Konzert zur Saisoneröffnung Freitag 30.08.2019 20.00 Uhr · Großer Saal KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN Dirigent

TSCHECHISCHER PHILHARMONISCHER CHOR BRNO PETER FIALA Choreinstudierung SLOWAKISCHER PHILHARMONISCHER CHOR JOZEF CHABROŇ Choreinstudierung STAATS- UND DOMCHOR BERLIN UWE JIRKA Choreinstudierung

ERIN WALL Sopran (Magna Peccatrix) MICHAELA KAUNE Sopran (Una poenitentium) MARISOL MONTALVO Sopran (Mater gloriosa) MIHOKO FUJIMURA Alt (Mulier Samaritana) GERHILD ROMBERGER Alt (Maria Aegyptiaca) ROBERT DEAN SMITH Tenor (Doctor Marianus) MICHAEL NAGY Bariton (Pater ecstaticus) MIKHAIL PETRENKO Bass (Pater profundus)

„... der ernsteste und heiligste künstlerische Wille unserer Zeit...“ THOMAS MANN ÜBER GUSTAV MAHLER NACH DER URAUFFÜHRUNG DER ACHTEN SINFONIE IN EINEM BRIEF AN DEN KOMPONISTEN PROGRAMM

Gustav Mahler (1860 – 1911) Sinfonie Nr. 8 Es-Dur 1. TEIL. HYMNUS „VENI CREATOR SPIRITUS“. 2. TEIL. SCHLUSSSZENE AUS GOETHES „FAUST“.

KONZERT OHNE PAUSE

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Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Auf- führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhand- lungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. „Herr Mahler, das Lied ist schön!“

„Auf Gustav Mahlers 8. Sinfonie ist so ziemlich die ganze musikalische Welt gespannt“, verkündeten die „Signale für die musikalische Welt“ am 10. August 1910, gut einen Monat vor der Uraufführung des Werkes unter Leitung des Kompo- nisten in einer eigens für solche Großveranstaltungen konzi- pierten Halle zum krönenden Abschluss des Musikpro- gramms der Münchener Ausstellung. Die Verantwortung für dieses Programm trug der Konzertunternehmer Emil Gut- mann, den Mahler 1906 in Salzburg kennengelernt hatte. Gutmann war ein höchst ambitionierter Veranstalter, dessen Beharrlichkeit und diplomatischem Geschick es sicher zu großen Teilen zu danken ist, dass diese Aufführung zu Leb- zeiten Mahlers überhaupt zustande kam. Gutmann sorgte auch dafür, dass die Premiere des Werkes überaus medien- wirksam angepriesen wurde. Henry-Louis de La Grange ver- mittelt davon ein anschauliches Bild: „Von jeder Litfaßsäule und jedem Zeitungskiosk prangten Plakate, in der Fach- und Tagespresse waren Anzeigen geschaltet, und sogar in der Straßenbahn wurde derart aufreizend mit roten Affichen ge- worben, dass Mahler, auf dem Weg zu einer Probe, die Hände vor dem Gesicht zusammenschlug und ausrief: ‚Ich schäme mich!’“ Erst recht hätte ihn der Name „Sinfonie der Tausend“ peinlich berührt, der bis heute dem Werk anhaftet und der Sinfonie erstmals zur Frankfurter Wiederaufführung nach Mahlers Tod beigegeben wurde, nachdem Gutmann schon in München nicht versäumt hatte, immer wieder reißerisch auf die 1000 Mitwirkenden hinzuweisen. Wie dem auch sei – die Münchener Premiere der Achten am 12. Sep- tember 1910 geriet sicher auch dank Gutmanns Aktivitäten zu ei- nem spektakulären gesellschaftli- chen Ereignis. Die Schriftsteller Gerhart Hauptmann, Artur Schnitzler, Siegfried Lipiner, Stefan Zweig, die Komponisten Hans Pfitzner, Max Reger, Alfredo Casel- la, Siegfried Wagner, Max von Schillings, Arnold Schönberg, An- ton Webern, Alban Berg, Richard Strauss, Camille Saint-Saëns, auch der jugendliche Erich Wolfgang Korngold, die Dirigenten Franz Schalk, Bruno Walter, Leopold Sto- kowski (der 1950 die erste und phä- nomenale Schallplattenaufnahme besorgte), Otto Klemperer und Os- kar Fried und natürlich viele Freunde Mahlers, darunter der GUSTAV MAHLER, 1907 Bühnenbildner Alfred Roller, der Chef der Universal Edition Emil Hertzka, Mahlers erster Bio- graph Richard Specht, der seit der Jugend mit Mahler be- freundete Philologe Friedrich Löhr – sie alle wurden Zeugen dieser Aufführung, die zu einem beispiellosen Erfolg geriet. Folgen wir einigen Zeitzeugen: „Als Mahler [...] am Pult er- schien, erhob sich wie auf ein geheimes Zeichen das ganze Auditorium zunächst schweigend. Wie man einen König be- grüßt. Erst als Mahler sichtlich überrascht dankte, brach ein Jubel los, wie man ihn selten bei solchen Anlässen gehört hat. Dies alles schon vor der Aufführung.“ – so Maurice Baumfeld, und Bruno Walter berichtet: „Der letzte Ton ver- klang. Die Stille hielt an. Plötzlich brachen [...] Hörer wie Ausführende los, und dieser Sturm währte fast eine halbe Stunde.“ Paul Stefan ergänzt: „Als [...] der Sturm der Begeis- terung zu ihm drang, stieg Mahler die Stufen des Podiums empor, auf dessen Höhe der Chor der Kinder postiert war, die ihm entgegenjauchzten, und drückte alle ihm entgegenge- streckten Hände, ihre Reihe entlangschreitend.“ Wenn Max Brods Darstellung stimmt, hatte eines der Kinder Mahler schon während der Generalprobe „den schönsten Beifall, der ihm je zuteil geworden war“ bereitet: „Die Töne des [...] ers- ten Satzes waren soeben verhallt. [...] Da hörte man von ganz oben, von da wo die Kinder der Münchener Zentral-Sing- schule standen und eben ihr ‚Gloria patri’ geschmettert hat- ten, – von da hörte man ein dünnes Stimmchen piepsend in den riesigen Raum herabschwebend, ganz ungeniert: ‚Herr Mahler das Lied ist schön’.“ Richard Specht überliefert aber auch folgende Begebenheit: „Aber ein junger Künstler, der neben mir stand [...],[...] sagte leise, fast zu sich: ‚er wird bald sterben’. Ich wandte mich er- schreckt und zornig um. Er aber [...] sagte: ‚Sehen Sie ihm in die Augen. So blickt kein Triumphator des Lebens, keiner der zu neuen Siegen geht. Nur einer, dem der Tod schon die Hand auf die Schulter gelegt hat...“ Der überwältigende Erfolg der Achten wurde Mahler zuteil, als seine Existenz tatsächlich von Krisen persönlicher, ge- sundheitlicher und beruflicher Art zutiefst erschüttert war und er mit dem „Lied von der Erde“, der Neunten und der Zehnten Sinfonie Werke konzipiert hatte, die mit dem Idea- lismus, der noch die Achte Sinfonie durchdringt, radikal brachen. PLAKAT ZUR URAUFFÜHRUNG DER ACHTEN AM 12. SEPTEMBER 1910 Ein Ausnahmewerk

