68. Jahrgang August 2019 8

Zeitschrift des Bürger- und Heimatvereins Nienstedten e.V. für Nienstedten, und Hochkamp

Die „Warteschule“ in der Thunstrasse Siehe Seite 2 Zum Titel Unsere Öffentliche Bücherei in der „Warteschule“ Hermann Renners Im letzten HEIMATBOTEN haben bracht hatte. 1928 zählte man be- 1990 sogar 48.000 Bücher, von Sie erfahren, dass Kommerzienrat reits 451 Bände. Später standen für Musik- und Sprachkassetten ganz Hermann Renner nicht nur Spender Neuanschaffungen sage und schrei- abgesehen. Die Anzahl der Leser der Turnhalle für die Schule Schul- be jährlich 50 Mark zur Verfügung. war unter Frau Warnholtz in den Jah- kamp, sondern auch der Warte- Von dort wanderte die Bücherei in ren auf 1.800 gestiegen. Unterstützt schule in der Nienstedtener Straße das frühere Gemeindehaus, danach wurde sie von den Damen Kießling 18, Ecke Thunstraße war, die er in die Schule am Schulkamp und und Pfannkuch, die übrigens ehren- 1912/13 vom Architekten Heinrich später in großzügige Räumlichkei- amtlich tätig waren. Sicherlich lag Eggerstedt erbauen ließ. Sinn die- ten in der Kurt-Küchler-Straße. Und der Erfolg darin begründet, dass ses Gebäudes war, Kinder zu be- von dort dann – nach einem weite- sich Gisela Warnholtz und die bei- treuen, die wegen ihres Alters noch ren Zwischenaufenthalt in der Schu- den Damen liebevoll und kompetent nicht zur Schule durften. Ab 1923 le Schulkamp – in die „Warteschu- um jeden großen und kleinen Leser erfolgte der Umbau des Hauses le“ in der Thunstrasse. kümmerten und fast alle Leserwün- für den Sitz eines Gemeindebüros. Hier wirkten von 1962 bis 1967 sche durch Beschaffung der Bücher 1938 wurde hier die „Dienststel- die Diplombibliothekarin Fräulein aus der Zentralbibliothek erfüllen le zur Sicherung einer volksnahen Brenske und ihre Helferin, Fräulein konnten. Dazu kann Jürgen Pfuhl Verwaltung“ eingerichtet. Schließ- Marsian, an 4 Tagen in der Woche, aus eigener Erfahrung etwas beitra- gen (siehe Seite 8).

Nachdem Frau Warnholtz im März 1994 nach fast 23 Jahren Tätigkeit in den verdienten Ruhestand ging, übernahmen Frau Staudinger und Frau Seibolt die Leitung der Büche- rei. Unvergessen für manchen Nien­ stedtener ist ihre Verabschiedung am 31. März, auf der besonders ihr persönliches Engagement gewür- digt wurde. Ab 1999 waren noch Frau Hoff und Frau Assmann tätig und haben im Sinne ihrer Vorgänge- rin die Leser beraten und Bücher zu speziellen Themen besorgt. lich zog die Polizei ein, gefolgt Hier und jetzt trat ab 1971 Gisela Erst im Jahre 2003 wurde unsere von der Öffentlichen Bücherei und Warnholtz in Erscheinung. Sie hat- öffentliche Bücherhalle Nienstedten unserem Bürger- und Heimatverein, te sich auf Grund einer Anzeige für leider geschlossen, denn bereits bis schließlich 2007 die Hermann- die Stelle als Leiterin der Buchausga- 1983 war angedacht, in Renner-Stiftung der Stadt das Haus bestelle Nienstedten beworben. Als sechs Stadtteilbüchereien zu schlie- abkaufte und ganz zum Wohnhaus ausgebildete Diplombibliothekarin, ßen. Etwas wehmütig denken wir an umfunktionierte. die aus persönlichen Gründen nie die vielen netten Begegnungen und Aus einem Versammlungsbericht des ihren Beruf ausüben konnte, hauch- Gespräche zurück und an die still Heimatboten vom Juli 1910 geht te sie der Bücherei neues Leben ein. umherwuselnden Kinder in diesen hervor, dass unser Verein im alten, Die Zahl der Ausleihen stieg von kleinen aber gemütlichen Bücher- ersten Schulgebäude in der Hassel- 3.500 Büchern im Jahre 1969 be- stübchen mit den alten gusseisernen mannstraße / Sieberlingstraße eine reits auf 10.000 im Jahre 1972, Zentralheizungskörpern. kleine Vereinsbibliothek unterge- erreichte 1974 bereits 40.000 und Text und Foto E. Eichberg

