FID Biodiversitätsforschung

Mitteilungen des Vereins Sächsischer Ornithologen Über Leben und Werk von Professor Heinrich Dathe - Erinnerungen an Ornithologen die ich kannte (9. Teil)

Nowak, Eugeniusz

2005

Digitalisiert durch die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main im Rahmen des DFG-geförderten Projekts FID Biodiversitätsforschung (BIOfid)

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urn:nbn:de:hebis:30:4-132171 Mitt . Ver . Sächs . Ornithol . 9 , 2005 : S . 427 - 444

Erinnerungen an Ornithologen , die ich kannte ( 9 . Teil ) Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE *

von EUGENIUSZ NOWAK

Reflections on Ornithologists whom I used to know ( Part 9 ) . On the life and works of Professor HEINRICH DATHE . - This article represents an attempt to portray accurately the life and works of Prof . HEINRICH DATHE ( 1910 - 1990 ) , a dedicated bird and mammal zoologist as well as a prominent director . DATHE studied natural sciences in Leipzig . His career in Leipzig Zoo was interrupted in 1939 by being called up for military Service , which was followed by 2 years as a prisoner of war from which he returned to Saxony . He did not return to his post in Leipzig Zoo until 1950 . In 1954 the East civil admini - stration charged him with the task of establishing a new and extensive zoo in the borough of . The first section of the new zoo was ceremoniously opened as early as the beginning of July 1955 and , under DATHE ' S direction , developed further . Up until German reunion in 1990 almost 70 million visitors were registered . DATHE became one of the most populär personalities in the GDR . The author describes the conditions and conflicts which accompanied the zoo and its director in the administratively and politically divided city during the Cold War . Documents from the archives are cited in an attempt to explain the roots of the conflict between Prof . DATHE and Prof . ERWIN STRESE - MANN over the scientific management of the Zoological Research Unit at the Zoo -Park . In addition the author describes DATHE ' S involvement in the Deutschen Ornithologen -Gesellschaft (German Orni¬ thologists ' Society - regarded as responsible for the whole of ) and in the GDR Cultural Union (Kulturbund der DDR ) in which all East German ornithologists were organised . Key words : History of ornithology , biographies , politics and science , East Berlin Zoological Park .

Der östliche Teil hatte während der Teilung Deutschlands , seit der 1950er - Jahre , einen Helden : Den Begründer und Direktor des Tierparks im Stadtteil Friedrichs¬ felde , Professor HEINRICH DATHE ( 1910 - 1991 ) . Im Gegensatz zu den vielen bekann¬ ten politischen Persönlichkeiten der Haupt¬ stadt der DDR war jedoch DATHE hoch geschätzt , ja - geliebt , nicht nur seitens brei¬ ter Schichten der Berliner Bevölkerung , son¬ dern auch von vielen Bürgern der ganzen DDR , die ihn aus Rundfunk - und Fernseh¬ auftritten ( „ Ost - Grzimek " ) bzw . von Begeg¬ nungen im Tierpark gut kannten und be¬ wunderten . Ich habe DATHE im Sommer 1957 als Stu¬ dent kennen gelernt . Mein Kollege WOLF - GANG GRUMMT , sein Tierpark -Assistent , Abb . 1 . Professor HEINRICH DATHE (um 1980 ) . arrangierte ein Treffen im damals bescheide -

Vortrag während der 42 . Jahresversammlungdes Vereins SächsischerOrnithologenin Neustadt/Sa . am 27 . März 2004 . 428 Mitt . Ver . Sächs . Ornithol . 9 , 2005 nen Arbeitszimmer des Direktors . Der Tier¬ der Familie des Vorstehers einer Rechtsan¬ park befand sich noch in der Phase des Auf¬ waltskanzlei . Vermutlich hatte die bürokra¬ baus . Fast eine Stunde lang erzählte DATHE tisch - trockene Arbeit des Vaters ihn dazu über das bereits Geleistete , vor allem jedoch bewogen , sich als Sohn bereits in der Schul¬ darüber , was sich noch im Bau befand und zeit anderen Interessen zuzuwenden : Unter was geplant war . Er war ein Energiebündel . einem Mikroskop schaute er sich zu Hause Sein strahlendes , zuversichtliches Gesicht , Algen , Protozoen und Insekten an , mit dem reichliche Mimik und Gestikulation begleite¬ Opernglas der Oma ging er auf Exkursionen , ten den schnell und mit sächsischem Akzent um Vögel zu beobachten . Fleißig las er alle gesprochenen Monolog . Es war sichtbar und Brehm - Bände , die seine Mutter nacheinander spürbar , dass dieser Mann „ Berge versetzen aus der Bibliothek brachte . Als er 1930 in kann " . Leipzig das Abitur erlangte , war für ihn klar, So wurde ich in meinen Ostberliner Stu¬ dass er für sein Studium die Naturwissen¬ dentenjahren , aber auch später während schaften zu wählen hatte . Obwohl ihn auch vieler Aufenthalte in der Stadt , zum regel¬ die gesellschaftlich -politischen Wirren der mäßigen Besucher des Tierparks , der für mich Endphase der Weimarer Republik interessier¬ auch zu einer „ Art Praktikum der Tierarten¬ ten , galt seine ganze Liebe der Zoologie . kunde und Tiergeografie " wurde . Der Eintritt Frühzeitig trat er ornithologischen Vereini¬ kostete nur eine Mark - Ost ( und obwohl gungen bei , 1931 auch der Deutschen Orni¬ mein Studienstipendium lediglich 180 Mark thologischen Gesellschaft , befasste sich aber monatlich betrug , konnte ich mir das oft auch mit der Säugetierkunde . DATHES Le¬ leisten ) . Kleiner , aber artenreicher , war der benserinnerungen (2002 : 60 - 61 , 70 - 71 ) ist zu Westberliner Zoo . Dorthin ging man aber entnehmen , dass er menschlich und fachlich sehr selten , da der Eintritt drei Westmark zwei seiner akademischen Lehrer hoch kostete (DDR - Bürger durften zwar gegen schätzte : Prof . GEORG GRIMPE , einen Mee¬ Vorlage des Personalausweises mit Ost - Mark reszoologen , dessen vogel - und säugetier - bezahlen , mein Ausländerausweis war aber in kundliche Vorlesungen dem Studenten be¬ einer anderen Farbe gedruckt und ich wurde sonders gut gefielen ( und der völkische bzw . beim Mogeln erwischt ) . Nicht nur für die nationalsozialistische Ansichten vertrat ) und „ Ossis " wurde der Tierpark zu einer geschätz¬ den Ordinarius für Zoologie , Prof . JOHAN¬ ten Freizeitattraktion . Allmählich , insbeson¬ NES MEISENHEIMER( der eher ein Gegner der dere an Wochenenden , strömten auch West¬ Nazi - Bewegung war ) . 1936 promovierte berliner nach Friedrichsfelde ; sie brauchten DATHE mit einem säugetierkundlichen The¬ keinen Ausweis vorzulegen und zahlten mit ma bei MEISENHEIMER . Bei der Suche nach Ost - Mark ( die sie in den Westberliner Wech¬ Material für seine Experimente entstanden selstuben zu einem äußerst günstigen Kurs , enge Kontakte zu Prof . KARL MAX SCHNEI¬ etwa 1 :4 , erwarben ) . In DATHES Tierpark DER , dem Direktor des Leipziger Zoologi¬ konnte man auch sehr preiswert essen , so schen Gartens ( der vor dem Krieg , zum Woh¬ subventionierten die „ Ossis " auch die Mahl¬ le des , der NSDAP beigetreten war ) . zeiten der „Wessis " reichlich . Neidgefühle der Dieser spannte den begabten und fleißigen „ Ossis " waren kaum zu spüren ; eher war dies Doktoranden bereits 1934 zur Mitarbeit im eine deutsch - deutsche Begegnungsstätte , wo Zoo ein ; noch kurz vor der Promotion stellte sich die Berliner Großfamilien mit unter¬ er ihn als wissenschaftlichen Assistenten an . schiedlichen Staatsangehörigkeiten ( die Mau¬ Bevor DATHE im September 1939 zum Mi¬ er stand damals noch nicht ) zur Genüge litär eingezogen wurde , war er bereits ein treffen und ausplaudern konnten . geschätzter Wissenschaftler und Tiergärtner . Wer war dieser Professor DATHE , der diesen Seit 1934 beteiligte er sich nebenberuflich , Park geschaffen hatte ? aber mit Elan , an der Bearbeitung des Zur Welt kam er in der Kleinstadt Rei¬ „ Handbuches der Deutschen Vogelkunde " ; chenbach ( sächsischer Teil des Vogtlands ) in auch ornithologische , säugetierkundliche und NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 429 tiergärtnerische Publikationen aus seiner Behörden hierher wandten , als die Absicht Feder erschienen reichlich . Prof . SCHNEIDER geboren wurde , in der Hauptstadt einen schätzte das Talent und die Energie des Assis¬ neuen , großflächigen Tierpark aufzubauen . tenten und förderte ihn wohlwollend . Mit Während der Beratungen in Berlin hatte man der Ernennung zu seinem Vertreter stellte er schnell erkannt , dass SCHNEIDERS Assistent die Weichen für DATHES Zukunft , wobei er gut dafür geeignet wäre , diesen Plan zu ver¬ an seine eigene Nachfolge dachte . wirklichen . Der Chef ließ ihn nur ungern Der Krieg unterbrach für mehr als acht Jah¬ gehen , doch wohl wissend , dass DATHE es re die so vielversprechend beginnende Karrie¬ schaffen würde . . . re . Nur während Urlaubs - und Genesungs¬ Dies war die Skizze von DATHES Weg zu aufenthalten in der Heimat und brieflich dem Unternehmen „Tierpark Berlin " . Wie konnte der Kontakt zum Zoo gehalten wer¬ dieses Unternehmen geplant wurde , wie es den . Als aber DATHE in Italien in englischer wuchs und von Anfang an große Popularität Gefangenschaft weilte , nutzte er seine orato - gewann , will ich hier nur bruchstückhaft risch -pädagogischen Fähigkeiten , um sein schildern ( ausführlich nachzulesen bei zoologisches Wissen an andere weiter¬ DATHE 2002 : 214 - 274 ) . Der Zeitpunkt der zugeben . Ende 1947 wurde er aus der Gefan¬ Veröffentlichung des Gründungsbeschlusses , genschaft entlassen und kehrte , über West¬ Ende August 1954 , liegt in der Periode der deutschland , nach Sachsen zurück . Jetzt weit fortgeschrittenen Trennung und Ent¬ musste er sich und seine Familie ( er heiratete fremdung der damaligen beiden deutschen 1943 , zwei Kinder kamen inzwischen zur Staaten und tief im bereits tobenden Kalten Welt ) mit Gelegenheitsjobs über Wasser Krieg , stellt also auch ein Politikum dar . Wie halten . Die Ornithologie begleitete ihn aber einheitlich jedoch die Zoo - Fachleute damals weiter als eine tröstende Beschäftigung . Viel noch dachten und wirkten , zeigt die Tatsa¬ Zeit widmete er der Leipziger Arbeitsgruppe che , dass der nominierte Aufbaudirektor des Ornithologie des in der sowjetischen Besat¬ Tierparks , in Begleitung seines Leipziger zungszone entstandenen Kulturbundes zur Ziehvaters , kurz vor der Veröffentlichung des demokratischen Erneuerung Deutschlands . Beschlusses durch die DDR - Medien bei der Mit den Mitgliedern der Gruppe ging er oft Direktorin des (West -) Berliner Zoos , Dr . auf Exkursionen , wobei er sein Fachwissen Katharina Heinroth , erschien , um mit ihr mit pädagogischem Talent und Heiterkeit über die Neugründung zu sprechen (DATHE weitergab . Auch heute noch hört man Worte 2002 : 214 ) . Sie war davon nicht überrascht , der Dankbarkeit und Verehrung derjenigen da bereits kurz nach Kriegsende (als die Alli¬ seiner damaligen Jünger , die den Weg in ierten die Stadt noch quasi gemeinsam regier¬ wissenschaftliche Berufe fanden . ten ) zwei sowjetische Veterinär - Offiziere bei Erst Anfang Juli 1950 erhielt DATHE wieder ihr mit dem Vorschlag erschienen waren , seine alte Stelle als Assistent bei Prof . einen Tierpark im Stadtteil Treptow zu grün¬ SCHNEIDER , der weiterhin den Leipziger Zoo den ( HEINROTH 1979 : 155 ) . Im Übrigen war leitete ( er wurde zwar wegen seiner NSDAP - der Bedarf und der Plan für einen zweiten Mitgliedschaft im August 1945 gekündigt , Zoologischen Garten kein Novum , solche kurz danach jedoch wieder eingesetzt , da es Absichten wurden schon in den 1920er - keinen fachlichen Ersatz für ihn gab ) . Jahren in Erwägung gezogen . So gab es auch SCHNEIDER war erfreut , den bewährten Hel¬ keine Bedenken seitens der West - Direktorin . fer erneut an seiner Seite zu haben und über¬ Die neue Situation hatte sogar Vorteile für trug ihm eine Reihe von verantwortlichen West und Ost : Beiden zoologischen Einrich¬ Aufgaben . Der Zoo Leipzig und sein Direk¬ tungen in einem administrativ und politisch tor bildeten um diese Zeit das wichtigste geteilten Berlin bot sich die Möglichkeit , ihre fachliche Zentrum der Tiergärtnerei in der Anträge auf finanzielle Zuwendungen bei ( 1949 proklamierten ) DDR . So war es nicht den Stadtverwaltungen damit zu begründen , verwunderlich , dass sich die Ostberliner dass „ die da drüben etwas aufbauen , was 430 Mitt . Ver . Sachs . Ornithol . 9 , 2005

