Geographica Helvetica 1993 - Nr. 1 Albert Leemann

Organisationsformen der balinesischen Gesellschaft

1. Einleitung gen verwiesen, die nach der extern induzierten Rückstu¬ fung in die vierte Kaste darnach trachteten, ihre Position Welche Lehrmeinungen Gelehrte auch immer vertreten durch Bezugnahme auf den javanischen Hochadel anzu¬ mögen, stimmen sie wenigstens in einem überein, näm¬ heben. Der scheinbar klar strukturierten und hierarchi- lich darin, daß die Formen der balinesischen Gesell¬ sierten Gesellschaft steht die Tatsache gegenüber, daß schaftsordnung eine enorme Variationsbreite aufweisen. Balinesen ebenso abstammungs- und kastenübergreifen¬ Innerhalb der Vielfalt von Erscheinungsformen einen ge¬ den Gruppierungen angehören: Sie waren Untertanen meinsamen Nenner zu finden, läßt selbst anerkannte Ba¬ von um Macht rivalisierenden Herrschern: sie sind Mit¬ likenner fast verzweifeln, denn «Neither simplicity nor glieder von Tempelkongregationen. Dorfteilorganisatio¬ uniformity are Balinese virtues» (c. geertz 1959: 991), nen, Dorfgemeinschaften und können Bewässerungsge¬ «La complexite de la societe balinaise est notoire» (guer- nossenschaften angehören, denen egalitäre Prinzipien monprez 1980:37) oder «The social Organization [...] is, zugrunde liegen. Damit wird nicht nur das Spannungs¬ in fact, heterogeneous and confusing in respect to its es- feld der balinesischen Gesellschaftsordnung deutlich ge¬ sential aspects, and at times completely differing. We are macht, sondern ebenso ein Charakteristikum der Insel¬ dealing here with what I would call an «ordered anarchy>» kultur vor Augen geführt: das Streben nach Harmonisie¬ (schaareman 1986: 141). Der verwirrenden Vielfalt rung scheinbar unüberbrückbarer Gegensätze. sind sich auch die Balinesen bewußt. Sie drücken dies für die dörfliche Sphäre mit der Metapher: «anderes Dorf, Das von den Vorfahren vermittelte und übernommene anderes adat» («len desa. len adat>/)aus. Doch nicht genug Wissen wird adat genannt. Das Wort ist arabischen Ur¬ mit den Unterschieden von Dorf zu Dorf Weitere Adat- sprungs und beinhaltet «Gewohnheit», «Sitte», «Brauch». bereiche regeln beispielsweise das Handeln der Akteure Im islamischen Rechtssystem handelt es sich dabei um innerhalb ihrer Familien bzw. Verwandtschaftsgruppen, das Gewohnheitsrecht, das in jenen Fällen zur Anwen¬ in Bewässerungsgemeinschaften, Freiwilligenorganisa¬ dung gelangt, die mit Hilfe der autorisierten Gesetzes¬ tionen und - auf höherer Maßstabsebene - in den Unter¬ quellen nicht eindeutig gelöst werden können. Im indo¬ tanengebieten früherer Königreiche. Einer der Forscher, nesischen Sprachgebrauch ist der Sinngehalt von adal der bestrebt ist, über bloße Beschreibung von Phänome¬ umfassender und wird von alisjahbana (1966:3-5) wie nen der komplexen Sozialorganisation hinauszugehen folgt umschrieben: «Like other early traditional cultures und diese als Resultat einer prozeßhaften Entwicklung in in history. the Indonesian people, prior to the arrival of einem Kontinuum zu deuten, ist howe (1989: 47-71). Indian culture, had evolved a style of thinking at once Teile des vorliegenden Artikels folgen denn auch seiner complex, all-inclusive, and highly intuitive. This style of Argumentation. thought was closely bound up with the enormously im¬ Einleitend soll der zentrale Begriff orfa/verdeutlicht und portant position of religion in the cultural life of Indone¬ dessen Veränderungen über den Raum und die Zeit dar¬ sian society Most of his (i. e. man's) knowledge and gelegt werden. Weil bei den zumeist in Bergdörfern his arts were subsumed in the intellectual legacy he had lebenden aga bis heute zahlreiche sozio-kulturelle received from his forefathers. and which he called adat Merkmale der ursprünglichen balinesischen Gesell¬ This arte was very different from what we call custom or schaft erkannt werden können, soll vorerst dieser Grup¬ Convention today. Its meaning was not simply wider, but pierung Beachtung geschenkt werden. Anschließend more particularly went far deeper. It included everything wird auf Fremdeinflüsse aus dem hindujavanischen we call law nowadays; and it went much further than law Königreich Majapahit verwiesen, die dem balinesischen in determining the needs and the actions of individuals Substrat von Gemeinschaften in den Tieflandebenen vor and the Community. It ordained the ceremonies of mar- allem ab Mitte des 14. Jahrhunderts aufgepfropft worden riage, birth and deaths, the times and the methods for sind. Da sich die Ideologie hierarchischer Abstam¬ sowing rice, building a house, praying for rain, and many mungsgruppen im balinesischen Kastensystem aus¬ otherthings. Indeed from one point ofview, aclalwas drückt, sollen dessen Gliederungsprinzipien sowie Re¬ geln und Praktiken der Interaktion zwischen Angehöri¬ gen unterschiedlicher Kasten und Positionen aufgezeigt Albert Leemann. Prof, Dr, Geograph, Institut der Universität werden. Im folgenden wird auf balinesische Gruppierun¬ Zürich-Irchel, Winterthurerstr 190, 8057 Zürich simply a social expression ofthe community religion. in Spornen zwischen tiefen Schluchten liegenden Dörfern as much as it was not a human creation. and in its exercise war - und ist teilweise noch heute - vor allem in der Re¬ men were still constantly watched over by the spirits and genzeit erschwert. Die Bevölkerungsdichte nimmt ab. supernatural powers ruling the community.» Wenn auch diese Dörfer in Beziehung mit der Wirtschaft «Because the adat which regulated the entire life ofthe und den Märkten in der Ebene stehen, ist die meistens community was dominated by spirits and supernatural aus commoners zusammengesetzte Dorfbevölkerung ge¬ powers, that communal life was inevitably static and sellschaftlich und kulturell eher bergwärts ausgerichtet. deeply conservative. Its roots lay in the obscurity ofthe Im anschließenden Bergland sind bereits in der ersten past, when the ancestors laid down the adatonce and for Hälfte des 19. Jahrhunderts, versteckt unter schatten¬ all, or as the Minangkabau say: In such an environment the word und Gemüsegärten und neuerdings vor allem Gewürz¬ had a special significance. denoting something nelkenhaine angelegt worden. In Gebieten extensiver Be¬ venerable, sacred, powerful and füll of wisdom.» wirtschaftung werden balinesische Rinder und gelegent¬ Wenn auch das adat idealtypisch ein für allemal fixierte lich auch Ziegen gezüchtet. Die Gebirgsflanken schlie߬ Handlungs- und Verhaltensmaximen beinhaltet und un¬ lich sind teilweise noch immer mit tropischem Regen¬ abdingbar mit dem Glauben verknüpft ist. ist es in Wirk¬ wald bestockt. Das Bergland ist das hauptsächliche Sied¬ lichkeit nicht statisch, sondern über Zeit und Raum Än¬ lungsgebiet der sogenannten «ursprünglichen Baline¬ derungen unterworfen. Ursachen dafür können entweder sen» (bali aga;syn. bali mula). Dieser Begriff ist insofern gesellschaftsintern induzierte Innovationen oder aber irreführend, als diese Gruppe zwar viele ursprüngliche externe Rahmenzwänge sein, welche Wandel stimulieren Merkmale mit ostindonesischen Völkern gemeinsam bzw. erzwingen. Nicht in allen Regionen Balis konnten ja¬ hat. in einer Frühphase aber doch bhairavabuddhisti- vanische Statthalter der Majapalüt-Könige ab Mitte 14. schen und hinduistischen Einflüssen ausgesetzt war, wel¬ Jahrhundert ihren Einfluß gleichermaßen durchsetzen che das Kultleben auch ohne Kastenbildung beeinflu߬ und sich die hindujavanisch geprägte Kasten- und Klas¬ ten. Die hindujavanische Prägung während und nach der senstruktur etablieren. Nicht überall und nicht gleichzei¬ Majapahia&W hat die Dorfgemeinschaft der ball aga tig sind dörfliche Wirtschaftseinheiten gleichermaßen in weniger stark betroffen. Hinweis dafür ist beispielsweise übergeordnete Wirtschaftssysteme einbezogen worden. das Fehlen der Kremierung Verstorbener. Tote werden Änderungen im Verwaltungsbereich während der nie¬ erdbestattet bzw. wurden - bis vor kurzem - wie in Sem- derländischen Kolonialherrschaft auf Bali (ab Mitte 19. biran in eine Schlucht geworfen oder wie in Trunyan auf Jahrhundert in Nordbali bzw. ab Beginn 20. Jahrhundert Felsen ausgesetzt. Diese peripheren Dorfgesellschaften in Südbali) haben Eigenbefugnisse einheimischer Ge¬ weisen in der Tat zahlreiche Merkmale ursprünglicher in¬ meinschaften mehr oder weniger stark beschnitten. Re¬ donesischer Sozialorganisationen auf wie etwa die Ran¬ zente Vereinheitlichungsmaßnahmen im Rahmen ge¬ gierung innerhalb einer Gruppe aufgrund des Alters und samtindonesischer Modernisierungsprogramme, ver¬ das Bestreben nach Verwirklichung egalitärer Grundsät¬ bunden mit zunehmenden Urbanisierungsprozessen, ze innerhalb der Dorfgemeinschaft. wirken sich in der Gegenwart dahingehend aus. daß ge¬ wisse /Wn/elemente durch den Staat in Frage gestellt und durch Einheitsnormen ersetzt werden. Friktionen unter Mitgliedern einer Gemeinschaft können sich dann erge¬ 2. Zur Gesellschaftsorganisation der Bergbevölkerung ben, wenn das adat - nicht zuletzt aufgrund seiner inte¬ grierten religiösen Komponente - sich langsamer wan¬ Ohne geodeterministischem Gedankengut zu verfallen, delt als die externen Rahmenbedingungen, wenn «Tradi¬ gilt es doch festzuhalten, daß die angesprochene natur- tionalisten» an der Unverrückbarkeit des adat festhalten. und kulturräumliche Vielfalt Balis der Formung unter¬ «Modernisten» aber neue Freiräume zu ihren Gunsten zu schiedlicher Wirtschafts- und Sozialorganisationen nutzen trachten. förderlich ist, denn die Arbeitstechniken und Organisa¬ Auf Fahrten von der Südküste ins Inselinnere fallen tionsformen bäuerlicher Gesellschaften haben nebst an¬ jedem Balibesucher markante Unterschiede in der Kul¬ thropogenen auch variablen natürlichen Rahmenbedin¬ turlandschaft auf. In der gut erschlossenen, dicht besie¬ gungen Rechnung zu tragen. Wenn wir uns nun kurz den delten Ebene säumen Kokospalmhaine die Küste, die spärlich besiedelten Berggebieten zuwenden, fällt deren von vorbildlich bewässerten Naßreiskomplexen abgelöst periphere Lage zu den politischen Macht- und Wirt¬ werden, wo sich Dorfan Dorf reiht und sich die höfischen schaftszentren in der Ebene auf. Kommunikation, Aus¬ Zentren befinden. Hier ist die Bevölkerung in Kasten ge¬ tausch von Waren und Dienstleistungen zwischen der gliedert und hierarchisch klar strukturiert. Diese Zone Peripherie und dem Palast des Herrschers als Zentrum wird oft «Wiege der hindubalinesischen Kultur» genannt. waren - wenn auch nicht verunmöglicht - doch er¬ Oberhalb einer Höhe von rund 600 m - wie auch an kü¬ schwert, was einer straffen Einbindung der Bergdörfer in stennahen Steilhängen - wird der Bewässerungsfeldbau die sozio-ökonomischen und sozio-politischen Netzwer¬ durch Trockenfeldbau abgelöst. In dieser Übergangszone ke tiefer gelegener Gebiete hinderlich war. Aber auch das von der Ebene zum Bergland sind Mais und Knollen¬ vom Tiefland stark abweichende Wirtschaftssystem und früchte Hauptanbauprodukte. Der Zugang zu den auf die schwächere ökonomische Basis trugen das ihre zum geringeren Bestreben der Krone nach einer totalen Un¬ Kennzeichen der Grundbesitzverfassung vieler Bergdör¬ terwerfung und straffen Kontrolle der Berggebiete bei. fer - wie auch anderer indonesischer Dörfer der Frühzeit Die Herrscher konzentrierten sich vielmehr aufdie Absi¬ - war der kommunale Landbesitz, der adalgemäß par¬ cherung gewinnversprechenderer Landstriche in der zellenweise und manchmal jährlich rotierend Familien¬ Ebene und in der Bergfußregion. Dieses Bestreben nach vorstehern ins Nutzrecht abgetreten wurde." Die Nutz¬ Beherrschung der von rivalisierenden Machthabern flächen waren so bemessen, daß damit die Selbstversor¬ begehrten Gunstzonen absorbierte weitgehend die aus gungeiner Familie