spur führte uns – neben der Diskussion des Me- ein Jahrhundertroman phisto-Stoffs – zu einem eilig hingeworfenen, dafür aber um 1996/1997 so authentischeren kleinen schmutzigen Roman von Klaus Das Todesspiel Mann „Treffpunkt im Unendlichen“ – geschrieben wie un- 1994 ter Fieber im Sommer des Jahres 1932. Heinrich Breloers Einmal Macht und zurück 1994 „Die Lebensreise des “ drängte sich förmlich auf Meine Bildergeschichte – eine Sammlung von Erinnerungen „in letzter Minute“, 1993 weil viele Freunde noch lebten und sehr darauf zu warten Wehner. Die unerzählte Ge- schienen, Zeugnis über den schwulen unglücklichen Sohn schichte von Thomas Mann abzulegen. Dokumentation und Fiktion 1991 waren miteinander im Wettbewerb. Kollege Otto Das Material von der Drehreise zu Stätten und Freunden 1989 von Klaus Mann waren oft letzte mögliche Aufzeichnungen. Die Staatskanzlei Sie waren von unschätzbarem Wert für die Konstruktion 1987 des Dreiteilers „Die Manns – ein Jahrhundertroman“ 2001. Eine geschlossene Gesellschaft 1986 Es folgte „Buddenbrooks“ als übergeordnetes Ziel: Heinrich Das verlorene Gesicht – Breloer und ich wollten die Geschichte vom Aufstieg und eine Reise mit Erich Kästner Fall einer Lübecker Familie für die Gegenwart erzählen und 1986 bewahren. Die Geschichte des Dritten Fernsehprogramms Umgestaltung und Veränderung 1985 Es erübrigt sich, die weitere „Umgestaltung der Medien- Größenwahn. Revue der landschaft“ zu beschreiben. Breloers und meine Arbeiten, ersten und letzten Tage gemeinsam und/oder getrennt, sind frühe und kontinuierli- 1984 che Reaktionen auf diese Umgestaltungen und Veränderung, Kampfname: Willy Brandt 1983 und unsere Filme sind nur eine Spielart unter vielen Mög- Treffpunkt im Unendlichen. lichkeiten, mit dem Doku-Drama umzugehen. Wir haben Die Lebensreise des Klaus Mann immer formal/inhaltliche Antworten gesucht, die den Zu- 1981/1982 schauer ans Medium fesseln, ohne ihn dabei zynischem Kal- Das Beil von Wandsbek kül preiszugeben. Schließlich ist ein Recherchenstück ohne 1980 Mitgestaltung des Zuschauers nicht denkbar. Er muss wach, Mein Tagebuch – zehnteiliger beteiligt und distanziert bleiben. So lebendig wir uns den Dokumentarfilm Zuschauer vorstellten, so lebendig und veränderungsfähig 1978 sollten unsere Beiträge zum Genre sein, denn die Anpas- Bi und Bidi in Augsburg. Erinne- sungsfähigkeit der Doku-Dramen ist die vorzüglichste Ei- rungen an den jungen Brecht 1976 genschaft dieses „Genres“. Es reagiert nicht nur auf die Zeit- Mein Leben war auch kein Spaß läufte, sondern auch immer auf den Zustand des Mediums 1974/75 selbst. Auch ein Bericht aus Bonn Was bleibt? Zwei „unwürdige Greise“, von Udo Lindenberg, dem alten Freund und Mittäter, auf Königsteins NDR-Verren- tungs-Party kurzerhand eingestuft: „Der Greis ist heiß ...“.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 15 Meldungen 50 Jahre Oberhausener Manifest Opas Kino ist tot!

Senator Köln vr3 aus Düsseldorf Welches Kino Sonja Ewers Virtuelle Welten wollen die Enkel? im Team Die Düsseldorfer vr3 virtual productions hat für den Toggo-CleverClub, das Seit Ende 2011 verstärkt Produzentin Sonja Super-RTL-Lernportal für Kinder, im eigenen Studio eine Relaunch-Kampag- Schicken Sie uns Ihre Punkte für ein neues Ewers das Team der Senator Film Köln GmbH. ne produziert. Besonders das virtuelle Kindernachrichtenstudio hebt sich Gemeinsam mit Ulf Israel wird sie für Senator von konventionellen Studio-Dekorationen ab. Manifest ([email protected]). in der Domstadt Filme für den deutschen und Gegründet wurde vr3 von Jochen Schreiber, Rainer Maguhn und Dirk Kon- internationalen Kinomarkt produzieren. Aktuell opatzki. Sie sind die einzigen privaten Betreiber eines virtuellen Studios in Am 28. Februar wird das Oberhausener Manifest 50 Jahre alt. ist im Büro in der Maastrichter Straße u.a. eine Nordrhein-Westfalen und beschreiben sich als Full-Service-Anbieter für vir- Die Kurzfilmtage haben dazu unter www.oberhausener- Adaption des Romans „Der Koch“ von Bestsel- tuelle Produktionen: Kernstücke ihres Unternehmens sind die Echtzeit-Stu- manifest.com zahlreiche Materialien, Dokumente und bewegte lerautor Martin Suter in Entwicklung, die in NRW diosysteme vector und vectorLE. Bilder bereit gestellt. gedreht werden soll. Zu den bekanntesten Kunden zählen die ProSiebenSat.1 Gruppe und der Neben ihrer Tätigkeit bei Senator wird Ewers MDR, die mit Hilfe der Düsseldorfer ihre virtuellen Nachrichtenstudios be- auch in Zukunft für ihre eigene Firma Gringo treiben. „Das neue, speziell für kleine und mittlere Produktionen entwickel- Films als Geschäftsführerin und Produzentin ar- te vectorLE-System erfreut sich aufgrund des optimalen Preis/Leistungs- Trends der Fernsehunterhaltung beiten. Den bisher größten Erfolg hatte sie mit verhältnisses großer Beliebtheit“, so Jochen Schreiber. Im hauseigenen Stu- der Produktion „Lebanon“, für die Regisseur Sa- dio werden überwiegend Moderationen, Zuspieler sowie On-Air-Promo- Der Große Show-Gipfel muel Maoz einen Goldenen Löwen gewann. tion für Sender gedreht. Große und mittelständische Unternehmen pro- ... ist der quotenstarke Titel eines Seminars, das Brainpool TV und HMR Derzeit startet Gringo Films die Postproduktion duzieren wiederkehrende Formate, Image-, Produkt- und Internetfilme. International GmbH am 30. März im „tv total“-Studio in Köln-Mülheim der deutsch-israelischen Koproduktion „Bethle- „Wir sind zunehmend auch Ansprechpartner für Echtzeit-Grafik und Real- anbieten. Der Große Showgipfel 2012 soll einen umfassenden Überblick hem“, die gerade in Israel abgedreht wurde. time basiertes Video-Processing“, erklärt das Gründer-Trio, „etwa wenn über internationaler Erfolgsshows geben und zeigen, welche Programm- > www.senator.de Autohersteller eine 3D-Realtime-Studie zu virtuellen Testfahrten anfordern, innovationen derzeit den Markt durchdringen. Nationale und interna- > www.gringo-films.com Medienunternehmen eine Applikation zur Korrektur zweier Kamerabilder tionale Programmexperten und Vordenker der Branche skizzieren die für stereoskopische 3D-Aufzeichnungen benötigen oder ein Serienprodu- Trends und Tendenzen der Show-Unterhaltung und geben dabei einen zent virtuelle Hintergründe möglichst effektiv einsetzen möchte“. Tag lang Impulse für ihre Kollegen. > www.vr3.de > http://hmr-international.de

15 Jahre Rapid Eye Movies leicht kitschig an, aber als wir „Sometimes Hap- es von den Kosten her auch uns Verleihern hilft. py, Sometimes Sad“ gesehen haben, sind wir Dem Herzen gefolgt ganz und gar unserem Herzen gefolgt. Es gab Zwischen dem Bollywood-Blockbuster „Don“ auch Diskussionen, ob das zu uns passt. Aber und der letztjährigen Low-Budget-Produk- weil es zu dem Zeitpunkt wirklich etwas Neues tion „Underwater Love“ tut sich eine große 1996 gründeten Antoinette Köster, Sigrid Lim- war, das man hier so noch nicht gesehen hatte, Spannbreite auf. precht (vor einigen Jahren ausgestiegen) und Ste- stand das in keinem Wider- Ja, das fühlt sich manchmal sehr schizophren an, phan Holl den Filmverleih Rapid Eye Movies. Sie spruch. Der Film hat ganz stark und man denkt: Wie geht das denn nun alles zu- begannen mit asiatischen Filmen und erzielten geprägt, was man heute hierzu- sammen? Das ist es aber, was uns hier seit Jah- ab 2004 mit Bollywood-Filmen große Erfolge. Im lande unter Bollywood-Kino ren immer wieder antreibt. Hinter einer solchen Die Kölner Produzentinnen Sonja Ewers (l.) und letzten Jahr trat Rapid Eye Movies mit dem Pink- versteht. Jetzt wollen wir es Vielfalt steht immer das Kriterium: Es muss uns Benjamina Mirnik gewannen 2009 in Venedig einen Goldenen Löwen für „Lebanon“. Seit kurzem Musical „Underwater Love“ erstmals als Produk- noch mal richtig wissen und be- gefallen. Wir rechnen natürlich und prüfen, ob verstärkt Ewers das Team der Senator Film Köln. tionsfirma auf. Zum 15. Geburtstag sprach Chris- reiten mit „Don – The King Is es eine Machbarkeit gibt, sind aber auch immer Foto: Kurt Krieger/Film- und Medienstiftung NRW tian Meyer mit Stephan Holl über die Pflicht zu Stephan Holl Back“ mit Shah Rukh Khan den wieder bereit, Risiken einzugehen. Entdeckungen. für uns bislang größten Kino- start mit 30 bis 40 Kopien vor. Mit dem Low-Budget-Projekt „Underwater Film- und Medienstiftung NRW Gab es bei der Gründung von Rapid Eye Mo- Und Sie werden damit auf der diesjährigen Love“ sind Sie im letzten Jahr auch in die vies eine Erfolgsstrategie oder haben Sie Berlinale wohl für den größten Rummel auf Filmproduktion eingestiegen. Warum? Till Hardy – der ganz naiv als Fans des asiatischen Kinos an- dem Roten Teppich verantwortlich sein ... Der Film war unser erster Gehversuch und das Mann fürs Digitale gefangen? Shah Rukh Khan wird bei der Premiere auf der gleich mit renommierten Leuten wie Christop- Der Impuls war, das Kino, das wir lieben, konti- Berlinale wie gewohnt einen ungeheuren Me- her Doyle. Das markiert auf jeden Fall noch mal Seit November betreut Till Hardy bei der Film- nuierlich und dauerhaft einem hiesigen Publi- dienrummel auslösen. Diese Aufmerksamkeit eine wichtige Veränderung bei uns. Wir werden und Medienstiftung NRW den Bereich Digitale kum näher zu bringen. Zuvor hatten wir schon können wir dieses Mal bestmöglich ausnutzen, in diesem Jahr eine eigene Produktionsfirma Inhalte. Damit ist er auch Ansprechpartner für Erfahrungen mit dem Wanderfestival „Hong weil der Film nur Tage später im Kino startet. gründen, und 2012 wird es mindestens zwei Ko- das neue Pilotförderprogramm für innovative Kong in Action“ gemacht. Dadurch gab es eine produktionen geben. Das ist ein Schritt, der sich audiovisuelle Formate, das im November die er- Ahnung davon, wie Filmverleih funktioniert. Oh- Was bedeuten die gegenwärtigen Umbrü- folgerichtig aus unseren Kontakten aus der lang- sten 14 Förderungen bekannt ne die frühe Unterstützung der Filmstiftung che wie Digitalisierung und 3D für einen jährigen Arbeit mit international renommierten gab (siehe Seite 17). NRW und eine enge Zusammenarbeit mit Sen- kleineren Verleih wie Rapid Eye Movies? Filmemachern ergibt. Und es ist auch wirtschaft- Hardy wechselte von Hamburg dern wie Arte oder dem WDR wären wir aber „Don“ vereint das alles. Konvertiert in 3 D, lich für uns von Bedeutung, weil wir damit im in den Düsseldorfer Medienha- gar nicht in der Lage gewesen, uns so weit zu er- kommt der Film mit 35mm- und digitalen Film- Grunde die gesamte Verwertungskette im Hau- fen. An der Elbe war der gebür- proben und Entdeckungen zu machen. Wir ha- kopien ins Kino. Ich bin zwar Traditionalist und se verwalten und Werte schaffen, die dann auch tige Düsseldorfer seit 2006 bei ben ja viele frühe Filme von heute namhaften finde es lästig, sich mit den Formaten herumzu- bei uns bleiben. der Hamburger Filmförde- Regisseuren herausgebracht, die aber zu der Zeit schlagen. Unterm Strich sehe ich aber auch, dass > www.rapideyemovies.de Till Hardy, rung zuständig für Digitale Me- noch niemand kannte – sei es Takeshi Kitano, Foto: Film- und Medienstiftung dien und von 2009 bis 2011 Kim Ki-duk oder Park Chan-wook. NRW auch Projektleiter für das EU- Netzwerkprojekt First Motion Im Jahr 2004 haben Sie mit „Sometimes zur Entwicklung von Transmedia-Projekten im Happy, Sometimes Sad“ in Deutschland ei- Ostseeraum. nen Bollywood-Boom losgetreten. Der studierte Kulturwissenschaftler (Schwer- Wir fühlen uns für Entdeckungen zuständig, da punkt Medien/Film) und Diplom-Kaufmann erlebt man dann auch die größten Überraschun- (Schwerpunkt Marketing/Medien) produzierte gen. Mit Bollywood ist es uns gelungen, eine Brü- bereits als Student eigene Kurzfilme und expe- cke zur heute immer noch größten Filmindustrie Das Team von Rapid Eye Movies rimentierte mit medialen Formen. der Welt zu schlagen. Das hatte hier bis dato nie- hat Grund zum Feiern. > www.filmstiftung.de mand ernst genommen. Es hört sich jetzt viel- Fotos: Rapid Eye Movies

16 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 GPS – German Production Service Transatlantische Kooperation von visuellen Ideen im Spiel- und Werbefilmbe- reich gehöre nicht nur die kreative Bearbeitung Full-Service- Gradient Effects des filmischen Materials, sondern auch die Ent- Angebot wicklung neuer spezifischer Software speziell für Vor einigen Jahren zogen Thomas Tannenberger den VFX-Bereich, sagt Brink und freut sich über Ausländischen Filmproduzenten, die in Deutsch- und Olcun Tan nach Amerika, um dort ihr Glück eine eben abgeschlossene hauseigene Erfin- land ihre Projekte realisieren wollen, bietet Marc zu machen. In L.A. gründeten sie das VFX Studio dung: „Mit der Entwicklung des Oktokopters Grewe mit seiner neuen Firma GPS ein Full Ser- Gradient Effects, das auf unkonventionelle stellen wir die erste hier entwickelte Innovation vice Angebot. Seine Firma mit Sitz im Ruhrge- Weise Kreativität und technisch-modernstes vor.“ Das Fluggerät transportiert eine RED-Epic biet hilft bei der Suche nach geeigneten Loca- Know-how anbot und u.a. bei Spielfilmprojekten Kamera und kann indoor wie outdoor verwen- tions, der richtigen Crew und passender Tech- wie „Harry Potter“, „Lara Croft“, „2012“ oder Michael Brink, Rolf Mütze und Jörg Brümmer (v.l.) von det werden. Kameramann und Pilot kontrollie- nik sowohl für Kinofilme, als auch für TV-Produk- „The Box“ mitwirkte. Noch in Europa hatte Tan- Gradient Effects in Düsseldorf, Foto: Gradient Effects ren und steuern das System, das Videobild wird tionen oder Werbeclips, die in Deutschland oder nenberger als VFX Producer und Supervisor an direkt auf den Bildschirm des Regisseurs über- Österreich realisiert werden sollen. Dabei koope- Tom Tykwers „Lola rennt“ und Roman Polanskis Team die Erstellung von VFX- und CG-Animatio- tragen. Brink: „Die Bewältigung solcher komple- riert GPS nur mit Firmen, die bereits an interna- „Der Pianist“ mitgewirkt. nen für den Spielfilm-, Corporate- und Werbe- xen Aufgaben reizen uns.“ tionalen Produktionen beteiligt waren. „Wir wol- Jetzt sind Michael Brink und Jörg Brümmer (bei- filmmarkt an. Mit „Arbitrage“ (Regie: Nicholas Mit im Team ist zudem Rolf Mütze, vormals auch len internatonale Filme in Deutschland weiter- de vormals pictorion das werk) bei dem Label Jarecki) mit Richard Gere ist das erste Projekt be- bei pictorion das werk, der in den letzten zehn hin ermöglichen“, so Grewe, der langjährige Er- als Gesellschafter eingestiegen und haben es reits abgewickelt. Der Film wird das diesjährige Jahren an Filmen wie „König der Diebe“, „The fahrung als Herstellungsleiter auch bei Interna- nach Deutschland geholt. Die Gradient Effects Sundance Filmfestival eröffnen. Mit „Man with Children of Huang Shi“ und zuletzt an David Cro- tionale Produktionen besitzt. Gemeinsam mit & Animation GmbH & Co. KG residiert in Düssel- the Iron Fist“ mit Russell Crowe ist ein weiterer nenbergs „Eine dunkle Begierde“ mitwirkte. Andy Grosch, dem GPS-Repräsentanten in Ber- dorf und bietet in Zusammenarbeit mit dem US- Titel noch bis März in Arbeit. Zu der Umsetzung > www.gradientfx.de lin, will Grewe die Berlinale als Plattform nutzen, um seine Firma bekannt zu machen und Kontak- te mit ausländischen Produzenten zu knüpfen. CinePostproduction Mit Yoram Barzilai hat GPS einen weiteren Re- ANZEIGE präsentanten in Los Angeles. > http://german-production-service.com Verstärkung in Köln Die CinePostproduction Geyer Köln baut ihre Dienstleistungen in der digitalen Postproduktion NACH DEM NEUEN BESTSELLER VON sowie ihre On-Set-Services aus und verstärkt ihr Medienforum.NRW Projektbetreuerteam. Kristina Söll steht den Kunden dabei als Postproduction Supervisor in Save the date der technischen Beratung und Projektbegleitung („DIE VERMESSUNG DER WELT“) zur Seite. Die Diplom-Photoin- Das 24. Medienforum.NRW findet vom 18. bis genieurin verfügt über Erfah- 20. Juni im Staatenhaus der koelnmesse statt. rungen im Bereich digitale Ci- Im Rahmen des Forums veranstaltet die Film- nematographie. Sie verantwor- und Medienstiftung NRW auch in diesem Jahr tete unter anderem als Sales wieder ihren Internationalen Filmkongress. Manager den Vertrieb der Ka- Das Motto der diesjährigen Ausgabe des Me- meraobjektive bei Fujinon Eu- dienforum.NRW lautet „Schöne neue Medien- Kristina Söll rope. Beim niederländischen Foto: CinePost- welt: vernetzt, offen, mobil.“ Mit den Gästen production Unternehmen Globell, das auf und Referenten soll drei Tage lang über die Ver- Software in den Bereichen Fo- netzung verschiedenster digitaler Medien, die to, Grafik & Video, Tools & Utilities spezialisiert mobile Mediennutzung und Datenschutz disku- ist, übernahm sie als Produktmanagerin Marke- tiert werden. Open Government und Open Da- ting und Vertrieb der Security- und Kompres- ta stehen ebenfalls in Köln auf der Agenda, sind sionssoftware. Mit der wachsenden Zahl an di- aber auch Thema des ersten Medienforum.Ber- gital gedrehten Produktionen verstärkt die Ci- lin, zu dem die Forumsveranstalter am 8. Febru- nePostproduction Geyer Köln ihren On-Set-Ser- ar in die NRW-Landesvertretung in der Haupt- vice und stellt die Negativentwicklung am Stand- stadt einladen. ort Köln ein. Eigene DITs und Coloristen betreu- Das Medienforum.NRW ist eine Veranstaltung en das Produktionsteam. Für mobiles Grading der LfM, gefördert mit Mitteln des Landes und und Sichtung der digitalen Muster setzt das der Stadt Köln. Verantwortlich für Konzeption Unternehmen auf On-Set Dailies von colorfront und Durchführung ist die LfM Nova GmbH. und die Eigenentwicklung Copra App für das iPad. > www.medienforum.nrw.de > www.cinepostproduction.de SENTA BERGER HEINO FERCH 20 Jahre Cinedom legen. Zudem lassen sich die Kölner künftig bei JULIA KOSCHITZ der Weiterentwicklung der Concession-Gastro- Feiern und nomien von der erfolgreichen Kinokette bera- STEFAN KURT ten, die so erstmals Eintritt in den Kölner Kino- kooperieren markt findet. AXEL RANISCH Am 21. Dezember 2011 feierte der Cinedom im > www.cinedom.de Kölner Mediapark sein 20-jähriges Bestehen und GABRIELA MARIA SCHMEIDE ließ sein Publikum mit einer „Best of“-Reihe zu JUSTUS VON DOHNÁNYI Sonderpreisen teilhaben. 1991 wurde der Cine- dom als einer der ersten Multiplexe in Deutsch- MATTHIAS BRANDT UND THORSTEN MERTEN land nach einem Konzept von Bernd Eichinger errichtet. Als fünftgrößtes Kino in Deutschland verfügt das Haus heute über 3.748 Plätze in 14 Sälen, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt voll- ständig digitalisiert wurden. Im Kinojahr 2011 ver- zeichnete der Cinedom 1,49 Millionen Besucher. Im Januar gab das Unternehmen bekannt, eine Partnerschaft mit der CinemaxX AG geschlossen zu haben, die ab März 2012 vorsieht, einige Kern- aufgaben des Kinobetriebes an sie abzutreten. NFP MARKETING UND DISTRIBUTION PRÄSENTIERT EINE PRODUKTION DER LITTLE SHARK ENTERTAINMENT UND TERZ FILMPRODUKTION IN KOPRODUKTION MIT DOR FILM HUGOFILM WDR ARD DEGETO ARTE ORF (FILM/FERNSEH-ABKOMMEN) SRF/SRG SSR Unter anderem sieht die Kooperation vor, die MITSENTA BERGER HEINO FERCH JULIA KOSCHITZ STEFAN KURT THORSTEN MERTEN AXEL RANISCH GABRIELA MARIA SCHMEIDE JUSTUS VON DOHNÁNYI UND ALS GAST MATTHIAS BRANDT CASTING SABINE SCHWEDHELM KOSTÜMBILD ALEXANDRA TRUMMER MASKENBILD MICHAELA OPPL Bereiche Filmeinkauf und Disposition sowie die SZENENBILD ANDREA KESSLER MUSIK ANNETTE FOCKS SCHNITT ANDREA MERTENS KAMERA RAINER KLAUSMANN HERSTELLUNGSLEITUNGSTEFAAN SCHIEDER PRODUKTIONSLEITUNGSEBASTIAN FRÖHLICH REDAKTION BARBARA BUHL JÖRN KLAMROTH ANDREAS SCHREITMÜLLER HEINRICH MIS LILIAN RAEBER KOPRODUZENTEN DANNY KRAUSZ ISABELLE WELTER CHRISTOF NERACHER PRODUZENTEN TOM SPIESS SOWIECHRISTOPH FRIEDEL SÖNKE WORTMANN CLAUDIA STEFFEN DREHBUCH & REGIEISABEL KLEEFELD NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VONDANIEL KEHLMANN ERSCHIENEN IM ROWOHLT VERLAG Offscreen-Vermarktung der Cinedom-Werbeflä- Cinedom in Köln: 3.748 Plätze in 14 Sälen, GEFÖRDERT DURCH chen in die Verantwortung der CinemaxX AG zu Foto: Cinedom WWW.RUHM-DERFILM.DE

