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Stiftung des Klosters Traunkirchen und der Grundherrschaft an die Jesuiten von Passau (1622); links sind Kaiser Ferdinand II. ganz rechts sein Bruder Leopold von Passau, darüber link der hl. Ignatius von Loyola und rechts der hl. Franz Xaver zu sehen.

Die Jesuiten in Oberösterreich zur Zeit von Reformation und Gegenreformation – ihr Wirken in der Residenz zu Traunkirchen und im Salzkammergut (1622 – 1773) FOTOS: ARCHIV ALOISIANUM (21), GÜNTER HOFSTÄTTER (2)

Als Vollendung der im Jahr 2005 begonne- sich gerade in Traunkirchen eine unna- nen Trilogie – Jesuiten in Linz (2005)1, Je- chahmliche Ikonographie des Jesuitenor- suiten in Steyr (2006)2 – soll nun das Au- dens erhalten, gesäumt von beachtlichen genmerk auf das Wirken der Jesuiten im Zeichen gelebter Volksfrömmigkeit, die bis Salzkammergut gelegt werden, als deren in die heutige Zeit fortleben. Zentrum ihres Wirkens die ehemalige Be- Wie bereits mehrmals ausgeführt, fand im nediktinerinnenabtei zu Traunkirchen dien- 16. Jhdt. die protestantische Bewegung auch te. Vorauszuschicken ist, dass diese Nieder- bei den Trägern der politischen Verantwor- lassung der Jesuiten – anfänglich lediglich tung und in den Verwaltungsorganen im als Fundationsgut für das Jesuitenkolleg in Lande ob der Enns Eingang; in der Folge Passau vorgesehen – auf Grund der noch wurden auch die Untertanen evangelisch. darzustellenden geographischen und verfas- „Um 1590 hatte der Protestantismus in sungsrechtlichen Eigentümlichkeiten der Oberösterreich (Land ob der Enns) seinen Region Salzkammergut in jeder Hinsicht Höhepunkt erreicht.“3 Rudolf Zinnhobler bemerkenswerte Charakteristika aufweist. zieht für das ausgehende 16. Jhdt. die er- Zum einen erforderte die direkte Konfronta- nüchternde Bilanz: „In Oberösterreich war- tion mit dem Phänomen des Kryptoprotes- en damals ungefähr 85% des Adels, 75% tantismus (Geheimprotestantismus) einen der Stadt- und Marktbewohner und 50% der außerordentlichen seelsorglichen Zugang Landbevölkerung protestantisch.“4 Während seitens der Ordensleute, zum anderen hat in den habsburgischen Ländern die ersten 2

Maßnahmen der Gegenreformation einge- ten, die infolge ihrer Unabdingbarkeit für leitet waren, erlebte der Protestantismus um die Salzgewinnung eine Vielzahl an Sonder- 1610 eine letzte Hochblüte5. Zwar machte rechten besaßen (Militärdienstbefreiung, Kaiser Rudolf II. gemäß dem Grundsatz des Naturalienbezug, Krankenversorgung, Pen- 1555 geschlossenen Religionsfriedens von sionsanspruch); zudem lebte die Mehrzahl Augsburg mit der Formel „cuius regio, eius der Salinenarbeiter „als Bauern auf eigenen religio“ – nachdem der jeweilige Landes- Höfen, wenn auch wegen des Mangels an herr das Recht hat, die Religion seiner Un- bewirtschaftbarem Land auf relativ kleinen tertanen zu bestimmen - mit einiger Verspä- Zellen“10. tung 1597 in Form des Das Wirken der Jesuiten in Traunkirchen ist Reformationsdekretes erstmals eine ernste von Beginn an mit der Bischofsstadt Passau Anstrengung, die mittlerweile im Land wir- verbunden; dort gründete 1612 Fürstbischof kenden evangelischen Prädikanten auszu- Leopold – dieser regierte ohne geistliche weisen; außenpolitische Zwänge und fami- Weihen, resignierte 1625, später Landesherr lieninterne Zwistigkeiten verhinderten aber in Tirol und war ein Bruder Kaiser Ferdi- zunächst die nachhaltige Durchsetzung ge- nands II. – ein Jesuitenkolleg, das der öster- genreformatorischer Maßnahmen. Erst die reichischen Provinz der Gesellschaft Jesu Niederlage der protestantischen Unions- unterstand11. Umgehend wurde gemäß dem truppen in der Schlacht am Weißen Berg Schema eines zu errichtenden Kollegs12 (1620) wendete die Situation zu Ungunsten noch im selben Jahr der Schulbetrieb aufge- der unter der Führung des Calvinisten nommen. Bald wurde mit der Errichtung der Georg Erasmus von Tschernembl stehenden Michaelskirche und eines neuen Kollegs- oö. Stände. Letztlich mussten sich diese den baues begonnen. 1618 nahm P. Johann Is- kaiserlichen Reformationspatenten des Jah- fording SJ die Funktion als erster Rektor in re 1624/25 beugen; der protestantischen Passau auf; ähnlich wie in Linz wurde nun Konfession war durch ihr generelles Verbot nach einem passenden Fundationsgut ge- und durch den angedrohten Emigrations- sucht, das schließlich im verlassenen Bene- zwang unter Verlust sämtlicher Güter für diktinerinnenkloster zu Traunkirchen mit- verbliebene Protestanten die Existenzgrund- samt seiner ausgedehnten Grundherrschaft lage entzogen6. im Salzkammergut gefunden wurde. Am 24. Das Salzkammergut, anfänglich „Ischlland“ September 1621 hatte Papst Gregor XV. das bezeichnet7, hatte bereits im Mittelalter den besagte Gut dem Jesuitenkolleg zu Passau Charakter einer „salinenärarischen Kolonie inkorporiert. Am 14. Februar 1622 erfolgte von eigenem Gepräge“8; 1514 brachte Kai- die Übergabe an die Jesuiten. Die von ser Maximilian I. die Salzgewinnung und Fürstbischof Leopold gestellte Fundations- den Salzhandel in seine Hand. „Weil das summe von 50 000 fl. wurde als verzinsli- Salzkammergut ein so wichtiges Wirt- ches Kapital bei den k. k. ärarialischen Sali- schaftsgebiet und eine so bedeutende Quelle nen zu Aussee angelegt13.Während das der fürstlichen Finanzen war, baute man es Kolleg zu Passau in der folgenden Zeit bis mit Hilfe einer gut funktionierenden inneren zu 30 Ordensgeistliche umfasste, waren der Organisation zu einem Staat im Staate aus. Residenz zu Traunkirchen vorerst 2-3 Patres An der Spitze der Organisation fungierte der mit ebenso vielen Brüdern zugeschrieben14. Salzamtmann. Er war der oberste Beamte Der Katalog verzeichnet für das erste Jahr des Salzoberamtes in , der zu- 1622 vier Jesuiten in Traunkirchen: P. Ioan- gleich die Verantwortung für die öffentliche nes Müller (Superior), P. Wenceslaus Kut- Verwaltung trug. Er unterstand aber nicht zerus (Beichtvater), Fr. Joannes Durchauser den oberösterreichischen Landesbehörden, (Sakristan), Fr. Phillipus Fridel (Ökonom)15. sondern zum Leidwesen der Stände direkt Diese wurden im Gegensatz zu den Aufga- der Wiener Hofkammer.“9 Zur Salzgewin- ben der schulischen Bildung an Kollegien nung bedurfte es einer großen Zahl von wie z. B. Passau mit den einer Residenz Salzfertigern, Facharbeitern und Holzknech- 3 zugedachten seelsorglichen Aufgaben be- Traunkirchen vom allmählichen Verfall der traut. Klosterstruktur: 1571 verließ die letzte des Konvents – Veronika Stoplin – das Kloster und heiratete. Übrig blieb die Äbtissin Magdalena, die „für ain ainfaltiges weib anzusehen, so zu aller Wirtschaft und Re- gierung gar kindisch“25 war. Zudem ergab 1570 eine geheime Visitation die Erkenntnis eines bestehenden Verhältnisses zwischen der Äbtissin und dem Hofrichter. 1572 musste Kaiser Maximilian II. die Absetzung der Äbtissin erklären; die Administration gelangte nun in die Hände verschiedener kirchlicher Würdenträger. Ab 1614 wurde das Kloster Traunkirchen mitsamt seinen grundherrlichen Besitzungen dem Bistum Blick vom Johanneskirchlein auf die Klosteranlage zu Traunkirchen; im Hintergrund die Fronleichnamsprozession Wien unter dem Kardinal Klesl – einst auf dem , die von den Jesuiten zur Förderung der Konvertit des wortgewaltigen Jesuitenpaters Verehrung der hl. Eucharistie 1632 erstmals durchgeführt wurde. Georg Scherer - inkorporiert. Kardinal Klesl setzte für Traunkirchen den Verwalter Da- Die Anfänge des Klosters Traunkirchen niel Hofmandl ein. Die oben angezeigte liegen im Dunkel der frühchristlichen Mis- Übergabe des Jahres 1622 an die Jesuiten ist sionierung und unterliegen zum Teil Ver- in einer bemerkenswerter und originellen mutungen und rekonstruierenden Schluß- Art festgehalten: „Eine noch vorhandene, folgerungen16: seit 632 bestand an Stelle des lange, hölzerne, mit Schnitzwerken einge- heutigen Klosters die Abtei Trunseo; 909 faßte, und der Länge nach in sieben Felder erfolgte durch den deutschen König Ludwig eingeteilte Tafel, die den Jesuiten als Auf- dem Kinde die Schenkung der Abtei an die satz eines Bücherschrankes diente, stellt die Markgrafen Aribo und an den Salzburger feyerliche Handlung der Übergabe…dar. Erzbischof Pilgrim. Nach einem offensich- Jedes der sieben Felder enthält ein gut er- tlichen Zustand der Bedeutungslosigkeit17 haltenes Gemälde mit erklärenden Schriften kommt es 1020 zur erneuten Gründung: und zeigt theils Bildnisse der kayserlichen inzwischen im Besitz der steirischen Otaka- und bischöflichen Abgeordneten, theils die re befindlich wird den Benediktinerinnen Übergabescene selbst.“26 Im linken Bildfeld aus dem Nonntal bei Salzburg das Kloster haben die Untertanen der Grundherrschaft – an heutiger Stelle gestiftet; Otakar IV. setzte 1622 waren es mindestens 500, 1750 waren seine Tochter Atha als erste Äbtissin ein18. es 61027 – den Treueeid gegenüber dem 1181 wird die Schenkung des „Patronats- Passauer Rektor abzuleisten; die Jesuiten rechts über die beim Kloster bestehende waren damit Grundherr über den Besitz des Pfarre“ beurkundet19. 1332 wird die gesam- Klosters Traunkirchen, der „sich südlich der te Pfarre Traunkirchen der Abtei inkorpo- vom Höllengebirge und vom Engpaß des riert; es gehören „von Alters her die Pfarren, Traunsees gebildeten natürlichen Binneng- Filialen und Beneficien von Ischel, Goisern, renze des Salzkammergutes“28 bis zur Kop- , Aussee, und Nußdorf…dazu“20; penschlucht bei Bad Aussee erstreckte. Die bereits 1270 scheint zur Liste zu- übrigen Grenzen lassen sich im „Negativ- gehörig auf21; seit dem 14. Jhdt. ist die Pfar- bild“ der angrenzenden Klosterbesitzungen re evident22 und 1434 zu Traunkir- erkennen: im Westen die Ostgrenze des chen gehörig genannt23. „Erst 1561 Mondseer Besitzes, die vom Westufer des genehmigte Äbtissin Anna, daß Lauffen Attersees zum äußeren Weißenbach und eine selbständige Pfarre wird.“24 Die luthe- Leonsberg und von hier zur Ischl und zum rische Reformation profitierte auch in Abersee verlief; im Osten bildete die Was- 4 serscheide zwischen Alm und Traun die Herrschaft Wildenstein sowie die Herrschaft Grenze zu den Kremsmünsterer Rodungs- Ort lagen, die beiden letzteren jeweils mit bezirken. „Traunkirchner Besitz dehnte sich Landgerichtsbarkeit ausgestattet. Diese aber auch nördlich des Höllengebirges zwi- räumliche Verschränkung erwirkte stets den schen Aurach und Laudach in den Pfarren Bedarf für spezielle Regelungen – wie in Gmunden, Pinsdorf, Ohlsdorf, Ischl: „Die Untertanen der Herrschaft und aus; hier lagen die Güter Traunkirchen hatten nur den Grunddienst des großen Traunkirchner Urbaramtes Hild- dorthin zu bezahlen, sonst unterstanden sie prechting, des ertragreichsten Amtes des dem Marktgericht [Ischl]“31 –, bildete aber Klosters.“29 30Allerdings ist einzuschränken, auch stets den Keim für nicht lösbare Konf- dass es sich hier nicht um völlig geschlos- likte der Zuständigkeit; so blieb die „land- senes Grundgebiet handelte; zumal inner- gerichtliche Gerechtsamkeit“ in halb dieser genannten Grenzen die kaiserli- weiter umstritten32. chen Verwesämter, die kaiserliche

Ein bildliches Dokument mit kultur- und rechtsgeschichtlichem Seltenheitswert: bemalte Aufsatztafel aus Holz, die in sieben Feldern den Übergabemodus des Klosters Traunkirchen mit der Grundherrschaft an die Jesuiten des Passauer Kollegs illust- riert.