gesichert werden konnte und beschei¬ Untertanen rekrutierten Streitkräfte, die somit für auf¬ dene Überschüsse zur Redistribution anläßlich von Ge- wendige Feldzüge in das wirtschaftlich weniger attraktive meinschaftsritualen gewährleistet waren. Weideland der Gebirge fehlten. Daß die bali aga aber trotzdem nicht in dörflichen Rechtsgemeinschaft wurde kollektiv genutzt. geschlossenen Dörfern, von den tiefer liegenden Zentren Der erwirtschaftete Surplus war mit Ausnahme des in völlig abgekoppelt, lebten, geht aus neuen Untersuchun¬ mancher Hinsicht speziellen /Igfldorfes Tenganan gen hervor. So kann der Nachweis erbracht werden, daß (Regentschaft Karangasem) gering und der egalitären Dorfgemeinschaften ander Südflanke des Vulkans Batur Ideologie der aus der Sicht des Adels ausschließlich aus gelegentlich zu Frondiensten am Fürstenhof von Bangli Angehörigen der vierten Kaste (sudra) zusammenge¬ verpflichtet wurden und Grenzschutzfunktionen für den setzten Dorfbevölkerung wegen auch nicht erstrebens¬ Herrscher wahrzunehmen hatten. In bescheidenem Aus¬ wert. Ansehen wurde weniger über die Akkumulierung maß existierten ab dem 19. Jahrhundert auch gewisse von Gütern als vielmehr über rituellen Status gewonnen. ökonomische Einbindungen der Berggebiete in den überregionalen Handel, weiß man doch, daß mit königli¬ Falls in ein und demselben Dorf Personen leben, die ver¬ cher Bewilligung eingesetzte Hafenmeister (ind.: syah- schiedenen agnatischen Verwandtschaftsgruppen ange¬ bandar; bai.: subandar) nebst Tieflandprodukten und hören, ergeben sich dadurch horizontale - und teilweise Sklaven ebenso Vieh aus dem Hochland vermarkteten. auch vertikale - Abgrenzungen. Denn Mitglieder einer So konnten sich die im Süden lebenden Herrscher ohne gemeinsamen Abstammungsgruppe (soroh) fühlen sich volle territoriale Beherrschung und ohne direkte Steuer¬ einander deshalb verbunden, weil sie «gleicher Art» sind, erhebungen gewissen Nutzen und bescheidene Profite d. h. ihre Herkunft auf den gemeinsamen - wirklichen aus den Berggebieten sichern. Nur zu leicht übersieht oder fiktiven - Ahnvater als Ausgangspunkt (kawilan) man die Tatsache, daß sich in früheren Zeiten die Macht¬ zurückführen. Die Perzeption von Verschiedenheit position der Herrscher weniger durch die Fläche ihres beruht somit aufder Singularität der diversen Ahnen¬ Einflußbereiches als vielmehr durch die Anzahl ihrer abstammungen. Im Gegensatz zum im Süden verbreite¬ Untertanen manifestierte. Der Einbezug von Bergbe¬ ten Kastensystem (oder kastenähnlichen System), bei wohnern in rituelle Verpflichtungen am Hofe und militä¬ dem die verschiedenen Abstammungsgruppen aufgrund rische Dienste war auch deshalb weniger intensiv als in der unterschiedlichen Wertung von Gesellschaftsposi- der Ebene, weil hier keine adeligen Statthalter (pungga- tionen der diversen vergotteten Urahnen (des «Ur¬ iir/Jder Könige wohnten, welche die bali aga kontrollier¬ sprungs») strikte hierarchisiert sind, bestehen zwischen ten. Ebensowenig zogen diese stärker nach innen gerich¬ den soroh von sudra- so auch in /igodörfern - geringere teten Dorfgemeinschaften Brahmanenpriester (padan- soziale Rangstufenunterschiede, wie auch Titelgruppen da) für ihre religiösen Rituale bei. Supradörfliche Ver¬ weniger häufig anzutreffen sind. Wichtig ist jedenfalls, bünde fehlen weitgehend. Um so auffallender ist es. daß der Bezug auf den gemeinsamen Ausgangspunkt die daß voneinander getrennte Siedlungen viele kulturelle Angehörigen ein und derselben soroh sowohl dank der Gemeinsamkeiten aufweisen. Diese Tatsachen mögen Abstammung vom gleichen Gründervater «verwandt¬ Hinweis darauf sein, daß gewisse Grundmuster der Aga- schaftlich» als auch - räumlich betrachtet - durch den gemeinschaften für ganz Bali (und weitere östliche In¬ gleichen Ursprungsort verbindet. Das kollektive Zusam¬ seln) bestimmend waren.1 Daß sich bali aga-Dörfer ins¬ menwirken von Abstammungsgruppen kommt denn gesamt von Dörfern in der Ebene abheben, darf keines¬ auch hauptsächlich in der Vorbereitung und Durchfüh¬ falls in den unterschiedlichen physisch-geographischen rung von Feiern im Ursprungstempel zum Ausdruck. Rahmenbedingungen allein gesucht werden, sondern (guermonprez 1984: 95, 393 f., 396). muß ebenso die geringeren wandelinduzierenden Ein¬ Analog zu ßorfagemeinschaften der Sasak auf Lombok flüsse aus den Feudalsystemen der Ebene einbeziehen. (leemann 1989: 9 f.) ist die Struktur der bali aga-Dorf- Dieser schwächere Durchdringungsgrad erleichert das organisation gerontokratisch. Innerhalb seines Territori¬ Überleben althergebrachter Institutionen. Da die Ka¬ ums sorgt ein Ältestenrat für Recht und Ordnung, wäh¬ stenhierarchie in /Igödörfern fehlt, entfallen hier auch rend eng mit diesem zusammenarbeitende Dorfpriester Titelgruppen, die an den Adel gebunden sind, und das da¬ (pamangku)über die Einhaltung religiöser Verpflichtun¬ mit verbundene Statussymbol der balinesischen Hoch¬ gen wachen und als Mittler zwischen dem Diesseits und sprache (alus)(howe 1989: 56 f.). Wenn im Idealfall des übernatürlichen Kräften wirksam sind. Der aus der ver¬ bali agö-Modells Ursprungsort, Abstammungsgruppe heirateten Dorfbevölkerung zusammengesetzten «Dorf- und Dorfterritorium zusammenfallen, verleiht dies einer versammlung» steht ein Ältestenrat vor. Versterben Mit¬ Dorfgemeinschaft eine besonders starke Kohäsion glieder des Ältestenrates, rutschen gemäß dem Alters¬ (guermonprez 1984: 95). prinzip nächstjüngere Verheiratete nach. Visuell kommt dies u. a. bei der Sitzordnung im Versammlungspavillon als - auch farblich - dunkler Herrscher dem strahlend (baie agung) zum Ausdruck, wo sich nicht nur die Dorf¬ weißen und weisen Gajah Mada gegenübergestellt. vertreter versammeln, sondern auch die Dorfgötter zuge¬ gen sind und wo eng miteinander verknüpfte weltliche und religiöse Dorfbelange beraten werden. Weiteres 3. Zur Gesellschaftsorganisation der im süd¬ Charakteristikum von /fsjadörfern ist deren duale Struk¬ balinesischen Tiefland seßhaften Bevölkerung turierung, die dem balinesischen Weltbild der Ausbalan¬ cierung von Gegensätzen Rechnung trägt und die Polari¬ 3.1 Hindujavanische Beeinflussung tät uranischer und chthonischer Kräfte zu harmonisie¬ ren strebt. Solche Gegensatzpaare sind beispielsweise Die balinesische Tieflandkultur basiert seit mindestens männlich (purusa) vs. weiblich (pradana). landeinwärts 1000 Jahren auf der Naßreisökonomie, wobei der (kaja) vs. meerwärts (kelod). Richtung Sonnenaufgang Grundsatz gilt, daß der Boden entweder in Individualbe- (kaiigin) vs. Sonnenuntergang (kauli). nach oben (ke lu- sitz oder im Besitz einer korporativen Gruppe ist. das luir) vs. nach unten (ke leben) usw. (Lehmann 1976: Wasseraberein Kollektivgut darstellt. IndieserGunstzo- 27-65). ne befinden sich die Paläste der Adeligen. Landeinwärts In den Augen von Tietland-Balinesen vor allem aber nimmt sowohl der Anteil des Adels gemessen an der Ge¬ von Angehörigen des Adels - werden bali aga als rück¬ samtzahl der dortigen Bevölkerung ab. wie auch seine ständig, hinterwäldlerisch und dumm' eingestuft, seien ökonomische, kulturelle und politische Bedeutunggerin¬ siedoch keine^Menschen von Majapahit» (wong Majapa¬ ger wird. Balinesische Könige und andere Adelige fuhren hit). Die generelle Geringschätzung autochthoner bali¬ ihren Ursprung und ihre Zivilisation aufdie Majapahit- nesischer Werte geht beispielsweise aus der «wong Maja- Dynastie zurück." So soll Mitte des 14. Jahrhunderts, zur pa/iituNersion der Legende über den frühbalinesischen Zeit des Majapa/üi-Kön'igs Sri Hayam Wunik. der legen¬ Lokalkönig von Pejeng (einem Dorf'in der Übergangszo¬ däre Premierminister und Heerführer Gajah Mada Bali ne von der Ebene ins Bergland) hervor. Sie belegt, daß im erobert und zu einer Provinz seines großindonesischen Gedankengut vieler Balinesen die Vormajapahil-ZeH als Reiches gemacht haben. Wie wirksam die politische dämonisches Mittelalter gilt und daß das Heil und die Kontrolle von Majapahit über das indonesische Insel¬ «Neuzeit» erst mit der Ankunft des legendären Majapa- reich auch immer gewesen sein mag. ist doch mindestens //»-Ministers und Heerführers Gajah \lada beginnt. So der sozio-kulturelle Einfluß dieser Periode unbestritten. wird der letzte König von Pejeng. nämlich Dalcm Bedau- Denn dadurch wurde insbesondere Bali mit dem Gedan¬ luj als halbdämonischer Herrscher mit dem Kopf eines kengut der hindujavanischen Sozialorganisation und des Ebers und dem Körper eines Menschen geschildert. Die Staatsaufbaus vertraut. Zahlreiche kulturelle Innovatio¬ magischen Kräfte des Dalem seien so ausgeprägt gewe¬ nen wurden in der Folge absorbiert. Genereller Fokus sen, daß - in Meditation versunken - sein Haupt in den des balinesischen Adels ist weniger Samprangan. wo der Himmel aufsteigen konnte. Eines Tages sei sein Minister erste Palast Qav.: kralon: ba\.: puri)errichtet worden war. über die lange «Kopflosigkeit» des Königs dermaßen be¬ als vielmehr Gelgel. in das Nachkommen des javanischen unruhigt gewesen, daß er dem erstbesten vorbeitrotten¬ Siisiilian Kapakisan noch vor Ende des 14. Jahrhunderts den Tier - einem Eber- das Haupt abgeschlagen und die¬ ihren puri verlegt hatten (hanna 1976: 3). Es scheint er¬ ses dem Rumpf des Herrschers aufgesetzt habe. Der über wiesen, daß nur gerade während der sogenannten Gel¬ sein unvorteilhaftes Aussehen entsetzte Dalem hätte sich gel-Periode das gesamte Südbali unter der Oberhoheit ei¬ von nun an zurückgezogen und allen seinen Untertanen nes einzigen, zentralen Herrschers politisch geeint war. verboten, sein Gesicht zu betrachten. Oajali Madaabet In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde Klung- hätte vom schweineköpfigen König von Pejeng vernom¬ kung zum Sitz des Dewa Agung. ein Titel, der auf den men und sich über das Aussehen des sonderbaren Herr¬ ranghöchsten Salriahof auf Bali verweist (swellen- schers ins Bild setzen wollen. Es sei Gajah Madagelun¬ grebel 1984: 22). gen, die Gunst des balinesischen Königs zu gewinnen. Beim Zusammentreffen mit dem Dalemsei dem Majapa- 3.2 Balinesisches Kastensystem ////-Minister zugestanden worden. Speis und Trank für das gemeinsame Mahl zu bestimmen. Der schlaue - Vor allem im Tiefland von Südbali schaffte der hindujava¬ ne hätte sich für trockenen Reis. Ao/),i;A;(/),t;(Ipomoearep- nische Einfluß neue Formen der Statusrivalität. Hier, wo tans) und Wasser aus einem Krug mit langem Schnabel die agrarische Produktivität entscheidend größer ist als entschieden - alles, was nur mit nach hinten geneigtem im Berggebiet, weiteten sich die sozialen Bezugssysteme Kopf gegessen bzw. getrunken werden kann. So sei es un¬ über das Dorf hinaus aus. Von den höfischen Zentren, möglich gewesen, daß sich der schweineköpfige König vor allem von Gelgel aus. diffundierten Ideologien hier- während der Mahlzeit vor seinem javanischen Gast hätte archisierter Abstammungsgruppen, die gewisse Ge¬ verbergen können. Voller Scham und Wut über die List meinsamkeiten mit dem indischen Kastensystem aufwei¬ seines Gegenübers sei der Dalem Bedaulu darauf in sen. Die vier Hauptkategorien der balinesischen Kasten Flammen aufgegangen. Bis heute ist der dämonische werden kollektiv als caturwangsa(vier Kasten) bezeich¬ Lokalkönig mit dem Kopl'eines Ebers jedem Balinesen net, wobei die ersten drei Kasten (diejenigen des Adels) vertraut, wird er doch in Maskenschauspielen (topeng) triwangsagenannt werden: KASTEN TITEL brahmana Ida satna Dewa Agung. Dewa Gede triwangsa Dewa. Anak Agung. Cokorda. 1 Gusti usw. caturwangsa wesia Gusti (Gesamtheit aller Balinesen) commoners sudra (Innerhalb der sudra be- anspruchen die Titelgruppen der Pande. Pasek. Pulosan Bandesa. Sengguhu usw. einen höheren Status als "gewöhnliche- commoners).