ENTSTEHUNG 1906-07, einzelne Retuschen bis zur Drucklegung im Januar 1911 URAUFFÜHRUNG 12. September 1910 in München in der Neuen Musik-Festhalle (heute Halle 1 des Verkehrszentrums des Deutschen Museums) mit dem verstärkten Orchester des Münchner Konzertvereins (heute Münchner Philharmoniker), dem Riedel-Verein Leipzig (Chor), dem Wiener Singverein und der Münchner Zentral-Singschule (Knabenchor), Gertrud Förstel, I. Sopran (Magna Peccatrix), Martha Winternitz-Dorda, II. Sopran (Una poenitentium), Irma Koboth, Sopran (Mater gloriosa), Ottilie Metzger, I. Alt (Mulier Sa- maritana), Anna Erler-Schnaudt, II. Alt (Maria Aegyptiaca), Felix Senius, Tenor (Doctor Marianus), Nicola Geisse-Winkel, Bariton (Pater ecstaticus), Richard Mayr, Bass (Pater profundus) unter Leitung des Komponisten, assistiert von Bruno Walter und Otto Klem- perer · BESETZUNG 2 Piccolo (2. auch 5. Flöte), 4 Flöten, 4 Oboen, Englischhorn, 2 Es-Klari- netten, 3 Klarinetten, Bassklarinette, 4 Fagotte, Kontrafagott, 8 Hörner, 4 Trompeten, 4 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug (Große Trommel, Triangel, Becken, Tamtam, Glocken, Glockenspiel), Celesta, Klavier, Harmonium, Orgel, 2 Harfen, Mandoline, Strei- cher – Bühnenmusik: 4 Trompeten, 3 Posaunen – 8 Soli (3 Soprane, 2 Alte, Tenor, Bari- ton, Bass), 2 gemischte Chöre, Knabenchor · DAUER ca. 85 Minuten

Entworfen hatte Mahler die Achte im Sommer 1906 während der Ferienmonate, die er in Maiernigg am Wörthersee ver- brachte, wo er eine Villa mit benachbartem Komponierhäus- chen besaß. „Beim Eintritt in das altgewohnte Arbeitszim- mer packte mich der spiritus creator und schüttelte und peitschte mich acht Wochen lang, bis das Größte fertig war“, erinnerte er sich in einem Brief an seine Frau Alma aus dem Jahr 1910. Freilich sollte man sich nicht zu der Vorstellung verführen lassen, dass Mahler das Riesenwerk tatsächlich in so knapper Frist fertig komponiert hätte. Wenngleich die meisten Skizzen zur 8. Sinfonie verloren sind, lässt sich ihre Entstehung aus den überlieferten Quellen wenigstens unge- fähr rekonstruieren. Anfangs schwebte Mahler offenbar eine viersätzige Sinfonie vor. Erst nach Beginn der Kompositions- arbeit muss er auf den Gedanken gekommen sein, den latei- nischen Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ mit der Schlussszene aus dem 2. Teil von Goethes „Faust“ zu kombinieren. Im Sommer 1906 dürfte Mahler das Particell – eine auf wenigen Notensystemen ausgearbeitete Ver- laufsskizze des Werkes – und viel- leicht Teile des Partiturentwurfs fertiggestellt haben. Die Rein- schrift der Partitur beendete er wahrscheinlich im Frühsommer 1907. Die verschiedenen Stadien der Drucklegung brachten noch- mals eine ganze Reihe von Verän- derungen mit sich, so dass die end- gültige Gestalt der Achten erst mit der Publikation der Partitur am MAHLERS VILLA IN MAIERNIGG AM WÖRTHERSEE 29. Januar 1911 fixiert war. Hymnus und Tragödie Mahler selbst betrachtete seine Achte als ein Ausnahmewerk: „– es ist das Größte, was ich bis jetzt gemacht. Und so eigen- artig in Inhalt und Form, dass sich darüber gar nicht schrei- ben lässt. – Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschli[che] Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen.“ (an Willem Mengelberg am 18. August 1906) Der Text des Hym- nus „Veni, creator spiritus“, an dem sich Mahlers Fantasie zu- nächst entzündete, wurde wahrscheinlich vom mittelalterli- chen Gelehrten und Dichter Hrabanus Maurus als ein theologisches Streitgedicht für die Aachener Synode 809 ver- fasst. Erst nach Hrabanus’ Tod wurden die Verse in der zwei- ten Hälfte des 9. Jahrhunderts als Pfingsthymnus und als Hymnus zu Weihehandlungen in die Liturgie aufgenommen. In der Schlussszene aus Goethes „Faust“ sind Vorstellungen aus mehreren Jahrtausenden Kulturgeschichte verschmol- zen: biblische Legenden, Motive aus der Dichtung Dantes („Die göttliche Komödie“) und der Malerei Andrea Orcagnas, die Goethe in Gestalt von Reproduktionen kannte. Mahler interpretierte die Schlussszene des „Faust“ als eine „Phäno- menologie der Liebe“ (Adorno) und sah hier seine Vorstel- lung von „Schöpfung durch Eros“ gleichnishaft gestaltet. Die Vorstellung eines alldurchdringenden Eros als Triebkraft der Schöpfung und des menschlichen Lebens, der letztlich des- sen Unzulänglichkeit und Endlichkeit transzendiert, be- stimmt denn auch Mahlers Lesart des katholischen Hymnus, der ihm zu einem einzigen Ruf nach Erleuchtung und Liebe wird. „Streng in der sinfonischen Form“ Diese Beziehung zwischen den beiden in ihrer Diktion und ihrem historischen Kontext so disparaten Texten sinnfällig zu machen, gelingt Mahler, indem er die beiden ganz unter- schiedlich strukturierten Teile des Werkes thematisch eng verklammert. Dadurch aber, dass die Themen nicht rein instrumental erfunden, sondern an Texte gebunden sind, lassen sie mehr oder weniger bestimmte Bedeutungsfelder assoziieren, funktionieren sie ähnlich wie Leitmotive im Wagnerschen Musikdrama und knüpft Mahler ein dichtes Netz von semantischen Bezügen. „Streng in der sinfonischen Form“ sei der erste Satz gehalten, hatte Mahler geäußert, und tatsächlich folgt der Satz den Konturen der Sonatensatzform. Der ekstatische Ruf „Veni, creator spiritus“, gefolgt von einer weiteren Gestalt zu den Worten „o creator, veni creator ...“, formt den ersten Themen- komplex. Die Bitte um Gnade („Imple superna gratia ...“) ent- spricht dem Seitensatz, und die Schlussgruppe des Expositi- onsabschnittes erhält den Rang eines eigenständigen Komplexes, in dem von der Bitte um Stärkung der Schwach- heit des Körpers die Rede ist („Infirma nostri corporis“). Die sich am Ende des Expositionsabschnittes ballende Energie mündet zunächst in ein Orchesterzwischenspiel mit instabi- ler Metrik und grell gegeneinander geblendeten Farben. Ent- scheidend ist, was sich im Zentrum des Satzes zuträgt: „Mit plötzlichem Aufschwung“ artikuliert im entfesselt losbre- chenden Unisono der Chor die Bitte um Erleuchtung und Liebe, „Accende, accende lumen sensibus. Infunde amorem cordibus“. Zunächst aber mündet die Energie in einer tumul- tosen Partie („Hostem repellas“) über einem zum Metrum querständigen Bass-Ostinato, gefolgt von einer Doppelfuge, die in zunehmender kontrapunktischer und dynamischer Verdichtung auf den Einsatz der Reprise zielt. Insgesamt wirkt der Satz nunmehr wie eine von nur noch wenigen re- tardierenden Momenten unterbrochene Steigerung, die auf den am Ende von einem isoliert postierten Bläserchor noch- mals intonierten, leicht veränderten „Accende“-Ruf zielt. Himmlische Szenen Der ungeheuren Dynamik des Eröffnungsstücks antwortet der zweite Teil als vergleichsweise locker gefügte Szenenfol- ge, freilich „dennoch durchflutet von einem mächtigen un- terirdischen Entwicklungsstrom“. (Adorno) Den Stationen der Handlung entspricht die musikalische Form. Die Erlö- sungshandlung an Fausts Seele vollzieht sich in einer visio- nären Landschaft: Eine irdische Schlucht weitet sich in ei- nen dicht bevölkerten, gleichwohl hierarchisch geordneten Himmel. Ingeniös die instrumentale Einleitung und der fol- gende Chor, der die Gebirgslandschaft imaginiert: Nach den klanglichen Exzessen des ersten Teils dominiert nun ein kammermusikalisch ausgedünnter, klangfarblich sublim ausgehörter Satz. Die Verlautbarungen des Chores wirken wie überartikuliertes Flüstern, stockend, als würde das Er- schauern vor etwas Unfassbarem Klang. Dann begegnen zwei der Heiligen Anachoreten, Einsiedlern. Die aus der Stil- le geborene Spannung löst sich im hymnisch strömenden Ge- sang des Pater ecstaticus (gleichzusetzen mit dem Kirchen- vater Augustinus), während das Solo des Pater profundus (dem Bernhard von Clairvaux entspricht) in der zerklüfteten vokalen Diktion sowie den grellen Farben und eruptiven Gesten des Instrumentalparts geradezu expressionistischen Gestus erhält.

