Plenarprotokoll 767

BUNDESRAT Stenografischer Bericht 767. Sitzung

Berlin, Donnerstag, den 27. September 2001

Inhalt:

Gedenken an die Opfer der Terroranschläge 4. Gesetz zur Harmonisierung des Schutzes am 11. September 2001 in den Vereinigten gefährdeter Zeugen (Drucksache 685/01) 460 B Staaten von Amerika ...... 449 A Walter Zuber (Rheinland-Pfalz) . . 460 C

Amtliche Mitteilungen ...... 449 B Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatsse- kretär beim Bundesminister des Innern ...... 461 C, 500*C Zur Tagesordnung ...... 449 D Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Dank an Staatsrat Erik Bettermann (Bremen) 452 C Abs. 1 GG ...... 461 D

5. Gesetz zur Umstellung von Vorschriften Begrüßung des Präsidenten des Ausschusses des Dienst-, allgemeinen Verwaltungs-, der Regionen der Europäischen Union, Jos Sicherheits-, Ausländer- und Staatsange- Chabert ...... 449 D hörigkeitsrechts auf Euro (Sechstes Euro- Einführungsgesetz) (Drucksache 686/ 01) 461 D 1. Ansprache des Präsidenten des Aus- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 74a schusses der Regionen ...... 449 D Abs. 2 und Art. 84 Abs. 1 GG . . . . 501*B Präsident Jos Chabert ...... 450 B 6. Dreiundzwanzigstes Gesetz zur Ände- 2. Wahl der Vorsitzenden des Ausschusses rung des Abgeordnetengesetzes (Druck- für Arbeit und Sozialpolitik – gemäß § 12 sache 687/01) ...... 461 D Abs. 3 GO BR – (Drucksache 695/01) . . 460 A Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 Beschluss: Staatsministerin Silke Lau- Abs. 2 GG ...... 501*C tenschläger (Hessen) wird ge- wählt ...... 460 B 7. ... Gesetz zur Änderung der Strafprozess- ordnung – gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG – 3. a) Entwurf eines Gesetzes über die Fest- (Drucksache 688/01) ...... 462 A stellung des Bundeshaushaltsplans für Herbert Mertin (Rheinland-Pfalz) . . 462 A das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsge- setz 2002) (Drucksache 450/01) Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatsse- kretär bei der Bundesministerin b) Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 der Justiz ...... 462 C (Drucksache 451/01) ...... 460 B Beschluss: Anrufung des Vermittlungs- ausschusses ...... 463 C Beschluss zu a): Keine Einwendungen gemäß Art. 110 Abs. 3 GG . . . . . 460 B 8. Gesetz zur Änderung der Insolvenzord- nung und anderer Gesetze (Drucksache Beschluss zu b): Kenntnisnahme gemäß 689/01) ...... 463 C § 9 Abs. 2 Satz 2 Stabilitätsgesetz und § 50 Abs. 3 Satz 1 Haushaltsgrundsät- Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 zegesetz ...... 460 B Abs. 2 GG ...... 463 C

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9. Gesetz zur Bereinigung offener Fragen 16. Gesetz zu dem Vertrag zwischen der des Rechts an Grundstücken in den Bundesrepublik Deutschland und der neuen Ländern (Grundstücksrechtsberei- Tschechischen Republik vom 2. Februar nigungsgesetz – GrundRBerG) (Drucksa- 2000 zur weiteren Erleichterung des che 720/01) ...... 463 C Rechtshilfeverkehrs (Drucksache 693/01) 461 D

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Abs. 1 GG ...... 463 D Abs. 1 GG ...... 501*B

10. Gesetz zur Aufhebung des Magnetschwe- 17. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des bebahnbedarfsgesetzes (Drucksache 694/ Kraftfahrzeugsteuergesetzes – Antrag des 01) ...... 461 D Landes Berlin – (Drucksache 612/01) . . 463 D Reinhold Bocklet (Bayern) . . . . 505*A Beschluss: Einbringung des Gesetzent- Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim Abs. 2 GG ...... 501*C Deutschen nach Maßgabe der beschlossenen Änderungen – Be- stellung von Senatorin Christiane 11. Gesetz zu dem Abkommen vom 22. Sep- Krajewski (Berlin) zur Beauftragten des tember 2000 zwischen der Bundesrepublik Bundesrates gemäß § 33 GO BR 463 D, 464 A Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg über die Zusammenarbeit 18. Entwurf eines Gesetzes über die Finanzie- im Bereich der Insolvenzsicherung be- rung der Sanierung von Rüstungsaltlas- trieblicher Altersversorgung (Drucksa- ten in der Bundesrepublik Deutschland che 683/01) ...... 461 D (Rüstungsaltlastenfinanzierungsgesetz – Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 RüstAltFG) – Antrag des Landes Branden- Abs. 2 GG ...... 501*C burg –(Drucksache 668/01) . . . . . 461 D

Prof. Dr. Kurt Schelter () 505*C 12. Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 182 der Internationalen Arbeitsorganisation Beschluss: Einbringung des Gesetzent- vom 17. Juni 1999 über das Verbot und wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim unverzügliche Maßnahmen zur Beseiti- Deutschen Bundestag – Bestellung von gung der schlimmsten Formen der Kin- Minister Dr. Wolfgang Fürniß (Bran- derarbeit (Drucksache 684/01) . . . . 461 D denburg) zum Beauftragten des Bun- Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 desrates gemäß § 33 GO BR . 502*A, 462 A Abs. 2 GG ...... 501*C 19. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung 13. Gesetz zu dem Europäischen Überein- des Gesundheitsstrukturgesetzes – An- kommen vom 25. Januar 1996 über die trag des Landes Berlin – (Drucksache Ausübung von Kinderrechten (Drucksa- 667/01) ...... 464 A che 690/01) ...... 461 D Beschluss: Einbringung des Gesetzent- Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim Abs. 2 GG ...... 501*C Deutschen Bundestag – Bestellung von Senatorin Gabriele Schöttler (Berlin) 14. Gesetz zu dem Haager Übereinkommen zur Beauftragten des Bundesrates ge- vom 29. Mai 1993 über den Schutz von mäß § 33 GOBR ...... 464 A Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption (Drucksache 691/01) ...... 461 D 20. a) Entwurf eines Gesetzes zur Verstär- kung der Personalausstattung in Pfle- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 geheimen (Personalverstärkungsge- Abs. 1 GG ...... 501*B setz Pflege – PVG) – gemäß Artikel 76 Abs. 1 GG – Antrag des Freistaates Bayern – (Drucksache 661/01) 15. Gesetz zur Regelung von Rechtsfragen auf dem Gebiet der internationalen Adoption und zur Weiterentwicklung des b) Entwurf eines Gesetzes zur Steigerung Adoptionsvermittlungsrechts (Drucksa- der Qualität der Pflege (Qualitätsstei- che 692/01) ...... 461 D gerungsgesetz Pflege – QuaStG) – ge- mäß Artikel 76 Abs. 1 GG – Antrag des Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Freistaates Bayern – (Drucksache 662/ Abs. 1 GG ...... 501*B 01) Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 III

c) Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung 24. Entschließung des Bundesrates zum Ent- der Leistungen bei häuslicher Pflege wurf einer Mitteilung der Europäischen von Pflegebedürftigen mit erhebli- Kommission über die Anwendung der chem allgemeinem Betreuungsbedarf Vorschriften über staatliche Beihilfen (Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz – auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk PflEG) (Drucksache 640/01) . . . . 464 A – Antrag des Saarlandes – (Drucksache 663/01) ...... 468 B Christa Stewens (Bayern) . . . . . 464 B Peter Jacoby (Saarland) . . . . . 507*C Beschluss zu a) und b): Keine Einbrin- gung der Gesetzentwürfe beim Deut- Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatsse- schen Bundestag ...... 465 C kretärin beim Bundesminister der Finanzen ...... 508*A Beschluss zu c): Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 465 D Beschluss: Annahme der Entschließung in der festgelegten Fassung . . . . 468 B

21. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung 25. Entschließung des Bundesrates zum zwei- des Deutschen Richtergesetzes und der ten Konsultationspapier des Basler Aus- Bundesrechtsanwaltsordnung – Antrag schusses für Bankenaufsicht „Die neue der Länder Nordrhein-Westfalen, Baden- Basler Eigenkapitalvereinbarung“ vom Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bre- Januar 2001 – Antrag des Landes Baden- men, Hessen, Niedersachsen, Rheinland- Württemberg – (Drucksache 527/01) . . 461 D Pfalz, Saarland, Sachsen, Thüringen und Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpom- Beschluss: Die Entschließung wird gefasst 502*A mern – (Drucksache 671/01) . . . . . 465 D

Jochen Dieckmann (Nordrhein-West- 26. Entschließung des Bundesrates für bes- falen) ...... 466 A sere steuerpolitische Rahmenbedingun- gen für den Wohnungsbau: „Wohnungs- Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) 466 D bau-Offensive“ – Antrag des Freistaates Bayern – (Drucksache 532/01 [neu]) . . 468 B Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatsse- kretär bei der Bundesministerin der Beschluss: Die Entschließung wird nicht Justiz ...... 467 A gefasst ...... 468 C Claus Möller (Schleswig-Holstein) . 506*B 27. Entschließung des Bundesrates zur Aus- Herbert Mertin (Rheinland-Pfalz) . 506*C gabe von Euro-Banknoten – Antrag des Landes Baden-Württemberg – (Drucksa- Beschluss: Einbringung des Gesetzent- che 549/01) wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim Deutschen Bundestag in geänderter Mitteilung: Absetzung von der Tagesord- Fassung – Bestellung von Minister nung ...... 449 D Jochen Dieckmann (Nordrhein-Westfa- len) zum Beauftragten des Bundesrates 28. Entschließung des Bundesrates zur recht- gemäß § 33 GO BR – Annahme einer lichen Absicherung der Drittmittelförde- Entschließung ...... 468 A rung – Antrag der Freien und Hansestadt Hamburg – (Drucksache 541/01) . . . 468 C

22. Entwurf einer ... Verordnung zur Ände- Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit (Ham- rung der Verordnung zur Durchführung burg) ...... 468 C der Zusatzabgabenregelung (Zusatzab- gabenverordnung) – Antrag des Freistaa- Jochen Riebel (Hessen) . . . . . 508*B tes Bayern – (Drucksache 613/01) . . . 468 A Beschluss: Annahme der Entschließung nach Maßgabe der beschlossenen Än- Beschluss: Die Vorlage wird in der festge- derung ...... 470 C legten Fassung gemäß Art. 80 Abs. 3 GG der Bundesregierung zugeleitet . 468 B 29. Entschließung des Bundesrates zur Förde- rung der Binnenschifffahrt – Antrag des 23. Entschließung des Bundesrates zur Än- Landes Baden-Württemberg – (Drucksa- derung des Tierseuchengesetzes und der che 599/01) ...... 470 C Maul- und Klauenseuche-Verordnung – Antrag des Landes Niedersachsen – Rudolf Köberle (Baden-Württemberg) 508*D (Drucksache 621/01) ...... 461 D Beschluss: Die Entschließung wird nicht Beschluss: Die Entschließung wird gefasst 502*A gefasst ...... 470 C IV Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

30. a) Zweite Entschließung des Bundesrates 34. Entwurf eines Forstvermehrungsgutge- zum Erweiterungsprozess der Euro- setzes (FoVG) (Drucksache 631/01) . . 461 D päischen Union – Antrag der Länder Niedersachsen, Sachsen gemäß § 36 Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 711/01) Abs. 2 GG ...... 502*B

b) Mitteilung der Kommission der Eu- 35. a) Entwurf eines Gesetzes zur Änderung ropäischen Gemeinschaften über die des Gesetzes zu dem Übereinkommen Auswirkungen der Erweiterung für vom 18. Dezember 1979 zur Beseiti- die an Beitrittsländer angrenzenden gung jeder Form von Diskriminierung Regionen – Gemeinschaftsaktion für der Frau (Drucksache 633/01) Grenzregionen – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 673/01) . . . 470 D b) Entwurf eines Gesetzes zu der Ent- Dr. Harald Ringstorff (Mecklenburg- schließung vom 22. Mai 1995 zur Än- Vorpommern) ...... 470 D derung des Übereinkommens vom 18. Dezember 1979 zur Beseitigung Stanislaw Tillich (Sachsen) . . . . 471 D jeder Form von Diskriminierung der Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) 472 D Frau (Drucksache 634/01) Reinhold Bocklet (Bayern) . . . 510*A, B c) Entwurf eines Gesetzes zu dem Fakul- Beschluss zu a): Annahme der Entschlie- tativprotokoll vom 6. Oktober 1999 ßung ...... 473 C zum Übereinkommen vom 18. Dezem- ber 1979 zur Beseitigung jeder Form Beschluss zu b): Stellungnahme . . . . 473 C von Diskriminierung der Frau (Druck- sache 635/01) ...... 461 D 31. Entschließung des Bundesrates über Eck- punkte zur Novellierung des Landwirt- Beschluss zu a) bis c): Keine Einwen- schaftsgesetzes von 1955 – Antrag des dungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG . . 502*B Landes Niedersachsen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 717/01) . . . . 473 C 36. Entwurf eines Gesetzes zur Regelung von Uwe Bartels (Niedersachsen) . . . 473 D öffentlichen Angeboten zum Erwerb von Wertpapieren und von Unternehmens- , Parl. Staatsse- übernahmen (Drucksache 574/01) . . . 478 C kretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Landwirtschaft ...... 475 B Abs. 2 GG ...... 478 C

Mitteilung: Überweisung an die zustän- digen Ausschüsse ...... 475 D 37. Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Statistik im Produzierenden Gewerbe 32. Entwurf eines Gesetzes zur Modulation und zur Änderung des Gesetzes über von Direktzahlungen im Rahmen der Ge- Kostenstrukturstatistik (Drucksache 594/ meinsamen Agrarpolitik (Modulations- 01) ...... 478 C gesetz) (Drucksache 614/01) . . . . . 475 D Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Dr. Volker Sklenar (Thüringen) . . 476 A Abs. 2 GG ...... 478 D

Matthias Berninger, Parl. Staatsse- kretär bei der Bundesministerin für 38. a) Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Än- Verbraucherschutz, Ernährung und derung des Postumwandlungsgesetzes Landwirtschaft ...... 476 D (Drucksache 595/01)

Rudolf Köberle (Baden-Württemberg) 510*D b) Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Änderung des Postgesetzes (Drucksa- Abs. 2 GG ...... 478 B che 645/01) ...... 478 D

Dieter Posch (Hessen) ...... 478 D 33. Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes Beschluss zu a): Keine Einwendungen (Drucksache 630/01) ...... 478 B gemäß Art. 76 Abs. 2 GG . . . . . 480 A

Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss zu b): Stellungnahme gemäß Abs. 2 GG ...... 478 B Art. 76Abs. 2 GG ...... 480 B Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 V

39. Entwurf eines Gesetzes über die in- 44. Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Än- tegrierte Finanzdienstleistungsaufsicht derung besoldungsrechtlicher Vorschrif- (Drucksache 636/01) ...... 480 B ten (Sechstes Besoldungsänderungsge- setz – 6. BesÄndG) (Drucksache 615/01) . 486 C Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 480 C Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 486 D 40. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steuerverkürzungen bei der Umsatz- steuer und anderen Steuern (Steuerver- 45. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung kürzungsbekämpfungsgesetz – StVBG) des Aufstiegsfortbildungsförderungsge- (Drucksache 637/01) ...... 480 C setzes (AFBG-ÄndG) (Drucksache 580/ 01) ...... 486 D Gernot Mittler (Rheinland-Pfalz) . . 480 C Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatsse- Abs. 2 GG ...... 487 A kretärin beim Bundesminister der Finanzen ...... 481 C 46. Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Ände- Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 rung des Schuldrechtsanpassungsgeset- Abs. 2 GG ...... 482 B zes (Drucksache 581/01, zu Drucksache 581/01) ...... 487 A 41. Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwick- Karin Schubert (Sachsen-Anhalt) . . 516*A lung des Unternehmenssteuerrechts (Un- ternehmenssteuerfortentwicklungsge- Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) 516*D setz – UntStFG) (Drucksache 638/01) . . 482 B Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Gerhard Stratthaus (Baden-Württem- Abs. 2 GG ...... 487 B berg) ...... 482 B, 511*B

Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatsse- 47. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung kretärin beim Bundesminister der der Strafprozessordnung (Drucksache Finanzen ...... 482 C, 513*C 582/01) ...... 487 B Walter Zuber (Rheinland-Pfalz) . . 514*C Dr. Manfred Weiß (Bayern) . . . . 487 B Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatsse- Abs. 2 GG ...... 483 A kretär bei der Bundesministerin der Justiz ...... 488 A 42. Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Risikostrukturausgleichs in der gesetz- Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 lichen Krankenversicherung (Drucksa- Abs. 2 GG ...... 488 C che 577/01) ...... 483 A

Dr. Friedhelm Repnik (Baden-Würt- 48. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des temberg) ...... 483 B Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen (Drucksache 583/01) ...... 488 C Christa Stewens (Bayern) . . . . 484 B Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Gudrun Schaich-Walch, Parl. Staats- Abs. 2 GG ...... 488 D sekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit ...... 485 C 49. Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung vermögens- Dr. Harald Ringstorff (Mecklenburg- rechtlicher und anderer Vorschriften Vorpommern) ...... 515*C (Zweites Vermögensrechtsergänzungs- Stanislaw Tillich (Sachsen) . . . . 515*D gesetz – 2. VermRErgG) (Drucksache 641/ 01) ...... 488 D Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 486 B Abs. 2 GG ...... 488 D

43. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung 50. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des des Melderechtsrahmengesetzes und an- Vermögenszuordnungsgesetzes (Druck- derer Gesetze (Drucksache 578/01 [neu]) 486 B sache 642/01) ...... 461 D

Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Abs. 2 GG ...... 486 C Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B VI Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

51. Entwurf eines Gesetzes zur Neuaus- 57. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- richtung der Bundeswehr (Bundeswehr- men vom 24. August 2000 zwischen der neuausrichtungsgesetz – BwNeuAusrG) Bundesrepublik Deutschland und der Re- (Drucksache 627/01) ...... 488 D publik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Jürgen Gnauck (Thüringen) . . . 489 A Steuern vom Einkommen und vom Ver- Reinhold Bocklet (Bayern) . . . . 517*C mögen (Drucksache 575/01) . . . . . 461 D

Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Abs. 2 GG ...... 489 B Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B

52. Entwurf eines Gesetzes zur Einführung 58. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- von streckenbezogenen Gebühren für men vom 19. April 2001 zwischen der die Benutzung von Bundesautobahnen Bundesrepublik Deutschland und Kanada mit schweren Nutzfahrzeugen (Drucksa- zur Vermeidung der Doppelbesteuerung che 643/01) ...... 489 B auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und bestimmter anderer Steuern, zur Dr. Hanspeter Georgi (Saarland) . . 489 C Verhinderung der Steuerverkürzung und Stephan Hilsberg, Parl. Staatssekretär zur Amtshilfe in Steuersachen (Drucksa- beim Bundesminister für Verkehr, che 576/01) ...... 461 D Bau- und Wohnungswesen . . . 491 A Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Abs. 2 GG ...... 492 C 59. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- 53. Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- men vom 8. März 2001 zwischen der Bun- lung des Wirtschaftsplans des ERP-Son- desrepublik Deutschland und Malta zur dervermögens für das Jahr 2002 (ERP- Vermeidung der Doppelbesteuerung auf Wirtschaftsplangesetz 2002) (Drucksache dem Gebiet der Steuern vom Einkommen 585/01) ...... 492 C und vom Vermögen (Drucksache 593/01) 461 D

Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Abs. 2 GG ...... 492 C Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B

54. Entwurf eines Gesetzes über den Schutz 60. Entwurf eines Gesetzes zu dem Überein- von zugangskontrollierten Diensten und kommen vom 18. Dezember 1997 über von Zugangskontrolldiensten (Zugangs- gegenseitige Amtshilfe und Zusammen- kontrolldiensteschutz-Gesetz – ZKDSG) arbeit der Zollverwaltungen (Drucksa- (Drucksache 586/01) ...... 461 D che 639/01) ...... 461 D Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Abs. 2 GG ...... 502*B Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B

55. Entwurf eines Gesetzes für die Erhaltung, 61. Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag die Modernisierung und den Ausbau der vom 19. September 2000 zwischen der Kraft-Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme- Bundesrepublik Deutschland und der Kopplungsgesetz) (Drucksache 644/01) . 492 C Tschechischen Republik über die Zusam- Dr. Hanspeter Georgi (Saarland) . . 517*D menarbeit der Polizeibehörden und der Grenzschutzbehörden in den Grenzge- Karin Schubert (Sachsen-Anhalt) . . 518*C bieten (Drucksache 579/01) . . . . . 461 D Claus Möller (Schleswig-Hol- Beschluss: Keine Einwendungen gemäß stein) ...... 492 D, 518*D Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 493 C 62. Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 19. September 2000 zwischen der 56. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- Bundesrepublik Deutschland und der men vom 18. April 2001 zwischen der Tschechischen Republik über die gegen- Bundesrepublik Deutschland und dem seitige Hilfeleistung bei Katastrophen Königreich der Niederlande über Sozi- und schweren Unglücksfällen (Drucksa- ale Sicherheit (Drucksache 632/01) . . 461 D che 626/01) ...... 461 D

Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 VII

63. Entwurf eines Gesetzes zu dem Marken- der Europäischen Gemeinschaft und rechtsvertrag vom 27. Oktober 1994 ihren Mitgliedstaaten andererseits (AKP- (Drucksache 597/01) ...... 461 D EG-Partnerschaftsabkommen) (Drucksa- che 653/01, zu Drucksache 653/01) . . . 461 D Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B 64. Entwurf eines Gesetzes zu der am 3. De- zember 1999 in Peking beschlossenen 70. Entscheidung über Fristverlängerung Änderung des Montrealer Protokolls gemäß Artikel 76 Abs. 2 Satz 3 GG vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, Entwurf eines Gesetzes zur Neurege- und zu weiteren Anpassungen des Proto- lung des Waffenrechts (WaffRNeuRegG) kolls (Drucksache 584/01) ...... 461 D – gemäß Artikel 76 Abs. 2 GG – (Druck- sache 596/01) ...... 493 C Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Beschluss: Zustimmung zu dem Vorschlag des Ständigen Beirates in Drucksache 65. Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag 596/1/01 ...... 493 C vom 7. Februar 2000 zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und der Demo- 71. Lebenslagen in Deutschland kratischen Sozialistischen Republik Sri Erster Armuts- und Reichtumsbericht Lanka über die Förderung und den ge- (Drucksache 328/01) ...... 493 C genseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache 587/01) ...... 461 D Beschluss: Stellungnahme ...... 493 D Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B 72. Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuervergünstigungen gemäß 66. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- § 12 des Gesetzes zur Förderung der Sta- men vom 11. März 1996 zwischen der bilität und des Wachstums der Wirtschaft Bundesrepublik Deutschland und der (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1999 Demokratischen Volksrepublik Algerien bis 2002 (18. Subventionsbericht) – ge- über die gegenseitige Förderung und mäß § 12 StWG – (Drucksache 592/01) . 461 D den gegenseitigen Schutz von Kapitalan- lagen (Drucksache 588/01)...... 461 D Beschluss: Kenntnisnahme ...... 503*B Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B 73. a) Dreizehntes Hauptgutachten der Mo- nopolkommission 1998/1999 – gemäß 67. Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag § 44 Abs. 1 Satz 1 GWB – (Drucksache vom 23. Mai 2000 zwischen der Bundesre- 502/00, zu Drucksache 502/00) . . . 461 D publik Deutschland und der Republik Botsuana über die Förderung und den b) Stellungnahme der Bundesregierung gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen zum Dreizehnten Hauptgutachten der (Drucksache 589/01) ...... 461 D Monopolkommission 1998/99 – gemäß § 44 Abs. 3 GWB – (Drucksache 446/ Beschluss: Keine Einwendungen gemäß 01) ...... 493 D Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Beschluss zu a): Kenntnisnahme . . . 503*B 68. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- men vom 30. Juni 2000 zwischen der Re- Beschluss zu b): Stellungnahme . . . . 494 A gierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik 74. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates China über die Zusammenarbeit auf den betreffend den Status der langfristig auf- Gebieten der Wirtschaft, Industrie und enthaltsberechtigten Drittstaatsangehö- Technik (Drucksache 598/01) . . . . . 461 D rigen – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – Beschluss: Keine Einwendungen gemäß (Drucksache 371/01) ...... 494 A Art. 76 Abs. 2 GG ...... 502*B Reinhold Bocklet (Bayern) . . . . 494 A

69. Entwurf eines Gesetzes zu dem Partner- Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatsse- schaftsabkommen vom 23. Juni 2000 zwi- kretär beim Bundesminister des schen den Mitgliedern der Gruppe der Innern ...... 494 D Staaten in Afrika, im Karibischen Raum und im Pazifischen Ozean einerseits und Beschluss: Stellungnahme ...... 495 C VIII Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

75. Vorschlag für eine Richtlinie des Europäi- 82. Mitteilung der Kommission der Europäi- schen Parlaments und des Rates über die schen Gemeinschaften an den Rat, das zusätzliche Beaufsichtigung der Kreditins- Europäische Parlament, den Wirtschafts- titute, Versicherungsunternehmen und und Sozialausschuss sowie den Aus- Wertpapierfirmen eines Finanzkonglo- schuss der Regionen betreffend einen merats und zur Änderung der Richtlinien neuen Rahmen für die Zusammenarbeit 73/239/EWG, 79/267/EWG, 92/49/EWG, bei Maßnahmen im Bereich der Infor- 92/96/EWG, 93/6/EWG und 93/22/EWG mations- und Kommunikationspolitik des Rates und der Richtlinien 98/78/EG der Europäischen Union – gemäß §§ 3 und 2000/12/EG des Europäischen Parla- und 5 EUZBLG – (Drucksache 567/01) . 496 A ments und des Rates – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 376/01) . . . . 495 C Beschluss: Stellungnahme ...... 496 A Beschluss: Stellungnahme ...... 495 C 83. Vorschlag für einen Rahmenbeschluss des Rates zur Festlegung von Mindest- 76. Vorschlag für eine Richtlinie des Europäi- vorschriften über die Tatbestandsmerk- schen Parlaments und des Rates über das male strafbarer Handlungen und die Energieprofil von Gebäuden – gemäß §§ 3 Strafen im Bereich des illegalen Drogen- und 5 EUZBLG – (Drucksache 418/01) . 495 D handels – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – Beschluss: Stellungnahme ...... 495 D (Drucksache 554/01) ...... 461 D Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C 77. Vorschlag einer Verordnung des Rates über die gemeinsame Marktorganisation 84. Bericht der Kommission der Europäi- für Schaf- und Ziegenfleisch – gemäß §§ 3 schen Gemeinschaften an das Europäi- und 5 EUZBLG – (Drucksache 430/01) . 495 D sche Parlament und den Rat über die Um- Beschluss: Stellungnahme ...... 496 A setzung der Richtlinie 92/6/EWG des Rates vom 10. Februar 1992 über Einbau 78. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates und Benutzung von Geschwindigkeitsbe- zur Änderung der Richtlinie 2000/29/EG grenzern für bestimmte Kraftfahrzeug- des Rates über Maßnahmen zum Schutz klassen in der Gemeinschaft der Gemeinschaft gegen die Einschlep- pung und Ausbreitung von Schadorga- Vorschlag für eine Richtlinie des Europäi- nismen der Pflanzen und Pflanzener- schen Parlaments und des Rates zur zeugnisse – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – Änderung der Richtlinie 92/6/EWG des (Drucksache 321/01) ...... 461 D Rates über Einbau und Benutzung von Geschwindigkeitsbegrenzern für be- Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C stimmte Kraftfahrzeugklassen in der Ge- meinschaft – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – 79. Vorschlag für eine Richtlinie des Europäi- (Drucksache 557/01) ...... 461 D schen Parlaments und des Rates über In- sider-Geschäfte und Marktmanipulation Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C (Marktmissbrauch) – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 504/01) . . . . 461 D 85. Dritte Verordnung zur Änderung der Neuartigen Lebensmittel- und Lebens- Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C mittelzutaten-Verordnung (Drucksache 465/01) ...... 461 D 80. Vorschlag für eine Richtlinie des Euro- päischen Parlaments und des Rates über Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 den Prospekt, der beim öffentlichen An- Abs. 2 GG ...... 504*B gebot von Wertpapieren oder bei deren Zulassung zum Handel zu veröffent- 86. Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zi- lichen ist – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – chorien-Extrakte (Drucksache 522/01) . 461 D (Drucksache 476/01) ...... 461 D Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- senen Änderung ...... 503*C 81. Vorschlag einer Verordnung des Europäi- schen Parlaments und des Rates zur Än- derung der Verordnung (EG) Nr. 577/98 87. Zweite Verordnung zur Änderung der des Rates zur Durchführung einer Stich- Pflanzenschutzmittelverordnung (Druck- probenerhebung über Arbeitskräfte in sache 534/01) ...... 461 D der Gemeinschaft – gemäß §§ 3 und 5 Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 EUZBLG – (Drucksache 552/01) . . . . 461 D Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- Beschluss: Stellungnahme ...... 503*C senen Änderungen ...... 503*C Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 IX

88. Verordnung über die Gewährung von 95. Verordnung zur Änderung von Rechts- Beihilfen für die Verarbeitung von Flachs vorschriften zum Wehrpflichtgesetz und und Hanf zur Faserherstellung (Flachs- zum Kriegsdienstverweigerungsgesetz und Hanfbeihilfenverordnung) (Drucksa- (Drucksache 628/01) ...... 461 D che 655/01) ...... 461 D Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG ...... 504*B Abs. 2 GG ...... 504*B 96. Erste Verordnung zur Änderung der Gefahrgutverordnung See (1. See-Ge- 89. Verordnung zur Ermittlung des Arbeits- fahrgutänderungsverordnung – GGV- einkommens aus der Land- und Forstwirt- See ÄndV) (Drucksache 569/01) . . . 461 D schaft für das Jahr 2002 (Arbeitseinkom- menverordnung Landwirtschaft 2002 – Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 AELV 2002) (Drucksache 625/01) . . . 461 D Abs. 2 GG nach Maßgabe der be- schlossenen Änderung ...... 503*C Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG ...... 504*B 97. a) Neunte Verordnung zur Änderung der Wohngeldverordnung (Drucksa- 90. Verordnung über die Erstattung von che 648/01) Aufwendungen der Träger der Renten- versicherung im Rahmen des Versor- b) Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur gungsausgleichs (Versorgungsausgleichs- Änderung der Allgemeinen Verwal- Erstattungsverordnung – VAErstV) (Druck- tungsvorschrift zur Durchführung des sache 646/01) ...... 461 D Wohngeldgesetzes 2001 (Drucksache 652/01) ...... 461 D Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG ...... 504*B Beschluss zu a): Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG ...... 504*B 91. Zweite Verordnung zur Durchführung des Beschluss zu b): Zustimmung gemäß Finanzausgleichsgesetzes im Ausgleichs- Art. 85 Abs. 2 GG ...... 504*B jahr 1999 (Drucksache 546/01) . . . . 461 D

Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 98. Allgemeine Verwaltungsvorschrift über Abs. 2GG ...... 504*B die Durchführung der amtlichen Überwa- chung nach dem Fleischhygienegesetz 92. Sechste Verordnung zur Anpassung der und dem Geflügelfleischhygienegesetz Höhe der Vergütungen nach der Ge- (AVV Fleischhygiene – AVVFlH) (Druck- bührenordnung für Ärzte, der Gebühren- sache 649/01) ...... 496 B ordnung für Zahnärzte sowie nach der Hebammenhilfe-Gebührenverordnung Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 in dem in Artikel 3 des Einigungsvertra- Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- ges genannten Gebiet (Sechste Gebüh- senen Änderungen ...... 496 C renanpassungsverordnung – 6. GebAV) (Drucksache 530/01) ...... 496 A 99. Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Anwendung des Einkommensteuer- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 rechts (Einkommensteuer-Richtlinien Abs. 2 GG ...... 496 B 2001 – EStR 2001) (Drucksache 650/01) . 461 D

93. Erste Verordnung zur Änderung der Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 108 Kommunalbesoldungsverordnung des Abs. 7 GG ...... 504*B Bundes (Drucksache 647/01) . . . . . 461 D 100. Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Steuerabzug vom Arbeitslohn 2002 Abs. 2 GG ...... 504*B (Lohnsteuer-Richtlinien 2002 – LStR 2002) (Drucksache 651/01) . . . . . 496 C 94. Verordnung zur Aufhebung der Verord- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 108 nung über die Festsetzung des Lärm- Abs. 7 GG ...... 496 C schutzbereichs für den militärischen Flugplatz Laarbruch (Drucksache 572/ 01) ...... 461 D 101. Neufassung der Allgemeinen Verwal- tungsvorschrift zur Durchführung der Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Zehnten Verordnung zur Durchführung Abs. 2 GG ...... 504*B des Bundes-Immissionsschutzgesetzes X Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(Verordnung über die Beschaffenheit Beschluss zu a): Zustimmung zu den und die Auszeichnung der Qualitäten Empfehlungen des Kulturausschusses von Kraftstoffen – 10. BImSchV) (Druck- in Drucksache 448/1/01 . . . . . 504*D sache 548/01) ...... 461 D Beschluss zu b): Zustimmung zu dem Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Vorschlag in Drucksache 679/01 . . 504*D Abs. 2 GG nach Maßgabe der be- schlossenen Änderungen – Annahme 107. Benennung eines Mitglieds des Kurato- einer Entschließung ...... 503*C riums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ – ge- 102. Benennung von Vertretern in Bera- mäß § 7 Abs. 3 Gesetz zur Errichtung tungsgremien der Europäischen Union einer Stiftung „Haus der Geschichte der (Kommissionsarbeitsgruppe von Regie- Bundesrepublik Deutschland“ – (Druck- rungssachverständigen für den Bereich sache 573/01) ...... 461 D Verbrauchererziehung) – gemäß § 6 Beschluss: Staatssekretär Roland Här- Abs. 1 EUZBLG i.V.m. Abschnitt IV der tel (Rheinland-Pfalz) wird benannt 504*D Bund-Länder-Vereinbarung – (Drucksa- che 263/01)...... 461 D 108. Vorschlag der Bundesministerin der Jus- Beschluss: Zustimmung zu der Empfeh- tiz für die Ernennung eines Bundesan- lung in Drucksache 263/1/01 . . . . 504*D walts beim Bundesgerichtshof – gemäß § 149 GVG – (Drucksache 654/01) . . 461 D

103. Benennung von Vertretern in Bera- Beschluss: Zustimmung zu dem Vor- tungsgremien der Europäischen Union schlag in Drucksache 654/01 . . . . 504*D (Ständiger Agrarstatistischer Ausschuss) – gemäß § 6 Abs. 1 EUZBLG i.V.m. Ab- 109. Verfahren vor dem Bundesverfassungs- schnitt IV der Bund-Länder-Vereinba- gericht (Drucksache 710/01) . . . . 496 C rung – (Drucksache 550/01) . . . . . 461 D Beschluss: Von einer Äußerung und Beschluss: Zustimmung zu der Empfeh- einem Beitritt wird abgesehen . . . 496 C lung in Drucksache 550/1/01 . . . 504*D

110. Personalien im Sekretariat des Bundes- 104. Benennung von Vertretern in Bera- rates – Antrag des Präsidenten gemäß tungsgremien der Europäischen Union § 6 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 731/01) (Verwaltungsausschuss „Rindfleisch“ und Verwaltungsausschuss „Schafe und Mitteilung: Absetzung von der Tages- Ziegen“) – gemäß § 6 Abs. 1 EUZBLG ordnung ...... 449 D i.V.m. Abschnitt IV der Bund-Länder- Vereinbarung – (Drucksache 551/01) . 461 D 111. Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung Beschluss: Zustimmung zu der Empfeh- des Asylverfahrensgesetzes – Antrag lung in Drucksache 551/1/01 . . . 504*D der Länder Sachsen-Anhalt, Mecklen- burg-Vorpommern – Geschäftsordnungs- 105. Bestellung eines Mitglieds des Verwal- antrag des Landes Sachsen-Anhalt – tungsrates der Kreditanstalt für Wie- (Drucksache 359/01) ...... 496 D deraufbau – gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 3 KfW-Gesetz – (Drucksache 553/ Beschluss: Einbringung des Gesetzent- 01) ...... 461 D wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim Deutschen Bundestag in der festgeleg- Beschluss: Senatorin Christiane Kra- ten Fassung – Bestellung von Minister jewski (Berlin) wird bestellt . . . 504*D Dr. Manfred Püchel (Sachsen-Anhalt) zum Beauftragten des Bundesrates ge- 106. a) Personelle Veränderungen im Beirat mäß § 33 GOBR ...... 497 A für Ausbildungsförderung beim Bun- desministerium für Bildung und For- 112. Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Än- schung – gemäß § 44 Abs. 1 BAföG derung des Vereinsgesetzes – gemäß i.V.m. § 3 Abs. 1 BeiratsV – (Drucksa- Artikel 76 Abs. 2 Satz 4 GG – (Druck- che 448/01) sache 724/01)

b) Personelle Veränderung im Beirat in Verbindung mit für Ausbildungsförderung beim Bun- desministerium für Bildung und For- 113. Entwurf eines ... Strafrechtsänderungs- schung – gemäß § 44 Abs. 1 BAföG gesetzes – § 129 b StGB (...StrÄndG) i.V.m. § 3 Abs. 1 BeiratsV – (Drucksa- – gemäß Artikel 76 Abs. 2 Satz 4 GG – che 679/01) ...... 461 D (Drucksache 725/01) Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 XI und Beschluss zu 113: Stellungnahme ge- mäß Art. 76 Abs. 2 GG ...... 459 D 114. Verordnung zur Regelung des Verfah- Beschluss zu 114: Zustimmung gemäß rens der Zuverlässigkeitsüberprüfung Art. 80 Abs. 2 GG in der festgelegten auf dem Gebiet des Luftverkehrs (Luft- Fassung ...... 460 A verkehr-Zuverlässigkeitsüberprüfungs- verordnung) (Drucksache 726/01, zu 115. a) Gesetz zur Änderung des Grundge- Drucksache 726/01) ...... 453 B setzes (Artikel 108) (Drucksache 746/ Erwin Teufel (Baden-Württemberg) . 453 B 01) Jochen Dieckmann (Nordrhein-West- falen) ...... 455 A b) Gesetz zur Änderung des Finanzver- waltungsgesetzes und anderer Geset- Herbert Mertin (Rheinland-Pfalz) . . 456 C ze (Drucksache 747/01) . . . . . 452 B Reinhold Bocklet (Bayern) . . . . 457 A Erik Bettermann (Bremen), Bericht- Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatsse- erstatter ...... 452 B kretär beim Bundesminister des Beschluss zu a): Zustimmung gemäß Innern ...... 458 B Art. 79 Abs. 2 GG ...... 453 A Claus Möller (Schleswig-Holstein) . 499*A Beschluss zu b): Zustimmung gemäß Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatsse- Art. 108 Abs. 2 GG ...... 453 A kretär bei der Bundesministerin der Justiz ...... 499*A Nächste Sitzung ...... 497 C Stephan Hilsberg, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Beschlüsse im vereinfachten Verfahren ge- Bau- und Wohnungswesen . . . 499*D mäß § 35 GOBR ...... 497, 498 Beschluss zu 112: Keine Einwendungen gemäß Art. 76 Abs. 2 GG . . . . . 459 D Feststellung gemäß § 34 GO BR . . . . 498 B/D XII Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

Verzeichnis der Anwesenden

Vorsitz: Brandenburg:

Präsident K urt Beck, Ministerpräsident des Dr. h.c. , Ministerpräsident Landes Rheinland-Pfalz Prof. Dr. Kurt Schelter, Minister der Justiz und für Amtierender Präsident D r. W illfried Maier, Europaangelegenheiten Senator, Präses der Stadtentwicklungsbehörde und Bevollmächtigter der Freien und Hanse- , Minister für Bildung, Jugend und stadt Hamburg beim Bund – zeitweise – Sport

Schriftführerin: Bremen: Karin Schubert (Sachsen-Anhalt) Dr. Henning Scherf, Präsident des Senats, Bürger- meister, Senator für kirchliche Angelegenheiten Schriftführer: und Senator für Justiz und Verfassung

Dr. Manfred Weiß (Bayern) Hartmut Perschau, Bürgermeister, Senator für Finanzen

Baden-Württemberg: Erik Bettermann, Staatsrat, Bevollmächtigter der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, für Eu- Erwin Teufel, Ministerpräsident ropa und Entwicklungszusammenarbeit Rudolf Köberle, Minister und Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund Reinhard Metz, Staatsrat beim Senator für Finanzen Dr. Christoph Palmer, Minister des Staatsminis- teriums und für europäische Angelegenheiten

Gerhard Stratthaus, Finanzminister Hamburg:

Dr. Friedhelm Repnik, Sozialminister Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Senatorin, Präses der Justizbehörde

Bayern: Dr. Willfried Maier, Senator, Präses der Stadtent- wicklungsbehörde und Bevollmächtigter der Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund

Christa Stewens, Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Hessen: Reinhold Bocklet, Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Staatskanzlei, Roland Koch, Ministerpräsident Bevollmächtigter des Freistaates Bayern beim Bund Jochen Riebel, Minister für Bundes- und Euro- paangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei Dr. Manfred Weiß, Staatsminister der Justiz

Dieter Posch, Minister für Wirtschaft, Verkehr und Berlin: Landesentwicklung

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister Mecklenburg-Vorpommern: Wolfgang Wieland, Bürgermeister und Senator für Justiz Dr. Harald Ringstorff, Ministerpräsident Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 XIII

Niedersachsen: Schleswig-Holstein:

Wolfgang Senff, Minister für Bundes- und Euro- Claus Möller, Minister für Finanzen und Energie paangelegenheiten in der Staatskanzlei

Uwe Bartels, Minister für Ernährung, Landwirt- Thüringen: schaft und Forsten Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident

Nordrhein-Westfalen: Jürgen Gnauck, Minister für Bundes- und Euro- paangelegenheiten in der Staatskanzlei Hannelore Kraft, Ministerin für Bundes- und Eu- ropaangelegenheiten im Geschäftsbereich des Dr. Volker Sklenar, Minister für Landwirtschaft, Ministerpräsidenten und Bevollmächtigte des Naturschutz und Umwelt Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund

Jochen Dieckmann, Justizminister Von der Bundesregierung:

Rheinland-Pfalz: Hans Martin Bury, Staatsminister beim Bundes- kanzler Gernot Mittler, Minister der Finanzen

Walter Zuber, Minister des Innern und für Sport Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister des Innern Herbert Mertin, Minister der Justiz Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin der Justiz Saarland: Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin Peter Jacoby, Minister für Finanzen und Bundes- beim Bundesminister der Finanzen angelegenheiten Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär beim Bun- Dr. Hanspeter Georgi, Minister für Wirtschaft desminister für Wirtschaft und Technologie

Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär bei der Sachsen: Bundesministerin für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft Stanislaw Tillich, Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Sächsischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Frei- Gudrun Schaich-Walch, Parl. Staatssekretärin bei staates Sachsen beim Bund der Bundesministerin für Gesundheit

Stephan Hilsberg, Parl. Staatssekretär beim Bun- Sachsen-Anhalt: desminister für Verkehr, Bau- und Wohnungs- wesen Dr. Reinhard Höppner, Ministerpräsident Klaus-Günther Biederbick, Staatssekretär im Bun- Karin Schubert, Ministerin der Justiz desministerium der Verteidigung

Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 449

(A) (C)