Der Rückschluß von Titeln aufdie Kastenzugehörigkeit (synonym dazu Dang Hyang Dwijendra oder Ida Batara fällt vor allem bei den I Gusti und den Gusti nicht immer Padanda Sakli Wan Rauh)', der im 15./16. Jahrhundert leicht und führt unter rivalisierenden Titelgruppen zu auf seiner legendären Missionierungsreise (dharma ya- Kontroversen. So wird der Titel / Gusti entweder Perso¬ tra)dmch Bali. Lombok und den Hinduismus nen der Brahmanenkaste (so im Falle von I GustiNgurah entscheidend revitalisiert und zahlreiche Tempel gegrün¬ Sidemen und von IGusliDauh)oder dann der Herrscher¬ det haben soll. kaste zugesprochen. Gemäß Interpretation balinesischer Balinesen erklären die Schichtung der Brahmanenkaste Lo/itargelehrter sollen unter den hohen Offizieren von aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftspositionen Gajah MadasHeer Javaner gewesen sein, die nach der Er¬ der fünf Ehefrauen des missionierenden Hindupriesters, oberung Balis zu einflußreichen Beamten am Hof von die auf den Status ihrer Nachkommen abfärbten. So soll Gelgel erhoben wurden. In dieser Frühphase wurde seine erste Gemahlin eine Priestertochter aus dem Ministern (patih) der Satriat\te\ Rakrian Apalih oder javanischen Königreich Daha (Kadiri) gewesen sein, die Krian Apalih. später / Gusti zuerkannt. Daß selbst der ihm die Tochter Dalem Melanting und den Sohn Dang ranghöchste satria und heute noch lebende Enkel des Hyang Wiraga Sandln (s> n.: Batara Padanda Sakli Keme- letzten balinesischen Königs von Lombok. nämlich Rani mih) geschenkt habe. Letzterer sei zum Begründer der Agung I Gusti Agung GedeJelanlik Teges. die Bezeichnung Linie der Brahmana Kemenuh geworden, die auf Bali IGusliAgung'm seinen Titel einschließt, ist Beleg für den höchstes Ansehen genießt. Als zweite Frau habe Dang hohen Status bestimmter /G;/«/(die von vielen fälschli¬ Hyang Nirarlha eine Priestertochter aus dem ostjavani¬ cherweise den wesia zugeordnet werden). Auch die gusti. schen Königreich Pasuruhan geehelicht und mit ihr die die der Wfes/okaste angehören, führen ihre Herkunft auf vier Kinder Padanda Sakli Kuhn, Wcian. Lor und Ler verdienstvolle Begleiter von Gajah Mada zurück. So sol¬ gezeugt. Nachfahren aus dieser Verbindung nennen sich len etwa den Gajah/Vfoöa-Gefolgsleuten TanMiindiir. Tan Brahmana Manuaba. Der Ehe mit seiner dritten Gemah¬ Kaurund Tan Koberder Titel Gi«//(ohne I!) zuerkannt lin, einer Brahmanentochter aus dem ostjavanischen worden sein. Der auf einen hohen Rang innerhalb der Sa- Kleinkönigreich Blambangan. seien die drei Kinder Ida //v'akaste verweisende Titel Dewa ist auf Nachkommen Padanda Kernten, Ida Sakli Telaga und Ida Padanda Isleri des Dewa Raja von Klungkung beschränkt, dessen Vor¬ Rai entsprungen. Aus dieser Verbindung leitet sich die fahren gemäß Klungkung-Version ursprünglich der java¬ balinesische Gruppe der Brahmana Keniten ab. In der nischen Brahmanenkaste angehört hatten. Als ein Ange¬ Folge sich im Dorf'Mas (Gianyar. Bali) aufhaltend, hätte höriger dieser Abstammungsgruppe die Funktion des sich Dang Hyang Nirarlha dort mit einer Tochter des Königs von Klungkung übernommen habe, soll er von angesehenen, in den Augen von wong Majapahit aber der Brahmanen- in die Herrscherkaste (satria) gewech¬ nichtadeligen Balinesen Bandesa Mas vermählt. Der aus selt haben, wobei ihm und seinen Thronfolgern der eh¬ dieser Ehe entsprossene Sohn und spätere Padanda Gede renvolle Titel I Dewa Agung. seinen Nachkommen ohne Mas ist Begründer der Linie der Brahmana Mas. Die fünf¬ Königsfunktion der Titel / Dewa zugesprochen worden te Ehefrau mit niedrigstem Status endlich sei NiBrit. eine sei. Dienerin des Bandesa Mas. gewesen. Ihre zwei Söhne Ida Patapan und Ida Bindu werden als Begründerderam tief¬ Aus diesen Beispielen geht hervor, daß auch innerhalb sten eingestuften Brahmanenlinie. der sogenannten An- einer Kaste wiederum ausgeprägte Statusnuancen beste¬ lapan Mas. betrachtet^ hen. Dies gilt auch für Brahmanen. Angehörige der brah¬ mana paksa buda führen ihren Ursprung auf den javani¬ Daß im Terminus brahmana calar («vier Brah- schen Priester Dang Hyang Aslapaka zurück, so bei¬ manen[linien|») nur vier der fünf oben angesprochenen spielsweise die Brahmanen von Budakeling. Wanasari Abstammungslinien genannt werden, mag darauf beru¬ und Batuan. Brahmanen siwaistischer Prägung ihrerseits hen, daß die Mütter aus vier verschiedenen Herkunftsre¬ sehen als ihren Stammvater den jüngeren Bruder von gionen stammen: den oben genannten drei javanischen Drang Hyang Aslapaka. nämlich Dang Hyang Nirarlha Königreichen Daha. Pasuruhan und Blambangan sowie