GUSTAV MAHLER 1910 BEI DER PROBE SEINER ACHTEN Mit dem Einsatz der Erlösungshandlung um Fausts Unsterb- liches beginnt der zweite große Komplex. Nunmehr dominie- ren die chorischen Stimmen der Frauen und der Kinder, die Instrumentation ist aufgelichtet: eine Engelsmusik in unbe- schwertem Scherzando-Tonfall, die nur in der zentralen Par- tie des bogenförmig konstruierten Abschnitts eingetrübt wird, wenn vom „Erdenrest“ die Rede ist. Untergründig rückt Mahler den Goetheschen Himmel freilich in eine (unerreich- bare?) Ferne: Gelegentlich sind den Melodien pentatonische Spuren beigemischt, die in unseren Ohren ein wenig fremd, fast exotisch klingen und die im der Achten folgenden „Lied von der Erde“ dazu dienen, Glück als unwiederbringlich ver- gangen und verloren zu artikulieren. Diese und die folgende Szene werden überblendet wie im Film: Noch während die Chöre der Engel Faustens Seele um- sorgen, kündet Doctor Marianus, der Lehrer von der heiligen Liebe der Maria, schon ganz nah dem Himmel und der Him- melskönigin vom Erscheinen dieser Mater gloriosa. Sie – und nicht ein Gottvater – thront in Goethes Vorstellung über al- lem. Ihr gelten die Gesänge des letzten großen Abschnittes des zweiten Teils der Achten. Doctor Marianus ist der Mittler zwischen dieser „höchsten Herrscherin der Welt“ und den „leicht Verführbaren“. Zu letzteren gehören die Magna Pec- catrix (die große Sünderin), die Jesus einst die Füße salbte und als Maria Magdalena zu seiner glühendsten Verehrerin wurde, sodann die Mulier Samaritana (die Samariterin), die dafür, dass sie Jesus zu trinken gab, ewiges Leben verspro- chen bekam, und Maria Aegyptica, die ihr sündhaftes Leben mit über vierzig Jahren, die sie „treu in Wüsten blieb“, büßte. Ihnen gesellt sich auch Una Poenitentium (eine Büßerin), „sonst Gretchen genannt“.

