INHALT Informationen für Deutschland und Europa 07.08

Aktuell Themen des Monats Abfall, Chemie & Emissionen 9 Globalisierung & Eine Welt 11 Agrogentechnik Klima & Energie 13 Konsum & Verbraucherschutz 17 Genmais macht Honig unverkäuflich Landwirtschaft & Gentechnik 18 Das deutsche Gentechnikrecht könnte bald zu Landschaften Naturschutz & Biodiversität 19 ohne Bienen führen Stadt & Region 22 Seite 2 Tierschutz & Ethik 23 Umweltpolitik & Umweltrecht 23 Atommüll Verkehr & Tourismus 25 Wasser & Meere 26 Die Asse bringt es an den Tag Wirtschaft & Unternehmen 28 Schacht Konrad soll Endlager werden, während sich daneben die erste Atommüllkatastrophe anbahnt Seite 4 verbände Natura 2000 DNR intern 29 Aus den Verbänden 29 Europas Natur, Europas Identität Preise & Ausschreibungen 30 EU-Naturschutz lässt wirtschaftliche Entwicklung zu und ist trotzdem ein voller Erfolg Seite 6 Service Wirtschaft Rezensionen 32 Internet 34 Was kostet ein Korallenriff? Neu erschienen 35 Öko-Nomie: Das natürliche Kapital der Erde soll in Zahlen Impressum 35 ausgedrückt werden Termine 36 Seite 7

Interview: Globalisierung „Auf Druck von unten setzen“ ANU-Informationsdienst 37 Attac ist zehn Jahre alt – und hat ein ähnliches Problem wie Bildungskampagne zur die Umweltverbände Biodiversität: Bausteine Seite 12 für globales Lernen Themen

Agrogentechnik Genmais macht Honig unverkäuflich Das deutsche Gentechnikrecht könnte bald zu Landschaften ohne Bienen führen

Das deutsche Gentechnikrecht lässt Monsantos Saat nur unter Auflagen in den Boden. Für Imker genügt das nicht, denn Bienen halten sich nicht an Sicherheitsabstände. Ein schwäbischer Imker, der den Schutz des Staates einklagen wollte, hat es nun schwarz auf weiß: Honig mit Genmais-Spuren darf er nicht verkaufen, aber statt entschädigt zu werden soll er umziehen. Dumm nur, dass Bienen auch für Bestäubung zuständig sind.  VON THOMAS RADETZKI, MELLIFERA

Der Imker Karl-Heinz dem Urteil ist jedoch, dass dem Imker trotz eingerichtet ist, mutet das Gericht ihm zu, Bablok ist fest davon überzeugt, dass allem kein Schutz gewährt wird. Damit die Völker während der Maisblüte an einen weder ihm noch seinen Kunden die Ver- trifft die Entscheidung den Bestand der anderen Standort zu bringen. Nach Abwä- unreinigung des Honigs mit Genmais- Bienenhaltung im Kern. gung der Verhältnismäßigkeit sei dies von Blütenpollen zuzumuten ist. Am 30. Mai dem Imker zu verlangen. Der Schaden für hat ihm das nun schon zum zweiten Mal „Der Genmais-Acker kann nicht verlegt ihn sei kleiner als der des Maisanbauers. ein Gericht bestätigt. Das Verwaltungs- werden, aber die Bienen“ Der Acker könne nicht verlegt werden, die gericht Augsburg stellte fest, dass Honig, Bienen aber schon. Die Richterin gestand der Pollen des gentechnisch veränderten Imker Bablok wollte per Gericht durchset- dem Imker zwar zu, dass ihn eine Auswei- Maises MON 810 enthält, nicht verkauft zen, dass der Genmais-Anbauer durch ge- tung des Genmais-Anbaus vor ein unlös- werden darf. Auch geringste Spuren sol- eignete Maßnahmen verhindern muss, dass bares Problem stellen würde. Das Urteil sei cher Blütenpollen führten zum Verlust seine Bienen Pollen des MON-810-Maises jedoch für diesen Einzelfall im Jahr 2008 der Verkehrsfähigkeit von Honig, da der eintragen. In anderen Verfahren wurden gefällt, alles andere eine Frage der Politik. Genmais der Firma Monsanto keine Zulas- Bauern schon zum Abschneiden der Pol- sung als Lebensmittel hat. Für den Imker lenfahnen oder der Ernte des Genmaises Im Honig darf kein Genmaispollen aus dem schwäbischen Kaisheim ist es ein vor der Blüte verpflichtet. Dem entzog sich nachweisbar sein großer Erfolg, dass das Gericht den Mais- das Ausburger Gericht jedoch mit einer so- anbau als „wesentliche Beeinträchtigung“ genannten Güterabwägung. Obwohl der Die vom „Bündnis zum Schutz der Bie- im Sinne des Gentechnikgesetzes definiert Hobbyimker seine Bienen seit vielen Jah- nen“ unterstützten Imker wollen ihren hat. Damit hat der Imker die Grundlage ren stationär in einem Bienenhaus betreut Anspruch auf Schutz und auf Schaden- für Schadenersatzansprüche. Skandalös an und technisch nicht auf Bienentransporte ersatz aber nicht aufgeben. Urteile in den nächsten Instanzen können durchaus noch Überraschungen bringen. Dagegen dürfte die Aberkennung der Bündnis zum Schutz der Bienen unterstützt klagende Imker Verkehrsfähigkeit von Honig mit MON- 810-Pollen mit hoher Wahrscheinlichkeit Honig enthält immer einen bestimmten Anteil werden dadurch zu einem gentechnisch verän- Bestand haben. Dies zeigen alle bisherigen von Blütenstaub, so auch Maispollen. Die Bienen derten Organismus. Der Speisemais darf infolge- Urteile in dem Verfahren. Bei der Urteils- sammeln vor allem an den intensiv genutzten dessen nicht mehr in Verkehr gebracht werden. verkündung in Augsburg betonte die Vor- Agrarstandorten viel Pollen vom Mais, weil sie Er wird unverkäuflich. sitzende Richterin, dass die immer wieder dort kaum ein anderes Blütenangebot haben. angeführte Kennzeichnungsschwelle von Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst Das von Mellifera initiierte „Bündnis zum Schutz 0,9 Prozent hier keine Rolle spiele. Sie gilt schon bei den kleinen Flächen des Probeanbaus der Bienen“ will klagende Imker auf dem Weg nur, wenn der gentechnisch veränderte Pollen des nicht zugelassenen gentechnisch ver- durch weitere Instanzen unterstützen. Für die Organismus (GVO) als Lebensmittel zu- änderten Maises im Honig zu finden ist. Finanzierung bittet das Bündnis um Spenden. gelassen ist. Aus demselben Grund blieb „Es darf nicht sein, dass den Imkern gegen das von Monsanto stets vorgebrachte Nicht nur Imker, auch Anbauer von Speisemais Monsanto & Co. das Geld ausgeht“, sagt Tho- Argument, der Maispollen im Honig sei sind betroffen. Ihre Maiskolben werden durch mas Radetzki. [mb] nicht mehr vermehrungsfähig, vor dem Windbestäubung von gentechnisch veränder- Gericht ohne Beachtung. Honig muss bis tem Pollen befruchtet. Einzelne Pollenkörner XX www.bienen-gentechnik.de an die Grenze der Nachweisbarkeit frei von GVO-Pollen sein.

2 Juli 2008 umwelt aktuell Themen

Harte Konsequenzen für die Imker Verunreinigung weder verursacht noch Bienen versucht deshalb möglichst viele befürwortet haben. Den Verursachern Imker, deren Bienen im Flugradius von Der Imker macht sich strafbar, wenn er wird dagegen der Rücken freigehalten. Mais stehen, zu wirksamen Aktionen zu Honig mit Pollen des Monsanto-Maises bewegen. Sie sollen demonstrativ ihre Bie- verkauft oder verschenkt. Pollen aus Gibt es bald bienenfreie Zonen? nen abtransportieren und dies mit einem Mais können, wenn auch nur in geringen Protestmarsch verbinden, an dem auch Mengen, sogar noch im Honig aus den Wenn der Gesetzgeber weiterhin keine Kunden und Umweltverbände teilnehmen. Schleuderungen des Folgejahres vorkom- Schutzmaßnahmen gegen MON 810 trifft, Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimker- men. Der Imker darf kein Risiko eingehen wird die Ausweitung des Anbaus zu bie- bund will solche Aktionen unterstützen. und muss sich selbst über den Anbau von nenleeren Landschaften führen. Ein Be- Gen­pflanzen im Flugbereich seiner Bie- stäubungsnotstand bei Obst oder anderen Imkermeister Thomas Radetzki leitet den Verein nen informieren. In Bayern kann er noch Nutzpflanzen und eine Artenverarmung Mellifera e.V. und die vereinseigene Lehr- und Ver- ausweichen. In Brandenburg aber ist der bei Wildpflanzen werden die Folge sein. suchsimkerei Fischermühle in Rosenfeld bei Tübingen. GVO-Anbau schon so weit verbreitet, Solche Gesichtspunkte müssten in eine In- Der Pionier ökologischer Bienenhaltung ist seit 1985 dass kaum noch Standorte ohne Genmais teressenabwägung der Gerichte mit einflie- in Forschung, Ausbildung, Politik und Öffentlichkeits- in dem von Bienen erreichbaren Umkreis ßen und zum Schutz der Imkerei führen. arbeit tätig. zu finden sind. Es ist unbegreiflich, dass der Staat schamlos Die Kosten für eine Untersuchung von den multinationalen Saatgutkonzern Mon- Kontakt: Tel. +49 (0)7428 / Honig sind nicht gering. Bei den kleinen santo stützt, jedoch die heimischen Imker, 94524-90, Fax -99, E-Mail: Chargen von Hobbyimkern übertreffen Bauern und Verbraucher im Stich lässt und [email protected], sie die Verkaufserlöse. So richtet sich das damit fundamentale Naturschutzinteres- www.mellifera.de, Gesetz gegen die Imker, obwohl diese die sen opfert. Das Bündnis zum Schutz der www.bienen-gentechnik.de

umwelt aktuell Juli 2008 3 Themen

Atommüll Die Asse bringt es an den Tag Schacht Konrad soll Endlager werden, während sich daneben die erste Atommüllkatastrophe anbahnt

Vor über 40 Jahren wurde im Salzbergwerk Asse 2 bei Wolfenbüttel Atommüll eingelagert. Warnungen vor einer Umwelt- katastrophe wurden ignoriert. Doch jetzt zeigt sich: Schon in wenigen hundert Jahren könnte die Region kontaminiert sein. Zugleich soll nur wenige Kilometer weiter Deutschlands erstes offizielles Endlager entstehen. Die BürgerInnen schließen sich zusammen. Ihre schärfste Waffe heißt Öffentlichkeit.  VON PETER DICKEL, AG SCHACHT KONRAD

Im Südosten Nieder­ lesen. Deshalb, so hieß es weiter, werde in Abfälle in einem „Nuklearen Entsorgungs- sachsens findet derzeit ein makabres Bonn jetzt ernstlich erwogen, das Asse- zentrum“ in Gorleben gebaut werden soll- Schauspiel statt. Mit dem Erzbergwerk Bergwerk zur Atommüllgrube zu machen. ten. Dass er trotzdem mit Schacht Konrad Schacht Konrad in Salzgitter soll 2013 ein Das Salzbergwerk Asse 2 stand damals kurz einen zweiten Standort benannte, hatte erstes atomrechtlich genehmigtes Atom- vor der Stilllegung. Andere Salzbergwerke einen einfachen Grund: Man ging damals müll-Endlager in Betrieb gehen. Für den in der Region waren längst abgesoffen. davon aus, dass allein in Westdeutschland gleichen Zeitraum wird für das nur 20 Ki- Entsprechend entsetzt waren die Anwoh- mehrere hundert Atomkraftwerke entste- lometer entfernte Salzbergwerk Asse 2 im nerInnen. Zu gut wussten sie um Probleme hen würden. Bei einer damals angenom- Kreis Wolfenbüttel der vollständige Kol- wie Instabilität und Wasserzufluss und um menen Laufzeit von 15 Jahren wären ab laps vorausgesagt. Dort wurde – zu For- die Existenz von stark wasserlöslichem Ende des Jahrhunderts große Mengen von schungszwecken, wie es heißt – von 1967 Carnallit mitten im Steinsalz. Großkomponenten aus dem Abriss still- bis 1978 Atommüll eingelagert, der jetzt gelegter Reaktoren angefallen. Die sollten abzusaufen droht. Sperrmüll von im Schacht Konrad eingelagert werden. Nach und nach kam im letzten Früh- Hunderten Atomkraftwerken? Entscheidend für die Auswahl von Kon- jahr heraus, dass die Katastrophe eigent- rad war denn auch, dass der Schacht ein lich schon begonnen hat: Längst haben Erste Proteste zeigten zunächst Erfolg. besonders breites Förderwerk hatte, nicht unbeherrschbare Laugenzuflüsse aus dem Im Herbst 1964 lehnte der Kreistag die etwa geologische Kriterien. Neben- und Deckgebirge die 750 Meter geplante Einlagerung einstimmig ab. tiefe Sohle erreicht, auf der die großen Dennoch kaufte der Bund die Anlage und Böse Überraschung Mengen des Atommülls liegen. In diesem setzte im April 1967 unter Polizeischutz Wasser wird Cäsium-137 gemessen, das die Einlagerung durch. Aber auch wenn Gegen Konrad gab es von Beginn an Kri- entweder aus den Fässern kommt oder viele Menschen sich mit dem Atommüll tik und Widerstand von Bürgerinitiativen, als Oberflächenwasser durch Tscherno- arrangierten, verstummte die Kritik nie vor allem aber und in wachsendem Maße byl kontaminiert wurde, wobei Letzteres ganz. So konnte zum Beispiel die Einla- aus Betrieb und Gewerkschaft. Als 1982 für eine beängstigend direkte Wegsamkeit gerung mittelradioaktiver Brennelemente ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet zwischen Atommüll und Biosphäre sprä- aus dem Versuchsreaktor AVR Jülich ver- wurde, demonstrierten 10.000 Menschen. che. Und schließlich: Bliebe es bei der als hindert werden. Als 1991 die Planunterlagen ausgelegt Schließungskonzept vorgesehenen Flutung Und schon 1978 legte ein Braunschwei- wurden, wurden 289.391 Einwendungen des Atommülls, käme es über Tage durch ger Wasserbauingenieur eine unabhängige erhoben, die 1992/93 spektakuläre 75 Tage Ausgasungen schon nach 150 Jahren zu Studie über die „Gefährdung der Biosphä- lang öffentlich erörtert wurden. gravierenden Grenzwertüberschreitungen. re durch mangelnde Standsicherheit und Allerdings waren inzwischen die Pla- das Ersaufen des Grubengebäudes“ vor, die nungen für das Lager sehr konkret ge- Kopfzerbrechen in Bonn exakt all jene Probleme beschrieb, die bis worden. Angesichts der Verzögerungen heute bei Asse 2 brisant sind. Nur wurden in Gorleben und weil der prognostizierte „Schon seit geraumer Zeit zerbricht man sie damals von Politik und Wissenschaft Zubau von Atomkraftwerken ausblieb, sich im Bundesforschungsministerium den ebenso ins Reich der Fabel verwiesen wie sollte Konrad nun sämtliche Abfälle mit Kopf über die Frage, wo und wie man den die Kritik der AnwohnerInnen 1964. geringer Wärmeentwicklung aufnehmen. im Bundesgebiet anfallenden Atommüll so 1976 entschied der damalige nieder- Dass Konrad schließlich 2002 geneh- beseitigen soll, dass sich keine schädlichen sächsische Ministerpräsident Ernst Alb- migt wurde, war ein Ergebnis der rot-grü- Auswirkungen ergeben“, konnte man am 5. recht (CDU), dass sämtliche Anlagen zur nen Atomausstiegspolitik. Im Gegenzug März 1964 in der Wolfenbütteler Zeitung Behandlung und Lagerung radioaktiver für die Vereinbarung von Restlaufzeiten

4 Juli 2008 umwelt aktuell Themen

für die Atommeiler hatten SPD und Grüne „Optionsvergleich“, der vor allem auch die umhin kommen, das eklatante Missver- der Atomindustrie im damaligen Atom- Alternative der Rückholung der in Asse 2 hältnis zwischen „wissenschaftlicher Pro- konsens die zügige Genehmigung von liegenden etwa 125.000 Atommüllfässer gnose“ und Wirklichkeit bei Asse 2 zu klä- Konrad versprochen – gleichzeitig aber prüfen sollte. Dazu sei keine Zeit, meint ren. Zumal ja Anwohner und Kritiker mit darauf verwiesen, dass gegen die Geneh- der Betreiber heute alarmistisch, obwohl ihren Vorhersagen durchaus richtiglagen. migung ja geklagt werden könne. Genau er genug Zeit gehabt hätte: Schließlich ist Lag es an politischen Vorgaben, waren die das taten Kommunen und stellvertretend seit 1988 bekannt, dass täglich 11,5 Kubik- Wissenschaftler schlichtweg gekauft oder die Landwirtsfamilie Traube – und erleb- meter Wasser aus unbekannten Quellen war die Wissenschaft ein Zerrspiegel, der ten eine böse Überraschung. Die Gerichte in Asse 2 eindringen. Inzwischen wurde die Wissenschaftler daran gehindert hat, überprüften nicht die Sicherheit und Eig- Klage eingereicht mit dem Ziel, Asse 2 die banale Wirklichkeit zu erkennen? nung der Anlage, sondern sprachen den nach Atomrecht zu schließen, was eine Klägern rundheraus das Recht ab, diese verbindliche Beteiligung der Öffentlichkeit Die Frage nach den Verantwortlichen Fragen überhaupt prüfen zu lassen. erfordern würde. Im Ergebnis hieß das: Bei der Planfest- Anfang dieses Jahres wurde nach For- Angesichts der jüngsten dramatischen Ent- stellung eines Atommüllendlagers sollen derungen aus der Kommunalpolitik ein wicklung wurde am 9. Juni im Umweltaus- AnwohnerInnen weniger Rechte haben als sogenanntes Asse-2-Begleitgremium ein- schuss des Landkreises Wolfenbüttel auch zum Beispiel im kommunalen Straßenbau. gerichtet. Es soll die Interessen aus der nach der Haftung der Verantwortlichen Wenn Politiker also heute behaupten, die Region bündeln und die erforderliche Öf- gefragt. Die Brisanz dieser Frage reicht Gerichte hätten die Sicherheit von Schacht fentlichkeitsinformation sicherstellen. Drei weit über den Standort hinaus. Denn Per- Konrad bestätigt, ist das ein Schlag ins unabhängige Wissenschaftler konnten für sonen wie der Clausthaler Universitätspro- Gesicht der Menschen vor Ort, die für eine Arbeitsgruppe Optionenvergleich fessor Klaus Kühn haben nicht nur Asse 2 die Klagen sehr viel Geld aufgebracht und benannt werden. Ihr offizieller Auftrag ist geplant, befürwortet und zu verantworten, dabei dem rot-grünen Fingerzeig auf den aber zunächst nur, die Plausibilität des Flu- sondern waren ebenso beim Endlagerpro- Klageweg vertraut haben. Umso heftiger tungskonzepts zu überprüfen. Über diesen jekt in Gorleben tätig. Was ist von jemand, waren im vergangenen Jahr die Proteste, Begleitprozess kommt nach und nach in der sich bei Asse 2 geirrt hat oder die Um- als das Konrad-Urteil vom Bundesverwal- homöopathischen Dosen die Wahrheit stände unter Umgehung der Wahrheit für tungsgericht bestätigt wurde. über das Ausmaß der Katastrophe an die zumutbar hielt, in Gorleben zu erwarten? So viele Menschen wie nie zuvor betei- Öffentlichkeit. Doch während über die ge- Für den Herbst hat Bundesumweltminister ligten sich während des letzen Jahres an plante Flutung des Asse-Atommülls noch Sigmar Gabriel zum Endlager-Hearing Protesten gegen Konrad. Bestärkt wird der diskutiert wird, wird sie unter Tage bereits nach Berlin eingeladen. Die Erwartungen, Widerstand durch die akute Entwicklung durch massive Baumaßnahmen vorberei- dass es dabei Antworten auf diese Fragen in der Asse 2. Wie eng die beiden Standorte tet. gibt, sind begrenzt. zusammenhängen, wird vielen Menschen Im letzten Jahr haben die Atomkritiker erst jetzt deutlich, seit die Auseinander- Gleich im Bodensee versenken? an den vier bundesdeutschen Endlager­ setzung um die havarierte Altlast Asse 2 standorten – neben Asse 2, Schacht Kon- Wellen schlägt. „Das eine Fass kriegen sie Sollte sich die im Konrad-Verfahren entwi- rad und Gorleben ist auch Morsleben nicht dicht“, schimpfte ein Protestler, „und ckelte Rechtsprechung durchsetzen, wird bei Magdeburg dabei – ihre Kooperation hier wollen sie gleich daneben das nächste die Benennung eines Standortes künftig verstärkt. Sie wollen die real existierenden aufmachen.“ zugleich auch dessen Genehmigung bedeu- Erfahrungen ins Zentrum der Diskussion ten. Eine konzeptionelle Abwägung durch rücken, statt nur über spekulative Prog- Atommüll fluten, damit er nicht absäuft die Genehmigungsbehörde gibt es dann nosen zu reden. Die Asse bringt’s eben an ebenso wenig wie Eingriffsmöglichkeiten den Tag. Seit 2001 hat der Betreiber GSF (heute von Betroffenen. Eine schwere Hypothek Helmholtz-Zentrum München) die Pro- für alle, die einem neuen Standortsuchver- Peter Dickel ist Vorstandsmitglied der Arbeitsgemein- bleme mit Asse 2 nach und nach zugegeben. fahren das Wort reden. schaft Schacht Konrad e.V. in Salzgitter. Er beschäftigt Vorsichtig begann er mit Veranstaltungen, Falls sich die Flutung des Atommülls in sich schon seit 1978 mit Asse 2 und Schacht Konrad. auf denen das Ausmaß der Probleme häpp- Asse 2 durchsetzen lässt, kann man in Zu- chenweise vorgestellt wurde. Das dann kunft auf jede weitere Sicherheitsdiskus­sion Kontakt: vorgelegte Schließungskonzept war von verzichten und den Atommüll genauso gut Tel. +49 (0)5341 / 9001-94, entwaffnender Schlichtheit: Der Atommüll im Steinhuder Meer oder im Bodensee ver- Fax -95, E-Mail: dickel@ soll geflutet werden, damit er nicht absäuft. senken. Politiker und Wissenschaftler, die ag-schacht-konrad.de, Das leuchtete indes vielen Menschen nicht in der Sicherheitsdiskussion wieder ernst www.ag-schacht-konrad.de, ein. So entstand die Forderung nach einem genommen werden wollen, werden nicht www.asse2.de

umwelt aktuell Juli 2008 5 Themen

Natura 2000 Europas Natur, Europas Identität EU-Naturschutz lässt wirtschaftliche Entwicklung zu und ist trotzdem ein voller Erfolg

Kritiker behaupten, der EU-Kommission sei mehr daran gelegen, Hamster zu schützen als Arbeitsplätze zu schaffen. Doch das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 ist mit seiner reichen Vielfalt einer der bestimmenden Faktoren der europäischen Identität. Es erkennt wirtschaftliche Prämissen an und erweist der Natur seine Reverenz. Gesunde Ökosysteme haben einen hohen Wert – auch im Tatenhauser Wald.  VON STAVROS DIMAS, EU-UMWELTKOMMISSAR

Vom winddurch- frastruktur schützt zahlreiche wichtige oder nahe einem Natura-Gebiet auf seine peitschten Norden Schwedens bis zu den Funktionen des Ökosystems und sorgt Umweltfolgen geprüft und sichergestellt warmen Farben im Süden Italiens finden dafür, dass die natürlichen Gebiete Euro- werden muss, dass der ökologische Wert sich auf der Welt kaum so viele unter- pas gesund und widerstandsfähig bleiben. des Gebiets nicht gemindert wird. Es kön- schiedliche Landschaften wie in Europa. Dank dieses Netzwerks können sich selte- nen aber Ausnahmegenehmigungen erteilt Wir haben unsere Landschaften über Jahr- ne Tiere wie Otter, Biber oder Wolf wieder werden, wenn das Vorhaben von überwie- hunderte gestaltet, und die Natur ihrerseits in Gebieten ansiedeln, aus denen sie schon gend öffentlichem Interesse ist. hat uns geprägt: unsere Geschichte, unsere vor Jahrhunderten verschwunden waren. In besonderen Fällen muss ein Mit- Wirtschaft und unsere Kultur. Unsere Außerdem schafft ein solches Netzwerk gliedstaat die Meinung der Europäischen Umwelt ist einer der bestimmenden Fak- in einer zunehmend städtisch geprägten Kommission in Brüssel einholen, bevor er toren für unsere Identität, und die land- Gesellschaft wieder eine Verbindung zur für ein Vorhaben, das ein Natura-2000- schaftliche Vielfalt Europas spiegelt den Natur. Gebiet belastet, grünes Licht erteilt. Um kulturellen Reichtum seiner 27 Mitglied- Natürlich gab es immer auch Kritiker jedoch eine korrekte Vorstellung von der staaten wider. Wir feiern diese kulturelle dieser Erfolgsgeschichte. Das Netzwerk be- Größenordnung zu vermitteln: Bisher Vielfalt und sollten auch die Vielgestaltig- hindere den wirtschaftlichen Aufschwung, musste sich die EU-Kommission erst in keit unserer Natur feiern, die zu unserem heißt es dann, und der Europäischen Kom- elf Fällen mit solchen Anfragen befassen, Verständnis beiträgt, was es heißt, Euro- mission sei mehr daran gelegen, Hamster von denen sechs aus Deutschland kamen, päer zu sein. zu schützen als Arbeitsplätze zu schaffen. und lediglich ein einziges Mal gab sie eine Doch ist dies eine grobe Verdrehung der negative Stellungnahme ab. Natur als Lebensgrundlage Tatsachen, und ich glaube nicht, dass eine Mehrheit der Deutschen diese Meinung Beispiel Bundesverkehrswegeplan In Deutschland gab es, vielleicht noch teilt. mehr als in anderen EU-Ländern, immer Der Bundesverkehrswegeplan 2003 zum ein enges Verhältnis von Kultur und Natur. Schutzmaßnahmen sind unentbehrlich Beispiel sah 2.600 Projekte vor. Die Ver- Hierfür finden sich Beispiele in deutscher einbarkeit jedes einzelnen Projekts mit Literatur, Kunst und Philosophie. Aber Die EU-Rechtsvorschriften, auf die sich dem EU-Recht musste geprüft werden, Natur ist nicht nur Erbe. Natur ist auch Natura 2000 gründet, sehen den Men- und dies ging erstaunlich reibungslos. Es – für uns vielleicht allzu oft selbstverständ- schen als untrennbaren Bestandteil der stellte sich heraus, dass 1.600 Projekte völ- lich – Lebensgrundlage. Wälder, Wiesen Umwelt. Sie gehen davon aus, dass eine lig problemlos waren, 800 hingegen etwas und Moore reinigen Luft und Wasser. normale wirtschaftliche Entwicklung, und näher angeschaut werden mussten. Le- Wälder und Äcker liefern Nahrung, Holz damit der Bau von Straßen, Häusern oder diglich 350 Projekte wurden als stark um- und mehr. Bäume in Berggebieten und in Häfen, um nur einige zu nennen, weiterge- weltgefährdend eingestuft und erforderten Städten tragen zum Hochwasserschutz hen kann und muss. Jedes Natura-Gebiet einen umfassenden naturschutzbezogenen und zur Verhinderung der Bodenerosion wird von Wissenschaftlern aufgrund seiner Planungsauftrag. Es wurden schnell an- bei, Insekten bestäuben die Pflanzen, und Bedeutung für bestimmte gefährdete Arten nehmbare Lösungen gefunden, selbst für Wildflächen bieten Erholungsraum. oder Lebensräume ausgewählt. Diese Ge- so kontroverse und ökologisch problema- Natura 2000 ist inzwischen – mit 25.000 biete umspannen die empfindlichsten Ha- tische Vorhaben wie die Nordumfahrung Gebieten in 27 Ländern und mit einer Flä- bitate Europas, und hier sind Schutzmaß- Hamburg über die A20 und die A33 durch che größer als das Amazonasbecken – das nahmen gegen ein zügelloses Wachstum den Tatenhauser Wald. Ein weiteres Bei- größte ökologische Netzwerk der Welt. unentbehrlich. Die EU-Vorschriften ver- spiel für eine ausgewogene Berücksich- Die hiermit geschaffene ökologische In- langen daher, dass jedes neue Vorhaben in tigung verkehrs- und umweltpolitischer