AB 22. MÄRZFilm und Medien NRW IM – Das Magazin KINO | 1/2012 > 17 Meldungen

Studie von Creative.NRW angemessenen Lobbyarbeit für Kreative beklagt: Gut 60 Prozent der Befragten sind der Auffas- Polyvalenz der sung, dass eine „gute Lobbyarbeit“ fehlt. Nur fol- gerichtig ist eine Mehrheit unzufrieden mit den Branche Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten. Ihre momentane Auftragslage beurteilen die Kre- Zum zweiten Mal hat Creative.NRW, eine Initi- ativen unterschiedlich, was aus Sicht von Crea- ative der NRW-Landesregierung, im Land ansäs- tive.NRW angesichts der „Polyvalenz der Krea- sige Kreative nach ihrer Sicht auf Nordrhein- tivbranche“ kein Wunder ist. Zugleich hebt die Westfalen befragt. Nach deren Meinung ist das Agentur das „besonders hohe Wachstumspoten- Land ein „vielseitiger, durchaus attraktiver Stand- zial“ des Kunstmarktes und des Buchverlagswe- ort für die Kreativbranche“ mit Potenzial. Des- sens hervor. Von den rund 203.000 Beschäftig- sen Ausschöpfung setzt allerdings „mehr und ten und Selbstständigen der Kreativbranche füll- bessere Unterstützung durch die Politik und ei- ten nach Auskunft von Creative.NRW 117 User ne stärkere Vernetzung“ voraus, denn es gibt ei- den Fragebogen via Internet vollständig aus. Aus ne Reihe kleinerer Mängel. Sicht der Agentur liegt damit immerhin ein hilf- So sehen drei Viertel der Befragten ihr politi- reiches, wenn auch „nicht repräsentatives Stim- sches Umfeld eher kritisch und fühlen sich durch mungsbild“ vor: „Positives wie negatives Feed- die Politik nicht hinreichend unterstützt. Geschol- back ist gleichermaßen wichtig.“ Creative.NRW ten werden auch die eigenen Kunden, die „den ist Teil der Initiative EXCELLENZ NRW und ver- ideellen Wert einer kreativen Leistung nicht steht sich als Lobby der Kreativbranche. wahrnehmen“. Daneben wird das Fehlen einer > www.creative.nrw.de

IFFF Internationales Erstmals wird im April zudem eine Auswahl des Frauenfilmfestival Festivalprogramms auch im Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität zu sehen sein. Mit Blick auf Der Verein Kino im U, in dem das IFFF Dort- mund|Köln mitwirkt, hat seit Mitte Januar den Nordafrika Spielbetrieb aufgenommen und zeigt seither ein vielseitiges Programm aus dem Arthouse- und Die Einreichfristen sind abgelaufen, und die Aus- Filmkunstbereich – u.a. war es im Januar auch wahl für das Programm des Internationalen Frau- Spielort der Schulkinowochen NRW. enfilmfestivals 2012 läuft auf vollen Touren. > www.frauenfilmfestival.eu Vom 17. bis zum 22. April wird das im jährlichen Wechsel in Dortmund und Köln stattfindende Einstimmung auf das IFFF: Das Frauenfilmfestival präsentiert Festival 2012 in der Domstadt residieren. Als er- am 12. April Maren Kroymann mit ihrem Programm ste wichtige Neuerung hatte „In my Sixties“ in Köln, Foto: Milena Schlösser das Team um Festivalleiterin Silke J. Räbiger bereits verkün- det, dass der mit 5.000 Euro do- tierte Nationale Nachwuchs- preis für Bildgestalterinnen be- ginnend mit diesem Jahr fort- Hanns-Peter Hüster: ein halbes Jahrhundert für das Kino, Foto: Lichtburg an biennal während der Kölner Ausgabe vergeben wird – wo- mit nicht zuletzt auch der Ver- Hanns-Peter Hüster Ruhrgebietes gilt. 1995 folgte das 1958 eröffne- lagerung der NRW-Kameraaus- te Astra Theater. Im gleichen Jahr wurde im be- bildungsstätten von Dort- Glückwunsch nachbarten Mühlheim das Rio eröffnet. Damit mund zur Kunsthochschule für war die Riege der Essener Filmkunsttheater erst Medien und zur ifs in Köln zum 50. Jubiläum einmal komplett. Noch ein Höhepunkt sollte fol- Rechnung getragen wird. Der gen: 1998 wurde die Lichtburg mit dem größten traditionell zum Kölner Stand- Deutschen Filmfans fällt beim Jahr 1962 sofort Kinosaal Deutschlands (1250 Plätze) übernom- ort gehörige Länderfokus wird der 28. Februar ein. An diesem Tag begann mit men und bis 2003 aufwendig restauriert. Im gro- sich in diesem Jahr auf das fil- der Verkündung des Oberhausener Manifests ßen Haus gibt es mittlerweile auch einen kleinen mische Schaffen von Regisseu- eine neue Ära des deutschen Kinofilms. Film- Kinosaal, der nach Sabu benannt ist. Kinoge- rinnen aus den Regionen Nord- freunde aus dem nahen Essen könnten auch den schichte und Kinokultur fließen so ineinander, afrikas und des Nahen Ostens 19. Januar des Jahres erinnern. An diesem Tag Hanns-Peter Hüster steht seit fünfzig Jahren für richten. startete vor 50 Jahren Hanns-Peter Hüster mit ein außergewöhnliches, besonderes Pro- den Frillendorfer Lichtspielen sein erstes richti- gramm „Kino“. Alles Gute für die nächsten fünf- ges Kino. Sein erster Film dort war ein Holly- zig Jahre. wood-Musical ganz im Stil von „Opas Kino“. > www.essener-filmkunsttheater.de Impressum Doch Hüsters Liebe hing sowieso eng mit Hol- lywood zusammen: Ein Idol seiner Kindheit war Herausgeberin: Redaktionsassistenz: Titel: „Was bleibt“, Foto: Wir bitten dafür Sabu. Der indisch-amerikanische Kinderstar hat- Tanja Güß Lena Kraan Gerald von Foris, 23/5 um Verständnis. te mit seinen Filmen „Der Dieb von Bagdad“ und Chefredakteur: Gestaltung/Layout: Filmproduktion GmbH „Das Dschungelbuch“ Hüsters Liebe zur Lein- Rüdiger Bertram alfred friese + inrhein Sobald das PDF zum Danke an alle Produzen- Download zur Verfügung wand nachhaltig geweckt. Sein Weg als Kinoma- CvD: Stefanie Hadding Anzeigenbetreuung: ten, Sender & Verleiher steht, werden Sie per für ihre Unterstützung cher führte freilich weit über die kalifornische Redaktion: Oliver Lena Kraan, Mail informiert. Tel. (0211) 9305040 und die Bilder zu ihren Filmmetropole hinaus. 1966 initiierte er mit Ci- Baumgarten, Katharina Die Berücksichtigung von Filmen. nema 66 in einem Jugendzentrum der Stadt Es- Blum, Wolfgang Hippe, Terminen richtet sich Anzeigenschluss für die Film- und Marion Meyer, Christian nach dem Erscheinen des sen das erste Kommunale Kino der Republik. nächste Ausgabe: Medienstiftung Seebaum Magazins im Internet. Fünf Jahre später eröffnete er mit der Galerie 10. April 2012 NRW GmbH Das kann leider dazu füh- Cinema eines der ersten Programmkinos – ein Autoren dieser Ausga- be: Uwe Mies, Michael Film und Medien NRW – ren, dass Termine bereits Tel.: (0211) 930500 Jahr vor der Gründung der AG Kino. Ein paar Jah- Dlugosch, Günter Das Magazin ist kosten- überholt sind, wenn die Fax: (0211) 9305085 re später wurde Marianne Menze eine seiner Jekubzik, Heike Meyer- los und kann bei der Druckausgabe des Maga- Kaistraße 14 Mitarbeiterinnen. 1980 wurde das 1955 eröff- Döring und Nicola Film- und Medienstiftung zins ausgeliefert wird, 40221 Düsseldorf nete Eulenspiegel Filmtheater übernommen, re- Nolting (MEDIA), NRW wahlweise als bietet aber die größt- magazin@ Print-oder als PDF-Ver- noviert, technisch aufgerüstet und als Pro- Wilfried Urbe, Christian mögliche Aktualität für filmstif tung.de Meyer sion abonniert werden. die Download-Nutzer. grammkino etabliert. 1991 kam das Filmstudio Hanns-Peter Hüster und Marianne Menze 2012 hinzu, das – 1924 eröffnet – als ältestes Kino des in der Lichtburg, Foto: Frank Vinken Arbeitsmarktkonferenz Deutscher Entwicklerpreis in Düsseldorf Gefordert: Deutsche Games-Branche zu Gast in NRW Code of Practise Gelungene Premiere in der Landeshauptstadt: Marc Jan Eumann und Petra Müller, Geschäfts- Noch herrscht im Medienland NRW kein Fach- Im Dezember wurde der Deutsche Entwickler- führerin Film- und Medienstiftung NRW, eröff- kräftemangel, doch die Ausbildungsquote der preis erstmals im Düsseldorfer Kesselhaus ver- net wurde und bei der die Frankfurter Firma Cry- Kreativwirtschaft im Lande liegt mit 4,4 % deut- liehen. Vor der Veranstaltung hatte die Film- und tek mit „Crysis 2“ (Bestes Spiel/5 Preise) und Da- lich unter dem Bundesdurchschnitt (6,0 %). Und Medienstiftung NRW Gäste aus Games, Film und edalic Entertainment mit „Harveys Neue Augen“ während die Kölner Wirtschaft es insgesamt auf Medien zu einem Get-Together eingeladen. Im (Bestes Jugendspiel/4 Preise) die meisten Aus- 5,1 % schafft, bleiben Kölns Kreativbetriebe hier Anschluss folgten mehr als 500 Gäste der Preis- zeichnungen abräumten. bei gerade mal 3,8 % hängen. So die Zahlen von verleihung, die von NRW-Medienstaatssekretär > www.deutscher-entwicklerpreis.de Roswitha Stock, der Vorsitzenden der Geschäfts- Bayerischer Filmpreis für „Hotel Lux“, Foto: Bavaria Pictures führung der Agentur für Arbeit Köln, die sie auf der 5. Arbeitsmarktkonferenz der Kölner Agen- Preise für geförderte Filme tur aim – Ausbildung in Medienberufen vorstell- te. Mit dieser aktuellen Bestandsaufnahme ver- München, Dubai band die Konferenz die Frage, welche Mittel er- und Minsk griffen werden müssen, um die Entwicklung des Arbeitsmarktes für Kultur-und Medienschaffen- Beste Simulation: Bei der Verleihung der Bayerischen Filmpreise de bis hin zum Jahr 2025 positiver zu gestalten. Landwirtschaftssimulator ging der Produzentenpreis an Günter Rohrbach, Marc Jan Eumann, NRW-Medien-Staatssekretär Corinna Eich und Jan S. Kaiser für Leander Hauß- etwa kündigte die Einrichtung einer neuen In- manns „Hotel Lux“, der mit Unterstützung der formationsplattform für Auszubildende und Stu- Film- und Medienstiftung NRW entstand. Eben- dierende an (www.Karriere-nrw.de). Verändern falls in NRW gefördert und in München geehrt: müssen sich allerdings auch die Arbeitsbedin- Jella Haase als beste Darstellerin und Kamera- gungen der Medienmacher. Die Kritik an der jet- Christina Bentlage (Film- und Preis für Action Game, Grafik, Soundtrack, Medienstiftung NRW) und Ulf Israel mann Hannes Hubach für ihre Leistungen in Zis- zigen Lage von Freien und Verbänden war fast Konsolenspiel und Bestes Deutsches Spiel: Crysis 2 (Senator Film Köln) ka Riemanns „Lollipop Monster“. Den Ehren- gleichlautend. Einigkeit bestand darin, dass drin- preis erhielt 2012 der gebürtige Düsseldorfer gend ein Code of Practice (and Fairness) einge- Wim Wenders, der die Auszeichnung für sein Le- führt werden müsse. Der film & fernsehproduz- benswerk erhielt. entenverband nrw e.v. habe hierzu bereits ei- Trotz oder gerade wegen des Clash of Civilisa- nen Arbeitskreis eingerichtet, so der Kölner Pro- tions – ein Weihnachtsmann in den Emiraten – duzent Gerhard Schmidt und vermerkte, dass Thorsten Unger (Zone2Media) und Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow gewann Oliver Dieckmanns Bestsellerverfilmung erst aim darüber informiert habe, dass es ein sol- (Universität Paderborn) „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ im ches Regelwerk zwischen BBC und den dortigen Dezember auf dem 8. Dubai International Film- Produzenten schon seit längerem vorliege. Auf festival den Publikumspreis und setzte sich da- ein Ärgernis wurde in diesem Zusammenhang bei gegen 150 andere Filme durch. besonders hingewiesen: Bei Filmproduktionen In Minsk überzeugte Chris Kraus mit seinem Film für die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutsch- „Poll“ nicht nur das Publikum, sondern auch die land können Praktikanten und Auszubildende Stefan Klein (hamburg@work) und Erste Fördernehmer: Bolle Bollmann, Petra Müller (Geschäftsführerin Film- und Jury. Auf dem 18. Internationalen Filmfestival nicht abgerechnet werden. Till Hardy (Film- und Medienstiftung) Medienstiftung NRW), Giudo Doublet, Daniel Schwarz und Stefan Zingel (v.l.) Listapad gewann die Kinoproduktion den Publi- Der Code of Practise der BBC findet sich unter kumspreis „Listapad Bronze Audience Award“, http://www.bbc.co.uk/commissioning/tv/ den Preis der Stadt Minsk für den „Besten Film“ how-we-work/business-requirements/code-of- sowie den Preis des Hauptsponsors Belaruska- practice.shtml li ebenfalls für den „Besten Film“. > www.aim-mia.de

Wettbewerb MobilStreifen Platz 1 und 2 des landesweiten Wettbewerbs be- legte der Literaturkurs der Jahrgangsstufe 12 des Handy-Power Gymnasiums Laurentianum in Warendorf mit ih- ren Titeln „Perlenangeln“ und „Dönermann“. Ein Handy ist längst mehr als nur ein Telefon. Auf Platz 3 landete das Goethe Gymnasium Ib- 1. Platz Nachwuchs: Tiny & Den Beweis dafür erbringt MobilStreifen, der benbüren mit „Was das Internet weiß“. Der Film Bestes Adventure, Art Design, Story und Jugendspiel: Harveys Neue Augen Big Grandpas Leftovers Handyfilm-Wettbewerb NRW der Filmothek der entstand während des Medienkompetenztages Jugend NRW e.V.. Die Wettbewerbsfilme 2011 der Schule. boten mehr als nur Einblicke in den Alltag und Der Sonderpreis der Jury ging an „Kurznachrich- die Lebenswelt von Jugendlichen. ten“, ein Projekt im Wuppertaler Jugendzen- Als Jury fungierte diesmal die Spinxx-Redaktion, trum Ronsdorf. Insgesamt stritten 38 kreative Bester Publisher: Travian Games eine Gruppe junger Medienkritiker aus Gelsen- „MobilStreifen“ in dem Wettbewerb. Alle einge- kirchen, die unter der Leitung von Denise Klein reichten Filme stehen auf der Internetseite ihr Urteil traf. www.MobilStreifen.de zum Download bereit.