oder ,Leibgeding’; ,Freistiftbriefe’ gestatte- ten den Pächtern die Führung der ,Freistiftgüter’ gegen jederzeitigen Wider- ruf“33. Um die Einhebung der Dienste und Abgaben der Untertanen zu erleichtern, war die Herrschaft in Ämter eingeteilt (z.B.: Hofamt, Amt Ohlsdorf, Welser Amt, Steyrer Amt, Amt Nußdorf, Ischl, Goisern, Ebensee). Die Grundherrschaft verlangte zudem die Ausübung der Gerichtsbarkeit; im Namen des Superiors fiel einem weltli- cher Vertreter – dem Hofrichter – die Ent- scheidung über alle Streitsachen und Ver-

Linkes Feld der Aufsatztafel: Der Rektor des Passauer brechen der Untertanen zu (mit Ausnahme Jesuitenkollegs – P. Johann Isfording SJ – nimmt den von todeswürdigen Verbrechen, die der Treueid seiner neuen Untertanen entgegen. Oberhalb ist wiederum das IHS-Emblem sowie der damals allgegen- landesgerichtlichen Blutgerichtsbarkeit 34 wärtige Leitspruch des Jesuitenordens OAMDG – Omnia unterstanden) . Der Superior hatte sich in ad maiorem Die gloriam (Alles zur größeren Ehre Gottes) zu erkennen. etwaigen Streifällen zu verantworten bzw. zu rechtfertigen; so war er 1633 mit der Der in Traunkirchen residierende Superior Beschwerdeschrift der Ebenseer Meister- – seinen Rechten und Pflichten als Grund- und Kammergutarbeiter konfrontiert, die herr nachkommend – „verlieh Grundstü- die bereits unter dem Administrator Daniel cke, Lehen und Höfe zu ,Kaufrecht’ und Hofmandl (1614) erfolgte Verdoppelung ,Erbrecht’, zur Pachtung auf Lebenszeit der Gebühren (Seelschatz, Hochzeitsgeld, 5

Briefgeld, Entgelt für die verpflichtende tendsten kurz angeführt; hier ist vorauszu- Zehrung in der Hoftaverne) zum Inhalt schicken, dass die Holz- und Salzgewin- hatte35. 1659 mußte Superior Michael Pra- nungsrechte von der Grundherrschaft tinschick SJ dem Vorwurf der einseitigen Traunkirchen mit entsprechenden Gegen- Hofmarkensetzung in Ebensee entgegnen; leistungen an die kaiserliche Verwaltung die Folgen des Streites hatte der Wildens- abgetreten wurden, „indem sie [Jesuiten] teiner Untertan und Fleischhacker Paul infolge Allerhöchster Entschließung Ferdi- Tanner zu büßen, als „dem Vernehmen nands III. de dato 28. September 1655 von nach am 20. Mai nach Mitternacht zwi- diesen zum Salzsieden benutzten Waldun- schen 1 und 2 Uhr etliche zwanzig mit gen den eigenen Holzbedarf bezogen, und allerhand Büchsen und Gewehren bewaff- jährlich abaerario salinari 800 fl. bezahlt nete Männer das auferbaute Häusl aus dem erhielten, wobey ihnen überdieß das Terri- Grund herausgerissen, niedergehackt und torial-, das Jagd- und Alpenrecht verblie- über den Haufen geworfen“36 hatten. 1697 ben ist“38. Aus den ursprünglichen Rechten konnte P. Superior Ferdinand Holzmayr SJ der Salzgewinnung erwachsend, erhielt die nach Beilegung einer Streitsache mit der Herrschaft Traunkirchen „bis zum Jahr Herrschaft Ort für die Überlassung 32 1752 vom Hallamt in Aussee alleine 52 Lambatischer Untertanen in das Verwe- Fuder (ein Fuder ist ein Salzstock von etwa samt Ebensee 2000 fl. lukrieren37. Von den 70kg). diversen Bezugsrechten seien die bedeu-

Großer Pfarrsaal (Klostersaal/Refektorium) im Klostertrakt; dieser ist mit einer Kassettendecke (Leimmalerei) mit 70 Feldern ausgestattet und wurde kürzlich renoviert. Der Saal birgt zahlreiche Bilder mit Darstellungen von Jesuitenheiligen sowie das Stifterbild (siehe erste Abbildung).

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den als lebenslängliche Pension an Kardi- nal Klesl bezahlt werden. In den Jahren 1636 und 1645 trug Traunkirchen nichts und musste von dem Kolleg [Passau] un- terstützt werden.“43 Zu dieser Zeit war das Kolleg zu Passau selbst in finanziellen Engpässen; man litt unter den einquartier- ten kriegsbedingten böhmischen und rhein- ländischen Flüchtlingen; 1628 brannten in

Detail der Kassettendecke des großen Pfarrsaales – IHS- Passau die in Bau befindlichen Kollegsteile Emblem: Das Signet der Gesellschaft Jesu „IHS“ symboli- und zugehörige Kirche ab. Dasselbe pas- siert den Namen Jesus; exakt ist es eine Abkürzung des griechischen Namen für Jesus (IH – SU – S). sierte vier Jahre später – am 10. Jänner 1632 – in Traunkirchen: „Eine Feuers- D.h. also, daß das Kloster Traunkirchen brunst legte den gesamten Klosterkomplex jährlich 3640 kg Salz bezog“ 39. Die der in Asche. War es Brandlegung? Ein Chro- Herrschaft Traunkirchen unterstehenden nist bemerkt vielsagend: ,Nescio quo ini- 44 Fischweiden erstreckten sich auf zahlrei- mico’.“ Erst gegen 1700 zeichnet sich che Seen bzw. auf einzelne Bäche und eine verbesserte wirtschaftliche Lage ab; Flüsse des Salzkammergutes: Traunsee, so verzeichnet man 1709 Einnahmen von Offensee, Wildensee, Weißenbach, Rind- 18 963 fl., davon waren 10 000 fl. an Pas- 45 bach, die Alte Traun. Ebenso zählte der sau abzuliefern . Im 18. Jhdt. dürfte die Hallstätter See (damals Geusorsee) zur Entwicklung in der mittlerweile mit 8-12 Hälfte40 hinzu, „diese Fischer haben jähr- Jesuiten (darunter 2-3 Brüder) versehenen lich 300 reinänkhel und laegchse“ zu lie- Residenz uneinheitlich sein: „In normalen fern41. Auch die Altausseer Fischer hatten Jahren betrugen die Reineinkünfte von eine Fischreichung zu stellen. „Zum letzten Traunkirchen 6000-12 000 fl., so daß der Male wurde die Übersendung der ausstän- österreichische Provinzial P. Rescalli im digen Dienstfische von den Jesuiten 1756 Jahre 1711 die jährliche Zahlung nach Pas- 46 im Weg des Pflegeamtes Pfindsberg be- sau auf 7000 fl. festsetzen konnte.“ Bei trieben.“42 Die genannten Zahlen mögen Bernhard Duhr schwanken die Angaben 47 jedoch nicht über die anfänglich schwieri- von 2000-3000 Gulden . „Im Jahre 1770 ge wirtschaftliche Lage der Residenz betrugen die Einkünfte für den Unterhalt Traunkirchen hinwegtäuschen. „In guten von 12 Personen 2233 fl., bei einer Schul- 48 Jahren stiegen die Einkünfte 4000-6000 denlast von 10 000fl.“ Gulden; es mussten aber davon 2400 Gul-

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Blick auf den Hochaltar der Klosterkirche (heute Pfarrkirche) in Traunkirchen: das Altarblatt zeigt gemäß dem Patrozinium Maria Krönung; darüber das IHS-Emblem im Strahlenkranz; links im Bild ist das Prunkstück der Kirche – die Fischerkanzel zu erken- nen.

Neben den durchaus weiter untersuchens- nicht unbedeutender Kryptoprotestantis- werten wirtschaftlichen Rahmenbedingun- mus [Geheimprotestantismus] zurückge- gen war es aber insbesondere die religiöse blieben.“52 bzw. konfessionelle Situation im Salz- kammergut, die für die in Traunkirchen wirkenden Jesuiten eine außerordentliche Herausforderung hinsichtlich des seelsorg- lichen Zugangs darstellen sollte. Die Ge- genreformation leistete – so in Linz und in Steyr49 - gründliche Arbeit, „und bald war der Protestantismus nur mehr in Randge- bieten und im Geheimen vorhanden, dort allerdings sehr zählebig“50. „In Oberöster- reich, in der Obersteiermark und in Ober- kärnten vermochte sich der Protestantis- mus bis zum Toleranzpatent des Jahres 1781 zu halten, obgleich sich zahlreiche bischöfliche und auch landesfürstliche Dekrete gegen die sogenannte Ketzerei und Irrlehre in diesen Gebieten wandten.“51 „Da die Auswanderung der Protestanten unter Ferdinand II. und Ferdinand III. hauptsächlich aus den Städten und aus dem kargen Mühlviertel erfolgt war, war im Gebirge und auf dem flachen Land ein 8

durchzuführen“55, ausgestattet, begann 1601 die kaiserliche Reformationskommis- sion unter dem neuen katholischen Salz- amtmann Veit Spindler von Hofegg in Ischl tätig zu werden. Es sollte der „protes- tantenfreundliche“ Marktrichter Joachim Schwärzl verhaftet werden, der das Ge- schehen in Gosau am 1.Juni, als „die Go- sauer die althergebrachte Kirchfahrt der katholischen Abtenauer störten, indem 300 bewaffnete Holzknechte die Prozession zersprengten“56 ohne weitere Konsequenz beließ.

Auf der linken Seite des Hochaltars, ganz außen: der hl. Franz Borgias (gest. 1572), dritter Ordensgeneral der Jesuiten. Der Putto rechts unten hält zwei seiner Attribute: die Krone als Zeichen seiner früheren Würde als Vizekönig von Katalonien; der Totenkopf zeigt die Vergänglichkeit irdischer Macht an; zu dem hält der Heilige ein Gnaden- bildnis, das an jene Marienikone in Santa Maria Maggiore erinnern soll, für die der Heilige die Kopiererlaubnis erhal- ten hat, sodass die ebenso verehrten Kopien vor allem im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „dreimal wun- Das Presbyterium wird von vier Gobelins (1765 geschaff- derbare Mutter“ Bekanntheit erlangten. ten, 1929 renoviert) gesäumt; eine der vier Szenen zeigt den hl. Aloisius von Gonzaga im Feldlager seines Vaters, des Markgrafen von Castiglione. Er schießt mit entwende- Auch im Salzkammergut waren um die tem Pulver eine Kanone ab und wäre dabei beinahe ver- Mitte des 16. Jahrhunderts die genannten unglückt, was mit Gottes Hilfe und des neben stehenden Pfarren mit protestantischen Predigern Schutzengels verhindert wird. besetzt. Gemäß dem lutherischen Prinzip Bereits zuvor bekannten sich die Bewohner der Wahl des Pfarrers durch die Gemeinde von Ischl auf öffentliche Befragung hin bis forcierte beispielsweise der Hallamtsver- auf drei Personen zum lutherischen Be- weser von Aussee Christoph Praunfalk 57 kenntnis . Die Erregung über die ersten protestantische Bewerber; so wurde 1533 Maßnahmen der kaiserlichen Kommission Lienhard Kreutzer als Pfarrer eingesetzt. gipfelte in einem bewaffneten Aufstand in „Er amtete noch 1545 und war der erste Ischl; die Kommission wurde kurzfristig in sicher protestantische Pfarrer von Aus- Gefangenschaft gesetzt, die eben einge- see.“53 „Mit dem Pfarrer wurde auch die setzten katholischen Pfarrer bzw. Vikare Gemeinde protestantisch und blieb es wieder verjagt sowie die Salzarbeiten ein- durch etwa 70 Jahre.“54 Nach der Nieder- gestellt. Mit Hilfe der salzburgischen schlagung des Bauernaufstandes der Jahre Truppen des Fürstbischofs Wolf Dietrich 1595-97 durch Kaiser Rudolf II. und mit wurde der Aufstand in der Folge niederge- dem folgenden am 6. Oktober 1597 erlas- schlagen, die Rädelsführer Michael Haller senen Generalmandat, „die Gegenreforma- und Joachim Schwärzl hingerichtet bzw. tion in allen Vierteln des Erzherzogtums mit Kerkerstrafe belegt. „Vom großen ob der Enns und im Salzkammergut sofort Bauernaufstand unter Stefan Fadinger 9

(1625/26) hielten sich die Ischler abseits, Klosterkirche zu Traunkirchen errichtet; unten das Schiff Petri mit den Aposteln Jakobus und Johannes, in der Mitte mussten aber keine geringen Belastungen der hl. Petrus; am Schalldeckel ist der bedeutendste auf sich nehmen; wieder mussten die ka- Asienmissionar der Jesuiten, der hl. Franz Xaver, platziert. tholischen Priester von Ischl, Goisern und Hallstatt flüchten, so daß nahezu zehn Mo- nate kein Gottesdienst gehalten werden konnte,…“.58 „Auch nach Traunkirchen kam eine starke Bauernschar über den See am 29. Mai 1626. Die Jesuiten hatten auf ihrer Flucht in Salzburg Asyl gefunden. Das von Jägern, Fischern und Reitknechten in Verteidigungszustand versetzte Kloster wurde aber nicht angegriffen. Eine Chro- nik berichtet allgemein von einer zweiten Heimsuchung Traunkirchens durch Bauernscharen; die Patres flüchteten nach Ebensee, weil „sie sich in Traunkirchen nicht finden lassen durften.“59

Der Schalldeckel der Traunkirchner Fischerkanzel „geziert mit der Statue des heiligen Franz Xaver in priesterlichen Gewändern, [man erkennt] wie ein gewaltiger goldener Meerkrebs ihm das Curcifix wiederbringt, das dem Heiligen bei einem Sturme in das Meer gefallen war. Am Rande herum stehen vier Figuren, Repräsentanten jener Völker, unter denen der heilige gewirkt, links ein Europäer mit einem Buche, … dann ein kupferfärbiger Indier mit der Taufmuschel in der einen, ein Spruchband in der anderen Hand, mit der Zahl 1200000, welche Zahl angeben soll, wie viele Ungläubige er zum Glauben bekehrt hat“ (Zahl am Spruchband nicht mehr lesbar).