10 aus dem südbalinesischen Dorf Mas. Es wäre freilich ei¬ Kontaktherstellung mit Gott. Das Gotteserlebnis der ne weitere Interpretation überprüfenswert, nämlich, ob Gläubigenschar erfolgt somit über den höher thronen¬ die fünfte Ehefrau (NiBrit)aufgrund ihres niedrigen Sta¬ den padanda. Seine direkten Einnahmequellen sind auf tus nicht klassifiziert worden sei. den Erlös aus dem Verkauf des von ihm geweihten Was¬ Wie von Adeligen sozial tiefer klassierte Balinesen durch sers (tirta) beschränkt. Zudem dürfen Priester auch Bezugnahme auf legendäre javanische Brahmanenprie- Geschenke für ihre religiösen Dienste von einladenden ster ihre Gesellschaftsposition anzuheben trachten, soll Familien und Tempelkongregationen entgegennehmen. am Beispiel der Titelgruppe der sengguhu aufgezeigt Als «Reinste» unter den Lebenden sind ihnen manuelle werden. Gemäß Chronik der Titelgruppe der pasek («unreine») Berufstätigkeiten untersagt. Ebenso unterlie¬ (SUGRiwa 1990: 59-68) soll der javanische Priester Mpu gen sie als einzige Gruppe restriktiven Essensvorschrif¬ Dwijaksara auf Geheiß von Gajah Mada Mitte 14. Jahr¬ ten. So ist ihnen beispielsweise der Genuß von Hühner¬ hundert nach Bali gesandt worden sein, um in mehreren fleisch, aber nicht von Entenfleisch, untersagt. Die von Tempeln die korrekte Abwicklung der puja wali-Zere- einladenden Familien und Kongregationen gereichten monien zu überwachen und damit Glück und Wohlfahrt Speisen müssen auf neuen Tellern dargeboten werden. aufder Insel zu gewährleisten. Zurgleichen Zeit soll sich Sollten Gastgeber diese Voraussetzungen nicht erfüllen Sang Kulpetak. begleitet von seinem frommen Diener / können, wird dem padanda das Essen in frischen Bana¬ Gulo. nach Bali begeben haben. Dank seinem engen Kon¬ nenblättern gereicht. takt mit Sang Kulpetak hätte dessen Begleiter im Verlauf Padanda kamen nebst religiösen ursprünglich auch rich¬ der Zeit die heiligen Weden. die mantra und mudra bald terliche Funktionen zu. Ebenso wirkten sie als königliche ebenso gut beherrscht wie sein Herr, und IGulosGehabe Berater. Ihre Vorzugsstellung kommt darin zum Aus¬ und Auftreten hätte sich in nichts mehr von dem eines druck, daß in früheren Zeiten Brahmanenpriester nicht Priesters unterschieden. Auf seinen Wanderungen durch zum Tode verurteilt werden durften. Sie schuldeten Herr¬ die Dörfer sei I Gulo mit «unwissenden» Bauern in Kon¬ schern keine Steuern. Ihre Gegenleistung an den Raja takt gekommen, denen der javanische Glaubensverkün- bestand darin, für die Wohlfahrt des Königreichs zu be¬ der Mpu Dwijaksara nur dem Namen nach bekannt gewe¬ ten und den Herrscher spirituell zu stärken. sen sei. Deshalb hätten sie auch den Diener mit dem Der Beruf der Schmiede steht ausschließlich Angehöri¬ Brahmanenpriester verwechselt.' In Verkennung der Per¬ gen der Titelgruppen der pandezu. Von anderen Baline¬ son hätte ein Dorfbewohner den vermeintlichen Mpu sen als hochrangigere sudra eingestuft, geben sich Dwijaksara- der in Wirklichkeit niemand anders war als/ Schmiede selber als Angehörige der Herrscherkaste aus Gulo'.- in sein einfaches Haus geladen und ihn dort um und versuchen wie diese, in Stammbäumen ihre adelige Beistand bei einer Kulthandlung für Verstorbene gebe¬ Herkunft zu belegen. Der Konflikt ist so nicht nur mit ten. Der geschmeichelte Diener hätte darauf das Ritual den satria. sondern auch mit den brahmana vorprogram¬ ohne Fehl und Tadel, aufgrund seiner Kastenzugehörig¬ miert, da pandeentgegen der Hindudoktrin Priester aus keit aber unberechtigterweise, geleitet. Dabei hätte ihn ihren eigenen Reihen stellen und Wasser selbst zu tirta der erst später hinzukommende Mpu Dwijaksara ertappt weihen. Türme (bade), auf denen Schmiede Leichen zur und zur Rede gestellt. Nach Abklärung des Irrtums sei¬ Kremationsstätte tragen, weisen - wie beispielsweise im tens des Dorfbewohners hätte der wahre Priester dem Dorf Marga - sieben Dächer auf. gleich viele, wie es an¬ reuigen I Gulo als Verwechseltem (sengguh)'m Anerken¬ dernorts nur satria zusteht. Im erwähnten Dorf werden nung seiner Religionskenntnisse und seines guten Wil¬ verstorbene pande in einem Sarg in Form eines schwar¬ lens die Erlaubnis erteilt, auf Ersuchen von Bittstellern zen Bullen kremiert, dem Sargtyp, der in der Regel für hin auch weiterhin bestimmte Zeremonien für Verstor¬ nicht das Priesteramt ausübende Ara/ima/iabestimmtist. bene (pitrayadnya) leiten zu dürfen. Bis heute steht den Zu den wenigen Berufen, die als unrein taxiert werden Nachkommen von I Gulo. den sengguhu. dieses Vorrecht und dementsprechend geringes Ansehen genießen, zäh¬ zu.: Während balinesische Adelige die sengguhu aber len Metzger und Stoffarben Es sind die untersten sudra. nur als Viertkastige in gehobener Position klassieren, die ihren Lebensunterhalt durch diese Erwerbstätigkei¬ wehrt sich diese Titelgruppe entschieden gegen eine ten bestreiten. Zuweisung zur Kaste der sudra. Wesentliche Unterschiede zum Kastensystem in Indien Das balinesische Kastensystem ist freilich weniger starr ergeben sich aus der Tatsache, daß auf Bali die Klasse der als dies auf den ersten Blick erscheinen mag. So soll - wie Unberührbaren fehlt und daß - von wenigen Ausnahmen bereits oben erwähnt - die ranghöchste balinesische abgesehen - Erwerbstätigkeiten nicht kastengebunden Königsfamilie, nämlich diejenige von Klungkung, ur¬ sind, wie ganz allgemein weniger kastenspezifische tabu sprünglich der Brahmanenkaste angehört und erst nach bestehen. Als auffallende Ausnahme davon sei das Amt Übernahme der Herrscherfunktion in die Satriakaste des Brahmanenpriesters (padanda) genannt, das aus¬ gewechselt haben. Die Identifikation der balinesischen schließlich Männern der Priesterkaste offensteht. Für Elite mit dem hindujavanischen Hochadel und dessen gläubige Balinesen basiert religiöse Andacht weniger auf Gefolgsleuten scheint erst ab rund 250 Jahren nach der individueller Reflexion oder Fürbitte als auf gefühlsmä¬ «Eroberung» durch Gajah Mada entwickelt worden zu ßiger Erfahrung in der Gemeinschaft. Die Hauptaufgabe sein (schulte nordholt 1986:12 f.). Mit fiktiven Genea¬ des Priesters ist die Umsetzung seines Wissens zur logien (silsilah) versuchte der balinesische Adel, seine di-

