Nr. 1 / 27. Januar 2017 AZB / 4502 Solothurn

er lib ale s a d ORIGINAL 8 seit 184 SOLOTHURNER FREISINN

Solothurn 2 / 3 / 4 Ja zum NAF 14 Finanzpolitik 17 Seite der Präsidentin 19 BFI-Botschaft 9 Erleichterte Einbürgerung 15 Vollgeld-Initiative 18 Altersvorsorge 2020 20

24. Jahrgang / Erscheint viermal jährlich / Offizielles Organ der FDP.Die Liberalen Kanton Solothurn

Inhalt Regierungsratswahlen Solothurn

Auf einen Blick Wer kandidiert für die FDP und die Unsere Spitzenkandidaten Jungfreisinnigen für den Kantonsrat? Es sind so viele wie schon lange nicht Am 12. März 2017 werden im Kanton chen Grundhaltung. Als Ehefrau, vertreten kann. Er ist eine tragende mehr: 95 Persönlichkeiten kämpfen Solothurn Regierung und Parlament Mutter von drei erwachsenen Kindern, Stütze innerhalb der Solothurner Re- für eine liberale Politik im Kanton gewählt. Die Solothurner Freisinni- Gemeindepräsidentin und selbständi- gierung und verdient die Wiederwahl. Solothurn. Sie verdienen Ihre Stimme gen ziehen mit Marianne Meister und ge Unternehmerin mit einem Detail- Wer richtig freisinnig wählt, am 12. März. Remo Ankli als Spitzenkandidaten ins handelsgeschäft steht sie mit beiden schreibt am 12. März die beiden FDP- Seiten 2 und 3 Rennen für die zwei FDP-Regierungs- Beinen auf dem Boden. Als Präsiden- Kandidaten auf den Wahlzettel und ratsmandate. tin des Kantonal-Solothurnischen Ge- lässt die übrigen Linien leer! Alle Der Belästigungsstaat Kantonsrätin Marianne Meister werbeverbands geniesst sie auch den Freisinnigen müssen zusammenhal- soll Nachfolgerin von Esther Gassler Rückhalt der Solothurner Wirtschaft. ten, wenn die FDP wieder zwei Regie- Wer sich vom Staat zu sehr belästigt werden und so die fast 30-jährige Tra- Bildungsdirektor Remo Ankli hat rungssitze erobern will. Engagieren fühlt, muss halt mehr Liberale wäh- dition einer freisinnigen Regierungs- sich in den letzten vier Jahren für eine auch Sie sich für die Wahl von Mari- len. Das schreibt unser Kolumnist im rätin fortführen. Die 54-Jährige ver- Konsolidierung des Reformprozesses anne Meister und Remo Ankli mit Hinblick auf die kommenden Wahlen. fügt über das nötige Rüstzeug für in den Schulen eingesetzt. Im Zuge der einem Beitritt zum Unterstützungs- Seite 4 dieses Amt. Sie ist eine liberale Poli- Sparmassnahmen hat er bewiesen, komitee unter www.fdp-so.ch/wah- tikerin mit einer pointiert bürgerli- dass er auch unpopuläre Entscheide len2017. Inländervorrang Das Parlament hat sich bei der Umset- zung der Masseneinwanderungsinitia- tive (MEI) für den FDP-Vorschlag zur selbstständigen Steuerung der Zuwan- derung unter Sicherung der bilateralen Verträge entschieden. Die Lösung ist Teil einer breiteren Agenda der FDP im Marianne Meister Bereich Migration, schreibt Kurt Fluri. Seite 16 und Remo Ankli Digitalisierung in den Regierungsrat. Mit der Digitalisierung ist eine neuer- liche industrielle Revolution im Gan- ge. Sie bringt Chancen und Risiken. Es gilt, die Ängste ernst zu nehmen 12.März 2017 – und sich auf die Chancen zu fokus- sieren, ist Bundesrat Johann Schnei- www.fdp-so.ch der-Ammann überzeugt. Seite 22 Ein starkes bürgerliches Team will die beiden FDP-Regierungssitze verteidigen.

Herausgeberin / Redaktion / Inserate: FDP.Die Liberalen, Postfach 6136, 3001 Bern, T: 031 320 35 35, F: 031 320 35 00, E: [email protected], www.fdp.ch. Kantonalteil: Redaktion Solothurner Freisinn, Schöngrünstrasse 35, 4502 Solothurn, T: 032 622 31 66, F: 032 623 24 26, E: [email protected], www.fdp-so.ch. Layout : LZ Print, E: [email protected]. Druck: NZZ Media Services AG, T: 071 272 72 06, E: [email protected] Solothurn

Die Kantonsratskandidierenden der FDP 95 Kandidierende stellen sich für die FDP zur Wahl in den Solothurner Kantonsrat. Die liberale Politik im Rathaus muss gestärkt werden. Wer mehr über sie erfahren will, findet die ausführlichen Kandidatenporträts unter www.fdp-so.ch

AMTEI SOLOTHURN-LEBERN 

Aebi Michel Bachmann Gregor Bläsi Hubert Brügger Peter Caduff Pascal Eichberger Roswitha Eng Philipp Gerber Robert Leibundgut Barbara Riedholz Langendorf Grenchen Langendorf Grenchen Lommiswil Günsberg Grenchen Bettlach

AMTEI SOLOTHURN-LEBERN 

Lupi Marco Michel Simon Panzer Anita Richard Andreas Roth Mattia Scheidegger Veronika Schleiss Konrad Schmid Charlie Scholl Christoph Solothurn Solothurn Feldbrunnen-St.Niklaus Solothurn Grenchen Grenchen Grenchen Solothurn Selzach

AMTEI SOLOTHURN-LEBERN | AMTEI BUCHEGGBERG-WASSERAMT 

Spycher Silvia Tasdemir Kemal Unterlerchner Urs Wyss Daniel Zbinden Adrian Meister Marianne Meyer-Burkhard Verena Tschumi Kuno Arnet Philippe Selzach Solothurn Solothurn Solothurn Feldbrunnen-St.Niklaus Messen Mühledorf Derendingen Lohn-Ammannsegg

AMTEI BUCHEGGBERG-WASSERAMT 

Broghammer Florian Christen Muralt Susanna Gasche Etienne Käsermann Michael Kuhn-Hopp Sigrun Kummli Michael Lohm Lukas Menth Markus Misteli-Sieber Manuela Derendingen Obergerlafingen Oekingen Derendingen Zuchwil Subingen Biberist Unterramsern Biberist

AMTEI BUCHEGGBERG-WASSERAMT |

Noordtzij Jan Ochsner Oliver Rekaj Perparim Rufer Martin Scheuermeyer Christian Schoy Michael Siegenthaler Roger Wyss Hansueli Zürcher Markus Biberist Lüterkofen-Ichertswil Lohn-Ammannsegg Lüsslingen Deitingen Oekingen Lüterkofen-Ichertswil Brügglen Derendingen

2 Nr. 1/2017 Solothurn AMTEI THAL-GÄU 

Bader Urs Bartholdi Johanna Bolliger Tobias Büttler-Spielmann Karin Cessotto Enzo Erni Ramon Fluri Luca Laupersdorf Balsthal Wolfwil Härkingen

AMTEI THAL-GÄU | AMTEI OLTEN-GÖSGEN 

Hafner Theodor Lindemann Georg Schneider Zsuzsa Benguerel-Kiefer Marianne Cartier Daniel Enz Rolf Ferraro Dylan Fessler Martin Frey Roman Wolfwil Welschenrohr Wangen b. Olten Gretzenbach Däniken Dulliken Kappel Wangen b. Olten

AMTEI OLTEN-GÖSGEN 

Hodel Peter Huber Christian Hug Felix Imperia Vincenzo Kadioglu Inan Kaiser Lucia Kämpf Alexandra Knapp Urs Loosli Beat Schönenwerd Kappel Starrkirch-Wil Lostorf Olten Starrkirch-Wil Olten Olten Starrkirch-Wil

AMTEI OLTEN-GÖSGEN 

Lorenz Marco Nünlist Stefan Nussbaumer Jessica Probst Daniel Rhiner Walter Saner Stulz Corinne Schibli Andreas Shah-Wuillemin Charlotte Spielmann Markus Dulliken Olten Olten Olten Dulliken Lostorf Olten Schönenwerd Starrkirch-Wil

AMTEI OLTEN-GÖSGEN | AMTEI DORNECK-THIERSTEIN 

Tschan David Wildi Beat Zingrich Alexander Bringold Andreas Büttiker Hans Gubser Peter Häner David Hartung Werner Matthes Roland Olten Wangen b. Olten Gretzenbach Beinwil Dornach Hofstetten-Flüh Breitenbach Büsserach Rodersdorf

AMTEI DORNECK-THIERSTEIN |

Schnellmann Bruno Stadler Patrik Stebler Sarah Studer Heiner Thalmann Christian Vogel Martin Winkler Mark Dornach Gempen Nunningen Nunningen Breitenbach Büren Witterswil

Nr. 1/2017 3 Solothurn

Kolumne Wechsel in den Ortsparteien Der Belästigungsstaat Biberist: Jan Noordtzij (neu) für Philippe Arnet Buchegg: Bruno Bartlome (Neugründung) Stüsslingen: Kurt Frauchiger (neu, bisher vakant) Urs Marti, Langendorf Wir danken dem zurückgetretenen Präsidenten für seinen Einsatz und wün- Der Belästigungsstaat. Was für ein schen den Neugewählten viel Erfolg in ihren Ämtern. toller Ausdruck! Und wer hat ihn nicht schon selber erlebt? Mit dem Bussen- zettel hinter dem Scheibenwischer, Lämpen mit der Steuerverwaltung, mit teuren Verkehrsschikanen zur Veranstaltungen Durchsetzung von Tempo 30. Zuge- schrieben wird dieser Ausdruck Februar 2017 Friedrich August von Hayek; dieser So 12. Eidg. Abstimmungssonntag war einer der grössten liberalen Vor- Mi 15. 19.30 Uhr Podium Regierungsratswahlen (Kofmehl, Solothurn) denker der neueren Zeit. Hayek hatte damit vor allem die Giesskanne im März 2017 Visier, mit der Wohlfahrtspolitik be- Belästigerinnen und Belästigern. Die- trieben wird. Seine Hauptwerke «Ver- se sitzen nicht nur in den Verwaltun- So 12. Kantons- und Regierungsratswahlen fassung der Freiheit» und der «Weg gen, sondern auch in den Gemeinde- Mo 13. 18.00 Uhr Parteivorstand (Reserve) zur Knechtschaft» sind vor mehr als räten, im Kantonsrat, im National- 50 Jahren erschienen. Seither ist der und im Ständerat. Mo 13. 19.30 Uhr Kant. Delegiertenversammlung (MZH Beinwil) Belästigungsstaat wesentlich weiter- 505 Kandidatinnen und Kandida- Do 16. 19.30 Uhr Club FDP 2000: Parlamentariergespräch entwickelt worden. Der Belästigungs- ten wetteifern um eines der 100 zu (Sternen, Kriegstetten) staat mischt sich in alle Lebensberei- vergebenden Kantonsratsmandate. che ein. Gutmenschen wissen eben, Dabei wird man, ganz besonders im April 2017 was den Menschen guttut. Interesse der Liberalen, die Packungs- So 23. evtl. 2. Wahlgang Regierungsratswahlen Die «Neue Zürcher Zeitung» hat zu beilage genau lesen müssen, wieviel Beginn dieses Jahres aus den «dümms- Belästigungspotenzial in Wahlver- Mi 26. 19.30 Uhr Kant. Delegiertenversammlung (Bezirk Gösgen) ten Gesetzen der Schweiz» zitiert. So ist sprechen zum umweltverträglichen es von 22 Uhr bis 7 Uhr untersagt, die Strassenverkehr, verdichteten Woh- Autotür, die Motorhaube oder den Kof- nungsbau, Umstieg auf erneuerbare Den Jahresterminkalender und Infos zu weiteren Anlässen finden Sie unter: ferdeckel laut zuzuknallen. Es kommt Energien usw. tatsächlich steckt. www.fdp-so.ch/events aber noch schöner. Laut Mietrecht müssen Mieter auf ihre Nachbarn Rück- sicht nehmen. Je nach Polizeiverord- nung ist das Tragen von hohen Absätzen während der Nachtruhe verboten. Fragt Bildungsparteitag in Olten sich nur, ob bei einem Polizeieinsatz zur Durchsetzung dieses Verbots diese Zu Jahresbeginn fand in der Fachhoch- auch noch eine DNA-Analyse bei der schule in Olten ein ausserplanmässiger «Tatwaffe» anordnen kann, falls die Bildungsparteitag statt. Parteipräsi- Dame, die sich strafbar machte, die dent Christian Scheuermeyer betonte Schuhe schon ausgezogen hat. die Wichtigkeit eines hochwertigen Ein Schulhausabwart in Solothurn Bildungssystems als Grundlage unse- setzt ein richterliches Verbot durch, res Wohlstands. Kantonsrätin Karin das den Hunden verbietet, in der Fe- Büttler, Leaderin der FDP-Bildungs- getzallee am Baum das Bein zu heben, gruppe, warb dafür, dass sich die Schu- Rund 65 Freisin- und dem Besitzer drohen Bussen bis le mit dem technologischen Fortschritt nige lauschen zu 2000 Franken. Ein Wirt muss den zu entwickeln habe. Ein Anliegen, das den Klängen des roten Teppich für die Wiedereröff- von den Wirtschaftsvertretern Daniel Schülerchors. nung eines Restaurants wieder einrol- Probst (Direktor Handelskammer) und len, weil es die Polizei so haben will. Stefan Nünlist (Kommunikationschef und Monique Rudolf von Rohr (Be- Forderungen wurden schliesslich von Auch das ist Belästigungsstaat pur. Swisscom) allzu gerne aufgenommen rufsschullehrerin) unterstrichen die Ruedi Nützi (Direktor Hochschule für Nur, der Belästigungsstaat ist nicht wurde. Diese orteten in der Digitalisie- Bedeutung der Schule für die gesell- Wirtschaft) zusammengefasst und Bil- einfach so gewachsen. Er ist gemacht rung noch viel Entwicklungspotenzial. schaftliche und wirtschaftliche Ent- dungsdirektor Remo Ankli mit auf den und weiterentwickelt worden von den Andreas Walter (Chef Volksschulamt) wicklung. Die in Gruppen erarbeiteten Weg gegeben.