6 Juli 2008 umwelt aktuell Themen

Aspekte ist der Ausbau des Frankfurter soll. Leiter der Studie ist Pavan Sukhdev, Wenn wir die Zeitung öffnen, warnen uns Flughafens. Manager der Deutschen Bank, und die er- Umweltschlagzeilen meistens vor dem dro- sten Ergebnisse wurden in Bonn auf der henden Unheil. Aber Natura 2000 ist ein Der Wert der Natur Vertragsstaatenkonferenz der Konvention voller Erfolg: Nahezu 20 Prozent der Land- über die biologische Vielfalt vorgestellt. masse Europas sind inzwischen geschützt Das Natura-Netzwerk ist flexibel und Die Botschaft ist klar – die weitere Ver- – ein beachtliches Ergebnis. Besuchen Sie erkennt die Bedeutung wirtschaftlicher nachlässigung solcher Überlegungen geht doch einmal www.bfn.de und lernen Sie Prämissen an. Aber wir sollten auch der deutlich zu unseren Lasten. die 5.000 deutschen Schutzgebiete besser Umwelt unsere Reverenz erweisen und den kennen. Sie können auf diesen Seiten Ein- hohen Wert eines naturbelassenen, gesun- Einbeziehung der Meere zelheiten zu Natura 2000 in Ihrer Nachbar- den und robusten Ökosystems schätzen schaft erfahren. Denn das Netzwerk wurde lernen. Die wirtschaftlichen Argumente Die Aufnahme von Flächen in das Natura- auch für Sie geschaffen – ebenso wie für für den Naturschutz werden langsam zum 2000-Netzwerk ist bald abgeschlossen. Als Ihre Kinder und Enkel. Gemeingut, doch noch ist dieser Gedanke nächster großer Schritt sollen in den kom- neu, und es sind weitere Anstrengungen menden Jahren Meeresgebiete einbezogen Der gebürtige Grieche erforderlich. Deshalb habe ich zusammen werden. Nach der Vervollständigung wird Stavros Dimas ist seit 2004 mit Sigmar Gabriel eine Studie angeregt, das Netzwerk eine solide Grundlage für die EU-Kommissar für Umwelt. die auf die wirtschaftlichen Vorteile biolo- Bekämpfung des Artenverlusts und die Er- gischer Vielfalt aufmerksam machen und haltung der natürlichen Ökosysteme bil- Kontakt: Tel. +32 (0)2 / die Kosten des Artenverlusts und der Ver- den – und damit für unseren Wohlstand 2992205, E-Mail: schlechterung der Ökosysteme nachweisen und unsere Zukunft. [email protected]

Wirtschaft Was kostet ein Korallenriff? Öko-Nomie: Das natürliche Kapital der Erde soll in Zahlen ausgedrückt werden

Bisher waren die Leistungen der Ökosysteme eine Selbstverständlichkeit. Doch ihre Ausbeutung stößt an die natürlichen Grenzen. Der Ökonom Pavan Sukhdev soll die globalen Auswirkungen des Artenverlustes beziffern. Erste Ergebnisse dieses „Stern-Reports der Biodiversität“ liegen nun vor.  VON MARKUS SCHAUER, BUNDESUMWELTMINISTERIUM

Die biologische Vielfalt nommen. Aus diesem Grund haben das schen Bank und hat mit ähnlichen Unter- repräsentiert das natürliche Kapital der Bundesumweltministerium (BMU) und suchungen in Indien bereits für Aufsehen Erde und bildet die Basis für das Überleben die Europäische Kommission eine Studie gesorgt. der Menschheit. Biodiversität ist aber auch ini­ti­iert, die die ökonomischen Kosten des Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe Grundlage für Wohlstand und wirtschaft- Verlusts der biologischen Vielfalt berech- mit Partnern aus verschiedenen Staaten liche Entwicklung. Zahlreiche Leistungen net und die ökonomische Bedeutung der und internationalen Organisationen sowie stellt die Natur zur Verfügung: Nahrungs- Biodiversität deutlich macht. Grundlage unabhängigen Experten aus aller Welt be- mittel, Brennstoffe, sauberes Wasser, ge- dafür waren die Gespräche der G8+5-Um- trachtete in der ersten Phase der Studie sunde Böden, Schutz vor Überschwem- weltminister im letzten Jahr in Potsdam. die globalen Auswirkungen des Verlusts mungen, Schutz gegen Bodenerosion, Arz- der Biodiversität. Dabei war den beteilig- neimittel, Kohlenstoffspeicherung im Zwischen Ökonomie und Ethik ten Ökonomen und Ökologen klar, dass Kampf gegen den Klimawandel und noch Ethik und Ökonomie zwei Seiten einer viele andere. Obwohl unser Wohlergehen Der erste Zwischenbericht dieser Studie, die Medaille sind. Ethische Entscheidungspro- vollkommen von diesen „ökosystemaren den Titel „The Economics of Ecosystems zesse sind so tief in die Bausteine unserer Dienstleistungen“ abhängig ist, sind sie and Biodiversity“ (TEEB) trägt, wurde am ökonomischen Modelle eingewurzelt, dass öffentliche Güter ohne Märkte und ohne 29. Mai auf dem UN-Biodiversitätsgipfel in wir uns ihrer nicht mehr bewusst sind. Den Preise; deshalb werden sie von unserem Bonn von Pavan Sukhdev vorgestellt. Der Autoren der Studie ging es somit darum, „Wirtschaftskompass“ oft nicht wahrge- Leiter des Projekts ist Manager der Deut- ethische Entscheidungen insbesondere

umwelt aktuell Juli 2008 7 Themen

zwischen heutigen und künftigen Genera- globale ökonomische Bewertung ist: Das, dass unser ökonomischer Kompass defekt tionen und zwischen Völkern in verschie- was hinter einem Dollar als Wert einer ist. Die TEEB-Studie will aber nicht nur denen Teilen der Erde mit ökonomischen Naturdienstleistung steht, ist für einen auf den Wertverlust hinweisen, der durch Argumenten zu unterlegen. Menschen, der in Indien an der Grenze des die schwindende Biodiversität entsteht. Sie Existenzminimums lebt, ungleich wert- stellt auch Beispiele vor, wie man es besser Wert ist nicht gleich Wert voller als für jemanden, der in Deutsch- machen kann. In einer Reihe von Ländern land wohnt. werden bereits einige vielversprechende Allein in Indien sind 550 Millionen Men- Auch bei der Betrachtung der weltwei- Politikansätze erprobt, die Nachahmungs- schen für ihre Ernährung und die tägliche ten Fischerei offenbarte sich: Die Vernich- möglichkeiten auf globaler Ebene bieten. Daseinsvorsorge von intakten Ökosys­ tung biologischer Vielfalt wird zuallererst Dazu gehören die Internatio­ nal­ Payments temen unmittelbar und existenziell ab- und existenziell die Armen treffen. Bei der for Ecosystem Services in Costa Rica, das hängig. Hieran zeigt sich, wie diffizil eine Fortsetzung des gegenwärtigen Raubbaus Habitat Banking in den USA und Pro- in den Weltmeeren wird ab der Mitte gramme zur Aufteilung der Einnahmen dieses Jahrhunderts keine kommerzielle aus Schutzgebieten in Uganda. Meeresfischerei mehr möglich sein, weil Die TEEB-Studie die Bestände dann zusammengebrochen Ein „Werkzeugkoffer“ entsteht sein werden. Eine Milliarde der ärmsten Die Studie „Die Ökonomie von Ökosystemen Menschen der Welt, die fast ausschließlich Damit solche neuen Methoden in vielen und der Biodiversität“ (The Economics of Eco- auf Fischprotein als Ernährungsbasis ange- Ländern funktionieren können, müssen systems and Biodiversity – TEEB) soll erstmals wiesen sind, werden noch ernstere gesund- neue Märkte geschaffen und politische den globalen Wert der Natur bemessen und die heitliche Probleme bekommen. Instrumente neu ausgerichtet werden. Die finanziellen Folgen ihrer Zerstörung ermitteln. Vorteile aus der Erhaltung der Biodiversi- Vorbild ist der Bericht des britischen Ökonomen Knallharte ökonomische Logik tät müssen gerechter aufgeteilt, Kosten und Nicholas Stern zu den wirtschaftlichen Kosten Nutzen ökosystemarer Dienstleistungen des Klimawandels. Durch den im Oktober 2006 Ziel der Studie ist es aber auch, den Ver- ökonomisch voll angerechnet werden. Ein veröffentlichten „Stern-Report“ bekam die antwortlichen aus der Wirtschaft, die mit ökonomischer „Werkzeugkoffer“, mit dem internationale Klimapolitik neuen Schwung. ihren täglichen Entscheidungen über die Entscheidungsträger die genannten Ansät- Lebensvielfalt auf unserem Planeten mit ze in die Tat umsetzen können, wird in der Mit dem Zwischenbericht der TEEB-Studie entscheiden, zeigen zu können, dass der zweiten Phase von TEEB erstellt werden. endete die erste Phase. Der Abschlussbericht Schutz der Natur auch eine knallharte Hierdurch soll es PolitikerInnen, loka- soll auf der nächsten Vertragstaatenkonferenz ökonomische Logik hat. Anhand ver- len Entscheidungsträgern, Unternehmen (COP 10) vorgelegt werden, EU-Umweltkom- schiedener Beispiele zeigt TEEB auf, wie und auch Individuen ermöglicht werden, missar Stavros Dimas wird schon 2009 einige wirtschaftlich wertvoll die natürlichen den Einfluss, den ihre Handlungen auf die Ergebnisse vorstellen. Für einzelne Ökosyste- Dienstleistungen in Euro und US-Dollar biologische Vielfalt haben, ökonomisch zu me enthält der Zwischenbericht bereits Schät- gerechnet sind. Im Vergleich mit wichtigen bewerten. VertreterInnen dieser Gruppen zungen. So wird es schon bis zum Jahr 2050 Industriesektoren wird dies sehr deutlich: werden interdisziplinär mit Ökonomen rund sechs Prozent des Weltsozialproduktes In den 100.000 Naturschutzgebieten, die und Ökologen in der zweiten Phase der kosten, wenn die Wälder weiter in der gleichen elf Prozent der Landfläche der Erde be- Studie zusammenarbeiten. Geschwindigkeit zerstört werden. Korallenriffe decken, werden Ökosystemleistungen im Weitere Zwischenergebnisse der Un- hingegen seien in ihrer Funktion als Kinderstu- Wert von 4,4 bis 5,2 Billionen US-Dollar tersuchungen sollen auf verschiedenen be vieler Arten Grundlage für neun bis zwölf pro Jahr „erwirtschaftet“. Das ist deutlich internationalen Veranstaltungen präsen- Prozent der weltweiten Fischerei. Dazu kommt mehr als die Umsätze des weltweiten Au- tiert werden. der bisher unbekannte Wert für die potenzielle tomobilsektors, des Stahlsektors und des medizinische Nutzung der artenreichen Riffe, IT-Dienstleistungssektors zusammen! Mark Schauer ist Referent in der Arbeitsgruppe der jährliche Wert für den Tourismus von bis Eine Investition in den Erhalt dieser „na- Internationaler Naturschutz im Bundes­umwelt­ zu 2.700 US-Dollar pro Hektar und der Wert türlichen Dienstleistungen“ ist ein gutes ministerium in Bonn. Er ist zuständig für die für den Küstenschutz (bis zu 1.100 Dollar pro Geschäft für unsere Gesellschaft. Koordinierung des deutschen Hektar). Insgesamt wird der jährliche finanzi- Die freie Verfügbarkeit der Leistungen Beitrags zur TEEB-Studie. elle Nutzen eines Hektars Korallenriff auf bis zu der Natur hat uns zu lange dazu verleitet 6.000 US-Dollar geschätzt. Die Kosten, um ein anzunehmen, dass sie auch keinen Wert Kontakt: solches Gebiet zu schützen, machen nur einen haben. In der Logik unserer traditionellen Tel. +49 (0)228 / 993052692 Bruchteil eines Prozents davon aus. [bv] Ökonomien wird damit die Natur beinahe E-Mail: zwangsläufig übernutzt und es zeigt sich, [email protected]

8 Juli 2008 umwelt aktuell abfall, chemie & emissionen Aktuell

EU-weit liegt die Recyclingquote bis- Österreich oder Luxemburg auch erreicht ABFALL, CHEMIE & EMISSIONEN her bei 33 Prozent. Einige Länder kippen würden. In Deutschland laufen noch etwa nach wie vor 90 Prozent des Mülls auf 30 Millionen FCKW-Kühlschränke. Depo­nien. Insofern sind die ersten ver- In einem neuen Bericht zur Umsetzung EU-Abfallrahmenrichtlinie bindlichen EU-Recyclingziele ein Fort- des Montrealer Protokolls zum Schutz der schritt. Nach Darstellung der Deutschen Ozonschicht fordern die Vereinten Natio­ Schwacher Kompromiss Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) nen Staaten mit unterentwickelter Infra- „„ Das EU-Parlament hat im Juni in erfüllt Deutschland die Ziele bereits: Die struktur auf, sich im Umgang mit Ozon zweiter Lesung einem Kompromissvor- Recyclingquote liege beim Siedlungsabfall schädigenden Substanzen auf wichtige schlag für neue Abfallregelungen zuge- über 60 Prozent, auch die 70 Prozent beim Bereiche zu konzentrieren. Genannt wer- stimmt, den die britische Berichterstat- Bauschutt seien fast erreicht. den neben Müllhalden auch Kühlgeräte. terin Caroline Jackson (Konservative) Der Bundesverband Sekundärrohstoffe Der Bericht rät notfalls zum Export der mit VertreterInnen von EU-Ministerrat (BVSE) begrüßte das Ergebnis prinzipiell, Altgeräte. [jg] und -Kommission ausgehandelt hatte. hatte sich aber bei den Recyclingzielen Die überarbeitete Abfallrahmenrichtlinie mehr erhofft. Man befürchte, dass gerade XX DUH, Maria Elander, Projekt Kreislaufwirtschaft, sieht vor, dass alle EU-Mitgliedstaaten bis die Mitgliedstaaten, die Nachholbedarf Berlin, Tel. +49 (0)160 / 5337376, 2015 getrennte Sammlungen einrichten hätten, nicht genügend Anreize bekämen, E-Mail: [email protected], www.duh.de (Projekte) und ab 2020 mindestens 50 Prozent der sich anzustrengen. [jg] XX UNEP-Studie: www.kurzlink.de/unep-ozon Glas-, Papier-, Plastik- und Metallabfälle aus dem Hausmüll wiederverwenden oder XX EEB, Nathalie Cliquot, Brüssel, Tel. +32 (0)2 / recyceln müssen. Für Bauschutt und Ab- 2891097, E-Mail: [email protected], bruchabfälle werden 70 Prozent verlangt. www.eeb.org Schiffsabwrackung Für Staaten mit ungenügender Infrastruk- XX EU-Gesetzgebungsverfahren: tur soll es Übergangsfristen bis 2025 geben. www.kurzlink.de/mitentscheidung Alte Tanker zur Entgiftung Die Zustimmung des EU-Ministerrats gilt „„ Umweltverbände haben erstritten, nun als Formsache. Damit kann das Gesetz dass ein ausrangierter Chemietanker vor Ende 2008 in Kraft treten. der Abwrackung entgiftet werden muss. Umweltverbände zeigten sich „tief ent- Kühlgeräte Die in den Niederlanden ankernde „Ota- täuscht“, denn in der ersten Lesung hatte pan“ musste erst gesäubert und von den das Parlament noch strengere Recycling- Deutschland unterentwickelt schlimmsten Giftstoffen befreit werden, ziele und verbindliche Ziele für Abfallver- „„ Die mangelhafte Entsorgung ausran- bevor sie ihre Reise ins türkische Alia- meidung gefordert. Darüber werde nun gierter Kühlgeräte in Deutschland belas- ga antrat. Damit trug die niederländi- erst 2014 wieder gesprochen. Das Europäi- tet die Atmosphäre weit über das technisch sche Regierung auf monatelangen Druck sche Umweltbüro (EEB) und Friends of the unvermeidbare Maß hinaus. Das kritisierte von Nichtregierungsorganisationen zur Earth Europe kritisierten außerdem, dass die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Mai. Durchsetzung internationaler Vereinba- die weichen Formulierungen in dem Kom- Besonders die hohe Zahl „schrottreifer“ rungen bei, die als „Otapan-Prinzipien“ promiss der Dringlichkeit von Klima- und Kühl- und Gefriergeräte aus den 1980er- in die Geschichte eingehen könnten. Die Ressourcenschutz nicht gerecht würden. und 90er-Jahren, in denen noch die heute Umweltverbände forderten außerdem, Besonders die Umdefinition einiger verbotenen, klimaschädlichen Fluorchlor- dass der Schiffseigner der Regierung die Arten der Abfallverbrennung ist den kohlenwasserstoffe (FCKW) stecken, heiz- 4,5 Millionen Euro Entsorgungskosten Verbänden ein Dorn im Auge: Müllver- ten die Atmosphäre auf. Im Jahr 2006 sind zurückerstatten muss. brennungsanlagen können künftig als laut DUH-Recherche erneut weniger als Die für den Fall herangezogene Baseler energetische Verwertungsanlagen aner- die Hälfte der FCKW-haltigen Kühl- und Konvention regelt die grenzüberschreiten- kannt werden, wenn sie über eine Ener- Schäumungsmittel aus Kühlgeräten kont- de Verbringung gefährlicher Abfälle und gieeffizienz von 65 Prozent bei Neuanlagen rolliert entnommen und entsorgt worden. ihre Entsorgung. Alte Schiffe werden meist und 60 Prozent bei Altanlagen verfügen. Jährlich würden 3,1 Millionen Tonnen nicht als Müll, sondern unter fragwürdigen Müllverbrennung sei ein Klimaproblem CO2 unnötig in die Atmosphäre abgeben. Deklarierungen in ferne Länder verschickt, und nicht dessen Lösung, kritisierten die Gegenüber den Vorjahren sei praktisch um dort abgewrackt zu werden. Oft wird Umweltverbände. Sie sei unflexibel, teuer kein Fortschritt erkennbar. Deutschland diese Arbeit unter extremen Bedingun- und könne Recyclingquoten untergraben. sei hier Schlusslicht in Europa. gen ohne jegliche soziale und ökologische Auch die Definition von „Beiprodukten“ Als Stand der Technik gelten laut DUH Standards erledigt. [jg] sei zu kritisieren. Damit fielen Stoffe aus mindestens 90 Prozent schadlose FCKW- der Abfallmanagementkontrolle heraus. Entsorgung, die in anderen EU-Staaten wie XX www.shipbreakingplatform.com

umwelt aktuell Juli 2008 9 Aktuell abfall, chemie & emissionen

Luftverschmutzung Die EU-Kommission hat Mitte Juni Kinder einen „Dialog“ über Nanotechnologie ge- Weniger Dreck ist billiger startet, der im Laufe des Jahres auch für Bleierne Gedanken „„ Weniger Schwefeldioxid (SO2) und BürgerInnen geöffnet werden soll. Bisher „„ Blei schädigt das Gehirn dauerhaft und Stickoxide (NOX) aus Europas größten Fa- gibt es keine EU-Regelungen für Nano- Jungen reagieren stärker als Mädchen auf brikschornsteinen könnte entscheidend für technologie, nur einen Aktionsplan, einen das Schwermetall. Das zeigten US-Forscher die Gesundheit der EuropäerInnen sein. freiwilligen Verhaltenskodex und verschie- um Kim Cecil vom Cincinnati Children‘s Das ergab eine Studie der in Schweden an- dene Beteiligungen der EU in internatio- Environmental Health Center in einer Stu- sässigen Nichtregierungsorganisation Acid nalen Gremien wie der OECD. [jg] die. Kinder sind demnach zwar nur gerin- Rain und des Europäischen Umweltbüros ger Bleibelastung etwa durch bleihaltige (EEB). Sie rechnet vor, dass die Gewinne XX www.nanotechproject.org/news/archive/mwcnt Wasserleitungen ausgesetzt. Allerdings für den Gesundheitsschutz dreimal so XX OECD: www.oecd.org/sti/nano könne selbst diese schon zu einer Schädi- hoch wie die Kosten zur Emissionsredukti- XX EU-Kommission: www.europa.eu/rapid/ gung von Gehirnregionen führen, die für on sind. Technisch sei bei den 100 größten (Reference IP/08/947) die Persönlichkeitsentwicklung und die Kraftwerken in der EU eine Verringerung Gefühlskontrolle sowie für die Steuerung der Emissionen von SO2 um 40 und von der Feinmotorik zuständig sind. [io] NOX um zehn Prozent möglich. Luftver- schmutzung führt oft zu Atemwegs- und Mobilfunkstrahlung XX Berliner Zeitung, 28.05.2008, Sabine Behrends Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Verbände hoffen, dass die EU Handys doch harmlos? ihre Studie bei der zurzeit stattfindenden „„ Das vom Bundesumweltministerium Neuregelung der IVU-Richtlinie zur inte- (BMU) 2002 in Auftrag gegebene Deutsche Quecksilber grierten Vermeidung und Verminderung Mobilfunkforschungsprogramm kommt der Umweltverschmutzung beachtet. Sie zu dem Schluss, dass die Grenzwerte für EU beschließt Exportverbot fordern die verbindliche Anwendung der elektromagnetische Strahlung ausreichen. „„ In der zweiten Lesung hat das Eu- besten verfügbaren Technik. Dies gilt als Das Sechsjahresprogramm wurde mit je ropäische Parlament Ende Mai für ein einer der politischen Knackpunkte bei der 8,5 Millionen Euro vom BMU und den Quecksilber-Exportverbot gestimmt. Revision der Richtlinie. [jg] Mobilfunk-Netzbetreibern finanziert. Die Der Kompromiss war zuvor mit der EU- Studie, die im Juni vorgestellt wurde, fand Kommission und den Umweltministern XX www.acidrain.org keinen Zusammenhang zwischen elektro- der Mitgliedstaaten abgestimmt worden. magnetischen Feldern und Gesundheits- „Die Vernunft hat am Ende gesiegt“, sagte beschwerden wie Kopfschmerzen oder Elena Lymberidi-Settimo von der Kam- Schlafstörungen. Nicht untersucht wurden pagne Zero Mercury des Europäischen Nanotechnologie Langzeitfolgen und die Wirkung auf Kin- Umweltbüros (EEB). Der Kompromiss der. Dafür will die Bundesregierung nun sieht vor, dass ab dem 15. März 2011 kein Nanoröhrchen wie Asbest? jährlich eine halbe Million Euro ausgeben. metallisches Quecksilber mehr aus der „„ Eine neue Studie der Universität Edin- Der Umweltverband BUND forderte wei- EU ausgeführt werden darf. Der Deutsche burgh belegt, dass lange Kohlenstoffna­ ­ tergehende Forschungsanstrengungen. Naturschutzring (DNR) sowie europäische no­röhrchen im Körper von Mäusen die Dass das Bundesamt für Strahlenschutz Umwelt- und Gesundheitsorganisationen gleichen schädlichen Effekte haben wie (BfS) aus Vorsorgegründen zur Verringe- begrüßten die Regelung. Asbestfasern. Die langen Zylinder aus den rung der Strahlungsbelastung rät, macht Ein generelles Exportverbot für Ver- nur atomdicken Graphiten erzeugten in die anhaltende Unsicherheit bei dem bundstoffe, wie es das Parlament gefor- Lungengewebszellen ähnliche Verände- Thema deutlich. Laut dem Bioinitiative- dert hatte, kam allerdings nicht zustande. rungen wie künstliche Mineralfasern. Der Report, einer internationalen Studie, steigt Stattdessen sind die wichtigsten Stoffe vor etwa 20 Jahren erfundene neue Werk- das Krebsrisiko bei langfristiger Mobil- – Zinnabarit, Kalomel und Quecksilber- stoff auf Basis winzigkleiner Partikel ist fes- funknutzung um 20 bis 200 Prozent an. oxid – benannt. Über ein Ausfuhrverbot ter als Stahl und leichter als Kunststoff und Das BfS kritisiert wiederum wissenschaft- dieser Güter sowie über ein Importverbot gilt als „Wunderwerkstoff“. In der Studie liche Mängel am Bioinitiative-Report. [io] für Quecksilber soll erst bei der Revision wurde nur die Fasereigenschaft untersucht 2013 entschieden werden. [fn] und nicht auf andere mögliche Gesund- XX BUND, Mobilfunkexperte Bernd Rainer Müller, heitsgefahren eingegangen. Das Ergebnis Lage/Lippe, Tel. +49 (0)5232 / 929045 XX DNR, Quecksilberexperte Florian Noto, Berlin, Tel. gilt auch nur für lange dünne Röhrchen, XX www.bfs.de +49 (0)30 / 6781775-84, Fax -80, E-Mail: florian. nicht für kleinere und gebogene. XX www.bioinitiative.org [email protected], www.quecksilber.wordpress.com

10 Juli 2008 umwelt aktuell Globalisierung & Eine Welt Aktuell

Rüstung stärksten hätten die osteuropäischen Staa- Globalisierung & Eine Welt ten ihre Militärausgaben erhöht – allein im Rekord bei Militärausgaben letzten Jahrzehnt um 162 Prozent. Den ge- „„ Weltweit haben die Staaten im Jahr ringsten Anstieg verzeichnete Westeuropa Ökologischer Fußabdruck 2007 so viel Geld für militärische Rüstung mit sechs Prozent in demselben Zeitraum, ausgegeben wie nie zuvor. Das Friedens- allerdings auf hohem Niveau. ChinesInnen holen rasant auf forschungsinstitut Sipri in Stockholm be- Währenddessen warnt der Arbeitskreis „„ China verbraucht bereits doppelt so viel ziffert die Gesamtsumme auf über 1,3 Bil- Alternative Naturwissenschaften davor, Ressourcen wie die Erde vertragen kann. lionen US-Dollar. Damit wurden 2,5 Pro- dass durch den Einsatz von Nanotechno- Laut einer WWF-Studie hat sich sein öko- zent des Weltinlandsprodukts für Rüstung logie ein neuer Rüstungswettlauf entstehen logischer Fußabdruck von 1960 bis 2003 ausgegeben – 202 US-Dollar pro Person. könnte. Allein in den USA würden die For- verdoppelt. Untersucht wurden CO2-Emis- Einsamer Spitzenreiter sind die USA mit schungsgelder für Nanotechnologiepro- sionen, Flächenfraß, Atommüll und Holz- 45 Prozent oder 547 Milliarden US-Dollar. jekte zu 30 Prozent in den Militärsektor verbrauch. Durchschnittlich verbraucht Auf den weiteren Plätzen folgen Großbri- fließen. Mithilfe der Technologie könnten jeder Chinese 1,6 Hektar Land. Der Wert tannien, China, Frankreich und Japan. sowohl alte Waffensysteme verbessert als liegt zwar unter dem globalen Schnitt von Deutschland belegt mit 23,7 Mil­liar­den auch völlig neue Systeme mit unabseh- 2,2 Hektar und deutlich unter dem Ver- Dollar Rang sechs der Liste. Bei den Rüs- baren Folgen für Mensch und Umwelt brauch der Bundesbürger (sechs Hektar),­ tungsexporten ist Deutschland mit etwa entwickelt werden. Bestehende Rüstungs- steigt aber schnell an. Die ökologischen zehn Prozent Marktanteil jedoch Dritter. kontrollabkommen seien daher durch Folgen seien schon sichtbar, mahnt der Bedenklich findet das Sipri die deutli- nanotechnologie-spezifische Aspekte zu WWF und hofft auf eine Umstellung des che Steigerung der Ausgaben in den letzten ergänzen. [ms] Lebensstils – in China und weltweit. [ms] Jahren. Allein im Vergleich zum Vorjahr seien die Werte um sechs Prozent gestie- XX www.sipri.org XX www.wwf.de/china gen, heißt es im Sipri-Jahrbuch 2007. Am XX www.ak-anna.org/nanorisiken

Wie nachhaltig ist die Chemie heute?

o sind mittelfristig durch techno logische Inno- vationen große Umweltentlastungspotenziale W zu realisieren und wo liegen die drängendsten Herausforderungen? Diese Fragen wurden im Rahmen der 13. Internationalen Sommerakademie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt erörtert. Entlang der Lebenskette Nachhaltigkeit in der Chemie eines Produkts wurde der Diskurs mit hoch- 13. Internationale Sommerakademie karätigen Referenten und einem St. Marienthal interdiszipli nären Publikum geführt. Herausgegeben von Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Dr. Rainer Erb, Dr. Maximilian Hempel Die Beiträge liefern einen aktuellen und Dr. Michael Schwake Überblick über Nachhaltigkeit in der 2008, VIII, 372 Seiten, mit zahlreichen Abbil- Chemie auch für fachlich interessierte dungen, Euro (D) 39,80, ISBN 978 3 503 11003 2, Laien aus den Bereichen Wirtschaft, Initiativen zum Umwelt schutz, Band 70 Wissenschaft und Politik. Weitere Informationen zum Werk online unter www.ESV.info / 978 3 503 11003 2

Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. Genthiner Str. 30G · 10785 Berlin ES Fax 030/25 00 85-275 · [email protected] Tel.: 030 / 25 00 85 - 265 · www.ESV.info erich schmidt verlag

umwelt aktuell Juli 2008 11 Aktuell Globalisierung & Eine Welt

„Die Umweltbewegung sollte wieder mehr auf den Druck von unten setzen“

Vor zehn Jahren entstand Attac. Das globalisierungskritische Netzwerk hat heute ein ähnliches Problem wie die Umweltver- bände: Seine Forderungen sind in aller Munde, aber zu wenige handeln danach. Doch der Widerstand gegen Atomkraft oder Gentechnik zeigt: Bewegungen können erfolgreich sein, wenn sie zivilen Ungehorsam mit alternativem Expertenwissen und dessen breiter Vermittlung verbinden. Ein Gespräch mit Attac-Mitbegründerin und Umweltaktivistin Jutta Sundermann.