Das die Bauernunruhen auslösende Religi- onspatent Kaiser Ferdinands wurde schließlich durchgeführt, die letzten inoffi- ziellen protestantischen Prediger ausgewie- sen, die Bürger bei Beibehaltung des luthe- rischen Bekenntnisses mit der Ausweisung sowie mit - de facto - gleichzeitiger Kon- fiskation ihrer Güter bedroht. „Besonders in den ländlichen Gebieten sollte sich spä- ter zeigen, daß bei den meisten Leuten die Liebe zur Heimat und zum ererbten Gut doch stärker gewesen war als das Bedürf- nis, den evangelischen Glauben auch öf- fentlich zu bekennen.“60 „Freilich, diese ,Bekehrung’ erfolgte nur bei einem Teil aus innerer Überzeugung. Die übrigen, die im Herzen evangelisch geblieben waren, führten von nun an ein religiöses Doppel- leben: nach außen mussten sie sich katho- lisch geben, an Sonn- und Feiertagen die Messe besuchen, an Ostern zu den Sakra- Eine von drei Fischerkanzeln im oberösterreichischen Raum (neben Gaspoltshofen und Fischlham): 1753 in der menten gehen, vor dem katholischen Pfar- 10 rer heiraten und die Kinder katholisch tau- gen, denn ,verdammen kann sie euch doch fen lassen – daheim am Hof führten sie das nicht’.“67 Geheime Zusammenkünfte Leben evangelischer Christen.“61 „Der (Konventikel) auf abgelegenen Höfen, wo Geheimprotestantismus wurde durch die mittels „Kraxenträgern“ eingeschmuggel- Siedlungsform in den Alpenländern we- tes lutherisches Schrifttum gelesen wurde, sentlich begünstigt. Gehöfte in Streulage, das Einsickern von Ortenburgischen Emis- weitab gelegen von der Pfarrkirche, boten sären sowie die Teilnahme an evangeli- die Möglichkeit zu religiösen Versamm- schen Gottesdiensten ebendort hielten die lungen, Andachten und Gottesdiensten in evangelische Konfession im Salzkammer- einer Hausgemeinschaft ohne Denunzian- gut aufrecht. „Auch die Büchervisitationen ten. Stärkend wirkten auch der gute Zu- waren oft vergeblich, weil sich die Bauern, sammenhalt der Protestanten und die engen je häufiger und überfallsartiger diese verwandtschaftlichen Beziehungen – eine Durchsuchungen wurden, umso bessere genealogische Analyse der Goiserer Verstecke einfallen ließen: im Wald und Transmigrantenfamilien62 ergab, daß die Garten, in hohlen Bäumen, in Felsen- und Kryptoprotestanten über, einen Zeitraum Erdhöhlen und sogar im Wasser. In den von 150 Jahren fast nur unterei- Häusern wurden die Bücher in nander geheiratet haben’.“63 Mauernischen, Doppelböden Die räumliche Abgeschieden- und Doppelwänden und heit des Salzkammergutes besonders in ausgehöhlten manifestiert sich u. a. in dem Balken verborgen. In ei- Umstand, dass erst 1859 nem Haus lagen die Bü- eine Verbindung per cher im Stall unterhalb Landweg zwischen Eben- der Futterkrippe einer see und Traunkirchen Kuh, und für diesen geschaffen wurde. In Be- Standort wurde dann ein zug auf die angesproche- besonders störrisches Tier nen engen verwandtschaftli- ausgewählt, so daß sich chen Beziehungen bemerkte außer den Hausbewohnern auch ein „jesuitischer Berich- niemand zur Krippe vorwa- terstatter“: „Bei den Gosauern gen durfte. In einem anderen führt der Berichterstatter die Haus wurden die Bücher im Heu vielen Wünsche nach Dispens zur Einge- versteckt, und die den Zugang ermögli- hung der Verwandtenehe auf das Bestreben chenden Bretter so gelegt, daß ein nicht zurück, den Protestantismus in dieser Ge- Eingeweihter einige Schritte vor dem Ver- schlossenheit verbergen und vielleicht ent- steck in den darunter liegenden Schuppen fremdetes Kirchengut behalten zu kön- fallen musste, was auch einem der Visita- nen.“64 Zudem gab es eine „Vorschrift, toren passierte, obwohl er vom Bauern Nach welcher sich die im Lande ob der gewarnt worden war.“68 Wiewohl im fol- Enns Heimlich Verborgene Evangelische genden angezeigter Vorfall nicht im Salz- zu Verhalten haben“ aus der reichsunmit- kammergut passierte, sondern im Raum telbaren niederbayerischen protestanti- Hofkirchen a. d. Trattnach, zeigt er die schen Grafschaft Ortenburg65, die detail- generell gute Kenntnis der Protestanten lierte Anweisungen enthielt: „Hinsichtlich bezüglich der katholischen Religion; so der Kommunion empfiehlt die Anweisung, berichtet dort Dekan Moritz Prechenstei- daß man nach Empfang des Brotes einen ner: „Manche [Evangelische] seien so raf- Schluck Wein zu sich nehme und im finiert, daß sie, wenn sie von ihren Pfarrern ,geheimen die Worte der Einsegnung darü- bei der [kaiserlichen] Reformationskom- ber spreche’66. Die ,letzte Ölung’ solle man mission überschrieben wurden, beim Ver- möglichst hinausschieben, ließe sie sich hör vor der Kommission und auch vor den nicht vermeiden, könne man sie empfan- Jesuiten in Linz, so unschuldig und den 11 eusserlichen schein nach dermassen guet keit, verlor er das letzte Ansehen, verließen und euffrig catholisch sich simulieren, das ihn die letzten Getreuen.“72 Noch in der man in Linz albereiths in die ungleiche Beschwerde der Landeshauptmannschaft opinion verfahlen, als ob auf den landt so des Jahres 1688 wird konstatiert, „dass gahr schwache geistliche zu findten weren, viele Pfarreien mit solchen Vikaren verse- die nit einmal den unterschid zwischen den hen sind, welche außer dem, daß sie sich in catholischen und lutteränern zu findten casibus [Moraltheologie] etwas wenig auf- wusten.“69 Die erfolgte Skizzierung der gehalten, selbst in den studiis unerfahren, geschickten Taktik seitens der Protestanten jedoch ad curam animarum bei so wichti- im Salzkammergut, die schließlich das gen Pfarren unter einer praktierten schlech- Phänomen des Kryptoprotestantismus er- ten Pension aufgestellet werden,…“73 So klären will, soll nicht darüber hinweg täu- klagte 1610 der 1602 neu eingesetzte rö- schen, dass die Problematik des mangeln- misch-katholische Pfarrer in Ischl, daß er den Besoldung bzw. Ausbildung der in den es nicht leicht mit seinen Pfarrkindern habe genannten katholischen Pfarren (Vikaria- und „er bekomme von seiner Gemeinde so ten) angestellten Weltpriester (Vikare) wenig, daß er hungern müsse“74. einen nicht unerheblichen Anteil an der Mit der Übernahme des Klosters Traunkir- Fortdauer des Kryptoprotestantismus dar- chen (1622) gelang es den Jesuiten „in den stellte. „Der Fortbestand des Protestantis- Salzkammergutpfarren das ursprüngliche mus wurde vermutlich auch durch die nicht Verhältnis zwischen Mutterpfarre und Fili- immer vorbildliche seelsorgliche Betreu- alkirche, besser Pfarrvikariaten, wiederher- ung durch die katholische Geistlichkeit, die zustellen“75. Erkennbar wird die straffe allzu ausgedehnten Pfarrsprengel und mög- hierarchische Ordensgliederung der Jesui- licherweise auch durch die Alimentation ten sowie die klare Regelung von Zustän- der Pfarrer, die ja als Grundherrschaft auf digkeit und Obsorge in den einzelnen Vi- die Einkünfte aller Bauern waren, begüns- kariaten. „Der Rektor von tigt. Ob etwa zwischen den katholischen Passau…präsentierte nicht nur die Pfarrer Pfarren und den akatholischen Bauern der Salzkammergutpfarren, visitierte die- Kompromisse ausgehandelt wurden und selben, er ernannte auch die Kapläne, die Geistlichkeit die Einzelmaßnahmen der nahm die Kirchenrechnungen seiner Regierung gegen die Häretiker oft gar ,Closter und Mensalpfarren’ auf, übte alle nicht unterstützte, wäre zu untersuchen.“70 Vogteirechte und rief seine Vikare und Dieser Problematik konnten sich die Jesui- deren Kapläne zu geistlichen Exerzitien ten nicht entziehen, bereits vor ihrem Auf- nach Traunkirchen.“76 In der Pfarre zu Bad treten in Traunkirchen existierte das stete Ischl hat sich die erste Kirchenrechnung Bestreben des Klosters, „alle seine Pfarren des Jahres 1631 erhalten und gibt Auf- einem einzigen, ihm genehmen Priester schluß über die Verwaltung der Vikariate: zuzuwenden. Das ergab ein riesiges Ein- „Die Einnahmen bestanden aus Diensten kommen in der Hand eines adeligen Geist- und Sammlungen, Stuhlzins und „Seelge- lichen, der in den verschiedenen Orten von räth“ (Gottesdienste für Verstorbene); Vikaren vertreten wurde und sich stolz Rechnungsleger war wie auch später der „Kirchherr“ nannte. Die Orte selbst aber erste Kirchenpropst. Die Rechnung wurde wollen lieber einen je eigenen, wirklichen in den ersten Jahren vom Superior SJ in Pfarrer haben“71. „Dazu kam noch der Traunkirchen aufgenommen und ratifiziert, schicksalhafte Irrtum, der der katholischen und zwar als Vogtei und Lehensobrigkeit; Sache gewaltig geschadet hat: wollte ein die Ratifizierung wurde später alle drei Geistlicher nämlich, nicht unmöglich wer- Jahre vorgenommen und unterzeichnet den’ [vor den protestantischen Messbesu- vom Rektor SJ in Passau, dem P. Superior chern], musste er ,indifferent predigen’. in Traunkirchen, dem dortigen Hofrichter Das taten die meisten, und gerade deshalb und dem Vikar in Ischl.“77 In baulichen verlor der Pfarrer [Vikar] an Glaubwürdig- Fragen freilich wandte man sich direkt an 12 den P. Rektor SJ, so in der Frage des see kam es wegen der Minderung zum Vi- Friedhofes von Ischl: „In welch skandalö- kariat zum Streit mit den Jesuiten, nach sem zustand er sich befand, ergibt sich aus dem Tod des noch als Pfarrer eingesetzten dem Schreiben des Salzamtmannes von Andreas Sylli (1705) dauerte die folgende Gmunden vom 16. März 1695 an den ei- Vakanz drei Jahre, ehe 1708 Johann Simon gentlichen Pfarrer von Ischl, den P. Rektor Altenhofer nur noch als Vikar eingesetzt SJ, da der Ischler nur Vicarius war. Darin wurde83. Zudem waren die Pfarrvikare heißt es: ,Es gibt mir sowohl das kaiserli- verpflichtet84, „alljährlich an drei Festtagen che Verweserambt als auch der Pfleger zu in der Mutterkirche von Traunkirchen zu Wildenstein umbständig zu vernemben, erscheinen und die Hauptmesse bzw. di- welcher Gestalten der Freudhoff zu Ischl verse andere Gottesdienste zu halten. Da- mit Todten Cörpern bey fürwehrenten bei mussten die Vikare abwechselnd das Khrankheiten der gestalten angefüllet wäh- Hochamt zelebrieren, während die anderen re, daß der Totengraber zu Zeiten ganze assistierten“. „Die erschwerenden Umstän- Stukh von Frisch- und Unverwesenen Leu- de bei Taufen und Begräbnissen, die allein then berüehren und ausgraben müsse, in der Pfarrkirche [zu Traunkirchen] voll- durchwelch üblen Geruch absonderlich bey zogen werden durften, begünstigten die bald sich eröffneten Erd der Lufft leicht- Bestrebungen zur Verselbständigung der lich inficieret,…’.“78 P. Rektor antwortete Vikariate zu Pfarren.“85 Die Gläubigen in unverzüglich am nächsten Tag und stimm- Pinsdorf wurden bis zur Mitte des 18. te der Vergrößerung des Friedhofes zu. Die Jahrhunderts von Traunkirchen aus betreut, seelsorgliche Unterstützung der stark ge- in dem „der Vikar etwa zwanzigmal im forderten Vikare wurde Zeit für Zeit durch Jahr dort zelebrierte und im Sommer die Stellung von Aushilfen durch Jesuiten Christenlehre hielt“86. „1665 gestattete gewährt. Auf diese Praxis weist die zwei- Fürstbischof Thun, daß die Pinsdorfer vom malige Anfrage des Ischler Vikars an den [Alt-]münsterer Pfarrer getauft und getraut Rektor von Judenburg P. Ignatius Querck werden durften.“87 Die Ebenseer Bürger, SJ, „daß er die Seelsorge für die 4000 See- die seit der Verlegung des Salinenbetriebes len nicht mehr erledigen könne und Querck nach Ebensee zu Beginn des 17. Jahrhun- wenigstens zu Ostern und zu Pfingsten derts erheblich an Zahl zugenommen hat- Terziarier79 zur Seelsorge ins Salzkam- ten, forderten bereits seit 1618 – vor der mergut schicken sollte“80. Ankunft der Jesuiten - die Errichtung einer Wie ihre Vorgänger versuchten auch die eigenen Kirche88; auf ihre weiteren Ansu- Jesuiten, die Stellung ihrer Mutterpfarre chen reagierten 1628 Fürstbischof Leopold Traunkirchen zu halten und zu festigen. II. Wilhelm und Superior P. Johannes Kat- 1674 erlangten sie im Rezess mit dem Pas- tes SJ ablehnend im Sinne einer befürchte- sauer Bischof Sebastian Pötting die nahezu ten Schmälerung der Bedeutung Traunkir- vollständige bischöfliche Jurisdiktion über chens: „…bey unterschiedlichen geist und die genannten Pfarren des Salzkammergu- weltlich Magistraten ums Erpauung einen tes81; dies entgegen den damaligen Bestre- Neuen Kirchen alldort zu Lambath [Eben- bungen der Gewinnung einer zentralen see] mit fürwendung allerlei Praetext und Kontrolle über die Pfarren durch den Bi- schein argumenten anzulangen und zu Po- schof (so z. B. im Wiener Rezess von liticitieren sich unterstehen sollen, wann 168882). Dies bedeutete schließlich die dann aber diese ihr intention nicht zu ge- endgültige Herabstufung der inkorporierten ringen Praejudicio und schmellerung der Pfarren zu Vikariaten; für den Bischof und Acht Hundert Jährigen Haupt Pfarr Traun- seine Organe ergab dies den demütigenden kirchen gerichtet, in dener die darzur ge- Umstand, nur die Kirchen in ihrer unmit- pfarte über den See wohnende Unterthan- telbaren liturgischen Funktion visitieren zu nen von der Uralten Pfarr Mutter Sonn- dürfen, während ihnen der Zutritt zum ang- und Feyertäglichen gottsdienst und Predi- renzenden Pfarrhof versagt blieb. In Aus- gen abgehalten…“.89 Ab 1656 betreute ein 13