4 Nr. 1/2017 Jungfreisinnige

Interview Andri Silberschmidt «Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig herausfordern» Im März 2016 wurde Andri Silberschmidt zum neuen Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz ­gewählt. Zuhanden des Geschäfts­berichts hat ihm Rahel Landolt Fragen zu seinem ersten Amtsjahr und seiner Person gestellt.

Andri Silberschmidt, das Magazin Nominierten ihre Videos posten. Und «Who is Who in Zürich» windet Dir mehrere Zeitungen haben darüber be- ein Kränzchen: «Dass die Jungfrei- richtet. Die Aktion ist zu einem Selbst- sinnigen wieder wahrgenommen läufer geworden. werden, ist der Verdienst ihres neuen Präsidenten Andri Silberschmidt.» In einer Blase leben und nicht mehr Einverstanden? wissen, was die Leute ausserhalb Alleine kann ich sehr wenig bewegen. bewegt. Das wird gerade heiss Wichtig ist, dass man zur richtigen ­diskutiert nach dem Brexit und der Zeit die richtigen Entscheide trifft. Wahl Donald Trumps. Wie sorgst Du Das ist uns im Team gelungen. Unsere dafür, dass Dir das nicht passiert? Kampagne gegen die AHVplus-Initia- Klar bin ich in einer Bubble. Und auch tive z. B. war bereit, bevor die Medien der Vorstand ist es. Das heisst aber das Thema aufgenommen haben. nicht, dass im Sitzungszimmer die Aussenwelt keine Rolle mehr spielt. Es «20 Minuten» machte Dich zum ist wichtig, dass wir andere Meinungen Andri Silberschmidt «Justin Bieber der FDP», «Friday» nicht von vorneherein ablehnen, uns porträtierte Dich bei «30 unter 30», gegenseitig herausfordern. Wenn wir das Büpf, sie dafür. Wir suchen aber Richtung. Ein Beispiel: Frankreich Du warst Gast bei der «Arena». Das kreativ sein wollen, gehen wir keine nicht den Konflikt. Argumente statt leidet unter einem zu stark regulierten Maskottchen Andri Silberschmidt Traktandenlisten durch, wo am Schluss Besserwisserei – das ist der Anspruch Arbeitsmarkt. Was machen wir? Wir soll den Jungfreisinnigen keinen unter «Varia» jeder seine Ideen vor- eines Liberalen. regulieren unseren Arbeitsmarkt Erfolg gebracht haben? tragen darf. Wir nehmen ein weisses ebenfalls stark. Die Freisinnigen müs- Klar, die Gesellschaft personifiziert Papier und jeder schreibt drauflos. Liberal zu sein gehört ja wieder sen klarer sagen: Es reicht. Und immer gerne. Sie schreibt Erfolg und Miss- zum guten Ton. Was heisst für Dich wieder darauf hinweisen, worauf der erfolg einzelnen Personen zu. Wir hat- Arbeitet ihr so bei der Zürcher «liberal»? Erfolg der Schweiz basiert. ten ein gutes Jahr. Ich halte aber auch Kantonalbank?­ Ich bin kein Bindestrich-Liberaler. den Kopf hin, wenn etwas schiefläuft. Im Job habe ich gelernt, verschiedene Weder grün-, sozial- noch irgendwas- Das wäre? Aufgaben strukturiert nebeneinander liberal. Ich bin überzeugter Föderalist. Erstens der Wettbewerb der Institutio- Welche Erfolge konntet ihr in zu managen. Vieles ist aber learning Wenn man dieses Prinzip zu Ende nen, der Föderalismus. Zweitens unser ­Deinem ersten Amtsjahr verbuchen? by doing. Bei der Bank führe ich kein denkt, liegt die Verantwortung am Selbstverständnis, dass man primär Wir haben dazu beigetragen, dass die Team. Bei den Jungfreisinnigen hin- Schluss nicht bei der Gemeinde, son- für sich selbst verantwortlich ist. Und AHVplus-Initiative gebodigt wurde. gegen führe ich acht Vorstandsmit- dern beim Bürger. Wir sollten uns die drittens unsere wirtschaftliche und Und gerade läuft unsere Facebook- glieder und eine Angestellte, bald drei. Frage stellen: Wieso muss das die All- kulturelle Offenheit. Challenge zur Unternehmenssteuer- gemeinheit regeln und nicht der Bür- reform III super. Seid ihr bald so professionell, dass ger? Das bringt mehr als aufzuzählen, Was sind Deine persönlichen Ziele ihr es mit der Mutterpartei FDP welches Staatsaufgaben sein sollen als Präsident? Deine Timeline muss voll sein mit aufnehmen könnt? und welche nicht. Klar aber ist: Die Ich will dem Jungfreisinn helfen. Gute diesen Videos. Aber misst Du so den Ich bin im Vorstand der FDP Schweiz, Staatsquote muss runter. strategische Entscheide treffen. Klar Erfolg? Facebook zeigt Dir ja pri- wir haben zehn Delegierte und können steigt auch meine Bekanntheit. Aber mär Inhalte, die Du und dein Jung- in den Fachkommissionen mitma- In welche Richtung geht die ich bin nicht Präsident geworden mit freisinnigen-Umfeld mögt. chen. Wir können bei der FDP mit- Schweizer­ Politik? dem Ziel, bei der FDP Karriere zu Einverstanden, die Timeline ist sehr reden, sie aber nicht bei uns. Wir posi- Die Schweiz hinkt der etatistischen machen. Dort starte ich wieder bei subjektiv. Ich musste aber schon ab tionieren uns unabhängig von der Entwicklung in Europa zum Glück null und ich werde neuen Effort leisten Tag drei nicht mehr schauen, dass die FDP. Beispielsweise waren wir gegen hinterher. Sie geht aber in dieselbe müssen.

Nr. 1/2017 5 FDP Frauen

Wahl der Generalsekretärin Die Schwyzerin Irene Thalmann wird neue Generalsekretärin der FDP Frauen Schweiz Die Geschäftsleitung der FDP.Die Liberalen Frauen Schweiz ist hocherfreut, mit Irene Thalmann eine erfahrene Politikerin zur neuen Generalsekretärin gewählt zu haben. Sie wird die operative Führung der Geschäfte der FDP Frauen am 1. April 2017 übernehmen.

Claudine Esseiva, scheidet sie aus dem Präsidium 2016 nahm Irene Thalmann zudem für Generalsekretärin aus. die FDP im Schwyzer Kantonsrat Ein- FDP Frauen Schweiz Irene Thalmann verfügt über sitz und war Mitglied verschiedener eine breite politische Erfahrung. kantonaler Kommissionen. Als lang- Irene Thalmann löst damit Clau- 1999 war sie Gründungspräsiden­ jährige Stützpunktleiterin von econo- dine Esseiva ab, welche knapp tin der FDP.Die Liberalen Frauen miesuisse bringt sie überdies grosse neun Jahre als Generalsekretärin Kanton Schwyz und seit bald 17 Erfahrungen im Rahmen von eidge- wirkte und einen wichtigen Bei- Jahren gehört sie der Geschäfts- nössischen Abstimmungsvorlagen mit. trag leistete, dass die FDP Frauen leitung der FDP.Die Liberalen Die Wahl von Irene Thalmann zur schweizweit als progressive libe- Frauen Schweiz an: Zunächst als Generalsekretärin ist nicht zuletzt auch rale Kraft wahrgenommen wer- Claudine Esseiva Irene Thalmann GL-Mitglied, ab 2004 als Vize- ein Garant für Kontinuität im Hinblick den. Bis zum 31. März 2017 wird präsidentin und ab 2008 als erste auf einen anstehenden Wechsel im Irene Thalmann weiterhin als erste Frauen Schweiz amten; mit ihrer Vizepräsidentin im Rahmen des er- Präsidium der FDP.Die Liberalen Vizepräsidentin der FDP.Die Liberalen ­neuen Funktion als Generalsekretärin weiterten Präsidiums. Von 2005 bis Frauen.

Wir Frauen sagen 12. Februar 2017 zur Steuerreform! Ja www.steuerreform-ja.ch

Mirjam Staub-Bisang SandraSollberger Karin Lenzlinger CEOIndependent Capital Nationalrätin BL Lenzlinger Söhne AG Group AG SVP

Daniela Schneeberger Claudia Eberle-Fröhlich BarbaraSchär Nationalrätin BL CEOFröhlich InfoAG Rudolf Hirt AG FDP

Doris Fiala BéatriceLüthi Nicole Loeb Nationalrätin ZH CEOLüthi-AufzügeAG Loeb Holding AG FDP

AnitaLuginbühl Elisabeth Schneider-Schneiter AlessandraAlberti Grossrätin BE Nationalrätin BL CEOChocolat Stella AG BDP CVP

AliceGlauser Isabelle Moret FranziskaTschudi Nationalrätin VD Nationalrätin VD CEOWicor Holding AG SVP FDP

Carmen Walker Späh EvaJaisli Carolina Müller-Möhl Volkswirtschaftsdirektorin ZH CEOPBSwiss Tools AG Müller-Möhl Group FDP Radigal

Gesellschaftspolitik Ein Vorsatz fürs neue Jahr Während in vielen Ländern das Rad zurückgedreht wird, bleibt die Schweiz stabil. Sie kann mit ihrer freiheitlichen und offenen Ordnung ein lebendiges Gegenbeispiel sein. Davon kann die FDP profitieren, wenn sie sich klug positioniert – auch in gesellschaftspolitischen Fragen.