11 rekte Abstammung auf hochrangige javanische Persön¬ uneheliche Kinder eines Adeligen und einer Sudramut- lichkeiten zurückzuführen und - wie etwa im Fall der Kö¬ ter gegenüber ihrem Vater zu verhalten. Solange sie im nigsfamilie von Karangasem - mit einem Gottessohn Palast leben, fallt ihnen als sogenannte asiradie Rolle ei¬ (Batara Alii Sakli) aufzuwerten. Bis heute sind solche nes demütigen Dieners zu. Uneheliche Kinder beider¬ Stammbäume konfliktgeladener Diskussionsstoff unter seits adeliger Eltern hingegen werden voll in die väterli¬ rivalisierenden Herrscherhäusern. Im Extremfall wer¬ che Familie integriert. Bei Gemeinschaftsmahlzeiten be¬ denmißliebige Sa/z/ageschlechter sogar als machtgierige ginnt der Ranghöchste mit dem Essen, und keinem ist es Emporkömmlinge aus der Gruppe der commoners dis¬ gestattet, die Tafelrunde zu verlassen, bevor der Höchst¬ kriminiert (vgl. dazu die Kontroversen um den Ursprung stehende die Mahlzeit als beendet erklärt hat. Diese plau¬ der Pamecutan-Dynastie in Badung). Eine gewisse verti¬ sible Anstandsregel schuf in der Vorphase des Massen¬ kale Mobilität innerhalb der balinesischen Gesellschaft tourismus unerwartete Probleme. So erinnere ich mich, lässt sich daran belegen, daß beispielsweise verdienstvol¬ wie 1967 balinesische Lokalführer freundlicherweise le Untertanen von ihrem Herrscher in den niedrigen von Touristen zur gemeinsamen Mahlzeit eingeladen Adel angehoben werden konnten und dann den Titel wurden. Doch wer sollte zuerst bedient werden und die Gusti zu tragen berechtigt waren. Statusverschiebungen Tafelrunde zum Essen auffordern: der adelige balinesi¬ ergeben sich auch durch legale Heiraten balinesischer sche Angestellte oder der zahlende Gast, der in den Au¬ Adeliger mit Frauen aus der Sudrdkaste. Solchen Ehen gen der Balinesen als Außenstehender ein sudra ist? entspringenden Kindern fällt automatisch der Status ih¬ Noch bis um 1970 wurde die NichtVereinbarkeit dieser res Vaters zu, während deren Mütter weiterhin der vier¬ «östlichen» und «westlichen» Anstandsregel elegant um¬ ten Kaste angehören, wenn auch in gehobenerer Position gangen, indem balinesische Fremdenführer wohl die als außerhalb des Palastes wohnhafte commoners. Einladung gerne annahmen, aber in einem separaten Die Präsenz der wangsa wird in der Vielfalt hierarchi¬ Raum aßen und Angehörige der triwangsa dort denn scher Gruppen augenfällig, deren Interaktionen be¬ auch wirklich zuerst bedient wurden. Weitere Verunsi¬ stimmten Regeln und Praktiken unterliegen. Angehörige cherungen ergaben sich aus dem Umstand, daß unter¬ der triwangsa (rund IX aller Balinesen), aber auch be¬ schiedlichen Kasten angehörende Angestellte einheimi¬ stimmte höher eingestufte SaaVagruppierungen legen scher Reisebüros und Hotels unbesehen von der gesell¬ Wert darauf, daß die an die entsprechenden Gesell¬ schaftlichen Position über- oder untergeordnete Funk¬ schaftspositionen gebundenen Umgangsformen beach¬ tionen wahrzunehmen hatten. tet werden. Im Gegensatz zu Indien beschränken sich ba¬ linesische Kastenvorschriften in erster Linie auf fixierte Hand in Hand mit der Akzeptierung des Kastensystems Anstandsregeln. Mangel an guten Manieren und Formen ging die Einführung adäquater Sprachebenen, die es in ist für Balinesen ein gravierender Vorwurf. Die Besorgnis der Konversation zwischen Angehörigen unterschiedli¬ um Einhaltung korrekter Umgangsformen bei bevorste¬ cher Kasten und Kastenabstufungen zu befolgen gilt. henden Interaktionen kann die Partner dann psychisch Treffen sich zwei Balinesen, die sich nicht kennen, spre¬ verunsichern und sich hemmend auf ihr Handeln auswir¬ chen sie vorerst in madya. der «mittleren Sprache», die als ken, wenn sich Begegnende beispielsweise über ihren Kompromißsprache zwischen kasar («niedrige Spra¬ Statusunterschied nicht im klaren sind. Dieses charakte¬ che») und alus (Hochsprache des Adels) aufgefaßt wer¬ ristisch indonesische Verunsicherungsphänomen wird den kann. Im konservativen Ostbali nimmt man in sol¬ mit dem malayischen Wort «malu» ausgedrückt, dessen chen Fällen die Konversation in alus auf. Sobald dann Sinngehalt mit «beschämt», «schüchtern», «zaghaft» oder die unterschiedliche Kastenzugehörigkeit der Ge¬ «ehrfurchtsvoll» nur unvollkommen erfaßt wird. sprächspartner offensichtlich geworden ist. erinnert sich ein sudra der Grundregel, daß er als Viertkastiger zur Re¬ Ein in der Hierarchie tiefer Stehender hat darauf zu ach¬ spektbezeugung in alus weitersprechen muß, während ten, daß er im Umgang mit Höhergestellten seine ihm zu¬ der Adelige sich in kasaran sein Gegenüber wendet. Im kommende Rolle spielt und seine Position demonstriert. Gegensatz zur balinesischen Ä//.sa/-sprache ist alus nuan¬ Grüßt ein, sj/aVaeinen Adeligen, hat er zur Respektbezeu¬ ciert und enthält raffinierte poetische Umschreibungen. gung seinen Kopf zu senken. Pavillons in Palästen weisen Der Anstand gebietet, daß eine über sich selbst redende gestufte Plattformen auf, die es erlauben, auf statuskon¬ Person sich nicht der Hochkastensprache bedient. Hin¬ former Höhe zu gehen oder zu sitzen. In konservativen gegen sprechen wohlerzogene Balinesen ihre Eltern und Kreisen des Hochadels ist es bis heute üblich, daß - häu¬ Alte zur Respektbezeugung in alus an." Innerhalb des fig aus dem Sklavenstand hervorgegangene - Leibdiener Adels drückt man sich je nach Region in kasar oder ma- sich ihren Gebietern kriechend nähern und dabei die aVaaus, außer man richte das Wort an seine Eltern, ältere Stirn auf den Boden pressen. Schon den Staub der Füße Brüder oder an Priester. Der in alus Angesprochene ant¬ des Königs erblicken zu dürfen, ist eine Ehre, geschweige wortet in der Niedrigkastensprache (kasar). Während im denn die Wahrnehmung der ganzen Größe der Person! urbanisierten Denpasar und in Nordbali fast ausschlie߬ Dieser Sinngehalt kommt in der früher üblichen Höflich¬ lich kasar und madya gesprochen wird, verwenden Be¬ keitsadresse an einen König zum Ausdruck, der mit dem wohner der konservativeren Regentschaft Karangasem Titel Bukpadan Cokor I Dewa angesprochen wurde.1' hauptsächlich madya und alus. Unterrichtssprache in Unterwürfig haben sich gemäß adal von Karangasem den Schulen der rasch wachsenden Provinzhauptstadt

12 Denpasar ist kasar, in Ostbali madya. Priester, Lontar- das Augenmerk vorerst auf die Bedeutung des Dorfes leser, Puppenspieler (dalang) und andere klassisch ge¬ und des banjar als korporative Gruppen gerichtet wer¬ schulte Balinesen beherrschen zudem Altbalinesisch. den. Nebst der Familie und der Verwandtschaftsgruppe Altjavanisch (kawi), gelegentlich auch Sanskrit. Auf allen ist der banjardie wichtigste Bezugsgruppe im Leben von Schulstufen wird die indonesische Nationalsprache Ba- commoners. Banjarsmd einerseits klar abgegrenzte Terri¬ hasa gelehrt. Als weitere Idiome lernen die torien innerhalb eines Dorfes (desa adat). In dieser Be¬ Schüler in erster Linie Englisch, manchmal zusätzlich Ja¬ deutung sind banjar Wohnviertel, gewissermaßen die panisch, Französisch oder Deutsch. Nur noch ältere, von Wohnadresse von Dorfbewohnern. Andererseits bilden Niederländern geschulte Balinesen sprechen Hollän¬ banjar als Nachbarschaften sozio-politische Gruppie¬ disch. rungen, denen im Dorfleben bestimmte Pflichten, Rechte und Befugnisse zufallen. In manchen Fällen ist die Zuge¬ hörigkeit zu einem banjar im Sinne einer sozio-politi- 3.3 Weitere Gruppenzugehörigkeiten schen Einheit nicht mit der Aa/i/ai-Wohnadresse iden¬ Wenn auch die balinesische Gesellschaft sowohl durch tisch (schaareman 1986:45 f.). Um der angesprochenen Kasten als auch durch kasteninterne Rangierungen deut¬ Doppeldeutigkeit des Begriffes zu entgehen, soll im fol¬ lich stratifiziert ist, darf nicht außer acht gelassen werden, genden banjar in seiner Bedeutung als sozio-politische daß Balinesen nebst ihrer Zugehörigkeit zu agnatischen Gruppierung verstanden werden. Gruppen mit unterschiedlicher Wertung aufgrund ihres Ursprungs ebenso Mitglieder zahlreicher anderer, ka¬ 3.3.1 Banjar-Gemeinschaft stenübergreifender Gruppen sind. Während die Ge¬ schlossenheit von Abstammungsgruppen vor allem bei Die Mitgliedschaft im banjarsetzt sich aus erwachsenen Gemeinschaftsritualen in ihrem Ursprungstempel zum Männern zusammen, die sich über einen weiblichen Ausdruck kommt, spielen die anderen Gruppierungen Partner- in derRegel eine Ehefrau, manchmal aber auch im Alltag eine wesentlichere Rolle. Im vorkolonialen Bali eine Schwester, Mutter oder Tochter - ausweisen können. warder Lebensbereich von owimo/imhauptsächlich auf Diese Regelung gilt nicht zuletzt deshalb, da einem ban- ihr Dorf (desa) und dessen Untereinheiten (banjar) jar auch geschlechtsspezifische Aufgaben zufallen. Dazu beschränkt, während das Netzwerk des Adels (Priester, zählen beispielsweise die Herstellung und Darbietung Herrscher) überdörflich organisiert war und Großregio¬ von Opfergaben für Tempelzeremonien und für Banjar- nen umfaßte. Die Einbindung der innerhalb eines König¬ sitzungen usw., Aufgaben, die Frauen vorbehalten sind. reiches gelegenen Dorfgemeinschaften erfolgte über kö¬ Verwitwete, Ledige und manchmal auch Neuzuzüger ha¬ nigliche Beamte, die entweder als in der Hauptstadt nie¬ ben nicht allen jSa/ya/tiestimmungen nachzukommen, dergelassene oder durch im Dorf selbst seßhafte Adelige sondern sind lediglich «halbverpflichtet» (selengah ayah- die Implementierung königlicher Edikte zu überwachen an). Alte und Gebrechliche schließlich können sich gänz¬ hatten. Da die Machtposition eines Herrscherhauses lich zurückziehen und sich durch ihre verheirateten Söh¬ nicht zuletzt mit der Größe ihrer co/»/>;o/;