Kaplan die St. Josefskapelle im Salinen- 31 Ebenseer bei der Überfahrt. Erst 1726 verwaltungsgebäude. Diese war allerdings genehmigte Kaiser Karl einen eigenen Kir- viel zu klein, und es durfte nur eine stille chenbau; drei Jahre später konnte das vom Messe gelesen werden. Da nach Traunkir- Linzer Barockbaumeister Johann Michael chen keine Straßenverbindung bestand, Pruner geplante Gotteshaus in Ebensee als mussten rund 1200-2000 Gläubige zur Filialkirche von Traunkirchen geweiht Sonntagsmesse über den See gerudert wer- werden90. den; zum Teil unter gefährlichen Umstän- den – so starben allein im Winter 1700/01

Großer Pfarrsaal (Klostertrakt): Der hl. Petrus Canisius, Kirchenlehrer, zweiter Apostel Deutschlands, gründet in den Anfängen des Jesuitenordens (16. Jhdt.) zahlreiche Kollegien und ist Verfasser des Katechismus: auf diesen weist er mit seiner Hand; unter dem Tisch sind zwei fürstlich gekleidete Männer, die ob ihrer Beschäftigung mit häretischen Schriften vom zähneflet- schenden Hund (beachte lat. Canis = dt. Hund) bedroht werden.

Für die Bewältigung der Aufgabe den ka- rung der Frömmigkeit, bestehend aus Ka- tholischen Glauben zu festigen, „entwi- techese, Schriften, Predigt, Liturgie, Beich- ckelten die Jesuiten ein konkret auf eine te und Kommunion“91. Erfahrungen von Region bezogenes Programm zur Förde- Jesuitenmissionen im 16. Jhdt. hatten be- 14 reits die prinzipielle Begeisterungsfähig- in der Corruption der Zeit, daß kein Anwe- keit des Volkes gezeigt, „denn wenn ein- sender, selbst der mit Vorurteil dazugetre- mal ein Prediger vorüber kam, so füllten ten, sich eines heiligen Schauers zu erweh- sie die Kirchen, die Gläubigen standen ren vermocht hat. Auch Zuhörer des sogar vor der Kirche und im Regen, und evangelischen Bekenntnisses waren tief sie warteten bis in die Nacht hinein, um ergriffen und bekannten, daß hier nichts, beichten zu dürfen“92. Im Sinne des sich was ihnen fremd und feindlich sein konnte, nach dem Konzil von Trient entwickelnden vorgekommen, sondern ein wahrhaft evan- Brauches, „nicht nur einmal jährlich, son- gelischer Geist in apostolischer Einfachheit dern monatlich, gelegentlich auch wö- und Kraft sich offenbart hatte“98. chentlich die heilige Kommunion zu emp- fangen“93 intensivierten die Jesuiten die Möglichkeit zum Sakramentenempfang. 1632 gab es in Traunkirchen offiziell 249 Konvertiten, der Kommunionempfang stieg merklich.“94 „Es wird z. B. berichtet, daß am Neujahrstag 1637 so viele Men- schen zur Beichte kamen, daß infolge des großen Andranges die Predigt ausgelassen werden musste. Der Gottesdienst dauerte trotzdem bis Mittag. 1747 wurden 300 000 Kommunionen gespendet.“95 Die besonde- re Verehrung der hl. Eucharistie96 verbun- den mit den räumlich beengten Platzver- hältnissen für eine Entfaltung einer Prozession veranlasste die Jesuiten 1632 das erstmalig gefeierte Fronleichnamsfest auf dem See als Prozession zu begehen. „Zu Beginn der Fronleichnamsprozession P. Ignatius Querck SJ (1660 – 1743) wirkte unermüdlich im erklingen die Glocken der Pfarrkirche und Bereich der Volksmission und Kinderkatechese von 1712 – die Johannesbergkapelle und die Ortsmu- 1730 im Salzkammergut. Bernhard Duhr schreibt über ihn: „Alles Äußere an diesem Apostel schien schlecht und sik intoniert den eucharistischen Hymnus verächtlich: seine kleine Leibesgestalt und sein abgenutz- „Pange lingua“ des Thomas von Aquin. ter Rock … Während seines ganzen Lebens von einem Schwarm lästiger Krankheiten geplagt, erreichte er trotz- Mit Hilfe moderner technischer Geräte dem ein Alter von 83 Jahren.“ vermag ein Sprecher die Gebete und Ge- sänge zu lenken und den Kurs der Fron- Zu der Fronleichnamsprozession kamen leichnamsflotte zu dirigieren. Um das alsbald weitere hinzu: „Die Bittprozession Hauptschiff, auf dem unter einem Balda- führte am Bittmontag auf den Johannes- chin ein Altar erhöht aufgerichtet ist, scha- berg, am Bittdienstag in die Nikolauska- ren sich die ,Prangerfuhr’ (Gegenfuhr mit pelle und am dritten Tag führte sie von der gläubigen Besuchern – einst Fuhre mit Nikolauskapelle zur Klosterkirche. Am weißgekleideten Mädchen und Jungfrau- Dreifaltigkeitssonntag wallfahrtete man en), sowie die Boote jener Teilnehmer an nach St. Wolfgang. Jedesmal ging am der Prozession, die mitzubeten und mitzu- Sonntag nach Maria Himmelfahrt eine singen bereit sind.“97 Bei Ausblendung der Prozession nach Lauffen. Kinderprozes- „modernen technischen Geräte“ sind hier sionen führten auf den Johannesberg oder die anerkennenden Worte des protestanti- auf den Kalvarienberg. Eine solche Kin- schen Kirchenhistorikers Wolfgang Men- derprozession kam auch per Schiff aus zel am Platz: Es offenbart sich in den Bil- Ebensee.“99 Außerdem verstand man es die dern der katholischen Mission „soviel festlich begangenen Anlässe des Kirchen- Kraft des Religiösen und Sittlichen mitten kalenders mit der öffentlichen Gewährung 15 von Spenden an die Untertanen und Armen religiösen Lebens getroffen: „Im Juli 1637 zu verbinden: so fanden die Spenden sechs wurde den Pfarren aufgetragen, abends mit Mal im Jahr statt, u. a. am Ostersonntag: zwei Glocken das Ave Maria zu läuten; „Allen unsern Untertanen wird gegeben ½ ihnen [Jesuiten] verdankt das Heiligtum Pfund Kalbsbraten, 2 rote Eier, ¼ Laib Maria Schnee (Maria im Schatten) in Lauf- Brot, ein Laib aus 4 Pfd. Teig. Die Vertei- fen seinen Wallfahrtscharakter.“101 Auf lung geschieht nach Beendigung des Mor- den nachhaltigen Effekt abzielend – das gengottesdienst in unserer Kirche. Die religiöse Leben dauerhaft in der ortsansäs- Brüder verteilen die Portionen, dabei wer- sigen Bevölkerung zu festigen – versuch- den die Untertanen namentlich aufgerufen ten damals vor allem die Jesuiten die Be- und zwar von hier 48, von der Nachbar- völkerung in religiösen Korporationen zu schaft 45, aus Ebensee 96… Am Feste des organisieren; besonders ausgeprägt war das hl. Michael…wird nach dem Gottesdienst System von Bruderschaften und Kongrega- an alle, die kommen, ausgeteilt ½ Pfd. Ro- tionen in städtischen Kreisen, aber auch im hes Fleisch und ain „Wecklein“ oder Salzkammergut kam es zur Gründung der- „Kipfl“ im Gewicht von 24 Loth, die vor- selben, so bildete sich 1744 in Ischl neben her geweit worden. Dafür werden jährlich der bereits seit 1681 bestehenden Bruder- gegen 20 Zentner Fleisch und 26 Scheffel schaft „Jesus, Maria und Josef“ die „geist- Weizen verwendet. Die Zahl der ausgeteil- liche Liebesversammlung der Junggesellen ten Portionen beträgt gewöhnlich 4000…. zu Ehren des heiligen Erzengel Michael“, Am Feste Allerheiligen erhalten alle armen kurz „Michaelsbruderschaft“ genannt, die Kinder, sowohl die von hier als von aus- zeitweise 300 bis 500 Mitglieder zählte102. wärts kommen, „ain Kipfl“, die man „See- In Traunkirchen selbst wurde 1637 ers- len Wecklin“ nennt. Es wird 1 Scheffel tmals eine Marianische Kongregation ge- Weizen darauf verwandt.“100 gründet; 1689 folgte die Gründung der Aber auch außerhalb Traunkirchens wur- „Bruderschaft vom guten Tod“. den im Einflussbereich der Kammergut- pfarren Maßnahmen zur Vertiefung des

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1696 errichtete die Bruderschaft vom guten Tod die Kalvarienbergkirche zu Traunkirchen, deren Inneres die fünfte und letzte Station des vom Ort beginnenden Kalvarienbergweges bewahrt: die Kreuzigung Christi vor dem Panorama Jerusalems und heimatlichen Bergen.