767. Sitzung

Berlin, den 27. September 2001

Beginn: 9.32 Uhr Aus der Regierung des Landes Hessen und damit aus dem Bundesrat ist am 20. August 2001 Frau Staatsmi- nisterin Marlies Mosiek-Urbahn ausgeschieden. Präsident Kurt Beck: Meine sehr geehrten Damen Die Hessische Landesregierung hat am 28. August und Herren, ich eröffne die 767. Sitzung des Bundes- 2001 Frau Staatsministerin Silke Lautenschläger rates. zum stellvertretenden Mitglied des Bundesrates be- (Die Anwesenden erheben sich) stellt. Wir gedenken der Opfer der Terroranschläge in Aus der Regierung des Landes Rheinland-Pfalz und den Vereinigten Staaten von Amerika. Wir trauern damit aus dem Bundesrat ist am 19. September 2001 mit den vielen Hinterbliebenen. Unser Mitgefühl gilt Frau Staatsministerin Klaudia M a r tini ausgeschie- dem amerikanischen Volk. den. Die Landesregierung hat am 20. September 2001 Frau Staatsministerin Margit Conrad zum stellver- Am 11. September ist eine neue, schreckliche Di- tretenden Mitglied des Bundesrates bestellt. (B) mension des Verbrechens über die Menschheit ge- (D) bracht worden. Dieser Tag bedeutet einen tief grei- Den ausgeschiedenen Mitgliedern danke ich für fenden Einschnitt in der Geschichte der Zivilisation. ihre Mitarbeit in den Ausschüssen des Bundesrates und hier im Plenum. Frau Staatsministerin Mosiek- Die Urheber dieses beispiellosen Anschlags auf die Urbahn danke ich für ihre Tätigkeit als Vorsitzende Vereinigten Staaten, ja auf die freie Welt insgesamt des Ausschusses für Arbeit und Sozialpolitik. Frau werden zur Rechenschaft gezogen werden. Die zivili- Kollegin Martini gebührt Dank für ihr besonderes sierte Völkergemeinschaft steht nun vor großen He- Engagement als dienstälteste Umweltministerin in rausforderungen im Kampf gegen die terroristische diesem Hause. Den neuen Mitgliedern wünsche ich Bedrohung. Es geht um die Verteidigung der elemen- mit uns allen eine gute Zusammenarbeit. taren Werte, denen alle Kulturen der Welt verpflichtet sind. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wende mich nun der Tagesordnung zu. Sie liegt Ihnen in vor- Wir sind in diesen schweren Zeiten mit unseren läufiger Form mit 115 Punkten vor. Die Tagesord- amerikanischen Freunden solidarisch, ohne die wir nungspunkte 27 und 110 werden abgesetzt. Die hier und heute nicht versammelt wären. Punkte 112 bis 114 werden verbunden. Nach Tages- Meine Damen und Herren, der Herausforderung ordnungspunkt 1 werden Punkt 115 und im Anschluss muss ebenso entschieden wie besonnen begegnet daran die verbundenen Punkte 112 bis 114 behandelt. werden. Seien wir uns in der Gemeinsamkeit der De- Im Übrigen bleibt es bei der ausgedruckten Reihen- mokraten der besonderen Verantwortung bewusst, folge der Tagesordnung. die wir alle für unser Land tragen! Gibt es Wortmeldungen zur Tagesordnung? – Das Ich danke Ihnen, dass Sie sich von Ihren Plätzen er- ist nicht der Fall. Dann ist sie so festgestellt. hoben haben. Wir kommen nun zu Tagesordnungspunkt 1: Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich Ansprache des Präsidenten des Ausschusses gemäß § 23 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung Verän- der Regionen derungen in der Mitgliedschaft bekannt zu geben: Es ist mir eine große Freude, Sie, Exzellenz, sehr Aus dem Senat der Freien Hansestadt Bremen und verehrter Herr Präsident Chabert, herzlich will- damit aus dem Bundesrat ist am 13. Juli 2001 Herr kommen heißen zu dürfen. Senator Dr. Bernt Schulte ausgeschieden. Der (Beifall) Senat hat am 29. August 2001 Herrn Senator Dr. Kuno Böse zum stellvertretenden Mitglied des Bundes- Nachdem einige von uns bereits Gelegenheit zu rates bestellt. einem Meinungsaustausch mit Ihnen gehabt haben, 450 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Kurt Beck (A) freue ich mich sehr darüber, Sie hier im Plenarsaal des men. Als Präsident des Ausschusses der Regionen ist (C) Bundesrates begrüßen zu können. Ich heiße Sie und es mir wichtig, klar zu sagen, dass jede Form des Ihre Begleitung im Namen des gesamten Hauses noch extremen Nationalismus, des Separatismus und des einmal herzlich willkommen. Terrorismus kategorisch verurteilt werden muss. Mit Ihnen besucht ein weiteres Mal seit Bestehen War es nicht Präsident François Mitterrand selbst, des Ausschusses der Regionen der Europäischen der in einer Rede in Berlin sagte: „Le nationalisme, Union ein Präsident jenes Hauses das föderative c’est la guerre“ – Nationalismus bedeutet Krieg. Erin- Organ der Bundesrepublik: Im Jahre 1996 hatte der nern wir uns daran, und unternehmen wir alles, damit Bundesrat die Ehre, Herrn Präsident Jacques Blanc sich Europa noch enger zusammenschließt und bei willkommen heißen zu dürfen. Sein Amtsnachfolger den schwierigen Problemen unserer Welt seine Stim- und Ihr Amtsvorgänger, Professor Dr. D a m meyer, me zu Gehör bringt! war zugleich Mitglied des Bundesrates. Meine Damen und Herren, es ist mir eine große Der Ausschuss der Regionen spielt neben dem Eu- Ehre, auf Einladung Ihres Präsidenten, Kurt Beck, ropäischen Parlament, dem Rat und der Europäischen heute als Präsident des Ausschusses der Regionen der Kommission eine wichtige Rolle im europäischen In- Europäischen Union zu Ihnen sprechen zu können. tegrationsprozess. Er gewährleistet dabei die Vertre- Ich danke Ihnen für diese Gelegenheit. tung der Belange der regionalen und lokalen Gebiets- Bevor ich jedoch auf die Problematik des aktuellen körperschaften. Ihm wird damit insbesondere bei der Themas der institutionellen Reform der Europäischen anstehenden Erweiterung der Europäischen Union Union und die Rolle eingehe, die der Ausschuss der Bedeutung zukommen. Regionen dabei spielen muss, möchte ich Ihnen in meiner Eigenschaft als belgischer Minister sagen, Der Bundesrat hat sich für eine Stärkung des Aus- dass die deutsche föderative Ordnung ein wichtiges schusses der Regionen stets eingesetzt und wird dies Leitbild für Belgien war, das sich in den vergangenen auch künftig tun. Die praktische Umsetzung des Sub- 30 Jahren von einem Einheitsstaat zu einem wirklich sidiaritätsprinzips ist unser gemeinsames Anliegen: föderalen Staat gewandelt hat. In den langen parla- Wir wollen ein bürgernahes Europa. mentarischen Beratungen ist das deutsche Modell, Vor wenigen Wochen haben wir in diesem Hause gegründet auf Bundestreue, immer wieder zur Spra- einen intensiven Meinungsaustausch im Vorfeld von che gekommen. Entscheidungen im Nach-Nizza-Prozess miteinander Herr Präsident, ich möchte nun zum Thema der in- geführt und uns aktiv in diese Diskussion einge- stitutionellen Reform der Europäischen Union spre- bracht. Wir – das gesamte Haus – wünschen uns, chen. (D) (B) diese Debatte mit Ihnen, dem Ausschuss der Regio- nen, aber auch mit allen übrigen Institutionen auf eu- Angesichts der notwendigen Erweiterung der ropäischer Ebene fortzuführen. Insoweit betrachte ich Union müssen unbedingt alle Maßnahmen ergriffen Ihren heutigen Besuch bei uns, verehrter Herr Präsi- werden, damit die Union, die noch heterogener wer- dent, nicht nur als große Ehre und erneute Gelegen- den wird, gut – d. h. demokratisch und effizient – re- heit der Begegnung, sondern auch als Teil der Vorbe- giert werden kann. Aus dieser Perspektive trete ich reitung auf die wichtigen Entscheidungen, die das ein für eine Stärkung der Stellung der Europäischen größer werdende Europa zur Sicherstellung seiner Kommission – sie muss langfristig zu einer europäi- Funktionsfähigkeit und zur Gewährleistung des not- schen Regierung werden –, für eine prinzipielle wendigen Maßes an demokratischer Mitwirkung und Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit, kombi- Kontrolle braucht. niert mit dem Mitentscheidungsrecht des Europäi- schen Parlaments, für mehr Transparenz und eine Wir betrachten Sie als unseren Repräsentanten auf stärkere Einbeziehung der Bürger in die Willensbil- der Ebene Europas. Ich freue mich darüber, dass Sie dung der EU. jetzt zu uns sprechen. Sie haben das Wort, verehrter In diesem Zusammenhang und immer in dem Herr Präsident. Bemühen, die Legitimität der Gemeinschaftsinstitu- tionen zu stärken, frage ich mich, ob es im Vorfeld der offiziellen Beschlüsse nicht sinnvoll wäre, wenn die Jos Chabert, Präsident des Ausschusses der Regio- europäischen politischen Parteien für die nächsten nen: Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Her- Europawahlen ein klares, konkretes Programm vor- ren Ministerpräsidenten, sehr geehrte Damen und legten mit einem Kandidaten, den sie als Präsident Herren Minister und Staatssekretäre, verehrte Kolle- der Europäischen Kommission für die nächste fünf- ginnen und Kollegen, meine Damen und Herren! Mit jährige Mandatsperiode unterstützen wollen. Europa großem Interesse habe ich, Herr Bundesratspräsident, braucht ein Gesicht. die Rede, die Sie soeben gehalten haben, verfolgt. Er- lauben Sie mir, mich sofort uneingeschränkt dem, was Ich frage mich, ob es nicht angebracht wäre, für ein Sie in Bezug auf die tragischen Ereignisse vorgetra- engeres Verhältnis zu den einzelstaatlichen Parla- gen haben, anzuschließen. Sie können in der Tat nie- menten zu sorgen. Zu überlegen wäre auch wirklich, manden gleichgültig lassen – ob Ihr Hohes Haus oder europäische Informationskampagnen zu starten, den Ausschuss der Regionen. Die Ereignisse haben wenn große Debatten auf der Tagesordnung stehen, uns im ersten Augenblick natürlich schockiert. Aber z. B. über die Einführung des Euro. So ließe es sich sie haben uns auch verpflichtet, klar Stellung zu neh- vermeiden, dass die Bürger über Fragen entscheiden Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 451 Präsident Jos Chabert (A) müssen, zu denen es fast keine gezielten Informatio- es sich von selbst, dass die betroffenen Regionen (C) nen gibt. Ereignisse wie das irische Referendum dür- gehört und nicht nur in die Willensbildung, sondern fen nicht wieder vorkommen. Wir müssen den Ab- auch und vor allem in die Umsetzung dieser Politiken stand zwischen Spitze und Basis verkürzen und den eingebunden werden müssen. Graben zwischen den Bürgern und den Institutionen Was das Verfahren zur Vorbereitung der nächsten der Union zuschütten. Regierungskonferenz betrifft, sollte die Einrichtung Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, eines Konvents angestrebt werden, in dem nicht nur lassen Sie mich jetzt etwas zu der Erklärung von Lae- die Mitgliedstaaten und die nationalen Parlamente ken und zur Vorbereitung der Regierungskonferenz vertreten sind, sondern auch die Kommission, das Eu- sagen. ropäische Parlament und der Ausschuss der Regionen Eine für uns alle wichtige Frage ist natürlich die der als solcher. Der Ausschuss der Regionen wäre die Ver- Kompetenzen. Diskutiert wurde über einen positiven tretung der Regionen und Kommunen. Er besitzt die und einen negativen Kompetenzkatalog, eine „Kom- dafür nötige Legitimation; denn seine Mitglieder sind petenzabgrenzung“, eine „Kompetenzordnung“ usw. gewählte kommunale und regionale und somit bür- Eigentlich geht es in dieser Diskussion um eine gute gernahe Mandatsträger. Unser Ausschuss steht für öffentliche Verwaltung Europas und darum, dass die das, was ich immer „L’Europe profonde“, das in die Bürgerinnen und Bürger wissen müssen, wer in Euro- Tiefe gehende Europa, nenne. pa was macht und wie das geschieht. Der Ausschuss der Regionen als Institution muss Bisher haben wir alle und ganz bestimmt – das sage also im Konvent vertreten sein und über volles Mit- ich hier ganz deutlich – die konstitutionellen Regio- spracherecht verfügen. Das schließt im Übrigen nicht nen den Eindruck gehabt, dass Brüssel zur Über- aus, dass die konstitutionellen Regionen auch ihre reglementierung neigt. Das stimmt. Man muss aber Sitze im Konvent haben. anerkennen, dass es seit der Aufnahme des Subsi- Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und diaritätsprinzips in den Vertrag von Maastricht und Herren, wenn ich für die nächste Regierungskonfe- seiner Definition in das dem Amsterdamer Vertrag renz fordere, die Kompetenzen des Ausschusses der beigefügte Protokoll große Fortschritte in dieser Frage Regionen über die bloße beratende Funktion hinaus gegeben hat. Außerdem achtet die Kommission sehr auszudehnen, meine ich damit nicht, den Ausschuss darauf, keine Vorschläge zu formulieren, die für die in eine dritte Gesetzgebungskammer umzuwandeln. europäische Politik nicht unbedingt notwendig sind. Wir verlangen auch kein Mitentscheidungsrecht. Wir Damit sind natürlich noch nicht alle Probleme vom wünschen uns vielmehr, dass dem Ausschuss der Re- Tisch. Jetzt geht es darum, die Kompetenzen der Eu- gionen die politischen und rechtlichen Mittel an die (B) ropäischen Union klar darzulegen. Hand gegeben werden, mit denen er sicherstellen (D) Bei der nächsten Vertragsrevision und anlässlich kann, dass europäische Beschlüsse mit dem Interesse der Erweiterung müssten einige Gemeinschaftspoliti- der Kommunen und Regionen übereinstimmen und ken, z. B. die Agrarpolitik, die Politik des wirtschaftli- dass das Subsidiaritätsprinzip beachtet wird. chen und sozialen Zusammenhalts sowie vielleicht Dazu müsste der Ausschuss beispielsweise das die Kultur-, Bildungs- und Berufsbildungspolitik und Recht erhalten, an den im Mitentscheidungsverfahren die Sozialpolitik, soweit die EU über Zuständigkeiten vorgesehenen Dialogen zwischen dem Europäischen in diesen Bereichen verfügt, ja vielleicht auch die Parlament und dem Rat teilzunehmen und eventuell Wissenschafts- und die Umweltpolitik, angepasst und Beschlüsse, die den legitimen Interessen der Kommu- aktualisiert werden, ohne jedoch die Grundpfeiler des nen und Regionen nicht entsprechen, zeitweilig außer gemeinsamen Besitzstandes in Frage zu stellen. Kraft zu setzen. Neben diesem politischen Hebel Dass einige Kompetenzzuweisungen neu geordnet müsste der Ausschuss ein Klagerecht vor dem Euro- werden sollen, ist richtig und notwendig. Aber man päischen Gerichtshof erhalten, damit solche Beschlüs- muss sich davor hüten, den Vertrag von Rom seiner se für unwirksam erklärt werden können. Substanz zu berauben und eine Politik der Flucht Auf diese Weise könnten europäische Beschlüsse, nach vorn zu betreiben. Nach meiner Auffassung insbesondere wenn sie die Bürger unmittelbar betref- reicht es, den Texten mehr Klarheit zu geben, sie da fen, viel bürgernäher gefasst werden. So ließe sich und dort, wo es nötig ist, zu ändern und vor allem eine Kluft oder gar ein Bruch zwischen der Spitze und einen allgemeinen Grundsatz der Dezentralisierung der Basis vermeiden. bei der Ausführung der Gemeinschaftspolitiken ein- zuführen, in etwa nach dem Vorbild Deutschlands, wo Viele von Ihnen sind selbst Mitglied des Ausschus- die Länder auch Bundesgesetze ausführen. Das Weiß- ses der Regionen. Sie sind sehr engagiert und leisten buch der Kommission zur „Governance“ zeichnet hier äußerst wertvolle Arbeit in unserem Ausschuss. Ohne den Weg vor. das große Engagement und die hoch qualifizierte Be- teiligung der deutschen Länder könnte der Ausschuss In diesem Kontext möchte ich die besondere Rolle seine Aufgaben nicht so erfüllen, wie er dies tut und der konstitutionellen Regionen hervorheben, die über weiterhin tun soll. verschiedene bürgernahe Kompetenzen verfügen, z. B. in den Bereichen Kultur, Bildung, Gesundheit, Ich darf Ihnen dafür herzlich danken, aber Sie auch Beschäftigung, Raumordnung, Regionalentwicklung. bitten, sich für den AdR weiterhin einzusetzen und Wenn sich Europa dieser Bereiche annimmt – sei es seine institutionelle Weiterentwicklung zu fördern. auf komplementäre oder subsidiäre Weise –, versteht Der Ausschuss der Regionen braucht Ihre Unterstüt- 452 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Jos Chabert (A) zung. Der Bundesrat, die belgischen Regionen und lungsausschuss allerdings beschlossen, den Beschluss (C) die Bundesländer in Österreich spielen bei der Ratifi- des Bundestages insoweit zu bestätigen. Für die Fol- kation der Verträge eine bedeutende Rolle. geänderungen im Finanzverwaltungsgesetz gilt dies gleichermaßen. Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein auf 27 Mitgliedstaaten mit einer Bevölkerung von Dagegen hat der Vermittlungsausschuss dem weite- annähernd 500 Millionen Menschen erweitertes Euro- ren Anrufungsbegehren des Bundesrates insofern pa, das eine große kulturelle, wirtschaftliche, soziale Rechnung getragen, als Rechenzentren der Landes- und auch politische Vielfalt aufweist, kann nur richtig finanzverwaltung künftig auch solche Aufgaben funktionieren, wenn es von den Bürgern mitgetragen übernehmen können, die zum Geschäftsbereich wird. Wir sind davon überzeugt, dass der Ausschuss einer anderen obersten Landesbehörde gehören. der Regionen einen entscheidenden Beitrag leisten Demgegenüber sah der ursprüngliche Gesetzesbe- kann. Das Europa des neuen Jahrhunderts kann nur schluss des Deutschen Bundestages vor, dass ein den Weg der Demokratie gehen: Es wendet sich den Rechenzentrum der Finanzverwaltung nur als eigen- Bürgern zu, oder die Bürger wenden sich von ihm ab. – ständige Finanzbehörde oder als Teil einer Finanz- Ich danke sehr. behörde errichtet werden kann bzw. Zuständigkeiten (Lebhafter Beifall) zwischen mehreren Ländern nur auf Grund eines Staatsvertrages, nicht aber landesintern übertragen werden können. Diesen ursprünglichen Beschluss hat Präsident Kurt Beck: Verehrter Herr Kollege Cha- der Vermittlungsausschuss, wie Sie aus Drucksache bert, ich bedanke mich sehr herzlich, dass Sie zu uns 747/01 ersehen können, im Sinne des Anrufungsbe- gesprochen haben. Ich bin mir sicher, dass wir vieles gehrens des Bundesrates verändert. von dem, was Sie angesprochen haben, im Rahmen des Meinungsaustausches in den kommenden Wo- Der Deutsche Bundestag hat die Empfehlungen des chen und Monaten vertiefen können. Vermittlungsausschusses, die dort einstimmig zu Stan- de gekommen waren, in seiner gestrigen Sitzung be- Ich möchte Ihnen noch einmal danken, dass Sie stätigt. Ich empfehle Ihnen, diese Beschlüsse ebenfalls unser Gast waren, wünsche Ihnen weiterhin einen an- zu bestätigen. genehmen Aufenthalt in Berlin und danach eine gute Rückkehr nach Brüssel. Herzlichen Dank für Ihren Besuch und alles Gute für Ihre Arbeit in unser aller In- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege teresse! Bettermann! Nachdem Sie voraussichtlich die letzte Rede in diesem Hause – zumindest in dieser (Beifall) Funktion – gehalten haben, möchte ich die Gelegen- (B) Wir kommen nun, wie vereinbart, zu den Tagesord- heit nutzen, Ihnen sehr herzlich zu danken. Sie haben (D) nungspunkten 115 a) und b), die ich zur gemeinsa- sich durch Ihre langjährige Arbeit im Ständigen Bei- men Beratung aufrufe: rat das Vertrauen des gesamten Hauses erworben und vieles dazu beigetragen, dass der Bundesrat a) Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Arti- seine politische Arbeit erfolgreich bewältigen konnte. kel 108) (Drucksache 746/01) Herzlichen Dank und alles Gute auch für Ihre neue b) Gesetz zur Änderung des Finanzverwaltungs- Aufgabe! gesetzes und anderer Gesetze (Drucksache (Beifall) 747/01) Meine Damen und Herren, wir kommen zur Ab- Beide Gesetze kommen aus dem Vermittlungsaus- stimmung und beginnen mit Punkt 115 a), der Grund- schuss zurück. Zur Berichterstattung erteile ich Herrn gesetzänderung. Staatsrat Bettermann (Bremen) das Wort. Da der Vermittlungsausschuss das Gesetz bestätigt hat, haben wir über die unveränderte Vorlage abzu- Erik Bettermann (Bremen), Berichterstatter: Herr stimmen. Für die Zustimmung zu dem Gesetz ist nach Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Artikel 79 Abs. 2 des Grundgesetzes eine Mehrheit Zu beiden Gesetzen hatte der Bundesrat in seiner letz- von zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates erfor- ten Sitzung vor der Sommerpause am 13. Juli die Ein- derlich; das sind 46 Stimmen. berufung des Vermittlungsausschusses beschlossen. Über Grundgesetzänderungen pflegen wir durch Nach der vom Bundestag beschlossenen Grundge- Aufruf der einzelnen Länder abzustimmen. Ich bitte, setzänderung wird Bund und Ländern die Möglich- die Länder aufzurufen. keit eröffnet, Finanzbehörden nur noch zweistufig statt wie bisher dreistufig aufzubauen. Die Leiter der Mittelbehörden werden danach im Benehmen mit Karin Schubert (Sachsen-Anhalt), Schriftführerin: den Landesregierungen bestellt, soweit es sich um Baden-Württemberg Ja Bundesbehörden handelt. Bei Landesbehörden ist dagegen das Einvernehmen mit der Bundesregie- Bayern Nein rung herzustellen. Berlin Ja Der Bundesrat hat eine tragfähige Begründung für Brandenburg Ja diese Differenzierung vermisst. Wie Sie aus der Drucksache 746/01 ersehen können, hat der Vermitt- Bremen Ja Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 453 Karin Schubert (Sachsen-Anhalt), Schriftführerin (A) Hamburg Ja Land und seine Bürger vor terroristischen Anschlägen (C) zu schützen. Dabei dürfen wir uns weder durch Hys- Hessen Ja terie noch durch Angst, vielmehr durch Besonnenheit Mecklenburg-Vorpommern Ja und Entschlossenheit leiten lassen. Niedersachsen Ja Der Kampf gegen den Terrorismus wird Zeit benö- tigen. Er wird Geld kosten. Und er muss auf vielen Nordrhein-Westfalen Ja Feldern gleichzeitig geführt werden: politisch, wirt- Rheinland-Pfalz Ja schaftlich, gesellschaftlich, persönlich durch Zivilcou- rage, aber auch polizeilich und militärisch. Saarland Ja An erster Stelle müssen jetzt Maßnahmen stehen, Sachsen Ja mit denen es uns gelingt, weitere Anschläge so weit Sachsen-Anhalt Ja wie möglich zu verhindern, sowie Maßnahmen, mit denen wir das Entdeckungs- und Verfolgungsrisiko Schleswig-Holstein Ja für Terroristen deutlich erhöhen. Denn dort liegt Thüringen Ja unser größtes Problem. Wir wissen zu wenig über die Gruppen islamistischer Gewalttäter, ihre Helfer und die Unterstützer im Hintergrund. Das ist kein Vorwurf Präsident Kurt Beck: Das sind 63 Ja-Stimmen. an die Verfassungsschutzbehörden; sie haben die ex- Damit hat der Bundesrat mit der erforderlichen tremistische und die militante Szene sehr wohl im Mehrheit beschlossen, dem Gesetz zuzustimmen. Auge. Letztendlich können die Sicherheitsbehörden aber nur Informationen liefern, für deren Erlangung Nun zu Punkt 115 b), dem Finanzverwaltungsge- sie auch das rechtliche, das taktische oder das sächli- setz! che Instrumentarium und das notwendige Personal Der Deutsche Bundestag hat den Vorschlag des haben. Vermittlungsausschusses gestern angenommen. Wer Was wir tun müssen, ist, die neue Bedrohungslage dem Gesetz in der geänderten Fassung zustimmen zu analysieren, zu bewerten und daraus die notwen- möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist digen Maßnahmen und Instrumentarien abzuleiten, die Mehrheit. und zwar entschlossen, konsequent und möglichst Damit hat der Bundesrat dem Gesetz zugestimmt. schnell. Zur gemeinsamen Beratung rufe ich die Tagesord- Wir sind gegenüber dem Terrorismus nicht hilflos nungspunkte 112 bis 114 auf: und nicht machtlos, sondern wir sind sehr wohl in der (B) Lage, die Zahl der Tatgelegenheiten für Terroristen zu (D) 112. Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung reduzieren, die Begehung von Taten immer weiter zu des Vereinsgesetzes (Drucksache 724/01) erschweren und ihnen nach und nach die Ressourcen in Verbindung mit zu entziehen. Wir sind in der Lage, Terroristen Rück- zugs- und Ruheräume zu verbauen, sie zu identifizie- 113. Entwurf eines ... Strafrechtsänderungsgeset- ren, weltweit zu verfolgen und gesellschaftlich zu zes – § 129 b StGB (...StrÄndG) (Drucksache ächten – wenn wir die richtigen Maßnahmen ergrei- 725/01) fen. Das bedeutet aber, dass wir uns auf Felder weit und im Vorfeld von begangenen Straftaten oder Anschlä- gen begeben müssen. Das rechtliche Instrumentarium 114. Verordnung zur Regelung des Verfahrens der hierzu müssen wir vielfach erst noch schaffen. Zuverlässigkeitsüberprüfung auf dem Gebiet des Luftverkehrs (Luftverkehr-Zuverlässig- Die Bundesregierung hat in den vergangenen keitsüberprüfungsverordnung) (Drucksache Tagen ein Maßnahmenpaket verabschiedet, das drei 726/01, zu Drucksache 726/01) zentrale Ansätze beinhaltet: die Einführung eines § 129 b in das Strafgesetzbuch, der es künftig ermög- Es liegt eine Reihe von Wortmeldungen vor. Ich er- lichen soll, auch Täter oder Mittäter von kriminellen teile Herrn Kollegen Teufel (Baden-Württemberg) das oder terroristischen Vereinigungen im Ausland zu be- Wort. strafen, die Abschaffung des Religionsprivilegs im Vereinsgesetz, das es bislang Vereinigungen, auch Erwin Teufel (Baden-Württemberg): Herr Präsident! wenn sie unsere demokratische Wertordnung offen- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der 11. Sep- sichtlich ablehnen oder sogar bekämpfen, gestattet, tember 2001 war ein Tag, der als einer der schlimms- ihrem Treiben unter dem Deckmantel der Religions- ten Tage in die Geschichte der Menschheit eingehen freiheit nachzugehen, sowie eine Verschärfung der wird. Die Terroranschläge in den Vereinigten Staaten Sicherheitsvorschriften im Flugverkehr. von Amerika mit tausenden unschuldigen Opfern Ich möchte eines deutlich machen: Die auf den Weg waren ein Angriff auf die gesamte freie Welt. Sie gebrachten Maßnahmen sind sinnvoll und werden waren ein Angriff von verblendeten Terroristen, die von uns uneingeschränkt mitgetragen. Gerade im Be- nur das Ziel verfolgen, unsere freie demokratische Ge- reich der Flugsicherheit darf keine Maßnahme unver- sellschaft zu bekämpfen. sucht bleiben, um die Sicherheit zu gewährleisten. Alle politischen Entscheidungsträger haben jetzt Wenn es Terroristen möglich ist, mit Messern und Ra- die Pflicht, das Menschenmögliche zu tun, um unser sierklingen ein Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen, 454 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Erwin Teufel (Baden-Württemberg) (A) muss das Cockpit geschützt werden, und in jedem Meine Damen und Herren, ein zentrales Anliegen: (C) Flugzeug müssen bewaffnete Begleiter mitfliegen. Gegenüber Ausländern, die sich schon bei uns auf- Wir können hier von einigen Fluggesellschaften ler- halten und über die Erkenntnisse vorliegen, dass sie nen; ich denke beispielsweise an die El Al. eine Gefahr für die Bundesrepublik Deutschland sind, müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, In diesen schwierigen Tagen ist es das Gebot der ihren Aufenthalt zu beenden; das ist bislang nicht Stunde, dass die großen demokratischen Parteien im möglich. Ich fordere die Bundesregierung deshalb Interesse der Sache an einem Strang ziehen. Kritisch auf, eine Rechtsgrundlage zu schaffen, um Mitglieder muss es einen allerdings stimmen, dass die personel- und Unterstützer krimineller oder terroristischer len und sächlichen Verbesserungen für die Sicher- Vereinigungen sowie verbotener Vereine schon vor heitsbehörden des Bundes, die Bundeswehr oder den einer rechtskräftigen Verurteilung ausweisen zu Katastrophen- und Zivilschutz mit einer Steuerer- können, und zwar bei entsprechenden Zuwiderhand- höhung finanziert werden und dass die Mittel aus der Steuererhöhung dann aber nur für Maßnahmen auf lungen unter erleichterten Voraussetzungen. Dies der Bundesebene verwandt werden sollen. Beides haben wir bereits in einer Bundesratsinitiative im halte ich nicht für richtig. Frühjahr 2000 gefordert. Es ist kein Geheimnis, dass der Bundesregierung Alle Regelungen im Zuwanderungsgesetz, die un- durch die Steuererhöhung mit hoher Wahrscheinlich- sere Möglichkeiten gegenüber ausreisepflichtigen keit mehr als 3 Milliarden DM an zusätzlichen Ein- Ausländern erschweren und damit die Attraktivität nahmen zur Verfügung stehen werden. Es wäre kein Deutschlands als Ruheland für Terroristen erhöhen, gutes Signal, die Steuererhöhung mit der Terroris- sind abzulehnen. musbekämpfung zu begründen, aber nur einen Teil Die dritte Forderung, die über die vorliegenden Ge- des Geldes dafür einzusetzen. setzentwürfe hinausgeht: Der Datenschutz muss auf Ich möchte vor allen Dingen eines deutlich machen: den Prüfstand. Angesichts der Bedrohungslage müs- Die von der Bundesregierung auf den Weg gebrach- sen wir uns von einer einseitigen Überhöhung des ten Änderungen können nur der Einstieg in die Datenschutzes lösen. Der Schutz der Menschen muss Bekämpfung des Terrorismus sein. Wenn wir es ernst dem Schutz der Daten vorgehen. Deshalb müssen alle damit meinen, dass der Schutz der Menschen in unse- Dateien, die den Sicherheitsbehörden des Bundes rem Land die oberste Priorität hat, müssen weitere und der Länder bei der Erfüllung ihres Auftrags hel- Maßnahmen folgen, und es müssen abgestimmte fen können, abgeglichen werden und allen zur Ver- Maßnahmen in der gesamten Europäischen Union fol- fügung stehen. gen. Dabei besteht auf folgenden Feldern dringender Wenn jetzt offensichtlich Erkenntnisse vorliegen, Handlungsbedarf. (B) dass einer der mutmaßlichen Attentäter unbemerkt (D) Erstens: bundes- und europaweite Ausdehnung der mit drei unterschiedlichen Pässen im Ausländerzen- Rasterfahndung. Das unauffällige, weitestgehend ge- tralregister gespeichert war, dann zeigt dies mehr als setzestreue Verhalten der Terroristen vor den An- deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. schlägen macht es derzeit fast unmöglich, Verdächti- Viertens: Einsatz der Bundeswehr zum Objekt- ge auf Grund klassischer Fahndungsmerkmale in der schutz. Wir alle wissen, wie stark die Polizeien des Menge zu entdecken. Deshalb werden in Baden- Bundes und der Länder in den letzten Tagen und Wo- Württemberg und in einer ganzen Reihe weiterer chen gefordert waren und künftig noch gefordert sein Länder aktuell Raster angewandt, mit denen es ge- werden. Dabei können wir sehr bald, und zwar nicht lingt, den Personenkreis mehr und mehr einzuengen. nur bei einer Lageverschärfung, an die Grenzen des Die Rasterfahndung muss aber in allen Ländern und Machbaren gelangen. Ich fordere die Bundesregie- europaweit durchgeführt werden. Heute rächt es sich, rung deshalb nochmals auf, die Bundeswehr bald- dass einzelne Polizeigesetze unzureichend waren und möglichst zum Schutz von gefährdeten militärischen sind. Dies gilt auch für die Aufgabenschwerpunkte Objekten einzusetzen und den Polizeien dadurch der Verfassungsschutzbehörden, wo teilweise erst wieder Handlungsspielraum für andere Maßnahmen jetzt erkannt wird, welche Bedeutung dem Thema der Terrorismusbekämpfung zu eröffnen. Sie alle wis- „Islamismus“ zukommt. sen, dass das auf der Basis unseres Grundgesetzes ohne Verfassungsänderung heute schon möglich ist. Zweitens: Maßnahmen auf dem Gebiet des Auslän- der- und Asylrechts. Deutschland darf kein Vorberei- Fünftens: Maßnahmen auf der Ebene der Europäi- tungs- oder Rückzugsraum für Terroristen sein. Dies schen Union. Es ist von fundamentaler Bedeutung, sage ich mit allem Nachdruck. Deshalb müssen wir es dass auch auf der Ebene der Europäischen Union ent- den potenziellen Tätern so schwer wie möglich ma- sprechende Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei chen, in unser Land einzureisen. können die Vorschläge der letzten Tage, z. B. die ge- meinsame Definition terroristischer Akte oder die Hierzu muss vor allen Dingen die Visaerteilung Einführung eines europäischen Haftbefehls, besten- deutlich restriktiver als bisher gehandhabt werden falls ein erster, allerdings ein richtiger Schritt sein. einschließlich der Möglichkeit, die Daten der Visa- erteilung an die Sicherheitsbehörden und an die Ver- Ich halte es für dringend erforderlich, auf europäi- fassungsschutzbehörden zu übermitteln. Das sind scher Ebene folgende Punkte einzufordern: Vorberei- Maßnahmen, die aber nur dann zu durchgreifenden tung der Wiederaufnahme und Durchführung von Verbesserungen führen werden, wenn alle Schengen- Grenzkontrollen nach Artikel 2 Abs. 2 SDÜ unter Ein- Staaten entsprechend verfahren. beziehung der europäischen Partner, Einführung Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 455 Erwin Teufel (Baden-Württemberg) (A) einer unionsweiten restriktiven Visaerteilung, Fort- Das sind die Fragen, die den Gesetzgeber leiten müs- (C) entwicklung des Schengener Besitzstandes im Be- sen – nicht Wut, Zorn, Hass und Beschwichtigung! reich der polizeilichen Zusammenarbeit, insbesonde- Diese sind denkbar schlechte Ratgeber in dem not- re was bürokratische Hemmnisse und unzureichende wendigen ökonomischen, politischen, geistigen, aber Möglichkeiten bei Nacheile, Observation und unmit- auch militärischen und polizeilichen Kampf, den wir telbarer Zusammenarbeit anbelangt. Und: Die Rolle gegen den Terrorismus führen müssen. Die Werte, die und die Aufgabe von Europol müssen weiter gestärkt unsere Gemeinschaft bestimmen – Freiheit, Gerech- werden. Hierzu gehört auch die Übertragung von tigkeit, Solidarität und Toleranz –, müssen unsere operativen Kompetenzen. Überlegungen zum Schutz der Gesellschaft mitbe- Meine Damen und Herren, die derzeitige Bedro- stimmen. hungslage ist eine große Herausforderung für uns Vor diesem Hintergrund begrüßt die Landesregie- alle. Wir sind in der Pflicht, diese Herausforderung rung Nordrhein-Westfalen die Initiativen der Bundes- anzunehmen und alles dafür zu tun, den Terrorismus regierung in Form des Entwurfs eines Strafrechts- und seine Wurzeln zu bekämpfen. Unsere Bürger änderungsgesetzes mit Blick auf einen neu zu brauchen hinreichend Sicherheit vor Kriminalität und schaffenden § 129 b StGB, der Änderung des Vereins- Terrorismus. Denn eines ist uns in diesen Tagen wie- gesetzes und der Neuregelung beim Verfahren der der bewusst geworden: Sicherheit ist die Vorausset- Zuverlässigkeitsüberprüfung auf dem Gebiet des zung für Freiheit. Luftverkehrs. Gerade mit Blick auf die Wirksamkeit und die Ver- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege besserungsfähigkeit strafrechtlicher Regelungen bin Teufel! ich der Auffassung, dass es eine Strafvorschrift geben Das Wort hat Herr Minister Dieckmann (Nordrhein- muss, die sich auf ausländische terroristische Vereini- Westfalen). gungen bezieht. Hier besteht derzeit eine Strafbar- keitslücke: Wenn Mitglieder einer ausländischen kri- minellen oder terroristischen Vereinigung im Inland Jochen Dieckmann (Nordrhein-Westfalen): Herr Prä- tätig sind, kommt Strafbarkeit nur in eingeschränk- sident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die tem Umfang in Betracht. Verbrecherische Aktivitäten schrecklichen Ereignisse, deren wir heute zu Beginn einzelner Personen – dazu gehört der Kreis der Selbst- der Sitzung gedacht haben, führen uns noch einmal vor mordattentäter vom 11. September, die sich zeitweilig Augen, zu welch menschenverachtenden Angriffen in der Bundesrepublik aufgehalten haben – unterfal- der internationale Terrorismus derzeit in der Lage und len derzeit nicht der Strafbarkeit gemäß den §§ 129 wohl auch entschlossen ist. Das ist beispiellos. (B) und 129 a des Strafgesetzbuches. (D) Ohne dass man sich einer Dramatisierung hingibt, Wir haben uns natürlich auch gefragt, wie es sich muss man sich bewusst sein, dass ähnliche Angriffe mit dem Tatbestandsmerkmal des Werbens für eine durchaus auch in einem anderen Staat auf der Welt, in terroristische Vereinigung verhält. Ich möchte an unseren europäischen Nachbarstaaten und letztlich dem festhalten, was die Bundesregierung vorgeschla- bei uns in der Bundesrepublik, möglich sind. Deshalb gen hat. Eine Beschränkung des Merkmals „Werben“ ist es die Pflicht der Gemeinschaft aller zivilisierten auf den Tatbestand des Anwerbens von Mitgliedern Nationen, sich der Herausforderung des internationa- für eine Vereinigung würde die weitere Propaganda len Terrorismus mit aller Entschlossenheit, aber auch zur Stärkung dieser Vereinigung, etwa durch Vertei- mit Besonnenheit zu stellen. len von Flugblättern, durch Geldspenden, durch Die Weltgemeinschaft hat reagiert, auch die Bun- Sach- oder Personalhilfe, außen vor lassen. Das wäre desrepublik Deutschland leistet ihren Beitrag. Wir be- kein wirksamer Beitrag auf dem Weg zur Gewährlei- grüßen es, dass die Bundesregierung umgehend tätig stung der inneren Sicherheit. geworden ist: außenpolitisch, sicherheitspolitisch, Wir sollten deshalb das, was die Rechtsprechung aber auch auf dem Gebiet der Innenpolitik. Die Län- aus den bisherigen Straftatbeständen entwickelt hat, der leisten dazu ihren Beitrag. Der Föderalismus, so nicht zur Diskussion stellen. Das sollten wir auch des- hat es der Bundeskanzler gestern Abend zu Recht ge- halb nicht tun, weil die Kommission der Europäischen sagt, hat sich wieder einmal bewährt, auch in schwie- Union in diesem Jahr den Entwurf eines Rahmenbe- riger Zeit und angesichts ungekannter Herausforde- schlusses des Europäischen Rates zur Terrorismus- rungen. bekämpfung vorgelegt hat. Dort heißt es in Artikel 3 Bei dem Beitrag im Rahmen der Gesetzgebung, über Ziffer 1 Buchstabe m ausdrücklich, dass „promoting den wir heute sprechen, müssen wir in Erinnerung be- of the terrorism group“ als terroristischer Angriff be- halten, dass es gilt, alle zur Verfügung stehenden straft werden soll. Durch diese Vorschrift, die ergän- rechtsstaatlichen Maßnahmen zu ergreifen, um größt- zend die Unterstützung – „supporting“ – und die Zu- mögliche Sicherheit vor weiteren terroristischen An- gehörigkeit zu einer bzw. die Beteiligung an einer griffen zu gewährleisten. Diesem Ziel dienen die terroristischen Vereinigung – „participating“ – unter heute vorliegenden drei Beratungsvorlagen. Strafe stellt, wird klargestellt, dass nach Ansicht der Europäischen Kommission auch das Werben für eine Für eine verantwortungsvolle Rechtspolitik stellen solche Vereinigung zu bestrafen ist. sich die klassischen Fragen, die wir in Deutschland auch vor Jahrzehnten gestellt haben: Sind die Maß- Die Neuregelung des § 129 b, die uns im Entwurf nahmen erforderlich, geeignet und verhältnismäßig? vorliegt, muss und wird es ermöglichen, im Ausland 456 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Jochen Dieckmann (Nordrhein-Westfalen) (A) operierende Mitglieder von terroristischen Vereini- meinschaft ein internationales Netzwerk des Terrors (C) gungen künftig genauso zu belangen wie Mitglieder gegenüber, das ohne Achtung vor dem Leben anderer und Unterstützer inländischer Vereinigungen. Der danach trachtet, die geistigen und moralischen Fun- Vorschlag ist also geeignet, und ich halte ihn für damente der zivilisierten Welt zu zerstören. Wir alle maßvoll. sind aufgerufen, dem entgegenzutreten – mit Nach- druck, Entschlossenheit und Stärke. Wir sind aufgeru- Damit ist die Diskussion über die Zukunft des Straf- fen, der Menschenwürde, der Freiheit und der Tole- rechtes naturgemäß nicht abgeschlossen. Wir sollten ranz zum Sieg zu verhelfen. Die vorliegenden allerdings nicht in einen Wettlauf um radikale Vor- Gesetzentwürfe sind ein wirksamer, erforderlicher schläge eintreten, sondern die weitere Debatte mit und geeigneter Beitrag, der die Verhältnismäßigkeit Besonnenheit führen. Dabei geht es etwa um die wahrt. – Vielen Dank. Nichtanzeige geplanter Straftaten, aber auch um die Verbesserung der Möglichkeit der Vermögensab- schöpfung. Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege Zu dem zweiten vorgelegten Gesetzentwurf, der Dieckmann! Änderung des Vereinsgesetzes: Wir haben in den Das Wort hat Herr Staatsminister Mertin (Rhein- letzten Tagen beeindruckende Beispiele dafür erlebt, land-Pfalz). dass sich die Weltreligionen in der Absage an den Terror einigen. Millionen Menschen, Anhänger von Weltreligionen, treten für Verständigung, Frieden und Herbert Mertin Toleranz ein und trachten nicht nach Gewalt und Tod. (Rheinland-Pfalz): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Freiheit, Dennoch dürfen wir die Augen nicht vor der Tatsache Gleichheit und Brüderlichkeit sind keine Selbstver- verschließen, dass einzelne extremistische Gruppen ständlichkeiten, wie uns das tragische Ereignis vom Religionen missbrauchen, um Mord und Terror zu 11. September sehr deutlich und nachhaltig in Erinne- verbreiten und ihre Taten zu rechtfertigen. rung gebracht hat. Wir müssen die Freiheit täglich Der vorgelegte Entwurf wird die Möglichkeit schaf- verteidigen und neu erkämpfen. Deshalb ist gerade fen, extremistische Vereinigungen zu verbieten, die dieses Ereignis eine Verpflichtung für uns, alles auf sich als Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaf- den Prüfstand zu stellen und ohne Tabus darüber ten tarnen. Zurzeit fallen solche Organisationen nicht nachzudenken, wie wir die Terrorismusbekämpfung unter das Vereinsgesetz. Diesen Deckmantel in Form verbessern können. des Religionsprivilegs sollten wir ihnen entziehen. Es wird notwendig sein, Überlegungen anzustellen, Meine Damen und Herren, die Terroristen haben (B) wie wir Geldwäsche unterbinden können. Ich sage (D) sich bei ihren verbrecherischen Anschlägen nicht ausdrücklich: Dabei kann letztlich auch das Bankge- gescheut, zivile Flugzeuge als todbringende Waffen heimnis kein Tabu sein. einzusetzen. Sie haben die moderne Technik, die Men- schen, Staaten und Kontinente unserer Welt verbin- Wir werden uns Gedanken darüber machen müs- det, in barbarischer Weise für ihre Taten instrumenta- sen, ob beim Austausch von Daten Probleme im Rah- lisiert. Eine unserer wesentlichen Aufgaben bei der men des Datenschutzes bestehen und ob insoweit Bekämpfung dieser Art von Terrorismus muss es des- rechtsstaatlich vernünftige Regelungen ergänzt wer- halb sein, die Sicherheit des Flugverkehrs am Boden den müssen, um die Bekämpfung des Terrorismus zu wie in der Luft zu gewährleisten. verbessern.

Bereits jetzt sind die Sicherheitsmaßnahmen in Mit § 129 b, über den wir heute beraten, wird der enger Abstimmung mit dem Bundesgrenzschutz er- Versuch dazu unternommen. Diese Vorschrift soll eine heblich verstärkt worden. Wir sehen ein weiteres Ge- Lücke in der Strafbarkeit schließen. Aus meiner Sicht fahrenpotenzial im Bereich der Zugangsberechti- ist der Vorschlag abzulehnen; denn wenn wir gung – nicht zuletzt wegen der großen Zahl von ihm folgten, würde die Lücke gerade nicht geschlos- Menschen. Wenn wir in den Flughäfen unseres Lan- sen, sondern eher erweitert. Daher sollte es bei dem des gemeinsam Jobmaschinen sehen, wie sie gerne Vorschlag der Bundesregierung bleiben. genannt werden, so müssen wir auch wissen, welche Risiken sich daraus ergeben. Wir müssen einen Bei- Wir dürfen aber nicht die Augen davor verschließen, trag dazu leisten, dass sich hieraus keine zusätzlichen dass § 129 b, der eine minimale Strafbarkeitslücke Gefahren ergeben. schließt, in der praktischen Handhabung, wenn er denn in der vorgeschlagenen Fassung beschlossen Die Bundesregierung hat den Entwurf einer Verord- wird, sicherlich Probleme aufwerfen wird. Der Terro- nung zu einem Verfahren für verschärfte Überprüfun- rist des einen ist der Freiheitskämpfer des anderen. gen beschlossen und eine bundeseinheitliche Rege- Unsere Justiz wird vielleicht in die Situation geraten, lung vorgelegt. Nordrhein-Westfalen unterstützt diese als Schiedsrichter von Freiheitskämpfen anderswo auf Verschärfung ausdrücklich. Wir sind offen für weitere der Welt zu fungieren. Dies wird außenpolitische Verschärfungen. Die entsprechenden Vorschläge des Implikationen mit sich bringen. Ich halte es für gebo- Freistaates Bayern können wir – bis auf wenige Aus- ten, im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens darüber nahmen – unterstützen. nachzudenken, die Zuständigkeit für die Verfolgung Meine Damen und Herren, zu Beginn des neuen einschlägiger Straftaten beim Generalbundesanwalt Jahrhunderts steht unserer Völker- und Staatenge- zu konzentrieren, damit die Vorschriften, die es Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 457 Herbert Mertin (Rheinland-Pfalz) (A) ermöglichen, Verfahren auf Grund von Opportunitäts- Lassen Sie mich die bayerische Position, die im (C) erwägungen einzustellen, auch einheitlich angewandt Innen- und im Verkehrsausschuss des Bundesrates werden. Dadurch könnten außenpolitische Schwierig- dankenswerterweise die breite Zustimmung der Län- keiten in Zukunft vermieden werden. der gefunden hat, im Einzelnen begründen: Wir sollten in diesem Sinne alle Vorschläge, die un- Die Zuverlässigkeitsüberprüfung nach § 29 d Luft- terbreitet werden, um den Terrorismus zu bekämpfen, verkehrsgesetz ist neben den behördlichen Siche- in Ruhe und besonnen, aber mit Entschlossenheit prü- rungs- und Schutzmaßnahmen gemäß § 29 c Luft- fen und bei Anwendbarkeit auch umsetzen, weil verkehrsgesetz sowie den Eigensicherungs- und letztlich nur so das Vertrauen unserer Bevölkerung Mitwirkungspflichten der Flughafen- und Luftfahrt- gewonnen werden kann. Machen wir uns nichts vor: unternehmen gemäß §§ 19 b und 20 a Luftverkehrs- Der Kampf gegen den Terrorismus wird lange dauern. gesetz eine der tragenden Säulen des Schutzes vor Er wird Kraft in finanzieller Hinsicht kosten, uns aber Angriffen auf die Sicherheit des Luftverkehrs. auch sonst Opfer abverlangen. Wir werden das Ver- In Bayern werden solche Zuverlässigkeitsüberprü- trauen unserer Bevölkerung nur gewinnen, wenn wir fungen seit geraumer Zeit bei den Personen durchge- handeln – ruhig, besonnen, aber entschlossen. führt, die nicht allgemein zugängliche und sicherheits- empfindliche Bereiche der Flughäfen München und Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege Nürnberg betreten. Die dabei angewandten Überprü- Mertin! fungs- und Beurteilungsmaßstäbe gehen erheblich über die Regelungen hinaus, die in der von der Bun- Das Wort hat Herr Staatsminister Bocklet (Bayern). desregierung am 19. September dieses Jahres beschlossenen Verordnung enthalten sind. Diese Ver- Reinhold Bocklet (Bayern): Herr Präsident! Verehrte ordnung unterscheidet sich im Übrigen nur unwe- Kolleginnen und Kollegen! Die Kamikazeflüge mit sentlich von vorangegangenen Entwürfen, die von gekaperten Passagierflugzeugen auf das World Trade Bayern wegen des bei weitem nicht ausreichenden Center und das Pentagon haben uns das ganze Gefah- Regelungsinhalts seit 1993 abgelehnt worden sind. renpotenzial des internationalen Terrorismus auf dra- Würde die Verordnung mit dem von der Bundesre- matische Weise vor Augen geführt. Die Bedrohung hat gierung beschlossenen Inhalt in Kraft treten, müsste eine völlig neue Dimension. Wir müssen mit einer die Zuverlässigkeit von Personen, die eine Zugangs- neuen Qualität unserer Anstrengungen für die innere berechtigung zu Sicherheitsbereichen bayerischer und die äußere Sicherheit darauf reagieren. Deshalb Flughäfen erhalten, nach dem in der Verordnung vor- unterstützt Bayern alle Vorhaben, die einen Beitrag zur geschlagenen Maßstab beurteilt werden. Dies wäre (B) effektiven Bekämpfung des internationalen Terroris- ein Rückschritt und ein Weniger an Sicherheit. (D) mus leisten können. Die Defizite des Verordnungsentwurfs ergeben Bayern begrüßt es nachdrücklich, dass mit der ge- sich insbesondere aus folgenden Punkten: planten Aufhebung des so genannten Religionspri- vilegs im Vereinsgesetz Religionsgemeinschaften Von der Unzuverlässigkeit soll nur bei besonders künftig in gleicher Weise wie sonstige Vereine verbo- schweren Straftaten ausgegangen werden können. ten werden können, wenn sie sich gegen die verfas- Der im Verordnungsentwurf vorgesehene Überprü- sungsmäßige Ordnung richten oder ihr Zweck bzw. fungsrhythmus von fünf Jahren ist nicht akzeptabel. ihre Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderläuft. Innerhalb von fünf Jahren können Erkenntnisse an- Auch die vorgeschlagene Regelung des § 129 b StGB, fallen, die sowohl dem Arbeitgeber als auch der Über- mit der terroristische Vereinigungen im Ausland erfasst prüfungsbehörde verborgen geblieben sind. Dies gilt werden sollen, geht in die richtige Richtung. In rechts- für Straftaten und – im Hinblick auf die neue Bedro- technischer Hinsicht sind allerdings zur Klarstellung hungslage noch gewichtiger – für Erkenntnisse, die Folgeänderungen bei anderen gesetzlichen Vorschrif- zwischenzeitlich bei den Verfassungsschutzbehörden ten erforderlich; mein Vorredner hat bereits darauf hin- angefallen sind. Eine Wiederholungsprüfung ist des- gewiesen. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung er- halb bereits nach einem Jahr durchzuführen. scheint insoweit noch nicht ausgereift. So sollte z. B. Eine schnelle Überprüfung mit dem Ziel eines un- klargestellt werden, dass für die Verfolgung einschlä- mittelbaren Zutritts zum Sicherheitsbereich von Flug- giger Straftaten stets der Generalbundesanwalt zustän- häfen muss ausgeschlossen sein. Die schnelle Über- dig ist. prüfung erbringt lediglich einen Überblick über Fahndungsdateien. Verfassungsschutzerkenntnisse Für völlig unzureichend hält Bayern demgegenüber können damit nicht gewonnen werden. Auf solche Er- die vom Bundesverkehrsminister vorgelegten Rege- kenntnisse kommt es aber bei der potenziellen Täter- lungen zur Zuverlässigkeitsüberprüfung bei Flugha- struktur vor allem an. fenpersonal, das Zugang zum Sicherheitsbereich eines Flughafens hat. Der vorliegende Vorschlag wäre Es muss außerdem sichergestellt sein, dass tatsäch- ein Rückschritt im Vergleich zur bisherigen strengen lich alle vorhandenen Erkenntnisse der überprüfen- Überprüfungspraxis in Bayern. Ein Minus bei den den Behörde mitgeteilt werden. Dies ist sowohl zur Sicherheitsmaßnahmen ist angesichts der Terroran- zutreffenden Beurteilung der Zuverlässigkeit bei der schläge in den USA für uns völlig inakzeptabel und zuständigen Luftfahrtbehörde als auch zur Sicherstel- würde bei der Bevölkerung zu Recht auf Unverständ- lung eines bundesweit gleichförmigen Überprüfungs- nis stoßen. standards bei allen Behörden unverzichtbar. 458 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Reinhold Bocklet (Bayern) (A) Sofern die von Bayern im Innen- und im Verkehrs- chung des Luftverkehrs sowie unserer Flughäfen (C) ausschuss eingebrachten und dort beschlossenen Än- angeht. Ich denke, das sind wichtige und richtige derungsanträge nicht berücksichtigt werden, muss Maßnahmen. Ebenso wichtig in dieser Situation ist Bayern den zustimmungspflichtigen Verordnungsvor- die Intensivierung der Zusammenarbeit der Sicher- schlag der Bundesregierung ablehnen. heitsbehörden.

Lassen Sie mich die bayerische Haltung wie folgt Nationale Maßnahmen allein sind vielfach nicht zusammenfassen: Das Anti-Terror-Paket der Bundes- ausreichend. Es ist sehr gut, dass es sowohl auf eu- regierung greift zwar einige Forderungen Bayerns ropäischer als auch auf internationaler Ebene erste auf. Insgesamt greift es aber noch viel zu kurz. Zur Abstimmungsgespräche gegeben hat, die beispiels- Stärkung der Sicherheit und zu einer wirksamen Ter- weise die Internationalisierung und Vereinheit- rorismusbekämpfung sind weitere Maßnahmen unab- lichung der Sicherheitsstandards, den Ausbau von dingbar. Dazu gehören insbesondere die bundesweite Reisegepäckkontrollen oder die Überprüfung des Einführung der in Bayern bereits praktizierten Regel- Flughafenpersonals auf seine Zuverlässigkeit zum In- anfrage beim Verfassungsschutz bei Einbürgerun- halt hatten. gen, der Abgleich sicherheitsrelevanter Daten bei Asylbewerbungen, die Ermöglichung einer unver- Meine Damen und Herren, die Bundesregierung züglichen Aufenthaltsbeendigung von Drittstaatsan- hat über die Sofortmaßnahmen hinaus ein Maßnah- gehörigen bei extremistischer bzw. terroristischer menpaket vorgelegt, in dem es zunächst einmal um Betätigung, eine effektive Steuerung und Begren- die Einführung eines § 129 b Strafgesetzbuch geht. zung der Zuwanderung sowie erweiterte Einsatz- Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich auf das hin- möglichkeiten der Bundeswehr im Innern, etwa beim weisen, was Herr Kollege Pick in seiner Erklärung Objektschutz. zum Ausdruck bringt, die er zu Protokoll geben wird. Das Bundesjustizministerium unterbreitete in der Ka- Nur wenn wir diese weiteren Maßnahmen konse- binettsitzung am 19. September 2001 den vorliegen- quent umsetzen, müssen wir uns im Ernstfall nicht den Gesetzentwurf, der eine Lücke schließt, indem vorwerfen lassen, nicht alles getan zu haben, um Ge- die Strafbarkeit nach den §§ 129 und 129 a auf krimi- fahren von unserer Bevölkerung fern zu halten und nelle und terroristische Vereinigungen im Ausland er- ihr in dieser Zeit größtmöglichen Schutz zu bieten. streckt wird.

Herr Bocklet und Herr Mertin haben unter anderem Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Bocklet! die wichtige Frage angesprochen: Welche Rolle soll der Generalbundesanwalt spielen? Über diese und Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär andere Fragen werden wir noch diskutieren müssen. Körper (Bundesministerium des Innern). (D) (B) Wir sind allerdings der Auffassung, dass diese Lücke geschlossen werden muss.

Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- In dem Gesetzespaket ist auch die Veränderung des desminister des Innern: Herr Präsident, meine Damen Vereinsrechtes vorgesehen. Dabei soll das so genann- und Herren! In der Tat: Der 11. September hat unser te Religionsprivileg aufgehoben werden. Ich erlaube Land verändert. Das hat weit reichende Auswirkun- mir den Hinweis, meine Damen und Herren und ins- gen auf die deutsche Sicherheitspolitik. Allerdings besondere lieber Herr Ministerpräsident Teufel, dass will ich hinzufügen, dass es bislang keine Hinweise die Bundesregierung den Gesetzentwurf bereits auf eine konkrete Planung von Anschlägen in am 5. September dieses Jahres vorgelegt hat. Interes- Deutschland gibt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir santerweise hat kaum jemand Notiz davon genom- hier eine gute und saubere Analyse zur Verfügung men. haben. Wir haben festgestellt, dass sich bestimmte islamis- Wir sollten nun mit Entschlossenheit die Herausfor- tisch-extremistische Gruppierungen hinter das Reli- derungen angehen und mit Besonnenheit überlegen, gionsprivileg des Vereinsgesetzes zurückgezogen welche Reaktion notwendig ist. Es gibt mutmaßlich haben, so dass wir nicht die Möglichkeit haben, sol- einen Bezug zu Tätern dieser schrecklichen terroristi- che Gruppierungen zu verbieten. Deswegen legen schen Straftat, die zumindest teilweise in Deutschland wir Ihnen unseren Vorschlag vor. Wir überlegen, ge- gelebt haben. wisse Verbotsmöglichkeiten in Anlehnung an § 37 Ausländergesetz zu erweitern, mit dem Ziel, bei- Die Bundesregierung hat relativ schnell Sofortmaß- spielsweise Vereine zu verbieten, die Spenden sam- nahmen eingeleitet, und zwar – das sage ich in aller meln, um terroristische Gruppierungen unterstützen. Deutlichkeit – gemeinsam mit den Ländern. Denn der Bund allein kann die anstehenden Aufgaben nicht Das sind vernünftige Maßnahmen. Darüber hinaus bewältigen, beispielsweise was den Objektschutz wird überlegt, die Transparenz von Finanzströmen zu oder die Sicherung des Luftverkehrs angeht. erhöhen, um die Bekämpfung von Geldwäsche zu verbessern. Auch dieser wesentliche Punkt wird uns In den Vereinigten Staaten konnten mindestens in den nächsten Wochen sehr beschäftigen. 19 Terroristen fast gleichzeitig vier Flugzeuge bestei- gen. Auch wir haben uns die Frage gestellt, wie dies Drittens geht es um die Verbesserung der Zuverläs- möglich war. Deswegen haben wir konkrete Maßnah- sigkeitsüberprüfung nach § 29 Luftverkehrsgesetz. men getroffen, was die Kontrolle und die Überwa- Im Bundesrat wurde heftig, aber auch sehr konstruk- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 459 Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper (A) tiv darüber diskutiert. Lieber Herr Kollege Bocklet, Nachrichtendienste, hier vor allem an die Intensivie- (C) nicht alles, was aus dem Freistaat Bayern kommt, ist rung der Zusammenarbeit beim Austausch von ope- ablehnungswürdig. rativen Informationen. Ich denke, dass auch die gemeinsame Entwicklung von geeigneten Detekti- (Reinhold Bocklet [Bayern]: Das ist onsmethoden in Bezug auf Sprengstoffe sowie eine beruhigend!) verstärkte Überwachung der Herstellung, des Ver- Wir wenden uns Ihren Vorschlägen konstruktiv zu. triebes sowie des Transports von Waffen und Spreng- Die Antragssituation stellt sich folgendermaßen dar: stoff angegangen werden müssen. Es gibt Punkte, denen zugestimmt wird; es gibt zwei Das sind Themen, die uns beschäftigen. Wir gehen Punkte, bei denen die Frage nach der Praktikabilität sie an und werden sie auch umsetzen. Ich glaube, es und der Verhältnismäßigkeit gestellt werden muss. wird deutlich, dass wir handlungsfähig und hand- Aber ein Großteil Ihrer Kritik und Ihrer Sorge wird im lungsbereit sind. Es geht um eine wichtige Aufgabe Grunde aufgenommen. Vielleicht hätten Sie Ihre von Bund und Ländern. Rede im Hinblick auf die Antragssituation in diesem Hause ein bisschen aktualisieren sollen. Wir werden darüber hinaus ein Maßnahmenpaket Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Parlamen- vorlegen, das verschiedene Gesetze betrifft. Wirksa- tarischer Staatssekretär! me Bekämpfung des Terrorismus ist nicht einzig und ) allein Sache neuer Gesetze, sondern wesentlich eine Je eine Erklärung zu Protokoll* geben ab: Herr Frage des Vollzuges und der Zusammenarbeit. Es gibt Minister Möller (Schleswig-Holstein), Herr Parla- in der Tat Überlegungen im Bereich des Ausländer- mentarischer Staatssekretär Professor Dr. Pick (Bun- und Asylrechts sowie des Ausländerzentralregisters. desministerium der Justiz) und Herr Parlamentari- Wir haben nämlich festgestellt – immer auch im Hin- scher Staatssekretär Hilsberg (Bundesministerium für blick auf die schrecklichen Ereignisse vom 11. Sep- Verkehr, Bau- und Wohnungswesen). – Weitere Wort- tember –, dass bei der Einreise ein Problem besteht, meldungen liegen mir nicht vor. insbesondere was die Identitätsfeststellung anbe- Wir kommen zur Abstimmung und beginnen mit langt. Ich will das jetzt nicht im Einzelnen darstellen, Tagesordnungspunkt 112. denke aber, dass hier ein gewisser Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise soll das Instrumentarium des Der Ausschuss für Innere Angelegenheiten emp- Ausländerzentralregisters zur Verbesserung der Er- fiehlt in Drucksache 724/1/01, gegen den Gesetzent- kenntnislage genutzt und ausgebaut werden. Dabei wurf keine Einwendungen zu erheben. Wer dem fol- sind die Stichworte „Visaentscheidungen“ und „Visa- gen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das (B) anträge“ zu nennen. ist die Mehrheit. (D) Die Bundesregierung hat schließlich dahin gehend Dann ist so beschlossen. gehandelt, dass die notwendigen Sicherheitsmaßnah- men finanziell unterlegt werden. Von dem 3-Milliar- Nun zu Tagesordnungspunkt 113, Gesetzentwurf den-Paket war in der Debatte schon die Rede. Wir zu § 129 b StGB! werden sehr zielgerichtet mit diesen Mitteln umge- hen. Ich sage sehr deutlich: Es geht nicht um die Ab- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- arbeitung alter Kataloge, sondern darum, zielgerich- fehlungen in Drucksache 725/1/01 und ein Antrag tet den Notwendigkeiten Rechnung zu tragen, die Berlins in Drucksache 725/2/01 vor. sich als Folge des schlimmen Ereignisses ergeben Ich beginne mit dem Landesantrag. Bitte das Hand- haben. zeichen! – Das ist eine Minderheit. Ich möchte auch in diesem Sinne an die Länder ap- Aus den Ausschussempfehlungen rufe ich auf: pellieren. Wir haben festgestellt, dass das Verbands- element im Bundesgrenzschutz gegenwärtig eine Ziffer 1! – Das ist die Mehrheit. wichtige Rolle spielt. Hier ist das Stichwort „Bereit- Ziffer 2! – Das ist die Mehrheit. schaftspolizeien der Länder“ zu nennen. Was die Ausstattung anbelangt, so wollen wir auch hier unse- Damit hat der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf ent- ren wesentlichen Beitrag im Zusammenhang mit den sprechend Stellung genommen. Maßnahmen leisten. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 114, Zuver- Im Übrigen haben die Mitglieder der Bundesregie- lässigkeitsüberprüfungsverordnung. rung ihre Arbeit auf den verschiedensten Ebenen, im Zur Abstimmung liegen Ihnen vor: die Ausschuss- internationalen und im nationalen Bereich – beispiels- empfehlungen in Drucksache 726/1/01 und in Zu- weise der Bundesverkehrsminister, der heute hier von Drucksache 726/1/01 sowie ein Landesantrag von dem Kollegen Hilsberg vertreten wird –, erledigt. Bayern in Drucksache 726/2/01. Auch von der Justizministerin und dem Innenminister sind wesentliche Fragen angegangen worden, bei- Ich rufe auf: spielsweise was die europaweite Verstärkung der Ziffer 1 der Ausschussempfehlungen! Bitte Ihr Aufklärungsarbeit betrifft. Gedacht ist insbesondere Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. an eine verstärkte Einbindung der Taskforce europäi- scher Polizeichefs und von Europol sowie an die In- tensivierung der Zusammenarbeit im Bereich der *) Anlagen 1 bis 3 460 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Kurt Beck (A) Ziffer 2! – Das ist die Mehrheit. Walter Zuber (Rheinland-Pfalz): Sehr geehrter Herr (C) Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ziffer 3! – Das ist die Mehrheit. Bereits zweimal habe ich Sie an dieser Stelle über den Ziffer 4! – Mehrheit. Fortgang der Beratungen zu dem von Rheinland-Pfalz eingebrachten Gesetzentwurf zur Regelung des Ziffer 5 in der Fassung der Zu-Drucksache 726/ Schutzes gefährdeter Zeugen informiert. Heute ist es 1/01! Bitte Ihr Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. mir eine besondere Freude, zu dem überarbeiteten Nun zu dem Landesantrag in Drucksache 726/2/01! Gesetzentwurf sprechen zu dürfen, der nach meiner Bitte Ihr Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. Auffassung hervorragend geeignet ist, Rechtsklarheit und Rechtssicherheit herzustellen sowie den Zeugen- Zurück zu den Ausschussempfehlungen in Druck- schutz auf eine einheitliche rechtliche Grundlage zu sache 726/1/01, dort zu Ziffer 6! Bitte Ihr Handzei- stellen. chen! – Das ist die Mehrheit. Lassen Sie mich zunächst kurz auf die Historie des Ziffer 7! – Das ist eine Minderheit. Entwurfs eingehen: Ziffer 8! – Das ist eine Minderheit. Am 29. Mai 1998 brachte Rheinland-Pfalz den von Wer stimmt der Verordnung in der soeben festge- einer interministeriellen Arbeitsgruppe erarbeiteten legten Fassung zu? – Das ist die Mehrheit. Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Schutzes gefährdeter Zeugen in den Bundesrat ein. Nach aus- Damit hat der Bundesrat der Verordnung zuge- führlichen Beratungen in den Ausschüssen beschloss stimmt. der Bundesrat am 5. Februar 1999 einstimmig, den Ich rufe Tagesordnungspunkt 2 auf: Entwurf in den Bundestag einzubringen. Wahl der Vorsitzenden des Ausschusses für Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundes- Arbeit und Sozialpolitik (Drucksache 695/01) minister des Innern, Herr Körper, hat damals vorge- schlagen, zur Vorbereitung der Stellungnahme der Nach Anhörung des betreffenden Ausschusses Bundesregierung eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe wird vorgeschlagen, Frau Staatsministerin Silke aus Vertretern der Innen- und der Justizressorts ein- Lautenschläger (Hessen) zur Vorsitzenden des zusetzen. Diesen Vorschlag haben wir gerne aufge- Ausschusses für Arbeit und Sozialpolitik für das lau- nommen. fende Geschäftsjahr zu wählen. In ausgesprochen konstruktiven Beratungen hat die Wer stimmt dem Vorschlag zu? – Das ist die Mehr- Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Federführung des heit. BMI den Entwurf überarbeitet. Dabei hatte sie sich (B) Dann ist so beschlossen. zum Ziel gesetzt, den Regelungsgehalt, wie er im (D) Gesetzentwurf des Bundesrates vorgesehen war, Zur gemeinsamen Beratung rufe ich die Tagesord- grundsätzlich beizubehalten, den Anwendungsbe- nungspunkte 3 a) und b) auf: reich des Gesetzes über die Deliktbereiche „Organi- a) Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung sierte Kriminalität“ und „Terrorismus“ hinaus zu des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts- erweitern sowie Einzelfallregelungen zu Guns- jahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksa- ten von Generalklauseln zu streichen, was die Ände- che 450/01) rung anderer Gesetze, beispielsweise des Passgeset- zes und des Melderechtsrahmengesetzes, entbehrlich b) Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Druck- macht. sache 451/01) Das Ergebnis, das der Bundestag mit den Stimmen Wortmeldungen liegen nicht vor. der Koalition und der Fraktion der CDU/CSU am Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegt Ihnen 29. Juni 2001 in zweiter und dritter Lesung gebilligt ein 5-Länder-Antrag in Drucksache 450/1/01 vor. Wer hat, liegt uns heute vor. Ich möchte betonen: Die ist hierfür? – Das ist eine Minderheit. Arbeitsgruppe hat die Ziele, die ich nannte, nach meinem Dafürhalten hervorragend umgesetzt. Dafür Dann frage ich, wer dafür ist, gegen den Haushalts- spreche ich allen Beteiligten meinen besonderen gesetzentwurf keine Einwendungen zu erheben. – Dank aus. Das ist die Mehrheit. Der Entwurf, der den Namen „Gesetz zur Harmoni- Es ist so beschlossen. sierung des Schutzes gefährdeter Zeugen“ erhalten Wir haben noch über den Finanzplan zu befinden. hat, weil der Begriff „Zeugenschutzgesetz“ schon be- Wer ist dafür, von dem Finanzplan Kenntnis zu neh- legt war, beinhaltet in Artikel 1 im Wesentlichen: die men? Bitte Ihr Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. Festlegung der Voraussetzungen für Zeugenschutz- maßnahmen, eine Aufgabenzuweisung an die Zeu- Es ist so beschlossen. genschutzdienststelle, die Verpflichtung von zu schüt- Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 4: zenden Personen nach den Bestimmungen des Verpflichtungsgesetzes, die Einführung einer Befug- Gesetz zur Harmonisierung des Schutzes ge- nisnorm für die Zeugenschutzdienststellen sowie einer fährdeter Zeugen (Drucksache 685/01) Befugnisnorm für andere öffentliche Stellen zur Unter- Hierzu liegen Wortmeldungen vor. Zunächst hat stützung der Zeugenschutzdienststelle im Hinblick auf Herr Staatsminister Zuber (Rheinland-Pfalz) das Wort. Übermittlungs- und Weitergabesperren für gespei- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 461 Walter Zuber (Rheinland-Pfalz) (A) cherte Daten und den vorübergehenden Aufbau einer Wir haben, meine Damen und Herren, nunmehr die (C) Tarnidentität sowie Regelungen zur Erreichbarkeit Chance, mit unserer heutigen Zustimmung zu dem der zu schützenden Person im Rechtsverkehr, zum Gesetz einen weiteren wichtigen – überfälligen – Zeugenschutz im Vollzug freiheitsentziehender Maß- Schritt zur Bekämpfung der Schwer- und Schwerstkri- nahmen und im Gerichtsverfahren. minalität, insbesondere der organisierten Krimina- Artikel 2 enthält die Änderung des BKA-Gesetzes, lität, zu tun, wobei das Gesetz angesichts der Ereig- Artikel 3 die Änderung des Ausländergesetzes. Arti- nisse der letzten Tage noch an Bedeutung gewonnen kel 4 regelt das Inkrafttreten. – Das ist alles. hat. Sie sehen also, meine sehr verehrten Damen und Her- Ich bitte Sie, dem Gesetz Ihre Zustimmung zu ren, der Entwurf wurde deutlich gestrafft, ohne dabei geben. die ursprüngliche Zielsetzung zu vernachlässigen. Auf einige Details möchte ich Sie besonders hinwei- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege sen: Zuber! §1regelt auch, dass die Zeugenschutzmaßnahmen Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär über die Beendigung des Strafverfahrens hinaus auf- Körper (Bundesministerium des Innern). rechterhalten bleiben, wenn die Gefahrenlage fortbe- steht. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- Bezüglich der Zeugenschutzdienststellen regelt §2 desminister des Innern: Herr Präsident! Meine Damen lediglich, dass dies die nach den jeweiligen Bestim- mungen des Bundes oder eines Landes für die Durch- und Herren! Ich möchte Ihnen sehr herzlich danken führung des Zeugenschutzes zuständigen Behörden und sagen: Was lange währt, wird endlich gut. Wir sind. Das ZSHG greift insoweit nicht in die Organisa- haben in Bezug auf den Gesetzentwurf einen etwas tionshoheit der Länder ein und gewährleistet darüber ungewöhnlichen Weg gewählt. Aber ich denke – das hinaus die notwendige Flexibilität. hat Herr Minister Zuber deutlich gemacht –, das Er- gebnis kann sich sehen lassen. Es herrscht nur Zufrie- § 2 stellt ergänzend klar, dass sich die Aufgabenzu- denheit. Vielleicht hat sich an dieser Stelle auch eines weisung und die Befugnis zu anderen als den nach bewährt: dass es allemal besser ist, miteinander als diesem Gesetz zulässigen Maßnahmen der Gefahren- übereinander zu reden. Das befördert gute Ergebnis- abwehr aus dem Polizeirecht ergeben. se. Durch die Einführung einer besonderen Verhältnis- Ich danke allen Beteiligten nochmals herzlich für (B) mäßigkeitsklausel in § 2 ist es gelungen sicherzustel- ihre konstruktive Mitarbeit und gebe den Rest meiner (D) len, dass trotz Öffnung des Anwendungsbereichs die Rede zu Protokoll*). Zeugenschutzfälle auf schwerere Kriminalität be- schränkt bleiben. Hervorzuheben ist auch §4,wonach nichtöffentli- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank! che Stellen verpflichtet sind, dem Verlangen der Zeu- Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. genschutzdienststelle bei der Verarbeitung personen- bezogener Daten nachzukommen, und in dem der Die Ausschüsse empfehlen, dem Gesetz zuzustim- behördeninterne Datenschutz in einen eigenen Ab- men. Wer dieser Empfehlung folgen möchte, den bitte satz gestellt ist. ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. §5schließlich regelt den Aufbau einer vorüberge- Damit hat der Bundesrat dem Gesetz zugestimmt. henden Tarnidentität. Auch in diesem Zusammen- Zur gemeinsamen Abstimmung nach § 29 Abs. 2 hang sind nichtöffentliche Stellen verpflichtet, dem der Geschäftsordnung rufe ich die in dem Umdruck Verlangen der Zeugenschutzdienststellen nachzu- Nr. 8/01**) zusammengefassten Beratungsgegenstän- kommen. de auf. Es sind dies die Tagesordnungspunkte: Die Generalklausel in Absatz 1 wird im Besonderen 5, 6, 10 bis 16, 18, 23, 25, 34, 35, 50, 54, 56 bis Anwendung finden auf Dokumente, z. B. auf den Per- 69, 72, 73 a), 78 bis 81, 83 bis 91, 93 bis 97, 99, sonalausweis, den Reisepass, den Führerschein, den Haftentlassungsschein, die Lohnsteuerkarte oder 101 bis 108. Zeugnisse, sowie auf die entsprechenden Dateien und Wer den Empfehlungen der Ausschüsse folgen Register. Dies macht die Änderung von Spezialgeset- möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist zen entbehrlich. die Mehrheit. Aber: Die Personenstandsbücher müssen richtig Dann ist so beschlossen. bleiben! Zum Schutz gefährdeter Personen kann es geboten sein, Personenstandsurkunden mit Tarndaten Zu Tagesordnungspunkt 10 hat Herr Staatsminister für begrenzte Zwecke auszustellen. Um die Gefahr Bocklet (Bayern) eine Erklärung zu Protokoll***) ab- des Missbrauchs auszuschließen, werden sie der gegeben. gefährdeten Person nur anlassbezogen überlassen. Derartige Urkunden dürfen insbesondere nicht dazu *) Anlage 4 verwandt werden, Eintragungen in Personenstands- **) Anlage 5 bücher mit Tarndaten zu erwirken. ***) Anlage 6 462 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Kurt Beck (A) Zu Tagesordnungspunkt 18 hat Herr Minister Pro- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege (C) fessor Dr. Schelter (Brandenburg) eine Erklärung zu Mertin! Protokoll*) abgegeben. Wir sind übereingekommen, Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Herrn Minister Dr. Fürniß (Brandenburg) zum Beauf- Professor Dr. Pick (Bundesministerium der Justiz). tragten des Bundesrates für die Beratungen des Ge- setzentwurfs beim Deutschen Bundestag zu bestellen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf: Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin der Justiz: Herr Präsident, meine ... Gesetz zur Änderung der Strafprozessord- Damen und Herren! Ich bin der Auffassung, dass wir nung (Drucksache 688/01) heute über ein rechtspolitisch besonders bedeutsames Hierzu liegen Wortmeldungen vor. Das Wort hat Vorhaben miteinander diskutieren. Es geht um nicht Herr Staatsminister Mertin (Rheinland-Pfalz). weniger als um die Stärkung des Zeugnisverweige- rungsrechts von Journalisten im Strafprozess. Die Bundesregierung ist erfreut darüber, dass der Bun- Herbert Mertin (Rheinland-Pfalz): Herr Präsident! desrat diesem Anliegen im Grundsatz positiv gegen- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Rheinland- übersteht. Ich möchte kurz erläutern, warum wir mei- Pfalz war schon zweimal an einer Bundesratsinitia- nen, dass unser Vorschlag doch der geeignetere ist. tive, die dem Grunde nach das gleiche Ziel wie das vorliegende Gesetz verfolgte, beteiligt, zum einen im Wir alle sind uns darin einig, dass die Freiheit der Jahre 1990 und zum anderen im Jahre 1995, weil Presse und der Berichterstattung ein konstitutives nicht einsichtig ist, weshalb Journalisten bei fremd re- Merkmal unserer freiheitlich-demokratischen Grund- cherchiertem Material ein Zeugnisverweigerungs- ordnung ist. Wir wollen den in diesem Bereich tätigen Freiheit von staatlichem recht haben und auch ein Beschlagnahmeverbot gilt, Personen und Unternehmen Zwang gewährleisten, mit dem Ziel, dass die Medien während dies bei selbst recherchiertem Material nicht ihr Wächteramt gegenüber Politik und Gesellschaft der Fall sein soll. Insofern unterstützt Rheinland-Pfalz wirksam ausüben können. In der Tat kann der Schutz dem Grunde nach den vorliegenden Gesetzesbe- der Pressefreiheit dabei in Widerstreit zu dem Auftrag schluss. Trotzdem bitten wir darum, in drei Punkten des Staates, Straftaten wirksam aufzuklären, geraten. den Vermittlungsausschuss anzurufen. Es ist das Anliegen des vom Bundestag beschlosse- Wir halten es nicht für überzeugend, das Zeugnis- nen Gesetzes, das Gewicht der Pressefreiheit mit verweigerungsrecht daran festzumachen, ob ein Ver- dem staatlichen Auftrag der Sachaufklärung in eine brechen oder ein Vergehen verfolgt wird. Es gibt praktische Konkordanz zu bringen. Die Bundesregie- Straftaten, die nur Vergehen sind, aber aus unserer (B) rung hat sich dabei der Aufgabe, die überfälligen (D) Sicht trotzdem kein Zeugnisverweigerungsrecht be- Konkretisierungen in der Strafprozessordnung vorzu- gründen sollten, z. B. sexueller Missbrauch, der nicht nehmen, energisch und – das möchte ich betonen – immer als Verbrechen verfolgt werden kann. In die- mit größtmöglicher Sorgfalt gestellt. Das Gesetz ist sem Falle halten wir ein Zeugnisverweigerungsrecht unter Beteiligung der justiziellen Praxis, der Wissen- nicht für angebracht, weshalb wir – gemeinsam mit schaft und der betroffenen Verbände erarbeitet wor- anderen Bundesländern – das Ziel verfolgen, das Ge- den. Das Leitprinzip war dabei, vereinfacht ausge- setz mit einem Straftatenkatalog zu versehen, der drückt: so viel Pressefreiheit wie möglich, so viel deutlich macht, wann ein Zeugnisverweigerungsrecht Strafverfolgung wie nötig. gilt und wann nicht. Die Änderungsvorschläge des Bundesrates wurden Des Weiteren verfolgen wir im Interesse der Journa- bereits früher sorgfältig erwogen und geprüft, sind listen die Einfügung einer so genannten Subsi- aber aus, wie ich meine, guten Gründen nicht in den diaritätsklausel. Das Zeugnisverweigerungsrecht soll Entwurf übernommen worden. Sie würden in der Pra- aus unserer Sicht nur eingeschränkt werden dürfen, xis wohl eine Aushöhlung der gerade erst gestärkten wenn die Straftat nicht auf andere Art und Weise auf- Rechte der Presse bedeuten. geklärt werden kann. Wenn es für die Strafverfol- Das vorliegende Gesetz sieht Ausnahmen von der gungsbehörden also noch andere Möglichkeiten gibt, Zeugnisfreiheit und vom Beschlagnahmeverbot bei soll das Zeugnisverweigerungsrecht nicht einge- selbst recherchiertem Material nur vor, wenn ein schränkt werden. Verbrechen aufgeklärt werden soll. Diese klare Ab- Ein dritter Punkt ist uns wichtig: Auch im Interesse grenzung wurde auch in der Sachverständigenan- der Einheit der Rechtsordnung halten wir die Be- hörung im September letzten Jahres ausdrücklich be- schränkung der Möglichkeit, Beweise, die in anderen grüßt. Wir finden, dass diese Regelung gegenüber der gerichtlichen Verfahren erhoben wurden, im Strafver- vom Bundesrat vorgeschlagenen Lösung, nämlich fahren zu verwenden, für nicht sachgerecht, weshalb dem Straftatenkatalog, einen Vorteil hat. Sie hat den wir auch in diesem Punkt darum bitten, den Vermitt- Vorteil der Klarheit und der Konzentration auf Straf- lungsausschuss anzurufen, um ein aus unserer Sicht taten, die vom Gesetzgeber auch bisher schon als be- praktikableres, aber auch für die Journalisten gutes sonders schwer wiegend eingestuft worden sind, und Gesetz auf den Weg zu bringen. – Vielen Dank. sie vermeidet die häufige Beliebigkeit von Straftaten- katalogen. Wir alle wissen, dass daran mit Sicherheit wieder Diskussionen darüber angeknüpft würden, ob *) Anlage 7 Nachbesserungen im Hinblick auf einzelne Straftat- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 463 Parl. Staatssekretär Prof. Dr. Eckhart Pick (A) bestände notwendig sind. Unser Vorschlag ist im Dann zu den Ausschussempfehlungen! Ich rufe auf: (C) Übrigen in der Sachverständigenanhörung als – ich Ziffer 1! Bitte Ihr Handzeichen! – Mehrheit. darf mir erlauben, dies zu zitieren – „fast genial“ be- zeichnet worden. Ziffer 2! – Mehrheit. Nun zu dem zweiten Punkt, den Herr Staatsminister Ziffer 3! – Mehrheit. Mertin angesprochen hat, nämlich zu dem Vorschlag, das Zeugnisverweigerungsrecht davon abhängig zu Damit hat der Bundesrat, wie soeben beschlossen, machen, dass die Erforschung des Sachverhalts auf den Vermittlungsausschuss angerufen. andere Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert Ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf: wäre: Ich meine, dass wir die Zeugen damit in eine außerordentlich schwierige Situation brächten. Wie Gesetz zur Änderung der Insolvenzordnung soll ein Zeuge das im Einzelfall beurteilen können? In und anderer Gesetze (Drucksache 689/01) Anbetracht der drohenden Strafsanktionen muss er Wortmeldungen hierzu liegen uns nicht vor. doch eindeutig wissen, ob er aussagen muss oder nicht. Ihr Vorschlag würde ihm nicht zumutbare Unsi- Ausschussempfehlungen zu diesem Tagesord- cherheiten und Risiken aufbürden. nungspunkt liegen ebenfalls nicht vor. Schleswig- Das Gesetz beschränkt sich bewusst auf den Straf- Holstein hat jedoch in Drucksache 689/1/01 die Anru- prozess. Um zu vermeiden, dass Aussagen von Jour- fung des Vermittlungsausschusses mit dem Ziel der nalisten in anderen Verfahren, in denen ein Zeugnis- Überarbeitung des Gesetzes beantragt. Wer diesem verweigerungsrecht nicht besteht, in den Strafprozess Antrag zustimmen möchte, den bitte ich um das eingeführt werden, bedarf es dringend des vorgese- Handzeichen. – Das ist eine Minderheit. henen Beweiserhebungsverbots. Eine Streichung Damit hat der Bundesrat den Vermittlungsaus- dieser Vorschrift würde das Zeugnisverweigerungs- schuss nicht angerufen. recht im Ganzen gefährden. Tagesordnungspunkt 9: Ich möchte noch kurz etwas zu den Voraussetzun- gen der Beschlagnahme von Pressematerial in Fällen Gesetz zur Bereinigung offener Fragen des der Deliktsverstrickung des Journalisten eingehen. Rechts an Grundstücken in den neuen Län- Im Interesse wirksamer Strafverfolgung müssen sol- dern (Grundstücksrechtsbereinigungsgesetz – che Beschlagnahmen trotz der Ausweitung des Zeug- GrundRBerG) (Drucksache 720/01) nisverweigerungsrechts grundsätzlich zulässig blei- Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. ben. Sie sollen allerdings auf das notwendige Maß (B) beschränkt bleiben und nur noch subsidiär zulässig Ausschussberatungen haben zu dem Gesetz in (D) sein, wenn die Erforschung des Sachverhalts oder die Drucksache 720/01 nicht stattgefunden. Wir sind je- Ermittlung des Aufenthaltsortes des Täters auf andere doch übereingekommen, bereits heute in der Sache Weise aussichtslos oder wesentlich erschwert wäre. zu entscheiden. Anders als im Falle des Zeugnisverweigerungsrechts Ich frage daher, wer dafür ist, dem Gesetz zuzustim- obliegt hier die Entscheidung dem pflichtgemäßen men. Bitte das Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. Ermessen der Ermittlungsbehörden. Ich meine, unser Vorschlag nimmt diese Gesichts- Damit hat der Bundesrat dem Gesetz zugestimmt. punkte auf und kann zu einer effektiven Krimina- Ich rufe Tagesordnungspunkt 17 auf: litätsbekämpfung führen. Ich bitte Sie, dem Gesetz zuzustimmen. – Danke schön. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes – Antrag des Lan- des Berlin – (Drucksache 612/01) Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Parlamen- Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. tarischer Staatssekretär! Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen vor: die Ausschussempfehlungen in Drucksache 612/1/01 Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- und ein Landesantrag in Drucksache 612/2/01. fehlung in Drucksache 688/1/01 und ein Antrag Bay- erns in Drucksache 688/2/01 vor. Wir beginnen mit dem Antrag des Freistaates Bay- Da die Anrufung des Vermittlungsausschusses aus ern in Drucksache 612/2/01. Wer ist hierfür? – Das ist mehreren Gründen empfohlen wird, ist zunächst da- eine Minderheit. rüber abzustimmen, wer allgemein für die Anrufung Dann kommen wir zu den Ausschussempfehlungen. ist. Wer allgemein für die Anrufung ist, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. Hieraus rufe ich die Ziffern 1 und 2 gemeinsam auf. Bitte Ihr Handzeichen! – Das ist die Mehrheit. Dann kommen wir zu den einzelnen Anrufungs- gründen. Wer ist dafür, den Gesetzentwurf nach Maßgabe der soeben beschlossenen Änderungen beim Deut- Ich beginne mit dem Landesantrag in Drucksache schen Bundestag einzubringen? Bitte Ihr Handzei- 688/2/01, bei dessen Annahme alle Ziffern der Aus- chen! – Das ist die Mehrheit. schussempfehlung entfallen. Bitte das Handzeichen! – Das ist eine Minderheit. Es ist so beschlossen. 464 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Kurt Beck (A) Wir sind übereingekommen, Frau Senatorin Kra- Der dortige MDK hat nach Auswertung einer reprä- (C) jewski (Berlin) zur Beauftragten des Bundesrates für sentativen Prüfung der Pflegeeinrichtungen in rund die Beratungen des Gesetzentwurfs beim Deutschen einem Drittel der Pflegeheime eine unangemessene Bundestag zu bestellen. oder sogar gefährdende Pflege festgestellt. In mehr als zwei Dritteln der untersuchten Heime würden Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 auf: „anerkannte Grundsätze guter Pflege“ entweder Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Ge- nicht umgesetzt oder lägen nicht einmal vor. Bei 30 % sundheitsstrukturgesetzes – Antrag des Landes der Heime gebe es Mängel in der Ausstattung, und Berlin – (Drucksache 667/01) bei weiteren 30 % sei nicht „ständig eine ausgebilde- Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. te Pflegekraft vorhanden“. Nach meiner Auffassung müsste Niedersachsen an einer Verbesserung der sta- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- tionären Altenpflege dringend interessiert sein. fehlungen in Drucksache 667/1/01 vor. Was ist dazu notwendig? Damit sich die Situation in Ich rufe die Ziffern 1 und 2 gemeinsam auf. Wer ist der stationären Altenpflege spürbar bessert, ist die dafür? – Das ist die Mehrheit. Anhebung des Personalschlüssels unverzichtbar. Die Damit hat der Bundesrat beschlossen, den Gesetz- damit in Zusammenhang stehenden Mehrkosten zu entwurf beim Deutschen Bundestag einzubringen tragen ist primär Aufgabe der Pflegeversicherung. Da und Frau Senatorin Schöttler (Berlin) als Beauftragte die Bundesregierung hier leider Gottes keine Verbes- zu benennen. serungen vorsieht, hat Bayern zwei Gesetzesanträge in den Bundesrat eingebracht, die diesem Ziel Rech- Zur gemeinsamen Beratung rufe ich die Punkte nung tragen, und zwar den Entwurf eines Qualitäts- 20 a) bis c) auf: steigerungsgesetzes und den Entwurf eines Personal- a) Entwurf eines Gesetzes zur Verstärkung der verstärkungsgesetzes. Personalausstattung in Pflegeheimen (Perso- nalverstärkungsgesetz Pflege – PVG) – Antrag Der Entwurf eines Qualitätssteigerungsgesetzes des Freistaates Bayern – (Drucksache 661/01) sieht vor, bei stationärer Unterbringung die Kosten der Behandlungspflege von der Pflege- in die Kran- b) Entwurf eines Gesetzes zur Steigerung der kenversicherung zu verlagern. Diese Verlagerung ist Qualität der Pflege (Qualitätssteigerungsge- sachgerecht. Sie entspricht dem gesetzlichen Leitbild, setz Pflege – QuaStG) – Antrag des Freistaates wonach Leistungen der Behandlungspflege dem Be- Bayern – (Drucksache 662/01) reich der Krankenversicherung und Leistungen der c) Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung der Grundpflege der Pflegeversicherung zuzuordnen (B) Leistungen bei häuslicher Pflege von Pflegebe- sind. Bereits jetzt werden bei ambulanter Pflege die (D) dürftigen mit erheblichem allgemeinem Be- Aufwendungen für Behandlungspflege im Rahmen treuungsbedarf (Pflegeleistungs-Ergänzungs- der häuslichen Krankenpflege von den Krankenkas- gesetz – PflEG) (Drucksache 640/01) sen übernommen. Es darf keinen Unterschied ma- chen, ob jemand Behandlungspflege zu Hause oder Es liegt eine Wortmeldung von Frau Staatsministe- im stationären Bereich erhält. rin Stewens (Bayern) vor. Durch die Verlagerung der Kosten der Behand- Christa Stewens (Bayern): Herr Präsident, meine lungspflege in die Krankenversicherung entstehen Damen und Herren! Die Situation in der stationären auf Seiten der Pflegeheime finanzielle Spielräume. Altenpflege hat sich in den letzten 20 Jahren drama- Diese sind dazu zu nutzen, zusätzliches Fachpersonal tisch verändert. Ich nenne nur einige Faktoren dazu: zu beschäftigen. Bundesweit können ca. 20 000 Plan- stellen für Pflegefachkräfte neu geschaffen werden. Das Eintrittsalter in ein Pflegeheim lag vor 20 Jah- ren bei ca. 68 Jahren, zurzeit liegt es bei 86 Jahren. Auch die Bundesregierung will die Verlagerung der Kosten der Behandlungspflege in die Kranken- Die Mehrzahl der Pflegebedürftigen in unseren sta- versicherung erreichen, allerdings erst ab 1. Januar tionären Einrichtungen ist multimorbid und benötigt 2005. Meine Damen und Herren, daran erkennen Sie, umfassende pflegerische Versorgung. dass dies sachgerecht ist, es ist nur leider Gottes viel In etwa jedem zweiten Fall ist eine psychiatrische zu spät. So lange können wir angesichts der drängen- Erkrankung die Ursache für die stationäre Pflegebe- den Probleme nicht warten. Gehandelt werden muss dürftigkeit – Stichwort „Alzheimer“. jetzt.

Mit dieser Entwicklung hat der Personalstand in Im Zeitraum von 1996 bis 2000 sind die Verbrau- den deutschen Altenheimen bei weitem nicht Schritt cherpreise um ca. 5,5 % und die Arbeitskosten um gehalten. Die Folgen sind pflegerische Defizite, mit- 7 % gestiegen. Die Leistungen der Pflegeversiche- unter sogar Missstände. Wir können das in den Tages- rung wurden demgegenüber seit ihrer Einführung in zeitungen nachlesen. den Jahren 1995 und 1996 nicht erhöht. Der bayeri- Dies ist keineswegs ein spezifisch bayerisches, es ist sche Entwurf eines Personalverstärkungsgesetzes ein bundesweites Problem. Als Beleg sei beispielhaft hat daher zum Ziel, die Leistungen der Pflegeversi- auf den Bericht der Verbände der gesetzlichen Pfle- cherung bei stationärer Unterbringung um einen In- gekassen in Niedersachsen verwiesen, dessen Ergeb- flationsausgleich von 5 % anzuheben. Die dadurch nis vor kurzem in der Zeitschrift „Pro Alter“ stand. zusätzlich verfügbaren Gelder sind dazu zu verwen- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 465 Christa Stewens (Bayern) (A) den, zusätzliches Personal in der Pflege einzustellen. frage daher, wer für die Einbringung des Gesetzent- (C) Bundesweit könnten 10 000 neue Planstellen für Pfle- wurfs ist. – Das ist eine Minderheit. gefachkräfte geschaffen werden. Damit hat der Bundesrat beschlossen, den Gesetz- Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf entwurf nicht beim Deutschen Bundestag einzu- eines Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetzes ist keine bringen. echte Alternative. Der Entwurf ist sicherlich gut gemeint, aber unzureichend. Der zusätzliche Leis- Nun zu Tagesordnungspunkt 20 b), Qualitätsstei- tungsanspruch in Höhe von 460 Euro wird von den gerungsgesetz Pflege! Betroffenen als ein Tropfen auf den heißen Stein emp- Die Ausschüsse empfehlen in Drucksache 662/1/01, funden. Zudem lässt der Gesetzentwurf die altersver- den Gesetzentwurf beim Deutschen Bundestag nicht wirrten Pflegebedürftigen in den Pflegeheimen völlig einzubringen. Nach unserer Geschäftsordnung ist die unberücksichtigt. Darüber hinaus ist der Gesetzent- Abstimmungsfrage jedoch positiv zu formulieren. Ich wurf nicht geeignet, das seit Jahren ungelöste Pro- frage daher, wer für die Einbringung des Gesetzent- blem der verbesserten Einbeziehung der vielen wurfs ist. – Das ist eine Minderheit. dementen Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Lei- stungskatalog der Pflegeversicherung zu lösen. Damit hat der Bundesrat beschlossen, den Gesetz- entwurf nicht beim Deutschen Bundestag einzu- Für eine spürbare und ausreichende Verbesserung bringen. der Situation der vielen altersverwirrten Mitbürgerin- nen und Mitbürger ist es vor allem erforderlich, dass Jetzt zu Tagesordnungspunkt 20 c), Gesetzentwurf der allgemeine Hilfe- und Betreuungsaufwand, der Pflegeleistungs-Ergänzungsgesetz! bei dem genannten Personenkreis regelmäßig anfällt, Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- bei der Einstufung in die Pflegeversicherung mit fehlungen in Drucksache 640/1/01 und zwei Länder- berücksichtigt wird. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen fordern daher seit längerem, den allge- anträge in den Drucksachen 640/2 und 3/01 vor. meinen Hilfe- und Betreuungsaufwand mit täglich Wir beginnen mit dem 5-Länder-Antrag in Drucksa- bis zu 30 bis 40 Minuten bei der Einstufung einzube- che 640/2/01, bei dessen Annahme eine Abstimmung ziehen. über den Antrag Schleswig-Holsteins in Drucksache Unser Vorschlag zur verbesserten Einbeziehung der 640/3/01 und die Ausschussempfehlungen entfiele. Dementen in den Leistungskatalog der Pflegeversi- Wer stimmt dem Antrag in Drucksache 640/2/01 zu? – cherung wäre entgegen der Auffassung der Bundes- Das ist eine Minderheit. regierung auch finanzierbar. Dazu müssen die Bun- Nun zu den Ausschussempfehlungen! Ich rufe auf: (B) desregierung und die Regierungskoalition allerdings (D) ihre Politik der Haushaltssanierung zu Lasten der Ziffer 1! – Mehrheit. Pflegeversicherung aufgeben. Sie müssen die Absen- Ich bitte nun um das Handzeichen für den Antrag kung der Beitragsbemessungsgrenze für Arbeitslo- Schleswig-Holsteins in Drucksache 640/3/01. – Das ist senhilfeempfänger im Interesse der vielen altersver- eine Minderheit. wirrten Patienten rückgängig machen. Damit würde die Pflegeversicherung zusätzlich über ca. eine halbe Aus den Ausschussempfehlungen rufe ich weiter Milliarde DM verfügen. auf: Hier und heute sind wir dazu aufgerufen, über eine Ziffer 2! Bitte Handzeichen! – Mehrheit. deutliche Verbesserung in der stationären Altenpfle- Ziffer 3! – Mehrheit. ge zu entscheiden. Machen wir uns nichts vor, und verschließen wir nicht die Augen vor der tatsäch- Ziffer 4! – Mehrheit. lichen Situation in unseren Altenheimen! Wir alle können einmal zu Betroffenen werden. Ich bitte daher Damit hat der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf, um Zustimmung zu den von Bayern eingebrachten wie soeben festgelegt, Stellung genommen. Gesetzesanträgen. Ich rufe Tagesordnungspunkt 21 auf: Meine Damen und Herren, zumindest eines sind wir Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des unseren älteren Mitbürgern und Mitbürgerinnen Deutschen Richtergesetzes und der Bundes- schuldig: eine ausreichende Versorgung und eine rechtsanwaltsordnung – Antrag der Länder menschliche Betreuung in den letzten Lebensjahren. – Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Danke schön. Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Nieder- sachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Präsident Kurt Beck: Vielen Dank! Thüringen und Hamburg – (Drucksache 671/ 01) Wir kommen zur Abstimmung und beginnen mit Tagesordnungspunkt 20 a), Personalverstärkungsge- Diesem Antrag von zwölf Ländern sind inzwischen setz Pflege. auch die Länder Bayern und Mecklenburg-Vorpom- mern beigetreten. Die Ausschüsse empfehlen in Drucksache 661/1/01, den Gesetzentwurf beim Deutschen Bundestag nicht Hierzu liegen mehrere Wortmeldungen vor. Ich er- einzubringen. Nach unserer Geschäftsordnung ist die teile Herrn Minister Dieckmann (Nordrhein-Westfa- Abstimmungsfrage jedoch positiv zu formulieren. Ich len) das Wort. 466 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Jochen Dieckmann (Nordrhein-Westfalen): Herr Dauer in einer Anwaltsstation für alle Referendare (C) Präsident, meine Damen und Herren! Noch vor einem vorgesehen werden soll oder ob dies nur für diejeni- Jahr hätte es niemand vorauszusagen gewagt, aber es gen gelten soll, die dann auch Anwalt werden. Der scheint zu gelingen: Mit dem vorliegenden Gesetz- vorliegende Entwurf geht davon aus, dass zukünftig entwurf unternehmen die Länder einen konkreten jeder, der zur Anwaltschaft zugelassen werden will, Schritt, die Juristenausbildung spürbar zu verbessern. mindestens zwölf Monate lang von einem Rechtsan- 14 Länder bringen den Entwurf ein, ein weiteres Land walt ausgebildet worden sein muss. Ich begrüße diese trägt ihn inhaltlich mit. Der Gesetzentwurf stellt ein Regelung ausdrücklich. Sie ist einerseits geeignet Musterbeispiel an Gemeinschaftsarbeit aller Länder und erforderlich, um die Qualität der Anwaltsausbil- dar und erfährt allerorten fachliche und politische Zu- dung zu stärken, sie sichert andererseits ein Höchst- stimmung. maß an Flexibilität der Ausbildung.

Dabei ist es nur zehn Monate her, dass sich die Kon- Wer von Beginn an eine andere Berufstätigkeit als ferenz der Justizminister und -ministerinnen nach die des Anwalts anstrebt, z. B. derjenige, der sich ge- jahrelanger und oft kontroverser Diskussion einstim- zielt auf eine Tätigkeit im Bereich der Europäischen mig dazu durchgerungen hat, eine Verbesserung der Union oder in der öffentlichen Verwaltung des Bun- Ausbildung nun doch im geltenden zweiphasigen des, der Länder oder der Kommunen vorbereiten will, Ausbildungssystem zu suchen, das aus dem Studium kann dies in gleichem Maße tun, wie sich Interessen- an einer Universität und dem anschließenden staat- ten für den Anwaltsberuf vorbereiten können. Aller- lichen Vorbereitungsdienst besteht. Ein Fachaus- dings ist die Vorbereitung auf andere Berufe auch nur schuss, dem Vertreter aller Justizverwaltungen an- dann möglich, wenn man gerade nicht zwingend ein gehört haben, hat verdienstvollerweise innerhalb von ganzes Jahr Anwaltsausbildung absolviert. nur knapp fünf Monaten einen Gesetzentwurf erar- beitet, der nahezu unverändert in den Gesetzentwurf Diejenigen, die befürchten, die Flexibilisierung der eingegangen ist, der uns heute vorliegt. Ausbildung werde dazu führen, dass Assessorinnen Aus diesem Entwurf möchte ich nur die grund- und Assessoren fehlende Ausbildungszeiten bei legenden Gedanken und einen Einzelpunkt hervor- einem Anwalt „nachdienen“ müssten, kann ich beru- heben. higen: Nach allen Prognosen ist damit zu rechnen, dass nahezu alle angehenden Juristinnen und Juris- Ich bin davon überzeugt, dass es uns gelungen ist, ten während des Vorbereitungsdienstes eine zwölf- hier ein ausgewogenes und fachlich fundiertes Kon- monatige Ausbildung bei einem Anwalt wählen zept vorzulegen. Dem einen oder anderen geht der werden, damit sie sicherstellen, die Zulassungsvo- Entwurf vielleicht etwas zu weit, anderen – ich denke raussetzungen für die Anwaltschaft unmittelbar nach (B) dabei insbesondere an die Anwaltschaft, die sich dem zweiten Examen zu erfüllen. Umgekehrt recht- (D) schon zu Wort gemeldet hat – nicht weit genug. Aber fertigt dies gleichwohl nicht, ohne Ansehen der indi- gerade darin, meine Damen und Herren, liegt der viduellen Neigungen und Fähigkeiten ausnahmslos Wert dieser Arbeit: Sie bietet beiden Seiten einen an- allen Referendarinnen und Referendaren eine solche nehmbaren Kompromiss. Sie führt zusammen, was Ausbildung aufzuzwingen. derzeit einer breiten Zustimmung fähig und aus fach- licher Sicht tragfähig und umsetzbar ist. Denjenigen, Meine Damen und Herren, manchem mag es wie denen die Vorschläge nicht weit genug gehen, sage ein Wunder erscheinen, dass sich die Länder so weit ich, dass die inhaltlichen Veränderungen hin zu einer gehend auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Betonung der Anwaltsorientierung oder, besser ge- Änderung der Juristenausbildung geeinigt haben. Ich sagt, der Beratungsorientierung in allen Abschnitten möchte Sie bitten, dieses Wunder heute Wirklichkeit der Ausbildung einen echten Paradigmenwechsel werden zu lassen und die Einbringung des Gesetzent- darstellen werden. An die Adresse derjenigen, denen wurfs in den Deutschen Bundestag zu beschließen. die Vorschläge zu weit gehen, will ich deutlich sagen, Nur eine breite Zustimmung kann deutlich machen, dass die strukturellen Veränderungen, etwa bei der dass die Länder einheitlich und fest hinter diesem Wahlfachprüfung und im Vorbereitungsdienst selbst, Konzept stehen, und nur entschlossenes und zügiges durchaus behutsam sind; sie lassen Raum für Anpas- Handeln kann gewährleisten, dass der vorliegende sungen im Ausbildungsbetrieb, falls sich das eine Entwurf noch in der gegenwärtigen Legislaturperiode oder andere nicht bewährt. des Deutschen Bundestages Gesetz wird. Ziel des Gesetzentwurfs ist es, den juristischen Nachwuchs besser und gezielter auf die modernen Anforderungen der beruflichen Praxis – das ist vor Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Minister allem die anwaltliche Praxis – vorzubereiten. Gegen- Dieckmann! wärtig und noch auf absehbare Zeit ergreifen etwa Das Wort hat Herr Minister Professor Dr. Schelter 80 % der jungen Juristinnen und Juristen den An- (Brandenburg). waltsberuf. Dies geschieht teils aus Neigung, teils aus Notwendigkeit. Daher versteht es sich, dass die Juris- tenausbildung auch inhaltlich in erster Linie Anwalts- Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg): Herr Prä- ausbildung sein muss. sident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Einen zweiten Punkt möchte ich ansprechen. Es ist Dies ist ein guter Tag für die Juristenausbildung in die Frage, ob eine Ausbildung von zwölf Monaten Deutschland. Wenn der Gesetzentwurf des Bundes- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 467 Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) (A) rates Gesetz wird, dann werden wir eine praxisnähe- Sie haben in Ihrem Entwurf zu Recht die Schlüssel- (C) re Ausbildung unserer Juristen bekommen, die euro- qualifikationen angesprochen. Gefordert ist nicht nur pageeigneter ist als die bisherige. Kompetenz in der Rechtstechnik als solcher, sondern die künftigen Juristinnen und Juristen müssen auch Es ist in der Tat ein Wunder, dass es gelungen ist, eine ganze Reihe weiterer Qualifikationen haben. Ich innerhalb eines knappen Jahres von einem Patt in denke nur an Verhandlungsmanagement, Streitsch- den Vorstellungen für die Juristenausbildung zu lichtung, Vernehmungslehre, Gesprächsführung usw. einem Konsens zu kommen. Ich bin sehr dankbar Das ist im Gesetzestext nicht enthalten, aber sehr aus- dafür, dass Brandenburg durch eine Justizminister- konferenz in Brüssel vor knapp einem Jahr einen führlich in der Begründung. Ich denke jedoch, dieser kleinen Beitrag dazu leisten konnte. Gesichtspunkt ist so wichtig, dass es möglich sein müsste, diese Anforderungen auch im Gesetzestext zu Ich möchte an dieser Stelle sehr herzlich denen dan- nennen. Wir sind zudem der Auffassung, dass fremd- ken, die dieses Projekt in den letzten Monaten weiter sprachliche Pflichtveranstaltungen in den Katalog gefördert haben. Mein Kollege Dieckmann mit seinem aufgenommen werden sollten. Haus hat einen wesentlichen Anteil daran, dass der Koordinierungsausschuss eine so erfolgreiche Arbeit Ein zweiter Punkt ist die Gestaltung der Studienab- leisten konnte. Der Vorsitzende unserer Justizmini- schlussprüfung. Die Bundesregierung begrüßt es aus- sterkonferenz, Herr Kollege Mertin, hat dieses Projekt drücklich, dass in Ihrem Entwurf die Übertragung der sehr elegant durch die letzten Monate geführt. Wahlfachprüfung auf die Hochschulen enthalten ist. Das halten wir auch unter dem Gesichtspunkt für Meine herzliche Bitte an Bundesregierung und richtig, dass es zu einem Qualitätswettbewerb zwi- Bundestag ist, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass der schen den Fakultäten kommen wird und die jungen Gesetzentwurf der Länder möglichst bald im Bundes- Juristen eine Wahlmöglichkeit haben. gesetzblatt erscheinen kann. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. – Vielen Dank. Sicherlich muss man darüber sprechen, ob man den Anteil der Universitätsprüfung – nach Ihrem Vor- schlag beträgt er 25 % – nicht doch erhöht, um die Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Minister! Anstrengungen im universitären Bereich zu forcieren. Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Ein letzter Punkt, den ich ansprechen will – er Professor Dr. Pick (Bundesministerium der Justiz). wurde heute in einem Beitrag bereits genannt –, ist die Frage, welchen Stellenwert, auch zeitlich gese- Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär bei der hen, die anwaltliche Ausbildung hat. Wir alle sind Bundesministerin der Justiz: Herr Präsident, meine uns darüber einig, dass ihr bei der künftigen Gestal- (B) Damen und Herren! Vielleicht erlauben Sie mir, dem tung der Referendarzeit größere Bedeutung zugemes- (D) Bundesrat in vorauseilendem Gehorsam dazu zu gra- sen werden muss. tulieren, dass er zu dieser Übereinstimmung gefun- Wir sind allerdings der Meinung, dass es keinem den hat. Sie können sich vorstellen, dass die Bundes- Juristen und keiner Juristin schaden würde, wenn er regierung das Anliegen begeistert begrüßt; denn oder sie eine Ausbildung bei einem Anwalt durchlie- auch wir sind der Auffassung, dass die Ausbildung fe. Darüber werden wir uns noch zu unterhalten unserer jungen Juristinnen und Juristen reformiert haben. Ich denke, dass es für einen künftigen Richter werden muss. Es gibt sicherlich Kritiker, die sagen: sehr gut ist, wenn er die Rechtspflege einmal aus der Das alles geht uns nicht weit genug. – Auf der ande- Perspektive des Anwalts betrachten konnte. Wie ge- ren Seite ist es bei einer solchen Reform selbstver- sagt, darüber sollten wir noch diskutieren. ständlich – Sie haben das in Ihren Beiträgen schon er- wähnt –, dass sie manchen zu weit geht. Aber ich Insgesamt begrüßt die Bundesregierung den Ent- glaube, wir sind uns einig: Wir wollen junge Juris- wurf. Sie hält ihn für eine geeignete Grundlage, um in tinnen und Juristen, die neben fachlicher Kompetenz Bälde, d. h. zumindest noch in dieser Legislaturperi- und juristischer Urteilskraft über soziale Kompetenz ode – das ist von Herrn Schelter soeben zum Aus- verfügen. Deswegen begrüßen wir den Entwurf und druck gebracht worden –, zu einem Ergebnis zu kom- meinen, dass er alle Belange in einem ausgewogenen men. – Vielen Dank. Verhältnis berücksichtigt. Nun ist es Sache des Bundesgesetzgebers, die An- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Professor forderungen zu regeln, die an die Qualifikation eines Pick! Richters oder Staatsanwalts zu stellen sind. Das gilt, wie Sie wissen, auch für die Regelung der Berufsbil- Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. – Je eine ) der und der Berufszulassung der Rechtsanwälte und Erklärung zu Protokoll* geben ab: Herr Minister Notare. Diese Kompetenz umfasst auch Festlegungen Möller (Schleswig-Holstein) und Herr Staatsminister zur Juristenausbildung, soweit sie erforderlich sind, Mertin (Rheinland-Pfalz). um die Qualifikation zur Ausübung des Berufs des Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- Richters, Staatsanwalts, Rechtsanwalts oder Notars si- fehlungen in Drucksache 671/1/01 vor. Ich rufe auf: cherzustellen. Ziffer 1! Bitte Ihr Handzeichen! – Das ist die Mehr- Ich will mir erlauben, einige Punkte anzusprechen, heit. bei denen nach meiner Auffassung noch Diskussions- bedarf besteht. Ich glaube, dass auch der Bundestag das so sehen wird. *) Anlagen 8 und 9 468 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Präsident Kurt Beck (A) Wer dafür ist, den Gesetzentwurf in der so geänder- nungsbau: „Wohnungsbau-Offensive“ – Antrag (C) ten Fassung beim Deutschen Bundestag einzubrin- des Freistaates Bayern – (Drucksache 532/01 gen, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist die [neu]) Mehrheit. Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. Damit hat der Bundesrat die Einbringung des Ge- setzentwurfs beschlossen. Wir kommen zur Abstimmung. Wer ist entspre- chend Ziffer 1 der Ausschussempfehlungen in Druck- Nun bitte das Handzeichen für Ziffer 3 – die Beauf- sache 532/1/01 für die Annahme der Entschließung? – tragung –! – Das ist die Mehrheit. Das ist eine Minderheit. Damit ist Minister Dieckmann (Nordrhein-Westfa- Der Bundesrat hat die Entschließung nicht gefasst. len) zum Beauftragten bestellt. Tagesordnungspunkt 28: Es bleibt abzustimmen über die begleitende Ent- schließung unter Ziffer 4. Bitte auch hierzu das Hand- Entschließung des Bundesrates zur rechtlichen zeichen! – Das ist die Mehrheit. Absicherung der Drittmittelförderung – Antrag der Freien und Hansestadt Hamburg – (Druck- Damit hat der Bundesrat die Entschließung gefasst. sache 541/01) Ich rufe Tagesordnungspunkt 22 auf: Hierzu liegt eine Wortmeldung von Frau Senatorin Entwurf einer ... Verordnung zur Änderung der Dr. Peschel-Gutzeit (Hamburg) vor. Sie haben das Verordnung zur Durchführung der Zusatzab- Wort. gabenregelung (Zusatzabgabenverordnung) – Antrag des Freistaates Bayern – (Drucksache 613/01) Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit (Hamburg): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. Zu unserer Hamburger Initiative zur rechtlichen Absi- Die Empfehlung des Agrarausschusses liegt Ihnen cherung der Drittmittelförderung habe ich in diesem in Drucksache 613/1/01 vor. Wer für die empfohlene Hohen Hause bei der Einbringung am 13. Juli gespro- Änderung ist, den bitte ich um das Handzeichen. – chen. Inzwischen haben die Ausschüsse beraten. Das Das ist die Mehrheit. hat dazu geführt, dass wir auch jetzt noch ein gehöri- ges Stück Arbeit vor uns haben. Deshalb halte ich es Wir kommen zur Schlussabstimmung. Wer möchte für nötig, dass wir uns an dieser Stelle noch einmal den Verordnungsentwurf, wie soeben festgelegt, der Anlass und Inhalt der vorliegenden Entschließung Bundesregierung zuleiten? – Das ist die Mehrheit. vergegenwärtigen. Dann ist so beschlossen. (D) (B) Ich bin davon überzeugt, dass alle Bundesländer Ich rufe Tagesordnungspunkt 24 auf: von dieser Problematik betroffen sind: Welchen Stel- Entschließung des Bundesrates zum Entwurf lenwert hat die private Drittmittelförderung? Wo lie- einer Mitteilung der Europäischen Kommissi- gen ihre Probleme? Vor allem: Welche Lösungsmög- on über die Anwendung der Vorschriften über lichkeiten kann die Politik anbieten? staatliche Beihilfen auf den öffentlich-rechtli- Die Bestandsaufnahme, so denke ich, lässt sich kurz chen Rundfunk – Antrag des Saarlandes – fassen. Über die Gründe, die Anlass für unseren Ham- (Drucksache 663/01) burger Antrag waren, herrscht, so glaube ich, weitge- Wortmeldungen liegen nicht vor. – Je eine Er- hend Übereinstimmung. Unbestritten ist eine innova- klärung zu Protokoll*) geben ab: Herr Minister Jaco- tive Forschungslandschaft für die Zukunftsfähigkeit by (Saarland) und Frau Parlamentarische Staatsse- unseres Landes von immenser Bedeutung. Um sie zu kretärin Dr. Hendricks (Bundesministerium der Fi- hegen und zu pflegen, sind erhebliche finanzielle nanzen). Mittel erforderlich. Dieser Bedarf lässt sich nicht al- lein mit öffentlichen Etatmitteln – man könnte auch Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen der Ausschüsse in Drucksache 663/1/01 vor. Bitte Ihr sagen: mit Steuermitteln – befriedigen. International Handzeichen für: werden wir nur dann konkurrenzfähig bleiben, wenn sich die Privatwirtschaft, wie das auch in anderen Ziffer 1! – Das ist die Mehrheit. Staaten üblich ist, an der Finanzierung von Forschung Ziffer 2! – Das ist die Mehrheit. und Lehre beteiligt. Wer dafür ist, die Entschließung nach Maßgabe der Seit einigen Jahren ist jedoch die Kooperation zwi- zuvor beschlossenen Änderungen zu fassen, den bitte schen Forschung und Privatwirtschaft in Deutsch- ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. land empfindlich gestört, und zwar in einer Weise, die dem Forschungsstandort Deutschland schadet. Ich Der Bundesrat hat die Entschließung in der soeben nenne einige Gründe: festgelegten Fassung angenommen. Zum einen waren die Zuwendungen der Industrie Tagesordnungspunkt 26: in der Vergangenheit – man muss das sehr deutlich Entschließung des Bundesrates für bessere steu- sagen – mitunter allzu sehr mit Umsatzerwartungen erpolitische Rahmenbedingungen für den Woh- verbunden, und die beteiligten Amtsträger haben diesen Erwartungen hier und da leider nachgegeben. *) Anlagen 10 und 11 Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und Straf- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 469 Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit (Hamburg) (A) verfahren der letzten Jahre haben dementsprechend Zügel lockerten? Allzu leicht könnte dies als falsches (C) Verhaltensweisen aufgedeckt, die eindeutig als kor- Signal verstanden werden, nämlich dass der Staat im ruptiv und damit als strafbar zu bezeichnen sind. Kampf gegen die Korruption nachlässt.