der Stadt aufzusuchen ! Die westlichen Jour¬ nalisten scheuten auch nicht davor zurück , im Tierpark nach Negativem zu suchen oder ihn sogar zu verspotten . Es hieß , dass das einzige Tier in Deutschlands „ größtem Zoo " der Hund des Direktors DATHE sei , der un¬ unterbrochen belle . Als DATHE mit Frau HEINROTH einen Eselhengst gegen Masken¬ schweine tauschte ( heimlich , da die politische Lage bereits so feindlich war, dass die „ Obe¬ ren " dies nicht wünschten ) , fanden dies West¬ journalisten heraus und veröffentlichten einen Artikel unter dem Titel „Westesel gegen Ostschwein " . Dennoch blieb der Kontakt zwischen Frau HEINROTH und DATHE ver¬ trauensvoll : Anfang November 1955 nahmen sie gemeinsam am Begräbnis des Zoo - Direktors SCHNEIDER in Leipzig teil . Noch 1956 , als im Westberliner Zoo der Amazo¬ nenpapagei „ Putzi " verschwand und dank Rundfunkdurchsagen im Osten der Stadt Abb . 2 . Symbolische Eröffnung des ersten Teilab¬ gefunden wurde , hat DATHE alle Formalitä¬ schnitts des Tierparks Berlin -Friedrichsfelde am 2 . ten für den „ Rückexport " des Vogels in das Juli 1955 : DDR -Präsident WILHELM PIECK , Ober¬ „Westberliner Ausland " erledigt . bürgermeister FRIEDRICH EBERT und (dazwischen ) Auch aus dem Westen war jedoch Positives Dr . DATHE . zu vermerken : Der Tierpark München schick¬ te am Tag der Eröffnung Wisente für die auch wir haben müssen . . . " ( und das funktio¬ Ostberliner Anlage als kostbares und hoch¬ nierte gut , bis zum Mauerbau ) . herziges Geschenk . Kurze Zeit später kamen Bereits am 2 . Juli 1955 fand die feierliche auch großzügige Gaben von Zoos aus dem Eröffnung des ersten , 60 Hektar umfassenden Osten : Prag schenkte einen Kondor , Moskau Bauabschnitts des Tierparks statt (Abb . 2 ) . einen Tiger , Leningrad Marale und Rentiere . DDR - Präsident WILHELM PIECK , der Ostber¬ Ende 1956 wurde Frau HEINROTH liner Oberbürgermeister FRIEDRICH EBERT (Abb . 3 ) , etwas überraschend für sie , als Zoo - (jun .) und Prof . SCHNEIDER aus Leipzig Direktorin ( mit 59 Jahren ) emeritiert . Zuvor nahmen u . a . daran teil . Zoo - Direktoren aus wurde ihr jedoch erlaubt , Vorschläge für die dem Westen durfte DATHE nicht einladen , Nachfolge zu machen . Sie nannte vier Na¬ von den eingeladenen aus den „ Bruderlän¬ men , an erster Stelle DATHE . Ihn akzeptierte dern " kam nur der Zoo - Chef aus Sofia . . . In der Zoo -Aufsichtsrat nicht , die zwei weiteren den feierlichen Reden sprach man viel von lehnten dankend ab , der vierte , Dr . HEINZ - einer neuen Kultureinrichtung für breite GEORG KLÖS , nahm den Ruf an und wurde Schichten der Bevölkerung , auch über den zum Direktor des Westberliner Zoos ernannt Frieden , jedoch mit Akzent auf der Wieder¬ (Heinroth 1979 : 268 ) . bewaffnung Westdeutschlands . So ist es nicht Jetzt unterblieb der vertrauensvolle Kon¬ verwunderlich , dass die Westseite der Stadt takt . Der neue , junge Zoo - Chef stammte aus sich mit kritischen und politischen Kommen¬ dem „ fernen " Westen , und DATHE fehlte nun taren nicht zurückhielt . In Westberlin war die Unterstützung seines Leipziger Lehrers man u . a . der Meinung , dass der Zweck des und Vorbilds . Äußerlich pflegten die beiden Tierparks darin liege , die Bewohner des Os¬ zwar freundliche Beziehungen , diese wurden tens davon abzuhalten , den westlichen Teil jedoch durch die Zwänge des Ost -West - NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 431

