Rund um Schloss Zeil u ä g l l A

n e h c s i g r e

b e g m e e t w t n r e ü m w e h m T i Von der Aussichtsterrasse – die Alpen im Blick

Weithin sichtbar thront Schloss unseres Raumes innehatte. Seit Zeil auf einem über 750 Meter 1337 bis zum heutigen Tag re - hoch gelegenen Bergsporn über sidieren die Grafen und Truch - der Leutkircher Heide – und sessen, später die Fürsten von weit ist der Blick von seiner Aus - Waldburg in dem Gemäuer. sichts terrasse über Leutkirch, Für viele Einheimische und Gäste das bewegte Allgäuland südlich ist Schloss Zeil eines der schön - davon und die Gipfel der Alpen sten Ziele in Oberschwaben und im Hintergrund. Das Schloss im westlichen Allgäu. Ganz be - demonstriert eindrücklich die quem kann man es mit dem Auto Macht und das Ansehen eines auf der Straße von Leutkirch – Adelsgeschlechts, das eine expo - Unterzeil oder von – nierte Stellung in der Geschichte Unterzeil erreichen. Wer es aber erobern will, sollte die steilen Fuß wege von Unterzeil, Herbraz - hofen oder dem wasserreichen Brunnentobel nicht scheuen. Die Mühe lohnt sich. Der Besucher ist beeindruckt von einem impo - santen, weiträumigen Ensemble von Schlossbau, Pfarrkirche, ge - Höchster Punkt weit und breit pflegten Parkanlagen, uralten 1123 bezeugte Vorgängerburg auf dem südwestlich gelegenen, steil abfallenden Geländesporn. Den Anstoß zum Neubau gab sicherlich der schlechte Zustand der alten Burg (ein „übel erbauen und sehr zergangen Haus“). Wappen des fürstlichen Hauses Froben, der Begründer der Zeiler mit den Leoparden Linie des Geschlechts, wollte mit dem repräsentativen Renais - Lin den, Brunnen und Statuen – sance-Neubau den Wolfegger alles gestalterisch und gärtne - Verwandten, die wenige Jahre risch vor bildlich gepflegt. zuvor ein Schloss in ähnlicher Den Kern bildet die stattliche Ge stalt erbaut hatten, nicht dreigeschossige Vierflügelanlage nachstehen. Vierundvierzigjährig mit den wuchtigen quadrati - verstarb er am 4. Mai 1614 wäh - schen Ecktürmen. Sie zählt zu rend eines Gottesdienstes in der den bedeutendsten Renaissance- Stiftskirche. Bis dahin waren erst Bauwerken Süddeutschlands, zwei Flügel fertiggestellt, die Reichserbtruchsess Froben ließ Bau geschichte zieht sich danach sie von 1599 an errichten. Die bis ins 19. Jahrhundert hin. An lage ersetzte die alte, erstmals Von herbstlichem Wald umrahmt – Schloss und Turm der Kirche

Das Schloss dem berühmten Bildhauer Esaias Belebt wird der Baukörper durch Gruber aus gestaltet. Alles die Malereien an den endlosen in allem wirkt das Schloss wie Fensterreihen sowie die Portale. aus einem Guss: Nie ist es durch Eines davon ist noch original, an - Kriege zerstört worden. Im Innern fangs des 17. Jahrhunderts von konnten sich wohl ausgestattete

Barocker Delphinbrunnen und Portal zum Innenhof Räume und Gänge mit Holz - Wald burg reagierte rasch darauf decken, Vertäfelungen, kunstvol - und ließ einen Ersatz bei einem len Intarsienschränken, Stuck Goldschmied anfertigen. und Jagdtrophäen erhalten. Zahl - reich sind die Beweise für die glanzvolle Rolle des Geschlechts als Truchsessen: Beispiele sind zwei silbervergoldete Schüsseln, in denen der Reichserbtruchsess bei den letzten Kaiserkrönungen in Frankfurt dem frisch gekrön - ten Herrscher den Braten servier - te. Nicht weniger stolz sind die Hausherren auf ein „Unikum in Privatbesitz“, einen goldenen Reichsapfel. Mit ihm verbindet sich eine amüsante Geschichte. Bei der Kaiserkrönung Leopolds I. im Frankfurter Dom hatte der Kurfürst von Bayern versäumt, den Reichsapfel mitzubringen, der Reichserbtruchsess von Ehemaliges Haupttor Der Brunnen Eberhard, der Ahnherr des Blickfang im fast quadratischen Hauses, der im Auftrag des Schlosshof ist der wasserum - Stauferkaisers Friedrichs II. die spielte Brunnen, geschaffen zu Reichskleinodien auf der Wald - Ehren Mariens „als Beschützerin burg bewahrte, oder Reichs erb - der fürstlichen Familie und der truchsess Georg III., bekannt als Landschaft“. Fürst Georg ließ ihn der „Bauernjörg“. Eine Falknerin in den 1980er-Jahren von dem zu Pferde steht für die Frauen Oberstdorfer Bildhauer Maxi mi - des Hauses Waldburg. Die Figu - lian Rueß gestalten. Heraus - ren und Zeichen belegen die zu ragen de Persönlichkeiten des allen Zeiten bedeutende Rolle des Hauses Waldburg lassen sich Geschlechts als Beamte, Politiker, darauf erkennen, etwa Truchsess Kirchenfürsten und Offiziere.