Zehn Jahre Attac, herzlichen Glückwunsch! Aber Gratwanderung von Attac zwischen diesen Daseins- – aber wer soll die „andere Welt“ aufbauen, die was gibt es denn überhaupt zu feiern, zum Bei- formen sehr spannend. In meiner Umweltarbeit Attac ja für möglich hält? spiel im Bereich Umweltschutz? bekam ich bei wichtigen Forderungen oft die Ant- Wir sind davon überzeugt, dass es „Druck von unten“ Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Wir freuen wort: „Das geht nicht – schon wegen der Globalisie- braucht, damit in diesem Land sich etwas regt. Das uns über das große internationale Attac-Netzwerk rung.“ Deshalb glaube ich, im Umweltschutz lässt sich wäre noch ein Wunsch an die Umweltverbände: und darüber, dass so viele Aktive kein bisschen müde kein Thema bearbeiten, ohne nach dem Wirtschafts- wieder auf mehr Druck von unten zu setzen. Die sind. Attac hat etliche Erfolge vorzuweisen. Zum Bei- system, nach Machtverhältnissen und gesellschaft- Klima-Allianz ist ein erster Schritt, aber da ist noch spiel die Aufdeckung der geheimen Verhandlungen lichen Alternativen zu fragen. Ich befasse mich auch viel mehr drin. Wenn viele Menschen auf die Straße über das WTO-Dienstleistungsabkommen, die Ver- bei Attac mit Landwirtschaft und Gentechnik, mit Pa- gehen, wenn spektakuläre Aktionen über die Medien hinderung des Verkaufs der Frankfurter U-Bahn oder tenten auf Leben, mit den ökologischen und sozialen verbreitet werden, dann entstehen oft erst wieder die der Leizpiger Stadtwerke. Vor allem aber haben wir Auswirkungen der Discounter, mit Stromkonzernen Diskussionen über notwendige Veränderungen. Die viel zu der dringend notwendigen Globalisierungs- und Energiewende. Der Umweltbewegung bin ich Bahnkampagne ist ein schönes Beispiel. Sie wurde debatte beigetragen. Als es vor zehn Jahren losging, also gar nicht verloren gegangen. auch vom BUND und anderen Umweltverbänden haben sich viele zum ersten Mal mit der Kritik an mitgetragen. Gemeinsam haben wir klargemacht, der Welthandelsorganisation WTO oder an den in- Wie haben sich die Attac-Umweltnetzwerke wie dass eine Privatisierung der ökologisch notwendigen ternationalen Finanzmärkten befasst. Heute ist viel die Öko-AG oder das Agrarnetz entwickelt? Erhaltung und Weiterentwicklung der Bahn genau- mehr Menschen als 1998 klar, was die Vorfahrt für Wie andere überregionale Arbeitszusammenhänge so entgegensteht wie bezahlbaren Fahrpreisen oder Konzerne in allen Bereichen wirklich bedeutet. Bei auch: Einige Leute wollten das aufbauen, haben fairen Löhnen. Obwohl diese Runde ärgerlich für uns jedem dieser zentralen Themenfelder ist auch die Gleichgesinnte gefunden und losgelegt. Das Agrar- ausging, ist die Botschaft angekommen. Und jetzt Umwelt betroffen. Auch Attac kann nicht zaubern, netz entstand zum Beispiel nach einem tollen Semi- sind wir zuversichtlich, dass auch unsere Botschaft aber ohne das Wissen um internationale Handelsre- nar auf einer Attac-Sommerakademie. Die AG Globali- zum Thema Stromversorgung ankommt. Wer dem geln, die wichtige Erfolge der Umweltbewegung mit sierung und Ökologie ist immer dann besonders aktiv, Klimawandel, dem unsozialen Gebaren der Strom- einem Wisch zunichtemachen, ist Umweltschutz in wenn der große Umweltkongress McPlanet ins Haus konzerne und dem krassen Demokratiedefizit der der globalisierten Welt gar nicht mehr möglich. steht, den wir unter anderem zusammen mit dem Branche wirklich etwas entgegensetzen will, muss BUND und Greenpeace durchführen. die großen Energiekonzerne selbst infrage stellen. Die Attac-Forderungen sind heute Mainstream: Horst andere Welt entwickeln wir gemeinsam mit ganz vie- Köhler will die Finanzmärkte zügeln, deutsche Was wünschen sich Attac-Aktive von der Um- len Menschen und bestimmt nicht am Reißbrett. Was Kommunen kaufen ihre Stadtwerke zurück. Soll- weltbewegung? wir zu bieten haben, sind Kontakte in alle Welt und te sich da Attac nicht eigentlich auflösen? Wir dürfen uns was wünschen? Fein – dann hätte ich viele konkrete Ideen, die übersetzt werden können Wir haben ein ähnliches Problem wie einst die Um- gern noch mehr lebendigen Austausch. Gemeinsame für alternative Konzepte hier bei uns. weltbewegung: Unser Thema ist in der Mitte der Projekte, wo es passt, gegenseitige Unterstützung Gesellschaft angekommen, geändert hat sich aber und Information, wo es weiterhilft. Das gibt es auch [Interview: Juliane Grüning, Matthias Bauer] meist nur die Rhetorik. Attac bleibt also notwendig. schon oft und das ist prima! Ich freue mich über alle, Und es bleibt spannend, denn es knirscht längst im die sich mutig einmischen. Da habe ich viel von der Die Journalistin und Umweltaktivistin Jutta neoliberalen Gebälk. Zu viele Versprechen haben sich Bewegung gegen Atomkraft und gegen Gentech- Sundermann ist Mitbegründerin von Attac als Lügen erwiesen. nik gelernt. Davon brauchen wir noch mehr. Meine Deutschland und Mitglied im Koordinierungs- Lieblings-Umweltbewegung bringt eine gesunde kreis, dem Strategiegremium von Attac. Sie kommen aus der Umweltbewegung. Warum Portion zivilen Ungehorsam zusammen mit weiter- sind Sie heute bei Attac und nicht bei einer gro- hin hervorragender Expertise, die auch in die Breite ßen Umweltorganisation? vermittelt wird. Kontakt: Ich war in der Naturschutzjugend aktiv, in Hessen und Tel. +49 (0)175 / bundesweit. Schon damals war mir der Blick über den Zuletzt hat Attac gegen die Bahnprivatisierung 8666769, E-Mail: Tellerrand sehr wichtig und der Verband zu eng. Ich und für die Enteignung der Energiekonzerne mo- [email protected], mag „Bewegung“ mehr als „Verband“ und finde die bilisiert. Protestaktionen sind ein Markenzeichen www.attac.de

12 Juli 2008 umwelt aktuell klima & energie Aktuell

Globale Energiepolitik Klima-Sonderausschuss KLIMA & ENERGIE IEA hat schlecht geträumt Europaparlament warnt „„ Die Internationale Energieagentur „„ Das EU-Parlament hat im Mai mit brei- Klimaflüchtlinge (IEA) fordert einen massiven Ausbau der ter Mehrheit den Zwischenbericht des Kli- Atomkraft und der regenerativen Energien, ma-Sonderausschusses angenommen. Der Hilferuf aus Kiribati um die Treibhausgasemissionen bis 2050 Bericht beschreibt die wissenschaftlichen „„ Der Präsident von Kiribati Anote Tong zu halbieren. Vor dem G8-Gipfel vom 7. Fakten des Klimawandels entsprechend hat im Juni an Neuseeland Regierung ap- bis 9. Juli in Japan legte die IEA einen den Erkenntnissen des Weltklimarats pelliert, künftig Klimaflüchtlinge aus sei- 600-seitigen Bericht über „Energy Tech- IPCC. „Wir haben einen klaren Hand- nem Land aufzunehmen. Tong befürchtet, nology Perspectives 2008“ vor. Danach lungsauftrag der Wissenschaft an die Po- dass der im Durchschnitt nur zwei Meter sind Investitionen in neue Technologien litik“, sagte der Berichterstatter des Aus- über dem Meeresspiegel liegende Inselstaat in Höhe von 1,1 Prozent des jährlichen schusses Karl-Heinz Florenz (Konservati- in 50 bis 60 Jahren unbewohnbar ist. Schon globalen Bruttosozialprodukts nötig. ve). Derzeitige Maßnahmen zur Senkung jetzt müssten einzelne Dörfer umgesiedelt Die Forderung der IEA, weltweit bis der weltweiten Treibhausgasemissionen werden. Auch der Nachbarstaat Tuvalu 2050 etwa 1.300 neue Atomkraftwerke zu reichen danach nicht aus, um den durch- hat die neuseeländische und australische bauen – derzeit gibt es 439 – stieß auf hef- schnittlichen Temperaturanstieg unter Regierung bereits um Hilfe gebeten. tige Kritik. Der deutsche Umweltminister zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Weltweit werden die Auswirkungen des Sigmar Gabriel sprach von einem „energie- Niveau zu halten. Laut IPCC wird bei zwei Klimawandels wie Trockenheit und Ero­ politischen Amoklauf“. Dem Berliner Ta- Grad Celsius ein sogenannter Wendepunkt sion Millionen Menschen zwingen ihre gesspiegel sagte er: „Wir würden die Fähig- im Klimasystem der Erde erreicht. Dann Heimat zu verlassen. Entwicklungsländer keit zum Bau von Atombomben schneller werden unumkehrbare Klimaveränderun- werden am stärksten betroffen sein. Doch verbreiten, als wir es uns in den schlimms- gen ausgelöst. bisher unterliegen Klimaflüchtlinge nicht ten Zeiten des Kalten Krieges hätten vor- „Wissen bedeutet auch Verantwortung dem UN-Flüchtlingsstatus der Genfer stellen können. Denn so viel Uran gibt es für zukünftige Generationen“, warnte Konvention. Die Vereinten Nationen ste- gar nicht mehr, sodass die Alternative eine Florenz. Die größte Herausforderung der hen nun vor der Aufgabe, Mechanismen weltweite Plutoniumwirtschaft wäre.“ Aus Zukunft sei Effizienz. Empfehlungen zur zu finden, um Klimaflüchtlingen weltweit Plutonium lässt sich direkt waffenfähiges Klimapolitik der EU soll der Abschlussbe- zu helfen. [mv] Material entwickeln. [mv] richt enthalten, den der Sonderausschuss im Februar 2009 vorlegen will. [mv] XX Greenpeace-Studie „Klimaflüchtlinge“ (PDF, 40 S., XX IEA-Bericht: www.kurzlink.de/bericht 1,3 MB): www.kurzlink.de/gp-klimaflucht.pdf XX BMU über den Bericht: www.kurzlink.de/bmu XX Florenz-Bericht: www.kurzlink.de/eu-parlament

politische ökologie Die Zeitschrift für Querdenkerinnen und Vordenker

China – Wirtschaftsmacht vor dem ökologischen Kollaps? Chinas Wirtschaft brummt auf Kosten von Mensch und Umwelt: Wanderarbeiter(innen) schuften zu Hungerlöhnen, Flüsse kippen um und Smog vernebelt die Städte. Die politische ökologie110 zeichnet ein nuanciertes Bild vom sozialen und wirtschaftlichen Wandel im bevölkerungsreichsten Land der Welt, benennt die vielfältigen (Umwelt-)Probleme und zeigt Wege aus der Umweltkrise auf. _ Wer profitiert vom Aufschwung, wer verliert? _ Welche Folgen des Klimawandels treffen China besonders stark? _ Wie wichtig ist die Zivilgesellschaft für den Umweltschutz?

Mit Beiträgen von H. Schmidt-Glintzer, D. Fischer, C. Shi, E. Sternfeld, A. Oberheitmann u.v.a.

_Stillen Sie Ihre Neugier!_Fordern Sie Heft 110 an_14,90 EUR (inkl. Versand)/19,20 CHF! _ISBN 978-3-86581-114-1_oekom verlag_Fax 089/54 41 84–[email protected]_www.oekom.de

umwelt aktuell Juli 2008 13 Aktuell klima & energie

EU-Klimaziel Einsparungen durch den Zusammenbruch CO2-Emissionen von Pkw der Industrie nach 1989/90 nicht berück- Satu Hassi fordert 30 Prozent sichtigt würden. Die Kommission hatte das Frankreich kommt deutschen „„ Die EU soll ihr Klimaziel für 2020 von Basisjahr 2005 ausgewählt. Spritschluckern entgegen 20 auf 30 Prozent Treibhausgasminderung Der deutsche Umweltminister Sigmar aufstocken. Das fordert die Berichterstat- Gabriel wies den Vorschlag zurück. Damit „„ Deutschland und Frankreich haben terin des EU-Parlaments Satu Hassi (Finn- würden einige Länder mit ihren Zielen für sich in der umstrittenen Frage der Begren- land/Grüne), die mit dem entsprechenden 2020 hinter die Ziele von 2012 zurückfal- zung der CO2-Emissionen von Pkw etwas Gesetzesvorschlag der EU-Kommission len. Weiterhin forderte der Minister eine angenähert. Auf einem bilateralen Treffen befasst ist. Danach soll die Reduzierung vollständige Versteigerung der Emissions- im Juni einigten sich Bundeskanzlerin An- nur dann 30 Prozent betragen, wenn 2009 zertifikate für den Stromsektor, forderte gela Merkel und der französische Präsident ein interna­tio­nales Klimaschutzabkommen aber auch Entlastungen für energieinten- Nicolas Sarkozy auf Grundzüge für eine abgeschlossen wird. Des Weiteren schlägt sive Industrien wie den Stahlsektor. Ga- gemeinsame Position. Viele Detailfragen Hassi vor, die Möglichkeit für Emissions- briel kritisierte zudem die Kommission,­ blieben aber ungeklärt. Ebenso ist offen, ob einsparungen durch Investitionen in Ent- die keine ausreichenden Vorschläge zur die anderen EU-Mitgliedstaaten sowie das wicklungsländern (CDM) zu begrenzen. Energieeffizienz vorgelegt habe. Außerdem EU-Parlament dem deutsch-französischen Bisher sieht der Kommis­sions­vorschlag müsse sich der Ministerrat noch bis Ende Vorschlag folgen werden. Die EU-Kom- die Nutzung dieser „flexiblen Instrumen- des Jahres auf Nachhaltigkeitskriterien für mission reagierte zurückhaltend. te“ aus dem Kyoto-Protokoll vor. Die Biokraftstoffe und Biomasse einigen. [ms] Merkel und Sarkozy erklärten, dass sie Verwendung von CDM-Krediten möchte das EU-Ziel, die CO2-Emissionen von Pkw Hassi von bisher maximal drei Prozent XX Ratssitzung anhören: www.kurzlink.de/klimpaket bis 2012 auf 120 Gramm pro Kilometer zu der Gesamtemissionen der Mitgliedstaa- begrenzen, grundsätzlich unterstützten. ten im Jahr 2005 auf ein Prozent senken. Auch die Berechnung nach dem Fahrzeug- Stattdessen sollen die Mitgliedstaaten ihre gewicht sei sinnvoll. Allerdings müsse es Emissionen im eigenen Land reduzieren Atomenergieforum vor allem für größere Autos längere Über- und zusätzlich in Projekte in Entwick- gangsfristen geben und die Strafzahlungen lungsländern investieren. Dabei sollen EU-Kommission pro Atomkraft sollten flexibel gestaltet werden. Die EU- reiche Länder für die Hälfte der erforder- „„ Auf dem zweiten Treffen des Euro- Kommission hatte bisher keine schrittwei- lichen Emissionsreduktionen in Entwick- päischen Atomenergieforums (ENEF) se Einführung vorgesehen, aber eine klare lungsländern zahlen. Am 7. Oktober soll im Mai in Prag hat die neue italienische Staffelung der Strafzahlungen angeregt: der Umweltausschuss des EU-Parlaments Regierung angekündigt, wieder Atom- Erreicht ein Hersteller die Ziele nicht, so über Hassis Bericht abstimmen. [mv] kraftwerke zu bauen. Damit macht Itali- soll er im Jahr 2012 zunächst 20 Euro pro en den 1987 beschlossenen Atomausstieg Gramm zahlen, im Jahr darauf 60 Euro XX Hassi-Bericht: www.satuhassi.net rückgängig. EU-Kommissionspräsident und 2015 bereits 95 Euro. José Manuel Barroso rief zu einer Debatte Damit kam Frankreich der deutschen über Kernenergie „ohne Tabus und Vor- Regierung in wesentlichen Punkten entge- urteile“ auf. Obwohl die EU-Kommission gen. Deutschland hatte mehrfach erklärt, EU-Klimapaket das Atomenergieforum zur breiten Dis- die Wettbewerbsfähigkeit seiner Automo- kussion eingerichtet hatte, waren Green- bilindustrie sei in Gefahr. Deutsche Autos Umweltminister zerstritten peace und Friends of the Earth die einzigen gehören zu den größten und schwersten „„ Bei der Sitzung des EU-Ministerrats Vertreter der Zivilgesellschaft. Greenpeace europäischen Modellen und stoßen deut- im Juni konnten sich die Umweltminister kritisierte, das Forum diene nur dazu, die lich mehr CO2 aus als etwa französische der EU-Länder nicht über das Klima- und AKW-Sicherheitsstandards aufzuweichen, oder italienische Kleinwagen. Energiepaket einigen. Es gab eine längere um den Ausbau der Atomenergie rentabel Der BUND nannte die schrittweise Ein- Aussprache zu den einzelnen Richtlini- machen. Die Europaabgeordnete der Grü- führung der Grenzwerte eine Schonfrist für enentwürfen: Emissionshandel, Lasten- nen übte scharfe Kritik an Spritfresser, die Innovationen verhindere verteilung, erneuerbare Energien und der EU-Kommission. Diese habe den Aus- und damit langfristig Arbeitsplätze gefähr- CO2-Speicherung. Beobachter schließen bau der Atomenergie bereits beschlossen. de. Der Umweltverband forderte das EU- eine Einigung noch in diesem Jahr aus. Harms sagte, das ENEF habe weder über Parlament auf, den deutsch-französischen Wesentlicher Streitpunkt war der Vorstoß die Risiken der Kernenergie noch über das Vorschlag abzulehnen. [ms] von sieben osteuropäischen Mitgliedstaa- Atommüllproblem gesprochen. [mv] ten zur Lastenverteilung. Die Vorlage der XX EU-Kommission zu CO2-Emissionen von Pkw: EU-Kommission sei ungerecht, weil die XX Rede von Harms: www.kurzlink.de/harms www.ec.europa.eu/transport/clean/promotion

14 Juli 2008 umwelt aktuell klima & energie Aktuell

Liberalisierung der Energiemärkte Emissionshandel im Flugverkehr Nationaler Klimaschutz I Parlament will Entflechtung Umweltausschuss bleibt hart Erstes Klimapaket ist Gesetz „„ Das Europäische Parlament hat sich am „„ Der Umweltausschuss des EU-Par- „„ Der deutsche Bundestag hat im Juni 18. Juni für eine vollständige eigentums- laments hat sich in zweiter Lesung klar eine Reihe von Gesetzen zum Klima- rechtliche Entflechtung der Energiemärkte gegen eine Abschwächung des Gesetzent- schutz verabschiedet. Damit setzt er den ausgesprochen und den Vorschlag des EU- wurfs zur Einbeziehung des Flugverkehrs ersten Teil des sogenannten Klimapakets Ministerrats, eine „unabhängige Übertra- in den Emissionshandel ausgesprochen. um, das die Bundesregierung im Sommer gungsgesellschaft“ zu gründen, zurückge- Der Ausschuss blieb im Wesentlichen bei 2007 in Meseberg bei Berlin beschlossen wiesen. Das Parlament stellte sich damit seiner Position aus der ersten Lesung und hatte. Im Einzelnen handelt es sich um eine an die Seite der EU-Kommission, die ging damit auf Konfrontationskurs zum Überarbeitung des Erneuerbare-Energien- eine eigentumsrechtliche Trennung von Ministerrat, der deutlich industriefreund- Gesetzes (EEG), ein Gesetz zur Förderung Produktion und Verteilerstrukturen for- lichere Regelungen gefordert hatte. Der der Erneuerbaren Energien im Wärme- dert. Außerdem forderte das Parlament Berichterstatter des Parlaments bereich (EEWG) sowie eines zur Kraft- bevorzugten Netzzugang für erneuerbare (CDU) sowie Umweltorganisationen be- Wärme-Kopplung (KWK). Energien sowie die Möglichkeit für Regie- grüßten die Entscheidung des Ausschusses. Mit dem erneuerten EEG wollen die rungen, den Unternehmen Investitionen Der Dachverband der Fluggesellschaften Parlamentarier den Anteil der erneuer- in Effizienzmaßnahmen vorzuschreiben. sprach dagegen von „Extremismus“. baren Energien bis 2020 auf knapp 29 Damit geht der Entflechtungsstreit in Die ParlamentarierInnen fordern, Prozent am Gesamtenergieverbrauch ver- die nächste Runde. Die EU-Mitgliedstaa- dass ab 2011 alle Flüge vom Emissions- doppeln. Vor allem die Windenergie und ten hatten sich kürzlich auf einen Kompro- handelssystem erfasst und die Emissionen die Biomassenutzung sollen dafür stärker miss geeinigt, bei dem Deutschland und auf 90 Prozent der Durchschnittswerte ausgebaut werden, die finanzielle Förde- Frankreich ihre Idee einer „unabhängigen von 2004 bis 2006 begrenzt werden. An- rung für Solarstrom sinkt dagegen um Übertragungsgesellschaft“ durchsetzen schließend soll die Obergrenze jährlich um zehn Prozent. Umweltschützer und die konnten. Nach Auffassung des Minister- 1,74 Prozent sinken. Außerdem sollen 25 Solarbranche zeigten sich weitgehend zu- rats sollen die Mitgliedstaaten sowohl im Prozent der Zertifikate versteigert und die frieden mit dem neuen EEG, zumal sich die Strom- als auch im Gassektor die Wahl Erlöse zweckgebunden für die Entwick- CDU mit ihrer Forderung nach deutlich zwischen einer eigentumsrechtlichen Ent- lung klimafreundlicherer Technologien schärferen finanziellen Kürzungen bei der flechtung und einer unabhängigen Über- eingesetzt werden. Auch wiederholten die Solarenergie nicht durchsetzen konnte. tragungsgesellschaft haben. Bei letzterer Abgeordneten ihre Forderung nach einem Im Wärmebereich schreibt der Ge- sollen die Energieunternehmen zwar Ei- Faktor für Emissionszertifikate im Flugver- setzgeber vor, dass Neubauten in Zukunft gentümer bleiben, aber bestimmte Aufla- kehr, da die Emissionen in großen Höhen 15 Prozent ihrer Wärme durch erneuer- gen einhalten, um die Unabhängigkeit der deutlich klimaschädlicher seien. bare Energien abdecken müssen. Damit Gesellschaft im Tagesgeschäft zu garantie- Der Ministerrat will dagegen den Flug- wird der Einsatz von Solaranlagen, Wär- ren. Die wichtigste Vorschrift wäre dabei, verkehr erst 2012 in den Handel einbezie- mepunkten oder Biomasseheizungen ver- dass andere Strom- und Gaslieferanten hen, den Fluglinien Emissionsrechte in bindlich. Die Klima-Allianz bewertete das einen „fairen und nicht diskriminierenden Höhe der durchschnittlichen Werte der EEWG als unzureichend. Zum einen wür- Netzzugang“ erhalten müssten. Nationale Jahre 2004 bis 2006 zugestehen und zu- den Altbauten nicht erfasst, zum anderen Regulierungsbehörden sollen die Einhal- nächst nur zehn Prozent der Zertifikate sei es notwendig, die verschwenderischen tung überwachen. versteigern. Dieser Anteil würde sich aller- Nachtspeicherheizungen bis zum Jahr Unterdessen hat der deutsche Energie- dings bei einer höheren Versteigerungsrate 2020 zu ersetzen. konzern RWE angekündigt, sein Gasnetz im allgemeinen Emissionshandelssystem Außerdem will der Bundestag mit zu verkaufen, um kartellrechtlichen Maß- erhöhen. Einen Höhenfaktor lehnen die dem Gesetz zur Kraft-Wärme-Kopplung nahmen der EU-Kommission zu entgehen. Minister ebenso ab wie eine Zweckbin- den Anteil der als besonders effizient Bereits Anfang des Jahres ging Eon mit der dung der Versteigerungserlöse. geltenden KWK auf 25 Prozent bis 2020 Ankündigung, sein Stromnetz zu veräu- Das Plenum des Parlaments will im Juli ausbauen und durch eine Liberalisierung ßern, einen ähnlichen Schritt. [ms] über die Vorlage abstimmen. Danach hält des Mess- und Zählwesens den BürgerIn- der Rat seine zweite Lesung. [ms] nen ermöglichen, ihren Verbrauch besser XX EU-Parlament: www.europarl.eu (Hintergrund) nachvollziehen zu können. [ms] XX Protokoll EU-Energieministerrat: www.consilium. XX Bericht von Peter Liese: europa.eu (Presse – Ratstagungen – Energie) www.kurzlink.de/ep-liese-flug-08.pdf XX Klima-Allianz, Christina Hering, Berlin, Tel. +49 XX Drittes Energiepaket der EU-Kommission: www. XX EU-Gesetzgebungsverfahren: (0)30 / 678177572, E-Mail: [email protected], ec.europa.eu/energy/electricity/package_2007 www.kurzlink.de/mitentscheidung www.die-klima-allianz.de (Presse – 06.06.2008)

umwelt aktuell Juli 2008 15 Aktuell klima & energie

Nationaler Klimaschutz II Klimapolitik in Österreich Nachhaltigkeit „Klimaschutzpäckchen“ Neues Staatsziel in Wien? „„ Im Juni hat sich das Kabinett über den „„ Der Klimaschutz könnte bald als Staats- zweiten Teil des Integrierten Energie- zielbestimmung in Österreichs Verfassung und Klimapaketes der Bundesregierung stehen. Umweltminister Josef Pröll legte A–Z geeinigt, das Gesetze für den Gebäude-, den Entwurf eines Klimaschutzgesetzes Verkehrs- und Stromsektor enthält. Ver- vor. Es lege fest, wer welchen Beitrag zum treterInnen der Klima-Allianz sprachen Klimaschutz zu leisten habe, sagte Pröll. von einem „Klimaschutzpäckchen“ und Die Klimaziele der einzelnen Sektoren kritisierten eine Verwässerung und ein wie beispielsweise Verkehr werden ein- Aufschieben dringender Klimaschutzmaß- deutigen Zuständigkeiten in Bund und nahmen. Im Gebäudesektor beschloss das Ländern zugeordnet. Inhaltlich richtet Kabinett weder ein Recht zur Mietminde- sich die Aufgabenteilung nach der von rung, wenn Vermieter ihre Gebäude nicht der Bundesregierung 2007 beschlossenen klimafreundlich sanieren, noch den Aus- Klimastrategie. Während Pröll das Ge- tausch der klimaschädlichen Nachtspei- setz einen „Meilenstein der Klimapolitik“ cherheizungen gegen energiesparende Mo- nannte, erklärte die Umweltorganisation delle. WWF-Klimareferent Brick Medak Global 2000, es dürfe nicht bei der Vertei- kritisierte, das Gesetz verzichte durch eine lung von Klimaschutzverpflichtungen blei- Ausnahmeregelung bei der Sanierung von ben. Österreich brauche die Festlegung auf Ein- und Zweifamilienhäusern „unver- den Ausbau erneuerbarer Energien und ständlicherweise auf das riesige CO2-Ein- Energieeinsparung. [mv] sparpotenzial in 17 Mil­lio­nen Gebäuden“. wie Im Verkehrsbereich konnten sich die XX Global 2000, Silva Herrmann, Wien, Tel. +43 M Mitglieder des Kabinetts auf eine erhöhte (0)699 / 14200017, www.global2000.at marktfreie Güter Lkw-Maut einigen – orientiert an Gewicht und Abgasausstoß. Die Entscheidung dar- Wie gestalten wir Wohlstand zukunftsfähig – über, die Kfz-Steuer von einer hubraum- in obwohl es nicht genug Erwerbsarbeit für alle Türkische Klimapolitik gibt? Vor allem in Städten sind menschliche eine schadstoffbezogene Abgabe zu ändern, Zuwendung oder gesellschaftliche Integration wurde auf 2010 verschoben. „Eine progres- Leises Ja zu Kyoto nötiger denn je. Aber diese Leistungen der sive CO2-basierte Steuer wäre dringend Subsistenzwirtschaft gibt es nicht zu kaufen. notwendig, um starke Anreize für Sprit „„ Die türkische Regierung hat angekün- Engagierte Bürger, Nachbarschaften oder Vereine sind gefragt. Aber kann daraus auch sparende Autos zu setzen“, sagte Benjamin digt, das Kyoto-Protokoll zu ratifizieren. Wohlstand entstehen? Bongardt vom Naturschutzbund. Dem Parlament liegt es zur Abstimmung Lesen Sie, wie sich Erwerbs- und Subsistenz- Zustimmung der Umweltverbände vor. Bisher hatte die Türkei das Protokoll wirtschaft produktiv ergänzen können. erntete nur die Einigung des Kabinetts auf abgelehnt, weil sie negative wirtschaftliche D. Dahm, G. Scherhorn das Gesetz zur Beschleunigung des Aus- Auswirkungen befürchtete. Allerdings sei Urbane Subsistenz baus der Höchst-Spannungsnetze. Die vier der Beitritt an die Zusicherung gebunden, Die zweite Quelle des Wohlstands oekom verlag, München 2008, 239 Seiten bewilligten Pilotprojekte ermöglichen es bis 2012 die klimaschädlichen Emissionen 19,95 EUR, ISBN 978-3-86581-109-7 zum Beispiel, Strom von Windkraftanla- noch nicht um fünf Prozent reduzieren zu gen durch unterirdische Kabel von Norden müssen, sagte Umweltminister Veysel Ero- nach Süden zu transportieren. „Mit dem glu. Vielmehr wolle die Regierung durch