Raphael Scherer, auf, es in vielen Bereichen besser zu Vorstandsmitglied Radigal machen als die anderen. Gerne lesen wir, wie kompetitiv unsere Wirtschaft, Mit der Wahl von Donald Trump zum wie gut unser Bildungssystem und wie Präsidenten der USA sind Themen stabil unsere Politik sich gestalten im wieder salonfähig geworden, die der Vergleich zu anderen Ländern. Für politische Beobachter schon längst für uns verlief die Finanzkrise glimpfli- tot geglaubt hatte. Rassismus, Sexis- cher als für die meisten anderen, und mus und Homophobie scheinen für selbst der steinharte Franken scheint grosse Teile der amerikanischen Be- unserer Wirtschaft bisher nicht allzu völkerung noch immer akzeptabel zu stark geschadet zu haben. Dies alles, sein. Trauriger Höhepunkt solchen ironischerweise und den populisti- Hasses war das Attentat auf einen schen Reden zum Trotz, während die Schwulenklub in Orlando im Juni Schweiz eines der offensten und glo- letzten Jahres. Gleichzeitig gehört es balisiertesten Länder überhaupt ist. in den vielen Schichten doch schon Wir sollten diesen Umstand hochver- längst zum guten Ton, zu Fragen von netzter Widerstandsfähigkeit als Be- Gleichstellung und Toleranz eine ge- stätigung und Ermutigung dafür se- sellschaftsliberale Haltung einzuneh- hen, unbeirrt den liberalen Weg zu men. gehen, der uns so erfolgreich gemacht Auch in Europa hat der Populismus, hat. Liberal sein heisst aber nicht nur, die Rückbesinnung auf nationalisti- einen schlanken Staat und eine freie sche Werte und die Propaganda gegen Wirtschaft zu befürworten. Es heisst alles Grenzüberschreitende derzeit auch, gesellschaftspolitisch dafür ein- Konjunktur. In mehreren Ländern zutreten, allen die gleichen Rechte zu- sind Regierungen installiert, die auto- zugestehen. Die Schweiz kann hier als kratische Züge zeigen und sich um liberaler Leuchtturm herausstehen internationale Regeln foutieren. Dar- und diejenigen, die unser Gedanken- unter leiden nicht nur Einwanderer gut teilen, inspirieren. und solche, denen ihre Freiheit teuer An wem liegt es denn innerhalb der ist. In Russland hetzt Wladimir Putin Schweiz, solche Entwicklungen anzu- gegen schwule und lesbische Staats- stossen und voranzutreiben? Die FDP bürger. Der liberale Weg, bisher eng als liberales Original darf sich hier verknüpft mit einer fortschreitenden nicht von anderen Parteien den Wind Globalisierung und deshalb als alter- aus den Segeln nehmen lassen. Wir nativlos gesehen, wird mancherorts sind diejenige Partei, deren Programm plötzlich im Rückwärtsgang beschrit- das wirksamste Gegenmittel gegen ten. Vielleicht ist es das Korrektiv für um sich greifende postfaktische Ten- eine Entwicklung, die vielen zu denzen ist. Mit Radigal verfügen wir schnell zu weit gegangen ist. Die Ten- Raphael Scherer über eine eigene Fachgruppe, die sich denz fürs angebrochene Jahr jedoch erst letztes Jahr neu aufgestellt hat ist eindeutig, und die internationale neben Schwulen und Lesben auch ner Partnerschaft aus, und das da- (Freisinn 04/2016) und mit Herzblut Gemeinschaft wird davon höchst- Transmenschen und weitere sexuelle gegen angedrohte Referendum schei- und Engagement für die individuelle wahrscheinlich in Mitleidenschaft ge- Identitäten und Orientierungen um- terte. Gleichwohl ist die Schweiz im- Freiheit aller kämpft. Unsere Partei zogen werden. fasst, vergangenes Jahr einen schönen mer noch weit entfernt von einer ech- kann hier eine überzeugende Vorrei- Fernab dieser Entwicklungen er- Erfolg verbuchen: Das Parlament ten Gleichstellung der verschiedenen terrolle einnehmen zwischen den scheint die Schweiz als Ort gesell- sprach sich in der Sommersession für Lebensformen, die in diesem Land Schneemännern von rechts und den schaftlicher Kohäsion. Tatsächlich die Öffnung der Adoption für Konku- tagtäglich gelebte Realität sind. Gleichmacherei-Turbos von links. Ge- konnte die LGBT+-Community, die binatspaare und solche in eingetrage- In der Schweiz sind wir stolz dar- hen wir es an im neuen Jahr.

Nr. 1/2017 7 Service Public

Rück- und Vorschau Bewegte Zeiten Für den «Service Public» waren die vergangenen Monate bewegte Zeiten. Damit ist nicht nur ­unsere Vereinigung der freisinnigen Bundesangestellten gemeint, sondern auch all jene Aspekte, die der Definition nach unter den öffentlichen Dienst unseres Landes fallen.

Beat Schlatter, Präsident FDP Service Public Vortragsabend «Wahlen in den USA – Die Abstimmung über die Volksinitia- Dynamik und geopolitische tive «Pro Service Public» prägte die Einschätzung» Wahrnehmung rund um den öffentli- chen Dienst im Jahre 2016 in der Be- Mittwoch, 8. Februar 2017 völkerung. In der zum Teil hitzigen 18.30 Uhr, Kasino Bern Debatte ging zuweilen vergessen, wel- Referent: Beat Schlatter che Bereiche der «Service Public» in der Schweiz gemäss Definition zu er- füllen hat (siehe Box). Unsere Vereini- I Guido Freiburghaus, Beisitzer gung hat sich im Rahmen der Kampa- und Chef Anlässe gne stark eingesetzt – nicht nur, um die I Michael Ostertag, Kassier Bürgerinnen und Bürger von der Un- I Daniel Derungs, Beisitzer sinnigkeit der Initiative zu überzeugen, sondern auch um Aufklärung hinsicht- Vortragsabende 2017 lich dessen zu betreiben, was wir in Den Einstieg in die Vortragsserie 2017 unserem Land unter dem öffentlichen macht eine Präsentation über meine Dienst verstehen können. Trotz zuwei- Erfahrungen und Erkenntnisse aus len anderslautenden Umfrageergebnis- einer privaten Wahlbeobachtung in sen wurde die Initiative «Pro Service Amerika während des Präsident- Public» am Schluss vom Wahlvolk schaftswahlkampfes. Ich freue mich, mehr als deutlich abgelehnt. Ein Zei- Sie am Mittwoch, 8. Februar, im Ka- chen dafür, dass unsere Kampagne sino Bern zu diesem Vortrag zu be- Anklang fand und die Bevölkerung grüssen. Auch in den Monaten April, sich von den irreführenden Argumen- Mai und September werden wir unse- ten der Initianten nicht täuschen liess. re Vortragsabende mit spannenden Themen füllen. Besuchen Sie regel- Vertretung im nationalen Vorstand mässig unsere Website www.fdp-ser- Nachdem die FDP Service Public be- vicepublic.ch, um mehr über die Ter- reits seit 2012 mit einem Beisitzer eine mine und Themen zu erfahren. Vertretung im nationalen Vorstand der FDP.Die Liberalen stellte, kam es im Rahmen umfassender Änderungen im Definition Frühjahr 2016 zu einer Statusanpas- Service Public Schweiz sung. Unsere Vereinigung der libera- Beat Schlatter «Service public umfasst eine poli- len Bundesangestellten ist seit der tisch definierte Grundversorgung Statutenänderung nun den anderen gen ein Gefäss werden, in welchem sie die FDP Service Public wurde an mit Infrastrukturgütern und Infra- Partnerorganisationen der FDP gleich- sich mit Gleichgesinnten austauschen unserer Generalversammlung im No- strukturdienstleistungen, welche gestellt und hat daher einen fixen Platz können und in unseren Vortragsaben- vember gebührend verdankt. Wir für alle Bevölkerungsschichten im Vorstand der FDP Schweiz. den und Veranstaltungen wertvolle wünschen Hildegard Weber für die und Regionen des Landes nach Diese Aufwertung motiviert uns Inputs erhalten. Zukunft viel Freude und Erfolg und gleichen Grundsätzen in guter Qua- auch, unseren Gestaltungsraum auszu- freuen uns, sie weiterhin an unseren lität und zu angemessenen Preisen weiten. So ist für dieses Jahr eine Rochade im Vorstand Veranstaltungen begrüssen zu dürfen. zur Verfügung stehen sollen.» Kampagne geplant, um in den Kanto- Nach langen Jahren im Vorstand hat Der neue Vorstand setzt sich somit Quelle: Bericht des Bundesrates nen mehr Mitglieder zu gewinnen. Die sich Hildegard Weber entschlossen, folgendermassen zusammen: «Grundversorgung in der Infrastruktur FDP Service Public soll auch für Mit- ihre Tatkraft zukünftig anderweitig I Beat Schlatter, Präsident (Service public)». arbeitende in kantonalen Verwaltun- einzusetzen. Ihr grosses Verdienst für I Daniel Seiler, Vizepräsident

8 Nr. 1/2017 Positionen und Standpunkte

BFI-Botschaft Für einen starken Bildungs-, Forschungs- und Innovationsstandort Im Rhythmus von vier Jahren beschliesst das Parlament jeweils die Finanzierung für Bildung, ­Forschung und Innovation. Die BFI-Botschaft für die Förderperiode 2017–2020 ist eine ­Weiterführung der erfolgreichen Politik in diesem Bereich. Es werden die richtigen Akzente gesetzt, damit die Schweiz auch in Zukunft Weltspitze bleibt.

Christian Wasserfallen, stützt werden. Weiter ist international Vize-Präsident FDP.Die Liberalen das Wettrennen um die klügsten Köp- und Nationalrat BE fe voll im Gange. Mit den neuen För- dergeldern wird die Attraktivität Bildung ist der Rohstoff der Schweiz. ­Bildungs- und Forschungsstandort Unser Bildungssystem nimmt eine Schweiz gesichert und so die besten integrative Funktion wahr, ist ein Ele- Leute angezogen, welche die Innova- ment des nationalen Zusammenhalts tion vorantreiben und den Fortschritt und erlaubt dank seiner Durchlässig- in die Gesellschaft tragen. keit die soziale Mobilität: Jeder und jede ist seines Glückes Schmied. Die Gute Aussichten Forschung schafft Wissen, welches Die Schweiz ist keine Insel – dies zeigt zum Wohl der Gesellschaft eingesetzt sich insbesondere in der Forschungs- wird. Und Innovation ist zentral für zusammenarbeit: Der drohende Aus- die Wettbewerbsfähigkeit unseres schluss der Schweiz aus den europäi- Standortes. Der verabschiedete Fi- schen Forschungsprogrammen Hori- nanzrahmen für Bildung, Forschung zon 2020 hat uns hart getroffen. Nach und Innovation für die nächsten vier der Annahme der Masseneinwande- Jahre wahrt das Gleichgewicht zwi- rungsinitiative legte der Bundesrat die schen Bundeshaushalt und der Förde- Erweiterung der Personenfreizügig- rung von Bereichen, welche für die keit auf Kroatien übereilt auf Eis. Schweiz von grösster Wichtigkeit Ohne diese Erweiterung auf Kroatien sind. zu ratifizieren, war eine Vollassoziie- rung der Schweiz an Horizon 2020 Duales Bildungssystem stärken nicht zu haben. Erschwerend kam hin- Wir verdanken unserem dualen Bil- Christian Wasserfallen zu, dass das Parlament im Herbst 2016 dungssystem eine im Vergleich mit der eine weitere Voraussetzung zur Rati- EU rekordtiefe Jugendarbeitslosigkeit. bewerbsfähigkeit jeder und jedes Ein- reich über einen angemessenen För- fizierung des Kroatienprotokolls Um dieses System weiterhin zu stär- zelnen auf dem Arbeitsmarkt. Nicht derbeitrag. Aber dieses Budget ver- schuf. Neu musste zusätzlich auch ken, ist es zentral, dass die Autonomie zuletzt strengt sich die Schweiz auch pflichtet auch – jeder Bildungsfranken die Umsetzungsgesetzgebung zur der Bildungsstätten und Forschungs- an, in sogenannten Technologiekom- muss effizient und zielführend einge- Masseneinwanderungsinitiative «be- institutionen gegenüber Politik und petenzzentren international in spezi- setzt werden. Es ist zentral, dass die stehen». Da diese nun in der Winter- Behörden gestärkt wird. So fordert die fischen Technologien Spitze zu sein. Aus- und Weiterbildung eng mit der session vom Parlament beschlossen FDP schon lange, dass diese zum Bei- Wirtschaft vernetzt wird. Konkret soll wurde, war der Weg für eine Ratifi- spiel die inhaltliche Ausrichtung, den Wettbewerb soll gestärkt werden die Zusammenarbeit zwischen Wirt- zierung des Kroatienprotokolls und Umgang mit Drittmitteln und über Stu- Die Konkurrenz schläft nicht – der schaft, Bildung und Forschung ge- damit für die Vollassoziierung der diengebühren selber bestimmen kön- Wettbewerb ist global und dynamisch. stärkt werden. Dies erlaubt es der Schweiz an Horizon 2020 frei. Nun nen sollen. Im Rahmen der Beratung Will die Schweiz auch weiterhin ihre Wirtschaft, das Potenzial des ausge- haben unsere Forscher und Institutio- zur BFI-Botschaft wurde unter ande- Spitzenposition in Bildung, Forschung bildeten Fachpersonals direkt abzu- nen wieder Zugriff auf europäische rem die Finanzierung von Personen, und Innovation bewahren, muss sie schöpfen. Mit der neu gegründeten Forschungsprojekte und das entspre- die vorbereitende Kurse in der höheren über eine solide Finanzierungsgrund- Innosuisse, die ab dem 1. Januar 2018 chende Netzwerk. Im Weiteren be- Berufsbildung besuchen, beschlossen. lage verfügen. Mit einer Erhöhung des in Betrieb sein wird und die Kommis- grüsse ich die im Rahmen der BFI- Auch setzt die Botschaft Akzente im Budgets um 400 Millionen auf über sion für Technologie und Innovation Vorlage beschlossene Intensivierung Bereich Weiterbildung: Sie ist ein zen- 26 Milliarden Franken in den nächs- (KTI) ablöst, sollen Unternehmen im der internationalen Zusammenarbeit trales Element zur Stärkung der Wett- ten vier Jahren verfügt der BFI-Be- Bereich Innovation vermehrt unter- in diesem Bereich.