Zu den Aufgaben der genannten religiösen Güns, Györ, Rijeka, Chemnitz, Banska Vereinigungen zählten die Ausrichtung Hodrusa, Neusohl, Görz u.a. geben davon von religiösen Feiern, insbesondere Be- ein Zeugnis.“103 Erstmals 1639 von P. Karl gräbnisfeiern, die Anschaffung und Stif- Mussart SJ in Wien mit sieben Stationen tung von kirchlichen Gewändern und Ge- errichtet findet die Idee der visuellen Dar- rät; letztgenannte trug allein mit Geld und stellung der Passion Christi und der damit Robotleistungen ab 1696 den Bau der Kal- verbundenen Osterliturgie erhebliche Po- varienbergkirche in Traunkirchen – Be- pularität104. „Der Kalvarienberg in Traun- standteil einer besonderen Ausformung der kirchen ist der älteste im Salzkammergut. barocken Volksfrömmigkeit, nämlich die In den übrigen Pfarren des jesuitischen Errichtung von Kalvarienberganlagen, Einzugsbereiches wollte man nun auch gleichsam ein steinernes „theatrum sac- einen Kalvarienberg. 1711 errichtete man rum“ und besonders forciert durch den einen in Hallstatt, den der Gegenschreiber Orden der Jesuiten. „Es lässt sich über- Johann Simatinger förderte. haupt ein deutlicher Impuls zu der Errich- tung von Kalvarienbergen von Seiten des Jesuitenordens zumindest in Mitteleuropa feststellen: Linz, Judenburg, Hernals, Ma- ria Freienstein, Kindberg, Leoben, Press- burg, Traunkirchen, , Millstatt, 17

bergkirche Platz findet. In Ischl wurden mit der Fertigstellung der Kalvarienberg- kirche (1706) „in feierlicher Prozession die für die Kirche bestimmten Statuen [der Kreuzigungsgruppe] auf dem ,Kreuzweg’ hinaufgetragen und aufgestellt“106. In Ischl versuchte man, offensichtlich wie manch anderorts107, im Ansatz die alte Siebenzahl einzuhalten; man beachte die Terrakottas- tatuen in den Nischen der Kirchenfassade, die u. a. die Ecce-Homo Szene (6.Szene) sowie jüdische Hohepriester (7.Szene) zei- gen. In Traunkirchen hat sich bis heute zudem mit dem „Antlaßsingen“ (Antlaß – Angst) eine mit dem Kalvarienberg ver- bundene Andachtsform aus der Zeit der Jesuitenpräsenz erhalten, die sich in der Nacht vom Gründonnerstag auf den Karf- reitag abspielt: „Von 9 Uhr abends an zie- Zehn Jahre nach der Errichtung der Kalvarienbergkirche in hen bei jedem Stundenschlag bis 3 Uhr Traunkirchen erfolgte der Bau der damals noch eintürmi- gen Kalvarienbergkirche in Ischl (1706); mit den Terrakot- früh die Leute durch den Ort und singen ta-Figuren (Ecce Homo, Christus vor den Hohepriestern) in uralte Lied vom Leiden und Sterben Jesu den Fassadennischen sollte der fünf Stationen umfassen- de Kalvarienbergweg auf die alte Siebenzahl erweitert Christi. Nachher ertönt das ,24-Stunden- werden. Lied’ mit 16 Strophen. Dann geht die Schar auf den Kalvarienberg, wobei der Schmerzhafte Rosenkranz gebetet wird. In der letzten großen Kapelle endet die näch- tliche Andacht mit einer alten Leiden- Christi Litanei.“108 „Da die Kalvarienber- gandacht eher von Laien praktiziert wurde, war sie in diesem Sinn auch als eine ver- einfachte, laiengerechte Form der jesuiti- schen Exerzitien zu verstehen, die dem Kirchenvolk den Zugang zu den Medita- tionen über das Leiden Christi erleichter- te.“109 Auch Ischl erhielt im selben Jahr einen Spärlich sind die Hinweise - im Gegensatz Kalvarienberg. 1717 bekam Goisern [einen zu den in Linz und Steyr zumindest mit Kalvarienberg, der im nahen] St. Agatha Angabe von Datum und Titel dokumentier- errichtet wurde. Erst 1757 bekam Gosau ten Aufführungen – auf die Tradition des einen Kalvarienberg, Aussee dagegen barocken Jesuitentheaters im Raum Traun- 1710.“105 Im Gegensatz zur anfänglichen kirchen. Einzig Hans Commenda liefert Siebenzahl des Stationsweges bei Karl mit seiner Veröffentlichung des Notbur- Mussart SJ setzt sich im Salzkammergut gaspiels aus Traunkirchen eine Verbindung bei den genannten Orten überall der Typ zum Jesuitendrama des ausgehenden 18. mit fünf Stationen der fünf Rosenkranzge- Jahrhunderts; es handelt sich hiebei um ein heimnisse durch (Ölberg-Blutschwitzung, volkstümliches Stubenspiel mit religiös- Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung, lehrhaftem Grundton, das sich als Ab- Kreuzigung), wobei die letzte Station schrift aus den hinterlassenen Papieren der (Kreuzigung) jeweils in der Apsis der den Jesuitenresidenz Traunkirchen erhalten Stationenweg abschließenden Kalvarien- hat110. Zudem besteht ein – wenn auch 18 vager - Zusammenhang zwischen der jesui- wodurch angeblich große Wunder gewirkt tischen Ordensdramatik und der Tradition wurden - immer weitere Kreise zog, sandte des Ischler Krippenspiels bzw. Weih- der österreichische Provinzial den Passauer nachtsspiels mit seinen Szenenabfolgen Rektor P. Johann Hafenegger nach Gmun- wie Propheten, Verkündigung, Drei Wirte, den, um die Sache gründlich zu untersu- Hirtenschlaf, Hirtenhuldigung, Anbetung chen…und es gelang ihm, in wenigen Ta- der Hl. Drei Könige111. In diesem Zusam- gen, den Müller vor Zeugen als den menhang ist auf den Umstand hinzuwei- eigentlichen Spiritus angelicus zu entlar- sen, dass die Jesuiten als Wegbereiter des ven“117. Gladich wurde jedoch daraufhin in frühbarocken auftauchenden „praesepe“ Passau interniert, seine Schriften beschlag- (Krippen) – Motivs gelten112. Die Schau- nahmt. „Im September 1653 befahl die lust der Bevölkerung für die szenisch ab- Ordensleitung in Rom Gladichs sofortige folgende Feier der Weihnachtsgeheimnisse Entlassung aus dem Orden, die allerdings fand einen solchen Widerhall, „daß sich als freiwilliges Ausscheiden deklariert die Gläubigen selbst Krippen bauten und wurde. Gladich wurde zugleich aus den das Weihnachtsgeschehen in die eigene Diözesen Salzburg und Passau ver- Landschaft legten“113 und folglich die Je- bannt.“118 suiten als Begründer der großen Krippen- Die mannigfaltige Intensivierung der Seel- tradition im Salzkammergut gelten114. sorge im Salzkammergut durch die Jesui- Auch von extremen Phänomenen der baro- ten und damit verbundener Teilerfolge cken Frömmigkeitskultur wie Erscheinun- kann jedoch nicht den Blick auf das wei- gen Armer Seelen und deren Erlösung aus terhin existente Phänomen des oben be- dem Fegefeuer, Engelserscheinungen, Teu- schriebenen Kryptoprotestantismus verstel- felsaustreibungen etc. wird 1650 in Ver- len. Mit Ausnahme einiger weniger bindung mit der strafweisen Versetzung Lebenszeichen der Jahre 1685-87119 gab es des P. Hieronymus Gladich SJ in die „ab- bis zum Regierungsantritt Kaiser Karls VI. gelegene Residenz der Jesuiten in Traun- (1711) kaum Anzeichen öffentlicher pro- kirchen“115 berichtet. „Im Septem- testantischer Aktivitäten. „In den Regie- ber/Oktober 1650 erschien ihm angeblich rungszeiten von Leopold I. (1658-1705) die Seele des kürzlich verstorbenen Franz und Kaiser Josef I. (1705-1711) gab es Christoph Graf Khevenhüller. Nach Sep- keine entscheidenden Maßnahmen gegen tember 1651 ,erlöste’ Gladich den Kurfürs- die Kryptoprotestanten.“120 Der Religions- ten Maximilian I. von Bayern aus dem frage wurde keine große Bedeutung zuge- Fegefeuer und erhielt von dessen Witwe messen, zumal sich auch die Protestanten zum Dank einen kostbaren Mantel. ruhig verhielten, „von den Ortsgeistlichen 1652/53 beteiligte sich Gladich an der In- geflissentlich ignoriert, von den Grund- szenierung von Erscheinungen eines Spiri- herrschaften kaum beachtet und von den tus angelicus in der Mühle von Gmun- übrigen Behörden in der Zahl und Verbrei- den.“116 Gladich „ließ sich von dem Müller tung nie richtig erkannt“121. „Und außer- [Viktor Schönmüller] und dessen Hinter- dem wachte das Salzamt in Gmunden dar- mann und noch schlimmeren Hinterweib über, daß die Arbeiter der Salzbergwerke – völlig täuschen und ging in der unklugsten Schiffer, Gruben- und Holzarbeiter – in Weise für die Wirklichkeit der Erschei- Glaubenssachen nicht behelligt wur- nungen ins Zeug. Da der Trug - der Spiri- den.“122 tus angelicus segnete auch Rosenkränze,

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Im Inneren der Kalvarienbergkirche zu Bad Ischl: 1706 wurden die Figuren der Kreuzigungsgruppe auf den Kalvarienberg ge- tragen; sie sind vom Kreis der berühmten Werkstatt Meinhard Guggenbichlers gefertigt.

Der Religionsbericht des Jahres 1733, ver- auswanderten, um öffentlich zum Luther- fasst von P. Ignatius Querck SJ, erkennt tum überzutreten, erging seitens des Vikars rückblickend: „Nun obwohlen hernach die von Goisern – Johann Melchior Aichhofer Leuth sich gestelt oder stellen müssten als - die entsprechende Meldung über protes- Catholische, ist doch das Feuer bey etli- tantische Aktivitäten in seiner Pfarre an chen allzeit unter der Aschen verborgen den Passauer Rektor P. Anton Zierndorf blieben, welches absonderlich durch heim- SJ, verbunden mit der Anforderung eines blich behaltene uncatholische Bücher ist Missionars. Genannter Vikar verschärfte erhalten worden. Weilen sie aber kein öf- jedoch die Situation durch die Einhebung fentliche Unruhe gemacht, und sich äußer- von überhöhten Pfarrgebühren sowie durch lich als Catholische gestelt, hat man sie eilig angeordnete Hausdurchsuchungen gleichwohl seyn; und nicht Ursach gehabt und Verhören bei des lutherischen Buchbe- größeren motum wieder sie zu machen als sitzes verdächtigen Bürgern. Zudem for- etwan bey vorfallenden Begebenheiten mit derten die bisherigen Geheimprotestanten den Herren Saltz Officiern als erster in- nun ganz offen einen Prädikanten in der stanz hat können abgehandelt werden, und Filialkirche St. Agatha, die sie eine evan- dieses bis um das Jahr 1711.“123 Da kamen gelische Kirche nannten124. Am 3. Juni 1710 und 1711 einige Exemplare des 1712 kam Missionar P. Ignatius Querck Sendbriefes des Salzburger Exulanten Jo- SJ125 aus Graz in Goisern an; offensichtlich sef Schaitberger in Umlauf, der die Be- gerade rechtzeitig, denn „am nächsten Tag wohner des Goiserer Bezirks auf ihre un- waren laut Bericht des Salzoberamtes vier- würdige Situation aufmerksam machte. Als hundert Personen in der Absicht der Ver- hierauf 70 Personen im Frühjahr 1712 ih- treibung des Vikars in Goisern erschienen, ren Besitz verkauften und nach Nürnberg wo sie in Gegenwart Quercks und des Hof- 20 schreibers Summatinger ihre Beschwerden vorbrachten. Am Schluß ihres Berichtes „warfen sie dem Vikar noch vor, er habe sie oftmals von der Kanzel beschimpft und verachtet und sie vielmals auch vom Pfarr- hof verjagt“126. Viele waren der Meinung, daß es zu Ausschreitungen gekommen wä- re, wenn nicht Querck mit seiner sonderba- ren Sanftmut und Güte’ alles beruhigt hät- te“127. „Im darauffolgenden Jahr konnte der Missionar seine Arbeit bereits auf die Umgebung ausdehnen. Er war in Aussee, Gosau, Ischl und St. Wolfgang und wirkte dort durch Predigttätigkeit, wobei er viele Menschen erreichte.“128 Im Jahr 1713 führ- te Querck in Traunkirchen, Hallstatt und Aussee eine Novene zu Ehren des Hl. Franz Xaver ein.“129 1716 besuchte er – so berichtet die Historia residentiae Traunkir- chensis – gar nicht nur jedes Haus im Salzkammergut, sondern er kam auch nach Niederösterreich und Bayern. In seinen insgesamt vier erstellten Religionsberich- 130 ten sind zum Teil Erfolgs-, aber auch Kreuztragung Christi. Vierte Station des von Bad Goisern Misserfolgsmeldungen enthalten, so im nach St. Agatha verlaufenden Kalvarienbergweges. Der fünf Stationen (fünf Rosenkranzgeheimnisse) umfassende Falle missglückter Hausbesuche: „Aber Weg wurde 1717 – andere Quellen besagen 1712, kurz was hilft das kinder lehren, wan erstlich nachdem die protestantischen Bewohner St. Agatha als Predigerkirche eingefordert hatten - errichtet und enthält die elteren die Kinder nicht kinderlehr noch die barocken Figuren im Stile der jesuitischen Or- schicken, oder wan man sie auch in ihren densdramatik. Häusern besucht, die Kinder darvon lauf- fen in die Wälder oder sich in den Häusern Von der Bilanz seiner Mission fällt wiede- versperren, und die elteren selbst darzu rum Goisern aus der Reihe: „Der unermüd- helfen, ja wohl auch den Catechisten mit liche Missionar hat im Sommer und Herbst harten Worten anfahren?“131 1713 in neun verschiedenen Kirchen und Pfarren Mission gehalten ,mit solcher Frucht, daß auf solches anmahnen an ei- nem Ort über tausend, an einem anderen über 800, an anderen 400. am wenigsten 200 Communikanten sich eingefunden, und würden zweifels ohne noch weit mehr gewesen seyn, wan ich mich an jedem ort länger aufzuhalten hette zeit gehabt. Allein zu Geusaren [Goisern], da doch diese aus den volksreichsten Pfarren ist, und ich mich allda schier länger als an einigen an- deren ort aufgehalten, auch dort wie an- derstwo den Ablas ausgelegt und verkün- det, seynd nicht mehr als 12 Personen, aus welchen etliche kinder waren, zur beicht erschienen’.“132 Der neue Fürstbischof von Passau – Joseph Dominikus v. Lamberg, 21 regierte 1723-1761 - unternahm als Vor- rischen Methode135 –, „die Bekehrung der kämpfer gegen den Kryptoprotestantismus Leute allein durch Katechese und Beleh- 95 Visitationsreisen; bei zahlreichen „wur- rung und durch das Beispiel seiner Person, den P. Ignaz Querck SJ und als dessen ohne alle Theatralik, zu erreichen“136. In Nachfolger – P. Kurz SJ in das Visitati- dieses Konzept passte die von Bischof Jo- onsgebiet vorausgesandt, um die Kinder im seph Dominikus v. Lamberg 1727 verfügte Katechismus zu unterrichten und sie so auf Einführung der Christenlehrbruderschaft in die Christenlehren, die der Bischof dann der Diözese Passau; „das religionspädago- hielt, vorzubereiten. Während der Visita- gische Ziel der Bruderschaft war zum ei- tionen selbst hielten sich Querck und Kurz nen die Einweisung der Kinder in die An- im Gefolge des Bischofs auf und wurden fangsgründe des katholischen Glaubens vereinzelt zu Katechesen in die Nachbar- durch die Eltern, zum anderen die regel- pfarren geschickt“133; in dieser Funktion mäßige, verstärkte Teilnahme der Kinder wird P. Querck SJ als „des Bischofs Büch- an Christenlehren“137. P. Querck SJ hatte senspanner auf dieser geistlichen Seelen- mit der Errichtung solcher Bruderschaften jagd“134 bezeichnet.. P. Querck versuchte bereits 1706-08 Erfahrung in den Millstät- von Anfang an – im Gegensatz zur Segne- ter Pfarren gesammelt.138