Zum anderen sind hierbei solche Zuwendungsfor- Diese Befürchtung wiegt umso schwerer, als sich men und Kooperationsverhältnisse in ein schiefes Änderungen im Strafgesetzbuch kaum auf den Licht geraten, die forschungspolitisch ausdrücklich grundrechtlich geschützten Forschungssektor be- erwünscht sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die schränken ließen. Was wäre die Folge? Wir würden strafrechtlichen Grenzen im Bereich der Drittmittel- neue Strafbarkeitslücken in Bereichen aufreißen, die förderung selbst für Juristen nicht immer hinreichend eine strafrechtliche Privilegierung ganz sicher nicht deutlich sind. So wurde auch von den Strafgerichten verdient haben. eine Reihe von relevanten Fragen in diesem Zusam- Baden-Württemberg macht geltend, es sollten Lö- menhang durchaus unterschiedlich beurteilt. sungsmöglichkeiten entwickelt werden, um die Straftatbestände der Vorteilsnahme und der Vorteils- Deshalb ist es nur allzu verständlich, dass unter den gewährung zu präzisieren. Ich halte dem entgegen: Forscherinnen und Forschern nach wie vor anhalten- Was Sie „Präzisierung“ nennen, wird – davon bin ich de Verunsicherung darüber besteht, wo die Grenze überzeugt – faktisch auf eine Einschränkung der zwischen erwünschter Forschungsförderung einer- Strafbarkeit hinauslaufen. seits und strafbarer Vorteilsnahme andererseits ver- läuft. Wir haben in Hamburg vor der Einbringung unserer Initiative eingehend geprüft, ob es möglich ist, im Im Ergebnis wird deshalb häufig lieber auf ein dritt- Strafgesetzbuch eine Regelung zu finden, mit der mittelfinanziertes Vorhaben verzichtet oder die For- nicht strafwürdige Zuwendungsformen sicher ausge- schung von vornherein ins Ausland verlagert, als dass schieden werden können, ohne auf der anderen Seite man sich einem strafrechtlichen Risiko aussetzt. Des- die strafrechtliche Ahndung eindeutig korruptiver halb muss gehandelt werden. Es ist politisch geboten, Verhaltensweisen zu erschweren oder gar unmöglich für die Beteiligten möglichst rasch Rechts- und damit zu machen und damit neue Strafbarkeitslücken zu Handlungssicherheit herzustellen. öffnen. Darüber, welches der richtige Weg zur Abhilfe ist, Das Ergebnis der Hamburger Prüfung war eindeutig: gehen die Meinungen naturgemäß auseinander. Die Voraussetzungen einer legitimen Drittmittelförde- Hamburg hat mit seinem Entschließungsantrag eine rung lassen sich nach unserer Erkenntnis nicht klare Position bezogen. Nach meinem Dafürhalten – jedenfalls nicht mit der notwendigen Klarheit – un- wird nur e i n Weg Erfolg versprechend sein. Ich mei- mittelbar in den strafrechtlichen Tatbeständen, die ja (B) ne eine eigenständige gesetzliche Regelung zur kurz, prägnant und klar sein müssen, beschreiben. (D) rechtlichen Absicherung der Drittmittelförderung, Dafür sind die möglichen Zuwendungsformen zu viel- die allen Beteiligten deutlich macht, unter welchen fältig und die häufig langjährigen Kooperationsbezie- Voraussetzungen die Annahme und die Verwendung hungen zwischen Forschung und Industrie zu komplex. von Drittmitteln erlaubt sind. Nach meiner festen Überzeugung wird nur eine selbstständige Regelung, Weil dies so ist, hat sich Baden-Württemberg wohl nämlich ein Gesetz zur rechtlichen Absicherung der auch eines konkreten Änderungsvorschlages, bezo- Drittmittelförderung, der Komplexität der Materie gen auf das Strafgesetzbuch, enthalten. Auch dort und den grundrechtlichen Vorgaben der Wissen- wird man, so nehmen wir an, erkannt haben, dass im schaftsfreiheit gerecht. vorliegenden Zusammenhang keine unbedenkliche „Präzisierung“ herzustellen ist, die nicht zugleich zu Freilich wird auch hier schnell nach dem Strafge- Verfolgungsdefiziten führen würde. setzgeber gerufen. Aber ich meine, dies wäre ein Im Übrigen bleibt die Begründung des Änderungs- Holzweg. Wir müssten dann die Diskussion von 1997 antrags aus Baden-Württemberg im Dunkeln, in der über das Korruptionsbekämpfungsgesetz fortsetzen ausgeführt wird, auch in anderen Lebensbereichen und Änderungen der Bestechungsdelikte ins Auge sei eine tief greifende Verunsicherung eingetreten, fassen. Zur Lösung des Problems könnte dies, so die nach einer allgemeinen Änderung des Strafge- meine ich, nicht beitragen. Im Gegenteil, wir würden setzbuchs verlange. Ich halte diese Annahme für un- unnötig neue Probleme heraufbeschwören. Deshalb richtig und gefährlich. Deshalb teile ich auch die richte ich an Sie, meine sehr geehrten Damen und Schlussfolgerung nicht. Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, den ein- dringlichen Appell: Wir sollten die Hände vom Straf- Tatsächlich ist es vielmehr so: Der einzige Bereich, gesetzbuch lassen. in dem es bislang in nennenswerter Zahl zu hoch um- strittenen Ermittlungsverfahren und strafgerichtli- Ich nenne kurz meine Gründe. Im Großen und chen Erkenntnissen – übrigens Freisprüchen wie Ver- Ganzen haben sich die Bestechungsdelikte, und zwar urteilungen – gekommen ist, war der Bereich der auch und gerade in ihrer strengeren Neufassung Drittmittelförderung. Hier wiederum waren es insbe- durch das Korruptionsbekämpfungsgesetz, in der sondere die Zuwendungen für Zwecke der medizini- Praxis bewährt. Um aber alle Drittmittelfälle straf- schen Forschung. rechtlich adäquat zu erfassen, müssten wir diese Tat- bestände schon wenige Jahre nach Inkrafttreten wie- Schließlich darf in diesem Zusammenhang keines- der lockern. Wie müssten es nun die Bürgerinnen und falls außer Acht gelassen werden, dass für die Dritt- Bürger verstehen, wenn wir auf diesem Feld die mittelforschung die Grundrechtsgarantie des Artikels 470 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit (Hamburg) (A) 5 Abs. 3 Grundgesetz gilt. Deshalb gibt es durchaus Bitte Ihr Handzeichen zu Ziffer 3! – Das ist die (C) einen sachlichen Grund, ausschließlich Zuwendun- Mehrheit. gen für Forschung und Lehre einer besonderen Rege- Wer dafür ist, die Entschließung wie soeben be- lung zu unterwerfen. Drittmittelförderung ist eben schlossen anzunehmen, den bitte ich um das Hand- nicht mit Spenden- und Sponsorengeldern, etwa für zeichen. – Das ist die Mehrheit. kommunale Veranstaltungen, zu vergleichen. Der Bundesrat hat so beschlossen. Während die Amtsträger in Forschung und Lehre – ich habe es bereits eingangs skizziert – für eine Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 29: effektive Grundrechtswahrnehmung in weiten Teilen Entschließung des Bundesrates zur Förderung auf Drittmittel angewiesen sind, besteht außerhalb der Binnenschifffahrt – Antrag des Landes dieses Bereichs keine vergleichbare Abhängigkeit Baden-Württemberg – (Drucksache 599/01) von Zuwendungen der Privatwirtschaft. Zumindest sollte hier, etwa im kommunalen Bereich, eine solche Wortmeldungen hierzu liegen nicht vor. – Eine Er- Abhängigkeit regelmäßig nicht vorliegen. klärung zu Protokoll*) gibt Herr Minister Köberle (Baden-Württemberg). Ich stehe deshalb dem Antrag Baden-Württembergs – das werden Sie vielleicht nachvollziehen können – Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- sehr kritisch gegenüber. fehlungen in Drucksache 599/1/01 und ein Landesan- trag von Rheinland-Pfalz in Drucksache 599/2/01 vor. Noch ein Wort zu dem Antrag aus Thüringen: Da- rüber, ob es sachgerecht ist, wie vorgeschlagen, auch Ich beginne mit dem Landesantrag, Drucksache den Bereich der Krankenversorgung aufzunehmen, 599/2/01. Wer ist dafür? – Das ist eine Minderheit. kann man sich gewiss streiten. Für nicht akzeptabel Nun zu den Ausschussempfehlungen, Drucksache halte ich es aber, den Regelungsbereich auf Hoch- 599/1/01, Ziffer 1! Wer stimmt zu? – Das ist eine Min- schulen und Hochschulkliniken zu verengen, wie es derheit. der Thüringer Antrag nahe legt. Dann frage ich, wer dafür ist, die Entschließung in Wir haben in unserem Entschließungsantrag klar unveränderter Form zu fassen, wie dies unter Ziffer 2 gesagt: Wir brauchen Rechtssicherheit nicht nur für der Ausschussempfehlungen vorgeschlagen ist. Bitte den Hochschulbereich; auch außerhalb der Hoch- Ihr Handzeichen! – Das ist eine Minderheit. schulen wird hoch qualifizierte Forschung betrieben, die ohne Drittmittel nicht möglich ist. Die Ent- Der Bundesrat ist damit dem Vorschlag unter Ziffer 3 schließung muss deshalb deutlich machen, dass auch der Ausschussempfehlungen gefolgt und hat die Ent- der außeruniversitäre Forschungssektor erfasst wer- schließung nicht gefasst. (B) den soll und muss. Tagesordnungspunkt 30: (D) Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kol- a) Zweite Entschließung des Bundesrates zum leginnen und Kollegen, nach alledem bitte ich Sie: Erweiterungsprozess der Europäischen Union Lassen Sie uns an dem klaren Hamburger Votum fest- – Antrag der Länder Niedersachsen, Sachsen halten! Notwendig ist eine eigenständige Regelung, gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 711/01) die gesicherte Rahmenbedingungen für die private Forschungsförderung – universitär wie außeruniver- b) Mitteilung der Kommission der Europäischen sitär – schafft und die deren Eigenarten ebenso Rech- Gemeinschaften über die Auswirkungen der nung tragen kann wie ihrem gesonderten Stellenwert. Erweiterung für die an Beitrittsländer angren- Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist eine Verwäs- zenden Regionen – Gemeinschaftsaktion für serung des Korruptionsstrafrechts, wie sie der baden- Grenzregionen (Drucksache 673/01) württembergische Antrag aus unserer Sicht befürch- Hierzu liegen Wortmeldungen vor. Das Wort hat Herr ten lassen könnte. Kollege Dr. Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern). Deshalb mein Appell: Unterstützen Sie bitte den Hamburger Entschließungsantrag, und lassen Sie uns Dr. Harald Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern): die klare Bitte an die Bundesregierung richten, einen Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- Gesetzentwurf für den lauteren Umgang mit Drittmit- ren! Die Mitteilung der Kommission über die Auswir- teln vorzulegen! kungen der Erweiterung auf die Grenzregionen ent- spricht in keiner Weise den Erwartungen, die diese Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Frau Senatorin! bisher auf Grund von entsprechenden Äußerungen der Kommission hegten. Um es ganz deutlich zu Eine Erklärung zu Protokoll*) hat Herr Staatsmi- sagen: Die Mitteilung wird nicht ansatzweise dem nister Riebel (Hessen) abgegeben. – Weitere Wort- Auftrag des Europäischen Rates von Nizza gerecht, meldungen liegen nicht vor. ein Programm zur Festigung der Wettbewerbsfähig- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- keit der Grenzregionen vorzulegen. Dies gilt sowohl fehlungen in Drucksache 541/1/01 vor. Ich rufe auf: hinsichtlich der finanziellen Ausstattung als auch hin- sichtlich der inhaltlichen Ausgestaltung. Ziffer 1! Wer stimmt zu? – Das ist eine Minderheit. Die Kommission hat insgesamt 195 Millionen Euro Damit entfällt Ziffer 2. für 23 Grenzregionen in den bisherigen Mitgliedstaa-

*) Anlage 12 *) Anlage 13 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 471 Dr. Harald Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern) (A) ten der Europäischen Union vorgesehen. Rein rech- denen instrumentalisiert werden, die der Intoleranz (C) nerisch ergeben sich damit für jede betroffene Grenz- und der Abschottung das Wort reden. Das ist das region rund 8,5 Millionen Euro. Angesichts der zu er- Letzte, was wir in diesem Zusammenhang brauchen. wartenden Auswirkungen der Erweiterung auf die Was wir aber brauchen, ist ein überzeugendes und Grenzregionen ist das nicht mehr als der bekannte transparentes Beitrittskonzept, das für die Menschen Tropfen auf den heißen Stein. im Land, in den Grenzregionen und darüber hinaus, Auch inhaltlich entspricht die Mitteilung kaum den glaubwürdig ist und ihnen Chancen aufzeigt – nicht tatsächlichen Erfordernissen. Nur ein Beispiel: Den nur in ferner Zukunft, sondern auch in der Gegen- Schwerpunkt der Kommissionsvorschläge bildet die wart, nicht in allgemeinen Theorien, sondern in kon- Aufstockung der Mittel für Transeuropäische Netze. kreten Perspektiven, die der Realität standhalten Abgesehen davon, dass Art und Weise sowie Dauer müssen. der Umsetzung dieser Vorschläge noch weitgehend Selbstverständlich sind in diesem Zusammenhang unbekannt sind – für eine Grenzregion wie Vorpom- die Grenzregionen selbst gefordert. Natürlich neh- mern, die dünn besiedelt und wirtschaftlich unterent- men die betroffenen Regionen ihre Verantwortung wickelt ist, spielt der Ausbau der europäischen auch wahr und entwickeln Eigeninitiative. Ich will Magistralen nicht die einzige Rolle. Genauso wichtig Ihnen zwei konkrete Beispiele für innovative Eigen- für die wirtschaftliche Entwicklung der Grenzregio- aktivitäten nennen: nen und vor allem für das Zusammenwachsen und den Austausch mit den angrenzenden polnischen Ge- Erstens. Im Herbst letzten Jahres haben wir in bieten ist der Ausbau der regionalen Verkehrsver- Stettin ein „Haus der Wirtschaft“ gegründet. Es bie- bindungen. Wichtig sind der Ausbau der bestehen- tet sehr konkrete Hilfe für Unternehmen beider Sei- den Grenzübergänge und die Eröffnung neuer ten, die sich jeweils im anderen Land betätigen wol- Übergangsstellen. Wichtig ist deren Anbindung an len. Es ist mit sehr großem Erfolg gestartet. das Hinterland. Zweitens. Im Herbst dieses Jahres beginnt in Meck- Es geht um den Ausbau der regionalen Straßen- lenburg-Vorpommern ein Pilotprojekt für eine Lehre und Schienenverbindungen. Diese Aspekte suche ich über die deutsch-polnische Grenze hinweg. Jeweils in der Kommissionsmitteilung vergeblich. 45 deutsche und 45 polnische Lehrlinge werden mehrwöchige Ausbildungsabschnitte im jeweils an- Die Kommission verweist in diesem Zusammen- deren Land absolvieren. Wir setzen auf dieses Projekt hang auf die bestehende Strukturfondsförderung und große Hoffnungen. schlägt eine stärkere Nutzung dieser Mittel zur För- derung der Grenzregionen vor. Auch dieser Vorschlag Teil eines überzeugenden Beitrittskonzeptes muss (B) geht an den Tatsachen vorbei. Die Strukturfonds sind es deshalb sein, dass die Europäische Union die (D) eben nicht zur Abfederung erweiterungsbedingter besondere Situation der Grenzregionen im Beitritts- Auswirkungen in den Grenzregionenen bestimmt, prozess berücksichtigt. Die betroffenen deutschen sondern zur Beseitigung struktureller Nachteile im Grenzregionen haben dazu – auch in Zusammenar- Vergleich zu anderen Regionen der Europäischen beit mit der Bundesregierung – konkrete Vorschläge Union. Diese strukturellen Nachteile bestehen in unterbreitet, mit dem Ziel, das Zusammenwachsen Mecklenburg-Vorpommern nicht nur in der Grenzre- der Grenzregionen auf beiden Seiten zu fördern, die gion, sondern im ganzen Land. Die Umschichtung von Verkehrsinfrastruktur zu verbessern sowie den klei- Strukturfondsmitteln in die Grenzregionen würde nen und mittleren Unternehmen die Anpassung an damit zu Lasten anderer, ebenso förderbedürftiger Re- die veränderte Wettbewerbssituation zu erleichtern. gionen in Mecklenburg-Vorpommern gehen. Von Wir haben vorgeschlagen, zu diesem Zweck die vor- dem immensen Verwaltungsaufwand, der angesichts handenen Strukturen des INTERREG-Programms zu der genehmigten operationellen Programme und Pro- nutzen. Die Kommission hat diese Vorschläge bisher grammergänzungen mit einer solchen Umschichtung nicht oder nur in sehr geringem Maße aufgegriffen. verbunden wäre, will ich hier gar nicht sprechen. Mit ihrer Mitteilung hätte die Kommission nachwei- Meine Damen und Herren, viele Bürgerinnen und sen können, dass bestehende Vorbehalte und Ängste Bürger, vor allem in den Grenzregionen, hegen Vorur- auf europäischer Ebene ernst genommen werden. teile gegen den Beitritt der mittel- und osteuropäi- Diesen Nachweis ist sie bisher schuldig geblieben. schen Länder. Sie haben Angst vor zunehmender Bil- Welche Auswirkungen das hat, bleibt abzuwarten. In ligkonkurrenz, vor einem Zustrom an Arbeitskräften, der vorliegenden Form ist die Mitteilung jedenfalls auch von Pendlern, vor Lohn-, Sozial- und Umwelt- nicht geeignet, in den Grenzregionen das Vertrauen dumping. Ihr volles Gewicht erhalten diese Vorbehal- in den Beitrittsprozess zu stärken. – Vielen Dank. te und Ängste angesichts einer Arbeitslosigkeit von 25 bis 30 % in einigen Teilen der Grenzregion Vor- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Kollege pommern. Das alles wirkt sich sehr konkret in den Fa- Dr. Ringstorff! milien, den Handwerksbetrieben, im Einzelhandel und in den Kommunen aus. Das Wort hat Herr Staatsminister Tillich (Sachsen). Diese Vorbehalte und Ängste müssen wir ernst nehmen. Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit sind Stanislaw Tillich (Sachsen): Herr Präsident! Meine notwendig. Sie sind meiner Meinung nach die beste sehr geehrten Damen und Herren! Bei der Ihnen Gewähr dafür, dass Sorgen und Ängste nicht von heute vorliegenden Entschließung zum Erweiterungs- 472 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Stanislaw Tillich (Sachsen) (A) prozess der Europäischen Union handelt es sich um Für den weiteren Verhandlungsverlauf unter belgi- (C) die zweite Entschließung des Bundesrates in dieser scher und spanischer Präsidentschaft erwarten wir, Angelegenheit. Ausgehend von der ersten Bundes- dass – erstens – vor dem Hintergrund der vorläufigen ratsentschließung kann festgehalten werden, dass die Abschlüsse mit allen Beitrittsländern nunmehr der politischen Forderungen unter schwedischer Präsi- Kontrolle der Umsetzung des EU-Besitzstandes durch dentschaft zu einem Gutteil erfüllt worden sind. die Beitrittsländer, dem Monitoring, größeres Augen- merk gewidmet wird und dass – zweitens – die EU- Zu den schwierigsten Fragen unter schwedischer Kommission im November in ihren nächsten Fort- Präsidentschaft gehörte die gemeinsame Verhand- schrittsberichten diejenigen Beitrittsländer benennt, lungsposition im Kapitel „Freier Personenverkehr“. die den gemeinschaftlichen Standard an Gesetzen Bisher haben fünf Beitrittskandidaten dem EU-Vor- und Verfahren in den Alltag von Verwaltung und Jus- schlag einer flexiblen Übergangsfrist von maximal tiz nur unzureichend übertragen. sieben Jahren im Rahmen der Freizügigkeit von Per- sonen und der Dienstleistungsfreiheit zugestimmt. Der weitere „Fahrplan“ für die Begleitung der Er- weiterungsverhandlungen durch den Bundesrat sieht Ich möchte betonen: Erforderlich ist eine flexible nach dessen Vorstellungen wie folgt aus: und branchenspezifische Lösung, die die kurz- und Die Bewertung der noch ausstehenden Verhand- mittelfristig prognostizierten Probleme abmildert. lungskapitel, wozu vor allem die finanziell relevanten Langfristig stellt die Zuwanderung von Osteuropäern gehören, über die unter spanischem Vorsitz in Brüssel nach Westeuropa eine wesentliche Quelle für Wohl- verhandelt wird, wird Gegenstand einer dritten Bun- fahrtssteigerungen und Produktivitätszuwächse dar. desratsentschließung zur Erweiterung sein. Wichtig ist jetzt vor allem die Klärung der prakti- Darüber hinaus sollen in der folgenden Entschlie- schen Ausgestaltung dieser Regelungen zwischen ßung flankierende Maßnahmen zur Vorbereitung der dem Bund und den Ländern. Hierbei plädiere ich Aufnahme der Kandidatenländer, die unserer Auffas- nochmals für flexible und möglichst unbürokratische sung nach seitens der EU, des Bundes und der Länder Lösungen. ergriffen werden müssen, konkretisiert werden. Hinsichtlich des Kapitels „Freier Kapitalverkehr“ Nachdem das Europäische Parlament und der Eu- hat die Europäische Union zwar bei neun Beitrittslän- ropäische Rat von Nizza die Kommission im vergan- dern einer Übergangsfrist von sieben Jahren zuge- genen Jahr ersucht haben, ein Programm zur Festi- stimmt, doch fordert beispielsweise noch immer ein gung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Beitrittskandidat 18 Jahre Übergangszeit beim Er- Grenzregionen vorzuschlagen, liegt dieses nun – seit werb von landwirtschaftlich genutztem Grund und dem 25. Juli dieses Jahres – auf dem Tisch. Das Er- Boden. gebnis ist schlichtweg ein politisches Armutszeugnis (D) (B) für die Europäische Kommission. In der weiteren Be- Lassen Sie mich auf zwei der vier Verhandlungska- urteilung schließe ich mich meinem Vorredner an. pitel eingehen, die wir in der Entschließung behan- Ich bitte Sie um Zustimmung zu den beiden vorlie- deln: genden Entschließungen. – Vielen Dank. In der Verkehrspolitik erwartet der Bundesrat ins- besondere die Übernahme und die Anwendung der Präsident Kurt Beck: Wir danken Ihnen, Herr technischen und sicherheitsrelevanten Standards, Staatsminister. der Umwelt- und Sozialvorschriften sowie der Steu- er- und Gebührenregelungen zum Zeitpunkt des Bei- Das Wort hat Herr Minister Professor Schelter tritts. Eine weitere Verschlechterung der Wettbe- (Brandenburg). werbssituation der deutschen Spediteure im europäischen Kontext und eine unverhältnismäßige Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg): Herr Präsi- Belastung von Verkehrsinfrastruktur und Umwelt dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die sind nicht hinnehmbar. Erweiterung der Europäischen Union nach Osten ist Hinsichtlich des Kapitels „Justiz und Inneres“ beto- das größte und schwierigste Projekt der europäischen nen die Länder, dass Personenkontrollen an den Bin- Integration. Wir wollen, dass dieses Projekt ein Erfolg nengrenzen nicht abgeschafft werden können, ehe wird. Deshalb fordern wir immer wieder ein, dass die nicht die notwendigen Voraussetzungen zur prakti- Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Das gilt vor allem für die Grenzregionen. schen Anwendung des Besitzstandes erfüllt sind. Die Diskussion im Rahmen der Verhandlungen in Brüssel Die wirtschaftlichen Chancen auch und gerade der geht dabei in die richtige Richtung: Die Anwendung Einwohner und der Unternehmen in den Grenzregio- des Schengen-Acquis soll in zwei Phasen erfolgen. nen können sich durch die EU-Erweiterung wesent- Teile des Schengener Vertragswerkes müssen bereits lich verbessern. Aber diese Vorteile werden wegen zum Zeitpunkt des Beitritts umgesetzt sein, andere des noch nicht abgeschlossenen Transformationspro- Teile spätestens bei Aufhebung der Binnengrenzkon- zesses in den ostdeutschen Grenzregionen nur mit trollen. Verzögerungen eintreten. Deshalb sind die Europäi- sche Union, der Bund und die Länder gefordert zu Die Verhandlungsergebnisse hinsichtlich der be- verhindern, dass die Grenzregionen noch weiter hin- treffenden Kapitel wird der Bundesrat am Ende des ter die wirtschaftsstarken Regionen zurückfallen, die Jahres mit den Forderungen der heutigen Bundesrats- heute am meisten von der bevorstehenden EU-Erwei- entschließung abgleichen. terung profitieren. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 473 Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) (A) Die am 25. Juli dieses Jahres vorgelegte Mitteilung Ausschussberatungen haben noch nicht stattgefun- (C) der Europäischen Kommission über die Auswirkun- den. Wir sind jedoch übereingekommen, bereits gen der Erweiterung auf die an Beitrittsstaaten an- heute in der Sache zu entscheiden. grenzenden Regionen ist zwar ein kleiner Schritt in Wer dafür ist, die Entschließung zu fassen, den bitte die richtige Richtung; sie gibt aber leider zugleich ein ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. falsches Signal. Sie zeigt nämlich, dass die Europäi- sche Kommission die Dimension des Problems völlig Der Bundesrat hat damit die Entschließung gefasst. unterschätzt. Sie wird dem Auftrag des Europäischen Ich setze die Abstimmung nun mit Punkt 30 b) Rates von Nizza nicht gerecht. Dafür ist der Finanz- – Mitteilung über die Auswirkungen der Erweiterung rahmen von insgesamt 195 Millionen Euro bis 2006 für die Grenzregionen – fort. für 23 Grenzregionen in fünf Mitgliedstaaten viel zu schmal. Rechnerisch bedeutet das: 6 Euro pro Bürger! Dazu liegen Ihnen die Empfehlungen der Aus- schüsse in Drucksache 673/1/01 vor. Bitte Ihr Hand- Hinzu kommt, dass die Schwerpunkte des Pro- zeichen für: gramms falsch gesetzt sind. Herr Ministerpräsident Ringstorff hat darauf hingewiesen. Lassen Sie mich Ziffer 1! – Das ist die Mehrheit. ergänzen: Zu kurz kommen die Kapitalausstattung Ziffer 2! – Dafür ist niemand. der kleinen und mittleren Unternehmen, Qualifizie- rungsmaßnahmen für die Arbeitnehmer in den Ziffer 3! – Dafür ist auch niemand. Grenzregionen und vieles andere mehr. Ziffer 4! – Niemand ist für Ziffer 4. Die kritischen Anmerkungen der Ausschüsse des Ziffer 5! – Das ist eine Minderheit. Bundesrates beruhen auf einem einstimmigen Be- schluss der Konferenz der Europaminister der Länder Ziffer 6! – Das ist ebenfalls eine Minderheit. vom 30. und 31. August dieses Jahres. Der Bundesrat hat damit Stellung genommen. Die deutschen Länder stehen mit ihrer Kritik nicht Tagesordnungspunkt 31: allein. Auch das Europäische Parlament hat seine Un- zufriedenheit deutlich zum Ausdruck gebracht und Entschließung des Bundesrates über Eckpunk- am 5. September ebenfalls zusätzliche Maßnahmen te zur Novellierung des Landwirtschaftsgeset- für die Grenzregionen gefordert. zes von 1955 – Antrag des Landes Niedersach- sen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache Ich bitte die Bundesregierung, sich im Rat dafür ein- 717/01) zusetzen, dass die Gemeinschaftsaktion spürbar nachgebessert und dann unter Beteiligung der Län- Hierzu liegt eine Wortmeldung von Minister Bartels (B) (D) der schnell umgesetzt wird. (Niedersachsen) vor. Aber, meine Damen und Herren, jetzt ist schon eines klar: Die Hilfen der Europäischen Union und Uwe Bartels (Niedersachsen): Herr Präsident! Meine die eigenen Kräfte der Länder werden nicht ausrei- sehr verehrten Damen und Herren! Die Landwirt- chen. Deshalb erwarten wir von der Bundesregie- schaftspolitik befindet sich europaweit in einer Phase, rung, dass sie ihrer Verantwortung gerecht wird und in der neue Akzente gesetzt werden. Wer neue Akzen- Maßnahmen zur Förderung der deutschen Grenzre- te setzen will, stößt nicht selten auf Gegenwind und gionen ergreift, so wie sie auch von den Bundestags- auf Probleme der verschiedensten Art. fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und „Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Aner- CDU/CSU gefordert werden. kennung drei Stufen“ – hat der deutsche Philosoph Als Vertreter eines Landes, das an die neuen Mit- Schopenhauer gesagt –: „In der ersten wird es gliedstaaten grenzt, möchte ich mich sehr herzlich für lächerlich gemacht, in der zweiten bekämpft, und in die Solidarität bedanken, die die alten Länder in der der dritten gilt es als selbstverständlich.“ Diskussion über die Mitteilung der Kommission be- Für neue Akzentsetzungen in der europäischen wiesen haben. Wir werden diese Solidarität in den Agrarpolitik haben sich auch die beiden EU-Kommis- nächsten Wochen und Monaten bitter nötig haben. – sare Fischler und Byrne buchstäblich auf den Vielen Dank. Weg gemacht. In ihren Round-Table-Gesprächen in Brüssel, Stockholm, Berlin, Dublin, Wien und Paris Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Minister! haben sie viele Fragen zur Weiterentwicklung der europäischen Agrarpolitik erörtert: Was erwarten die Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. – Er- Bürger von einem modernen Agrarsektor und einer ) klärungen zu Protokoll* gibt Herr Staatsminister modernen Agrarproduktion? Wie kann die EU-Politik Bocklet (Bayern) ab. Hilfestellung leisten? Wodurch unterscheidet sich der Wir kommen nun zur Abstimmung. Agrarsektor von anderen Wirtschaftszweigen? Wie kann ein Agrarsektor, der auf dem Weltmarkt wettbe- Ich beginne mit Punkt 30 a), dem Entschließungsan- werbsfähig sein muss, die Erzeugung hochwertiger trag zum Erweiterungsprozess der Europäischen Lebensmittel gewährleisten? Union. Diese und weitere Fragen beschäftigen auch die deutsche Landwirtschaftspolitik. Die Landesregie- *) Anlagen 14 und 15 rung von Niedersachsen hat die Führ-Kommission 474 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Uwe Bartels (Niedersachsen) (A) eingesetzt, die – besetzt mit Experten vor allem aus schreitende Globalisierung der Agrarmärkte in (C) Wissenschaft und Wirtschaft aus dem gesamten Bun- einem novellierten Landwirtschaftsgesetz ihren Nie- desgebiet – Leitbilder und Maßnahmen für eine derschlag finden. Dies sollten wir nicht zuletzt des- Landwirtschaftspolitik der Zukunft erarbeiten soll. halb tun, weil sonst die Landwirtschaft im Span- nungsfeld zunehmend liberalisierter Agrarmärkte auf Für mich zeigt die Arbeit dieser Kommission schon der einen Seite und steigender Anforderungen der jetzt, dass wir bei der Neuordnung der Agrarpolitik Gesellschaft auf der anderen Seite auf eine ungewisse das deutsche Landwirtschaftsgesetz von 1955 nicht Zukunft zusteuert. Diese Konfliktsituation betrifft den ausklammern dürfen. Nun sagt das bloße Alter eines Agrarsektor wie keinen anderen Bereich unserer Gesetzes selbstverständlich noch nichts über seine Volkswirtschaft. Relevanz aus. Denken wir nur an das Grundgesetz! Das Landwirtschaftsgesetz wurde allerdings in einer Die europäische Agrarpolitik hat auf die zunehmen- Zeit geschaffen, in der die Erwartungen der Bürgerin- den Anforderungen der Gesellschaft an die Landwirt- nen und Bürger an die Landwirtschaft völlig andere schaft mit dem Agrarmodell einer multifunktionalen waren als diejenigen, die wir z. B. im letzten Dreivier- Landwirtschaft eine erste Antwort gefunden. Aus- teljahr hier gemeinsam formuliert haben. Die schlich- druck einer sich weiterentwickelnden europäischen te Sicherung der Ernährung hatte unmittelbar nach Agrarpolitik sind bereits die Stärkung der zweiten dem Ende des Krieges, als die Probleme der Unterver- Säule der Agrarpolitik, der Politik für den ländlichen sorgung der Bevölkerung allgegenwärtig waren, Raum, und die grundlegende Reformierung der ers- einen ganz anderen Stellenwert. Die Vernichtung von ten Säule, nämlich der Markt- und Preispolitik. Wir Überschüssen war damals unvorstellbar. müssen uns fragen, ob wir nicht auch eine dritte Säule brauchen, auf die wir die Agrarpolitik zukünf- In der Nachkriegszeit wurde die Sorge um die Zu- tig stellen wollen, und zwar im Sinne einer Politik für kunft der Landwirtschaft in einer zunehmend indus- die Qualität und Sicherheit unserer Nahrungsmittel. trialisierten Wirtschaft von einem breiten gesell- Wir sollten diesen Gedanken gemeinsam weiterent- schaftlichen Konsens getragen. Es war klar, dass die wickeln und in das deutsche Landwirtschaftsgesetz notwendigen strukturellen Anpassungen in der Land- integrieren. wirtschaft staatlich begleitet werden müssen. Der An- Das europäische Leitbild einer multifunktionalen teil der in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Er- Landwirtschaft lässt bereits erkennen, dass es Auf- werbspersonen sank von 30 % in der Nachkriegszeit gabe der Landwirtschaftspolitik ist, einen Ausgleich auf 10 % in den späten 70er-Jahren. Die Diskrepanz herzustellen zwischen den Anforderungen des Ver- zwischen den landwirtschaftlichen Einkommen und braucher-, Tier- und Umweltschutzes, der Wettbe- den in der Industrie erzielten Löhnen war enorm. werbsfähigkeit und der Marktorientierung der Land- (B) Hinzu kam, dass 1957 mit den Römischen Verträ- wirtschaft sowie der sozialen Gerechtigkeit für die in (D) gen zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsge- der Landwirtschaft tätigen Menschen. meinschaft die Landwirtschaft weiter unter An- Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den be- passungsdruck geriet. Von daher standen die im rechtigten Interessen der Verbraucherinnen und Ver- Landwirtschaftsgesetz formulierten Ziele, z. B. die braucher in der Landwirtschaftspolitik noch höheren Teilnahme der Landwirtschaft an der fortschreitenden Stellenwert geben müssen und dass sich dies im Entwicklung der Volkswirtschaft oder die bestmög- Landwirtschaftsgesetz niederschlagen muss. Im Ge- liche Versorgung der Bevölkerung mit Ernährungs- genzug sollten wir die Leistungen der Landwirtschaft gütern und die Steigerung der Produktivität in der auf Grund erhöhter nationaler Produktionsanforde- Landwirtschaft, zu Recht im Mittelpunkt der Agrarpo- rungen anerkennen und dies ebenfalls im novellier- litik. ten Landwirtschaftsgesetz deutlich machen. Dazu Die Situation von 1955 bis heute hat sich grundle- zähle ich die multifunktionalen Leistungen der Land- gend verändert. Zwar ist der Strukturwandel in der wirtschaft, d. h. Leistungen, die von der Gesellschaft Landwirtschaft immer noch ein Problem, aber die erwünscht, aber über den Markt – jedenfalls bisher – wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbe- nicht entgolten werden, etwa erhöhter Tierschutz dingungen haben sich grundlegend verändert. Seit oder die Offenhaltung und Pflege einer Kulturland- der Agrarreform im Jahr 1992, mit der Agenda 2000, schaft. spätestens jedoch seit dem Auftreten von BSE in Wenn wir das Gesetz in seiner Zielsetzung schon Deutschland sind die Aspekte des Verbraucher- anpassen, müssen wir auch die veränderte Kompe- schutzes, des Tierschutzes sowie des Umwelt- und tenzverteilung in der Agrarpolitik auf der Ebene der Naturschutzes zentrale Leitbilder der Landwirt- EU, des Bundes und der Länder berücksichtigen. Dies schaftspolitik. Uns allen ist klar geworden, dass das gilt hinsichtlich der im Landwirtschaftsgesetz ge- Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in nannten Politikbereiche, wie die Preis- und Handels- die Qualität und Sicherheit der produzierten Nah- politik, die heute nicht mehr im Kompetenzbereich rungsmittel wohl die wichtigste Voraussetzung für der Länder liegt, sondern bereits auf europäischer das Gedeihen der Landwirtschaft ist. Ebene angesiedelt ist, ebenso wie hinsichtlich der zu- nehmenden Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips im Dieser Zusammenhang und auch die Ziele des Tier- Bereich der ländlichen Entwicklung und des Umwelt- und Umweltschutzes werden im Landwirtschaftsge- und Naturschutzes. setz von 1955 nicht berücksichtigt. Aus meiner Sicht müssen diese Entwicklungen ebenso wie die He- Schließlich sind die Bestimmungen des Landwirt- rausforderungen der EU-Osterweiterung und die fort- schaftsgesetzes zur Agrarberichterstattung zu über- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 475 Uwe Bartels (Niedersachsen) (A) denken. Ich halte es für erforderlich, dass in dem neu orientieren, so dass die Belange des Umwelt- und (C) Agrarbericht auch die umwelt- und tierschutzrelevan- des Tierschutzes besser berücksichtigt werden. Sie ten Fortschritte dokumentiert werden. Nur so kann es wissen auch, dass neue Regelungen im Bundesrat dis- der Landwirtschaftspolitik gelingen, eine aktive Rolle kutiert werden. Dazu gehört die Hennenhaltungsver- im gesellschaftlichen Wettstreit um den richtigen Weg ordnung; hier sollen Fragen des Tierschutzes auf eine einzunehmen. neue Grundlage gestellt werden. Im Anschluss an diesen Tagesordnungspunkt diskutieren wir über die Ich habe oft den Eindruck, dass heute die meiste Modulation, die Veränderung im Umgang mit der Energie zur bloßen Verteidigung der Landwirtschaft europäischen Agrarfinanzierung. Auch hier geht es gegenüber den Anforderungen der Gesellschaft auf- um mehr Tier- und Umweltschutz. Dies sind Beispie- gebracht wird. Ich bin aber der Meinung, dass wir le, die ein gutes Fundament für ein neues Landwirt- schon heute viel besser sind, als dies in breiten Teilen schaftsgesetz darstellen. der Bevölkerung wahrgenommen wird. Denken Sie an die vielen Fortschritte bei den modernen Produk- Wir sollten die Diskussion rasch voranbringen. Je tionsmethoden! Ich nenne nur die Stichworte „preci- breiter der Konsens zwischen Bund und Ländern ist, sion farming“, „integrierter Landbau“, „artgerechte desto leichter wird es sein, das Landwirtschaftsgesetz Tierhaltung“. zu ändern. Ob es uns noch in dieser Legislaturperiode gelingt, diese Änderung zu vollziehen, halte ich in Die Landwirtschaft muss diese Fortschritte in die Anbetracht der Zeit für fraglich. Je eher wir uns einig Gesellschaft hinein vermitteln. Wir wollen aber auch werden, desto rascher ist es möglich. Defizite offen legen – sie gibt es zweifelsohne; darü- ber wird miteinander zu sprechen sein – und zeigen, Ich halte die Diskussion in der Tat für wichtig, und wo Ansatzpunkte für weitere Verbesserungen sind, wir sollten sie gemeinsam führen. Auf dem Funda- z. B. im Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz. ment der Veränderungen der Agrarpolitik können die Belange, die bisher unterbelichtet waren – der Ver- Überprüfung der Außerdem sollten wir eine im braucherschutz, der Tierschutz, ökologische Fragen –, Landwirtschaftsgesetz verankerten Vergleichsrech- stärker nach vorne gebracht werden. nung anstreben. Wir müssen uns überlegen, ob es richtig ist, die Situation der Landwirtschaft am Ein- Herr Minister Bartels hat angedeutet, dass auch kommen eines nicht-landwirtschaftlichen Facharbei- über die soziale Situation in der Landwirtschaft und ters zu messen. Die gesamte Methodik der Ver- über Leistungen, die sie auf kulturellem und sozialem gleichsrechnung ist gründlich zu überdenken. Gebiet in den ländlichen Räumen erbringt, neu disku- tiert werden müsse. Ich füge hinzu: Dabei sind neue Meine Damen und Herren, mit diesen ersten Gedan- Einkommensquellen, etwa im Bereich der regenerati- ken zum Landwirtschaftsgesetz möchte ich gerne eine (B) ven Energien, zu berücksichtigen. Dies war in einer (D) bundesweite Diskussion anstoßen. Lassen Sie uns im Zeit, als die Landwirtschaft vor allem der Ernährungs- Schulterschluss zwischen Bund und Ländern das deut- sicherheit diente, was Anfang der 50er-Jahre un- sche Landwirtschaftsgesetz im Sinne zukunftsfähiger zweifelhaft der Fall war, natürlich kein Thema. Wir Leitlinien für eine moderne und rationale Landwirt- meinen, im neuen Landwirtschaftsgesetz die multi- schaftspolitik ausgestalten! – Herzlichen Dank. funktionale Landwirtschaft abbilden zu können und damit am Ende eine klare Orientierung zu haben. Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Minister! Was den Agrarbericht angeht, so werden wir in der nächsten Ausgabe die Belange des Umwelt- und des Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär Tierschutzes stärker berücksichtigen. Dies ist nötig, Berninger (Bundesministerium für Verbraucher- auch wenn das Landwirtschaftsgesetz es noch nicht schutz, Ernährung und Landwirtschaft). einfordert. Die Bürgerinnen und Bürger wollen hierzu im Agrarbericht mehr und detailliertere Informatio- nen. Sie werden sie auch bekommen. – Ich danke für Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär bei der die Aufmerksamkeit. Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dem Grunde nach stimmen wir dem An- Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Staatsse- sinnen des Landes Niedersachsen zu. Es besteht kein kretär! Zweifel, dass das gegenwärtige Landwirtschaftsge- Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. setz in den meisten Fragen nicht mehr aktuell ist. Die Agrar- und Umweltminister haben am 13. Juni dieses Ich weise die Vorlage dem Agrarausschuss – feder- Jahres deshalb beschlossen, dass die Bundesregie- führend – und dem Ausschuss für Umwelt, Natur- rung gemeinsam mit den Ländern eine Änderung an- schutz und Reaktorsicherheit – mitberatend – zu. gehen solle. Tagesordnungspunkt 32: Herr Minister Bartels hat über Änderungsbedarf in Entwurf eines Gesetzes zur Modulation von vielen Punkten gesprochen. Wir sollten allerdings in Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsa- der Diskussion um das Landwirtschaftsgesetz die Än- men Agrarpolitik (Modulationsgesetz) (Druck- derungen im materiellen Bereich nicht vergessen; sie sache 614/01) sind für uns zurzeit von größerer Priorität. Sie wis- sen, wir wollen die Gemeinschaftsaufgabe „Verbes- Hierzu liegen Wortmeldungen vor. Das Wort hat serung der Agrarstruktur- und des Küstenschutzes“ Herr Minister Dr. Sklenar (Thüringen). 476 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Dr. Volker Sklenar (Thüringen): Herr Präsident! ihrer erfolgreichen Arbeit auf diesem Gebiet die (C) Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich darf durch die Modulaton frei gewordenen Mittel nicht zunächst die Aussagen, die mein Kollege Bartels zum mehr einsetzen können. Dies halten wir für nicht Landwirtschaftsgesetz gemacht hat, bestätigen. Es ist durchdacht, konzeptionslos und ungerecht. dringend notwendig, in dieser Richtung einiges zu Drittens. Die ersten gemeinsam mit den Ländern tun. Dazu gehört zweifelsohne die Modulation. angestellten Überlegungen des Bundes – über das Nach den EU-Regeln können die Mitgliedstaaten Stadium von Vorüberlegungen ist man noch nicht hin- Finanzmittel aus dem Bereich der „Direktzahlungen“ ausgekommen – lassen bereits den über die Maßen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik in den hohen Verwaltungsaufwand zur Bewältigung der Sektor „Stärkung des ländlichen Raums“ umschich- Modulationsmechanismen klar erkennen. Zunächst ten. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es ist im Ge- müssen höchst detaillierte Überprüfungen und Beur- genteil richtig, dass die Finanzmittel stärker zur Ge- teilungen durch die Behörde vorgenommen werden, staltung und Ausrichtung des ländlichen Raums um den Umfang der Abstriche bei der einzelbetriebli- genutzt werden. chen Direktzahlung zu bestimmen. Dann soll das um- geschichtete Geld mit weiteren Verteilungsmechanis- Dieses Ziel ist unbestritten. Zu Recht wird die Stär- men in neue Agrarumweltprogramme gesteuert kung der Agrarumweltmaßnahmen auch als wichti- werden, wobei dieser Mitteleinsatz natürlich den uns ger Punkt bei der weiteren Gestaltung der Gemeinsa- allen bekannten bürokratischen Prüfungserfordernis- men Agrarpolitik verstanden. Die Modulation kann sen der Europäischen Union unterliegt. dabei sehr zur Fortentwicklung beitragen, wenn sie nur schlüssig, umfassend und kompetent vorbereitet Eine Auswertung der bisherigen Bund-Länder- und umgesetzt wird. Wenn es derzeit auch nur um Besprechungen dazu hat für die Abwicklung des verhältnismäßig geringe Umschichtungsbeträge geht, gesamten Modulationsvorganges einen zusätzlichen so bedeutet die Einführung der Modulation doch eine Personalbedarf im Freistaat Thüringen von etwa der wichtigsten agrarpolitischen Weichenstellungen. 20 Verwaltungsbeamten ergeben. Das hätte zur Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregie- Folge, dass von 1 DM, die im Rahmen der Modulation rung entspricht diesen Vorgaben aber nicht. Er umgeschichtet wird, etwa 0,80 DM für den Verwal- kommt zur falschen Zeit, ist nicht in ein Gesamtkon- tungsaufwand eingesetzt werden müssten. Meine zept integriert und führt zu einem solch hohen Ver- Kolleginnen und Kollegen haben mir in Gesprächen waltungsaufwand, dass das angestrebte Ergebnis in am Rande der letzten Agrarministerkonferenz von eine ineffektive Förderung von Agrarumweltmaßnah- ähnlichen Berechnungen und Ergebnissen aus ihren men umschlägt. Ländern berichtet. Ich brauche nicht zu betonen, dass die Effizienz eines solchen Förderprogramms so ge- (D) (B) Erstens. Der Gesetzentwurf wirkt sich mindernd auf ring ist, dass es die Evaluierung, die wir bei Landes- die Einkommen der Bauern ab 2003 aus, ohne dass programmen stets durchführen, nicht überstehen klar ist, welche Auswirkungen die Halbzeitbilanz der würde. Es ist kontraproduktiv, in einer Zeit, in der EU-Kommission zur Agenda 2000, die 2003 vorliegen äußerste Anstrengungen zur Effizienzsteigerung der wird, auf die Modulation haben wird. Sollte der Ge- Verwaltungen unternommen werden, ein derartig in- setzesvorschlag der Bundesregierung in Kraft treten, effizientes Programm aufzulegen. hätte dies bereits jetzt erkennbar Novellierungsbe- darf im übernächsten Jahr zur Folge, verbunden mit Allein aus den vorgetragenen Argumenten ergibt Planungsunsicherheit für die Betroffenen und Fragen sich unsere Ablehnung des Gesetzesvorschlages der der Diskontinuität. Bundesregierung, wie es auch in unserem Plenaran- trag formuliert ist. – Herzlichen Dank. Zweitens. Bis jetzt stellt die Vorlage der Bundesre- gierung einen Gesetzentwurf zur Einkommensredu- zierung dar. Es gibt kein fachliches Konzept, aus dem Präsident Kurt Beck: Vielen Dank, Herr Minister! erkennbar würde, in welchem Umfang und für wel- Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekretär che Agrarumweltprogramme die umgeschichteten Berninger (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Mittel eingesetzt werden könnten. Es ist noch nicht Ernährung und Landwirtschaft). einmal klar, wie auf deutscher Seite der Einsatz der umgeschichteten Gelder mitfinanziert werden soll. In den Diskussionen haben einige Länder erklärt, dass Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär bei der auf Grund ihrer Haushaltsmöglichkeiten nur eine Ko- Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung finanzierung durch den Bund in Betracht komme. und Landwirtschaft: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Über das Landwirtschaftsgesetz ließ sich Besonders deutlich wird die Konzeptionslosigkeit hier sehr schön diskutieren: Alle sind sich einig; aber daran, dass Länder, die bereits bisher in großem Um- wenn es konkret wird, gerät die Diskussion in ein fang Agrarumweltmaßnahmen durchgeführt haben, etwas anderes Fahrwasser. Das merken wir auch bei durch diese finanzielle Transaktion benachteiligt wür- dem anstehenden Thema. den. Die EU-Regeln lassen es nicht zu, dass in der Umsetzung befindliche Programme durch im Rahmen Uns geht es darum, dass die Art und Weise der Fi- der Modulation umgeschichtete Mittel verstärkt wer- nanzierung der Agrarpolitik in Europa geändert wird. den. Was ist die Folge? Länder, die bisher Agrarum- Wir wollen die erste Säule der Agrarpolitik, die auf weltmaßnahmen in ungenügendem Umfang durchge- Preisausgleichszahlungen des Jahres 1992 beruht, führt haben, erhalten Geld von Ländern, die wegen Schritt für Schritt reformieren und die dafür vorgese- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 477 Parl. Staatssekretär Matthias Berninger (A) henen Mittel in die zweite Säule – Politik für den Nun gibt es Streit unter den Ländern, welchen An- (C) ländlichen Raum, tiergerechte Landwirtschaft, Ver- teil an der Finanzierung der Bund einerseits und die besserung des Umweltschutzes – umverteilen. Dabei Länder andererseits zu übernehmen haben. Der Bund kommt als zweiter Faktor eine staatliche Kofinanzie- ist wie bei der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung rung hinzu. Im Westen muss man für jede Mark, die der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ bereit, dann moduliert wird, eine zusätzliche Mark aufbrin- 60 % zu übernehmen. Die Länder fordern vom Bund – gen, in den neuen Ländern entsprechend den Förder- aus ihrem Interesse verständlich –, mehr zu überneh- kriterien der Europäischen Union etwas weniger. men. Ich möchte auf Folgendes hinweisen: Der Streit- Unter dem Strich wird dadurch für den Agrarbereich wert, über den wir uns unterhalten, beträgt 24 Millio- und den ländlichen Raum zusätzliches Geld mobili- nen DM für alle Länder. Dieser Betrag käme der siert, das genau dort eingesetzt werden kann, wo der Landwirtschaft aber zusätzlich zugute, er flösse in Bedarf an Veränderung am größten ist. Maßnahmen, die in vielen Ländern bisher noch nicht ausreichend berücksichtigt werden. In Anbetracht Nun ist gesagt worden, der Zeitpunkt für die Re- des Streitwertes bin ich sehr optimistisch, dass wir ge- form sei falsch gewählt, und es wurde auf die BSE- meinsam eine Lösung finden. Wir haben bewusst den Krise hingewiesen. Ich frage Sie: Wann, wenn nicht Weg gewählt, die Modulation gemeinsam mit dem jetzt, vor Beginn der EU-Osterweiterung, da ohnehin Bundesrat zu beschließen, wiewohl es die Option des über die europäische Finanzstruktur diskutiert wird, Alleingangs des Bundes gegeben hätte. da sich der Agrarbereich in einer strukturellen Krise befindet, wäre es mehr berechtigt, in diesen Bereich Es ist gesagt worden, die Frage der Verwendung Steuergelder in beträchtlicher Höhe zu lenken? der Modulationsmittel sei noch nicht ausreichend be- antwortet. Hierzu hat eine intensive Beratung auch Der zweite Punkt, der angesprochen wurde, betrifft auf Fachebene mit den Ländern stattgefunden. Der die Einkommenssituation der Landwirte. In dieser PLANAK wird sich im Oktober wieder mit dieser Hinsicht kann ich nicht verstehen, dass man den jetzi- Frage befassen. gen Zeitpunkt nicht für günstig hält. Wir haben im Bereich der Bullenmast durch die BSE-Krise selbst- Problematisch ist, dass laut EU neue Maßnahmen verständlich Probleme. Aber angesichts der Ertragssi- zu finanzieren sind und dass es einen Flickenteppich tuation in der Landwirtschaft, der Situation im Milch- von Maßnahmen in den Ländern gibt. Deswegen bereich und der Raps- und Getreideernte müssen Sie schreiben wir ihnen kein enges Korsett vor. Wie auf doch zugeben, dass die Betriebe die Modulation in der Ebene der Fachleute deutlich geworden ist, wird der Form, wie wir sie vorschlagen – ein Vorschlag mit es ausreichende Maßnahmen geben, die wir mit den Augenmaß –, durchaus verkraften können. Modulationsmitteln finanzieren können: erweiterte (B) Fruchtfolgen, Belohnung, wenn in tiergerechte Hal- (D) Es ist darauf hingewiesen worden, dass die Bundes- tungsformen investiert wird, weil der Arbeitsaufwand regierung einen möglichst breiten Konsens der Län- höher ist. der erreichen möchte. Kleinstrukturierte Landwirt- Wir müssen weder heute noch morgen eine Lösung schaft, wie wir sie in Bayern haben, soll ebenso finden, da die Länder Wert darauf gelegt haben, dass berücksichtigt werden wie großflächige Strukturen, wir nicht im Jahre 2002, sondern erst im Jahre 2003 wie sie in Mecklenburg-Vorpommern zu finden sind. mit der Reform beginnen. Deswegen, Herr Minister Wir wollen eine Freigrenze einführen und dafür sor- Sklenar, sind wir sehr optimistisch, zu einer gemein- gen, dass gerade kleine Betriebsstrukturen nicht von samen Lösung zu kommen. Wir sind auch optimis- Einsparungen betroffen sind. tisch, dass auf der Ebene der Europäischen Union ent- Meine Damen und Herren, Sie wissen, dass der sprechende Vorschläge akzeptiert werden. Preis, den man dafür zahlt, höherer Verwaltungsauf- (Vorsitz: Amtierender Präsident wand ist. Wir hätten uns gemeinsam mit Ihnen auch Dr. Willfried Maier) auf einen anderen Vorschlag eingelassen; aber das ist nun einmal der Punkt, den man auf der Schattenseite Eine letzte Bemerkung zum Zeitpunkt! Wir sind der berücksichtigen muss. Ob der Verwaltungsaufwand Meinung, dass sich die Deutschen mit dem Modulati- so hoch ist, wie Sie es hier angedeutet haben, Herr onsvorschlag gemeinsam mit anderen europäischen Minister Sklenar, wird im Rahmen der weiteren Bera- Ländern an die Spitze der Diskussion stellen sollten. tungen zu prüfen sein. Wir haben von einigen Län- Wir laufen sonst Gefahr, dass im Zuge der Osterweite- dern andere Berechnungsgrundlagen bekommen. rung der Europäischen Union Mittel nicht innerhalb Ich denke, am Ende des Tages werden wir uns einig der Landwirtschaft zu Gunsten der ländlichen Räume sein, dass es Ziel dieser Reform sein muss, dass umverteilt werden, sondern verloren gehen. Deswe- die Mittel tatsächlich bei den Landwirtinnen und gen wollen wir hier einen klaren Akzent setzen. Ich Landwirten ankommen, die im Tier- und Umwelt- hoffe, dass die Länder in ihrer Mehrheit am Ende mit schutz zusätzliche Leistungen erbringen. uns gemeinsam einen guten Kompromiss finden, der diese Umschichtung in der Europäischen Union er- Bund und Länder haben auf der Agrar- und Um- möglicht. – Vielen Dank. weltministerkonferenz am 13. Juni 2001 in folgenden Grundsatzbeschluss gefasst: Die Modulati- Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke on ist grundsätzlich ein geeignetes Instrument zur schön! Umschichtung von EU-Finanzmitteln. – Daran sollten wir uns in dieser Diskussion erinnern. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. 478 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Eine Erklärung zu Protokoll*) hat Minister Köberle Ich rufe Tagesordnungspunkt 36 auf: (C) (Baden-Württemberg) abgegeben. Entwurf eines Gesetzes zur Regelung von öf- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen fentlichen Angeboten zum Erwerb von Wert- der Ausschüsse in Drucksache 614/1/01 sowie Anträ- papieren und von Unternehmensübernahmen ge mehrerer Länder in Drucksachen 614/2 bis 9/01 (Drucksache 574/01) vor. Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir beginnen mit dem 4-Länder-Antrag in Drucksa- Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen Ihnen che 614/9/01, bei dessen Annahme die weiteren Lan- die Ausschussempfehlungen in Drucksache 574/1/01 desanträge und die Ausschussempfehlungen entfal- vor. len. Bitte Handzeichen für den 4-Länder-Antrag! – Das ist eine Minderheit. Zunächst das Handzeichen für Ziffer 1! – Minder- heit. Wir fahren fort mit dem Antrag Bayerns in Drucksa- che 614/5/01. Wer ist dafür? – Das ist ebenfalls eine Nun die Ziffern 2 bis 9 gemeinsam! Handzeichen Minderheit. bitte! – Mehrheit. Wir kommen zum Antrag Bayerns in Drucksache Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- 614/6/01. Wer dafür ist, Handzeichen bitte! – Wiede- men. rum eine Minderheit. Tagesordnungspunkt 37: Dann bitte Handzeichen zu Ziffer 1 der Ausschuss- empfehlungen! – Das ist die Mehrheit. Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Statistik im Produzierenden Gewerbe und zur Wir kommen zum Antrag Bayerns in Drucksache Änderung des Gesetzes über Kostenstruktur- 614/8/01. Wer ist dafür? – Das ist eine Minderheit. statistik (Drucksache 594/01) Jetzt zum Antrag Bayerns in Drucksache 614/7/01! Wortmeldungen liegen nicht vor. – Minderheit. Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen Ihnen Nun zum Antrag Baden-Württembergs in Drucksa- die Ausschussempfehlungen in Drucksache 594/1/01 che 614/2/01! Wer dafür ist, Handzeichen bitte! – vor. Minderheit. Zunächst das Handzeichen für Ziffer 1! – Mehrheit. Weiter mit Ziffer 4 der Ausschussempfehlungen! Handzeichen bitte! – Mehrheit. Nun die Ziffern 2 bis 7 gemeinsam! Handzeichen bitte! – Mehrheit. (B) Damit entfallen der Antrag Schleswig-Holsteins in (D) Drucksache 614/4/01 und der Antrag Niedersachsens Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- in Drucksache 614/3/01. men. Aus den Ausschussempfehlungen rufe ich zur wei- Punkt 38 a) und b): teren Einzelabstimmung auf: a) Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung Ziffer 5! – Minderheit. des Postumwandlungsgesetzes (Drucksache 595/01) Ziffer 7! – Minderheit. b) Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung Ziffer 10! – Mehrheit. des Postgesetzes (Drucksache 645/01) Wir stimmen nun über alle noch nicht erledigten Dazu liegt eine Wortmeldung von Herrn Staatsminis- Ziffern der Ausschussempfehlungen ab. Wer ist ter Posch (Hessen) vor . dafür? – Mehrheit. Damit hat der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf ent- Dieter Posch (Hessen): Herr Präsident! Meine sehr sprechend Stellung genommen. verehrten Damen und Herren! Das Thema „Postpoli- Ich rufe Tagesordnungspunkt 33 auf: tik“ war bereits in der letzten Sitzung vor der Som- merpause Gegenstand der Beratungen in diesem Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung Hause. Seinerzeit hat unsere stellvertretende Minis- des Fleischhygienegesetzes (Drucksache terpräsidentin, Frau Wagner, auf die grundsätzliche 630/01) Bedeutung hingewiesen, die die Hessische Landesre- Wortmeldungen liegen nicht vor. gierung den Fragen der Postliberalisierung und der Postprivatisierung beimisst. Die Ausschussempfehlungen liegen Ihnen in Drucksache 630/1/01 vor. Ich rufe auf: Ihre damalige Einschätzung, dass die Bundesregie- Ziffer 1! Handzeichen bitte! – Mehrheit. rung kurzfristig weitere Gesetzentwürfe einbringen werde, ohne ein Gesamtkonzept vorzulegen, hat sich Jetzt Ziffern 2 bis 6 gemeinsam! – Mehrheit. leider bestätigt. Dies war abzusehen; denn es ist zu Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- vermuten, dass die Entwürfe – ich schließe die Zweite men. Novellierung des Postgesetzes ein – schon damals in den Schubladen der Bundesregierung lagen. Demge- *) Anlage 16 genüber hätte ich es für zweckmäßig erachtet, wenn Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 479 Dieter Posch (Hessen) (A) die Bundesregierung an Stelle einer Postreform in damit nur die Kasse des Bundesfinanzministers auf- (C) Teilschritten – quasi in Scheibchenform – ein abge- bessert; denn mit der Erhaltung des Monopols speku- schlossenes, abgerundetes Gesetzespaket auf den liert sie auf einen hohen Verkaufserlös. Weg gebracht hätte, das alle relevanten postpoliti- Meine Damen und Herren, spätestens jetzt besteht schen Regelungen enthält. Der jetzige Zustand ist un- die Chance, ordnungspolitisch die richtigen Weichen befriedigend und zeigt, dass die Bundesregierung zu zu stellen. Wir sollten konsequenterweise nicht auf einer umfassenden Lösung nicht fähig ist oder nicht halbem Weg stehen bleiben, sondern weitere Libera- daran interessiert ist. lisierungsschritte gehen. Wir sollten daher die Zu- Im Gegensatz zu unserer Beratung vor der Som- stimmung zum Gesetzentwurf zur Änderung des Post- merpause, in der es ausschließlich um die Verlänge- umwandlungsgesetzes von ersten Ansätzen zu einer rung der Exklusivlizenz ging, ist bei den vorliegenden wirklichen Liberalisierung abhängig machen. Hierfür Gesetzentwürfen die Zustimmungspflicht des Bun- bieten sich viele Möglichkeiten, die in dem Ihnen vor- desrates unstrittig. Für den Bundesrat ergibt sich liegenden Antrag des Landes Hessen angesprochen somit eine andere Ausgangslage, bei der Weiterent- werden. wicklung der Poststrukturen in der Bundesrepublik Erstens sollte das Monopol zeitlich eingeschränkt Deutschland mitzuentscheiden. Dieser gesteigerten werden, damit für die potenziellen Wettbewerber Mitverantwortung sollten wir auch entsprechenden substanzielle Investitionsanreize geschaffen werden. Nachdruck verleihen. Wer jetzt um fünf weitere Jahre verlängert, will den Wettbewerb grundsätzlich nicht; denn die Markt- Dabei lautet die zentrale ordnungspolitische Frage: strukturen werden sich zu Lasten der Wettbewerber Soll es eine Privatisierung der Deutschen Post AG auf weiter verfestigen. Nach Ablauf dieser Frist ist die dem gegenwärtigen Stand der Postverfassung mit einem extrem hohen Monopolisierungsgrad im Brief- Markteintrittsbarriere so hoch, dass sie einen breiten bereich geben, oder benötigen wir zunächst weitere Wettbewerb ausschließt, zumindest erschwert. Liberalisierungsschritte? Insofern möchte ich noch Zweitens. Von entscheidender Bedeutung wird es einmal nachdrücklich auf den anderen postpoliti- sein, die Exklusivlizenz inhaltlich einzuschränken, schen Tagesordnungspunkt, die Zweite Novellierung damit ausreichendes Potenzial für die Geschäftstätig- des Postgesetzes, hinweisen. Beide Gesetzesvorhaben keit von Wettbewerbern vorhanden ist. Es kann nicht sind im Prinzip gemeinsam zu betrachten und ge- angehen, dass Wettbewerber überwiegend auf die meinsam zu entscheiden. eng begrenzte Nische der höherwertigen Dienstleis- tungen angewiesen sind, um ihre Tätigkeit aufneh- Selbstverständlich ist die Privatisierung ein richti- men zu können. Hierbei ist insbesondere an eine (B) ger Schritt zu einer liberalen und wettbewerbsorien- deutliche Absenkung der Gewichtsgrenze zu den- (D) tierten Struktur auf dem Postmarkt. Dies ist völlig un- ken, wie sie etwa die EU-Kommission vorgesehen bestritten. Aber es stellt sich die entscheidende Frage, hatte. Vor allem aber die Freigabe der adressierten welche Voraussetzungen für eine Privatisierung er- Werbesendungen, der so genannten Infopost und der füllt sein müssen, damit das Gesamtgefüge nicht in Kataloge, wäre ein wichtiger Schritt. Dieser Postsek- einen ordnungspolitischen Schlingerkurs verfällt. tor ist sowohl aus der Sicht der Wettbewerber als auch Hierzu vertritt die Hessische Landesregierung nach- aus der Sicht der Kunden von besonderem Interesse; drücklich die Auffassung, dass eine stärkere Liberali- hier gibt es noch Zuwachsraten. sierung des Marktes der erste Schritt sein muss, dem Drittens sollte überlegt werden, ob man neue Li- dann die Privatisierung folgen kann. Genau diesen zenzklassen schaffen könnte, indem man beispiels- Weg aber geht die Bundesregierung nicht. Sie hat dem weise den Wettbewerbern generell das Einsammeln Bundesrat vielmehr neben dem Änderungsgesetz zum von Post und die Aufgabe bei der Deutschen Post AG Postumwandlungsgesetz, mit dem der Bund seine Ka- ermöglicht. Auch hier entstehen neue Geschäftsfelder. pitalmehrheit an der Deutschen Post AG aufgeben kann, ein schlankes, aber fast nichtssagendes Zweites Nach alledem müsste es auch für den Bundes- Änderungsgesetz zum Postgesetz vorgelegt. Dieses finanzminister überdenkenswert sein, die fiskalischen enthält lediglich technische Anpassungen zur ersten Interessen mit denen der Wettbewerbsordnung abzu- Novellierung und ignoriert die geänderten Anforde- gleichen. Nicht umsonst sieht das Grundgesetz den rungen am Postmarkt. Wettbewerb im Postbereich zwingend vor. Darüber hinaus gibt es aus hessischer Sicht durch- Lassen Sie mich in aller Deutlichkeit sagen: Es ist aus weiteren Bewegungsspielraum, etwa bei der ordnungspolitisch verfehlt, wenn ein bestehendes Preisregulierung bei Massenpost, der Verwendung staatliches Monopol mit über 98 % Marktanteil im von Postwertzeichen und der Filialstruktur. Sie finden Briefbereich einem privaten Unternehmen mit breiter diese Überlegungen in den Prüfbitten, die der hessi- Aktienstreuung und mit Börsennotierung am Dax sche Antrag auf Änderung des Postgesetzes enthält. übertragen wird. Man ersetzt dadurch ein staatliches Monopol durch ein privates – aber es bleibt ein Mo- Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich der nopol. Die aus einem staatliches Monopol erzielten Bundeswirtschaftsminister – nicht in allen, aber mögli- Gewinne werden privatisiert. Ich sage sogar: Es sind cherweise in einigen Fragen – den hessischen Vorstel- wegen überhöhter Briefentgelte auch überhöhte lungen annähert. Ich appelliere deswegen bewusst an Gewinne. Das kann nicht in Ordnung sein. Ebenso dieses Haus: Nutzen wir unseren Spielraum zum wenig ist es in Ordnung, dass die Bundesregierung Wohle der Postkunden und der Wettbewerber! Aus 480 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Dieter Posch (Hessen) (A) guten Gründen hat der Gesetzgeber für die Aufgabe Ziffer 7! – Mehrheit. (C) der Kapitalmehrheit des Bundes an der Deutschen Ziffer 8! – Mehrheit. Post AG die Hürde der Zustimmungspflicht des Bun- desrates vorgesehen. Ziffer 9! – Mehrheit. Stimmen Sie also den Anträgen Hessens sowohl Ziffer 10! – Mehrheit. zum Gesetzentwurf zur Änderung des Postumwand- Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- lungsgesetzes als auch zur zweiten Novellierung des men. Postgesetzes zu! Lassen Sie uns dann im Zuge der Be- ratungen des Deutschen Bundestages ein Paket Tagesordnungspunkt 40: schnüren, das den Interessen aller Beteiligten ange- Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von messen Rechnung trägt und die Anrufung des Ver- Steuerverkürzungen bei der Umsatzsteuer und mittlungsausschusses vermeidet! – Herzlichen Dank. anderen Steuern (Steuerverkürzungsbekämp- fungsgesetz – StVBG) (Drucksache 637/01) Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Wir kom- Wortmeldungen liegen vor, nämlich von Herrn men zur Abstimmung. Staatsminister Mittler (Rheinland-Pfalz) und Frau Par- Zu Tagesordnungspunkt 38 a) empfehlen die Aus- lamentarischer Staatssekretärin Dr. Hendricks (Bun- schüsse, gegen den Gesetzentwurf keine Einwendun- desministerium für Finanzen). gen zu erheben. Es liegt Ihnen jedoch ein 3-Länder- Antrag in Drucksache 595/1/01 vor. Gernot Mittler (Rheinland-Pfalz): Herr Präsident! Wir beginnen mit der Abstimmung über den Län- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der vorlie- derantrag. Wer stimmt zu? – Das ist eine Minderheit. gende Entwurf eines Steuerverkürzungsbekämp- fungsgesetzes geht auf eine Initiative der Finanzmi- Stimmen wir nun darüber ab, gegen den Gesetzent- nister der Länder zurück. In einer gemeinsamen wurf keine Einwendungen zu erheben! Wer dafür ist, Arbeitsgruppe von Bund und Ländern wurden die den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehr- Maßnahmen erörtert, die nun Gegenstand des Gesetz- heit. entwurfs sind. Damit hat der Bundesrat beschlossen, zu Drucksa- Ausgangspunkt war die Feststellung: Bei der Um- che 595/01 keine Einwendungen zu erheben. satzsteuer entgehen dem Staat Steuereinnahmen auf Zu Tagesordnungspunkt 38 b) liegen Ihnen die Grund von Manipulationen und betrügerischen Ma- Ausschussempfehlungen in Drucksache 645/1/01 chenschaften, durch Nichterklärung, verkürzte Er- (B) sowie ein Landesantrag Hessens in Drucksache klärung und Vorsteuererschleichungen in hohen (D) 645/2/01 vor. zweistelligen Milliardenbeträgen nicht zuletzt im grenzüberschreitenden Verkehr. Eine typische Er- Wir beginnen mit den Ausschussempfehlungen. scheinungsform des Umsatzsteuerbetrugs im grenz- Wer stimmt Ziffer 1 zu? Bitte das Handzeichen! – überschreitenden Verkehr sind die so genannten Ka- Mehrheit. russellgeschäfte. Wer für Ziffer 2 ist, den bitte ich um das Handzei- Vor diesem Hintergrund ist es gut, dass der Gesetz- chen. – Mehrheit. entwurf heute eine breite Mehrheit findet. Allerdings haben wir es nicht mit einem isolierten deutschen Nun zum Landesantrag! Wer stimmt zu? – Minder- Problem zu tun. Vielmehr haben alle Staaten der Eu- heit. ropäischen Union unter dem Steuerbetrug zu leiden. Somit hat der Bundesrat zu Drucksache 645/01 ent- Von daher muss insbesondere die Europäische Kom- sprechend Stellung genommen. mission an der Lösung des Problems, zumindest an seiner Verkleinerung elementares Interesse haben. Wir kommen zu Punkt 39: So notwendig das Gesetz und so wichtig die damit Entwurf eines Gesetzes über die integrier- geschaffenen Handlungsmöglichkeiten auch sind, sie te Finanzdienstleistungsaufsicht (Drucksache werden nicht ausreichen, das Problem, dem wir uns 636/01) gegenübersehen, in seiner vollen Dramatik zu be- Wortmeldungen liegen nicht vor. herrschen. Wir brauchen vielmehr einen Ansatz, der über das heute zu Beschließende hinausreicht, der Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen die das Problem an der Wurzel fasst. Das Problem ist das Ausschussempfehlungen in Drucksache 636/1/01 vor. geltende Mehrwertsteuersystem selbst, das den Um- Das Handzeichen bitte für: satzsteuerbetrug begünstigt. Ziffer 1! – Mehrheit. Kern des in Deutschland seit 1968 geltenden Mehr- Ziffer 2! – Mehrheit. wertsteuerrechts ist die Allphasenbesteuerung. Auf jeder Lieferstufe wird die Mehrwertsteuer berechnet: Ziffer 3! – Mehrheit. vom Vorlieferanten an den Hersteller, vom Hersteller Ziffer 4! – Mehrheit. an den Großhandel, vom Großhandel an den Einzel- handel. Möglicherweise kommen weitere Handels- Ziffer 5! – Mehrheit. und Lieferstufen hinzu. Jeder Lieferant berechnet die Ziffer 6! – Minderheit. Mehrwertsteuer, jeder Belieferte erwirbt den Vor- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 481 Gernot Mittler (Rheinland-Pfalz) (A) steuererstattungsanspruch. Es entsteht ein gewaltiger Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf gehen wir (C) Finanztransfer zwischen den Unternehmen und zwi- einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung der Umsatz- schen den Unternehmen und dem Fiskus. Das ganze steuerkriminalität. Aber er reicht nicht aus, weil die Spiel bleibt, solange es sich zwischen umsatzsteuer- Bekämpfung der Umsatzsteuerkriminalität auf admi- pflichtigen Unternehmern vollzieht, ein Nullsummen- nistrativem Wege allein nicht gelingen kann. Daher spiel. Erst auf der Endstufe, wenn die Lieferung oder muss alsbald ein weiterer Schritt folgen. Denn noch Leistung den Endverbraucher erreicht, der nicht vor- wichtiger als die Bekämpfung der Folgen der Krimi- steuerabzugsberechtigt ist, verbleibt die Zahlung nalität ist die Beseitigung ihrer Ursachen. Wir brau- beim Fiskus. Insoweit war die Mehrwertsteuer schon chen eine deutliche Reduzierung der Betrugspoten- immer eine Einzelhandelssteuer. ziale. Was die Größenordnung angeht: Im Jahr 1998 Die Bundesregierung ist aufgefordert, dieses Pro- betrug die in Deutschland fakturierte Mehrwertsteuer jekt, zu dem Rheinland-Pfalz einen konkreten Vor- etwas mehr als 1 Billion DM. Nach Auskehrung der schlag auf den Tisch gelegt hat, im Einvernehmen mit von den Unternehmen geltend gemachten Vorsteuer- der Wirtschaft, die es im Übrigen vom Grundsatz her beträge verblieben dem Staat letztlich rund 250 Milli- begrüßt, auf europäischer Ebene mit hoher Priorität arden DM. Drei Viertel des Gesamtvolumens waren zu betreiben. Wir brauchen die systematische Fortent- lediglich durchlaufende Posten. 1968, bei Einführung wicklung des Mehrwertsteuerrechts im Hinblick auf des Systems, betrug das Mehrwertsteueraufkommen die Stabilität des Steueraufkommens in einem wirkli- in Deutschland 27 Milliarden DM. In diesem Jahr chen europäischen Binnenmarkt. – Vielen Dank. werden es rund 280 Milliarden DM sein; das ist mehr als eine Verzehnfachung. Die Größenordnung ist natürlich auch ein Hinweis auf das Betrugspoten- Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Frau zial. Hendricks. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass seit der Begründung des europäischen Binnenmarktes im Dr. Barbara Hendricks, Jahr 1993 bezüglich der Umsatzsteuer eine Über- Parl. Staatssekretärin beim gangsregelung geschaffen wurde, die nach einer Mit- Bundesminister der Finanzen: Herr Präsident! Meine teilung der Kommission vom Juni dieses Jahres – ich sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Mitt- zitiere – „kompliziert, betrugsanfällig und veraltet“ ler hat weit über das hinausgewiesen, was wir in den ist. In der Tat haben wir aus den Umsatzsteuerprüfun- Niederungen des heutigen Tages zu behandeln gen der Länder Beweise dafür, dass die Betrugsanfäl- haben, nämlich das Gesetz zur Bekämpfung des Um- ligkeit insbesondere im grenzüberschreitenden Ver- satzsteuerbetruges. Ich bin dem Herrn Kollegen dankbar dafür, dass er für die Länder – der Entwurf (B) kehr zu gigantischen Steuerausfällen führt. Und nicht (D) geht in der Tat auf eine Initiative der Länder zurück – zuletzt: Bei allen Insolvenzen ist der Staat durch gesagt hat, das Gesetzgebungsverfahren werde ein- Mehrwertsteuerverluste der Leidtragende – je größer vernehmlich durchgeführt. Ich darf mich daher heute sie sind, umso stärker. kurz fassen und für diejenigen unter uns, die mit Fi- Das geltende Allphasensystem ist auch europaun- nanzpolitik nicht so sehr vertraut sind, nur die Punkte freundlich. Unter den Bedingungen des geltenden aufzählen, die wir im ersten Schritt zu regeln geden- Rechts wird der europäische Binnenmarkt aus um- ken. satzsteuerlicher Sicht immer ein Torso bleiben, weil Herr Kollege Mittler hat zu Recht darauf hinge- im Hinblick auf den Umfang des zwischenstaatlichen wiesen: Eine grundsätzliche Änderung der Mehr- Clearing-Verfahrens, das notwendig wäre, und des wertsteuer ist natürlich nur im europäischen Einver- Clearing-Volumens schon aus Haushaltsgründen kein nehmen möglich. Das heißt nicht, dass sich die Staat den Übergang zum Ursprungslandprinzip ak- Bundesregierung dieser Frage nicht annehmen will. zeptieren wird. Dieses innerstaatliche Ausgleichsvo- Nur, erst müssen wir die Alltagsarbeit erledigen. Es lumen hätte aktuell eine Größenordnung von rund wird sicherlich eine geraume Zeit in Anspruch neh- 500 Milliarden DM jährlich. Deutschland als größte men, bis sie auf der europäischen Ebene durchset- Exportnation wäre daran mit rund 180 Milliarden DM zungsfähig ist. Aber wir wollen uns selbstverständlich beteiligt. darum bemühen. Wir brauchen aus all diesen Gründen ein System, Was wir heute zu regeln haben, will ich Ihnen nur das auf der Hersteller- und Handelsstufe auf die Be- stichwortartig nennen: die Abgabe monatlicher Vor- rechnung von Mehrwertsteuer verzichtet. Dies be- anmeldungen bei Neugründungen von Unternehmen, deutete nicht nur eine große Steuervereinfachung für die Vorsteuererstattung gegen freiwillige Sicherheits- Unternehmer und Finanzverwaltung, weil Millionen leistung, die Haftung für schuldhaft nicht abgeführte von Buchungen und Zahlungsvorgängen unterblei- Steuer, die allgemeine Nachschau für die Umsatz- ben könnten. Es machte die Finanztransfers zum steuer, den Wegfall der Anhörung vor Weitergabe von weitaus größten Teil überflüssig und wäre außerdem Informationen ins Ausland, die Meldung von Neu- europafreundlich, weil es dem Übergang zum Ur- gründungen beim Finanzamt sowie einige Verfah- sprungslandprinzip nicht länger im Wege stünde. Vor rensfragen, z. B. die Hinzuziehung von Bediensteten allem aber: Es wäre weniger betrugsanfällig. Denn anderer Mitgliedstaaten. Dies alles wird uns helfen. wo Mehrwertsteuer nicht berechnet wird, kann Vor- steuer auch nicht geltend gemacht und nicht erschli- Das Gesetzgebungsvorhaben scheint nach Äuße- chen werden. rungen in der vorgestrigen Debatte im Deutschen 482 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Parl. Staatssekretärin Barbara Hendricks (A) Bundestag nicht unumstritten zu sein. Umso dankba- ten Endes geht es uns darum, dass wir dem Mittel- (C) rer bin ich dafür, dass die fachkundigen Länderkolle- stand die gleichen Möglichkeiten für Umstrukturie- gen alle an unserer Seite sind. – Herzlichen Dank. rungen geben, wie sie die großen Körperschaften, die Kapitalgesellschaften, bereits haben, ohne dadurch steuerliche Nachteile zu erleiden. Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke Es geht uns z. B. um die Ausgliederung von Sonder- schön! betriebsvermögen, um die Übertragung stiller Reser- Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor: ven zwischen Schwestergesellschaften, um die Rück- kehr zu den alten Realteilungsgrundsätzen, um die Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen vor: siebenjährige Behaltefrist, von der wir meinen, dass die Ausschussempfehlungen in Drucksache 637/1/01 sie nicht notwendig ist, und vor allen Dingen darum, und Landesanträge in Drucksachen 637/2 bis 4/01. die Generationennachfolge in mittelständischen Un- Aus der Ausschussdrucksache 637/1/01 rufe ich zur ternehmen steuerrechtlich zu erleichtern. Einzelabstimmung auf: Meine Damen und Herren, das klingt sehr tech- Ziffer 2! – Minderheit. nisch, ist aber für den Mittelstand von großer Bedeu- tung. Deswegen bitte ich Sie um Ihre Zustimmung. Ziffer 3! – Mehrheit. Antrag des Landes Hessen in Drucksache 637/2/01! – Minderheit. Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke schön! Ziffer 6 der Ausschussempfehlungen! – Minderheit. Frau Parlamentarische Staatssekretärin. Antrag des Landes Hessen in Drucksache 637/3/01! – Minderheit. Ziffer 7 der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen: Herr Präsident, meine Ziffer 8 der Ausschussempfehlungen! – Minderheit. Damen und Herren! Ich kann es auch kurz machen; Ziffer 10! – Mehrheit. ich will Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen. Wir befinden uns noch am Beginn des parlamentari- Ziffer 11! – Mehrheit. schen Verfahrens. Ziffer 12! – Mehrheit. Nach unserer Auffassung ist der Gesetzentwurf Nun der Antrag des Landes Hessen in Drucksache ausgewogen. Er berücksichtigt sowohl die Interessen (B) 637/4/01! – Minderheit. der Wirtschaft an einer stärkeren Flexibilisierung des (D) Unternehmensteuerrechts als auch die Interessen der Ziffer 13 der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Länder und Kommunen und natürlich des Bundes an Jetzt das Handzeichen für die noch nicht erledigten der Sicherung des Steueraufkommens. Diese beiden Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Gedanken werden uns im Gesetzgebungsverfahren leiten müssen. Die Anträge von Baden-Württemberg Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- und anderen werden wir auch unter diesen Gesichts- men. punkten beurteilen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 41: Ich möchte meine Rede im Übrigen ebenfalls zu Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung Protokoll*) geben. – Herzlichen Dank. des Unternehmenssteuerrechts (Unterneh- menssteuerfortentwicklungsgesetz – UntStFG) (Drucksache 638/01) Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke schön! Es liegen Wortmeldungen von Herrn Minister Stratthaus (Baden-Württemberg) und von Frau Parla- Eine Erklärung zu Protokoll**) gibt ferner Herr mentarischer Staatssekretärin Dr. Hendricks (Bundes- Staatsminister Zuber (Rheinland-Pfalz). – Weitere ministerium der Finanzen) vor. Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen vor: Gerhard Stratthaus (Baden-Württemberg): Herr die Ausschussempfehlungen in Drucksache 638/1/01 Präsident, meine Damen und Herren! Zu dem sehr und Landesanträge in Drucksachen 638/2 bis 6/01. komplizierten Unternehmenssteuerfortentwicklungs- gesetz haben wir einige Anträge gestellt. Ich habe Aus der Ausschussdrucksache 638/1/01 rufe ich zur auch eine wohlformulierte Rede dabei, die ich aller- Einzelabstimmung auf: dings zu Protokoll*) gebe. Ich möchte nur wenige Ziffer 2! – Mehrheit. Sätze sagen. Unsere Anträge klingen sehr technisch, sind aber Antrag des Landes Baden-Württemberg in Drucksa- für den Mittelstand von besonderer Bedeutung. Letz- che 638/2/01! – Minderheit.