Nr. 1/2017 9 Page Romande

Une année à la présidence du Conseil des Etats La Force des Institutions Entre le 30 novembre 2015 et le 28 novembre 2016, le conseiller aux Etats neuchâtelois Raphaël Comte présidait la chambre des Cantons. Il revient sur son année présidentielle et sur les spécificités qui font le succès de notre pays.

Raphaël Comte, conseiller carner une fonction avant de la re- aux Etats NE et président mettre à leur successeur. Seules du Conseil des Etats 2015–2016 comptent les institutions qui, elles, perdurent et qui nous garantissent nos «Malheureux le pays qui a besoin de libertés et nos droits. Les pays n’ont héros», disait Bertold Brecht. La pas besoin de héros, ils ont besoin Suisse n’a assurément pas besoin de d’institutions solides. héros, et c’est sans doute pour cela que Du 30 novembre 2015 au 28 no- le pouvoir change régulièrement de vembre 2016, j’ai eu l’honneur et le mains et que nous préférons l’exercer plaisir de présider le Conseil des Etats. de manière collective. Les présidents Rares sont les pays où les fonctions sont de simples serviteurs qui ac- présidentielles, qu’il s’agisse de fonc- ceptent, pendant quelques mois, d’in- tions parlementaires ou gouvernemen-

Raphaël Comte

tales, ne durent qu’une année. Ce que nécessitent de laisser la marge de certains, au-delà de nos frontières, manœuvre la plus grande possible aux qualifieraient de faiblesse est en réali- cantons. Ce n’est qu’ainsi que les ré- té une force: la Suisse fonde son succès ponses politiques apportées aux diffé- sur une stabilité politique exception- rents problèmes peuvent être adaptées nelle, avec des institutions qui n’ont à la réalité de chaque région. Notre pas changé depuis 1848. pays a besoin de subtilité et de mesure. Durant mon année présidentielle, La Suisse a également besoin de Die internationale Vernetzung hat die Schweiz stark j’ai effectué un Tour de Suisse, avec une consensus pour exister, et le consensus visite officielle dans chaque canton, ce nécessite un dialogue permanent, un gemacht: wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich qui m’a permis d’aller à la rencontre de dialogue sincère où chacun essaie d’al- und kulturell. Ganz besonders wichtig ist der bilaterale la population et de vivre concrètement ler à la rencontre des préoccupations Weg, den wir mit unseren europäischen Nachbarn la diversité de la Suisse. La cohésion de son interlocuteur, où une conces- nationale nécessite, dans notre pays, sion n’est pas vue comme une défaite. eingeschlagen haben. Diesen wollen wir weitergehen. que nous prenions le temps d’aller vers Cette culture de dialogue et d’écoute, Gehen Sie mit? l’autre pour l’écouter, pour le com- exempte de toute passion inutile, est la prendre. La proximité entre autorités et marque de fabrique de notre pays. Setzen Sie jetzt ein Zeichen für den bilateralen Weg! population est fondamentale, c’est une Nous devons tous avoir à cœur de la www.europapolitik.ch qualité majeure de notre système poli- défendre et de la faire vivre. C’est de tique, et nous devons la cultiver. cette manière que la Suisse continuera Si la Suisse est un Etat fédéral, ce sur la voie du succès! n’est pas par hasard: toutes les diffé- Texte librement adapté du discours prononcé le rences qui font la richesse de la Suisse, 28 novembre 2016 devant le Conseil des Etats.

16-3869_02_stark_vernetzt_Inserat_104x143mm.indd 1 06.01.17 15:41 10 Nr. 1/2017 Positionen und Standpunkte

Liberale Rahmenbedingungen für den Fortschritt schaffen Chancen der Digitalisierung nutzen Die Digitalisierung stellt uns vor grosse Herausforderungen: Sie verändert unsere Gesellschaft und Wirtschaft grundlegend. In einem Positionspapier, welches die Delegierten im November ­verabschiedet haben, stellt die FDP die Weichen für eine liberale Politik, welche die Chancen der ­Digitalisierung konstruktiv zu nutzen weiss.

Marcel Dobler, Nationalrat SG Ideen der Verwaltung begrüssen wir! Zudem muss aber auch der Gang zur Digitalisierung, Industrie 4.0 und Behörde eine Seltenheit werden. Für vierte industrielle Revolution: Diese eine rein elektronische Abwicklung Schlagwörter beschreiben den Wan- der Geschäfte ist ein funktionstüchti- del klassischer Wertschöpfungsketten ges System der digitalen Identität und neuer Technologien, welche (eID) und der elektronischen Signatur Chancen für neue Geschäftsmodelle, absolut zentral. Dies befreit Unterneh- Prozesse und Arbeitsplätze schaffen. men von der bürokratischen Last. Die Aufgrund der extrem dynamischen Internetplattform StartBiz vom Staats- Natur dieser Entwicklung will die sekretariat für Wirtschaft SECO, wel- FDP nicht mit Denkverboten reagie- che die Unternehmensgründung ver- ren, sondern liberale Rahmenbedin- einfachen und unterstützen soll, spurt gungen schaffen, um das Potenzial den richtigen Weg vor. Des Weiteren der Digitalisierung zu nutzen. Mit fordern wir, dass Behörden bereits einem erstklassigen Bildungssystem verfügbare Daten nicht wiederholt und einem starken Kapitalmarkt ist durch unterschiedliche Kontrollstellen die Schweiz gut positioniert, um sich einfordern, sondern diese untereinan- den Herausforderungen der Digitali- der mit Hilfe von E-Government zu- sierung zu stellen. Die FDP hat in gänglich machen. folgenden Bereichen Forderungen aufgestellt, damit die Schweiz digita- Digitale Infrastruktur ler Weltmeister wird. Eine exzellente Infrastruktur ist die Grundvoraussetzung der Digitalisie- Digitale Wirtschaft rung. Alles wird agiler, mobiler und Die Förderung von innovativen dezentraler. Davon betroffen sind Schweizer Firmen, Start-ups und neu- nicht nur die klassischen Telekom- en Technologien ist für die FDP zent- und Mobilfunknetze, sondern z. B. ral. Folgerichtig dürfen überholte Re- auch die Stromversorgung. Neben gulierungen funktionierenden Ange- Marcel Dobler dem Ausbau braucht es gleichzeitig boten der Sharing Economy wie Uber genügend Mittel für den Unterhalt. Es oder Airbnb nicht im Weg stehen und Digitales Wissen teren Ausbildung gefördert werden: ist uns zudem ein zentrales Anliegen, müssen angepasst werden. Ziel ist es, Auch das Bildungssystem muss sich, Die Selbstständigkeit soll zu einer dass kein digitaler Graben zwischen Regulierung für alle Marktteilnehmer beginnend bei der Volksschule, der beruflichen Entfaltungsmöglichkeit Städten und Randregionen entsteht, abzubauen. Alte Zöpfe wie die Orts- Digitalisierung anpassen. Die Ver- für jeden werden. Arbeitnehmer be- der die Attraktivität von ländlichen kundeprüfung für Taxifahrer sollen mittlung von digitalem Wissen und reiten sich für den digitalen Wandel Gebieten schmälert. Beispielsweise daher abgeschafft werden. Wir waren die Förderung von MINT-Fächern am besten vor, wenn sie sich lebens- durch bessere Rahmenbedingungen in diesem Sinne in der Wintersession (Mathematik, Informatik, Naturwis- langes Lernen zu Herzen nehmen und für den Mobilfunkausbau kann dies 2016 auch gleich erfolgreich: Nach- senschaft, Technik) sind hierfür zent- mit Weiterbildungen ihr digitales Wis- verhindert werden. Schliesslich muss dem sie der Nationalrat im Sommer ral. Weiter verlangen Studium und sen fit machen für den Arbeitsmarkt. die Schweiz mit der Beibehaltung be- annahm, hat auch der Ständerat in der Beruf heute vermehrt Kompetenzen stehender Datenschutzstandards auch Wintersession den FDP-Motionen in Informatik und der Anwendung von Digitale Verwaltung künftig ein attraktiver und sicherer «Taxis, Uber und andere Fahrdienste. Informations- und Kommunikations- In einem Zuger Pilotprojekt z. B. Serverstandort zur Speicherung von Für einen faireren Wettbewerb» und technologien. Diese sollen früh erlernt konnten bis Ende 2016 Gebühren bis Daten bleiben. Lassen wir Fortschritt «Anpassung des Strassenverkehrsge- werden. Auch das Unternehmertum zu 200 Franken direkt am Schalter der zu und sichern wir, dass die Schweiz setzes an die neuen Angebote» sehr muss schon im obligatorischen Schul- Einwohnerkontrolle mit Bitcoins be- eine zentrale Rolle in der Digitalisie- deutlich zugestimmt. unterricht und bei der gesamten wei- glichen werden. Solche innovativen rung einnehmen kann!

Nr. 1/2017 11 Abstimmungen

Ja zur USR III Werkplatz Schweiz entwickeln Die Schweiz ist in vielerlei Hinsicht Weltspitze. Sie bietet eine hohe Lebensqualität, erstklassige ­Infrastrukturen, eine intakte Bildungs- und Kulturlandschaft, eine hohe Innovationskraft und ­Kreativität sowie eine wunderbare Natur. All das ist auch Grundlage und zugleich Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg und den Wohlstand im Lande. Wesentliches Fundament unserer Wirtschaftskraft ist ein Steuersystem, das die Schweiz als Unternehmensstandort international ­attraktiv macht. So wurden in den letzten Jahrzehnten Zehntausende Arbeitsplätze geschaffen, und es konnte massiv in Bildung und Forschung investiert werden. Damit dies so bleibt, ist die Unternehmenssteuerreform III (Steuerreform) unverzichtbar.

Beat Walti, Nationalrat ZH Mitarbeitenden sowie indirekte Ein- nahmen. Würde die Steuerreform ab- Mit der Steuerreform werden bisherige gelehnt, drohen also gravierende steuerliche Sonderregeln für interna- volkswirtschaftliche Schäden und fi- tional tätige Gesellschaften abge- nanzielle Einbussen für Bund, Kanto- schafft, und alle Unternehmen werden ne, Städte und Gemeinden. nach den gleichen Regeln besteuert – egal ob klein oder gross, national oder Alle profitieren von der Reform international tätig, sind die Spiesse Die Steuerreform betrifft nicht nur inskünftig gleich lang. Ein höherer grosse Unternehmen und deren Mit- Kantonsanteil an den Bundessteuer- arbeitende, sondern auch KMU. Zum einnahmen ermöglicht den Kantonen einen profitieren gerade auch KMU eine allgemeine Senkung der Unter- von allgemein sinkenden Unterneh- nehmenssteuern. Gleichzeitig erhalten menssteuern. Zum anderen ist die Be- die Kantone mit der «Patentbox», der schäftigungswirkung internationaler «Forschungsförderung» und der «zins- Unternehmen gross, da mit jedem di- bereinigten Gewinnsteuer» Werkzeu- rekt Angestellten schätzungsweise 1,6 ge in die Hand, um ihre steuerliche Arbeitsplätze ausserhalb dieser Gesell- Attraktivität gezielt zu sichern. Wür- schaften verknüpft sind. Viele KMU den wir diese Anpassungen nicht ma- profitieren massgeblich von internatio- chen, würde die Schweiz als Firmen- nal tätigen, heute spezialbesteuerten standort an Attraktivität einbüssen, Firmen, denn grosse Unternehmen Verlagerungen von Unternehmen und sind wichtige Auftraggeber und Ab- Arbeitsplätzen ins Ausland riskieren nehmer von Zulieferern aus KMU und und damit Steuereinnahmen aufs Spiel Gewerbe. Dieses gut funktionierende setzen. Um künftig genügend Geld für Zusammenspiel von kleinen und gros- gute staatliche Leistungen in der Kas- sen Unternehmen ist ein entscheiden- se zu haben, müssen wir also dafür der Erfolgsfaktor für den Wirtschafts- sorgen, dass gerade auch Unternehmen standort im Allgemeinen und den der Schweiz treu bleiben oder hierher Werkplatz Schweiz im Besonderen. kommen, die international tätig und in der Standortwahl flexibel sind. Sagen auch Sie Ja zur Steuerreform Beat Walti Die Reform ist eines der wirtschafts-, Es steht viel auf dem Spiel finanz- und staatspolitisch wichtigsten Selbst wenn die Stimmbevölkerung dafür aber völlig unklar blieben, ent- Sonderregeln besteuerte Gesellschaf- Geschäfte der letzten Jahre – und eine zur Steuerreform Nein sagen würde, stünde eine längere Planungs- und ten arbeiten und um ihren Job bangen echte Chance, die Schweiz als Unter- müssten die international nicht mehr Rechtsunsicherheit, die Gift für die müssten. Über 5 Milliarden Franken nehmensstandort für die Zukunft gut akzeptierten steuerlichen Sonderre- Unternehmen in der Schweiz wäre! Gewinnsteuern dieser Gesellschaften zu positionieren. Gerade deshalb ist geln in nächster Zeit aufgegeben res- Besonders betroffen wären von einer – pro Jahr – stünden unmittelbar auf Ihre Ja-Stimme und jene möglichst pektive abgeschafft werden. Da die Ablehnung der Steuerreform über dem Spiel, hinzu kämen weitere Mil- vieler Stimmberechtigter am kom- Art und Weise sowie der Zeitpunkt 150 000 Personen, die für heute nach liarden an Einkommenssteuern ihrer menden 12. Februar äusserst wichtig.