Falknerin vom Marienbrunnen Musizierende Engel über der Orgelempore

Die Kirche ragenden Bildhauern und Durch einen langen Gang kann Stucka teuren seiner Zeit. Im Ge - die Herrschaft trockenen Fußes samten spürt man im Kir chen - vom Schloss in die ehemalige raum schon die Strenge des Stiftskirche St. Mariä Himmel - Klas sizismus. Östlich der Kirche fahrt gelangen. Das 1612 einge - an der Hangkante steht das Ge - weihte Gotteshaus ist eine typi - bäude des ehemaligen Kolle giat - sche Adelskirche mit einigen stifts, einer Gemeinschaft von Grab malen und Wappen. Ein Weltgeistlichen, die für die Feier großes ovales Deckenfresko, 1939 der Gottesdienste und die Seel - vom Wangener Künstler August sorge zuständig war. Dieses Braun gemalt, schildert Per sön - wurde 1806 säkularisiert, danach lichkeiten aus Kirche und Staat. diente das Gebäude als Pfarr - Zu Engeln und Heiligen gesellen haus, heute sind darin die Räume sich darin auch Mitglieder des des Archivs. Hauses Waldburg. Und natürlich findet man dessen Schutzheilige: Willibald, Wunibald und Wal bur - ga. Prächtig sind der von Josef Anton Feuchtmayer gestaltete Altar sowie das Renaissance- Chorgestühl des Jakob Bendel aus . Feuchtmayer (1696 –1770) zählt zu den heraus - Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt Fresko im Langhaus: Maria, Königin des Himmels, verehrt von Kirche, Staat und Familie; August Braun, 1939 Rundgang im Schlossbereich Ein Rundgang um das Schloss ist fast obligatorisch, er lässt sich mühelos bestreiten. Beginnen wollen wir am Parkplatz bei der Pfarrkirche. Wer möchte, kann das Gotteshaus gleich besichti - gen, oder das als krönenden Ab - schluss vornehmen. Durch das „Rote Tor“ mit dem St.-Georgs- Türmchen gelangt man in den Hofgarten. Er ist mehrfach ver - ändert worden, auch Parks unter - liegen eben Modeströmungen. In Renaissance und Barock hatte Nagelfluh-Mauerwerk sich die Bepflanzung der Geo me - trie unterzuordnen. Im 19. Jahr - heute besonders die Rosen rabat - hundert dagegen ließen die te und natürlich der prächtige, Haus herren eher seltene Bäume barocke Brunnen mit einem was - pflanzen, einige davon sind noch serspeienden Delphin und drei übrig geblieben, darunter ein munteren Putti. mächtiger Mammutbaum. An - Über einige Stufen gelangt man fangs des 20. Jahrhunderts neig - zur Aussichtsterrasse mit ihrem te man zum Englischen Garten, grandiosen Ausblick. Er reicht um danach wieder zu strengen von den Allgäuer Alpen über die geometrischen Formen zurückzu - Berge des Bregenzer Waldes zum finden. Den Besuchern gefallen dominanten Säntis und darüber hinaus. Oft kann man wenig scheues Damwild im Tiergarten unterhalb der Mauer beobachten. Durch einen Torbogen schlüp - fend, folgen wir einem geteerten Fußweg um das Schloss herum. Rechts erblicken wir Reste des alten Mauerwerks der einstigen mittelalterlichen Burg. Bei einem Rundturm und einer altehrwürdi - gen Linde biegen wir wieder nach Norden der Mauer entlang und stehen dann vor einem reich be - malten Tor, das noch im 18. Jahr - hundert der einzige Zugang zum Gemalter Wachposten am ehem. Haupttor Schlossbereich war. Wir treten erinnert an der Wand ein über - lebensgroßes Reliefbildnis aus rotem Marmor an Froben, den großen Bauherrn. Die angebrach- te lateinische Inschrift lautet übersetzt: „Froben, des Heiligen Römischen Reiches Erbtruchseß, Freiherr zu Waldburg, Herr zu Zeil, hat es im Jahre 1611 erbaut.“ Gegenüber kann man durch eine gläserne Türe in die von Säulen und Pfeilern getragene Eingangs - halle blicken und sieht Schlitten und Kanonen. Erbauer des Schlosses: Truchseß Froben Zurück am Parkplatz schauen wir uns noch etwas um. Wir sehen ein in den ehemaligen Wirt - die ehemalige Hofapotheke, die schafts hof, in dem sich einst schon 1804 zur Versorgung der Stallungen, Remisen, der Korn - Bevölkerung eingerichtet wurde. speicher, die Brauerei und der Und man sollte es sich nicht Bauhof befanden. Heute wohnt nehmen lassen, noch in der es sich dort ruhig und idyllisch. Schlosswirtschaft „Grüner Baum“ Jetzt steigen wir zum etwas er - einzukehren. Diesen gibt es höht liegenden Schlosshof. In der schon seit 1611. In der Gaststube Durchfahrt fällt eine Bronze - hängen Ansichten waldburgi- platte des Kardinals Otto von scher Schlösser. Waldburg (1514–1573) ins Auge. Dieser war Bischof von und ein Vorkämpfer der Gegen - reformation. Am Reichsadler und dem Wappenspruch „Plus ultra“ (Immer weiter) Karls V. wird die enge Verbindung der Waldburger zum Hause Habsburg deutlich. Im Schlosshof freut man sich über die Sonnenuhren, das auf- gesetzte Glockentürmchen und natürlich über das Wasserspiel des großen Brunnens. Vier Pumpen sorgen für Wasser, bis zu 40 Liter pro Sekunde sprühen aus über hundert Wasserdüsen. Beim Durchgang zum Hofgarten Gasthof „Grüner Baum“ Rundgang Schloss Zeil