Die Kreuzkapelle am Traunkai – errichtet bis spätestens 1726 – steht ganz in der Tradition der Kalvarienberge im Salzkammer- gut. Franz Preisl (vermutlich) schuf das besonders bewegte Panorama Jerusalems mit einer großen Volksschar, die Kreuztra- gung begleitend. Den redlichen Bemühungen P. Quercks – Volksmissionen und Kinderkatechese eine er „bewirkte über die Jahre hinweg durch stärkere Übereinstimmung der Volks- 22 frömmigkeit mit den katholischen Glau- schrieb damals…einen Monat nach der bensinhalten“139 – steht die Tatsache gege- schon genannten Verteidigung des Ordens, nüber, dass die Zahl der sich bekennenden seinen ,Bericht von Religions Sachen in Protestanten nicht abnahm, sondern zu- dem Kayserlichen Saltz Cammerguth in nahm. Als der unter Druck geratene Salz- Oberösterreich. In November Ao. 1733, a amtmann Ferdinand Graf von Seeau 1733 R. P. Ignatio Querck conscripta’.“146 unter dem Eindruck der im benachbarten Salzburg erfolgten Vertreibung von rund 20000 Protestanten in Hallstatt öffentlich die freie Ausreise für protestantisch Be- kennende anbot, ließen sich umgehend rund 1200 Personen beim Pfleger von Wil- denstein einschreiben140. Von der großen Zahl überrascht, mussten die Behörden nun reagieren; bisher gab es hiezu eine Viel- zahl von unausgeführten Erlässen und In- struktionen, gegenseitigen Beschuldigun- gen zwischen geistlicher und weltlicher Obrigkeit bzw. zwischen den jeweiligen örtlichen Vollziehungsstellen sowie ent- sprechender Kompetenzstreitigkeiten141. Flankierende Maßnahmen wie angeordnete Bücherverteilungen, vermehrte Entsendung Sonnenuhr (Fresco) an der Fassade des Agathawirts, von Missionaren und ab 1752 auf staatli- unmittelbar neben der St. Agatha Kirche: sie zeigt links chen Wunsch hin erfolgte Errichtung von unten den Tod des hl. Franz Xavers auf der Insel Sancian 142 mit den typischen Attributen Muschel, Pilgerhut und Schiff Missionsstationen blieben ohne nachhal- auf dem Meer. Diese Darstellung des hl. Franz Xaver auf tigen Erfolg. „Im Jahre 1728 wurden von einem profanen Gebäude ist sonst kaum anzutreffen. P. Hermengild Adam SJ 400 vom Salzamt bezahlte katholische Broschüren unter den Im Bestreben des sich ausformenden Kammergutsarbeitern verteilt. Wie erfolg- Staatswesens nach konfessioneller Verein- los sein Bemühen war, zeigte ihm ein Jahr heitlichung gelangte nun die stärkste Rep- später eine Visitation, bei der er bei den ressalie – die zum Unterschied der bisheri- Arbeitern und Untertanen wieder fast gen „gelinderen“ Mittel auch durchgeführt durchwegs lutherische Bücher vorfand. In wurde und bis zum heutigen Zeitpunkt Wien war man geneigt, den vom Missionar weltliche und geistliche Obrigkeiten in aufgedeckten Zustand dem Salzamtmann unpopulärem Licht erscheinen lassen: „Un- in die Schuhe zu schieben.“143 Den Misser- ter dem Druck der [kaiserlichen] Reforma- folgen der Bücherverteilungen begegnet P. tionskommission und des Passauer Ordina- Querck SJ desillusionierend: „Ist ein wich- riates stimmte Karl VI. dann am 21. April tige frag, ob es nicht besser wär in diesen 1734 zu, 30 bis 40 Rädelsführer auf dem Schiffsweg nach Siebenbürgen zu schaf- umbständen, wann diese leuth nicht kun- 147 then lesen.“144 „Im Dezember 1733 klagt fen.“ . Damit war die Durchführung der der Superior der Jesuiten von Traunkir- ersten Transmigration befohlen. Aus den chen, daß man nicht feststellen könne, ob anfänglich genannten 30-40 Personen soll- die Leute am Abend bei ihren Zusammen- ten es bis 1737 schließlich 624 Personen künften nicht lutherische Bücher lesen oder werden; in einer zweiten Welle – 1752- andere verführen.“145 Im selben Jahr wurde 1756, der sogenannten Theresianischen der betagte P. Querck SJ nochmals nach Transmigration – wurden aus dem Haus- Traunkirchen gerufen, um den mannigfal- ruck- und Traunviertel 2042 Personen un- tigen Anschuldigungen des Salzamtmannes ter unwürdigen Bedingungen und meist gegen die Jesuiten zu begegnen. „Querck unter Verlust eines Großteils ihres Vermö- gens umgesiedelt148. 23

Trotz der sich verschlechternden Stim- den Typus der gotischen Hallenkirche und mungslage für den Orden der Gesellschaft ist mit ihrer Raumlösung für eine Jesuiten- Jesu - im Zuge der jansenistischen149 kirche ungewöhnlich151, „die ganze Ein- Strömungen aus den frankophilen Ländern richtung dieser Kirche erweist sich klar als auch im Rahmen der nach dem Utilita- und bestimmt als von den Jesuiten bestellt, rismus-Prinzip ausgerichteten neuen Re- wie alles Bildwerk oftmals lehrt“152. Den formideen der theresianisch-josephinischen Hochaltar schmückt Hauptbild Mariä Krö- Epoche im Habsburgerrreich – schufen die nung, das von Statuen der Hll. Petrus und Jesuiten in der Kirche sowie in den Räum- Paulus sowie der beiden Jesuitenheiligen – lichkeiten der Residenz (Kloster) zu Hl. Franz Borgias und Hl. Franz Regis153 Traunkirchen um 1750 ein ordensspezifi- flankiert wird; in der Gewölbezone wacht sches Bildprogramm, dass in seiner Dichte über der verkürzten Form des Namens Jesu überrascht und seinesgleichen in Öster- (IHS) im Strahlenkranz der Erzengel Mi- reich suchen lässt. Die Kirche selbst – Ma- chael. Das Motiv des Erzengels Michael ist riä Krönung gewidmet - wurde nach dem bei den Jesuiten recht häufig anzutreffen, bereits erwähnten Brand nach 1632 mit so in Steyr, wo er als Patron der ehemali- ansehnlichen „Wohltaten der Grafen von gen Jesuitenkirche firmiert (Michaelskir- Khevenhiller, Schwarzenberg und des Prä- che), so auch in München, wo bereits im laten von Mondsee“150 neu errichtet und 16.Jhdt. die frühbarocke Jesuitenkirche St. 1652 vollendet. Die nunmehr dreischiffige Michael errichtet wurde154. sowie sechsjochige Säulenhalle erinnert an

Als Wegbereiter des „praesepe“ (Krippen-) – motivs initiierten die Jesuiten die Tradition des Krippenbaus im Salzkammergut. Die Krippe in der Kirche zu Traunkirchen steht ganz im Sinne der barocken Krippentradition.

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Der 1753 errichtete rechte große Seitenal- rer Angabe ein hölzernes Kruzifix, soll tar zeigt den hl. Ignatius von Loyola in zwischen den Scheren eines Krebses hän- seiner Vision zu La Storta. Der linke große gend, von Fischern gefunden und das Tier Seitenaltar – bereits 1740 aus Kunstmar- deshalb zum Gegenstand der Ehre erhoben mor errichtet – ist im Sinne der besonderen worden sein.“158 Den hl. Franz Xaver vor Förderung des Nepomukkultes durch die der Madonna mit Jesukind finden wir Jesuiten155 dem 1729 heilig gesprochenen ebenfalls am 1762 von Johann Georg Johannes Nepomuk geweiht. Das Presbyte- Schmidt gefertigten Altarblatt des Marien- rium wird von vier großen Gobelinmale- altars wieder; das oberhalb befindliche reien aus der Zeit der Jesuiten eingesäumt; Kuppelgewölbe ist mit Szenen aus dem diese zeigen Szenen aus dem Leben der Leben des Asienmissionärs ausgestattet. Jesuitenheiligen Ignatius (Ordensgründer), Höchst bemerkenswert und ein konkreter Franz Xaver, Aloisius und Stanislaus Hinweis auf die intensive Beichtpraxis der Kostka. Schließlich ist auf den jeden Besu- Jesuiten sind die im rückwärtigen Teil be- cher der Kirche fesselnden Blickfang, die findlichen Beichtstühle, „schlichte rechte- von einem nicht näher benannten Jesuiten- ckige Kästen in fortlaufender Reihe, beim bruder errichtete „Fischerkanzel“ (1753), Haupt- oder Südportale beginnend, unter zu verweisen, die auf die Tradition Traun- der Empore sich fortsetzend und nahe dem kirchens als Fischerdorf im Salzkammer- nördlichen Seitenaltare endigend, so daß gut hinweist: „Das Schifflein des hl. Apos- die bei den Beichtstühlen Stehenden meist tels Petrus ragt, von großen Seefischen wieder auf Kanzel und Hochaltar sehen umkreist, aus den Wogen. Die Apostel konnten“159. Mehr als erwähnenswert sind Jakobus und Johannes ziehen das mit Fi- die zahlreichen von der ikonographischen schen prall gefüllte Netz empor...“156 Forschung noch kaum erschlossenen Bild- „Darüber wölbt sich der Schallde- nisse, die sich im großen bzw. kleinen ckel…außen geziert mit der Statue des Klostersaal und im „Pfarrergang“ der Re- heiligen Franz Xaver in priesterlichen Ge- sidenz befinden, die zum Teil seltene, bis- wändern, [man erkennt] wie ein gewaltiger her kaum gekannte Darstellungen enthal- goldener Meerkrebs ihm das Crucifix wie- ten. Neben dem Stifterbild sei hier auf die derbringt, das dem Heiligen bei einem bereits erwähnte originelle siebenteilige Sturme in das Meer gefallen war. Am Tafel mit den Szenen der Übergabe Traun- Rande herum stehen vier Figuren, Reprä- kirchens an die Jesuiten hingewiesen; zahl- sentanten jener Völker, unter denen der reiche Darstellungen in einem nicht abzu- Heilige gewirkt, links ein Europäer mit sprechenden volkstümlichen Lokalkolorit einem Buche,…dann ein kupferfärbiger von Jesuitenmärtyrern, Einzelporträts von Indier mit der Taufmuschel in der einen, Jesuiten, aber auch der mit den bunten ge- ein Spruchband in der anderen Hand, mit schmückten Ziermalereien und Monog- der Zahl 1 200 000, welche Zahl angeben rammen versehenen Türrahmungen aus- soll, wie viele Ungläubige er zum Glauben gestattete „Pfarrergang“ sind bekehrt hat. Die anderen zwei sind schwar- eindrucksvolle Zeugnisse vom rund 150- ze Insulaner, der eine mit Hut und Stab des jährigen Wirken (1622-1773) der Jesuiten Heiligen, der andere mit den Gefäßen für in Traunkirchen und dem umgebenden die heiligen Oele.“157 Eine Volkssage gibt Salzkammergut. eine lokal bezogene Erklärung für den „Am 21. Juli 1773 verfügte Papst Klemens Kanzelschmuck an: „Einst soll sich wäh- XIV. auf stärksten diplomatischen Druck rend der Fronleichnamsprozession ein ge- und Drohungen der Bourbonenhöfe Frank- waltiger Sturm erhoben und der Traunsee reich, Spanien und Neapel mit dem Breve mit seinen wildaufschäumenden Wellen „Dominus ac Redemptor“ die Aufhebung den ganzen frommen Pilgerzug ein tiefes des Jesuitenordens. In Frankreich erging scheuerliches Grab bereitet haben. Die dieses Verbot bereits 1762/64; in Portugal goldene Kapsel mit der Hostie, nach ande- und Spanien nach gewaltsamen Vertrei- 25 bungen 1759 bzw. 1767160. Kaiserin Maria von Gmunden und ,zweyer Gezeugen von Theresia – obwohl sie persönlich die Jesui- dem clero saeculari’ sowie in Gegenwart ten und ihre Fähigkeiten überaus schätzte - und unter aktiver Beteiligung zweier lan- folgte aus hausmachtpolitischen Gründen desfürstlicher Kommissäre am 18. Sept., diesem Breve – und gab am 10. September Vormittags um 10 Uhr in der sogenannten an die Länderstelle die entsprechende Wei- Residenz der Gesellschaft Jesu zu Traun- sung, das Breve zu vollziehen, jedoch ver- kirchen das Aufhebungs-Breve promulgiert bunden mit der Aufforderung, den Jesuiten hat.“164 „Nachmittag wurde von den Lan- „im Namen der Monarchin Schutz und desfürstl. Und beeden Hochfürstl. Com- Gnade zu versprechen…“161 Kardinal- missariis zur Inventirung des Kirchen und Fürstbischof Firmian von Passau bedauerte Bruderschaften geräths geschritten, die das „betrübte und widrige Schicksal“162 der pretiosiora in einen Kasten versperret, und Gesellschaft Jesu und war bestrebt die fä- von uns Hochfürstl. Commissariis privati- higen Patres des Passauer Jesuitenkollegs ve obsigniret. Die übrige der Residenz ge- weiterhin in ihrer lehrenden Funktion zu hörige Gütter wurden nochmals von dem halten. Auf Weisung des Fürstbischofs von Landesfürstl. Commisario alleinig untersu- Passau „unterblieb im Bereich der ganzen chet.“165 1777 gelangte die zwischenzeit- Diöcese Passau sowohl die Verkündigung lich von der Ministerial-Banco- des Aufhebungsbreves des Jesuitenordens Hofdeputation verwaltete Herrschaft von den Kanzeln, als auch der Anschlag Traunkirchen an das Salzamt; ab 1783 war irgend einer darauf bezüglichen Bekann- dieses fortan dem Landeshauptmann in tmachung an die Sakristei- oder Kirchen- Österreich ob der Enns „vollkommen un- thüren, und man beschränkte sich mit tergeordnet“166 Der Fürstbischof von Pas- Recht auf die Publikation des Breves an sau kämpfte vergeblich um den Erhalt der die Mitglieder des Ordens selbst in den Herrschaft Traunkirchen als Fundationsgut einzelnen Häusern…“163 Demgemäß wur- für die Weiterführung des Studienbetriebs de das Aufhebungsbreve in den Jesuiten- im ehemaligen Jesuitenkolleg zu Passau; niederlassungen der Diözese Passau ver- musste aber schließlich auch auf die ehe- kündet: Linz – 16. Sept., Steyr – 17. Sept., mals bei der Saline Aussee hinterlegten 50 Traunkirchen – 18.Sept., Krems – 6.Okt. 000 fl. verzichten167 und erhielt von Kaise- „Das anschaulichste Bild von dieser Publi- rin Maria Theresia die destruktive Frage kation bietet der Bericht des Hochw. Herrn gestellt: „Warum sollte ich für die Bayeri- Looß, Dechants und Pfarrers von Altmüns- sche Leuthe Schullen erhalten?“168 ter, der im Verein mit dem Stadtpfarrer 26