*) Anlage 18 *) Anlage 17 **) Anlage 19 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 483 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Dann Ziffer 3 der Ausschussempfehlungen! – Mehr- Deshalb reiht sich dieses Gesetzesvorhaben in die (C) heit. bruchstückhafte Einzelgesetzgebung der Bundesre- gierung ein. Eine solche Gesundheitspolitik ist nicht Antrag des Landes Baden-Württemberg in Drucksa- zukunftstauglich. Der von der Bundesregierung der- che 638/3/01! – Minderheit. zeit praktizierte Aktionismus mit einzelnen Repara- Antrag des Landes Baden-Württemberg in Drucksa- turgesetzen ist der falsche Weg. che 638/4/01! – Minderheit. Die Wettbewerbsprobleme in der GKV lassen sich Weiter mit der Ausschussdrucksache 638/1/01: dauerhaft und zufrieden stellend nur durch eine umfassende Strukturreform lösen. Diese muss insbe- ) Ziffer 8! – Mehrheit* . sondere das Organisations-, das Vertrags- und das Ziffer 9! – Mehrheit. Leistungsrecht einbeziehen. Statt ständig neuer Flick- schusterei sind Kontinuität und Verlässlichkeit er- Ziffer 10! – Mehrheit. forderlich. Eine portionierte Gesundheitspolitik Damit entfällt der Antrag von Rheinland-Pfalz in gefährdet nicht nur die Qualität der medizinischen Drucksache 638/5/01. Versorgung, sondern auch ihre Finanzierbarkeit. Dies dokumentieren sehr eindrücklich die bereits be- Ziffer 12 der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. schlossenen sowie die angekündigten und noch kom- Damit entfällt der Antrag Hessens in Drucksache menden Beitragssatzerhöhungen der Krankenkassen. 638/6/01. Ich möchte an die Zielsetzung des RSA erinnern. Ziffer 13 der Ausschussempfehlungen! – Minder- RSA bedeutet: Ausgleich der finanziellen Auswirkun- heit. gen der unterschiedlichen Risikostrukturen der Kran- kenkassen. Dadurch sollten eine gerechtere Beitrags- Ziffer 14! – Minderheit. belastung der Mitglieder erreicht und mögliche Nun bitte das Handzeichen für alle noch nicht erle- Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Kranken- kassen abgebaut werden. digten Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Somit ist der RSA im Augenblick noch ein zentraler Damit hat der Bundesrat, wie soeben festgelegt, Eckpfeiler einer neuen Wettbewerbsordnung. Aber Stellung genommen. nicht er allein, sondern eine umfassend auszugestal- Tagesordnungspunkt 42: tende Wettbewerbsordnung muss zu einer Verbesse- rung der Qualität und der Wirtschaftlichkeit der Ge- Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Risiko- sundheitsversorgung führen. strukturausgleichs in der gesetzlichen Kran- (B) kenversicherung (Drucksache 577/01) Im Grunde zeigt der uns vorliegende Gesetzentwurf (D) nur in einem Punkt, wie ein möglicherweise gerechte- Wortmeldungen liegen vor von Minister Dr. Repnik rer RSA erreicht werden kann, nämlich in Bezug auf (Baden-Württemberg), Staatsministerin Stewens (Bay- eine genauere Morbiditätsabbildung. Hierzu stellen ern) und Parlamentarischer Staatssekretärin Schaich- die Gutachter fest, dass sich der RSA grundsätzlich Walch (Bundesministerium für Gesundheit). Herr bewährt habe, aber wegen seiner nur indirekten Mor- Dr. Repnik. biditätskriterien immer noch Anreize zur Risikoselek- tion biete. Dr. Friedhelm Repnik (Baden-Württemberg): Herr Meine sehr verehrten Damen und Herren, dies mag Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! zutreffen. Es erstaunt mich aber, wie schnell man hier Die notwendige Neugestaltung des Risikostruktur- auf den Zug der „Morbiditätskomponente“ aufspringt ausgleichs in der gesetzlichen Krankenversicherung und wie wenig kritische Worte zu hören sind. Das steht seit langem im Brennpunkt der gesundheitspoli- mag mit der Kompliziertheit der Materie zusammen- tischen Diskussion. Die Zielsetzung des Gesetzent- hängen. Jedenfalls kann ich die allgemeine Begeiste- wurfs zur Reform des RSA hört sich zwar gut an – es rung angesichts der vielen ungelösten Fragen, mit heißt, die entsolidarisierenden Wettbewerbsverzer- denen wir es hier zu tun haben, nicht teilen. Die im rungen in der GKV sollen korrigiert, der Wettbewerb Gesetzentwurf vorgesehenen detaillierten Untersu- um eine bessere Qualität der medizinischen Versor- chungen zu einer stärkeren Morbiditätsorientierung gung soll gestärkt werden –, lässt sich nach meiner im künftigen RSA sind sinnvoll und richtig. Es ist da- Auffassung allein mit der geplanten Reform jedoch gegen falsch, die Morbiditätsorientierung bereits nicht erreichen. heute zwingend im Gesetz festzuschreiben. Ich befinde mich mit dieser Ansicht in guter Gesell- Wir dürfen den bei der Einführung des RSA ge- schaft mit den Verfassern des Gutachtens, das dem machten Fehler nicht ein zweites Mal begehen: Wir Gesetzentwurf zu Grunde liegt. Das Gutachten stellt dürfen nicht ein äußerst kompliziertes Verfahren ein- fest, dass jegliche Fortentwicklung des RSA im führen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Bereits Hinblick auf die Ausgestaltung der gesamten GKV- heute werden durch den RSA über 24 Milliarden DM Wettbewerbsordnung Stückwerk bleibt, solange der – das ist mehr als die Summe des Länderfinanzaus- Gesetzgeber den jenseits des RSA gebotenen Hand- gleichs – umverteilt, und das mit steigender Tendenz. lungsbedarf nicht angeht. Wir sollten daher die Ergebnisse der vorgesehenen Untersuchungen abwarten, bevor wir weitere Schritte mit erheblichen finanziellen Auswirkungen be- *) Siehe aber Seite 488 C schließen. 484 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Dr. Friedhelm Repnik (Baden-Württemberg) (A) Uns allen ist bekannt, dass wir in Deutschland zwar mittlerweile eine etwas eigenartige Gestalt angenom- (C) eine sehr gute, nicht aber unbedingt die qualitativ men: Er hat einen aufgeblähten Bauch, in dem ein Fi- beste Gesundheitsversorgung haben. Insoweit bin nanzvolumen von 24 Milliarden DM steckt, und oben auch ich der Meinung, dass eine Verbesserung der einen Januskopf bekommen. Qualität der medizinischen Versorgung angestrebt Die angenehme Seite des doppelgesichtigen Kopfes werden muss. Dies ist aber primär Aufgabe eines ist die ursprüngliche Intention des Risikostrukturaus- Wettbewerbs, dessen Ordnung erst noch zu schaffen gleichs; Kollege Repnik hat darauf hingewiesen. Der ist. Dazu müssen vor allem die Gestaltungsmöglich- RSA war als flankierende Maßnahme für den Wettbe- keiten der Krankenkassen im Vertrags- und Leis- werb in der gesetzlichen Krankenversicherung durch- tungsbereich deutlich verbessert werden. aus sinnvoll. Wissenschaft und Politik scheinen mit der Kombi- Weniger ansehnlich ist die andere Seite des Gesich- nation des RSA mit Disease-Management-Program- tes: Der Risikostrukturausgleich ist in seiner gegen- men das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Diese wärtigen Ausgestaltung ein reines Umverteilungs- Verquickung halte ich für den falschen Weg. Dadurch system. Unter dem Deckmantel der Solidarität wird er wird nämlich nicht nur das komplizierte und aufwän- gezielt für Subventionen missbraucht. Ich frage mich, dige RSA-Verfahren belastet, sondern damit ist auch ob ein Finanztransfer, der in der Summe das gesamte erhebliches Missbrauchspotenzial ein verbunden. Volumen des Länderfinanzausgleichs um – sage und Ich sehe die Gefahr, dass bei den Krankenkassen schreibe – 7 Milliarden DM überschreitet, tatsächlich finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen und die notwendig ist, um den solidarischen Wettbewerb in- Qualitätsverbesserung auf der Strecke bleibt. Deshalb nerhalb der Krankenversicherungen abzusichern. möchte ich nochmals betonen: Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung ist nur über mehr Gestal- Aus dem vorliegenden Gesetzentwurf zur Reform tungsmöglichkeiten der Krankenkassen im Vertrags- des RSA blickt uns dieses zweite Gesicht des Janus- und Leistungsbereich zu erreichen. kopfes an: Anstatt den RSA auf seinen ursprünglichen Zweck zu begrenzen und ihn in verfassungskonfor- Ich bedauere es außerordentlich, dass die Bundesre- mer Weise zu regionalisieren, wird er nun mit weite- gierung bei der vorgesehenen Neugestaltung des RSA ren Elemente überfrachtet und auf Dauer zementiert. regionale Aspekte sowie die sich schon abzeichnende Die in dem Normenkontrollantrag von Baden-Würt- Überkompensation im West/Ost-Ausgleich auch nicht temberg, Bayern und Hessen ausgedrückten schwer andeutungsweise berücksichtigt hat, obwohl wir ihre wiegenden rechtlichen Bedenken gegen die massive Einbeziehung immer gefordert haben. Genau darum Umverteilung werden mit dem neuen Gesetzentwurf hat Baden-Württemberg zusammen mit den Ländern noch verfestigt. Von dem Reformvorhaben geht die Bayern und Hessen Klage vor dem Bundesverfas- fatale Botschaft aus, dass sich sparsames Wirtschaften (B) sungsgericht erhoben. Wir wollen die Überprüfung nicht mehr lohnt. (D) der Verfassungsmäßigkeit des RSA. Nach unserer Auffassung verstößt er nämlich gegen wesentliche fi- Meine Damen und Herren, so wird man auch die nanzverfassungsrechtliche Grundsätze. Daran ändert Krise im Gesundheitssystem nicht in den Griff bekom- leider auch der vorliegende Gesetzentwurf nichts. men. Diese Behauptung will ich an einigen Beispielen belegen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Landes- regierungen von Baden-Württemberg, Bayern und Selbstverständlich ist es wichtig und richtig, die Hessen sind nicht – vielleicht noch nicht – für die er- teilweise mangelhafte Versorgung der chronisch satzlose Abschaffung des RSA. Wir sind nicht gegen Kranken zu verbessern. Und natürlich müssen die Solidarität und auch nicht gegen die Solidarität mit großen Volkskrankheiten gezielter bekämpft werden. den Krankenkassen in den neuen Bundesländern. Wir Aber die dazu vorgesehenen Disease-Management- wollen aber einen RSA, der praktikabel, durchschau- Programme haben im Risikostrukturausgleich nichts bar und fair ist. Wir bekräftigen unsere Forderung, zu suchen; denn der RSA dient allein dem Ausgleich auch im Sinne des Wettbewerbsföderalismus endlich unterschiedlicher Startbedingungen der einzelnen wettbewerbs- und leistungsorientierte Rahmenbedin- Kassen. Hiermit ist die Schaffung von Anreizstruktu- gungen in der GKV zu schaffen. ren zur besseren Versorgung von chronisch Kranken nicht zu vereinbaren. Diese Meinung vertritt übrigens Ich fordere daher die Bundesregierung – Frau nicht nur Bayern, sondern auch das Bundesversiche- Schmidt – zum wiederholten Male auf, im Inte- rungsamt als diejenige Behörde, die die Programme resse aller im Gesundheitswesen Beteiligten endlich letztlich umzusetzen hätte. Es besteht die Gefahr, eine Gesamtkonzeption zur strukturellen Weiterent- dass sich die Krankenkassen bemühen werden, mög- wicklung unseres Gesundheitswesens vorzulegen. lichst viele Versicherte für Disease-Management-Pro- Dazu gehört eine grundlegende Überarbeitung des gramme anzuwerben. Der Gesetzentwurf lädt also zu RSA. – Ich bedanke mich. Missbrauch und Manipulation ein. Hinzu kommt, dass der neu entstehende Verwal- Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke tungsaufwand für die Zertifizierung und Überprüfung schön! der Programme sowohl beim Bundesversicherungs- Frau Staatsministerin Stewens (Bayern). amt als auch bei den Krankenkassen enorm wäre. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Siemens- Betriebskrankenkasse verursacht der Risikostruktur- Christa Stewens (Bayern): Herr Präsident, meine ausgleich schon heute Verwaltungskosten in Höhe Damen und Herren! Der Risikostrukturausgleich hat von 100 Millionen DM pro anno. Nun sollen – ohne Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 485 Christa Stewens (Bayern) (A) Nutzen für die Versicherten – diese Ausgaben weiter Gudrun Schaich-Walch, Parl. Staatssekretärin bei (C) in die Höhe getrieben werden. Genau das müsste der Bundesministerin für Gesundheit: Herr Präsident! angesichts der gegenwärtigen finanziellen Situation Verehrte Damen und Herren! Der Risikostrukturaus- unseres Krankenversicherungssystems vermieden gleich im Gesundheitsstrukturgesetz ist von allen Par- werden. teien gemeinsam geschaffen worden. Er ist im Rah- Die Implementierung von Disease-Management- men einer solidarischen Krankenversicherung, die Programmen in den RSA geht auf ein Auftragsgut- über Bayern hinausgeht, notwendig und hat nach wie achten der Kassen zurück, die davon finanziell außer- vor seine Berechtigung. ordentlich profitieren. Auf dieses Gutachten beruft Mit dem Ausgleich sollte eine gute und tragfähige sich nun die Bundesregierung. Ein wissenschaftlich Basis für Wettbewerb zwischen den Krankenkassen kritisches Gutachten von Professor Glaeske – Uni- gelegt werden. Zwischenzeitlich müssen wir aller- versität Bremen – stellt zu dem Auftragsgutachten je- dings feststellen, dass es weiterhin Wettbewerbsver- doch fest: „Fakten und präzise Angaben“ zu mögli- chen finanziellen Entlastungen fehlen und werden zerrungen zwischen den Krankenkassen gibt, die mit durch „vage Formulierungen“ zur Kostenentwicklung den derzeitigen Instrumenten des Risikostrukturaus- ersetzt. – Das, meine Damen und Herren, zur Serio- gleichs nicht beseitigt werden. Deshalb müssen kurz-, sität des Gesetzes! mittel- und langfristig wirkende Elemente eingeführt werden. Erst auf dieser Grundlage können weitere Auch die Einrichtung eines Risikopools ist nach un- Schritte auch bei der Gestaltung des Vertragsrechts serer Auffassung sachlich verfehlt, weil sie kostentrei- im Gesundheitswesen gegangen werden. bend wirkt. Bisher konnte niemand die Befürchtung entkräften, dass die Krankenkassen es mit dem Wirt- Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf schaffen wir schaftlichkeitsgebot nicht mehr so genau nehmen die Grundlage für einen Wettbewerb um die beste werden, wenn die Kosten für aufwändige Leistungs- Versorgung von chronisch kranken Menschen. Es fälle in einem Risikopool nochmals umverteilt werden. darf nicht sein, dass Marketingprogramme für Gesun- Wieder wird dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. de für die Krankenkassen finanziell attraktiver sind Schon heute ist für die Durchführung des Risiko- als das Bemühen um eine bessere Versorgung ihrer strukturausgleichs eine kaum mehr zu überblickende chronisch Kranken. Denn derzeit ist es doch so: Wenn Fülle von Daten notwendig. Die Probleme werden an sich eine Krankenkasse darum bemüht, die Versor- den 330 Rechtsstreitigkeiten gegen den RSA deutlich, gung dieser Krankengruppe zu verbessern, zieht sie die derzeit vor den Sozialgerichten mit einem Streit- solche Kranke an. Infolge der dann schlechten Risiko- wert von ca. 116 Milliarden DM anhängig sind. Dabei struktur kommt es zwangsweise zu Beitragssatzer- zweifeln die Kassen nicht nur an der Verfassungskon- höhungen. Somit kann diese Krankenkasse im Wett- (B) formität des RSA, sondern vor allem an den Grundla- bewerb der Kassen nicht bestehen. Dieses Problem (D) gen seiner Berechnung. muss gelöst werden. Meine Damen und Herren, hat die Bundesregie- Von der Möglichkeit des Kassenwechsels machen rung Überlegungen angestellt, wie viele zusätzliche vor allem gesunde gut verdienende Versicherte Ge- Datenerhebungen durch die Neuregelung erforder- brauch – sei es, weil sie von den Kassen umworben lich werden? Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Ver- wurden, sei es, weil sie mobiler sind. Kranke Versi- tretern der Krankenkassen, dass bereits heute eine cherte haben dagegen die Sorge, dass sie bei der Auf- Reihe von Kassen nur noch schwerlich ihre Haus- nahme in eine neue Kasse Probleme bekommen. haltspläne aufstellen können, weil sie nicht wissen, ob sie zu den Zahler- oder zu den Empfängerkassen zu Die Risiken, die Krankenkassen eingehen, wenn sie rechnen sind. Mit einem Monstrum von Risikostruk- sich um chronisch Kranke bemühen, habe ich bereits turausgleich im Nacken lässt sich eine vernünftige fi- geschildert. Die Tatsache, dass sich Krankenkassen nanzielle Planung nicht mehr bewerkstelligen. nur um gute Risiken bemüht haben, führte in den letzten Jahren zu einem Finanzverlust von mehr als Der vorliegende Gesetzentwurf ist sachlich und sys- 1 Milliarde DM innerhalb des Systems. Dieser Betrag tematisch schief. Er ist nicht transparent. Er wirkt kos- stand dann im Gesamtsystem für die Krankenversor- tentreibend. Er setzt die falschen Anreize. Und er be- gung nicht mehr zur Verfügung. günstigt den Missbrauch. Was wir gebraucht hätten, wäre ein regionalisierter, überschaubarer und prakti- Das kann niemand wollen. Deshalb wird ab dem kabler RSA. Ein ohnehin aus dem Ruder gelaufenes kommenden Jahr der Wettbewerb stärker auf die System weiter verkomplizieren zu wollen zeugt Verbesserung der Versorgungsqualität ausgerichtet zudem von bemerkenswerter Wirklichkeitsferne und sein. Kassen, die sich um die Versorgung chronisch von mangelndem Verständnis für die komplexen Kranker bemühen, werden im Risikostrukturaus- Strukturen des Gesundheitswesens. gleich deutlich besser gestellt. Sie erhalten mehr Geld Ich bitte Sie daher, den Gesetzentwurf nicht zu un- für Patientinnen und Patienten, die sich in Program- terstützen. me, an die hohe Anforderungen gestellt werden – sie müssen qualitätskontrolliert und zertifiziert sein –, eintragen. Wir gehen davon aus, dass dies rund 2,5 % Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke aller Versicherten tun. Damit erhalten in Zukunft schön! 1,8 Millionen chronisch Kranke eine Versorgung, die Frau Parlamentarische Staatssekretärin Schaich- an strengen Qualitätskriterien und ihren besonderen Walch. Bedürfnissen orientiert ist. 486 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch (A) Ab 2003 wird ein Risikopool für überdurchschnitt- Wortmeldungen liegen nicht vor. (C) lich teure Behandlungsfälle eingeführt. Ihren Bera- Die Ausschussempfehlungen ersehen Sie aus der tungen haben wir entnommen, dass Sie vorschlagen, Drucksache 578/1/01. Daneben liegen ein Antrag die Einführung des Risikopools zeitlich vorzuziehen. Berlins in Drucksache 578/2/01 und drei Anträge Bay- Diesem Vorschlag steht die Bundesregierung offen erns in den Drucksachen 578/3 bis 5/01 vor. gegenüber. Die Installierung des Risikopools wird be- sonders die Krankenkassen entlasten, bei denen viele Ich beginne die Abstimmung mit dem Antrag Bay- Patientinnen und Patienten versichert sind, für die erns in Drucksache 578/5/01. Wer stimmt zu? – Mehr- sehr hohe finanzielle Aufwendungen notwendig sind. heit. Spätestens ab 2007 gilt ein direkt morbiditätsorien- Nun bitte das Handzeichen zum Antrag in Drucksa- tierter Risikostrukturausgleich. Der zeitliche Rahmen che 578/3/01! – Minderheit. erlaubt es, zu einer sehr guten Datenlage zu kommen. Wer stimmt dem bayerischen Antrag in Drucksache Auf dieser Grundlage können Gesunde und Kranke 578/4/01 zu? – Minderheit. im Risikostrukturausgleich unterschiedlich berücksich- tigt werden. Über den Risikopool wird dann neu ent- Jetzt zu dem Antrag Berlins in Drucksache schieden. Es ist geplant, ihn durch einen Risikopool zu 578/2/01! Bitte das Handzeichen! – Mehrheit. ersetzen, der nur noch extrem teure Fälle ausgleicht. Dann rufe ich die Ziffern 1 und 2 der Ausschuss- Damit haben wir ein Paket kurz- und mittelfristiger empfehlungen auf. Wer ist dafür? – Mehrheit. Maßnahmen, um die Schieflage zwischen den Kran- Damit hat der Bundesrat die soeben festgelegte kenkassen zu überwinden und die Versorgung chro- Stellungnahme beschlossen. nisch kranker Menschen zu verbessern. Das Konzept enthält alle notwendigen Elemente zur Umsteuerung Punkt 44: im Risikostrukturausgleich. Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung Wir sind offen für weitere Vorschläge, die im Laufe besoldungsrechtlicher Vorschriften (Sechstes des Verfahrens eingebracht werden. Sie müssen aller- Besoldungsänderungsgesetz – 6. BesÄndG) dings eines berücksichtigen: Die Wettbewerbsbedin- (Drucksache 615/01) gungen sind gezielt auf eine bessere Versorgung der Wortmeldungen liegen nicht vor. Patientinnen und Patienten ausgerichtet. Dies ist die Grundlage für weitere Veränderungen und Entwick- Die Ausschussempfehlungen ersehen Sie aus der lungen im Wettbewerb innerhalb der gesetzlichen Drucksache 615/1/01. Zur Einzelabstimmung rufe ich Krankenversicherung. – Ich danke Ihnen. auf:

(B) Ziffer 2! – Mehrheit. (D) Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke Ziffer 4! – Mehrheit. schön! Ziffer 5 entfällt. Je eine Erklärung zu Protokoll*) geben Herr Minis- terpräsident Dr. Ringstorff (Mecklenburg-Vorpom- Nun bitte Ziffer 7! – Mehrheit. mern) und Herr Staatsminister Tillich (Sachsen). Ziffer 10! – Mehrheit. Die Empfehlungen der Ausschüsse sind aus Druck- Ziffer 11! – Minderheit. sache 577/1/01 und Zu-Drucksache 577/1/01 ersicht- lich. Ferner liegt ein 3-Länder-Antrag in Drucksa- Ziffer 13! – Minderheit. che 577/2/01 (neu) vor. Ziffer 14! – Mehrheit. Wir beginnen mit dem 3-Länder-Antrag in Drucksa- Ziffer 16! – Minderheit. che 577/2/01 (neu), bei dessen Annahme eine Abstim- mung über die Ausschussempfehlungen entfiele. Wer Bitte das Handzeichen zu allen noch nicht erledig- stimmt diesem Antrag zu? – Das ist eine Minderheit. ten Ziffern! Wer stimmt zu? – Mehrheit. Dann stimmen wir über die Ausschussempfehlun- Dann hat der Bundesrat entsprechend Stellung ge- gen ab. Ich rufe auf: nommen. Ziffer 1! – Mehrheit. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 45: Ziffer 2! – Mehrheit. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Auf- Ziffer 3! – Mehrheit. stiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG- ÄndG) (Drucksache 580/01) Damit hat der Bundesrat beschlossen, zu dem Ge- setzentwurf, wie soeben festgelegt, Stellung zu neh- Wortmeldungen liegen nicht vor. men. Die Ausschussempfehlungen ersehen Sie aus Tagesordnungspunkt 43: Drucksache 580/1/01. Zur Einzelabstimmung rufe ich Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mel- auf: derechtsrahmengesetzes und anderer Gesetze Ziffer 1! – Minderheit. (Drucksache 578/01 [neu]) Ziffer 2! – Minderheit.

*) Anlagen 20 und 21 Ziffer 3! – Minderheit. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 487 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Ziffer 4! – Mehrheit. noch meinte, man könne auf Grund fern liegender da- (C) tenschutzrechtlicher Erwägungen Dinge in die Straf- Ziffer 5! – Minderheit. prozessordnung schreiben, die den Forderungen der Dann bitte das Handzeichen zu Ziffer 6! – Minder- Länder, die das Gesetz im Wesentlichen zu vollziehen heit. haben, vollkommen entgegenstehen. Ziffer 7! – Minderheit. Ich möchte kurz darlegen, worum es geht. Bei der Ziffer 8! – Mehrheit. DNA-Analyse werden unter anderem Spuren unter- sucht, deren Verursacher noch nicht bekannt ist, etwa Ziffer 9! – Minderheit. Speichel an einer am Tatort aufgefundenen Zigaret- Ziffer 10! – Minderheit. tenkippe. Verschiedene Gerichte haben entschieden, dass eine solche DNA-Untersuchung von Spuren Ziffer 11! – Mehrheit. mangels Eingriffs in das Recht auf informationelle Nun bitte noch das Handzeichen zu den Ziffern 12 Selbstbestimmung keiner richterlichen Anordnung und 13 gemeinsam! – Mehrheit. bedarf. Das Bundeskriminalamt kann aber bislang die Ergebnisse der DNA-Analysen nur dann spei- Der Bundesrat hat, wie soeben festgelegt, Stellung chern, wenn eine richterliche Anordnung für die Un- genommen. tersuchung vorliegt. Punkt 46: Der Bundesrat hat auf bayerischen Antrag hin am Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung 21. Dezember 2000 den Entwurf eines Gesetzes zur des Schuldrechtsanpassungsgesetzes (Druck- Regelung der Zuständigkeit für die Anordnung einer sache 581/01, zu Drucksache 581/01) DNA-Untersuchung bei Spuren beschlossen. Darin ist eine neue Regelung in der Strafprozessordnung Je eine Erklärung zu Protokoll*) haben Frau Minis- vorgesehen, wonach künftig Staatsanwälte und ihre terin Schubert (Sachsen-Anhalt) und Herr Minister Hilfsbeamten eine DNA-Untersuchung bei Spuren Professor Dr. Schelter (Brandenburg) abgegeben. anordnen können. Dies löst nicht nur das genannte Zu dem Gesetzentwurf liegen Ihnen die Ausschuss- Problem, sondern setzt zugleich Ressourcen frei, empfehlungen in Drucksache 581/1/01 vor. Zur Ein- indem auf das nach geltendem Recht vorgesehene Er- zelabstimmung rufe ich auf: fordernis eines richterlichen Anordnungsbeschlus- Ziffer 3! – Minderheit. ses bei Spuren verzichtet wird. Ziffer 4! – Mehrheit. Dieses Regelungskonzept des Bundesrates hat die (B) Bundesregierung in ihrem Gesetzentwurf in das Ge- (D) Nun bitte das Handzeichen für alle übrigen Ziffern! – genteil verkehrt. Die Bundesregierung hat sich mit Mehrheit. den Argumenten des Bundesrates nicht auseinander Damit hat der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf ent- gesetzt, sondern diese einfach vom Tisch gewischt. sprechend Stellung genommen. Sie hat vorgeschlagen, dass auch künftig für die Un- tersuchung von Spurenmaterial stets eine Anordnung Punkt 47: des Richters erforderlich ist. Es liegt auf der Hand, Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der dass dies unnötigen Vollzugsaufwand verursachen Strafprozessordnung (Drucksache 582/01) würde, ohne dass damit eine Verbesserung des Schutzes des Rechtes auf informationelle Selbstbe- Wortmeldungen liegen von Herrn Staatsminister stimmung verbunden wäre. Dr. Weiß (Bayern) und Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Professor Dr. Pick (Bundesministerium Ich betone: Das DNA-Identifizierungsmuster als der Justiz) vor. solches enthält keinerlei Hinweis auf die Persönlich- keit des Spurenverursachers und ist – solange es nicht mit den Personalien des Spurenverursachers ver- Dr. Manfred Weiß (Bayern): Herr Präsident! Hohes knüpft worden ist – kein sensibles personenbezoge- Haus! In der aktuellen Situation besteht, so sollte man nes Datum. Alles, was für einen vernünftigen Daten- meinen, Einigkeit über die zentrale Bedeutung der in- schutz notwendig ist, wird im Gesetzentwurf des neren Sicherheit. Es sollte eine Selbstverständlichkeit Bundesrates berücksichtigt. sein, dass alle vorhandenen Ressourcen zielgerichtet dafür eingesetzt werden, die innere Sicherheit zu Es freut mich, dass sich die Ausschüsse gegen die verbessern. Ohne Not sollte man keine Regelungen von der Bundesregierung vorgeschlagene verfehlte treffen, auf Grund deren Kapazitäten der Justiz ge- Regelung aussprechen. Ich appelliere an Sie, den bunden werden, die besser für effektive Verbrechens- Ausschussempfehlungen zu folgen. Im Interesse der bekämpfung eingesetzt werden können und – so inneren Sicherheit wünsche ich mir, dass auch die meine ich – auch müssen. Bundesregierung das Regelungskonzept des Bundes- Liest man den Gesetzentwurf der Bundesregierung, rates aufgreift und sich der Bundestag in gleicher so merkt man ihm an, dass er aus einer anderen Zeit Weise unserem Anliegen anschließt. Der Gesetzent- stammt – aus einer Zeit, in der die Bundesregierung wurf des Bundesrates liegt nun seit mehr als einem Dreivierteljahr auf dem Tisch. Es muss doch möglich sein, das vom Bundesrat vorgeschlagene Gesetz nun *) Anlagen 22 und 23 rasch zu verabschieden. 488 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke (C) schön! schön! Herr Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Pick. Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- fehlungen in Drucksache 582/1/01 vor. Wer entsprechend den Ausschussempfehlungen zu Prof. Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär bei der dem Gesetzentwurf Stellung zu nehmen wünscht, den Bundesministerin der Justiz: Herr Präsident, meine bitte ich um das Handzeichen. – Mehrheit. Damen und Herren! Der Gesetzentwurf der Bundes- regierung verfolgt das Ziel, Lücken in den Beständen Damit hat der Bundesrat zu dem Gesetzentwurf ent- der beim Bundeskriminalamt geführten DNA-Analy- sprechend Stellung genommen. sedatei zu vermeiden. Diese Lücken drohen, weil sich Bevor wir in der Tagesordnung fortfahren, möchte einige wenige Landgerichte weigern, die vom Ge- ich auf Tagesordnungspunkt 41, Unternehmen- setzgeber im DNA-Identitätsfeststellungsgesetz aus- steuerrecht, zurückkommen. Das Land Schleswig- drücklich und eindeutig gewollte richterliche Anord- Holstein bittet um Wiederholung der Abstimmung zu nung der Untersuchung auch von Spurenmaterial zu Ziffer 8*) – es ist die Mehrheit festgestellt worden –, treffen. Die Gerichte begründen dies mit dem Fehlen da das Ergebnis angezweifelt wird. Mit Ihrem Einver- eines Eingriffs. Nach dem Gesetz kann aber ein Ana- ständnis wiederhole ich die Abstimmung. Kann ich so lyseergebnis nur nach richterlicher Anordnung in die verfahren? DNA-Datei eingestellt werden. Dann bitte ich um das Handzeichen zu Ziffer 8. Wir Bund und Länder sind sich einig, dass Lücken im zählen jetzt ganz genau. – 34 Stimmen; Minderheit. Datenbestand der DNA-Datei und hieraus resultie- Ich rufe Tagesordnungspunkt 48 auf: rende Ermittlungsdefizite in jedem Fall zu vermeiden sind. Der federführende Rechtsausschuss und der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Ge- Ausschuss für Innere Angelegenheiten haben dem setzes über Arbeitnehmererfindungen (Druck- Bundesrat empfohlen, diesem Dilemma dadurch sache 583/01) Rechnung zu tragen, dass die Fälle der Untersuchung Wortmeldungen liegen nicht vor. von Spurenmaterial aus dem Richtervorbehalt heraus- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- genommen und Anordnungen der Untersuchung fehlungen in Drucksache 583/1/01 vor. Daraus rufe durch Staatsanwaltschaften oder ihre Hilfsbeamten ich auf: zugelassen werden. Dies halte ich aus mehreren Gründen für den falschen Weg. Ziffer 1! – Mehrheit. (B) (D) Der Gesetzgeber hat sich während der Beratungen Ziffer 2! – Mehrheit. des DNA-Identitätsfeststellungsgesetzes aus guten Ziffer 3! – Mehrheit. und nach wie vor gültigen Gründen entschlossen, die gentechnische Untersuchung von Probenmaterial in Der Bundesrat hat zu dem Gesetzentwurf entspre- jedem Fall von einer vorherigen richterlichen Anord- chend Stellung genommen. nung abhängig zu machen. Ich will an dieser Stelle Tagesordnungspunkt 49: nicht die Diskussion des Jahres 1997 neu beleben. Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung Lassen Sie mich nur sagen, dass der Gesetzgeber si- und Ergänzung vermögensrechtlicher und an- cherstellen wollte, die Grenzen zu gewährleisten, in derer Vorschriften (Zweites Vermögensrechts- denen der Einsatz moderner Technik und natur- ergänzungsgesetz – 2. VermRErgG) (Druck- wissenschaftliche Neuerungen rechtsstaatlich un- sache 641/01) bedenklich sind. Klare Verfahrensregelungen sind in diesem Bereich auch deshalb geboten, weil der Wortmeldungen liegen nicht vor. Einsatz solcher Untersuchungen im Strafverfahren Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- zu empfindlichen, den Kern der Persönlichkeit fehlungen in Drucksache 641/1/01 vor. Daraus rufe berührenden Eingriffen führt. ich auf: Ich kann nicht erkennen, dass sich an dieser zutref- Ziffer 1! – 35 Stimmen; Mehrheit. fenden Bewertung des Gesetzgebers in der Zwi- Ziffer 2! – Mehrheit. schenzeit etwas geändert hätte. Wie ein Blick in die zahlreichen veröffentlichten Entscheidungen zum Nun bitte das Handzeichen für die Ziffern 3 bis 10 DNA-Identitätsfeststellungsgesetz zeigt, gewährleis- der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. tet der Richtervorbehalt noch am ehesten die strikt an Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- rechtsstaatlichen Kriterien orientierte Gesetzesan- men. wendung. Das gilt grundsätzlich auch für die Unter- suchung anonymen Probenmaterials. Tagesordnungspunkt 51:

Deshalb halte ich nach wie vor den von der Bundes- Entwurf eines Gesetzes zur Neuausrichtung der Bundeswehr (Bundeswehrneuausrichtungs- regierung vorgelegten Gesetzentwurf, der die Anord- gesetz – BwNeuAusrG) (Drucksache 627/01) nung der DNA-Untersuchung von Spurenmaterial dem Richter vorbehält, für die richtige Lösung. – Vie- len Dank. *) Siehe Seite 483 A Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 489 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Es liegt eine Wortmeldung von Minister Gnauck Es liegen Wortmeldungen vor, und zwar von Herrn (C) (Thüringen) vor. Minister Dr. Georgi (Saarland) und Herrn Parlamenta- rischen Staatssekretär Hilsberg (Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen). Jürgen Gnauck (Thüringen): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zur Begründung des Ihnen heute verteilten Vertagungsantrages möch- Dr. Hanspeter Georgi (Saarland): Herr Präsident, te ich Folgendes ausführen: meine Damen und Herren! Seit Jahren wird ein Para- Angesichts der gegenwärtigen sicherheitspoliti- digmenwechsel gefordert: weg von der Haushalts- schen Lage und insbesondere nach den Beratungen finanzierung, hin zur nutzerfinanzierten Verkehrsinfra- zu Beginn dieser Sitzung erscheint es notwendig, die struktur. „Verkehr finanziert Verkehr“ lautet das Parameter der Neuausrichtung der Bundeswehr zu Schlagwort für eine Politik nach dem Äquivalenzprin- überdenken. In einer Zeit, in der andere Nato-Part- zip. Insbesondere durch den Bericht der so genannten nerstaaten ihre Sicherheitsinstrumente ausbauen Pällmann-Kommission kam neue Bewegung in die – oder zumindest nicht reduzieren –, wären die Ver- Debatte. Da zudem im Sinne des Territorialitätsprinzips kürzung des Grundwehrdienstes von zehn auf neun ausländische Verkehrsteilnehmer nutzungsabhängig Monate und das weitere vorzeitige Ausscheiden zur Finanzierung der Verkehrswege beitragen sollten, von bis zu 3 000 Berufssoldaten und -soldatinnen ist die von der Bundesregierung eingeschlagene Rich- innen- wie außenpolitisch das falsche Signal. Ich tung grundsätzlich zu befürworten. Deutschland ist be- erinnere daran, dass mit der Reduzierung des reits heute das Transitland Nummer eins in Europa. Grundwehrdienstes eine Verkürzung des Zivildiens- Deutschland muss deshalb überragendes Interesse tes von elf auf zehn Monate einhergeht. daran haben, dass europaweit auch die Kostenwahr- heit im Verkehr verwirklicht wird. Vor diesem Hintergrund melde ich weiteren Bera- tungsbedarf an und bitte, diesem durch die Einberu- Der vorliegende Gesetzentwurf zur Einführung von fung einer Sitzung des Verteidigungsausschusses des streckenbezogenen Gebühren für die Benutzung von Bundesrates, in der über den Gesetzentwurf grund- Bundesautobahnen mit schweren Nutzfahrzeugen legend zu beraten ist, Rechnung zu tragen. Thüringen zeichnet sich jedoch durch das Fehlen einer schlüssi- beantragt deshalb, die Frist zur Beratung der Vorlage gen Gesamtkonzeption aus. Hier liegt keine rationale um drei Wochen zu verlängern. verkehrspolitische Gesamtkonzeption vor, sondern Ich bitte um Ihre Zustimmung. man will von allem etwas: etwas Haushalt, etwas Nut- zungsfinanzierung, etwas Querfinanzierung. Wenn man aber auf der Grundlage des Berichtes der Päll- Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke (B) mann-Kommission – sie war immerhin von der Bun- (D) schön! desregierung beauftragt worden – den Weg hin zur Herr Staatsminister Bocklet (Bayern) hat eine Er- Nutzerfinanzierung beschreiten will, so sollte dieser klärung zu Protokoll*) gegeben. auch konsequent gegangen werden. Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen Mit der Pällmann-Kommission gehe ich konform, der Ausschüsse in Drucksache 627/1/01 sowie der dass ihre Vorschläge nicht kurzfristig und vollstän- Antrag des Freistaates Thüringen auf Vertagung und dig umzusetzen sind. Die ersten Schritte müssen aber Fristverlängerung in Drucksache 627/2/01 vor. so konzipiert sein, dass sie den vollständigen Über- gang zur reinen Nutzerfinanzierung ermöglichen und Ich beginne mit dem Landesantrag Thüringens in in sich systemgerecht sind. Hieran fehlt es jedoch in Drucksache 627/2/01. Wer dafür ist, die Beratungen vielerlei Punkten des Gesetzentwurfs. zu vertagen und eine Verlängerung der Frist zur Stel- lungnahme zu verlangen, den bitte ich um das Hand- Das Äquivalenzprinzip, das einer solchen Gebühr zeichen. – Das ist eine Minderheit. zu Grunde liegt, ist nicht durchgehalten. Die Gebühr Wir stimmen jetzt über die Empfehlungen der Aus- ist ein Entgelt für die Benutzung einer Infrastruk- schüsse in Drucksache 627/1/01 ab. tureinrichtung. Sie dient daher grundsätzlich dem Ausbau und der Unterhaltung dieser Infrastruktur- Zur Einzelabstimmung rufe ich Ziffer 4 auf. – Das ist einrichtung und sollte entsprechend der Kosten- die Mehrheit. verursachung differenziert gestaltet sein. Um die Bitte das Handzeichen für alle noch nicht erledigten Verwendung des Gebührenaufkommens für die Ver- Ausschussempfehlungen! – Das ist die Mehrheit. kehrsinfrastruktur – hier: der Straßen – zu sichern, sollte die Maut unmittelbar unter Abzug der Verwal- Der Bundesrat hat damit zu dem Gesetzentwurf tungskosten einer Straßenfinanzierungsgesellschaft Stellung genommen. zufließen. Eine wie von der Bundesregierung vorge- Wir kommen zu Punkt 52: sehene teilweise Verwendung des Gebührenaufkom- mens zur Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs ist Entwurf eines Gesetzes zur Einführung von grundsätzlich abzulehnen. streckenbezogenen Gebühren für die Benut- zung von Bundesautobahnen mit schweren Ich möchte nur auf das schlechte Beispiel der Ver- Nutzfahrzeugen (Drucksache 643/01) wendung des Mineralölsteueraufkommens verwei- sen. War ursprünglich 1971 und 1973 beschlossen worden, die Mineralölsteuer um jeweils 3 Pfennig zu *) Anlage 24 erhöhen, um das Gemeindeverkehrsfinanzierungs- 490 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Dr. Hanspeter Georgi (Saarland) (A) gesetz finanziell auszustatten, wird davon heute den nachdrücklich die Position des Landes Hessen, das (C) Kommunen eine Summe von 1 Milliarde DM vorent- einen Teil des Gebührenaufkommens für die Länder halten und verbleibt beim Bund. Im Rahmen der Öko- reklamiert und dabei zu Recht auf das Beispiel steuer werden Einnahmen aus Verkehrssteuern zur Schweiz verweist, wo 30 % des Gebührenaufkom- Deckung von Finanzlücken der Rentenversicherung mens aus den Vignetten für die Kantone bereitgestellt abgeschöpft. Bei der Verteilung des Mautaufkom- werden. Meine Damen und Herren, wenn schon mens zeichnet sich Ähnliches ab: Obwohl das Auf- Querfinanzierung, dann bitte für das Straßennetz im kommen auf zwischen 5,9 und 9,6 Milliarden DM Ganzen! geschätzt wird, sind für den Ausbau der Verkehrsin- Das deutsche Transportgewerbe steht im europäi- frastruktur lediglich 1,48 Milliarden DM pro Jahr im schen Wettbewerb. Die Konkurrenten unterliegen Rahmen des Anti-Stau-Programms eingeplant. Ich zi- einer wesentlich niedrigeren Steuerbelastung. Ver- tiere in diesem Kontext den Bericht der Pällmann- werfungen sind insbesondere bei der Belastung durch Kommission: „Nutzungsentgelte legitimieren sich nur die Kfz-Steuer und die Mineralölsteuer zu verzeich- durch den direkten Bezug zwischen Benutzung und nen. Ich fordere deshalb die Bundesregierung auf, für Mittelverwendung.“ – Alles andere würde zu Recht eine Harmonisierung der Abgaben im gesamten als indirekte Steuererhöhung verstanden. europäischen Transportgewerbe zu sorgen. Die Ein- Es stellt sich zudem die Frage der rechtlichen Zuläs- führung einer Lkw-Maut darf das deutsche Transport- und Speditionsgewerbe nicht zusätzlich belasten. Bei sigkeit, diese Gebühren zweckentfremdet zu verwen- einem Satz von 25 Pfennig pro Autobahnkilometer den. Ich frage bewusst: Verträgt sich eine solche Ver- und einer Jahresfahrleistung von 120 000 km werden letzung des Territorialitätsprinzips in Verbindung mit einem Fern-Lkw jedoch zusätzliche Mautkosten in dem Äquivalenzprinzip mit EU-Recht? Höhe von 30 000 DM auferlegt. Das ist für die vielen Auch die Querfinanzierung oder Quersubventio- kleinen und mittleren Betriebe in Deutschland wirt- nierung, die Verwendung des Gebührenaufkommens schaftlich nicht verkraftbar. für den Ausbau und die Unterhaltung der Eisenbahn- In diesem Zusammenhang sei der Hinweis gestat- infrastruktur und des Wasserstraßennetzes, ist be- tet, dass nach einem Gutachten des Deutschen Insti- denklich. Eine konsequente Nutzerfinanzierung be- tuts für Wirtschaftsforschung in Berlin – DIW – der deutet, dass jeder Verkehrsträger seine Wegekosten Wegekostendeckungsgrad deutscher Lkw schon im selbst zu tragen hat. Ich zitiere noch einmal die Päll- Jahr 1997 bei rund 123 % lag. Wenn die letzte Öko- mann-Kommission: „Einnahmen aus Nutzungsentgel- steuerstufe realisiert worden ist, wird er auf 168 % an- ten sollten grundsätzlich in den Infrastrukturberei- gestiegen sein. chen verwendet werden, für deren Nutzung sie erhoben werden.“ – Einnahmen aus der Lkw-Maut Das Prinzip „weg von der Steuerfinanzierung, hin (B) (D) müssen im System Straße verbleiben. zur Nutzerfinanzierung“ darf sich nicht auf die Ein- führung der Nutzerfinanzierung beschränken. Um- Etwas anderes kann auch nicht mit notwendigen stellung heißt eben auch: Die Steuerbelastung bei der Verlagerungseffekten zu Gunsten der Bahn gerecht- Einführung einer Maut muss sinken. Dies wurde fertigt werden. Die immer wieder geführte Klage über auch von der Pällmann-Kommission hervorgehoben. die Vernachlässigung der Schiene gegenüber ande- Ich möchte festhalten: Der Gesetzentwurf der Bun- ren Verkehrsträgern ist angesichts der Fakten nicht desregierung orientiert sich zwar am Äquivalenzprin- haltbar. Seit Jahren machen die Ausgaben des Bun- zip und der Nutzungsfinanzierung. Er geht diesen des für die Schiene mehr als die Hälfte aller Ausga- Weg aber nicht konsequent. Die Einnahmen fließen ben im Verkehrshaushalt aus. voll dem Bundeshaushalt zu. Es ist nicht beabsichtigt, Nach dem Gesetzentwurf steht das Gebührenauf- dass sie zweckgebunden zur Finanzierung des kommen allein dem Bund zu. Hierbei wird die Zu- Straßenbaus herangezogen werden. bringerfunktion der Landesstraßen und der kommu- Wie will die Bundesregierung Akzeptanz für das nalen Straßen in keiner Weise gewürdigt. Darüber neue Mautsystem erlangen, wenn dieser Wechsel zu hinaus ist damit zu rechnen, dass Verkehre auf auto- einer zusätzlichen Besteuerung missbraucht wird, bahnparallele Straßen verdrängt werden. Gerade der und zwar, wie vorgesehen, auf dem Verordnungswe- Bund drängt die Länder, autobahnparallele Bundes- ge? Deswegen noch einmal: Mautgebühr ja, aber nur straßen zu Landes- und Gemeindestraßen abzustufen. bei Kompensation für das Transportgewerbe und bei Im Saarland sind davon immerhin 20 % des Bundes- gleichzeitiger Zuführung der Nutzungsentgelte in straßennetzes betroffen. Diese autobahnparallelen eine Straßenfinanzierungsgesellschaft. Die Vorschlä- ehemaligen Bundesstraßen werden daher zusätzlich ge des Gewerbes hinsichtlich der Kompensation soll- belastet und müssen verlagerten Autobahnverkehr ten ernsthaft geprüft werden. aufnehmen. Eine Verwendung des Gebührenaufkom- mens zu Gunsten des Ausbaus und der Unterhaltung Eine vorherige Harmonisierung der Besteuerung in der Landesstraßennetze und der Gemeindestraßen- Europa erfolgt nicht, jedenfalls nicht sofort. Auf die Harmonisierung warten zu müssen wäre ein schwa- netze ist dringlich. cher Trost für das zum größten Teil mittelständisch Ich unterstütze deshalb die Forderung des Deut- strukturierte deutsche Speditions- und Transportge- schen Städte- und Gemeindetages nach Beteiligung werbe. Wenn Deutschland innerhalb der EU eine Vor- der Gemeinden am Gebührenaufkommen. Ich forde- reiterrolle beim Wechsel von der Steuer hin zur Nut- re, auch die Länder bei der Verteilung des Gebühren- zerfinanzierung einnehmen möchte, sollte es diesen aufkommens zu berücksichtigen. Ich unterstütze hier Weg konsequent gehen. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 491 Dr. Hanspeter Georgi (Saarland) (A) Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist in der von der Straße auf die Schiene und das Schiff verla- (C) vorliegenden Form nicht akzeptabel. Er bedarf einer gert würden. grundlegenden Überarbeitung. Deshalb bitte ich Sie, Nach unseren Entwürfen sollen durch eine flexible dem Antrag des Landes Hessen zuzustimmen. – Staffelung der Mauthöhe, z. B. nach dem Emissions- Danke schön. verhalten schwerer Lkw, weitere verkehrs- und um- weltpolitische Ziele verfolgt werden. Im Entwurf des Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Herr Par- Lkw-Mautgesetzes ist deshalb eine Rechtsverord- lamentarischer Staatssekretär Hilsberg, bitte. nung zur Festlegung der einzelnen Mautsätze vorge- sehen. Damit kann zügig und flexibel auf Verände- rungen beim Emissionsverhalten der mautpflichtigen Stephan Hilsberg, Parl. Staatssekretär beim Bun- Lkw reagiert werden und der Anreiz, emissionsarme desminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Fahrzeuge einzusetzen, Wirkung entfalten. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die von uns beabsichtigte Einführung einer Lkw-Maut ist Die Einführung der Lkw-Maut findet grundsätzlich Teil einer groß angelegten Verkehrsreform. Ziele sind breite Zustimmung. Sie wird in einzelnen Fällen mit eine höhere und bessere Finanzierungseffizienz der Forderungen verbunden, etwa, wie auch hier vorge- Verkehrsinfrastruktur sowie die bessere Auslastung tragen worden ist, die künftigen Mauteinnahmen der Ressourcen. Die bisher geltende zeitabhängige vollständig der Verkehrsinfrastruktur zukommen zu Lkw-Vignette soll durch eine streckenbezogene Lkw- lassen und das betroffene Güterkraftverkehrsgewer- Gebühr ersetzt werden. Das Prinzip ist also: weg von be an anderer Stelle zu entlasten. Dazu möchte ich einer zeitabhängigen Gebühr, hin zu einer strecken- bemerken: bezogenen Gebühr. Dies ist leistungs- und kostenge- Wir werden das Mautaufkommen weitgehend für rechter. den Bau und den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur Die Gebühr soll am 1. Januar 2003 eingeführt wer- insgesamt verwenden. Ein Teil wird im Rahmen eines den. Sie ist, wie bereits bemerkt wurde, in der Tat ein bereits beschlossenen Anti-Stau-Programms mit kon- großer und wichtiger Schritt in Richtung auf eine ver- kreten Verkehrsprojekten in den Jahren 2003 bis 2007 stärkte Nutzerfinanzierung beim Verkehrsträger eingesetzt. Straße. Die alleinige Finanzierung aus Haushaltsmit- Das Anti-Stau-Programm als Teil der Infrastruktur- teln stößt zunehmend an ihre Grenzen. Wir befinden politik der Bundesregierung verfolgt das Ziel, die Ka- uns deshalb in einer Phase der Umstrukturierung der pazitätsengpässe im Schienen- und Wasserstraßen- Verkehrsinfrastrukturpolitik, die mit der EU-Ver- netz zu reduzieren bzw. die Kapazitäten zu sichern. kehrspolitik in Einklang steht; ich empfehle in die- Erfolge bei diesen Verkehrsträgern führen letztlich (B) sem Zusammenhang, sich einmal das Papier der EU- auch zur Entlastung des Autobahnnetzes. Deshalb ist (D) Kommission zur sozialen Grenzkostenfinanzierung es gerechtfertigt, alles zu finanzieren, was zur Ver- der Verkehrsinfrastruktur zu Gemüte zu führen. Das meidung von Straßenstaus beitragen kann. Das Pro- Prinzip der Nutzerfinanzierung gilt insbesondere für grammvolumen von rund 7,4 Milliarden DM wird zur schwere Lkw, die in hohem Maße Kosten für Bau, Un- Hälfte auf Bundesautobahnen einerseits, Schiene und terhaltung und Betrieb unserer Autobahnen verursa- Wasserstraßen andererseits aufgeteilt. chen. Diese Kosten sind im Gegensatz zu dem, was mein Vorredner ausgeführt hat, durch die bisherigen Was den Gebührencharakter betrifft, so möchte ich Einnahmen keineswegs gedeckt. betonen: Die Maut ist keine Steuer, sondern eine Ge- bühr. Als solche ist sie leistungsbezogen, aber nicht Mit der künftigen Lkw-Maut können die Wegekos- zweckbestimmt. Es ist rechtlich nicht vorgesehen, dass ten in optimaler Weise den Verursachern angelastet sie im System Straße verbleiben muss. Wir können sie werden, da die Maut direkt von den tatsächlichen selbstverständlich zur Finanzierung aller Maßnahmen Fahrleistungen abhängt. Das Ziel der gerechten einsetzen, die der Vermeidung von Staus dienen. Anlastung der Wegekosten erfordert es, dass Ausnah- Über die Finanzierung des Anti-Stau-Programms men von der Maut nur in den im vorliegenden Ge- hinausgehende Einnahmen werden noch weitgehend setzentwurf vorgesehenen eng begrenzten Fällen zu- zusätzlich zu den Ansätzen des Verkehrshaushalts gelassen werden. des Bundes in die Verkehrsinfrastruktur fließen. Die Die von einigen Ländern geäußerten Bedenken ge- Maut wird auf Bundesstraßen erhoben, deshalb wer- genüber möglichen Verlagerungen von Güterver- den mit ihrem Aufkommen Bundesverkehrswege kehren auf das nachgeordnete Straßennetz nehmen finanziert. Wir beabsichtigen in diesem Zusammen- wir ernst. Gleichwohl ist nach unseren Untersuchun- hang die Gründung einer Verkehrsinfrastruktur- gen nicht damit zu rechnen, dass dieser Verlage- finanzierungsgesellschaft. Deren Finanzausstattung rungseffekt sehr groß ist. Wir schätzen ihn auf 1 bis wird aus den Mauteinnahmen erfolgen. Der Entwurf 3 %. Sollten Ausweicheffekte tatsächlich auftreten, so eines Gesetzes zur Gründung dieser Gesellschaft sieht der Gesetzentwurf vorsorglich vor, dass die wird im Herbst von uns vorgelegt. Mautpflicht aus Sicherheitsaspekten auf bestimmte Im Hinblick auf eine Angleichung der Wettbe- Streckenabschnitte von Bundesstraßen ausgedehnt werbsbedingungen im europäischen Güterkraftver- werden kann. kehrsgewerbe beabsichtigen wir, die Einführung der Die Maut schafft einen Anreiz zu einer wirtschaftli- Maut mit einem größtmöglichen Harmonisierungs- cheren Ausnutzung der Transportkapazitäten. Es schritt im Rahmen der EU-Rechtsetzung zu verbin- wäre zu begrüßen, wenn infolge der Lkw-Maut Güter den. Das entspricht einer Ihrer Forderungen. Dabei 492 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Parl. Staatssekretär Stephan Hilsberg (A) sind die Maßnahmen zu Gunsten des Güterkraftver- Ziffer 10! – Mehrheit. (C) kehrsgewerbes in ihrer Gesamtheit zu beurteilen. Ziffer 11! – Mehrheit. Diese Unternehmen und das mittelständische Trans- portgewerbe werden durch das Steuersenkungsge- Als Nächstes das Handzeichen für Ziffer 14, bei setz bereits nachhaltig entlastet. Und mit dem Gesetz deren Annahme die Ziffern 15, 16 und 17 erledigt gegen illegale Beschäftigung im Lkw-Gewerbe sind! Wer stimmt zu bei Ziffer 14? – Minderheit. haben wir unsere Zusage, gegen illegale Wettbe- werbspraktiken vorzugehen, konsequent umgesetzt. Dann stimmen wir über Ziffer 15 ab, bei deren An- nahme die Ziffern 16 und 17 erledigt sind. – Mehrheit. Meine Damen und Herren, eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist wesentlicher Bestandteil Damit entfallen die Ziffern 16 und 17. eines starken und dynamischen Wirtschaftsstandortes Jetzt bitte das Handzeichen zu allen übrigen Ziffern Deutschland. Sie ist zentrale Voraussetzung für der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Wachstum und Beschäftigung. Mit dem Einstieg in eine stärkere Nutzerbeteiligung an der Infrastruktur- Damit hat der Bundesrat entsprechend Stellung finanzierung durch die Lkw-Maut werden die Voraus- genommen. setzungen für dringend erforderliche zusätzliche In- Punkt 53: vestitionen geschaffen. Das wird zu einer klaren Wir kommen zu Verbesserung dieses wichtigen Standortfaktors Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung führen. des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermö- Deutschland wird bei der Errichtung eines Maut- gens für das Jahr 2002 (ERP-Wirtschaftsplan- erhebungssystems ohne jeden Eingriff in den freien gesetz 2002) (Drucksache 585/01) Verkehrsfluss auskommen – dies ist das eigentlich Wortmeldungen gibt es nicht. weltweit Neue. Wir können auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle einnehmen. Das internationale Interes- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- se ist beträchtlich und nimmt weiter zu. Dies eröffnet fehlungen in Drucksache 585/1/01 vor. neue nationale und internationale Marktchancen für Wer stimmt Ziffer 1 zu? – Mehrheit. die Industrie und trägt zur Sicherung von Arbeits- plätzen bei. Die Realisierung eines solchen Systems Somit hat der Bundesrat entsprechend Stellung kann in Deutschland auf anderen Feldern der Infor- genommen. mationstechnologie einen Innovationsschub auslösen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Wir kommen zu Punkt 55: Entwurf eines Gesetzes für die Erhaltung, die (B) Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke Modernisierung und den Ausbau der Kraft- (D) schön! Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme-Kopplungs- gesetz) (Drucksache 644/01) Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- fehlungen in Drucksache 643/1/01, ein Landesantrag Eine Wortmeldung liegt vor von Minister Möller von Hamburg in Drucksache 643/2/01 (neu) und ein (Schleswig-Holstein). – Je eine Erklärung zu Proto- Landesantrag von Hessen in Drucksache 643/3/01 koll*) haben Minister Dr. Georgi (Saarland) und Frau vor. Ministerin Schubert (Sachsen-Anhalt) abgegeben. Herr Möller, bitte. Wir beginnen mit dem hessischen Landesantrag, bei dessen Annahme die Ausschussempfehlungen und der Hamburger Landesantrag erledigt sind. Wer Claus Möller (Schleswig-Holstein): Herr Präsident, stimmt für den hessischen Antrag? – Das ist eine Min- meine Damen und Herren! In Anbetracht der Zeit derheit. gebe auch ich meine Rede zu Protokoll**), aber nicht, Stimmen wir nun über die Ziffer 1 des Landesan- ohne Ihnen die Voten des Umweltausschusses beson- trags Hamburgs in Drucksache 643/2/01 (neu) ab! ders ans Herz zu legen. Handzeichen dafür bitte! – Das ist eine Minderheit. (Heiterkeit) Nun stimmen wir über Ziffer 2 des Hamburger An- trags ab. Wer stimmt dafür? – Minderheit. Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Das war Als Nächstes das Handzeichen für Ziffer 3 der Aus- wiederum sehr vorbildlich. schussempfehlungen! – Mehrheit. Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- Ziffer 5 der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. fehlungen in Drucksache 644/1/01 und zwei Landesan- Ziffer 6 der Ausschussempfehlungen, bei deren An- träge Bayerns in den Drucksachen 644/2 und 3/01 vor. nahme Ziffer 7 erledigt ist! Wer stimmt zu? – Mehr- Wir beginnen mit den Ausschussempfehlungen. heit. Ich rufe zuerst Ziffer 1 auf, bei deren Annahme Zif- Damit entfällt Ziffer 7. fer 4 erledigt ist. Wer stimmt Ziffer 1 zu? – Minderheit. Nun zur Abstimmung zu: Damit entfallen die Ziffern 2 und 3. Ziffer 8! – Mehrheit. *) Anlagen 25 und 26 Ziffer 9! – Mehrheit. **) Anlage 27 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 493 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Wir stimmen nun über Ziffer 4 ab. Wer dafür ist, Zurück zu den Ausschussempfehlungen: (C) Handzeichen bitte! – Mehrheit. Wer stimmt Ziffer 40 zu? – Mehrheit. Ich rufe nun auf: Nun das Handzeichen für alle noch nicht erledigten Ziffer 5! Handzeichen bitte! – Mehrheit. Ausschussempfehlungen! Wer stimmt zu? – Mehrheit. Ziffer 7! Handzeichen bitte! – Mehrheit. Damit hat der Bundesrat entsprechend Stellung ge- nommen. Damit kommen wir zum bayerischen Landesantrag in Drucksache 644/2/01. Wer stimmt zu? – Minderheit. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 70: Zurück zu den Ausschussempfehlungen! Wer Entscheidung über Fristverlängerung gemäß stimmt Ziffer 9 zu? – Mehrheit. Artikel 76 Abs. 2 Satz 3 GG Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Wir kommen zu Ziffer 10, bei deren Annahme Ziffer Waffenrechts (WaffRNeuRegG) (Drucksache 11 erledigt ist. Wer für Ziffer 10 ist, Handzeichen 596/01) bitte! – Mehrheit. Der Ständige Beirat schlägt vor, zu diesem Gesetz- Damit ist Ziffer 11 erledigt. entwurf der Bundesregierung eine Verlängerung der Nun stimmen wir über Ziffer 12 ab, bei deren An- Frist zur Stellungnahme gemäß Artikel 76 Abs. 2 nahme eine Abstimmung über Ziffer 13 entfällt. Wer Satz 3 des Grundgesetzes zu verlangen. Zur Begrün- ist für Ziffer 12? – Minderheit. dung verweise ich auf die Ihnen vorliegende Druck- sache 596/1/01. Jetzt stimmen wir über Ziffer 13 ab. Wer stimmt zu? – Mehrheit. Wer dem Vorschlag des Ständigen Beirates folgen möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist Ich rufe nun auf: die Mehrheit. Ziffer 16! Das Handzeichen bitte! – Minderheit. Dann ist so beschlossen. Ziffer 17! – Minderheit. Punkt 71: Ziffer 18! – Minderheit. Lebenslagen in Deutschland Nun das Handzeichen für Ziffer 19, bei deren An- Erster Armuts- und Reichtumsbericht (Druck- nahme Ziffer 20 erledigt ist! – Mehrheit. sache 328/01) Damit ist Ziffer 20 erledigt. Wortmeldungen liegen nicht vor. (B) (D) Wir fahren fort mit Ziffer 21. – Mehrheit. Wir kommen zur Abstimmung. Hierzu liegen vor: die Ausschussempfehlungen in Drucksache 328/1/01 Ziffer 22! – Mehrheit. und ein Mehr-Länder-Antrag in Drucksache 328/2/01. Kommen wir zu Ziffer 23, bei deren Ablehnung Zif- Wir stimmen zunächst über den Länderantrag in fer 24 entfällt! – Mehrheit. Drucksache 328/2/01 ab. Wer ist für den Länderan- Nun das Handzeichen für Ziffer 24! – Minderheit. trag? – Minderheit. Weiter mit Ziffer 25! Das Handzeichen bitte! – Ich rufe aus den Ausschussempfehlungen auf: Mehrheit. Ziffer 1! – Mehrheit. Ziffer 26! – Mehrheit. Wir sind übereingekommen, über die Ziffern 2, 3 Ziffer 27! – Mehrheit. und 5 sowie 7 und 8 gemeinsam abzustimmen. Wer stimmt den Ziffern 2, 3 und 5 zu? – Mehrheit. Ziffer 28! – Mehrheit. Wer ist für Ziffer 4? – Minderheit. Ziffer 29! – Mehrheit. Wer ist für Ziffer 6? – Minderheit. Ziffer 30! – Minderheit. Ziffern 7 und 8! – Mehrheit. Ziffer 31! – Minderheit. Ziffer 32! – Mehrheit. Damit hat der Bundesrat zum Bericht entsprechend Stellung genommen. Ziffer 33 bitte! – Minderheit. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 73 b): Ziffer 34! – Minderheit. Stellungnahme der Bundesregierung zum Ziffer 36! – Mehrheit. Dreizehnten Hauptgutachten der Monopol- Ziffer 37! – Mehrheit. kommission 1998/99 (Drucksache 446/01)

Ziffer 38! – Mehrheit. Wortmeldungen gibt es nicht. Ziffer 39! – Mehrheit. Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- Nun kommen wir zum Landesantrag in Drucksache fehlungen in Drucksache 446/1/01 und ein Landesan- 644/3/01. Wer stimmt zu? – Minderheit. trag Hessens in Drucksache 446/2/01 vor. 494 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Wir beginnen mit den Ausschussempfehlungen. nicht stringent vorausgesetzt wird. Der zu erwartende (C) Wer den Ziffern 1 bis 8 folgen möchte, den bitte ich Zuwanderungsdruck wird zusätzlich verstärkt, weil um das Handzeichen. – Mehrheit. ohne Berücksichtigung von Integrationsleistungen keine ausreichende Verwurzelung in einem Mitglied- Nun zum Landesantrag! Wer stimmt zu? – Minder- staat angenommen werden kann. heit. Weiterer Kritikpunkt ist, dass die in Europa langfris- Damit hat der Bundesrat entsprechend Stellung ge- tig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangehörigen im nommen. Sinne der Richtlinie uneingeschränkten Zugang zum Punkt 74: deutschen Arbeitsmarkt erhalten sollen. Abgesehen davon, dass der EU hierfür die Regelungskompetenz Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betref- fend den Status der langfristig aufenthaltsbe- fehlt, trägt dies bei fast vier Millionen Arbeitslosen in rechtigten Drittstaatsangehörigen (Drucksa- Deutschland zur Verschärfung der Situation auf dem che 371/01) Arbeitsmarkt bei. So wird die Akzeptanz der europäi- schen Einigung in der Bundesrepublik Deutschland Wortmeldungen liegen vor von Herrn Staatsmi- nicht verbessert. nister Bocklet (Bayern) und Herrn Parlamentarischen Staatssekretär Körper (Bundesministerium des In- Angesichts der Ereignisse in New York und Wa- nern). shington und der Diskussionen um eine Verbesserung der Sicherheitslage auch in Europa ist es im Übrigen unerlässlich, derart weit gehende Rechte von einem Reinhold Bocklet (Bayern): Herr Präsident! Verehr- straffreien Aufenthalt in den Mitgliedstaaten abhän- te Kolleginnen und Kollegen! Den Vorschlag für eine gig zu machen. Die Zubilligung des hohen Auswei- EU-Richtlinie des Rates betreffend den Status der sungsschutzes, den EU-Bürger genießen, ist für uns langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsan- nicht akzeptabel. gehörigen haben die Länder seit der Vorlage des Ent- wurfs der Kommission im März dieses Jahres zu Recht Wir dürfen eines nicht außer Acht lassen: Die Rech- heftig kritisiert. Ich möchte betonen, dass die Bayeri- te der EU-Bürger beruhen auf der Unionsbürgerschaft sche Staatsregierung den Richtlinienvorschlag nach und der einheitlichen Werteordnung, ja der Schick- wie vor strikt ablehnt. Denn mit der Umsetzung der salsgemeinschaft, die die Mitgliedstaaten der Eu- Richtlinie in der vorliegenden Fassung würde ein Ein- ropäischen Union inzwischen bilden. Es gibt deshalb fallstor für eine ungesteuerte und unbegrenzte Zu- keinen Grund, Drittstaatsangehörige in ihrer Rechts- wanderung geschaffen. Die erforderliche Integration stellung EU-Bürgern anzugleichen. Das sehen weder die EU-Verträge vor, noch ist es im Hinblick auf das ist in erster Linie von Ländern und Kommunen zu lei- (D) (B) sten und zu bezahlen! Diskriminierungsverbot geboten. Drittstaatsangehöri- ge, die lange in einem Mitgliedstaat leben, haben in Bedenken wir zusätzlich: Es ist davon auszugehen, aller Regel die Möglichkeit, sich einbürgern zu las- dass ein erheblicher Teil des zu erwartenden Zuzugs sen. Dies sollte auch unter dem Gesichtspunkt der In- nach Europa in die deutschen Sozialsysteme erfolgen tegration das Ziel sein. wird und die Sozialkassen damit gravierend belastet werden. Die Gründe dafür liegen zum einen darin, Vor diesem Hintergrund fordert die Bayerische dass die Anforderungen, nach denen Drittstaatsan- Staatsregierung die Bundesregierung mit Nachdruck gehörigen weit reichende Rechte zugebilligt werden, auf, alles gegen die Verwirklichung derartiger Vor- viel zu gering sind. Zum anderen ist die Ausgestal- stellungen zu unternehmen und entsprechenden For- tung der Rechtsstellung zu weit gehend. derungen nicht nachzugeben. Deutschland hat im Vertrag von Amsterdam für noch mindestens fünf Allein auf Grund einer Aufenthaltsdauer von nur Jahre Einstimmigkeit in den Fragen des Asyl- und fünf Jahren in einem Mitgliedstaat der EU soll Dritt- Ausländerrechts erkämpft. Die Bundesregierung staatsangehörigen eine Rechtsstellung zukommen, muss diesen Hebel konsequent nutzen, um zu einer die weitgehend mit der von EU-Bürgern vergleichbar europäischen Lösung zu kommen, die auch im Inte- ist. Weiter gehende Voraussetzungen, wie der Nach- resse unseres Landes liegt. – Danke schön. weis einer stattgefundenen oder zumindest fort- geschrittenen Integration, fehlen. Im Ergebnis ge- nießen Drittstaatsangehörige nach entsprechender Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Herr Par- Aufenthaltszeit EU-weit Freizügigkeit und können lamentarischer Staatssekretär Körper, bitte. grundsätzlich frei bestimmen, in welchem Mitglied- staat der EU sie sich aufhalten wollen. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusa- desminister des Innern: Herr Präsident, meine Damen gen, welche Auswirkungen dies ohne Angleichung und Herren! Der am 1. Mai 1999 in Kraft getretene der Sozialstandards innerhalb der Europäischen Amsterdamer Vertrag hat für die europäische Zuwan- Union auf Staaten mit so hohem sozialen Niveau wie derungspolitik eine neue Dimension der Zusammen- der Bundesrepublik Deutschland mit sich bringt. Das arbeit gebracht. Mit der Vergemeinschaftung der Problem verschärft sich dadurch, dass Familiennach- Zuwanderungspolitik wird auch im Fall des Vorschlags zug in weitem Umfang zugelassen wird. Zu kritisieren der Kommission zur Regelung der Rechtsstellung ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Siche- der langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsan- rung des Lebensunterhalts – inklusive der Familie – gehörigen rechtspolitisches Neuland betreten. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 495 Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper (A) Der Richtlinienvorschlag der Kommission sieht zum Dann bitte das Handzeichen für Ziffer 22! – Mehr- (C) einen die Einführung eines harmonisierten Aufent- heit. haltstitels „Aufenthaltsberechtigung EG“, zum ande- Das Handzeichen für alle noch nicht erledigten ren weitgehende Freizügigkeitsrechte innerhalb der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. EU für Drittstaatsangehörige, die im Besitz dieses Aufenthaltstitels sind, vor. Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- men. Die Kommission hat dem Richtlinienvorschlag das Modell der Freizügigkeitsrechte von EU-Bürgern zu Punkt 75: Grunde gelegt. Der Vorschlag beinhaltet daher eine Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Gleichstellung der Rechte von Drittstaatsangehörigen Parlaments und des Rates über die zusätzliche mit Inländern beim Arbeitsmarktzugang, beim Zu- Beaufsichtigung der Kreditinstitute, Versiche- gang zu einer selbstständigen Erwerbstätigkeit, bei rungsunternehmen und Wertpapierfirmen staatlichen Leistungen, wie der Ausbildungsförderung eines Finanzkonglomerats und zur Änderung oder der Sozialhilfe, und der Anerkennung von Diplo- der Richtlinien 73/239/EWG, 79/267/EWG, men. Diese Rechte – mit Einschränkungen bei der So- zialhilfe und der Ausbildungsförderung – sollen auch 92/49/EWG, 92/96/EWG, 93/6/EWG und Drittstaatsangehörige bei der Niederlassung in einem 93/22/EWG des Rates und der Richtlinien Mitgliedstaat genießen. 98/78/EG und 2000/12/EG des Europäischen Parlaments und des Rates (Drucksache 376/01) Im Kommissionsvorschlag wird das in der Recht- Wortmeldungen? – Keine. sprechung des Europäischen Gerichtshofes he- rausgebildete Recht auf Ausweisungsschutz von EU- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen Bürgern auf Drittstaatsangehörige analog übertragen. der Ausschüsse in Drucksache 376/1/01 vor. Bitte das Handzeichen für: Aus der Sicht der Bundesregierung kann es generell hinsichtlich der Frage, welchen Rechtsstatus dauer- Ziffer 1! – Mehrheit. aufenthaltsberechtigte Drittstaatsangehörige inneha- Ziffer 2! – Mehrheit. ben sollen, nur um eine Annäherung an die Rechte der EU-Bürger, nicht jedoch um eine weitgehende Ziffer 3! – Mehrheit. Gleichstellung gehen. Bei den Verhandlungen zum Ziffer 4! – Mehrheit. Richtlinienvorschlag wird die Bundesregierung daher auf erhebliche Änderungen dringen, um das europäi- Der Bundesrat hat so beschlossen. sche Recht mit den nationalen Zuwanderungskon- (B) Punkt 76: (D) zepten kompatibel zu machen. Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Die in dem Vorschlag vorgesehene Gewährung von Parlaments und des Rates über das Energie- Freizügigkeit für langfristig aufenthaltsberechtigte profil von Gebäuden (Drucksache 418/01) Drittstaatsangehörige innerhalb der EU bedarf noch der sorgfältigen Prüfung. Die Regelungen zur Aus- Keine Wortmeldungen. übung einer gemeinschaftsweiten Mobilität müssen Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen allerdings so ausgestaltet werden, dass die nationalen der Ausschüsse in Drucksache 418/1/01 sowie ein An- Konzepte einer arbeitsmarktbezogenen Zuwande- trag in Drucksache 418/2/01 vor. rung nicht unterlaufen werden. Ich beginne mit dem Antrag in Drucksache 418/2/01, Für die Bundesregierung ist es nicht akzeptabel, bei dessen Annahme die Ausschussempfehlungen ent- dass der Richtlinienvorschlag auf Anforderungen an fielen. Bitte das Handzeichen für den Antrag in Druck- die Integration des Drittstaatsangehörigen weitge- sache 418/2/01! – Minderheit. hend verzichtet. Auch bei einer Reihe von weiteren Punkten, so bei den Voraussetzungen zur Erteilung Zur Einzelabstimmung rufe ich Ziffer 22 der Aus- des Daueraufenthaltstitels, bei den mit dem Titel ver- schussempfehlungen auf. – Minderheit. bundenen Rechten sowie bei den Regelungen zur Ent- Dann Ziffer 23! – Das ist die Mehrheit. ziehung des Daueraufenthaltsrechts, wird die Bundes- regierung auf erhebliche Änderungen am Vorschlag Bitte das Handzeichen für alle noch nicht erledigten der Kommission bestehen, um den Vorschlag zustim- Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. mungsfähig machen zu können. Sie dürfen davon aus- Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- gehen, dass wir unsere Positionen deutlich vertreten. men. Tagesordnungspunkt 77: Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier: Danke schön! Vorschlag einer Verordnung des Rates über die gemeinsame Marktorganisation für Schaf- Die Empfehlungen der Ausschüsse ersehen Sie aus und Ziegenfleisch (Drucksache 430/01) Drucksache 371/1/01. Keine Wortmeldungen. Zur gemeinsamen Abstimmung rufe ich die Ziffern 2, 4, 7, 8, 10, 12, 13 und 15 auf. Bitte das Hand- Die Empfehlungen der Ausschüsse ersehen Sie aus zeichen für diese Ziffern! – Mehrheit. Drucksache 430/1/01. 496 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Zur Einzelabstimmung rufe ich Ziffer 3 auf. Bitte Wir stimmen nun über alle noch nicht erledigten (C) das Handzeichen! – Minderheit. Ausschussempfehlungen ab. Wer ist dafür? – Mehr- heit. Jetzt bitte noch das Handzeichen für die übrigen Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Damit hat der Bundesrat der Verwaltungsvorschrift Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- nach Maßgabe der soeben erfolgten Abstimmung zu- men. gestimmt. Punkt 82: Tagesordnungspunkt 100: Mitteilung der Kommission der Europäischen Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Steuer- Gemeinschaften an den Rat, das Europäische abzug vom Arbeitslohn 2002 (Lohnsteuer- Parlament, den Wirtschafts- und Sozialaus- Richtlinien 2002 – LStR 2002) (Drucksache schuss sowie den Ausschuss der Regionen be- 651/01) treffend einen neuen Rahmen für die Zusam- Keine Wortmeldungen. menarbeit bei Maßnahmen im Bereich der Informations- und Kommunikationspolitik der Zur Abstimmung liegt Ihnen der Antrag des Landes Europäischen Union (Drucksache 567/01) Baden-Württemberg in Drucksache 651/1/01 vor. Wer Keine Wortmeldungen. ist für die Zustimmung nach Maßgabe der dort vorge- schlagenen Änderung? – Minderheit. Die Empfehlungen der Ausschüsse ersehen Sie aus Drucksache 567/1/01. Zur Einzelabstimmung rufe ich Wer stimmt der Verwaltungsvorschrift in unverän- auf: derter Fassung zu? – Das ist die Mehrheit. Ziffer 6! – Minderheit. Es ist so beschlossen. Ziffer 7! – Mehrheit. Tagesordnungspunkt 109: Jetzt bitte das Handzeichen für alle noch nicht erle- Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht digten Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. (Drucksache 710/01) Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- Zur Abstimmung liegt Ihnen die Empfehlung des men. Rechtsausschusses vor, sich zu allen in Drucksa- Tagesordnungspunkt 92: che 710/01 genannten Verfahren nicht zu äußern. Bayern, Sachsen und Thüringen beantragen jedoch in Sechste Verordnung zur Anpassung der Höhe Drucksache 710/1/01, zu den Verfahren unter Buch- (D) (B) der Vergütungen nach der Gebührenordnung staben a) und b) zum Lebenspartnerschaftsgesetz für Ärzte, der Gebührenordnung für Zahnärzte eine Äußerung abzugeben. sowie nach der Hebammenhilfe-Gebührenver- ordnung in dem in Artikel 3 des Einigungsver- Ich rufe diesen Antrag auf. Bitte das Handzeichen! – trages genannten Gebiet (Sechste Gebührenan- Minderheit. passungsverordnung – 6. GebAV) (Drucksache Dann stelle ich fest, dass sich der Bundesrat zu allen 530/01) Verfahren nicht äußert. Keine Wortmeldungen. Tagesordnungspunkt 111: Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des fehlungen in Drucksache 530/1/01 vor. Asylverfahrensgesetzes – Antrag der Länder Wer stimmt der Empfehlung unter Ziffer 1 zu? – Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern – Minderheit. Geschäftsordnungsantrag des Landes Sachsen- Anhalt – (Drucksache 359/01) Dann frage ich, wer der Verordnung unverändert zustimmen möchte. – Das ist die Mehrheit. Keine Wortmeldung. Damit hat der Bundesrat der Verordnung zuge- Die Ausschussberatungen sind noch nicht abge- stimmt. schlossen. Wir haben daher zunächst darüber zu be- finden, ob wir heute in der Sache entscheiden wollen. Punkt 98: Wer ist für sofortige Sachentscheidung? – Mehrheit. Allgemeine Verwaltungsvorschrift über die Dann verfahren wir so. Durchführung der amtlichen Überwachung nach dem Fleischhygienegesetz und dem Ge- Ich verweise darauf, dass die ursprünglichen Aus- flügelfleischhygienegesetz (AVV Fleischhy- schussempfehlungen in Drucksache 359/1/01 erledigt giene – AVVFlH) (Drucksache 649/01) sind und Baden-Württemberg den Antrag in Drucksa- che 359/2/01 zurückgezogen hat. Keine Wortmeldungen. Die Empfehlungen der Ausschüsse liegen Ihnen in Zur Abstimmung liegen die Ausschussempfehlun- Drucksache 649/1/01 vor. gen in Drucksache 359/3/01 vor. Zur Einzelabstimmung rufe ich die Ziffer 7 auf. Wer Ich rufe auf und bitte um Ihr Handzeichen zu Zif- ist dafür? – Mehrheit. fer 1. – Mehrheit. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 497 Amtierender Präsident Dr. Willfried Maier (A) Dann bitte das Handzeichen zu Ziffer 2! – Mehrheit. Wir sind übereingekommen, Herrn Minister Dr. (C) Püchel (Sachsen-Anhalt) zum Beauftragten für die Ziffer 3! – Mehrheit. Beratungen im Bundestag zu bestellen. Ziffer 4 ist erledigt. Damit haben wir die Tagesordnung der heutigen Nun noch das Handzeichen zu Ziffer 5! – Mehrheit. Sitzung abgewickelt. Die nächste Sitzung des Bundesrates berufe ich ein Wir kommen zur Schlussabstimmung: Wer dafür ist, auf Freitag, den 19. Oktober 2001, 9.30 Uhr. den Gesetzentwurf in der soeben festgelegten Fas- sung beim Deutschen Bundestag einzubringen, das Ich wünsche Ihnen einen guten Heimweg. Handzeichen bitte! – Mehrheit. Die Sitzung ist geschlossen. Dann ist so beschlossen. (Schluss: 15.02 Uhr)

Beschlüsse im vereinfachten Verfahren (§ 35 GO BR)

Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. Januar 2000 bis 30. Juni 2000 sowie vom 1. Juli 2000 bis 31. Dezember 2000 (Drucksache 501/01) Ausschusszuweisung: EU Beschluss: Kenntnisnahme

Vorschlag einer Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1408/71 des Rates zur Anwendung der Systeme der sozialen Sicherheit auf Arbeitnehmer und (B) Selbstständige sowie deren Familienangehörige, die innerhalb der Ge- (D) meinschaft zu- und abwandern, und der Verordnung (EWG) Nr. 574/72 des Rates über die Durchführung der Verordnung (EWG) Nr. 1408/71 im Hinblick auf die Assistenten des Europäischen Parlaments (Drucksache 566/01) Ausschusszuweisung: EU – AS Beschluss: Kenntnisnahme

Vorschlag für einen Beschluss des Rates über das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003 (Drucksache 503/01) Ausschusszuweisung: EU – AS – FS Beschluss: Kenntnisnahme

Vorschlag für eine Richtlinie des Rates betreffend die Voraussetzungen, unter denen Drittstaatsangehörige im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten während höchstens drei Monaten Reisefreiheit genießen, und die Ein- führung einer besonderen Reisegenehmigung unter Festlegung der Vo- raussetzungen, unter denen Drittstaatsangehörige einreisen dürfen, um sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten während höchstens sechs Monaten frei zu bewegen (Drucksache 622/01) Ausschusszuweisung: EU – In Beschluss: Kenntnisnahme

Vorschlag einer Verordnung des Rates zur Errichtung des gemeinsamen Unternehmens GALILEO (Drucksache 561/01) Ausschusszuweisung: EU – Fz – In – K – Vk – Wi Beschluss: Kenntnisnahme 498 Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) (C)

Vorschlag einer Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 95/93 des Rates vom 18. Januar 1993 über gemeinsame Regeln für die Zuweisung von Zeit- nischen auf Flughäfen in der Gemeinschaft (Drucksache 562/01) Ausschusszuweisung: EU – Vk Beschluss: Kenntnisnahme

Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften über eine Strategie der Gemeinschaft zur Bekämpfung der Resistenz gegen anti- mikrobielle Mittel

Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel in der Humanmedizin (Drucksache 559/01) Ausschusszuweisung: EU – A – G – K Beschluss: Kenntnisnahme

Bericht der Kommission der Europäischen Gemeinschaften an den Rat und an das Europäische Parlament über die Erfahrungen mit der An- wendung des Beschlusses 97/872/EG des Rates vom 16. Dezember 1997 über ein Aktionsprogramm der Gemeinschaft zur Förderung von hauptsächlich im Umweltschutz tätigen Nichregierungsorganisationen

Vorschlag für einen Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates über ein Aktionsprogramm der Gemeinschaft zur Förderung von hauptsächlich im Umweltschutz tätigen Nichtregierungsorganisationen

(Drucksache 565/01)

Ausschusszuweisung: EU – U – Vk – Wi

Beschluss: Kenntnisnahme (B) (D)

Feststellung gemäß § 34 GO BR Einspruch gegen den Bericht über die 766. Sitzung ist nicht eingelegt worden. Damit gilt der Bericht gemäß § 34 GO BR als genehmigt. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 499*