handelsfirma in Hannover für 4 .000 DM verkauft ; von dort kaufte sie der Ostberliner Tierpark für 5 . 500 DM (West ) . Gelegentlich berichteten Westberliner Medien weiterhin , auch kritisch , über den Tierpark , kaum je¬ doch über DATHE . Er war ja ein ausgezeich¬ neter Fachmann , ansonsten war bekannt , dass er der SED ( auch einer anderen „ Block - Partei " ) nicht beigetreten war. Die Ostzeitun¬ gen lobten dagegen den Tierpark als eine wichtige Errungenschaft des Sozialismus , berichteten oft über den Ausbau der Einrich¬ tung und über den erfolgreichen Direktor . Da platzte eine Bombe , und zwar aus einer ganz unerwarteten Ecke . Seit 1958 publizierte ein in Westberlin wirkender „ Untersuchungs - ausschuss Freiheitlicher Juristen " , provoziert Abb . 3 . Prof . DATHE im Gespräch mit Frau Dr . durch zahlreiche DDR -Veröffentlichungen Katharina Heinroth (hier am 10 .6 . 1961 , an¬ über Nazis in hohen Stellungen in der Bun¬ lässlich 100 Jahre Zoo in Dresden ) . desrepublik , eine Broschüre mit dem Titel „ Ehemalige Nationalsozialisten in Pankows Konflikts überlagert . Nachträglich sagte Prof . Diensten " . In der dritten , ergänzten Ausgabe KLÖS ( 1991 : 199 ) : „ Dass die politische Wirk¬ dieser Publikation ( 1960 ) sind 220 Personen lichkeit im gespalteten Vaterland dieses wis¬ namentlich aufgeführt , darunter auch , nebst senschaftlich wie unternehmenspolitisch einem Foto aus dem Jahre 1934 , „ Professor kluge Konzept [des Tierparks ] ein Stück weit HEINRICH DATHE , Direktor des Tierparks konterkarierte , gehört zu den Dingen , die Berlin - Friedrichsfelde " , mit dem NSDAP - uns beiden das Leben über viele Jahre schwer Beitrittsdatum 1 . 9 . 1932 und der Partei - Nr . gemacht haben . Es wäre unwahrhaftig , dies 1318207. Die Broschüre ( auch ihre zwei wei¬ heute zu verschweigen . " Und DATHE ( 1991 : teren Ausgaben bis 1965 ) wurde in großer 215 ) antwortete : „ . . . es gab da und dort na¬ Zahl nach Osten geschmuggelt und trotz türlich Anstände , Reibereien hats eigentlich Konfiszierungen durch die DDR - Organe nie gegeben , und wir hatten uns ja , obwohl vielerorts bekannt . Es ist nicht überliefert wir ja nur 12 Kilometer auseinander lebten , worden , ob diese Enthüllung auf amtlicher immer mehr auf Begegnungen in Sri Lanka Ebene für DATHE Konsequenzen hatte ; eher oder in Venezuela eingerichtet , und da haben nicht , da er in seinem Nachkriegslebenslauf wir uns ausgiebig gesehen . Und wenn wir die NSDAP - Mitgliedschaft nicht verschwie¬ zusammen auftraten , sind wir immer sofort gen hatte . Ansonsten hatte die DDR bereits von allen Leuten geknipst worden , weil das zu Beginn der 1950er -Jahre ihre Politik ge¬ für andere Kollegen als sensationell galt , dass genüber der sog . „ bürgerlichen Intelligenz " wir beide miteinander sprachen . " Zu einer ( damit waren auch ehemalige NSDAP - echten Kooperation , z . B . zum umfangrei¬ Mitglieder gemeint ) geändert . Es hieß , auch chen Austausch von Tieren , ist es während sie solle nun für den Aufbau der neuen Ge¬ der deutschen Zweistaatlichkeit nicht ge¬ sellschaft gewonnen werden . Mehrere Partei¬ kommen . Wie paradox sich der Konflikt funktionäre , die sich dieser Strategie wider¬ zwischen den politisch getrennten Stadtteilen setzten , wurden als „ Sektierer " abgetan und auf die Arbeit der beiden Zoo - Einrichtungen brüskiert . Ideologische Probleme , die aus auswirkte , mag das folgende Beispiel belegen . dieser Wende ( und den Enthüllungen der Der Westberliner Zoo hatte 1964 die Nach¬ „ Freiheitlichen Juristen " ) für die DDR resul¬ zucht indischer Gaur - Rinder an eine Tier¬ tierten , waren eher gering , da die wirklich 432 Mitt . Ver . Sächs . Ornithol . 9 , 2005 belasteten Nazis , zusammen mit vielen Un¬ Reichskolonialbund beigetreten war . Dies schuldigen , bereits nach dem Kriege von den lässt die Vermutung zu , dass er durch seine Sowjets verhaftet und in ostdeutschen bzw . politischen Aktivitäten hoffte , einmal in sowjetischen Lagern eingesperrt worden exotische Länder zu gelangen , um seinen waren oder sich längst gen Westen abgesetzt wissenschaftlichen Neigungen nachgehen zu hatten . . . ( in den Jahren 1965 - 1968 erschien können ( in seinen Lebenserinnerungen in der DDR wiederholt ein „ Braunbuch " mit schrieb er : „ Ich wollte niemals Tiergärtner mehr als 2 .000 Namen von belasteten Perso¬ werden , ich hatte ganz andere Rosinen im nen im Dienste der Bundesrepublik ; nach Kopf . Ich wollte [ . . .] am besten reisender Abzug von Übertreibungen und einiger Forscher [werden ] " ) . Über DATHES Verhalten Fälschungen enthält es jedoch Hunderte von in der NS - Zeit gibt es auch beinahe entlas¬ wirklichen NS -Aktivisten ; der Westen konter¬ tende Aussagen glaubwürdiger Zeitzeugen . te 1981 erneut mit einem „ Braunbuch DDR " Mitarbeiter des Leipziger Zoologischen Insti¬ von OLAF Kappert , ebenfalls voll propagan¬ tuts , u . a . der schon ältere technische Assis¬ distischer Züge ) . tent Hermann Müller , sagten etwa 1946 , DATHE selbst stellt in seinen Lebenserinne¬ dass DATHE „ umgänglich und harmlos " war rungen (2002 : 86 - 87 ) seine NSDAP - Mitglied¬ (pers . Mitt . Prof . K SENGLAUB ) . KURT GENTZ , schaft etwas verharmlosend dar . Die patrioti¬ politisch durch die linke sozialdemokratische sche Rede eines Offiziers in der Endphase Jugendbewegung geprägt und in der Nazizeit der Weimarer Republik und wohl auch die verfolgt , in der DDR Redakteur der Zeit¬ Ansichten des von ihm hoch geschätzten schrift „ Der Falke " , erzählte mir in den Leipziger Professor GRIMPE hätten ihn , als 1960er -Jahren über DATHES NS -Vergangen - erst 21 -jährigen , dazu bewogen . Dokumente heit („ er lief in Parteiuniform herum " ) , des Bundesarchivs bestätigen die Angaben schätzte ihn aber trotzdem . Der Gerechtigkeit der westlichen Broschüre , verraten aber etwas halber muss hier auch vermerkt werden , dass mehr . In einem von DATHE 1938 unter¬ DATHE für seine NSDAP - Mitgliedschaft zeichneten Personalbogen gibt er an , vor gebüßt hat . Nach seiner Entlassung aus der 1933 für die NS - Bewegung auch propagan¬ Kriegsgefangenschaft Ende 1947 durfte er , distisch tätig gewesen zu sein . Als Mitglied obwohl bewährter Fachmann , seine Assisten¬ der DAF ( Deutsche Arbeitsfront , d . h . ideo¬ tenstelle am Leipziger Zoo nicht mehr antre¬ logisch gleichgeschaltete , der Partei angeglie¬ ten ; erst Mitte 1950 wurde ihm das erlaubt . derte Gewerkschaft ) war er „ Blockleiter " und Nun aber zu DATHES Nachkriegstätigkeit „ politischer Leiter " . Seit August 1937 leitete in der DDR , also zu seiner Arbeit „ in Pan¬ er die NSDAP - Ortsgruppe im Zoo Leipzig . kows Diensten " . Ich halte es für einen Wahn¬ Nach Erhalt des Einberufungsbefehls zur sinn , ihn für den Aufbau des Tierparks Berlin Wehrmacht erwog Prof . SCHNEIDER , seinen zu kritisieren . Urteile zahlreicher Fachleute , Assistenten auf die Liste der Unabkömmli¬ auch aus West - und Ostdeutschland ( u . a . chen zu setzen , DATHE schreibt aber dazu DlTTRICH 1991a und 1991b , PUSCHMANN (2002 : 108 ) : „ . . . meinerseits wollte ich nicht 1991 , SEIFERT 1991 ) sowie aus dem Ausland , feige sein - schon gar nicht als Parteiangehö¬ enthalten viel Lobendes ; Prof . BERNHARD riger - und stimmte zu , nicht genannt zu GRZIMEK war begeistert von dem Ostberliner werden ." Landschaftszoo und unterstützte ihn mit Wie es auch war, aus heutiger Sicht ist es Spenden . Der Tierpark wurde zu einem schwer , Verständnis für den NS -Abschnitt Mekka für Fachleute aus vielen Ländern der seines Lebensweges aufzubringen . Relativie¬ Welt ( ausländische Zeitungen und Fachzeit¬ rend soll hier aber gesagt werden , dass es in schriften berichteten über den nachahmens¬ Leipzig , insbesondere an der dortigen Uni¬ werten Zoo - Park ) . Bereits knapp ein Jahr versität , schlimmere Fälle gab . Interessant ist nach der Eröffnung begrüßte Direktor ein Dokument aus dem Bundesarchiv , das DATHE den millionsten Besucher des Tier¬ belegt , dass DATHE im August 1937 dem parks (Abb . 4 ) . Bis zur Wende wurden fast 70 NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 433

Abb . 4 . Begrüßung des millions¬ ten Besuchers des Tierparks durch I ", | Prof . DATHE - KÄTE LANGNER aus Westberlin ( 19 .7 . 1956 ) .