12 Nr. 1/2017 Abstimmungen

Unternehmenssteuerreformgesetz III Die Steuerreform ist eines der wichtigsten Geschäfte in dieser Gemeinsam für die Steuerreform Legislatur für den Standort Schweiz. Auch Ihr persönlicher Die Schweiz soll auch in Zukunft zu den innovativsten und wettbewerbs­ Einsatz ist wichtig: Engagieren Sie sich und nutzen Sie die Mit- fähigsten Ländern der Welt gehören und so ein attraktiver Wirtschafts- mach-Möglichkeiten auf standort sein. Aus diesem Grund engagieren sich Parteimitglieder aller www.fdp.ch/steuerreform. Stufen, ob Parteipräsidentin oder Ortsparteimitglied, für die Steuerreform.

Für Forschung und Arbeitsplätze: Alt-Ständerat Ja zur USR III: FDP-Generalsekretär Samuel Lanz, Nationalrätin Unsere Ständeräte Joachim Eder, Damian Müller und Hans Wicki sagen Georges Theiler und Jacqueline Theiler. Daniela Schneeberger und FDP-Kampagnenleiter Matthias Leitner. Ja zur Reform.

Nationalrat Albert Vitali und Fraktionspräsident Die USR III nimmt Rücksicht auf regionale Ignazio Cassis – Verfechter der USR III. Bedürfnisse. Die Steuerreform bietet insbesondere Chancen für die junge Generation.

Auch der Präsident der Jungfreisinnigen Andri Silberschmidt, Nationalrat Philippe Nantermod und FDP-Vorstandsmitglied Rolin Mit der USR III bleibt die Schweiz Weltspitze. Wavre weibeln für die Steuerreform. Die Waadtländer Delegation ist sich einig: Ja zur USR III.

Nr. 1/2017 13 Abstimmungen

Am 12. Februar Ja zum NAF JA Gleich lange Spiesse im Verkehrswesen zum NAF Der Schweizer Verkehr wächst jährlich und die nationalen Strassen werden immer mehr ­beansprucht. Der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) stärkt das ­Schweizer Verkehrsnetz und ermöglicht eine auf lange Frist gesicherte Finanzierung zum Ausbau und Erhalt der Strassen. Der NAF bietet eine nachhaltige Lösung für das Verkehrswachstum und sorgt für effiziente Verkehrsinfrastrukturen.

Hans Wicki, Ständerat NW regionen ermöglicht und die Kosten für die Kantone reduziert. Ein vielfältiges Land wie die Schweiz braucht ein leistungsfähiges Verkehrs- Eine nachhaltige und netz, um die verschiedenen Regionen ausgewogene Finanzierung zu verbinden und ihre Wirtschaft Der gegenwärtige Infrastrukturfonds wettbewerbsfähig zu halten. Der NAF läuft aus, und die Finanzierung des garantiert die notwendigen Finanzie- Verkehrsnetzes wird nach Ablauf der rungsmittel zur Instandhaltung und Frist nicht gewährleistet werden kön- zum Ausbau unserer Strassenver- nen, finden wir keine Nachfolgelö- kehrsinfrastrukturen. Der Fonds sung. Mit dem NAF wirken wir dem schafft ausserdem gleich lange Spies- entgegen und sichern die Finanzierung se für Strasse und Schiene. Die Schie- unserer Verkehrsinfrastruktur lang- ne wird bereits dank dem Bundesbe- fristig, was eine notwendige Voraus- schluss über die Finanzierung und den setzung für umfangreiche Projekte Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) darstellt. Der NAF wird mehrheitlich finanziert. Mit dem NAF werden die von Automobilistinnen und Automo- Schiene und die Strasse ergänzend bilisten mitfinanziert. funktionieren und so die Leistungs- fähigkeit des Verkehrsnetzes erhöhen. Bessere Infrastrukturen für die Wirtschaft Auflösung von Stau und Engpässen Durch eine Verbesserung der Ver- Durch gezielte Investitionen in den Be- kehrsinfrastrukturen sorgt der NAF trieb, Unterhalt und Ausbau der Natio- für eine wettbewerbsfähigere Wirt- nalstrassen kann der NAF den Anstieg schaft, denn die weit über 20 000 Stau- an Staustunden merklich senken. stunden pro Jahr verlangsamen sie und Demzufolge können Engpässe im Na- verursachen jährlich Kosten in der tionalstrassennetz beseitigt werden. Höhe von 1,6 Milliarden Franken. Der Mehrere Projekte würden dank dem NAF stärkt die Leistungsfähigkeit der NAF freigegeben werden. Ein Beispiel KMU und der Wirtschaft, indem die stellt die «Glattalautobahn» zur Um- Mitarbeiter nicht mehr im Stau stehen. fahrung von Zürich dar. Diese neue Dementsprechend profitiert die ge- Autobahnstrecke bietet den Leuten, samte Gesellschaft von einer effizien- welche nicht nach Zürich, sondern ten Verkehrsinfrastruktur. nach Winterthur oder Wettingen fah- Folglich kommt ein Ja zum NAF ren wollen, einen kürzeren Weg. Auch am 12. Februar allen zugute. Damit in der Westschweiz sollen Engpässe kann die Effizienz unserer Verkehrs- beseitigt werden; so soll die Autobahn infrastruktur auch in Zukunft garan- in Morges zum Beispiel nicht mehr tiert werden. Darüber hinaus können durch die Stadt führen, sondern diese künftig die Strassen und die Schiene umfahren. Zusätzlich sieht der NAF ergänzend funktionieren, und es wer- die Finanzierung von Agglomerations- Hans Wicki den gleich lange Spiesse geschaffen. verkehrs-Projekten vor. Damit können Für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz auch innerhalb der Städte Staus und für den Fuss- und Veloverkehr verbes- nalen Strassen neu ins Nationalstras- braucht die Schweiz und ihre Wirt- Engpässe vermieden und der öffentli- sert werden. Darüber hinaus werden sennetz aufgenommen, was einen bes- schaft nicht nur die Schiene, sondern che Verkehr und die Infrastrukturen noch weitere 400 Kilometer an kanto- seren Einbezug der Berg- und Rand- auch die Strassen.

14 Nr. 1/2017 Abstimmungen

Erleichterte Einbürgerung Recht auf Schweizer Pass, aber mit Auflagen Am 12. Februar 2017 werden wir über die erleichterte Einbürgerung von Personen der dritten ­Ausländergeneration abstimmen. Heute ist die erleichterte Einbürgerung nur für Ehepartnerinnen und Ehepartner von Schweizer Staatsangehörigen und für Staatenlose möglich. Es wird Zeit, dass auch Personen, die hier aufgewachsen sind und bei uns ihre Heimat haben, den Schweizer Pass im vereinfachten Verfahren erhalten können.

Damian Müller, Ständerat LU sind hier geboren und zur Schule ge- gangen. Sie sprechen eine Landes- Die Bundesvorlage zur erleichterten sprache, studieren und arbeiten hier. Einbürgerung führt zu zwei Änderun- Meistens kehren diese jungen Men- gen: Erstens gelten Personen der drit- schen nur in das Land ihrer Eltern und ten Generation, die sich einbürgern Grosseltern zurück, um Ferien zu ma- lassen wollen, als integriert und müs- chen. Nichts unterscheidet sie von sen nicht wie heute ihre Integration ihren Kolleginnen und Kollegen mit nachweisen. Dies ermöglicht schnel- Schweizer Pass, abgesehen von der lere und einfachere Verfahren. Zwei- Herkunft der Grosseltern. Diese jun- tens werden die neuen Massnahmen gen Menschen sind in der Schweiz auf nationaler Ebene eingeführt, somit daheim, und es soll ihnen auch ermög- ist die Verantwortung beim Bund. Als licht werden, Schweizerinnen und überzeugter Föderalist ist es mir wich- Schweizer zu werden. Fast zwei Drit- tig, dass die Kantone und Gemeinden tel dieser Personen sind Kinder von weiterhin einen Handlungsspielraum hauptsächlich italienischen Paaren, haben. Aktuell sind jedoch die Ver- bei denen mindestens ein Elternteil in fahren in den Kantonen zu unter- der Schweiz geboren wurde. Bei etwa schiedlich. In gewissen Kantonen gibt einem Drittel handelt es sich um es noch gar keine Massnahmen zur Nachkommen von Paaren, bei denen erleichterten Einbürgerung, und auch mindestens ein im Ausland geborener die Verfahren bezüglich Sprachprü- Elternteil fünf oder mehr Jahre in der fung sind nicht einheitlich. Die Ver- Schweiz zur Schule gegangen ist. Die- fassungsänderung harmonisiert die se Personen haben unterschiedliche Verfahren auf Bundesebene. Wenn die Nationalitäten, 78 Prozent stammen Kantone nicht einverstanden sind mit aus EU/EFTA-Staaten, 20 Prozent aus einer Einbürgerung, können sie ein dem restlichen Europa und lediglich Beschwerderecht geltend machen. 2 Prozent aus Staaten ausserhalb von Europa. Strenges Verfahren Für den Bund ist klar, dass die Vor- Von der erleichterten Einbürgerung lage ein wichtiges Zeichen der An- können gemäss Schätzungen pro Jahr erkennung ist, und zwar nicht nur für 4000 bis 5000 Personen Gebrauch ma- Damian Müller die dritte Generation, sondern auch chen. Auch wenn diese Zahl verhält- für deren Eltern und Grosseltern, die nismässig klein ist, erachte ich es als enthaltsrecht erworben haben oder ihre Motivation rechtfertigen. Einen sich in der Schweiz engagiert haben. wichtig, dass die Bedingungen zur schon hier geboren worden sein. Eben- Automatismus gibt es nicht. Mit der Ich bin überzeugt, dass die Vorlage vereinfachten Einbürgerung streng falls muss ein Elternteil sich mindes- Alterslimite von 25 Jahren wird zudem hart, aber fair ist. Der Erhalt eines sein müssen. Die Person, die sich ein- tens zehn Jahre in der Schweiz aufge- verhindert, dass junge Männer sich vor Schweizer Passes muss an messbare bürgern will, darf nicht älter als 25 halten und fünf Jahre hier die obliga- der Dienstpflicht drücken können. und verständliche Kriterien gebunden Jahre sein, muss mindestens fünf Jah- torische Schule besucht haben. Diese sein. Diese Vorgabe erfüllt die Geset- re die obligatorische Schule in der Bedingungen verhindern Missbräu- In der Schweiz zu Hause sein zesanpassung. Aus diesem Grund Schweiz besucht haben und ein Gross- che. Ebenfalls muss die betreffende Die jungen Menschen, die von der empfehle ich Ihnen, ein Ja in die Urne elternteil muss in der Schweiz ein Auf- Person einen Antrag einreichen und Verfassungsänderung betroffen sind, zu legen.

Nr. 1/2017 15 Positionen und Standpunkte

Umsetzung MEI und Integrationsmassnahmen Eine Migrationspolitik im Interesse der Schweiz Das Parlament hat sich bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative (MEI) für den FDP-Vorschlag zur selbstständigen Steuerung der Zuwanderung unter Sicherung der ­bilateralen Verträge entschieden. Die FDP hat seit Anfang der Beratung das Geschäft ­massgeblich mitgeprägt und ihm zum Durchbruch verholfen. Die Lösung ist Teil einer breiteren Agenda der FDP im Bereich Migration.