(A) Anlage 1 zwar „unabhängig von dem Ort im Hoheitsgebiet der (C) Mitgliedstaaten, an dem die Vereinigung ihre Opera- Erklärung tionsbasis hat oder ihre strafbaren Tätigkeiten aus- übt“. von Minister Claus Möller Um den Herausforderungen gewachsen zu sein, die (Schleswig-Holstein) der internationale Terrorismus darstellt, der am zu Punkt 113 der Tagesordnung 11. September ein neues Gesicht gezeigt hat, ist eine weltweite Ausdehnung unerlässlich. Geschützt wird Das Land Schleswig-Holstein begrüßt grundsätzlich durch §§ 129, 129 a StGB in Verbindung mit § 129 b die Erweiterung der bisherigen Straftatbestände der des Entwurfs künftig nicht nur der öffentliche Friede §§ 129, 129 a StGB um einen § 129 b StGB unter der in der Bundesrepublik, sondern der öffentliche Friede Überschrift „Kriminelle und terroristische Vereinigun- aller Staaten weltweit. Angesichts des Zusammen- gen im Ausland“. wachsens der Welt ist dies eine zwingende Konse- Schleswig-Holstein erachtet jedoch die Strafbarkeit quenz, zumal Abgrenzungen immer schwieriger wer- des „Werbens“ für Vereinigungen im Sinne der gel- den. Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass die tenden §§ 129, 129 a StGB als zu weit gehend und be- Anschläge vom 11. September auch die Sicherheit der fürwortet es, dies durch das restriktivere „Anwerben“ deutschen Bevölkerung empfindlich getroffen haben. zu ersetzen. Da auch das Bundesministerium der Natürlich stellt sich im Zusammenhang mit der Justiz im Rechtsausschuss im Sinne Schleswig-Hol- neuen Regelung die Frage, ob Deutschland „Weltpo- steins erklärt hat, eigenständig im weiteren Verfahren lizei“ spielen und für die Verfolgung reiner Auslands- prüfen zu wollen, die Merkmale des „Werbens“ und taten zuständig sein will, die keinerlei Bezug zu des „Unterstützens“ klarstellend einzuschränken, Deutschland haben. Dies ist jedoch nicht das Ziel des wird von der Stellung eines eigenen Antrages abge- neuen § 129 b StGB. An eine Einführung des Welt- sehen. rechtsprinzips ist nicht gedacht. Deutsches Strafrecht soll nur gelten, wenn die Tat zumindest teilweise im Inland begangen wurde oder ein Inlandsbezug über §§ 4 ff. StGB herzustellen ist. § 129 b in der neuen Fassung soll einer effektiven Anlage 2 Bekämpfung des Terrorismus dienen. Zugleich darf sich Deutschland aber nicht zum verlängerten Arm Erklärung von diktatorischen Regierungen machen, die die Menschenrechte unterdrücken und dadurch Frei- (B) von Parl. Staatssekretär Prof. Dr. Eckhart Pick (D) heitsbewegungen mit legitimen Anliegen hervorru- (BMJ) fen. zu Punkt 113 der Tagesordnung Auch begleitende Maßnahmen müssen angedacht Die Bekämpfung des Terrorismus war und ist ein werden. So prüft das Bundesministerium der Justiz wichtiges Thema dieser Bundesregierung. Auch derzeit, ob die Rechtsfolgen der Vermögensstrafe, des wenn das Bundesministerium der Justiz das geltende erweiterten Verfalls und der Dritteinziehung in den materielle und prozessuale Recht in der Vergangen- Fällen der §§ 129 und 129 a für anwendbar erklärt heit grundsätzlich als ausreichend im Kampf gegen werden sollen. den Terrorismus angesehen hat, hat es immer geprüft, Ich darf Ihnen abschließend versichern, dass die ob Änderungen im Hinblick auf neue Entwicklungen Bundesregierung im weiteren Verlauf dieses unge- erforderlich sind. Seit den Anschlägen in den USA am wöhnlich kurzen Gesetzgebungsverfahrens grundsätz- 11. September stellen sich Fragen der internationalen lich für alle Vorschläge, die der Verbesserung der Ter- Terrorismusbekämpfung noch drängender. Nach die- rorismusbekämpfung dienen, offen ist und diese sen Anschlägen ist aus der Sicht der Bundesrepublik prüfen wird. eine Erweiterung der strafrechtlichen Vorschriften ge- boten. Mit §§ 129, 129 a StGB steht zwar bereits im gelten- den Recht ein Instrument zur Verfügung, mit dem das Vorfeld terroristischer Einzeltaten bestraft werden Anlage 3 kann. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichts- hofes gilt die Vorschrift jedoch nur für inländische ter- Erklärung roristische Vereinigungen oder für ausländische, die zumindest eine Teilorganisation im Inland haben. von Parl. Staatssekretär Stephan Hilsberg Auf Grund der Gemeinsamen Maßnahme vom (BMVBW) 21. Dezember 1998 betreffend die Strafbarkeit der Be- zu Punkt 114 der Tagesordnung teiligung an einer kriminellen Vereinigung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist die Bun- In Anbetracht der fürchterlichen Anschläge in den desrepublik verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Be- USA am 11. September 2001 kommt der Verabschie- teiligung an einer kriminellen/terroristischen Vereini- dung der heute zur Entscheidung anstehenden gung hier strafrechtlich verfolgt werden kann, und Zuverlässigkeitsüberprüfungsverordnung besondere 500* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Bedeutung zu. Ich möchte Ihnen daher auch im Diese Maßnahme ist nicht nur zu weit gehend, sie (C) Namen des Bundesministers für Verkehr, Bau- und stellt eine Diskriminierung von Ausländern dar und Wohnungswesen, , unseren Dank dafür lässt außer Acht, dass auch Deutsche in den Zeiträu- aussprechen, dass Sie sich in unser aller Sicherheits- men zwischen den Überprüfungen zum Innentäter interesse bereit erklärt haben, die Verordnung heute, werden können. also zum schnellstmöglichen Termin, auf die Tages- Abschließend möchte ich mich nochmals sowohl für ordnung zu setzen. Ihr Entgegenkommen in Bezug auf die beschleunigte Die Bundesregierung hat die in der Ausschuss- Behandlung der Verordnung als auch für die sehr drucksache 726/1/01 aufgeführten Änderungsanträge konstruktiven Vorschläge bedanken, die Sie in den geprüft und wird sie mit zwei Ausnahmen auch über- Änderungsanträgen unterbreitet haben. nehmen. Die Änderungsvorschläge, die unsere Zu- stimmung finden, sind geeignet, die Sicherheit noch weiter zu verbessern. Angesichts der schrecklichen Terroranschläge in den USA und der Bedrohung der Anlage 4 Luftfahrt insgesamt kommt es nun darauf an, die damit beabsichtigten Verschärfungen auch zügig um- Erklärung zusetzen. Ich denke dabei insbesondere an die Frist, in der von Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper die Überprüfungen zu wiederholen sind. Sie soll von (BMI) fünf Jahren auf ein Jahr verkürzt werden. Dies bedeu- zu Punkt 4 der Tagesordnung tet, dass deutlich mehr als 100 000 Betroffene jährlich Harmonisierung zu überprüfen sind, was einen erheblichen Verwal- Der Entwurf eines Gesetzes zur des Schutzes gefährdeter Zeugen schafft erstmals tungsaufwand mit sich bringt. Andererseits ist der Si- sichere Rechtsgrundlagen für wichtige Zeugen- cherheitsgewinn so erheblich, dass dies in Kauf ge- schutzmaßnahmen wie die Ausstellung von Tarnpa- nommen werden muss. pieren und die Einrichtung von Datenübermittlungs- Zu begrüßen ist auch der Wegfall der so genannten sperren. Er enthält darüber hinaus unter anderem Kurzabfrage für Personen, die kurzfristig nur für Regelungen zur Erreichbarkeit der zu schützenden einen beschränkten Zeitraum, z. B. für Reparaturar- Person im Rechtsverkehr sowie zum Zeugenschutz im beiten, Zugang zum Sicherheitsbereich eines Flugha- Strafvollzug. fens erhalten sollten. Hier war ursprünglich vorgese- Geschützt werden sollen Personen, die in einem hen, nur zu prüfen, ob der Betroffene zur Fahndung Strafverfahren aussagebereit und aussagewillig sind (B) ausgeschrieben ist. Das ist unter den heutigen Um- und auf Grund dieser Aussagefähigkeit gefährdet (D) ständen nicht mehr hinnehmbar. werden. Bisher erfolgt der Schutz gefährdeter Zeugen Der Änderungsvorschlag in Ziffer 5 findet zwar ins- vorwiegend auf der Grundlage der polizeilichen Ge- gesamt noch unsere Zustimmung, gibt jedoch Anlass neralklauseln. Teilweise wird auch die Regelung des zu einigen Bemerkungen. Er sieht unter anderem vor, strafrechtlichen Notstandes herangezogen. dass jede Verurteilung zu einer vorsätzlichen Straftat Dieser Rechtszustand wurde in Praxis und Wissen- innerhalb der letzten zehn Jahre regelmäßig zur Un- schaft als unzureichend kritisiert: Polizeiliche Zeu- zuverlässigkeit des Betroffenen führt. Dies mag auf genschützer mussten auf unsicherer Rechtsgrundlage den ersten Blick als Übermaß erscheinen, da z. B. Be- arbeiten, um Mitwirkung ersuchte Stellen waren sich leidigung oder ähnliche weniger schwere Straftaten ihrer Mitwirkungsrechte und -pflichten unsicher, zu grundsätzlich darunterfallen. Jedoch ermöglicht die schützende Personen wussten nicht, worauf sie sich in der Verordnung enthaltene Formulierung „in der einlassen. Regel fehlt es an der erforderlichen Zuverlässigkeit“ Dabei zeigt die polizeiliche Praxis, dass dringender auch bei Vorliegen einer geringfügigen Vorstrafe die Handlungsbedarf besteht. Gerade im Bereich der Einzelfallprüfung, ob der Betroffene deswegen als un- Schwer- und der organisierten Kriminalität versuchen zuverlässig zu gelten hat. interessierte Kreise häufig, Zeugen durch Einschüch- Die Änderungsvorschläge in Ziffer 7 und Ziffer 8 terung bis hin zu Gewalttätigkeiten von einer Aussa- finden hingegen nicht unsere Zustimmung. ge abzuhalten. Seit 1995 wurden durch die bei Bund und Ländern bestehenden Zeugenschutzdienststellen Ziffer 7 sieht vor, dass jeder, der öfter als einmal im im Jahresdurchschnitt ca. 650 Fälle bearbeitet. Die Jahr die Sicherheitsbereiche betritt, zuverlässig- weit überwiegende Zahl hiervon entfällt auf Strafta- keitsüberprüft werden muss. Diese Maßnahme stellt ten der organisierten Kriminalität sowie sonstiger in unseren Augen ein Übermaß dar, da auch die Be- Drogenkriminalität. gleitung durch einen sicherheitsüberprüften Mitar- Hier besseren Schutz zu gewährleisten ist herausra- beiter, eine Röntgenkontrolle oder beides in Betracht gend wichtig. Erstens müssen wir als Staat Menschen kommt. schützen, die sich bereit erklären, zur Aufklärung von Nach Ziffer 8 sollen Personen, die weniger als fünf Straftaten beizutragen. Zweitens ist gerade in Krimi- Jahre in Deutschland leben, bei jedem Betreten der nalitätsfeldern mit professionell vorgehenden Tätern Sicherheitsbereiche einer Röntgenkontrolle bzw. ma- der Zeugenbeweis das einzig aussichtsreiche Beweis- nuellen Durchsuchung unterzogen werden, obwohl mittel. Damit sind solche Zeugen für die Durchset- sie bereits zuverlässigkeitsüberprüft worden sind. zung des staatlichen Strafanspruches unverzichtbar. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 501*

(A) Zeugenschutzmaßnahmen finden in einem rechts- Ausländer- und Staatsangehörigkeitsrechts auf (C) staatlichen Spannungsverhältnis statt: Einerseits müs- Euro (Sechstes Euro-Einführungsgesetz) (Druck- sen die betroffenen Personen wirksam geschützt wer- sache 686/01) den, andererseits darf selbstverständlich nicht das Recht eines Beschuldigten auf ein faires Verfahren verletzt werden. Punkt 14 Gesetz zu dem Haager Übereinkommen vom Der vorgelegte Entwurf wird diesem Zielkonflikt 29. Mai 1993 über den Schutz von Kindern und die gerecht. Dem Staat wird es – etwa durch die Regelun- Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internatio- gen zu Tarndokumenten und Datenübermittlungs- sperren – ermöglicht, seine Schutzfunktion wirksam nalen Adoption (Drucksache 691/01) auszuüben. Andererseits wird beispielsweise aus- drücklich klargestellt, dass Zuwendungen an zu Punkt 15 schützende Personen nur in dem für den Schutzzweck Gesetz zur Regelung von Rechtsfragen auf dem unbedingt erforderlichen Maße gewährt werden dür- Gebiet der internationalen Adoption und zur fen. Beschuldigten- und Verteidigerrechte bleiben Weiterentwicklung des Adoptionsvermittlungs- voll gewahrt. rechts (Drucksache 692/01) Während über die Notwendigkeit gesetzgeberi- schen Handelns seit langem Einigkeit besteht, blieb die konkrete Form eines Zeugenschutzgesetzes um- Punkt 16 stritten. Ein Bundesratsentwurf, der auf die Initiative Gesetz zu dem Vertrag zwischen der Bundesrepu- des Landes Rheinland-Pfalz zurückging, wurde von blik Deutschland und der Tschechischen Republik allen Beteiligten hinsichtlich seiner Zielsetzung be- vom 2. Februar 2000 zur weiteren Erleichterung grüßt, hinsichtlich der konkreten Umsetzung dieser des Rechtshilfeverkehrs (Drucksache 693/01) Ziele aber auch deutlich kritisiert. Dies haben Innen- und Justizseite von Bund und Ländern übereinstim- mend so gesehen. Den jetzt von der Bundesregierung vorgelegten Ge- setzentwurf haben Experten im Rahmen einer Ar- II. beitsgruppe erarbeitet, der neben Vertretern von BMI und BMJ Vertreter der Justiz- und Innenressorts aus Zu den Gesetzen einen Antrag auf Anrufung des Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersach- Vermittlungsausschusses nicht zu stellen: (B) sen, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern an- (D) gehörten. Die polizeiliche Praxis war eng einbezogen. Punkt 6 Alle Beteiligten stehen hinter dem Entwurf. Dreiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Ab- Der Deutsche Bundestag billigte den Gesetzentwurf geordnetengesetzes (Drucksache 687/01) mit den Stimmen der Koalition und der Fraktion der CDU/CSU Ende Juni 2001 in zweiter und dritter Le- sung. Punkt 10 Gesetz zur Aufhebung des Magnetschwebebahn- Aus der Sicht der Bundesregierung sollte der Bun- bedarfsgesetzes (Drucksache 694/01) desrat dem Gesetzentwurf schnellstmöglich zustimmen.

Punkt 11 Gesetz zu dem Abkommen vom 22. September 2000 zwischen der Bundesrepublik Deutschland Anlage 5 und dem Großherzogtum Luxemburg über die Zusammenarbeit im Bereich der Insolvenzsiche- Umdruck Nr. 8/01 rung betrieblicher Altersversorgung (Drucksache 683/01) Zu den folgenden Punkten der Tagesordnung der 767. Sitzung des Bundesrates empfehlen die Aus- schüsse dem Bundesrat: Punkt 12 Gesetz zu dem Übereinkommen Nr. 182 der Inter- nationalen Arbeitsorganisation vom 17. Juni 1999 über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kin- I. derarbeit (Drucksache 684/01) Den Gesetzen zuzustimmen: Punkt 13 Punkt 5 Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen Gesetz zur Umstellung von Vorschriften des vom 25. Januar 1996 über die Ausübung von Kin- Dienst-, allgemeinen Verwaltungs-, Sicherheits-, derrechten (Drucksache 690/01) 502* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) III. b) Entwurf eines Gesetzes zu der Entschließung (C) vom 22. Mai 1995 zur Änderung des Überein- Den Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 1 GG kommens vom 18. Dezember 1979 zur Besei- beim Deutschen Bundestag einzubringen: tigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (Drucksache 634/01) Punkt 18 c) Entwurf eines Gesetzes zu dem Fakultativpro- Entwurf eines Gesetzes über die Finanzierung der tokoll vom 6. Oktober 1999 zum Übereinkom- Sanierung von Rüstungsaltlasten in der Bundesre- men vom 18. Dezember 1979 zur Beseitigung publik Deutschland (Rüstungsaltlastenfinanzie- jeder Form von Diskriminierung der Frau rungsgesetz – RüstAltFG) (Drucksache 668/01) (Drucksache 635/01)

Punkt 50 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Vermö- genszuordnungsgesetzes (Drucksache 642/01) IV. Punkt 56 Die Entschließungen zu fassen: Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. April 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlan- Punkt 23 de über Soziale Sicherheit (Drucksache 632/01) Entschließung des Bundesrates zur Änderung des Tierseuchengesetzes und der Maul- und Klauen- seuche-Verordnung (Drucksache 621/01) Punkt 57 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 24. August 2000 zwischen der Bundesrepublik Punkt 25 Deutschland und der Republik Österreich zur Entschließung des Bundesrates zum zweiten Kon- Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Ge- sultationspapier des Basler Ausschusses für Ban- biet der Steuern vom Einkommen und vom Vermö- kenaufsicht „Die neue Basler Eigenkapitalverein- gen (Drucksache 575/01) barung“ vom Januar 2001 (Drucksache 527/01) Punkt 58 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 19. April 2001 zwischen der Bundesrepublik (B) Deutschland und Kanada zur Vermeidung der (D) V. Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und bestimmter anderer Steuern, Zu den Gesetzentwürfen die in den zitierten Emp- zur Verhinderung der Steuerverkürzung und zur fehlungsdrucksachen wiedergegebene Stellungnah- Amtshilfe in Steuersachen (Drucksache 576/01) me abzugeben: Punkt 59 Punkt 34 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom Entwurf eines Forstvermehrungsgutgesetzes 8. März 2001 zwischen der Bundesrepublik (FoVG) (Drucksache 631/01, Drucksache 631/1/01) Deutschland und Malta zur Vermeidung der Dop- pelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksache Punkt 54 593/01) Entwurf eines Gesetzes über den Schutz von zugangskontrollierten Diensten und von Zugangs- Punkt 60 kontrolldiensten (Zugangskontrolldiensteschutz- Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Gesetz – ZKDSG) (Drucksache 586/01, Drucksa- vom 18. Dezember 1997 über gegenseitige Amts- che 586/1/01) hilfe und Zusammenarbeit der Zollverwaltungen (Drucksache 639/01)

Punkt 61 Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom VI. 19. September 2000 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik Gegen die Gesetzentwürfe keine Einwendungen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden zu erheben: und der Grenzschutzbehörden in den Grenzge- bieten (Drucksache 579/01) Punkt 35 a) Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Ge- Punkt 62 setzes zu dem Übereinkommen vom 18. De- Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom zember 1979 zur Beseitigung jeder Form von 19. September 2000 zwischen der Bundesrepublik Diskriminierung der Frau (Drucksache 633/01) Deutschland und der Tschechischen Republik über Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 503*

(A) die gegenseitige Hilfeleistung bei Katastrophen vergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur (C) und schweren Unglücksfällen (Drucksache 626/01) Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre Punkt 63 1999 bis 2002 (18. Subventionsbericht) (Drucksa- Entwurf eines Gesetzes zu dem Markenrechtsver- che 592/01) trag vom 27. Oktober 1994 (Drucksache 597/01) Punkt 73 a) Punkt 64 Dreizehntes Hauptgutachten der Monopolkom- Entwurf eines Gesetzes zu der am 3. Dezember mission 1998/1999 (Drucksache 502/00, zu Druck- 1999 in Peking beschlossenen Änderung des sache 502/00) Montrealer Protokolls vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, und zu weiteren Anpassungen des Proto- kolls (Drucksache 584/01) VIII. Punkt 65 Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. Fe- Zu den Vorlagen die Stellungnahme abzugeben bruar 2000 zwischen der Bundesrepublik oder ihnen nach Maßgabe der Empfehlungen zuzu- Deutschland und der Demokratischen Sozialisti- stimmen, die in der jeweils zitierten Empfehlungs- schen Republik Sri Lanka über die Förderung und drucksache wiedergegeben sind: den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache 587/01) Punkt 78 Punkt 66 Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Ände- Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom rung der Richtlinie 2000/29/EG des Rates über 11. März 1996 zwischen der Bundesrepublik Maßnahmen zum Schutz der Gemeinschaft gegen Deutschland und der Demokratischen Volksrepu- die Einschleppung und Ausbreitung von Schad- blik Algerien über die gegenseitige Förderung organismen der Pflanzen und Pflanzenerzeug- und den gegenseitigen Schutz von Kapital- nisse (Drucksache 321/01, Drucksache 321/1/01) anlagen (Drucksache 588/01) Punkt 79 Punkt 67 Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom (B) Parlaments und des Rates über Insider-Geschäfte (D) 23. Mai 2000 zwischen der Bundesrepublik und Marktmanipulation (Marktmissbrauch) (Druck- Deutschland und der Republik Botsuana über die sache 504/01, Drucksache 504/1/01) Förderung und den gegenseitigen Schutz von Ka- pitalanlagen (Drucksache 589/01) Punkt 80 Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Punkt 68 Parlaments und des Rates über den Prospekt, der Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom beim öffentlichen Angebot von Wertpapieren 30. Juni 2000 zwischen der Regierung der Bundes- republik Deutschland und der Regierung der oder bei deren Zulassung zum Handel zu veröf- Volksrepublik China über die Zusammenarbeit fentlichen ist (Drucksache 476/01, Drucksache auf den Gebieten der Wirtschaft, Industrie und 476/1/01) Technik (Drucksache 598/01) Punkt 81 Punkt 69 Vorschlag einer Verordnung des Europäischen Entwurf eines Gesetzes zu dem Partnerschaftsab- Parlaments und des Rates zur Änderung der Ver- kommen vom 23. Juni 2000 zwischen den Mitglie- ordnung (EG) Nr. 577/98 des Rates zur Durch- dern der Gruppe der Staaten in Afrika, im Karibi- führung einer Stichprobenerhebung über Ar- schen Raum und im Pazifischen Ozean einerseits beitskräfte in der Gemeinschaft (Drucksache und der Europäischen Gemeinschaft und ihren 552/01, Drucksache 552/1/01) Mitgliedstaaten andererseits (AKP-EG-Partner- schaftsabkommen) (Drucksache 653/01, zu Druck- sache 653/01) Punkt 83 Vorschlag für einen Rahmenbeschluss des Rates zur Festlegung von Mindestvorschriften über die Tatbestandsmerkmale strafbarer Handlungen und VII. die Strafen im Bereich des illegalen Drogenhan- dels (Drucksache 554/01, Drucksache 554/1/01) Von den Vorlagen Kenntnis zu nehmen: Punkt 84 Punkt 72 Bericht der Kommission der Europäischen Ge- Bericht der Bundesregierung über die Entwick- meinschaften an das Europäische Parlament und lung der Finanzhilfen des Bundes und der Steuer- den Rat über die Umsetzung der Richtlinie 504* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) 92/6/EWG des Rates vom 10. Februar 1992 über Rahmen des Versorgungsausgleichs (Versorgungs- (C) Einbau und Benutzung von Geschwindigkeitsbe- ausgleichs-Erstattungsverordnung – VAErstV) grenzern für bestimmte Kraftfahrzeugklassen in (Drucksache 646/01) der Gemeinschaft Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Punkt 91 Parlaments und des Rates zur Änderung der Richt- Zweite Verordnung zur Durchführung des Finanz- linie 92/6/EWG des Rates über Einbau und Be- ausgleichsgesetzes im Ausgleichsjahr 1999 (Druck- nutzung von Geschwindigkeitsbegrenzern für sache 546/01) bestimmte Kraftfahrzeugklassen in der Gemein- schaft (Drucksache 557/01, Drucksache 557/1/01) Punkt 93 Erste Verordnung zur Änderung der Kommunal- besoldungsverordnung des Bundes Punkt 86 (Drucksache 647/01) Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Ex- trakte (Drucksache 522/01, Drucksache 522/1/01) Punkt 94 Verordnung zur Aufhebung der Verordnung über Punkt 87 die Festsetzung des Lärmschutzbereichs für den Zweite Verordnung zur Änderung der Pflanzen- militärischen Flugplatz Laarbruch (Drucksache schutzmittelverordnung (Drucksache 534/01, 572/01) Drucksache 534/1/01)

Punkt 95 Punkt 96 Verordnung zur Änderung von Rechtsvorschriften Erste Verordnung zur Änderung der Gefahrgut- zum Wehrpflichtgesetz und zum Kriegsdienstver- verordnung See (1. See-Gefahrgutänderungsver- weigerungsgesetz (Drucksache 628/01) ordnung – GGVSee ÄndV) (Drucksache 569/01, Drucksache 569/1/01) Punkt 97 a) Neunte Verordnung zur Änderung der Wohn- Punkt 101 geldverordnung (Drucksache 648/01) Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvor- schrift zur Durchführung der Zehnten Verordnung b) Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Ände- zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzge- rung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift setzes (Verordnung über die Beschaffenheit und die zur Durchführung des Wohngeldgesetzes 2001 (B) (D) Auszeichnung der Qualitäten von Kraftstoffen – (Drucksache 652/01) 10. BImSchV) (Drucksache 548/01, Drucksache 548/1/01) Punkt 99 Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Anwen- dung des Einkommensteuerrechts (Einkommen- steuer-Richtlinien 2001 – EStR 2001) (Drucksache IX. 650/01)

Den Vorlagen ohne Änderung zuzustimmen: X. Punkt 85 Dritte Verordnung zur Änderung der Neuartigen Entsprechend den Anregungen und Vorschlägen Lebensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verord- zu beschließen: nung (Drucksache 465/01) Punkt 102 Punkt 88 Benennung von Vertretern in Beratungsgremien Verordnung über die Gewährung von Beihilfen für der Europäischen Union (Kommissionsarbeits- die Verarbeitung von Flachs und Hanf zur Faser- gruppe von Regierungssachverständigen für den herstellung (Flachs- und Hanfbeihilfenverord- Bereich Verbrauchererziehung) (Drucksache nung) (Drucksache 655/01) 263/01, Drucksache 263/1/01)

Punkt 89 Punkt 103 Verordnung zur Ermittlung des Arbeitseinkom- Benennung von Vertretern in Beratungsgremien mens aus der Land- und Forstwirtschaft für das der Europäischen Union (Ständiger Agrarstatis- Jahr 2002 (Arbeitseinkommenverordnung Land- tischer Ausschuss) (Drucksache 550/01, Drucksa- wirtschaft 2002 – AELV 2002) (Drucksache 625/01) che 550/1/01)

Punkt 90 Punkt 104 Verordnung über die Erstattung von Aufwendun- Benennung von Vertretern in Beratungsgremien gen der Träger der Rentenversicherung im der Europäischen Union (Verwaltungsausschuss Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 505*

(A) „Rindfleisch“ und Verwaltungsausschuss „Schafe Bundesgebiet vor allem deshalb notwendig, weil (C) und Ziegen“) (Drucksache 551/01, Drucksache Raumerschließung und Landesentwicklung unter 551/1/01) Berücksichtigung der wirtschaftlichen und sonst ge- sellschaftlichen Mobilitätsbedürfnisse ein Tätigwer- Punkt 105 den des Bundes erfordern. So dient eine Magnet- Bestellung eines Mitglieds des Verwaltungsrates schnellbahnverbindung vom Hauptbahnhof München der Kreditanstalt für Wiederaufbau (Drucksache zum Flughafen München wesentlich dem Anschluss 553/01, Drucksache 553/1/01) dieser nach dem Flughafen Frankfurt zweitgrößten Verkehrsdrehscheibe. Punkt 106 Dem Flughafen München kommt erhebliche Be- a) Personelle Veränderungen im Beirat für deutung in der Verkehrserschließung und Bündelung Ausbildungsförderung beim Bundesministe- der Luftverkehrsnachfrage in Gesamtdeutschland zu. rium für Bildung und Forschung (Drucksache Dementsprechend hat der Bund zu Recht in seinem 448/01, Drucksache 448/1/01) Flughafenkonzept vom 30. August 2000 den An- schluss dieses Flughafens an das Fernverkehrsnetz b) Personelle Veränderung im Beirat für Ausbil- vorgesehen. Eine Magnetschnellbahnverbindung dungsförderung beim Bundesministerium für München-Hauptbahnhof – München-Flughafen dient Bildung und Forschung (Drucksache 679/01) damit in doppelter Weise dem Anschluss an das Fern- verkehrsnetz. Sie bündelt Luftverkehrsnachfrage in Punkt 107 Deutschland und schließt gleichzeitig Lücken im Benennung eines Mitglieds des Kuratoriums der Fernbahnnetz der Deutschen Bahn AG. Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepu- blik Deutschland“ (Drucksache 573/01)

Punkt 108 Anlage 7 Vorschlag der Bundesministerin der Justiz für die Ernennung eines Bundesanwalts beim Bundesge- Erklärung richtshof (Drucksache 654/01) von Minister Prof. Dr. Kurt Schelter (Brandenburg) zu Punkt 18 der Tagesordnung Anlage 6 Die vom Land Brandenburg in den Bundesrat ein- (B) (D) gebrachte Gesetzesinitiative zur Finanzierung der Erklärung Sanierung von Rüstungsaltlasten wurde in den betei- ligten Ausschüssen von vielen Bundesländern durch von Staatsminister Reinhold Bocklet ein zustimmendes Votum unterstützt. Diesen Bundes- (Bayern) ländern gilt unser Dank. Ich verbinde damit den zu Punkt 10 der Tagesordnung Wunsch, dass auch heute in der Sitzung des Bundes- rates die große Mehrheit der Bundesländer der Ein- Der Freistaat Bayern betont die nach wie vor beste- bringung des Gesetzesantrages beim Deutschen Bun- hende Aufgaben- und Ausgabenverantwortung des destag zustimmen möge. Die Gesetzesinitiative sollte Bundes für Bau und Betrieb von Magnetschwebebah- im Interesse aller betroffenen Bundesländer unter- nen. Er weist hierzu insbesondere auf das bisherige stützt werden, um seit Jahren ungelöste Probleme im Engagement des Bundes hin. So hat der Bund das All- Zusammenhang mit der Rüstungsaltlastenbeseitigung gemeine Magnetschwebebahngesetz, das Magnet- anzugehen. schwebebahnplanungsgesetz, das Magnetschwebe- bahnbedarfsgesetz, die Magnetschwebebahn-Bau- Mit dem Rüstungsaltlastenfinanzierungsgesetz soll und Betriebsordnung sowie die Magnetschwebe- der bisher unbefriedigende Zustand einer so genann- bahn-Lärmschutz-Verordnung erlassen. Der Bund ist ten Staatspraxis des Bundes beendet werden, wonach auch im administrativen Bereich tätig geworden, der Bund den Ländern nur die Aufwendungen für die indem er das Eisenbahn-Bundesamt in § 4 Allgemei- Kampfmittelräumung auf bundeseigenen Liegen- nes Magnetschwebebahngesetz zur Aufsichts- und schaften sowie für die Bergung und Vernichtung so Genehmigungsbehörde für alle Magnetschwebebah- genannter reichseigener Munition erstattet. Ich möch- nen, in § 1 Abs. 2 Magnetschwebebahnplanungsge- te in diesem Zusammenhang deutlich machen, dass setz als Planfeststellungsbehörde und nach §§ 9 ff. über ein halbes Jahrhundert nach dem Ende des Magnetschwebebahnplanungsgesetz als Kreuzungs- Zweiten Weltkrieges in der Bundesrepublik weiterhin behörde eingesetzt hat. Schließlich hat der Bund zur erhebliche Gefahren von nicht geborgenen Kampf- Finanzierung einer Magnetschwebebahnstrecke 6 Mil- mitteln ausgehen. liarden DM im Bundeshaushalt bereitgestellt. Er ist Besonders stark betroffene Länder, Kommunen und also nicht nur gesetzgeberisch, sondern auch im Ver- private Grundstückseigentümer sind durch finan- waltungs- und Finanzierungsbereich tätig geworden. zielle Mehrbelastungen infolge der notwendigen Eine bundesgesetzliche Regelung ist zur Wah- Räumung von Rüstungsaltlasten und der damit rung der Rechts- und Wirtschaftseinheit sowie zur verbundenen Maßnahmen – Evakuierung von Perso- Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im nen, Bewachung, Verlegung von Medien – überfordert. 506* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Als eines von vielen Beispielen möchte ich die Stadt gesichts der Veränderung der juristischen Berufswelt (C) Oranienburg nennen. Die Luftbildauswertung für die dringend reformbedürftig ist. Es wird sich in der Ab- Stadt Oranienburg hat ca. 2 000 Bombenblindgänger- stimmung zu der BR-Drucksache 671/01 jedoch ent- verdachtspunkte auf überwiegend bebauten Grund- halten, da die in der Gesetzesbegründung enthalte- stücken ergeben. Die Kriegshandlungen im Gebiet nen pauschalen Aussagen zu den finanziellen um Oranienburg beschränkten sich ausschließlich auf Auswirkungen der Reform unzureichend für die Beur- alliierte Luftangriffe in den Jahren 1944 und 1945. Zur teilung des zu erwartenden Haushaltsrisikos sind. Behinderung der Aufräumarbeiten wurden auch Bomben mit einem chemischen Langzeitzünder ein- gesetzt. Circa 15 % dieser Bomben detonierten nicht. Ihre Besonderheit besteht in der Gefahr der Selbstde- tonation, die im Zuge der fortschreitenden Korrosion Anlage 9 ständig zunimmt. In der Zeit von 1977 bis 1994 kam es in Oranienburg zu sechs Selbstdetonationen. In Erklärung einem Fall sind Personen verletzt worden. Wir müssen nach Lage der Dinge froh sein, dass bisher keine wei- von Staatsminister Herbert Mertin teren Personenschäden zu verzeichnen sind. In ande- (Rheinland-Pfalz) ren Ländern gibt es ähnliche Bedrohungen, die nicht zu Punkt 21 der Tagesordnung länger hingenommen werden sollten. Die Kosten für die Bombenbergung betragen im Nach jahrelanger Diskussion ist es nun erstmals ge- Einzelfall bis zu 100 000 DM. Hinzu kommen Kosten lungen, auf der Grundlage der auf der Konferenz der für Begleitmaßnahmen in Höhe von 50 000 DM. Diese Justizministerinnen und -minister in Trier gefassten Zahlen machen deutlich, dass die damit verbundenen Beschlüsse zu einem breiten Länder übergreifenden Belastungen nicht länger durch Länder und Kommu- Kompromiss zu gelangen. Damit ist die Chance einer nen getragen werden können. baldigen Verbesserung der Juristenausbildung zum Greifen nah. Über die Notwendigkeit einer solchen Neben den Gefahren für Personen- und Sachschä- Verbesserung besteht uneingeschränkte Einigkeit den, die von den im Boden verborgenen Kampfmit- unter allen Beteiligten. teln ausgehen, darf nicht unbeachtet bleiben, dass eine aus Geldmangel verzögerte Befreiung ehemali- Wenn ich von Kompromiss spreche, tue ich dies ger Militärflächen von Kampfmitteln auch die Um- ohne den bitteren Beigeschmack, der vielleicht man- wandlung zur zivilen Nutzung erheblich verlangsamt. chem Kompromiss anhaftet. Ich bin der Überzeugung, Das bedeutet unter anderem, dass die Folgenutzung dass es sich um eine ausgewogene und sachgerechte (B) dieser Militärflächen in vielen Fällen nicht möglich Lösung handelt. (D) sein wird. Der nun vorliegende Gesetzentwurf bewegt sich Diese schwer wiegenden Probleme müssen drin- auf dem Boden der bisherigen Struktur der Juristen- gend gelöst werden. Nach Schätzungen von Experten ausbildung. Es bleibt bei der bewährten Zweistufig- kann die Beseitigung der Rüstungsaltlasten in beson- keit und dem Leitbild des Einheitsjuristen. Das Fest- ders stark belasteten Ländern erst in einem Zeitraum halten an dieser Grundkonzeption ist auch unter von mindestens 100 Jahren beendet sein, wenn sie im Berücksichtigung haushaltsrechtlicher Gesichtspunk- bisherigen Umfang weitergeführt wird. 56 Jahre nach te als realistische Lösung zu begrüßen. Dennoch Beendigung des Zweiten Weltkrieges und ein Jahr- bringt der Entwurf inhaltlich echte Neuerungen, die zehnt nach Abzug der sowjetischen Truppen und an- unter Berücksichtigung der Anforderungen der heuti- derer alliierter Streitkräfte muss es nationale Aufgabe gen juristischen Berufswelt dringend notwendig sind. sein, die hochgefährlichen Hinterlassenschaften ver- Hervorheben möchte ich vor allem die Ausrichtung gangener Zeiten wesentlich schneller zu beseitigen. der Ausbildung auf die Anforderungen der rechtsbe- ratenden Praxis, die damit verbundene Abkehr von Der Deutsche Bundestag muss sich dieser Aufgabe der „Justizlastigkeit“, die frühzeitige Möglichkeit stellen. Länder und Kommunen dürfen nicht über Jahrzehnte hinaus in ihrer Entwicklung durch Rüs- einer fachlichen Schwerpunktbildung, die größere tungsaltlasten beeinträchtigt werden. Ich bitte Sie Gestaltungsfreiheit und damit Eigenverantwortlich- deshalb auch weiterhin um Unterstützung unseres keit der Referendare im Rahmen ihrer praktischen Gesetzesantrages. Ausbildung sowie die Steigerung der Bedeutung und Gestaltungsmöglichkeiten der juristischen Fakultäten durch Aufwertung der universitären Wahlfächer. Kon- kret sind folgende Neuerungen geplant:

Anlage 8 Die Ausbildung soll von Anfang an stärker berufs- feldorientiert und Fächer übergreifend sein. Das be- Erklärung deutet vor allem, dass die anwaltsorientierte und rechtsberatende Ausbildung noch mehr als bisher in von Minister Claus Möller das Studium einziehen soll. Dies kann durch entspre- (Schleswig-Holstein) chende Ausgestaltung der Lehrinhalte, insbesondere zu Punkt 21 der Tagesordnung durch eine stärkere Berücksichtigung der Sicht der rechtsberatenden Praxis, und durch eine weitere Ein- Schleswig-Holstein begrüßt die Gesetzesinitiative, beziehung der rechtsberatenden Berufe in die univer- weil die Ausbildung der Juristinnen und Juristen an- sitäre Ausbildung geschehen. Dies bedeutet nicht, Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 507*

(A) dass die Vermittlung tragfähiger juristischer Grundla- Anlage 10 (C) gen, dogmatisches Denken und das Verinnerlichen grundlegender Zusammenhänge unseres Rechts in Erklärung den Hintergrund treten sollen. Dies sind und bleiben unverzichtbare Elemente der juristischen Ausbildung. von Minister Peter Jacoby Die verstärkte Einbeziehung der rechtsberatenden (Saarland) Praxis steht hierzu nicht in Widerspruch oder Konkur- zu Punkt 24 der Tagesordnung renz, sondern soll die universitäre Ausbildung ergän- zen und bereichern. Mit dem vorliegenden Entschließungsantrag rea- giert das Saarland auf neuerliche Versuche der Eu- Das Gewicht der universitären Wahlfächer soll zu- ropäischen Kommission, den Mitgliedstaaten der Eu- nehmen. Im ersten Examen soll die Wahlfachprüfung ropäischen Union den Auftrag und die Finanzierung auf die Universitäten verlagert werden und ihr Ergeb- des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorzuschreiben. nis zu einem Viertel in die Gesamtnote der ersten Prü- Die Europäische Kommission ist nach einhelliger Auf- fung einfließen. Die staatliche Prüfung soll sich auf fassung aller Länder nicht befugt, quasi durch die die Pflichtfächer beschränken. Hierdurch wird die Hintertür des Beihilferechts den Auftrag und die Fi- Verantwortlichkeit der juristischen Fakultäten ge- nanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu stärkt und ihnen eine größere Profilbildung ermög- definieren. licht. Sie können durch Anpassung der Lehr- und Prü- fungsinhalte Entwicklungen im jeweiligen Bereich Das Ansinnen der EU-Kommission widerspricht frühzeitig Rechnung tragen und diese den modernen allen europarechtlichen Vorgaben, die für diesen Be- Erfordernissen noch eher als bisher anpassen. reich gelten: Die Übertragung der Wahlfachprüfungen auf die 1. Im Amsterdamer Protokoll zum öffentlich-rechtli- Universitäten wird zu einer echten Profilbildung der chen Rundfunk hat der Europäische Rat 1997 durch Fakultäten führen. Die Quote von 25 %, mit der die Beschluss der Staats- und Regierungschefs den Mit- Wahlfachprüfung in die Gesamtnote der ersten Prü- gliedstaaten die ausschließliche Zuständigkeit für die fung einfließt, verdeutlicht zugleich, dass nach wie Festlegung des öffentlich-rechtlichen Auftrages be- vor die Vermittlung einheitlicher, tragfähiger juristi- stätigt und die herausragende Bedeutung des öffent- scher Grundlagen und die Kenntnisse der Fächer lich-rechtlichen Rundfunks betont – Vorgaben, die in übergreifenden Zusammenhänge unseres Rechts un- dem vorliegenden Mitteilungsentwurf erfreulicher- verzichtbare Elemente der juristischen Ausbildung weise sogar angesprochen werden, denen aber nicht bleiben. ausreichend entsprochen wird. Im Bereich der Referendarausbildung bleibt es bei 2. Rundfunkgebühren sind keine Subventionen. (B) einem Vorbereitungsdienst von zwei Jahren. Auf die Der Beihilfetatbestand in Artikel 87 des EG-Vertrages (D) insgesamt vier Pflichtstationen in den Bereichen Zivil- sagt etwas ganz anderes aus. Er ist auf den gebühren- gericht, Staatsanwaltschaft bzw. Strafgericht, Verwal- finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht tungsbehörde bzw. Verwaltungsgericht und Anwalt- anwendbar. Bei Rundfunkgebühren handelt es sich schaft wird aber ein Zeitraum von nur zwölf statt eben nicht um einseitige staatliche Leistung oder Be- bisher 18 Monaten entfallen. Die verbleibenden zwölf günstigungen. Die bereitgestellten Gebühren sollen Monate können durch die Länder, insbesondere aber den Sendeanstalten die Erfüllung der ihnen erteilten auch durch die Referendare selbst ausgestaltet wer- Auflagen im Hinblick auf regionale Verbreitung, in- den. Diesen wird nämlich ein Anspruch eingeräumt, haltliche Qualität und Begrenzung der Werbung er- nach Wahl in den Berufsfeldern Justiz, Verwaltung möglichen und damit ihrem spezifischen europarecht- oder Anwaltschaft ausgebildet zu werden, im Bereich lich verbrieften Programmauftrag gerecht werden, der Anwaltsausbildung sogar zusammenhängend. nämlich Garant zu sein für Pluralismus, kulturelle Damit korrespondiert, dass zur Anwaltschaft nur noch Vielfalt und sozialen Zusammenhalt in den Mitglied- zugelassen werden soll, wer mindestens zwölf Mona- staaten. Dies ist nur durch öffentliche Finanzierung te beim Anwalt ausgebildet worden ist. möglich, unterliegen die öffentlich-rechtlichen An- stalten doch andererseits zeitlichen und inhaltlichen Hierdurch soll im Interesse einer funktionierenden Werbebeschränkungen. Rechtspflege eine qualifizierte anwaltliche Beratung auch in Zukunft sichergestellt werden. Eine zeitlich 3. Die im Entwurf vorgesehene europaweite Kon- trolltätigkeit der EU-Kommission greift in die Hoheit längere und intensivere Ausbildung im anwaltlichen der Länder betreffend die Ausgestaltung des öffent- Bereich ist zudem auch deshalb geboten, weil die lich-rechtlichen Auftrages ein. Eine solche extensive weitaus überwiegende Zahl der jungen Juristinnen Kontrolle bedeutet auch einen Eingriff in die ver- und Juristen – zum Teil notgedrungen – in den An- fassungsmäßig verbriefte Staatsferne des öffent- waltsberuf strebt. lich-rechtlichen Rundfunks. Sofern beihilferechtlich Der vorliegende Gesetzentwurf bietet die Chance, relevante Fälle auftreten, sollte sich die Entschei- endlich etwas in der Juristenausbildung zu bewegen. dungspraxis der EU-Kommission strikt an Einzelfällen Er belässt uns Ländern weite Gestaltungsspielräume, orientieren. Dies findet in dem vorliegenden Entwurf ohne den Anspruch auf bundeseinheitliche Qualitäts- ebenfalls zu wenig Berücksichtigung. standards zu gefährden. Diese Chance gilt es nun zu Die Fakten sind klar: Die bestehende klare Kompe- nutzen. tenzaufteilung der Zuständigkeit der Länder für den Ich bitte Sie daher, mit Rheinland-Pfalz dem Ge- öffentlich-rechtlichen Rundfunk bedarf keiner weite- setzentwurf zuzustimmen. ren Auslegung durch die EU-Kommission. Es besteht 508* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) deshalb kein Bedarf an dieser Mitteilung. Dies haben Bundesregierung aufgefordert wird, den Umgang mit (C) alle Bundesländer bei den Vorberatungen dieses An- Mitteln Dritter für Forschung und Lehre (Drittmittel) trages so gesehen. Im Interesse einer effektiven und hinsichtlich strafrechtlicher Bestechungsdelikte auf einheitlichen Wahrnehmung von Länderinteressen eine einwandfreie Grundlage zu stellen. gegenüber Brüssel fordern wir in unserem Antrag den Anlass ist eine Rechtsunsicherheit über die oftmals Bund auf, die Entschließung gemäß dem Gesetz über unscharfen Grenzen zwischen erwünschter Drittmit- die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Ange- telförderung und strafbarem Unrecht. Die aus priva- legenheiten der Europäischen Union maßgeblich zu ten Drittmitteln finanzierte Forschung ist insbesonde- berücksichtigen. re für den Bereich der Hochschulmedizin seit dem Ich bitte Sie, dem Antrag des Saarlandes zuzustim- Inkrafttreten des Gesetzes zur Bekämpfung der Kor- men. ruption im Jahre 1997 ins Licht geraten. Die entstan- dene Rechtsunsicherheit birgt die Gefahr, dass sich Drittmittelgeber bei der Bereitstellung von Geldern zurückhalten werden. Wenn sich dieser Mittelzufluss, der mehrere Milliarden DM beträgt, in nennenswer- Anlage 11 tem Umfang reduziert, würde der Forschung erhebli- Erklärung cher Schaden zugefügt. Hessen unterstützt das Ziel, den Umgang mit Dritt- von Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks mitteln im Bereich von Forschung und Lehre gegen (BMF) Korruptionsvorwürfe abzusichern, sieht jedoch kei- zu Punkt 24 der Tagesordnung nen bundesgesetzlichen Regelungsbedarf. Es ist außerdem zweifelhaft, ob das Problem mit der von Die Bundesregierung teilt nicht die Auffassung, Hamburg vorgeschlagenen bundesgesetzlichen dass die Bundesratsstellungnahme zum Entwurf einer Regelung gelöst werden kann, zumal der Ent- Mitteilung der Europäischen Kommission über die schließungsantrag keinerlei Formulierung für einen Anwendung der Vorschriften über staatliche Beihil- entsprechenden Gesetzentwurf enthält. fen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gemäß § 5 Abs. 2 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Um in Anbetracht der noch nicht gefestigten Recht- Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäi- sprechung in diesem Bereich ein höheres Maß an schen Union (EUZBLG) vom 12. März 1993 (BGBl. I Rechtssicherheit zu erreichen, verfolgt Hessen das S. 313) maßgeblich zu berücksichtigen ist. Konzept, an Stelle eines Bundesgesetzes Richtlinien mit klaren Vorgaben für die Einwerbung, Verwaltung Die Voraussetzungen von § 5 Abs. 2 EUZBLG liegen und Verwendung von Drittmitteln zu entwerfen. In- (B) nicht vor. Die Mitteilung der Kommission ist nicht als haltlich können Verfahren entwickelt werden, die (D) ein EU-Vorhaben im Sinne des EUZBLG einzustufen. Transparenz in der Verwaltung von Drittmittelprojek- Sie legt die Grundsätze dar, denen die Kommission ten und die Trennung von Beschaffungsentscheidun- bei der Anwendung der Artikel 87 und 86 Abs. 2 EG- gen und Drittmitteleinwerbung sicherstellen sollen. Vertrag auf staatliche Beihilfen für den öffentlich- Solche Verfahrensregeln bedürfen als untergesetzli- rechtlichen Rundfunk folgen will und enthält daher che Regelungen keines Bundesgesetzes. Um einer Darlegungen zur Tragweite des Beihilfebegriffs und uneinheitlichen Bewertung von strafrechtlich rele- eine Einschätzung der bestehenden Rechtslage. Mit vantem Verhalten durch die Strafverfolgungsbehör- ihr ist keine Fortentwicklung des bestehenden Rechts den bzw. Gerichte entgegenzuwirken, sollten diese beabsichtigt. Das wäre hier aber Voraussetzung für Verfahrensregelungen möglichst einheitlich in den die Annahme, dass es sich um ein EU-Vorhaben han- Bundesländern erlassen werden. delt. § 5 Abs. 2 EUZBLG ist damit nicht gegeben. Hessen regt daher an, die Kultusministerkonferenz Inhaltlich teilt die Bundesregierung im Wesentlichen um die Erarbeitung einer bundeseinheitlichen Mus- die Auffassung des Bundesrates in Bezug auf die Kom- terregelung zu bitten, die die erforderliche Rechts- missionsmitteilung. Die Bundesregierung wird bei den sicherheit gewährleistet. Dieser Lösungsweg er- weiteren Beratungen mit der Kommission die Interes- scheint am sinnvollsten; denn die Rechtsprechung sen der Länder, wie sie in der Stellungnahme des Bun- hätte dann zumindest eine einheitliche Entschei- desrates zum Ausdruck kommen, berücksichtigen. dungsgrundlage, etwa wenn sie die Missachtung die- ser Vorschriften strafrechtlich zu bewerten hätte.

Anlage 12 Anlage 13 Erklärung Erklärung von Staatsminister Jochen Riebel (Hessen) von Minister Rudolf Köberle zu Punkt 28 der Tagesordnung (Baden-Württemberg) zu Punkt 29 der Tagesordnung Der vorgelegte Antrag der Freien und Hansestadt Hamburg zur rechtlichen Absicherung der Drittmit- Anlass für die baden-württembergische Initiative telförderung beinhaltet eine Entschließung, in der die zur Förderung der Binnenschifffahrt ist deren stetig Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 509*

(A) sinkender Anteil an der Güterbeförderung. Auch Sanierung und Verbesserung der Wasserstraßeninfra- (C) nach den jüngsten Prognosen wird die deutsche Bin- struktur. Die Finanzierungslücke für den Bau und die nenschifffahrt bis zum Jahre 2015 weitere Anteile am Instandhaltung der Bundeswasserstraßen beträgt Güterverkehrsmarkt verlieren. Um diesen Abwärts- jährlich eine halbe Milliarde DM. Immer noch stammt trend stoppen zu können, ist dringend eine Verbesse- eine Vielzahl der Schleusenkammern und Wehranla- rung der Rahmenbedingungen für die Binnenschiff- gen an den Bundeswasserstraßen aus dem Beginn des fahrt herbeizuführen. letzten Jahrhunderts. Sie haben damit bereits das Ende der für Wasserbauwerke anzusetzende Nut- Seit Jahren nehmen die Leistungen im Güterver- zungsdauer erreicht. Das Potenzial, das die Wasser- kehr stetig an Umfang zu. Auch in Zukunft ist eine Trendwende nicht zu erwarten. Im Verkehrsbericht straßen bieten und das wir zur Verkehrsverlagerung der Bundesregierung 2000 wird gegenüber 1997 ein zwingend benötigen, kann somit nicht erschlossen Wachstum des Güterverkehrs um rund 64 % bis 2015 werden; daher die Forderung nach einer Erhöhung prognostiziert. Es ist derzeit davon auszugehen, dass der Investitionsmittel für Bundeswasserstraßen im der überwiegende Teil durch Leistungen des Bundeshaushalt 2002 um 500 Millionen DM und nach Straßengüterverkehrs erbracht wird – und dies, ob- einer Bereitstellung entsprechender Beträge für die wohl schon heute der Verkehr auf den Straßen nur mit nachfolgenden Bundeshaushalte. Mühe zu bewältigen ist. Wer auf das Auto angewie- Eine weitere wesentliche Bedingung zur Stärkung sen ist, kann dies jeden Tag selbst erleben. der Binnenschifffahrt ist eine Verbesserung der Wett- bewerbssituation der deutschen Unternehmen: Kein Zweifel: Die zunehmende Konzentration auf den Verkehrsträger Straße führt nicht nur zu einer ver- Erstens sind in Europa faire Wettbewerbsbedingun- stärkten Belastung der Umwelt. Sie lässt auch das gen gegenüber den mittel- und osteuropäischen Staa- Wirtschafts- und das Verkehrssystem anfälliger für ten, den so genannten MOE-Staaten, zu schaffen. Störungen werden. Diese Entwicklung hat negative Eine Harmonisierung der Wettbewerbsbedingungen Auswirkungen auf den Standort Deutschland, gerade im Hinblick auf den Beitritt der MOE-Staaten ist wegen seiner exportorientierten Industrie. Denn es be- durch den Erhalt der bilateralen Verträge auf abseh- steht ein enger Zusammenhang zwischen einer guten bare Zeit anzustreben. Eine völlige Liberalisierung Infrastruktur und einer leistungsfähigen Wirtschaft. des Binnenschiffsverkehrs sollte erst dann erfolgen, Unsere Wirtschaft benötigt eine funktionierende Ver- wenn annähernd gleiche Wettbewerbsbedingungen kehrsinfrastruktur und eine vernünftige Verknüpfung garantiert sind. aller Verkehrsträger. Zweitens sind die Innovations- und die Investitions- Ein Lösungsvorschlag zur Bewältigung der kommen- kraft der Binnenschifffahrt in Deutschland zu stärken, den Verkehrsströme ist die Verkehrsverlagerung von um auch gegenüber der Konkurrenz aus den übrigen (B) der Straße auf die Wasserstraße. Denn auf den Wasser- westeuropäischen Staaten bestehen zu können. Die (D) straßen sind noch erhebliche Kapazitäten frei. Die Be- Entwicklung des Flottenbestandes der Schiffe, die förderung von Gütern könnte umweltfreundlich und unter deutscher Flagge fahren, ist im Wesentlichen ohne Staus erfolgen. Außerdem bietet der Verkehrsträ- von zwei Faktoren geprägt: Die Schiffe werden ger Binnenschifffahrt noch weitere wichtige Vorteile: zunehmend älter. Allein in der Trockenschifffahrt Erstens. Kein anderes Verkehrsmittel kann, bezo- haben die Güterschiffe ein durchschnittliches Alter gen auf die Verkehrsleistung, Güter so umweltver- von 52 Jahren. Dies zeigt, dass es sich nicht mehr träglich transportieren wie die Binnenschifffahrt. Sie lohnt, in neue Fahrzeuge zu investieren. Die Rahmen- weist nach dem nationalen Klimaschutzprogramm der bedingungen für Investitionen sind zu schlecht. Dass Bundesregierung den niedrigsten Primärenergie- es auch anders geht, zeigt der zweite Faktor: Der verbrauch im Vergleich zur Eisenbahn und zum Anteil der deutschen Schiffe an der Gesamtbeförde- Straßengüterverkehr auf. rung geht kontinuierlich zurück. In anderen Binnen- schifffahrtsländern ist für die Wettbewerbsfähigkeit Zweitens. Die Binnenschifffahrt ist eines der sichers- der Binnenschifffahrt, z. B. durch steuerrechtliche Er- ten Transportmittel. Die anspruchsvollen rechtlichen leichterungen, bereits Sorge getragen worden. Daher Vorgaben sowohl im Verkehrs- als auch im techni- unsere Forderung nach einer Änderung des Einkom- schen Bereich bilden hierfür die Grundlage. Wenn wir mensteuergesetzes, damit eine steuerfreie Übertra- diese auch weiterhin aktiv mitgestalten wollen, brau- gung des Gewinns aus der Veräußerung eines Schif- chen wir auch in Deutschland künftig eine moderne fes auf ein Ersatzwirtschaftsgut wieder möglich wird. und leistungsfähige Binnenschifffahrt. Sie bildet die Basis für die hierfür notwendige fachliche Kompetenz. Zum Schluss ist noch Folgendes anzumerken: Eines der prägenden Elemente unserer heutigen Gesell- Aber wir können keine Verkehrsverlagerung er- schaft ist deren Mobilität. Nicht nur die Mobilität des warten, wenn wir nichts zur Förderung der Binnen- Einzelnen zählt, sondern von überragender Bedeu- schifffahrt tun. Es besteht dringender Handlungsbe- tung ist auch der zuverlässige und sichere Transport darf in Bezug auf eine verkehrs- und umweltpolitisch von Gütern an jeden beliebigen Ort und zu jeder ge- optimale Nutzung der freien Kapazitäten der Wasser- wünschten Zeit. Unser marktwirtschaftliches System straßen sowie der Transportpotenziale der Binnen- und unser Wohlstand hängen entscheidend von einer schifffahrt. Dafür sind erhebliche Verbesserungen der reibungslosen Abwicklung des Güterverkehrs ab. Rahmenbedingungen erforderlich: Verkehrsprojekte sind damit zugleich Investitionen in Eine wichtige Voraussetzung für eine stärkere Posi- unsere Zukunft. Sie müssen heute schon so geplant tionierung der Binnenschifffahrt im künftigen Güter- werden, dass sie den langfristigen Bedarf an Güter- verkehrsmarkt ist eine Erhöhung der Finanzmittel zur verkehrsleistungen decken können und dass auch im 510* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Jahr 2015 die notwendigen Kapazitäten zur Verfü- Garant für Frieden und Wohlstand auf unserem Konti- (C) gung stehen. Mit der Entschließung wollen wir die nent und eröffnet allen Beteiligten erhebliche wirt- Bundesregierung auffordern, durch Verwirklichung schaftliche Möglichkeiten. Vor allem die Grenz- von konkreten Maßnahmen einen Beitrag zur Verbes- regionen erhalten die Chance, eine fruchtbare serung der Situation der Binnenschifffahrt zu leisten. Nachbarschaft gleichberechtigter Partner zu ent- Wir müssen heute schon die Weichen für eine ver- wickeln. Gerade dort aber, wo das neue Miteinander kehrs- und umweltpolitisch sinnvoll gestaltete Zu- nach jahrzehntelanger Isolation besonders positiv spür- kunft stellen. Ich bitte Sie daher um Ihre Unter- bar sein wird, werden sich auch besondere Herausfor- stützung für die vorliegende Entschließung zur derungen zeigen: In den an die mittel- und osteuropäi- Förderung der Binnenschifffahrt. schen Länder (MOEL) angrenzenden Regionen sind verstärkter Anpassungsdruck und Wettbewerbsnach- teile durch Lohnkostendifferenzen zu erwarten.