Millionen Besucher gezählt . Das Gelände des Tierhaltung , des Natur - und Umweltschutzes . Tierparks umfasste bereits 160 Hektar mit 17 Durch seine bis heute aktive Einflussnahme Kilometern Spazierwegen . Die Anlage wurde auf die Entwicklung tiergärtnerischer Projekte zu einer der beliebtesten Kulturstätten der in sozialistischen Bruderländern (z . B . Mos¬ Stadt ! Dem Vorwurf , DATHE hätte damit die kau ) und befreundeten jungen Nationalstaa¬ Ostbevölkerung von Besuchen in Westberlin ten (z . B . Zoo Algier ) hat er einen erhebli¬ abgehalten , ist zu entgegnen : Er hat den chen Anteil an der steigenden internationa¬ Westberlinern die Gelegenheit geboten , den len Anerkennung unserer Republik . " (Aus der Ostteil der Stadt zu besuchen , wo sie persön¬ Begründung zur Verleihung des „Vaterländi¬ lich auch das andere System begutachten schen Verdienstordens " in Gold , 7. 10 . 1980 ) . konnten ( es ist ja nicht gut , sich eine politi¬ Nach den obigen Ausführungen ist es an¬ sche Meinung lediglich aufgrund von Me¬ gebracht , kurz auch politische Themen , die dienberichten zu bilden ) . Es ist nicht seine DATHE während seiner Tätigkeit in der DDR Schuld , dass politische Instanzen der DDR tangierten , anzusprechen . Es steht außer seine Leistung grob einseitig interpretierten , Zweifel , dass er aus seiner früheren Vergan¬ z . B . : „ Prof . DATHE hat sowohl in der theore¬ genheit Lehren gezogen hat und aus echter tischen Ausarbeitung der Hauptaufgaben Überzeugung die NS -Vergangenheit verurteil¬ eines modernen Tiergartens im sozialisti¬ te ( trotzdem finde ich es gut , dass dank der schen Staat als auch in ihrer praktischen gegenseitigen Anschuldigungen der beiden Erfüllung Maßstäbe für die Tiergärten nicht deutschen Staaten so viele bis dahin unter¬ nur in der DDR , sondern aller sozialistischen drückte NS -Wahrheiten ans Tageslicht ge¬ Staaten gesetzt . In seiner Eigenschaft als bracht wurden ) . In seiner Position als Tier¬ leitendes Mitglied der IUDZG ( Internationa¬ parkdirektor hat sich DATHE , zwangsläufig , le Union von Direktoren Zoologischer Gär¬ weitgehend dem Regime der DDR angepasst . ten ) hat er sich seit Jahren mit großem Erfolg Aufgrund seiner hohen Stellung , des für die für die immer stärkere Präsenz der sozialisti¬ Politik doch etwas exotischen Berufes und schen Mitgliedstaaten eingesetzt . Prof . der volkstümlichen Popularität ( um die ihn DATHE ist nicht nur einer der bekanntesten viele Funktionäre beneideten ) , genoss er viel europäischen Zoologen , sondern durch eine mehr Freiheiten als die „ normalen " DDR - außerordentliche effektive Öffentlichkeitsar¬ Bürger . Diese nutzte er gerne , was ihm beit eine der populärsten Persönlichkeiten manchmal den Blick auf die Realität verdeck¬ der DDR in allen Fragen der Tiergärtnerei , te . Seine Treue oder Loyalität zur DDR hatte 434 Mitt . Ver . Sächs . Ornithol . 9 , 2005 aber an manchen Stellen Grenzen ; insbeson¬ drängte ) . Sein Ziel erreichte DATHE , mit sehr dere war er mit der zunehmenden Abgren¬ hoher Stimmenzahl auf der DO - G -Jahres - zung zu der ( damaligen ) Bundesrepublik versammlung auf Helgoland im September nicht ganz einverstanden . Beispiele hierzu : 1967. Der Erfolg erfreute beide Seiten . Als 1962 amtlich -politische Stellen beschlos¬ Diesen gesamtdeutschen Bestrebungen ist sen , für die Vogelmarkierung Ringe mit auch eine Art DDR - Patriotismus , den DATHE DDR -Aufschrift einzuführen ( seit Kriegsende ebenfalls demonstrierte , gegenüberzustellen . wurden im Osten Ringe der Vogelwarte Ra¬ Ein Beispiel erlebte ich während eines Gan¬ dolfzell dafür verwendet ) , bedauerte er dies ges durch den Tierpark mit ihm in den gegenüber der westdeutschen Vogelwarte und 1970er -Jahren , als er mir einen Monolog über hoffte auf eine Verzögerung der Realisierung die Überheblichkeit westlicher Wissenschaft¬ dieses Planes ( Brief an Dr . R . KUHK vom ler hielt , die allzu oft meinten , dass der Os¬ 11 . 1 . 1963 ) . Nach der Einführung von Be¬ ten „ nichts Vernünftiges auf die Beine stellen schränkungen beim postalischen Empfang kann " und konterte : „ Ich habe hier gezeigt , westlicher „ Druckerzeugnisse " vermittelte dass es doch möglich ist !" sein Tierpark die Versendung ornithologi - Beruflich bedingt unterhielt DATHE Kon¬ scher und anderer Fachzeitschriften in der takte oder freundschaftliche Verbindungen zu DDR ; als ich ihm 1979 meinen frisch veröf¬ mehreren „ Machtpersönlichkeiten " der fentlichten Vogelartenkatalog „ . . .der Länder DDR . Diese nutzte er erfolgreich für den der Europäischen Gemeinschaft " schenkte (in Ausbau des Tierparks ( gut so !) , aber sein dem die EU - Grenze das Gebiet Deutschlands Ehrgeiz brachte ihn auch manchmal dazu , trennt ) , guckte er mich schief an und fragte , einen Schritt zu weit zu gehen . So z . B . gab ob man jetzt solch ein Buch auch für die es Ende der 1950er -Jahre bis 1961 zwischen DDR samt Oststaaten verfassen sollte ? ihm und Prof . ERWIN STRESEMANN eine Ein eher heiteres Kapitel der „ politischen Auseinandersetzung um die fachliche Leitung Geschichte " von DATHES Tierpark stellt die der von der Akademie der Wissenschaften zu Tatsache dar, dass aus dem Bronzedenkmal Berlin gegründeten Zoologischen For¬ STALINS , das lange Zeit an der Ostberliner schungsstelle an seinem Tierpark , die er für Stalinallee stand , noch zu DDR -Zeiten einige sich entschied . der schönen Tierplastiken gegossen wurden , Dokumente aus dem Archiv der Akademie die bis heute den Tierpark schmücken . . . belegen , dass der Plan zur Schaffung einer Ein Kapitel für sich stellte die Mitglied¬ ähnlichen Einrichtung , allerdings außerhalb schaft der DDR - Bürger in gesamtdeutschen Berlins , von den Akademiemitgliedern STRE¬ ( d . h . gerichtlich in der Bundesrepublik re¬ SEMANN und HANS STUBBE bereits Mitte der gistrierten ) Verbänden dar, was von den poli¬ 1950er -Jahre den Akademiegremien vorgelegt tischen Instanzen mit Argusaugen beäugt wurde . Als dieses Vorhaben scheiterte , wurde wurde . Auch viele ostdeutsche Vogelkundler , mit Prof . DATHE vereinbart , einen neuen die Mitglieder der Deutschen Ornithologen - Versuch auf dem Tierparkgelände zu starten . Gesellschaft ( DO - G ) waren , tangierte dieses DATHE sicherte Zusammenarbeit zu , bot an , Problem . Anfang der 1960er -Jahre erkundete ein Gebäude zur Verfügung zu stellen und DATHE auf ministerieller Ebene , dass solche skizzierte zusammen mit STRESEMANNdas Mitgliedschaften geduldet würden , falls „wir künftige Forschungsprogramm . STRESEMANN in den Verbänden , denen Bürger aus der hat den Antrag , samt dem Vorschlag , DATHE DDR angehören , auch die entsprechende zum Leiter zu ernennen , im September 1957 Position im Vorstand einnehmen und sozu¬ der zuständigen Klasse der Akademie ( Che¬ sagen als gleichberechtigte anerkannt wer¬ mie , Geologie und Biologie ) unterbreitet . den . " Um Schwierigkeiten für die östlichen Eine interne Akademiediskussion , u . a mit Vogelkundler zu beseitigen , bemühte er sich der Forschungsgemeinschaft ( Leiteinrichtung um das Amt des Vize - Präsidenten der DO - G zur Koordinierung der Forschung der Aka¬ ( mag sein , dass auch etwas Ehrgeiz ihn dazu demie ) , führte zu einer Änderung : STRESE - NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 435

Zoologische Forschungsstelle im Berliner Tierpark

Plen . 19 . 6 * 1958 Bestätigung des Kuratoriumsbeschl . der Forschungsgemeinschaft über die Gründung der Zoologischen Forschungsste 11 e mit Wir¬

kung vom 1 . 7 . 1958 . Berufung zum Leiter der Forschungsstelle Prof . Dr . Stresemann , zum Stellv . des Leiters der Direktor des Berliner Tierparks , Prof . Dr . Dathe .

Abb . 5 . Originalvermerk aus dem Archiv der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin , Ordner „ P 1/2B - Verzeichnis der wichtigsten Sach - und personellen Angelegenheiten aus den Plenumsprotokol¬ len 1952 - 1958 " .