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2 Der Heimatbote Der Heimatbote Herausgeber: Bürger- und Heimatverein Nienstedten e.V. für Nienstedten, Klein Flottbek Sprechstunden an jedem letzten Donnerstag im Monat ab 19.00 und Hochkamp Uhr in der Geschäftsstelle Nienstedtener Straße 33 Tel. 33 03 68 (Detlef Tietjen) Fax 32 30 35 „Nienstedten-Treff” an jedem zweiten Donnerstag im Monat um E-mail [email protected] 19.00 Uhr im Marktplatz, Nienstedter Marktplatz 21 Internet: www.nienstedten-hamburg.de

Vorstand: Peter Schulz Veranstaltungen des Bürger- und Heimatvereins Peter Schlickenrieder

Redaktion dieser Ausgabe: Gabriele Pfau ([email protected]) Ein Abend bei Ladiges Peter Schlickenrieder Die gemütlichen Abende in den letzten Jahren bei Karin und Joachim Geschäftsstelle: Ladiges in ihrem schönen alten Bauernhaus mit dem Privatmuseum wa- Nienstedtener Str. 33 22609 Hamburg ren sehr beliebt. In diesem Jahr wollen wir – nach einem Jahr Pause - dort wieder ein Sie finden Nienstedten im Internet: www.nienstedten.de paar gemütliche Stunden gemeinsam verbringen. Im vergangenen Jahr hatten die Kinder das alte Bauernhaus übernom- Das Heimatboten-Archiv im Internet: https://hb2.nienstedten-hamburg.de/ men und von Grund auf saniert und renoviert. Wir freuen uns, dass Britta Ladiges-Albrecht und ihr Mann Christoph Nicht alle Beiträge entsprechen der Mei­ Albrecht die Leitung des Abends übernehmen werden, natürlich mit nung der Redaktion bzw. der des Vorstan­ des. Für alle veröffentlichten Beiträge über- Unterstützung von Karin und Joachim Ladiges. nimmt die Redaktion ausschließlich pres­ segesetzliche Verantwortung. Die Kürzung zugesandter Beiträge behält sie sich aus­ Für das leibliche Wohl ist – wie immer - gesorgt: Würstchen, Kartoffel- drücklich vor. salat, Bier und andere Erfrischungen werden angeboten. Redaktionsschluss am 10. des Vormonats. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Wann? Mittwoch 11. September, 18.00 Uhr

Der Verkaufspreis ist durch Wo? Hasselmannstrasse 18 den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Kosten? 10,00 Euro – als kleiner Beitrag für Speis und Trank Wir freuen uns über jeden (bitte vor Ort möglichst passend) Beitrag unserer Leser.

Konto: Wegen der Planung bitte bis spätestens Mittwoch 4. September bei Hamburger Sparkasse IBAN: DE44200505501253128175 Peter Schulz zusagen. (Tel.: 825988). Die Teilnehmerzahl ist aus Platz- BIC: HASPDEHHXXX gründen begrenzt.

Verlag, Anzeigen und Herstellung: Soeth-Verlag Ltd. Wiedenthal 19 23881 Breitenfelde Wir gratulieren herzlich Tel.: 04542 906 25 30 den „Geburtstagskindern” unter unseren Senioren und wünschen ihnen für Fax: 04542 906 25 33 E-Mail: [email protected] das neue Lebensjahr alles Gute, vor allem Gesundheit. www.soeth-verlag.de Titel: E. Eichberg Hans H. Euler Birgit Heidtmann Uwe Johannsen Horst Kreth Wenn es um Ihre Anzeige geht ... Christa Laedtke Klaus Lebender Heidi Ponik Peter-Michael Schilke Verlag Satz Druck kalenDer Irmintraud Schubert Jörg-Michael Schuster Henning Stegmann Eva Stüdemann Wiedenthal 19 • 23881 Breitenfelde Tel. 04542-906 25 30 Rita Timm Heinrich von Rantzau Fax: 04542 906 25 33 [email protected] • www.soeth-verlag.de Holger Weidmann Robert Weymar