Erhältlich bei Gesetz wurde eine wichtige Voraussetzung die Ratifizierung ihre Interessen in den www.oekom.de geschaffen, um die Energieversorgung zu Verhandlungen über das Nachfolgeab- [email protected] dezentralisieren“, sagte Stefan Richter kommen für die Zeit nach 2012 wahren. Fax +49/(0)81 91/970 00–405 von der Grünen Liga. Strom könne dort Die Ratifizierung ist außerdem eine Vor- produziert werden, wo es naturräumlich aussetzung für die EU-Mitgliedschaft. Sinn ergebe: „Windenergie an den Küsten, Umweltverbände kritisierten, die staat- Solarenergie in sonnenreichen Gegenden, lichen Institutionen des Landes hätten Wasserkraft in Berggebieten“. [mv] noch keine Klimastrategie entwickelt. [mv]

Die guten Seiten der Zukunft XX www.die-klima-allianz.de (Presse – 18.06.2008) XX www.panda.org/news (archive – 24 May 2008)

16 Juli 2008 umwelt aktuell Konsum & Verbraucherschutz Aktuell

Verbraucherinformation EU-Spielzeugsicherheit KONSUM & VERBRAUCHERSCHUTZ Der Verkehrsminister warnt... Berlin will strenge Richtlinie „„ Autohersteller sollen bei der Marktein- „„ Der Bundestag hat die EU aufgefordert, Marktstudie Ökolebensmittel führung eines neuen Fahrzeugs vor mög- die Sicherheit von Kinderspielzeug zu er- lichen Folgen warnen. Bei Werbekampa- höhen. Der Anfang des Jahres vorgelegte Alle wollen „Bio“ kaufen gnen sollen sie über Kraftstoffverbrauch Richtlinienentwurf der EU-Kommission „„ Glaubt man einer neuen Umfrage, und CO2-Emissionen informieren. Das gehe nicht weit genug, heißt es in einem wollen 93 Prozent aller Deutschen künf- sieht ein neuer Richtlinienvorschlag der Antrag, dem im Mai alle Abgeordneten tig Bioprodukte kaufen. Das ermittelte die EU-Kommission vor, für den noch bis zum zustimmten. Unter anderem forderten sie Strategieagentur diffferent im Mai. Die 28. Juli eine öffentliche Internetkonsulta­ ein komplettes Verbot von Chemikalien, Kaufmotive sind dabei eher vom persön- tion läuft. Autos sind für etwa zwölf Pro- die Krebs erregen, Allergien auslösen oder lichen Nutzen für die eigene Gesundheit zent des CO2-Ausstoßes in der EU verant- das Erbgut schädigen können. Der Ent- geprägt als von bewusster Rücksicht auf die wortlich. Der aktuelle Entwurf sieht eine wurf aus Brüssel sieht hier verschiedene Umwelt: 43 Prozent der Befragten kaufen Senkung auf 130 Gramm pro Fahrzeug und Ausnahmeregelungen vor. Die Parlamen- Biolebensmittel, weil sie diese als gesünder Kilometer bis 2012 vor. Das Ziel soll durch tarier kritisierten auch Pläne der EU, bei empfinden. Nur 37 Prozent gaben an, Bio- technische Verbesserungen an den Autos Teddys oder Puppen 26 Duftstoffe weiter nahrung zu kaufen, um die Umwelt und und durch verändertes Verbraucherver- zuzulassen. 2007 wurden in Europa über vorhandene Ressourcen zu schonen. Wei- halten infolge der neuen Kennzeichnung 400 verschiedene Spielwaren vom Markt teres deutliches Ergebnis der Studie: Der erreicht werden. [mbu] genommen, die meisten aus China. Oft Preis bestimmt die Kaufentscheidung. Im waren sie mit Chemikalien belastet. [mbu] Vergleich dazu spielen Biosiegel, Marke XX www.kurzlink.de/konsultation und Verpackungsdesign eine eher unter- XX www.kurzlink.de/spielzeugsicherheit geordnete Rolle. Je nach von Einkommen und Kaufintensität unterscheidet die diff- ferent-Studie vier Bio-Käufertypen: Kennzeichnung XX Green Indulgence: Die grünen Genie- Lebensmittelkontrolle ßer haben ein hohes Einkommen und „Ohne Gentechnik“ kommt zählen zu denen, die künftig in mindes- „„ Der Weg für die freiwillige Kennzeich- Viel Gift bleibt unentdeckt tens einer Produktkategorie mehr als nung „ohne Gentechnik“ für Lebens- „„ Die Kontrolle von Lebensmitteln ist 50 Prozent Bio kaufen. Kaufpotenzial: mittel in Deutschland ist frei. Das sagte in Deutschland offenbar unzureichend. etwa 530 Millionen Euro pro Jahr. Bundeslandwirtschaftsminister Horst So hatte Greenpeace in den letzten Jahren XX Organic Qualityseeker: Die biologisch Seehofer im Mai während eines Treffens mehrfach festgestellt, dass die Länder zu orientierten Qualitätskäufer verfügen mit seinen EU-Kollegen im slowenischen selten kontrollierten und viele staatliche über ein hohes Einkommen und kaufen Brdo. Polnische Bedenken gegen die Re- Labore nicht optimal ausgerüstet seien. künftig weniger als 50 Prozent selektiv gelung seien ausgeräumt worden. Nach Das bestätigten auch TeilnehmerInnen Bioprodukte aller Kategorien. Kaufpo- der neuen Verordnung können Hersteller des Europäischen Workshops für Pesti- tenzial: 360 Millionen Euro. Milch, Fleisch und Eier mit der Aufschrift zidrückstände im Juni in Berlin. Die staat- XX Green Attitude: Die überzeugt grünen „ohne Gentechnik“ versehen – auch wenn lichen Lebensmittelprüfer fänden nur etwa Käufer haben ein durchschnittliches in den verwendeten Futtermitteln mögli- 40 Prozent der zugelassenen Pestizide, Einkommen und zählen zu den Per- cherweise gentechnisch veränderte Zusätze sagten ExpertInnen. Der Grund: Die La- sonen, die künftig in mindestens einer enthalten sind. Bisher war Voraussetzung bore wendeten nur Methoden an, die viele Produktkategorie über 50 Prozent Bio für die Kennzeichnung, dass die Lebens- Stoffe gleichzeitig bestimmen. Zahlreiche kaufen. Potenzial: 2,44 Milliarden Euro. mittel vollkommen frei von genveränder- der weltweit zugelassenen 1.350 Pestizide XX Organic Mainstream: Die Gruppe des ten Spuren waren. Folglich gab es kaum könnten so aber nicht gefunden werden: biologisch orientierten Mainstreams gekennzeichnete Produkte. Die Regelung Sie müssten einzeln analysiert werden. verfügt über ein durchschnittliches Ein- „ohne Gentechnik“ gehört zum neuen Daher sollten nur noch Stoffe zugelassen kommen und kauft künftig weniger als Gentechnikrecht, für das Bundespräsident werden, die mit effizienten Verfahren be- 50 Prozent in allen Produktkategorien Horst Köhler Anfang April grünes Licht stimmt werden können. [mbu] selektiv Bioprodukte. Kaufpotenzial: gegeben hatte. [mbu] ungefähr 2,15 Milliarden Euro. [mbu] XX Pestizid-Aktions-Netzwerk, Hamburg, Tel. XX Bundeslandwirtschaftsministerium, Bonn, +49 (0)40 / 3991910-0, www.pan-.org XX www.diffferent.de Tel. +49 (0)1888 / 5293173, www.bmelv.de XX Greenpeace: www.einkaufsnetz.org

umwelt aktuell Juli 2008 17 Aktuell landwirtschaft & gentechnik

EU-Agrarsubventionen in Deutschland gestärkt werden. Deshalb LANDWIRTSCHAFT & GENTECHNIK will die AbL den sofortigen Stopp der EU- EU will um 22 Prozent kürzen Exportsubventionen und eine stärkere „„ Die EU-Kommission hat im Mai ihre Staffelung der Direktzahlungen nach der Pestizide Pläne für die Reform der Gemeinsamen Anzahl der Arbeitskräfte auf den Höfen. Agrarpolitik vorgestellt. Mit dem soge- [mbu] Bayer-Gift tötet Bienen nannten Gesundheitscheck soll die Agrar­ „„ Der Deutsche Berufs- und Erwerbs­ reform von 2003 nachgebessert werden. XX ww.europeanmilkboard.org imkerbund (DBIB) und die Coordination Die direkten Beihilfen für Bauern sollen XX www.abl-ev.de gegen Bayer-Gefahren (CBG) haben gefor- sinken und die frei werdenden Gelder der dert, die Pestizide Poncho und Gaucho zu ländlichen Entwicklung zugutekommen, verbieten, um ein weiteres Bienensterben etwa durch Umweltprogramme. Bis 2012 zu verhindern. Beide Pestizide sind sehr werden nach dem Willen der Kommis­ Fairer Milchpreis gefährlich für Bienen. Vermutlich hat der sion die Subventionen stufenweise je nach Wirkstoff Clothianidin, der im Pflanzen- Größe des Betriebes gesenkt. Zudem wer- Milchbauern erstreiken Cents schutzmittel Poncho enthalten ist, das ak- den pro Jahr Prämien über 5.000 Euro um „„ Seit Juni bekommen die Milchbauern tuelle Bienensterben in Baden-Württem- fünf Prozent gekürzt. Große Höfe mit Zu- in Deutschland wieder etwas mehr Geld berg verursacht. schüssen von mehr als 300.000 Euro erhal- für ihre Ware. Nach einem mehrtägigen In allen bisher untersuchten Proben ten dann 22 Prozent weniger von der EU. Lieferstopp lenkte der Einzelhandel teil- toter Bienen sei Clothianidin gefunden Ursprünglich wollte die Kommission weise ein und versprach die Ladenpreise worden – ein für Bienen und andere Insek- die Agrarsubventionen sogar um bis zu wieder anzuheben. Zuvor hatten Tausen- ten bereits in geringsten Mengen tödliches 45 Prozent kürzen, korrigierte dies aber de deutsche Landwirte keine Milch mehr Nervengift, sagte der Präsident des Berufs- vor allem nach Protesten aus Deutschland. an Molkereien geliefert. Sie protestierten imkerbundes Manfred Hederer. Schon vor Bundeslandwirtschaftsminister Horst See- damit gegen die niedrigen Preise, die sie zwei Jahren hatte Hederer die Zulassung hofer und der für den Aufbau Ost zustän- für ihre Ware erhielten. Zwischen 27 und des Pestizids kritisiert. Chlotianidin wird dige Minister Wolfgang Tiefensee befürch- 35 Cent pro Liter zahlten die Molkereien. ebenso wie Imidacloprid vom Chemie- teten zu starke Einbußen für die großen Um die Herstellungskosten zu begleichen, konzern Bayer hergestellt. Imidacloprid ostdeutschen Agrarbetriebe. Lobende brauchen die Bauern laut dem Bundesver- ist vor allem im Raps-, Zuckerrüben- und Worte für die Umschichtung der direkten band deutscher Milchviehhalter (BDM) Maisanbau im Einsatz. Clothianidin wird Beihilfen fand hingegen Bundesumweltmi- mindestens 43 Cent pro Liter. als Beizmittel für Maiskörner verwendet nister Sigmar Gabriel. Die EU könne von Die Bauern machen den Lebensmittel­ und ist auch zur Behandlung von Raps anderen Ländern Bemühungen für eine einzelhandel für die Dumpingpreise ver- zugelassen. umweltverträgliche Landwirtschaft nur er- antwortlich. Discounter wie Aldi oder Lidl Mit der Maisaussaat begann das Mas- warten, wenn sie selbst mit gutem Beispiel ruderten inzwischen auch schon wieder sensterben der Bienen am Oberrhein. Die vorausgehe, sagte der Minister. zurück und senkten die Preise erneut. Stäube, die bei der Aussaat entstehen, kön- Außerdem hat die EU-Kommission Dem Protest der Deutschen hatten sich nen auf blühende Pflanzen auf Nachbar­ vorgeschlagen, wegen der Welternäh- Landwirte aus anderen europäischen Län- äck­ern sowie Waldränder abdriften, wer- rungskrise die Pflicht zur Stilllegung von dern angeschlossen. Die Vertretung der den dort von den Bienen aufgenommen Ackerflächen und die Prämie für den europäischen Milchbauern, das European und in den Bienenstock transportiert. Anbau von Energiepflanzen abzuschaffen. Milk Board, unterstützte die Aktionen. Nach Angaben der CBG sind Poncho Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel EU-Agrarministerin Mariann Fischer und Gaucho in Frankreich wegen erwie- strebt an, dass die Pläne bis Ende 2008 von Boel forderte erneut, die Milchquoten an- sener Bienengefährlichkeit verboten. Deut- den 27 Mitgliedstaaten beraten und verab- zuheben. Sie plädierte dafür, bis zur Ab- sche Aufsichtsbehörden blieben jedoch schiedet sind. schaffung des Systems im Frühjahr 2015 untätig, weil Bayer großen Einfluss habe, Die Arbeitsgemeinschaft bäuerli- die Produktion jährlich um ein Prozent zu hieß es bei der Organisation. Mit den Gif- che Landwirtschaft (AbL) kritisierte die erhöhen. Schon bis zum Jahr 2009 ist eine ten habe der Konzern im vergangenen Jahr jüngsten Reformvorschläge aus Brüssel. Erhöhung der Milchproduktion um zwei fast 800 Millio­ nen­ Euro umgesetzt. [mbu] Die Kommission sei vor der Lobby der Prozent festgeschrieben. [mbu] europäischen Bauernverbände einge- XX DBIB, Manfred Hederer, Utting am Ammersee, knickt. Die AbL warf den Großbetrieben XX BDM, Freising, Tel. +49 (0)8161 / 538473-0, Tel. +49 (0)172 / 8206459, www.berufsimker.de vor, ihre Pfründe bei der Subventions- Fax -50, www.bdm-verband.de XX CBG, Düsseldorf, Tel. +49 (0)211 / 333911, E-Mail: verteilung sichern zu wollen. Stattdessen XX European Milk Board, Hamm, Tel. +49 (0)2381 / [email protected], www.cbgnetwork.de müssten Kleinbauern weltweit und auch 4360495, www.europeanmilkboard.org

18 Juli 2008 umwelt aktuell landwirtschaft & gentechnik | naturschutz & biodiversität Aktuell

Transparenz UN-Menschenrechtsausschuss Agrarsubventionen à la carte Gentechnik macht rechtlos NATURSCHUTZ & Biodiversität „„ Die Schweden machen es den übrigen „„ Der Menschenrechtsauschuss der Europäern vor: Sie zeigen als Erste auf Vereinten Nationen in Genf hat im Mai EU-Kommission einer Landkarte im Internet, wer wie viel erstmals den Einsatz der Agrogentech- EU-Agrarsubventionen erhält. Wer die nik gerügt und Maßnahmen zum Schutz Biodiversität wird Topthema Webseite maps.farmsubsidy.org/sweden der Bauern vor Konzernen gefordert. Die „„ EU-Umweltkommissar Stavros Dimas anklickt, sieht auf einen Blick, in welche indische Regierung solle sofort die „Men- hat die Umsetzung des EU-Plans, bis 2010 Regionen zwischen 2000 und 2007 wie viel schenrechtsverletzungen“ beenden und dem Biodiversitätsverlust Einhalt zu gebie- Geld floss. Schweden wurde von der Ini­ den Zugang zum alten, wiederverwend- ten, an die Spitze seiner „vordringlichen tiative Farmsubsidy.org ausgewählt, weil baren Saatgut schützen. Zuvor waren Politiken“ für das Jahr 2009 gestellt. Ein seine Regierung die besten Daten lieferte, KlägerInnen aus Indien, der Schweiz und weiterer Schwerpunkt werde der Vollzug die für eine solche Präsentation erforder- Deutschland vor dem Ausschuss angehört der europäischen Umweltgesetzgebung lich sind. Das Land ist auch Spitzenreiter worden. Gemeinsam mit Vandana Shiva, sein, teilte Dimas dem Umweltausschuss in der Tabelle der transparenten Staaten, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, des EU-Parlaments Mitte Mai in Straß- die von Farmsubsidy.org geführt wird. Die hatte die internationale Organisation Akti- burg mit. Da 2009 die Legislaturperiode Initiative hofft, dass weitere Länder dem on Gen-Klage einen Bericht über schwers- sowohl des EU-Parlaments als auch der schwedischen Vorbild folgen werden. te Menschenrechtsverletzungen gegenüber EU-Kommission ende, seien allerdings [mbu] Bauern im Zusammenhang mit der Nut- die Möglichkeiten für weitreichende poli- zung der Gentech­ nik­ in Indien eingereicht. tische Vorstöße begrenzt. Dimas kündigte XX Farmsubsidy.org, Jack Thurston, London, Dort hätten sich 200.000 Bauern das Leben aber an, dass die EU-Kommis­sion Gesetze Tel. +44 (0)7973 / 155278, E-Mail: feedback@ genommen, weil sie nach Missernten von zur Reduzierung der Treibhausgasemissio- farmsubsidy.org, www.farmsubsidy.org Gentechnikpflanzen keine Chance mehr nen aus der Schifffahrt vorschlagen werde, sahen, aus dem Kreislauf von Hunger und wenn es dort keinen deutlichen Fortschritt Schulden herauszukommen. [mbu] auf internationaler Ebene gebe. Außerdem werde sie den Klimagipfel im Dezember in Gentechnik in Frankreich XX Aktion Gen-Klage, München, Tel. +49 (0)89 / Kopenhagen vorbereiten. [bv] 89311054, www.stopptgennahrungsmittel.de Neues Genpflanzengesetz XX www.europarl.eu/comparl/envi/default_en.htm „„ Das französische Parlament hat im Mai XX www.europa.eu/rapid/ (Reference das Gesetz über gentechnisch veränderte SPEECH/08/254) Organismen verabschiedet. Darin wird Biopiraterie der Anbau von Genpflanzen geregelt. Auch Haft- und Geldstrafen im Falle einer Captain Hook für BASF Verunreinigung von gentechnikfreien „„ BASF, Monsanto, Syngenta und Du- BirdLife-Studie Nachbarfeldern sind im Gesetz festgelegt. Pont gehören zu den Preisträgern der acht Frankreich hat mit der Verabschiedung des Captain Hook Awards für Bio­pira­te­rie, die Zerschnittene EU-Natur Gesetzes endlich eine entsprechende EU- während der UN-Biodiversitätskonferenz „„ Die geplanten Transeuropäischen Richtlinie aus dem Jahr 2001 umgesetzt. im Mai in Bonn verliehen wurden. Das Ak- Verkehrsnetze (TEN-T) bringen mehr als Die Opposition kritisierte das Gesetz als tionsbündnis COP 9 zeichnete die Konzer- tausend geschützte Natura-2000-Standorte zu gentechnikfreundlich. Die Sozialisten ne neben anderen mit dem Negativpreis in ernsthafte Gefahr. Dies ist das Ergebnis kündigten Einspruch vor dem Verfas- aus, weil sie sogenannte klimawandel- einer im Mai veröffentlichten Studie von sungsrat an. tolerante Pflanzengene monopolisieren BirdLife International und dessen briti- Das Thema Gentechnik ist auch unter und damit von den schädlichen Folgen scher Partnerorganisation RSBP. Die Stu- den Mitgliedstaaten der EU umstritten. des Klimawandels profitieren würden. die enthält auch Beschreibungen gefährde- Vom 1. Juli an hat Frankreich für sechs Gleichzeitig wurden die Kogge-Awards ter Habitate. Als Konsequenz fordern die Monate die EU-Ratspräsidentschaft inne für „ausdauernden, erfolgreichen Wider- beiden Vogelschutzverbände die bessere und könnte das Thema erneut auf die Ta- stand gegen Biopiraterie“ verliehen, unter Durchsetzung der EU-Naturschutzbestim- gesordnung der zuständigen Ministerrats­ anderem an das Nyeleni-Weltforum zu mungen. [bv] treffen setzen. [mbu] Ernährungssouveränität. [mbu] XX Studie (PDF, 79 S., 1,9 MB) und Zusammenfassung: XX www.ue2008.fr/index_de.html XX www.captainhookawards.org www.birdlife.org/news/news/2008/05/tent.html

umwelt aktuell Juli 2008 19 Aktuell naturschutz & biodiversität

Biodiversitätsindex Neue Rote Liste Ergebnisse der COP 9 Pause beim Artensterben? 1.200 Vogelarten vor dem Aus Positiv „„ Laut dem Ende Mai vorgestellten „Li- „„ Die Zahl der vom Aussterben bedroh- ving Planet Index 2008“ des WWF ist die ten Vogelarten steigt. Weltweit gelten 1.226 XX Faire Beteiligung von Naturschutzverbän- biologische Vielfalt von 1970 bis 2005 um und damit über zwölf Prozent aller 10.000 den und Indigenenvertretern; 27 Prozent zurückgegangen. Erstmals seit Arten als hochgradig bedroht, so die Mitte XX hohe deutsche Finanzmittel zum Schutz Mitte der 1970er-Jahre ist der Index aller- Mai von der Vogelschutzorganisation­ der Regenwälder (Aufstockung der für dings gegenüber dem Vorjahr nicht wei- BirdLife und der Weltnatur­ schutz­ union­ 2009 bis 2012 jährlich zugesagten 210 ter gefallen. „Es gibt jedoch leider keinen (IUCN) gemeinsam veröffentlichte Rote Millionen Euro um insgesamt 500 Millio­ Grund zur Entwarnung“, sagte Christoph Liste der Vogelarten. Im Vergleich zur vor- nen, ab 2013 dauerhaft 500 Millionen Heinrich, Leiter des Bereichs Naturschutz angegangenen weltweiten Roten Liste sind Euro jährlich); beim WWF Deutschland. Nach einem dra- acht Arten zusätzlich als vom Aussterben XX Verabschiedung von Kriterien für marine matischen Einbruch der biologischen Viel- bedroht eingestuft worden. 24 Arten stie- Schutzgebiete auf hoher See; falt in den 1980er- und 90er-Jahren erlebe gen in eine höhere Gefährdungskategorie XX Vorarbeiten zur Schaffung eines UN-Welt- man jetzt offenbar eine kurze Atempause auf, zum Beispiel der Große Brachvogel. biodiversitätsrats („Intergovermental Sci- beim Artensterben. Eine Trendwende sei In Deutschland stehen 40 Prozent aller ence Policy Platform for Biodiversity and aber noch nicht erreicht. Die rasante Ent- Vogelarten auf der Roten Liste. Ecosystem Services“); waldung, die ungebremste Überfischung, Die Rote Liste belegt erstmals, dass sich XX Start der LifeWeb-Initiative zum Ausbau der wachsende CO2-Ausstoß und der der Klimawandel negativ auf Vogelbestän- des globalen Schutzgebietsnetzes; Hunger nach Rohstoffen ließen derzeit de auswirkt, vor allem durch lange Dürre- XX De-facto-Moratorium für die Düngung von wenig Raum für Hoffnung, so Heinrich. perioden, die Ausbreitung der Wüsten und Meeren mit Eisen (siehe S. 28); Die Staatengemeinschaft sei weit von extreme Wettersituationen. Als Hauptur- XX De-facto-Moratorium für den Anbau von ihrem Ziel entfernt, den globalen Verlust sachen des Artensterbens in Europa und gentechnisch veränderten Bäumen; der biologischen Vielfalt bis 2010 deutlich Deutschland gelten die Intensivierung XX erste Ergebnisse der Sukhdev-Studie zur einzuschränken. der Landwirtschaft und der anhaltende Ökonomie von Ökosystemen und der Bio- Dem international anerkannten Stan- Flächenverbrauch. [bv] diversität (siehe S. 7); dard zur Messung der biologischen Viel- XX Einbeziehung der Wirtschaft durch die falt liegt eine weltweite Untersuchung von XX NABU, Vogelschutzexperte Markus Nipkow, Ber- deutsche Business-and-Biodiversity-Ini­ 4.000 Populationen aus fast 1.500 unter- lin, Tel. +49 (0)30 / 2849841620, E-Mail: markus. tiative (siehe S. 21). schiedlichen Arten zugrunde. Ein beson- [email protected], www.nabu.de/vogelschutz ders dramatischer Trend zeigt sich laut XX Rote Liste: www.iucnredlist.org Negativ WWF im asiatisch-pazifischen Raum, wo der Index für Land- und Süßwasserarten XX Trotz der 38 gefassten Be­schlüs­se ist das seit 1970 um über 70 Prozent gefallen sei. weltweite 2010-Biodiversitäts­ziel nicht So sei der Jangste-Flussdelfin vermutlich EU-Studie zu erreichen; ausgestorben. Die Beanspruchung natür- XX keine konkreten Beschlüsse zum Stopp licher Ressourcen habe seit Anfang der Kein Artenschutz ohne Wald der illegalen Abholzung der Regenwälder 1960er-Jahre bis 2003 um 250 Prozent zu- „„ Ohne eine nachhaltige Waldnutzung oder zur umwelt- und sozialverträglichen genommen. Auch in Europa ist der Living kann Europa den Verlust der Artenviel- Produktion von Agrotreibstoffen – ledig- Planet Index für an Land und im Süßwas- falt nicht wie geplant bis zum Jahr 2010 lich Leitlinien zur Kriterienentwicklung für ser lebende Arten von 1990 bis 2005 um aufhalten. Vor diesem Hintergrund be- den Agrotreibstoff-Anbau; über 35 Prozent eingebrochen. schreibt eine neue Studie der Europäi- XX keine Beschlüsse zum Zugang zu gene- In seinem Bericht „2010 und darüber schen Umweltagentur (EEA) die heutige tischen Ressourcen und dem gerechten hinaus“ zeichnet der WWF die Entwick- Waldnutzung in Europa und die künftigen Vorteilsausgleich (ABS) – nur der Weg für lung des Index von 1970 bis 2005 in den Aufgaben. Insbesondere bei der erhöhten weitere Verhandlungen wurde geebnet. verschiedenen Zonen der globalen Bio- Nachfrage nach Holz als Ressource für [bv] sphäre nach. Der Bericht veranschaulicht Bioenergie gelte es, Schaden für die Bio- außerdem den ökologischen Fußabdruck diversität und Ökosysteme zu vermeiden. NABU, Claus Mayr, Direktor Europapolitik, der einzelnen Staaten der Erde. [bv] Eine weitere Gefahr für die Biodiversität Tel. +49 ( 0)172 / 5966098, E-Mail: claus. seien gentechnisch veränderte Bäume. [bv] [email protected], www.nabu.de/europa XX WWF-Bericht „2010 and beyond“ (PDF, 16 S., 1,5 MB): www.kurzlink.de/2010-and-beyond XX http://reports.eea.europa.eu (Nr. 3/2008)