MANN wurde zum Leiter und Prof . DATHE zu warf er STRESEMANN u . a . „ Quertreibereien " seinem Vertreter berufen ( offensichtlich hielt vor , verlangte vorherige Anmeldung seiner man STRESEMANNfür besser geeignet , um Besuche in der Forschungsstelle und schrieb , das vielseitige Forschungsprogramm umzu¬ er wollte niemals , auch in der Zukunft nicht , setzen ) . Bereits Anfang Juli 1958 wurde die ein Institut für Wirbeltierkunde bzw . Allge¬ Forschungsstelle durch einen Beschluss des meine und Angewandte Zoologie haben , Akademieplenums aus der Taufe gehoben ( s . sondern „ einzig und allein das wertvolle Abb . 5 ) , den Gründungsbeschluss bestätigte Tiermaterial [. . .] der Forschung erschließen ." der Ministerpräsident der DDR , OTTO GRO¬ Zum Abschluss teilte DATHE dem Kuratori¬ TEWOHL . Schon Anfang Oktober wurde der umsvorsitzenden mit , dass er sich „ alle weite¬ erste wissenschaftliche Mitarbeiter in der ren Schritte " (gegen ihn ) vorbehalten müsse . Forschungsstelle eingestellt : HANS OEHME , Noch ertrug STRESEMANN diese Demüti¬ STRESEMANNS Doktorand . Da passierte je¬ gung ; erst die durch den Bau der Berliner doch (während STRESEMANNS längerem Mauer hervorgerufene Zuspitzung der politi¬ Aufenthalt in den USA ) etwas völlig Überra¬ schen Lage und seine Emeritierung an der schendes : Ungeachtet des Beschlusses der Universität bewogen ihn zum Rücktritt . Die Akademiegremien ( einschließlich des Kurato¬ Akademie der Wissenschaften , die Eignerin riums der Forschungsgemeinschaft !) wurde und Finanziererin der Forschungsstelle am Prof . DATHE , der kein Akademie - Mitglied Tierpark , war offensichtlich darüber ent¬ war, am 13 . November 1958 vom Vorstand täuscht . Der Sekretär der zuständigen Klasse der o . g . Forschungsgemeinschaft zum allei¬ wandte sich brieflich ( 11 . 12 . 1961 ) an STRE¬ nigen Leiter der Forschungsstelle berufen ! SEMANN mit der Anfrage , ob er nicht doch STRESEMANN wurde zum Vorsitzenden des weiterhin dem Kuratorium vorstehen möchte Kuratoriums degradiert . Auch das offiziell ( trotz der Emeritierung und der Mauer war verabschiedete Forschungsprogramm wurde STRESEMANN , obwohl Westberliner , weiter¬ eingeschränkt . STRESEMANN war empört und hin Akademiemitglied mit allen Rechten , beabsichtigte , seine Funktion niederzulegen , einschließlich Passierschein und Arbeitsplatz blieb jedoch zunächst im Kuratorium , um im Ostteil der Stadt ) . STRESEMANN wusste die von ihm initiierten Forschungsthemen , jedoch , dass die Position der wissenschaftli¬ insbesondere die Arbeit seines Doktoranden chen Gremien der Akademie und die seine OEHME , weiterhin zu betreuen . Den neuen jetzt drastisch geschwächt sein würden und Leiter störte offensichtlich diese „ Einmi¬ antwortete ( 14 . 12 . 1961 ) : „ Es haben sich [. . .] schung " . In einem vier Seiten langen , in so viel Unzuträglichkeiten ergeben , dass ich autoritärem Ton verfassten Brief ( 13 .3 . 1961 ) die Gelegenheit zum Rücktritt [Mauerbau 436 Mitt . Ver . Sächs . Ornithol . 9 , 2005

Begründer der Forschungsstelle gewesen sei ! Bei einer anderen Gelegenheit behauptete er (Anonymus 1984 ) , dass die Akademie seine Einrichtung auf Vorschlag von Prof . STUBBE gegründet habe . In einer dokumentarischen Publikation über die Forschungsstelle steht , dass DATHE sie von Beginn bis zu der Wende geleitet hat ( DATHE , H . H . & KNOOP 1990 ) . Obwohl DATHE früher den 20 Jahre älteren und in wissenschaftlichen Kreisen hoch ge¬ schätzten STRESEMANN verehrt hatte , sparte er jetzt nicht mit negativen Äußerungen , sogar mit Drohungen : „ Er [ STRESEMANN ] hat offenbar meine fromme Scheu als Schwä¬ che ausgelegt " (Brief an Dr . KUHK vom 4 . 5 . 1961 ) . Auch ich musste mir während eines Besuches im Tierpark Ende der 1970er - Jahre eine lange Tirade gegen STRESEMANN anhören . DATHES „ ausgezeichnete Freunde " erwarte¬ ten von ihm eine loyale Haltung zu dem DDR - Staat , was ihn stellenweise zum Gefan¬ Abb . 6 . Strahlender Direktor präsentiert den im genen des Regimes machte . Dazu gibt es ein Tierpark geborenen Kragenbär (kurz vor dem paradoxes Beispiel vom Ende der 1960er - Mauerbau , 4 .5 . 1961 ) . Jahre , als die DDR - Behörden verstärkt die Souveränität des ostdeutschen Staates auf etc . ] gern aufgegriffen habe und nicht die allen Ebenen demonstrierten und ihre Bürger geringste Neigung verspüre , meinen Ent - nun zum Austritt aus gesamtdeutschen wis¬ schluss wieder rückgängig zu machen . " Im senschaftlichen Vereinen drängten . Als viele Archiv der Akademie fehlen entscheidende Ornithologen die DO - G „ freiwillig " nicht Dokumente zur Neubesetzung des Leiterpos¬ verlassen wollten , wurde beim Staatlichen tens der Zoologischen Forschungsstelle , was Komitee für Forstwirtschaft der DDR , das vermuten lässt , dass alles ohne Schriftverkehr zugleich die Oberste Naturschutzbehörde des erledigt wurde . Es ist jedoch offensichtlich , Landes war , ein „ Arbeitskreis Ornithologie dass dies DATHES Werk war, wozu er sich in und Vogelschutz " gebildet , dem sowohl einem Brief an Dr . RUDOLF KUHK in der Fachleute , als auch politisch engagierte Be¬ Vogelwarte Radolfzell bekennt (24 .4 . 1961 ) : hördenvertreter angehörten und dessen Vor¬ „ Ich konnte mich dann doch durchsetzen . " sitzender DATHE wurde . Während einer Für diese Zwecke nutzte er erfolgreich die Sitzung am 4 . Februar 1970 fasste das neue „ Hilfe ausgezeichneter Freunde " , wie es wei¬ Gremium den amtlichen Beschluss , der alle ter in dem Brief steht . Wer diese Freunde Verweigerer dazu verpflichtete , schriftlich , in waren , bleibt ungeklärt . Nicht verwunderlich , doppelter Ausführung , den Austritt zu erklä¬ dass DATHE mancherorts neben Geltungs¬ ren (mehr darüber berichtete RUTSCHKE sucht auch eine zu große Nähe zu den DDR - 1998 : 120 - 121 ) . Lediglich einige Rentner Mächtigen nachgesagt wurde ; und die denk¬ haben diese Erklärungen nicht abgegeben , bare , fruchtbare Zusammenarbeit der beiden ein paar weitere Personen baten den DO - G Wissenschaftler schlug in eine Feindschaft für Präsidenten , ihre Namen im gedruckten den Rest ihres Lebens um . Verzeichnis zu tilgen und wurden so zu „ ge¬ Eigenartigerweise schrieb DATHE später , heimen Mitgliedern " (s . NEUMANN 1995 : sogar in eigenen Lebensläufen , dass er der 74 ) . DATHE , wohl wissend um die Aufgabe NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 437 des ominösen Gremiums , teilte dem in Bonn tätigen DO - G - Präsidenten den Verzicht auf sein Amt und den Austritt aus dem Verband bereits einige Zeit vor der Sitzung mit ! DATHE war sich aber in diesem Falle im Klaren , welche schreckliche Rolle ihm zuge¬ fallen war . Noch Ende 1969 empfing er in Berlin seinen Freund Dr . RUDOLF KUHK aus der Vogelwarte Radolfzell , der als Bote des DO - G -Vorstands mit ihm ganz vertraulich die anstehenden Probleme besprach . In ei¬ nem Brief an den DO - G - Präsidenten , Prof . NIETHAMMER in Bonn , mit dem er noch aus der Leipziger Studentenzeit befreundet war, schrieb DATHE jedoch nicht ohne Recht (7. 9 . 1969 ) : „ Ich bedauere sehr , dass sich keine andere Entwicklung ergeben hat , aber diese ganze Situation ist natürlich letztlich eine Folge des eingeschlagenen Adenauerkurses " (es ging um den Anspruch der Bundesrepu¬ blik , ganz Deutschland international allein zu vertreten , um die „ Hallstein Doktrin " ) . Kurz nach der freiwillig/unfreiwilligen Aufgabe des Amtes des DO - G -Vizepräsiden - Abb . 7 . Prof. DATHE begleitet HANS RENATUS ten und der Mitgliedschaft in dem gesamt¬ BREHM , den Enkel des gleichnamigen berühmten deutschen Verband wurde DATHE zum Zoologen , bei einem Rundgang durch den Tier¬ park nach der Besichtigung des neuerbauten Raub¬ „ Chefornithologen " der DDR berufen . Ende tierhauses , das nach ALFRED BREHM benannt 1972 übernahm er, als Nachfolger Prof . HANS wurde (28 . 11 . 1963 ) . SCHILDMACHERS , die Leitung des Zentralen Fachausschusses Ornithologie und Vogel¬ tender Mann , der die Ornithologie und viele schutz des Kulturbundes (ZFA ) . Er selbst war vogelkundliche Bestrebungen in der ehem . noch immer auch als Feldornithologe tätig DDR förderte und uns gegen willfährige und seine Publikationen enthielten viel Vo¬ Einflüsse mit seiner Autorität geschickt und gelkundliches . Damals zählten die Fachgrup¬ wirkungsvoll abzuschirmen verstand . " Ein pen des Kulturbundes bis zu 4 .000 vogeL zweiter führte fort : „ Ich bezweifle , ob dies kundlich interessierte Mitglieder ! DATHES ein anderer gleichermaßen geschafft hätte " ; Energie , sein Fachwissen und auch seine das Wesen des Kulturbundes ( der im Westen langjährige Mitgliedschaft im Präsidialrat des verboten war) kommentierte der Briefautor Kulturbundes , weckten die Hoffnung auf so : „ 1945 von antifaschistischen Intellektuel¬ eine starke Belebung der Arbeit und auf eine len gegründet , sollte er später fraglos als Stärkung des Einflusses der DDR - Orni - Gleichschaltungsorgan dienen . Das gelang , thologen auf einige Bereiche der Tagespolitik auch in den ornithologischen Fachgruppen , (DATHE war einer der mit der höchsten Zahl nur sehr bedingt . " von hohen staatlichen Auszeichnungen und In DATHES Amtszeit haben die Mitglieder Orden geehrten Wissenschaftler der DDR der Fachgruppen mit viel Erfolg landesweit und damit im Osten sehr einflussreich !) . Ein koordinierte , faunistische Erhebungen aktiver sächsischer Vogelkundler dieser Zeit¬ durchgeführt ; die aktivsten Ornithologen periode schrieb mir kürzlich : „ Unter den schafften es , regionale avifaunistische Mono - damaligen Bedingungen in Ostdeutschland grafien herauszugeben : In den Jahren 1977 war er für uns ein außergewöhnlich bedeu - bis 1986 für Mecklenburg , Brandenburg , 438 Mitt . Ver . Sachs . Ornithol . 9 , 2005