Die Riesenbesetzung des Werkes ist legendär, aber ebenso be- eindruckend sind die sublimen Farbwirkungen, die Mahler zumal im 2. Teil des Werkes erzielt. Nur ein Beispiel: Teil des Orchesters sind auch die zart klingenden Mandolinen. Mahler hatte dieses Instrument erstmals in der zweiten Nachtmusik der Siebenten Sinfonie verwendet. In der Achten färben die Mandolinen den Gesang der Büßerin „Neige, neige, du Ohnegleiche...“. Sie verlei- hen den Klängen etwas unwirklich Märchenhaftes, rücken das Geschehen in eine vielleicht unerreichbare Ferne. In ganz ähnli- cher Funktion nutze Mahler die Mandoline im „Lied von der

AUFGEHORCHT Erde“. Die Musik berückt mit verführerischen Farbwirkungen, etwa wenn die Stimme der Büßerin mit zwanzig Sopranen aus dem Chor zu irisierendem Klang verschmilzt. Den biblischen Gestalten der drei Frauen entspricht Mahler mit einer stre- ckenweise modal gefärbten, archaisierenden Sprache, wäh- rend der Chor der seligen Knaben, die Fausts Seele geleiten, die Scherzando-Partien der Engelschöre in Erinnerung ruft. Wenn die Stimme der Mater gloriosa sodann Erlösung ver- heißt, endet damit die eigentliche Handlung. Was folgt – der Gesang des Doctor Marianus „Blicket auf zum Retterblick“ und der abschließende Chorus mysticus – sind gleichsam Appell an die hienieden Gebliebenen. Am Ende unternimmt es die Musik, in Wogen von Klang für Momente jene allum- fassende Liebe zu verströmen, die den in irdischer Unzuläng- lichkeit Verhafteten stets noch vorenthalten blieb. Utopie und Sehnsucht In ihrem universalen Anspruch steht Mahlers Achte in der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs nicht allein. Man denke nur an Alexander Skrjabins Idee von Welterlösung durch Kunst oder an die pantheistisch getönte Feier ewiger Wiedergeburt, mit der Schönberg seine „Gurre-Lieder“ beschloss. Das hat Gründe. In einer von rasantem technischen Fortschritt, von brutalen Verteilungskämpfen und zunehmenden sozialen Brüchen ge- kennzeichneten Welt entfaltete das Gift der Entfremdung seine Wirkung. Eine tiefe Verunsicherung ergriff weite Schichten der Bevölkerung. Die Existenz schien zunehmend sinnentleert, Vereinzelung wurde schmerzvoll erfahren. Da- mit hängt es zusammen, dass gerade in jenen Jahren Kunst- werke entstanden, die gleichsam kompensatorisch auf die zentrifugalen gesellschaftlichen Tendenzen reagierten und die Möglichkeit einer sinnerfüllten Existenz, von Versöh- nung und Erlösung visionär beschworen. Nach den Erschüt- terungen, die das 20. Jahrhundert durchbebt haben, nach den Triumphen, welche die reale Barbarei feierte und feiert, mag die utopische Erlösungs- und Liebesmetaphorik der Achten in unendlich weite Ferne gerückt sein – die Sehn- sucht, aus der sie geboren wurde, besteht freilich unvermin- dert fort.

CD-TIPPS - Wiener Philharmoniker unter Leitung von Dimitri Mitropoulos, Mitschnitt der Aufführung im Großen Festspiel- haus Salzburg vom 28. August 1960, Label ORFEO - Wiener Philharmoniker unter Leitung von Leonard Bernstein, Mitschnitt aus dem Wiener Konzerthaus vom September 1975, bzw. die mit denselben Mitwirkenden unmittelbar zuvor ent- standene Studioaufnahme, CD und DVD beim Label DGG oder auf youtube - London Philharmonic Orchestra unter Leitung von Klaus Tennstedt, Mitschnitt einer Aufführung in der Royal Festival Hall London vom 27. Januar 1991, Label LPO live bzw. als DVD bei EMI oder auf youtube, alternativ die Studioaufnahme unter Tennstedts Leitung mit dem London Philharmonic Orchestra aus dem Jahr 1986, Label EMI DOPPELT FREUDEIM PORTRÄT SCHENKEN Machen Sie sich oder Ihren Liebsten mit einer Patenschaft für einen Stuhl im Großen Saal des Konzerthauses eine besondere Freude!

Mit Ihrer Stuhlpatenschaft unterstützen Sie die Nachwuchsförderung des Konzerthauses Berlin. Infos unter Tel. 030 · 20 30 9 2344 oder konzerthaus.de/zukunft-konzerthaus-ev Im Porträt

KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN Das Konzerthausorchester Berlin kann auf eine mittlerweile 67-jährige Tradition zurückblicken. 1952 als Berliner Sinfo- nie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr es unter Kurt Sander- ling als Chefdirigenten (1960-1977) seine entscheidende Profi- lierung und internationale Anerkennung. Heute gehört das Konzerthausorchester Berlin mit seinen über 12.000 Abon- nenten zu den Klangkörpern mit der größten Stammhörer- schaft in Europa. Das Konzerthausorchester ist nicht nur in bis zu 100 Konzerten pro Saison im Konzerthaus Berlin zu er- leben, sondern begibt sich regelmäßig auf Konzertreise in Eu- ropa, den USA und Asien. Ein besonderes Anliegen ist die Nachwuchsförderung. So wurde 2010 die Kurt-Sander- ling-Akademie am Konzerthaus Berlin gegründet, in der jun- ge Künstler über den Zeitraum von mindestens einem Jahr eine praxisorientierte Förderung durch die Orchestermusiker erhalten. Mit neuen Konzertformaten sowie außergewöhnli- chen und spannenden Projekten wie der mehrfach preisge- krönten Web-Serie #klangberlins begeistern Ehrendirigent Iván Fischer und das Konzerthausorchester regelmäßig das Publikum. Zu Überraschungskonzerten, spontanen Wunsch- konzerten, öffentlichen Proben und szenischen Konzerten kam in der Saison 2014/15 die Konzertreihe „Mittendrin“ hin- zu. Dabei rücken die Orchestermusiker ein wenig auseinan- der, sodass zwischen ihnen Platz für das Publikum entsteht, das auf diese Weise der Musik so nah wie nie ist. Seit der Sai- son 2017/18 ist Juraj Valčuha Erster Gastdirigent. Chefdirigent ist mit Beginn dieser Saison Christoph Eschenbach. IM PORTRÄT

Orchesterbesetzung in dieser Saison CHRISTOPH ESCHENBACH Chefdirigent JURAJ VALčUHA Erster Gastdirigent IVÁN FISCHER Ehrendirigent