Grimme Online Award die Nominierten für den Grimme-Fernsehpreis Veranstalter und Förderer: Stephan Reichart (Aruba Events), Petra Müller, bereits fest. Unter den 66 Nominierungen sind 2. Platz Nachwuchs: Neodrome Bürgermeisterin Gudrun Hock, Marc Jan Eumann Jetzt auch für Apps mit „Salami Aleikum“, „In den besten Jahren“, „Holding Still“ und „Auf der Suche nach Peter Noch bis zum 15. März sind Einreichungen für den Hartz“ auch vier Produktionen, die mit Unterstüt- Grimme Online Award möglich. Erstmals können zung der Film- und Medienstiftung NRW entstan- neben preiswürdigen Internetangeboten auch den. Apps vorgeschlagen werden, die den Kriterien und Nordrhein-Westfalen macht seinem Namen als Kategorien des Preises entsprechen. TV-Standort Nr. 1 alle Ehre und ist u.a. mit Darüber hinaus sollen im neuen Wettbewerb „Stromberg“, „Pastewka“ „Danny Lowinski“, auch publizistische Einzelleistungen im Netz stär- „Die Bülent Ceylan Show“ und dem „Aufsehen kere Beachtung finden. Die Neuerungen, so der erregenden Opening Act und der Gesamtpräsen- Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, tation“ des European Song Contests 2001 in Düs- nähmen Entwicklungen der Online-Welt auf. seldorf dabei. Die Verleihung findet am 23. März Verliehen werden die Preise am 20. Juni im Rah- in Marl statt. Beirat zur Förderung Innovativer Audiovisueller Medieninhalte 3. Platz Nachwuchs: G.E.A.R. der Film- und Medienstiftung: Friederike Behrends (WDR Mediagroup), Fotos: C. Andrae/C. Klask/ men des Medienforum.NRW. Derweil stehen > www.grimme-institut.de Gundolf S. Freyermuth und Odile Limpach (Blue Byte) Deutscher Entwicklerpreis

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 19 Meldungen

Deutscher Kamerapreis Papierloses Antragsverfahren Kooperation mit Filmstiftung goes KISD digital Noch bis zum 29. Februar läuft die Einreichfrist Sukzessive stellt die Film- und Medienstiftung für den Deutschen Kamerapreis, der 2012 be- NRW auf ein papierloses Antragsverfahren um. reits zum 22. Mal vergeben wird. In den sechs Zusätzlich zu den digitalen Anträgen an an- Kategorien Kinospielfilm, Fernsehfilm/Doku-Dra- [email protected] müssen in der Pilotphase ma, Fernsehserie, Kurzfilm, Bericht/Reportage allerdings auch weiterhin Antrag und Anlagen und Dokumentarfilm/Dokumentation können in der gewünschten Anzahl fristgerecht per Post sich Kameraleute und Editoren mit ihren Arbei- eingereicht werden. Alle Infos zum Procedere sind ten 2011 bewerben. Die Verleihung, bei der auf der Website im Download-Bereich zu finden. auch zwei Förderpreise in Höhe von jeweils Für das Pilotförderprogramm „Innovative Audio- 5.000 Euro an Nachwuchstalente vergeben wer- visuelle Inhalte“ und das Gerd Ruge Stipendium den können, erfolgt im Juni im Rahmen des Me- sind die digitalen Anträge bereits verfügbar. Ab dienforum.NRW. Februar folgen dann die digitalen Förderanträge Für das Plakat des Wettbewerbs startete der auch für alle weiteren Förderarten. Verein Deutscher Kamerapreis, dem u.a. auch > www.filmstiftung.de die Stadt Köln und die Film- und Medienstiftung NRW angehören, erstmalig eine Kooperation mit der KISD (Köln International School of De- film & fernseh sign / Fachhochschule Köln). produzentenverband nrw Aus den 22 kreativen Entwürfen der Studenten wurde das Plakatmotiv von Julia Popova ausge- Neuer Vorstand wählt, das nun für den Kamerapreis werben soll. Der film & fernseh produzentenverband nrw Im Magazin zeigen wir noch zwei weitere Pla- e.v., der seit 20 Jahren die Interessen unabhän- katentwürfe, die aus diesem bemerkenswerten giger NRW-Produktionsfirmen vertritt, hat En- Joint Venture aus Design und Film unter der Lei- de Januar seinen neuen Vorstand gewählt. Neue tung von Prof. Iris Utikal, Dipl. Des. Christina Mo- Vorstandsmitglieder sind Bettina Brokemper ritz und Prof. Michael Gais am Standort hervor- (Heimatfilm), Gerhard Schmidt (Eyeworks Ge- gegangen ist. mini Film) und Herbert Schwering (Coin Film). > www.kamerapreis.de Martin Borowski (Sony Pictures) wurde im Amt bestätigt. > www.film-nrw.de Siegerplakat von Yulia Popova, Entwürfe von Vildan Emuce und Jessica Wen/Yin Chau, Foto: KISD Filmbüro NW Alter Vorstand Im Januar hat die Mitgliederversammlung des ANZEIGE Filmbüros Nordrhein-Westfalen den Vorstand um Vorsitzenden Stephan Brüggenthies im Amt bestätigt. Neu im Vorstand des Filmbüros, das derzeit erstmals mehr als 200 Mitglieder zählt, ist Melanie Andernach (Made in Germa- ny Film). Auf der Versammlung wurde auch beschlossen, dass das Filmbüro sich in Kooperation mit an- deren Kulturverbänden stärker in der Urheber- rechtsdebatte engagieren wird.Eine Masterar- Games sind mittlerweile fester Bestandteil beit der Fachhochschule Osnabrück hat derweil des Alltags, und das nicht nur bei jüngeren die kontinuierliche Qualität der Kulturellen Film- Menschen. Doch die Spielgewohnheiten der förderung in NRW auch nach der Zusammenfüh- Generationen unterscheiden sich. „Jüngere rung mit der Filmstiftung bestätigt. „Die von uns User spielen länger, ältere haben meistens benannten, wechselnden Fachgremien sind ei- nicht so viel Zeit und verkürzen die Spielzeit, ne wichtige Ursache hierfür“, so Brüggenthies. indem sie bestimmte virtuelle Güter kaufen > www.filmbuero-nw.de und dadurch schneller vorankommen. Das ist überhaupt die grundlegende Mechanik bei Gamern von Online- und mobilen Spie- Gerd Ruge-Stipendium len – entweder sie investieren mehr Zeit oder sie investieren mehr Geld während sie spie- Jetzt bewerben len“, so die Erfahrungen der Nurogames- Geschäftsführer Holger Sprengel und Jens Bis zum 5. April läuft die Frist für die Gerd Ru- Piesk. ge-Stipendien, mit denen die Film- und Medien- stiftung NRW in diesem Jahr bereits zum elften Mobile Games Mal junge Dokumentarfilmer fördert. Das Sti- Nurogames mit Hauptsitz in Köln und zwei pendium, das nach dem Journalisten und Jury- Niederlassungen in Berlin und Barcelona Vorsitzenden Gerd Ruge benannt wurde, ist mit konzentriert sich besonders auf das Segment insgesamt 100.000 Euro dotiert und soll den Fil- Mobile Games. „Wir entwickeln hauptsäch- memachern ermöglichen, innerhalb von 18 Mo- lich Spiele für Android-Geräte und iPhones, naten aus ihrer Idee einen hochwertigen Doku- die weltweit vermarktet werden“, sagt Piesk. mentarfilm zu entwickeln. Notwendig für die Be- Zurzeit ist die 20-köpfige Mannschaft unter werbung sind ein Treatment, eine Kalkulation, anderem damit beschäftigt, eine Art Vermitt- eine Vita, eine Filmografie sowie ein Beratungs- lungssoftware (Middleware) zu erschaffen, gespräch mit Susanna Felgener, die bei der Film- mit der Plätze in Städten und Objekte an und Medienstiftung NRW Ansprechpartnerin für Standpunkten in den Städten erkannt und das Stipendium ist. Der Antrag kann erstmals mittels einer Handykamera in Spiele mitein- auch digital eingereicht werden. Verliehen wer- bezogen werden können. „Mit Hilfe dieser den die Stipendien am 23. August. technischen Grundlage wird es möglich, bei- > www.filmstiftung.de spielsweise eine Skulptur in der Kölner Innovative Inhalte

ren werden wir jetzt schnell weiter expandieren.“ Die Geschäftsmodelle dabei sind vielfältig. Für die Andro- id-Geräte stehen zurzeit über 500 unabhängige Platt- formen zur Verfügung, ferner mehr als 200 Plattformen, die von Mobilfunknetzanbietern betrieben werden. Weltweit 1,4 Millionen Downloads Die Dynamik des Marktes wird von Piesk mit Zahlen untermauert: „Der Jahresumsatz mit Mobile Games liegt zurzeit bei etwa sieben Milliarden Dollar. Mit ei- nem Wachstum von 20 Prozent pro Jahr. Im Moment werden 5,2 Milliarden Mo- biltelefone rund um den Globus genutzt, darunter 450 Millionen Android Devi- ces. Diese Zahl wird bis zum Jahr 2015 auf 1,7 bis zwei Milliarden anwachsen. Dadurch werden dann ganz automa- Jens Piesk tisch neue Zielgruppen erschlossen.“ Mit Spielen und Applikationen wie „Tiny Bee“, „Talking Santa“, „Bibi Blocksberg – das große Hexenrennen“ oder „Das magische Labyrinth“ haben die Kölner bislang weltweit 1,4 Millionen Downlo- ads erzielt. Das Unternehmen ist soeben Holger im Browsergames-Forum als bestes Sprengel Startup ausgezeichnet worden. „Tiny Bee“ ist von der Telekom als Topspiel bewertet worden. Und Auszeichnungen gab es auch schon für die Nintendo-Kinderspiele. Starker Nachwuchs aus Köln Mit dem Standort Köln sind die beiden Geschäftsfüh- rer zufrieden, „weil hier Universitäten und Forschungs- einrichtungen existieren, von denen gut ausgebildete Absolventen kommen, die wir gut einsetzen können. Es wäre schön, wenn wir mit Hilfe von wissenschaftlichen Institutionen noch mehr Inkubationszentren entwickeln könnten, aus denen heraus gute Ideen realisiert wer- den“. Für das geplante Spiel „Spooky Town“ jedenfalls, in dem auch Augmented Reality Features verwendet werden sollen, haben die Kölner soeben von der Film- und Medienstiftung eine Förderung von 30.000 Euro erhalten: Die Spieler schlüpfen dabei in die Rolle von Geisterjägern, die mit Hilfe ihrer Geräte die „Spookies“ an verschiedenen Orten sichten und einfangen können. > www.nurogames.com

Topspiel „Tiny Bee“ von den Kölner Experten für Mobile Games, Fotos: Nurogames

Im Dezember vergab die Film- und Medienstiftung NRW erstmals ihre Förderungen für innovative Pilot för der pro gramm audiovisuelle Inhalte. Eine der 14 Förderungen ging an den Kölner Spieleentwickler Nurogames. 14 innovative Projekte Das Firmenporträt ist der Auftakt einer Reihe im Magazin, in der wir regelmäßig geförderte Im Dezember vergab die Film- und Medien stif tung NRW erstmals Förde run gen für inno va ti ve audiovi su el le Inhal te. innovative Unternehmen aus NRW vorstellen. Das Pilot för der pro gramm „Digi ta le Inhal te“ ist auf drei Jah- re an ge legt und mit ins ge samt 1,5 Millionen Euro aus Lan - desmit teln ausge stat tet. Den Fachbei rat bilden Friede ri ke Behrends (WDR media group digi tal), Odile Limpach (Ubi- Innovative Unternehmen in NRW: Nurogames soft) und Prof. Dr. Gun dolf S. Frey er muth (ifs und Co lo gne Game Lab) als Vorsitzender. Die Projek te: „Adven tures with David and Red“, Entwick ler: Puppe tEm pi re „Conser ve the Sound“, Entwick ler: Chun+Derksen Spiele für unterwegs „Die fünfte Jahres zeit“, Entwick ler: Aladag Benz Vierboom „Donner berg“, Entwick ler: Catnip Games „Dunge ons and Hero es“, Entwick ler: Nova core Studi os „Feen flatschen!“, Entwick ler: ruehl-game con sult VON WILFRIED URBE „Kreativ Ko chen“, Entwick ler: RockA Byte „Planet-E.“, Entwick ler: Takomat „Spooky Town“, Entwick ler: Nuro ga mes „Subjet“, Entwick ler: Konzept zwei „The Day it Rained Fore ver“, Entwick ler: Gesamt kunst werk Innenstadt, die im Rahmen eines Games zu suchen ist, über die umsonst herunter geladen werden können, deren zusätzli- Enter tain ment ein Smartphone zu erkennen“, erklärt Sprengel. che Features aber von den Nutzern bezahlt werden müssen. „The Questi on mark Project“, Entwick ler: Big Ballou „Wir werden unser Geschäft ausbauen, denn auch der Markt „Vorfahrt für Schlau“, Entwick ler: Daywal ker Studi os Schnell expandieren wächst durch die steigende Verbreitung der entsprechenden „Wer ist Thomas Müller“, Entwick ler: augen schein Als die Kölner 2006 starteten, standen noch Games für Nin- Endgeräte mit zweistelligen Wachstumsraten monatlich“, Der nächste Einreichtermin für die Förderung innovativer tendo DS und die Wii im Vordergrund. Mit dem Siegeszug kündigt Sprengel an, und prophezeit, Nurogames werde im audiovisueller Inhalte ist der 22. Februar. Die Anträge kön- von iPhone und Android-Geräten erhielt das Thema Mobile Segment der Location Based Augmented Reality (bei der ein nen auch digital eingereicht werden. Games, mit dem sich die beiden Geschäftsführer schon lange realer Gegenstand an einem realen Ort, der beispielsweise > www.filmstiftung.de beschäftigen, eine ganz neue Dynamik. Einnahmen erzielt durch ein iPhone abgebildet wird, in der Abbildung virtuell Nurogames durch Werbung, kostenpflichtige Apps oder Spiele, ergänzt wird) führend sein: „Mit Unterstützung von Investo-

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 21 Meldungen

Seit 1991 vergibt die Film- und Medienstiftung NRW ihre Kinoprogrammpreise an engagierte Kinomacher: 2011 waren es 384.000 Euro für 50 Kinos aus NRW. Die festliche Gala am 16. November, auf der Dieter Kosslick den Strate-Preis erhielt, wurde erstmals von dem NRW Kinokongress eingeleitet. Vom Mittag bis in den frühen Abend diskutierten rund 120 Kinomacher über „das Kino von morgen“.

NRW Kinokongress: „Das Kino von morgen“

„Erlebniskino gibt’s Die Referenten des ersten Kinokongresses nicht auf dem Laptop“

Strate-Preisträger Dieter Kosslick mit Petra Müller VON CHRISTIAN MEYER

Die drei Panels des auf Anhieb gut besuchten Kon- stellten ihre speziellen Erfolgskonzepte vor. Hans-Jo- gresses widmeten sich den Programminhalten, dem achim Flebbe, Gründer und ehemaliger Geschäfts- Landtagsvizepräsident Oliver Keymis, Publikum und speziellen Kinokonzepten. „Was führer von Cinemaxx und inzwischen Geschäftsfüh- Bürgermeisterin Angela Spizig, Filmstiftungs- Aufsichtsratsvorsitzende Frauke Gerlach kommt nach der Digitalisierung?“, lautete dann rer der Astor Film Lounge Gruppe, präsentierte sein und Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann (v.l.) auch die Frage der ersten Diskussionsrunde mit Konzept des Luxuskinos, mit dem er die Zuschauer Wolf Siegert, Geschäftsführer der Iris Media und über Fünfzig zurückgewinnen will. Denn die „größ- Christoph Ott, Head of Campaign von NFP Marke- ten Probleme haben in der Zukunft die Multiplexe, ting & Distribution. Siegert, Experte für digitale weil es anspruchsvoller wird, die Jungen ins Kino zu Mehrwert-Strategien, hält die Digitalisierung für ei- locken“, so Flebbe. Mit seinem luxuriösen Angebot, nen epochalen Paradigmenwechsel. Erschwerend so hofft er, könne er hingegen die von den Multiple- Team „Pommes Essen“: Tina von Traben, komme hinzu, dass die Autorität des Kinos als xen verprellten älteren Kinogänger wiedergewinnen. Thekla Carola Wied, Luise Risch und Alle Preisträger auf der Schnittstellenfunktion vorbei sei. „Wir waren früher Gerade bereitet er die Eröffnung der dritten Astor- Produzentin Dagmar Niehage zeigten erste Szenen. Bühne des Gloria Gatekeeper, jetzt sind Smartphones und jeder ande- Lounge im Frühling in Köln vor. Auch Jürgen Hill- re Screen“ in dieser Funktion. Daher sei es nun die mer schätzt das Publikum jenseits der 40 als „treu Aufgabe, eine neue Bestimmung eines alten Pro- und kaufkräftig“. Mit seinem Lichtwerk Filmtheater dukts zu finden, so Siegert. Dass diese Aufgabe nur in Bielefeld hat er eigenen Angaben zufolge nicht bedingt in einer alternativen Nutzung des Kinosaals nur „Publikum für das Kino zurück gewonnen“, liegen könne, darin waren sich die Anwesenden – sondern auch „neues Publikum generiert“. Matthias auf dem Podium wie im Auditorium – einig. Im klei- Elwardt, Geschäftsführer des Abaton in Hamburg, nen Kino mit nur einem Saal sei die alternative Nut- wies im Zusammenhang mit der immer wieder geäu- zung wegen des Drucks der Verleiher sowieso ßerten Sorge vor der Überalterung des Publikums schwer, während man „in größeren Kinos einzelne auf die Notwendigkeit der Nachwuchsförderung hin. Säle für alternativen Content herausnehmen könne“, Der Wegfall von Schülern in Nachmittagsvorstellun- so Ott. Aber auch dort schränke sie das Filmpro- gen durch den Ganztagsunterricht sei da ein großes gramm ein. Zudem, merkte er kritisch gegenüber ei- Problem. Er rät Kinobetreibern, möglichst viele An- ner nicht-filmischen Nutzung an, könne selbst ein gebote zu machen, so zum Beispiel Vormittagsvor- 3D-Stream eines Konzertes nicht das Live-Erlebnis stellungen für Schulen oder OmU-Versionen für ein Was kommt nach der Digitalisierung? Spannende Diskussionen beim Kinokongress im Konzertsaal ersetzen. In der Publikumsrunde jüngeres Publikum. Immerhin sei das Kino nach wie konterte Marianne Menze, unter anderem Betreibe- vor der „preiswerteste Ort, wo man gemeinsam Kul- rin der Essener Lichtburg, Wolf Siegerts Warnung tur erleben kann“, und auch eine Schwellenangst vor dem Autoritätsverlust des Kinos, mit ihrem Sta- wie beispielsweise beim Museum, Theater oder der tement: Das Erlebnis Kino gäbe es nicht auf dem Oper gebe es beim Kino nicht. Allerdings – auch da Regisseur Sönke Wortmann übergab Gruschenka Stevens („Als der Laptop. waren sich die meisten der Anwesenden einig – gäbe die Spitzenprämie an Marianne Menze vom Weihnachtsmann vom Essener Filmkunsttheater, rechts: Petra Müller, Himmel fiel“) freute sich Genau darauf, Laptops und Smartphones, richtete es in Bezug auf Arthausfilme für junge Kinogänger Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW mit Dieter Hertel vom Rex in Bonn. sich der Blick im zweiten Teil des Kinokongresses, auch eine Krise im Produktionsbereich. „Wenn die der einem PR-Workshop für Kinomacher glich. Filme jung bleiben, bleiben auch wir jung“, stimmte „Marketing ist alles“, lautete dann auch eine präg- Matthias Elwardt zu. Es müsse „gute Filme für alle nante Formel eines Marketingexperten. Man riet zu Altersstufen“ geben. Verbraucheranalyse und crossmedialem Marketing. Nach dem Auftakt der Veranstaltung im November Die angeführten Beispiele ließen den Graben zwi- soll der NRW Kinokongress in diesem Jahr wieder- schen PR-Profis und Kinomachern aber zunehmend holt werden. „Nach meinem Eindruck war das Ge- größer werden. Mit den Automarken der Kinobesu- samtpaket Kinokongress, Kinoprogammpreis und cher als Analyse-Kriterium und Online-Kampagnen Herbert-Strate-Preis sehr gelungen“, so das Resümee zu „Transformers 3“ und „Paranormal Activity 3“ von Petra Müller. „Austausch und Gespräch sind für Smartphones konnten sich die Arthaus-Betreiber gut in Gang gekommen und haben nicht zuletzt kaum identifizieren. Und den Vorwurf, sie würden auch zur guten Laune bei der nachfolgenden Preis- ihr Publikum nicht kennen, wies man ebenfalls verleihung beigetragen. Wir sind also sehr zufrieden barsch von sich. Auch Petra Müller, Geschäftsführe- mit dem Kinotag.“ Ein paar Kritikpunkte bleiben je- rin Film- und Medienstiftung NRW, empfand diese doch. So habe man sich gefragt, „ob die Unterschei- 2. Ehrung: große Freude über die Prämien der Film- und Medienstiftung NRW Runde im Nachhinein als unglücklich: „Angesichts dung von Podium und Publikum für diese Diskus- eines Publikums von Spezialisten kamen die Vorträ- sion überhaupt sinnvoll war“, so Müller. „Hier wäre ge dann doch zu unbedarft daher und vermutlich eine andere Form, die alle miteinander ins Gespräch ohne tiefere Kenntnis der Materie oder des Diskus- bringt, möglicherweise spannender und zielführen- sionsstandes in der Kinoszene. Da war man im Pu- der gewesen.“ So möchte man bei einer Fortsetzung blikum zum Teil schon wesentlich weiter.“ des Kinokongresses 2012 „einen Roundtable anbie- Detmolder Kinobetreiber Volker Im dritten Teil des Kinokongresses war man wieder ten und die Themenstruktur gemeinsam mit Verlei- Pannenbecker (Mitte) mit den Christina Bentlage, Leiterin Förderung, mit prominenten Gratulanten Richy unter seinesgleichen: Drei erfolgreiche Kinomacher hern und Kinobetreibern entwickeln“. Claudia Overath (rmc medien + kreativ consult) Müller (l.) und Benjamin Sadler Rückschau: Kinoprogrammpreis