sondern auch seinen Vater, den vogelkundi¬ gen Renthendorfer Pfarrer CHRISTIAN LUD¬ WIG BREHM zu ehren (Feindschaft zwischen Religion und Wissenschaft gehörte zum Dogma der DDR - Ideologie !) . Während der ersten Tagung durfte der BREHM - Fachmann HANS - DIETRICH HAEMMERLEIN , da amtie¬ render evangelischer Pfarrer , keinen Vortrag halten , was , wohl nicht ohne DATHES Zutun , bei der zweiten Tagung möglich wurde . Noch mehr : HAEMMERLEIN wurde jetzt auch an den elitären Mittagstisch der Prominenz ( zusammen mit Parteifunktionären , die von DATHES Glanz etwas abgewinnen wollten ) zitiert . Fast wie eine Heldentat DATHES ist die Veröffentlichung der „ C . L . BREHM Kir¬ chenchronik " von HAEMMERLEINund einer Würdigung C . L . BREHMS Wirkens als Ren¬ thendorfer Gemeindepfarrer von J . FRANCK in einer von ihm herausgegebenen Zeitschrift anzusehen ; nicht nur die Themen beider Publikationen waren anrüchig , auch die bei¬ den Autoren , da Christen , Theologen und kirchliche Amtsträger , galten als ideologisch nicht konform . Anscheinend war DATHE Abb . 8 . Prof. DATHE während der 13 . Zentralen Tagung Ornithologie und Vogelschutz in Karl - gegen die Zensurbehörde immun . . . Zu den Marx -Stadt/Chemnitz (April 1975 ). Zentralen Ornithologen -Tagungen der DDR , die in Abständen von vier Jahren stattfanden , Thüringen , für Sachsen erst nach der Wende schaffte es DATHE , auch Ausländer auf Kos¬ ( die jeweiligen Bände tragen die früheren , in ten des Kulturbundes einzuladen . Westliche der DDR abgeschafften , Länder - Bezeich¬ Fachleute , auch aus der Bundesrepublik , nungen ) . Als die DDR - Behörden die Zu¬ waren mehrmals dabei . sammenarbeit der ostdeutschen Ornitholo - In der Arbeit der vogelkundlichen Fach¬ gen mit Dr . GLUTZ VON BLOTZHEIM , dem gruppen gewann seit Ende der 1970er -Jahre schweizerischen Herausgeber des „ Hand¬ zunehmend die Problematik des Natur - und buchs der Vögel Mitteleuropas " infrage stell¬ Umweltschutzes einen breiten Raum . Weit¬ ten , hat sich DATHE stark engagiert und Zu¬ gehende Forderungen ( gegen die ökologische geständnisse erreicht (bereits Ende der Ausräumung der kollektivierten landwirt¬ 1930er - und Anfang der 1940er -Jahre war er schaftlichen Flächen , gegen die Anwendung selbst an der Vorgängerausgabe dieses Werkes peristenter Pestizide , gegen die Luftver¬ beteiligt ) . DATHES unzählige Fachvorträge schmutzung u . a . m .) wurden an die staatli¬ während diverser Tagungen enthielten kaum chen Stellen gerichtet . Die Reaktion der ideologische oder politische Aussagen (was Behörden mag das folgende Beispiel verdeut¬ eigentlich von ihm erwartet wurde ) . Im Ge¬ lichen . 1984 meldete der Biologe DIETER genteil , er verstand in Tagungsprogramme SAEMANN aus Karl - Marx - Stadt (Chemnitz ) auch Themen und Personen einzubinden , die für die Zentrale Fachtagung in Jena einen den DDR - Genossen suspekt waren . Dank Vortrag über „ Das Waldsterben im Erzgebir¬ seiner Initiative wurde es z . B . möglich , wäh¬ ge " an . Zunächst wurde ihm vorgeschlagen , rend drei Brehm -Tagungen ( 1984 , 1987, 1989 ) auf das Thema zu verzichten und über den nicht nur den Zoologen ALFRED BREHM , 100 . Geburtstag von Dr . h . c . RICHARD HEY - NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 439

DER zu sprechen . . . Als er dies ablehnte , zur Verfügung stand und dass die Druckma¬ musste er den vollen Text des Vortrags nach schinen im Sozialismus langsam arbeiteten ) . Berlin zur Prüfung übersenden . Am Redner¬ Zweifellos handelte er auch subjektiv bei der pult übte er zwar Selbstzensur , zeigte jedoch Annahme von Manuskripten , dies ist jedoch alle ( in Berlin nicht geprüften ) Diapositive , bei selbstbewussten Redakteuren keine selte¬ die das Problem in voller Deutlichkeit prä¬ ne Erscheinung . . . sentierten . Es kommt leider oft vor , dass prominente Nicht verwunderlich , dass viele Fachgrup¬ Persönlichkeiten auch mit unbegründeten pen - Mitglieder enttäuscht waren , dass die Vorwürfen konfrontiert werden . So auch im Leitung des ZFA die meisten ihrer Forderun¬ Falle DATHE . Mir haben einige Personen gen nicht durchsetzen konnte . RUTSCHKE berichtet , dass er auch der SA angehörte , ( 1998 : 127 ) schrieb diesen Mangel in krasser Träger des goldenen NSDAP - Ehrenzeichens Form auch DATHE zu : „ Die Sitzungen des war und dass ihm der Titel doctor scientiae ZFA [sie fanden zweimal im Jahr statt ] wur¬ naturalium „ von ULBRICHT geschenkt wurde " . den vom Leiter dominierte unterhaltsame Zeitraubende Archivrecherchen , Studium der Veranstaltungen , die er mit Anekdoten und Quellenliteratur und Konsultationen mit ornithologischen und anderen Erinnerungen Historikern waren nötig um festzustellen , anreicherte und füllte ." RUTSCHKE versuchte dass dies alles nicht der Wahrheit entspricht ! ! die Arbeit des ZFA auf eine aktivere , kämpfe¬ Obwohl nur als Randbemerkung , dürfen rische Bahn zu lenken , stieß jedoch auf Un¬ im Falle DATHE sein Witz und seine humo¬ mut des Leiters . ristischen Fähigkeiten nicht unerwähnt blei¬ Offensichtlich überschätzte man DATHES ben . Mit dieser Gabe würzte er den Verlauf Einfluss auf die Funktionäre , die ihn zwar für von Tagungen , die mit Vorträgen überladen eigene Zwecke benutzten , jedoch kaum bereit waren und verstand Beratungsgespräche zu waren , auf seine Forderungen einzugehen . lockern , aber auch lästigen Fragen auszuwei¬ Eine Rolle spielte hierbei gewiss auch chen . In einer ihm vertrauten Gesellschaft DATHES überzogener Ehrgeiz ( in seinen scheute er nicht , auch politische Witze zum Lebenserinnerungen bekannte er offen , Besten zu geben ; gefürchtet waren jedoch „ nicht gerne zweiter Sieger " zu sein ) . Dies seine sarkastischen , oft verletzenden Bemer¬ zwang ihn dazu , „ auf vielen Hochzeiten zu kungen über Personen in seinem Umkreis . glänzen " , aber schon aus purem Zeitmangel 40 Jahre dauerte die Existenz und Arbeit konnte er nur an manchen Stellen echter der Fachgruppen Ornithologie und Vogel¬ Sieger werden . Bei vielen , insbesondere jün¬ schutz des Kulturbundes , davon fast 18 Jahre geren Vogelkundlern , die das DDR - Regime unter DATHES Leitung . Während der Wende¬ kritisch sahen , entstand nun auch zu DATHE zeit 1989/90 entstand der Gedanke , einen eine ablehnende Haltung . Einer von ihnen eigenständigen Ornithologenverband der schrieb mir : „ Er [DATHE ] war in meinen DDR zu gründen . Paradoxerweise war es jetzt Augen ein ganz und gar aufgeblasener , sich nicht der Versuch , gegen den Strom der Ver¬ selbst überschätzender und mit den DDR - einigung zu arbeiten , sondern das Bewährte Bonzen paktierender Mensch . " In seiner aus den vier Jahrzehnten zu erhalten . DATHE , durch die Schaffung des Tierparks erlangten der Vorsitzende des ZFA , war aber streng Popularität sahen manche sogar Merkmale dagegen ! Sah er die Zukunft klarer als seine des „ Personenkults " . Nicht wenige Fachleute , Antagonisten ? Strebte er die Vereinigung der darunter sogar Dr . h . c . RICHARD HEYDER ( s . großen Schar der deutschen Ornithologen HEYDER o . J . : 34 , 54 - 55 , 58 ) , waren verär¬ an ? RUTSCHKE ( 1998 : 131 ) vermutet , dass gert , dass ihre Publikationen gar nicht oder DATHE auch „ Auseinandersetzungen mit erst nach Jahren in den von DATHE redigier¬ Sekretariat und Präsidium des Kulturbundes " ten Zeitschriften erschienen ( möglicherweise scheute . Die richtige Antwort fehlt . . . Im ohne zu bedenken , dass ihm nur eine be¬ Februar 1990 trat DATHE als Vorsitzender des hördlich limitierte Menge an Druckpapier ZFA zurück . Allmählich erfolgte die Integra - 440 Mitt . Ver . Sachs . Ornithol . 9 , 2005