13 Zeremonie mit Gesängen begleiten, andere an einem ri¬ ya/'versammlung werden gemäß dem altindonesischen tuellen Puppenspiel bei Tageslicht (wayang lemah) mit¬ Grundprinzip des musyawarah unluk mufakat. d.h. der wirken. Noch augenfälliger und zeitraubender ist die für Diskussion zur Konsensfindung, einstimmig gefaßt. In ßa/z-ya/mitglieder verpflichtende Mitwirkung bei der der Regel ist die Entscheidungsfindung bereits vor der Beerdigung und Kremation Verstorbener.14 So sind die Versammlung durch ausgiebiges Lobbying vorbereitet Männer angehalten, den kastenkonformen Sarg und des¬ worden, so daß sich der Sitzungsverlauf'in gediegener sen Tragbahre aus Bambus zu erstellen sowie einen reich Würde und Ruhe abwickelt. geschmückten Leichentragturm (bade)zu errichten. Ge¬ mäß dem adalder Schmiede von Marga ist es Pflicht der Manche banjar verfugen über ein ansehnliches Vermö¬ Burschenschaft, den leeren Sarg zur Einäscherungsstätte gen. Dazu zählen Immobilien wieder baiebanjarunddie zu tragen, während die verheirateten Männer des banjar Hahnenkampfhalle (wanlilan). Baie banjarerfüllen nebst den bade, auf dem der Leichnam ruht, zum dorfeigenen ihrer Funktion als Versammlungshaus auch eine Rolle Kremationsplatz bringen. Die restlichen ßa/7/a/-angehö- als informelle Treffpunkte, wo sich die Männer nach geta¬ rigen begleiten den Leichenzug. Aufder Einäscherungs¬ ner Arbeit bei einem Umtrunk und Snack zum Palaver stätte angelangt, wird der Tote in den Sarg überführt, un¬ treffen. Falls erst wenige Bewohner über einen eigenen ter dem vom banjar beschafftes Holz mit einer Fackel TV-Apparat verfügen, haben wohlhabendere banjann ih¬ oder einem Brennglas entzündet wird. Für die eigentli¬ rem Versammlungshaus einen Fernseher stehen. Tags¬ che Einäscherung verbleiben nur die Angehörigen auf über mögen Kinder aufder Terrasse Tischtennis spielen dem Platz sowie einige Männer, denen die vom banjarzu- oder auf banjareigenen Ga«f

14 flächen verschiedenster Art und eventuell nicht genutz¬ dalem endlich ist sowohl der Tempel des Todes als auch ten Landreserven. Innerhalb dieser Grenzen legen die in der chthonischen Mächte, wo u. a. noch nicht vollständig den heiligen Dorfsatzungen (awig-awig)enthaltenen Re¬ purifizierter Verstorbener gedacht w ird. Diesem Tempel geln das Verhalten der Dorfbewohner fest (schaaREMan ist der Dorffriedhof (sema) und ein Kremationsplatz (se- 1986:44). Da im Gedankengut der Dorfbevölkerung das tra) beigefügt. Der Wertung der Kardinalrichtungen ge¬ Dorfterritorium letztlich als Besitz der Götter betrachtet mäß liegt der pura dalem im meerwärts situierten und/ wird, der temporär von Menschen verwaltet und von den oder westlichen Dorfteil. Manchmal ist er vom eigentli¬ Familien bewirtschaftet wird, ist es primäres Ziel einer chen Wohngebiet isoliert gelegen (vgl. Abb. 1: leemann jeden Dorfgemeinschaft, als /laa/rechtsgemeinschaft 1976: 46-48). Auffallend ist. daß der pura dalem. der über die rituelle Reinheit ihres Territoriums zu wachen Friedhof und die Einäscherungsstätte im Besitz des Dor¬ und diese im Falle von Störungen wiederherzustellen. fes sind. Beerdigungen. Kremationen und nachfolgende Handlungen und Ereignisse, welche die Unreinheit des Purifikationszeremonien aber banjarweise durchgeführt Dorfterritoriums und dessen Bewohner zur Folge haben, werden, somit diese Rituale als eines der Bindeglieder bilden Verstöße gegen das adat und beeinträchtigen als zwischen den Institutionen desa und banjar wirken. solche die kosmische Harmonie. Während die Hauptauf¬ Traditioneller Vorsteher eines desa adal ist der bandesa gaben der einem desa untergeordneten banjar in erster adal. Als solcher ist er für die Innehaltung der heiligen Linie im säkularen und sichtbaren Bereich (sekala)We- Dorfsatzungen zuständig und verantwortlich für die gen. so zum Beispiel in der Regelung menschlicher Inter¬ Tempel, in denen die dorfspezifischen Feiern stattfinden. aktionen und in der Erfüllung spezifischer Aufgaben für Bei Unklarheit in der Interpretation verhaltensspezifi¬ die Dorftempel, ist - wie oben angetönt die Institution scher Regeln suchen die Dorfbewohner bei ihm Rat. Kei- desa adat für die magisch-religiöse Domäne zuständig und für die Beziehungen zwischen den Dorfbewohnern und dem Unsichtbaren (niskala)bestimmend. Wenn das desa adal primär symbolische Funktionen hat und die Gesellschaftlichkeit definiert, ist es der banjar. der diese (h und c 1975: 16). produziert geertz geertz i Die Gruppe der Erben von Familienhöfen und zugewan¬ derte Familienvorsteher, die vom desa adat Land für einen pakarangan zugesprochen erhalten haben, bilden l'l'l' I-I- ,|,|, ,i,i. l'1*1> l< Nutzrecht auf landwirtschaftliche Parzellen auf Dorf- » » land als auch der Boden, aufdem sein Familienhof steht, I,l,l, ,|,|, 'l'l'l'l' ins ,|,|, Dorf'gut zurück. Damit kommt deutlich zum Aus¬ _iü 2 l'l'l'l'

druck, daß es die flesagemeinschaft - und nicht etwa der 3 banjar - ist. welche als korporative Gruppe das exklusive Verfügungsrecht über dorfeigenes Land besitzt (schaa- rlman 19 86:82). Zum desa adal gehören aber ebenso die Dorftempel, in denen sämtliche Mitglieder dorfinterner Legende Gruppierungen ihren Göttern huldigen und ihr Weih¬ 1: Pura Puseh wasser (tirta) beziehen. Als Glaubenskongregation ha¬ 2: Pura Desa (Pura Baie Agung) Kahyangan Tiga 3: Pura Dalem ben die Mitglieder der Dorfgemeinschaft ihren religiö¬ 3.1 Friedhof und Kremationsstatte sen in den Tempeln nachzu¬ Verpflichtungen genannten 4 Pun (Palast einer Satria-Famihe) kommen, diese zu unterhalten und Sakralhandlungen zu 4 1 Pemrajan (Tempel einer Adelsfamilie) organisieren. 5: Wantilan: offene Halle für Hahnenkampfe und Vorstellungen 5 1 Altar für Batara Gott der Idealerweise umfassen die Dorftempel drei pura, die ins¬ Bagus Bebotoh.den Spieler 6 Warmgin-Baum (Ficus benjamma) gesamt als kahyangan tiga («die drei Sanktuarien») be¬ 7 Kulkul (Schlitztrommel) zeichnet werden. Es sind dies der purapuseh. der de¬ pura 8: Melanting (Marktplatz) sa (syn. pura baie agung) und der pura dalem." Beim pura 8.1 Pura Melanting (Altar für die Gottheit des Marktes) puseh («Nabeltempel») handelt es sich um den Ur¬ 9: Pakarangan (Familienhof) sprungstempel, in dem die Dorfgemeinschaft ihre purifi- 10: Garten und/oder Felder zierten und vergotteten Ahnen verehrt. Seiner urani¬ 11 Dorfplatz I, II, III, IV, Hauptstraßen schen Wertung wegen liegt er in der «göttlichen Rich¬ tung», d. h. bergwärts und/oder östlich des Dorfkerns. Im

Zentrum des Dorfes - im Spielfeld irdischer und göttli¬ Abb 1 Idealtypischer Grundriß eines sudbahnesischen cher Einflüsse also - befindet sich der pura desa. Der pura Dorfes