Kinoprogrammpreise 2011 Alle Kinos, alle Prämien

Apollo, Aachen Viktoria, Hilchenbach Programmprämie: 5.000,— Programmprämie: 6.000,— Capitol, Aachen Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 3.000,— prämie: 2.000,— Kino, Bad Driburg Berli, Hürth Programmprämie: 4.000,— Programmprämie: 2.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Kino im Kulturbahnhof, Jülich prämie: 3.000,— Programmprämie: 2.000,— Filmpalast, Bad Meinberg Capitol, Kerpen Programmprämie: 3.000,— Programmprämie: 4.000,— Kamera, Bielefeld Cinenova, Köln Diese Kinobetreiber bekamen Spitzenprämien von bis zu 17.000 Euro. Programmprämie: 7.000,— Programmprämie: 6.000,— Lichtwerk, Bielefeld Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 10.000,— prämie: 2.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Filmpalette, Köln prämie: 3.000,— Programmprämie: 11.000,— Casablanca, Bochum Metropolis, Köln Programmprämie: 5.000,— Programmprämie: 3.000,— Scheck is back: Für „Pina“ zahlte Christoph Ott (NFP) Endstation, Bochum Kinder- und Jugendprogramm- die Verleihförderung an die Filmstiftung NRW zurück. Programmprämie: 12.000,— prämie: 6.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Odeon, Köln prämie: 5.000,— Programmprämie: 13.000,— Metropolis, Bochum OFF Broadway, Köln Programmprämie: 5.000,— Programmprämie: 11.000,— Kino in der Brotfabrik, Bonn Theater am Weißhaus, Köln Programmprämie: 10.000,— Programmprämie: 8.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Hansa Kino, Lemgo Moderator Ingo Schmoll mit den Stars Thek la Ca ro la Wied und Frederick Lau (r.) prämie: 5.000,— Programmprämie: 2.000,— Neue Filmbühne, Bonn Scala Cinema, Leverkusen Programmprämie: 7.000,— Programmprämie: 2.000,— Rex, Bonn Weltspiegel, Mettmann Programmprämie: 9.000,— Programmprämie: 3.000,— ZOOM, Brühl Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 10.000,— prämie: 4.000,— Elyas M’Barek (l.) übergab die Ehrung Kinder- und Jugendprogramm- Rio, Mülheim (Prämie bis 10.000 Euro) an Christian Groteheide, Bambi und Löwenherz in Gütersloh prämie: 4.000,— Programmprämie: 5.000,— Filmwelt, Detmold Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 2.000,— prämie: 2.000,— Camera, Dortmund Cinema & Kurbelkiste, Münster Programmprämie: 9.000,— Programmprämie: 10.000,— Schauburg, Dortmund Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 3.000,— prämie: 3.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Schloßtheater, Münster prämie: 2.000,— Programmprämie: 8.000,— SweetSixteen, Dortmund Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 3.000,— prämie: 3.000,— Atelier, Düsseldorf Hitch, Neuss Programmprämie: 8.000,— Programmprämie: 5.000,— Bambi, Düsseldorf Kino im Walzenlager, Oberhau- Programmprämie: 8.000,— sen Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 2.000,— prämie: 2.000,— Lichtburg, Oberhausen Gruppenfoto der dritten Ehrung: Ausgezeichnete Kinobetreiber mit Prämien bis zu 10.000 Euro Cinema, Düsseldorf Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 6.000,— prämie: 4.000,— Metropol, Düsseldorf Filmzentrum Oelde, Oelde Programmprämie: 10.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Souterrain, Düsseldorf prämie: 2.000,— Programmprämie: 6.000,— Programmprämie: 2.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Cineplex, Paderborn prämie: 2.000,— Programmprämie: 2.000,— Dieter Kosslick mit Gabriele Rosslenbroich und Margarete Papenhoff (r.) aus Mettmann Astra & Luna, Essen Kino 1+2, Ratingen Programmprämie: 10.000,— Programmprämie: 3.000,— Eulenspiegel, Essen Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 5.000,— prämie: 4.000,— Kinder- und Jugendprogramm- Schlachthof Kino, Soest prämie: 5.000,— Programmprämie: 2.000,— Filmstudio Glückauf, Essen Zentral-Theater, Spenge Programmprämie: 8.000,— Programmprämie: 3.000,— Galerie Cinema, Essen Drehwerk 17|19, Wachtberg Gruppenfoto 1. Ehrung: Freude über Prämien bis zu 3.000 Euro Programmprämie: 8.000,— Programmprämie: 3.000,— Schauburg, Gelsenkirchen Cineplex, Warburg Programmprämie: 6.000,— Programmprämie: 2.000,— Filmriss, Gevelsberg Kinder- und Jugendprogramm- Programmprämie: 2.000,— prämie: 2.000,— Bambi & Löwenherz, Gütersloh Filmtheater, Winterberg Schauspieler Elyas M’Barek Programmprämie: 7.000,— Programmprämie: 2.000,— mit KinoProgrammPreis- Organisatorin Kalle Somnitz im Gespräch Martin Roelly vom Odeon Köln Kinder- und Jugendprogramm- Lichtblick Cinema, Wuppertal Katharina Blum mit Britta Lengowski mit seinem Paten Richy Müller prämie: 2.000,— Programmprämie: 7.000,— Babylon, Hagen Talflimmern, Wuppertal Programmprämie: 3.000,— Programmprämie: 2.000,— Kur-Theater, Hennef Filmforum, Duisburg Programmprämie: 4.000,— Sonderpreis ohne Geldprämie Kinder- und Jugendprogramm- prämie: 2.000,— Hielt die Laudatio auf Onikon, Herdecke Dieter Kosslick: Tho mas Die Paten Gruschenka Stevens und Alexander Der Kölner Produzent Tom Spieß (r.) berichtete von der Programmprämie: 2.000,—

Nege le, HDF Kino Scheer ehrten die NRW-Kinobetreiber. Produktion „Ruhm“ mit Julia Koschitz und Stefan Kurt. Heike Herbertz/Film- und Medienstiftung NRW Fotos:

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 23 Meldungen

Im Januar feierte Simone Stewens, Geschäftsführerin ifs internationale filmschule köln, ihr ifs – internationale filmschule köln zehnjähriges Dienstjubiläum. Drei Bachelor-Studiengänge, einen Master-Studiengang für Begegnungen, Postgraduierte, zehn Weiterbildungsprogramme und viele andere engagierte Initiativen haben Infoabende die ifs in dieser Dekade zu einer der bedeutendsten Filmschulen in Deutschland gemacht. Dass und Workshops dies noch längst nicht alles war, erzählt Simone Stewens im Interview mit Oliver Baumgarten. Die ifs – internationale filmschule köln bietet vom 11. bis 19. März den Schauspiel-Workshop „Acht Tage – Ein Versuch für das Kino“ mit Re- gisseur Hans Steinbichler an. Mit maximal zehn Interview Simone Stewens Schauspielern will Steinbichler in acht Tagen das Experiment wagen, einen Film zu drehen – oh- ne Drehbuch. „Die Teilnehmer an diesem Expe- riment sollten bereit sein, sich als Persönlichkei- ten aufeinander und auf die Situation einzulas- sen“, heißt es in der Ankündigung. Am 13. März findet dazu im Filmforum NRW eine „ifs-Begeg- Mehr Stolz und nung Film“ mit einem Screening von „Die zwei- te Frau“ in Anwesenheit von Steinbichler statt. Anmeldungen für den Workshop sind bis zum 24. Februar möglich. Selbstbewusstsein zeigen Für den neuen Studiengang Digital Film Arts (Schwerpunkte: Editing Bild & Ton und Visual Arts) veranstaltet die ifs am 23. Februar einen Infoabend. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 30. April. Am 14. März folgt eine Infover- anstaltung für den Studiengang Film und am 16. Vor zehn Jahren sind Sie aus München nach NRW gekom- deren Land arbeiten möchte. Und das ist nicht so einfach, März für den Studiengang Kamera, jeweils um men – wie haben Sie den Standort damals wahrgenom- die interkulturellen Differenzen sind mitunter nicht ohne. 17 Uhr in der ifs. Alle drei Studiengänge starten men? zum Wintersemester 2012/13. Ein Workshop Ich habe den Standort damals als kraftvoll wahrgenom- Die Einbindung digitaler Techniken und Medien war der für Kostümbildschaffende am 25. und 26. Febru- men. Was hier für den Nachwuchs gemacht wurde, war ifs von Beginn an ein wichtiges Anliegen. Wird das weiter ar beschäftigt sich mit dem Thema „Patina für mir hingegen nur rudimentär klar, da gab es nicht allzu ausgebaut? Kostüm“. Es geht um dauerhaftes Altern von viel, das über die Landesgrenzen hinaus flächendeckend Ja und zwar im Masterbereich. Wir arbeiten an einem Ma- Kostümen. Unter Anleitung von Kostümbildne- bekannt war. sterkonzept „Transdisziplinäres Storytelling“. Und bei diesem rin Constanze Schuster werden Techniken zur Konzept gehen wir weiter als uns nur auf klassische non-li- Herstellung einer haltbaren Patina vermittelt. Die ifs hat sich seitdem enorm entwickelt – entspricht das neare Medien wie Mobile oder Games zu konzentrieren, die Vom 3. bis 6. März leitet der renommierte Edi- Ihren Zielvorgaben von damals? wir ja durch eigene Programme und Kooperationen bereits tor Kawe Vakil einen weiteren Workshop zum Das hatte ich mir damals durchaus so vorgestellt. Meine integriert haben. Vielmehr soll sich dieser Master im post- Thema „Avid-Effekte“. Dabei stehen Animatio- Art zu arbeiten war immer, mir klare Ziele zu setzen, um gradualen Bereich damit beschäftigen, dass der Einsatz von nen, Tracking, Farbkorrektur und Titelbearbei- sie dann mit Energie und Verve zu verfolgen und vor al- Bewegtbild und der spezifischen Bewegtbild-Dramaturgie tung, die Möglichkeiten von 3D-Effekten sowie lem auch mein Team dafür zu motivieren. Ich glaube, dass noch in ganz anderen Kontexten denkbar wäre, im Design die Arbeitsweisen mit Keyframes und Key-Effek- es diese Ziele gegeben hat, ist ein ganz wesentlicher Motor etwa, in der Architektur, der Wissenschaft, der Didaktik. ten im Vordergrund. Der Workshop richtet sich für unseren Erfolg gewesen. Ehrlich gesagt hatte ich die Wir erleben ja, dass in unserer Gesellschaft immer mehr an Editoren und Schnittassistenten, die Grund- Masterstufe allerdings schon ein bisschen eher erreichen über Bewegtbild-Kommunikation funktioniert. Dieser An- kenntnisse allgemeiner „Avid-Effekte Parame- wollen. Dass wir hier auch postgradual akademisch ausbil- satz würde den engeren Medienbegriff gewissermaßen spren- ter“ besitzen. Anmeldeschluss: 15. Februar. den dürfen, brauchte in der Umsetzung länger als gedacht. gen. Aber die ifs zeichnet auch aus, dass wir versuchen, Und auch Studenten der ifs sind auf der Walz: mit der Dynamik der Digitalisierung nicht nur Schritt zu Beim Festival Max-Ophüls-Preis feierte der Ab- Die internationale Vernetzung der Schule ist – namensge- halten, sondern auch ein Stück weit antizipierend zu denken schlussfilm „Na Sdorowje Babuschka!“ von Vik- recht – sehr umfangreich… und zu definieren versuchen, wie denn die mediale Zu- ifs-Abschlussfilm toria Gurtovaj seine Premiere. Die Internationalität war eine große Herausforderung. Ge- kunft aussieht, in die wir unsere Studierenden entlassen. „Na Sdorowje > www.filmschule.de rade bezüglich der internationalen Hochschulkooperatio- Babuschka!“ von Viktoria Gurtovaj, nen mussten wir wirklich von Null anfan- Wie umfangreich sind die weiteren Ausbaupläne? Foto: Kai Schulz gen, weil sich eine neue Institution ja über- Na ja, ich würde es ein moderates Wachstum nennen – mehr haupt erst einmal bekannt machen muss. können wir uns ja auch gar nicht mehr erlauben. Wir sto- Eine Zusammenarbeit wie mit der Sam ßen räumlich und finanziell an unsere Grenzen. Unsere gan- Spiegel Film & Television School in Jerusa- zen schönen Masterpläne sind nur realisierbar, wenn es lem und der Andrzej Wajda Master uns gelingt, Mittel von zusätzlichen Gebern zu akquirie- School of Film Directing in Warschau ren. Wir sind in den letzten Jahren wirklich gut behandelt Simone Stewens, beim Projekt „A Triangle Dialogue“ im worden vom Land NRW und von unseren Gesellschaf- Foto: ifs Jahr 2008 hingegen hat sich durch die Ver- tern der Film- und Medienstiftung NRW und dem ZDF. mittlung der Film- und Medienstiftung Gerade das Land hat uns in den vergangenen Jahren im- NRW ergeben. Damals haben wir das Projekt nur mit ei- mer wieder geholfen, wenn wir aufgrund unserer techno- niger Not im Studienbetrieb verankern können. Nach wei- logischen Umstellung in Richtung Digitalisierung Mittel teren internationalen Projekten wie der Summer School brauchten, so dass wir hier ein State-of-the-Art-Technike- mit der UCLA in Los Angeles und im letzten Jahr mit Al- quipment bieten können – gerade auch den Studierenden banien haben wir uns nun vorgenommen, die internatio- des im Herbst startenden neuen Studiengangs zur digita- nalen Kooperationen ganz regulär in das fünfte Semester len Bildgestaltung, „Digital Film Arts“. zu integrieren. Wenn Sie sich zum Dienstjubiläum etwas zur Verbesse- Wie werden Sie das umsetzen? rung der Situation medialer Ausbildung in NRW wünschen Das wird ab Herbst geschehen. Wir haben den Studieren- dürften, was wäre das? den eine ganze Reihe von Partnerschulen angeboten, für Etwas gänzlich Immaterielles. Ich wünschte mir manch- die sie sich individuell entscheiden können, und zwar Insti- mal mehr Stolz und Selbstbewusstsein für das Medienland tutionen in Kirgistan, Iran, Südkorea, Palästina, Haiti und Nordrhein-Westfalen und seine Akteure. Es fällt mir immer Shanghai. Das Angebot ist deswegen so vielfältig, weil wir wieder auf, dass es einen Unterschied gibt zwischen der die Erfahrung gemacht haben, dass eine Anzahl von etwa Art, wie sich die Bayern oder die Akteure aus Berlin-Bran- 15 Studierenden für eine einzelne Schule wie etwa in Alba- denburg präsentieren, und jener aus Nordrhein-Westfalen. nien zu umfangreich ist. Wir haben uns entschieden, den Dabei kann man doch wirklich stolz sein auf das, was es hier Studierenden die Wahl zu lassen, weil man sich innerlich gibt – mag das ein oder andere auch ausbaufähig sein. Ich mit einer Kultur und Gesellschaft auch verbinden können würde das manchmal gerne deutlicher sehen und hören und wollen muss, wenn man als Filmemacher in einem an- und glaube, davon hätten alle etwas. NRW-Nachwuchs

KHM Joachim Ortmanns, Geschäftsführer des AV-Gründerzentrums NRW Berlinale Studenten auf Tour In der Reihe Perspektive Deutsches Kino Fortwährende Vernetzung präsentieren drei NRW-Filmstudenten ihre und neue Profs Filme: Janis Muzach (KHM), Engin Kundag Die Studenten der Kunsthochschule für Medien (ifs), und Matthias Stoll (KHM). Mehr dazu Seit Mitte November 2011 führt Joachim Ortmanns die Geschäfte des AV-Gründerzen- Köln sind Anfang des Jahres mit ihren Filmen auf auf Seite 4. trums NRW. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte gemeinsam mit einer Jury die der Walz. Gleich zwei Produktionen schafften Auswahl des neuen Stipendiatenjahrgangs (siehe Kasten). Welche Pläne er mit dem Grün- es in den Wettbewerb des Kurzfilm-Festivals derzentrum hegt, erzählt er im Interview mit Oliver Baumgarten. FH Dortmund International du Court Métrage in Clermont-Fer- rand (27.01.-04.02.): „Ausreichend“ von Isabel Schon als Produzent für Lichtblick Film haben Sie viel mit jungen Kreativen gearbeitet. Neu zum Winter: Prahl und „Armadingen“ von Philipp Käßbohrer, Was macht die Arbeit mit dem Nachwuchs so interessant? Jakob Beurle und Matthias Schulz. In Clermont- In meiner Arbeit als Produzent finde ich an Nachwuchsprojekten besonders reizvoll, dass Film & Sound Ferrand außerdem zu sehen ist: „Paulina“ von es sich oft um sehr persönliche Stoffe handelt, Stoffe, die sich ernsthaft mit Wirklichkeit Zum Wintersemester 2012/13 startet im Fach- Lynn Kossler. „Ausreichend“ lief auch beim Inter- und eigenen Erfahrungen auseinandersetzen. Das Persönliche ist für mich bereich Design der FH Dortmund ein neuer Ba- nationalen Filmfestival in Rotterdam (25.01.- dabei von besonderer Bedeutung, sei es als Autorenfilm oder als eine chelor-Studiengang Film&Sound. Aktuell befin- 05.02.), zu dem ebenso „Zima“, der Abschluss- Regiearbeit, die sich einen „fremden“ Stoff wirklich zu Eigen macht. det sich die FH Dortmund dazu im Akkreditie- film von Katarina Stankovic, und der Kurzfilm rungsverfahren. Ziel dieses Studiengangs ist es, „Mila Caos“ von Simon Paetau eine Einladung Seit Anfang der 1990er, als sie in der NRW-Branche Fuß zu fassen be- Studierende in sieben Semestern grundlegend erhielten. gannen, hat sich das Filmland verändert. Erstaunt Sie diese Entwik- auszubilden. In den zwei Studienschwerpunk- Beim Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken klung manchmal selbst? ten Film und Sound-Design sollen fiktionale, do- (16.-23.01) feierte der Abschlussfilm „Brüder“ Joachim Klar, da ist viel passiert. Es gelang damals in NRW nur einer Handvoll Ortmanns, kumentarische, aber auch experimentelle Film- von Türker Süer seine Uraufführung . Im Kinder- Foto: Bernd von Leuten, sich wirklich durchzusetzen. Ich hatte z.B. die Gelegenheit, projekte und Werbefilme sowie audiovisuelle und Jugendfilmprogramm zeigte das Festival Spauke an dem europäischen Fortbildungsseminar EAVE teilzunehmen, das Formen für szenografische Konzepte erarbeitet den KHM-Abschlussfilm von Sarah Winkenstet- mir ganz wesentlich auf meinem Weg zum Produzenten geholfen hat. werden. Der Studienschwerpunkt Sound-Design te „Gekidnapped“. Zwei weitere KHM-Absolven- Solche Möglichkeiten waren rar gesät. Als Produzent musste man daher bald feststel- beinhaltet die komplette Ausbildung zum Film- tinnen stellten ihre Debütfilme im Dokumentar- len, dass die Breite an hiesigen Autoren und Regisseuren fehlte bzw. kaum nachwuchs. Sound-Designer/Tongestalter Film. Mit führen- filmwettbewerb vor: Celia Rothmund mit „Gras- Als dann die Kunsthochschule für Medien ihre ersten Absolventen entlassen hat und den Filmtonstudios für Geräuschsynchron und mücke und Pitbulls“ und Mareike Wegener mit später dann die pragmatischer ausgerichtete ifs dazu kam, entstanden die beiden Säulen, Filmmischung in Köln, Düsseldorf und Dortmund „Mark Lombardi – Kunst und Konspiration“. Im die heute enorm wichtig sind für die Entwicklung des Medienlandes. Durch diese Ausbil- soll es eine Zusammenarbeit geben. Ab Winter- Programm spectrum präsentierte das Festival dungsinstitutionen hat sich die Lage sehr zum Positiven verändert, was im Übrigen semester 2012/13 ist auch ein Master-Studien- ebenfalls als Uraufführung den Debütfilm des von der Branche ja auch ausdrücklich gewünscht war und in hohem Maße goutiert wird. gang Film geplant, der Filmstudierenden in Zu- KHM-Absolventen Ulf Behrens „Klappe Cow- sammenarbeit mit dem Institut für Bewegtbild boy!“, den er zusammen mit Timo Jacobs rea- Eine gewichtige Rolle spielt dabei auch das AV-Gründerzentrum – welche Richtung im Dortmunder U in drei Semestern die Mög- lisierte. wird es unter Ihrer Leitung nehmen? lichkeit zu einem Masterabschluss bietet. Bewer- Zum Wintersemester 2011/2012 wurden sechs Das Schöne ist, dass ich auf dem aufbauen kann, was hier bereits existiert, und das ist bungen für das kommende Wintersemester neue Professoren an die KHM berufen – alles eine ganze Menge. Erst einmal gilt es, diese Basis vernünftig fortzuführen, aber natür- sind noch bis zum 1. März möglich. profilierte Künstler und Filmschaffende. Im Be- lich auch weiterzuentwickeln und auszudifferenzieren. Wir wollen die Bandbreite noch > www.fh-dortmund.de reich Film: Sophie Maintigneux, international mehr als zuvor auf Neue Medien ausdehnen, von Software-Entwicklungen über Games tätige, renommierte Kamerafrau, Markus Busch, bis hin zu Web-TV – ein Vorhaben, das sich bereits im neuen Jahrgang bestens wider- Autor vielfach ausgezeichneter deutscher Kino- spiegelt. Spannend wird dabei – über die grundlegende Förderung und Beratung der und Fernsehfilme, sowie Katrin Laur, estländi- jungen Unternehmer hinaus – die Verknüpfung von Synergien untereinander. Darauf sche Autorin und Regisseurin. Sophie Maintig- weisen wir immer wieder ausdrücklich hin, und dies hat bei unserer ersten Veranstal- neux lehrt seit Dezember Kamera für Spiel- und tung bereits deutlich sichtbar begonnen. Mein Ziel ist es in den nächsten Jahren außer- Dokumentarfilm. Katrin Laur und Markus Busch dem, das Gründerzentrum noch stärker mit der Branche zu vernetzen, viele Branchen- lehren als Drittelprofessoren Drehbuch und Dra- kontakte mit den Stipendiaten zu organisieren und erfahrene Branchenmitglieder zu maturgie an der KHM. Außerdem sind Phil Col- finden, die Stipendiaten begleiten und betreuen. Dafür möchte ich Situationen schaffen, in lins (Videokunst), Beate Gütschow (Fotografie) denen es möglich ist, dass es zu ehrlichen und authentischen Begegnungen kommt. und Johannes Wohnseifer (Malerei/Skulptur) Denn nur diese sind für junge Medienunternehmer wirklich fruchtbar. seit dem Wintersemester als Professoren an der Kunsthochschule für Medien tätig. Gibt es Pläne, ehemalige Stipendiaten an das Gründerzentrum zu binden? KHM-Kurzspielfilm „Armadingen“, Foto: KHM > www.khm.de Geplant ist, die Alumni stärker einzubeziehen. Ein geplantes Mentorenprogramm kann da- mit auf zwei Beine gestellt werden: zum einen auf Etablierte, die junge Talente kennen lernen und diese begleiten, und zum anderen auf Alumni, die so in diese Art von Ver- netzung und damit der zusätzlichen Chance auf Existenzsicherung gelangen. Wir wol- len die frischen Erfahrungen der Alumni nut- zen und planen quasi im Gegenzug, sie mit ei- AV-Gründerzentrum ner „Wild Card“ auszustatten, damit sie auch weiterhin die Möglichkeit haben, ausgewählte Die neuen Veranstaltungen des Gründerzentrums zu be- Stipendiaten suchen. Es würde damit stärker als bisher ein Ort fortwährender Vernetzung. btf GmbH i.G. (Philipp Käßbohrer, Matthias Schulz) Ihre Produzententätigkeit bei Lichtblick Film Doberenz & Enders (Patrick Doberenz, Philipp Enders) werden Sie aber trotz der Vorhaben nicht Game Design Volker Stuckmann komplett einstellen? (Volker Stuckmann) Der Vertrag mit dem Gründerzentrum sieht gartenzwerg.tv (Brid Daum, Marc Daum, dies vor – nicht zuletzt, um den Kontakt zur Marika Liebsch, Yves Schurzmann) Praxis nicht zu verlieren. So werde ich für IDT- Intelligent Database Tools Lichtblick Film in Köln und Lichtblick Media, (Jan Hanten, Andre Zimmermann) die wir vor einigen Jahren in Berlin und Köln LUMATIK Ricke & Ricke GbR (Axel Ricke, gegründet haben, weiterhin als Produzent tä- Henning Ricke) tig sein. Im April drehen wir beispielsweise in Mosquito (Elina Kewitz) redPlant GmbH i.G. (Annika Möser, NRW „Headhunter“ mit Ulrich Tukur in der Martin Panknin, Thomas Reufer) Hauptrolle, inszeniert von Bastian Günther, Schuld & Driehorst (Frédéric Schuld, dessen Debütfilm „Autopiloten“ wir auch Fabian Driehorst) schon produziert haben. Ich habe mir über Studio DREI (Jie Lu) die Jahre selbstverständlich mein eigenes Netz- Wertarbeit Medienmanufaktur (Vivian werk aufgebaut, mit dem ich nun als Nicht- Vrancken) Vollzeit-Produzent hervorragend agieren kann. ZUENDEL Film UG (Anna Zündel) Die Produzentenflagge werde ich also nicht nnb., Firma in Gründung (Florian Ludwig, einrollen, sie wird künftig lediglich ein wenig Stefan Weinberg, Andreas Bresser) kleiner ausfallen. 144film ( Alexandra Plumpe )