Abb . 9 . Prof. DATHE im Gespräch mit Prof. KONRAD LORENZ und Dr . ALFRED SEITZ aus Nürnberg während einer Exkursion der Teil¬ nehmer des 17 . Internationalen Ornithologen -Kongresses in West¬ berlin zum Ostberliner Tierpark (Juni 1978 ) .

tion der aktiven Vogelkundler der DDR in zur Bundesrepublik Deutschland führte , also die Verbandsstrukturen der vereinten Bun¬ auch zur Einheit der Stadt Berlin . Die Welle desrepublik Deutschland . Noch bevor dies der Reformen begann . Bei DATHE und vielen geschah , Anfang Mai 1990 , schaltete er sich seiner Mitarbeiter entstand der Eindruck jedoch in die Polemik um die künftige Orga¬ (trotz gegenteiliger Bekundungen einiger nisationsstruktur der Ornithologen in Sach¬ Politiker ) , dass der Tierpark zu einem An¬ sen ein und trug dazu bei , dass der Verein hängsel des Westberliner Zoos werden sollte . Sächsischer Ornithologen ( gegründet 1922 , Man hielt sogar eine Abwicklung für denk¬ von der sowjetischen Besatzungsadministra - bar . Zahlreiche Medienberichte verstärkten tion aufgelöst ) restituiert wurde ! diese Befürchtung . Es war auch klar, dass ein Zurück jedoch zum Tierpark , DATHES 80 -jähriger Direktor ohne marktwirtschaftli¬ Meisterwerk und Vorzeigeobjekt der DDR . che Erfahrung in der neuen Wirklichkeit Direktor DATHE hatte einen guten Nachfol¬ nicht weiter auf seinem Posten bleiben konn¬ ger, Dr . WOLFGANG GRUMMT, für die Lei¬ te . DATHE , der ja in den vergangenen Jahr¬ tung seines Tierparks erzogen , zögerte jedoch zehnten so viele Schlachten gewonnen hatte , viel zu viele Jahre mit der Ubergabe seines war jedoch anderer Meinung und beschloss , Amtes . Er konnte sich von seinem Lebens¬ sich nochmals den Problemen zu stellen . werk nicht trennen ( hierzu wurde ein Witz Unter Berufung auf seinen Einzelarbeitsver¬ kolportiert : Als DATHE im Alter jenseits der trag blieb er weiterhin im Amt , um für den 65 seinen Enkel nach dessen künftigem Beruf Erhalt des Tierparks und der Arbeitsplätze fragte , antwortete dieser „Tierparkdirektor " ; seiner zahlreichen Mitarbeiter persönlich zu daraufhin fragte der Opa , „wozu brauchen kämpfen . Genau das wollten jedoch die wir denn in Berlin zwei Direktoren ? " ) . Noch neuen Amtsinhaber in der Stadtverwaltung in der fortschreitenden Zeit der Wende war Berlins nicht . DATHES Rücktrittsabsage pro¬ er, bei voller geistiger und geschäftlicher vozierte eine harte Gegenattacke . Ein Funkti¬ Präsenz , amtierender Direktor . Den Rücktritt onär des Berliner Magistrats sprach am 7. hatte er zwar für seinen 80 . Geburtstag Dezember 1990 (Freitag ) dem Direktor , der ( 7. 11 . 1990 ) angekündigt , diesen Beschluss in dieser Zeit im Urlaub war, eine schriftliche jedoch noch vor diesem Datum revidiert . Kündigung mit der Anordnung aus , am 10 . Dazu bewog ihn die ungewöhnlich rasche des gleichen Monats ( Montag ) die Amtsge¬ politische Entwicklung im Lande , die bereits schäfte niederzulegen und bis Ende des Mo¬ am 3 . Oktober 1990 zum Beitritt der DDR nats auch die Dienstwohnung zu räumen . NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 441

Zwei Welten stießen aufeinander ! An einen sächsischen Ornithologen schrieb DATHE in diesen Tagen , „ der Westen , besonders der [Westberliner ] Zoo treibt mit uns , speziell auch mit mir " ein böses Spiel ( s . hierzu z . B . HOLM 1991 : 76 - 77 ) . „ Es ist sehr bitter !" Auch jetzt wollte er aber nicht nachgeben . Zwei Rechtsanwälte beauftragte er mit der Wahrnehmung seiner Interessen , und den rund 450 Mitarbeitern , die bereits in die so genannte „Warteschleife " versetzt worden waren , erklärte er während einer Personalver¬ sammlung : „ So lange ich da bin , wird hier [ . . . ] niemand seinen Arbeitsplatz verlieren . " Es war gut gemeint , beide Seiten wollten nicht glauben , dass das Versprechen unrealis¬ tisch sein könnte . Die Belegschaft verbrachte zuversichtlich die Weihnachtstage . Aber DATHE ahnte noch nichts von einem un¬ sichtbaren Feind , der bereits seit Monaten gegen ihn wirkte , einer tückischen Krankheit , die das termingerechte Verlassen der Dienst¬ Abb . 10 . Prof . DATHE während einer der letzten wohnung verhinderte , seinem Leben jedoch Gänge durch den Tierpark , kurz vor seinem 80 . schon am 6 . Januar 1991 ein Ende setzte . Geburtstag (5 . 11 . 1990 ) . Noch am gleichen Tage meldete die Berliner Abendzeitung mit riesigen Lettern : „ Profes¬ ginn einer neuen Ära der deutschen Ge¬ sor DATHE ist tot !" . schichte , tief verletzt . Eine Entschuldigung Auf welcher Seite die Sympathien lagen , der Urheber hat es nicht gegeben ; auch die zeigte sich während der evangelischen Trauer¬ Empörung vieler Medien war nur ein schwa¬ feier am 17. Januar 1991 , zelebriert vom cher Trost . Am Rande sei hier anzumerken , Pastor der Berliner Stephanus - Stiftung , zu dass das „ Neue Deutschland " und die PDS der sich Tausende Menschen , auch viele aus sich an dem Protest und der Empörung stark Westberlin , versammelten . Das Gedränge war beteiligt haben . Bei mir besteht der Verdacht , so groß , dass sich nicht alle in die Kondo¬ dass die „ Gestrigen " damit nicht nur ihrer lenzbücher eintragen konnten (ich sichtete moralischen Pflicht Genüge taten , sondern sie und zählte etwa 1 . 300 Unterschriften ) . auch noch einmal versuchten , den verdienten Eine der Eintragungen : „ Unfassbar der Um¬ Mann vor ihren Karren zu spannen ( siehe u . gang mit ihm . " a . Holm 1991 , 1994 ) . DATHES Anhänger waren zu Recht empört , Alle zu DATHES Lebzeiten gegen ihn er¬ denn die Ängste um den Tierpark und die folgten Angriffe , auch die Kritik mehrerer Form des Umgangs mit dessen Gründer DDR -Vogelkundler an ihm , dürfen jedoch waren für sie unerträglich . Es war einer der nicht darüber hinwegtäuschen , dass er bis ins Skandale , die an einigen Stellen den Vereini - hohe Alter ein mit voller Arbeitskraft und gungsprozess begleiteten . Die wirtschaftli¬ unbändigem Arbeitseifer ausgestatteter Tier¬ chen führten zur Vergeudung von viel Geld , gärtner und Wissenschaftler war ( sein Werk dieser kostete mehr : Durch die Würdelosig - umfasst einige hundert Publikationen , darun¬ keit der Entlassung eines Mannes , der das ter wissenschaftliche Arbeiten und faunisti - triste Dasein vieler Menschen im Osten sche Notizen , viel Publizistisches , auch meh¬ bereichert und verschönert hatte , wurden die rere Bücher ) . Er war Herausgeber von vier Seelen tausender Mitbürger , bereits zu Be - renommierten wissenschaftlichen Zeitschrif - 442 Mitt . Ver . Sachs . Ornithol . 9 , 2005