Erste Violinen KAROLINE BESTEHORN PROF. MICHAEL ERXLEBEN 1. Konzertmeister CORNELIA DILL SAYAKO KUSAKA 1. Konzertmeisterin ANDREAS FELDMANN SUYOEN KIM 1. Konzertmeisterin LINDA FICHTNER THOMAS BÖTTCHER Stellvertretender Konzertmeister GERÐUR GUNNARSDÓTTIR ULRIKE PETERSEN Stellvertretende Konzertmeisterin JANA KRÄMER-FORSTER TERESA KAMMERER Vorspielerin CHRISTOPH KULICKE DAVID BESTEHORN NA-RIE LEE AVIGAIL BUSHAKEVITZ ULRIKE TÖPPEN MARKOLF EHRIG EVGENY VAPNYARSKY INES GALLE SEBASTIAN CASLEANU Z YAXIN GREGER KARIM SALEH Z CORNELIUS KATZER DANIELLE GONZÁLEZ SÁNCHEZ A ALINA LEPPER ALICIA MARIAL Violen PETR MATĚJÁK AMALIA ARNOLD Solo-Viola MATHIAS MÜLLER FERENC GÁBOR Solo-Viola DR. ADRIANA PORTEANU AYANO KAMEI Stellvertretende Solo-Viola MELANIE RICHTER NILAY ÖZDEMIR Stellvertretende Solo-Viola CHRISTIANE ULBRICH MATTHIAS BENKER Vorspieler CHRISTIAN BÜTTNER Z DOROTHEE DARGEL LUISA RÖNNEBECK Z UWE EMMRICH MARIJN SEIFFERT A CONSTANZE FIEBIG FELIX KORINTH Zweite Violinen KATJA PLAGENS ANDREAS FINSTERBUSCH Konzertmeister ERNST-MARTIN SCHMIDT JOHANNES JAHNEL Konzertmeister PEI-YI WU STEFAN MARKOWSKI RAPHAEL GRUNAU Z Stellvertretender Konzertmeister EVA KAPING Z EVA SÜTTERLIN YAKOV GELLER A Stellvertretende Konzertmeisterin DA YOUNG PARK A ANNA MALOVA NANAKO TSUJI A IM PORTRÄT

Violoncelli Oboen STEFAN GIGLBERGER Solo-Violoncello MICHAELA KUNTZ Solo-Oboe FRIEDEMANN LUDWIG Solo-Violoncello SZILVIA PÁPAI Solo-Oboe ANDREAS TIMM Stellvertretendes DANIEL WOHLGEMUTH Solo-Violoncello KIHOON HONG TANELI TURUNEN Stellvertretendes NADINE RESATSCH Solo-Englischhorn Solo-Violoncello DAVID DROST Vorspieler Klarinetten VIOLA BAYER PROF. RALF FORSTER Solo-Klarinette YING GUO ALEXANDRA KEHRLE Solo-Es-Klarinette WALTRAUD HENTSCHEL NORBERT MÖLLER Solo-Bass-Klarinette ALEXANDER KAHL NERINA MANCINI Fagotte JAE-WON SONG RAINER LUFT Solo-Fagott DANIEL HOFFMANN Z FRANZISKA HAUSSIG CEHIE KIM Z ALEXANDER KASPER SAMUEL OLIVERA CANDIA A BARBARA KEHRIG Solo-Kontrafagott GUANLIN CHEN A Hörner Kontrabässe DMITRY BABANOV Solo-Horn PROF. STEPHAN PETZOLD Solo-Kontrabass BERTRAND CHATENET Solo-Horn ANGELIKA STARKE Solo-Kontrabass CENK SAHIN Stellvertretendes Solo-Horn MARKUS REX Stellvertretender Solo-Kontrabass ANDREAS BÖHLKE SANDOR TAR Stellvertretender Solo-Kontrabass YU-HUI CHUANG HANS-CHRISTOPH SPREE Vorspieler STEFAN GORASDZA STEFAN MATHES TIMO STEININGER IGOR PROKOPETS PABLO SANTA CRUZ Trompeten BELÉN FERRER THUILLIER A SÖREN LINKE Solo-Trompete JEONGWOOK LEE A PETER DÖRPINGHAUS Solo-Trompete UWE SAEGEBARTH Stellvertretende Flöten Solo-Trompete YUBEEN KIM Solo-Flöte BERNHARD PLAGG KERTTU AALTO-SETÄLÄ Solo-Flöte STEPHAN STADTFELD ANTJE SCHURROCK DANIEL WERNER Solo-Piccoloflöte DOMINIKA HUCKA A IM PORTRÄT

Oboen Posaunen Pauken/Schlagzeug MICHAELA KUNTZ Solo-Oboe HELGE VON NISWANDT Solo-Posaune MICHAEL OBERAIGNER Solo-Pauke SZILVIA PÁPAI Solo-Oboe LARS KARLIN Solo-Posaune MARK VOERMANS Solo-Pauke DANIEL WOHLGEMUTH WILFRIED HELM Stellvertretende Solo-Posaune JAN WESTERMANN Solo-Schlagzeug KIHOON HONG JÖRG GERHARDT Solo-Bass-Posaune EDWIN KALIGA NADINE RESATSCH Solo-Englischhorn DIRK WUCHERPFENNIG Tuba TOBIAS HEGELE A Klarinetten MICHAEL VOGT Solo-Tuba PROF. RALF FORSTER Solo-Klarinette Harfe ALEXANDRA KEHRLE Solo-Es-Klarinette PROF. RONITH MUES Solo-Harfe NORBERT MÖLLER Solo-Bass-Klarinette Z A = Zeitvertrag = Akademist/in Fagotte RAINER LUFT Solo-Fagott TSCHECHISCHER PHILHARMONISCHER CHOR BRÜNN FRANZISKA HAUSSIG Der Chor – 1990 gegründet – gehört zu den renommiertesten ALEXANDER KASPER professionellen Ensembles Europas. Sein Repertoire umfasst BARBARA KEHRIG Solo-Kontrafagott in erster Linie Oratorien und Kantaten sowie Opern aller

Hörner Musikepochen. In etwa 90 Konzerten im Jahr tritt er mit al- DMITRY BABANOV Solo-Horn len tschechischen und vielen ausländischen Orchestern und BERTRAND CHATENET Solo-Horn Dirigenten auf. Das Ensemble gastiert regelmäßig bei inter- CENK SAHIN Stellvertretendes Solo-Horn nationalen Musikfestivals. Es hat eine Reihe von CDs bei ANDREAS BÖHLKE tschechischen und europäischen Verlagshäusern aufgenom- YU-HUI CHUANG men. Der Chor erhielt mehrere Auszeichnungen, unter ande- STEFAN GORASDZA TIMO STEININGER rem für die Aufnahme von Paul von Klenaus „Die Weise von Liebe und Tod des Cornetts Christoph Rilke” (Nominierung Trompeten für den „Danish P2 Music Prize” in der Kategorie „Sinfoni- SÖREN LINKE Solo-Trompete sche Aufnahme des Jahres 2008”) und für Bernd Alois Zim- PETER DÖRPINGHAUS Solo-Trompete mermanns „ für einen jungen Dichter“ („Preis der UWE SAEGEBARTH Stellvertretende Deutschen Schallplattenkritik”, 2009). 2011 wurde der Chor Solo-Trompete BERNHARD PLAGG von der japanischen Webseite Geijutsu Disc Review für die STEPHAN STADTFELD Aufnahme von Dvořáks Requiem mit dem TOKUSEN award gewertet. Gründer und künstlerischer Leiter des Chores ist PETR FIALA, der auch für das heutige Konzert die Einstudie- rung vornahm. Beim Konzerthausorchester Berlin war der Chor bereits mehrfach eingeladen. IM PORTRÄT

Der Tschechische Philharmonische Chor Brünn erhält Un- terstützung durch die Region Südmähren, das Tschechische Kulturministerium und die Statutarstadt Brünn. Als General Partner des Chores ist TESCAN ORSAY HOL- DING A.G. tätig.