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 25 Lit.Cologne

Vom 14. bis 24. März findet in Köln die Lit.Cologne statt. Das Magazin nimmt Deutschlands größtes Lese-Event zum Anlass, einen crossmedialen Blick auf die Buchbranche in NRW zu werfen und Lust zu machen auf spannende Lesungen in der Domstadt.

Kino trifft Buch darunter eine der größten privaten Wörter- Den gesellschaftlichen Umständen in den buch-Sammlungen, sowie einen Verlag und besseren Kreisen hat sich Helmut Dietl schon Buchhandlungen in Paris und New York. El- Die Vorleser vor einem Vierteljahrhundert gewidmet. ke Heidenreich wird mit ihm nicht nur über VON WOLFGANG HIPPE Jetzt kommt mit „Zettl“ die lang erwartete Bücher sprechen müssen. Die Lesungen von Fortsetzung von „Kir Royal“ in die Kinos. Jeffrey Eugenides, Booker-Preisträger Julian Dietl wird zusammen mit seinem Koautoren Barnes und Nobelpreisträger Tomas Tramströ- Benjamin von Stuckrad-Barre über das mer sind weitere Highlights der Lit.Cologne. Für 2012 hat die Lit.Cologne einen Rekord verschollen galt. Tess Gerritsen schaut eben- „Universum der Berliner Medienrepublik“ im Visier. Am 20. März soll in der Kölner so vorbei wie Jeffery Deaver und Val McDer- und ihrem Bestreben berichten, für den Film Großes Vertrauen zur Marke Lit.Cologne Lanxess Arena die größte Thriller-Lesung in mid. Mit Verbrechen in der wirklichen Welt jede Art von „Plot“ zu vermeiden. Moderie- Natürlich gibt es daneben auch wieder „Lite- Deutschland mit über 6.000 Gästen stattfin- beschäftigt sich seit langem Roberto Saviano. ren wird Katrin Bauerfeind (die auch im Film ratur für Kinder“, die Gala zur Verleihung den. Moderator Frank Schätzing lädt neben Seit Erscheinen seines Bestsellers „Gomor- auftritt). Wenn es um Glamour mit Inhalt des Deutschen Hörbuchpreises 2012, den den Autoren Sebastian Fitzek, Volker Klüp- rha“ lebt er im Untergrund. In seinem neu- geht, ist die Konkurrenz freilich groß. Erwar- WDR 5 Literaturmarathon, ein Literatur- fel und Michael Kobr auch die Fernsehkom- en Buch „Der Kampf geht weiter“ widmet tet wird auch Harry Belafonte, der seine Auto- schiff auf dem Rhein und einen Überra- missare Claudia Michelsen (Wiesbaden) er sich u.a. den engen Beziehungen zwischen biografie „My Song“ vorstellt. Immerhin war schungsabend. Lit.Cologne-Chef Rainer Os- und Matthias Brandt (München) zum „lite- der Lega Nord und der kalabresischen der Sänger und politische Aktivist schon in nowski: „Die Lit.Cologne 2012 bildet nicht rarischen Gemetzel“. Bei der Spurensiche- Ndrangheta, die auch für Morde hierzulan- der Schauspielklasse zusammen mit Marlon nur die interessantesten Neuerscheinungen rung ebenfalls dabei: 62 Musiker des WDR- de verantwortlich zeichnet. „Um nicht Op- Brando, Walter Matthau oder Tony Curtis. des Frühjahr ab, sondern mischt sich in so Rundfunkorchesters. fer der Umstände zu werden, muss man sie viele aktuelle und zukunftsweisende Debat- erzählen, wie sie sind“, sagt er. Ein Satz, den Lagerfeld, Eugenides und Tramströmer ten ein wie noch nie zuvor. Mich freut zu- Mega-Events und kleine Räume Stéphane Hessel sofort unterschreiben wür- Mithalten könnte da vielleicht Karl Lager- dem sehr, dass die Lit.Cologne auch mit in Wer kleinere Räume liebt, kommt ebenfalls de. Der inzwischen 94-jährige Widerstands- feld. Eben hat der Modeschöpfer in der FAZ Deutschland noch völlig unbekannte Auto- auf seine Kosten. Stefan Barmann, Gerd Kö- kämpfer hat mit seinem knappen Pamphlet seine Missbilligung der Eskapaden des ak- rinnen und Autoren zahlreiche Menschen ster und Javier Márquez Sánchez widmen „Empört Euch!“ für Aufsehen und Auflage tuellen Bundespräsidenten per Zeichnung anzieht. Da hat sich ein großes Vertrauens- sich am 19. März dem einzigen Film, den der gesorgt. Manfred Flügge, Autor und Wegge- publik gemacht. Er bezeichnet sich selbst als verhältnis zur Marke Lit.Cologne entwic- Teufel persönlich Anfang der 1920er Jahre fährte Hessels, zeichnet zusammen mit ihm „Papierfresser“ und besitzt Bibliotheken mit kelt.“ in Hollywood gedreht hat und der lange als Hessels Leben nach. einem Bestand von über 300.000 Werken, > www.litcologne.de

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CinePostproduction Geyer Köln [email protected] +49 221 2833 115 www.cinepostproduction.de „Jesus loves me“: Autor David Safier hat mit Drehbüchern fürs TV angefangen und schrieb dann Romane. Die Verfilmung seines Bestsellers „Jesus liebt mich“ kommt dieses Jahr ins Kino. Foto: Ufa Cinema

Sie fangen als Drehbuchautoren an und entwickeln sich zu Romanschreibern: Immer wieder entdecken Filmautoren die lange Form des Romans für sich. Marion Meyer hat nachgefragt, wo die Gründe dafür liegen.

Drehbuchautoren als Schriftsteller Eine Frage des Respekts

Ein Hauptgrund für den Wechsel von der Film- in die Ver- ihm, 2010 sein erster Roman „Kolonie der Nomaden“ im Ro- kratischer, eitler und intriganter als das Verlagswesen“, er- lagsbranche lautet: Bei einem Roman kann man sich freier wohlt Verlag. Die Sprache beim Drehbuch sei weniger wichtig: klärt Husmann, dessen Romane „Nicht mein Tag“ und „Vor- entfalten, ohne auf Vorgaben und Produktionsbudgets zu ach- „Sie soll knapp, präzise und schnörkellos sein.“ Beim Roman sicht vor Leuten“ im Scherz Verlag erschienen sind. Für den ten. „Ich kann die irrsten Sachen aufschreiben, ohne darüber dagegen könne Lichtenberg mit Sprache rhythmisch musika- Verlag ist der Autor die wichtigste Person. Husmann: „Bei nachdenken zu müssen, ob sie Geld kosten“, sagt etwa Autor lisch arbeiten. „Wenn man es übertragen wollte: Man kann Film und Fernsehen ist der Autor in der Regel auf einer Stufe David Safier in einem Interview. Er hat mit Drehbüchern für so dem Erzählten den Rhythmus geben, den es beim Film im mit dem Produktionsfahrer oder der Garderobenhilfe.“ TV-Serien („Berlin, Berlin“) angefangen und schrieb dann Best- Schnitt bekommt.“ Verlage profitieren seller wie „Mieses Karma“ und „Jesus liebt mich“, der, wiede- Auf einer Stufe mit dem Produktionsfahrer rum verfilmt, dieses Jahr in die Kinos kommt. Diese Einschätzung dürfte Volker Jarck freuen, denn er ist Lek- Ein weiterer Vorteil des Romanschreibens ist für Stephan „Für mich ist nicht die Länge entscheidend. Es ist eher wie toriatsleiter bei den S. Fischer Verlagen und zuständig für Ralf Brüggenthies: „Da kommt kein eitler Regisseur dazwischen bei einem Musiker. Das Drehbuch ist ein Bandprojekt. Es er- Husmann und Tommy Jaud. Er schätzt vor allem die hand- oder ein unverzichtbarer Schauspieler.“ Schließlich ist das Buch öffnet andere Möglichkeiten, verlangt aber auch mehr Kom- werkliche Präzision und die auf den Punkt gebrachten Dialo- für den Verlag das Endprodukt. Beim Film ist das Buch ein promisse. Der Roman ist im Vergleich dazu wie ein Soloal- ge in den Romanen der Drehbuchautoren: „Die Dialoge sind Anfang, aus dem sich erst das Produkt entwickelt. Der Köl- bum“, erklärt Stefan Keller. Der gebürtige Aachener schrieb authentisch und dem Leben abgelauscht. Die Sprache charakte- ner Brüggenthies führt Regie und schrieb mehrere Folgen der fürs Fernsehen und gab Drehbuchseminare, bevor im Som- risiert die Figuren und ihre Eigenschaften.“ Außerdem sei ih- „Tatort“-Reihe, bevor 2009 sein erster Roman „Der geheim- mer 2010 sein Krimi-Debüt „Kölner Kreuzigung“ im Gmei- re Ausdrucksweise sehr bildhaft: Der Lektor hat den Eindruck, nislose Junge“ im Eichborn Verlag erschien. 2011 folgte „Die ner Verlag herauskam. 2011 folgte „Totenkarneval“. da entstünden im Kopf des Autors oft schon die entsprechen- tote Schwester“. Er habe seinen ersten Roman geschrieben, Wie erfolgreich man in beiden Disziplinen sein kann, bewei- den Szenen. weil er wusste, „dass man aus diesem Stoff keinen Film ma- sen Ralf Husmann und Tommy Jaud, zwei prominente Dreh- Jarck mag die praktische Zusammenarbeit mit den Filmschaf- chen kann“. Außerdem habe man bei einem Roman die Mög- buchautoren, die mittlerweile mit Romanen Erfolge haben. fenden: „Sie gehen sehr professionell mit konstruktiver Kritik lichkeit, viel tiefer in Figuren und Plot hineinzugehen. Husmann schrieb für die „Harald-Schmidt-Show“ und „An- und mit Korrekturen um. Ich erlebe die Zusammenarbeit mit ke“ sowie für die Serien „Dr. Psycho“ und „Stromberg“, wo- den Drehbuchautoren als sehr unkompliziert und uneitel.“ Den Tiefen ausloten für er einen Grimme- und einen Deutschen Fernsehpreis er- Drehbuchautoren wiederum gefällt es, einen direkten Draht „Man kann das Innenleben der Protagonisten mit allen Hö- hielt. Den Unterschied zwischen Drehbuchautoren und Ro- zu den Verlagen zu haben und die dortige klare Zuständigkeit hen und Tiefen ausloten“, erklärt auch Bernd Lichtenberg. manciers beschreibt Husmann so: „Drehbuchschreiber sind eines Lektors. Stephan Brüggenthies hat erlebt, dass man „bei „Ich kann ihren Gedanken folgen, kann ihren Ängsten, Hoff- gewohnt, sich von Ideen zu trennen, Passagen wegzuwerfen Verlagen Künstler ist und mit großem Respekt behandelt nungen, Sehnsüchten, sogar ihrem Atem durch die Sprache und insgesamt pragmatisch zu denken, auch in Bezug auf De- wird“. Bei Fernsehproduktionen sei man als Autor viel aus- sehr nahe kommen“, sagt der Drehbuchautor, der für seine adlines, Promo und sonstige Begleitumstände...“. Er schätzt die tauschbarer. Letztlich seien die Unterschiede der beiden Bran- Vorlage von „Good Bye, Lenin!“ 2002 den Deutschen Dreh- Arbeit mit Verlagen, denn sie sei viel unkomplizierter. „Die chen jedoch marginal, findet Brüggenthies: „Es kommt im- buchpreis erhielt. 2005 erschien ein Kurzgeschichtenband von Film- und Fernsehbranche ist deutlich schwerfälliger, büro- mer auf konkrete Menschen an.“

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 27 Lit.Cologne

Die Buchverlage haben sich in Stellung gebracht wie Surfer, die mit ihren Brettern in Sichtweite Buchverlage setzen sich gegen Raubkopierer zur Wehr des Strands in der Brandung paddeln. Sie warten darauf, dass die große Welle endlich anrollt, die E-Book-Welle. Doch sie kommt (noch) nicht. Keine Angst vor Schwarzleserei VON UWE MIES E-Books in Deutschland

Gelegenheit schafft Diebe, und die Welt der digitalen Datenträger und ihre Verbreitung im Internet hat sich seit Beginn des Milleniums als die beste aller Gele- Langsam, aber gewaltig? genheiten für Diebstahl etabliert. Seit geistiges Eigen- tum in binäre Daten umgerechnet wird, ist die Ver- VON CHRISTIAN SEEBAUM breitung desselbigen nur mehr Sache eines Knopfs- drucks am Computer. Nach Musik- und Filmbranche sind es nun die Buchverlage, die sich der Herausfor- derung zu stellen haben, ihre digitalen Verkaufsarti- kel vor Vervielfältigung und illegalem Up- und Downlo- Sehnsüchtig geht der Blick zum Horizont, wo die eindrucks- den Urlaub statt weniger hundert Gramm Technik. Bedeut- ad zu schützen. Zwar erscheint der noch junge E-Book- vollen Zahlen verkaufter E-Book-Reader auftauchen. So sol- samer könnten ökonomische Faktoren sein: So nennen die Markt ein willkommenes Opfer für kriminelle Akti- len seit dem vergangenen Weihnachtsfest bereits 18 Prozent Verlage gerne die Buchpreisbindung als Argument, warum vitäten – aber ist der neue Vertriebsweg mit Drucker- aller Amerikaner einen solchen Reader besitzen, davor wa- das digitale Buch kaum günstiger als das gedruckte angebo- zeugnissen auf digitalem Träger wirklich die Einbahn- ren es lediglich zehn Prozent. Auch in Deutschland folgten ten wird. Bei Hardcover gegenüber Taschenbuch sind Preis- straße, die geradewegs zu Raubkopien und Millionen- auf die Feiertage Rekordzahlen bei den E-Book-Downloads. unterschiede jedoch kein Problem. Aber: Während auf Bü- verlusten führt? Jedoch klingen bei E-Book-Verkäufen die prozentualen Stei- cher nur der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Pro- Zwei Drittel aller E-Books illegal gerungen stets gewaltig. Bertelsmann vermeldete 2011 eine zent erhoben wird, gilt für E-Books – die seltsamerweise als Verdreifachung der E-Book-Verkäufe. Der Geschäftsführer Dienstleitung eingestuft werden – der volle Satz von 19 Pro- Immerhin schätzt Alexander Skipis, Hauptgeschäfts- des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Alexander zent. Ähnlich ist die Lage in anderen europäischen Ländern führer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Skipis, erwartet für 2012 erneut eine Verdoppelung bis Ver- wie Italien und Spanien, in Großbritannien stehen sogar 20 dass rund zwei Drittel aller E-Books illegal erworben dreifachung bei den Umsätzen mit digitalen Büchern. Im Prozent für E-Books einer völligen Steuerbefreiung für ge- werden. Jahr 2011 betrug der Anteil der E-Books am rund 9,8 Milliar- druckte Bücher gegenüber. Die Möglichkeiten der Gegenwehr erscheinen aber nur den Euro starken deutschen Buchmarkt jedoch gerade ein- auf den ersten Blick gering. Als am 21. Januar FBI-Poli- Wachsendes Angebot mal ein bis zwei Prozent. Das ist noch keine Welle, sondern zisten die Internetplattform Megaupload still legten, verursacht bestenfalls ein leichtes Schaukeln. Das Angebot auch an deutschsprachigen E-Books wächst stän- wurde allein durch diese Aktion Millionen von illegalen dig, obwohl das Raubkopie-Problem nach wie vor ungelöst Downloads die Grundlage entzogen. Es war der bis- Fachbücher als Vorreiter im Raum steht und nach neueren Schätzungen bis zu zwei Drit- lang größte und erfolgreichste Schlag gegen Raubkopie- Seit Mitte der 2000er Jahre gibt es handliche Lesegeräte für tel aller E-Book-Downloads illegal sind. Die Verlagsgruppe rer im Internet und die praktische Umsetzung dessen, digitale Texte, die so weit entwickelt waren, dass sie den Na- Random House (u.a. C. Bertelsmann Verlag, Goldmann, Hey- was hierzulande Kulturstaatsminister Bernd Neumann men E-Book verdienten. Den wirklichen Startschuss für das ne, Luchterhand, Manesse, Siedler) bietet mittlerweile rund im Dezember als „Providerhaftung“ angemerkt hatte. Post-Papier-Zeitalter gab Ende 2007 Amazon mit der Einfüh- ein Viertel ihrer 20.000 Titel als E-Book an. Matthias Aiche- Dabei soll mit hohen Geldstrafen gegen die vorgegan- rung des Kindle, der – mittlerweile in der vierten Generation le, zuständig für die Unternehmensentwicklung bei Random gen werden, die dem Urheberrecht zuwider handeln. – den von immer neuen Konkurrenzprodukten belebten Reader House, erläutert: „Die E-Book-Bestseller sind durchaus mit Möglichkeiten der Gegenwehr -Markt dominiert. Nach der Studie eines amerikanischen dem lieferbaren Print-Programm vergleichbar. Zu den aktuel- Markt forschungsinstituts sind im Jahr 2010 weltweit 12,8 Millio- len Top-Titeln gehören z.B. die Biographie von Steve Jobs so- Neben der Staatsanwaltschaft gibt es aber auch ande- nen E-Book-Reader verkauft worden, fast jedes zweite Gerät wie Bücher von Charlotte Link oder Walter Moers.“ Für 2012 re Möglichkeiten der Gegenwehr, etwa die, in privat- war ein Kindle. Seitdem Amazon Ende 2011 begonnen hat, ist Aichele optimistisch und rechnet auch mit neuen Forma- wirtschaftlichem Rahmen über Ländergrenzen hin- Verkaufszahlen für seine Reader zu vermelden, ist von mehr ten über „klassische E-Books“ hinaus, etwa multimedial /inter- weg zu agieren. Jan Weitendorf, Geschäftsführer der als einer Million verkaufter Geräte pro Woche die Rede. aktiv angereicherte E-Books oder Apps. „Das Printgeschäft Verlagsgruppe Oetinger Media GmbH, die auf dem Dennoch wird der Abschied vom gedruckten Buch zwar im- wird aber auch weiterhin im Vordergrund stehen.“ Dafür ist Kinderbuchmarkt erfolgreich ist, hat sich der Dienste mer wieder in Aussicht gestellt – nicht zuletzt natürlich von der Umsatz mit E-Books auch noch viel zu gering. des amerikanischen Unternehmens Attributor versi- den Reader-Anbietern, die ihre Geräte an den Leser bringen Noch scheint völlig offen, ob die große E-Book-Welle, wenn chert, das im Stile einer international operierenden wollen – wirklich erkennbar ist er aber noch nicht. Jedenfalls sie eines Tages kommt, auch kommerziell Wogen schlagen Eingreiftruppe nicht autorisierte Inhalte aufspürt und nicht in Deutschland. Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsge- wird. Oder vielleicht eher den etwas angestaubten Leihbüche- löscht. Vedat Demirdöven, Projektleiter im Bereich E- sellschaft PricewaterhouseCoopers sieht zwar auch hierzulan- reien zu neuen Höhenflügen verhilft. Bereits 300 Bibliothe- Book bei Kiepenheuer & Witsch in Köln, setzt bei der de eine Steigerung des E-Book-Marktanteils bei Romanen und ken in Deutschland verleihen E-Books als Download, der sich Konzeption seiner Produkte auf das Digital Rights Ma- Erzählungen auf immerhin sieben Prozent – aber erst bis zum nach der Leihfrist automatisch wieder löscht, Verzugsgebüh- nagement (DRM), ein Lizensierungsschlüssel in Form Jahr 2016. In den USA hingegen ist schon 2011 fast ein Vier- ren ausgeschlossen. Und nicht ganz unrealistisch erscheint – von Ziffern- und Buchstabenkombinationen, mit dem tel des Buchumsatzes in digitaler Form erzielt worden. Fach- auch angesichts der Erfahrungen der Musikindustrie mit der der Kunde sein E-Book überhaupt erst öffnen kann. bücher, bei denen das elektronische Durchsuchen des Textes Digitalisierung – das neue Geschäftsmodell des Verlags Rog- Noch strengere DRM-Varianten erlauben nur die ein- nach bestimmten Stichwörtern eine große Bedeutung hat, lie- ner & Bernard: Da gibt es ab sofort bei jedem erworbenen malige Nutzung; sollte doch ein zweiter Computer gen traditionell vorne. So vermeldete der Hardcover die E-Book-Version ohne Aufpreis dazu. oder ein anderes Lesegerät ins Spiel kommen, wäre der Berliner Wissenschaftsverlag Zugang zum Produkt gesperrt oder die Nutzung durch Duncker & Humblot soeben, Störfilter wie etwa ein digitales Wasserzeichen, das dass er im Jahr 2011 bereits zehn sich über das Bild legt, empfindlich beeinträchtigt. Prozent seines Buchumsatzes mit Letztlich liegt es am Kundenverhalten selbst, ob E- E-Books erzielt habe, mehr als Books als Kaufware Akzeptanz finden. Wer nur am das Zwölffache des Vorjahreser- gedruckten Text in PDF-Formatierung Interesse hat, gebnisses. wird den durch die bundesweite Preisbindung be- dingten hohen Einzelpreis nicht immer nachvollzie- Kaum Preisvorteile bei E-Books hen wollen. Einerseits. Andererseits bezahlt er den Dass der E-Book-Markt sich aus- Kaufpreis – ob als gedrucktes Buch oder Datei – nicht gerechnet im „Land der Dichter für Papier oder Megabytes, sondern für die Inhalte, und Denker“ stockend entwickelt, die in beiden Medien identisch sind. Aber wie schon liegt weniger an einer besonde- CDs, DVDs und Blu-Rays können auch E-Books ren deutschen Papierverbunden- durch Applikationen und Software multimedial auf- heit oder der Unverzichtbarkeit gerüstet und entsprechend multimedial ausgestattet der Bücherwand für die Woh- werden. Dann steht die Software im Vordergrund nungseinrichtung bestimmter und nicht mehr der reine Inhalt. Die Preisbindung Gesellschaftsschichten. Auch gilt dann nicht mehr, der Kaufpreis kann nach unten schleppt niemand lieber kilo- korrigiert und das Produkt damit auch weniger zah- weise Druckerzeugnisse mit in lungsbereiter Kundschaft schmackhaft werden.