ten . Bereits in Leipzig hielt er, nebenberuf¬ graue Flecken in seinem Curriculum Vitae lich , Vorlesungen an der dortigen Universität , vorhanden sein sollten , sich nicht selbst später an der Humboldt - Universität in Berlin durch sein Lebenswerk rehabilitiert hat ( aus ( 1957 wurde er zum Professor ernannt , die einem Leserbrief in der „ Berliner Zeitung " Berliner Universität verlieh ihm die Ehren¬ vom 22 . 1 .2003 : „ sein großartiges Lebenswerk doktorwürde in Veterinärmedizin ) . Nicht nur hat das [NSDAP - Mitgliedschaft u . a . ] viel¬ in Vorlesungen , auch während seiner Vorträge fach wieder gutgemacht " ) . und öffentlichen Auftritte fesselte DATHE Der Tierpark Berlin jedenfalls hat , allen Be¬ seine Zuhörer mit seiner hohen Redekunst fürchtungen zum Trotz , die Wende überstan¬ (jemand sagte mir : „ Er hatte etwas von der den . Vieles hat sich dort verändert , mehrere Ausstrahlung eines ReiCH - RANICKT ) . 1974 Mitarbeiter haben ihre Arbeitsplätze verlo¬ wählte man ihn zum Mitglied der renom¬ ren , doch der von DATHE „ erzogene " Nach¬ mierten Deutschen Akademie der Naturfor¬ folger wurde als zweiter Mann , an der Seite scher Leopoldina in Halle . Die Amerikani¬ des neuen , vom Magistrat ausgewählten sche Ornithologen - Union ernannte ihn zum Direktors eingesetzt . Die „ alte " Belegschaft korrespondierenden , die Ungarische Orni - und die treuen Berliner demonstrieren wei¬ thologen - Gesellschaft zum Ehrenmitglied . terhin Selbstbewusstsein ; z . B . erkämpften sie Die Zoologische Gesellschaft in San Diego die Beibehaltung der Schlangenfarm im zeichnete ihn mit ihrer Goldmedaille aus . Tierpark , trotz der Gelüste des Zoos , sie nach Seitens des Wiener Volksbildungswerkes Westberlin zu verlegen (41 . 000 Protestunter¬ wurde ihm zum 80 . Geburtstag , für Verdiens¬ schriften !) . Der Tierpark wird weiter verschö¬ te um das Zoowesen , die Konrad - Lorenz - nert und ausgebaut . Im Jahre 1995 wurde Medaille verliehen . Auch sein „ Paktieren mit sogar eine Büste DATHES in dem zu seiner den DDR - Bonzen " hatte gute Seiten für die Amtszeit erbauten Alfred - Brehm - Haus feier¬ Wissenschaft . Prof . HANS OEHME versicherte lich enthüllt . Nicht auszuschließen , dass dies mir , dass DATHE als Direktor der Forschungs¬ alles auch dem Widerstand in der Jahreswen¬ stelle am Tierpark die inzwischen zahlreichen de 1990/91 zu verdanken ist . Mitarbeiter von dem in der DDR üblichen Einige Jahre nach DATHES Tod , im Winter „ politischen Kram " abgeschirmt und für die 1995/96 , wurde in der Staatsbibliothek zu Wissenschaftler Freiräume geschaffen habe , Berlin - Preußischer Kulturbesitz eine Ausstel¬ die ihnen erlaubten , auch Themen zu bear¬ lung über ihn und sein Werk präsentiert beiten , die anderswo längst verboten waren . ( SPITZER 1995 ) . Kurz danach wurde sie auch DATHE ist auch als Kulturpolitiker zu wür¬ in DATHES Geburtsstadt Reichenbach und in digen , u . a . beeinflusste er das DDR - Kultur¬ Leipzig gezeigt . Überall zog sie viele Besu¬ ministerium . Ihm ist zu verdanken , dass das cher an . Seine erst kürzlich herausgegebenen Naumann - Museum in Kothen in den 1970er - Lebenserinnerungen (leider hat er sie nicht Jahren umfangreich renoviert , räumlich er¬ beendet , sie reichen nur bis zur Eröffnung weitert und mit einer umgestalteten Exposi¬ des Tierparks 1955 ) wurden in zwei Auflagen tion zum 200 . Geburtstag von J . F . NAU¬ gedruckt und innerhalb weniger Monate MANN wieder eröffnet wurde . verkauft . DATHE lebt also weiterhin im Ge¬ Außer Schlagfertigkeit und Humor zeich¬ denken sehr vieler seiner Verehrer . neten DATHE auch Herzlichkeit und Hilfsbe¬ Nun : Gab es in seinem Leben zu viel An¬ reitschaft aus . In seinem näheren Umfeld war passung an die unrühmlichen Abschnitte der Spruch „ Fehlt ' s am Rate , geh zu DATHE " deutscher Vergangenheit ? Zeigte er zu wenig verbreitet . Das war unter den Verhältnissen Treue zu den demokratischen Idealen des der DDR wichtig , und er nutzte seine Popu¬ westlichen Nachkriegsdeutschland ? Ein wei¬ larität oder „ Seilschaften " , um anderen zu ser Sachse beantwortete mir diese Fragen helfen ( in einer Angelegenheit hat er auch ausweichend : „ Statt uns aufs hohe Ross zu mir geholfen ) . Da drängt sich der Gedanke setzen , sollten wir lieber dankbar dafür sein , auf , ob DATHE , falls wirklich dunkle oder dass wir heute nicht vor solche Entscheidun - NOWAK : Über Leben und Werk von Professor HEINRICH DATHE 443 gen gestellt sind , vor die sich viele Menschen (5 ) ; R . STIEFEL (8 ) ; Studienarchiv Umweltge - sowohl vor als auch nach 1945 gestellt sa - schichte , Neubrandenburg (9 ), Ullstein -Bild ( 10 ) . hen " .

Dank Zusammenfassung

Der Beitrag stellt den Versuch dar , das Leben und Der Autor dankt den zahlreichen , nachfolgend Wirken von Prof . HEINRICH DATHE ( 1910 - 1990 ) , genannten Institutionen und Personen , die mit Dokumenten , Sachinformationen und Abbildun¬ eines vogel - und säugetierkundlich engagierten Zoologen und prominenten Tiergärtners , sachge¬ gen zur Erstellung der Biografie Professor DATHES recht darzustellen . entscheidend beigetragen haben . Genutztes Archivmaterial stammt aus den nach¬ DATHE studierte Naturwissenschaften in Leip¬ zig . Seine berufliche Karriere im Zoo dieser Stadt folgenden Quellen : Archiv der Berlin -Branden¬ wurde 1939 von Kriegsdienst und zweijähriger burgischen Akademie der Wissenschaften , Berlin ; Archiv der Deutschen Akademie der Naturfor¬ englischer Gefangenschaft unterbrochen , aus der er nach Sachsen zurückkehrte . Erst 1950 konnte er scher Leopoldina , Halle ; Archiv der Deutschen seine Stelle am Zoo Leipzig wieder antreten . 1954 Ornithologen -Gesellschaft , Bonn ; Archiv der wurde er seitens des Magistrats von Berlin - Humboldt -Universität zu Berlin ; Archiv der Vo¬ Hauptstadt der DDR mit dem Aufbau eines gelwarte Radolfzell , Schloss Möggingen ; Archiv neuen , großflächigen Tierparks im Ostberliner des „ Handbuchs der Vögel Mitteleuropas " (Dr . U . Stadtteil Friedrichsfelde beauftragt . Bereits Anfang N . GLUTZ VON BLOTZHEIM ) , Schwyz , Schweiz ; Archiv des Museums für Naturkunde der Hum¬ Juli 1955 wurde der erste Abschnitt des Tierparks feierlich eröffnet und danach unter DATHES Lei¬ boldt -Universität , Berlin ; Archiv des Museums tung weiter ausgebaut . Bis zur Vereinigung und Instituts A . Koenig , Bonn ; Archiv des Vereins Deutschlands 1990 besuchten die Einrichtung fast - Sächsischer Ornithologen , Limbach Oberfrohna ; 70 Millionen Besucher . DATHE wurde zu einer der Archiv für Brehmforschung (H .-D . HAEMMER- populärsten Persönlichkeiten der DDR . LEIN ), Thiemendorf ; Bundesarchiv , Berlin und Der Autor schildert Gegebenheiten und Kon¬ Koblenz ; Die Bundesbeauftragte für die Unterla¬ flikte , die den Tierpark und seinen Direktor in der gen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen administrativ und politisch geteilten Stadt in der Deutschen Demokratischen Republik (sog . Birth¬ Zeit des Kalten Krieges begleiteten . Aufgrund von ler -Behörde ) , Berlin ; Stiftung Archiv der Parteien Archivdokumenten wurde versucht , die Ursachen und Massenorganisationen der DDR im Bundes¬ des Konflikts zwischen Prof . DATHE und Prof . archiv (SAPMO ) , Berlin . Als Zeitzeugen wurden ERWIN STRESEMANN um die fachliche Leitung der befragt bzw . konsultiert u . a . nachfolgende Per¬ Zoologischen Forschungsstelle am Tierpark zu sonen (was nicht bedeuten muss , dass ihre An¬ klären . Weiter schildert der Autor ausführlich sichten mit allen Aussagen des Autors überein¬ DATHES Engagement in der (als gesamtdeutsch stimmen ) : Dr . Wolfgang Baumgart , Dr . geltenden ) Deutschen Ornithologen -Gesellschaft Wolfgang Grummt , Siegfried Hamsch und und im Kulturbund der DDR , in dem die Orni¬ Prof . HANS OEHME (alle Berlin ) , Dr . MAX DORN¬ thologen Ostdeutschlands organisiert waren . BUSCH (Steckby ) , Dr . SIEGFRIEDECK (Dresden ) , Der abschließende Teil des Beitrages ist der Stephan Ernst (Klingenthal ) , Kurt Grössler konfliktreichen Zeit der politischen Wende (Leipzig ) , HEINZ HOLUPIREK (Annaberg -Buch¬ 1990/91 in Deutschland gewidmet , die zur Nieder¬ holz ), Prof . Günther Nogge (Köln ) , Rolf legung aller Ämter DATHES führte . Neben der SCHLENKER (Möggingen b . Radolfzell ) , ECKART Polemik um seine Person werden seine vielseitigen Schwarze (Rosslau ) , Prof. Burkhard Stephan Verdienste hervorgehoben . (Blankenfelde ), Frau ANNEROSE UHLEMANN (Oederan ) , Prof . DIETER WALLSCHLÄGER (Pots¬ dam ) und Willy Weise (Claußnitz ) . Die Abbildungen haben dankenswerterweise Literatur folgende Personen bzw . Institutionen zur Ver¬ fügung gestellt : Zoo Leipzig (Abb . 1) ; Bundesar¬ chiv Koblenz (2 bis 4 , 6 und 7 ) ; Archiv der Berlin - Anonymus ( 1984 ) : 25 Jahre Wirbeltierforschung Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Akademie . - Spectrum 15 (3 ) , 7 - 10 . 444 Mitt . Ver . Sachs . Ornithol . 9 , 2005

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