Kurt Fluri, Nationalrat SO mit überdurchschnittlicher Arbeits- Chancen einer arbeitslosen Person, Arbeitskräften, was zu einer Senkung losigkeit angesiedelt ist. Das betrifft eine Stelle zu finden. der Zuwanderung führt und damit Die Wintersession 2016 war beson- nur wenige Berufsgruppen. Die Wahr- I Es gibt keine Pflicht, zu begrün- dem Ziel der MEI entspricht. ders aus migrationspolitischer Sicht scheinlichkeit, dass die Stellen gemel- den, weshalb eine Person nicht einge- ereignisreich, ja historisch: National- det werden müssen, ist also relativ stellt wurde. Umfassende Migrationspolitik und Ständerat haben unter hohem klein. I Im Gegensatz zu Kontingenten Der Inländervorrang ist Teil eines Ge- Zeitdruck einen Kompromiss zur Um- I Falls doch: Dann wird das RAV greift die Massnahme direkt – es müs- samtkonzepts. Parallel zur MEI haben setzung der Initiative zur Begrenzung den Unternehmen innerhalb kurzer sen keine Kontingente ausgeschöpft die Räte in der Wintersession im Rah- der Zuwanderung gefunden. Mit dem Zeit Dossiers von passenden Bewer- werden, damit Arbeitslosen geholfen men der Integrationsvorlage wesent- Inländervorrang hat sich das Parla- bern zustellen. Der Arbeitgeber lädt wird. liche Verschärfungen des Ausländer- ment für eine Umsetzungslösung ent- geeignete Personen zu einem Bewer- Diese Massnahmen reihen sich ein gesetzes beschlossen. So werden Auf- schieden, die dem Volkswillen im bungsgespräch oder einer Eignungs- in die Bemühungen der FDP, das in- enthalts- und Niederlassungsbewilli- doppelten Sinn Rechnung trägt. Zum abklärung ein. Der Arbeitgeber ist ländische Arbeitskräftepotenzial bes- gungen an das Kriterium der Integra- einen wird die Schweiz in Zukunft zwar nicht verpflichtet, einen zuge- ser auszuschöpfen. Mit einer besseren tion geknüpft (wozu auch die Sprache ihre Zuwanderung teilweise eigen- wiesenen Kandidaten einzustellen. Ausschöpfung verringert sich die zählt). Neu sollen nur gut integrierte ständig steuern. Zum anderen wird die Mit diesem Modell steigen jedoch die Nachfrage nach ausländischen Ausländer eine Niederlassungsbewil- Personenfreizügigkeit gewahrt. Die ligung erhalten. Ebenfalls ist es nun Schwierigkeit der Umsetzung liegt möglich, eine solche Bewilligung wie- darin, den Spagat zwischen Zielen zu der zu entziehen, wenn die Inhaberin schaffen, die unvereinbar sind. oder der Inhaber schlecht integriert ist oder während längerer Zeit Sozialhil- Eine griffige Massnahme fegelder bezieht. Die Vorlage sieht zu- Der Inländervorrang sieht vor, dass in dem strengere Regeln beim Familien- Berufsgruppen und Tätigkeitsberei- nachzug vor. Letzterer ist nur möglich, chen oder in Wirtschaftsregionen, in wenn eine genügend grosse Wohnung welchen eine überdurchschnittlich vorhanden ist und die Familie ohne hohe Arbeitslosigkeit herrscht, Arbeit- Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen geber dazu verpflichtet werden, die leben kann. So kann die Einwande- offenen Stellen den RAV zu melden. rung in unser Sozialsystem verhindert Die regionalen Arbeitsvermittlungs- werden. Weiter soll die Erteilung und zentren werden anschliessend passen- Verlängerung von Aufenthaltsbewilli- de Kandidatinnen und Kandidaten gungen für Personen aus Nicht-EU/ den Unternehmen vorschlagen, wel- EFTA-Staaten an den Abschluss von che zu einem Interview eingeladen Integrationsvereinbarungen geknüpft werden müssen. Der bürokratische sein. Integrationsunwilligen muss das Aufwand hält sich in Grenzen, da die Gastrecht wieder entzogen, nicht ver- Stellenmeldepflicht eingegrenzt wird. längert oder von einer C- auf eine B- Konkret wird die Massnahme folgen- Bewilligung zurückgestuft werden. dermassen ausgestaltet sein: Mit einer harten, aber fairen Migra- I Unternehmen müssen eine offe- tionspolitik will die FDP, dass die Zu- ne Stelle melden, wenn die Stelle in wanderung im Interesse der Schweiz einer Berufsgruppe, einem Tätigkeits- bleibt. Wir werden diesen Weg auch in bereich oder einer Wirtschaftsregion Kurt Fluri Zukunft konsequent beschreiten.

16 Nr. 1/2017 Positionen und Standpunkte

Finanzpolitik Für nachhaltige Bundesfinanzen – im 2017 und in Zukunft FDP.Die Liberalen setzt sich für eine verantwortungsbewusste Finanzpolitik ein. In der Winter­ session hat das Parlament das Budget für das Jahr 2017 verabschiedet, welches die Vorgaben der Schuldenbremse respektiert. Mit dem Stabilisierungsprogramm 2017 – 2019 gehen wir zudem den richtigen Weg und bremsen das Ausgabenwachstum weiter. Die finanzielle Lage bleibt in den kommenden Jahren dennoch angespannt. Eine Aufweichung der Schuldenbremse lehnt die FDP deshalb entschieden ab.

Albert Vitali, Nationalrat LU So wollte zum Beispiel der Bundes- rat für das kommende Jahr 400 Mil- Gemäss Hochrechnung wird der Bun- lionen Franken Mehrausgaben für die deshaushalt für das Jahr 2016 einen Migration als ausserordentliche Aus- Überschuss von rund 2,2 Milliarden gaben verbuchen, welche nicht der Franken aufweisen. Doch wir dürfen Schuldenbremse unterliegen. Zudem uns von diesem Ergebnis nicht blenden wollte er prüfen, ob erzielte Über- lassen: Der Überschuss ist durch die schüsse nicht nur für den Schulden- Negativzinsen verzerrt. Ohne diese er- abbau, sondern auch für künftige Aus- gibt sich lediglich ein ausgeglichener gaben verwendet werden können. Haushalt. Strukturelle Defizite von bis Dies kommt für die FDP nicht infra- zu 2 Milliarden Franken ab 2018 und ge. Die Annahme der Motion «Keine eine anhaltende Konjunkturschwäche Aufweichung der bewährten Schul- werden den Bundeshaushalt weiterhin denbremse» setzt deshalb die richti- belasten. Zudem stehen wichtige Re- gen Akzente. formen und Projekte wie die Unter- nehmenssteuerreform III, der Natio- Für nachhaltige Finanzen – nalstrassen- und Agglomerationsver- auch in Zukunft kehrs-Fonds und die Reform der Al- Ab 2018 drohen mit dem Stabilisie- tersvorsorge an. In dieser Ausgangs- rungsprogramm strukturelle Defizite lage hat sich die FDP mit einem ver- von bis zu 1,5 Milliarden Franken. antwortungsbewussten Budget für das Dies unter anderem aufgrund steigen- Jahr 2017 durchgesetzt. der Ausgaben im Asylbereich. So ist Albert Vitali die Umsetzung des Stabilisierungs- Mit einem Schuldenbremsen­ programms eine Grundvoraussetzung konformen Budget ins 2017 der Informations- und Kommunika- Null ins 2017 gestartet. Doch ange- zur Einhaltung der Schuldenbremse. Die oben beschriebene finanzpoliti- tionstechnik um minus 17,5 Millionen sichts der defizitären Aussichten in Problematisch dabei sind nicht die ge- sche Situation verlangt, dass alle Be- auf total rund 130 Millionen Franken den nächsten Jahren dürfen wir uns sunkenen Einnahmen, sondern stetig reiche ihr Ausgabenwachstum brem- gebremst. Insgesamt hat das Parlament nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. steigende Ausgaben: Alleine in den sen. Dabei standen in der Budget­ ein Budget verabschiedet, welches Die Grundlage für einen ausgewoge- Jahren 2005 bis 2020 werden voraus- debatte für dieses Jahr besonders die einen strukturellen Überschuss von nen Bundeshaushalt ist die Schulden- sichtlich die Ausgaben um rund Ausgaben im Personal- sowie Be- 92 Millionen Franken aufweist und bremse: Dank ihr weist der Bundes- 25 Milliarden Franken steigen! Oft triebs- und Sachbereich der Bundes- konform mit der Schuldenbremse ist. haushalt seit 2006 keine strukturellen wird behauptet, das Stabilisierungs- verwaltung im Zentrum, welche in den Defizite mehr aus. Es ist ein finanz- programm sei ein Spar- oder Abbau- letzten Jahren weiterhin gewachsen Schuldenbremse weiterhin politisches Mittel zur Einhaltung eines programm – das stimmt so nicht. Viel- sind. Während der Bundesrat ein respektieren Haushaltsgleichgewichts. Die Schul- mehr soll es eine Verlangsamung des Wachstum des Personalaufwandes Den Überschuss von rund 2 Milliar- denbremse ist aber nur so lange effek- Ausgabenwachstums bewirken. So- von 2,9 Prozent verbuchen wollte, ha- den im Jahr 2016 verdanken wir haupt- tiv, wie sie als unantastbar gilt – die wohl Ständerat wie auch Nationalrat ben wir das Wachstum beim Personal- sächlich ausserordentlichen Steuerein- Überschüsse dürfen nicht in ein weite- haben sich bereits ein erstes Mal über aufwand um minus 50 Millionen, bei nahmen aufgrund der aktuellen Nega- res Ausgabenwachstum fliessen. Doch die Vorlage gebeugt und die Weichen Beratung und externen Dienstleistun- tivzinslage. Ohne diese Einnahme- obwohl sich das Instrument bewährt gestellt. In einer nächsten Phase ist gen um minus 60 Millionen und bei quelle wären wir mit einer schwarzen hat, ist es vor Angriffen nicht gefeit. wiederum der Nationalrat dran.

Nr. 1/2017 17 Positionen und Standpunkte

Vollgeld-Initiative Nein zu einem planwirtschaftlichen Experiment Die Vollgeld-Initiative will das bestehende Geldsystem radikal umbauen – und so die Schweiz als volkswirtschaftliches Versuchskaninchen unvorhersehbaren Risiken aussetzen. Nicht nur ­gefährden die Initianten mit ihrem Vorhaben den Standort Schweiz, unser Wirtschafts- und ­Finanzsystem würde dadurch nicht krisenresistenter.

Tomas Hefti, Ständerat GL Zeitpunkt erprobt wurde. Zudem war bei der letzten Finanzkrise, welche Die Versprechen der Initianten lassen 2008 ihren Lauf genommen hat, die aufhorchen: Dank Vollgeld sei das Geldschöpfung durch Kreditbanken Geld auf hiesigen Konten endlich ab- nur ein Faktor, der zur Krise beige­ solut sicher, Finanzblasen und Bank- tragen hat – die Verschuldung privater Runs würden der Vergangenheit an- Haushalte und von Staaten waren gehören und der Staat müsste in nicht minder dafür verantwortlich. Schwierigkeiten geratene Banken nicht Die Risiken der Initiative sind daher mehr zwingend retten. Hierfür müsste um einiges grösser als die Chancen. das Geldsystem, wie wir es heute ken- Das Vollgeld-Experiment kann eben- nen, komplett umgekrempelt werden. so gut explodieren und mit ihm der Im neuen System hätte die National- Finanzplatz Schweiz. Die Schäden für bank die direkte und absolute Kontrol- unsere Volkswirtschaft wären enorm. le über die Geldmenge. Entsprechend soll Geschäftsbanken verboten wer- Unsere Banken sind bereits den, durch die Vergabe von Krediten krisenresistenter Geld zu schöpfen. Kredite sollen nur Wir haben bereits Lehren aus der Fi- noch vergeben werden können, wenn nanzkrise gezogen und entsprechende sie vollumfänglich mit Sparguthaben Massnahmen im Rahmen der «Too- hinterlegt sind. Nicht nur können die Big-To-Fail»-Vorlage getroffen, um von den Initianten gemachten Verspre- die Sicherheit des Finanzplatzes zu chen nicht eingehalten werden, die stärken. Dies wurde insbesondere mit Initiative birgt vor allem nicht vorher- strengeren Vorschriften bezüglich sehbare Konsequenzen für unsere ge- Eigenkapital und Liquidität erreicht. samte Volkswirtschaft. Diese schränken bereits heute die Geldschöpfung der Kreditbanken ein. Bevormundende und So werden Risiken von Finanzkrisen wirtschaftsschädliche Initiative minimiert und die Banken wider- Die Initiative sieht in einem gewissen standsfähiger gemacht, ohne den Fi- Sinne eine Verstaatlichung des heuti- nanz- und Wirtschaftsstandort zu gen Kreditgeschäftes der Banken vor. schwächen. Auch ist der Einlagen- Durch eine zentralisierte Steuerung schutz, welcher Bankkunden im Kri- der Kreditversorgung besteht die per- Thomas Hefti senfall mit bis zu 100 000 Franken manente Gefahr der Kreditklemme: schützt, ein effizienteres Mittel zur Banken könnten Kredite nicht mehr unsere Arbeitsplätze gefährden und Spielball werden und so ihre Unab- Verhinderung eines Bank-Runs als die lokal vergeben und nicht mehr auf die den Finanzplatz und Standort Schweiz hängigkeit gefährden. im Vollgeld-Experiment vorgeschla- Bedürfnisse der Kunden eingehen, erheblich schwächen. Auch die Unab- genen Massnahmen. Die Vollgeld-Ini­ und Unternehmen wären einer riesi- hängigkeit der Nationalbank (SNB) Leere und riskante Versprechen tiative läuft auf einen Bruch mit dem gen Unsicherheit ausgesetzt. Dies darf nicht geschmälert werden. Mit Die Initianten stellen das Vollgeld- heutigen Geldsystem hinaus. Die Fol- würde ebenfalls bedeuten, dass der der Vollgeld-Initiative aber würde System als Allerheilmittel dar, das gen dieses Bruches sind nicht abseh- Staat den Banken ein Geschäftsmo- man die SNB in eine neue, planwirt- unsere Volkswirtschaft krisenresis- bar, vor allem auch bezüglich des Er- dell aufzwingen würde. Somit wären schaftliche Rolle zwingen. Die Ver- tenter macht. Dies ist aber nicht nach- halts unseres Wohlstandes und der diese um ihre unternehmerische Frei- teilung ihrer Geldschöpfungsgewinne weisbar, zumal ein solches System Arbeitsplätze. Ein derartiges Experi- heit beraubt. Dies würde insbesondere würde unweigerlich zum politischen nirgends auf der Welt und zu keinem ment ist klar abzulehnen.