E-Book-Darling Kindle: mehr als eine Million verkaufte Geräte pro Woche,Foto: Amazon Das Jahrhundert begann für den Bastei Lübbe Verlag turbulent: Erbschaftsstreit, drohende nen „Gregs Tagebuch“. 2010 folgte der Kauf Insolvenz und Stellenabbau. Seit Ende 2006 ist Stefan Lübbe alleiniger Gesellschafter und der des Boje-Verlages, der Kinderbuch-Autoren wie James Krüss und Charlotte Link unter Verlag wieder auf Erfolgskurs. Vertrag hat. Webnovels und multimediale Konzepte Im neuen Verlagshaus gründete Lübbe 2010 Verlagsporträt Bastei Lübbe mit Bastei Entertainment auch eine neue Ab- teilung, die das E-Publishing und die crossme- diale Verwertung voranbringen soll. Bastei Lübbe nimmt für sich in Anspruch, das Kon- zept der Webnovel erfunden zu haben. 2011 Vom Groschenroman startete mit „Apocalypsis“ ein dreizehnteili- ger Serienroman, der speziell und exklusiv für digitale Endgeräte entwickelt wurde. In An- lehnung an TV-Serienformate erscheint „Apo- zur Webnovela calypsis“ wöchentlich und ist auch in eng- lischer Fassung abrufbar. Die zweite Staffel des Thrillers startet im Frühjahr 2012. Gleich- VON TATJANA KIMMEL zeitig kündigte Bastei Lübbe als erster deut- scher Verlag ein gesamtes digitales Jahrespro- gramm an. In der Reihe „Digital First“ er- scheinen Erstveröffentlichungen in digitaler Form, also als App, E-Book, Audio-Downlo- 2010 zog der größte Belletristik-Verlag in mit dem er dann unter dem Namen Bastei- Expansion im Kinder- und ad oder Read-&-Listen-Version. Die moder- NRW nach fast 60 Jahren von Bergisch-Glad- Verlag Gustav H. Lübbe Groschenromane Jugendbuchmarkt nen Serienromane sind von Anfang multi- bach nach Köln-Mülheim. Der Verleger Ste- verlegte. Mit Westernheften, John Sinclair- Längst hat der Bastei Lübbe Verlag sein medial konzipiert und sollen vor allem jun- fan Lübbe fand dort im ehemaligen Carls- Folgen, Silvia-Liebesromanen, Schmonzet- Groschenroman-Sortiment durch Sachbücher ge Leser ansprechen. werk den richtigen Ort für seine Expansions- ten von Hedwig Courths-Mahler, den Arz- und Belletristik erweitert. Mit Autoren wie Hörbuch-Bestseller pläne, denn er suchte ein attraktiveres und tromanen Dr. Stefan Frank, dem Bergdoktor Ken Follett, Dan Brown und Rebecca Gablé vor allem kreativeres Umfeld für seinen Bastei und anderen Serien erreichen die Bastei-Ro- ist er besonders im Genre der Historienbü- Schon seit vielen Jahren sucht der Verlag neue Lübbe Verlag. Dazu gehörte für ihn auch der manhefte mittlerweile eine Gesamtauflage cher stark aufgestellt. 2009 stieg Bastei Lübbe Vermarktungsmodelle jenseits der Buchhül- Austausch mit anderen Medienkollegen, wo- von zwei Milliarden Exemplaren. durch den Ankauf des Baumhaus-Verlages len. So erscheinen unter dem Label Lübbe von es in Mülheim reichlich gibt: Unter an- Begonnen hat dieser Erfolg 1954 mit Jerry dann auch in den Kinder- und Jugendbuch- Audio seit 1996 erfolgreiche Titel als Hör- derem sitzen die Firmen von Harald Schmidt, Cotton. Er wurde zum Synonym für span- markt ein. So sicherte sich der Verlag auch die buch oder Hörspiel. Im verlagseigenen Ton- Stefan Raab und Elisabeth Murdoch in der nende Unterhaltung in Serie. Innerhalb von Rechte an den erfolgreichen Comic-Roma- studio geben namhafte Schauspieler wie Iris Berben und Klaus Maria Brandauer sowie die Synchronsprecher von Al Pacino oder Georg Clooney den Büchern ihre Stimme. Inzwischen sind über 600 Titel erschienen, darunter Hörbuch-Bestseller, wie „Illumina- ti“ von Dan Brown oder „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett. Der neueste Coup: Eichborn Im Dezember 2011 erwarb Bastei Lübbe den Frankfurter Eichborn-Verlag, dem die Insol- venz drohte. Geschäftsführer Thomas Schie- rack ist sicher, dass die Verlage gut zusam - men passen: „Beide sind nicht konzernge- bunden, und beide sind wir darauf aus, un- sere Leser gut zu unterhalten.“ Das freche Image habe die Chance, bei Bastei Lübbe neu zu erblühen. Um den lukrativen Non- Book-Bereich auszubauen, kaufte Lübbe 2011 die Bochumer Firma Räder, die Ge- schenkartikel, Glückwunschkarten und De- korationsartikeln herstellt. Hardcover, Paperback, Taschenbuch, Heft- romane, Film, Hörbuch, E-Books, Apps, digi- tale Serien, Geschenkartikel – das Medien- Auch als Hörbuch ein Bestseller: haus Bastei Lübbe mit seinen mittlerweile der Roman „Illuminati“ 265 Mitarbeitern nutzt am Standort die Rei- he der Verwertungsmöglichkeiten voll aus. 2010/11 bescherte ihm das einen Umsatz Nachbarschaft. Und auch Bastei Lübbe-Ge- von 75 Millionen Euro. schäftsführer Thomas Schierack ist sicher, dass Mülheim sich in den nächsten Jahren Die Buchbranche in NRW: Highlights weiter zu einem bedeutenden Medienstan- Neuer Verlagsstandort Köln-Mülheim, dort entwickelt. Fotos: Bastei Lübbe 580 Buchverlage mit 4,3 Milliarden Euro Umsatz Jerry Cotton, Sylvia und der Bergdoktor Deutscher Markführer Hardcover/Belletristik in Köln: Bastei Lübbe Der Erfolg des Bastei Lübbe Verlages beruh- 50 Jahren wurde Jerry Cotton weltweit mehr te von Anfang an auf dem Prinzip „Fortset- als 850 Millionen Mal verkauft. Der FBI- Weitere bedeutende NRW-Buchverlage: zung folgt“. Die Verlagsgeschichte beginnt im Agent fuhr einen roten Jaguar E-Type. Und Kiepenheuer & Witsch, Emons, DuMont, Taschen, Coppenrath, Peter Hammer Köln der Nachkriegszeit. Gustav Lübbe war genau so ein Wagen, Jahrgang 1972, steht in damals Journalist, arbeitete als Feuilletonre- der Eingangshalle des Bastei Lübbe-Verlags- Thomas Schierack Stefan Lübbe Über 1000 Buchhandlungen dakteur beim „Neuen Tagesblatt“ in Osnab- hauses. Autonarr Stefan Lübbe hat ihn vom Über 350 Bibliotheken rück. Er und seine Frau Ursula hatten ihre Set der RatPack-Filmproduktion weggekauft. gesamten Ersparnisse von 500 Mark in den 2010 erschien deren aufwändige Neuverfil- Deutschlands drittgrößte Buchhandlungskette in kleinen Bastei-Verlag von Ilse Tormin in Köln mung mit Christian Tramitz als Jerry Cotton Aachen: Mayersche Buchhandlung gesteckt, dem 1953 die Pleite drohte. Lübbe und Christian Ulmen als dessen Partner Lit.Cologne mit 85.000 Besuchern ging das Wagnis ein und kaufte den Betrieb, Decker.

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 29 MEDIA

Die Entstehung hochkarätiger europäischer Serien zu för- European TV Drama Series Lab dern, ist das Ziel des „European TV Drama Series Lab“, das mit MEDIA-Unterstützung erstmalig vom Erich Pommer In- stitut und von der britischen Beratungsfirma MediaXchange für erfahrene Drehbuchautoren, Produzenten und Programm- verantwortliche von TV-Sendern in Berlin angeboten wird. Serien für Europa Das zweiteilige Programm widmet sich im Wesentlichen den modernen Verfahren der Stoffentwicklung und Produktion von TV-Serien sowie der Frage, wie man erfolgreiche Serien am Laufen hält. Auch die Entwicklung von crossmedialem Content ist ein wichtiger Bestandteil des Programms. Hoch- karätige Experten aus den USA und Europa vermitteln ihr exklusives Know-How in Vorträgen und Diskussionen. Im Rahmen von „Think Tanks“ diskutieren anschließend die Teilnehmer darüber, wie dieses Wissen auf die europäische Branche übertragen werden kann. Das erste Seminar (24.-29.04.) befasst sich vornehmlich mit rechtlichen, finanziellen und strukturellen Aspekten erfolgrei- cher Serienproduktionen sowie aktuellen Trends im Storytel- ling und Crossmedia-Bereich. Das zweite Seminar (09.-15.06.) widmet sich dem amerikanischen Kreativkonzept des Wri- ter‘s Room. In den ersten zwei Tagen vermitteln US-Serien- spezialisten Einblicke in die Synergieeffekte des kooperativen Arbeitens an Drehbüchern und Formaten. Die praktische Um- setzung dieser Form kreativen Arbeitens erfolgt in anschlie- ßender Gruppenarbeit. Für die MEDIA-Seite des Magazins haben wir Nadja Radojevic vom Erich Pommer Institut zu dem neuen Programm befragt.

Welche Ziele verfolgt das neue TV Lab? „European TV Drama Series Lab“ ist eine Weiterbildung und ein Think Tank für die europäische TV-Branche. Ziel ist es, die Erfolgsfaktoren international erfolgreicher Serien zu iden- tifizieren und die Rahmenbedingungen für das Entstehen hoch- wertiger europäischer Serien zu diskutieren. Desweiteren ver- suchen wir, neue Horizonte zu eröffnen, in- dem wir z.B. die in den USA üblichen Struk- turen vorstellen – wie etwa die Position des Showrunners als kreativen Kopf einer TV-Se- rie und das kooperative Arbeitskonzept des Writer’s Room. Gleichzeitig möchten wir auch reflektieren, in welcher Form solche Arbeits- Nadja Radojevic Foto: privat methoden in Europa sinnvoll implementiert werden können. Das Programm liefert also nicht nur aktuelles Wissen von internationalen Branchenexperten, sondern bietet den Teilnehmern einen professionellen Rahmen, um konkrete Lösungsansätze für die vielfältigen Herausforderungen der Branche zu entwik- keln.

Für welche Zielgruppe ist diese Weiterbildung interessant? Das Lab richtet sich an erfahrene TV-Branchen-Professio- nals in Europa – und zwar sowohl an Autoren, als auch an Für das europäische Großprojekt „Borgia“ wurde ein Amerikaner als Showrunner engagiert. Noch fehlt in Europa qualifiziertes Personal. Produzenten und Sendervertreter. Uns ist es wichtig, diese Foto: Anouchka de Williencourt drei Hauptakteure in einem Programm gemeinsam anzuspre- chen, da nur im Zusammenspiel aller Parteien eine zielgerich- tete Weiterentwicklung dieses Bereichs möglich ist. Um den- noch auf die unterschiedlichen Interessen gezielt eingehen zu Was sind die Unterschiede zwischen US-Serien und stärkte europäische Kooperation wird unabdingbar können, finden einige Seminareinheiten in Gruppen statt. den europäischen Formaten? sein, da nur so die notwendigen Budgets zusammen- Sendervertreter und Produzenten widmen sich zum Beispiel Der entscheidende Unterschied ist, dass US-Serien kommen, um hochwertige Serien produzieren zu dem Thema „Management of Creative Teams“ während die scheinbar mühelos ein europäisches Publikum errei- können. Je größer und komplexer die Produktionen Autoren und die Creative Producer die kooperative Arbeits- chen, während es wenige in Europa produzierte Se- werden, desto wichtiger wird die Position des Sho- weise eines Writer‘s Room simulieren. rien gibt, die auch jenseits ihrer nationalen Grenzen wrunners, der die Entwicklung und Umsetzung eines erfolgreich sind. Wobei es hier natürlich auch Aus- Stoffes federführend betreut und die kontinuierliche Welche Vorkenntnisse sollten die Teilnehmer haben? nahmen gibt, wie z.B. der anhaltende Erfolg skandi- Qualität sicherstellt. Hierfür scheint in Europa qualifi- Die Teilnehmer sollten bereits auf eine mehrjährige Erfah- navischer Krimiserien beweist. Und genau das ist ziertes Personal zu fehlen: für das europäische Groß- rung im Serienbereich zurückblicken, d.h. Produzenten soll- das Thema: Was können wir von international erfol- projekt „Borgia“ wurde beispielsweise der Amerika- ten beispielsweise mindestens eine Serie produziert haben. greichen Serien – egal, ob aus den USA oder Europa ner Tom Fontana engagiert. Erfahrene europäische Ein Bewerbungs- bzw. Auswahlverfahren soll die Qualität – lernen? Wie können wir die Zusammenarbeit Showrunner sind hingegen rar. Perspektivisch müssen des Teilnehmerfeldes sicherstellen. innerhalb Europas stärken, um hochwertige, interna- in Europa Aus- und Weiterbildungen entwickelt wer- tional konkurrenzfähige Serien zu kreieren, ohne je- den, die das nötige Wissen vermitteln, bzw. bestehen- Wer sind die Experten? doch den viel zitierten „Euro-Pudding“ zu produzie- des Know-how durch Spezialwissen ergänzen. Das Mit Hilfe unseres britischen Kooperationspartners MediaX- ren? Unser Programm möchte den Teilnehmern den Programm „European TV Drama Series Lab“ soll change haben wir für dieses Programm einen hochkarätigen Diskussionsrahmen und das Rüstzeug bieten, um die ein erster Schritt in diese Richtung sein. Referentenpool gewinnen können – darunter die führenden Zukunft der europäischen TV-Serienproduktion er- Köpfe bekannter Erfolgsserien wie „Desperate Housewives“, folgreich zu gestalten. Die Kosten für das Lab betragen 4.500 Euro (ein- „Dexter“, „Mad Men“, „Heroes“ und „Boston Legal“. Die fi- schließlich Unterkunft und Verpflegung). Bewerber nale Expertenriege können wir erst in den nächsten Wochen Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der werden gebeten, eine Voranmeldung bis zum 5. März bekannt geben. Neben den US-Serienspezialisten kommen Herstellung hochwertiger europäischer TV-Serien? 2012 per Mail an Nadja Radojevic, Leiterin Internatio- natürlich auch europäische Experten zu Wort. Die Verhand- In erster Linie geht es darum, die kreativen Kräfte nale Weiterbildung beim Erich Pommer Institut (rado- lungen laufen noch, und wir werden bald weitere Namen Europas zu bündeln, um international konkurrenzfä- [email protected], Tel.: 0331-721 2885), zu veröffentlichen können. hig zu sein und der internationalen Dominanz der senden. Anmeldeschluss ist der 12. März 2012. US-Serien etwas entgegensetzen zu können. Eine ver- > www.tv-lab.eu.