Der Heimatbote 3 Aus dem Vereinsleben Protokoll der Jahreshauptversammlung des Bürger- und Heimatvereins Nienstedten e.V. am 26. Juni 2019 (Zusammenfassung) 1. Begrüßung. Abschließend stellt Schlickenrieder Karin Caulier als Der Erste Vorsitzende Peter Schulz eröffnet die Ver- neue Beisitzerin vor. sammlung und dankt dem Verein der Freunde des 4. Kassenbericht. Jürgen Pfuhl stellt in Vertretung der Jenischparks für die freundliche Überlassung des Kassenführerin die Jahresabschlüsse 2017 und 2018 Parkwächterhauses. Anwesend sind achtzehn stimmbe- vor. Letzterer ist bisher nur von einem der beiden Kas- rechtigte Mitglieder und damit ist die Beschlussfähig- senprüfer durchgesehen worden. Es gab keine Bean- keit gegeben. Die Einladung war fristgemäß in der Ju- standungen. Die zweite Prüfung wird nachgezogen ni-Ausgabe des Heimatboten veröffentlicht worden. erfolgen. Die Kassenführung für beide Jahre wird ein- Zur Tagesordnung wurden keine weiteren Anträge ein- stimmig entlastet, unter der Voraussetzung, dass die gereicht. Die Anwesenden erheben sich zu Ehren der zweite Prüfung für 2018 ebenfalls keine Beanstandung Verstorbenen von ihren Sitzen. ergibt. 2. Das Protokoll der Hauptversammlung des Vorjahres wurde im Heimatboten Juli 2018 veröffentlicht. Es 5. Entlastung des Vorstandes. Der Vorstand wird ein- wird einstimmig angenommen und genehmigt. stimmig entlastet, bei Enthaltung der Betroffenen. 3. Jahresbericht. Der Zweite Vorsitzende Peter Schli- 6. Wahlen. Als Wahlleiter fungiert Herr Ackermann. ckenrieder trägt den Jahresbericht 2018 vor. Er dankt Gewählt werden en bloc und per Akklamation folgen- allen Mitgliedern, die dem Verein die Treue gehalten de Beisitzer: haben durch pünktliche Zahlung des Vereinsbeitrags, Wiederwahl: Gabriele Krug-Brayshaw, Ekkehard Eich- durch Spenden, durch tat kräftige Mitarbeit, aber auch berg (in Abwesenheit), Jürgen Pfuhl. durch Beiträge für den Heimatboten oder durch Anre- gungen oder Kritik. Neuwahl: Karin Caulier. Auch im vergangenen konnte der Verein seinen Mit- Die sich zur Wahl stellenden Beisitzer werden ein- gliedern wieder Zahlreiches bieten. Man traf sich bei stimmig, bei Enthaltung der Betroffenen, gewählt und gemeinsamen Aktivitäten wie „Hamburg räumt auf“, nehmen die Wahl an, Ekkehard Eichberg hatte bereits Besichtigungen, Vorträgen, Ausflügen oder einfach zugestimmt. zum Klönen. Für das laufende Jahr sind weitere Akti- vitäten geplant und werden rechtzeitig im Heimatbo- 7. Diskussion, Wünsche und Anregungen. Die Teilneh- ten veröffentlicht. Der Heimatbote erschien pünkt- mer diskutieren etliche Themen aus dem Umfeld Nien­ lich jeden Monat, dank des Engagements von Gaby stedtens und Wünsche für die weitere Vereinsarbeit, Pfau und ihres Teams. Der monatliche Stammtisch, der u.a.: Verlauf der sogenannten „Veloroute“, Pflege der Nienstedten-Treff, erfreut sich großer Beliebtheit. Immer Rosenbeete, Baumstumpf gegenüber Eisdiele, Park- mehr Mitglieder und Nicht-Mitglieder treffen sich jeden platz am Bahnhof Hochkamp, MOIA für Nienstedten zweiten Donnerstag im Monat im Restaurant Markt- sowie Ideen für weitere Aktivitäten. Der Vorstand wird platz zum Gedankenaustausch bei Bier, Wein, Ente die einzelnen Punkte für seine Arbeit aufgreifen. oder Fisch. Der Vorstand