18 Nr. 1/2017 Seite der Präsidentin

Ausblick Ein Chancen-Projekt Übernimmt die Wirtschaft vermehrt Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, wird weniger nach staatlichen Interventionen gerufen. Daher ist es unbedingt nötig, dass die Politik wieder mehr Raum für Eigeninitiative schafft, die Unternehmen ihrerseits diesen aber auch nutzen. Es waren die Freisinnigen, die die Sozialpartnerschaft eingeführt haben. FDP.Die Liberalen will sie zeitgemäss weiterentwickeln.

Die FDP soll noch stärker zur Partei dingungen herstellen, damit durch anzupassen und nicht stillzustehen. So soll sie unter anderem dafür sorgen, der kleineren und mittelgrossen Unter- Selbstverantwortung und Selbsterklä- Mir ist sehr wohl bewusst, dass beide, dass ältere und erfahrene Arbeitskräf- nehmen werden. Sie machen nicht nur rung diese Eigeninitiative ergriffen Unternehmen und Gesellschaft, dies te keinen Nachteil haben, weil Arbeit- den grössten Teil des Werkplatzes und entsprechend gehandelt wird. Ein schon heute tun. Dafür bin ich sehr geber für sie beispielsweise höhere Schweiz aus, sie stellen auch die meis- Unternehmer soll auch Patron sein dankbar, das ist gelebter Gemeinsinn! Pensionskassenbeiträge bezahlen müs- ten Arbeitsplätze in unserem Land. und sich nicht nur um Gewinnmaxi- sen. Wer heute über 50 Jahre alt ist und Die KMU bilden seit jeher das Rück- mierung kümmern. Die Gesellschaft Chancen für ältere Arbeitskräfte seine Stelle verliert, hat schlechte grat des Werkplatzes Schweiz. Sie sind muss ihrerseits die Bereitschaft haben, Genauso ist die Politik gefragt, Wege Chancen auf dem Arbeitsmarkt, weil Sinnbild für Liberalismus, weil sie auf sich an die Zeiten und Gegebenheiten frei zu machen und Türen zu öffnen. er zu teuer ist. Er wird ersetzt durch Selbstverantwortung setzen, ohne ihre eine jüngere Arbeitskraft, nicht selten Verantwortung gegenüber der Gesell- eine ausländische. An dieser Stelle ap- schaft zu vergessen. Genau hier, bei pelliere ich an die Wirtschaft, älteren der gesellschaftlichen Verantwortung, Arbeitnehmenden eine Chance zu ge- möchte die FDP noch klarere Akzen- ben, im Arbeitsprozess zu bleiben. te setzen. Viele Engagements gehen Dank ihrem grossen Erfahrungsschatz, heute bereits von KMU aus. Überre- ihrer Lebenserfahrung und nicht selten gulierung und zunehmende Bürokra- auch durch ihre oftmals jahrelange Er- tie stellen aber auch in diesem Bereich fahrung in einem Betrieb oder einer Hürden dar, die nicht selten zu hoch Branche sind sie bestens qualifiziert. sind. Daher setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, den Bürokratiemol- Mit Entwicklungen Schritt halten loch kleiner werden zu lassen. Das Heute versuchen wir, ein Problem mit entlastet die Betriebe und macht den vielen neuen Gesetzen zu lösen. Das Weg frei, damit diese ihre gesell- führt schliesslich zur Spaltung von schaftliche Verantwortung noch bes- Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. ser wahrnehmen können. Unser Ziel Die FDP will Freiheit, Gemeinsinn ist eine neue Vereinbarung zwischen und Fortschritt fördern. Es ist ein Ge- Wirtschaft und Gesellschaft. Dadurch ben und Nehmen. Wenn zum Beispiel soll noch klarer zum Ausdruck ge- Unternehmen älteren Arbeitskräften bracht werden, wie sehr beide aufein- durch stetige Weiterbildung ermögli- ander angewiesen sind und voneinan- chen, mit der Digitalisierung Schritt der profitieren. Wird sich die Wirt- halten zu können, nimmt das die schaft ihrer Verantwortung gegenüber Angst der Mitarbeitenden vor der Zu- der Gesellschaft noch mehr bewusst, kunft und hält sie attraktiv für den wird auch der Ruf nach stärkeren oder Arbeitsmarkt. Gleichzeitig muss die zusätzlichen Regulierungen nicht laut. Politik die entsprechenden Rahmen- Denn was bereits auf freiwilliger Basis bedingungen im Bereich der Aus- und vorhanden ist, braucht keine staatliche Weiterbildung schaffen und dafür sor- Intervention mehr. gen, dass die Wirtschaft Anreize hat, ältere Menschen in ihrem Betrieb zu Eigeninitiative fördern und fordern beschäftigen. Das eröffnet auch den Von linker Seite wird der Ruf nach Unternehmen neue Chancen. Es ist ein Vater Staat immer lauter. Doch anstatt Chancen-Projekt. Packen wir’s an! mehr Vorschriften zu erlassen, sollte der Staat Raum für Eigeninitiative Ihre Petra Gössi, schaffen. Wir wollen die Rahmenbe- Petra Gössi Präsidentin FDP.Die Liberalen

Nr. 1/2017 19 Positionen und Standpunkte

Altersvorsorge 2020 Reform auf der Kippe FDP.Die Liberalen will nachhaltig finanzierte Sozialwerke. Ratslinke und -mitte hingegen ­beharren hartnäckig auf ihrer Forderung, die Senkung des Umwandlungssatzes mit einer Erhöhung der AHV-Renten zu kompensieren. Diese Vermischung der 1. mit der 2. Säule können wir nicht hin­ nehmen. Wir bieten Hand für Kompromisse. Fährt die Mitte-links-Allianz ihren Kurs aber unbeirrt weiter, nimmt sie ein Scheitern der Reform in Kauf.

Karin Keller-Sutter, der Mehrwertsteuer mittragen. Ein Ständerätin SG solches Ehepaar hätte Ende Monat 35 Franken weniger im Portemonnaie. Es besteht Einigkeit, dass die Reform Wie kann man diesen Menschen er- der Altersvorsorge nötig ist, um die 1. klären, dass sie die Übergangsgenera- und 2. Säule für die nächsten Jahre auf tion zwischen 50 und 65 mitfinanzie- eine stabile Grundlage zu stellen. So ren müssen, die gemäss Modell Stän- haben National- und Ständerat der Er- derat sogar noch überkompensiert höhung des Frauenrentenalters auf 65 wird? Bluten müssten auch die Jun- und der Absenkung des Umwand- gen. Trotz Rentenzustupf hätten sie lungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent zu- immer noch erhebliche Renteneinbus- gestimmt. In der zentralen Frage, wie sen zu verkraften, müssten die teure die Ausfälle in der 2. Säule aufgrund Lösung des Ständerates jedoch über des tieferen Umwandlungssatzes kom- höhere AHV- und BVG-Beiträge so- pensiert werden sollen, bestehen hin- wie die höhere Mehrwertsteuer mit- gegen gewichtige Differenzen. Im finanzieren. Die klare Ablehnung der September 2015 hatte der Ständerat AHV-plus-Initiative durch die junge beschlossen, die Ausfälle in der beruf- Generation ist hier ein deutlicher Fin- lichen Vorsorge weitgehend in der gerzeig. 2. Säule zu kompensieren, zusätzlich aber allen Neurentnern in der AHV Wir bieten Hand – einen Rentenzuschlag von 70 Franken aber nicht unbegrenzt monatlich zu gewähren. Dieser Be- Ständerat Kuprecht und ich haben mit schluss wurde von einer Allianz zwi- Alternativen im Ständerat einen Aus- schen CVP und SP getragen und hat weg aus dieser Sackgasse aufgezeigt. sich im Dezember 2016 wiederum Dabei sollen die Ausfälle im BVG in durchgesetzt. Dieses Vorhaben habe der 2. Säule kompensiert werden. Der ich von Anfang an bekämpft: Die Ver- Koordinationsabzug soll etwas abge- mischung der 1. mit der 2. Säule ist Karin Keller-Sutter senkt werden, so dass der Sparprozess systemwidrig und rüttelt am bewähr- verlängert und das eigene Rentengut- ten 3-Säulen-Konzept der Schweiz. ein jährliches Defizit in der Höhe von rentner sorge dafür, dass die Vorlage haben erhöht wird. Zudem soll die er- insgesamt 6 Milliarden schreiben. Die an der Urne grössere Chancen hat. Ich leichterte Pensionierung von Men- Wollen wir eine strukturellen Probleme der AHV wür- meine, das Gegenteil ist der Fall. Die schen, die früh in den Arbeitsprozess Zweiklassen-AHV? den damit also vergrössert und nicht Bevölkerung wird schnell feststellen, eingetreten sind und nie die Chance Die Mehrheit im Ständerat argumen- verkleinert. Zudem würden dannzu- dass nur Neurentner in den Genuss der hatten, ein privilegiertes Einkommen tiert, dass das Modell mit dem Ren- mal bereits wieder 1,5 Prozent Mehr- Rentenerhöhung kommen. Dies zu erzielen, erleichtert werden. Ein sol- tenzuschlag das beste Kosten-Nutzen- wertsteuer oder Lohnprozente fehlen. schafft eine Zweiklassen-AHV, die ches soziales Korrektiv würde insbe- Verhältnis aufweise und überdies in Wenn man bedenkt, dass die Erhö- kaum verstanden werden dürfte. Zu- sondere die Frauen für die Anhebung einer Volksabstimmung mehrheitsfä- hung des Frauenrentenalters auf 65 dem bezweifle ich, dass man einem des Rentenalters etwas entschädigen. hig sei. Beide Aussagen sind schnell Jahre Mehreinnahmen von 1,2 Mil- heutigen Rentnerehepaar mit einer Es ist zu hoffen, dass der National- widerlegt. 2030 kostet der AHV-Aus- liarden bringt, zeigt sich, dass in einer monatlichen Rente von 4900 Franken rat den aufgezeigten Kompromissweg bau wegen der Baby-Boomer gemäss Sanierungsvorlage mehr ausgegeben erklären kann, es bekomme die AHV- aufnimmt. Halten die Räte am Renten- Ständerat 1,4 Milliarden Franken und als eingespart wird. Dies ist absolut Erhöhung nicht, weil es einen höheren ausbau in der AHV fest, verfehlt die 2035 bereits 2,1 Milliarden oder wie- inakzeptabel. Umwandlungssatz gehabt habe als die Vorlage ihr Sanierungsziel deutlich. derum zusätzliche 0,15 Lohnprozente. Zudem wird – wie erwähnt – be- kommende Rentnergeneration, müsse Ein Scheitern wäre dann nicht mehr 2035 würde die AHV bereits wieder hauptet, der Rentenzustupf für Neu- aber trotzdem die happige Erhöhung ausgeschlossen.

20 Nr. 1/2017 Positionen und Standpunkte

No-Billag-Initiative Schweizer Medienvielfalt nicht gefährden Die Medienlandschaft Schweiz steht aufgrund der zunehmenden Vermischung der Medien­ gattungen im Internet vor einem entscheidenden Umbruch. Bestehende Marktakteure sind bereits heute mit diversen Herausforderungen konfrontiert, um ihre medialen Angebote zu refinanzieren. In diesem schwierigen Umfeld ist die No-Billag-Initiative nichts anderes als eine Kurzschlusshand- lung, die die Schweizer Medienvielfalt gefährdet und kein Modell für die Zukunft darstellt.