30 < Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 Der neue Programmvorschlag der Europäischen Kommission Made in NRW „Kreatives Europa“

Am 23. November 2011 präsentierte die Europäische Kommission den Vorschlag Headhunter Cloud Atlas für das neue Kultur- und Medienförder- Nachdem im Oktober vergangenen Jahres in Nach drei Monaten simultaner Produktion mit programm „Kreatives Europa“. Unter die- Houston in Texas die ersten Aufnahmen zu „He- zwei Filmteams an mehreren europäischen sem Schirm werden die bisherigen Pro- adhunter“ unter der Regie von Bastian Günther Standorten, u.a. mit Halle Berry am Düsseldor- gramme MEDIA und MEDIA Mundus, das mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle stattfanden, fer Dreischeibenhaus, endeten am 22. Dezem- Kulturprogramm (aktuell Kultur 2007) so- wird der Dreh im April 2012 in Deutschland ber die Dreharbeiten zu „Cloud Atlas“. Andy und wie ein neues Finanzierungsinstrument, (überwiegend NRW) fortgesetzt. Tukur spielt Lana Wachowski sowie Tom Tykwer führten ge- das der Kultur- und Kreativbranche den nach einem Drehbuch des Regisseurs einen He- meinsam Regie. Zum Ensemble gehören Tom Zugang zu neuen Finanzierungsmöglich- adhunter in der Wirtschaftswelt, dessen Leben Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Wea- keiten eröffnen soll, zusammengefasst. von seiner Alkoholabhängigkeit geprägt ist. ving, Jim Sturgess, Ben Whishaw, Keith David „Kreatives Europa“ soll von 2014 bis 2020 Durch die Sucht isoliert er sich immer mehr von und David Gyasi. In weiteren Rollen sind Hugh laufen und ist mit einem Etat von 1,8 Milli- seiner Umwelt. Martin Heisler und Joachim Ort- Grant und Susan Sarandon zu sehen. „Cloud At- arden Euro ausgestattet. Für MEDIA (ein- manns produzieren das Kinodrama für Lichtblick las“ ist eine epische Erzählung, in der die Hand- schließlich MEDIA Mundus) sollen ab Media Berlin/Köln in Zusammenarbeit mit SWR lungen der Protagonisten in Vergangenheit, 2014 rund 900 Millionen Euro zur Verfü- und HR (Redaktion: Stefanie Groß, Jörg Him- Gegenwart und Zukunft eng miteinander ver- gung stehen. Zum Vergleich: Für den Zei- stedt). Michael Kotschi ist Kameramann. Farb- flochten sind. Grant Hill (Anarchos Production) traum 2007-2014 beträgt der MEDIA-Etat film bringt „Headhunter“ ins Kino. und Stefan Arndt (X Filme) produzieren den Film. 755 Millionen Euro. MEDIA Mundus ist > Lichtblick Film- & Fernsehproduktion, X Filme koproduziert in Deutschland mit mit weiteren 15 Millionen Euro ausgestat- Tel. (0221) 9257520; ARD/Degeto (Redaktion: Bettina Reitz und Hans- tet. Auf den Kulturbereich sollen fast 500 [email protected] Wolfgang Jurgan) und A Company (Alexander Die „Cloud Atlas“-Filmemacher am Set zum Ende der Millionen Euro entfallen. Mit einem Ga- van Dülmen). Der Film kommt im X Verleih in die Dreharbeiten. Hinten: Executive Producer Uwe Schott, rantiefonds, der vom Europäischen Invest- deutschen Kinos. Buchautor David Mitchell, Executive Producer Philip Lee. Vorne: die Regisseure/Drehbuchautoren Tom Tykwer, mentfonds (EIF) verwaltet werden könn- > X Filme Creative Pool, Lana Wachowski, Andy Wachowski, Foto: Jay Maid- te, sollen für den Kreativsektor 210 Milli- Tel. (030) 23083311; [email protected] ment/Cloud Atlas Production onen Euro zur Besicherung von Bankdar- lehen bereitgestellt werden. Weitere 60 Arts Home is Millionen Euro sollen in die Förderung kul- my Kassel turpolitischer Maßnahmen fließen. In den kommenden Monaten werden das Die Regisseurin Katrin Heinz wird von Mai bis Verschwunden Oben ist es still Europäische Parlament und der Minister- Oktober 2012 für die Gebrüder Beetz Filmpro- rat der EU über den Programmvorschlag duktion Köln (Produzent: Christian Beetz) den Im Herbst 2012 will Andreas Struck an 30 Dreh- Nach „Brownian Movement“ verfilmt Nanouk „Kreatives Europa“ inhaltlich und in Hin- Kinodokumentarfilm „Arts Home is my Kassel“ tagen unter anderem im Rheinland und bei Sieg- Leopold im März und April, erneut in Zu- blick auf die finanzielle Ausstattung ver- drehen. Nach dem Buch von Katrin und Susan- burg sein Kinodrama „Verschwunden“ für Jost sammenarbeit mit Coin Film, den in mehr als 20 handeln. Beim Europäischen Filmpreis riet ne Heinz geht es in ihrem Erstling um einen Kul- Hering Filme (Produzent: Jost Hering) realisie- Sprachen übersetzten Roman „Boven is het stil“ daher Aviva Silver, Leiterin des MEDIA-Pro- turclash erster Klasse bei der documenta 13: Die ren. Das Drehbuch von Hannes Klug und ihm („Oben ist es still“) des Niederländers Gerbrand gramms, der Branche, sich bei den poli- moderne und internationale Kunstszene trifft selbst erzählt von einem Vater, der ohne Vor- Bakker. Die deutsch-niederländische Koproduk- tisch Verantwortlichen ihrer Länder sowie 2012 wieder auf die Einwohner der deutschen ankündigung verschwindet und zwei Söhne zu- tion von Coin Film, Isabella Films und Circe Films bei ihren Abgeordneten im Europäischen Provinzstadt Kassel. Augenzwinkernd und char- rücklässt. Den trotzigen Josh (24) und den eigen- wird neben den Aufnahmen unter anderem in Parlament für das Programm einzusetzen. mant werden die temporäre Koexistenz und die brötlerischen Sten (10). Monate vergehen – Zeeland im März auch acht Drehtage in NRW ha- Beim MEDIA-Informationstag auf der Ber- Konflikte zwischen Kunst und Provinz dokumen- aber der Vater kehrt zurück, und Stück für Stück ben. Nanouk Leopold hat den Roman selbst adap- linale am 13.2. im Ritz Carlton Hotel sol- tiert. Renommierte Künstler und Kuratoren brin- bricht die familiäre Vergangenheit auf. Als Ka- tiert, der von dem 40-jährigen Bauernsohn Hel- len weitere Einzelheiten zum zukünftigen gen die Innenansicht des Megaevents näher, meramann ist bereits Andreas Doub verpflich- mer erzählt, der eines Tages seinen bettlägerigen MEDIA-Programm präsentiert und der während die Kasseler zumeist eine ganz ande- tet. Vater nach oben in die Dachkammer verlegt. Zeitplan für die Entscheidungsfindung von re Sicht auf die Dinge haben. > Jost Hering Filme, Tel. (02736) 291239; > Coin Film, Tel. (0221) 322053; Ministerrat und Parlament vorgestellt > gebrueder beetz filmproduktion, [email protected] [email protected] werden. Tel. (0221) 4544620; > http://ec.europa.eu/culture [email protected]

Laura Roge, Marta Martin und Richy Müller in „Die Vampirschwestern“, Foto: Tom Trambow Macho Man Aktuelle MEDIA- Für die Verfilmung des Buchs „Macho Man“ von Grimme-Preisträger Moritz Netenjakob konnte Einreichtermine Produzent Marc Conrad den Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank als Regisseur gewin- Entwicklungsförderung (Einzelprojekte nen. Die Kinokomödie erzählt die Geschichte Die und Paketförderung) & Interaktive Projekte von Daniel Hagenberger, der gemäß den Idea- Vampirschwestern 13. April 2012 len seiner Eltern aus der 68er Generation drei- Finanzierungsförderung i2i – Audiovisual ßig Jahre lang unbehelligt als Weichei gelebt hat. Bis zum 21. November liefen in Nordrhein-West- 6. Juni 2012 Dann verliebt er sich in eine Türkin und steht vor falen und Bayern die Dreharbeiten von „Die TV-Ausstrahlung einem Problem: Wie überlebt ein Frauenverste- Vampirschwestern“. Der Film basiert auf den 11. Juni 2012 her in einer Welt voller Machos? gleichnamigen Kinderbuch-Bestsellern von Fran- Selektive Verleihförderung 30. März 2012 Friedrich Mücke wird als Hagenberger vor der ziska Gehm: Für die 12-jährigen Halbvampir- 29. Juni 2012 Kamera stehen, an seiner Seite finden sich Pe- schwestern Silvania und Dakaria ändert sich al- ler ist als Vampirjäger Dirk van Kombast zu se- Festivalförderung gah Ferydoni, Tom Beck, Hilmi Sözer, Mehmet les, nachdem sie mit ihren Eltern aus Transsilva- hen und Richy Müller als Ali Bin Schick. Regie 30. April 2012 für Festivals die zwischen Kurtulus, Renan Demirkan, Edgar Selge, Gitta nien in eine Kleinstadt nach Deutschland gezo- führt der Kölner Wolfgang Groos nach einem dem 1. November 2012 und Schweighöfer, Samuel Finzi, Charly Hübner und gen sind. Hier müssen sich die Zwillingsmädchen Drehbuch von Ursula Gruber. Die Produktion der dem 30. April 2013 stattfinden. Farih Yardim. Für das Casting ist Emrah Ertem an die Gegebenheiten des Menschenalltags an- Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion (Produ- Promotion / Marktzugang verantwortlich. Die Dreharbeiten finden von passen und ihre Vampirseite verheimlichen. zenten: Uli Putz, Jakob Claussen) in Koproduk- 01. Juni 2012 für in 2013 geplante Projekte April bis Juni 2012 in Antalya und Köln statt. Pro- Die „freundliche Vampirfamilie in Ihrer Nachbar- tion mit der Deutschen Columbia Pictures Film- (z.B. Datenbanken) und Veranstaltungen duziert wird „Macho Man“ von Marc Conrad schaft“ wird gespielt von den Nachwuchstalen- produktion hat ihren Kinostart im Herbst 2012. (z.B. Koproduktionsmärkte) die zwischen (ConradFilm) und Klaus Dohle (Erfttalfilm). ten Marta Martin und Laura Roge als Vampir- > Claussen+Woebke+Putz Filmproduktion, dem 1. Januar 2013 und dem 31. Mai 2013 beginnen. > ConradFilm, Tel. (0221) 2824420, schwestern Tepes sowie von Christiane Paul und Tel. (089) 2311010; [email protected] Stipe Erceg in der Rolle ihrer Eltern. Michael Kess- [email protected] Made in NRW

Im Dezember war Michael Caine zu Gast in den Kölner MMC-Studios, um dort mit Regisseurin Sandra Nettelbeck „Mr. Morgan‘s Last Love“ zu drehen. Rolf-Rüdiger Hamacher schaute dem Weltstar bei der Arbeit zu.

Am Set von „Mr. Morgan’s Last Love“ Michael Caine in Köln

Ein Videothekar zeigt auf eine schwach bestückte Wohnung getragen und ins Krankenhaus trans- Regal-Reihe und erklärt: „Das sind die Filme, portiert wird. „Dafür habe ich die ganze Nacht in denen Michael Caine NICHT mitspielt.“ geübt“, scherzt der zweifache Oscar-Preisträger. Dieses in der Branche kursierende Bonmot be- Am darauf folgenden Tag wird eine kurze Land- schreibt liebevoll-ironisch den immer noch un- straßen-Szene in der Umgebung realisiert. gebrochenen Schaffensdrang des mittlerweile Großes Lob von Caine für Nettelbeck 88-jährigen Mimen, der seit Mitte der 50er Jah- re in über 150 Kinofilmen mitgewirkt und ge- Weitere Aufnahmen des 38-Tage-Drehs entstan- nauso viele TV-Auftritte absolviert hat. Nun den in Paris, der Bretagne und in Brüssel, weil steht er in Köln das erste Mal für einen deut- man in Belgien mit Scope Pictures einen Kopro- schen Film vor der Kamera: Sandra Nettelbek- duktionspartner fand. Auch mehrere deutsche ks „Mr. Morgan‘s Last Love“. Filmförderungs-Anstalten, darunter die Film- und Medienstiftung NRW sowie Bavaria Pictures, Überzeugendes Skript, starkes Ensemble Kaminski.Stiehm.Film und die Senator Film Was ihn bewogen hat, die Rolle eines lebens- Produktion sind an dem in Zusammenarbeit mit müden, amerikanischen Witwers, der in Paris Elzevir Films (Frankreich) und Sidney Kimmel durch die Freundschaft mit einer jungen Tanz- Entertainment (USA) realisierten Projekt betei- lehrerin neuen Lebensmut schöpft, anzunehmen, ligt. wollen wir wissen. „Wenn ich ein Rolle anneh- „Mr. Morgan‘s Last Love“ ist nach dem Kinder- me, dann wegen des Geldes oder weil mir das film „Sergeant Pepper“ und dem Depressions- Drehbuch gefällt“, antwortet er mit einem spitz- Drama „Helen“ die dritte internationale Pro- bübischen Lächeln. „Aber Spaß beiseite, diesmal duktion der durch die Kochkomödie „Bella Mar- hat mich Sandras Bearbeitung von Francoise tha“ bekannt gewordenen Regisseurin. Und für Dorners Roman ‚Die letzte Liebe des Monsieur Michael Caine ist es nach Nora Ephrons „Ver- Armand“‘ überzeugt. Bei Immobilien sagt man liebt in eine Hexe“ überhaupt erst das zweite Mal, immer, das Wichtigste ist die Lage, die Lage, die dass er mit einer Regisseurin zusammenarbei- Lage. Bei Filmen ist das Entscheidende das tet. Sieht er, der bei vielen großen Regisseuren Skript, das Skript, das Skript. Und dieses Skript vor der Kamera stand, Unterschiede zwischen konnte ich einfach nicht ablehnen. Ob der Film einem „weiblichen“ und „männlichen“ Inszenie- nun gut wird oder schlecht – noch nie zuvor war rungsstil? Die Antwort ist ein großes Lob für ich so ungeduldig, das Ergebnis zu sehen. Außer- Sandra Nettelbeck: „Ich habe zwei Filme mit dem haben wir sehr viel Spaß am Set, weil San- meinem Lieblingsregisseur John Huston gedreht dra ein wunderbares Ensemble zusammengestellt – das hier ist mein dritter Film mit ihm. Sie hat hat.“ Dabei nimmt der zweifache Oscar-Gewin- ein genauso talentiertes Händchen für die rich- ner („Hannah und ihre Schwestern“, „Gottes tige Besetzung der Rollen wie er.“ Werk und Teufels Beitrag“) seine beiden Partne- Dombesichtigung und Weihnachtseinkauf rinnen väterlich-zärtlich in die Arme. Die Franzö- sin Clémence Poésy (u.a. „Brügge sehen und Hinter den Kulissen wartet derweil Caines gro- sterben“) spielt seine Pariser Zufallsbekannt- ße Liebe auf ihn: Shakira Baksh (64), mit der schaft, der amerikanische „The X-Files“-Star Gilli- er seit 1973 verheiratet ist. Während ihr Mann an Anderson seine Tochter, die sich von ihrem vor der Kamera steht, erkundet das ehemalige Vater entfremdet hat. Auch die beiden weiblichen Model die Stadt. „Ich war im Dom und habe Stars drehen das erste Mal in Deutschland. Weihnachtsgeschenke für unsere drei Enkelkin- der gefunden.“ Die Enkel sind es auch, die Sir Pariser Stadtwohnung in Hürth Michael Caine jung halten: „Ich bin Opa ge- In Halle 3 der Hürther MMC-Studios vor den worden, als ich 75 war. Seitdem singe ich Mik- Toren Kölns steht die Pariser Wohnung von key-Mouse-Lieder und schieße auf dem iPad Matthew Morgan, inklusive Wohnzimmer, auf Hühner. Ich fühle mich wie 38, zumindest Schlafzimmer, Küche, Badezimmer und Trep- so lange ich nicht in den Spiegel gucke. Wissen penhaus mit Fahrstuhl. Dort spielt sich ein Groß- sie, das Gute am Alt werden ist, dass man viel teil der dialogreichen Handlung ab. Alle Stars weiß. Das Schlechte ist, dass man viel vergisst.“ des Films sind zum Drehen vor Ort – wenngleich auch mitunter nur für ein kurzes Intermezzo, wie Gillian Anderson, die hier nur für einen Dreh- tag eingeflogen wird. Kisten voller Bücher mus- ste die Requisite ankarren, um die Atmosphäre ei- ner bourgeoisen Pariser Stadtwohnung zu treffen. Und die Bibliothek besteht die Nagelprobe, egal welches Buch man genauer betrachtet, es ist ei- ne französische, bzw. englische Ausgabe. Nur aus dem Fenster darf man nicht blicken, denn da sieht man nicht den Eiffelturm, sondern den Am Set in NRW: Regisseurin Sandra Nettelbeck, Hauptdarsteller Michael Caine und Petra Müller, Green-Screen. Heute steht eine Szene auf dem Geschäftsführerin Film- und Medienstiftung NRW, Drehplan, in der Caine auf einer Bahre aus der Foto: Bavaria Pictures / Nicolas Schul

Michael Caine und Clémence Poésy in „Mr. Morgan‘s Last Love“, Foto: Bavaria Pictures/Nicolas Schul Set-Besuch

Interview mit Georg Maas, Regisseur von „Zwei Leben“ NRW liegt im ersten Stock

Liv Ullman, Ken Duken und Juliane Köhler (v.l.) in „Zwei Leben“, Foto: 2012 LINE MØLLERHAUG

Mit Liv Ullmann, Juliane Köhler und Ken Du- Ich hab sie als ganz unprätentiös kennengelernt. ken in den Hauptrollen drehte die Aachener Liv Ullmann ist zwar mit Abstand die bekann- Zinnober Film (Produzent: Dieter Zeppenfeld) teste Schauspielerin, aber auch ein Mitglied des unter der Regie von Georg Maas im Dezember Ensembles. So wie ich mit ihr spreche, das unter- und Januar in Norwegen, Köln und Bonn so- scheidet sich nicht davon, wie ich mit den ande- wie in der Nähe von Windeck und in Hamburg ren rede. Ich hab einmal mit ihr telefoniert wegen den Spielfilm „Zwei Leben“. Das Drehbuch (Ge- eines Satzes des Vaters, den man ihr nachträg- org Maas, Christoph Tölle, Stale Stein Berg) ba- lich gegeben hatte. Und sie meinte, „das ist doch siert auf dem noch unveröffentlichten Roman Quatsch, ich kann das doch nicht sagen, der „Eiszeiten“ von Hannelore Hippe. Es ist die Ge- muss das sagen“. schichte einer ehemaligen DDR-Spionin, welche die Liebe ihres Lebens, ihre Familie und ihr gan- Haben Sie das Buch für Liv Ullmann umge- zes Dasein in Norwegen auf einer gefälschten schrieben? Identität aufgebaut hat. Koproduzenten von Als wir sie ganz früh in der Stoffentwicklung Dieter Zeppenfeld sind Axel Helgeland aus Oslo angesprochen haben, war ihre Rolle noch älter (Helgeland Film) und Rudi Teichmann aus Ber- und kränklich. Deshalb hat sie zuerst abgesagt. lin (B&T Film). Günter H. Jekubzik sprach mit Wir haben dann den Film früher angesiedelt dem Regisseur und Autor Georg Maas über und die Rolle geändert und sie dabei jünger ge- die Zusammenarbeit mit Liv Ullmann. macht. Aber jetzt, als der Film endlich realisiert werden konnte, haben wir noch mal drüber ge- Wo wurde der Film gedreht? redet und sie meinte lachend: Georg, jetzt bin Wir haben lange Zeit gebraucht, um in Norwe - ich ja doch so alt, wie es damals im Buch stand. gen das richtige Haus zu finden, denn ein Drittel des Films spielt in dem Haus. Wir haben jetzt ei- Was macht das Buch so besonders? ne ganz tolle Location in einer wilden Gegend bei Die Story an sich, die unheimlich spannend ist Bergen, direkt am Wasser in einem riesengroßen und immer neue Wendungen nimmt, bei denen norwegischen Holzhaus. Das größte Problem man gar nicht weiß, worauf das eigentlich hinaus- war, dass wir ein Haus, das innen dazu passte, in läuft. Man merkt direkt am Anfang, dass die Ge- Nordrhein-Westfalen finden mussten. Wir haben schichte ein Geheimnis hat und versucht heraus- eines gefunden, dass tatsächlich ein norwegisches zufinden, was da los ist, aber man muss den gan- Haus war. Es wurde zu einer Weltausstellung in zen Film zu Ende gucken, um es wirklich zu ver- Chicago aufgebaut, kam dann nach Ungarn und stehen. Die Vielschichtigkeit der Charaktere und dann in die Nähe von Waldbrühl, das war wie die Komplexität dieser Geschichte faszinieren ein Sechser im Lotto. Jetzt haben wir das Haus mich seit vielen Jahren. Die Hauptfiguren in die- „durchgeschnitten“, drehen das Erdgeschoss in sem Film sind schuldig und unschuldig zugleich. Norwegen und den ersten Stock in NRW. Sie sind Täter und Opfer, und sie sind nicht aus freiem Willen in diesem Dilemma. Sie leben und Wie dreht man so „getrennt“? Da rennt doch suchen ihr Glück in ihrer Gegenwart, aber sie bestimmt mal jemand von unten nach oben? können den Schatten ihrer Vergangenheit nicht Ich hab versucht, das Drehbuch so umzuschrei- entfliehen. Das ist das Drama ihres Daseins. ben, dass das möglichst selten passiert. Es rennt schon mal jemand nach oben, aber Szenen, die Da gibt es ja Parallelen zum Thema Identität im abwechselnd unten und oben gespielt hätten, ha- Ihrem letzten Spielfilm „Neufundland“. ben wir so geändert, dass es jetzt entweder oben Beim Schreiben ging es immer mehr um die oder unten ist. Es gibt aber beispielsweise eine Frage, was Identität ist: Was ist Wahrheit, was sehr emotionale Szene im ersten Stock. Den An- Lüge, wer sind wir? Was weiß ich von dem an- schluss, wie er dann runter kommt, haben wir deren? Die Familie hat ein anderes Bild von der vorher in Norwegen gedreht, das machte die Hauptfigur Katrine, als wie sie wirklich ist. Das ganze Sache schwieriger. Leben ist auf einer Lüge aufgebaut. Aber zählt trotzdem, was sie gelebt haben? Das sind allge- Wie ist der Umgang mit Liv Ullmann, dem gro- meine Themen, die uns alle betreffen. ßen Star einiger Ingmar Bergman-Filme, über > Zinnober Film, Tel (0241) 970180; die Sie ja noch eine Dokumentation drehen? [email protected]