Aus dem Ortsgeschehen DLRG, direkt vor unserer Tür. Geht man von Teufelsbrück auf dem ges Gebäude auf mit einem großen Fremdkörper in der Reihe der herr- Elbuferweg in Richtung Blankenese, Mast im Vorgarten. Ein Klinkerbau schaftlichen Häuser entlang der fällt einem nach einigen hundert im Stil der 50er Jahre, eng an eine . Übergroß ist auf seiner Front Metern rechterhand ein eigenarti- große Villa geschmiegt, fast ein zu lesen: DLRG. Hier befindet sich

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4 Der Heimatbote die Zentrale der Deutschen-Lebens- ten Überblick über den Strand von Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Bezirk Wittenbergen. Im Inneren gibt es Altona. einen separaten Sanitäts- und Funk- Gegründet wurde die DLRG 1913 raum, Ruheplätze für acht Personen in Leipzig in Erinnerung an ein und sogar eine Küchenzeile. In der schweres Unglück ein Jahr zuvor Saison von Mai bis September be- auf Rügen, bei dem ein Teil einer obachten hier die Wasserretter den Seebrücke einstürzte und fast 100 Strand und die Elbe um zur Stelle Menschen in den Fluten der Ostsee zu sein, wenn Menschen Hilfe brau- versanken. Achtzehn Personen fan- chen. Das können in Not geratene den den Tod. Damals konnte nur ein Wassersportler sein, aber auch Per- Kurs „Ab ins Wasser“ sehr geringer Teil der Bevölkerung sonen mit kleinen und großen Verlet- schwimmen oder war in der Lage, zungen beim Strandleben. Erste Hilfe zu leisten. So ertranken Neben der Wasserrettung gibt es in dieser Zeit in Deutschland etwa ein breites Angebot „rund ums 5000 Menschen jährlich. Wasser“. Das geht vom Anfänger- Hauptziel der DLRG war und ist, schwimmen über Wassergymnastik Menschen vor dem Tod durch Ertrin- bis hin zur Ausbildung zum Ret- ken zu bewahren. „Jeder Mensch tungsschwimmer oder Taucher. In ein Schwimmer, jeder Schwimmer Kooperation mit Kitas sollen schon ein Rettungsschwimmer“ war das die Kleinsten an das nasse Element Motto bei der Gründung 1913. gewöhnt werden. Man kann unter Seitdem ist es gelungen, die Zahl fachlicher Aufsicht sein „Seepferd- der jährlichen Todesfälle um 90% chen“ machen und später die Ju- Die sandigen Elbstände im Western der zu senken und die Zahl der Schwim- gendschwimmabzeichen. Für Er- Stadt und Teile des Hafens gehören zum Einsatzgebiet der Altonaer Wasserretter mer auf fast 80% der Bevölkerung wachsene gibt es die Ausbildung und ihrem „Greif G5“ zu steigern. Dieses System der Auf- und Prüfung für die Schwimmpässe (Foto: Britta Lamprecht) klärung, Schwimm – und Rettungs- in Bronze, Silber und Gold. Erste- schwimmausbildung sowie Wasser- Hilfe-Kurse und weitere Spezialaus- rettung auf ehrenamtlicher Basis ist bildungen ergänzen das Angebot weltweit einmalig. für Wasserbegeisterte und die, die Heute hat die DLRG in der Bundes- es noch werden wollen. republik knapp 880.000 Mitglieder Um mobil zu sein und im Notfall und Förderer und ist damit die größ- schnell vor Ort sein zu können ste- te freiwillige Wasserrettungsorgani- hen den Mitarbeitern einige Spezi- sation der Welt. In über 2000 ört- alfahrzeuge und –boote zur Verfü- lichen Gliederungen sind dafür fast gung. ausschließlich ehrenamtliche Helfer Kontakt: DLRG Bezirk Altona e.V. tätig. Der Landesverband in unserer Carl-Osthoff-Haus 351 Hansestadt besteht aus sieben Be- Altonas neues Motorrettungsboot Tel.: 25 48 06 05, „Greif 1“ ist zwar nicht ganz neu, zeichnet zirken und hat über 20.000 Mitglie- [email protected] sich aber durch hohe Seetüchtigkeit aus. der. Altona mit seiner Zentrale an P. Schlickenrieder (Foto: Manuel Miserok) der Elbchaussee ist mit rund 1300 Mitgliedern der größte. Wegen der Nähe zur Elbe mit ih- ren vielfältigen Gefahren hat die sogenannte „Wasserrettung“ hier eine besondere Bedeutung. Dazu gehört die jüngste und modernste Station für den Wasserrettungs- dienst in Wittenbergen. Sie ersetzt die marode Bretterbude, in der die ehrenamtlichen Wachgänger 30 Jahre ohne jeden Komfort wie Toi- lette, Dusche und fließend Wasser ihren Dienst versehen haben. 2015 wurde sie aus acht Containern zu- sammengesetzt und bietet einen gu- Die jüngste DLRG-Station in Wittenbergen (Mark Koops)