kirchen im Salzkammergut, Inauguraldissertation 1 Wilhelm Remes: Das Wirken der Jesuiten in Linz von Karl Amon, Graz 1949. 19 zur Zeit von Reformation und Gegenreformation, Urkundenbuch des Landes ob der Enns II.373, in: Freinberger Stimmen, 75.Jg. (2005), S.6-26. Nr.257. Vgl. auch Mittendorfer, S.50. 20 2 Wilhelm Remes: Die Jesuiten in Oberösterreich Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie und zur Zeit von Reformation und Gegenreformation – Statistik des Erzherzogthums ob der Enns und des ihr Wirken in der „Eisenstadt“ Steyr (1632-1773), Herzogthums Salzburg. Zweyter Teil: Der Traunk- in: Freinberger Stimmen, 76.Jg. (2006), S.9-31. reis (Linz 1828), S.393. 21 3 Hans Sturmberger: Der oberösterreichische Mittendorfer, S.50. 22 Bauernkrieg von 1626 im Rahmen der Landesge- Karl Amon: Die Entstehung der Pfarre Gosau, in: schichte, S.3, in: Der oberösterreichische Bauern- Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines, krieg 1626. Ausstellungskatalog des Landes Ober- Gesellschaft für Landeskunde, österreich (Linz 1976), S.1-14. Vgl. darüber 128.Bd.I.Abhandlungen (Linz 1973), S.129-148, grundsätzlich Karl Eder: Glaubensspaltung und hier S.137. 23 Landstände in Österreich ob der Enns (Linz 1936). Pillwein, S.473. 24 4 Rudolf Zinnhobler: Oberösterreich zwischen Re- Mittendorfer, S.63. 25 formation (1521) und Revolution (1848) – Erträge Ebenda, S.62. 26 kirchengeschichtlicher Forschung seit 1932, in: Weißbacher-Hartenschneider: Das Dekanat Alt- Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines, münster mit den Pfarren des Stiftes Kremsmünster, Gesellschaft für Landeskunde, in: Topographie des Erzherzogtums Österreich, Bd. 128.Bd.I.Abhandlungen (Linz 1983), S.109-145, III (1835), S.96f. 27 hier S.111f. Rudolf Weiß: Das Bistum Passau unter Kardinal 5 Vgl. Anm.1.S.10. Joseph Dominikus von Lamberg (1723-1761), = 6 Vgl. Anm.1.S.11. Münchner Theologische Studien, I. Historische 7 Der Begriff Salzkammergut umfasste in der be- Abteilung, 21.Band, (St. Ottilien 1979), S.289. 28 schriebenen Zeit das Land vom Traunsee abwärts Franz Pfeffer: Die Grafschaft im Gebirge. Zur Richtung Süden; erst nach der Eingliederung in das Geschichte des oberösterreichischen Alpenraumes Land ob der Enns (1783) erfährt der Begriff eine im frühen Mittelalter, in: Jahrbuch des oberösterrei- Ausdehnung über den Attergau und das Mondsee- chischen Musealvereines, Gesellschaft für Landes- land. kunde, 101.Bd. (Linz 1956), S.175-219; hier 8 Karl Pömer: Kunst in Oberösterreich, Bd.1 (Linz, S.183f. 29 1983), S.69f. Ebenda. 30 9 Ebenda. Eine umfassende Liste über den Streubesitz au- 10 Erich Buchinger: Die „Landler“ in Siebenbürgen ßerhalb des genannten Besitzes siehe bei Mittendor- (München 1980), S.69. fer, S.42-46. 31 11 Bernhard Duhr SJ: Geschichte der Jesuiten in den Gabriele Wurnig: Beiträge zur Geschichte Ischls Ländern deutscher Zunge, Bd.II.Teil I. S.325ff. im Zeitraum 1300-1800, in: Bad Ischl. Ein Heimat- 12 Vgl. Anm. 2.S.9. buch. Hg. zur 500-Jahrfeier der Markterhebung 13 Johann. Ev. Diendorfer: Die Aufhebung des vom Ischler Heimatverein (Bad Ischl 1966), S.141- Jesuitenordens im Bistum Passau nach den Akten 191, hier S.143. 32 des k. b. allgemeinen Reichsarchivs zu München Ida Feichtinger: Siedlungsgeschichte Ebensees. und des Bischöflichen Ordinariatsarchivs zu Pas- Die vier Grundobrigkeiten Ebensees als politische sau, in: Jahresbericht über das Königliche Lyceum Verwaltungs-, Steuer- und Gerichtsbehörden (Mit- zu Passau für das Studienjahr 1890/91. S.1-81, hier terweißenbach 1969), S.160f. 33 S.64. Die Anlage des genannten Fundationsvermö- Ebenda, S.27. 34 gens in den österreichischen Landen sollte sich aus Vgl. ebenda, S.35. 35 Sicht des Passauer Bistums noch als schwerer Feh- Ebenda, S.38f. 36 ler erweisen. Ebenda, S.42f. 37 14 Vgl. Duhr, ebenda. Ebenda, S.159f. 38 15 Catalogi Personarum et Officiorum provinciae Weißbacher, S.96. 39 Austriae SJ. Bd. II. 1601-1640, collegit et edidit Mittendorfer, S.46f.; vom Salzamt Gmunden Ladislaus Lukács SJ, hier S.270. erhielt man nochmals dieselbe Menge. 40 16 Vgl. Ferdinand Mittendorfer: Traunkirchen einst Laut einer Entscheidung eines Rechtsstreites des Mutterpfarre des Salzkammergutes (Linz 1981) S. Jahres 1703. 41 37. sowie z.T. erweiterte Neuauflage (Linz 1997), Vgl. Anm. 18: Karl Amon: Geschichte des Bene- S.80. diktinerinnenklosters Traunkirchen, S.70. 42 17 Ebenda, S.34. Mittendorfer, S.46. 43 18 Vgl. die grundlegende Arbeit von Karl Amon: Bernhard Duhr SJ: Geschichte der Jesuiten in den Geschichte des Benediktinerinnenklosters Traun- Ländern deutscher Zunge, Bd.II. Teil I. S.327, Anm.5. 27

44 Mittendorfer, S.71. Ich weiß nicht gegen welchen Süddeutschland, weil der Fürst als Reichsgraf Reli- Feind. gionsfreiheit besaß. 45 Ebenda, Anm.115. 66 Hier wurde die bei den Protestanten übliche 46 Weiß, S.289. Kommunion in beiderlei Gestalt praktiziert. 47 Bernhard Duhr SJ: Geschichte der Jesuiten in den 67 R. Moser: Schicksale von Transmigranten und Ländern deutscher Zunge, Bd.IV. Teil I. S.374. Exulanten aus der Umgebung von Wels, in: Jahr- 48 Ebenda. buch des Musealvereins von Wels, Nr.18 (1972), 49 Vgl. Anm. 1 u. 2. S.149-215, hier S.149f. 50 Georg Heilingsetzer: Grundzüge der politischen 68 Gratzer, S.32. und territorialen Entwicklung Oberösterreichs in 69 Prechensteiner an Joseph Dominikus, Hofkirchen der frühen Neuzeit (1500-1848), in: Tausend Jahre an der Trattnach, 13. Juli 1723. Bischöfliches Ordi- Oberösterreich. Das Werden eines Landes. Bei- nariatsarchiv Passau 1749, in: Weiß, S.301. tragsteil, S.65-88, hier S.78. 70 Tropper, S.291. 51 Peter G. Tropper: Von der katholischen Erneue- 71 Amon-Naschenweng, Pfarrer – Kirchherren – rung bis zur Säkularisation – 1648-1815, in: Ge- Vikare, S.1. schichte des Christentums in Österreich, hg. v. 72 Mittendorfer, S.76. Herwig Wolfram (Wien 2005), S.281-360, hier 73 J. Friedrich Koch: Streiflichter zur Geschichte S.289. des Protestantismus in Oberösterreich, in: Jahrbuch 52 Zinnhobler, S.126. der Gesellschaft für die Geschichte des Protestan- 53 Karl Amon – Hannes P. Naschenweng: Pfarrer – tismus in Österreich (JGPÖ. 25, 1904), S.152-164, Kirchherren – Vikare. Die Pfarrer von Aussee in hier S.159f. sieben Jahrhunderten. Beilage zum Ausseerland 74 H. Herrmann Schmidt, S.351. Pfarrblatt, Jg.52, 2004, Nr.7/8, Juli/August 2004, 75 Landlinger, S.291. S.2. 76 Ebenda, S.292. 54 Ebenda. 77 Pfarrarchiv Bad Ischl, in: Landlinger, S.293. 55 Buchinger, S.76. 78 Pfarrarchiv Bad Ischl, in: Landlinger, S.299. 56 Karl Amon: Die Entstehung der Pfarre Gosau, 79 Terziarier sind bereits geweihte Priester, die als S.146. Jesuitenpatres die Phase der dritten Probezeit ab- 57 Hans Herrmann Schmidt: „Gedenke der vorigen solvieren. Für die Verbringung der dritten Probezeit Zeiten…“. Die Geschichte der Evangelischen war damals das Kolleg zu Judenburg vorgesehen. Pfarrgemeinde A. B. Bad Ischl, in: Bad Ischl. Ein 80 Brief an P. Ignatius Querck SJ vom 18. Feb. 1706 Heimatbuch. Hg. zur 500-Jahrfeier der Markterhe- und 4. Mai 1706, Pannonhalma, Traunkirchensia 1, bung vom Ischler Heimatverein (Bad Ischl 1966), fol. 7 und 8., in: Josef Wilhelm: Ein Seelsorgerle- S.344-373, hier S.349. ben der Barockzeit in Österreich – P. Ignatius 58 Johannes Landlinger: Die Geschichte der Pfarre Querck SJ (1660-1743), Dissertation (Graz 1976), St. Nikolaus in Ischl, in: Bad Ischl. Ein Heimat- S.28. buch. Hg. zur 500-Jahrfeier der Markterhebung 81 Weiß, S.348. vom Ischler Heimatverein (Bad Ischl 1966), S.279- 82 Siehe bei Zinnhobler, S.127f. 343, hier S.290. 83 Vgl. Amon-Naschenweng, S.3. 59 Mittendorfer, S.71. 84 Mittendorfer, S.51. 60 Franz Gratzer: Kryptoprotestantismus in Oberös- 85 Ebenda. terreich. Ein geschichtlicher Überblick, in: Jahr- 86 Amon, Geschichte des Benediktinerinnenklosters buch des oberösterreichischen Musealvereines, Traunkirchen, S.234. Gesellschaft für Landeskunde, 87 Mittendorfer, S.53. 131.Bd.I.Abhandlungen (Linz 1986), S.17-67, hier 88 Feichtinger, S.234. S.30. 89 Abgedruckt in Mittendorfer, S.27. 61 Weiß, S.271f. 90 Vgl. Walter Riedinger: Aus dem Ebenseer Pfarr- 62 Gemeint sind jene Familien unter rund 600 Per- buch 1729-2004, in: www.dioezese- sonen, die 1734-37 nach Siebenbürgen umgesiedelt linz.at/pfarren/ebensee/pfarrchronik wurden, vgl. dazu ausführlich Buchinger, S.66-119. 91 Robert Kluger: „Unser Kriegsherr und Feldober- 63 Tropper, S.290. ster […] ist Jesus Christus“ – Aspekte der jesuiti- 64 Observationes ex urbariis et manuscriptis resi- schen Volksmission in Kärnten und in der Steier- dentiae Traunkirchensis secundum seriem annorum, mark im 17. und 18. Jahrhundert, in: Die Jesuiten in Hs. 118 Ai/2 der Stiftsbibliothek von St. Martins- Österreich, hg. v. Werner Drobesch u. Peter G. berg (Pannonhalma) in Ungarn, um 1772, S.113, in: Tropper (Klagenfurt u.a. 2006), S.79-94, hier S.79. Amon, Die Entstehung der Pfarre Gosau, S.135, 92 Gernot Heiß: Konfessionsbildung, Kirchenzucht Anm.135. und frühmoderner Staat, in: Volksfrömmigkeit. 65 Die Grafschaft Ortenburg bildete – nur wenige Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert (Wien- Kilometer südwestlich von Passau – eine protestan- Köln 1989), S.196. tische Enklave im damals sonst rein katholischen 93 Tropper, S.357. 28