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 33 Made in NRW

Rush Jahr des Drachen Im April finden die in Deutschland geplanten Noch bis Anfang März inszeniert Torsten C. Fi- Dreharbeiten zu dem Formel-1 Film „Rush“ statt. scher in Köln, Bonn und Vietnam das Psychodra- Der Oscar prämierte Regisseur Ron Howard in- ma „Jahr des Drachen“ mit Klaus J. Behrendt in szeniert nach einem Drehbuch von Peter Mor- der Hauptrolle nach einem Drehbuch von Karl- gan zusammen mit dem Kameramann Antho- Heinz Käfer. Behrendt spielt den 49-jährigen ny Dod Mantle das legendäre Duell der Formel- Ehemann und Vater Thomas Eichner, der sich 1 Piloten Niki Lauda und James Hunt. Hauptdar- bei einem geschäftlichen Aufenthalt in Saigon Radrennen „Tour du Faso“: begehrter Podestplatz, Foto: Augenschein steller sind Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Ale- in die Prostituierte Huong (Nina Liu) verliebt. Auf xandra Maria Lara und Olivia Wilde. „Rush“ ent- der einen Seite stehen die schwer erkrankte Ehe- nismus und afrikanischer Realität kämpfen deut- steht in Zusammenarbeit von Cross Creek Pic- frau (Karoline Eichhorn) und die problematische Tour du Faso sche Amateurabenteurer, französische Ex-Pro- tures, Imagine Entertainment, Revolution Films, Beziehung zu seinem Sohn (Florian Bartholo- Abgeschlossen sind die Dreharbeiten zur Kino- fis und afrikanische Lokalmatadoren leiden- Working Title Films sowie den deutschen Kopro- mäi); auf der anderen Seite die romantische Lie- dokumentation „Tour du Faso“ der Kölner Au- schaftlich um die Verwirklichung ihrer Träume. duzenten Egoli Tossell Film und action image. be zu einer Frau aus ärmsten Verhältnissen. In genschein Filmproduktion in Zusammenarbeit Der Film legt den Fokus dabei aber nicht auf die Den Kinoverleih in Deutschland übernimmt Uni- weiteren Rollen sind Long Dang Ngoc, Jeanet- mit Koproduzent La Huit Production (Produzen- Sieger – vielmehr stehen Erfahrung und Erleben versum / RTL, den Weltvertrieb Exclusive. te Hain und Uwe Bohm zu sehen. „Jahr des Dra- ten: Jonas Katzenstein, Maximilian Leo). Regis- im Mittelpunkt. Dabei wurde nicht nur Burkina > action image, Tel. (02233) 508361; chen“ ist eine Koproduktion der Colonia Media seur und Autor Wilm Huygen erzählt die Ge- Faso sondern auch die Vorbereitung eines deut- [email protected] mit dem Westdeutschen Rundfunk und der ARD schichte von drei Außenseitern bei der Tour du schen Teams im Bergischen Land aufgenommen. Degeto. Produzentin ist Sonja Goslicki. Die red- Faso, dem größten Radrennen Afrikas quer > augenschein Filmproduktion, aktionelle Verantwortung liegt bei Götz Schme- durch die sandige Wüste. Inmitten des Wider- Tel. (0221) 16950500; des und Anke Krause (WDR). Voraussichtlicher spruchs zwischen europäischem Perfektio- [email protected] Sendetermin: Herbst 2012 im Ersten. Frisch gepresst > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;

ANZEIGE Nach sieben Wochen Drehzeit fiel am 18. De- [email protected] zember 2011 die letzte Klappe zu Christine Hart- manns Romantic Comedy „Frisch Gepresst“. Ge- dreht wurde unter anderem in den Kölner MMC Studios. Nach dem Bestseller von Susanne Fröh- lich ist der Kinofilm ein Porträt der Thirty-Some- things von heute mit Diana Amft in der Haupt- rolle als kinderlose Single-Frau. In weiteren Rol- len spielen Sunnyi Melles, Alexander Beyer, Tom Wlaschiha, Jule Ronstedt und Sylvester Groth. „Frisch gepresst“ ist eine Produktion von Zieg- ler Film mit dem neu gegründeten Label Zieg- Das neue „Tatort“-Ermittlerteam aus Dortmund: ler Cinema und wird von Regina Ziegler und Jörg Hartmann (Foto: WDR/NDR/Jeanne Degraa), Yoko Higuchi-Zitzmann in Koproduktion mit Bue- Anna Schudt (Foto: WDR/Renate Neder) und Aylin Tezel na Vista International Production realisiert. Das (Foto: WDR/action press/Dominique Ecken) Drehbuch stammt von Dirk Ahner und Tommy Krappweiss. An der Kamera steht Alexander Fi- Tatort Dortmund scherkoesen. Walt Disney Studios Motion Pic- tures Germany bringt Frisch gepresst am 6. Sep- Ab März dreht der Westdeutsche Rundfunk ei- tember 2012 in die deutschen Kinos. nen „Tatort“, in dem das Revier um Dortmund > Ziegler Film, Tel. (030) 3209050; die Kulisse stellen wird. Als Darsteller stehen bis- [email protected] lang Jörg Hartmann, Anna Schudt und Aylin Te- zel fest, ein Team, das bei den Fällen genau hin- schaut, und auch nicht die Augen verschließt, wenn es um die tatsächlichen Probleme einer Stadt im Umbruch geht oder um menschliche Abgründe. Der „Tatort“ aus Dortmund wird von der Colonia Media (Produzentin: Sonja Goslicki) produziert. Die Redaktion für den WDR hat Frank Tönsmann. > Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected]

„Auslandseinsatz“: Omar El Saeidi, Max Riemelt, Hen- Scherbenpark riette Müller und Hanno Koffler (v.l.), Foto: Relevant Film Am 15. Dezember endeten die Dreharbeiten für Auslandseinsatz „Scherbenpark“, den neuen Film der Regisseu- rin Bettina Blümner und Nachfolger ihres Kino- „Auslandseinsatz“, der erste deutsche Fernseh- debüts „Prinzessinnenbad“. Eyeworks Film Ge- film, der den Krieg und die Mission der Bundes- mini (Produzenten: Sabine de Mardt, Iris Wol- wehr in Afghanistan zum Thema hat, wurde bis finger) verfilmte das Romandebüt von Alina zum 16. November in Marokko und Köln ge- Bronsky, das von Drehbuchautorin Katharina dreht. Regie beim WDR-Fernsehfilm führt Till Kress adaptiert wurde. „Scherbenpark“ erzählt Endemann, das Drehbuch schrieb – unter Mit- von einer jungen Frau, die sich von ihrem Hass arbeit von Nikola Bock – Grimme-Preisträger auf alle Erwachsenen befreit und lernt, zwischen Holger Karsten Schmidt. Als Feldwebel Daniel eigenem Anspruch und Aufbegehren den rich- Gerber steht Max Riemelt vor der Kamera, sei- tigen Weg zu finden. In der Hauptrolle setzt Bet- nen Freund Ronnie Klein spielt Hanno Koffler. tina Blümner auf die Newcomerin Jasna Fritzi „Auslandseinsatz“ ist eine Koproduktion des Bauer. An ihrer Seite spielen Ulrich Noethen, Val- Westdeutschen Rundfunks mit ARD Degeto und dimir Burlakov , Max Hegewald und Maria Dra- Relevant Film. Produzentin ist Heike Wiehle- gus. Die Produktion entsteht in Zusammenarbeit Timm, ausführende Produzentin Nikola Bock. mit dem SWR (Redaktion: Stefanie Groß). Ge- Die Redaktion haben Götz Bolten (WDR) und dreht wurde in Stuttgart und Köln. Neue Visio- Bettina Reitz (Degeto). Der voraussichtliche Sen- nen bringt „Scherbenpark“ in die Kinos. determin liegt in 2012 im Ersten. > Eyeworks Film Gemini, > Relevant Film, Tel. (040) 4132710; Tel. (0221) 9347080; [email protected] [email protected] Im Kino

John Irving und wie er die Welt sieht Kinostart: 1. März

Die 1978 in Münster geborene Pia Strietmann Tage, die bleiben verfilmte mit „Tage, die bleiben“ ihr eigenes Kinostart: 26. Januar Drehbuch. Es ist Strietmanns erster Langfilm. Als Verleih: alpha medienkontor ihr eigener Vater überraschend starb, entdeck- te die Regisseurin, dass die Zeit zwischen Todes- Am frühen Abend ist scheinbar noch alles in Ord- fall und Beerdigung absurde Züge trägt, über die nung. Eine festliche Veranstaltung in Münster: man im Nachhinein nicht gerne redet. Eine An- Andrea Dewenter (Lena Stolze) erhält für ihren leitung für diese Lebensphase wolle Pia Striet- ersten Roman eine Auszeichnung. Es wird ihr ein- mann mit ihrem Film aber nicht liefern, stattdes- ziges Buch bleiben, denn später am Abend ist sen „aber einen Zugang zu dem schwierigen The- sie tot, verunglückt bei einem Autounfall. Ehe- ma schaffen, der dem Zuschauer seine eigenen Sommer auf dem Land Kinostart: 16. Februar mann und Kinder bleiben ratlos zurück; eine Fa- Fragen und seine individuellen Antworten dar- milie, die schon lange nicht mehr funktioniert, auf ermöglicht“. was sich niemand eingestehen wollte und was Gedreht in Münster und Umgebung war „Tage, dass sie doch noch sehr am Leben hängt. nun klar zutage tritt: Andreas Mann Christian die bleiben“ bereits auf zahlreichen Filmfestivals Ruhm Unterhaltung und psychologischer Tiefgang fin- (Götz Schubert) geht fremd, Sohn Lars (Max Rie- zu sehen, u.a. 2011 beim Wettbewerb des Film- Kinostart: 22. März den in dieser Literaturadaption kongenial Balan- melt) versucht sich in Berlin wenig erfolgreich festivals Max Ophüls Preis, wo der Film eine lo- Verleih: NFP (Vertrieb: Warner Bros.) ce. Daniel Kehlmanns episodisch strukturierter als Schauspieler, Tochter Elaine (Mathilde Bund- bende Erwähnung der Jury erhielt. Erfolgsroman lieferte die Vorlage für den ersten schuh) pubertiert und hält Distanz zu den ande- Ruhm ist ein relatives Glücksgefühl. Der Schau- Kinofilm von Regisseurin Isabel Kleefeld („Arnies Deutschland 2011 ren Familienmitgliedern. Den drei Hinterbliebe- Regie & Drehbuch: Pia Strietmann; Darsteller: Götz Schu- spielstar Ralf Tanner nutzt die Chance für eine Welt“). Sechs Schicksalswege hat sie dafür in ei- nen fällt es in den Tagen bis zur Beerdigung bert, Max Riemelt, Mathilde Bundschuh, Lena Stolze, Rückkehr in die Anonymität, als er eines Tages nen tragikomischen Reigen gebunden, der schwer, alle nötigen Formalitäten zu erledigen Tessa Mittelstaedt, Lucie Hollmann, Michael Kranz, An- nicht mehr angerufen wird. Auch Elektroingeni- Schicksalhaftigkeit und Zufall, Wechsel und Auf- dreas Schmidt; Produktion: Toccata Film in Koproduk- und gleichzeitig den Verlust der Ehefrau und tion mit WDR, BR und Esperanto Entertainment eur Ebling vollzieht einen Identitätssprung, als lösung von Identitäten in einem faszinierenden Mutter zu bewältigen. www.tagediebleiben.de er auf seinem neuen Handy Anrufe erhält, die Spiel um die Sehnsucht nach einem anderen Le- einem anderen gelten; er beantwortet die An- ben aufeinander treffen lässt. Finesse und Facet- rufe und eröffnet sich damit eine zweite Existenz. tenreichtum des Drehbuchs dokumentieren sich in seinem Leben für allerlei Turbulenzen. Regis- Starautor Richter unternimmt in Begleitung sei- auch in der Besetzung der tragenden Rollen, in Sommer auf seur Radek Wegrzyn, der mit „Sommer auf dem ner Freundin Elisabeth eine Lesereise durch Süd- denen sich durchweg hochkarätige Schauspiel- dem Land Land“ sein Spielfilm-Debüt vorstellt, und seine amerika, aber weiß er auch, dass Elisabeth nichts prominenz findet. Auch formal wurde beträcht- Ko-Autoren Roberto Gagnor und Cezary Iber prä- mehr fürchtet, als in einer der Erzählungen auf- licher Aufwand betrieben: Die Dreharbeiten führ- Kinostart: 16. Februar sentieren einen ungewöhnlichen Film über Frust- zutauchen? Genau davon allerdings träumt Blog- ten von Köln über Zürich, das Hinterland der Verleih: farbfilm bewältigung und den Umgang mit dem Verlust ger Mollwitz; er würde zu gern in Richters Ge- Ukraine und die Krim bis nach Cancun in Mexi- eines nahestehenden Menschen. Trotz des ern- schichten stattfinden und die Romanfigur Lisa ko und Buenos Aires. Bogdan (Zbigniew Zamachowski), ein erfolgrei- sten Themas wagten es die Autoren, den Film kennen lernen. Krimiautorin Rubinstein ist auch Deutschland 2012 cher Konzertpianist, zieht sich nach dem Tod sei- als Tragikomödie zu gestalten, „weil Lachen und unterwegs, allerdings im ehemaligen Ostblock. Regie & Drehbuch: Isabel Kleefeld; Mitwirkende: Senta ner Frau ins Privatleben zurück. Die Trauer um Weinen hier so eng beieinander liegen“, erklärt Ihr Mann vergnügt sich zu Hause mit seiner Ge- Berger, Heino Ferch, Julia Koschitz, Stefan Kurt, Thorsten Merten, Axel Ranisch, Gabriela Maria Schmeide, Justus die geliebte Person hat ihm den Lebensmut ge- Wegrzyn. „Aber darin liegt auch die emotiona- liebten, bis ihn der Anruf erreicht, dass seine von Dohnányi, Matthias Brandt; Produktion: Little Shark nommen. Auf dem Bauernhof seiner Mutter le Kraft, die diese Geschichte entfalten konnte.“ Frau im Zuge ihrer Reise verschwunden ist. Entertainment in Koproduktion mit Terz Filmproduktion, überlässt er sich zunächst dem Alkohol, um zu Schließlich ist da noch Rosalie, die ihrer unheil- Dor Film Produktionsgesellschaft und Hugofilm Produc- tions unter Senderbeteiligung von WDR, Arte, ORF und vergessen. Doch eines Tages entdeckt er die mu- Originaltitel: Swieta krowa / Father, Son & Holy Cow bar tödlichen Krankheit wegen in der Schweiz SRF sowie Degeto sikalische Begabung einer Milchkuh! Deutschland / Polen / Finnland 2011 einen Sterbehilfeverein aufsucht und erkennt, www.ruhm-derfilm.de Regie: Radek Wegrzyn; Drehbuch: Roberto Gagnor, Ce- Der polnische Originaltitel „Swieta krowa“ heißt zary Iber, Radek Wegrzyn; Darsteller: Zbigniew Zama- wörtlich übersetzt „heilige Kuh“. Die Titelheldin, chowski, Agata Buzek, Antoni Pawlicki, Lucyna Malec, die übrigens aus Nordrhein-Westfalen stammt, Elzbieta Karkoszka, Andrzej Mastalerz, Wiktor Zborows- ki; Produktion: Black Forest Films, Café Production, De- wird für Bogdan zur Retterin in der Not, denn tailfilm Gasmia & Kamm um an eine günstige Wohnung zu kommen oder das Tier weckt ihn aus seiner Apathie und sorgt www.sommeraufdemland.de Das bessere Leben sie zu behalten. Genauso gibt es Studentinnen, Kinostart: 29. März die sich für Sex bezahlen lassen. Szumowskas Ko- Verleih: Zorro Film Autorin Tine Byrckel ergänzt, dass es sich um ein soziales Phänomen handle, das man differen- John Irving und wie Filmteam begleitet Irving auf Lesereise durch Eu- Anne (Juliette Binoche), eine Reporterin des Ma- ziert, nicht einseitig betrachten sollte: „Ist Pro- ropa im Herbst 2010, besucht ihn zu Hause am gazins Elle, recherchiert eine Story über junge stitution ultimatives Freiheitsrecht einer Frau, er die Welt sieht Schreibtisch, im Fitnessraum und in der Küche. Französinnen, die sich ihr Studium auf unakade- wenn sie Besitz über ihren Körper ergreift, inklu- Überraschend ist dabei einmal mehr der gewand- mische Weise finanzieren: Sie betätigen sich als sive des Rechts, ihn zu verkaufen? Oder ist sie Kinostart: 1. März te Umgang mit der Kamera, der fast allen ame- Escortservice-Damen, Callgirls und Prostituier- nicht tolerierbar? Wir wollten die Frage ohne Ur- Verleih: W-Film rikanischen Künstlern in die Wiege gelegt scheint. te. Sie führen ein Leben zwischen bezahltem Sex, teil stellen, was das Kino besser als jedes ande- Irving gibt sich charmant, eloquent und informa- Gewalt und Kriminalität auf der einen und der re Medium ermöglicht.“ Er zählt Charles Dickens und Günter Grass zu sei- tiv und schafft es dabei immer auch, den Zuschau- Universität, dem nüchternen Alltag auf der an- „Das bessere Leben“ wurde in Paris und Köln ge- nen literarischen Vorbildern, dabei hat der Ame- er als genehmen Komplizen seiner Ausführungen deren Seite. Die Journalistin Anne blickt in eine dreht und wird auf der Berlinale 2012 die Rei- rikaner John Irving mit einer Auflage von weit einzubeziehen. Der filmische Streifzug durch Le- ebenso faszinierende wie abstoßende Welt, die he Panorama Special eröffnen. über zehn Millionen Exemplaren weltweit längst ben und Wirken eines intellektuellen Weltbürgers schließlich auch sie selbst als liebende Mutter Originaltitel: Elles selbst den Status eines Schriftstellers von Welt- mit Wohnsitz in Vermont ist auf sympathische und Ehefrau verändert. Frankreich / Polen / Deutschland 2011 rang erklommen. Romane wie „Gottes Werk und Weise unterhaltsam, lehrreich und anregend. Die polnische Regisseurin Malgoska Szumows- Regie: Malgoska Szumowska; Drehbuch: Tine Byrckel, Malgoska Szumowska; Darsteller: Juliette Binoche, Anaïs Teufels Beitrag“, „Garp und wie er die Welt sah“, Eben total Irving und wie er die Welt sieht. ka, die bereits mit „Leben in mir“ und „33 Sze- Demoustier, Joanna Kulig, Louis-Do de Lecquesaing, Kry- „Hotel New Hampshire“ oder „Witwe für ein Jahr“ nen aus dem Leben“ von der Film- und Medien- styna Janda; Produktion: Slot Machine in Koproduktion erlebten auch als Filme großen Erfolg. Nun ist der Deutschland 2012 stiftung NRW geförderte Filme drehte, sagt, in mit Zentropa International Polen, Zentropa International Regie: Andrè Schäfer; Drehbuch: Hartmut Kasper, Köln, Canal + Polen, ZDF, Shot - Szumowski, Liberator Autor sein eigener Protagonist in einer intimen, Claudia E. Kraszkiewicz; Produktion: Florianfilm GmbH ihrem Heimatland hätten schon viele junge Frau- Productions aber ihn nie bedrängenden Dokumentation. Das www.irving.wfilm.de en absichtlich mit ihren Vermietern geschlafen, www.zorrofilm.de

Film und Medien NRW – Das Magazin | 1/2012 > 35 Im Kino

Tage, die bleiben Kinostart: 26. Januar

Das bessere Leben Kinostart: 29. März

Ruhm Kinostart: 22. März