SLOWAKISCHER PHILHARMONISCHER CHOR Gegründet 1946 als gemischter Chor des Tschechoslowaki- schen Rundfunks, wurde er in den Anfangsjahren von sei- nem Initiator und Gründer, dem Dirigenten Ladislav Slovák, geleitet. Seit 2014 ist JOZEF CHABROŇ Chorleiter der Slowaki- schen Philharmonie. Er arbeitete unter anderem mit Diri- genten wie , Serge Baudo, Bertrand de Billy, Jean-Claude Casadesus, James Conlon, Christoph von Dohnányi, Vladimir Fedoseyev, János Ferencsik, Daniele Gat- ti, Pedro Halffter, Riccardo Chailly, Dmitrij Kitajenko, Zdeněk Košler, Ondrej Lenárd, , Lorin Maazel, , , Franz Welser-Möst und Václav Talich. Neben regelmäßigen Auftritten im Inland unter- nimmt der Chor Reisen in die meisten europäischen Länder sowie nach Marokko, in die Türkei, nach Japan und in den Oman. Der Chor hat mit zahlreichen Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern, den Wiener Sympho- nikern, dem Israel Philharmonic und dem zusammengearbeitet und war Gast internationaler Festivals in Wien, Salzburg, London, Prag, Perugia, Edinburgh, Berlin, Athen, Madrid, Paris, München und Straßburg. Höhepunkte der letzten Spielzeit waren eine Neuproduktion von Berlioz‘ „Die Trojaner“ an der Wiener Staatsoper, Kon- zerte in Ljubljana (mit Rastislav Štúr) und in Linz (mit Tho- mas Sanderling) sowie am in Oman (mit Emanuel Villaume) und in Österreich (mit Yutaka Sado). IM PORTRÄT

STAATS- UND DOMCHOR BERLIN Der Staats- und Domchor ist die älteste musikalische Ein- richtung Berlins. Seine Gründung geht auf 1465 zurück, als Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg für die Musik in der „Dhumkerke” fünf „Singeknaben” einstellte. Gut hundert Jahre später führte die Gründung einer Hofkapelle, auch un- ter der Leitung von Johannes Eccard, zur ersten Blütezeit des inzwischen auf zwölf Sänger erweiterten Chors. Zu internationalem Ansehen kam das Ensemble erstmals im 19. Jahrhundert unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, Otto Nicolai und August Neithardt. Mit dem Ende der Monarchie verlor der Königliche Hof- und Domchor nach dem Ersten Weltkrieg sein politisches und finanzielles Fun- dament. Er wurde 1923 als „Staats- und Domchor Berlin” der Staatlichen Hochschule für Musik, der heutigen Universität der Künste Berlin, angegliedert. Nach dem Fall der Mauer singt er seit 1990 wieder im Ber- liner Dom. Konzertreisen führten ihn in viele Länder Euro- pas, in die USA, nach Japan, Russland und Israel. Neben zahlreichen Preisen, unter anderem beim Deutschen Chor- wettbewerb, wurde der Chor 2002 mit dem Europäischen Ju- gendchorkulturpreis ausgezeichnet und 2006 für einen Grammy Award nominiert. Das Berliner Musikleben berei- chern die Ensemblemitglieder durch Auftritte in Produktio- nen der Opernhäuser und durch Mitwirkungen bei Konzer- ten in der Berliner Philharmonie. Derzeit werden über 250 Knaben- und junge Männerstimmen im Staats- und Dom- chor Berlin ausgebildet. KAI-UWE JIRKA wirkt seit 2002 als Pro- fessor für Chorleitung und Leiter des Staats- und Domchors Berlin an der Universität der Künste Berlin, seit 2006 ist er zudem Künstlerischer Leiter der Sing-Akademie zu Berlin. IM PORTRÄT

CHRISTOPH ESCHENBACH Christoph Eschenbach (geboren 1940 in Breslau) tritt mit dem heutigen Konzert sein Amt als Chefdirigent des Kon- zerthausorchesters Berlin an. Seine internationale musikali- sche Karriere begann er als Pianist. Seit 1972 steht er außer- dem als Dirigent am Pult der renommiertesten Orchester der Welt (darunter Wiener Philharmoniker, London Philharmo- nic, Chicago Symphony, Boston Symphony, Gewandhausor- chester, Orchestre de Paris). Er ist regelmäßig Gast der be- deutendsten Opernspielstätten, bei den Salzburger Festspielen und beim Schleswig-Holstein Musik Festival, wo er das Festi- valorchester leitet. Anfang August wurde er für seine Ver- dienste um das Schleswig-Holstein Musik Festival mit der Ehrenprofessur des Landes ausgezeichnet. Vielseitigkeit und leidenschaftliche Dynamik haben ihm als Dirigenten, künst- lerischem Partner und tatkräftigem Förderer junger Talente weltweite Anerkennung eingebracht. Christoph Eschenbach wirkte als Musikalischer und Künstlerischer Leiter der Ton- IM PORTRÄT

halle-Gesellschaft Zürich (1982 bis 1986) sowie als Musikali- scher Direktor des Houston Symphony Orchestra (1988 bis 1999), des NDR Sinfonieorchesters (1988 bis 2004), des Orche- stre de Paris (2000 bis 2010) und des (2003 bis 2008). 2010 bis vergangene Saison leitete er das Kennedy Center for the Performing Arts und das National Symphony Orchestra in Washington. Die Diskografie des Pi- anisten ergänzen zahlreiche Aufnahmen als Dirigent an den oben genannten und weiteren Wirkungsstätten. Sie spiegeln ein Engagement wider, das neben kanonischen Werken der Musikgeschichte der Musik des ausgehenden 20. und begin- nenden 21. Jahrhunderts gilt. Der für seine Aufnahmen viel- fach mit musikalischen Preisen ausgezeichnete Künstler ist auch Ritter der „Légion d’Honneur“, Offizier des französi- schen Nationalverdienstordens, Commandeur des „Ordre des Arts et des Lettres“ und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Eschenbach erhielt den Leonard Bernstein Award und wurde 2015 als Pianist und Dirigent mit dem Ernst von Siemens Musikpreis geehrt.