94 Mittendorfer, S.77. 115 Petr Mat’a: Zwischen Heiligkeit und Betrügerei. 95 Ebenda. Arme Seelen-Retter, Exorzisten, Visionäre und 96 Im Gegensatz zu den Protestanten, die sich vom Propheten im Jesuiten- und Karmelitenorden, in: Eucharistiegeheimnis abgewandt hatten. Jesuitische Frömmigkeitskulturen. Konfessionelle 97 Mittendorfer, S.106. Interaktion in Ostmitteleuropa 1570-1700. Hg. v. 98 Wofgang Menzel, in: Stephan Jakob Neher, Mis- Anna Ohlidal u. Stefan Samerski (Stuttgart 2006), sion, in: Wetzer und Welte´s Kirchenlexikon oder S.177-206, hier S.204. Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer 116 Ebenda. Hilfswissenschaften, Bd.8. (Freiburg 1893), S.1640. 117 Duhr, Bd.III., S.752f. 99 Mittendorfer, S.80. 118 Mat’a, S.204. 100 Vgl. bei Duhr, Bd. III, S.737f. 119 Vgl. Gratzer, S.33-36. 101 Josef Wodka: Kirche in Österreich (Wien 1959), 120 Ebenda, S.36. S.274. 121 Buchinger, S.34. 102 Landlinger, S.306. 122 Weiß, S.290. 103 Erich Renhart (Hg.): Der Grazer Kalvarienberg 123 Religionsbericht 1733, OÖLA, Musealarchiv, (Graz 2003), S.99. Schbd. 45a/92., siehe auch bei Wilhelm, S.44f. 104 Martin Čičo: „Insignia religionis trophaea“. Der 124 Vgl. Brief Antonius Zierndorffs an den Einneh- Anteil der Jesuiten an der Errichtung der Kalva- mer Ferdinand Achaz Streibl in Gmunden von 27. rienberge in der Österreichischen Provinz der Ge- Mai 1712, OÖLA, Musealarchiv, ebenda; siehe sellschaft Jesu, in: Jesuitische Frömmigkeitskultu- auch bei Wilhelm, S.45. ren. Konfessionelle Interaktion in Ostmitteleuropa 125 P. Ignatius Querck, geb. 1660 in Wol- 1570-1700. Hg. v. Anna Ohlidal u. Stefan Samerski fach/Schwaben wurde vorerst der Eintritt in die (Stuttgart 2006), S.225-255. Der Verfasser nennt Gesellschaft Jesu wegen körperlicher Schwächlich- bei 70 Niederlassungen der Jesuiten in der Österrei- keit seitens der Oberdeutschen Provinz SJ verwehrt; chischen Ordensprovinz rund 40 Kalvarienberge. trat 1680 in die Österreichische Provinz SJ ein, 105 Ferdinand Mittendorfer: Traunkirchen – 300 wurde 1690 zum Priester geweiht; nach Lehrtätig- Jahre Kalvarienberg 1696-1996 (Traunkirchen keit an der Wiener Universität war er u. a. von 1996). S.5f. Zur genannten Liste ist noch Ebensee 1703-06 Rektor des Judenburger Jesuitenkollegs. zu vermerken, wo bereits auf einem Felssporn Mehr als 30 Jahre seines Lebens war er als Volks- oberhalb des Ortes 1690 anstelle des heutigen missionar unterwegs; er starb 83-jährig zu Wien St. „Berghauses“ eine hölzerne Kapelle mit einem hl. Anna. Vgl. dazu kurz Helmut Platzgummer SJ: Grab errichtet wurde. Die heutige ganz in der nähe Kurzbiographien von Jesuiten der Österreichischen befindliche Kapelle wurde zwar erst 1779 errichtet, Provinz aus mehreren Jahrhunderten (Linz 2003), die darin befindliche Ausstattung folgt jedoch der S.146. sowie ausführlich Wilhelm, Anm.80. Tradition jener anderen Kalvarienbergkirchen des 126 Klageschrift vom 5. Juni 1712, OÖLA, Museal. Salzkammergutes. 45a/92. 106 Landlinger, S.301. 127 Wilhelm, S.48, dort die Angabe Pfarrarchiv Bad 107 Vgl. Čičo, S.247. Ausee, fol.10. 108 Traunkirchens heilige Stätten (Traunkirchen 128 Ebenda, S.39. 1972), S.28f. 129 Amon, Geschichte des Benediktinerinnenklos- 109 Čičo, S.249. ters Traunkirchen, S.250. 110 Vgl. Hans Commenda: Ein oberösterreichisches 130 1712, 1713, 1715, 1733. Notburga-Spiel, in: OÖ. Heimatblätter, Jg.23, Heft 131 Relatio de Statu Rei Catholicae in pago 1/2 (Jän-Juni 1969), S.36-40. Geusaren. A. o. 1713 à P. Missionario conscripta, 111 Vgl. Franz Lipp: Lebendiges Ischler Krippen- abgedruckt bei J. A. Schultes: Reisen durch Ober- spiel 1654-1954. Zum Altersproblem des letzten österreich, in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, großen Volksschauspieles von Oberösterreich, in: 1804 und 1808, 1. Teil (Tübingen 1809), S.66-80. OÖ. Heimatblätter, Jg.9/Heft 4 (Okt.-Dez. 1955), 132 Ebenda, S.68. S.307-313, hier S.309f. 133 Weiß, S.241. 112 Alfred Karasek-Langer: Der oberösterreichische 134 Anton Crammer: Heiliges Passau…(München- Jesuit Martin Gottseer (1648-1731) als Krippen- Passau 1782), in: Weiß, S.297. bauer in Sachsen, Ungarn und Schweden, in: Ober- 135 Andernorts – so am Rhein – wurden die Missio- österreichische Heimatblätter, Jg.21, Heft 1/2 (Linz nen nach dem Vorbild Segneris SJ gehalten – hier 1967), S.42-57, hier S.45. waren Geißelungen, gewaltige Umzüge und Buß- 113 Mittendorfer, S.80. prozessionen, bei denen die Teilnehmer Dornen- 114 Vgl. „Oh Wunna über Wunna“ – Salzkammer- kronen auf dem Haupt und Stricke um den Hals und gutkrippen, Ausstellung der Krippenfreunde Salz- Ketten an den Füßen trugen, üblich. Die Parhamer- kammergut im Innviertler Volkskundehaus Ried, sche Missionsmethode, anfänglich an Quercks 2002, Begleittext. Grundidee orientiert, entwickelte eine „Kinderlehr- organisation“ nach militärischem Vorbild. Beide 29

Missionsformen wurden vom Passauer Bischof Stimmen, 44.Jg. (Dez. 1973), S.9ff. sowie P. Jo- (Kardinal) abgelehnt. Vgl. dazu ausführlich Peter hann Schasching SJ, ebenda, S.44. G. Tropper: Staatliche Kirchenpolitik, Geheimpro- 161 Aus Ludwig Pastor: Geschichte der Päpste seit testantismus und katholische Mission in Kärnten dem Ausgang des Mittelalters, 16.Bde. (Freiburg (1752-1780) = Das Kärntner Landesarchiv 16 (Kla- 1932), Bd. XVI/2, S.251. genfurt 1989), hier S.202-214. 162 Diendorfer, S.15. 136 Ebenda, S.298. 163 Ebenda, S.27. 137 Ebenda, S.249. 164 Ebenda, S.28. 138 Vgl. Wilhelm, S.33. 165 Originalbericht in den Akten des B. P. Ordina- 139 Kluger, S.86f. riatsarchiv, in: Diendorfer, S.29. 140 Vgl. Gratzer, S.42. 166 Feichtinger, S.50. 141 Vgl. u. a. Weiß, S.275. Der Bischof von Passau 167 Vgl. Anm.13 u. Diendorfer, ab S.63. weist die angelastete Kompetenz an die adeligen 168 Diendorfer, S.72. Patronats und Pfarrherren zurück. Vgl. weiter S.351, wo die Kompetenz für den Ankauf von Bü- chern an die Jesuiten in Traunkirchen weiterverwie- sen wird; hier kommt es zu einem Eklat; die Jesui- ten verlassen vorzeitig die Sitzung der Reformationskommission. 142 Vgl. Weiß S.419ff u. 461. 143 Karl Schraml: Das oberösterreichische Salinen- wesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, 3 Bde. (Wien 1932), Bd.1, S.475f. 144 Religionsbericht 1733, OÖLA, Musealarchiv, Schbd. 45a/92., siehe auch bei Wilhelm, S.137. 145 Gratzer, S.45. 146 Wilhelm, S.89. Dort ist auch der gesamte Be- richt abgedruckt: Beilage 2, S.112-137. 147 Gratzer, S.45. 148 Buchinger, S.45 u. 239. Vgl. dort auch die aus- führliche Darstellung über Art und Weise der Durchführung der Transmigrationen. 149 Jansenismus, Sammelbecken jener Strömungen, die Sinn und Existenz der römischen Zentralkirche scharf bekämpften, so auch die Jesuiten als „Stell- vertreter“ des Papstes. 150 Pillwein, S.394. 151 DEHIO Oberösterreich (Wien 1971), S.345. 152 Johannes Geistberger: Die Pfarrkirche in Traun- kirchen, in: Christliche Kunstblätter, 57.Jg. (Linz 1916), S.75-78, 87-89, 95-97, 102-105, hier S.88. 153 Geistberger, ebenda, S.89 erkennt in den Statuen fälschlich den hl. Ignatius u. hl. Franz Xaver. 154 Vgl. Anm.2.,S.13. 155 Vgl. Zinnhobler, S.129. 156 Mittendorfer, S.95. 157 Christliche Kunstblätter, 35.Jg. (1894), S.140ff. 158 M. Plazer: Historische Wanderungen von Traunkirchen bis Aussee (1907), S.16. 159 Geistberger, S.103. 160 Diesen Ländern waren v.a. die Unternehmungen der Jesuiten in den Kolonien ein Dorn im Auge, zumal beispielsweise die wirtschaftlichen Erfolge der Reduktionen (Siedlungen) in Südamerika den wirtschaftlichen Interessen der Kolonialherren entgegenstanden (Bodenschätze, billige Arbeits- kräfte durch Versklavung etc.). Vgl. ausführlich über die näheren Umstände der Aufhebung Heribert Waider: Der überlebte Untergang, in: Freinberger