20 Juli 2008 umwelt aktuell naturschutz & biodiversität Aktuell

G8-Umweltministertreffen Ein erfolgreicher Gipfel, abgesehen von den Beschlüssen Absichtserklärung in Kobe „„ Die wirtschaftlich stärksten Länder der Die UN-Biodiversitätskonferenz in Bonn war bestens sind sich die entwicklungspolitischen NGOs – soweit Welt müssen beim Umweltschutz und be- organisiert. Für die COP 9, wie das Gipfeltreffen im sie sich damit befassen – und die Naturschutzor- sonders beim Klima- und Biodiversitäts- UN-Jargon heißt, war Deutschland ein vorbildlicher ganisationen in der Einschätzung des Konfliktpo- schutz eine Führungsrolle übernehmen. Gastgeber. Das betrifft Veranstaltungen, Ausstat- tenzials einig. Positiv ist die Verabschiedung von Das betonten Ende Mai die Umweltmi- tung, Zeitplanung und vieles mehr. Dies führte zu Kriterien für Meeresschutzgebiete. Aber wie schon nister von 13 wichtigen Industrie- und einer guten Grundstimmung bei Delegierten wie Be- bei den terrestrischen Schutzgebieten wird sich auch Schwellenstaaten (G8+5) im japanischen obachtern aus allen Lagern. Hier bewährte sich die hier erst in der Umsetzung zeigen, ob der Gipfelbe- Kobe. Die Minister verabschiedeten einen gute Vorbereitung durch die deutschen Regierungs- schluss wirklich ein Erfolg war. Man erinnere sich Aufruf zum Handeln, den „Kobe Call for stellen unter Federführung des Bundesumweltminis­ nur, was passiert ist, seit das Arbeitsprogramm zu Action on Biodiversity“. Angesprochen teriums gemeinsam mit den deutschen Nichtregie- einem globalen Schutzgebietssystem beschlossen werden darin unter anderem der Aufbau rungsorganisationen (NGOs), die im Wesentlichen wurde, nämlich de facto nichts. eines globalen Schutzgebietnetzes, besse- vom Deutschen Naturschutzring koordiniert wurden. re wissenschaftliche Grundlagen des Bio- Die von Bundeskanzlerin Merkel persönlich zuge- diversitätsschutzes und die Mobilisierung Deutsche NGOs und Bundesregierung sahen sich in sagten 500 Millionen Euro für Biodiversitätsschutz des Privatsektors. [bv] einer gemeinsamen Rolle als Gastgeber, weshalb und die darauf folgenden Finanzzusagen weiterer Differenzen über Sachthemen in den Hintergrund Staaten sind zu begrüßen. Vor allem die NGOs XX www.kurzlink.de/bmu-kobe-call-2008 gestellt wurden. Dies dürfte das Verhältnis zwischen werden nun sehr genau beobachten, ob diese Zu- XX Dokumente: www.g7.utoronto.ca/environment Ministerium und Verbänden nachhaltig verbessert sagen tatsächlich „fresh money“ bedeuten oder nur haben. Verbessert hat sich auch die Kooperation Umschichtungen sind, vor allem aber, über welche zwischen Bundesumwelt- und -entwicklungsmi- Institutionen das Geld fließt und wofür. nisterium infolge der gemeinsamen Konferenzvor- Business and Biodiversity bereitung. Die Tragfähigkeit dieses neuen Verhält- Das Auftreten der Bundesregierung und speziell des nisses bleibt allerdings abzuwarten. Endlich besser Umweltministeriums vor und während der COP 9 hat Firmen für Artenschutz geworden ist auch das Verhältnis zwischen den die Erwartung geweckt, dass in der Vorbereitungs- „„ Insgesamt 34 Unternehmen haben sich entwicklungspolitischen und den Naturschutz- und phase der COP 10 unter deutscher Präsidentschaft im Rahmen der Business-and-Biodiversity- Umweltorganisationen. Ihnen sind die Bedeutung doch noch einige spürbare Fortschritte auf den Weg Initiative des Bundesumweltministeriums des jeweils anderen und die Gemeinsamkeit der gebracht werden. Der Deutsche Naturschutzring im Vorfeld der UN-Biodiversitätskonfe- Aufgaben nun stärker bewusst als vorher. Das ist hofft, dass das NGO-Koordinierungsprojekt zur COP 9 renz Ende Mai zu mehr Artenschutz ver- eine bemerkenswerte Annäherung. nun auf die COP-10-Vorbereitung ausgeweitet wird. pflichtet. Die Firmen sollen Artenschutz und umweltfreundliche Produktion zum Differenzierter zu sehen sind die Resultate der Ver- Es ist schon abzusehen, was die Schwerpunkte der Unternehmensziel erklären. Eine bei der handlungen. Ein Erfolg ist die Konferenz vor allem deutschen NGOs in den Debatten vor der COP 10 Firmenleitung angesiedelte Stelle soll Aus- im Vergleich zu den beiden Vorgängergipfeln COP 7 sein werden. Neben den CBD-Hauptthemen sind wirkungen der Produktion auf die biologi- und 8 in Curitiba und Kuala Lumpur. Bei der COP 9 dies die Umsetzung der na­tio­na­len Biodiversitäts- sche Vielfalt analysieren. Dem Zusammen- gab es deutlich mehr Bewegung. Ungeregelt blei- strategie inklusive des Schutzgebietsnetzwerks schluss gehören unter anderem die Firmen ben der Zugang zu genetischen Ressourcen und der Natura 2000, die Konkretisierung der Business-and- Bionade, Faber-Castell, Hipp, Krombacher, gerechte Ausgleich der Vorteile aus ihrer Nutzung – Biodiversity-Ini­tia­ti­ve und eine intensive Diskussion Ritter Sport, Volkswagen und Weleda an. das Access and Benefit Sharing. Die Bestätigung frü- der „Biosprit“-Problematik in Deutschland. Der Deutsche Naturschutzring (DNR) be- her gefasster Beschlüsse galt hier schon als Erfolg. gleitete die Initiative unter anderem durch [Kommentar: Manfred Niekisch] ein sogenanntes Trialogprojekt mit slo- Bei den Debatten um ein globales Schutzgebietssy- wenischen und portugiesischen Partnern. stem beobachteten viele mit Sorge die wachsende Prof. Dr. Manfred Niekisch ist Direktor des Die Ergebnisse wurden am Rande des UN- Kluft zwischen der Indigenen-Bewegung (oder Zoologischen Gartens Frankfurt am Main, Pro- Gipfels in Bonn vorgestellt. [bv] einem Teil von ihr) und den Verfechtern von Natur- fessor für Internationalen Naturschutz an der schutzgebieten. Diese Kluft entwickelt sich späte- Universität Greifswald und Vizepräsident des XX BMU-Initiative: stens seit dem World Parks Congress 2003 im süd- Deutschen Naturschutzrings. www.kurzlink.de/bmu-business-bidi afrikanischen Durban. Im Oktober 2007 trat sie auf XX Trialogprojekt: www.business-biodiversity.eu dem lateinamerikanischen Schutzgebietskongress Kontakt: Tel. +49 (0)69 / 212-33727, XX DNR-Sonderheft Business and Biodiversity: in Bariloche offen zutage. Zumindest in Deutschland E-Mail: [email protected] www.eu-koordination.de/?page=52

umwelt aktuell Juli 2008 21 Aktuell naturschutz & biodiversität | Stadt & Region

Illegaler Holzhandel Nachhaltigkeit Herkunft jetzt nachweisbar Stadt & Region „„ Ab sofort kann auch für Holz anhand der Isotopenzusammensetzung die regio- EU-Umweltpreis nale Herkunft belegt werden. Der WWF Grüner Stadtwettbewerb A–Z hat dazu zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem „„ Mitte Mai hat die Europäische Kom­ Labor Agroisolab in Jülich ein Lebensmit- mission­ den European Green Capital telanalyseverfahren weiterentwickelt. Der Award ausgeschrieben. Ab 2010 soll jedes WWF forderte die Importeure auf, künftig Jahr eine europäische Großstadt, die sich mithilfe der neuen Methode die Angaben besonders für ein umweltfreundliches ihrer Holzlieferanten zu prüfen. Der WWF urbanes Leben einsetzt, ausgezeichnet verlangt eine Deklarationspflicht für Holz werden. EU-Umweltkommissar Stavros und ein EU-Gesetz, das den illegalen Han- Dimas sagte, der Preis solle als Anreiz für del unter Strafe stellt und die Unterneh- die Städte dienen, die Lebensbedingungen men in die Pflicht nimmt. [bv] ihrer BewohnerInnen zu verbessern. Im friedlichen Wettkampf könnten sie sich ge- XX WWF, Forstreferent Johannes Zahnen, Frank­ genseitig positiv beeinflussen. Anhand von furt/M., Tel. +49 (0)69 / 79144191, Fax 617221, zehn Umweltkriterien, darunter Klima- E-Mail: [email protected], www.wwf.de/wald wandel, Verkehr, Luft, Abfall und Wasser, wird die Siegerstadt bestimmt. Teilnehmen kann jede europäische Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern. Die Bewerbung für Forstzertifikate 2010 endet am 1. Oktober 2008. [io]

PEFC ohne Umweltverbände XX E wie Ethik www.europeangreencapital.eu „„ Der Deutsche Naturschutzring (DNR) Schon der Philosoph Spinoza wusste: »Es ge- hat eine Anfrage des Forstzertifizierers schieht nichts in der Natur, was ihr als Schlech- tigkeit zugerechnet werden kann.« Wir Men- PEFC Deutschland zur Mitarbeit am schen aber müssen uns fragen: Welcher Um- Revisionsprozess abgelehnt. Das PEFC- Biodiversität gang mit der Natur ist normativ richtig und System weist nach Ansicht des DNR trotz moralisch zu verantworten? Ethik alleine kann anzuerkennender Verbesserungen immer Netzwerk für Stadtnatur hier keinen Konsens herbeiführen. Das Buch „ zeigt aus humanökologischer Perspektive noch zu große qualitative Unterschiede „ Ende Mai haben mehr als 400 Wissen- Potenziale für die Lösung globaler Umwelt- gegenüber dem anspruchsvolleren FSC- schaftlerInnen aus 50 Ländern das inter- probleme auf. Standard auf. Zwei grundlegende struk- nationale Netzwerk Urbio für Forschung turelle Mängel, so der DNR, machten die und Bildung gegründet. Urbio will auf die K. Bruckmeier, W. H. Serbser (Hrsg.) Ethik und Umweltpolitik Beteiligung der Umweltverbände unmög- Bedeutung biologischer Vielfalt in Städten Humanökologische Positionen lich: Zum einen verhindere die Satzung des aufmerksam machen. Erstes Ergebnis der und Perspektiven oekom verlag, München 2008, 406 Seiten Deutschen Forst-Zertifizierungsrates – des Konferenz in Erfurt war eine Erklärung, 42,95 EUR, ISBN 978-3-86581-119-6 Expertengremiums von PEFC Deutschland die an die UN-Biodiversitätskonferenz in – die gleichberechtigte Mitbestimmung Bonn weitergegeben wurde. Darin wird ein der Umweltverbände. Zum anderen sei neues Arbeitsprogramm zu biologischer

Erhältlich bei PEFC Deutschland Teil eines weltweiten Vielfalt in Städten innerhalb der CBD ge- www.oekom.de Systems, in dem andere nationale Zerti- fordert. Das Urbio-Netzwerk will in den [email protected] fizierungssysteme akkreditiert seien, die nächsten zwei Jahren die Arbeit der Ver- Fax +49/(0)81 91/970 00–405 den Mindestanforderungen der Umwelt- einten Nationen bei der Umsetzung der verbände eindeutig nicht entsprächen. [bv] CBD unterstützen. Während der nächsten Vertragsstaatenkonferenz, der COP 10 in XX DNR, Präsident Hubert Weinzierl, Wiesenfelden/ Japan, soll eine Konferenz „Urbio 2010“ zu Niederbayern, Tel. +49 (0)9966 / 777, Fax 490 Biodiversität in Städten stattfinden. [jg] XX www.pefc.de Die guten Seiten der Zukunft XX www.fsc-deutschland.de XX www.urbio2008.com

22 Juli 2008 umwelt aktuell Stadt & Region | Tierschutz & Ethik | umweltpolitik & umweltrecht Aktuell

Klimaschutz neuter Beweis dafür, dass in Tierversuchen erlangte Erkenntnisse keine Sicherheit für Umweltpolitik & umweltrecht Wo ist die Klimakommune? den Menschen bieten“. Der Verband ver- „„ Das nordrhein-westfälische Umwelt- wies auf Studien der letzten Jahre, die den ministerium sucht eine „Klimakommune“. Nutzen von Tierversuchen für die Medizin EU-Ratspräsidentschaft Bewerben können sich Städte und Gemein- infrage stellten. Ein Verbot von Tierver- den auf dem Land, die sowohl Maßnahmen suchen könne sogar bessere Standards bei Sarkozy macht auf Security zum Klimaschutz als auch zur Anpassung der Sicherheit von neuen Arzneimitteln er- „„ Vom 1. Juli an hat Frankreich für sechs an den Klimawandel umsetzen wollen. Für möglichen. Die Bundesregierung solle sich Monate die EU-Ratspräsidentschaft inne. den Modellversuch stehen drei Millionen dafür einsetzen, den Tierversuch auch auf Unter dem Motto „Ein schützendes Eu- Euro zur Verfügung. Bis zum 15. Juli müs- EU-Ebene, wo in diesem Jahr die Überar- ropa“ will Präsident Nicolas Sarkozy den sen interessierte Kommunen eine Kurzbe- beitung des Tierversuchsrechts beginnt, Schwerpunkt auf Energie, Klimawandel, werbung einreichen. Von diesen werden durch moderne Methoden zu ersetzen. Verteidigung und Einwanderung legen. fünf ausgewählt, die dann ihren Vorschlag Allein Bayer führte 2007 Tierversu- Auch die Gemeinsame Agrarpolitik wird bis Ende des Jahres ausarbeiten. [jg] che an über 70.000 Tieren durch. [io] ein wichtiges Thema sein, da Frankreich hier traditionell eine Sonderrolle ein- XX www.klimakommune.nrw.de XX Deutscher Tierschutzbund, Bonn, Tel. +49 (0)228 / nimmt. Vor drei Jahren hatte die franzö- 60496-24, Fax -40, www.tierschutzbund.de sische Bevölkerung gegen den EU-Vertrag gestimmt. Sarkozy will nun sein Land wie- der „zurück nach Europa“ führen. Solarförderung Das Arbeitsprogramm für die nächsten Polizeiaktion in Österreich 18 Monate wurde inzwischen veröffent- wird „Ökodiktatur“ licht. Das gemeinsame Papier der „Troika“ „„ Die Stadtverordneten im hessischen Tierschutz, ein Dorn im Auge aus Frankreich und den beiden nachfol- Marburg haben am 20. Juni eine Solar- „„ Die österreichische Polizei hat im Mai genden Ratspräsidentschaften Tschechi- satzung beschlossen, die Hauseigentümer zehn TierschützerInnen festgenommen. en und Schweden weist als Topthema die verpflichtet, bei einem Neu- oder Umbau Die Staatsanwaltschaft wirft den in Un- Annahme des EU-Energie- und Klima- solarthermische Anlagen zu installieren. tersuchungshaft sitzenden Aktivisten die pakets aus. Außerdem steht die Revision Das Regelwerk hat eine Härtefallklausel­ für Mitgliedschaft in einer kriminellen Ver- der Richtlinien für Elektrogeräte und zur Hausbesitzer, die sich den Bau nicht leisten einigung sowie die Beteiligung an Stink- integrierten Vermeidung und Verminde- können. Während Kritiker von „Ökodik- bombenanschlägen vor. Am 21. Mai fan- rung der Umweltverschmutzung (IVU- tatur“ sprachen und glauben, die Satzung den 24 Hausdurchsuchungen bei sieben Richtlinie) an. Weitere Themen sind die verstoße gegen geltendes Recht, wollen österreichischen Tierschutz- und Vege- nationalen Emissionsgrenzwerte sowie Hessen und Baden-Württemberg mittel- tariervereinen statt. Brigid Weinzinger, Verkehr, Gentechnik und Fischerei. fristig ähnliche Vorschriften einführen. Abgeordnete der Grünen, sprach von Ebenso im Programm sind der Um­ [jg] „unverhältnismäßigem Vorgehen“ der welt­tech­nologieaktionsplan (ETAP), die Polizei und forderte, jene Beschuldigten, Meerespolitik sowie die Umsetzung der XX www.marburg.de/detail/70999?vt=Solarsatzung denen keine konkreten Straftaten vorge- REACH-Regulierung und die Annahme worfen werden, aus der U-Haft zu entlas- der UN-Klassifizierung von Chemikalien. sen. Ein Rechtsbeistand der Verhafteten Für Mai 2009 ist ein Treffen zur Strategie beklagte, dass zwei Tierschützern gegen eines internationalen Chemikalienmanage- ihren Willen und ohne gesetzliche Grund- ments (SAICM) vorgesehen. Im Dezember Tierschutz & Ethik lage DNA-Proben entnommen worden 2009 steht die EU-Nachhaltigkeitsstrategie seien. Im Zuge der Ermittlungen nahm auf dem Prüfstand. Im Rahmen der UN- das Landespolizeikommando auch eine Kommission für nachhaltige Entwicklung Pharma-Tierversuche Pressekonferenz der Grünen ins Visier. soll bis Ende 2009 ein Zehnjahresplan für Die Behörden würden offenbar sowohl nachhaltige Konsum- und Produktions- Tierquälerei ohne Nutzen unbequeme Bürgerrechtsbewegungen als muster aufgestellt werden. [jg] „„ Der Pharmakonzern Bayer hat das auch Grüne kriminalisieren, kommentier- Herzmedikament Trasylol vom Markt ge- te deren Abgeordneter Peter Pilz. [tt] XX Französische Präsidentschaft: www.ue2008.fr nommen, nachdem eine eingeschränkte XX Arbeitsprogramm Frankreich/Tschechien/Schwe­ Wirkung nachgewiesen wurde. Für den XX Die Grünen, Brigid Weinzinger, Wien, Tel. +43 den (PDF, 89 S., 370 kB): http://register.consilium. Deutschen Tierschutzbund ist das „ein er- (0)1 / 401106333, www.gruene.at (Themen) europa.eu/pdf/en/08/st10/st10093.en08.pdf

umwelt aktuell Juli 2008 23 Aktuell umweltpolitik & umweltrecht

Föderalismus aktuell und nicht irreführend geben; richtlinie­ einigen kann, wird das gesamte XX auf unlautere Methoden verzichten; Paket ständig verschoben. 70. Umweltministerkonferenz XX EU-Bedienstete nicht zu Regelverstö- Kritiker hatten bereits vor der offiziel- „„ Auf der 70. Umweltministerkonfe- ßen verleiten; len Vorlage des Pakets gewarnt, dass der renz (UMK) im Juni in Mainz haben sich XX die Geheimhaltungspflicht ehemaliger Überkonsum in Europa damit nicht einge- die VertreterInnen von 13 Bundeslän- EU-Bediensteter respektieren. dämmt werden könne. Es müsse ein grund- dern sowie des Bundes auf gemeinsame Verstöße gegen diese Grundsätze kann legendes Umdenken beim Verhalten, beim Positionen­ zur Nutzung von Biomasse die Kommission im schlimmsten Fall mit Wirtschaftswachstum und der Berechnung geeinigt. Grundsätzlich müsse die stoff- einem Ausschluss aus einem freiwilligen des Bruttosozialprodukts geben. [jg] liche Verwertung Vorrang vor der ener- Lobbyistenregister bestrafen. Die konkrete getischen Nutzung haben, heißt es in der Ausgestaltung des Registers will die Kom- XX Argumentation von Stavros Dimas: www.europa. Abschlusserklärung.­ Nachwachsende Roh- mission Ende Juni vorstellen. eu/rapid/ (Reference SPEECH/08/299) stoffe dürften nur dann für die Produkti- Paul de Clerck von der Initiative Alter- on von Biokraftstoffen eingesetzt werden, EU nannte den Verhaltenskodex enttäu- wenn sie „einen anspruchsvollen Beitrag schend. Er verhindere weder Interessen- zur Minderung der Treibhausgasemis- konflikte noch finanzielle Einflussnahme. EU-Umweltstrafrecht sionen leisten und eine energieeffiziente Auch fehle eine Übergangsfrist für ehema- Nutzung der Fläche erfolgt“. Gleichzeitig lige Kommissionsbedienstete bei einem Einigung bei Umweltdelikten unterstützt die UMK aber das Ziel der Wechsel in die Wirtschaft. [ms] „„ EU-Parlament und -Ministerrat haben EU-Kommission, den Biokraftstoffanteil sich auf eine einheitlichere Anwendung bis 2020 auf zehn Prozent zu erhöhen. Die XX Verhaltenskodex der EU-Kommission: des Strafrechts bei gravierenden Umwelt- Bundesregierung solle sich dafür einsetzen, www.ec.europa.eu/transparency/index_de.htm delikten geeinigt. Das Parlament stimmte dass dabei vorrangig nachhaltig erzeugte Ende Mai einem Bericht des deutschen Biomasse verwendet werde. Für Importe Abgeordneten Hartmut Nassauer (Kon- aus Drittstaaten müsse ein Zertifizierungs- servative) zu. Damit sind die Regierungen system entwickelt werden. Ökodesignrichtlinie der Mitgliedstaaten angehalten, umwelt- Weitere Themen der UMK waren das schädigendes Verhalten strafrechtlich zu Umweltgesetzbuch, Verschmutzungen Streit statt Aktionsplan ahnden. Die noch fehlende Abstimmung durch Schiffe, Binnenschifffahrt in Bal- „„ Industriekommissar Günter Verheu- im Rat gilt als Formsache. lungsräumen sowie die Förderung „fossil- gen und sein Kollege Stavros Dimas vom Ursprünglich wollte die EU-Kommis­ energiefreier“ Neubauten. [ms] Umweltressort können sich nicht über sion in ihrer Vorlage auch ein einheitli- die Reichweite der Richtlinie für ener- ches Strafmaß in allen Staaten einführen, XX Bericht der 70. UMK: www.mufv.rlp.de/4912 gieverbrauchende Produkte einigen. Die um zu verhindern, dass Umweltsünder in sogenannte Ökodesignrichtlinie soll nach die EU-Staaten mit den geringsten Strafen dem Willen von Dimas auch für ande- ausweichen. Dagegen hatte aber der Eu- re Produkte gelten. Verheugen will eine ropäische Gerichtshof (EuGH) sein Veto Transparenz Beschränkung nur auf Energieeffizienz eingelegt und auf die fehlende Zuständig- durchsetzen. Dimas wolle hart bleiben und keit der Kommission in juristischen Fragen Kodex für EU-Lobbyisten poche auf verbindliche Umweltstandards verwiesen. Zwar habe die EU im Bereich „„ Die EU-Kommission hat einen Ver- für neue Produktgruppen, berichtete der Umwelt das Initiativrecht, nicht jedoch für haltenskodex für Lobbyisten vorgelegt. Er Informationsdienst ENDS Europe Daily. das Strafrecht. soll die Kontakte zwischen Interessenver- Die erweiterte Ökodesignrichtlinie ist Momentan gibt es zwischen den ein- treterInnen und Kommissionsmitgliedern Teil eines bereits mehrfach verschobenen zelnen EU-Mitgliedstaaten enorme Un- regeln. Es handele sich allerdings nicht um „Nachhaltigkeitspakets“ der EU-Kom- terschiede in Art und Höhe der Strafen Vorschriften, sondern eher um eine Zu- mission. Zu dem Paket gehören auch ein für Umweltdelikte. In einzelnen Bereichen sammenfassung bestehender Grundsätze, Ak­tions­plan für nachhaltige Produktions- haben einige Staaten gar keine Strafen vor- sagte der für Betrugsbekämpfung zuständi- und Konsummuster, die neue EMAS-III- gesehen. So bleiben illegale Mülltransporte ge Kommissar Siim Kallas. Interessenver- Verordnung zum Umweltmanagement, in Spanien und Portugal ebenso unbehel- treter sollen in Zukunft unter anderem: eine überarbeitete Richtlinie für die ligt wie die Nutzung verbotener ozonschä- XX Namen und Organisation/en angeben; Kennzeichnung von Ökoprodukten und digender Substanzen in Österreich. [ms] XX keine falschen Angaben zur Regis­ eine Mitteilung über umweltfreundliche trierung machen; öffentliche Beschaffung. Weil sich nun XX Entscheidung des Parlaments: www.europarl.eu XX Informationen unverzerrt, vollständig, die Kommission nicht über die Ökodesign­ (Aktuelles komplett – 20.05.2008)

24 Juli 2008 umwelt aktuell umweltpolitik & umweltrecht | verkehr & tourismus Aktuell

Entwurf des Umweltgesetzbuchs Umweltrecht in EU-Staaten Mit Lücken und Tücken Zugang zu Gerichten verbaut Verkehr & Tourismus „„ Die deutschen Umweltverbände haben „„ Eine Studie der Generaldirektion Um- den Ende Mai vorgelegten Entwurf des welt der EU-Kommission hat ergeben, dass Reform der Kfz-Steuer Umweltgesetzbuches scharf kritisiert und der Zugang zu Gerichten in Umweltange- eine grundlegende Überarbeitung gefor- legenheiten nur in Dänemark gut ist. Neun CO2-abhängige Steuer später dert. „Seiner bundesweiten Leitfunktion weitere Mitgliedstaaten erhielten die Note „„ Die Umstellung der Kfz-Steuer vom mit Blick auf zukunftsfähige und voll- befriedigend, zehn Ländern wurde beschei- Hubraum auf den Kohlendioxidausstoß zugstaugliche Regelungen des Natur- nigt, dass der Gerichtszugang besser sein gilt voraussichtlich erst ab 2010, ein Jahr schutzrechts“ werde der Entwurf nicht könnte. Für fünf Länder, darunter Öster- später als vorgesehen. Das beschloss der gerecht, heißt es in einer gemeinsamen reich, Deutschland und Großbritannien, Koalitionsausschuss von Union und SPD Stellungnahme der Verbände Deutscher lautete die Bewertung gar unbefriedigend. im Juni. Die Zuständigkeit für die Steuer Naturschutzring (DNR), BUND, NABU, Die Ergebnisse wurden im Juni auf einer liegt dann allein beim Bund. Für ihren Bundesverband Beruflicher Naturschutz Konferenz in Brüssel vorgestellt und mit Einnahmeausfall von derzeit knapp neun (BBN) und weiterer Organisationen aus Mitgliedstaaten, Parlament, Verbänden Milliarden Euro erhalten die Länder einen dem DNR-Arbeitskreis Umweltgesetzbuch. und Gerichten diskutiert. Ausgleich. Zudem einigte sich der Koali- Hauptkritikpunkte sind die „Schwä- Deutschland kritisierte die Bewertung tionsgipfel darauf, dass Besitzer älterer chung bewährter Natur­schutz­instrumente der Studie scharf. Einer Regulierung des Autos durch die Umstellung nicht mit und Qualitätsstandards“ wie Landschafts- Gerichtszuganges in Umweltangelegen- Mehrbelastungen rechnen müssen. Offen- planung, Eingriffsregelung, gute fachli- heiten durch die EU werde man nicht zu- bar soll ein linearer Steuertarif eingeführt che Praxis und gesetzlicher Biotopschutz stimmen. Der Zugang zu Gerichten führe werden. Damit würden Spritfresser nur sowie die fehlenden bundeseinheitlichen in Deutschland generell über den Grund- unwesentlich höher besteuert als heute, Regelungen etwa zum Ökokonto. Zudem rechtsschutz. Eine Ausweitung der Klage- kritisierte der Verkehrsclub Deutschland werde EU-Recht nur unzureichend umge- rechte auf Personen oder Vereinigungen, (VCD). Die Eckpunkte machten die Hoff- setzt, etwa bei den Klagerechten der Na- die ein begründetes Interesse nachweisen nung auf mehr Klimaschutz zunichte. Die turschutzverbände. Der Entwurf habe die können, sei deshalb verworfen worden. Umstellung der Kfz-Steuer soll den Kauf Chance, neue Impulse für den Artenschutz Dem stehe jedoch eine besonders hohe umweltfreundlicher Autos fördern, damit und gegen den Klimawandel zu setzen und Kontrolldichte gegenüber, sagte ein Ver- die Bundesrepublik ihr Klimaschutzziel damit das Naturschutzrecht zu stärken, treter des Bundesumweltministeriums auf erreicht. [mbu] vertan. Die 120-seitige Stellungnahme der Konferenz. Die Umweltverbände setz- wurde bei der Anhörung zum Gesetzent- ten dem entgegen, die Reduzierung auf die XX VCD, Berlin, Tel. +49 (0)30 / 280351-0, Fax -10, wurf an die Bundesregierung übergeben. grundrechtlich geschützten Rechte wie Ge- E-Mail: [email protected], www.vcd.org Besonders die Flexibilisierung der sundheit oder Eigentum konterkariere den Eingriffsregelung ist den Verbänden ein Sinn der Verbandsklage, wenn die Verbän- Dorn im Auge. Wer die Natur beein- de gerade dort kein Klagerecht hätten, wo trächtigt, muss sich nach derzeitigem Gemeinwohlinteressen betroffen seien. Deutscher Fahrradpreis Recht zuallererst darum bemühen, dass Die Richtlinie zum Zugang zu Gerichten dieser Eingriff „in natura“ ausgeglichen war 2004 vom EU-Ministerrat mit dem Ar- Best for bike 2008 wird. Künftig sollen Schäden aber nur gument gestoppt worden, die Unterschiede „„ Bis zum 18. Juli können sich Personen noch durch Geldzahlungen abgegolten in den Rechtssystemen der Mitgliedstaaten oder Projektträger um den deutschen Fahr- werden. So verkomme Naturschutz zum seien zu groß und eine Mehrzahl der Mit- radpreis „best for bike 2008“ bewerben. Im Ablasshandel, kritisierten die Verbände. gliedstaaten verfüge schon über Regelun- September wird in Köln die fahrradfreund- Bei entsprechender Ersatzgeldhöhe wären gen. Die Ergebnisse der Studie haben nun lichste Entscheidung oder Persönlichkeit auch drastische Natureingriffe zulässig. [jg] aber das Gegenteil gezeigt. ausgezeichnet. Eingereicht werden kann Frankreich, das ab Juli die EU-Ratsprä- eine breite Palette an Maßnahmen von XX DNR-Arbeitskreis Umweltgesetzbuch, Dr. Ellen sidentschaft innehat, scheint allerdings- Bauprojekten über Serviceleistungen bis Krüsemann, Oberhausen, Tel. +49 (0)208 / nicht an dem Thema interessiert zu sein. zu Werbeaktionen. Der Wettbewerb wird 8805921, E-Mail: [email protected], [Franziska Mischek] vom Bundesverkehrsministerium und der www.dnr.de/projekte Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche XX Stellungnahme der Umweltverbände (PDF, 119 S., XX Unabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU), Städte in NRW ausgerichtet. [mbu] 1,1 MB): www.dnr.de/publikationen/news/docs/ Franziska Mischek, Berlin, Tel. +49 (0)30 / Stellungnahme11.06.08.pdf 428499333, www.ufu.de/umweltrecht XX www.best-for-bike.de

umwelt aktuell Juli 2008 25 Aktuell verkehr & tourismus | wasser & meere

EU-Güterverkehr Fahrradtourismus Schluss mit leeren Lkws Radkarte für Europatouren Wasser & Meere „„ Das EU-Parlament will das sogenannte „„ Wer demnächst eine Radtour von Kabotageverbot im Jahr 2014 abschaffen. Hamburg nach Paris oder vom Nordkap Badegewässerrichtlinie Kabotage bezeichnet die Möglichkeit für an die Algarve plant, hat gute Karten: Seit Spediteure, auch außerhalb ihres Hei- Juni gibt der neue Faltplan des Europäi- Baden etwas weniger gesund matlandes Waren zu transportieren. Das schen Radfahrverbandes ECF einen Über- „„ Der jährliche Bericht der EU-Kommis- Verbot führt dazu, dass etwa ein deutscher blick über das im Entstehen begriffene sion über die Qualität von Badegewässern Lkw, der Güter nach Spanien bringt, weder EuroVelo-Routennetz. Die Karte zeigt be- in Europa zeigt eine leichte Verschlechte- dort noch in Frankreich Inlandstransporte­ reits bestehende Routen sowie die Art der rung der Wasserqualität im Jahr 2007. Die durchführen darf, sondern leer zurückfah- Beschilderung. Auf der Rückseite werden überwiegende Mehrheit der Badegebiete ren muss. Die Abgeordneten stimmten im zwölf europäische Radrouten vorgestellt in der EU entsprach jedoch den hohen Mai für einen Stufenplan, wonach künftig und auf Deutsch und Englisch beschrieben. EU-Hygienestandards. An den Küsten drei Kabotagefahrten pro Woche erlaubt Außerdem werden Internetseiten genannt, erfüllten 95 Prozent, an Flüssen und Seen sein sollen, ab 2010 sieben. 2014 sollen die zum Beispiel über die Fahrradmitnah- 89 Prozent der Badegebiete die Vorgaben. die Beschränkungen ganz fallen. Im Juni me in Zügen informieren. Mit EuroVelo 2007 wurden mehr als 21.000 Badegebie- einigten sich die EU-Verkehrsminister verfolgt der ECF die Vision von einem te in den EU-Mitgliedstaaten untersucht. jedoch auf drei Kabotagefahrten ab 2010. europaweiten Radfernwegenetz. Auf den Zur Feststellung der Qualität werden die Das Parlament muss nun in zweiter Lesung zwölf Routen können Radtouristen zurzeit Gewässer anhand physikalischer, chemi- darüber abstimmen. [mbu] etwa 45.000 Kilometer erkunden. Mehr als scher und mikrobiologischer Parameter 66.000 Kilometer sollen es werden. [mbu] analysiert. Die Werte sind in der europäi- XX EU-Gesetzgebungsverfahren: schen Badegewässerrichtlinie verbindlich www.kurzlink.de/mitentscheidung XX www.ecf.com, www.adfc.de festgelegt.