ERIN WALL Erin Wall erhält international zahlreiche Einladungen von welt- weit führenden Dirigenten und Or- chestern, unter anderem mit Richard Strauss‘ „Vier letzte Lie- der“ und Beethovens 9. Sinfonie. Ihre erfolgreichen Darstellungen der Partien von Mozart und Strauss haben dazu beigetragen, dass sie in der vergangenen Saison mit ihrem Debüt als Chrysothemis („Elektra“) an der Canadian Opera IM PORTRÄT

Company unter Johannes Debus in der Opernwelt überzeug- te. In dieser Saison wird sie beim Edinburgh International Festival unter Sir Andrew Davis als Dritte Norn in Wagners „Götterdämmerung“ debütieren sowie am Teatre del Liceu unter Josep Pons als Elsa („Lohengrin“). Konzerthöhepunkte dieser Saison sind „Peter Grimes“ auf Tournee mit dem Ber- gen Philharmonic Orchestra mit Edward Gardner und Mah- lers 8. Sinfonie mit dem City of Birgmingham Orchestra un- ter Mirga Gražinytė-Tyla.

MICHAELA KAUNE Michaela Kaune studierte an der Hochschule für Musik in Hamburg und ist unter anderem Preisträge- rin des Belvedere Wettbewerbs Wien und des Bundeswettbewerbs Gesang. Vor kurzem war sie als Sieglinde in der „Walküre“ in Pe- king und Shanghai im Rahmen ei- ner Kooperation der Osterfestspiele Salzburg mit dem Beijing Music Festival zu Gast. In der gleichen Rolle war sie zuletzt im Grand Théâtre de Genève, im Teatro Pe- truzelli in Bari und an der Deut- schen Oper am Rhein Düsseldorf zu erleben. An der Staatsoper Ber- lin übernimmt die Künstlerin die Partie der Leonore in „Fi- delio“. Im Juni 2018 feierte Michaela Kaune mit einer ihrer wichtigsten Partien, der Marschallin in Strauss’ „Rosenkava- lier“, ihr Debüt beim Glyndebourne Festival. Die Marschallin sang sie zuvor bereits an Häusern wie der Opéra de Paris, der Bayerischen Staatsoper und der Deutschen Oper Berlin. IM PORTRÄT

MARISOL MONTALVO Die amerikanische Sopranistin Marisol Montalvo zählt zu den ge- fragtesten Protagonistinnen mo- derner und zeitgenössischer Musik. Gastauftritte führten sie an die re- nommiertesten Opern- und Kon- zerthäuser wie dem Opernhaus Zürich, der Opéra National de Pa- ris, der Deutschen Oper Berlin, dem Theater an der Wien, der Ko- mischen Oper Berlin, dem Gran Teatro del Liceu, dem Baden-Baden Festspielhaus, dem de Madrid, dem Glyndebourne Festi- val, dem Théâtre du Châtelet, dem Théâtre de Genève, La Monnaie/De Munt, der Opera de Monte Carlo, der Polish National Opera oder der Opera Comique. Sie arbeitete mit Orchestern wie den Wiener und Münchener Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra, dem LA Phil- harmonic, dem San Francisco Symphony, dem Houston Sym- phony, dem London Philharmonic, dem Orchestre de Paris, der St. Petersburg Philharmonic, dem DSO Berlin, dem SWR Sinfonie-Orchester, dem RSO Wien, dem Finnish Radio Sym- phony Orchestra oder den Bamberger Symphonikern, und sie sang unter Dirigenten wie Christoph Eschenbach, , Vladimir Jurowski, Christopher Hogwood oder Yuri Temirkanov. IM PORTRÄT

MIHOKO FUJIMURA Mihoko Fujimura debütierte 2002 bei den Bayreuther Festspielen als Fricka im „Ring des Nibelungen“ und kehrte neun Jahre mit großen Wagner-Partien zurück. Weitere Engagements umfassen Auftritte an den Opernhäusern in Wien, München, London, Mailand, Genua und Buenos Aires. Sie konzertierte mit den Wiener Philharmonikern, dem Royal Concertgebouworkest Amsterdam, den Berliner Philhar- monikern, der Accademia Nazio- nale di Santa Cecilia Rom, dem London Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Suisse Romande Orchestra und dem Boston Symphony Orchestra. Ihr Konzer- trepertoire umfasst Verdis Requiem, Mahlers „“, Rückert-Lieder, Lieder aus „Des Knaben Wunder- horn“, die „Kindertotenlieder“, Wagners „Wesendonck- Lie- der“ und Schönbergs „Gurre-Lieder“ Sie tritt regelmäßig mit Dirigenten wie Claudio Abbado, , Zu- bin Mehta, , , und Yannick Nézet-Séguin auf. 2014 wurde sie von der japa- nischen Regierung mit der Purple Ribbon Medal of Honor ausgezeichnet. IM PORTRÄT

GERHILD ROMBERGER Gerhild Romberger schloss ihre Gesangsausbildung an der Hoch- schule für Musik Detmold bei Hei- ner Eckels mit dem Konzertexa- men ab. Aufbauende Kurse für Liedgestaltung bei Mitsuko Shirai und Hartmut Höll ergänzten ihr Studium. Seit 2003 ist sie als Pro- fessorin für Gesang an der Hoch- schule für Musik Detmold tätig. Ih- ren künstlerischen Schwerpunkt legt die Altistin auf den Konzertge- sang. Ihre Arbeit mit den Wiener und Berliner Philharmonikern un- ter Andris Nelsons und Gustavo Dudamel, dem Los Angeles Symph- ony Orchestra unter Herbert Blomstedt, der Accademia Nazi- onale di Santa Cecilia sowie Konzerte mit Manfred Honeck waren wichtige Stationen vergangener Jahre. Die Spielzeit 2019/20 beinhaltet Konzerte mit den Wiener Philharmoni- kern und Beethovens 9. Sinfonie in Paris, Hamburg, Mün- chen und Wien, Mahlers „Kindertotenlieder“ mit dem Buda- pest Festival Orchester und Mahlers 3. Sinfonie im Amsterdamer Concertgebouw, Schumanns „Paradies und die Peri“ in der Hamburger Elbphilharmonie und Mahlers 3. Sinfonie in Tenerife. IM PORTRÄT