15 nesfalls ist die Stellung eines bandesa mit derjenigen über Wasseranrechte innerhalb eines Bewässerungskom¬ eines Gemeindepräsidenten vergleichbar. Denn ein desa plexes, sondern auch zwischen solchen zu schaffen und adatNorsxeher hat keinerlei Machtbefugnisse zur Durch¬ einzuhalten. Konflikte zwischen verschiedenen Subak- setzung von rechtlichen oder politischen Entscheiden. gemeinschaften können dann die Folge sein, wenn in nie¬ Die Macht dazu liegt - wie früher erwähnt - in den Hän¬ derschlagsarmen Jahren flußaufwärts gelegene Bewässe¬ den der ßa/i/a^emeinschaft. rungseinheiten so viel Wasser abzapfen, daß die Wasser¬ Dorfversammlungen (sangkepan desa) finden in der Re¬ zufuhr für tiefer liegende beeinträchtigt wird. In vorkolo¬ gel einmal im balinesischen Monat zu 35 Tagen - falls nialer Zeit wurde zur Schlichtung solcher Streitfalle der möglich im pura baie agung bzw. im pura desa - statt. König oder dessen Statthalter als nicht direkt in Subak- Nebst Routinegeschäften wie Verwaltung und Unterhalt belange involvierter und somit neutraler Schiedsrichter von profanem und sakralem Dorfeigentum, besteht eine angerufen (H geertz und c. GEERTZ 1975:20). Herrscher der Hauptpflichten in der Verteilung der Verantwortlich¬ fungierten aber nicht nur als Schlichter für Bewässe¬ keiten und in der Organisation für die einmal im 210- rungskonflikte, sondern veranlaßten ebenso den Bau und Tage-Jahr stattfindenden «Geburtstagsfeier» (piodatan) die Überwachung königlicher Dämme im Ober- und Mit¬ der Dorftempel, mit welchen die Purifizierung des Dorf¬ tellauf von Flüssen und stimulierten die dafür notwendi¬ territoriums und der ganzen Tempelkongregation ange¬ gen Rituale. Da Naßreis die entscheidende Nahrungsres¬ strebt wird. Auch in diesem Fall regelt das Dorf die reli¬ source wie auch Quell königlicher Revenuen war, hing giös-rituellen Aspekte und delegiert die dazu notwendi¬ die Wohlfahrt der Bevölkerung und der Reichtum der gen vorbereitenden Arbeiten an seine Banjai-gemein- Herrscher in entscheidendem Maß von der Kontrolle der schaften. In Dörfern, in denen die Anzahl der krama desa Wasserzufuhr ab. Machtrivalitäten zwischen Herrschern so groß geworden ist, daß sich Vollversammlungen kaum - so etwa zwischen Mengwi und Badung - drückten sich mehr realisieren lassen, werden Vertreter der Dorfge¬ denn auch oft in Kämpfen um Wasserfassungen aus. meinschaften zu den Sitzungen abgeordnet, so beispiels¬ weise die jSa'i/a/'vorsteher (klian banjar). die Assistenten Da subak oft gemeindeübergreifende Areale abdecken, des bandesa und Tempelpriester (pamangku). setzt sich deren Mitgliedschaft aus Angehörigen ver¬ Dörfer als politisch-administrative Einheiten (ind.: desa schiedener Dorfgemeinschaften zusammen. Mit Aus¬ aV/ia.s, bai.: perbekalan)selzen sich nicht nuraus verschie¬ nahme der Fälle, in denen Dorfrituale vom subak tan¬ denen banjar. sondern oft sogar aus mehreren desa adal giert werden, sind Dorf und subak getrennte ada/rechtli- zusammen. Dabei stimmen die Grenzen der politischen che Institutionen. Besitzt und/oder bewirtschaftet ein Gemeinden nicht immer mit denjenigen von Adaidör- Bauer Parzellen in zwei oder mehreren subak, ist er obli¬ fern überein. Dem kepala desa (ind.) oder perbekel(bai.) gatorisch Mitglied der jeweiligen Bewässerungsgemein¬ fällt die Aufgabe zu, die Implementierung von Verfügun¬ schaften. Unbesehen von Kastenzugehörigkeit und ande¬ gen und Erlassen der nationalen und regionalen Regie¬ ren Statuspositionen, aber auch unabhängig von der rung in seinem Befugnisbereich zu überwachen. Größe ihrer Besitz- und/oder Nutzflächen im subak und ihres Wasseranspruchs, sind alle bei Entscheidungsfin¬ dungen anläßlich verbindlicher Sitzungen gleichberech¬ 3.3.3 Bewässerungsgemeinschaft tigt. Die Höhe der auferlegten Wasserschaftssteuern wie Zu den wichtigsten Institutionen agrarökonomisch/reli- auch die zu erbringenden Dienstleistungen richten sich giösen Charakters in Naßreisgebieten zählen die seit hingegen nach dem Wasserbezug bzw. nach der Fläche über tausend Jahren bestehenden SaAaAgemeinschaften der Bewässerungsparzellen. Vorschriften für die Mit¬ (seka/ia subak). Deren Mitglieder umfassen sowohl alle gliedschaft. Pflichten und Rechte der Mitglieder einer Landbesitzer als auch alle Pfandnehmer, Pächter und SivAaAgemeinschaft sind in Satzungen festgelegt, die aus Teilbauern von Parzellen, die innerhalb ein und dessel¬ Prestigegründen oft im Namen des Königs aufgesetzt ben subak liegen. Ein subak kann als Schwerkraftbewäs¬ oder durch diesen bestätigt worden sind (schaareman serungskomplex definiert werden, der sein Wasser von ei¬ 1986: 121). Sie enthalten nicht nur Klauseln für organisa¬ ner bergwärts gelegenen, gemeinsamen Wasserspeisung torische und technische Bereiche, sondern regeln auch (z.B. von einem durch einen Damm gestauten Fluß) be¬ subakbezogene Sakralbelange. Zu ersteren zählen Vor¬ zieht, dieses über ein ausgeklügeltes Verteilungssystem schriften über die Wasserverteilung, Steuern und andere in die zahlreichen, von Erdwällchen begrenzten, leicht Abgaben, zu erbringende Arbeitsleistungen, Sanktionen geneigten Parzellen leitet und von Terrasse zu Terrasse bei Wasserdiebstählen oder bei Beschädigungen bzw. stufenweise nach unten abfließen läßt. Abhängig von to¬ Vernachlässigungen von Bewässerungsanlagen und Be¬ pographischen und hydrographischen Bedingungen stimmungen zur Schlichtung von Streitigkeiten unterden schwanken die Flächen der gegen 1300 balinesischen Mitgliedern (bundschu 1987: 41). Der sakrale Aspekt subakstark. An steilen Flußböschungen können sie eine einer Siv/>aA"gemeinschaft kommt nicht allein in der regel¬ Hektare unterschreiten, in den Gunstzonen der großen mäßigen Darbietung von Opfergaben und der gemeinsa¬ Alluvialebenen hingegen mehrere Quadratkilometer men Durchführung von religiösen Feiern in Bewässe¬ große Bewässerungseinheiten umfassen. Da die einzel¬ rungstempeln zum Ausdruck, sondern auch darin, daß - nen, von einem Fluß gespeisten subak oft wiederum un¬ ähnlich wie im Falle des desa adat - eine Verletzung der tereinanderverbunden sind, gilt es. nicht nur Regelungen 5L'/)aAsatzungen als Verstoß gegen die göttliche Ordnung

16 gewertet wird und die kosmische Harmonie zu destabili¬ kommt somit die Einbindung des Balinesen in ein Kol¬ sieren droht: Bei Verfehlungen eines Individuums wer¬ lektiv zum Ausdruck, dessen Bestreben es ist, durch den negative Konsequenzen, wie beispielsweise Mißern¬ aa'a/konformes Handeln innerhalb definierter Grenzen ten, für die ganze Gemeinschaft befürchtet. Profanes und Sakrales in Einklang zu bringen und somit Ausschlaggebendes Organ der S/'/jaAgemeinschaft ist zu harmonisieren. die Mitgliederversammlung. Im Verhinderungsfall ist das Mitglied angehalten, einen Stellvertreter zu bestim¬ Anmerkungen men. Sitzungen finden entweder routinemäßig einmal im