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1 Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 5 Delphin-Brunnen 9 Wirtschaftshof 13 Gasthof „Grüner Baum“ 2 Kollegiatstift 6 Aussichtsterrasse 10 Innenhof mit Marienbrunnen 3 Rotes Tor 7 Mauerreste der mittelalterlichen Burg 11 Durchgang mit Froben-Reliefbildnis 4 Hofgarten 8 Ehemaliges Haupttor 12 Ehemalige Hofapotheke Josephskapelle Blick in die Eingangshalle

Spaziergang zur Josephskapelle begleiten Kreuzwegstationen nach Sebastianssaul, einer unge - Hofapotheke den steilen Weg Herrschaftliches Wirken ist auch mit Tonreliefs, von Baronin Anna wöhnlichen Kapelle mit quadra - abwärts gehen und dann nach in der Umgebung des Schlosses Wambold um 1960 geschaffen, tischem Grundriss, vier offenen ca. 100 Meter links einem Pfad in spürbar, etwa in Nebengebäuden den Weg zur Josefskapelle. Es ist Bogen lauben und einem pyrami - den Wald folgen. Bald kommt die wie der Hofgärtnerei oder des eine offene, die Sandsteinfigur den förmigen Dach, auf dem ein Überraschung: Ein überlebens - ehemaligen Bauhofs (Marienhofs). eines hl. Josef umschließende Glockentürmchen sitzt. Die Herr - großer Engel thront auf einem Aber auch in den Kleindenkmalen Holzkapelle. Fürstin Maximiliane schaft stiftete sie im 17. Jahr - aus Naturstein gemauerten ist es fühl bar, zu erleben bei von Waldburg-Zeil, geborene von hundert in Pestnöten. Am besten Sockel. In diesem ist eine Tafel einem Kapellenspaziergang. Beim Quadt, stiftete sie anlässlich ihrer nimmt man wieder den gleichen mit einer lateinischen Inschrift Schul haus folgt man dem Weg Silbernen Hochzeit im Jahre 1858. Rückweg. eingelassen. Aus ihr geht hervor, nach Norden. Noch vor dem Wald Ihr Gatte war Fürst Con stantin, dass das Denkmal anlässlich des be gegnen wir einem hohen, höl - der bekannte Abge ord nete der Engel im Wald Todes von Constantin Waldburg- zernen Doppelkreuz und einem Region in der Frank furter Pauls - Wer nach den vielen Eindrücken Zeil-Trauchburg im Jahre 1862 „Christus in der Rast“. Dann be - kirche 1848. Der Weg durch noch einen weiteren zufügen von seiner Gattin und den tritt man das Wildgehege. Dort schönen Mischwald führt weiter möchte, sollte bei der ehemaligen Kindern errichtet wurde.

Reichlich Parkmöglichkeiten Das Innere des Schlosses ist der Impressum Kontakt

gibt es auf dem Platz vor der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Verfasser Pfarrkirche. Dr. Manfred Thierer, Leutkirch An Ostern bildet die mit Palm - Einkehrmöglichkeiten bestehen Fotos boschen gezierte Kirche ein im historischen Schloss gast - Dr. Manfred Thierer (10), Roland Rasemann Touristinfo Leutkirch buntes Farbspiel, zu sehen ist haus „Grüner Baum“, Ruhetag (3), Hajo Dietz (1), Stadt Leutkirch (4) 88299 Leutkirch im Allgäu Telefon 07561 /87-154 dann auch die kostbare ba - am Montag. Gestaltung [email protected] rocke Figur eines Auf erste - grafikbüro brandner, Leutkirch www.leutkirch.de

hungs christus. Druck Druckerei Rud. Roth, Leutkirch