ROBERT DEAN SMITH Robert Dean Smith wurde in Kan- sas, USA, geboren und studierte an der Pittsburg State University und an der New Yorker Juilliard School. Seit seinem Debüt bei den Bay- reuther Festspielen 1997 als Walter von Stolzing in Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ ist Robert Dean Smith regelmäßig an den Opernhäusern und Konzertsä- len Wien, München, Berlin, New York, Dresden, Barcelona, Madrid, Brüssel, Amsterdam, Paris und London zu hören. Sein Konzertrepertoire umfasst Werke von Beethoven, Verdi, Elgar, Rossini und Strauss. Konzertengagements waren unter an- derem Mahlers „Lied von der Erde“ und Beethovens 9. Sinfo- nie unter Mariss Jansons in Amsterdam, Dvořáks Requiem an der Accademia Sta. Cecilia Rom und Mahlers 8. Sinfonie unter Pierre Boulez in Berlin. Künftiges Konzertprojekt sind unter anderem Schönbergs „Gurre-Lieder“ in Tokio unter Sylvain Cambreling. Eine Solo-CD mit Arien von Wagner so- wie eine CD mit Auszügen aus „“ erschie- nen bei ARTE NOVA. IM PORTRÄT

MICHAEL NAGY Der in Stuttgart geborene Bariton studierte Gesang, Liedgestaltung und Dirigieren bei Rudolf Piernay, Irwin Gage und Klaus Arp in Mannheim und Saarbrücken. Wichtige Partien konnte er sich an der Komischen Oper Berlin und der Oper Frankfurt erarbeiten. Regel- mäßig kehrt er an diese Häuser zu- rück und gastiert in Wien, Mün- chen, Hamburg, Berlin, Genf und Zürich. Die vergangenen Spielzei- ten brachten Rollendebüts wie Don Alfonso in Mozarts „Così fan tutte“ am Opernhaus Zürich und Amfor- tas in Wagners „“an der Bayerischen Staatsoper unter Kirill Petrenko. An beide Häu- ser kehrt der Künstler 2019/20 zurück. Konzertengagements führten ihn außerdem zu den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest, dem Chicago Symphony Orche- stra, dem NHK Symphony Orchestra Tokyo, dem Orchestre de Paris, dem Gewandhausorchester Leipzig und zu Festivals in Schleswig-Holstein und im Rheingau, in Salzburg und in Tanglewood, in Grafenegg und San Sébastian. Mit Gerold Huber oder Susanna Klovsky am Klavier gibt er außerdem regelmäßig Liederabende, zuletzt in München, Köln, Bonn, Essen und demnächst in Barcelona, London und Zürich. IM PORTRÄT

MIKHAIL PETRENKO Der russische Bass ist sowohl für seine außergewöhnlichen Opern- aufführungen als auch für seine ­Rezitals bekannt. Seine Rollen um- fassen unter anderem Heinrich in „Lohengrin“, Hagen in „Götterdäm- merung“, König Marke in „Tristan und Isolde“, Basilio in „Il barbiere di Siviglia“, Ferrando in „“, Sarastro, Leporello und Figaro. Er arbeitet mit Dirigenten wie ­Vladimir Jurowski, , Myung Whun Chung, Daniel Har- ding, Sir Simon Rattle, Jannick ­Nezet-Seguin, , Marc Minkowski und Daniel Barenboim an Häusern wie der Wiener Staatsoper, Dutch National Opera, Staatsoper Berlin sowie beim Festival Aix-en-Provence, den Salzburger Festspielen und beim BBC Proms Festival. In dieser Saison ist er in „The Fiery Angel“ (Inquisitor) am Theater an der Wien, Wagners Ringzyklus am Mariinsky Theater und „Don Giovanni“ (Lepo- rello) beim Verbier Festival mit Gabor Takacs-Nagy zu hören. Konzertverpflichtungen umfassen unter anderem Schostako- witschs 14. Sinfonie mit dem Orchester de la Suisse Romande und dem Finnish Radio Symphony Orchestra und Mahlers 8. Sinfonie bei den KunstFestSpielen Herrenhausen, Hanno- ver. Eine Wiedereinladung führt ihn nach Tokio zurück zum Tokyo Symphony Orchestra, mit dem er in Wagners „Tristan und Isolde“ zu hören sein wird. Neben seinen zahlreichen Auf- nahmen beim Mariinsky Label, bei Deutsche Grammophon und bei EMI war er als Leporello in der Filmversion von „Don Giovanni“ (Kasper Holtens Juan) zu sehen. Vorankündigung

Sonntag 01.09.2019 11.30 bis 17.00 Uhr

WILLKOMMENSTAG FÜR UND MIT CHRISTOPH ESCHENBACH

KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN CHRISTOPH ESCHENBACH Dirigent BLECHBLÄSERENSEMBLE DES KONZERTHAUSORCHESTERS BERLIN BLÄSERENSEMBLE DES KONZERTHAUSORCHESTERS BERLIN KONZERTHAUS KAMMERORCHESTER

Der „Willkommenstag für und mit Christoph Eschenbach“ gibt dem Berliner Publikum Gelegenheit, den „Neuen“ als Dirigenten und Gesprächspartner näher kennenzulernen. Neben einer öffentlichen Probe sowie einem Sinfoniekonzert heißen Ensembles des Konzerthausorchesters ihren Chef willkommen.

Musikclub 11.45 Uhr · Filmvorführung: „Aus der Stille in die Musik“, Dokumentarfilm, Deutschland 2017, Regie: Andreas Morell (begrenzte Platzkapazitäten)

Großer Saal 13.00 Uhr · Öffentliche Probe mit dem Konzerthausorchester und Christoph Eschenbach, gespielt werden Auszüge aus ­Johannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Vorankündigung

Großer Saal 14.30 Uhr · Verschiedene Ensembles des Konzerthausorches- ters spielen Werke von Aaron Copland, Antonín Dvořák und Pjotr Tschaikowsky

16.00 Uhr · Dvořáks Sinfonie Nr. 9 mit dem Konzerthausor- chester und Christoph Eschenbach

Werner-Otto-Saal ab 13.00 Uhr · Musikalische Kinderbetreuung mit Pauken und Rabauken

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IMPRESSUM

HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Jens Schubbe · REDAKTION Tanja-Maria Martens · ABBILDUNGEN Marco Borggreve (C. Eschenbach), Kristin Hoebermann (E. Wall), Vienna Music Connection (M. Montalvo), R&G Photography (M. Fujimura), Christian Stelling (M. Kaune),Rosa Frank (G. Romberger), photopulse.ch (R. D. Smith), Monika Höfler (M. Nagy), Valery Belobeev (M. Petrenko), Archiv Konzerthaus Berlin SATZ UND REINZEICHNUNG www.graphiccenter.de · HERSTELLUNG Reiher Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,80 ¤