Der Heimatbote 5 Grünzeug an der Elbe Leben an der Bordsteinkante In Nienstedten sind noch etliche Fußwege mit Sand be- Anpassungskünstler wie die Strahlenlosen Kamille pro- streut, die von hübschen Kantsteinen aus rotem oder fitierten von der beginnenden Ära des Ferntourismus: grauem Granit eingefasst sind. Diese - häufig ungestör- Ihre klebrigen Samen fuhren einfach an den Schuhen ten - Biotope kommen bei Pflanzenarten mit beschei- der Passagiere mit und eine Tagesreise genügte, um denen Ansprüchen gut an. Natürlich wüssten sie auch von Berlin nach Hamburg zu gelangen. bessere Gegenden zu schätzen, aber anders als den Natürlich sind auch heimische Bordsteingewächse meisten anderen Pflanzen machen ihnen Tritte, beton- reiselustig, aber mit den schlappen 300 Kilometern harter Boden, Hitze und Trockenheit wenig aus. So un- zwischen Hamburg und der Hauptstadt gibt man sich scheinbar sie auch aussehen, viele dieser Opportunis- heutzutage nicht mehr ab. Wozu gibt es denn Langstre- ten haben so ihre Geheimnisse, und manche spiegeln ckenflüge und den weltumspannenden Schiffsverkehr? sogar die Verkehrsgeschichte wider. Mindestens 10.000 Kilometer müssen es schon sein, so Wohl jeder hat schon mal die Strahlenlose Kamille wie im Fall des Niederliegenden Mastkrauts (Sagina (Matricaria discoidea) bemerkt, die sich an jedem Stra- procumbens), einem Nelkengewächs, das wie Moos ßenrand zwischen den Ritzen der Bordsteine findet. die Ritzen begrünt. Seine zahllosen feinen Samen lässt Reibt man sie zwischen den Fingern, duftet sie zwar es mit dem Regen fortspülen, die rinnsteinabwärts neue nach Kamille, doch ein kostenloser Ersatz für unsere Standorte besiedeln können. Heilpflanze ist sie nicht, weil ihr die Wirkstoffe fehlen. Aber sie haften auch an Schuhen oder Kleidung. Nur Ihre Heimat ist Nordostasien und das westliche Nord- so ist es zu erklären, dass es das Mastkraut bis auf amerika – bis sie um 1850 dem Botanischen Garten in das einsame Vulkan-Eiland Gough Island inmitten des Berlin-Schönefeld entfleuchte. Südatlantiks verschlagen konnte. Vermutlich haben For- Dass die Strahlenlose Kamille schon ein halbes Jahrhun- scher es in den 1990er Jahren dorthin verschleppt. dert später im ganzen Land wuchs, blühte und gedieh, Leider ist das Kraut dort extrem unerwünscht, denn es verdankte sie einem damals höchst modernen Verkehrs- bringt das einzigartige Insel-Ökosystem durcheinan- mittel: Der Bahn. Denn das Eisenbahnnetz wurde ab der. Darum versucht man, es wieder auszurotten. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts in großem Tempo ausge- das dürfte bei einer Pflanze, die sich aus Bruchstücken baut; bereits 1899 durchzog ein dichtes Geflecht aus vermehren kann, so viele Samen hervorbringt und so über 39.000 Kilometern Schienen das Deutsche Reich. anspruchslos ist, dass es selbst unsere eher lebensfeind- Wochenlange bandscheibenschädigende Reisen mit lichen Bordsteinritzen bevölkert, Jahrzehnte dauern. der Postkutsche waren damit endlich passé, und auch Fotos und Text: Andrea Pfuhl

Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea) Niederliegendes Mastkraut (Sagina procumbens) Lesehinweis „Max und Consorten“ im „Niemandsland“ Erinnern Sie sich? Ende 2014 er- sche Besatzer und Einwohner, die schen in der Zeit von 1946 bis in schien der Roman „Niemandsland“ sich trotz des Fraternisierungsver- die fünfziger Jahre sind auch der von Rhidian Brook. Er spielt in den bots im Alltag oft mehr als nur ar- Hintergrund des autobiographisch Elbvororten in den Nachkriegsjah- rangieren. geprägten Romans „Max und Con- resjahren, Protago-nisten sind briti- Nienstedten, Blankenese, Othmar- sorten“ von Franz Wauschkuhn.

6 Der Heimatbote Doch das Thema des renommier- Dies wiederum treibt Max‘ Mutter zu Franz Wauschkuhn ten Journalisten ist ein anderes: massiven Gegenmaßnahmen, die Max und Consorten Nach dem Zusammenbruch des durchaus außergewöhnlich und – 420 Seiten, Euro 22.00, Dritten Reichs sind Nazis und na- meist – erfolgreich sind. Osburg Verlag tionalsozialistisches Gedankengut ISBN: 978-3-95510-181-7 nicht verschwunden, auch nicht in Wauschkuhn präsentiert einen bun- Regina Harten den Elbvororten. Selbst wenn Max, ten Strauß trauriger und lustiger Sohn einer Halbjüdin, eine auch Geschehnisse. Für uns im Einzugs- glückliche Kindheit erlebt, erfährt bereich des Bürgervereins ist es be- er doch rassistische Ablehnung, sonders interessant, wenn Orte wie etwa durch Kinder, die von ihren das Hotel Jacob, der Ziegeleiteich, Eltern aufgehetzt werden, durch der Statthalterplatz und so weiter Erwachsene, darunter auch Lehrer. den Hintergrund bilden. Und wer Der Leser durchlebt mit Max, seinen einmal etwas mit der Schlee-Schule Brüdern, der Mutter, die nicht bereit zu tun hatte, wird sich über den Ab- ist, zu vergeben und zu vergessen, schnitt über das Schullandheim mit den Alltag mit kaum vorstellbarer Fußballplatz und Eisdiele um die Enge in zwangsbewirtschafteten Ecke in Nieblum auf Föhr freuen. Wohnungen, mit dem Kampf um Doch unabhängig von der uns ver- Lebensmittel, aber auch mit Spiel trauten Szenerie der Geschichte(n): und Spaß der Kinder (und einiger Es bleiben menschliche Verhaltens- Erwachsener). weisen im Gedächtnis, die man so Immer wieder zeigt sich, dass der nicht unbedingt erwartet hat. Es ist (Un-)Geist des Nationalsozialismus zu wünschen, dass das üble Gedan- nicht verschwunden ist. Und auch kengut der Nationalsozialisten nie „Größen“ aus der Nazizeit kommen wieder eine breite Anhängerschaft mit Geschick, Dreistigkeit und den findet. Dafür Sorge zu tragen liegt richtigen Kontakten wirtschaftlich in unser aller Verantwortung, gleich- und gesellschaftlich wieder hoch. gültig, wann wir geboren sind.