oder werden nach Bedarf bei anfal¬ ' 35-Tage-Monat statt Auch die Gesellschaftsorganisation der sasak boda-Dorfer lenden Geschäften anberaumt. Ort der Zusammenkunft auf der östlichen Nachbarinsei Lombok weist verwandte ist der Subaktempel. Dem von den Mitgliedern gewähl¬ Merkmale mit den bali aga auf. ohne daß zwischen den bei¬ ten oder im Rotationsverfahren bestimmten Vorsteher den direkte Beziehungen bestanden hatten. Innerhalb von Lombok selber die bis über (klian subak)stehen verschiedene Assistenten zur Seite. liegen heutigen /Agasiedlungen 80 km isoliert voneinander in unterschiedlichen Natur¬ Zu den Aufgabenbereichen des Siv/>aA-vorstehers zählen ganz landschaften. Nur die wenigsten auf der Nordabdachung der die der und deren Einberufung Mitgliederversammlung zentralen Gebirgskette lebenden boda (sasak aga) wissen Leitung. Er führt die Mitgliederliste und registriert Grö¬ um die Existenz anderer Bodadorfer an der auf dem Land¬ ße und Lage der Parzellen sowie deren Besitzer bzw. Be- weg schwer zugänglichen südwestlichen Küste (LEEMANN wirtschafter. Zu seinem Pflichtenheft gehört ferner die 1989:9-20). Überwachung von Arbeiten am subak und die Organisa¬ Vgl dazu den Prozeß der Entwicklung von Nutzrechtender tion von Patrouillengängen zur Überprüfung der Einhal¬ Bauern auf Land in Kommunalbesitz bis hin zum Privatei¬ an Boden (SUDIYAT 1981 1 tung zugesprochener Wasserlimiten. Da staatlich initiier¬ gentum -5). 1 te landwirtschaftliche Modernisierungsprogramme vor Es kann der Fall sein, daß sich Bewohner von Bergdorfern allem auch den Naßreisanbau tangieren, zeichnet ein kli¬ gelegentlich als Angehörige mehrerer Abstammungsgrup¬ pen ausgeben an subak ebenso für die Implementierung von Regie¬ : rungserlassen durch die 5L'/>aAgemeinschaft verantwort¬ Vgl. analog dazu die volksetymologische Mißinterpretation des Wortes boda durch «fortschrittliche» sasak. die «boda* lich. Bei Verstößen gegen die SaAaAsatzungen legt der vom indonesischen Wort bodoh (dumm) oder gar vom Sa- subak die das Strafmaß klian und/oder Versammlung sakwort buduh (verruckt) herleiten. Ähnlich diskriminierend fest. In der Regel handelt es sich um Geldbußen, im Ex¬ ist die Gleichsetzung von sasak boda mit «Waldmensch» tremfall um den Entzug des Wasserrechts (bundschu oder «Bergmensch». 1987: 43 f.). Die Versammlung selbst befindet über Pla¬ bedaulu (syn: beda muka) «verschiedenes Gesicht», nung und Realisierung von Arbeiten an Bewässerungs¬ Nachkommendes Dalem Bedaulu tragen bis heute den Na¬ installationen, die Ausbesserung von Terrassen, das men Muka. Timing der Naßreiskultivierung und organisiert die Vor¬ ' Schriftliche Hinweise zur /Wa/apafi/t-Zivilisation finden sich bereitung religiöser Gemeinschaftsrituale. Sie bespricht in dem in Versform geschriebenen Werk Nagarakretagama. verfaßt vom Poeten und MPU auch Anpassungen der SubakSatzungen an veränderte |avanischen Historiographien PRAPANCA in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine externe Rahmenbedingungen. weitere Quelle ist das etwas spater, wahrscheinlich zwischen 1478 und 1486 in Prosa geschriebene Pararaton (SLAMET- Der sekaha subak bezieht seine Einkünfte aus Eintritts¬ MULYANA 1979). beiträgen von flächen- bzw. Neumitgliedern, wasseran- wauh rauh (bai.) - -soeben angekommen». Auf Lombok ist teilsbezogenen Jahresbeiträgen sowie von außerordent¬ Dang Hyang Nirarlha unter dem Namen Dang Hyang Sangu- lichen Abgaben. Weitere Einkünfte fließen aus Bußengel¬ pati. auf Sumbawa unter dem Namen Pangeran Semeru dern und Freikaufbeiträgen von Mitgliedern zu. die ihren bekannt. Anteil am Gemeinschaftswerk nicht durch eigene Ar¬ 6 Je nach Quelle variieren Zahl und Namen der Tochter und beit, sondern monetär abgelten. Anfallende Arbeiten im Sohne von Dang Hyang Nirarlha. Unterschiede in den Na¬ men können sich daraus daß bei engeren Bereich der Bewässerung werden von einer spe¬ beispielsweise ergeben, Priesterweihen (resi yadnya) Personen einen neuen Namen ziellen Wasserschaftsgemeinschaft (sekahayeh)wahrge¬ annehmen nommen, der ein pekaseh vorsteht. S;//)a/Lmitglieder, die 3 disengguh padanda (bai) «mit dem Priester verwechselt». dieser Wasserschaftsgemeinschaft nicht angehören, Somit druckt der Name der Titelgruppe sengguhu die Ver¬ durch den erbrachte Arbeiten kompensieren sekahayeh wechslung aus. 1986: mit einer Wassersteuer (sawinih) (schaareman c Die Version zur Titelgruppenbildung der sengguhu. wie sie 121). Die Einnahmen der SL'/>aAgemeinschaft fließen vom balinesischen "Forschungsteam zur Geschichte von dem Sa/>aAfonds zu. Zum Vermögen zählen die materiel¬ Ida Dang Hyang Nirarlha- vorgelegt wird, unterscheidet sich le Infrastruktur des Bewässerungskomplexes (sofern sie von obiger Fassung in Zeit und Ort. nicht aber in der Kernidee nicht Staatsbesitz ist) sowie technische Gerätschaften. der Verwechslung eines sudra mit einem javanischen Brah¬ als und der der Falls einem Subaklempe] Felder (laba pura) zugespro¬ manenpriester Heilsbrmger Zuerkennung Leitung von Zeremonien zur Beschwichtigung chthonischer chen sind, werden Teile der Erträge anläßlich spezifi¬ Machte (upacara percaruan) an die genannte Titelgruppe. scher redistribuiert. Dem Zweck Tempelfeiern gleichen Gemäß Deutung des Forschungsteams soll der javanische dienen Abführungen eines gewissen Ernteanteils an die Priester Dang Hyang Niranha auf seiner Missionierungsreise Bewässerungsgemeinschaft. Auch in agraren Belangen durch Bali. Lombok und Sumbawa(15/16. Jahrhundert) im

17 Dorf Kapal haltgemacht und von dessen bandesa vernom¬ GEERTZ. C (1959): Form and Variation in Balinese village men haben, daß / Guto - ohne Priester zu sein - puja wall- structure. In: American Anthropologist. 61. 991 -1012. im Sada vorzustehen Daraufhin Zeremonien pura pflege. GEERTZ. H and GEERTZ, C (1975) Kinship in Bali. Chicago. hätte ihm Dang Hyang Nirarlha die Leitung gottbezogener London. Rituale (dewa yadnya) strikte untersagt. / Guto und seinen Nachkommen aber erlaubt, als sengguhu Zeremonien zur GUERMONPREZ, J.-F. (1980) L'organisation villageoise a Beschwichtigung von Dämonen fuhren zu dürfen. Bah. ln:ASEMI. XI. 1-4.37-54, " Der Vorsteher des Kantor Agama Hindu in Denpasar be¬ GUERMONPREZ, J.-F (1984) Les Pande de Bah La Forma¬ für damit, daß es zu gründet das Huhnerfleischfaou padanda tion d'une Caste et l'imaginaire d'un Titre, Paris. vermeiden gelte, daß der schlechte Charakter gackernder und streitsuchtiger Huhner auf den Priester übergehe. Posi¬ HANNA. W.A. (1976) Bali Profile People. Events. Circum- tiver ist die balinesische Wertung von Enten, die als friedlie¬ stances(1001 -1976), New York bende und kluge Tiere eingestuft werden. HOBART. M (1980) Ideas of Identity The Interpretation of 12 (bat): «Staub des Fußes». Die Bedeu¬ bukpadan gleiche Kinship in Bali. Denpasar tung wohnt der aus der Kawisprache stammenden An¬ sprechformel für hohe Persönlichkeiten: paduka inne, wort¬ HOWE, L E A (1989), Hierarchy and Equahty Variations in lich übersetzt «Schuh- Cf zur Regierungszeit Soekarno: Balinese Social Organization, In: Bijdragen tot de Taal-, Land¬ ¦Paduka Yang MuliaPresiden» oder wahrend der Kolonialzeit en Volkenkunde, 145/1.47-71. für den niederländischen Residenten: 'Paduka Kan/eng KORN. V E. (1932), Het Adatrecht von Bah. s-Gravenhage Juan BesarResiden- "Ein adafbewußter Balinese hat «drei Lehrern der Weisheit- LEEMANN. A.( 1976): Bali - Auswirkungen des Palinesischen (tnguru wisesa) die Ehre zu erweisen: seinen Eltern. Lehrern Weltbildes auf verschiedene Aspekte der Kulturlandschaft und dem Herrscher (bzw. der Regierung). und auf die Wertung des Jahresablaufs. In: Ethnologische Zürich. II, "¦ Zeitschrift 27-65. Beim Ableben eines commoners fällt das ganze Dorf in den Zustand der Unreinheit (sebel). im Falle des Hinschiedes LEEMANN. A (1979) Bali. Innsbruck. Frankfurt a M eines Adeligen sogar eine ganze Region Im ostbalinesi- LEEMANN, A. (1989): Internal and External Factors of Socio- schen Dorf Jangu etwa dauert diese Zeitspanne der Unrein¬ cultural and Socio-economic Dynamics in Lombok (Nusa heit 25Tage.wahrend dereine ganze Reihe religiös-ritueller Tenggara Barat), Zürich Veranstaltungen tabu sind nyepi «ruhig sein». Am nyep/-Tag darf kein Inselbewohner ROLL.W und LEEMANN. A (1987), Agrarprobleme auf Lom¬ seinen Familienhof (und kein Tourist sein Hotel) verlassen bok. Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialstruktur in Nyepi. der Tag physischer Inaktivitat. ist der Tag der Einkehr Nusa Tenggara Barat. Indonesien. Hamburg. und Besinnung und leitet das neue Jahr ein. Da nach land¬ SCHAAREMAN, D (1986): Tatuhngga Tradition and Conti- läufiger Auffassung die Leidenschaften und Krankheiten die nuity. An in Ritual and Social Organization in Menschen in Form von Hitze heimsuchen, ist es am balinesi¬ Investigation Bah. Basel schen Neujahrstag bei Strafe verboten. Feuer zu entfachen " Gelegentlich -wie etwa im Falle des Dorfes Sempidi - sind SCHULTE NORDHOLT. H. (1986): Bah: Colonial Conceptions der pura puseh und der pura desa in einem Tempel zusam¬ and Political Change 1700-1940. From Shifting Hierarchies mengefaßt to «fixed Order«. In: casp. 15 SLAMETMULYANA(1979):Nagarakretagamadantafsirseja- rahnya, Jakarta Literatur SUDIYAT. I (1981) Hukum Adat. Sketsa Asas, Yogyakarta. ALISJAHBANA, ST. (1966): Indonesia Social and Cultural SUGRIWA, I G Babad Pasek, Revolution, Kuala Lumpur. Singapore, London. Melbourne. Bgs (1990): Denpasar

BUNDSCHU. I (1987): Kooperation und landwirtschaftliche SWELLENGREBEL. J.L ed (reprint 1984): Bali Studies in Entwicklung auf Bali/Indonesien. Hamburg. Life, Thought, and Ritual. Dordrecht. Cinnaminson.

18