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26 Juli 2008 umwelt aktuell wasser & meere Aktuell

Deutschland lag 2007 im EU-Durch- Fischereipolitik Projektdurchführung und fordert nun eine schnitt. Allerdings waren Strände an Nord- unabhängige Umweltverträglichkeitsprü- und Ostsee im vergangenen Jahr weniger Flexibler Fischen 2009 fung mit Zustimmung aller Anrainerstaa- sauber als 2006. Die Kontrolleure bemän- „„ Die EU-Kommission will das Fischerei- ten. Eines der zu prüfenden Umweltrisiken gelten die Wasserqualität an 20 von 350 management 2009 flexibler gestalten. Mit betrifft rund 80.000 Tonnen Kampfmuni­ deutschen Nord- und Ostseestränden, das der jährlichen Absichtserklärung vom Mai tion, die nach dem Zweiten Weltkrieg in sind knapp sechs Prozent. Im Jahr zuvor will die Kommission eine sachlich fundier- der Ostsee versenkt wurden. Außerdem war es nach Angaben der EU-Kommission te Erörterung mit allen Interessenvertre- forderte der Ausschuss das Baukonsortium nur gut ein Prozent gewesen. Von den un- tern in Gang bringen. auf zu prüfen, ob die Pipeline über Land tersuchten 1.589 Badestellen an deutschen Der Erhaltungszustand der Bestände statt durch die Ostsee verlaufen kann. Binnengewässern erreichten 4,2 Prozent hat sich seit 2003 nicht verbessert. Die EU- Im Juli stimmt das EU-Parlament über (2006: 4,5 Prozent) nicht den EU-Standard. Kommission will deswegen die zulässigen die Sache ab. Verhindern kann es das Mil- Die Bundesländer, die für die Kontrolle der Gesamtfangmengen (TAC) von einem liardenprojekt nicht. Allerdings könnte Badegewässer in Deutschland verantwort- Jahr zum nächsten flexibler ändern, damit das Parlament massiven politischen Druck lich sind, beobachteten ein gewachsenes wirksamere Bestandserholungsmaßnah- ausüben und den Gegnern des Projekts Interesse der Bevölkerung an Informatio- men möglich werden. Dies soll auch den Rückenwind geben. [mv] nen über die Wasserqualität. [bv] Fischern mehr Flexibilität bieten, wenn sich Bestände wieder erholt haben. Außer- XX Bericht: www.kurzlink.de/ep-peti-14-03-08.pdf XX www.kurzlink.de/eu-badegewaesser dem soll zur Steuerung des Fischereiauf- XX www.kurzlink.de/badegewaesser2007 wandes auf das System der Kilowatt-Tage umgestellt werden, das laut Kommission leichter zu kontrollieren und flexibler zu Hormongifte handhaben ist. Integrierte Meerespolitik Seit der letzten Reform der Gemein- Fische verweiblichen samen Fischereipolitik 2002 werden die „„ Eine Ende Mai veröffentlichte Studie EU-Pläne in der Flaute Gesamtfangmengen nach Ansicht von beschreibt besorgniserregende Fehlbildun- „„ Das Europäische Parlament hat am Naturschutzorganisationen auf einem gen an Fischen in der Nord- und Ostsee. 20. Mai über den Entwurf der EU-Kom- zu hohen Niveau festgesetzt, sodass sich Die vom Institut für angewandte Ökolo- mission zur künftigen integrierten Euro- die erschöpften Bestände nicht erholen gie (IFAÖ) für die Umweltprobenbank päischen Meerespolitik debattiert. Kritik können. Zudem habe sich die Tage-auf- des Bundes (UPB) durchgeführte Untersu- äußerte das Parlament am „unverbindli- See-Regelung als wenig wirksam für eine chung zeigte starke Veränderungen an den chen“ Eingehen der Kommission auf den Verringerung des Fischereiaufwandes er- Geschlechtsorganen der Aalmutter (Zoar- Klimawandel. Die Abgeordneten sprachen wiesen. Derzeit gelten 88 Prozent der Be- ces viviparus): Weibliche Geschlechtszel- sich für eine Einbeziehung der Schifffahrt stände in der EU als überfischt, weltweit len bildeten sich in den Hoden der männ- in den Emissionshandel aus. Weiterhin sind es 25 Prozent. [bv] lichen Aalmutter und die Eizellen in den forderten sie die EU-Kommission auf, Eierstöcken der weiblichen Tiere waren einen eigenen Aktionsplan zur Verrin- XX www.europa.eu/rapid/ (MEMO/08/353 sowie bereits Wochen vor der Geschlechtsreife gerung der Meeresverschmutzung von IP/08/828) und dem Beginn der Paarungszeit massiv Land aus zu erarbeiten. 80 Prozent der degeneriert. Solche Fehlbildungen werten Meeresverschmutzung werden durch Fachleute als Indiz für eine Belastung der Landeinträge verursacht. Außerdem for- Tiere mit hormonell aktiven Schadstoffen. derte das Parlament die EU-Kommission Gasleitung Diese sogenannten endokrinen Stoffe kön- auf, mehr Ehrgeiz bei der Bekämpfung nen bei der Produktion und Verwendung der Schwefel- und Stickoxidemissionen EU soll Ostseepipeline kippen von Industriechemikalien oder der Anwen- von Schiffen zu zeigen und einen Plan zur „„ Die EU-Institutionen und -Mitglied- dung von Haushaltsprodukten, Pflanzen- Bergung gefährlicher Munitionsaltlasten staaten sollten den Bau der 1.000 Kilome- schutzmitteln und Medikamenten in das in Nord- und Ostsee vorzulegen. Zudem ter langen Ostseepipeline von Russland Meer gelangen. Bisher wissen die Forscher sollen Fischerei- und Handelsschiffe der nach Deutschland verhindern, falls sich noch nicht, ob und wie die Fortpflanzung EU durch die Marine geschützt werden, bestätigt, dass das Projekt zu einer Um- der Tiere beeinträchtigt wird. [bv] um die Seepiraterie zu bekämpfen. [bv] weltkatastrophe führen kann. Zu diesem Schluss kam der Petitionsausschuss des XX www.uba.de/umweltproben/aktuelles XX www.europarl.eu (Aktuelles – 19.05.2008) EU-Parlaments Ende Mai. Er kritisierte die XX Studie (PDF, 39 S., 3,4 MB): XX www.ec.europa.eu/maritimeaffairs (Deutsch) mangelnde europäische Beteiligung bei der www.kurzlink.de/aalgonaden.pdf

umwelt aktuell Juli 2008 27 Aktuell wasser & meere | Wirtschaft & Unternehmen

Überdüngung angekündigt. Die Unternehmen wollen mit Tote Zonen vervierfacht den Algen als CO2-Senken Geld durch den DIE ZUKUNFT Verkauf von CO2-Lizenzen zu verdienen. DES „„ Ein im Juni veröffentlichter WWF- Solche Großversuche seien aber wegen WIRTSCHAFTENS Bericht warnt vor dem Ersticken der Küs- der bisher unabsehbaren Folgen nicht HAT BEGONNEN! tenmeere. Von 1995 bis 2008 habe sich die gerechtfertigt, so die Begründung für das 2 Anzahl der weltweit vom Menschen ver- Moratorium, das allerdings keine recht- 2008 ursachten sauerstofffreien Zonen von 44 liche Bindung hat. Greenpeace hatte im NEU! auf 169 fast vervierfacht. Auf 150.000 bis vergangenen September in einem Bericht 200.000 Quadratkilometern Meeresboden über Eisendüngung auf zahlreiche Wis- sei fast kein Leben mehr möglich. Weitere senslücken aufmerksam gemacht. [bv] 246 Gebiete gelten als gefährdet. Hauptursache für die Bildung der XX Studie: www.kurzlink.de/gp-meeresduengung „Todeszonen“ ist die Überdüngung der Meere mit Nährstoffen aus der industriel- len Landwirtschaft, aus Abfällen und aus der Verfeuerung fossiler Brennstoffe. Dies führt zu einer übermäßigen Entwicklung Wirtschaft & Unternehmen von Organismen und toxischen Algen, der sogenannten Algenblüte. Sterben die Algen ab, verbrauchen sie am Meeresbo- Unternehmensverantwortung den Sauerstoff. Ein dauerhafter Sauerstoff- mangel zerstört das Ökosystem. Weltweit Für schärfere Haftungsregeln am stärksten betroffen ist die Ostsee mit „„ Europäische Unternehmen müssen für 42.000 bis 90.000 Quadratkilometern toter Verstöße gegen Menschenrechte und Um- Zonen. Ihr Wasser enthält heute achtmal weltauflagen in anderen Teilen der Welt SCHWERPUNKT mehr Phosphor und viermal mehr Stick- haftbar gemacht werden können. Das for- stoff als vor 100 Jahren. dert die Kampagne für Unternehmensge- Langfristpolitik und sozial- Der WWF fordert, die Nährstoffeinträ- rechtigkeit (ECCJ), ein Netzwerk zivilge- ökologischer Wandel ge in die Meere drastisch zu reduzieren. So sellschaftlicher Gruppen, von der EU. Mit komplexen Problemen müsse die EU aufhören, die Agrarindustrie Viele Staaten sind laut ECCJ nicht in der vorausschauend umgehen mit Millio­nenbeträgen zu subventionie- Lage, ihre Bevölkerung und ihre Umwelt WEITERE THEMEN ren. [bv] vor Rechtsverstößen durch internationale Konzerne zu schützen. Daher müssten die Der Environmental Performance XX Studie: www.kurzlink.de/todeszonen Herkunftsstaaten dieser Unternehmen den Index als fragwürdiges Instrument XX WWF, Jochen Lamp, Leiter Ostseebüro, Stralsund, rechtlichen Rahmen für eine Ahndung der Die Fußball-Europameisterschaft Tel. +49 (0)162 / 2914427, www.wwf.de/ostsee Vergehen schaffen. Hier müsse auch die EU als nachhaltiges Event aktiv werden. Neben einer möglichen straf- Soziale Unternehmensführung als rechtlichen Verfolgung solle sie von ihren intuitives Handeln internationalen Unternehmen verlangen, Geoengineering die sozialen und ökologischen Risiken in Gipfel stoppt Eisendüngung den Regionen, in denen sie tätig sind, of- JETZT fenzulegen. Mehr Transparenz und ein fes- PROBEABO „„ Die UN-Biodiversitätskonferenz im ter Rechtsrahmen schützten im Endeffekt ANFORDERN! Mai in Bonn hat auch ein De-facto-Mora- diejenigen Unternehmen, die sich an die torium für die großflächige und kommer- Vorschriften hielten, argumentiert ECCJ. [email protected] zielle Düngung der Meere beschlossen. Die Zahlreiche EU-ParlamentarierInnen Leseproben, Informationen zur im Rahmen der Geo­enginee­ring-Projekte begrüßten die Initiative. Eine solche Zeitschrift und Abobedingungen: geplante Eisendüngung sollte das Algen- rechtliche Verantwortung ist in anderen www.oekologisches-wirtschaften.de wachstum in den Meeren ankurbeln und Politikfeldern, etwa im Seerecht, bereits so der Atmosphäre Kohlendioxid entzie- verankert. [ms] hen. Unternehmen wie Planktos oder Cli- mos hatten bereits erste größere Versuche XX www.corporatejustice.org

28 Juli 2008 umwelt aktuell DNR intern | Aus den Verbänden verbände

kenaustausch eingeladen. Die Einschät­ DNR intern zungen über Verlauf und Ergebnisse der Aus den verbänden COP 9 (siehe auch S. 20 und 21) deckten sich weitestgehend. Die beiden Forum- Gremien Vertreter betonten, Umwelt- und Entwick­ Großdemonstrationen lungsverbände hätten während der COP DNR-Präsidium gut zusammengearbeitet, auch in ihrem 13. September: Klima beschließt und informiert Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit. schützen – Kohle stoppen Sehr souverän im Vergleich zu den Vor­ „„ Das Präsidium des Deutschen Natur­ gängerkonferenzen seien die Vertrete­ „„ Die Klima-Allianz ruft für den 13. Sep­ schutzrings (DNR) hat auf seiner zweiten rInnen der indigenen Völker aufgetreten, tember zu zwei parallelen Demonstrationen Sitzung dieses Jahres am 29. Mai Beschlüs­ auch in der Kooperation und Abstimmung an den Kohlekraftwerken Jänschwalde bei se zur Kooperation mit Firmen sowie zur mit den Nichtregierungsorganisationen Cottbus (Brandenburg) und Staudinger diesjährigen Mitgliederversammlung und aus dem Norden. Dieser neuen Qualität bei Hanau (Hessen) auf. Aus Sicht des zum Deutschen Naturschutztag 2008 ge­ müsse künftig mehr Beachtung geschenkt Bündnisses von über 90 Organisationen fasst: werden. ist das Klimaziel der Bundesregierung – Das Transparenzpapier über den Um­ Im Anschluss an die Präsidiumssitzung 40 Prozent weniger CO2-Emissionen bis gang mit Finanzmitteln aus der Wirtschaft tagten das Präsidium und die Vertrete­ 2020 – mit neuen Kohlekraftwerken nicht und der Verbandsvertretung in anderen rinnen des DNR-Betriebsrates. [hih] zu erreichen. Kohle setzt im Vergleich zu Gremien wird noch einmal überarbeitet. anderen fossilen Energieträgern besonders XX Dazu konnten wieder Stellungnahmen ein­ DNR, stv. Generalsekretärin Helga Inden-Heinrich, viel CO2 frei. Die Klima-Allianz kritisiert, gereicht werden. Nach erneuter Abstim­ Bonn, Tel. +49 (0)228 / 3590-05, Fax -96, dass durch den Bau neuer Kohlekraftwerke mung im Präsidium wird das Papier an die E-Mail: [email protected], www.dnr.de mit einer Laufzeit von 40 bis 50 Jahren XX Mitgliedsverbände weitergeleitet. COP 9: www.forum-ue.de (Presse – 30.05.2008) hohe CO2-Emissio­nen über Jahrzehnte Das Präsidium stimmte dem Programm­ festgeschrieben und die Weiterentwick­ entwurf zum 29. Deutschen Naturschutz­ lung CO2-armer Alternativen wie erneu­ tag (DNT) vom 16. bis 19. September 2008 erbarer Energien behindert würden. in Karlsruhe zu. Das gedruckte Programm DNR-Geschäftsstelle Bei Jänschwalde plant Vattenfall fünf wird Ende Juli veröffentlicht. Die Informa­ neue Braunkohletagebaue, um die Laufzeit tionen sind auch auf den Internetseiten der Umzug in Bonn bestehender Kraftwerksblöcke über 2020 Veranstalter DNR, Bundesverband Beruf­ „„ Nach dem Berliner DNR-Büro ist auch hinaus verlängern zu können. Das würde licher Naturschutz (BBN), Bundesamt für die Bonner Hauptgeschäftsstelle des Deut­ den Kraftwerkspark in Jänschwalde zum Naturschutz (BfN) sowie des Ministeriums schen Naturschutzrings umgezogen. Sie fünftgrößten CO2-Emittenten Europas für Ernährung und Ländlichen Raum Ba­ befindet sich nach der Kündigung der alten machen. Für die neuen Tagebaue müssten den-Württemberg präsent. Räume Am Michaelshof 8–10 jetzt in der fast 4.000 Menschen umsiedeln. Im Herbst Damian Ludewig wurde vom Präsidi­ Koblenzer Straße 65 ebenfalls in Bonn-Bad startet ein Volksbegehren „Keine neuen um gebeten, erneut als DNR-Vertreter für Godesberg. Telefon- und Faxnummern Tagebaue“, das die Klima-Allianz mit ihrer den Arbeitsausschuss der Klima-Allianz zu ändern sich nicht, auch E-Mail- und In­ Demonstration unterstützen möchte. kandidieren. ternetadressen bleiben gleich. Am Standort Staudinger soll ein neuer Die Vorbereitungen zur diesjährigen Die Berliner Geschäftsstelle war bereits Kraftwerksblock drei alte ersetzen, die Mitgliederversammlung sind bereits ange­ im Februar in die Marien­ straße­ 19–20 in Eon ab 2012 abschalten möchte. Der neue laufen. Sie findet am 29. November in Ber­ Berlin-Mitte gezogen. Dort arbeiten jetzt Block 6 soll jedoch erheblich größere Ka­ lin statt. Neben einem umweltpolitischen die EU-Koordination und das Redaktions­ pazitäten haben, sodass die CO2-Emissio­­ Höhepunkt mit einem hochrangigen Refe­ büro mit der umwelt-aktuell-Redaktion nen von fünf auf acht Mil­lio­nen Tonnen renten am Vormittag werden die alle vier sowie das Nachhaltigkeits-, Stromwech­ im Jahr ansteigen würden. Der größte Teil Jahre stattfindenen Neuwahlen des DNR- sel- und Quecksilberprojekt. der Kohle soll per Schiff aus Norwegen und Präsidiums ein weiterer Schwerpunkt die­ Der Gesamtumzug­ des DNR nach Ber­ Südafrika kommen, wo er unter katastro­ ser Versammlung sein. lin erfolgt zum 31. Dezember 2011. [mb] phalen Umwelt- und Sozialbedingungen Anlässlich der UN-Biodiversitätskon­ gefördert wird. [ch] ferenz hatte das Präsidium den Leiter der XX Deutscher Naturschutzring (DNR), Projektstelle Forum Umwelt und Entwick­ Koblenzer Straße 65, D-53173 Bonn, XX Die Klima-Allianz, Christina Hering, Berlin, lung Jürgen Maier und den Leitungskreis­ Tel. +49 (0)228 / 3590-05, Fax -96, Tel. 030 / 6781775-72, Fax -80, E-Mail: sprecher Michael Frein zu einem Gedan­ E-Mail: [email protected], www.dnr.de [email protected], www.die-klima-allianz.de

umwelt aktuell Juli 2008 29 verbände Aus den Verbänden | Preise & Ausschreibungen

Spitzengespräch BMU-Verbändeförderung Bei Bundespräsident Köhler Antragsschluss im August Preise & Ausschreibungen „„ Das bereits zur Tradition gewordene „„ Zur Unterstützung von Verbänden und jährliche Treffen des Bundespräsidenten Vereinigungen vergibt das Bun­des­um­welt­ Mensch und Natur 2008 mit den Vorsitzenden der großen Um­ mi­nis­te­ri­um (BMU) auch im Jahr 2009 weltorganisationen DNR, BUND, NABU, Zuschüsse für Umwelt- und Naturschutz­ Pfiffige Freiwillige vor! Greenpeace und WWF fand am 10. Juni projekte, die „das Bewusstsein und das En­ „„ Zum achten Mal zeichnen die Sendung in Berlin statt. Die Teilnehmer sprachen gagement für Umweltschutz und Natur­ ZDF.umwelt und die Deutsche Bundes­ von einem „erfolgreichen“ Gedankenaus­ schutz stärken“. Hierzu gehören laut BMU stiftung Umwelt (DBU) freiwillig im Na­ tausch. Bundespräsident Horst Köhler vor allem Projekte zu aktuellen politischen turschutz Aktive aus. Am Wettbewerb will den vom Deutschen Naturschutzring Schwerpunkten, Kinder- und Jugendpro­ „Mensch und Natur“ (muna) können sich (DNR) in einer Studie vorgestellten Ein­ jekte mit hoher Breitenwirkung, Projekte, bis zum 20. August Einzelpersonen und fluss schädlicher Subventionen für die Be­ die umwelt- und naturverträgliches Ver­ Gruppen beteiligen, die in ihrer Freizeit drohung der biologischen Vielfalt (umwelt halten fördern, sowie Maßnahmen der „mit Tatkraft und pfiffigen Ideen zum aktuell 06.08, S. 2) in einer seiner Reden Umweltberatung und Fortbildung. An Erhalt der Natur beitragen“ oder Natur­ aufgreifen. Außerdem ist eine gemeinsame den Maßnahmen muss ein besonderes schutzthemen erfolgreich in der Öffent­ Veranstaltung der Umweltverbände mit Bundesinteresse bestehen. Wissenschaft­ lichkeit vermitteln. Der Preis wird in fünf dem Bundespräsidenten zur Zukunft des liche Forschung und Investitionen werden Kategorien vergeben und ist mit insgesamt ländlichen Raums vorgesehen. [mb] nicht gefördert. Die Anträge müssen bis 25.000 Euro dotiert. Die Preise werden am zum 24. August in elektronischer und in 7. November in Osnabrück verliehen. [mb] XX DNR, Generalsekretär Helmut Röscheisen, Bonn, Papierform an die angegebenen Adressen Tel. +49 (0)228 / 3590-05, Fax -96, geschickt werden. [mb] XX DBU, Uwe Fuellhaas, Osnabrück, Tel. +49 (0)541 / E-Mail: [email protected], www.dnr.de 9633-930, Fax -990, www.dbu.de/muna XX Informationen, Antragsformular: www.bmu.de (Förderprogramme – Verbändeförderung) XX Umweltschutzprojekte: Umweltbundesamt, Fach- Deutscher Rat für Landespflege gebiet I 1.3, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau DUH-Umwelt-Medienpreis XX Naturschutzprojekte: Bundesamt für Naturschutz, Neue Stiftung errichtet Referat GK, Konstantinstr. 10, 53179 Bonn Über Lebensgrundlagen „„ Mitglieder des Deutschen Rates für „„ Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Landespflege (DRL) und dem Rat nahe­ vergibt in diesem Jahr zum 13. Mal den stehende Personen haben als Stifter die Umwelt-Medienpreis für herausragende „Stiftung des Deutschen Rates für Landes­ FÖS journalistische und schriftstellerische pflege“ eingerichtet. Zweck ist die langfri­ Leistungen zum Thema „Erhaltung der stige Beschaffung von Mitteln für den Rat Neuer Name, alte Forderungen natürlichen Lebensgrundlagen“. Die Aus­ im Sinne der 1961 beschlossenen Grünen „„ Der Förderverein Ökologische Steuer­ zeichnung soll Autoren und Autorinnen Charta von der Mainau. Die gemeinnützige reform (FÖS) hat sich umbenannt. „Forum anspornen, sich mit der Zukunft der Erde Stiftung liegt in Trägerschaft der Lennart- Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft – sowie mit Chancen und Risiken künftiger Bernadotte-Stiftung auf der Insel Mainau Green Budget Germany“ ist der neue Entwicklungen für Mensch und Natur aus­ bei Konstanz. Gemeinnützigkeit und Steu­ Name, den die Mitgliederversammlung im einanderzusetzen. Wer den Preis bekommt, erfreistellung sind bereits anerkannt. Juni beschloss. Den Adam-Smith-Preis für entscheidet der Bundesvorstand der DUH. Der Deutsche Rat für Landespflege ist marktwirtschaftliche Umweltpolitik ver­ Die Preisverleihung findet in Berlin statt ein interdisziplinäres, unabhängiges und lieh der FÖS an Barbara Hendricks (SPD) und wird bundesweit bekannt gemacht. Es ehrenamtliches Expertengremium aus Ver­ und Reinhard Loske (Grüne). Die Politi­ handelt sich um eine undotierte Auszeich­ tretern von Wasserwirtschaft, Ökologie, kerInnen seien maßgeblich an der Um­ nung. Bis zum 31. August können Journa­ Landes- und Städteplanung, Landschafts­ setzung der Ökologischen Steuerreform listen, Filmerinnen, Redakteure, Umwelt­ ökologie, Umweltmedizin, Umwelt­ethik, beteiligt gewesen, so der wiedergewählte gruppen, Autorinnen und Verleger für den Agrar- und Forstwissenschaften, Rechts­ FÖS-Vorsitzende Anselm Görres. [io] Preis vorgeschlagen werden. [mbu] wissenschaften und Ökonomie. [mb] XX Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), XX DUH-Umwelt-Medienpreis, Erika Blank, Radolf- XX DRL e.V., Bonn, Tel. +49 (0)228 / 331097, E-Mail: München, Tel. +49 (0)89 / 520113-13, Fax -14, zell, Tel. +49 (0)7732 / 9995-90, Fax -88, [email protected], www.landespflege.de E-Mail: [email protected], www.foes.de E-Mail: [email protected], www.duh.de (Presse)

30 Juli 2008 umwelt aktuell Preise & Ausschreibungen verbände

Solarpreise Klimawettbewerb B.A.U.M.-Umweltpreis Erneuerbaren-Vorbilder Wer rettet die Alpen? Klaus Töpfer und Reinhold europaweit gesucht „„ Die Internationale Alpenschutzkom­ Messner geehrt mission Cipra hat im Rahmen ihres Pro­ „„ Die Ausschreibung für die nationalen jekts „cc.alps“ einen Wettbewerb mit Prei­ „„ Die diesjährigen B.A.U.M.-Umwelt­ und Europäischen Solarpreise 2008 hat be­ sen im Gesamtwert von 100.000 Euro ins preise sind im Juni in Stuttgart an Persön­ gonnen. Eurosolar, die europäische Verei­ Leben gerufen. Passend zum cc.alps-Motto lichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft nigung für erneuerbare Energien mit Sek­ „Klimawandel: Einen Schritt weiter den­ und Medien verliehen worden. Der Um­ tio­nen in Deutschland, Österreich, Luxem­ ken“ sollen Projekte, mit denen die Folgen weltpolitiker Klaus Töpfer wurde für sei­ burg und zehn weiteren Ländern, bittet um des Klimawandels in den Alpen gemildert nen Einsatz für Ökologie und Völkerver­ Nominierungen. Gesucht werden Projekte, oder die Anpassung an die Folgen verein­ ständigung besonders in der Dritten Welt die sich bei der Nutzung von erneuerbaren facht werden können, ausgezeichnet wer­ geehrt. Für Töpfer bedeute Umweltpolitik Energien bereits bewährt haben. Sie müs­ den. Die Hauptpreise betragen 20.000, die immer auch Friedenspolitik, sagte der Prä­ sen spätestens Ende 2008 abgeschlossen Nebenpreise 10.000 Euro. Teilnehmen sident des Deutschen Naturschutzrings, sein. Eine Jury ermittelt die Preisträger in können sowohl Privatpersonen und Fir­ Hubert Weinzierl, in seiner Laudatio. neun verschiedenen Kategorien, darunter men als auch Vereine, Verwaltungen und Der Bergsteiger Reinhold Messner erhielt Kommunen, Betriebe, Vereine, Medien andere Organisationen. Einreichtermin ist die Auszeichnung des Bundesdeutschen und Bildungseinrichtungen, aber auch der 31. Juli. Arbeitskreises für Umweltbewusstes Ma­ „Transportsysteme mit erneuerbaren En­ Cipra ist eine nichtstaatliche Dachor­ nagement für sein soziales Engagement ergien“ und „Solares Bauen“. Bildungsein­ ganisation mit nationalen Vertretungen in für alpine Bergvölker. Bundesumwelt­ richtungen und private Plus­energiehäuser den Alpenländern, die rund 100 Verbän­ minister Sigmar Gabriel und der baden- können eine Solarplakette gewinnen. de und Organisationen aus sieben Alpen­ württembergische Ministerpräsident Gün­ Die Sieger der nationalen Solarpreise staaten vertritt. Sie arbeitet für eine nach­ ther Oettinger überreichten die Preise. qualifizieren sich automatisch für das haltige Entwicklung in den Alpen und setzt Weitere Preisträger sind Eckhard Thies europäische Auswahlverfahren. Die Pro­ sich für das Natur- und Kulturerbe und vom Autokonzern ZF Friedrichshafen, der jektbeschreibungen sind bis zum 31. Juli die regionale Vielfalt sowie für Lösungen Naturschutzmanager Claus-Peter Hutter, einzureichen. [tt, mb] grenzüberschreitender Probleme ein. [io] der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhu­ ber und das ZDF-Magazin Frontal 21. [mb] XX Eurosolar, Daniel Craffonara, Bonn, XX cc.alps, Aurelia Ullrich, Schaan (Liechtenstein), Tel. +49 (0)228 / 362375, Fax 361279, Tel. +423 (0)237 / 4033, E-Mail: XX B.A.U.M. e.V., Hamburg, Tel. +49 (0)40 / E-Mail: [email protected], www.eurosolar.de [email protected], www.cipra.org/cc.alps 49071100, www.baum-umweltpreis.de

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umwelt aktuell Juli 2008 31 Service Rezensionen

Konsumieren mit Köpfchen Energie. Macht. Leben Rezensionen Mehr oder weniger Konsum gilt – je nach Standpunkt – Ein großer Titel und viel Bewegung als Allheilmittel zur Durchsetzung der Pläne ganz unter­ in der Energiedebatte, die Erkennt­ schiedlicher Interessenvertreter. Ob diese Unterschiede nisse schnell veralten lassen. High­ unter einen Hut gebracht werden können, haben lights gibt es im vorliegenden Sam­ WirtschaftswissenschaftlerInnen untersucht. melband dennoch.