Ortsgeschichte Nachtrag zum Leuchtfeuer Nienstedten Im Januar-Heft dieses Jahres widmeten wir uns dem einstigen Nienstedtener Leuchtfeuer unterhalb des Ho- tels Jacob. Der interessierte Leser kann das Fundament desselben auf dem unteren Foto (rechts) im Artikel „Die Nebelbaracke” im Juli Heft bzw. hier wiederfinden. Heute ist es bis auf einen winzigen noch sichtbaren Rest unter Erdmassen begraben. KAUF MIETE VERWAL- TUNG

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Erinnerungen an .... Wer nicht liest bleibt dumm! (Oder wie Literatur der Unbildung schadet) Zu Hause hatten wir nur einige alte Marsian und Fräulein Brenske hat- um es eigentlich ging, doch wie er zerfledderte Schwarten stehen, die te ich als Vielleser bald einen Stein Muttern gegenüber bekannte, hatte hauptsächlich irgendwelche Ereig- im Brett. Um an gute Bücher zu er die Angelegenheit sofort zu Hau- nisse aus dem ersten Weltkrieg be- gelangen, brauchte ich noch nicht se nachgeschlagen und fairerwei- handelten. Für mein zartes Alter war einmal mehr selbst in die Bücherei se zugegeben, dass er sich zwar das sowieso nichts! Dennoch hatte zu gehen, denn die netten Fräuleins mächtig geärgert hatte, aber dass ich das Glück, in meiner Jugend suchten mir jede Woche so an die ich richtiglag. „Schuster“ und ich, Bücher gleich meterweise verschlin- zehn interessanten und altersgemä- wir mochten uns dennoch irgend- gen zu können, was mir sicher nicht ßen Werke aus, die sie Muttern mit- wie. geschadet hat. Schuld daran hatte gaben. Nach einer Woche hatte ich Besonders fasziniert hatte mich das die Nienstedtener Leihbibliothek, in sie durchgeschmökert und wartete vielbändige Konversationslexikon der meine Mutter saubermachte. So gespannt darauf, was die neue Lie- mit den breiten Rücken, was man wurde ich denn dort eingeführt und ferung bringt. Da kam mit der Zeit in der Bücherei einsehen konnte. So stand staunend vor den vollen Re- eine ganz schöne Strecke zusam- etwas hätte ich auch gerne zu Hau- galwänden. Seltsamerweise ist mir men! se gehabt; so furchtbar viel Wissen davon besonders der Ekkehard von Ich entdeckte in dieser Zeit auch auf einem Haufen! Längst besitze Scheffel in Erinnerung geblieben, mein Interesse für die Astronomie, ich heute eines, aber das Internet ist den ich aber erst sechzig Jahre spä- was dazu führte, daß die Damen meistens schneller und bequemer. ter gelesen habe. mir entsprechende Literatur aus der Hauptbibliothek kommen ließen. Der Öffentlichen Bücherhalle Nien­ All diese vielen Bände waren mit Altklug, wie ich dadurch wurde, stedten verdanke ich ganz sicher soliden Leihbibliothekseinbänden brachte ich meinen Lehrer Klaus so manches für meinen späteren versehen, sollten sie doch noch Schumacher einmal so richtig auf Werdegang; selbst wenn manche manchen Leser erfreuen. Drinnen im die Palme. Er hatte uns etwas über Samen erst viel später aufgegangen Buchdeckel war ein kleines Fach für unser Sonnensystem erklären wollen sind. die Ausleihkarte eingeklebt. Bei den und ich hatte es gewagt, ihn zu kor- In dankbarer Erinnerung beiden Bibliotheksdamen, Fräulein rigieren. Keine Ahnung mehr, wor- Jürgen Pfuhl

Vereine Erhaltet Flottbek e.V. Nienstedtener Turnverein von 1894 e.V. c/o Achim Nagel 1. Vorsitzender: Jörn Esemann Kanzleistraße 48 B • 22609 Hamburg Flaßbarg 107b • 22549 Hamburg Telefon: 81991938 Telefon: 832 38 04 www.Nienstedtener-Turnverein.de Flottmarscher Sportclub e.V. Anlage: Puttkühl 24 Sport-Club Nienstedten von 1907 e.V. Geschäftsstelle: Quellental 27, 22609 Hamburg Hammerichstrasse. 35, 22605 Hamburg Vorsitzender: Hajo Wolff Vorsitzender: Peter Bollmann Charlotte-Niese-Str. 3a • 22609 Hamburg Telefon: 8801684 Telefon: 820778

8 Der Heimatbote