Deutschland

zum Verfolgungswahn gesteigert. Aus Der Vortrag des Vorsitzenden habe den FDP Verstimmung ist Zorn geworden, in je - Nerv der Partei getroffen, berichtete ein dem Schachzug der Union wittert die Teilnehmer hinterher: „Wenn uns vor der FDP Absetzbewegungen. Bei den Groß - Tür zufällig ein Unionsmitglied über den Der große Frust projekten Steuern und Gesundheit müs - Weg gelaufen wäre, hätte es zu Hand - Die Wut der Liberalen über den sen sich die Liberalen von Finanzminister greiflichkeiten kommen können.“ Wolfgang Schäuble (CDU) oder CSU- Westerwelles Groll geht so weit, dass Koalitionspartner wächst. Chef ständig belehren las - er ernsthaft in Erwägung zog, einen öf - Verzweifelt versuchen sie, sich sen, dass es größere Umbauten nicht ge - fentlichen Eklat zu provozieren. Bei ei - von der Union abzugrenzen – ben werde. In Sachen Hartz IV beschied ner Frühstücksrunde mit den FDP-Minis - und landen so in der Sackgasse. die Kanzlerin vergangene Woche per tern im Auswärtigen Amt am Mittwoch - „FAZ“-Interview, dass Westerwelle die morgen echauffierte er sich erneut über ie Sitzung des Landesvorstands am Reformdebatte unnötig erschwert habe. die Unionskollegen. Er überlege, den Montagabend war eigentlich Rou - Und dann schlug der CDU-Politiker Ru - Abendtermin im Kanzleramt abzusagen. Dtine. Wie üblich traf sich die FDP- precht Polenz auch noch vor, den SPD- Seine Ministerkollegen teilten den Frust. Spitze von Nordrhein-Westfalen in einem Mann Reinhold Robbe im Amt des Wehr - Jeder wusste eine Geschichte zu erzäh - schmucklosen Sitzungssaal im Düsseldor - beauftragten zu belassen, obwohl der Pos - len, wie er vom Koalitionspartner schi - fer NH-Hotel und besprach die Lage an ten in den Koalitionsverhandlungen der kaniert wurde. Rhein und Ruhr. Auch Parteichef Guido FDP zugesagt worden war. Die FDP-Ver - Je öfter die FDP-Spitzen in diesen Ta - Westerwelle war angereist und lauschte teidigungsexpertin Elke Hoff, intern seit gen zusammensitzen, desto schärfer wer - den Berichten. Doch als er selbst das Wort Monaten für das Amt gehandelt, gab da - den die Beschwerden über die Union. Auf der jüngsten Bundesvorstandssitzung klag - te , der stellvertretende Minis - terpräsident von Bayern, die CSU arbeite vornehmlich gegen die FDP. Der Europa - abgeordnete Michael Theurer warnte ein - dringlich, dass die Union es nicht gut mit der FDP meine. Man dürfe sich das nicht länger bieten lassen. Schatzmeister Her - mann Otto Solms bekannte schließlich, er nenne die schwarz-gelbe Bundesregie - rung fortan nicht mehr „christlich-liberale Koalition“ – die Union lege laufend fal - sches Zeugnis ab. Wahre Christen täten so etwas nicht. Hinzu kommt der Frust über die mie - sen Umfragewerte: Während die Union ihr Wahlergebnis bislang halten konnte, hat sich der FDP-Wert nahezu halbiert. Aus diesem Dilemma kennt die FDP nur einen Ausweg: Attacke. P

D Man müsse sich viel stärker von der D

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E Union abgrenzen und eigenes Profil zei - G R

E gen, heißt es in FDP-Kreisen, so wie vor B M A

H der Bundestagswahl. Mit seiner Hartz-IV- C S Debatte habe Westerwelle die Marsch - M M I

T richtung vorgegeben. Parteichef Westerwelle: „Da fühle ich mich wirklich veräppelt“ Um die Frage, wie die FDP auf die Union zugehen könnte, damit Schwarz- ergriff, ging es nicht mehr um Nordrhein- nach entnervt auf. Sie sei es leid, auf eine Gelb endlich funktioniert, sorgen sich die Westfalen. Es ging um und klare Zusage zu warten, heißt es. Wester - Liberalen nicht. „Die Union hat unsere ihre Union. Es ging um Frustabbau. welle treibt all das zur Weißglut. Auf der Entschlossenheit falsch eingeschätzt“, „Was die zurzeit abliefern, hat nichts Vorstandssitzung in Düsseldorf ereiferte sagt ein Westerwelle-Intimus. „Wir blei - mehr mit den guten schwarz-gelben Zei - er sich auch über den Umgang der Union ben so lange bei unserer Haltung, bis sie ten von Kohl und Genscher zu tun“, mit FDP-Gesundheitsminister Philipp was gelernt hat.“ schimpfte Westerwelle. „Ich habe von Rösler („Eine Riesensauerei“) und den Das könnte allerdings dauern – schließ - Hans-Dietrich Genscher eines gelernt: überraschenden Vorstoß von Umweltmi - lich hat Angela Merkel auch noch andere Wenn man ein gemeinsames Projekt will, nister Norbert Röttgen, sich allmählich Koalitionsmöglichkeiten. Die zornigen Li - dann muss man sich auch dafür einset - von der Atomkraft zu verabschieden. beralen dagegen manövrieren sich immer zen.“ Merkels Union wolle aber etwas völ - „Da fühle ich mich wirklich veräppelt“, tiefer in die Sackgasse. Sollte das schwarz- lig anderes. Mit drohendem Unterton er - schimpfte Westerwelle. gelbe Bündnis zerbrechen, würden sie innerte der Parteichef an das schwarz-grü - Als Nächstes erinnerte er an das Tref - dort landen, wo sie lange waren: in der ne Bündnis in Hamburg und die Große fen von Verteidigungsminister Karl-Theo - Opposition. Koalition in Sachsen-Anhalt, die Merkel dor zu Guttenberg mit Industriebossen scheint gewillt, sei - vorangetrieben habe. „Merken wir denn am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in nen Feldzug gegen die Union nicht auf nicht“, wütete der Parteichef, „dass die Davos. Dem liberalen Wirtschaftsminister die Spitze zu treiben. Zum Treffen mit sich längst für andere hübsch machen?“ Rainer Brüderle sei so gezielt die Show Merkel und Seehofer am vergangenen Die Enttäuschung der Liberalen über gestohlen worden: „Die arbeiten nur Mittwoch ist er schließlich doch gegangen. ihren Wunschpartner hat sich inzwischen noch gegen uns“, wütete Westerwelle. M# %$ F ! #!, M# ! T 

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