„„ Politiker wer- Von Anfang an war die geteilte Ver- „„ Im Titel dieses den nicht müde, antwortung für nachhaltigen Konsum Sammelbandes für einen gestei- Leitidee der ForscherInnen. Genau dies steckt alles drin: gerten Konsum verbirgt sich auch hinter dem sperrigen Spannung, Mensch- zu plädieren. Ihr Begriff „polyzentrische Verbraucherpo- liches, Grundsätz- Argument: Damit litik“. Die empirischen Untersuchungen liches. Hohe Erwar- könne die Wirt- ergaben allerdings kein einheitliches Bild. tungen, die die He- schaft angekurbelt, Wie die WissenschaftlerInnen feststellten, rausgeber wecken. die Arbeitslosigkeit lassen sich „Otto Normalverbraucher“ oder Doch leider hält abgebaut werden. „König Kunde“ nicht über einen Kamm der Band nur be- Umweltverbände hingegen setzen sich für scheren, sondern sind äußerst heterogen. dingt, was der Titel verspricht. Dafür sind weniger Verbrauch ein, weil dadurch die Es gibt nicht „die Verbrauchergruppe“, die die insgesamt elf Artikel, die auf einer Vor- begrenzten Ressourcen geschont werden. sich nachhaltig verhält. Ebenso wenig exis- lesungsreihe im Sommersemester 2007 an Angesichts der Knappheit dieser Ressour- tiert „die Politik“ oder „die Wirtschaft“, der Universität Cottbus beruhen, zu wenig cen und des Klimawandels müssen sich die die sich nachhaltigem Konsum verpflich- aufeinander abgestimmt, zu dünn, zu un- Industrieländer­ mit den Fragen beschäfti- tet oder widersetzt. Allerdings haben die verständlich strukturiert. Bei vier Beiträ- gen: Was ist nachhaltiger Konsum? Wer ist AutorInnen bei allen Akteuren eine Kern- gen, die ursprünglich als Podiumsdiskus- dafür verantwortlich? Welche Rolle spielt gruppe ausgemacht, die sich mit nachhal- sion organisiert waren, fehlt jeder Hinweis dabei die Verbraucherpolitik? tigem Konsum auseinandersetzt und sich auf eine Diskussion – obwohl man ahnt, Darauf versuchen die AutorInnen entsprechend verhält. Zum Beispiel kön- dass es im Hörsaal durchaus interessant Antworten zu geben. Im Rahmen des nen VerbraucherInnen im Kleinen etwas gewesen sein muss, als Braunkohle auf Verbundforschungsprojekts „Nachhalti- bewegen, indem sie Produkte aus fairem Windenergie stieß und Verbraucherschutz ger Konsum und Verbraucherpolitik im Handel kaufen oder ihre Plastiktüte wie- auf Unternehmensinteressen.­ 21. Jahrhundert“ an der TU München un- derverwenden. Zudem leidet das Heft an den rasanten tersuchten sie dafür das Verbraucherver- Der Nachhaltigkeitsbegriff, wie wir ihn politischen Entwicklungen in der Ener- halten in puncto Ernährung, beim Woh- kennen, geht auf den Umweltgipfel von Rio giepolitik. Einige der über ein Jahr alten nen und bei der Fortbewegung. Kaufen de Janeiro 1992 zurück. Dort kam man zu Artikel sind in Teilen bereits veraltet. Zwar diejenigen auch tatsächlich im Bioladen dem Schluss, dass nicht-nachhaltige Kon- vermerken die Herausgeber im Vorwort ein, die im Fragebogen angeben, dass sie sum- und Produktionsweisen die Hauptur- einige jüngere Entwicklungen, doch eine Ökoprodukte gut finden? Wer fährt mit sache für globale Umweltprobleme seien. Aktualisierung hätte den Texten gutgetan. dem Fahrrad zur Arbeit, wer achtet auf Deshalb sollten alle Länder, voran die In- Nicht ersichtlich ist zudem, welche inhalt- vernünftiges Heizen in den eigenen vier dustriestaaten, nachhaltige Konsummuster lichen Überlegungen hinter der Auswahl Wänden? fördern. Von Anfang an galt also Konsum der Beiträge stehen. Neben einigen Über- Die Verfasser, überwiegend Wirt- als zentraler Ansatzpunkt für eine nachhal- blicksartikeln werden einzelne Themen schaftswissenschaftler, plädieren für eine tige Entwicklung. Wir VerbraucherInnen wie Wärmedämmung an Gebäuden oder neue Verbraucherpolitik, die verschiedene haben es in der Hand: Laden wir nachhaltig Windenergie sehr detailliert betrachtet, zu Akteure zur Verantwortung zieht. Denn, hergestellte Produkte in unseren Einkaufs- anderen finden sich nur vereinzelte Hin- so ihr Fazit, König Kunde kann nicht allein korb, verschwenden wir keine Ressourcen. weise. Zu letzteren zählt auch die CO2-Ab- für nachhaltigen Konsum (oder den Ver- Dann darf es gern auch mal etwas mehr scheidung und -Speicherung – ein Thema, zicht darauf) in die Pflicht genommen wer- sein. [Marion Busch] das man bei der Brandenburgischen Tech- den. Hier sind auch der Staat, Unterneh- nischen Universität unwillkürlich erwartet men, Verbände und die Medien gefragt. XX Belz, F.-M. et al. (Hrsg.): Nachhaltiger Konsum hätte. Als letzter Kritikpunkt sei auf das Die Verbraucherpolitik steht im Mittel- und Verbraucherpolitik im 21. Jahrhundert. Geschlechterverhältnis der Autorenschaft punkt der Betrachtung, weil ohne sie nach- Metropolis, Marburg 2007, 323 S., 34,80 €, verwiesen: Männer elf, Frauen null. haltiger Konsum keine Chance hat. ISBN 978-3- 89518-601-1 Doch diese Schwächen sollten nicht

32 Juli 2008 umwelt aktuell Rezensionen Service

darüber hinwegtäuschen, dass der Sam- dabei, die Agrarsubventionen zu kürzen. Die Klimasau drinlassen melband einige sehr interessante Artikel Zudem werden immer häufiger landwirt- und Ansätze enthält. So blickt etwa der schaftliche Flächen für den Anbau von „„ Klaus Füsser, ehemalige Atommanager und spätere Ener­giepflanzen für Biosprit genutzt. Für studierter Bauin- Atomkraftgegner Klaus Traube auf die die weltweite Agrarwirtschaft bedeutet dies: genieur und Jour- Jahrzehnte der energiepolitischen Dis- Die unterschiedlichen Interessen müssen nalist mit dem kussionen in der Bundesrepublik zurück unter einen Hut gebracht werden. Schwerpunkt Kli- und stellt einige erstaunliche Parallelen Wie dies geschehen kann, darüber maschutz, wollte zur heutigen Debatte fest. Holger Krawin- haben im April 2008 zahlreiche Vertre- wissen, wie klima­ kel verdeutlicht, welches die Interessen terInnen aus Wissenschaft, Industrie und belastend oder der Verbraucher sind, und Wolf Schluch- Politik in Fulda diskutiert. Aus der Vor- klima­freund­lich ter denkt über völlig neue Ansätze wie das tragstagung des Kuratoriums für Tech- seine eigene Fami- virtuelle Kraftwerk nach. Auch Hartwig nik und Bauwesen in der Landwirtschaft lie lebt. Er fand zunächst heraus, dass jeder Berger wirft interessante Fragen auf, etwa (KTBL) ging das Buch „Energieeffiziente Bundesbürger im Durchschnitt elf Tonnen die, warum der Übergang vom fossilen zu Landwirtschaft“ hervor. Die AutorInnen Klimagase im Jahr erzeugt, wobei das per- einem solaren Energiesystem so unver- beschreiben darin Möglichkeiten für einen sönliche Spektrum von 3,5 bis 35 Tonnen schämt lange dauert. Seine These: Es geht sparsameren Energieeinsatz in der Agrar- reicht. Eine global verträgliche Emission nicht nur darum, eine Technologie gegen produktion. Die effizientere Nutzung von läge bei zwei Tonnen pro Erdenbürger. eine andere auszutauschen, sondern um Fläche, Wasser und Nährstoffen steht im Füsser hat dann recherchiert und ge- Gewohnheiten, Denkweisen, Mentalitäten. Mittelpunkt der Betrachtungen. Das Buch rechnet, um den einzelnen „Klimasaue- Die Menschen haben das fossile Zeitalter zeigt den aktuellen Wissensstand beim reien“ und den alternativen Handlungs- so verinnerlicht, dass grundlegende struk- Pflanzenbau, der Tierhaltung und den re- möglichkeiten den jeweiligen Ausstoß des turelle Veränderungen notwendig sind, generativen Energien. Treibhausgases CO2 zuordnen zu können. wenn wir den Wandel schaffen wollen. Die historische Entwicklung vom Herausgekommen ist ein übersichtlich ge- Letztlich verhält es sich mit „Energie. Ackern mit Nutztieren und menschlicher gliederter Klima-Check für jedermann und Macht. Leben“ wie mit vielen Sammelbän- Handarbeit bis zum Fahren eines Traktors -frau, der einerseits eine Abschätzung des dern: Einige schwache Artikel und eine ist Thema in Kapitel I. Weitere Autoren persönlichen Beitrags zum CO2-Ausstoß etwas unklare Struktur trüben das Auge beleuchten ökonomische Aspekte der ermöglicht und andererseits mit prakti- für die versteckten Highlights, die die He- Agrar­wirt­schaft sowie die Ökobilanzen schen Tipps Einsparpotenziale aufzeigt. rausgeber in diesem Fall leider nur unzu- von Düngemitteln oder Pestiziden. Neben Wobei Einsparen bei Füsser nicht Askese reichend herauszustellen vermochten. dem Ackerbau geht es in dem Buch auch heißt, sondern vor allem bewusster und ge- [Markus Steigenberger] um den optimalen Energieeinsatz in der sünder leben, technische Fortschritte nut- Tierhaltung: An welchen Stellen können zen und Gewohnheiten infrage stellen. XX Schluchter, W.; Becker, J.; Elger, U. (Hrsg.): dort Heizwärme und Strom gespart wer- Mit 40 Tipps und kurzen Hintergrund- Energie. Macht. Leben. Band zur Vortragsreihe den? Als eine Alternative nennt der Ver- beiträgen erschließt er die Themen Kon- des Humanökologischen Zentrums der BTU fasser des Kapitels die Erdwärmenutzung sum, Heizung und Warmwasser, Verkehr, Cottbus im Sommersemester 2007, Cottbus 2008, in der Kinderstube der Schweinchen, im Ernährung sowie Stromnutzung im Haus- 112 S., ISSN 1434-6834. Kostenloser Download Fachjargon Abferkelstall genannt. Die halt. Er sortiert, was besonders effektiv ist, (3 MB): www.kurzlink.de/btu-hoez-sose07.pdf zusätzliche Einnahmequelle für Bäuerin- und beschreibt, wie Lebensqualität mit nen und Bauern, nämlich den Anbau von umweltbewusstem Verhalten zusammen- Energiepflanzen zur Biosprit­erzeugung geht. Neben dem Klimarechner bietet das analysieren die AutorInnen ebenso wie die Buch auch noch ein Schema für ein syste- Energiesparen beim Ackern Abwärmenutzung von Biogasanlagen. matisches persönliches Klimaschutzpro- „„ Immer mehr Nicht nur für Techniker eine inter- gramm. Menschen auf der essante Lektüre, sondern für alle, denen Während Füsser schön knapp und kei- Erde brauchen eine Landwirtschaft am Herzen liegt, in nesfalls moralisch, aber auch eher trocken, immer mehr zu der nicht länger kostbare Ressourcen ver- faktenreich und sachorientiert schreibt essen. Die Welter- schwendet werden. [Marion Busch] und sich sein Buch damit als Praxishilfe nährungskrise be- für den zu handeln Gewillten eignet, soll- herrschte in diesem XX Kuratorium für Technik und Bauwesen in der te man Menschen, die erst noch erwärmt Jahr über lange Zeit Landwirtschaft (Hrsg.): Energieeffiziente Land- werden müssen, die Klimasau auch im die Schlagzeilen. wirtschaft. KTBL-Schrift 11463, Darmstadt 2008, eigenen Leben zu suchen, vielleicht zuvor Gleichzeitig ist die Europäi­sche Union 248 S., 25,– €, ISBN 978-3-939371-59-5 Peter Unfrieds Buch „Öko. Al Gore, der

umwelt aktuell Juli 2008 33 Service Rezensionen | Internet

neue Kühlschrank und ich“ (umwelt ak- Chemikalien- Alles über Rekommunalisierung tuell 04.08, S. 32) verabreichen. internet sensibilität „„ Öffentliche Güter werden seit Jahren [Roland Quester] „„ Das von Be- privatisiert und von Kommunen und Städ- troffenen, deren ten verkauft, die sich damit ihrer Daseins- XX Füsser, K.: Bin ich eine Klimasau? Klima schützen Angehörigen und vorsorgepflicht entziehen. Dieser Trend und damit besser leben. Riemann, München 2008, Freunden, Rechts- könnte rückläufig sein. Zumindest bei 240 S., 12,95 €, ISBN 978-3-570-50094-1 anwälten, Wis- der Wasserversorgung erkennen immer senschaftlern und mehr Verantwortliche Fehlentwicklungen Umweltmedizinern aus den USA und und neue Abhängigkeiten, die die Bürge- Deutschland gegründete Chemical Sensi- rInnen teilweise teuer zu stehen kommen. Bewegungshandbuch tivity Network (CSN) bietet auf seiner In- Besonders in ärmeren Ländern sind die „„ 770 Seiten hat das Handbuch über sozi- ternetseite umfangreiche Informationen Versorgungsbedingungen nach Privati- ale Bewegungen, das von Anti-Arbeiter- bis zu Chemikaliensensibilität und Umwelt- sierungen aufgrund neoliberaler Vorgaben Schwulenbewegung zwanzig unterschied- krankheiten. Die Seite weist auf besonde- meist (noch) schlechter als vorher. Um die liche Themenfelder beschreibt. Die selbst re Kliniken hin und gibt allgemeine Rat- Rückkäufe von Städten, die die Wasserver- hochgradig engagierten AutorInnen sahen schläge für schon Betroffene. Außerdem und Abwasserentsorgung wieder als ihre sich dabei unter anderem mit dem Problem gibt es ein Forum und ein Gästebuch. Die Aufgabe ansehen, zu dokumentieren und konfrontiert, dass sich Bewegungen stetig Webseite richtet sich jedoch nicht nur an diesen Trend zu unterstützen, haben die im Prozess befinden und es in Deutschland Erkrankte, sie will im Allgemeinen über Kampagnengruppen Corporate Europe keine etablierte Bewegungsforschung gibt. Chemikaliensensibilität und andere Um- Observatory und das Transational Institute Durch eine klare Strukturierung der ein- weltkrankheiten aufklären. So wird bei- eine Internetseite geschaltet. Dort gibt es zelnen Kapitel ist es dennoch gelungen, spielsweise in der Rubrik Umweltpolitik unter anderem eine Weltkarte mit Fallbei- grundlegende Entwicklungslinien, Ideo­ auf die aktuelle politische und gesetzliche spielen. [jg] logien und Ziele sowie Strategien und Lage in Deutschland aufmerksam gemacht. Aktionen der jeweiligen Bewegungen Zusätzlich zur Webseite gibt es auch einen XX www.remunicipalisation.org aufzuzeichnen. Wer auf schnelle Weise CSN-Blog mit über dreißig Themen, da- einen Überblick über die Strömungen der runter die Krankmacher Schule, Beruf, letzten Jahrzehnte haben möchte, dem sei Pestizide und Duftstoffe oder auch die Bei Anruf Naturschutz das Handbuch sehr empfohlen. Rubriken Menschrechte, Umweltschutz „„ Anlässlich des vierten Weltnaturschutz- Für einen detaillierten Blick auf die und Lifestyle. [io] kongresses im Oktober in Barcelona haben einzelnen Aspekte ist jedoch andere Li- der WWF, die Weltnaturschutzunion­ teratur nötig (Liste im Anhang). Für die XX www.csn-deutschland.de IUCN und der Mobilfunkkonzern Nokia Umwelt- und Tierschutzbewegung, Autor XX www.csn-deutschland.de/blog ein Internetportal eingerichtet. Unter dem ist Karl-Werner Brand, sind beispielsweise Motto „Wie lebt der Mensch mit der Natur nur 24 Seiten reserviert, wobei der Anti- und wie kann man sie schützen?“ sind Besu- atomkraftbewegung ein eigenes Kapitel Schweizer Biobauernaustausch cherInnen eingeladen, eigene Erfahrungen (Dieter Rucht) gewidmet ist. Brands Fazit: „„ Das Forschungsinstitut für biologischen und Ideen zu veröffentlichen. In verschie- Die Umwelt- und Tierschutzbewegung in Landbau FiBL und die Vereinigung der denen Unterkategorien wie „Wasser“ oder Deutschland habe „ihre Mobilisierungs- Schweizer Biolandbau-Organisationen „Globale Erwärmung“ können Interes- kraft keineswegs eingebüßt“, auch wenn Bio-Suisse haben zusammen mit kanto- sierte Texte, Bilder oder Videos zu diesen das „klare Feindbild“ durch relative Erfol- nalen Bioberatungsbüros eine Internet- Themen auf die Seite stellen. In Blogs und ge verloren gegangen sei. Als Bewegung plattform für ökologisch orientierte Land- Foren werden Beiträge diskutiert und be- werde sie intern immer wieder gegen eine wirte ins Netz gestellt. Neben aktuellen wertet. Bis zum Oktober werden die drei Opposition ankämpfen, die radikalere Meldungen werden Fachinformationen am häufigsten gewerteten Einsendungen Zielsetzungen verfolge, könne sich dabei zu verschiedenen Bereichen des Bioland- ermittelt. Den Gewinnern winkt als Preis aber auf stabile Infrastrukturen und eine baus bereitgestellt. Zudem können Bio- ein Telefon sowie die Vorführung ihres wachsende öffentliche Sensibilität verlas- bäuerinnen und -bauern Fragen äußern, Beitrags auf dem IUCN-Kongress. Die in sen. [jg] sich beraten lassen oder sich untereinander englischer Sprache gehaltene Internetsei- austauschen. te informiert per Countdown sekündlich XX Roth, R.; Rucht, D. (Hrsg.): Die sozialen Bewe- Die Internetseite gibt es auf Deutsch über die verbleibende Zeit bis zum Start gungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch. und Französisch. [io] des Kongresses. [tt] Campus, Frankfurt/Main, 770 S., 49,90 €, ISBN 978-3-593-38372-9 XX www.bioaktuell.ch XX www.connect2earth.org

34 Juli 2008 umwelt aktuell Neu erschienen Service

XX Abbott, C.; Rogers, cing ancillary benefits. Technical Report 2/2008. neu erschienen P.; Sloboda, J.: Jenseits Kopenhagen, 67 S., ISBN 978-92-9167-122-9. Ko- Impressum des Terrors. Was stenloser Download (PDF, 1,4 MB): http://reports. umwelt aktuell Juli 2008 unsere Welt wirklich eea.europa.eu/technical_report_2008_2/en ISSN 1865-3901 bedroht. Edition Nautilus, Hamburg 2008, XX Gärtner, S.; Reif, A. et al.: Integration von Natur- 121 S., 10,– €, ISBN schutzzielen in die Landnutzung: Lösung von Herausgeber: Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umwelt- 978-3-89401-571-8 Zielkonflikten durch Partizipation und mithilfe schutzverbände (DNR) e.V., Koblenzer Straße 65, eines Entscheidungsunterstützungssystems. D‑53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 / 3590-05, Fax -96, XX Albrecht, J.: Umweltqualitätsziele im Gewäs- Shaker, Aachen 2008, 220 S., 29,80 €, E­‑Mail: [email protected], www.dnr.de serschutzrecht. Eine europa-, verfassungs- und ISBN 978-3-8322-7082-7 Verlag: oekom verlag, Gesellschaft für ökolo­gische verwaltungsrechtliche Untersuchung zur Kommunikation mbH, Waltherstra­ße 29, Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie am XX Füreder, L.: Flusskrebse. Biologie – Ökologie – D-80337 München, Tel. +49 (0)89 / 544184-0, Fax -49, Beispiel des Freistaates Sachsen. Schriften zum Gefährdung. Ein wissenschaftlicher Band über E-Mail: [email protected], www.oekom.de Gesellschafter und Anteile: Jacob Radloff, Felda- Umweltrecht. Duncker & Humblot, Berlin 2007, eines der ältesten Lebewesen der Erde. Folio, fing, 77 %, Christoph von Braun, München, 23 % 569 S., 104,– €, ISBN 978-3-428-12447-3 Wien 2008, 128 S., 28,– €, ISBN 978-3-85256-406-7 Chefredaktion: Helga Inden-Heinrich [hih] (Deutsch- XX Baer, P.; Athanasiou, T.; Kartha, S.: The Right land, verantw.), Markus Steigenberger [ms] (Europa und to Development in a Climate Constrained XX Kahnt, G.: Leguminosen im konventionellen Inter­nationales, verantw.), Kontakt siehe Redaktion World. The Greenhouse Development Rights und ökologischen Landbau. DLG, Frankfurt/M. Redaktion: Juliane Grüning [jg], Matthias Bauer [mb], Framework. Berlin 2007, 96 S., kostenlos, 2008, 200 S., 29,90 €, ISBN 978-3-7690-0699-5 Marion Busch [mbu], Maike Vygen [mv], Bjela Vossen [bv] Kontakt: umwelt aktuell, Marienstraße 19–20, D-10117 ISBN 978-3-927760-71-4. Hrsg./Bezug: Berlin, Tel. +49 (0)30 / 6781775-82, -81, Fax -80, XX Heinrich-Böll-Stiftung, www.boell.de. Krumbein, W. et al. (Hrsg.): Kritische Regional- E-Mail: [email protected], www.dnr.de/publikationen Download und Eckpunkte auf Deutsch: wissenschaft. Gesellschaft, Politik, Raum – Redaktionelle Mitarbeit: Isabel Oettinger [io], Tim www.boell.de/alt/de/04_thema/5448.html Theorien und Konzepte im Überblick. Treibmann [tt], Florian Noto [fn], Christina Hering [ch] Westfälisches Dampfboot, Münster 2008, 400 S., XX Bormann, I.; de Haan, G.: Kompetenzen 29,90 €, ISBN 978-3-89691-738-6 Schlusskorrektur: Gotlind Blechschmidt der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Grafik/DTP: Matthias Bauer, Juliane Grüning Anzeigen: oekom verlag, Stefanie Gritsch, Operationalisierung, Messung, Rahmen­ XX OECD (Hrsg.): Biofuels. Linking Support to Tel. +49 (0)89 / 544184-25, E-Mail: [email protected] bedingungen, Befunde. VS, Wiesbaden 2008, Performance. ITF Round Tables No. 138, OECD/ Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, 276 S., 39,– €, ISBN 978-3-531-15529-6 ITF 2008, 224 S., 75,– €, ISBN 978-92-82-10179-7 D-86399 Bobingen. Druck auf 100 % Altpapier Erscheinungsweise: monatlich am Monatsanfang XX Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und XX Parodi, O.: Technik am Fluss. Philosophische Redaktionsschluss: 10. des vorhergehenden Monats Reaktorsicherheit (Hrsg.): Deutschsprachige und kulturwissenschaftliche Betrachtungen. Abonnements/Bestellungen/Probeabos: Medienempfehlungen (2002–2007) zum Hochschulschriften zur Nachhaltigkeit Band 41. Rhenus Medien Logistik, Landsberg, Tel. +49 (0)8191 / 97000-378, Fax -103, E-Mail: [email protected] Thema biologische Vielfalt. Download (PDF, oekom, München 2008, 438 S., 49,90 €, ISBN Titelfoto: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt 263 kB): www.kurzlink.de/medien-biodiv-bmu 978-3-86581-101-1 Die Redaktion behält sich Kürzung und Bearbeitung von Beiträgen vor und haftet nicht für unverlangt XX Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und XX Peters, W. et al.: Erfassung, Bewertung und eingesandtes Material. Namentlich gezeichnete Beiträge Reaktorsicherheit; Umweltbundesamt (Hrsg.):.... Sanierung von Biodiversitätsschäden nach geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion/des Leitfaden für die umweltgerechte Organisation der EG-Umwelthaftungs-Richtlinie. Landwirt- Herausgebers wieder. von Veranstaltungen. BMU/UBA, Berlin/Dessau schaftsverlag, Münster 2008, 310 S., 22,– €, 2008, kostenloser Download (PDF, 225 kB): www. ISBN 3-7843-3952-8 Dieses Projekt wird finanziell vom Bundesumweltminis- terium ­gefördert. Die Förderer übernehmen keine Ge- umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3459.pdf währ für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit XX Ponce, J.: Sackgassen des Helfens und Möglich- der Angaben sowie für die Beachtung der Rechte Dritter. XX Dehnhardt, A.; Petschow, U. (Hrsg.): keiten von Entwicklung. Eine Bilanz aus La- Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht Sustainability in River Basins. A Question of teinamerika. Westfälisches Dampfboot, Münster mit denen der Förderer übereinstimmen. Governance. oekom, München 2008, 336 S., 2008, 240 S., 24,90 €, ISBN 978-3-89691-742-3 39,80 €, ISBN 978-3-86581-034-2 XX Stahlmann, V.: Lernziel: Ökonomie der Nach- XX Europäische Umweltagentur (Hrsg.): Success haltigkeit. Eine anwendungsorientierte Über- stories within the road transport sector on sicht. oekom, München 2008, 330 S., 49,90 €, reducing greenhouse gas emission and produ- ISBN 978-3-86581-099-1

umwelt aktuell Juli 2008 35 Service Termine

JuLi 12.–13.07., Lüchow/Wendland (D) Termine Atommüll und Endlager. Statusseminar Bis 31.08., XX BI Umweltschutz, Fax +49 (0)5841 / 3197, Karriere Gelsenkirchen (D) E-Mail: [email protected], 4. Job- und www.asse2.de (Termine) für eine Bildungsmesse Erneuerbare Energien 13.–17.07., Vilm/Rügen (D) bessere Welt XX Wissenschaftsladen 8. Vilmer Sommerakademie Bonn, Tel. +49 (0)228 / 20161-23, -24, Fax 265287, XX Bundesamt für Naturschutz (BfN), Tel. +49 Karriere machen, die Welt ver- E-Mail: [email protected], www.jobmesse-ee.de (0)38301 / 8611-2, Fax -7, E-Mail: martina.finger@ bessern und auch noch glücklich sein – das sind ja gleich drei bfn-vilm.de, www.bfn.de/0603_kalender.html Wünsche auf einmal! Das geht doch 02.–04.07. Magdeburg (D) gar nicht! – Oder doch? Das Buch Gesunde Lebenswelten gemeinsam gestalten. 12.07., Paris (F) »Die Zukunftsmacher« stellt Ihnen Gesundheitsfördernde, soziale Stadtentwicklung. Europäische Anti-Atom-Demonstration 23 inspirierende Menschen vor, die Sommerakademie XX Réseau Sortir du nucléaire, es geschafft haben, ihr Leben in den Dienst einer guten Sache zu stellen, XX Hochschule Magdeburg-Stendal, Tel. +33 (0)4 / 79361319, E-mail: 12juillet-paris@ erfolgreich zu sein und dabei Tel. +49 (0)391 / 886-4287, Fax -4736, sortirdunucleaire.org, www.sortirdunucleaire.org glücklich und zufrieden zu werden. E-Mail: [email protected], www.sgw.hs-magdeburg.de/sommerakademie 16.–19.07., Berlin (D) J. Stefa´n ska, W. Hafenmayer Reconciling Human Existence with Ecological Die Zukunftsmacher 04.07., Berlin (D) Integrity. Konferenz Eine Reise zu Menschen, die die Welt Umgebungslärm­richtlinie: Eine Chance für eine XX GEIG, Klaus Bosselmann, E-Mail: k.bosselmann@ verändern – und was Sie von ihnen leisere Stadt oder nur verlorene Zeit? Workshop auckland.ac.nz, www.globalecointegrity.net lernen können XX Grüne Liga, Tel. +49 (0)30 / 2044-745, Fax -468, 253 Seiten, mit Farbfotos, 19,90 EUR ISBN 978-3-86581-086-1 E-Mail: [email protected], www.uglrinfo 17.–19.07., Laufen/Bayern (D) Umbrüche im Alpenraum. Tagung 04.–07.07., Vilm/Rügen (D) XX Bayerische Akademie für Naturschutz und Aktuelle Fachfragen zum Artenschutz bei Landschaftspflege, Tel. +49 (0)8682 / 89630, E-Mail: genehmigungspflichtigen Vorhaben. Tagung [email protected], www.rce-event.de/ Erhältlich bei www.oekom.de, XX Bundesamt für Naturschutz (BfN), Tel. +49 on_doc/120904177290.pdf [email protected], (0)38301 / 8611-2, Fax -7, E-Mail: martina.finger@ Fax +49/(0)81 91/97 000-405 bfn-vilm.de, www.bfn.de/0603_kalender.html 26.07.–09.08., Gießen – Kassel – Magdeburg (D) Tour de Natur 2008. Demonstration/Radtour 08.07., Berlin (D) XX Grüne Liga, Johann Schmidt, Dresden, Die neuen Regelungen des EEG. Fachtagung Tel. +49 (0)351 / 4943354, E-Mail: XX Bundesverband Windenergie, [email protected], www.tourdenatur.net Tel. +49 (0)30 / 28482-128, Fax -107, E-Mail: [email protected], www.bwe-seminare.de 27.07.–01.08., Vilm/Rügen (D) Biodiversität und Wasser in der Entwicklungs­ 08.–11.07., Vilm/Rügen (D) zusammenarbeit. Schwerpunktseminar Aktuelle Fragen zur Entwicklung des XX Bundesamt für Naturschutz (BfN), Tel. +49 Naturschutzrechts im marinen Bereich. Tagung (0)38301 / 8611-2, Fax -7, E-Mail: martina.finger@ XX Bundesamt für Naturschutz (BfN), Tel. +49 bfn-vilm.de, www.bfn.de/0603_kalender.html (0)38301 / 8611-2, Fax -7, E-Mail: martina.finger@ bfn-vilm.de, www.bfn.de/0603_kalender.html August