Thierry Burkart, Nationalrat AG situation fordert die No-Billag-Initia- TV-Anbietern und 21 Radiostationen zielle Unterstützung würden vor allem tive eine radikale Umkrempelung der mehr als man denkt. Das übergeord- in Randregionen künftig keine eige- Die Medien in der Schweiz stellen, wie Finanzierungsgrundlage für Medien- nete Ziel der Initianten ist es, das nen Radio- und Fernsehstationen in allen Demokratien dieser Welt, als anbieter. Die Initianten verlangen «Quasi-Monopol» der SRG aufzuhe- mehr betrieben. Dadurch würden vie- vierte Gewalt eine gewichtige kriti- nämlich, dass die Empfangsgebühren ben. Nicht nur halte ich die Initiative le regionale und kulturelle Medien­ sche Stimme zu Politik und Wirtschaft abgeschafft werden und Radio- und für zu radikal und kurzsichtig, sie ist inhalte nicht mehr produziert. In dar. In den letzten Jahren stehen die Fernsehveranstalter keine Subventio- auch eine echte Gefahr für unsere Me- einem kleinen, viersprachigen Land Medienanbieter aber aufgrund diver- nen mehr erhalten dürfen. Alle kon- dienvielfalt. wie der Schweiz braucht es aber zwin- ser Ursachen vor grossen Herausfor- zessionierten und gebührenfinanzier- gend ein vielfältiges Medienangebot. derungen. Ein entscheidender Wandel ten Radio- und Fernsehveranstalter Gefahr für die Medienvielfalt Neben ihrem Informations- und zeichnet sich durch die zunehmende müssten also künftig ohne Einnahmen Die Billag-Gebühr ist eine Finanzie- Unterhaltungsauftrag sind Medien Vermischung der früher klar getrenn- aus dem Gebührentopf auskommen. rungsgrundlage für Schweizer Radio- nämlich auch ein Element des natio- ten Mediengattungen ab – die Konver- Und das sind neben der SRG mit 13 und TV-Anbieter. Ohne diese finan- nalen Zusammenhalts. Gleichzeitig genz der Medien. Waren früher TV, würde das verringerte Schweizer An- Radio oder Print klar voneinander ab- gebot dazu führen, dass mehr Inhalte zugrenzen, treffen sich diese Angebo- aus dem benachbarten Ausland konsu- te nun alle im Internet, wodurch eine miert würden. Aufgrund der tieferen ganz neue Konkurrenzsituation ge- Nutzerzahlen würde sich die Finanzie- schaffen wurde. Bisher konnten die rungsproblematik der hiesigen Me- Einnahmen aus den neuen digitalen dienanbieter zusätzlich verschärfen: Medien die wegfallenden Erlöse der Die SRG und andere Medienanbieter bestehenden Marktakteure nur un­ sähen sich in ihrer Existenz bedroht. genügend ersetzen, was die bereits schwierige Ertragsbasis gewisser Me- Auftrag der SRG klarer formulieren dienanbieter zusätzlich erschwert. Radikale Lösungen, wie sie die No- Billag-Initiative anführt, sind weder Funktionierendes Zusammenspiel zielführend noch nachhaltig. Viel- In dieser sich stark verändernden Me- mehr braucht es eine gründliche Dis- dienlandschaft spielt die Schweizeri- kussion rund um den Umfang des sche Radio- und Fernsehgesellschaft Service public in den Medien. Dies (SRG) eine wichtige Rolle und leistet würde es zum Beispiel erlauben, den einen wichtigen Beitrag zur Medien- Auftrag der SRG klarer zu formulie- vielfalt in der Schweiz. Jedoch darf ren und einen geeigneten Finanzie- nicht vergessen werden, dass die klei- rungsrahmen zu definieren. Diese neren, privaten Medienanbieter mit Forderung hat die FDP bereits im und ohne Gebührenunterstützung Rahmen der RTVG-Abstimmung im ebenfalls einen entscheidenden Bei- Sommer 2015 vorgetragen. Gleichzei- trag zum Service public und zur Pro- tig sind die Medienanbieter gefordert, gramm- bzw. Medienvielfalt beitra- in einem veränderten Umfeld neue gen. Dieses Zusammenspiel diverser Finanzierungsgrundlagen für die weg- Anbieter gewährleistet ein breites und fallenden Erträge zu finden. Ziel muss vielfältiges Medienangebot in allen es sein, dass wir auch weiterhin von Sprachregionen. einem reichen medialen Angebot pro- fitieren können, welches alle Regio- Abschaffung der Gebühren nen in der Schweiz abdeckt und der Inmitten dieser schwierigen Markt­ Thierry Burkart Gesamtbevölkerung zugutekommt.

Nr. 1/2017 21 Unter Freisinnigen

Industrielle Revolution 4.0 Digitalisierung – fokussieren wir uns auf die Chancen!

Liebe Freisinnige

Wir hören oder lesen es fast täglich: Mit der Digitalisierung ist eine neuer- liche industrielle Revolution im Gan- ge. Sie verändert unser Leben tiefgrei- fend. Sie bringt Chancen und Risiken. Nehmen wir die Ängste ernst – aber fokussieren wir uns auf die Chancen! Konzentrieren wir uns also zuerst auf die riesigen Fortschritte, die Wis- senschaft und Technologie in der wirt- schaftlichen Umsetzung ermöglichen. Selbstfahrende Autos sind im öffent- lichen Strassennetz bereits in Betrieb. Der Roboter Watson von IBM wurde in den USA bester Spieler des Fern- seh-Quiz «Jeopardy». Nun wird er zum Medizin-Roboter umgebaut und soll Ärzte bei der Diagnose unterstüt- zen. Auch bei uns in der Schweiz wird auf Spitzenniveau geforscht und Inno- vation betrieben. So wurde beispiels- weise ein Teil des erwähnten Roboters Watson hierzulande entwickelt. Die Empa hat letzten Frühling das «NEST» ins Leben gerufen – ein Laborhaus, in welchem die intelligente Wohnstätte von morgen entwickelt wird. Diese Errungenschaften und Inno- vationen werden unser Leben zweifel- los erleichtern. Mehr denn je gilt Ökonom Paul ­Romers «Neue Wachstumstheorie»: Bundesrat Johann Schneider-Ammann «Jede Generation hat das Potenzial der Generierung neuer Ideen unter- kunft einen Job haben, gewinnt unser rung packen und die Risiken minimie- die Einsetzung eines «Beirats Digita- schätzt». exzellentes duales Bildungssystem ren. Wichtig ist dabei, dass jeder seine lisierung» in Planung. Denn nur im Die MIT-Wissenschaftler Bryn- noch zusätzlich an Bedeutung. Der Rolle kennt: Die Wissenschaft be- Dialog und in Kooperation packen wir jolfsson und McAfee haben die Aus- gute Zugang in unserem Land zu treibt Grundlagenforschung und bil- die Chancen der Digitalisierung. Die sage geprägt, Innovationen seien nicht Hochschul- und Berufsbildung leistet det aus. Die Wirtschaft schafft Inno- Menschen sollen in unserem Land auch Früchte, die reifen und dann langsam einen zentralen Beitrag, um auch im vation und bildet ebenfalls aus. Der in der digitalisierten Welt in Wohlstand verzehrt werden. Sondern Bausteine, digitalisierten Umfeld bestehen zu Staat stellt ein faires Spielfeld zur leben können. Ziel muss es sein, auch die sich immer wieder zu neuen Inno- können. Verfügung und lässt dabei so viel künftig möglichst allen einen Job und vationen kombinieren lassen, sich also Mit der Digitalisierung stellen sich Freiheit zu wie möglich. damit eine Perspektive zu geben. Dies nicht verbrauchen. auch neue Fragen der Verantwortlich- Vor wenigen Tagen hat der Bundes- gehört auch im neuen Jahr zu meinen Doch bei aller Freude über so viel keit, des Datenschutzes und Persön- rat den jüngsten Bericht aus meinem zentralen Zielsetzungen. Innovation: Gewisse Berufsfelder ver- lichkeitsschutzes. In all diesen Berei- Departement über die zentralen Rah- Ich wünsche Ihnen ein glückliches schwinden – dafür entstehen auch chen gilt es, heute die Weichen für menbedingungen für die digitale Wirt- und erfolgreiches 2017. neue. Das war bei jeder industriellen morgen zu stellen. Wissenschaft, schaft genehmigt. Dieser Bericht gilt Revolution so. Damit möglichst alle Wirtschaft, Politik und Gesellschaft uns als Leitschnur für die weiteren Ihr Johann N. Schneider- Menschen in der Schweiz auch in Zu- müssen die Chancen der Digitalisie- Arbeiten in diesem Bereich. Ebenso ist Ammann, Bundesrat

22 Nr. 1/2017 FDP International

Liberal International Ein Kind des Freisinns wird 70: Die Liberal International Die Liberal International, der Weltverband der liberalen Parteien, feiert ihr 70-jähriges Bestehen. Die Schweizer FDP hat die Organisation mitbegründet.

Roger Kölbener, Vom Gründungsmitglied Vorstandsmitglied zum Beobachter FDP International Durchzogener sind hingegen die Ver- dienste der FDP in der Liberal Inter- 1947 trafen sich im Wadham College national in jüngerer Vergangenheit. in Oxford die Vertreter 19 liberaler Zwar erhielt der ehemalige Tessiner Parteien, darunter die Schweizer FDP. FDP-Ständerat Dick Marty 2013 den Sie kamen zusammen, um eine libe- «Price For Freedom», eine Auszeich- rale Zukunft aufzubauen, nachdem nung, welche die Liberal International der Wahnsinn zweier Weltkriege den für aussergewöhnliche Verdienste um europäischen Kontinent in Ruinen und politische Freiheiten und Mensch- wirtschaftlichem Chaos zurückgelas- rechte verleiht. Die Partei selbst trat sen hatte. Sie kamen zusammen, um allerdings 2008 gar aus dem Weltver- liberalen Idealen neues Leben einzu- band aus. 2015 meldete sie sich wieder hauchen, nachdem der rechte und lin- Gründung der Liberal International 1947 in Oxford. zurück. Als Neumitglied, so wollen es ke Totalitarismus die Geister und Ge- die Statuten (auch für ein Gründungs- sinnung der Menschen vergiftet hat- machte. Als Politiker prägte Bretscher neutralität verwechselte. Aufzustehen mitglied), hat die FDP derzeit den ten. Sie teilten eine liberale Gesin- die Schweizer Aussenpolitik massgeb- gegen jene, welche die Freiheit und die Status einer Beobachterin, bevor sie nung, dachten global und handelten lich und initiierte den Beitritt der Würde des Menschen in Zweifel zo- wieder Vollmitglied wird. gemeinsam. So verfassten sie ein libe- Schweiz zum Europarat. Bretscher gen, aber auch einzustehen für libera- rales Programm, das Oxford Manifes- war ein unbestechlicher und weitsich- le Ideale wie Menschenrechte und Die Liberal International heute to, indem sie die Ursachen des Nieder- tiger Liberaler, einer, der aussenpoli- internationale Verständigung, prägten Die Liberal International zählt heute gangs an der Abkehr von liberalen tische Neutralität nie mit Gesinnungs- sein Denken und Handeln. über 100 Mitglieder: Parteien und an- Prinzipien festmachten und diese neu dere Einrichtungen liberalen Engage- formulierten und einforderten. Es war ments wie die deutsche Friedrich-Nau- die Geburtsstunde der liberalen Welt- mann-Stiftung für die Freiheit. Sie ist union, der heutigen Liberal Internatio- auch heute noch ein Ort des Austau- nal, welche dieses Jahr folglich ihren sches, der Weiterentwicklung und der 70. Geburtstag feiert. Verbreitung liberaler Ideen. Auch zu diesem Zweck wird die Liberal Inter- Die Spuren Willy Bretschers national dieses Jahr, wieder im Wad- Die FDP prägte die Liberal Interna- ham College in Oxford, ein neues li- tional von Beginn an mit. Damit ver- berales Manifest verfassen und im Mai bunden ist vor allem ein Name: Willy an ihrem Kongress verabschieden. Bretscher, Chefredaktor der «Neuen Natürlich: Wahlen gewinnt man Zürcher Zeitung» von 1933 bis 1967 noch immer national! Trotzdem darf und Nationalrat der FDP von 1951 bis die Bedeutung einer Organisation wie 1967. Bretscher gehörte zu den trei- der Liberal International nicht unter- benden Kräften der Gründung der schätzt werden, auch wenn den Mit- Liberal International und amtete zeit- gliederbeiträgen keine direkten Wahl- weise als deren Vizepräsident. Seinen oder Abstimmungserfolge auf der liberalen Kompass eichte er in der Habenseite der Bilanz gegenüberste- Kriegszeit, als er unermüdlich und hen. Eine liberale Weltordnung, von nicht ohne persönliches Risiko gegen der letztlich auch unser Wohl abhängt, die doppelte Gefahr des Bolschewis- kann nur bestehen und sich weiterent- mus und Faschismus anschrieb und wickeln, wenn liberale Ideen weltweit die NZZ damit zu einer weltweit ge- getragen, verbreitet, erkämpft und achteten Stimme des Liberalismus Roger Kölbener verteidigt werden.

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