Anlage 14 1. Die Bayerische Staatsregierung weist deshalb darauf hin, dass der Bund ebenso wie die Europäische Erklärung Union gefordert ist, die Wettbewerbsfähigkeit der Grenzregionen zu stärken und so ihre Anpassung von Staatsminister Reinhold Bocklet an eine erweiterte Union zu erleichtern. Mit der Be- (Bayern) reitstellung eines eigenen 100-Millionen-Euro-Pro- zu Punkt 30 a) der Tagesordnung gramms hat sich die Bayerische Staatsregierung der Verantwortung gegenüber den Grenzregionen und Der Freistaat Bayern erachtet die Deutschland ihren speziellen Bedürfnissen im Zusammenhang mit von der EU eingeräumten Übergangsfristen bei der der Osterweiterung gestellt. Kein geringerer Beitrag Dienstleistungsfreiheit für die Wirtschaftsbereiche zu Gunsten der einzelnen MOEL-Anrainer sollte von Baugewerbe, Gewerbereinigung und Innenausstatter der Bundesregierung geleistet werden. als zu eng. Im Zuge des EU-Beitritts stehen grundsätz- lich alle sachkapital- und humankapitalarmen sowie 2. Darüber hinaus wird die Bundesregierung aufge- lohnkostenintensiven Dienstleistungsbereiche unter fordert, sich bei der weiteren Behandlung des Grenz- einem besonderen Wettbewerbsdruck. Dazu gehören regionenprogramms der Europäischen Kommission insbesondere alle arbeitsintensiven Handwerksbe- im EU-Ministerrat bzw. im Europäischen Parlament triebe, z. B. das Bau- und Ausbaugewerbe, Metall-, für substanzielle Verbesserungen einzusetzen. Bayern Elektro- und Holzgewerbe, Schuhmacher-, Schreiner-, ist der Auffassung, dass das vorliegende Programm Gastgewerbe, Teile des Einzelhandels, Kfz-Reparatur Potenzial zur Verbesserung bietet – sowohl mit Blick etc. sowie personenbezogene Dienstleistungen. auf die Mittelausstattung als auch auf die inhaltlichen (B) Die bisherige EU-Position trägt dem zu erwarten- Schwerpunkte. So ist z. B. der größte Teil der Mittel (D) den Wettbewerbsdruck auf kleine und mittlere Unter- für den Ausbau der Transeuropäischen Netze vorge- nehmen in Handwerk, Bau und bei Dienstleistungen sehen und kommt damit nicht primär den Grenzregio- in den Grenzregionen und zum Teil weit darüber nen, sondern dem europäischen Verkehr insgesamt hinaus nicht genügend Rechnung. Es ist für viele zugute. Außerdem sind keinerlei Erleichterungen der Betriebe existenzgefährdend, wenn sie zum Beitritts- EU-Vorgaben für nationale Beihilfen im Bereich der zeitpunkt über die Dienstleistungsfreiheit unmittelbar Grenzregionen vorgesehen. mit der Niedriglohnkonkurrenz aus den Beitritts- staaten konfrontiert werden. Es besteht die Gefahr von Ausdünnungen und Betriebsverlagerungen in die MOE-Staaten. Anlage 16 Aus diesem Grund sind aus bayerischer Sicht ent- sprechende Nachbesserungen bei den Übergangs- Erklärung fristen zur Dienstleistungsfreiheit notwendig, zumal die bisher von der EU-Kommission in der „Gemein- von Minister Rudolf Köberle schaftsaktion für Grenzregionen“ eingeräumten Fi- (Baden-Württemberg) nanzhilfen in keiner Weise ausreichen, um die Anpas- zu Punkt 32 der Tagesordnung sungslasten aus der EU-Osterweiterung für die Wirtschaft wie im Bereich der Infrastruktur auch nur Baden-Württemberg lehnt die von der Bundesregie- annähernd auszugleichen. rung vorangetriebene Einführung der Modulation zum jetzigen – denkbar ungünstigsten – Zeitpunkt ab. Die Einkommenssituation in der Landwirtschaft hat Anlage 15 sich durch die BSE-Krise sowie die MKS-Situation drastisch verschärft. Die Investitionsbereitschaft hat Erklärung wegen zunehmender Liquiditätsprobleme deutlich abgenommen. Wer eine leistungsfähige wettbewerbs- von Staatsminister Reinhold Bocklet fähige Landwirtschaft will, darf sie jetzt nicht auch (Bayern) noch durch zusätzliche direkte Einkommenskürzun- zu Punkt 30 b) der Tagesordnung gen belasten. Bayern begreift die bevorstehende Erweiterung der Jeder zukunftsfähige Betrieb braucht verlässliche Europäischen Union als einzigartige Chance. Sie ist Rahmenbedingungen. Dem trägt der Gesetzentwurf Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 511*

(A) nicht Rechnung. Die Bundesregierung akzeptiert, dem Steuersenkungsgesetz und dem Steuersen- (C) dass ein auf den heutigen Kenntnissen aufbauendes kungsergänzungsgesetz verabschiedete Steuerreform und beschlossenes, aber erst im Jahr 2003 in Deutsch- fortgesetzt werden. land wirksam werdendes Modulationsmodell voraus- Bereits im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zum sichtlich bereits 2004 geändert werden muss. Denn alles spricht dafür, dass die Europäische Union die Steuersenkungsgesetz hatte der Finanzausschuss des Modulation 2004 in Verbindung mit ihrer Halbzeitbe- Bundestages erkannt, dass bei der Unternehmens- wertung verbindlich einführen wird. besteuerung noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. Schon damals hat Baden-Württemberg auf Das Verfahren zur Abwicklung der Kürzung der Di- wesentliche Mängel im Bereich der Unternehmensbe- rektzahlungen ist noch nicht geklärt. Nach derzeiti- steuerung hingewiesen, die leider nur ansatzweise gem Stand stehen die von den Ländern zu tragenden bereinigt wurden. Wenn dies jetzt mit dem Entwurf Verwaltungskosten in einem nicht vertretbaren Ver- eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Unterneh- hältnis zu den möglichen Umweltwirkungen. menssteuerrechts nachgeholt wird, befriedigt mich Nach wie vor gibt es zudem kein schlüssiges Kon- dies nur zum Teil. Denn allemal muss der Vorwurf zept der Bundesregierung zur Verwendung der Mo- aufrechterhalten werden, dass die bevorstehenden dulationsmittel. Dementsprechend ist auch die Ge- Korrekturen zu einem großen Teil nicht notwendig nehmigung modulationsfähiger Maßnahmen durch geworden wären, wenn man frühzeitig auf unsere die Kommission noch völlig offen. Warnungen gehört hätte. Darüber hinaus sind die be- absichtigten Änderungen nach wie vor unzureichend. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf: Besonders wichtig sind mir die geplanten Regelun- – keine Einführung der Modulation vor der Halb- gen zur Umstrukturierung von Personenunterneh- zeitbewertung der Agenda 2000, men, weil Einzelunternehmen und Personengesell- – Vorlage eines von der EU-Kommission geneh- schaften die typischen Unternehmensformen des migten Konzeptes zur Verwendung der Modula- Mittelstandes sind. Wenn wir mit einer Verbesserung tionsmittel über die bereits durchgeführten der steuerlichen Rahmenbedingungen die Grundlage Agrarumweltmaßnahmen hinaus, für die Sicherung bestehender und die Schaffung von – Vorlage des Entwurfs der geplanten Rechtsver- neuen Arbeitsplätzen legen wollen, dann müssen vor ordnungen nach § 5 des Gesetzentwurfs, allem steuerliche Barrieren beim Arbeitsplatzmotor Mittelstand beseitigt werden. – Herausnahme der so genannten kleinen Beihil- fen aus der Modulation, Nur Rückkehr zur Rechtslage vor 1999

(B) – Übertragung der Zuständigkeit für die Kürzun- Leider beschränkt sich der Gesetzentwurf bei der (D) gen auf die Bundesanstalt für Landwirtschaft und steuerlichen Behandlung der Umstrukturierung von Ernährung, Personenunternehmen im Wesentlichen darauf, zu – Übernahme des Anlastungsrisikos durch den der bis 1998 gültigen Rechtslage zurückzukehren. Mit Bund. anderen Worten bedeutet dies: Der Gesetzentwurf bringt keine Verbesserungen, sondern beseitigt ledig- Es ist an der Zeit, dass die Bundesregierung die von lich die Sünden der Steuerpolitik in der Zeit unmittel- ihr zu tragende Verantwortung aktiv wahrnimmt und bar nach dem Regierungswechsel. Dies reicht nicht in Solidarität mit den Ländern dazu beiträgt, die Wett- aus – weitere Verbesserungen sind unerlässlich. bewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft wieder zu stärken. Denn nur eine wettbewerbsfähige Landwirt- Ausgliederung von Sonderbetriebsvermögen schaft ist auf Dauer in der Lage, die vielfältigen An- forderungen unserer Industriegesellschaft zu erfüllen: Zwar ist es durchaus zu begrüßen, dass Wirt- unsere schöne Kulturlandschaft zu pflegen und wei- schaftsgüter aus dem so genannten Sonderbetriebs- terzuentwickeln, hochwertige und sichere Nahrungs- vermögen eines Mitunternehmers wieder steuer- mittel zu produzieren, unsere natürlichen Lebens- neutral in das Gesellschaftsvermögen einer anderen grundlagen durch umweltverträgliche Produktion zu Mitunternehmerschaft übertragen werden können, erhalten und letztlich eventuell auch auf ökologi- sofern der Mitunternehmer auch an dieser Gesell- schen Landbau umzustellen. schaft beteiligt ist. Damit kann beispielsweise ein Grundstück, das ein Mitunternehmer seiner Mitun- ternehmerschaft zur Nutzung überlässt und das des- halb zu seinem Sonderbetriebsvermögen gehört, auf eine andere Mitunternehmerschaft ausgegliedert Anlage 17 werden. Diese Möglichkeit der steuerneutralen Aus- Erklärung gliederung von Sonderbetriebsvermögen hat immen- se Bedeutung für Veränderungen im Gesellschafter- von Minister Gerhard Stratthaus bestand, vornehmlich für die Vorbereitung der (Baden-Württemberg) Erbfolge. zu Punkt 41 der Tagesordnung Übertragung zwischen Schwestergesellschaften Mit dem heute zur Beratung anstehenden Entwurf Inkonsequent ist es dagegen, dass die Übertragung eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Unterneh- von Einzelwirtschaftsgütern zwischen Schwesterge- menssteuerrechts soll die im vergangenen Jahr mit sellschaften nach wie vor nicht zum Buchwert mög- 512* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) lich sein soll. Es käme also weiterhin zur Besteuerung gemessenen Verhältnis zum angestrebten Ziel. (C) der stillen Reserven, wenn ein Wirtschaftsgut aus dem Schließlich müssten die Veranlagungen bis zum Über- Gesellschaftsvermögen einer Mitunternehmerschaft tragungszeitpunkt zurück aufgerollt, zudem müsste in das Gesellschaftsvermögen einer anderen Mitun- rückwirkend der Teilwert festgestellt werden. Dies ternehmerschaft übertragen wird, und zwar auch mag bei einem einzelnen Wirtschaftsgut noch hin- dann, wenn an beiden Gesellschaften dieselben Per- nehmbar erscheinen. Stellt man sich aber vor, dass es sonen im selben Verhältnis als Mitunternehmer betei- nach einer Realteilung, in deren Zuge dem einzelnen ligt sind. Dies ist schon deshalb nicht einzusehen, weil Mitunternehmer typischerweise eine Vielzahl von Ein- diese Übertragung auf Umwegen zum Buchwert mög- zelwirtschaftsgütern zugewiesen wird, bei jeder Ver- lich wäre. So könnte zunächst das Wirtschaftsgut äußerung eines der zugeteilten Wirtschaftsgüter zu steuerneutral vom Gesellschaftsvermögen der Perso- diesen Korrekturen kommen müsste, dann zeigt dies nengesellschaft in das Sonderbetriebsvermögen eines überdeutlich, dass mit einer siebenjährigen Behalte- Mitunternehmers übertragen werden, der es dann frist der Bogen des Zumutbaren überspannt wird. Ich – wiederum steuerneutral – in das Gesellschaftsver- fordere Sie daher auf, unserem Antrag auf Streichung mögen der Schwestergesellschaft übertragen könnte, dieser Behaltefrist zuzustimmen. an der er ebenfalls beteiligt ist. Ganz abgesehen Erleichterung der Generationennachfolge davon, dass für die Beschreitung dieses Umweges Für die mittelständischen Personengesellschaften zwei Übertragungsvorgänge erforderlich wären, die von existenzieller Bedeutung sind vernünftige steu- auch die doppelten Kosten verursachen, bin ich der erliche Rahmenbedingungen in Bezug auf die Unter- Überzeugung: Was auf Umwegen möglich ist, sollte nehmensnachfolge. Um es vorweg zu betonen: Mir auch auf dem direkten Wege zugelassen werden. Die- geht es dabei nicht um den Verkauf von Teilen von sem Ziel dient unser erster Änderungsantrag. Mitunternehmeranteilen. Dass künftig bei der Ver- Rückkehr zu den alten Realteilungsgrundsätzen äußerung von Teilen von Mitunternehmeranteilen der halbe Steuersatz nicht mehr gewährt werden soll, da Erfreulich ist, dass der Gesetzentwurf eine Forde- nicht alle stillen Reserven realisiert werden, halte ich rung aufgreift, die von Baden-Württemberg bereits nicht nur für systemgerecht, sondern auch für akzep- im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zum Steu- tabel. Schließlich geht es um Veräußerungen, also um ersenkungsgesetz erhoben worden war – die Rück- Fälle, in denen ein Liquiditätszufluss stattfindet. kehr zu den bis 1998 gültigen Realteilungsgrundsät- zen. Danach werden sich die Gesellschafter einer Begünstigung der unentgeltlichen Unternehmens- Mitunternehmerschaft wieder steuerlich ungehindert nachfolge voneinander trennen können, wenn sie lediglich das Ganz anders verhält es sich in den Fällen der unent- (B) Vermögen der Gesellschaft untereinander teilen und geltlichen Aufnahme eines Gesellschafters, also der (D) in eigenen Betrieben ihre Tätigkeit fortsetzen. Dies ist Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie. Die eine geradezu zwingende Konsequenz. Wenn seit Be- Generationennachfolge in den Personenunternehmen ginn dieses Jahres einzelne Wirtschaftsgüter wieder darf nicht durch die Besteuerung stiller Reserven „zur steuerneutral von der Gesellschaft in einen Einzelbe- Unzeit“ behindert werden, also zu einem Zeitpunkt, trieb eines Gesellschafters übertragen werden kön- in dem keine Liquiditätsmehrung eintritt. In diesem nen, dann darf sich dies nicht auf die Zeit des Beste- Punkt sehe ich daher bei der steuerlichen Behand- hens der Gesellschaft beschränken, sondern muss lung der Umstrukturierung von Personenunterneh- auch im Rahmen ihrer Beendigung durch Realteilung men den größten Nachbesserungsbedarf. möglich sein. Nachdem sich die Bundesregierung Nach dem Gesetzentwurf soll lediglich die derzeiti- endlich dieser einfachen Erkenntnis anschließt, ist es ge Besteuerungspraxis gesetzlich untermauert wer- nur sachgerecht, dass die Rückkehr zu den bis 1998 den, nach der die unentgeltliche Übertragung eines gültigen Realteilungsgrundsätzen – wie im Gesetz- Teils eines Mitunternehmeranteils nicht zur Realisie- entwurf vorgesehen – mit Rückwirkung zum 1. Januar rung der stillen Reserven führt. Mit dieser Klarstel- 2001 erfolgt. lung bleibt die Bundesregierung auf halbem Wege Keine siebenjährige Behaltefrist stehen. Lassen Sie mich zur Verdeutlichung folgen- den Standardfall der Generationennachfolge bei Allerdings soll nach dem Gesetzentwurf – wie über- einer Mitunternehmerschaft schildern: haupt bei der Übertragung einzelner Wirtschaftsgüter innerhalb von Mitunternehmerschaften – auf die Be- An einer OHG sind zwei Gesellschafter je zur Hälf- steuerung der stillen Reserven nur dann verzichtet te beteiligt. Einer der beiden Gesellschafter – nennen werden, wenn der Übernehmer das auf ihn übertra- wir ihn A – überlässt der OHG ein wertvolles Be- gene Wirtschaftsgut mindestens über einen Zeitraum triebsgrundstück, das deshalb zu seinem Sonder- von sieben Jahren hinweg weiterhin als Betriebsver- betriebsvermögen gehört. Nachfolger des Gesell- mögen nutzt. Mit dieser Behaltefrist soll die steuerop- schafters A soll dessen Sohn werden. Um diesen timale Vorbereitung von Veräußerungen verhindert schrittweise an das Unternehmen heranzuführen, will der Vater die Hälfte seines Gesellschaftsanteils, bezo- werden. gen auf die Gesellschaft also ein Viertel, unentgeltlich Abgesehen davon, dass das befürchtete Gestal- auf seinen Sohn übertragen. Allerdings soll das Be- tungspotenzial meiner Überzeugung nach über- triebsgrundstück nicht – auch nicht anteilig – mit- schätzt wird, stehen der Verwaltungsaufwand und vor übertragen werden. Grund hierfür ist nicht etwa allem der Verlust an Planungssicherheit, den eine sie- schwäbische Sparsamkeit, sondern die Absicherung benjährige Behaltefrist nach sich zieht, in keinem an- im Alter. Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 513*

(A) Probleme ergeben sich in diesen Fällen zwar nicht rische Schritt sollte aber auch schon deshalb leicht (C) hinsichtlich des zurückbehaltenen Betriebsgrund- fallen, weil die bei der unentgeltlichen Übertragung stücks, wohl aber hinsichtlich der Übertragung nicht aufgedeckten stillen Reserven der Besteuerung des hälftigen Anteils der gesellschaftsrechtlichen nicht endgültig entzogen werden, sondern weiterhin Beteiligung des Vaters. Nach der Rechtsprechung des steuerverhaftet bleiben. Bundesfinanzhofs umfasst nämlich der Mitunter- Der Finanzausschuss des Bundesrates hat hier nehmeranteil zwingend auch das wesentliche Son- Handlungsbedarf erkannt und einer Prüfbitte Schles- derbetriebsvermögen. Eine ohne Realisierung der stil- wig-Holsteins an die Bundesregierung zugestimmt, len Reserven vonstatten gehende unentgeltliche eine entsprechende Regelung zu prüfen. Ich bin der Übertragung eines Teils eines Mitunternehmeranteils Überzeugung, wir sollten heute Nägel mit Köpfen liegt daher nur vor, wenn mit einem Teil des Ge- machen, und die schrittweise Unternehmensnach- sellschaftsanteils quotengleich auch das Sonder- folge bei Personengesellschaften steuerlich nicht betriebsvermögen mitübertragen wird. Für den von mehr behindern. Wir sollten nicht denselben Fehler mir geschilderten Fall bedeutet dies: Da das Grund- wie bei der Realteilung machen und das Problem auf stück vom Vater zurückbehalten wird, müssen wegen die lange Bank schieben. Ich appelliere daher an Sie: der Übertragung des hälftigen Gesellschaftsanteils des Vaters die im Gesellschaftsvermögen ruhenden Geben Sie jetzt den mittelständischen Personenge- stillen Reserven zu einem Viertel aufgedeckt und ver- sellschaften die für die Unternehmensnachfolge und steuert werden. Bedenkt man, dass es dabei um die damit die für die Sicherung der Arbeitsplätze not- Teilrealisierung des Firmen- oder Praxiswerts der Ge- wendige Planungssicherheit, und stimmen Sie un- sellschaft gehen kann, dann wird offenkundig, dass serem diesbezüglichen Änderungsantrag zu! infolge der derzeitigen steuerlichen Behandlung die- ses Vorgangs die geplante schrittweise Unterneh- mensnachfolge scheitern kann. Dies sollte dadurch geändert werden, dass durch Anlage 18 gesetzliche Regelung die nach geltender Rechtslage unlösbare Klammer zwischen Gesellschaftsanteil ei- Erklärung nerseits und Sonderbetriebsvermögen andererseits beseitigt wird. Baden-Württemberg hat daher mit von Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks dem heute zur Abstimmung stehenden Ände- (BMF) rungsantrag eine Ergänzung des Gesetzes vorge- zu Punkt 41 der Tagesordnung schlagen, nach der die unentgeltliche Übertragung (B) eines Teils des Gesellschaftsanteils auch dann zum (D) Buchwert erfolgt, wenn wesentliches Sonderbe- Die Bundesregierung hat mit dem Steuer- triebsvermögen zurückbehalten wird. senkungsgesetz im Jahr 2000 in Deutschland eine grundlegende Reform der Unternehmensbesteuerung Eine solche Regelung steht in bestem Einklang mit eingeleitet. Auf der Basis der neu geschaffenen Struk- der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts turen soll nunmehr das Unternehmensteuerrecht fort- zur Erbschaftsteuer aus dem Jahr 1995. Das oberste entwickelt werden. Die Bundesregierung verfolgt deutsche Gericht hat seinerzeit festgestellt, dass der dabei das Ziel, weiter gehende Erleichterungen für Gesetzgeber bei der Gestaltung der Steuerlast zu Umstrukturierungen insbesondere von mittelständi- berücksichtigen habe, dass „die Existenz von be- schen Unternehmen zu schaffen, das Steuerrecht stär- stimmten Betrieben – namentlich von mittelständi- ker an der internationalen Verflechtung der Wirt- schen Unternehmen – durch zusätzliche finanzielle schaft auszurichten, die gleichmäßige Besteuerung Belastungen, wie sie durch die Erbschaftsteuer auftre- und die kommunalen Haushalte durch den Aus- ten, gefährdet werden kann“. Die Erbschaftsteuer schluss von Gestaltungen abzusichern sowie durch ei- muss danach – ich zitiere erneut das Bundesverfas- nige Klarstellungen Rechtssicherheit bei der Anwen- sungsgericht –„so bemessen werden, dass die Fort- dung der Gesetze zu gewährleisten. führung des Betriebes steuerlich nicht gefährdet wird“. Diesem Fortführungsgedanken, der bei der Gestützt auf Überlegungen einer Expertengruppe Erbschaftsteuer zum Freibetrag und Bewertungsab- aus Vertretern der Wirtschaft, der Wissenschaft, der schlag im Rahmen der so genannten Generationen- Finanzverwaltung der Länder, der Beraterschaft brücke geführt hat, muss meiner Überzeugung nach sowie der kommunalen Spitzenverbände hat das Bun- bei den Ertragsteuern dadurch Rechnung getragen desministerium der Finanzen dem Finanzausschuss werden, dass die Generationennachfolge zu Buch- des Deutschen Bundestages am 18. April 2001 einen werten ermöglicht wird. In diesem Zusammenhang Bericht vorgelegt. Darin werden Vorschläge zur sys- halte ich es mit Blick auf die erbschaftsteuerlichen Re- tematischen Weiterentwicklung der Unternehmens- gelungen auch durchaus für vertretbar, den Fort- besteuerung unterbreitet. Die Vorschläge betreffen führungsgedanken dadurch zu unterstreichen, dass sowohl kurzfristig zu realisierende Maßnahmen als das Buchwertprivileg mit einer fünfjährigen Bin- auch mittelfristig umzusetzende Entwicklungs- dungsfrist verknüpft wird. Innerhalb einer solchen perspektiven aus den Bereichen der Umstrukturie- Frist kann sich dann erweisen, ob der Rechtsnachfol- rung von Unternehmen, der Ergebnisverrechnung ger die unternehmerische Tätigkeit fortführt. Dieser zwischen verbundenen Unternehmen sowie der Be- meiner Überzeugung nach notwendige gesetzgebe- steuerung von Auslandsbeziehungen. 514* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Der Entwurf eines Gesetzes zur Fortentwicklung Fazit (C) des Unternehmenssteuerrechts greift hauptsächlich Der Gesetzentwurf ist ausgewogen. Er berücksich- in dem Bericht vorgeschlagene kurzfristig zu realisie- tigt sowohl die Interessen der Wirtschaft an stärkerer rende Maßnahmen auf: Flexibilisierung des Unternehmensteuerrechts als I. Umstrukturierungen auch der Länder/Kommunen an der Sicherung des Steueraufkommens. Hauptsächlich geht es darum, im mittelständischen Bereich Möglichkeiten der Umstrukturierung von Per- sonenunternehmen auf der Basis des wieder einge- führten so genannten Mitunternehmererlasses weiter- zuentwickeln und auf Realteilungen und § 6 b EStG Anlage 19 auszudehnen. Als zusätzliche Mittelstandskomponente wird eine Erklärung Reinvestitionsrücklage für Personenunternehmen hinsichtlich der Veräußerung von Beteiligungen an von Staatsminister Walter Zuber Kapitalgesellschaften eingeführt. (Rheinland-Pfalz) zu Punkt 41 der Tagesordnung Umstrukturierungen von Kapitalgesellschaften im grenzüberschreitenden Bereich werden dadurch er- Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bun- leichtert, dass stille Reserven einer inländischen Be- desamtes vom 21. September 2001 errechnet sich für triebsstätte im Rahmen einer Verschmelzung im Aus- das erste Halbjahr 2001 in der Abgrenzung der Fi- land nur dann aufgedeckt werden müssen, wenn die nanzstatistik ein kassenmäßiges Finanzierungsdefizit Steuerverhaftung der stillen Reserven entfällt. der Kommunen von 5,4 Milliarden DM. Es hat sich Außerdem ist die Beseitigung von Umstrukturie- damit gegenüber dem ersten Halbjahr 2000 verdrei- rungshindernissen durch die Grunderwerbsteuer vor- facht. gesehen. Mit 40,7 Milliarden DM blieben die kommunalen II. Verbundene Unternehmen Steuereinnahmen im ersten Halbjahr 2001 deut- lich unter dem Betrag des Vorjahres, und zwar um mi- Im Bereich der verbundenen Unternehmen stehen nus 4,2 v. H. Ausschlaggebend war insbesondere die im Vordergrund: die Angleichung der gewerbesteuer- rückläufige Entwicklung bei der Gewerbesteuer mit lichen Organschaft an die körperschaftsteuerliche minus 7,9 v. H., aber auch bei den Gemeindeanteilen Organschaft sowie die systematisch gebotene unein- an den Gemeinschaftssteuern mit minus 4,7 v. H. (B) geschränkte Aufwandsberücksichtigung im Zusam- (D) menhang mit den steuerfreien Dividenden auf der Maßgeblich für den Einbruch bei der Gewerbesteu- Ebene der Körperschaften (§ 3 c Abs. 1 EStG). Weitere er sind vor allem massive Reduzierungen der Gewer- Maßnahmen betreffen hauptsächlich gesetzliche besteuervorauszahlungen für 2001 und rückwirkend Klarstellungen, die sich aus der Diskussion insbeson- für 2000. Die gesamten Gewerbesteuerzahlungen für dere zum Systemwechsel nach dem Steuersenkungs- Vorjahre lagen in der ersten Hälfte dieses Jahres um gesetz als notwendig erwiesen haben. über ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Einige gewerbesteuerliche Maßnahmen betreffen Nach Erhebungen des Deutschen Städtetages hat Anliegen, die von den kommunalen Spitzenverbän- sich der Rückgang der städtischen Steuereinnahmen den geäußert wurden: im zweiten Quartal 2001 – minus 15,6 v. H. – gegen- über dem ersten Quartal – minus 2,9 v. H. – deutlich Mehrmütterorganschaft beschleunigt. Zudem ist ein deutliches Ost-West-Ge- Die bisherige Verwaltungspraxis zur so genannten fälle abzulesen: Einem Minus von 9,6 v. H. in den Mehrmütterorganschaft – keine Verrechnung des westdeutschen Städten steht in den ostdeutschen Verlusts der Organgesellschaften mit Gewinnen der Städten ein Minus von sogar 17,5 v. H. gegenüber. Mütter für Zwecke der Gewerbesteuer – wird für alle Nach diesen Ergebnissen erweisen sich ursprüngli- offenen Fälle festgeschrieben. Ab 2003 wird eine che Prognosen der kommunalen Steuereinnahmen für Mindestbeteiligung von 25 v. H. eingeführt. Die rück- 2001, etwa jene des Deutschen Städtetages mit einem wirkende Maßnahme rechtfertigt sich aus der Not- Minus von über 3,4 Milliarden DM gegenüber 2000, wendigkeit der Sicherung der betroffenen kommu- als noch viel zu optimistisch. Die nach dem Gesetz- nalen Haushalte. entwurf der Bundesregierung zu erwartenden kom- Eurowings-Entscheidung munalen Steuermehreinnahmen von 827 Millionen DM für das Jahr 2002 sind nicht auskömmlich, zumal Im Zusammenhang mit der Umsetzung der so ge- bei den Ländern vor allem bei der Körperschaftsteuer nannten Eurowings-Entscheidung des Europäischen – einer Steuer im obligatorischen Steuerverbund des Gerichtshofs wird die Behandlung von Miet- und kommunalen Finanzausgleichs – Mindereinnahmen Pachtzinsen bei der Gewerbesteuer EG-rechtskon- zu erwarten sind, die dann in Höhe des jeweils lan- form ausgestaltet. Dabei wird die Besteuerung vom desspezifischen Verbundsatzes auf die Kommunen Vermieter/Verpächter auf den Mieter/Pächter verla- durchschlagen. gert. Die Beschränkung der Hinzurechnung bzw. Kür- zung auf jeweils ein Viertel kommt auch der Wirt- Dem Rückgang der kommunalen Einnahmen steht schaft entgegen. gleichzeitig eine Zunahme der kommunalen Ausga- Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 515*

(A) ben gegenüber. Nach einer Pressemitteilung des Sta- Der kommunale Finanzausgleich stößt bei solchen (C) tistischen Bundesamtes vom 28. August 2001 wurden Verschiebungen ebenfalls an die Grenze seiner Funk- im Jahr 2000 von den Kommunen in Deutschland tionsfähigkeit. 1,5 v. H. mehr für Leistungen nach dem Bundessozial- Deshalb wird die Bundesregierung aufgefordert, hilfegesetz ausgegeben. durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass Die in 2001 rückläufigen Einnahmen zwingen die den Kommunen eine angemessene Finanzausstattung Kommunen, ihre Ausgaben weiter auf einem Kurs der verbleibt und einer zunehmenden Verschlechterung äußerst harten Konsolidierung zu halten. Dabei geht der kommunalen Finanzausstattung entgegengewirkt die „Konsolidierung“ zum ganz überwiegenden Teil wird. zu Lasten der kommunalen Investitionsausgaben. Vor diesem Hintergrund ist die Bundesregierung aufzufordern, durch geeignete Maßnahmen sicherzu- stellen, dass den Kommunen eine angemessene Fi- Anlage 20 nanzausstattung verbleibt und einer zunehmenden Verschlechterung der kommunalen Finanzausstat- Erklärung tung entgegengewirkt wird. In diesem Zusammenhang sei auf die Empfehlun- von Ministerpräsident Dr. Harald Ringstorff gen des Finanzausschusses und des Wirtschaftsaus- (Mecklenburg-Vorpommern) schusses verwiesen. Dort wird unter anderem dar- zu Punkt 42 der Tagesordnung gestellt, dass sich Steuermindereinnahmen bei der Körperschaftsteuer statt auf die von der Bundesregie- Mecklenburg-Vorpommern begrüßt grundsätzlich rung bezifferten 600 Millionen DM auf eine Größen- das Vorhaben der Bundesregierung, den Risikostruk- ordnung von 2 Milliarden DM belaufen können. An turausgleich zu reformieren. Nach der amtlichen Be- diesem Unterschied wären die Kommunen über den gründung zum vorliegenden Gesetzentwurf entlastet obligatorischen Steuerverbund beim kommunalen Fi- der vorgesehene Risikopool die benachteiligten Orts- nanzausgleich mit wohl zusätzlichen 250 Millionen krankenkassen nur um rund 0,05 Beitragssatzpunkte, DM beteiligt. Der Entwurf der Bundesregierung ent- während die Regelung für die Ersatzkassen im Durch- hält weitere Risiken. Darauf weisen die Empfehlun- schnitt beitragssatzneutral ist. Betriebskrankenkas- gen des Finanzausschusses und des Wirtschaftsaus- sen, Bundesknappschaft und Innungskrankenkassen schusses hin. werden belastet. Für die Disease-Management-Pro- gramme ist in der amtlichen Begründung keine Fi- Zwar wird nicht verkannt, dass durch die rückwir- (B) nanzschätzung enthalten. Diese finanziellen Effekte (D) kende gesetzliche Verankerung der seitherigen reichen insgesamt aber nicht aus, um die von den Grundsätze zur Mehrmütterorganschaft die Finanz- Sachverständigen im Auftrag der Bundesregierung ausstattung der Kommunen gesichert werden soll. Zu aufgezeigten Wettbewerbsverzerrungen innerhalb prüfen ist jedoch, ob gewährleistet ist, dass in den der Krankenversicherung hinreichend zu vermindern. Jahren vor 2001 eine Organschaft nur dann vorliegt, wenn die Organgesellschaft auch wirtschaftlich und Mecklenburg-Vorpommern regt daher an, im weite- organisatorisch in das Unternehmen des Organträ- ren Gesetzgebungsverfahren sicherzustellen, dass ein gers eingegliedert ist. Mit einem nachträglichen Ver- gezielter Ausgleich zwischen den ungerechtfertigt zicht auf die Voraussetzung der wirtschaftlichen und besonders bevorteilten Krankenkassen zu Gunsten organisatorischen Eingliederung könnten letztlich der ungerechtfertigt besonders benachteiligten Kran- nicht absehbare rückwirkende Steuerausfälle eintre- kenkassen erfolgt. ten. Eine weitere Schwächung der Gewerbesteuer sollte im Interesse der Kommunen so lange nicht erfolgen, wie ihnen kein adäquater Ersatz dieser Steuer ge- Anlage 21 währleistet wird. Schließlich ist auf einen weiteren Punkt hinzuwei- Erklärung sen. Die finanziellen Auswirkungen von Änderungen des Gewerbesteuerrechts – auch mit dem Ziel der von Staatsminister Stanislaw Tillich Steuersenkung – verteilen sich nicht gleichmäßig auf (Sachsen) zu Punkt 42 der Tagesordnung alle Kommunen, sondern konzentrieren sich oftmals in relativ wenigen Städten. Während beispielsweise Der Risikostrukturausgleich (RSA) ist ein zentrales in Rheinland-Pfalz die Nettoeinnahmen der Gewerbe- Element der Wettbewerbsordnung in der GKV. Die steuer im ersten Halbjahr 2001 gegenüber dem Vor- gegenwärtigen Ausgleichskriterien haben sich aber jahr landesweit um ca. 35 v. H. zurückgegangen sind, als nicht ausreichend erwiesen, um Risikoselektion betrug der Rückgang in den kreisfreien Städten fast und Entsolidarisierung zu verhindern. Eine stärkere 60 v. H., in den kreisangehörigen Gemeinden dage- Morbiditätsorientierung des RSA ist der richtige Weg, gen „nur“ gut 5 v. H. Bei dieser Verteilung von Steu- Solidarität und Wettbewerb zu sichern. ermindereinnahmen ist es ausgeschlossen, dass die „großen Verlierer“ ihre Haushaltsprobleme auch nur Wegen der schon aufgetretenen Verwerfungen im annähernd aus eigener Kraft werden lösen können. Wettbewerb sind Maßnahmen erforderlich, die 516* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) schnell Wirkung zeigen. Die durch den Gesetzent- Nach geltendem Recht kann der Nutzer im Falle sei- (C) wurf vorgesehenen kurzfristigen Stabilisierungsmaß- ner Kündigung eine Entschädigung vom Grund- nahmen sind im Einzelnen durchaus kritikwürdig; es stückseigentümer verlangen, wenn der Verkehrswert ist anzunehmen, dass z. B. ein gesonderter Ausgleich des Grundstückes durch das Bauwerk im Zeitpunkt für Kassenwechsler außerhalb des RSA einfacher und der Rückgabe erhöht ist. kurzfristig wirkungsvoller wäre. Auf eine Gesamtkon- Gleichwohl greifen die bestehenden Regelungen zu zeption zu warten ist aber nicht vertretbar. Dies kurz, wenn der Nutzer Verwendungen auf das würde die bestehenden Verwerfungen weiter vertie- Grundstück vorgenommen hat, durch die es im Wert fen und künftig noch stärkere Eingriffe erfordern. erheblich gestiegen ist. Diese Arbeiten – ich denke Im Übrigen ist die Überprüfung des RSA für das etwa an seine Urbarmachung – können dem Grund- Jahr 2002 ohnehin vorgesehen. Dabei würde eine stückseigentümer stärker zum Vorteil gereichen als mögliche Überkompensation erkannt und könnte die mit der Rückgabe des Grundstücks verbundene dann korrigiert werden. Überlassung des Bauwerkes. Deshalb bedarf es bei den vorgesehenen erhebli- chen Vertragsanpassungen einer Kompensation. Soll diese nicht darin bestehen, den Ersatzanspruch des Nutzers über das Bauwerk hinaus auch auf die Ver- Anlage 22 wendungen des Nutzers auszudehnen, die zu einer Wertsteigerung des Grundstücks geführt haben, und Erklärung soll sie auch nicht darin bestehen, den Nutzer von der Übernahme der hälftigen Kosten für den Abriss des von Ministerin Karin Schubert Bauwerkes bei eigener Kündigung zu befreien, so (Sachsen-Anhalt) muss er doch wenigstens die Möglichkeit erhalten, zu Punkt 46 der Tagesordnung das Nutzungsverhältnis ohne Beteiligung an den ein- malig erhobenen Abgaben und Beiträgen außeror- Bei der Neuordnung der Eigentums- und Nutzungs- dentlich zu beenden. verhältnisse an Grund und Boden in den neuen Län- Das Bundesverfassungsgericht verlangt eine ange- dern liegt die wesentliche Gesetzgebung hinter uns, messene Beteiligung des Nutzers an den öffentlichen die Rechtsprechung zu den wichtigsten Streitfragen Lasten des Grundstücks. Dass es eine angemessene ebenfalls. Spätestens seit der erfolglosen Verfas- Beteiligung verlangt, ist aber noch kein Grund, ihm sungsbeschwerde zum Entschädigungs- und Aus- ein außerordentliches Kündigungsrecht zum Aus- gleichsleistungsgesetz (BVerfGE 102, 254) ist klar, (B) gleich für die grundlegende Änderung des Vertrags- (D) dass nur noch Detailprobleme und Anwendungsfra- verhältnisses durch die neuen rechtlichen und wirt- gen, vornehmlich im Entschädigungsrecht, zu klären schaftlichen Rahmenbedingungen zu verweigern. sind. Offen sind einzig die Konsequenzen, die aus Das ist eine Entwicklung, die er bei Vertragsschluss dem Regelungsauftrag des Bundesverfassungsge- nicht vorhersehen konnte und auch nicht vorhersehen richts vom 14. Juli 1999 (BVerfGE 101, 54) zu ziehen musste. Deshalb gilt es, nicht nur die berechtigten Be- sind, dessen Umsetzung der Entwurf eines Ersten Ge- lange des Eigentümers, sondern auch das schutzwür- setzes zur Änderung des Schuldrechtsanpassungsge- dige Interesse des Nutzers zu berücksichtigen, das setzes vornehmlich dient. Grundstück zu akzeptablen Bedingungen aufgeben zu können. Wie gesagt, ein unangemessener Nachteil So ist etwa vorgesehen, abweichend von der bishe- entsteht dem Grundstückseigentümer dadurch nicht. rigen Rechtslage den Nutzer von Erholungs- und Frei- Im Gegenteil: Er hätte sogar den zusätzlichen Vorteil, zeitgrundstücken in der Weise zu belasten, dass der früher über sein Grundstück verfügen zu können. Eigentümer die Befugnis erhalten soll, teilweise auch einmalige Beiträge und Abgaben nach dem Bau- Ich bitte deshalb um Ihre Zustimmung zu der Emp- gesetzbuch auf den Nutzer abzuwälzen, ohne dass fehlung des Rechtsausschusses, zu Gunsten des Nut- diesem eine außerordentliche Kündigungsmöglich- zers ein Sonderkündigungsrecht einzuführen, § 20 a keit zustehen soll. Mir erscheint es allerdings fraglich, Abs. 2 a – neu – Schuldrechtsanpassungsgesetz. ob dieser Ansatz geeignet ist, Frieden zwischen Ei- gentümern und Nutzern ostdeutscher „Datschen- grundstücke“ zu schaffen. Denn die hierdurch ent- stehenden zusätzlichen finanziellen Belastungen des Nutzers verändern das ursprüngliche Vertragsver- Anlage 23 hältnis so grundlegend, dass das Verhältnis von Leis- tung und Gegenleistung erheblich gestört sein kann. Erklärung

Eine ordentliche Kündigung ist zwar möglich. Die von Minister Prof. Dr. Kurt Schelter rechtlichen und tatsächlichen Hinderungsgründe (Brandenburg) einer Kündigung bestehen aber darin, dass der Nut- zu Punkt 46 der Tagesordnung zer vom Grundstückseigentümer mit den hälftigen Kosten für den Abriss des Bauwerkes belastet werden Der vorliegende Entwurf eines Ersten Gesetzes zur kann bzw. für seine in das Grundstück getätigten In- Änderung des Schuldrechtsanpassungsgesetzes setzt vestitionen möglicherweise keinen Ausgleich erhält. vor allem die Gesetzgebungsaufträge um, die das Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 517*

(A) Bundesverfassungsgericht mit seinem Beschluss vom Anlage 24 (C) 14. Juli 1999 zur Verfassungsmäßigkeit bestimmter Regelungen des Schuldrechtsanpassungsgesetzes Erklärung und der Nutzungsentgeltverordnung erteilt hat. Damit werden Schieflagen, die bei der rechtlichen von Staatsminister Reinhold Bocklet Ausgestaltung der Nutzungsverhältnisse bei Erho- (Bayern) lungsgrundstücken in den neuen Ländern entstanden zu Punkt 51 der Tagesordnung sind, beseitigt. Die Grundstückseigentümer, die durch die vom Bundesverfassungsgericht bestätigte Kündi- Der Gesetzentwurf zur Neuausrichtung der Bundes- gungsschutzfrist der Nutzer in der Regel bis zum wehr sollte über die von den Ländern in dem vorlie- Jahre 2015 an einer Selbstnutzung des Grundstücks genden Entwurf der Stellungnahme des Bundesrates und der Erschließungsanlagen gehindert sind, er- genannten Gesichtspunkte hinaus angesichts der ver- halten dafür einen entsprechenden wirtschaftlichen änderten sicherheitspolitischen Situation gründlich Ausgleich. überdacht werden. So hat z. B. die geplante Verkür- zung der Wehrpflicht Auswirkungen auf den in der Da die Nutzung von Erholungsgrundstücken in den Verantwortung der Länder liegenden Katastrophen- neuen Ländern auch heute noch hohen sozialen Stel- schutz. Auch angesichts neuer möglicher Aufgaben lenwert hat, ist dem Gesetzentwurf ein langer Bera- der Bundeswehr im Innern sollte man über das vor- tungsprozess vorausgegangen. Neben der Einholung gelegte Konzept für Frühpensionierung neu nach- eines rechtstatsächlichen Gutachtens zur aktuellen denken. Situation in diesem Bereich haben mehrere Anhörun- Ganz allgemein gilt: gen der Interessenverbände und von Experten statt- gefunden. Die 1999 geschaffene Bund-Länder-Ar- Mittelfristig muss die personelle Qualität der Streit- beitsgruppe zum Immobilienrecht der neuen Länder kräfte durch sofort spürbare Maßnahmen zur Erhö- hat die Ergebnisse dieses Beratungsprozesses zusam- hung ihrer Attraktivität gesichert werden. Restriktive mengefasst und Vorschläge für eine gesetzgeberische Haushaltsansätze für den Verteidigungsbereich in der Umsetzung des Beschlusses des Bundesverfassungs- gegenwärtigen Zeit sind ein falsches Signal. Nicht gerichts vorgelegt. Auf diesen Vorschlägen baut der eine Verringerung der Verteidigungsanstrengungen Gesetzentwurf auf. – z. B. durch die weitere Rückführung der Personal- stärke der Bundeswehr – ist geboten, sondern deren Nach meiner Beurteilung wird der Gesetzentwurf Verstärkung. Deutschland benötigt entsprechend sei- den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zur ner Bevölkerungszahl, seiner volkswirtschaftlichen (B) rechtlichen Ausgestaltung des Interessenausgleichs Bedeutung, seiner geostrategischen Lage und seinem (D) zwischen Eigentümern und Nutzern von Erholungs- politischen Gewicht in Zahl, Ausrüstung, Leistungs- grundstücken in allen Punkten gerecht. Die vorgese- fähigkeit und Motivation ausreichende Streitkräfte. henen Regelungen sind ausgewogen, angemessen Bayern fordert daher die Bundesregierung auf, die und sozialverträglich. So ist auf Vorschlag Branden- Mittel für die Bundeswehr deutlich zu verstärken und burgs neben dem Teilflächenkündigungsrecht der Ei- ihre Entwicklung künftig zu verstetigen. gentümer besonders großer Grundstücke auch ein Der Bund muss auch im Haushalt Schlussfolgerun- subsidiäres Teilflächenkündigungsrecht der Nutzer in gen aus der neuen Dimension des Terrorismus ziehen den Gesetzentwurf aufgenommen worden. Außerdem und alle in seiner Zuständigkeit liegenden Maßnah- wurde bei der angemessenen Beteiligung der Nutzer men zur Verbesserung der inneren Sicherheit ergrei- an den einmaligen öffentlichen Lasten des Grund- fen. Wesentlicher Bestandteil ist hierzu eine verbes- stücks von Einmalzahlungen abgesehen. Um die zu- serte materielle und personelle Ausstattung der sätzlichen finanziellen Belastungen für die Nutzer zu entsprechenden Behörden. Insbesondere sind die Mo- strecken, ist im Gesetzentwurf eine Ratenzahlung dernisierung und Anpassung der Ausrüstung der Be- über einen Zeitraum von zehn Jahren vorgesehen. reitschaftspolizeien der Länder an die neuen takti- Damit soll die weitere Nutzung eines Erholungs- schen Erfordernisse zwingend. grundstücks für die Betroffenen möglichst finanzier- bar bleiben.

Der vorliegende Gesetzentwurf bedarf aus Bran- denburger Sicht keiner wesentlichen Änderung. So- Anlage 25 weit der Rechtsausschuss bestimmte Klarstellungen im Gesetzestext empfohlen hat, werden diese unter- Erklärung stützt. Es wäre unverständlich und nicht hinnehmbar, wenn nicht auch die Gemeinden als Eigentümer von von Minister Dr. Hanspeter Georgi Erholungsgrundstücken die Erstattung öffentlicher (Saarland) Lasten verlangen können sollen. Gleichfalls ist es zu Punkt 55 der Tagesordnung sachgerecht, dass die Zahlung des ersten zu erstatten- den Teilbetrags durch den Nutzer erst nach einem Der Gesetzentwurf basiert auf einer Vereinbarung, gewissen Prüfungszeitraum fällig wird, in dem der die von mehreren Verbänden am 25. Juli 2001 para- Nutzer die Berechtigung und Höhe des Betrages phiert wurde. Die Bundesregierung ist dabei mit den nachprüfen kann. Betroffenen einen Weg gegangen, die Inhalte der 518* Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001

(A) Vereinbarung so mit dem Gesetzestext zu verknüp- land wird auch weiterhin für ein Modell mit einer (C) fen, dass parlamentarische Spielräume erheblich ein- übergangsweisen, effizienzorientierten und technolo- geschränkt werden. Dies legt die Befürchtung nahe, gieoffenen KWK-Quote mit börsenfähigem Zertifi- dass verfassungsrechtliche Regeln überschritten sein katshandel eintreten. Wenn dies heute nicht mehr- könnten. heitsfähig ist, muss das Modell auch in anderen europäischen Ländern so weiterentwickelt werden, Das Saarland hält den Gesetzentwurf auch aus dass es nach den Monitoringergebnissen spätestens wettbewerbs- und umweltpolitischer Sicht für nicht 2004 zur Anwendung kommen kann. tragfähig. Dies zeigt sich in dem fast gegensätzlichen Abstimmungsverhalten der Länder im Umwelt- und Eindeutig ist, dass heute eine Chance für den Kli- im Wirtschaftsausschuss. Es ist eindeutig, dass die maschutz und auch für einen Technologie- und Inno- umweltpolitischen Ziele aus dem Ordnungsrahmen vationssprung vertan worden ist. Dabei hätten die herausgehalten werden sollen. Dabei bestehen Zwei- Zeichen jetzt gesetzt werden müssen. fel, ob die von der Bundesregierung beabsichtigte Kombination aus rechtlich unverbindlicher Verbände- vereinbarung und gesetzlicher Vergütungsregelung einen ausreichenden Beitrag zur Erreichung der Kli- maschutzziele leisten kann. Gerade bei dem Wettbe- Anlage 26 werbsdruck auf dem europäischen Energiemarkt stellt sich die Frage, ob die Selbstverpflichtungen von Erklärung Wirtschaftsverbänden Bestand haben können. Ver- bändevereinbarungen hatten ihre Tradition in einer von Ministerin Karin Schubert monopolistischen Struktur. Darüber hinaus passen (Sachsen-Anhalt) gesetzliche Einspeisevergütungen für KWK-Strom zu Punkt 55 der Tagesordnung nicht mehr in einen liberalisierten Strommarkt, der sich durch freie Preisbildung auszeichnen muss. Sachsen-Anhalt stellt eine Bonusregelung auch im Interesse der Investitionssicherheit nicht in Frage. Zu Von den Zielen eines KWK-Ausbaugesetzes ist die gegebener Zeit bedarf es aber einer Überprüfung, ob Bundesregierung vollständig abgerückt. Insoweit ist die von der Bundesregierung für 2005 und 2010 ge- die Bezeichnung des Gesetzes irreführend und falsch. setzten Klimaschutzziele erreicht werden oder weiter- Es ist sogar zu erwarten, dass der KWK-Anteil in den gehende gesetzliche Regelungen erforderlich sind. nächsten zehn Jahren gerade auf Grund dieses Geset- zes sinken wird. Das Gesetz degeneriert zu einem rei- (B) nen Stranded-investment-Gesetz und schließt wegen (D) seiner Laufzeit bis 2010 effektive Ansätze und innova- tive Anreize für eine zukunftsfähige KWK-Technolo- Anlage 27 gie aus. Daran ändern auch Regelungen für kleinere Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen nichts. Im- Erklärung pulse aus der industriellen KWK-Stromerzeugung werden unterdrückt, da dieser Bereich von den Ver- von Minister Claus Möller gütungsregelungen weitgehend ausgeschlossen wird. (Schleswig-Holstein) zu Punkt 55 der Tagesordnung Ordnungspolitische und verfassungsrechtliche Bedenken bestehen im Hinblick auf die Aufspaltung Mit dem vorgelegten Gesetz zur Förderung der der Einspeisevergütung und den nationalen Belas- Kraft-Wärme-Kopplung ist ein Etappenziel für den Er- tungsausgleich der Netzbetreiber. Zudem hat es der halt und Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung erreicht. Bund versäumt, den Gesetzentwurf hinsichtlich der Dies freut mich, da die Sicherung und der Ausbau beihilfe- und warenverkehrsrechtlichen Vorgaben der besonders energiesparenden und klimaschonen- des Europäischen Gerichtshofs und der EU-Kommis- den Kraft-Wärme-Kopplung ein wesentlicher Bau- sion zu prüfen. stein ist, um die angestrebten Klimaschutzziele zu er- Insgesamt offenbart das Gesetz die energiepoliti- reichen. sche Schwäche und Konzeptionslosigkeit der Bundes- Eine Förderung ist notwendig. KWK-Anlagen sind regierung. Es ist zu befürchten, das in einer Situation zwar wirtschaftlich, sie können jedoch mit den im Mo- mangelnder nationaler energiepolitischer Kompetenz, nopol errichteten und ohne Risiko hinsichtlich der die sich im angestrebten Kernenergieausstieg, in den Kapitalkosten abgeschriebenen Kraftwerken nicht halbherzigen Maßnahmen zur C02-Minderung, in den mithalten. Dies gilt für andere Kraftwerksneubauten Fragen der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte gleichermaßen. Die bestehenden Überkapazitäten und auch in der Kohlepolitik ausdrückt, die Intensität insbesondere bei den Kernkraftwerken waren ein und die Durchschlagskraft einer von Brüssel vorge- wichtiges Argument der großen Stromkonzerne prägten Energiepolitik deutlich zunehmen. gegen den aktiven Ausbau der Kraft-Wärme-Kopp- lung. Das von der Bundesregierung vorgeschlagene Sys- tem wird nicht in einen europäischen Rechtsrahmen Auch wenn die Reaktorsicherheitskommission noch integrierbar sein. Es gibt daher die falschen wirt- berät, zeigen erste Stellungnahmen der Betreiber die schafts- und industriepolitischen Signale. Das Saar- Schutzlosigkeit der bestehenden Kernkraftwerke Bundesrat – 767. Sitzung – 27. September 2001 519*

(A) gegen terroristische Selbstmordattacken. Das früher Das KWK-Gesetz schreibt ein absolutes Klima- (C) nicht weiter betrachtete „Restrisiko“ solcher Vorkomm- schutzziel fest. Dies kann dazu führen, dass das Po- nisse ist jetzt real. Dies sollte nicht nur nachdenklich tenzial der KWK nicht ausgeschöpft wird. Die War- stimmen, sondern auch Konsequenzen haben. nungen der industriellen Kraftwerksbetreiber in diesem für den Klimaschutz extrem wichtigen Bereich Konsequenzen aus den Terroranschlägen sollten nicht einseitig Sicherheitsaspekte betreffen. Hinter- sind ernst zu nehmen. Danach würden die gegenwär- grund vieler kriegerischer Auseinandersetzungen tig vorgeschlagenen Rahmenbedingungen zu einer sind ökonomische, soziale und ökologische Folgen Nichtmodernisierung oder zu einem Rückbau von der heutigen globalen Energiepolitik. Eine ressour- KWK-Anlagen führen. Hier muss nachgebessert wer- censchonende Energieerzeugung ist zugleich Um- den. welt-, Wirtschafts- und Friedenspolitik. Als Konse- Auch für dezentrale Blockheizkraftwerksbetreiber, quenz gewinnt auch die KWK an Bedeutung. deren Verbände nicht mit am Verhandlungstisch Wie Sie wissen, favorisiert Schleswig-Holstein die saßen, reichen die jetzigen Regelungen für einen Idee einer Kaufpflicht mit Mengenvorgabe. Sie bleibt Ausbau nicht aus, da diese in der Regel nur geringe ein Instrument, mit dem die Ziele mit vergleichsweise Teile ihres umweltschonend erzeugten Stroms in das niedrigen Kosten sicher erreicht werden könnten. öffentliche Netz einspeisen. Der vorliegende Gesetzentwurf ist ein Schritt in die Die wichtigste Aufgabe ist ein verbindliches Moni- richtige Richtung, er muss aber an verschiedenen torsystem, um die Zieleffizienz des Gesetzes sorgfäl- Punkten noch nachgebessert werden. Wir müssen si- tig zu beobachten und zu prüfen. Wir schlagen cherstellen, dass die Klimaschutzziele mit diesem Ge- entsprechend der Verbändevereinbarung einen Auto- setz tatsächlich realisiert werden. Dazu gehören fol- matismus vor, nach dem spätestens ab dem 1. Januar gende Punkte: 2006 eine Mengenregelung in Kraft tritt, wenn sich abzeichnet, dass das Ziel der Sicherung und des Aus- Die starre Begrenzung der Zuschlagszahlung bis baus der Kraft-Wärme-Kopplung nicht erreicht wird. zum Jahr 2010 für langfristige Modernisierungs- und Ausbauinvestitionen ist insbesondere für Investitio- Schließlich sollte die gewählte finanzielle Aus- nen nach den Jahren 2004/2005 zu kurz und durch gleichsregelung nochmals sorgfältig auf rechtliche Ri- die Verbändevereinbarung nicht gedeckt. siken geprüft werden. Die Degression des Zuschlags ist zu stark. Ohne Not Ich bitte den Bundesrat um Zustimmung zu den ent- wird hier eine Beispielrechnung aus der Verbände- sprechenden Vorschlägen, die insbesondere vom Um- vereinbarung gesetzlich festgeschrieben. weltausschuss gemacht wurden. (B) (D)