09.–11.06., Berlin (D) 02.–10.08., Barby/Elbe (D) Strategien zur Reduzierung der Flächen­ 16. Internationales Elbe-Saale-Camp inanspruchnahme und für ein nachhaltiges XX Aktionsbündnis Elbe-Saale, Jutta Röseler, Tel. Flächenmanagement in Kommunen. Seminar +49 (0)39298 / 28477, E-Mail: [email protected], XX Deutsches Institut für Urbanistik, Beatrixe www.netzwerk-flusslandschaften.de/elsa Albrecht-Thiessat, Tel. +49 (0)30 / 39001-259, Fax -268, E-Mail: [email protected], www.difu.de Weitere Termine: www.dnr.de/terminlinks

36 Juli 2008 umwelt aktuell ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 192 | www.umweltbildung.de

Bildungskampagne zur Biodiversität lung befasst sich unter dem Titel: „Wer zuerst kommt ... Industrienatur und Ar- tenvielfalt auf der Kokerei Hansa“ mit Bausteine für globales Lernen der Artenvielfalt auf Industriebrachen. Es wendet sich an erwachsene Einzelbesucher Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Nordrhein-Westfalen und Gruppen, die an einer Führung teil- führte über zwei Jahre die landesweite Bildungsoffensive „Wert der Vielfalt“ durch. nehmen. „Fremde Arten hier im Garten Ziel war die Entwicklung neuer pädagogischer Bausteine zur Biodiversität. – Artenvielfaltpicknick“ heißt eine wei- tere Bildungseinheit für Erwachsene und Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Um- und Erwachsene den Artenverlust durch Jugendliche, die sich mit einem Garten in weltbildung (ANU) Nordrhein-Westfalen Boden- und Landschaftsveränderung einer ökologischen Kleingartenanlage be- hat in den letzten beiden Jahren eine lan- am Beispiel des Steinkohlebergbaus. Im fasst. Der „Neobiota-Koffer“ stellt in einem desweite Bildungsoffensive unter dem Titel vierten Bodenmodul werden für die äl- anderen Modul für das 5. bis 10. Schuljahr „Wert der Vielfalt“ durchgeführt. Ziel war teren SchülerInnen der Sekundarstufe I „fremde Arten“ auf Industriebrachen und die Entwicklung neuer pädagogischer Bau- die Auswirkungen des Flächenverbrauchs an Flussläufen wie etwa der Ruhr vor. steine zur Biodiversität im Rahmen einer auf die Artenvielfalt beleuchtet, indem an Bildung für nachhaltige Entwicklung. An drei Standorten mit unterschiedlichem Wald als Ressource: der Konzeption und Durchführung des Versiegelungsgrad Pflanzen und Tierwelt Über den Luchspfad ins Luchsland Projekts waren neben Umweltbildne- untersucht werden. Das Teilthema Wald als Ressource startet rInnen aus der ANU auch ExpertInnen mit dem Modul „Der Luchs kehrt zurück – aus staatlichen und nichtstaatlichen Orga- Klima und biologische Vielfalt: über den Luchspfad ins Luchsland NRW“. nisationen beteiligt. Inhaltlich wurde das Eisbär- und WeltraumGeburtstag Hierbei gehen SchülerInnen des 3. bis 6. komplexe Thema Biodiversität in vier The- Im Teilthema Klima und biologische Viel- Schuljahres der Frage nach: Wie müsste mengruppen aufgeteilt. Zu diesen Teilthe- falt wird mit dem Modul „EisbärGeburts- eine Landschaft bei uns aussehen, damit men entstanden je vier Bildungsmodule tag“ Kindern im Alter von fünf bis sieben der Luchs wieder heimisch werden kann? für Zielgruppen vom Kindergarten- bis Jahren das Abschmelzen der Eismassen am In einem anderen Modul für Vor- und zum Senio­renalter. Insgesamt wurden 16 Nordpol in spielerischer Form vermittelt. Grundschulen wird anhand der Wald­ Bausteine für globales Lernen entwickelt, In einem weiteren Klimamodul für Vor- amei­se und der Fledermaus erlebbar ge- erprobt und dokumentiert. Sie werden nun und Grundschule „Regenwald für uns macht, dass Strukturvielfalt Artenvielfalt in einer 86-seitigen Farbbroschüre aus- alle“ wird der Dschungel nicht nur in sei- schafft. führlich beschrieben und durch Arbeits- ner ganzen Schönheit vorgestellt, sondern Das Modul 15 berichtet über „Wald- blätter, Materialien und Darstellungen auf auch am Beispiel von Produkten unseres produkte aus der Einen Welt“ am Beispiel einer beiliegenden CD ergänzt. täglichen Lebens. Modul 7 beleuchtet den von Eiche, Gummibaum, Brombeere und Wert des Regenwaldes speziell für die Ziel- Kakaopflanze. Dieser Baustein wurde für Boden und Bodenleben: Artenverlust durch gruppe der Sekundarstufe I und II. Unter die „Generation 60 plus“ konzipiert und die Futtermittelproduktion dem Titel „WeltraumGeburtstag“ wird für veranschaulicht die regionale Bedeutung Im Teilthema Boden und Bodenleben grei- Kinder zwischen acht und zwölf Jahren der unserer Wälder für die Artenvielfalt. Die fen zwei Module den Artenverlust durch Klimawandel der Erde aus der Perspektive Reihe der Bausteine für globales Lernen die Bodenzerstörung für die Futtermittel- von Astronauten behandelt. schließt mit dem 16. Modul „Totholz – produktion und die globalen Agrarver- ein Stoff, aus dem die Vielfalt lebt“. Das flechtungen am Beispiel des Sojaanbaus Fremdarten und Nutzpflanzen: Unterrichtsmaterial für Jugendliche und in Brasilien auf. Die „brasilianische Bo- Artenvielfaltpicknick und Neobiota-Koffer Erwachsene rückt die vielen Artengrup- denassel Bodo“, die im Modul 1 heimische Das erste Modul des Teilthemas Fremd- pen, die im und vom Totholz leben, ins Bodentiere besucht, belegt, dass dieses arten und Nutzpflanzen geht in Form Blickfeld und schließt damit den Kreis des komplexe Thema auch schon mit Grund- einer interaktiven Exkursion durch unse- Lebens. [Georg Tenger] schülern und in vereinfachter Abwandlung re Kulturlandschaft der Frage nach: Was sogar im Vorschulalter bearbeitet werden ist biologische Vielfalt? SchülerInnen ab ZZ Broschüre: Wert der Vielfalt. ANU-Schriften­reihe kann. Das zweite Bodenmodul wurde für Klasse 10 und Erwachsene erleben hierbei Band 14, Dorsten 2008, 86 S. + CD-ROM, 5,– € Jugendliche und Erwachsene entwickelt verschiedene Ökosysteme und Artenviel- inkl. Versand. Hrsg./Bezug: ANU NRW, und spricht auch das eigene Konsumver- falt in der Kulturlandschaft sowie eine c/o Biologische Station, Im Höltken 11, halten an. Das Modul 3 zum Thema Boden Arten- und Sortenvielfalt am Beispiel des D-46286 Dorsten, Fax +49 (0)2369 / 77607, befasst sich mit den Bodenschätzen und Kartoffel- und Getreideanbaus. E-Mail: [email protected], beschreibt für die Zielgruppe Jugendliche Das zehnte Modul der Bausteinsamm- www.anu-nrw.de

umwelt aktuell Juli 2008 37 ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 192 | www.umweltbildung.de

20 Jahre Otter-Zentrum Hankensbüttel Daugavpils (Dünaburg) in Lettland startete Aus ANU und Umweltzentren Im Mai 1988 öffnete das Otter-Zen- das NaturGut Ophoven bei Leverkusen das trum seine Pforten. Es ist kein Zoo, kein zweijährige EU-Projekt „Inspire“. Es soll ANU-Bundesverband gibt Journal zur Freizeitpark und auch kein Museum, son- die Themen Erneuerbare Energien und biologischen Vielfalt heraus dern von jedem etwas. Über 1,6 Millionen Klimawandel europaweit an Schüler ver- Auf den Internetseiten der UN-Dekade Menschen besuchten seitdem Otter, Dachs mitteln und Grundlagen für eine stärkere „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ fin- und Co. Seit der Anerkennung als Regio- Vernetzung von schulischem und außer- det sich als neue Rubrik das „BNE-Jour- nales Umweltbildungszentrum genießen schulischem Lernen schaffen. Für die Aus- nal“. Hier veröffentlichen wechselnde He- jährlich viele Tausend Schulkinder hier und Fortbildung von Lehrern sowie für das rausgeber aktuelle Beiträge zur Bildung für einen praxisnahen Unterricht. In Experi- nicht-formale Lernen sollen neue Impulse nachhaltige Entwicklung. Nach den The- mentier- und Erlebnisbereichen können gegeben und innovative Unterrichtsein- men „Bildung für nachhaltige Entwicklung Erwachsene und Kinder Ausschnitte aus heiten entwickelt werden. In einem wei- international“ und „Kulturelle Vielfalt“ hat der faszinierenden Welt dieser heimischen teren Projekt „Bürger für Europa“ arbeitet der ANU-Bundesverband anlässlich der Tiere erleben. Als Motor einer nachhal- das NaturGut Ophoven bereits seit Anfang UN-Biodiversitätskonferenz als dritte Aus- tigen Regionalentwicklung führte das Ot- April an einer besseren Zusammenarbeit gabe „Biologische Vielfalt und Bildung für ter-Zentrum viele regionale Projekte mit dreier Partnerstädte. nachhaltige Entwicklung“ herausgegeben. Partnern aus Land- und Forstwirtschaft, Berichte aus der Praxis und Good-Practice- Tourismus und Unternehmen durch. ZZ www.naturgut-ophoven.de Beispiele machen deutlich, dass das Thema vielfältig und lokal erlebbar ist. Fachleute ZZ www.otterzentrum.de wie Jürgen Wolter, Manfred Niekisch und Susanne Gura beleuchten globale Aspekte schwerpunkt: und berichten über spannende Projekte. Biosphärenreservat Spreewald gründet DrauSSen unterwegs Die Präsidentin des Bundesamtes für Na- Umweltbildungsnetzwerk turschutz Beate Jessel stellt die Bedeutung Auf Initiative des Biosphärenreservats Klimatour per Fahrrad von Bildung und Information in der natio­ Spreewald wurde im März in Lübbenau Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 nalen Biodiversitätsstrategie vor. ein regionales Netzwerk für Umweltbil- Jahren fahren nicht nur mit dem Fahrrad dung gegründet. Die seit vielen Jahren in zur Schule, sie benutzen es auch in ihrer ZZ www.bne-journal.de dem Großschutzgebiet agierenden Part- Freizeit. Dadurch leisten sie einen gro­ ZZ www.bne-portal.de ner wollen so die Bildung für nachhaltige ßen Beitrag sowohl für ihre Gesundheit Entwicklung in der Region bündeln und als auch für das Klima. Der Verkehrsclub weiterentwickeln. Rund 30 Akteure, da- Deutschland (VCD) hat deshalb mit Unter- ANU-Bundestagung 2008: runter Schullandheime, Jugendherbergen, stützung des Bundesverkehrsministeriums Der Zukunft das Wasser reichen Vereine, Privatperso­nen und kommunale die Kampagne „FahrRad! Fürs Klima auf Wasser ist das diesjährige Thema der Einrichtungen, arbeiten künftig bei der Tour“ gestartet. Ein Internetportal spornt UN-Dekade Bildung für nachhaltige Ent- außerschulischen Umweltbildung zusam- die Jugendlichen an, Fahrradkilometer wicklung (BNE). Es steht daher auch im men. Dabei sollen neue Qualitätsmaßstabe zu sammeln, damit sie auf der virtuellen Mittelpunkt der ANU-Bundestagung 2008 entwickelt werden und die Zusammen- Radtour durch Deutschland zügig voran- „Der Zukunft das Wasser reichen“, die vom hänge zwischen biologischer Vielfalt und kommen, Exkursionen in europäische Me- 20. bis 22. Oktober in der Evangelischen nachhaltiger Landnutzung stärker in die tropolen unternehmen, an Gewinnspielen Akademie Tutzing am Starnberger See Bildungsprogramme und Angebote ein- teilnehmen und eigene Aktionsideen ent- (Oberbayern) stattfinden wird. Die Ver- fließen. wickeln. Die eingesparte CO2-Menge wird anstaltung soll den Bogen schlagen vom durch eine „Klima-Waage“ angezeigt. Wasser als kulturellem Gut zum Wasser ZZ Biosphärenreservat Spreewald, als materiellem Gut. Neben Vorträgen und www.mluv.brandenburg.de (Behörden – GSG) ZZ www.klima-tour.de einer Zusammenschau vielfältiger Projekte werden Workshops und ein „Markt der Möglichkeiten“ angeboten. Die bundes- NaturGut Ophoven startet Klimawanderungen für alle Schulstufen weite Fachtagung wird organisatorisch von internationales Bildungsprojekt Das Klima ist für viele Menschen ab- der ANU Bayern und dem Bayerischen Gemeinsam mit dem Bildungsinstitut strakt und wenig fassbar. Auf einer Wande- Umweltministerium unterstützt. im polnischen Racibórz (Ratibor), der rung im Wald können Exkursionsteilneh- Hochschule für Angewandte Wissen- mer das Klima erlebnishaft wahrnehmen ZZ www.umweltbildung-in-bayern.de schaften Hamburg und der Universität und persönliche Bezüge dazu herstellen.

38 Juli 2008 umwelt aktuell ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 192 | www.umweltbildung.de

An verschiedenen Stationen werden Ak- zu ändern, hat die Wanderjugend ein Posi- ce, hin zu einer Empathie mit dem Wald tivitäten wie Spiele, Beobachtungen und tionspapier zum „Schulwandern als Chan- als lebendigem Organismus und zu einer Diskussionen angeboten. Schüler der Un- ce für nachhaltiges Lernen und Handeln“ nachhaltigen Bewirtschaftung. terstufe erleben zum Beispiel Bäume bei veröffentlicht. Wind und Wetter, die Mittelstufe ist dem ZZ Mars, E. M.; Hirschmann, M. (Hrsg.): Der Wald Klima auf der Spur, während Oberstufe ZZ Positionspapier: www.wanderjugend.de in uns. Nachhaltigkeit kommunizieren. oekom, und Erwachsene auf der Waldexkursion München 2008, 128 S. + CD-ROM, 19,90 €, Klimawandel und Treibhauseffekt entde- ISBN 978-3-86581-087-8 cken. Die Klimawanderungen wurden im Themenwege durch die Schweiz Auftrag der Naturschutzfachstelle Stadt­ Das Institut für Umwelt und Natürliche ökologie­ Baden (Schweiz) am Beispiel des Ressourcen der Zürcher Hochschule für Ohne Moos was los? Badener Stadtwaldes konzipiert. Sie lassen Angewandte Wissenschaften in Wädens- In einer 130-seitigen Broschüre gibt sich aber in jedem anderen Wald genauso wil hat in einer Internetdatenbank erstmals Michael Zschiesche vom Unabhängigen durchführen. Handreichungen können im zahlreiche Planetenwege, Geologiepfade, Institut für Umweltfragen (UfU) in Berlin PDF-Format aus dem Internet herunterge- Waldlehrpfade und Industriepfade aus Tipps, wie kleine und mittlere Nichtregie- laden werden. der gesamten Schweiz versammelt. Die rungsorganisationen (NGOs) ohne eige- Datenbank bietet zu jedem Eintrag neben nes Budget mehr freies Geld beschaffen ZZ www.klimawanderungen.ch/downloads/ Grundinformationen auch eine Gelände- können. Sie verdeutlicht, dass ernsthaftes Klimadossier_Unterstufe.pdf (2 MB) karte und weiterführende Links. Fundraising fast immer zugleich Verän- derung und Organisationsentwicklung ZZ www.themenwege.unr.ch bedeutet. In einem allgemeinen Teil wer- Subterra – Bodenerlebnispfad in Güstrow den deshalb die Bezüge zur Organisations- Der Erde unter die Haut geschaut: Im entwicklung aufgezeigt und praxisnah aus unterirdischen Bodenlabyrinth wie auch Lehrpfade-Portal für Österreich der Sicht kleiner und mittlerer (Umwelt-) auf dem Bodenlehrpfad können Besucher Auch für Österreich gibt es eine Inter- NGOs beschrieben. aktiv werden und teils sogar kleine Expe- netdatenbank mit Beschreibungen von rimente durchführen. Wie entstehen Bo- zahlreichen österreichischen Lehrpfaden, ZZ Zschiesche, M.: Ohne Moos was los? Fundraising denarten? Was ist Torf? Wer lebt im Boden Themen- und Erlebniswegen. Sie können und Organisationsentwicklung am Beispiel kleine- und was machen dort Regenwürmer und sowohl thematisch als auch nach der Art rer Umwelt-NGOs. UfU, Berlin 2007, 140 S., 12,– €. Bakterien? Eine abenteuerliche Reise ins des Lehrpfades und der Eignung für be- Bezug: www.ufu.de/shop (Suchen nach: Moos) Erdreich, die durchs Moor an einer Moor- stimmte Zielgruppen oder nach Bundes- leiche vorbeiführt. ländern sortiert werden. Dokumentation der 2. NUN-Konferenz ZZ www.nup-guestrow.de/subterra.0.html ZZ www.lehrpfade.lebensministerium.at Hamburg hat eine farbige Zusammen- fassung der 2. Konferenz der norddeut- schen Partnerschaft (NUN) zur UN-De­ Schulwanderungen nur in die Natur! kade­ BNE herausgegeben. Der achtseitige Die Deutsche Wanderjugend sieht im Neue Materialien Sonderdruck erschien in der Reihe „Ler- Schulwandern drei wichtige Perspektiven nen bewegt Welten“ und kann kostenlos des kindlichen und jugendlichen Lebens- Der Wald in uns angefordert oder aus dem Internet herun- bereichs vereint: Es vermittle Naturkon- „Der Wald in uns“ ist eine bunte, le- tergeladen werden. Er stellt unter anderem takte, trage durch natürliche Bewegung senswerte Zusammenstellung sachlicher, wichtige Aussagen der Hauptvorträge von zu einer gesunden Lebensführung bei und literarischer und künstlerischer Beiträ- Prof. Dr. Gerhard de Haan und Prof. Dr. fördere Sozialkompetenzen und Verant- ge über den Wald als Gefühlswelt in uns Heinke Schlünzen vor, berichtet über wortungsgefühl. Zwar empfiehlt die Kul- und als reales Erlebnis um uns herum. die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu tusministerkonferenz Schulwanderungen Das Buch gibt die Ergebnisse der Arbeit allen Bildungsbereichen und bietet eine und fast jedes Bundesland hat einen Erlass zweier regionaler Netzwerke in Münster Auswahl von Praxisbeispielen aus Nord- dazu veröffentlicht, der vier bis fünf Wan- und Göttingen wieder: Videospots, Texte, deutschland. dertage pro Jahr vorsieht. Der Schulalltag Landart- und Ausstellungsobjekte. Dane- jedoch sieht in der Regel anders aus. Wan- ben kommen namhafte Autoren zu Wort. ZZ BSU Hamburg (Hrsg.): NUN-Konferenz 2007 in dertage werden nicht selten als touristisch Eingefordert werden neue Denkansätze Hamburg. Klimaschutz lernen. Hamburg 2008, anmutende Klassenfahrten, Kinobesuche zum Waldverständnis: weg vom Wald als 8 S., kostenlos. Download (850 kB): und Ähnliches zweckentfremdet. Um das Holzacker und verfügbare Naturressour- www.kurzlink.de/nun-konferenz-07.pdf

umwelt aktuell Juli 2008 39 ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 192 | www.umweltbildung.de

bal denkende und umweltbewusste junge 07.–09.07., Tour durch Bayern (D) Weiterbildung Menschen, die sich selbstständig machen Fortbildung zum Fachberater Naturerlebnisräume wollen. ZZ www.reinhard-witt.de Bachelor-Studiengang Umweltpädagogik Im Wintersemester 2008/2009 star- ZZ www.stratum-consult.de 07.–18.07., Ganzlin/Mecklenburg (D) tet erstmals in Österreich ein Bachelor- Gestalter für Lehmputze (HWK) Studiengang Umweltpädagogik. In einem ZZ www.fal-ev.de sechssemestrigen Präsenzstudium an der Arte sustenibile – Kunst und Nachhaltigkeit Hochschule für Agrar- und Umweltpäda- Über 60 KünstlerInnen aus 16 Län- 11.–13.07., Berlin (D) gogik in Wien erwerben die Studierenden dern zeigen noch bis zum 30. August im Veränderungsmoderation neben persönlichen Schlüsselkompetenzen Aquadrom von Bad Urach am Rande ZZ www.tuwas.net eine breite fachliche Qualifikation in den der Schwäbischen Alb ihre Positionen zu Bereichen Umwelt, nachhaltige Entwick- Arten- und Ressourcenschutz, nachwach- 12.–13.07., Königsdorf/Oberbayern (D) lung und Pädagogik. senden Rohstoffen, erneuerbaren Ener- Aben(d)teuer im Dunkeln. Nachtaktionsspiele gien, Generationengerechtigkeit und Ent- ZZ www.burgschwaneck.de ZZ www.agrarumweltpaedagogik.ac.at wicklungszusammenarbeit. Das Projekt wurde als Dekade-Projekt ausgezeichnet. 14.–17.07., Engelberg (CH) Weitere geplante Ausstellungsorte sind Für das Leben lernen. Sommerakademie für Kindergarten im Wald Dessau, Berlin, Bonn und Ihlienworth im Fachleute der non-formalen Bildung Ab Oktober bietet die Naturschule Landkreis Cuxhaven. ZZ www.infoklick.ch/sommerakademie Freiburg e.V. die neunmonatige berufsbe- gleitende Weiterbildung „Kindergarten im ZZ www.arte-sustenibile.org 17.–19.07., Freising bei München (D) Wald“ an. Die Seminare finden über sechs Impro-Moderation Wochenenden verteilt in der Freiburger ZZ www.tuwas.net Umgebung statt. Die Weiterbildung rich- Öko-Ferienjobs in Österreich tet sich an TeilnehmerInnen mit pädago- Kühe hüten auf der Alm, nachts am 18.–20.07., rund um Brügge und Gent (B) gischer Berufsausbildung und schließt mit griechischen Strand Schildkrötennester Gartenreise Flandern einem qualifizierten Zertifikat ab. sichern oder Wölfe in der russischen Taiga ZZ www.bszwillbrock.de beobachten: Auch das können Ferienjobs ZZ www.naturschule-freiburg.de sein. Das Forum Umweltbildung bietet Al- 20.–24.07., Nationalpark Bayerischer Wald (D) ternativen zu den üblichen Sommerprakti- Naturfotografie. Workshop ka im In- und Ausland an. Die Datenbank ZZ www.waldzeit.de steht, nachdem sie viele Jahre als Broschü- Verschiedenes re erschien, nun gratis im Internet. Auch 24.–29.07., Benediktbeuern/Oberbayern (D) Erlebnisberichte und Fotos können einge- Erlebnissommer. Vorschläge für erlebnis- und Beratung 24 Stunden nonstop stellt werden. Das Angebot richtet sich an naturpädagogische Schullandaufenthalte Am 7. Juli gibt es kostenlose Nachhilfe alle – Jugendliche, Studenten, Mütter mit ZZ www.hmulv.de in Marktwirtschaft für Non-Profit-Or- Kindern oder Rentner. ganisationen und sozial-kreative Unter- nehmensgründer im SelfHub-Zentrum ZZ www.oekoferienjobs.at Impressum in Berlin-Kreuzberg. Die seit Kurzem in Berlin ansässige Firma Stratum bietet im Herausgeber Rahmen der Standortkampagne „Deutsch- land – Land der Ideen“ einen 24-stündigen Umweltbildung-Terminkalender Informations- und Beratungsevent unter dem Motto „Sind wir nicht alle Unter- Weitere aktuelle Termine: www.umweltbildung.de. Redaktion Stellen Sie Ihre Termine dort selbst kostenlos ein! nehmer?“. In Kurzpräsentationen, Bera­ ­ Jürgen Forkel-Schubert (verantwortlich), tungs­ecken und an praktischen Beispielen [email protected]; werden Themen wie Geschäftskonzepte, 02.07., Dresden (D) Birgit Paulsen, Webmaster, [email protected] Finanzierung, Marketing, Steuern, Mitar- Bildung für die Zukunft. Nachhaltigkeitsstrategie ANU-Bundesverband Deutschland e.V., beitergewinnung, Unternehmensstrategie im Freistaat Sachsen unter Mitwirkung der Philipp-August-Schleißner-Weg 2, D-63452 Hanau, Tel. +49 (0)6181 / 1804778, bundes­[email protected], Lokalen Agenda 21 oder Work-Life-Balance beleuchtet. Einge- www.umweltbildung.de laden sind kreative, sozial engagierte, glo- ZZ www.lanu.de

40 Juli 2008 umwelt aktuell